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Ene, mene, mu ...

Wenn Männer spielen
von

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... muss alles versteckt sein?

Die folgende Nacht war einfach nur grausam. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal allein geschlafen hatte, doch hier im Dunkeln zu liegen, an die Decke zu starren und deinen Atem zu vermissen, ist schlimmer als ich es mir je hätte vorstellen können. Meine Hand gleitet auf deine Seite, tastet zu der Stelle, an welcher sich normalerweise dein warmer Körper befindet.

Doch da ist nichts ...

Langsam lasse ich meinen Kopf seitlich kippen und wende mein Gesicht in die Richtung deines Kopfkissens.

Es ist leer.

Mein Blick schweift tiefer über die säuberlich zusammengelegte Bettdecke, keine einzige Falte, als wärst du nie hier gewesen ... Mit einem tiefen Seufzen schließe ich meine Augen und wende das Gesicht wieder ab, lege meine Hand über meine Augen und beiße die Zähne fest zusammen.

Was machst du grad?

Ob du mich vermisst?

Oder ob du froh bist, mich nicht sehen zu müssen?

Wie schläft es sich neben unserem Sänger?

Besorgt ers dir gut ... ?

Okay, Aoi, das reicht. Zu solchen Gedanken hast du kein Recht und auch nicht zu diesem nagenden Gefühl der Eifersucht, welches sich gerade durch mich frisst!

Gott!

Ruckartig richte ich mich auf und verharre einen Augenblick bewegungslos, während ich weiterhin durch den dunklen Raum starre und anschließend auf die kleinen leuchtenden Striche des digitalen Weckers blicke. Es ist kurz vor halb vier. Lange Zeit bleiben meine Augen an der letzten Zahl hängen, welche die Minuten angibt, ehe diese umklickt und eine weitere Zahl anzeigt. Ich starre weiterhin, bis sich sich wieder verändert.

Was soll ich jetzt tun?

Was wird aus uns?

Aus unserer Liebe, unserer Beziehung.

Willst du sie überhaupt noch?

Langsam erhebe ich mich aus dem Bett, schlürfe in Shirt und Boxer über den Teppich ins Badezimmer. Meine Augen gleiten erneut umher, blicken die halbseits leergeräumte Anrichte an. Du hast sogar deine Hygieneartikel mitgenommen, als wenn du vorhättest, länger wegzubleiben.

Wann hast du die geholt?

Als mich Reita in den Keller geschleppt hat?

Am Waschbecken abgestützt blicke ich in mein Gesicht und presse die Lippen fest zusammen. Das Gesicht hinter der Glasscheibe kommt mir durchaus bekannt vor, doch gleichzeitig ist es mir wahnsinnig fremd geworden, als würde es nicht wirklich mir gehören ... Mit kaltem Wasser wasche ich mir das Gesicht, spüle meinen merkwürdig trockenen Mund aus und lasse das Wasser noch ein wenig laufen, während ich ihm zusehen, wie der klare Strahl aufgeschäumt im Abfluss verschwindet. Tief seufzend schalte ich es wieder ab, richte mich auf und betrachte ein weiteres mal mein Spiegelbild, verfolge die Wassertropfen, welche über meine blasse Haut rinnen.

Wieso erinnern sie mich an deine Tränen?

Nach einem Handtuch greifend lasse ich den Blick wieder sinken, trockne mein Gesicht ab und verlasse das Badezimmer wieder.

Ich kann nicht mehr schlafen, wie denn auch ohne dich!

Also greife ich mir meine Aukustik und lasse mich mit ihr im Sessel fallen. Zögernd nur finden meine Finger den Weg über die Seiten, während mein Kopf langsam in den Nacken sinkt und sich meine Augen schließen. Es ist dunkel, doch wenigstens schaffe ich es die Stille zu durchbrechen, indem ich mich mit ein paar Melodien selbst unterhalte. Doch sie klingen so schwer, legen sich wie Ascheregen auf meine Lider und lassen es dahinter brennen, bis sie sich feucht entladen und das beißende Gefühl nachlässt. Ein aufkeimendes Schluchzen wird von lauteren Tönen erstickt, als würde ich versuchen, mich selbst zu ersticken.

Ich habe kein Recht auf Traurigkeit und ich habe auch kein Recht, mich in meinem Selbstmitleid zu baden. So stoppen meine Finger bald in ihren Bewegungen und legen sich geschlossen auf die Seiten, um mein Baby sanft zum Schweigen zu bringen. Einen Moment sitze ich einfach nur da, öffne meine Augen und nehme die Umgebung leicht unscharf war. Nach mehrerem Blinzeln wird sie wieder schärfer und meine Wangen noch eine Spur feuchter.

Ich bin so jämmerlich ...

Also lass ich es einfach bleiben, wische mir den abartigen Beweis meiner Niederträchtigkeit aus dem Gesicht und stelle mein Baby wieder in ihre Ecke zurück. Ich werde heute mit dir reden, ich werde keinen Tag akzeptieren, an dem ich dich nicht an meiner Seite weiß und ich werde dich sicherlich nicht so einfach einem Typen überlassen, dem ich auf den Scheitel spucken könnte, so weit kommt es noch!

Mit diesem Vorsatz kriech ich wieder ins Bett, greife die Decke und zieh sie über meine Schultern, ehe mein Blick wieder auf deine Seite und das unangerührte Bettzeug fällt.

Du kotzt mich an!

Schon schiebt sich mein Bein hervor und wuselt durch den anderen Stoff, während ich mit der Hand das Kopfkissen bearbeite und es zerknietsche. Mit einem zufriedenen Nicken begutachte ich mein Werk ich schließe wieder die Augen. Das war absolut kindisch, doch ich befinde mich im Moment sowieso an einer Grenze von Wahnsinn, Unzurechnungsfähigkeit und absoluter Dämlichkeit.
 

Der nächste Morgen kommt schnell und mit ihm auch ein weiterer Schlag in die Fresse, den ich mir selbst nicht hätte besser geben können.

Ich sitz am Frühstückstisch, zufälligerweise auch als Erster, doch eigentlich war das auch nur ein verzweifelter Versuch, Kai meine Reue für meine letzten Tage und mein da vorherrschendes Verhalten zu zeigen. Dieser kam auch mit mehr als einem besorgten Gesicht an den Tisch und ließ sich mir gegenüber nieder.

„Alles klar?” frag ich ruhig und versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass sich gerade schon etwas wie Demut in mir ausbreitet. Doch Kai hebt nicht einmal den Blick und nickt nur.

„Klar.” Dann greift er sich die Kaffeekanne und schenkt sich ein, während ich ihn eingängig beobachte.

Ob er noch immer meinetwegen sauer ist?

„Yutaka ... tut mir leid ... wegen gestern.”

Jetzt hebt sich sein Blick und seine dunklen Augen mustern mich einen Moment, während er die Kanne wieder abstellt und es mir vorkommt, als würde der Stuhl unter mir langsam in den Boden sinken.

„Schon gut.” spricht er ruhig und führt seine Tasse an seine Lippen, nippt an ihr und schiebt die Augenbrauen nachdenklich zusammen.

Okay, also ist er wahrscheinlich nicht mehr meinetwegen sauer. Allerdings weiß ich gerade nicht, ob es klug wäre noch weiter zu bohren und so widme ich mich selbst wieder dem Frühstück, greife mir ein Brötchen aus dem Korb der Mitte, auch wenn es mir schon allein bei dessem Anblick den Magen zusammenzieht. Mein Blick schweift unauffällig auf die große Uhr an der Wand des Gemeinschaftsraumes und dann wieder auf Kai, welcher immer noch mit einer Miene, als hätte man uns gekündigt, in seinen Kaffee starrt.

„Wo bleiben die anderen?” frag ich mutig und schneide das Hefeteigstück auf meinem Teller auf, ehe ich nach dem Frischkäse taste.

„Takanori und Kouyou kommen nicht und Akira wird wahrscheinlich noch schlafen.” Meine Hand bleibt auf dem Tisch liegen, die Fingerspitzen auf dem Deckel des Brotaufstriches, während mein Herz einen Sprung macht und ich den Drummer irritiert ansehe.

„Wie meinst du das, sie kommen nicht?”

Sogleich fährt mein Verstand Achterbahn und ich sehe die wirrsten Bilder des Gitarristens und des Vocals in mehr als eindeutigen Posen und weit abseits der Bekleidung. Wieder sieht mich Kai an, doch diesesmal gefällt mir sein Blick absolut nicht. Er besteht aus einer Mischung aus Traurigkeit, Unruhe und Unsicherheit.

Scheiße, was ist hier los?

„Wir haben uns entschlossen, die Tour zu verschieben, so lange wir interne Sachen noch nicht geklärt haben. Mit anderen Worten habt ihr Urlaub...”

Ich hätte mich jetzt fast gefreut, doch dieses positive Gefühl schafft es nicht einmal im Ansatz, sich durch mein Unwissen über dich hindurchzukämpfen.

„Das war nicht die Frage.” antworte ich ruhig und schlucke hart.

„Morgen~” kommt es von hinten und Kai blickt auf und lächelt gespielt.

„Guten Morgen, Akira.”

Der Bassist greift sich den Stuhl zwischen uns und lässt sich schwerfällig auf diesem nieder, ehe er sich ebenfalls die Kaffeekanne greift. „Das ging auch an dich, Aoi.” murmelt er und ich spüre seinen Blick auf mir, doch gerade bin ich für ihn am allerwenigsten auffassungsfähig.

„Wo sind sie?” Wiederhole ich ernster und spüre, wie sich mein Brustkorb verspannt.

„Sie sind weggefahren, wollten Abstand ... mehr weiß ich nicht. Mach dir keine Sorgen, da sie zu zweit sind, werden sie schon keine Scheiße bauen und in ein paar Tagen zurück sein.”

Ein scharfes Lufteinziehen des Bassisten kratzt in meinem Ohr und mein Blick senkt sich langsam.

„Wie ... du hast es nicht gewusst?” Höre ich Reita fragen und blicke sofort zu ihm.

„Nein, Herrgott, WANN DENN?!” Entfährt es mir unkontrolliert und Kai zuckt zusammen.

„Yuu, ganz ruhig, sie wollten nur ne kreative Pause. Und um ehrlich zu sein, wenn ich euch gegenüber nicht so viel Verantwortung hätte, wäre ich glatt mitgefahren.”

„Seit wann sind sie weg?” will ich wissen und funkel den Drummer gespannt an, doch dieser hebt nur die Schultern.

„Weiß ich nicht. Sie sagten im Notfall können wir sie über das Handy erreichen, aber sonst wollen sie nichts hören, solange wir uns alle nicht ausgesprochen haben.”

„Wie sollen wir uns aussprechen, wenn zwei fehlen?!” fluche ich fast schon und reibe mir mit der Hand über die Stirn.

Das darf doch nicht wahr sein!

Deswegen fehlten deine ganzen Hygieneartikel und deine Klamotten aus dem Schrank!

Wieso ist mir das nicht eher aufgefallen?

Wieso bin ich dir gestern nicht einfach nach, oder heute nacht? Ich hätte dich ohne Rücksicht auf Ruki aus dessen Zimmer zerren sollen, schließlich gehörst du an meine Seite und in mein Bett, nicht in seins!

Der Appettit ist mir mal wieder vergangen und ich schiebe langsam den Teller mit dem aufgeschnittenen Brötchen von mir.

„Willst du nicht mehr?” kommt es fragend von Reita und sofort krallt er sich mein Frühstück, doch ich reagiere nicht wirklich darauf.

In ein paar Tagen ... Was ist denn das bitte für eine Zeitangabe?

Gott, ich dreh durch!

Ruckartig hebe ich mich vom Stuhl und schiebe diesen grob mit den Kniekehlen nach hinten.

„Setz dich wieder.” murmelt Kai und schaute mich mit vor dem Kinn zusammengefaltenen Händen an.

„Ich ... ich hab keinen Hunger mehr.” versuche ich mich rauszureden und ehrlich gesagt dreht es mir gerade sprichwörtlich den Magen um.

„Fasten wir zur Zeit?” kommentiert Reita und meine Augen fokusieren den Teller vor mir. Wie gern hätte ich ihm dieses Ding in seine Fresse geschlagen.

„Halts Maul, Aki.” zischte ich und schon knallt es vor mir und ich zucke unerwartet zusammen. Kai hat mit der flachen Hand auf den Tisch geschlagen und funkelt mich nun mahnend an.

„Yuu, setz dich und hör auf Akira jedesmal anzufahren, wenn er etwas sagt! Und du ...” Sein Blick wandert mit gleichbleibender Strenge zu dem Blonden, welcher ihn gleichgültig anblickt. „...hör auf ihn immer zu provozieren. Ihr benehmt euch wie kleine Kinder und nicht wie erwachsene Männer! Was ist mit euch los? Soll ich euch vielleicht noch einen Sandkasten im Hof bauen lassen?”

Es herrscht Stille zwischen uns und nun senkt sogar Reita den Blick, auch wenn er die Arme vor der Brust verschränkt. Allerdings zöger ich immer noch und will mich ehrlich gesagt auch nicht mehr auf diesen Stuhl setzen.

„Wärst du gestern beim Abendbrot dabei gewesen, wüsstest du es.” spricht Kai nun wieder ruhiger und sogleich wandert mein Blick zu Reita.

„Seit dem weißt du es? Du wusstest, dass Kou wegfahren wollte?”

Der Bassist bleibt ernst, sieht mich langsam an und in seinen Augen ist jeglicher Spott, den ich sonst immer lesen konnte, verschwunden.

„Ja.” antwortet er und hebt die Schulter. „Es geht mich doch auch nichts an, also warum hätte ich es dir sagen sollen?”

Mir bleibt die Sprache weg.

Er wusste es, während er mich in den Keller geschleppt und im Dunkeln gevögelt hat, wusste er, dass das, wofür ich mich von ihm anfassen lasse, auf dem Weg ins Nirgendwo ist. Und trotzdem hat er nicht einmal die Fairnes besessen, es mir zu sagen und auch jetzt klingt es wieder, als wenn er sich in keinsterweise die Schuld für irgendetwas geben würde.

„Du bist ... so ein verfluchter Wichser!” dringen die Worte abwertend aus meinem Mund.

„Yuu ... ES REICHT!” donnert nun auch wieder Kai los und erhebt sich ebenfalls, stützt sich auf dem Tisch ab und sieht mich drohend an. Doch ich schenke nicht einmal mehr ihm Beachtung und drehte mich aprubt weg, verlasse den Speisetisch und den Raum.

Das darf nicht wahr sein, das darf einfach nicht wahr sein!

Ich kann und will das nicht glauben.

Das passt nicht zu dir. Du verpisst dich nicht einfach, ohne dich von mir zu verabschieden, oder mir wenigstens die Möglichkeit einer Entschuldigung zu geben ... Es sei denn, du legst keinen Wert mehr darauf.

Kann das sein?

Ist es schon so weit, dass es dir egal ist?

Bin ich dir egal?

Oder dieses Gefühlschaos, welches du mit deinem Aufbruch in mir angerichtet hast?

Mir schwindelt es und noch auf dem Weg zum Fahrstuhl stütz ich mich an der Wand ab, als die Übelkeit in mir aufkriecht und ich Magensäure auf der Zunge schmecken kann.

Du bist wirklich weg ...

Einfach nicht mehr da.

Das glaub ich nicht ...

Meine Beine beginnen zu zittern und ich hab das Gefühl, den Boden unter meinen Füßen nicht mehr spüren zu können.

Warum hast du das gemacht?

Hast du doch mehr gewusst, als ich wahrhaben wollte?

Wirst du es mir gleichtun und nun vielleicht sogar etwas mit Ruki anfangen?

Doch auch das wäre nicht dein Stil. Du bist kein Mensch, der Feuer mit Feuer bekämpft ... oder?

Die Schwelle des Fahrstuhles kommt mir bedrohlich nahe, als ich über sie stolper, doch noch ehe ich auf den polierten Boden des Lifts aufschlage, hält mich etwas fest. Ein Arm schlingt sich um meinen Bauch und ein weiterer um meine Brust. Ich rieche das herbe Aftershave und einen kleinen Schwall von Rauch.

„Lass mich... Aki...!” Meine Stimme ist mehr ein zitterndes Flüstern und ich schließe die Augen und schüttel heftig den Kopf.

„Bring ihn nach oben.”

Kai?

„Ich werds jedenfalls versuchen.” dringt die tiefe Stimme des Bassisten an mein Ohr.

„Falls was ist, ruf mich.” höre ich wieder den Drummer sprechen, ehe sich die Fahrstuhltür schließt.

„Reiß dich zusammen, Yuu.” spricht der Bassist ruhig auf mich ein, doch ich spüre, wie die Übelkeit in mir immer mehr ansteigt und ich versuche, nach den Haltestangen des Liftes zu greifen. Doch meine Wahrnehmung lässt mich gerade ganz schön im Stich und ich verfehle sie mehrmals, bis ich mich geschlagen gebe und den Kopf sinken lasse. Langsam werde ich wieder auf die Beine gezogen und spüre den kräftigen Nacken Reitas unter meinem Arm, als er sich diesen um die Schulter legt, um mich zu stützen. Irgendwann geht der Fahrstuhl wieder auf und mein Kopf kippt nach vorn, ehe ich ihn auf die Seite und an meine eigene Schulter in Reitas Richtung lehne. Seine Finger krallen sich fest in meine Hüfte und wäre ich vollkommen da gewesen, hätte ich seiner körperlichen Kraft, mit welcher er mich gerade so gut es geht auf den Beinen zu halten versucht, meinen Respekt ausgesprochen.

„Du bist ... schuld...” nuschel ich undeutlich und rolle mit den Augen, ehe ich sie wieder zusammenkneife und leise aufstöhne, als er mich neben unserer Zimmertür an die Wand drückt.

„Ich weiß...” antwortet er ruhig und greift in meine Hosentasche.

„Die andere.” nuschel ich wieder und schon zieht er den Schlüssel aus der Besagten und schließt die Tür auf. Umständlich schleift er mich zum Bett und lässt mich dann auf dieses fallen.

Scheiße, ist mir schlecht!

Meine Lider flattern leicht, doch während ich eine ganze Weile auf dem Rücken liege und die Augen geschlossen halte, ebbt dieses Gefühl der Übelkeit wieder ab. Blinzelnd öffne ich die Augen und spähe durch den Raum, doch bleibe sogleich an dem Gesicht des Bassisten hängen, welcher sich am Bettrand niedergelassen hat.

„Verpiss dich.” kommt es mir trocken über die Lippen, doch in seinem Gesicht zeigt sich nicht wirklich eine Regung, nicht einmal ein Gegenkommentar. Ich schließe wieder die Augen und schlucke heftig, ehe ich ihn wieder ansehe. „Hörst du schlecht?”

Er lässt den Kopf sinken und faltet die Hände auf seinen Knien. „Ich habe dich verstanden.” antwortet er endlich und sieht mich wieder an.

Gott, ich will dieses Face gerade einfach nicht sehen!

Mühsam versuche ich mich aufzurichten, doch noch ehe ich mich auf meine Ellenbogen stützen konnte, drückt mich die flache Hand des Bassisten wieder in die Laken. „Bleib liegen.”

Doch überraschenderweise schaffe ich es sogar, die Hand des Jüngeren von mir zu schlagen. Sein Blick wird eindringlicher, während er mich an den Schultern packt und nun mit mehr Kraft auf das Bett zurückdrückt.

„Du sollst mich nicht anfassen!” zisch ich ihn ein weiteres mal an und er beugt sich tief über mich und holt tief Luft, ehe er die Augen schließt.

„Wenn ich dich nicht aufgefangen hätte, wärst du mit deinem verfluchten Dickschädel an die Wand geschlagen!”

„Was kümmert es dich!” fauch ich erneut und stemme mich gegen seine Brust, um ihn wegzudrücken.

„Du bist so ein Idiot...” murmelt er und sieht mich mit seinen grauen Augen wieder an.

Ja, das weiß ich.

Ich bin der größte Idiot überhaupt.

„Und du bist schuld...” flüster ich unerwartet leise und spüre, wie die zurückweisende Geste meiner Arme langsam bricht und sich meine Hände in Reitas Shirt krallen. Mit einem Mal rollt eine Welle Verzweiflung über mich.

Ich habe dich verloren, ich habe dich seinetwegen verloren und nun sitzt er hier, an unserem Bett ...

„Du bist schuld...” wisper ich wieder und lege mir einen Arm über die Augen als ich spüre, wie es hinter diesen wieder zu brennen beginnt.

Nein, nicht jetzt, nicht vor ihm!

Doch ich kann es irgendwie nicht halten.

„Ich weiß.” antwortet er wieder nur und ich spüre, wie meine Lippen beginnen zu beben.

Schön wenn er es weiß...!

Doch mir bleiben weitere Vorwürfe im Hals stecken.

„Wieso, Aki ... wieso hast du das zugelassen ...” Meine Brust hebt und senkt sich schneller und ich kann das verräterische Schluchzen in meiner Kehle kaum verbergen. „Wieso hast du mit mir geschlafen ... obwohl du wusstest, dass es nicht sein muss ...” Mein Atem bebt und ich beiße mir auf die Lippen, um noch irgendetwas Männliches an mir wahren zu können. Der Bassist über mir seufzt, doch es ist ein viel schwereres Seufzen, als ich es von ihm gewohnt bin.

„Weil ich ... dich trotzdem wollte...” antwortet er ruhig und etwas sagt mir, dass er es sogar wirklich ernst meint, auch wenn ich mir der genauen Bedeutung seiner Worte nicht wirklich bewusst bin. Nachdenklich ziehe ich den Arm von meinen Augen und sehe ihn an, blinzel und fühle die warme Nässe, welche aus meinem Augenwinkel tritt und mir über die Schläfen läuft und in meine Haare sickert.

„Wie kannst du nur so egoistisch sein ... „

Doch meine Frage scheint nicht nötig zu sein, denn mit einem Mal hat Reita einen Gesichtsausdruck drauf, der nicht wirklich zu ihm passt. Er wirkt fast schon ... verletzt. Sich tiefer zu mir beugend sieht er mich lange an und seine Augen schimmern merkwürdig traurig. Trotzdem drücke ich ihn mit der anderen Hand wieder leicht von mir, doch er lässt nicht nach und lächelt wehleidig.

„Vergiss es!” zische ich.

Er soll nicht einmal daran denken, mich jetzt wieder anzufassen, nicht jetzt ...

Innerlich kämpfe ich noch immer mit der Fassung und dem Bedürfnis, mich einfach fallen zu lassen, doch nicht so lange Reita sich mit mir in einem Raum befindet.

„Du hast alles kaputt gemacht!” Meine Stimme steigert sich und ich schließe wieder die Augen, presse sie fast schon krampfhaft zusammen, um nicht das Gesicht des Bassisten sehen zu müssen.

Ich will nur eines sehen, deins!

Ich will deine Augen wieder sehen, dein Lächeln, deine weichen Lippen spüren, deine zärtlichen Hände ... stattdessen hab ich sie wahrscheinlich an Ruki verschenkt und dieser wird sich dieses Present garantiert nicht entgehenlassen.

„Hab ich das, Yuu? Warst du es nicht selbst...” flüstert die tiefe Stimme über mir und ich koche vor Wut, Traurigkeit und sehbarer Hilflosigkeit.

Ich weiß es doch, ich weiß es verdammt!

„Ich hab es ... aus anderen Gründen getan ... ich wollte ihn doch nicht verlieren, verflucht..” Wie kann er mich eigentlich noch verstehen, so verheult wie ich gerage klinge, so kenne ich meine Stimme selbst nicht.

„Du hast mir deinen Körper gegeben, wie kann das jemand verzeihen, da kann Liebe noch so groß sein...”

Warum sagt er das jetzt? Wieso streut er denn noch Salz in die so schon mehr als nur riesige Wunde.

„Halt den Mund, halt einfach ... deine verfluchte Fresse!” fahre ich ihn an und reiße die Augen wieder auf. Doch was ich sehe, passt so gar nicht zu dem, was ich gerade noch gehört habe. Reita sieht mich ernst an, die Lippen leicht geöffnet, doch wieder keine Spur von seinen typisch verachtenden Gesichtszügen.

„Raus, verschwinde einfach, HAU AB!”

Nun reiße ich wieder beide Hände nach oben und stoße ihn von meinem Bett, doch schneller als ich schlucken kann, befindet er sich wieder über mir, hält meine Hände fest und drückt seine Fingerkuppen fest in meine Sehnen. Ein schmerzliches Aufstöhnen durchflutet den Raum und ich beiße die Zähne wieder zusammen, ehe er sein Bein zwischen meine Knie drängt.

„Nein, NEIN!” schreie ich ihn jetzt schon regelrecht verzweifelt an, doch er sagt nichts mehr. Ruckartig verkreuzt er meine Gelenke und drückt sie über meinen Kopf in die Kissen. Jetzt schießen mir Tränen der panischen Hilflosigkeit in die Augen, während er die freie Hand nimmt und über den Stoff meines Oberkörpers streicht.

Nicht hier, nicht in unserem Bett!

„Aki, nein, bitte!” Doch sein Blick ist gesenkt, er sieht mich noch nicht einmal mehr an, während seine Finger weitergleiten und mir den Knopf und Reißverschluss der Hose öffnen. Ich winde mich, versuche auf alle möglichen Arten und Weisen seinen Finger zu entkommen, doch es scheint zwecklos.

„Aki .... bitte, nur dieses eine mal, bitte ....”

Meine Glieder beginnen zu zittern und ich dränge meine Beine zusammen, doch trotzalledem schafft er es sich zwischen sie zu pressen. Meine Augen richten sich hektisch in sein Gesicht, doch das blonde Pony verbirgt seine Augen, ich kann nur seine zusammengekniffenen Lippen erkennen.

Ich will nicht!

Gott ...

„Akira!” rufe ich ihn wieder und schon gleitet seine Hand in meine Unterwäsche und umschließt mich. Sie ist kalt und scheint zu zittern, doch ich hasche nur nach Atem und schüttel wieder den Kopf, während meine Hände sich zu Fäusten ballen. Ruckartig zerre ich an seinem Griff und schaffe es unerwartet, eine Hand freizureißen. Mit dieser schnappe ich nach der Hand in meinem Schritt, umschließe ebenfalls sein Gelenk und versuche es von meinem Glied zu zerren.

„Akira, bitte ...”

Doch der Blonde schüttelt sein Haupt und die längeren Strähnen huschen hin und her.

„Ich kann nicht...” keucht er und ich bin fast überrascht, wie dünn seine Stimme klingt. „Ich kann nicht von dir lassen!”

Und schon streichen seine Finger wieder über meine Länge, doch ich beiße mir auf die Zunge, ich bin einfach zu aufgelöst um gerade noch irgendetwas von Lust zu empfinden.

„Du wirst ihn vergessen ...” raunte er schließlich und hebt langsam den Blick.

Mir stockt der Atem. Seine Augen scheinen feucht, als wenn er selbst Tränen zu verbergen versucht und seine Lippen zucken. Jetzt wird auch das Zittern seiner Hände und seines über mir gebeugten Körpers deutlicher.

Was redet er da?

„Nein, werd ich nicht ..." flüster ich nur zurück und starre ihn weiter irritiert an. Schon kommt sein Gesicht mir näher und er lächelt wieder so wehleidig und plötzlich tut es sogar mir weh, ihn so zu sehen.

„Warum, Aki ... warum tust du das... Das hat doch ...nichts mehr mit dem Spiel zu tun...”

Die Hand in meinem Schritt hält inne, während sein Lächeln trauriger wird und er stoßweise Luft holt.

„Weil ich ... dich liebe, Yuu.”

Und noch während sich meine Augen weiten und ich ihn anstarre, senken sich seine Lippen auf meine und rauben mit den letzten Atemzug.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  hahanoevy-chan
2010-05-08T22:32:54+00:00 09.05.2010 00:32
das kist ganz schön heftig. aber ich mag dein ff.
wenn uru und aoi sich nicht wieder vertragen und nicht wieder zusammen kommen bekomm ich erlich gesagt nen anfall.^^ die beiden sind einfach so süß zusammen...
akira ist so mies *schnief*
der arme aoi. wie kann man nur in so einer situation so fies zu ihm sein?
hoffentlich kommt bald das nächste kapi on^^

LG hahanoevy-chan
Von:  YuuShiroyama
2010-02-22T22:39:30+00:00 22.02.2010 23:39
ich bin mir nicht sicher ob reita uruha alles erzählt hat.. ich denke es eher nicht. er liebt aoi zwar, aber das er soweit gehen würde, einen dritten zu verletzen, wenn es nicht unbedingt sein muss..
ich weiß es ehrlich gesagt nicht
aber ich kann dir sagen das ich tränen in den augen hatte bei den letzten absätzen.
es hat mich geshücttelt
und geschockt.
ich habe .. mir so halb gedacht das reita aoi für sich haben will. aber nicht in sachen liebe. sondern eher körperlich. reita hat eben eine andere art liebe auszudrücken als uruha. man kann sie nicht vergleichen.
und wie du das rausbringst.. erstaunt mich immer wieder. einfach nur hammer kyo. bitte.. schreib schnell weiter.. ich flehe dich hier allen ernstes an.
Von:  URUboros
2010-02-22T17:53:19+00:00 22.02.2010 18:53
Hier also mein nächster Kommentar, wie versprochen~ û.u

Und ganz ehrlich? ... Ich hatte diese 'Wendung' der Story nicht erwartet. Ich dachte tatsächlich das Reita es nicht der Gefühle wegen macht. Eher noch hätte ich mir vorstellen können das Aoi beginnt zu zweifeln oder so etwas in der Art auch wenn das nach dem letzten Kappi auch nicht mehr so wirklich passte.
Aber ich liebe es, wenn Sachen in Storys passieren die eben nicht dem entsprechen mit dem man gerechnet hat~
Also auch hier wieder ein großes Lob von mir an das Kapitel!
Aber eins muss ich sagen. Das Uruha auch einfach mit Ruki weg gefahren ist, finde ich beschissen. Nicht weil es mir im Verlauf der Story nicht passt sondern einfach weil ich an Aois stelle ausrasten würde |D
Seine Gedanken kann ich von daher, echt gut verstehen.
Ich bin gespannt wie es weiter geht, also mach bitte ganz schnell weiter >.<

Greez, Uru~
Von: abgemeldet
2010-02-22T11:00:12+00:00 22.02.2010 12:00
also ich denke das ruki und reita unter einer decke stecken, jeder von ihnen will einen und um das zu erreichen muss man Aoi udn Uru einfach auseinander bekommen,...
Hat Reita geschalft Ruki kann sich an Ruha ranschmeisen und Reita an Aoi..
und ich hab mir schon gedacht dass das jetzt von reita kommt diese worte ..aber auch wenn ich es mir denken konnte war es dennoch wunderbar zu lesen und hat echt einen berührt.
Man konnte sich fast schon perfekt in Aoi und sogar Reita hineinversetzten.
Einfach traumhaft freu mich schon aufs nächste kapi.
Von:  Shiye
2010-02-21T21:15:11+00:00 21.02.2010 22:15
Gott bin ich sauer auf Aki!!!
auch auf Aoi! der Kerln soll sich gefälligst aufraffen zu Kai gehn, auspacheken (wenn der schon nix weiß), Uruha suchen und ihm die Wahrheit erzählen!!!
solche Spielchen kann ich nicht leiden
Aoi wird praktisch vergewaltigt
das ist nicht fair!
Von:  AlmightyKai
2010-02-21T19:19:43+00:00 21.02.2010 20:19
ha
ruki is dicke mit reita
ruki will was von uru
und reita von aoi
da kommt der böse plan zweischen giftzwerg ruki und stricher reita
treiben einen dolch zwischen oder in die beiden wie man es nimmt
und tadaaa
große tragödie XDD
bin ich nicht intelligent?^^
mir hats gefallen, das schöne bei dir ist, das ganze kann noch so todernst sein, aber irgendwie gibt es mitten drin immernoch stellen wo man schmunzeln muss.
so dann auf ein baldiges weiteres kapitel^^
Von:  Gedankenchaotin
2010-02-21T18:20:14+00:00 21.02.2010 19:20
Ich hätte ganz ehrlich auch nicht damit gerechnet, dass die Tour nun verschoben wird und Uruha ganz geht.. mit Ruki.
Auch wenn ich den Gedanken schon irgendwo hatte, nachdem Uru's Sachen weg waren.
Ich bin gespannt, wie Aoi denn nun weiterhin darauf reagieren wird, was Aki am Ende gesagt hat und auch was Ruki noch zu sagen hat, wenn der überhaupt zu all dem was sagt.

LG Aki
Von:  Ino_Hana
2010-02-21T10:22:04+00:00 21.02.2010 11:22
Das is....schieße ey. Ich hätte mit allem gerechnet, dass Uru Schluss macht, dass Rei Uruha alles erzählt aber DAMIT???
Im Leben nicht. Beim letzten Kapitel hattest du mich sprachlos gemacht, bei dem jetzt hast du mich echt geschockt. Natürlich aber positiv, denn jetzt ist zumindest geklärt, warum Reita sich immer so an Aoi ranmacht bzw ihn einfach nicht loslassen kann. Dennoch...ich hab mir das Kapitel gleich noch ein zweites Mal durchlesen müssen. So langsam weiß ich auch nicht mehr, wie ich Ruki und vorallem aber Kai einschätzen soll. Denn gerade bei Ruki hab ich den Eindruck, als wenn er irgendwas weiß, aber ich kann mich ach täuschen.
Nichtsdestotrotz, ich liebe es an deiner FF das man nicht im Vorraus schon sagen kann, was passiert, sondern du einen immer überraschen tust mit den neuen Kapiteln. Auf, dass das nächste genau so genial wird.

LG Taka~


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