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Areon, Herrscher der Zukunft

von

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Zeron

Zeron
 

Wabernde Punkte huschten über die schwarze Unendlichkeit und formten sich zu Gesichtern und Dingen, die sie irgendwo her kannte, aber nicht zuordnen konnte. Vielleicht die Gesichter ihrer ehemaligen Aufträge. Ein neuer Aspekt machte sich in ihrem Bewusstsein breit.

Kälte durchzog ihren ganzen Körper und sie fror erbärmlich. Aber selbst für dieses Gefühl war sie dankbar, denn es bedeutete, dass sie noch am Leben war.

Mühsam versuchte sie die Augen zu öffnen. Grelles Licht schlug ihr entgegen und schmerzte, trotzdem zwang sie sich die Augen weiter zu öffnen und einen Blick auf ihre Umgebung zu werfen. Wie es aussah, befand sie sich in einer Art Hütte. Es wirkte schäbig und zerfallen, aber es war warm und sie war am Leben. Ein dunkler Umriss erschien vor dem grellen Licht und schien sie anzulächeln, dann verschwand er wieder. Sie lauschte einen Moment nach der fremden Person und realisierte nur langsam wie er sich an irgendetwas zu schaffen machte.

So leise wie möglich richtete sie sich auf und schwang die Beine aus dem provisorischen Bett. Ihre gesamte rechte Körperhälfte wirkte taub und tat trotzdem irgendwie weh.

Nach einer zweiten Musterung wirkte die Hütte doch größer als gedacht und noch etwas fiel ihr auf. An der Wand hing ein großes antikes Schwert, das wohl eher der Dekoration diente als der Verteidigung. Der Fremde schürte gerade im Feuer und hatte ihr den Rücken zugedreht. Blitzschnell griff sie nach einem Küchenmesser, das vor ihr auf einem kleinen Tisch lag und setzte es ihm an die Kehle.

„Wer bist du?“, krächzte sie heißer und ihre Stimme hörte sich fiebrig an. „Was mache ich hier?“

Der Fremde hob erschrocken die Arme und drehte sich langsam um, so dass sie ihm in die Augen schauen konnte. Er sah ganz anders aus, als sie sich den Bewohner dieser Hütte vorgestellt hatte. Er war jung, älter wie sie selbst vielleicht, aber trotzdem noch ziemlich jung und seine Augen schienen ihr direkt bis in die Seele zu blicken. Es war ein seltsames Gefühl, doch sie hielt seinem bohrenden Blick stand.

„Mein Name ist Zeron und na ja… du bedrohst mich gerade mit meinem Küchenmesser.“, antwortete er belustigt. „Aber wer bist eigentlich du?“

„Das tut nichts zur Sache.“, knurrte sie wütend.

„Wie ich es mir dachte.“, erwiderte Zeron. „Aber ich würde es trotzdem gerne wissen. Immerhin habe ich dich aus dem Bach gefischt und eine Woche damit verbracht dich gesund zu pflegen.“

„Eine Woche?“, hakte sie erschrocken nach und plötzlich fiel ihr alles wieder ein.

Ihr Auftrag, sie wurde angegriffen, das Kind. Oh nein, sie hatte das Kind fallen gelassen. Sie sollte es abliefern. Und das alles vor einer Woche. Sie musste los.

„Du solltest dich lieber wieder hinlegen.“, schlug der Fremde vor. „Deine Wunden sind noch längst nicht verheilt. Was mich zur zweiten Frage bringt. Woher hast du bitte zwei Schussverletzungen? Ich meine eine so hübsche junge Frau, irgendwie…“

„Ruhe!“, herrschte sie Zeron an. „Hast du auch ein Kind gefunden?“

Der Mann schüttelte leicht verwirrt den Kopf.

Ihre Hände fingen an zu zittern. Sie musste das Kind finden und so schnell wie möglich wieder zurückgehen. Es war ein Desaster.

Ein schrecklicher Schmerz durchfuhr ihre rechte Körperhälfte und ihre Füße knickten unter ihrem Gewicht zusammen. Ihr wurde übel und schwindlig, dann verlor sie wieder die Besinnung.

Als sie wieder zu sich kam, konnten nur wenige Minuten vergangen sein. Sie lag wieder auf dem Bett. Zeron hatte sich über sie gebeugt und machte sich an einem Verband zu schaffen. Sie wollte wieder aufstehen und von hier verschwinden, doch ihr fehlte einfach die Kraft dazu.

„Also, vielleicht fangen wir noch einmal von vorne an.“, schlug Zeron vor. „Wie lautet euer Name wehrte Frau und was treibt euch in einen reißenden Bach?“

Sie funkelte ihn nur wütend an und schloss erschöpft die Augen. Ihre Kräfte waren am Ende, aber sie musste so schnell wie möglich das Kind finden. Ihr blieb keine andere Möglichkeit als diesen jungen Mann um Hilfe zu bitten, sonst würde ihr Auftrag scheitern und das konnte sie sich nicht leisten.

„Mein… mein Name ist Aelia.“

„Ein schöner Name.“

„Ich muss so schnell wie möglich das Kind finden, das bei mir war.“, erklärte sie.

„Wie heißt es denn?“, fragte Zeron schmunzelnd.

„Ich… ich weiß es nicht.“, gestand Aelia kleinlaut. „Es war ein Mädchen und ich… ich sollte sie zurück bringen zu ihren Eltern, aber ich fürchte sie ist ebenfalls in den Bach gefallen.“

Zeron ließ sich auf einen Stuhl neben dem Bett sinken und sah sie nachdenklich an.

„Tut mir leid dir das sagen zu müssen, aber ich bezweifle, dass das Mädchen noch am Leben ist. Der Fluss ist tückisch und gefährlich und es ist ein Wunder, dass du überhaupt überlebt hast. Ein Kind hat da noch weniger Chancen.“

„Aber ich muss das Kind finden.“, beharrte sie.

„Ah ja, ich ziehe dich mehr tot als lebendig aus einem Fluss und dir ist nichts wichtiger als ein Kind zu finden, dessen Namen du nicht einmal kennst.“, fasste Zeron die Lage zusammen. „Du musst zugeben, dass hört sich seltsam an. Also, wer bist du wirklich?“

„Mein Name ist Aelia.“ erwiderte sie und funkelte den Mann wütend an. „Die Kleine ist... sie ist meine Halbschwester. Ich habe erst vor kurzem von ihr erfahren und habe sie gesucht.“

„So so, Halbschwester.“. erwiderte er und warf ihr einen zweifelnden Blick zu. „Und wieso seid ihr in den Fluss gestürzt?“

„Ich war unvorsichtig und bin ausgerutscht.“, erklärte Aelia. „Ich muss sie wirklich finden.“

Zeron seufzte und reichte ihr ein Glas Wasser.

„In Ordnung. Du ruhst dich noch ein paar Tage aus und dann suchen wir deine Halbschwester. Vielleicht hat sie es ja doch geschafft. Du lebst ja auch noch.“, fügte er grinsend hinzu.

Aelia nickte zufrieden, trank einen Schluck und rollte sich auf dem Bett zusammen.

Sie fiel in einen unruhigen Schlaf. Immer wieder tauchten Bilder vor ihrem inneren Auge auf, die sie nicht kannte. Menschen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Alles ergab keinen Sinn und verschwamm zu einem einzigen Brei aus Gedanken. Sie hörte Stimmen ohne jemanden zu sehen und sah Menschen ohne Gesichter. Irgendwann stand sie sich selbst gegenüber.

Vor ihr stand der Areon in ihr mit den ungewöhnlichen Augen, der silbrigen Haut und den schwachen Mustern darauf. So sah ihr wirkliches Ich aus. Kein Mensch sondern ein Areon. Sie schämte sich deswegen keinesfalls, doch in ihrem Job war es einfach nötig die Gestalt eines Menschen zu haben.

Ihr zweites Ich verschwamm ebenfalls zu einem formlosen Schatten und wich einem kleinen hellen Lichtschein.

Sie war wach.

Vorsichtig öffnete sie weiter die Augen und blinzelte geblendet. Durch einen Spalt zwischen den Holzbrettern drang Licht ins Innere der kleinen Hütte. Sie war also tatsächlich hier. Es war kein Traum gewesen.

Mühsam kämpfte sie sich aus der Decke, in die sie sich eingewickelt hatte und setzte sich auf. In der Hütte war es relativ dunkel, doch von draußen schien grelles Licht herein. Es musste bereits Mittag sein. Von ihrem merkwürdigen Retter war nichts zu sehen.

Mühsam zog sie sich an, sie konnte sich nicht erinnern sich ausgezogen zu haben, und warf sich einen Mantel über die Schultern. Ihr Blick glitt über einen schmalen geschwungenen Dolch. Ihren Dolch.

Rasch steckte sie ihn ein und öffnete die Tür nach draußen. Geblendet hielt sie die Hand vor die Augen und wartete einige Sekunden. Als sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah sie sich um. Die Hütte stand an dem Fluss, in den sie gefallen war. Das Tosen des Wassers war kaum zu überhören, aber es hatte seinen Ursprung wohl weiter oben, denn hier war die Wasserfläche ziemlich ruhig und die Strömung minimal. Sie befand sich in einer Felsenschlucht, die auf der Seite der Hütte niedriger war und in einem Waldstück endete. Ein perfekter Ort für eine einsame Behausung.

„Nicht sehr beeindruckend, ich weiß. Dafür aber gemütlich.“, hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich.

Blitzschnell drehte sie sich um und ein gleißender Schmerz durchzuckte ihre rechte Körperhälfte. Ihr wurde schwindlig und sie hatte Mühe sich auf den Beinen zu halten. Sie spürte wie jemand nach ihr griff und nach einigen Minuten war das Flaue Gefühl in ihrem Magen wieder verschwunden.

Zeron stand neben ihr und hatte seinen Arm um ihre Hüfte gelegt um sie im Notfall aufzufangen. Aelia riss sich hastig los und wich einige Schritte zurück, wobei sie sehr darauf achten musste nicht schon wieder fast das Bewusstsein zu verlieren.

„Entschuldige, ich wollte dir nicht zu nahe treten.“, sagte Zeron verlegen.

„Schon... schon in Ordnung. Ich bin... Nähe nicht gewohnt.“, erklärte Aelia hastig. Irgendwie war ihr diese Situation peinlich.

Jetzt im Schein der Mittagssonne wirkte ihr Retter ein wenig jünger, als sie am Anfang noch gedacht hatte. Bis auf eine einfache dunkle Hose trug er nichts und schien gerade aus dem Wasser zu kommen. Rasch drehte sie sich um und ging zum Fluss um sich ein bisschen Wasser ins Gesicht zu spritzen. Sie spürte förmlich wie sie rot anlief und schüttelte irritiert den Kopf. Was war nur los mit ihr? Sie musste sich doch schlimmer verletzt haben als gedacht.

Nach ein paar Minuten stand sie entschlossen auf und drehte sich herum.

Zeron war verschwunden.

Verwundert sah sie sich um und entdeckte ihn auf der rechten Seite seiner Hütte. Er hatte sich ein Hemd angezogen, wie sie zu ihrer Erleichterung feststellte und werkte an einer Art Pferdetrense herum. Zögernd ging sie zu ihm hinüber und sah ihm eine Weile zu.

„Wie fühlst du dich?“, fragte er sah aber nicht zu ihr auf.

„Ganz gut.“, antwortete sie knapp. „Mein rechter Arm schmerzt noch ein wenig.“

„Was mich zu einer sehr interessanten Frage bringt.“, fuhr Zeron fort. „Wieso steckten in deiner Schulter und deiner Hüfte zwei Kugeln?“

Aelia sah ihn entsetzt an und wich einen Schritt zurück. Zeron sah auf und durchbohrte sie förmlich mit Blicken.

„Also? Wer bist du wirklich? Und was ist passiert?“

Sie wich einen weiteren Schritt zurück, aber nicht aus Angst. Aelia wusste, dass er ihr nichts antun konnte. Niemand war stark genug dazu, doch sie wollte ihn nicht verletzen.

„Es... es ist wie ich gesagt habe.“, erwiderte sie.

Zeron verschränkte die Arme vor der Brust und schnaubte abfällig.

„Doch wirklich! Ich habe meine Halbschwester gesucht, weil sie in Gefahr war und dann sind diese Männer aufgetaucht und haben auf uns geschossen und...“, sie stockte und brach in Tränen aus.

Zeron schaute sie verwundert an und legte tröstend den Arm um sie. Instinktiv wollte Aelia zurück weichen, aber das durfte sie nicht. Er fiel auf ihre Schauspielkünste herein und das war das Wichtigste.

„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht kränken.“, flüsterte er ihr zu.

Aelia schluchzte noch ein paar Mal und nickte schließlich.

„Komm, du bist bestimmt hungrig. Wir essen etwas und morgen suchen wir deine Schwester.“, schlug Zeron vor. „Und während dem Essen erzählst du mir was passiert ist und was diese Typen von dir wollten.“

Gemeinsam gingen sie zurück in die Hütte und bei einem netten kleinen Essen tischte Aelia ihm die schönste Geschichte der Welt auf.



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