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Fragmente

Kurzstory-Sammlung
von

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Power

Kortus' dröhnendes Gehirn brauchte einige Sekunden um festzustellen, dass seine Augen zwei sehr unterschiedliche Bilder wahrnahmen. Es dauerte einen weiteren Moment, bis er begriff, dass es kein gutes Zeichen war, wenn die Sonne durch eine Stelle schien, an der eigentlich das solide Ceramit seines Helmes sein sollte.

Seine Kampfinstinkte schalteten sich ein und überdeckten die Kopfschmerzen.

Vitalsystem. Leichte Gehirnerschütterung, sonst nicht beeinträchtigt.

Skelett. Keine Brüche. Stauchung im rechten Knöchel, geschient durch die Rüstung.

Sonstige. Einschnitt in Brust, verschorft, heilt bereits.

Körperhaltung. Auf dem Rücken liegend, ein Bein zur Seite verdreht.

Rüstung. Brustplatte und Helm durch einen Schlag schwer beschädigt.

Waffen. Unbekannt.

Umgebung. Zerstörte Hütte aus Lehmziegeln, keine Aktivität zu sehen oder zu hören.
 

Kortus richtete sich auf. Schutt polterte von seiner Rüstung und ein stechender Schmerz schoss durch seinen Kopf. Er erlaubte sich ein Stöhnen und blinzelte während seine zwei Herzen die schwarzen Ränder vertrieben, die sich in sein Gesichtsfeld schleichen wollten.

Eine seiner Helmlinsen war beschädigt, sodass die Anzeigen unbrauchbar waren. Die andere war einfach weg, zusammen mit dem Funkgerät. Ein mächtiger Hieb hatte den Helm gespalten und dann dem stolzen Adler auf seiner Brustplatte den Flügel gestutzt.
 

In diesem Zustand war der Helm eher Gefahr als Schutz, also zog Kortus ihn von seinem Kopf und legte ihn in den feinen Sand, der den Boden bedeckte. Dabei entdeckte er die vertraute Form seines Bolters unter den Trümmern und griff danach. Erinnerungen strömten in seinen Geist, als seine Finger die Waffe umfassten. Die Suche nach geeigneten Rekruten in einer Stadt mitten in der endlosen Wüste von Derenos III. Die wunderschöne Sonne. Dann plötzlich der Erzfeind. Nur Überläufer der Garde, mit denen er und die PVS gut zurechtkamen bis plötzlich ein Chaos Marine auftauchte. Und mit ihm das Schwert, das ihn beinahe seinen Kopf gekostet hatte.
 

Den Abschaum hatte Kortus mit seiner letzten Sprenggranate der Gnade des Imperators überlassen doch sein Bolter war im Ringkampf unter die Kämpfer geraten. Die nutzlos gewordene Waffe folgte dem Helm während Kortus seine Boltpistole zog. Der martialische Aquila auf der Oberseite präsentierte acht golden leuchtende Federn. Voll geladen.
 

Unter lautem Kirschen der Trümmer über seinen Beinen wuchtete sich der Marine auf seine Füße. Er ignorierte das Stechen im Knöchel und badete einen Moment in den warmen Sonnenstrahlen, die durch das Loch in der Wand fielen.

Dabei strengte er sein Lymansches Gehör an. Ein schwaches Knattern drang an sein Ohr. Möglicherweise ein schwerer Bolter, aber wegen dem Echo in den Gassen war die Richtung unmöglich zu bestimmen.
 

Doch da war noch etwas. Schritte, keine zwanzig Meter entfernt. Mit einer lautlosen Bewegung schmiegte sich Kortus neben das Fenster durch das er die Schritte gehört hatte.

Mehr Schritte, mindestens vier Individuen. Freund oder Feind?
 

Eine Stimme zischte einen Befehl, unverständlich durch eine Gasmaske, und Kortus hörte das vertraute Klicken als Autogewehre durchgeladen wurden.
 

Die Planetaren Verteidigungsstreitkräfte von Derenos III verwendeten ausschließlich Lasergewehre; die meisten Projektilwaffen waren im ewigen Sand zu unzuverlässig.

Er schloss die Augen um sich voll auf sein Gehör konzentrieren zu können. Er konnte die Schritte von fünf Personen unterscheiden. Eine ging voraus, der Rest schien in dichter Formation zu folgen.
 

Unter normalen Umständen wären selbst zehn Soldaten keine größere Herausforderung gewesen, aber ohne Helm stellte schon ein einzelnes Sturmgewehr eine ernste Gefahr dar. Und Imperator wusste, was die Ketzer noch mit sich führten.
 

Kortus halfterte seine Pistole und zog sein Kampfmesser aus der Scheide im Rückenmodul. Leichter Wind kam auf und der Marine nahm eine Spur Prometheum wahr.

Mobile Infanterie?

Nein, zu feiner Brennstoff für Rückstände eines Panzermotors. Ein Flammenwerfer.
 

Er rutschte ein Stück die Wand entlang bis er auf halber Höhe zwischen der Tür und der Hausecke war. Das Überraschungsmoment war in dieser Situation sein hilfreichster Verbündeter, und hier kam ihm die Gensaat der Blazing Angels zu Hilfe. Sie alle hatten ein enorm gesteigertes Wahrnehmungsvermögen für Wärmestrahlung.

Regungslos wartete er darauf, dass er durch die Wand eine kleine aber kräftige Wärmequelle spürte.
 

Er spannte sich an, machte seine flache Hand zur Dampframme und stieß glatt durch die kompakten Lehmziegel. Ein erschrockener Schrei folgte, als der orangene Panzerhandschuh zwischen den Ketzern aus der Wand brach.
 

Kortus bekam etwas zu fassen. Er krallte seine Finger mit voller Kraft zusammen und riss seinen Arm zurück, was mit einem schmerzerfüllten Schrei quittiert wurde. Etwas unförmiges, blutiges hing zwischen seinen Fingern, zusammen mit einem Stück verbogenem Metall.
 

Der Mann mit dem Flammenwerfer schwankte gefährlich und starrte durch seine Gasmaske auf die Stelle wo bis eben noch sein Arm gewesen war. Prometheum strömte aus dem zerfetzten Schlauch und vermischte sich zu seinen Füßen mit seinem Blut. Beißende Dämpfe erfüllten die Luft.

Wie in Zeitlupe sackte der Soldat zusammen während der Schock ihn übermannte.

Er war gerade erst auf die Knie gefallen als die Zündflamme das brisante Luft-Treibstoffgemisch entzündete.

Ein lodernder Fußball fegte durch die Gasse und verbrannte in einem Wimpernschlag die Lunge von einem der Ketzer zu Asche. Die drei anderen überlebten das Inferno, geschützt durch ihre Rüstungen und schieres Glück.

Trotzdem waren sie von dem Hitzestoß für einen Augenblick geblendet.

Mehr als genug Zeit für den Space Marine um zuzuschlagen.

Er brach mit einem simplen Schulterstoß einfach durch die massive Wand und rammte dem ersten Ketzer, den er wahrnahm, seinen Schulterpanzer gegen Oberkörper und Kopf. Der Soldat knickte unter dem Einschlag wie ein Strohhalm, dann wurde er zwischen der nächsten Wand und einer halben Tonne aus genetisch gestähltem Mensch und Rüstung zermalmt.
 

Kortus nahm am Rande wahr, dass er in einer Pfütze aus brennendem Treibstoff stand und Flammen über seine Unterschenkel strichen, doch statt sich darum zu kümmern, schlug er dem nächsten Feind sein Kampfmesser in die Brust.

Die verunstaltete Garderüstung hatte der Ceramitklinge nichts entgegenzusetzen und wurde glatt durchstoßen. Blut spritzte über getrockneten Lehm als die breite Klinge am Rücken wieder austrat.
 

Mit vor Angst verzerrtem Gesicht wich der letzte Ketzer vor dem flammenumrahmten Monstrum zurück und in seiner Panik verkrampfte er seinen Finger um den Abzug seines Automatikgewehres. Kortus ließ reflexartig sein Messer los und riss seine Arme hoch um sein Gesicht und die verletzte Brust zu schützen.

Kugeln prallten wirkungslos von Ceramit ab, nur eine fand den dünneren Handgelenksschutz aber blieb im Aramidgeflecht stecken. Einen Schlag seiner zwei Herzen später war dem Ketzer auch schon die Munition ausgegangen und Kortus ging zum Angriff über:

Er riss dem Soldaten das Gewehr aus den Händen und schlug damit nach dessen Kopf. Der wich instinktiv nach hinten aus und stolperte, wodurch der Gewehrkolben seinen Helm verfehlte. Stattdessen hämmerte er mit unheimlicher Wucht in die Rüstung.

Das Armaplast fing viel Energie auf; trotzdem zertrümmerte der Schlag dem Soldaten den Brustkorb und trieb die Luft aus seinen Lungen.

Er stürzte zu Boden und wand sich vor Schmerz, und in seiner Tarnhose breitete sich ein nasser Fleck aus.

Kortus machte einen Schritt nach vorn, sah den wimmernden Mann mitleidslos von oben an und hob seinen schweren Stiefel.



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