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Traum

... oder doch Realität?
von

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Wie der Mond seinen Weg hinter den Horizont kennt, kenne auch ich meinen vom Schicksal vorgeschriebenen Weg.

Durch den Wald, quer durch die kalte Vollmondnacht.

Ich komme an einen See mitten im Wald. Der Vollmond spiegelt sich auf der tiefschwarzen Fläche. Nichts bewegt sich. Der Wind steht. Nur hier und da – kurze Rufe von Käuzen.

Gebannt vom Anblick des Sees bleibe ich stehen. Ich bewege mich nicht. Es ist, als würde ich bewegt.

Eine übersinnliche Macht, die mich und jedes andere Wesen beherrscht.

Ich werde auf den Weg zu bewegt.

Das kalte Wasser benetzt meine nackten Füße. Immer weiter laufe ich auf den großen hellen Fleck in der Mitte des Sees zu.

Das Wasser, das in Tropfen von meinen Wangen läuft, zieht im See weite Kreise.

Unfreiwillig beobachte ich, wie die Kreise um die Stelle, an der meine Tränen das Wasser berührt haben, immer größer werden.

Ich werde weiter in den See gelenkt.

Ich höre eine Stimme, doch sie klingt weit entfernt.

Ich achte nicht auf sie.

„Geh nicht weiter!“, höre ich. Doch wer es auch ist, es interessiert mich nicht, was andere sagen.

Ich gehe meinen Weg zu Ende, keiner wird mich hindern, denke ich.

Das Wasser berührt mein Kinn. Mein Nachthemd weitet sich. Ich halte es fest, damit es nicht meinen Körper entblößt.

Ich höre, dass etwas weit hinter mir ins Wasser gesprungen ist, doch ich gehe weiter.

Ich tauche unter. Ich will sterben, denke ich. Doch ich kann atmen. Wie kann das? Ist das das Schicksal? Ich schwebe, meine Beine von meinen Armen umklammert, wie ein ungeborenes Kind im Leib seiner Mutter.

Ich öffne meine verschlossenen Augen und blicke in das schmale Gesicht meiner besten Freundin. Ihre langen blonden Haare wehen in den Wogen des Wassers in alle Richtungen. Ihr Gesicht ist verschmiert, als hätte sie jämmerlich geweint.

Erst jetzt merke ich, dass ich nicht in das verweinte Gesicht meiner Freundin blicke sondern in mein eigenes, das vom Schicksal in das meiner Freundin verwandelt worden ist. Um mich herum ist alles tiefblau. Die Welt ist gänzlich anders, als alles, was ich kenne.

Ich fühlte mich geborgen.

Plötzlich reißt mich jemand von hinten an die Wasseroberfläche, die mir in diesem Moment so warnsinnig weit entfernt vorkommt.

Ich lasse mich von dieser Person an den Strand ziehen.

„Was machst du nur für Sachen!“, fragt mich ein kleiner dunkelhäutiger Junge in silberner Rüstung und einem riesigen Schlüssel in der Hand.

Meine Kleidung und meine Haare sind knochentrocken, als wäre ich nie im See gewesen.

„Naja, ist ja auch egal, mach das nicht wieder!“, schimpft Collins „Ich muss weiter, die böse Königin Linda besiegen.“

Er setzt sich in Bewegung und schwebt zum Schloss auf dem hohen Felsen, der halb den hellen Vollmond bedeckt.

Ich blicke auf die Seeoberfläche. Ich trage immer noch das Gesicht meiner besten Freundin. Ich hebe die Hand, um mir das verschmierte Make-up aus dem Gesicht zu wischen und bemerke, dass sich dieses Gesicht aus meinem eigenen weg wischen lässt.



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