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Beautiful Disaster

von

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Titel: Beautiful Disaster

Autoren: shiroi & wildest_angel

Fandom: WK

Pairing: verschiedene

Rating: MA

Warnung: lemon, lemon und nochmal lemon *drop*
 

Disclaimer: *seufz* Nicht gehört uns, außer der Idee und der Neigung, uns die Jungs zum spielen auszuleihen. Damit wollen wir auch keine Rechte verletzen und Geld würde uns dafür eh niemand bieten...
 


 


 


 

1.
 

Durch die vereinzelten Milchglaslampen, die an der Decke hingen, wurde der Gang in dem unübersichtlichen Lager mit einem dreckig wirkenden Licht erhellt. Während seine Kollegen und auch seine Feinde vorsichtig herumschlichen, dachte Brad Crawford nicht im Geringsten daran, sich dem Verhalten anzuschließen. Aufrecht und stolz ging er mit klackenden Absätzen über das abgewetzte Linoleum. Ein überhebliches Lächeln lag auf seinem Gesicht. Er wusste, auf wen er jetzt dann gleich treffen würde - und die Vorfreude strahlte in seinen Augen. Vorsichtshalber unterbrach er die mentale Verbindung zu Schuldig. Daran war der Deutsche schon gewöhnt, Brad machte eben immer alles auf seine Weise. Nur noch wenige Meter ... und er würde dem Mann gegenüberstehen, der in letzter Zeit seine Träume regelrecht belagerte.
 

Vorsichtig und höchst aufmerksam schlich der ehemalige Privatdetektiv durch einen schlecht beleuchteten Raum, als ihn plötzlich lauter werdende Schritte stocken und innehalten ließen. Seine Leute würden niemals so unvorsichtig sein und solchen Krach machen, also musste es einer seiner Feinde sein. Nur wer?

Sollte er abhauen? Angreifen? Sich verstecken?

Aus irgendeinem Grund wusste Yohji heute nicht, was er machen sollte. So überlegte er viel zu lang und die Schritte kamen immer näher. Weglaufen war jetzt sinnlos und zum verstecken gab es nicht viel. Also straffte der Blonde seinen Körper und wartet an Ort und Stelle auf den Feind.
 

Brad bog um die letzte Ecke, die ihn noch von dem ältesten Weiß trennte. Er blieb gut sichtbar unter einer der Lampen stehen und sah den Anderen ruhig an. Gott, war der Langhaarige ein Sahneschnittchen! Das arrogante Lächeln auf dem Gesicht des Amerikaners wurde noch ein wenig breiter, erinnerte aber dennoch in keiner Weise an das dreckig-süffisante Grinsen des Deutschen. "Ziemlich unvorsichtig heute", eröffnete er das Gespräch in der Hoffnung, nicht nur einen Monolog halten zu müssen. "Oder ist das Absicht, dass du hier stehst wie festgenagelt?"
 

In dem Moment, in dem Yohji den Anderen erkannte, blieb ihm fast das Herz stehen. Crawford. Ausgerechnet dieser Schwarz musste es sein. Nicht nur, das der wohl der stärkste der vier war, nein, insgeheim fand der Weiß diesen verdammten Amerikaner auch noch ziemlich interessant - in mehr als nur einer Weise.

Zum Glück ließ ihn seine jahrelang antrainierte Lässigkeit jetzt nicht im Stich, so dass man kaum eine Regung im Gesicht des Blonden ablesen konnte.

"Keins von beiden." Hochnäsig konnte er auch sein. "Vielleicht hab ich auf dich gewartet, um endlich einen von euch zu beseitigen?" Na klar.. Als wenn er eine Chance gegen das Oracle haben würde, verspottete er sich selbst.
 

Brads leises Lachen erfüllte den schmalen Raum. "Den ersten Teil kauf ich dir unbesehen ab", erwiderte er gelassen und machte einen raubtierhaften Schritt auf den Anderen zu. Schon jetzt glaubte er, den warmen, sinnlichen Duft Yohjis erschnuppern zu können, der für gewaltig anregende Fantasien verantwortlich war. "Das mit dem Beseitigen solltest du dir allerdings nochmal gründlich überlegen." Brad fielen auf Anhieb mindestens hundert Sachen ein, die er mit dem Weiß gerne anstellen würde - Mord gehörte nicht in dieses Repertoire.
 

Das Lachen des Anderen schickte einen Schauer über Yohjis Rücken - allerdings konnte er das dazugehörige Gefühl nicht einordnen. War es ein angenehmer Schauer oder ein kalter?

Als Crawford dann einen Schritt auf ihn zu kam, dachte er nicht daran zurück zu weichen, allerdings spannte sich jeder Muskel in seinem Körper an.

"Und wieso sollte ich das bitte tun? Du bist ein Feind und Feinde gehören beseitigt!"

Er versuchte den Anderen böse anzusehen - doch so wirklich wollte ihm das nicht gelingen.

Yohji konnte sich beim besten Willen nicht erklären, warum er hier herum stand und mit dem Schwarzleader einen Plausch abhielt, anstatt ihn anzugreifen?!
 

Inzwischen stand der Amerikaner dicht vor seinem eigentlichen Feind. Es war selbst für ihn unbemerkt geschehen, dass er Yohji so nahe gekommen war. Nicht, dass Brad dieser Umstand gestört hätte - im Gegenteil. "Na, es wäre doch furchtbar schade, wenn ich dich bei meiner Verteidigung ernsthaft verletzen würde", erklärte er wie selbstverständlich. Seine Stimme klang ungewohnt dunkel und fast ein wenig rau. Dabei sah er tief in die haselnussbraunen Augen des Japaners und musste sich selbst wieder einmal eingestehen, wie faszinierend Yohji doch war. Kurz schoss ihm durch den Kopf, dass er jetzt eigentlich nur die Hand ausstrecken, Yohji packen und ihn zu einem Kuss zu sich ziehen müsste...
 

Auch Yohji hatte nicht wirklich bemerkt, wie der Amerikaner immer näher gekommen war, doch nun da der so vor ihm stand und ihn so eindringlich ansah, wurde dem Weiß die Nähe erst richtig bewusst. Und trotzdem wich er nicht zurück, denn der Ältere hielt ihn mit seinem Blick gefangen.

Bei dem ungewohnten Ton in Crawfords Stimme jedoch stockte Yohji, denn der wollte so gar nicht zu den ironischen Worten passen. Irgendwie war der Schwarz anders als sonst. Und genau aus diesem Grund fehlten dem Weiß nun die Worte. Was wollte das Oracle von ihm?

"Wer.." Der Blonde musste sich räuspern, da seine eigene Stimme auch etwas belegt war. "Wer sagt denn, dass.. dass.. du mich treffen würdest." Bei diesem Satz vergaß Yohji komplett die hellseherischen Fähigkeiten seines Gegenübers
 

Wieder lachte der Amerikaner leise. "Ich weiß es einfach", zwinkerte er dem Blonden zu. Was sollte er dazu auch sonst sagen? Vor allem: Konnte er überhaupt mehr sagen? Mit jedem Wort, dass er zu Yohji sagte, hatte Brad das Gefühl, sich einfach nur zu verraten, das Verlangen zuzugeben, das tief in ihm brodelte wie ein mächtiger Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Unwillkürlich beschleunigte sich sein Atem und sein Mund wurde trocken. Himmel, er wollte den Anderen so sehr! Und er wollte einfach auch nicht mehr warten. Blitzschnell schoss seine Hand vor, klammerte sich in Yohjis Nacken fest und riss ihn an sich heran, um ihn fest an sich zu pressen.
 

Bei Crawfords Worten schlug sich Yohji gedanklich gegen die Stirn. Natürlich - er war Hellseher. Wo hatte er nur seine Gedanke heute?, fragte er sich selbst.

Als er jedoch von seinem Gegenüber recht unsanft gepackt wurde, waren auch schon wieder alle Gedanken verschwunden. Erschrocken riss er die Augen auf und starrte den Schwarz an, der ihn wie eine Katze im Nacken fest hielt. "Was soll das?" brachte er gerade noch so heraus. Da er nichts von Crawfords Gedanken wusste, überkam ihn Angst
 

Der Amerikaner hielt es nicht für nötig zu antworten - jedenfalls nicht akustisch. Einen Augenblick lang sah er noch fasziniert in das hübsche Gesicht des Anderen, dann neigte er den Kopf ein wenig und presste seine Lippen fest auf Yohjis, ohne ihm die Chance zu geben, sich auch nur im Ansatz dagegen zu wehren.
 

Yohji glaubte zu träumen - nur wusste er nicht, ob das alles ein Albtraum war oder nicht. Seine Augen wurden noch größer, als er plötzlich die fremden Lippen auf seinen spürte - halbherzig versuchte er sich zu wehren, redete sich aber in Gedanken ein, sowie so keine Chance gegen den Größeren zu haben. Er stemmte die Hände recht schwach gegen die Brust von Crawford und hoffte einfach, dass der ihn bald los lassen würde. Doch was würde dann passieren? Machte der sich hier einen Spaß daraus ihn auf diese Weise zu "quälen" und ihn dann zu töten?

Trotz der ganzen wirren Gedanken gestand sich Yohji tief in seinem Unterbewusstsein ein, dass sich die Lippen des Anderen einfach wunderbar anfühlten.
 

Es dauerte gar nicht lange, bis der schwache Widerstand erlosch. Darauf hatte Brad nur gewartet. Er drückte den Jüngeren noch fester an sich, tastete vorsichtig mit der Zungenspitze über die weichen Lippen, zog sich dann zurück und ließ Yohji wieder los. Mit leuchtenden Augen betrachtete er den jungen Mann kurz, zwinkerte ihm dann zu, drehte sich um und verschwand so schnell, wie er gekommen war, ohne auch nur noch ein Wort zu sagen oder gar eine Erklärung abzugeben. Nach wenigen Schritten gestattete er sich ein breites Grinsen. Das war ja alles ganz wunderbar gelaufen, gratulierte er sich im Stillen. Und er wusste, dass er damit dem Weiß eine Menge Stoff zum Grübeln gegeben hatte.
 

Genau dieser Weiß stand wie versteinert da und blickte Crawford hinterher, selbst noch als der schon längst nicht mehr zu sehen war. Was sollte das? Dieser Blick, das Zwinkern? Yohji verstand die Welt nicht mehr - gerade hat ihn sein Feind geküsst und ihn dann stehen lassen! Doch tief in seinem Inneren spürte der ehemalige Detektiv, dass dieser Kuss nicht nur Verwirrung ausgelöst hat, nein, da war noch etwas anderes erwacht, nur konnte er dieses Gefühl noch nicht zuordnen.

Yohji erwachte erst wieder aus seiner Starre, als er Ayas Stimme durch den kleinen Knopf in seinem Ohr hörte, welcher zum Rückzug rief.

Über sich selbst den Kopf schüttelnd begab sich der Blonde zum Ausgang.
 

+
 

Bevor der Amerikaner wieder auf die Leute seines Teams traf, fiel wieder die übliche Maske kalter Unnahbarkeit über sein Gesicht. Es ging niemanden etwas an, was vor wenigen Augenblicken geschehen war. Vor allem und erst recht nicht den neugierigen Telepathen. Wieder einmal war Brad für die Tatsache, dass Schuldig nur in seine Gedanken eindringen konnte, wenn er es gestattete, sehr dankbar. Denn sonst hätte der Deutsche gleich wieder ein Drama um diese kleine Begebenheit veranstaltet, das ihm Brads Meinung nach gar nicht zu stand.
 

Die besagten anderen Leute seines Teams warteten bereits auf ihren Leader am Wagen. Sie hatten die Mission erfolgreich beendet und wollten einfach nur nach Hause - besonders Schuldig.

"Was hast du denn noch so lange da drinnen gemacht?", fragte der Telepath seinen Boss leicht genervt. Er hasste es, auf andere warten zu müssen.
 

Auf diese Frage hin zog Brad seine Brille ein Stück herunter und sah den Orangehaarigen über deren Rand hinweg kalt an. "Ich wüsste nicht, was dich das angeht", erklärte er knapp angebunden und warf die Wagentür geräuschvoll und unnötig fest ins Schloss. Dafür war das Thema für ihn abgehakt. Ob es das allerdings für Schuldig auch war, wagte er zu bezweifeln, auch wenn der Telepath sicher nicht nochmal nachfragen würde. Mit einem warnenden Blick zu dem Deutschen, es nicht zu übertreiben, ließ Brad den Motor an und konzentrierte sich dann voll und ganz auf die Straße
 

"Tss.. du hast ja wieder super Laune, Bradley..", maulte Schuldig. "Ist dir eins der Kätzchen über den Weg gelaufen und hat dir die Stirn geboten, oder was?" Eigentlich hatte sein Boss ja keinen Grund schlecht gelaunt zu sein, schließlich hatten sie ihren Auftrag ohne großartige Störungen durch Weiß über die Bühne gebracht.
 

Der Amerikaner hielt es nicht für nötig, dem Orangehaarigen zu antworten. Außerdem hätte dem Deutschen die Antwort, die er zu geben gehabt hätte, sowieso nicht gefallen. Es dauerte nicht lange, bis er den Wagen in der Garage ihres Hauses parkte und wortlos ausstieg. Der Rest seines Teams folgte ihm, während Brad schon auf das breite Eingangportal zusteuerte und über die Schulter hinweg die Fernbedienung des Wagens betätigte, um die Türen zu verschließen.
 

Schuldig war wirklich sehr begeistert von Brads Laune - man könnte meinen, dass da nichts zwischen ihnen beiden wäre. Vielleicht sollte er ihn noch etwas mehr nerven, bis der Amerikaner mit der Sprache rausrückte. Der Deutsche konnte nun mal seine Neugier einfach nicht stoppen.

"Hey, Brad, warte.."

Etwas schneller laufend folgte er Crawford
 

Das war ja sowas von klar gewesen... Sein sturer Lover kam gar nicht auf die Idee, einfach einmal nur die Klappe zu halten. Dabei gab es gerade eine Gesellschaft, die ihm tausend mal lieber gewesen wäre als die Schuldigs. Entnervt blieb Brad dennoch stehen, drehte sich aber nicht zu dem Orangehead um. "Was willst du denn noch?", knurrte er durch zusammengebissene Zähne.
 

Abrupt blieb der Jüngere stehen und sah den Rücken seines Gegenübers leicht wütend an. "Warum zur Hölle bist du so giftig? Hab ich dir was getan?" Auch wenn man es nicht glauben mochte, Brads Verhalten tat ihm weh. Schuldig war schließlich nicht nur so aus Spaß mit ihm zusammen - nein - er hatte Gefühle für seinen Boss und bis jetzt hatte er geglaubt, trotz diverser Streitereien, dass es diesem genauso erging
 

Brad unterdrückte ein genervtes Seufzen, zwang sich dann, sich zu Schuldig umzudrehen und ihn schmal anzulächeln. "Nein. Es war nur ein anstrengender Tag. Du kannst nichts dafür." versuchte er sich an einer halbherzigen Ausrede. Natürlich konnte der Telepath nichts dafür, dass er Tag und Nacht an den Weißältesten dachte. Brad nahm sich vor, sich in der nächsten Zeit etwas mehr zusammen zu reißen.
 

+
 

Während dessen waren auch Weiß wieder zu Hause, jedoch noch weniger gut gelaunt, da Schwarz ihnen mal wieder die Mission versaut hatte. Yohji allerdings war nicht schlecht gelaunt, er war verwirrt. Verwirrt über Crawfords Verhalten und besonders über seine Gefühle, die nach diesem Überfall in ihm aufgestiegen waren. In Gedanken versunken stieg er die Treppe zu seinem Zimmer nach oben.
 

Ein wenig ratlos über das seltsame, nachdenkliche Gesicht, das Yohji zog, trabte Ken hinter dem Älteren ebenfalls die Treppe hinauf. Er überlegte, ob er es wagen sollte, den Blonden anzusprechen, doch eigentlich war es immer besser, Yohji in einer solchen Stimmung sich selbst zu überlassen. Innerlich seufzend fragte Ken sich, was der Andere heute erlebt hatte, denn auch nach einer Mission war Yohji normalerweise immer gut drauf, ja geradezu aufgedreht. Eine dunkle Vorahnung strich mit eisigen Leichenfingern über Kens Rückgrat. Nein, er würde Yohji nicht fragen. Es war wohl besser, wenn er gar nicht erst wusste, was geschehen war.
 

Der Blonde bemerkte gar nicht, dass Ken hinter ihm war. Seine Gedanken kreisten nur um Crawford, aber er konnte keine ordentliche Erklärung für das Ganze finden.

"Verdammt!", fluchte er recht laut und blieb plötzlich stehen. Durcheinander strich er sich durchs Haar
 

Dass Yohji stehen blieb geschah so abrupt, dass Ken nicht mehr abbremsen konnte und prompt in den Älteren hinein rannte. "Was ist denn mit dir los?", rutschte ihm jetzt doch die Frage über die Lippen, die ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge gelegen hatte. Yohjis Verhalten war alles andere als normal und Ken begann, sich wirklich Gedanken zu machen.
 

Erschrocken und vor allem aus seinen Gedanken gerissen drehte sich Yohji um und blickte den Jüngeren mit großen Augen an. "Was? Was soll mit mir sein?" Er wusste schon, was Ken meinte, aber er versuchte davon abzulenken, denn gerade dem Braunhaarigen wollte er nichts von seiner Begegnung der dritten Art erzählen. Wie hätte das denn ausgesehen, und verletzen wollte er ihn auch nicht.
 

Ken verzog kurz das Gesicht, wie immer, wenn er etwas nicht so recht glaubte. Aufmerksam und skeptisch sah er in das so vertraute und geliebte Gesicht und seufzte unhörbar. Yohji konnte ihm doch nicht erzählen, dass ihm nicht gerade etwas schwer zu schaffen machte! Doch er sagte nichts mehr, sondern ging an dem Blonden vorbei ins Bad und schloss die Tür hinter sich. Kopfschüttelnd lehnte er sich gegen das Holz und atmete tief durch. Das war mal wieder ein anstrengender Abend gewesen... Und Ken hatte irgendwie das Gefühl, dass er noch nicht vorbei war.
 

Yohji beobachtete seinen Freund genau und er sah auch, dass der ihm nicht glaubte. Es tat ihm leid, ihn anzulügen, aber konnte ihm nichts davon erzählen. So blickte er Ken seufzend hinterher, als dieser im Bad verschwand. Er selbst machte sich auf in sein eigenes Zimmer, ließ die Tür aber einen Spalt offen, was Ken zeigen sollte, dass er ihn nicht stören würde. Nur weil er selbst so verwirrt und unsicher war, musste er das noch lange nicht an dem Jüngeren auslassen und vielleicht würde dessen Nähe ihm über die Gedanken hinweg helfen
 

Als Ken aus dem Bad kam und Yohjis Tür offen sah, huschte ein kleines Lächeln über sein Gesicht. Er blieb einen Moment auf dem Gang stehen, schüttelte dann über sich selbst den Kopf, verdrängte jede Müdigkeit und Erschöpfung, und stieß die Tür leise weiter auf. "Hey, du!", meinte er leise, nachdem er seinen Schopf ins Zimmer gesteckt hatte.
 

Der Blonde hatte sich inzwischen die Schuhe und Jacke abgestreift, sowie alle möglichen Missionsutensilien abgelegt. Danach hatte er sich auf sein Bett fallen lassen und an die Decke gestarrt. Als er Kens leise Stimme vernahm, hob er den Kopf und stützte sich auf seine Unterarme. Leicht lächelnd antwortete er mit einem "Hey! Komm rein.."
 

Ruhig und langsam betrat Ken das Zimmer seines Freundes und setzte sich zu ihm auf die Bettkante. Eine kurze Weile betrachtete er nur das hübsche Gesicht, dann strich er dem Älteren eine Strähne aus der Stirn und beugte sich über ihn, um ihn sanft zu küssen. Er wollte nicht mehr wissen, was Yohji bedrückte - er würde es schon erzählen, wenn er so weit war -, er wollte jetzt nur die Gegenwart des Anderen spüren und merken, dass er wieder eine gefährliche Nacht überlebt hatte.
 

Die sanfte Berührung und der Kuss ließen Yohji leise seufzen. Er schloss die Augen und genoss die Nähe zu Ken. Er ließ sich wieder in die Kissen sinken und legte eine Hand auf Kens Rücken und streichelte zärtlich darüber. In diesem Moment vergrub er die Gedanken und Erinnerungen an den heutigen Zusammenstoß mit Oracle ganz tief in seinem Kopf. Schließlich war er glücklich mit Ken und so froh jemanden zu haben, der ihn liebte und sich um ihn sorgte. Wieso sollte er das also aufs Spiel setzen?
 

~*~tbc~*~

2.
 

Wenige Tage später befand sich Brad an einem Ort, an dem er sich normalerweise nur selten aufhielt: in einem Café. Er war auch nicht ganz freiwillig hier, sondern hatte sich dem Gebettel Schuldigs gebeugt, der sich gerade eben in einem der zahlreichen Geschäfte aufhielt, um sich etwas neues zum Anziehen zu kaufen. Allerdings hatte Brad sich strikt geweigert, dorthin auch mit zu kommen. So saß er also allein an einem der kleinen runden Tische und fragte sich, was in Gottes Namen er eigentlich hier tat. Die Zeit hätte er viel besser nützen können...
 

Yohji hingegen wanderte allein durch die belebten Straßen der Stadt und machte einen Schaufensterbummel. Nach zwei Stunden bekam er allerdings Durst und auch Hunger und so suchte er sich ein kleines Café, in dem er es sich gemütlich machen konnte. So betrat er nichtsahnend das Café, in dem auch Crawford saß. Als er sich nach einem freien Platz umsah, entdeckte er den Schwarz und blieb wie festgefroren stehen.
 

Im gleichen Moment wandte Crawford den Kopf. Es gelang ihm, den größten Teil seiner Überraschung zu verstecken, einzig seine Pupillen wurden größer als üblich. Mit beinahe unbewegter Miene deutete er einladend auf den freien Stuhl, der sich an seinem Tisch befand. Schuldig würde wohl noch eine ganze Weile brauchen und so konnte Brad sich wenigstens einer Gegenwart erfreuen, die ihm zur Zeit deutlich besser gefiel als die seines Telepathen.
 

Im ersten Moment war Yohji drauf und dran, sich einfach umzudrehen und zu gehen, aber eine leise Stimme in seinem Kopf überredete ihn. So ging er langsam auf Crawford zu und setzte sich etwas steif auf den angebotenen Stuhl. Mit einem Mal waren die ganzen wirren Gedanken wieder da, die er so gut beiseite geschoben hatte.

"Crawford." Es sollte so etwas wie eine Begrüßung sein.
 

Der Anflug eines Lächelns huschte über das sonst so abweisende Gesicht. "Werd mal locker, Hübscher", zwinkerte er dem Blonden überraschend freundlich zu. "Denkst du, ich würde dir hier, in aller Öffentlichkeit irgendetwas antun?" Wobei er es schaffte, in diesen eigentlich völlig harmlosen Satz soviel Doppeldeutigkeit zu legen, dass er etwas ganz anderes auszusagen schien. Schmunzelnd beobachtete er das bewegte Mienenspiel seines Gegenübers.
 

Bei dem Lächeln stieg eine leichte Wärme in dem Weiß auf und er wurde etwas ruhiger und lockerer. Der Spitzname und der eindeutig zweideutige Satz allerdings ließen die Bilder von der Mission wieder vor seinem inneren Auge erscheinen. Sein Herz schlug mit einem Mal etwas schneller. Jedoch schaffte es Yohji, sich davon so gut wie nichts anmerken zu lassen.

"Was weiß ich denn.. vielleicht lauert ja hier noch irgendeiner deiner Leute..", versuchte er von seiner Nervosität abzulenken.
 

"Wir haben sonst ja nichts zu tun, oder wie?", gab Brad ein wenig spöttisch zurück, sah dann aber wieder ruhig und ungewöhnlich tief in Yohjis Augen. "Ich freue mich, dich hier zu treffen", erklärte er dann ganz unvermutet und wusste, dass er sein Gegenüber damit ziemlich verwirren würde. Er beschloss sogar, noch einen Schritt weiter zu gehen. "Das war genau das, was ich mir gewünscht hatte."
 

Und wie der Amerikaner Yohji verwirrte. So sehr, dass er sogar vergaß, auf die spöttische Aussage zu antworten. Der Jüngere starrte Crawford ungläubig an. "Im Ernst?", fragte er recht leise. Wenn er sich selbst gesehen hätte, hätte er sich wahrscheinlich ausgelacht. Es war fast lächerlich, wie er hier saß und verdattert sein Gegenüber ansah - wie langsam die Gefühle von letztens wieder in ihm aufstiegen.
 

Wenn das mal nicht absolut niedlich war! "Natürlich im Ernst! Hab ich schon mal was nur so zum Spaß gesagt?" Das konnte Yohji doch nicht wirklich von ihm glauben! Aber eigentlich war nicht nur der Weiß überrascht, sondern Brad selbst auch. Und zwar von Yohji. Er hätte ja viel erwartet, von einem verächtlichen Schnauben bis hin zu einem gewaltigen Lachanfall. Aber diese für den sonst so smarten Playboy doch sehr seltsame Miene wunderte den Amerikaner schon. Stiegen da vielleicht gerade seine Chancen mächtig an? Der Schwarzhaarige stellte diese Vermutung auf die Probe: "Nur wir beide... Ohne irgendwen, der uns stören könnte. Das ist doch etwas, das man sich wünschen kann, oder?" Dass Schuldig irgendwann hier auftauchen würde, verdrängte er mal eben.
 

Langsam erwachte Yohji wieder aus seiner Starre und schüttelte kurz den Kopf. War es denn zu fassen, dass der Ami ihn so aus der Fassung brachte?

Auf die Frage hin setzte er ein minimales Lächeln auf. Na mal sehen wie Brad reagierte, wenn er dieses Spiel mitspielte. Vielleicht konnte er dann die Absichten des Anderen verstehen.

"Sicher.. aber nur wir beide trifft es wohl nicht ganz." Provokant sah er sich in dem kleinen Café um, in dem nicht gerade wenige Leute saßen. Dabei bemerkte ihn auch eine Kellnerin, die auch gleich auf ihn zu kam.
 

Mit einer leicht arroganten Geste legte Brad den Kopf ein wenig schief und fixierte Yohji mit aufblitzenden Augen. "Das lässt sich ganz leicht ändern", erklärte er in einem Ton, als würde er über das Wetter reden und nicht einem "Feind" ein unmoralisches Angebot machen. "Ich wäre ganz sicher nicht abgeneigt." Na, wenn das mal keine nette Umschreibung für "Ich würde dich gern mal so richtig durchvögeln" war...
 

Yohji erwiderte den Blick für einen kurzen Moment sehr intensiv. Drehte dann aber seinen Kopf zu der Kellnerin, die soeben erschienen war. Er bestellte sich einen Kaffee und schaute fragend zu Crawford. So konnte er seine Antwort noch einen Moment hinauszögern - schließlich hatte auch er die Botschaft hinter dem letzten Satz verstanden.
 

Der Schwarzhaarige beobachtete sein Gegenüber aufmerksam, aber mit zunehmender Siegessicherheit. Es war schon mal ein gutes Zeichen, dass Yohji nicht gleich empört aufgestanden war und das Lokal fluchtartig verlassen hatte. Natürlich erwartete er nicht, dass der Andere jetzt auf der Stelle erfreut aufspringen und ihn ins nächste Hotel schleifen würde... Um dem Blonden auch die Zeit zu geben, sich eine passende Antwort zu überlegen, trank Brad einen kleinen Schluck seines wirklich vorzüglichen italienischen Espressos, nahm dabei aber nie wirklich den Blick von dem Weiß. Ob der überhaupt eine Ahnung hatte, wie sehr er inzwischen die Träume des Amerikaners beherrschte?
 

Als die Kellnerin verschwunden war, sah der Blonde nochmals tief in die Augen des Schwarz - so als könnte er da irgendwelche Antworten lesen.

"Du wärst also nicht abgeneigt?" Er machte es dem Anderen gleich und legte den Kopf etwas schief. "Und wie komme gerade ich zu der 'Ehre', dass der Leader von Schwarz erfreut ist, mich zu sehen.. oder mich sogar küsst?" Es war nicht seine Art, lange um den heißen Brei zu reden und schließlich wollte und brauchte er Antworten.
 

Beiläufig zuckte der Amerikaner die Schultern. "Wieso du mich so interessierst, weiß ich auch nicht", gab er offen zu. Was für Sinn hatte es schon, in Rätseln zu reden? "Sieh es einfach als gegeben an. Und erzähl mir jetzt nicht, es würde dir nicht gefallen." Davon ging Brad einfach aus, sonst hätte Yohji mit Sicherheit anders reagiert. Gelassen führte er die kleine Tasse wieder zum Mund, trank einen winzigen Schluck, leckte sich einen Tropfen von den Lippen, und ließ den Anderen wieder das warme Lächeln sehen.
 

Yohji beobachtet den Anderen sehr genau und bekam wieder dieses schöne Lächeln geschenkt. Ja - Brads Lächeln war schön, auch wenn er diesen Gedanken selbst kaum fassen konnte.

"Nun ja.. ich kann nicht sagen, dass es mir nicht imponiert." So ganz konnte er den Worten des Schwarz noch nicht trauen, er war immer noch sein Feind und er wollte sich nicht blind in eine Falle setzen. Deshalb hielt er es auch für besser, keine zu eindeutigen Antworten zu geben.

Dass er auch noch einen Freund hatte, dem das Ganze hier überhaupt nicht gefallen würde, hatte er im Moment einfach vergessen.
 

"Das ist doch schon mal ein Anfang", antwortete Brad mit einem leicht rauchigen Unterton. Einen kurzen Moment überlegte er, ob er es wagen konnte, noch ein klein wenig weiter zu gehen. Was hatte er schließlich zu verlieren? Gar nichts, lautete die zufriedenstellende Antwort. Unauffällig streckte Brad seine Hand aus, bis seine Finger sanft die des Japaners berührten.
 

Die sanfte Berührung und der rauchige Ton schickten einen angenehmen Schauer über Yohjis Rücken. Er zog seine Hand nicht weg, schaute Brad allerdings in die Augen, mit einem Blick, der sagen sollte "Verarsch mich bloß nicht!"

Doch plötzlich stand die Kellnerin wieder neben ihm und servierte den Kaffee. In dem Moment zog der Blonde seine Hand wieder weg und bedankte sich bei der Kellnerin lächelnd.
 

Auch wenn der Schwarzhaarige eben die Kellnerin am Liebsten kaltlächelnd umgebracht hätte, merkte man ihm davon nichts an. Er ließ seine Hand liegen, wo sie war, und gab so dem Weiß die Chance, ihren Kontakt wieder herzustellen, wenn er denn mochte. Und auch das Lächeln, das sich in seinem Gesicht festgefressen zu haben schien, war einfach nicht mehr abzustellen. Der kurze Moment der Berührung hatte seine Wünsche nur noch angefacht und Brad musste sich schwer beherrschen, den Blonden nicht einfach am Arm zu packen und ihn schnellst möglich aus diesem Café zu schleifen.
 

Natürlich bemerkte Yohji, dass die Hand und auch das Lächeln blieben wo sie waren, was ihn irgendwie freute.

Doch zuerst nahm er sich den Zucker und süßte so seinen Kaffee, wobei er sich etwas mehr Zeit als nötig ließ. Er wollte Brad nicht gleich auf die Nase binden, dass ihm der Kontakt gefallen hatte. Dann trank er einen Schluck und genoss den süßlich-bitteren Geschmack.

Erst dann legte er seine Hand wieder an ihren vorherigen Platz und tat ebenfalls so, als wenn er Brads Finger durch Zufall berührte.
 

Zufrieden grinste Brad in sich hinein, auch wenn davon rein gar nichts nach außen drang. Dafür ging er dazu über, wie beiläufig seine Hand zu bewegen und so seine Finger mit Yohjis zu verschränken und sie dann leicht zu streicheln. Ohja, er konnte durchaus auch zärtlich sein, wenn es denn sein musste. Und er hatte so eine Ahnung, dass bei Yohji alles andere versagen würde. Zumindest für eine Weile.
 

Yohji selbst war über sich selbst verwundert. Normaler Weise war er ja eher nicht so der Typ, der Zärtlichkeiten brauchte, um sich sicher zu fühlen, aber die Berührungen von Brad ließen ihn weich werden und taten gut. Sonst war er immer derjenige, der Ken mit Streicheleinheiten lockte.

Ken.

Es war als wenn Yohji aus einer Art Trance erwachen würde.

Beim Gedanken an Ken ließ er sofort Brads Hand los und legte sie auf seinen Schoß.

"Ich..." Jetzt wusste er nicht was er sagen sollte. Der Blonde war drauf und dran seinen Geliebten zu betrügen - und das war etwas, was er nicht tat, auch wenn bestimmt die meisten anderer Meinung waren.
 

Sofort zog Brad fragend eine Augenbraue nach oben. "Du...?", fragte er nach, als der Andere nicht weitersprach, aber seine Hand zurück zog. Was war denn auf einmal los? Bisher war doch alles auch traumhaft gut verlaufen, warum also zögerte Yohji jetzt auf einmal?
 

Kurz räusperte sich Yohji und sah Brad dann offen in die Augen.

Er wusste nicht recht wie er sich ausdrücken sollte.

"So verlockend.. das hier auch ist..", bei diesen Worten lächelte er leicht. "Ich bin mit Ken zusammen. Der auf mich wartet und deshalb werd ich jetzt gehen."

In all den Jahren war er halt doch noch vernünftig geworden. Der Blonde kramte kurz nach Geld und legte es auf den Tisch. Dann stand er auf, blieb aber noch neben dem Tisch stehen und sah Crawford nochmals in die Augen.
 

Blitzschnell streckte Brad die Hand aus und hielt Yohji am Handgelenk fest. Ernst sah er dem Anderen in die Augen. "Auch dafür gäbe es eine Lösung", raunte er dunkel. "Ich bin auch mit Schuldig zusammen. Überlegs dir einfach." Damit ließ er den Jüngeren wieder los und wandte seinen Kopf in einer unbeteiligten Geste ab. Von seiner Seite her war für den Moment alles gesagt.
 

Einen Moment blieb Yohji noch stehen und sah den Sitzenden an. Unbewusst nickte er. Dann drehte er sich um und ging zum Ausgang. Kurz bevor er das Café verließ, schaute er noch ein Mal über die Schulter zu Brad.

Draußen angekommen atmete der Blonde erst einmal tief durch. Crawford war also mit Schuldig zusammen und trotzdem machte er ihm solche Angebote. So recht wusste er nicht, was er davon halten sollte, aber insgeheim hatte der Schwarz die Neugier in Yohji geweckt - obwohl da auch noch Ken war.

Seufzend drehte er sich nach rechts und ging die Einkaufsstraße weiter entlang. Gerade rechtzeitig genug, um nicht zu bemerken, dass ein gewisser Deutscher um die Ecke bog und das Café ansteuerte - und rechtzeitig genug, um nicht von diesem gesehen zu werden.
 

Gelassen schaute Brad Yohji hinterher, wandte seine gesamte Aufmerksamkeit dann scheinbar wieder seiner Kaffeetasse zu. Ein hinterhältiges, kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. Yohji hatte angebissen, auch wenn der Blonde selber es noch nicht wusste. Es war doch schön, wenn Pläne aufgingen... Jetzt musste er nur noch Schuldig so weit bringen, mitzuspielen; denn wie er den Weiß einschätzte, würde rein gar nichts laufen, solange er ein schlechtes Gewissen Ken gegenüber haben musste. Aber auch für diesen Fall hatte der Amerikaner schon einen Plan in der Hinterhand - für den er eben den Telepathen brauchte.
 

Als er den Kopf wieder hob, sah er genau diesen gerade das Lokal betreten. Nettes Timing! Brads Augen blitzten auf. Das Spiel konnte also beginnen...
 

Nichts von alledem ahnend, betrat Schuldig schlendernd das Café. Die Shoppingtour war mehr als nur erfolgreich gewesen, weswegen er auch mit mehreren Tüten bepackt war. Dementsprechend gut war auch seine Laune und insgeheim war er auch dankbar dafür, dass Brad nicht mit gekommen war. Kurz sah er sich im Café nach seinem Boss um und entdeckte ihn in einer Ecke. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen ging er zu ihm und setzte sich auf den Stuhl, auf dem Yohji zuvor gesessen hatte.
 

"Na du?", begrüßte Brad seinen Telepathen ausgesprochen freundlich. Nichts von der Verstimmung der letzten Tage war mehr zu merken, im Gegenteil, er schaffte sogar ein kleines Lächeln in Schuldigs Richtung. "Hattest du Erfolg? Bekomme ich nachher eine kleine Privatmodenschau?" Dabei sah er dem Anderen tief in die blitzenden Augen.
 

Kurz war Schuldig über Brads gute Laune überrascht, dachte sich dann aber nichts dabei, sondern genoss es einfach, seinen Lover mal wieder so zu erleben.

"Ja.. Erfolg hatte ich. Aber Privatmodenschau?" Ein freches Grinsen breitete sich im Gesicht des Telepathen aus. "Wenn du es dir leisten kannst, mich zu bezahlen?! Schließlich sind sexy Models wie ich teuer." Ein Zwinkern folgte diesem zweideutigen Satz.
 

"Wenn ich dich in Naturalien bezahlen kann...", grinste der Amerikaner vielsagend und zwinkerte Schuldig zu. Auch wenn man es nicht glauben mochte, so genoss er die kleinen Flirtereien mit Schuldig unglaublich. Und auch sonst hatten sie eine relativ gute Beziehung - wenn man mal davon absah, dass er eben an Yohji einen Narren gefressen hatte und ihn unbedingt ins Bett bekommen wollte. Aber das wäre ja sowieso nur eine einmalige Sache und würde seine Beziehung mit Schuldig gar nicht wirklich berühren.
 

"Hm... kommt immer drauf an -was- für Naturalien das sind.. Mit nem Essen zum Beispiel würdest du nicht viel zu sehen bekommen." Nichts ahnend von Brads Gedanken, führte der Orangehaarige den kleinen Flirt weiter. Er wusste genau, dass Brad nicht immer der Eisklotz war, für den ihn alle hielten.

"Zumal ich nicht nur Oberbekleidung gekauft habe, wenn du verstehst?!"

Ein leises Lachen kam nach diesen Worten. Dann sah er sich nach der Kellnerin um, blickte dann jedoch wieder zu Brad.

"Möchtest du noch was, oder wollen wir gehen?"
 

Statt einer Antwort schob Brad seinen Stuhl nach hinten und stand mit einem herausfordernden Blick auf. Seine Hand strich leicht über Schuldigs Hinterteil, während sie das Cafe verließen, und er grinste in sich hinein. Erst als sie auf der Straße standen, ließ er sich zu einer Antwort herab: "Wer redet denn von Essen? Nach dem, was ich mit dir vor habe, wirst du keinen Hunger mehr haben." Besitzergreifend legte er dem Anderen den Arm um die Schultern und schlenderte so mit ihm zu seinem Wagen.
 

Gespielt skeptisch hob der Telepath eine seiner elegant geschwungenen Augenbrauen. "Na dann bin ich mal gespannt. Vielleicht ist dann nicht nur ne Modenschau drin." lachte Schuldig wieder. Der Arm um seine Schulter störte ihn überhaupt nicht und auch nicht die Blicke, die ihnen zu geworfen wurden.
 

"Das will ich doch schwer hoffen, dass es nicht nur eine Modenschau wird", erwiderte Brad dunkel und verführerisch. Er öffnete seinen Wagen, stieg ein und wartete, bis Schuldig auf dem Beifahrersitz platz genommen hatte. Seine Augen funkelten auf, als er sich zu ihm beugte, ihn am Kragen packte und zu einem leidenschaftlichen Kuss zu sich zog.
 

Der Jüngere ließ sich packen und küssen - er liebte diese Dominanz, die Brad manchmal ausstrahlte und auch auslebte. Er vergrub eine Hand in den ordentlich gekämmten, dunklen Haaren und brachte sie so durcheinander. Schon jetzt freute er sich auf den Abend, der sehr vielversprechend zu werden schien.
 

~*~tbc~*~

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

@Nimrodel: Danke für das Kompliment - wir geben uns auch immer Mühe dabei.. ^_~ Und du kannst dich freuen.. es werden noch viele Lemons freuen.. *hust*
 

4.
 

Schon kurz nach halb acht saß Brad am Samstag Abend in der großen, vor Gold und Marmor strotzenden Hotellobby und wartete äußerlich ganz gelassen auf sein Date. Sein Armanianzug saß wie angegossen und gab ihm das gute Gefühl, wirklich erstklassig auszusehen. Er nippte an seinem sehr exquisiten Whisky, lehnte sich auf der eleganten Sitzgelegenheit zurück und beobachtete eher gelangweilt die Gäste, die kamen und gingen.
 

Auch Yohji stand schon dreiviertel acht vor dem Hotel, rauchte draußen aber noch eine Zigarette, um seine Nerven etwas zu beruhigen. Lächerlich, wenn man bedachte, das es nur ein One-Night-Stand werden würde. Aber das hier war doch etwas anderes, als all die Abenteuer, die er schon hatte.

Der Blonde zog noch einmal an der Zigarette und schnippste sie dann weg. Danach richtete er noch einmal seine Sachen, ebenfalls eine Art Anzug, nur nicht so zugeschnürt und klassisch wie normale Anzüge, und ging dann in die Lobby, in der er Brad sofort erkannte.

Mit eleganten Schritten und einem leichten Hüftschwung ging er auf den Schwarz zu und lächelte dabei verführerisch.
 

Bei diesem Anblick lief ein erwartungsvoller Gänsehautschauer über Brads Rücken. Er erhob sich mit der Geschmeidigkeit eines Raubtieres und wartete mit einer lässig in die Hosentasche geschobenen Hand, bis Yohji bei ihm angekommen war. Dabei hatte er genug Zeit, den Anderen eingehend zu mustern, und es war ihm wohl anzusehen, wie beeindruckt er vom Aussehen des Weiß war. Auch wenn er Yohji am Liebsten sofort an sich gezogen und gierig geküsst hätte, so wollte er doch hier in der Lobby kein Aufsehen erregen. Also hielt er dem Jüngeren nur die Hand zur Begrüßung hin, konnte es aber nicht lassen, sanft mit dem Daumen über dessen Handrücken zu streicheln. "Willst du noch etwas Trinken?", fragte er höflich, konnte in Wirklichkeit aber kaum erwarten, mit Yohji nach oben zu verschwinden. Die Schlüsselkarte der prächtigen Suite hatte er schon längst in seiner Tasche.
 

Die Blicke des Anderen waren purer Genuss. Freundlich erwiderte er die Geste von Brad und reichte ihm die Hand. Dass er dabei näher an dem anderem Mann stand, als normal üblich war, interessierte ihn nicht. Ein erregendes Kribbeln floss durch seinen Körper bei dieser simplen Berührung.

"Nein.. danke!", lehnte er manierlich ab. Er wollte ebenso schnell nach oben wie sein Gegenüber, überließ diesem aber die Führung, schließlich hatte der ihn eingeladen.
 

Genau eine halbe Stunde, nachdem Yohji mit dem Schwarzboss in ihre Suite verschwunden war, betrat ein sehr bedrückter und noch viel nervöserer Ken die Hotelhalle. Er wagte nicht wirklich, sich umzusehen, und kam sich reichlich deplaziert und underdressed vor. Obendrein konnte er die leuchtend orange Mähne des Telepathen nirgendwo entdecken. Ganz toll. Da ließ er sich auf so einen Unsinn ein und wurde dann auch noch versetzt. Unschlüssig, ob er nicht auf der Stelle wieder nach Hause fahren sollte, stand er zwischen Eingangstür und Rezeption.
 

Leicht genervt betrat nun auch Schuldig den Schauplatz. Eigentlich wollte er gar nicht erst kommen, ihm war egal gewesen, was sein Lover dazu gesagt hätte, aber dann hatte er an Ken gedacht und ihm war klar geworden, dass der sich wohl genau so fühlte wie er sich selbst. Nachdem Brad ihm dieses Treffen aufgezwungen hatte, war er in Balineses Gedanken gewesen und hatte da gesehen, dass dieses Treffen NICHT wegen einem klammernden Ken gehalten wurde.

Als der Deutsche den deprimierten Fußballer so verloren in der Lobby stehen sah, musste er lächeln und gab für sich zu, dass der Jüngere eigentlich ganz süß war.

Langsam ging er auf ihn zu und grüßte ihn freundlich.

"Hi!"
 

Erschrocken wirbelte der Fußballer herum und sah sich wieder einmal mit Schuldig konfrontiert. Doch diesmal war nichts von der sonst üblichen Aggression und dem Sarkasmus des Deutschen zu spüren. Aus Versehen blickte Ken genau in die Smaragdaugen des Größeren und blieb dort hängen. Erst nach einer ganzen Weile konnte er sich soweit zusammen nehmen, um den Gruß leise zu erwidern. "Hi..."
 

Lässig die Hände in die Hosentaschen steckend, blickte sich Schuldig kurz um und sah dann wieder in die unsicheren Augen des Jüngeren.

"Wie ich sehe, gefällt dir dieses Arrangement auch nicht so wirklich, hm?" Es stand Ken sozusagen auf der Stirn geschrieben. Aber wenn sie sich schon mal trafen, dann konnten sie auch etwas zusammen machen.

"Wollen wir vielleicht woanders hingehen? Ich hab keine große Lust im gleichen Gebäude zu sein wie die beiden..."

Dann hatte Brad eben umsonst ein zweites Zimmer gebucht, aber wen kümmerte das schon.
 

Endlich konnte sich der Brünette von dem überraschenden Anblick losreißen und wie eine Marionette nicken. Es war sogar für ihn erkenntlich, dass sich auch Schuldig nicht wohl fühlte. Vielleicht sollten sie das Ganze einfach nur abblasen... Doch zugleich mit diesem Gedanken tauchte ein anderer in Kens Denken auf. Wenn sie schon derart verkuppelt worden waren - sollten sie auch versuchen, ihren Spaß zu haben. "Ja. Gehen wir woanders hin. Hast du einen Vorschlag?" Er wusste nicht so recht, was genau sich der Telepath von ihm erwartete.
 

Dieser zuckte nur mit den Schultern und legte den Kopf leicht schief.

"Mir ist eigentlich egal, was wir machen, Hauptsache ich muss nicht an die beiden denken. Ich würd ja vorschlagen, wir betrinken uns, aber das hat sicher auch nicht viel Sinn."

Der Telepath grinste leicht, versuchte so, die Situation etwas aufzulockern.

"Wir könnten in 'nen Club gehen oder einfach nur ins Kino. Worauf hast du Lust?"
 

Club klang verführerisch in Kens Ohren. Er brachte ein Lächeln fertig, das schon nahe an der Dankbarkeit war. "Du kennst dich sicher aus. Zeig mir nen schönen lauten Club", bat er. Am besten mit Musik in einer Lautstärke, dass er seine eigenen Gedanken nicht mehr hören konnte. Unternehmungslustig blitzten seine Augen auf und sein Lächeln wurde ehrlich. Schuldig sah ja wirklich alles andere als schlecht aus und war bestimmt eine angenehme Begleitung, wenn er davon absah, dass es sich bei ihm um einen Feind handelte. Auf einmal war Ken doch froh, sich auf den Deal eingelassen zu haben.
 

Das Lächeln wurde genauso ehrlich von dem Deutschen erwidert. Na vielleicht wurde dieser Abend doch noch ganz angenehm.

"Okay.. dann wollen wir doch mal überlegen. Laut? Ja.. da dürfte sich was finden lassen."

Mit diesen Worten legte er einen Arm um Kens Schultern und führte ihn aus dem Luxusschuppen. Draußen winkte er ein Taxi für sie heran und hielt dem Jüngeren, gentlemanlike, die Tür auf.

"Wenn ich bitten dürfte?!" Seinen Worten ließ er ein verspieltes Zwinkern folgen.

Oh ja.. Er würde auf Brad hören und einen schönen Abend mit dem Weiß haben. Die Rechnungen allerdings würden alle auf den Namen Crawford gehen.
 

Überrascht lachte der Brünette auf, setzte sich auf die Rückbank des Wagens und sah seinen Begleiter auffordernd an. Es hatte sich seltsamerweise gar nicht so schlecht angefühlt, von dem Schwarz so im Arm gehalten zu werden. Im Gegenteil. Während das Taxi sie zu der Adresse brachte, die Schuldig dem Fahrer genannt hatte, betrachtete Ken den Orangehead nachdenklich und eingehend. Der Ältere wirkte überhaupt nicht mehr bedrohlich, sondern war einfach nur unglaublich nett. Für eine Sekunde stellte Ken sich vor, dass zwischen ihnen doch mehr passieren könnte, doch dann verbot er sich solche Gedanken. Der Telepath und er saßen einfach nur im selben Boot. Nichts weiter. Er lehnte sich seufzend in das Polster zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und senkte den Blick auf seine Schenkel.
 

Natürlich hatte Schuldig den Blick gespürt und sah nun seinerseits zu dem Anderen. Der junge Mann, der hier neben ihm saß, war nun wirklich nicht der schlechteste Treffer. Als er daran dachte, dass er nun eigentlich auch mit Aya oder Omi hier sitzen könnte, war er heilfroh, dass dem nicht so war.

"Wie hat Yohji dir das ganze hier eigentlich gesagt?" Es interessierte ihn, ob der Jüngere auch gezwungen worden war.
 

Die Frage holte Ken aus seinen Gedanken. Er sah wieder zu Schuldig und seufzte tief. Den Blick fest in das unglaubliche, irritierende Grün gerichtet, antwortete er fast wie in Trance: "Yohji hat mir einfach gesagt, dass Brad ihm diesen Vorschlag gemacht hat und ich hab gemerkt, wie gern er ihn annehmen würde. Und bevor er das heimlich macht..." Mehr brauchte er wohl nicht zu sagen - das Ergebnis war ja deutlich genug. Zwar fragte er sich immer noch, welcher Teufel ihn geritten hatte, dem hier zuzustimmen, aber nun war es einfach zu spät für solche Überlegungen; er konnte nur noch das Beste daraus machen. Und es sah so aus, als könnte es zusammen mit Schuldig sogar gelingen
 

Ein Nicken folgte Kens Worten. Es wäre bestimmt alles noch viel schlimmer, wenn die beiden sich heimlich zum Vögeln getroffen hätten.

"Hey, pass auf, wir machen einen Deal: Heute Abend haben wir soviel Spaß wie nur möglich zusammen und denken nicht an die beiden oder machen uns Gedanken über sie! Wenn die beiden uns schon zu sowas hier verdonnern, können wir es auch ausnutzen, oder?"

Lächelnd sah er den Braunhaarigen an und wartete auf dessen Antwort.
 

Das brachte Ken zum Lachen, ob er nun wollte oder nicht. Der Vorschlag des Deutschen klang eindeutig sehr gut. Kens Augen blitzten auf, als er nickte und sich unwillkürlich fragte, was der Schwarz wohl so unter Spaß verstehen würde. Der Schauer, der ihm dabei über den Rücken lief, überraschte ihn selbst. "Okay!", entgegnete er schließlich. "Lass uns soviel Spaß haben wie noch nie." Zumindest für seinen Teil war das nicht sonderlich schwer, denn außer Yohji, Fußball, dem Laden und Weiß gab es für ihn nicht viel.
 

Das Lachen von Ken gefiel ihm eindeutig sehr gut und dieses Leuchten in den braunen Augen war mehr als nur interessant.

So viel Spaß wie noch nie also?

Schuldigs Lächeln wurde breiter. Na das konnte er haben.

Schon nach kurzer Zeit waren sie an der Adresse angelangt, die er dem Fahrer genannt hatte. Schnell bezahlte er diesen, stieg dann aus und wartete, dass Ken ihm folgen würde. Als der dann neben ihm stand, legte er wieder einen Arm um ihn und führte ihn zum Eingang des Clubs. Die Bässe der Musik waren schon hier zu spüren und er freute sich darauf, mal wieder einen drauf zu machen.
 

Schuldigs Arm um seine Schulter löste bei Ken seltsamerweise wieder einen aufgeregten Schauer aus. Aber das schob der junge Weiß darauf, dass er, außer von Yohji, noch von keinem anderen Mann berührt worden war. Auch er konnte die laute Musik förmlich in seinem Magen spüren, als sie so auf den Eingang zugingen, und Ken merkte, wie er sich dabei zutraulich an den Schwarz lehnte und nun sogar seinerseits den Arm um ihn schlang. Sein ersten Reflex wäre gewesen, den Kontakt sofort zu unterbrechen, aber er kämpfte ihn erfolgreich nieder. Dafür fühlte es sich viel zu... aufregend an.
 

Merkwürdiger Weise empfand auch Schuldig es als sehr angenehm, als nun Ken seinen Arm um seine Taille legte. Es fühlte sich gut an.

Sie gingen direkt auf den Eingang zu und der Deutsche nickte einem der Türsteher zu, so dass dieser ihnen ohne Umstände die Tür aufhielt und sie vor allen anderen rein ließ. Eine dicke Wand aus stickiger und warmer Luft schlug ihnen entgegen, die laute, rockige Musik machte es fast unmöglich, sich zu unterhalten.
 

Tief durchatmend schloss Ken für eine Sekunde die Augen. Ja, da hatte Schuldig aber haargenau das getroffen, was er sich vorgestellt hatte. Das Wummern der Musik in seinem Zwerchfell übertünchte alle trüben Gedanken und Gefühle und brachte ihn zum Strahlen. Begeistert sah er sich um, blinzelte dann wieder den Telepathen an seiner Seite an. Für diese verworrene Situation war seine Miene so glücklich, wie es nur möglich war.
 

Der Deutsche sah sich ebenfalls um und war froh darüber, dass der Club noch nicht so überfüllt war wie sonst. Als er dann wieder zu Ken blickte, überraschte ihn das Strahlen, das von ihm ausging. Es entlockte Schuldig ein fröhliches Grinsen. Er lehnte sich zu dem Braunhaarigen und brachte seine Lippen nah an dessen Ohr.

"Möchtest du erst was trinken oder wollen wir gleich tanzen gehen?" fragte er so laut wie möglich, ohne dem Anderen einen Hörsturz zu verursachen.
 

Ken blieb beinahe das Herz stehen. Schuldig war auf einmal so nah und seine Stimme... Mit sehr viel Willenskraft riss er sich zusammen und öffnete die Augen wieder, die er nur unwesentlich zuvor geschlossen hatte, um nun selbst den Kopf zu dem Anderen zu wenden und die Antwort in dessen Ohr zu geben. "Lass uns erst was trinken, okay?" Er konnte sich noch nicht wirklich vorstellen, überhaupt auf die Tanzfläche zu gehen. So etwas hatte er noch nie gemacht und er war sich unsicher, ob dabei nicht wieder seine übliche, leicht tollpatschige Ader zum Vorschein kam und er sie beide einfach nur blamieren würde.
 

Angenehm überrascht, wie gut sich die Nähe zu dem Anderen anfühle, beließ er es gleich dabei, in dem er seinen Arm nicht von Ken nahm. Auf die Frage des Jüngeren nickte er nur lächelnd und führte sie dann zur Bar. Wie durch Zufall wurden gerade zwei Barhocker vor ihnen frei und Schuldig grinste Ken frech an.

Sie setzen sich, und der Orangehead winkte den Barkeeper zu sich.
 

Es war einfach unglaublich. Schuldig sorgte wirklich dafür, dass Ken alles, was ihn vor kurzer Zeit noch bedrückt hatte, einfach vergessen konnte. Breit grinsend setzte er sich auf den Barhocker, ließ den Blick beiläufig über die Anwesenden schweifen und sah dann wieder den Schwarz an. Seltsamer Weise legte sein Herz einen kleinen Spurt hin, als er dieses übermütige und wunderschöne Grinsen sah, das sich bis in die Augen fortsetzte und sie so intensiv strahlen ließ, dass sich der Weiß dem kaum entziehen konnte.
 

"Was möchtest du trinken?", fragte er Ken, nachdem der Barkeeper bei ihnen war. Er selbst bestellte sich einen Wodka-Lemon.

Auch für ihn war es erstaunlich, wie wohl er sich mit Ken fühlte - ganz im Gegensatz zu seinen Erwartungen, denn diese waren nicht besonders hoch gewesen. Doch der Braunhaarige hatte ihn mit seiner Offenheit überrascht. Mit einem anerkennenden Blick sah er in die braunen Iriden des Anderen.
 

Durch den so plötzlichen Blickkontakt war Ken auf einmal derart aus der Spur gerissen, dass er tatsächlich den Bartender so lange übersah, obwohl der direkt vor ihm stand, bis der ihn bezeichnend antippte. Ein leichter Rotschimmer schlich sich auf Kens Wangen, er lachte verlegen und meinte dann: "Ich bekomme das Gleiche!", auch wenn er so überhaupt keine Ahnung hatte, was sich Schuldig bestellt hatte. Allmählich wurde ihm bewusst, dass es sicher nicht gut kam, wenn er seinen Begleiter die ganze Zeit über nur wortlos anstarrte - auch wenn er sich nicht erklären konnte, woher auf einmal die Faszination kam, die der Telepath auf ihn ausübte. Als sein Blick aber doch wieder wie magisch von den grünen Augen angezogen wurde, zwang er sich, endlich den Mund aufzumachen. "Bist du öfter hier?" Gleichzeitig verdrehte er innerlich die Augen. Das war ja mal wieder so typisch er selbst! Sah es vielleicht so aus, als würde sich Schuldig hier nicht bestens auskennen?
 

Als Kens Wangen diesen leichten Rotton annahmen, musste der Deutsche schmunzeln - das war richtig niedlich. Moment! Hatte er gerade gedacht, dass der Weiß niedlich sei? Kurz schüttelte er den Kopf. Dann jedoch blickte er wieder lächelnd zu Ken und nickte leicht.

"Ja.. schon, es ist einer meiner Lieblingsclubs."

Dann kamen auch schon ihre Drinks und Schuldig hob seinen leicht an und prostete dem Braunhaarigen zu. "Auf einen schönen Abend." Wieder zwinkerte er verspielt.
 

Klar, wie hätte es auch anders sein können? Ken prostete Schuldig ebenfalls zu, zog aber dann den Kopf ein und schielte den Deutschen durch seine Ponysträhnen an. "Wenn du so oft hier bist... Ich meine, du hast doch sicher eine Menge Freunde und Bekannte hier. Du musst nicht bei mir bleiben, wenn du das nicht willst. Ich will dir hier ja nichts versauen..." Natürlich war Ken klar, dass er, wenn Schuldig ihn allein lassen würde, nach Hause gehen würde. Aber er wollte ja auch nicht, dass sich der Telepath zu irgendwas verpflichtet fühlte, nur weil ihnen dieses Date mehr oder weniger aufs Auge gedrückt worden war.
 

Schuldig grinste leicht bei Kens nervösen Worten, legte dann vorsichtig seine Hand auf die des Anderen, welche auf der Bar lag. "Hey.. Ich bin mit dir hier und wir sind sozusagen Leidensgenossen. Du versaust mir heute gar nichts, im Gegenteil: der Abend ist bis jetzt viel besser als ich erwartet habe. Meinst du nicht auch?", sagte und lächelte der Deutsche ehrlich. Denn genau so war es auch und auf einen seiner Fans, die er hier bereits gesammelt hatte, hatte er heute sowie so keine Lust. Der Fußballer war eine sehr angenehme Abwechslung zu den, manchmal sehr aufdringlichen, Begleitern, die er sonst so hatte - vor der Zeit mit Brad versteht sich.
 

Als sich Schuldigs Hand auf seine legte, hatte Ken das Gefühl, er würde einen elektrischen Schlag bekommen. Das Kribbeln jagte seinen Arm hinauf und setzte sich in seinem gesamten Körper fort, was mit ein Grund war, warum er seine Finger nicht unter denen des Telepathen herausziehen konnte oder wollte. Es fühlte sich einfach viel zu gut an. Es dauerte unverhältnismäßig lange, bis er endlich nickte und mit seltsam unsicherer Stimme antwortete: "Ja, geht mir auch so." Mit einem Mal fühlte er sich so leicht, wie berauscht; ohne Vorwarnung machte sein Herz einen übermütigen Satz und legte dann einen atemberaubenden Spurt hin. Ken trank noch einen großen Schluck von dem ungewohnten Gemisch, bewegte seine Finger leicht unter der Hand des Schwarz und erkundigte sich dann schüchtern und verspielt zugleich: "Wie war das jetzt mit Tanzen?"
 

Die grünen Augen des Deutschen lagen die ganze Zeit über auf dem hübschen Gesicht des Fußballers. Als er dann die leise Frage hörte, wurde das Grinsen auf seinen Lippen größer. Schnell trank er seinen Drink aus und stand dann auf, was unweigerlich zur Folge hatte, dass er seine Hand von Kens nehmen musste. Jedoch hielt er sie ihm dann wieder hin. "Dann komm und zeig mir, ob du genau so gut tanzen kannst, wie du Fußball spielst."

Er hatte zwar überhaupt keine Ahnung von den Fußballkünsten des Weiß, aber ging jetzt einfach mal davon aus, dass er ziemlich gut war.

Als der Andere seine Hand genommen hatte, zog Schuldig ihn gleich durch das Gedränge der Leute, zur Mitte der Tanzfläche.
 

Ein aufgeregter Ball explodierte in Kens Magen, allerdings nicht nur, weil er jetzt gleich Tanzen sollte... Am liebsten hätte er die Hand des Anderen nicht mehr losgelassen, als sie auf der Tanzfläche standen, umringt von einem undurchdringlichen Pulk sich windender Leiber. Doch bevor weitere Nervosität den ganzen Spaß verhindern konnte, konzentrierte Ken sich auf die schönen Augen seines Gegenübers, begann sich langsam und - wie er vermutete - ein wenig unbeholfen zu bewegen, senkte dann aber seine Lider und blendete einfach alles andere aus. Es gab nur noch ihn hier, ihn und die aufpeitschende Musik.
 

Schuldig beobachtete, wie sich Ken erst etwas unsicher, dann aber immer besser und vor allem aufreizender bewegte. Er selbst verstand es natürlich auch, sich perfekt zum Takt der Musik zu bewegen. Nach einem Moment, in dem er einfach nur neben dem Weiß getanzt hatte, fing er an mit ihm zu tanzen. Sacht, um den Anderen, der wie in Trance schien, nicht zu erschrecken, legte er seine Hände auf dessen Hüften und bewegte sich im Gleichklang mit ihm.
 

Diese unerwartete Berührung schickte etwas, das einem Blitzschlag gleichkam, durch Kens Körper. Er schlug die Augen wieder auf, betrachtete intensiv den Mann, der sich vor ihm befand. So nah... Er sah, wie gut Schuldig seinen Körper beherrschte, sah das entspannte Gesicht, die Augen, die von innen heraus zu leuchten schienen, die weichen Haare, die das alles wie eine lodernde Flamme umschmeichelten. Und zum ersten Mal, seit er von diesem Wahnsinn erfahren hatte, hielt Ken es nicht mehr für völlig abwegig, mit dem Telepathen zu schlafen. Das war es doch, was von ihm erwartet wurde, oder? Ein schwaches Lächeln verzog seine Mundwinkel nach oben, er schob sich näher an den Anderen heran, legte seine Arme um dessen Hals und verschränkte die Finger im Nacken, wobei er es sich nicht nehmen ließ, durch die seidigen Strähnen zu streichen.
 

Auch Schuldigs Inneres begann zu kochen, als er den anderen Körper noch näher an seinem und die sanften Finger in seinem Haar spürte. Er konnte sich nicht erklären warum, aber Kens Nähe fühlte sich einfach gut und richtig an. Der Jüngere war so völlig anders, als Brad, als all seine anderen Lover zuvor, und trotzdem zog er Schuldig in seinen Bann und ließ ihn nicht mehr los.

So glitten seine Hände über die Hüften des Jüngeren, auf dessen Rücken und strichen sanft darüber, was zur Folge hatte, dass nun kaum mehr ein Blatt Papier zwischen sie passte. Er sah in die schönen braunen Augen und lächelte verspielt.

"Du machst das gut..."
 

Ein wilder Schauer nach dem anderen stürmte über Ken hinweg, als er Schuldigs Gesicht so nah an seinem hatte und dessen Atem auf seiner erhitzten Haut spürte. Er war gerade nicht wirklich in der Lage, etwas zu erwidern, er konnte den Anderen nur mit leicht geöffneten Lippen ansehen. Ganz automatisch hatten sie einen gemeinsamen Takt angenommen, der Ken nicht mehr vorkam wie ein Tanz, sondern wie das Versprechen auf viel mehr. Und sämtliche Gedanken waren ausgelöscht; Ken fühlte sich, als würde er schweben.
 

Wie von allein, hatte sich Schuldigs Tanzstil von verspielt zu verführerisch entwickelt - er selbst wusste nicht warum, aber irgendwie hatte er plötzlich das Bedürfnis danach. Er fühlte sich so wohl mit dem Jüngeren, dass er es selbst kaum glauben konnte. Die Wärme, die von dessen Körper, aber auch von den dunklen Augen, ausging, haute ihn um.

Das Lächeln auf seinen Lippen war wie fest geklebt und wollte gar nicht mehr verschwinden.
 

Kens Blut verwandelte sich langsam aber sicher in Lava, die brennend durch seine Adern rollte. Er schaffte es nicht mehr, den Blick von Schuldig abzuwenden, sein Atem ging schwer, was allerdings nicht an der Anstrengung der Bewegung lag. Da war er immerhin mehr gewohnt... Wieder lief eine überraschende Gänsehaut über seine Arme und den Rücken und ließ ihn leicht beben. Auch wenn es kaum noch möglich war, drängte er sich noch ein wenig näher an den Größeren, nahm den berauschenden Duft auf, der von dem Schwarz ausging und der seine Fantasie noch zusätzlich anregte.
 

Natürlich registrierte auch Schuldig, welche Wirkung er auf Ken hatte und er fand Gefallen daran. So ließ er nun zusätzlich noch seine Hände über den gut trainierten Körper wandern. Ganz langsam strichen seine Finger den Rücken hinab, machten knapp vor dem Po kehrt und wanderten wieder nach oben. An den Schultern trennten sie sich, die eine rutschte wieder tiefer, die andere strich sanft über Kens Seiten. Wie aus Versehen schummelte er eins seiner langen Beine zwischen die des Anderen.

Auch in ihm weckte das ganze das Verlangen nach mehr, noch aber stand er vor seiner Hemmschwelle, die Treue hieß.
 

Diese Überreizung sämtlicher Sinne, die Ken auf diese Weise noch nie erlebt hatte, veranlasste ihn, seine Augen wieder zufallen zu lassen. Was allerdings zur Folge hatte, dass er nun sämtliche Berührungen noch intensiver spürte. Überrascht keuchte er auf, zu seinem Glück ging das jedoch in der lauten Musik unter. Viel zu deutlich fühlte er, wie sein Körper zu reagieren begann, und wurde unwillkürlich rot. Trotzdem rieb er sich vorsichtig an dem Bein, das leicht gegen seinen Schritt drückte; seine Hände nahmen eine behutsame Erkundung über den fremden Körper auf und fanden bald Stellen, bei denen er Reaktionen des Schwarz merkte.
 

Immer wieder jagten Kens Berührungen wilde Schauer durch den Körper des Deutschen, ließen die Schwelle immer kleiner werden.

'Eigentlich wollte Brad ja, dass ich mit Ken schlafe..', schoss es ihm plötzlich durch den Kopf und zerstörten den letzten Rest seiner Vorsätze.

Noch einmal blickte er lächelnd in das leicht rote Gesicht, bestätigte sich innerlich nochmal. Sein Blick blieb an den sanft, geschwungenen Lippen hängen, verführten ihn noch mehr. So senkte er langsam seinen Kopf und legte seine Lippen sacht auf die des Weiß, schließlich wollte er ihn nicht verschrecken.
 

Ken riss die Augen auf, doch seine Lider fielen sofort wieder nach unten und er glaubte, ihm würde das Herz einfach stehen bleiben. Schuldigs Lippen waren so weich und warm, samtig... Unbewusst öffnete Ken den Mund, spürte die gleiche Bewegung bei dem Schwarz, und kam ihm ein Stück mit der Zunge entgegen. Alles an ihm kribbelte nun und er dachte, seine Knie würden einfach wegknicken, weswegen er rein zur Sicherheit den Griff um den Deutschen festigte und sich an ihm fest hielt.
 

In dem Moment, in dem sich ihre Zungen berührten, schoss ein heißer Blitz durch Schuldig und er keuchte leicht gegen die süßen Lippen, die er küsste.

Er begann einen sanften Tanz mit Kens Zunge, welcher so gar nicht zum Takt der Musik passte, aber für sie genau richtig war. Die Leute um sie herum waren längst vergessen.

Seine Hand rutschte nun gänzlich nach unten und legte sich auf den festen Hintern des Jüngeren, drückten ihn noch mehr an sich.
 

Nur zu begeistert ließ sich Ken auf den Kuss ein, der wirklich das Potential hatte, ihm den Verstand zu rauben. So sanft und zärtlich hatte ihn noch nicht einmal Yohji geküsst... Seine Finger krallten sich in das Shirt des Größeren, er konnte jetzt Schuldigs Körper komplett an seinem fühlen, was ihn immer wieder leise aufstöhnen ließ. Alles andere wurde uninteressant und verschwand hinter einer Nebelwand, als Ken die Realität ausblendete und sich in diesen traumhaften Kuss ergab, ihn mit aller Zärtlichkeit erwiderte, zu der er fähig war. Er merkte nicht, dass sie sich nicht mehr bewegten, sondern nur küssend mitten auf der Tanzfläche standen und von allen Seiten angestarrt wurden. Eine Ameisenarmee wanderte über seine Haut, die unter Schuldigs Händen zu glühen schien, und eine ganze Horde wild gewordener Schmetterlinge flatterte in seinem Magen auf.
 

Schuldig erzitterte leicht unter dieser Sanftheit, die er schon lange nicht mehr so gespürt hatte, denn Brad war das komplette Gegenteil.

Die Umgebung und die Blicke waren egal, nur diese zärtlichen Berührungen und der warme Körper des Anderen zählte noch. Und nicht nur in Kens Bauch schienen die Schmetterlinge eine wilde Party zu feiern. Auch wenn dieser Kuss noch nicht lange andauerte wusste er, dass es einer der besten ersten Küsse war, die er bis jetzt erlebt hatte.

Ihr Zeitgefühl schien sich auch verabschiedet zu haben, denn sie merkten gar nicht, wie die Minuten nur so verstrichen.
 

Wenn es nach Ken gegangen wäre, hätten sie noch die ganze Nacht hier stehen und sich küssen können. Seine Hände setzten sich in Bewegung, tastend und erforschend strichen seine Finger über den Rücken des Deutschen, verwoben sich in den seidigen Haaren, streichelten bebend über den Nacken des Anderen. Ohne an Zärtlichkeit zu verlieren wurde ihr Kuss sinnlicher, so erregend, dass es Ken den Atem verschlug. Behutsam und fast schon widerwillig zog er sich zurück, sah mit glasigen Augen und schwer atmend in die strahlenden Iriden des Deutschen.
 

Diese Augen würden Schuldig noch den Verstand rauben, wenn Ken ihn weiter so ansah. Sein Blick klebte förmlich an dem Glitzern in den braunen Iriden.

Kurz leckte er sich mit der Zunge über die Lippen, schmeckte den süßen Geschmack von Ken nach.

So wirklich wusste er gerade nicht, was er machen sollte, sein Hirn war immer noch wie berauscht. Deshalb lächelte er sanft und setzte sich wieder in Bewegung, zum Glück war die Musik gerade etwas ruhiger. Seine Hände jedoch strichen unaufhörlich weiter über den anderen Körper.

Nach einer Weile konnte er seinem Verlangen nicht widerstehen und küsste den Kleineren erneut.
 

Auch Ken hatte sich wieder daran erinnert, wo sie sich gerade befanden, und wieder zu tanzen angefangen. Als er jedoch die verführerischen Lippen ein weiteres Mal auf seinen spürte, war es völlig um ihn geschehen. Er presste sich gegen Schuldig, zog den Orangehaarigen gleichzeitig an sich. Wieder war ihr Kontakt sanft, aber diesmal lag eine unbestreitbare Gier in dem Kuss, die Ken immer wieder aufkeuchen ließ. Einmal mehr zog sich Ken zurück, Verlangen schlug über ihm zusammen wie eine Sturmwelle, irrlichterte in seinen Augen. Er wollte nur noch weg von hier, irgendwohin, wo er mit Schuldig allein sein, diese ganzen berauschenden Gefühle auskosten und sich von ihnen in den Wahnsinn treiben lassen konnte. Da er seiner Stimme nicht traute, sah er den Anderen nur bittend an und hoffte, dass er verstehen würde.
 

~*~tbc~*

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

@Nimrodel: Wie es bei Yohji und Brad gelaufen ist, kannst du jetzt - zumindest im Ansatz - lesen! ^_~
 

Achtung: Bad Language (ein bisschen.. ;))
 

6.
 

Yohji saß währenddessen zu Hause, wartete auf seinen Geliebten und seine Laune wurde mit jeder Minute schlechter.

Seine Nacht mit Brad war nicht das gewesen, was er erwartet hatte - was sie beide erwartet hatten.

Es war Sex, sie waren befriedigt, aber das übliche Hochgefühl dabei und danach hatte gefehlt. Vermutlich waren die Erwartungen einfach zu hoch gewesen.

Aber als er dann zu Hause ankam, Ken nicht zu Hause war und er ihn auch nicht erreichen konnte, war die Enttäuschung noch größer, denn anscheinend amüsierte sich sein Freund prächtig.

Als Ken am Nachmittag nach Hause kam, saß Yohji gerade in der Küche und starrte in seinen schwarzen Kaffee. Durch das Klappen der Tür aus seinen Gedanken gerissen, sprang er auf und lief zur Tür. Diese wurde gerade von einem ziemlich müden Fußballer geschlossen.

"Na.. auch wieder da?", kam es kühl und mit unterdrückter Wut von Yohji.
 

Ganz automatisch zog Ken den Kopf ein. Nanu, was ging denn jetzt ab? Vorsichtig schielte er durch die Strähnen, die ihm über die Augen fielen, zu Yohji auf. "Hi, auch nett, dich zu sehen!", konterte er ein wenig genervter als beabsichtigt. "Fauch mich nicht an, das Ganze war deine Idee!", schnappte er noch und wollte sich damit an dem Älteren vorbeischieben. Schlagartig nahm die Sehnsucht nach dem Telepathen wieder zu, nach der Geborgenheit, die er bei ihm gespürt hatte; seine Kleidung, seine Haut, alles roch noch nach dem Anderen.
 

Okay.. DAS war nicht beabsichtigt gewesen mit dieser verdammten Vereinbarung. Eigentlich sollte er, Yohji, eine Wahnsinnsnacht haben. Dass Ken anscheinend viel mehr Spaß gehabt hatte, passte ihm so gar nicht.

"Ja, richtig, es war meine Idee. Aber es war die Sprache von einem Abend und nicht von einer Nacht samt Frühstück und Mittag."

Er wusste, dass er Ken unrecht tat, denn schließlich hatte er ihn selbst dazu überredet, aber in seiner Wut und Enttäuschung wollte er das einfach nicht sehen. Zudem schmerzte es ihn mehr, als er gedacht hätte, wenn er sich nur vorstellte, was dieser blöde Telepath alles mit seinem Freund angestellt hatte.
 

Ken verzog unwillig das Gesicht und zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Hm. Du hast mir gesagt, dass ich bestimmt viel Spaß mit Schuldig haben könnte. Tut mir leid, dass ich dich beim Wort genommen habe." Ken war durchaus klar, dass Yohji nie im Leben davon ausgegangen war, dass er mit dem Schwarz eine Sexorgie feiern würde, wie er es getan hatte. Und noch viel weniger hatte der Ältere wohl geahnt, was sonst noch passieren könnte - was passiert war. Er lächelte verträumt. Dass er sich innerhalb eines Abends haltlos in den Schwarz verlieben würde, damit hatte er selbst niemals gerechnet. Dann schob er diese Überlegungen weit von sich und sah Yohji wieder an. "Lässt du mich bitte durch? Ich bin müde und will ins Bett."
 

Dieses Lächeln gefiel Yohji gar nicht und auch nicht, dass sein Geliebter wohl die ganze Nacht nicht geschlafen hatte.

"Ich hatte damit trotzdem nicht mehr als einen Abend gemeint!"

Mit einem genervten Schnauben ging Yohji wieder in die Küche, ließ Ken damit einfach so stehen. Er hatte gerade eine extreme Wut in sich; er war wütend auf sich, auf Brad und vor allem auf Schuldig, aber er wollte das eigentlich nicht an seinem Freund auslassen.
 

Ken war froh, zumindest für den Augenblick so einfach davon gekommen zu sein. Er war sich sicher, dass es nicht immer so leicht werden würde. Vor allem, wenn Yohji erst einmal auf die Idee kam, sich für die scheinbar nicht sehr zufriedenstellende Nacht von ihm entschädigen zu lassen... Ken wusste nicht, ob er nochmal mit Yohji schlafen konnte - er bezweifelte es. Aber darüber würde er sich später Gedanken machen. Jetzt wollte er nur schlafen - und von Schuldig träumen.
 

+
 

Ungefähr zur gleichen Zeit wie Ken nach Hause kam, betrat auch Schuldig die Schwarzvilla, gab sich dabei aber keine Mühe leise zu sein. Zu sehr war er damit beschäftigt, die letzte Nacht Revue passieren zu lassen. Jetzt wo der Andere nicht mehr bei ihm war, er sich richtig nach ihm sehnte, wurde ihm erst wirklich bewusst, was diese Wärme in seinem Inneren bedeutete. Immer wieder fragte er sich, wie es möglich war, dass er sich so schnell in diesen Weiß hatte verlieben können? Wo sein Herz doch eigentlich seinem Leader gehörte.. gehört hatte?
 

Auch der Amerikaner wartete schon auf seinen Lover, allerdings versteckte er seinen Missmut weit weniger. "Wo kommst du JETZT her?", knurrte er wütend. "Du hättest längst zu hause sein sollen!" Er baute sich vor dem Deutschen auf und funkelte ihn zornig an.
 

Kurz zuckte der Telepath zusammen, er hatte nicht damit gerechnet, Crawford sofort anzutreffen.

Dann jedoch zog er die Augenbrauen zusammen und sah dem Älteren ins Gesicht.

"Was soll die Frage? Du weißt doch genau, wo ich war. Und seit wann schreibst DU mir vor, wann ich zu Hause sein soll?"

Das wütende Gesicht des Anderen machte ihm keine Angst, schließlich war es dessen Idee gewesen, so musste auch er mit den Konsequenzen klar kommen.
 

Brad schnaubte abfällig. "Hab ich dir vielleicht befohlen, gleich einen halben Urlaub mit dem Weiß zu machen?", giftete er empört. "Du solltest einen Abend mit ihm verbringen! ABEND! Es ist drei Nachmittag! Also, was soll das?" Eine kleine Ader an seiner Schläfe begann verdächtig zu zucken
 

"Komm mal wieder runter.." Müde strich sich der Deutsche über die Augen. "Du hast mir befohlen - was schon zu viel war - ihn zu ficken und das hab ich gemacht. Über die Zeit hast du kein Wort verloren. Also krieg dich wieder ein."

Schuldig versuchte sich an seinem Leader vorbei zuschieben.
 

Aber genau das ließ der Amerikaner nicht zu. Für ihn war das Thema noch nicht vom Tisch. "Hab ich etwa gesagt, du sollst ihn die ganze Nacht und den halben Tag ficken? Verdammt noch mal, du _wolltest_ ihn doch nicht mal ficken! Wieso jetzt auf einmal doch?" Es wurmte ihn unendlich, dass Schuldig, der zu diesem Treffen hatte gezwungen werden müssen, anscheinend mehr davon gehabt hatte als er selbst.
 

"Und wieso sollte ich es nicht tun? Sei doch froh, dass ich das gemacht habe, was du gesagt hast. Sonst beschwerst du dich doch darüber, wenn ich nicht nach deiner Pfeife tanze."

Schuldig hatte keine Lust über das Warum zu reden, denn das würde nur noch mehr Probleme geben.

"Es hat sich halt so ergeben. Was nervt dich daran so?" Und plötzlich ging ihm ein Licht auf.

"Sag bloß, dein Schäferstündchen mit dem Schnüffler war ein Reinfall?"

Er musste sich ein eindeutiges Grinsen verkneifen
 

Das war ein direkter Treffer ins Schwarze. Brad zog ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Gleich darauf hellte sich seine Miene allerdings wieder auf. "Ja, war es", gab er zu. "Es war zwar schön, aber nicht das gleiche wie mit dir." Damit trat er noch näher zu seinen Lover und strich ihm mit dem Zeigefinger über die Brust und den Bauch. "Aber jetzt bist du ja wieder da", grinste er dreckig. Schuldig würde schon wissen, was er meinte.
 

Schuldig zog eine Augenbraue nach oben, na das war ja mal ein Kompliment, auch wenn er sich darüber nicht freuen konnte. Genau so wenig wie über die Berührung, die er gerade spürte.

"Würdest du mich bitte durchlassen? Ich bin hundemüde.."

Auf den Satz von Brad ging er gar nicht erst ein.
 

Dem Älteren stand im wahrsten Sinn des Wortes der Mund offen. Er trat zur Seite, sein Blick brannte sich aber wütend in Schuldigs Rücken. Sonst war es auch noch nie ein Problem für Schuldig gewesen, wenn er müde war... Außerdem folgerte Brad daraus, dass der Telepath die ganze Zeit nicht zum schlafen gekommen war. Er ballte seine Hände zu Fäusten und ermahnte sich selbst, ruhig zu bleiben. Er wollte einfach nicht glauben, dass der Deutsche die ganze Nacht mit dem Weiß... Nein, bestimmt waren die beiden nach einer ausgedehnten Clubtour erst in irgendeiner Absteige gelandet - in den frühen Morgenstunden. Oder sogar erst am Vormittag, denn sonst wäre Schuldig sicher schon eher zu hause gewesen. Eine Runde Sex dauerte schließlich nicht Stunden.
 

Der Telepath ging langsam an Crawford vorbei und stieg die Treppe zu seinem Zimmer nach oben. Er war wirklich todmüde, schließlich waren Ken und er nicht wirklich zum schlafen gekommen, nur kurz waren sie eingedöst, bevor sie sich von einander getrennt hatte. Er spürte den Blick in seinem Rücken, reagierte aber nicht darauf, wollte sich weitere Standpauken ersparen.
 

+
 

Erst am nächsten Morgen kam Ken wieder aus seinem Zimmer. Er hatte gut und fest geschlafen und fühlte sich nach dem Wochenende wunderbar entspannt und zufrieden. Schweren Herzens hatte er sich geduscht und damit Schuldigs Geruch von seiner Haut gewaschen, bevor er in die Küche ging, um zu frühstücken. Als er sich auf seinen Platz setzte, verzog er kurz das Gesicht. Okay, sitzen konnte er für die nächste Zeit komplett knicken - kein Wunder, so oft wie er mit dem Schwarz geschlafen hatte. Außerdem hatte er sich vorsichtshalber ein Halstuch umgebunden, immerhin hatte sich Schuldig einige Male ziemlich ausgetobt, so dass Kens Hals mehrere Knutschflecken und Bissmale aufwies. Bei dem Gedanken daran grinste der Fußballer glücklich.
 

Nur ein paar Minuten später kam ein unausgeschlafener Yohji ebenfalls in die Küche.

Er hatte es sich verkniffen, gestern noch einmal zu Ken zu gehen, schlafen hatte er aber auch nicht können. Ständig war das Bild von seinem Freund und dem Telepathen vor seinem inneren Auge aufgetaucht.

Müde schlurfte er erst mal zur Kaffeemaschine und murmelte ein "Morgen" in Kens Richtung. Als er den Kaffee angesetzt hatte, drehte er sich um und lehnte sich gegen die Arbeitsplatte. Sein Blick ging nachdenklich zu dem Fußballer und blieb an dem Halstuch hängen. Etwas, was der Jüngere so gut wie nie trug.

"Schuldig muss ja ziemlich wild gewesen sein..", meinte er zerknirscht.
 

Unwillkürlich rutschte Ken "Und ob!" heraus. "Na, ging schon", verbesserte er sich schnell und hoffte dabei, dass er seine Miene besser im Griff hatte als sein Mundwerk. Ungemütlich rutschte er auf dem Stuhl herum und zischte dabei leise auf. Nein, das ging so nicht... Ken schnappte sich seine Tasse, stand auf und lehnte sich gegen den Kühlschrank. Das war eindeutig besser...
 

Yohjis Blick verfinsterte sich.

"Dafür, dass du erst gar nicht begeistert von der Sache warst, scheinst du ja VIEL Spaß gehabt zu haben."

Dass Ken nicht mal mehr sitzen konnte, puschte seine Wut noch mehr nach oben. Er ballte die Hände zu Fäusten, riss sich aber so gut wie möglich zusammen.
 

Der Braunhaarige senkte seinen Blick in die Tasse, die er in den Händen hielt, und biss sich auf die Lippe. Was sollte er darauf antworten? Lügen konnte er nicht, Yohji kannte ihn viel zu gut, jede größere Unwahrheit hätte er sofort erkannt. Aber vielleicht kam er mit der Halbwahrheit durch... "Es war besser, als ich erwartet hatte", nuschelte er seiner Tasse zu. Sein Herz schrie bei dem Gedanken, die traumhafte Nacht mit seinem wundervollen Schatz so zu verleugnen. Aber so lautete ihr Deal und Ken wollte weder Schuldig noch sich selbst in unnötige Schwierigkeiten bringen.
 

"Tzz.." Zähneknirschend drehte sich der Blonde um und holte sich eine Tasse aus dem Schrank, schenkte sich etwas vom Kaffee ein. Dann wandte er sich wieder dem Anderen zu.

"Aber war es nötig, das ganze bis auf nächsten Tag auszuweiten? Der Schwarz hat dir wohl das Hirn rausgevögelt, hm?" Seine Worte tropften nur so vor Sarkasmus, der den Schmerz in seinem Inneren betäuben sollte.
 

Ruckartig hob Ken den Kopf und starrte seinen Freund... Exfreund an. "Was hast du für ein Problem, Yohji? Du warst doch derjenige, der unbedingt mit einem Schwarz vögeln wollte. Hat Oracle es dir nicht richtig besorgt? Ja, ich hab mit Schuldig geschlafen! Na und? Das war es doch, was du wolltest! Es ist doch nicht meine Schuld, dass deine Nacht nicht so lange gedauert hat!"
 

Wütend blitzte der Ex-Detektiv sein Gegenüber an.

"Nein, ich wollte, dass du dich mit ihm triffst, vielleicht mit ihm schläfst - aber nicht, dass du dir von dem Typen den Arsch wundficken lässt und erst sonst wann nach Hause kommst! Und die Qualität meiner Nacht hat damit rein gar nichts zu tun!"

Gegen Ende hin wurde er immer lauter.
 

"Woher soll ich denn wissen, dass du nicht das gleiche getan hast?", konterte Ken ebenso laut. "Oder meinst du vielleicht, dass mir der Gedanke gefallen hat, dass du für den Schwarz die Beine breit machst und mich dafür opferst? Beschwer dich jetzt nicht, dass ich auch versucht habe, ein wenig Spaß zu haben!" Das war zwar längst nicht alles und auch nicht mehr aktuell, aber das war Ken gerade egal.
 

Mit zwei großen Schritten war er bei Ken und stand dicht vor ihm.

"Weil ich mich an meine Versprechen halte - und ich hab dir versprochen, das es nur ein ABEND sein würde.", zischte er wütend und fixierte den Jüngern mit den Augen.

"Und wenn es dir so schwer gefallen ist, wieso hast du dann überhaupt erst zugesagt? Oder bist überhaupt hingegangen?“
 

"Was hättest du denn gemacht, wenn ich nicht mitgespielt hätte? Du hättest auf jeden Fall mit Crawford rumgefickt! DU hast mich mit Schuldig verkuppelt, um dir Brads Schwanz in den Arsch schieben zu können! Also halt den Mund, weil ich auch eine schöne Nacht hatte!" Ken erwiderte den bösen Blick mit zornfunkelnden Augen und biss sich auf die Zunge, um nicht noch viel mehr zu sagen. Er bebte vor Wut.
 

Auch Yohjis Hände zitterten vor unterdrückten Gefühlen.

"Glaubst du wirklich, ich hätte dich betrogen? Niemals! Wenn du Nein gesagt hättest, hätte ich das ganze abgeblasen. Warum, glaubst du, hätte ich dich sonst gefragt? Ich hätte mich schließlich auch so vögeln lassen können, ohne dich einzuweihen." Dass er sicher nicht locker gelassen und Ken solange bedrängt hätte, bis dieser zustimmte, ließ er eben mal außen vor - schließlich ging es hier um Prinzipien.

"Mir geht es auch gar nicht darum, dass du Spaß gehabt hast.. Sondern darum wie lange und vor allem wie oft!"
 

Ken lachte verächtlich. "Das glaubst du doch selber nicht! Du hast mich gefragt, damit du kein schlechtes Gewissen haben brauchst, sonst nichts!" Abschätzend sah er den Anderen an und zog eine Augenbraue nach oben. "Wie lange und wie oft? DAS willst du nicht wirklich wissen, Yohji." Er hatte bei fünf das zählen aufgehört... Allerdings kribbelte bei der Erinnerung sein Magen schon wieder aufgeregt.
 

"Du scheinst ein ziemlich schlechtes Bild von deinem Freund zu haben. Hab ich dir jemals Anlass dazu gegeben, so über mich zu denken?"

Irgendwie war er enttäuscht, dass Ken tatsächlich glaubte, er würde ihn eiskalt hintergehen.

"Natürlich will ich nicht wissen, wie oft und wie lange! Ich meinte, dass es eindeutig zu weit gegangen ist, was du da veranstaltest hast!"

Außerdem machte es Yohji zu schaffen, dass sein Geliebter mehr Spaß mit einem anderen hatte als mit ihm. Er konnte sich nicht wirklich daran erinnern, dass sie jemals mehr als zwei mal hinter einander Sex gehabt hatten.
 

Ken zog einen Schmollmund. Es war schon klar, dass Yohji der Meinung war, er sei zu weit gegangen. Wenn er ehrlich war, musste er ihm ja auch zustimmen. Es war von einem Abend die Rede gewesen, nicht davon, sich Hals über Kopf in Schuldig zu verlieben. "Tut mir leid, wenn du jetzt enttäuscht bist", meinte er, man merkte aber, dass ihm so rein gar nichts leid tat. "Was erwartest du von mir? Dass ich mich dafür entschuldige, weil ich das beste draus machen wollte?"
 

Was sollte er darauf jetzt antworten? Yohji wollte keine Entschuldigung, nicht wirklich jedenfalls. Immerhin war er nur angepisst, dass Ken das ganze so übertrieben hatte, von den Gefühlen, die da noch im Spiel waren, wusste er ja nichts.

"Nein, dafür will ich keine Entschuldigung - warum auch? Es war schließlich das, was ich von dir wollte. Aber erklär mir, warum zur Hölle du die ganze Nacht durchvögeln musstest? Bekommst du nicht genug von mir?"

Der verletzte Stolz sprach aus ihm, mehr nicht.
 

Ken fühlte, wie ihm das Blut ins Gesicht stieg und seine Wangen färbte. "Nein... es hat mir doch immer gereicht", murmelte er. Wie sollte er sagen, dass es eine Offenbarung gewesen war, mit dem zärtlichen und liebevollen Telepathen zu schlafen - von ihm wortwörtlich geliebt zu werden? Wie sollte er sagen, dass er nicht genug bekommen hatte, weil er sich verliebt hatte?
 

"Und jetzt nicht mehr, nachdem du mit diesem Typen geschlafen hast?"

Irgendwie klang Kens Antwort verdächtig danach und mit einmal lief es Yohji eiskalt über den Rücken. Was, wenn der Jüngere plötzlich etwas für den schwarzen Telepathen empfand?

Er trat einen Schritt zurück und musterte Ken genau.
 

Bedrückt ließ Ken den Kopf hängen. Er wusste, wie seine Antwort lauten würde, gäbe es die Abmachung zwischen ihm und Schuldig nicht. "Doch, natürlich", brachte er stockend über die Lippen und hatte dabei fast Tränen in den Augen. Er wollte doch nicht mehr mit dem Älteren ins Bett, sein ganzes Wesen sehnte sich nur noch nach Schuldig.
 

Auch wenn die Antwort nicht wirklich überzeugend klang, fiel Yohji trotzdem ein Stein vom Herzen. Er wollte sich nicht mehr weiter streiten, hatte ihm der letzte Gedanke doch einen ziemlichen Schock verpasst.

So strich er Ken zärtlich über die Wange.

"Dann ist ja gut.."
 

Bei der Berührung zuckte Ken ungewollt zusammen und musste sich mächtig zusammen nehmen, um nicht Yohjis Hand auszuweichen. Er hatte eine Ahnung, dass da noch einiges auf ihn zu kommen würde. Statt die Zärtlichkeit zu erwidern, hob er seine Tasse und nahm einen großen Schluck. Im Moment konnte er den Älteren nicht ansehen - und wollte es auch gar nicht.
 

Leise seufzend zog der Blonde seine Hand zurück und betrachtete seinen Freund noch mal kurz. Dann drehte er sich weg und ging zur Spüle und schüttete den Kaffee weg, der inzwischen nur noch lauwarm war.

"Wir sehen uns später." Damit verließ er die Küche und ging nachdenklich wieder in sein Zimmer.
 

~*~tbc~*~

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

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11.
 

Fast zur gleichen Zeit wie Ken, kam auch Schuldig zu Hause an. Er allerdings versuchte sich unbemerkt in sein Zimmer zu begeben, denn er hatte überhaupt keine Lust, nach dieser schönen Zeit mit Ken, seinem Leader zu begegnen.

So ging er auf leisen Sohlen die Treppe nach oben, war aber in Gedanken bei den vergangenen Stunden. Seine Lippen zierte ein verliebtes Lächeln.
 

So wirklich unbemerkt gelang es dem Telepathen allerdings nicht, das Haus zu betreten. Brad hatte wie ein Wachhund auf ihn gewartet, seit er die SMS des Orangehaarigen bekommen hatte. Doch er sprach ihn nicht an, sondern betrachtete den Anderen einfach nur schweigend und mit bösem Blick. Kaum hatte sich die Zimmertür hinter dem Deutschen geschlossen, stand der Amerikaner vor dem Zimmer, zückte seinen Generalschlüssel und verschloss die Tür mit einem deutlichen Klicken. Zufrieden grinste er und beglückwünschte sich zu dem damaligen Entschluss, ein besonderes Schlosssystem einbauen zu lassen. Von außen ließen sich die Türen so verschließen, dass man sie von innen nicht aufsperren konnte. Schuldig saß in der Falle.
 

Wie angewurzelt blieb der Deutsche stehen, als er das Klicken hörte. Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken. Er hasste das Geräusch, zu oft hatte er es in seiner Vergangenheit gehört.

Blitzschnell hatte er sich umgedreht und war wieder zu Tür gelaufen, versuchte diese nun vergebens zu öffnen.

Nein!

"Hey, Brad.. Ich weiß genau, dass du das warst! Mach sofort die scheiß Tür auf!", schrie er gegen das Holz, hämmerte mit der Faust dagegen. Das konnte sein Ex-Lover ihm nicht antun, oder doch?
 

Kalt lächelnd und mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte sich der Ältere gegen die Tür, hinter der sein Lover tobte. Ganz ruhig, jedenfalls hatte es den Anschein, erwiderte er: "Du denkst doch nicht, dass ich dich da rauslasse, damit du wieder zu dem Weiß rennen kannst. Nein, du bleibst genau da, wo du bist. Oder lieferst du mir einen sehr guten Grund, die Tür aufzumachen?" Brad konnte sich nicht vorstellen, dass Schuldig ihm einen Grund nennen konnte. Na gut, einen gab es vielleicht, aber der Schwarzleader glaubte nicht, dass der Telepath in nächster Zeit darauf kommen würde, sich angemessen für sein Verhalten zu entschuldigen.
 

Das war einfach unfassbar.

"Brad.. Lass mich sofort hier raus! Was denkst du eigentlich, wer du bist? Glaubst du, du könntest einfach über mein Leben bestimmen?"

Schuldigs Stimme zitterte schon, das Gefühl des Eingesperrt seins bekam ihm gar nicht und eigentlich wusste sein Leader auch davon.

"Crawford, mach die Tür auf!"

Oh Gott, wäre er nur bei Ken geblieben.

Auf die Frage des Älteren ging er gar nicht erst ein, er hätte sowieso keinen Grund gewusst.
 

Mit einem gemeinen Grinsen im Gesicht schüttelte Brad den Kopf, was Schuldig natürlich nicht sehen konnte. "Kommt nicht in Frage. Du kommst da erst raus, wenn dir klar geworden ist, dass du immer noch mir gehörst. Und daran wird sich auch nichts ändern. Du hast den Bogen neulich schon überspannt, aber dass du letzte Nacht nicht heimgekommen bist, war ein wirklicher Fehler. Und das hier ist jetzt die Konsequenz." Sein Ton war gleichbleibend ruhig und gleichgültig gewesen, als würde er sich mit dem Telepathen über das Wetter unterhalten.
 

"Fuck.. Du Arsch.. ich gehöre dir nicht, hab ich noch nie! Ich bin doch kein Spielzeug!"

Schuldig kochte vor Wut, konnte so seine Angst unterdrücken.

"Außerdem hab ich dir doch Bescheid gesagt, was willst du noch?"

Brad war doch von Anfang an klar, dass er sich mit Schuldig einen freiheitsliebenden Mann geangelt hatte. Was sollte das jetzt also?

Jedoch kam dem Deutschen auch nicht in den Sinn abzustreiten, dass er bei Ken gewesen war, oder sich einfach zu entschuldigen.
 

"An deiner Stellte würd ich mir gut überlegen, was ich sage. Du hast gewusst, auf was du dich eingelassen hast, als du das erste Mal mit mir ins Bett gegangen bist", konterte der Amerikaner kalt. Er hatte Schuldig nur einmal kurz von der Leine gelassen, um sich seinen Spaß mit Yohji zu holen. Jetzt aber musste der Deutsche einsehen, dass diese Nacht vorbei war und er wieder artig bei Fuß gehen musste.
 

Anscheinend hatte sich der Deutsche in seinem Ex-Lover getäuscht. Nie hätte er gedacht, dass dieser ihm so etwas antun würde - ihn wie ein ungezogenes Haustier einzusperren.

Jedoch gab der Telepath noch nicht auf. Mit aller Macht ließ er seine mentale Kraft gegen die Barriere in Brads Kopf knallen, wollte ihm die Kopfschmerzen seines Lebens verpassen.
 

Der Schwarzleader zuckte zusammen und konnte sich ein plötzliches Aufstöhnen erst im allerletzten Moment verkneifen. "Vergiss es!", knurrte er gegen die Tür. "Das hilft dir gar nichts. Im Gegenteil. Mit jedem Versuch machst du es nur schlimmer." Für den Augenblick war er ziemlich froh, dass der Orangehead sein Gesicht nicht sehen konnte. Die schmerzverzerrte Miene hätte ihn bestimmt grade sehr gefreut.
 

Als Schuldig merkte, dass Brads Mauer zu wanken begann, versuchte er ihn unter seine Kontrolle zu bekommen. Vielleicht konnte er so versuchen, aus dem Zimmer zu kommen.

Allerdings hatte er keine großen Hoffnungen, denn bis jetzt war es ihm nur selten gelungen, ganz in den Geist des Amerikaners einzudringen.
 

Auch diesmal schaffte es der Telepath nicht, aber trotzdem drehte Brad den Schlüssel und ließ den Jüngeren frei. Als die Tür aufflog und Schuldig heraus schoss, streckte Brad nur die Hand aus, stoppte den Jüngeren mit einem harten Griff um den Oberarm und wirbelte ihn zu sich herum. Mit einem klatschenden Geräusch landete seine Hand im Gesicht des Deutschen, keine Sekunde darauf ein zweites Mal.
 

Erschrocken starrte Schuldig seinen Leader an, hielt sich die eine Wange. Schon wieder hatte dieser ihn geschlagen.

Schnell erwachte er wieder aus seiner Starre und versuchte seinen Arm aus dem harten Griff zu befreien.

"Lass.mich.los!"
 

Genau das machte Brad auch, allerdings nicht so, wie Schuldig es sich wohl vorgestellt hatte. Mit einer raschen Bewegung hatte er den Anderen gegen die nächste Wand geschleudert und baute sich nun dort vor ihm auf. "Du wirst dich nicht mehr mit dem Weiß treffen. Hast du das verstanden?", knurrte er, die braunen Augen flackerten dabei wutentbrannt auf. Ein weiteres Mal würde der Telepath nicht überleben.
 

Ein schmerzerfülltes Stöhnen entkam dem Deutschen, als sein Rücken gegen die Wand prallte. Kurz musste er sich an der Wand abstützen, um nicht umzufallen.

Als er die wütenden Augen des Amerikaners bemerkte, zuckte er fast unmerklich zusammen.

"Nein.. hab ich nicht! Warum sollte ich auf dich hören?", versuchte er frech zu antworten, aber man merkte an dem leichten Zittern in der Stimme, dass der Deutsche alles andere als frech und mutig war.

Sein Leader wurde ihm von Minute zu Minute unheimlicher.
 

"Warum du auf mich hören sollst?", fragte Brad gefährlich leise und lächelte dabei wie ein Raubtier. "Ganz einfach, mein Lieber. Weil du eben doch mir gehörst und mein Spielzeug bist. Und ich teile nicht." Das musste als Warnung reichen, fand er.
 

Die grünen Augen des Deutschen wurden riesig.

"Das.. das glaubst du doch selber nicht!", fragte Schuldig entsetzt. Diese Worten taten viel mehr weh als die Ohrfeigen oder Schläge, die Crawford ihm verpasst hatte. Wie konnte der Andere nur so mit ihm reden, nachdem sie solange zusammen gewesen waren?

"Anscheinend war ich nie mehr für dich, was?", fragte er recht traurig, erschrak selbst davor.
 

Gleichgültig zuckte der Amerikaner mit den Schultern. "Wenn du meinst..." Natürlich war Schuldig mehr für ihn, sonst würde er nicht so einen Zirkus veranstalten. Aber wenn der Jüngere nicht selber darauf kam, konnte er ihm auch nicht helfen. "Aber egal, wie du es siehst, du wirst die nächste Zeit das Haus nicht verlassen. Außer, du willst den Rest deines Lebens bei Farfarello im Keller verbringen." Und wenn er ihn mit Handschellen fest ketten musste - Schuldig würde sich nicht mehr mit dem Weiß treffen.
 

Der Deutsche senkte den Kopf und lehnte sich erschöpft gegen die Wand. Er hatte wahnsinnige Kopfschmerzen und fühlte sich leer. Kraftlos strich er sich über die Stirn, als ob er so alle Sorgen wegwischen könnte.

Noch hatte er jedoch nicht aufgegeben, allerdings zeigte er das nicht. Ohne ein Wort machte sich Schuldig von Brad los und ging in sein Zimmer, ließ die Tür offen. Er wollte das Gefühl des Eingesperrt seins heute nicht noch einmal spüren.

Mit einem Seufzen ließ er sich auf sein Bett fallen. Er musste sich unbedingt etwas einfallen lassen.
 

Kalt lächelnd beobachtete Crawford seinen Lover. Na also, ging doch! "Ich sehe, wir verstehen uns", sagte er sarkastisch, als Schuldig auf seinem Bett lag. "Wenn du dich ausgeschmollt hast, kommst du in mein Zimmer. Ich warte auf dich." Damit drehte er sich um. Es war für den Moment alles gesagt und Schuldig würde sich damit schon abfinden. Es kam gar nicht in Frage, dass der Orangehaarige sich seinen Spaß sonstwo suchte und ihn nur brauchte, wenn sich nichts anderes bot.
 

~+~tbc~+~

12.
 

In dem Moment, in dem Brad sein Zimmer betrat, klingelte auch schon sein Handy.

Nachdem Yohji aus Kens Zimmer verschwunden war, hatte er sich geduscht und sich über die ganze Sache Gedanken gemacht. Irgendetwas war gewaltig schief gelaufen. Und da er dringend einen Sündenbock brauchte, an dem er sich auslassen konnte - Ken hatte er schon genug weh getan - rief er den Verursacher des Tausches an.
 

Überrascht las Brad den Namen, der auf dem Display aufleuchtete. Was wollte denn Yohji jetzt von ihm? Er atmete tief durch und nahm dann das Gespräch an. "Was gibt`s, Yohji?", begrüßte er den Weiß mit absolut neutraler Stimme. Ein wenig neugierig war er schon, über was der ehemalige Detektiv mit ihm reden wollte.
 

"Was es gibt? Ich denke das weißt du...", antwortete der Blonde ohne Begrüßung. Die ganze Sache pisste ihn schon wieder an.

"Ken hat mir vorhin gestanden, dass er sich in deinen elenden Telepathen verliebt hat! Toll nicht?"

Yohji stand auf dem kleinen Balkon des Hauses und rauchte eine Zigarette nach der anderen.

"Sein Hals ist übersät mit Knutschflecken... Das ist alles deine Schuld!"

Er wusste, wie kindisch das alles klang, doch das war ihm im Moment furchtbar egal.
 

Die braunen Augen nahmen die Größe von Tennisbällen an. "WAS hat er?" Das war eine Option, an die Brad noch gar nicht gedacht hatte. Er schüttelte sich kurz, um den Kopf frei zu bekommen. "Und wieso ist das meine Schuld?", erkundigte er sich gezwungen ruhig. Was konnte jetzt bitte er dafür, wenn Ken meinte, sich in den erstbesten Kerl, der es ihm ordentlich besorgte, verlieben zu müssen.
 

"Weil du diesen blöden Tausch vorgeschlagen hast!", antwortete Yohji patzig.

"Außerdem scheint nicht nur Ken Gefühle für seinen letzten One Night Stand zu haben. Ist dir nichts an Schuldig aufgefallen?"

Irgendwie musste es doch möglich sein, diese beschissene Situation wieder gerade zu biegen.
 

Diese Worte versetzten Brad einen bösartigen Stich. Und ob ihm an seinem Telepathen etwas aufgefallen war. Aber er war noch nicht gewillt, den Weiß das auch wissen zu lassen. "Was soll mir denn aufgefallen sein?", fragte er lauernd nach. Yohji würde erst Informationen bekommen, wenn er sagte, was er wusste. Brads Denken raste. Konnte sich Schuldig tatsächlich in den Weiß verliebt haben? Nein, völlig unmöglich. Ken war gar nicht der Typ des Deutschen, weder von der Art her, noch vom Aussehen.
 

Genervt verdrehte Yohji die Augen.

"Dass Schuldig sich in Ken verliebt hat?" Das musste doch offensichtlich sein.

"Das Lächeln, was Ken heute Morgen drauf hatte, kann nur so etwas bedeuten - ich kenne ihn. Außerdem ist er nicht der Typ, der sich nur wegen Sex mit jemanden trifft."

Ein tiefes Seufzen entkam ihm, als er daran dachte, dass er seinen Geliebten vielleicht an einen Schwarz verloren hatte.
 

Ungesehen schüttelte Brad den Kopf. Nein, das konnte gar nicht sein. Schuldig liebte ihn... nicht irgendeinen dahergelaufenen Weiß. "Ich glaube nicht, dass sich Schuldig ausgerechnet in Ken verlieben würde", erklärte er unterkühlt. "Mag ja sein, dass du deinem Lover nicht reichst und er sich deswegen in die Arme des Nächstbesten stürzt, aber das ist nicht Schuldigs Art." Obwohl er sich dabei ganz und gar nicht sicher war, wenn er sich die Reaktionen des Deutschen so recht überlegte.
 

"Tss.. da wäre ich mir nicht so sicher! Wieso sollte er sich sonst noch mal mit Ken treffen?"

Ihm kam das auch alles mehr als nur unwahrscheinlich vor und wenn er es nicht selbst von Ken gehört hätte, würde er es auch nicht glauben.

"Und unterschätz Ken nicht.. Das wäre ein Fehler."
 

Das hatte Brad gerade noch gefehlt. Schwer ließ er sich in seinen Sessel plumpsen und verdrehte die Augen. "Was genau hat Ken dir gesagt?", wollte er wissen und gab damit zu, durchaus auch ein Problem zu haben. Wenn sich Schuldig tatsächlich verliebt haben sollte, war das Problem sogar noch größer als erwartet.
 

Yohji drehte sich mit dem Rücken zum Geländer und lehnte sich dagegen.

"Dass er Schuldig liebt, und bevor er das gesagt hat, hatte er die Frechheit besessen, einen neuen Partnertausch vorzuschlagen." Man konnte in seiner Stimme hören, was er von diesem Vorschlag hielt - nichts.

"Hat sich Schuldig auch merkwürdig benommen?", es interessierte Yohji wirklich, ob er vielleicht der Einzige war, der gerade ein solches Problem hatte.
 

Brad brach in einen überraschten Hustenanfall aus. "Er hat WAS?", fragte er nach, als hätte er nicht richtig gehört. Na, da war er jetzt aber wirklich gespannt, ob Schuldig ihm auch noch mit so einem Vorschlag kommen würde. Ganz in diese Gedanken versunken, antwortete er dem Weiß mehr unbewusst: "Das kannst du aber laut sagen! So fertig und doch grinsend hab ich ihn noch nie gesehen..." Kaum hatte er fertig geredet, hätte er sich am liebsten die Zunge abgebissen. Das ging den Weiß doch nun rein gar nichts an.
 

Beide Augenbrauen des Japaners hoben sich und trotz der ernsten Situation musste er sich ein Lachen verkneifen.

"Soso.. und du meinst also, dass dein Telepath alles von dir bekommt, was er braucht?"

Allerdings zeigte das, dass sie wirklich ein Problem hatten.

"Und was gedenkst du gegen diese ganze Scheiße zu tun?"
 

"Ich weiß es noch nicht", musste der Amerikaner zähneknirschend zugeben. Sein Blick irrte haltlos durch den Raum. Nein. Er wollte Schuldig nicht verlieren, nicht an jemanden wie den tollpatschigen Weiß, an gar niemanden. Sein Denken raste, nervös tippte er mit der Schuhspitze auf den Boden. "Wir könnten den Spieß umdrehen", schlug er dann langsam vor.
 

Ein wenig war der Blonde erstaunt darüber, dass der große Schwarzleader ratlos war, und als er dann auch noch den Vorschlag hörte, schnaubte der widerwillig.

"Wie stellst du dir das vor?"
 

Wieder atmete Brad tief durch, während die Idee eines Plans mehr und mehr Gestalt in seinem Kopf an nahm. Gut, er kannte Ken nicht, aber er wusste, wie Schuldig tickte. Und dass der immer genau das haben wollte, was scheinbar unerreichbar war. Vielleicht reichte das auch. Wenn Schuldig nichts mehr von Ken wollte, würde sich der Weiß eventuell auch wieder seinem Lover zuwenden. "Ich warte ab, ob mir Schuldig auch so einen Vorschlag macht", antwortete er langsam. "Und ob er mir auch sagt, dass er sich in deinen Ken verliebt hat. Sollte beides der Fall sein, werde ich ihm meine Zustimmung zu dem zweiten Tausch geben und danach so tun, als wäre ich ebenfalls unglaublich in dich verliebt. Es würde mich nicht wundern, wenn ihn das dann so richtig zur Weißglut treibt und er versucht, mich zurück zu bekommen. Damit hätten wir dann gewonnen. Wenn dir etwas an Ken liegt, machst du es genauso."
 

Yohji lauschte interessiert dem Vorschlag von Brad und dachte dann kurz nach. Ken würde es vielleicht nicht zu Weißglut treiben, aber wenn Schuldig ihn fallen ließe, würde dann er – Yohji - da sein, um seinen Geliebten aufzufangen.

Ja, das klang nach einem guten Plan. War nur zu hoffen, dass der schwarz'sche Telepath auch wirklich den Vorschlag und das Geständnis brachte.

"Okay.. Das klingt gut, so machen wir es.", antwortete der Blonde leicht grinsend. "Meld dich bei mir, wenn Schuldig es dir gesagt hat."
 

Ohne eine Antwort zu geben, die seiner Meinung nach überflüssig war, weil ihr Plan mit Yohjis Zustimmung ja stand, unterbrach der Schwarzleader das Telefonat. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und dachte nach. Wie hatte das alles nur so falsch laufen können? Es war doch nur als winzige Auszeit gedacht gewesen, als kleine Abwechslung ohne irgendwelche Gefühle. Und nun brach alles auseinander, weil ausgerechnet sein Lover, der sonst ohne irgendwelche Gefühle und nur aus reiner Lust mit halb Tokyo ins Bett gestiegen war, glaubte, sich verliebt zu haben. Verliebt! In einen Weiß! Noch unpassender ging es ja wohl nicht mehr. Auch Brad war inzwischen gespannt, ob der Deutsche, nach der Aktion vorhin, noch soviel Mut haben würde, ihm das zu gestehen und den Vorschlag mit dem erneuten Tausch zu machen.
 

Der Weiß seufzte schwer, als er das Klicken des Telefons hörte. Er steckte das Handy in seine Hosentasche und lehnte sich wieder, mit dem Blick über die Stadt, gegen das Geländer.

Ob wohl alles funktionieren würde, so wie Brad es sich vorstellte?
 

~*~ tbc ~*~

13.
 

Schuldig hatte inzwischen zwei seiner starken Kopfschmerztabletten genommen und diese bewirkten nun, dass er schläfrig auf seinem Bett lag und kurz davor war, ins Traumland zu reisen. In Gedanken war er dabei bei Ken.
 

Ruhig und äußerlich gelassen stand Brad auf und ging langsam und leise zu Schuldigs Zimmer. Kein Ton drang auf den Gang, eine wirkliche Seltenheit für den Telepathen. Entgegen seiner Gewohnheit klopfte der Amerikaner, wartete dann aber doch nicht auf die Erlaubnis, das Zimmer zu betreten, sondern öffnete die Tür einfach. Er stockte kurz, als er Schuldig bewegungslos auf dem Bett liegen sah, und war mit wenigen schnellen Schritten bei ihm. "Was ist denn mit dir los?", fragte er besorgt, setzte sich auf die Bettkante und strich weiche Strähnen aus dem Gesicht des Anderen.
 

Der Deutsche bekam erst nicht wirklich mit, dass jemand bei ihm war. Die Tabletten hatten ihn ziemlich umgehauen, denn eigentlich sollte er von den starken nur eine nehmen.

Als er allerdings die Finger an seinem Gesicht spürte, öffnete er matt die Augen.

"Brad.." Sein Blick war leicht glasig. Grummelnd drehte er jedoch den Kopf weg, als sein Gehirn richtig wahr nahm, wer da bei ihm saß.

"Kopfschmerztabletten..", murmelte er nur als Antwort auf die Frage.

Er wollte seinen Leader jetzt nicht sehen, hatte aber auch nicht die Kraft, ihn rauszuschmeißen.
 

Überrascht zog der Schwarzleader die Augenbrauen nach oben. "So schlimm, dass du dich gleich wegdröhnst?" Schuldig hatte zuvor gar nicht so gewirkt, als hätte er solche höllischen Kopfschmerzen - was eigentlich sowieso nur vorkam, wenn er sich bei einem Auftrag überanstrengt hatte oder schrecklich gestresst war. Wieder strich er sanft über das Gesicht seines Liebsten.
 

Es war nicht nur der Stress, sondern auch das emotionale Chaos, das zur Zeit in dem Deutschen herrschte, das die Tabletten gleich doppelt wirken ließ.

Ein leises Seufzen war zu hören, als Brad ihn so sanft berührte. Es war das genaue Gegenteil zu dem, was vorhin passiert war.

"Bin nicht weggedröhnt..", meinte Schuldig nuschelnd, wusste aber selbst, dass sein Verstand nicht wirklich arbeitete.
 

"Klar, du bist ganz du selbst und voll einsatzfähig", grinste Brad mit gutmütigem Spott in der Stimme. Seine Finger wanderten über Schuldigs Hals und streichelten über die Schultern, er beugte sich vor und hauchte dem Jüngeren einen sanften Kuss auf die Lippen. "Brauchst du irgendwas?", erkundigte er sich ruhig. Er hatte sich schon immer immense Sorgen gemacht, wenn sein Schatz unter dem Einfluss der Medikamente stand - schließlich bedeutete das, dass es dem Deutschen wirklich hundsmiserabel gehen musste. Und das war ja nun wirklich das Letzte, was Brad für seinen Telepathen wollte.
 

Wieder ein leises Seufzen. Auch wenn er eigentlich nicht wollte, dass Brad ihn berührte, so taten die kleinen Zärtlichkeiten doch gut. Der Ton in der Stimme des Amerikaners ließ den Telepathen verschwommen lächeln. Dieses Lächeln wurde intensiver, als er die Antwort auf die Frage gab: "Ken.." Wenn er vollständig bei sich gewesen wäre, hätte er sich jetzt die Hand vor dem Mund geschlagen, doch nun seufzte er nur wieder leise.

Er vermisste den Fußballer. Seine Gefühlswelt wirbelte immer mehr durcheinander.
 

Da er wusste, dass Schuldig es sowieso nicht registrieren würde, erlaubte Brad sich ein verstehendes Nicken. Yohji hatte also wirklich recht gehabt. "Ken? Wieso Ken?", wollte er sanft wissen. Jetzt kam es wirklich darauf an, ob Schuldig sich traute, mit der Wahrheit heraus zu rücken. Denn wenn sich der Deutsche nicht so sehr in diesen Irrsinn verrannt hatte wie der Weiß, war sein Plan überflüssig. Dann würde sich Schuldig früher oder später fangen und alles würde wie vor dem Tausch sein.
 

Langsam drehte der Deutsche den Kopf so, dass er mehr oder weniger direkt in die Augen des Älteren sehen konnte. Die Tabletten vernebelten nicht nur sein Hirn, sondern senkten auch seine Hemmschwelle.

"Weil ich ihn brauche.. liebe..", meinte er leise, schloss dann müde die Augen. Eine leise Stimme in seinem Inneren schrie auf, als er die Worte aussprach, jedoch hörte er sie nicht.
 

Ein erneutes, ungesehenes Nicken. Die erste Hälfte war also tatsächlich eingetreten. Mit aller Willenskraft drängte Brad die Wut zurück, die sich bei Schuldigs Worten in ihm breit gemacht hatte. Wenn er jetzt so gekonnt hätte, wie er eigentlich wollte, wäre Hidaka einfach nur noch tot. Aber vielleicht war das hier auch eine einmalige Gelegenheit, noch mehr aus dem Telepathen heraus zu bekommen. "Wieso liebst du ihn? Was ist passiert, Schu?" Jede Information konnte ihm - ihnen, wenn er Yohji mit einschloss - nutzen.
 

Ein leises Murren kam von Schuldig, er wollte nicht mehr reden, er war so müde.

"Weiß nicht warum.. Weil er eben Ken ist." Selbst für seinen Geist klangen diese Worte sinnfrei. Warum wollte Brad das wissen, müsste er nicht wütend sein? Die Fragen leuchteten kurz in Schuldigs Gedanken auf, verschwanden aber genau so schnell wieder.

"Lass mich schlafen.. Bitte.", sagte er leise.
 

"Schlaf bei mir", bot Brad leise an, und doch war es fast mehr ein Befehl als ein Angebot. Alles in ihm tat urplötzlich weh, zog sich schmerzhaft zusammen. Er liebte den Telepathen doch, auch wenn er es vielleicht nicht immer zeigen konnte. Wieder glitten seine Finger durch die weichen, langen Haare. "Ich liebe dich doch, Schuldig", murmelte er, war sich nicht sicher, ob der Jüngere noch klar genug war, um die Worte zu realisieren.
 

Das Angebot ließ ihn vorsichtig den Kopf schütteln.

"Ich kann nicht.. aufstehen." Und eigentlich wollte er auch nicht mehr bei Brad liegen, er wollte nur noch in Kens Armen Zuflucht finden. Das konnte er jetzt jedoch nicht.

So wirklich nahm er die letzten Worte nicht wahr, zumindest nicht geistig, doch sie trafen genau sein Herz und ließen ihn leicht zusammen zucken.

"Bleib hier.. wenn du willst."
 

Ohne ein weiteres Wort stand Brad auf, schob seine Arme unter den Telepathen und hob ihn samt der Decke hoch. Es war nicht das erste Mal, dass er seinen Liebsten in diesem Zustand in sein Zimmer trug. Brad wusste, dass die Tabletten teilweise recht heftige Nebenwirkungen auf den Deutschen hatten und er wollte nicht verantworten, dass dem Anderen in der Nacht etwas zustieß, das er nicht mitbekam. Das war auch schon so gewesen, noch ehe aus ihnen ein Paar geworden war. Die schlanke Gestalt an seine Brust gedrückt, brachte der Amerikaner Schuldig in sein eigenes Bett. Dort gehörte er auch hin...
 

Unbewusst legte der Deutsche einen Arm um Brads Schultern und lehnte sich leicht an ihn. Die Gefühle, die er immer noch für den Amerikaner hatte, stiegen in ihm auf und ließen ihn für den Moment vergessen, was dieser ihm angetan hatte. Es war keine Liebe, die er spürte, aber Zuneigung. Das konnte er einfach nicht abstellen, zu langen lebten sie schon zusammen.

Als er sanft auf dem Bett abgesetzt wurde, war er schon fast eingeschlafen.
 

Der Amerikaner ließ die Rollos herunter und sperrte so das Sonnenlicht aus, damit Schuldig in Ruhe schlafen konnte. Er selbst war nicht müde, im Gegenteil, er war richtiggehend aufgedreht. Es war noch lange nicht Schlafenszeit für ihn und die ganze Situation war ohnehin nicht geeignet, um erholsamen Schlaf zu finden. Trotzdem zog er sich um und legte sich neben Schuldig, zog ihn in seine Arme, streichelte ihn sanft und raunte ihm leise Worte zu. Auch wenn der Deutsche sich gerade im Schmerzmittelschlaf befand, Brad wusste aus Erfahrung, dass Schuldig unbewusst deswegen auch alles mitbekam, was um ihn herum geschah. Und der Schwarzhaarige hatte immer noch die Hoffnung, alles wieder zum Guten wenden zu können.
 

Die starken Arme und die Wärme des Älteren stießen Schuldig endgültig in den Schlaf. Leicht kuschelte er sich an den Körper neben ihn, auch wenn er im Moment kurz vorm Einschlafen genau merkte, dass das nicht richtig war.

Hätte er bewusst alles mitbekommen, könnte der Deutsche jetzt sicher nicht ruhig schlafen. Brad war so anders als noch vor Stunden.
 

Auch Brad schloss die Augen, blieb aber hellwach und aufmerksam. Es tat einfach nur gut, wie sich Schuldig an ihn schmiegte; der warme, vertraute Geruch, der von dem Jüngeren ausging, hatte etwas beruhigendes, fast schon tröstliches an sich. Warum zum Geier konnte es denn nicht immer so sein? Eine Zeitlang war es doch so gewesen... Vor der dummen Idee mit dem Tausch und Schuldigs Affäre.
 

Auch der Deutsche genoss die Vertrautheit, die gerade zwischen ihnen herrschte, wenn auch nicht bewusst.

Allerdings hielt das nur knapp zwei Stunden an, denn eine Nebenwirkung der Tabletten machte sich bemerkbar - Schuldig hatte einen furchtbaren Albtraum.

Unruhig bewegte er sich in Brads Armen hin und her, keuchte manchmal leise.
 

Verwirrt blinzelte Brad, der in seinen Gedanken versunken gewesen war, bis er verstand, was gerade geschah. Sofort drückte er den Telepathen fester an sich, strich die verschwitzten Strähnen aus dem feuchten Gesicht des Deutschen, flüsterte ihm immer wieder: "Ganz ruhig, ich bin da, es geschieht dir nichts!" ins Ohr. Er hoffte, dass dieser Albtraum nicht nur der Anfang der Nebenwirkungen war, sondern das ganze Programm, das heute auf ihn wartete. Nicht um seinetwillen, sondern ganz einfach, weil Schuldig ihm unendlich leid tat, wenn er der Chemie so hoffnungslos ausgeliefert war.
 

Immer tiefer glitt der Telepath in die wirren Bilder seines Traums. Noch waren es keine definierten Bilder, alles war verschwommen, und die Stimmen, die Schuldig sonst blockte, drangen nun in sein Bewusstsein ein.

Als Brad ihn an sich drückte, krallte er seine Hand in das Oberteil des Älteren, so als ob er Halt suchte.
 

Beruhigend wiegte der Ältere seinen Geliebten in den Armen wie ein kleines Kind. Und ebenso redete er auf den Deutschen ein. Leise, beharrlich, beruhigend. Er hatte keine Ahnung, ob er es schaffte, dem Anderen das Gefühl zu vermitteln, nicht allein zu sein, aber er wünschte es sich. Wieder und wieder kämmten seine Finger durch das feuchte Haar, streichelten sie über die warmen Wangen.
 

Im ersten Moment wirkte diese beruhigende Methode auch. Immer wieder seufzte der Deutsche leise, wurde aber etwas ruhiger. Die Wärme und der Halt zogen seine Gedanken aus dem wirren Loch.

Jedoch hielt dies nicht lang, denn nach etwa einer Viertelstunde begannen die Bilder klarer zu werden, zeigten ihm grausame Szenarien, bei denen sein Geist nicht wusste, ob sie Erinnerungen oder Hirngespinste waren. Das leise Seufzen wurde zu einem ängstlichen Stöhnen.
 

Schuldigs Stöhnen wurde von dem von Brad begleitet, denn der Amerikaner bekam auch einen Teil dieser Bilder ab. Zum Glück drang nicht viel davon durch seine Blockade, doch genug, um zu verstehen, dass es eine harte Nacht werden würde - für sie beide. Nicht zum ersten Mal verfluchte er die Nebenwirkungen dieser starken Tabletten, wenn er auch wusste, dass sie manchmal das einzige waren, was dem Telepathen helfen konnte. Da er befürchtete, dass Schuldig bald beginnen würde, ziellos um sich zu schlagen, entließ er ihn aus seinen Armen, legte ihn in die Mitte des Bettes, kniete sich über ihn und hielt vorsorglich die Handgelenke des Telepathen auf die Matratze gepresst.
 

Doch genau dieses Festpinnen machte es nur noch schlimmer. Das Gefühl mischte sich in Schuldigs Traum, lösten ein unkontrolliertes Zittern in dem schlanken Mann aus. Vergebens versuchte er sich los zu machen, doch genau so wenig, wie es sein Bewusstsein schaffte, auf zu wachen, schaffte er es, sich zu befreien.

"Nein.. nicht..", kam es wirr über seine Lippen.
 

Brad verstand. Auch wenn es nicht so effektiv war, ließ er den Anderen los, legte sich wieder neben ihn und zog ihn erneut in seine Arme. Doch diesmal schlang er auch seine Beine um die des Jüngeren, versuchte, ihn so davon abzuhalten, sich selbst zu verletzen. "Schuldig, ganz ruhig. Das sind nur Bilder", betete er ein weiteres Mal wie ein Mantra in Schuldigs Ohr.
 

Augenblicklich ließ das Zittern nach, als Brad Schuldig wieder losließ und in die Arme zog. Auch die leisen Worte beruhigten ihn. Ließen zumindest die Stimmen leiser werden, die immerzu in seinem Kopf schrieen.

Der Geist des Deutschen versuchte immer wieder an die Oberfläche zu kommen, aber noch blockierten die Chemikalien dies. Mit einem Seufzen presste der Jüngere seine Stirn gegen den Hals des Amerikaners.
 

Einen Arm um Schuldigs Schultern gelegt, die andere Hand an dessen Hinterkopf, ihn haltend und schützend, drückte Brad den Jüngeren an sich. Er bemühte sich, selbst ruhig zu bleiben, um den Telepathen dieses Gefühl vermitteln zu können. Doch wie immer in solchen Situationen spürte er in sich eine enorme Besorgnis und auch Angst um den Anderen, allerdings wurde das noch überdeckt von der Liebe, die er für Schuldig empfand.
 

Und der Telepath spürte diese Liebe unterbewusst, was sein Herz leicht krampfen ließ. Auch sein Geist nahm dies auf und löste eine Träne aus den Augen des Deutschen.

Noch immer flogen die eigenartigen Bilder in seinem Kopf herum, trotzdem entspannte sich Schuldig langsam wieder. Sein ganzer Körper und auch die Sachen, die er noch immer trug, waren total verschwitzt.

Für eine Weile schlief der Deutsche wieder ruhig, murmelte nur zwischendurch etwas nicht zu verstehendes und zuckte manchmal leicht zusammen.
 

Brad senkte geschafft seinen Kopf auf Schuldigs Schulter und seufzte tief auf. Hoffentlich war es das gewesen... Behutsam löste er sich von seinem Telepathen und holte eine Schüssel mit warmem Wasser und Handtücher. So sanft, dass der Orangehead es nicht mitbekommen würde, zog er den Jüngeren aus und begann, ihn vorsichtig zumindest vom gröbsten Schweiß zu befreien.
 

Der leicht feuchte Film, der sich auf Schuldigs Haut bildete, ließ ihn frösteln, was sein Bewusstsein erstaunlicher Weise an die Oberfläche holte.

Immer noch benommen schlug der Jüngere die Augen auf. Sein Blick irrte durchs Zimmer und blieb an Brad hängen, der ihn gerade sanft wusch. Sein Kopf war noch immer nicht ganz klar, dafür aber jetzt wunderbar leer und schmerzfrei. Leise seufzend ließ er die Prozedur über sich ergehen, denn es fühlte sich ganz angenehm an.

Ken und das ganze Durcheinander, aber auch seine kaum noch vorhanden Gefühle für Brad, waren für den Moment vergessen.
 

Erleichtert hatte der Amerikaner das leichte Flattern der Lider registriert, sich aber dadurch von seiner Tätigkeit nicht ablenken lassen. Erst als er fertig und Schuldig sauber und trocken war, lächelte er ihn an. "Gehts dir besser?". fragte er freundlich, gab dem Jüngeren einen zärtlichen Kuss in die immer noch feuchte Mähne.
 

Schuldig schloss kurz die Augen, als Brad ihn küsste, versuchte den Nebel in seinem Kopf zu durchdringen. Auch seine Augen waren noch etwas verhangen. So dauerte es einen Augenblick, bis er auf die Frage des Älteren, mit einem "Hm.." und einem leichten Nicken, antworten konnte.

Durch seinen Zustand konnte er die Gefühle, die gerade wieder begannen in seinem Inneren herum zu wüten, nicht ganz einordnen.
 

Der Schwarzhaarige zwinkerte dem Telepathen zu und fragte, wie vor dessen Blackout: "Brauchst du irgendwas?" In dieser Frage lag eine gehörige Portion Berechnung, immerhin war Schuldig jetzt noch immer nicht ganz bei sich, also kamen seine Antworten kaum überlegt und sehr spontan.
 

"Ken..", antwortete sein Mund, bevor sein, kaum brauchbarer, Verstand überhaupt darüber nachdenken konnte. Die Frage hatte schlagartig die Gefühle in dem Deutschen geordnet und er wusste wieder wonach er sich sehnte.

Allerdings konnte das nicht nach außen dringen, denn da war nichts davon zu erkennen. Augenscheinlich gleichgültig lag der Telepath noch immer da und ließ seinen Blick fahrig über Brad gleiten.

Das ganze verwirrte ihn nur noch mehr. Wieso stellte der Amerikaner ihm auch solche Fragen?
 

Es hatte den Anschein, als wäre Brad völlig gelassen, als er sich umdrehte, die Schüssel nahm und ins Bad zurück brachte. Doch kaum war er aus dem Zimmer, blitzten seine Augen wütend auf. Okay, es war also wirklich so, obwohl er es noch immer nicht glauben wollte. Schuldig war bis über beide Ohren in Ken verliebt. Brad schloss die Augen und atmete durch, um den Zorn in sich nieder zu ringen. Jetzt war nicht die Zeit, deswegen Auszurasten. Was er jetzt brauchte - neben einem Whisky on the rocks - war Schuldigs unverschämtes Angebot des zweiten Tauschs. Und das konnte er nicht bekommen, wenn er seine Wut an dem Deutschen ausließ. Als er sich wieder einigermaßen in der Gewalt hatte, ging er langsam zurück in sein Schlafzimmer, setzte sich wieder neben seinen Patienten und strich ihm über das Gesicht, obwohl er ihm viel lieber eine kräftige Ohrfeige gegeben hätte. "Ken ist aber nicht da, Schuldig", erklärte er ihm. "Und du weißt, dass er mit Yohji zusammen ist, ja?"
 

Der Deutsche hatte sich inzwischen in die Decke eingerollt, da ihm, nackt wie er war, leicht kalt geworden war. Als Brad aus dem Zimmer gegangen war, hatte er wieder die Augen geschlossen und versucht, sich zu sortierten - viel Erfolg hatte er allerdings nicht.

Die Hand an seinem Gesicht ließ ihn wieder die Augen aufschlagen und Brad von schräg unten ansehen.

"Nicht mehr..", antwortet er auf die letzte Aussage des Amerikaners.

"Ich will zu ihm...", murmelte er dann, sich nicht richtig bewusst WEM er das eigentlich gerade sagte und was er damit auslösen könnte. "...lass mich zu ihm und geh du wieder zu Yohji.", brachte er so den Tausch indirekt zur Sprache.
 

Da war sie, die Forderung, auf die Brad nur noch gewartet hatte. Er kniff die Augen zusammen und ballte für den Bruchteil einer Sekunde die Hände zu harten Fäusten. Wieder und wieder drehte und wendete sein überreizter Verstand die Frage, wie er seinen Liebsten an Ken hatte verlieren können. An Ken! Brad zwang sich, die Augen wieder zu öffnen und den Jüngeren anzusehen, als wäre er sich nicht sicher, richtig gehört zu haben. "Du willst einen zweiten Tausch, ich soll noch einmal mit Yohji schlafen, damit du wieder zu Ken kannst? Hab ich das jetzt richtig verstanden?"
 

Ein schwaches Nicken kam von Schuldig, spürte er doch die gereizte Atmosphäre, die auf einmal von Brad ausging.

Immer noch recht erschöpft schloss der Deutsche die Augen und seufzte leicht. Bilder seines geliebten Fußballers tauchten vor seinem inneren Auge auf und ließen ihn leicht lächeln.

Wenn man ihn jetzt in Ruhe gelassen hätte, wäre er wieder eingeschlafen.
 

Brad spürte die Erschöpfung und Müdigkeit des Anderen genau. Er würde ihn gleich schlafen lassen. Gleich... Vorher musste er aber noch etwas loswerden, auch auf die Gefahr hin, dass Schuldig es vielleicht nicht so ganz mitbekam. Seine Finger verfingen sich in den orangen Strähnen, streichelten sanft hindurch. Er seufzte leise und meinte dann viel gelassener, als er tatsächlich war: "Gut. Ich werde noch eine Nacht mit Yohji verbringen, wenn er auch einverstanden ist. Wenn du das so sehr willst..."
 

Und ob Schuldig die Antwort noch mitbekam. Sein Lächeln wurde ein Stück breiter und ein leises "Danke.." kam über seine Lippen. Das hätte er wahrscheinlich nicht gesagt, wenn die Tabletten nicht in seinem Blut zirkulieren würden.

Sanft legte er seine Hand auf den Oberschenkel des Amerikaners, schlief im nächsten Moment aber schon ein.
 

Behutsam ließ Brad seinen Schützling los und verließ das Zimmer. Das glückliche Lächeln des Jüngeren hatte ihm fast das Herz zerrissen... Mit einer leicht verkniffenen Miene betrat er sein Büro, nahm sich das Telefon und wählte Yohjis Nummer. Nun lag an dem Weiß, seinem Schatz ebenfalls die Erlaubnis zu geben... Geduldig wartete er, bis der ehemalige Detektiv abgenommen hatte.
 

~*~tbc~*~

14.
 

Yohji saß in seinem Zimmer und starrte auf den laufenden Fernseher, bekam aber nicht wirklich mit, was eigentlich lief.

Als sein Telefon klingelte, angelte er müde danach, schaute nicht auf das Display. So wusste er nicht, wer dran war.

"Hallo..", kam es genuschelt durch den Hörer.
 

"Schuldig hat mir gesagt, was ich hören musste. Also, wenn du das durchziehen willst, gehst du zu Ken und redest mit ihm. Gib ihm deine Zustimmung. Sag ihm, wir hätten ausgemacht, dass wir uns nächsten Samstag wieder in dem Hotel treffen", legte der Amerikaner ohne anderweitige Begrüßung gleich los. Auch wenn sich sein Inneres erbarmungslos zusammen zog, er wollte das Ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen.
 

Als der Blonde Brads Stimme hörte, war er wieder hellwach.

"Er hat es dir tatsächlich gesagt?", fragte er leicht entsetzt, denn insgeheim hatte er nicht damit gerechnet.

"Und wir wollen das wirklich durchziehen?", seufzte er, so wirklich gefiel es ihm nicht. "Okay.. ich werd es Ken sagen. Ich muss sowieso noch mit ihm reden." Der letzte Satz war mehr für sich als für Brad bestimmt, denn seit dem Vorfall am Morgen hatten Ken und er kein Wort gewechselt.
 

"Wir werden uns treffen, ja. Wir müssen ja nicht miteinander ins Bett gehen. Es reicht, wenn die beiden das denken, auch wenn ich mir sicher bin, dass Schuldig das überprüfen wird... Wichtig ist nur, dass wir hinterher sehr glücklich und frisch verliebt aussehen." So lautete schließlich der Plan. Und Brad war sich sicher, dass alles so laufen würde, wie er es sich ausgemalt hatte. Wenn man sich bei Schuldig auf irgendwas verlassen konnte, dann darauf, dass er nicht so tickte, wie man es gern hatte. Und das musste er ausnutzen.
 

"Gut.. machen wir es so. Was anderes bleibt uns wohl auch nicht mehr übrig.", meinte er etwas niedergeschlagen. Nie hätte er gedacht, dass er einmal so um Ken kämpfen müsste.

"Also dann Samstag, acht Uhr."
 

Wieder einmal ohne Verabschiedung unterbrach Brad das Gespräch, legte das schnurlose Telefon zur Seite und starrte aus dem Fenster. Wenn er nur gewusst hätte, was er damit los treten würde, als er Schuldig den ersten Tausch quasi befohlen hatte... Doch wie immer in Privatdingen ließ ihn seine Fähigkeit hier im Stich. Jetzt konnte er nur hoffen...
 

Yohji starrte kurz sein Telefon an, legte es dann aber bei Seite.

Ein schweres Seufzen war zu hören, als er sich schwerfällig erhob und zu Kens Zimmer ging.

Leise klopfte er an.

"Ken? Kann ich rein kommen?"
 

Seufzend gab Ken seine Einwilligung, rollte sich aber vorsichtshalber dick in seine Decke ein. So eine Situation wie am Vormittag wollte er nicht noch einmal erleben müssen. "Was willst du?", fragte er aus seinem schützenden Deckenwall heraus und war genervt, dass seine Stimme viel zu unsicher klang. Aber eigentlich war das ja auch kein Wunder, oder?
 

Langsam betrat der Blonde das Zimmer und lehnte sich an die Tür, musste kurz schmunzeln, als er den Deckenberg reden hörte, wurde dann aber wieder ernst.

"Ich.. wollte mich entschuldigen." Das wollte er wirklich, es tat Yohji sehr leid, was am Morgen passiert war.

"Ich wollte das nicht.. ich war nur..", er brach ab und sah aus dem Fenster neben Kens Bett.
 

"Du warst... was?", grummelte Ken aus seinem sicheren Eck heraus. Dass Yohji so auf Abstand blieb, war wirklich ein Glück, fand er. Und es war das mindeste, dass der Ältere sich entschuldigte. Auch wenn das rein gar nichts änderte und er sich immer noch fragte, wie er DAS Schuldig beibringen sollte. Vorausgesetzt natürlich, er würde sich je wieder trauen, dem Deutschen unter die Augen zu treten.
 

Der abweisende Ton tat dem Ex-Detektiv in der Seele weh. Ganz langsam ging er auf das Bett zu, setzte sich davor und versuchte Ken in die Augen zu sehen.

"Ich war enttäuscht.. Du hast mir weh getan und da ist eine Sicherung bei mir durchgebrannt. Ich wollte dir niemals weh tun." Er sprach leise und ernst, aber noch nie zuvor hatte soviel Wahrheit in seinen Worten gelegen.
 

Ken legte die Stirn in skeptische Falten. "Du hast mir zuvor schon weh getan", beharrte er. "Und ich war auch enttäuscht. Aber das ist jetzt egal." Es war ihm gar nicht recht, dass sein Exfreund so nahe gekommen war. Doch er gab nicht dem fast übermächtigen Drang nach, noch weiter nach hinten zu rutschen, weg von Yohji. Das hier war sein Zimmer und er brauchte sich nicht zu verstecken.
 

"Ich weiß und das hätte ich nicht tun dürfen.

Aber als du sagtest du würdest Schuldig lieben, hat sich mein Verstand abgeschaltet."

Vorsichtig streckte Yohji eine Hand aus, strich Ken eine Strähne aus der Stirn.

"Es tut mir ehrlich leid." Auch wenn Yohji eine Scheißwut auf Schuldig hatte und auch etwas auf seinen Lover, aber das was er getan hat war wirklich falsch gewesen, dass wusste er selbst.

"Kann ich es irgendwie wieder gut machen?"
 

Wachsam blinzelte Ken den Älteren an, zuckte aber trotzdem unter der vorsichtigen Berührung zusammen. "Ja, kannst du!", antwortete er wie aus der Pistole geschossen. Schließlich wollte er noch immer seinen Willen durchsetzen und den zweiten Tausch erzwingen. "Verbring noch eine Nacht mit Crawford!" Er sehnte sich so sehr nach dem Telepathen, jede einzelne Faser seines Körpers schrie nach Schuldig, er wollte nichts anderes, als jetzt in den Armen seines Lovers liegen und die letzten Stunden vergessen können. Doch Schuldig war nicht hier, nur Yohji, und genau den sah der Fußballer jetzt herausfordernd an.
 

Sofort zog der Ältere seine Hand zurück, als Ken zusammen zuckte.

Leicht verzweifelt schloss er die Augen und versuchte die Wut, die wieder in ihm aufsteigen wollte, zu unterdrücken.

Dann öffnete er wieder die Augen und lächelte gezwungen.

"Okay.. wenn es das ist was du willst?!"

Alles in Yohji schrie auf, als er sein Einverständnis zu diesem Tausch gab, doch er ignorierte es.
 

"Ja, das will ich!", konterte Ken kalt. Er sah sehr genau, wie sehr er Yohji damit verletzte und es bereitete ihm eine Art dunkle, böse Zufriedenheit. "Tut weh, nicht wahr?", fragte er nach, in seiner Stimme schwang Spott und auch Bösartigkeit mit. Yohji sollte leiden - mindestens ebenso sehr, wie er gelitten hatte. Vielleicht war das dem Älteren eine Lehre.
 

Ken so kalt und herzlos zu erleben tat Yohji in der Seele weh, aber er war ja selbst Schuld. Er hoffte inständig, dass Brads Plan aufgehen würde und er so den Jüngeren wieder für sich gewinnen könnte.

"Ja.. tut es." Damit stand er auf, sah noch einmal kurz zu Ken und ging dann zur Tür, hielt kurz davor an. Ein Blick zurück folgte. Eigentlich wollte er jetzt 'ich liebe dich' sagen, aber irgendwie kam es dem Weiß nicht richtig vor.

Mit einem Seufzen verließ er das Zimmer und ging in Richtung Küche. Er brauchte jetzt etwas zu trinken. Etwas starkes.
 

Ken ließ den Kopf in den Nacken fallen und atmete tief durch, als sich seine Tür hinter Yohji schloss. Er wollte gar nicht so gemein zu dem Älteren sein, trotz allem, was der ihm angetan hatte. Sie hatten bis zu Yohjis Vorschlag eine wundervolle Zeit miteinander gehabt und Ken hatte wirklich gedacht, den Älteren ehrlich zu lieben. Aber das war nichts gewesen im Vergleich zu den Gefühlen, die er jetzt für Schuldig hatte.
 

Kurze Zeit später stand Yohji wieder auf dem Balkon und trank seinen Whisky. Er zog sein Handy aus der Hosentasche und tippte eine SMS an Brad - er hatte keine Lust, ihn anzurufen. Er schrieb: "Samstag geht klar.", mehr nicht. Das Gefühl, das er hatte, als er die SMS abschickte, war unheimlich. Ihn beschlich das Gefühl, dass etwas gewaltig schief laufen würde.
 

Als Brad Yohjis SMS bekam, verkrampfte sich sein Herz. Er hielt es nicht für nötig, zurück zu schreiben. Er wusste noch nicht, was er Samstag Nacht mit Yohji anstellen sollte, aber irgend etwas würde ihnen schon einfallen. Wenn er danach seinen Telepathen wiederbekommen würde... Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. Wenn wieder alles in Ordnung war, würde er mit Schuldig in Urlaub fliegen.
 

~+~tbc~+~

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

16.
 

Zur gleichen Zeit ließ sich Brad auf das breite Bett fallen, seufzte und sah Yohji nachdenklich an. "Okay", setzte er an, "Damit hätten die Beiden also ihren Willen. Jetzt kann es losgehen, sie wieder zurück zuholen." Seine Augen ruhten auf dem Weiß. "Hast du bestimmte Pläne für heute Nacht?"
 

Der Blonde stand vor dem Bett und beobachtete Brad.

Auf dessen Frage hin schüttelte er nur den Kopf und zuckte mit den Schultern.

"Nein.. Keine Ahnung. Hauptsache, ich muss nicht an die beiden denken, beziehungsweise an das, was sie da oben machen."

Das er gerade fast die gleichen Worte benutzte wie Schuldig beim ersten Tausch, war ihm nicht klar.

Schon bei dem Gedanken an Ken und Schuldig stellten sich seine Nackenhaare vor innerer Wut auf.
 

"Hast du Hunger?", erkundigte sich der Amerikaner. "Dann lassen wir uns erst einmal ein schönes Menü kommen." Ihm ging es nicht wirklich anders als Yohji, doch er ahnte, dass es zu einer heftigen Auseinandersetzung kommen würde, wenn er jetzt auf Yohjis Aussage weiter einging. Natürlich wusste er, dass er - zusammen mit dem ehemaligen Detektiv - der Auslöser für diese verzwickte Situation war, und auch, dass es nicht nur Kens Schuld war, wenn er Schuldig zu verlieren drohte.
 

"Nicht wirklich, aber man sagt ja, der Appetit kommt beim Essen."

Mit einem leisen Seufzen ließ er sich neben Brad aufs Bett nieder und versuchte sich zu entspannen. Es brachte ja auch nichts, wenn er hier wie ein Stein dumm in der Gegend rumstand.

Yohji angelte das Telefon vom Nachttisch heran und reichte es an den Schwarz weiter. Der kannte sich besser aus mit solchen Luxussachen.
 

Nachdem Brad die Bestellung an den Zimmerservice weitergegeben hatte, stellte er das Telefon wieder auf das Glastischchen zurück und wandte sich Yohji zu. "Hey, das wird schon!" Aufmunternd legte er seinen Arm um die Schultern des Jüngeren und zog ihn leicht in seine Richtung.
 

Leicht verwirrt blinzelte Yohji Brad an. Dieser benahm sich so.. "normal", anders als sonst. Es war ungewohnt, eine Aufmunterung von ihm zu hören.

Mit einem erneuten Seufzen folgte der Blonde dem Zug und lehnte sich gegen Brad, sah ihm dabei in die Augen.
 

Versonnen strich Brad dem Jüngeren eine Strähne hinter das Ohr, die sich immer wieder selbständig machte, und erwiderte den Blick ruhig. Zumindest äußerlich. Er zog ihn noch näher, bis er ihm verlockend ins Ohr flüstern konnte: "Risotto negro mit Meeresfrüchten als Vorspeise, Kalbsröllchen mit grünem Spargel als Hauptgericht... Das Dessert darfst du dir dann aussuchen." Besser so eine Ablenkung als gar keine. Und er war sich sicher, dass Yohji diesen Luxus genießen würde, ob es ihm nun gerade gut ging oder nicht.
 

Irgendwie fühlte es sich wunderbar an, von Brad in den Arme genommen zu werden. Es tröstete ungemein.

Die dunkle Stimme an seinem Ohr allerdings erinnerte ihn wieder an ihr "erstes" Zusammentreffen und auch wenn der Amerikaner nur das Essen aufzählte, raste Yohji ein Schauer über den Rücken.

"Hm.. klingt verführerisch.. lecker..", antwortete er leicht rau.
 

Die Reaktion blieb dem Schwarzhaarigen nicht verborgen und auch in ihm stieg die erste, leichte Unruhe auf. Seine Lippen näherten sich weiter Yohjis Ohr, bis er sicher sein konnte, dass sein Atem den Anderen heiß streifen würde. "Dazu Dom Perignon. Wie hört sich das für dich an? Wir müssen ihn ja nicht nur trinken..." Was man sonst noch mit dem edlen Gesöff machen konnte, überließ er erst einmal Yohjis sicher sehr ausgeprägten Fantasie.
 

Gott. Da war sie wieder. Diese verführerische Ausstrahlung, die Yohji in Brads Bann gezogen hatte.

"Klingt ausgezeichnet.."

Vielleicht könnten sie jetzt die berauschende Nacht haben, die sie eigentlich beim ersten Tausch geplant hatten. Dieser Gedanke ließ den Weiß leicht grinsen. Ja, vielleicht wäre das möglich..
 

Die Leuchtziffern der Digitaluhr auf dem Nachtkästchen sprang von 4:57 auf 4:58, als Brad sich schwer atmend von Yohji rollte und ihn in seine Arme nahm. "Das war... unglaublich", ächzte er geschafft. Auf seiner Haut hatte sich in den letzten Stunden ein schimmernder Film gebildet, der nun langsam abkühlte und ihn leicht frösteln ließ. Vielleicht lag es aber auch an der Entspannung, die ihn überkam und Glückshormone frei setzte.
 

Völlig außer Atem ließ sich der Blonde in den Arm nehmen und bettete seinen Kopf erschöpft, aber unglaublich befriedigt auf Brad muskulöse Brust.

"Das kannst.. du laut sagen..", kam es nuschelnd von Yohji.

Es war kaum zu fassen, bei ihrem ersten - ernsthaft - geplanten 'Sextreffen' wollte keine wirkliche Spannung oder gar Erotik aufkommen, aber jetzt - mit der Situation von Schuldig und Ken - hatten sie den besten Sex überhaupt. Wirklich unglaublich.
 

Ähnliches ging dem Amerikaner im Kopf um. Die Wut und die Verzweiflung, die sie beide empfanden, hatte diesen Abend zu etwas ganz Besonderem werden lassen und Brad war für den Moment wirklich ausgepowert. Er streichelte zärtlich über Yohjis feuchte Haut, gab ihm einen sanften Kuss in die blonde Mähne und grinste. "Wenn du mir ein paar Minuten Ruhe gönnst, lass ich dich nochmal so schreien", versprach er zwinkernd.
 

Ein helles und weiches Lachen kam von Yohji bei Brads Bitte.

Mit leuchtenden Augen sah er den Schwarz an und schmunzelte etwas.

"Aber gern doch..", meinte er und sprach damit beide Sachen an: die Ruhe - die er selbst auch nötig hatte - und natürlich das Angebot, noch mal von dem Amerikaner in höchste Höhen getrieben zu werden.

Sanft ließ er seine Finger über den gutgebauten Oberkörper wandern, strich die Muskelkonturen nach.
 

Zufriedenes Brummen war Crawfords Kommentar auf diese sanften Streicheleinheiten, die sich wirklich verdammt gut anfühlten. Sein Denken war gerade ausgesprochen träge - eine Seltenheit bei ihm - und es war schon eine Weile her, dass er sich so gut gefühlt hatte. Mit der Andeutung eines Lächelns zog er Yohji an den Oberarmen ein kleines Stück höher, bis sich das Gesicht des Jüngeren direkt vor seinem befand. Für einen kleinen Moment betrachtete er es, lächelte dann wieder, legte die Hand auf Yohjis Hinterkopf, um ihm so zu sich zu drücken und ihn einfach bestimmend, wie es seine Art war, zu küssen.
 

Und Yohji ließ sich nur zu gern küssen. Leicht lehnte er sich gegen den Amerikaner und erwiderte den Kuss sofort.

Er fühlte sich äußerst entspannt und genoss die Berührungen des Anderen.

Wieder ließ er seine Hände über die Brust von Brad gleiten, streichelte sie sehr zart.

Leise Seufzer des Blonden stießen dabei gegen Brads Lippen.
 

~*~tbc~*~

17.
 

Als Ken im Laufe des nächsten Tages nach Hause kam, lief er prompt wieder seinem Ex in die Arme. Diesmal sah Yohji aber auch zufriedener aus, fand Ken nach einem raschen Blick, mit dem er sich auf sein Zimmer schleichen wollte. Er war nur noch müde und konnte kaum noch vernünftig gehen...
 

Und Yohji fühlte sich auch besser, so dass er kaum wütend darüber war, dass Ken wieder erst am nächsten Tag nach Hause kam - mal ganz davon abgesehen, dass er auch erst vor ein paar Stunden wieder heim gekommen war.

"Na auch wieder da?" Der Blonde sah, dass der Andere nur noch in sein Zimmer wollte, trotzdem hielt er ihm am Oberarm leicht fest.
 

"Sieht so aus", konterte Ken frech, schickte dabei einen forschenden Blick über den Älteren und grinste so breit, wie man es sonst eigentlich nur von seinem Liebling kannte. "Na, hat's dir diesmal besser getan als beim letzten Mal?", wollte er unverschämt wissen, obwohl das deutlich sichtbar war. Yohji war auf seine Kosten gekommen und würde ihm somit in Zukunft nicht mehr im Weg stehen.
 

Doch der Ex-Detektiv war reichlich unbeeindruckt von Kens Frechheit.

"Ja hat es. Der beste Sex meines Lebens." Auch auf seinen Lippen zeigte sich ein, gespielt, freches Grinsen. Ob er Ken wohl eifersüchtig machen konnte? Eine kleine Stimme in ihm glaubte noch immer nicht daran, dass Brads Plan aufgehen würde.
 

Ken nickte verstehend, überspielte den Stich, den ihm Yohjis Worte verpassten, aber geschickt. Soso, der beste Sex seines Lebens also? Für einen Moment vergaß er sogar seinen geliebten Telepathen und ärgerte sich nur. Was war das dann mit ihm gewesen? Kindergartenniveau? Krampfhaft behielt er sein Grinsen bei und meinte absichtlich abfällig: "Naja, du hast anscheinend noch nicht wirklich guten Sex erlebt... Aber wenn das für dich reicht, ist es doch schön." Mit stolz erhobenem Kopf machte er sich daran, seine Tür aufzusperren, um endlich allein sein zu können. Diese kurze Begegnung nahm ihn mehr mit, als er zuzugeben bereit war.
 

"Woher willst du wissen, wie gut der Sex mit Brad war? Du hast keine Ahnung von seinem Können und auch kaum Vergleichsmöglichkeiten", sagte Yohji gleichgültig. Er sah, dass es Ken nicht ganz so kalt ließ, wie dieser ihm glauben machen wollte, aber diese Reaktion reichte dem Blonden noch nicht.
 

Ken blieb in der offenen Tür stehen und wandte den Kopf ein wenig, um über die Schulter zu Yohji zurückzuschauen. "Meine Vergleichsmöglichkeit ist Schuldig", erwiderte er kühl. "Und besser als er ist Crawford mit Sicherheit nicht!" Selbst wenn Yohji den Amerikaner dafür hielt - für Ken gab es da gar keine Frage. "Also red nicht von Dingen, von denen du nichts verstehst!"
 

"Wenn du meinst", meinte der Blonde lapidar und zuckte mit den Schultern. Für einen kurzen Moment wusste Yohji nicht, was er sagen sollte. Innerlich wusste er jedoch genau, was er sagen oder fragen wollte. Er brauchte Klarheit, darüber, wie es nun eigentlich zwischen ihm und Ken stand.

"Ken, warte. Ich… Können wir kurz reden? Nicht auf dem Flur?" Seine Stimme war sehr neutral, doch innerlich war der Ältere ziemlich aufgewühlt.
 

"Klar." Ganz automatisch nickte Ken. Eine unbenannte Aufregung ergriff von ihm Besitz, er hatte so eine Vermutung, warum Yohji gerade jetzt unbedingt mit ihm reden wollte. Er ging einen Schritt in sein Zimmer und dann zur Seite, um dem Älteren herein zu lassen. Mit einer beiläufig anmutenden Bewegung zog er sich den Stuhl heran, der vor dem kleinen Tisch stand, und setzte sich rittlings darauf, das Kinn auf die Arme gestützt, die er auf die Lehne gelegt hatte. Er legte den Kopf ein wenig schief, fixierte den Anderen mit müden Augen. Aber soweit konnte er sich jetzt schon noch zusammen reißen, um ein Gähnen zu unterdrücken.
 

Yohji folgte dem Jüngeren in sein Zimmer und ließ sich dann auf dessen Bett nieder, stützte die Unterarme auf seine Knie.

Nachdenklich sah er Ken an, bemerkte dessen müde Augen und wie erschöpft dieser wirkte.

Kurz räusperte er sich, als er merkte, dass er in der Betrachtung des Anderen versank.

Offen blickte er die braunen Iriden seines Gegenübers.

"Ken.. was ist zwischen uns? Sind.. sind wir noch zusammen? Empfindest du noch etwas für mich? Etwas anderes als Abneigung?"
 

Ken atmete tief durch. Sicher: er hatte auf diese Fragen gewartet. Aber doch noch nicht so schnell... Der Fußballer schluckte, antwortete aber erst einmal nicht, sondern hörte tief in sich hinein. Ein weiteres, tiefes Seufzen strömte über seine Lippen. "Yohji, ich... Natürlich empfinde ich noch was für dich. Du warst mein Freund, lange bevor wir Lover wurden. Und das wirst du auch bleiben, egal was kommt." Das war auf jeden Fall mal der einfache Teil gewesen. Jetzt wurde es schwierig, denn er begab sich auf sehr dünnes Eis. "Ob ich dich noch liebe... Ich weiß es nicht. Du hast mir so verdammt weh getan, Yohji. Mehr als du dir vorstellen kannst. Und Schu...", Ein zärtliches Lächeln huschte über seinen Mund, es geschah unbewusst, Ken konnte einfach nicht anders. "Ich bin glücklich mit ihm, es ist wunderschön... Ich weiß nicht, was ich für dich fühle, Yohji, aber ich weiß, was ich für ihn empfinde."
 

Eiskalt lief es Yohji den Rücken herunter. Er hatte mit solchen Worten gerechnet, doch sie jetzt wirklich zu hören und dann noch dieses Lächeln auf Kens Lippen zu sehen, welches nicht ihm galt, war einfach nur schrecklich.

Kurz schloss er die Augen, versuchte die erneut aufkommende Wut zu kontrollieren.

Denk an den Plan, denke an den Plan.

Mit einem nicht lesbaren Blick sah er wieder zu Ken. "Was ich getan habe, tut mir immer noch leid - ich war nicht ich selbst.", ein resigniertes Seufzen folgte. "Und was empfindest du für ihn? Du liebst ihn, nicht?"
 

Das Nicken geschah langsam, wie in Zeitlupe. "Ja, ich denke, das tu ich", erwiderte Ken leise. "Auf jeden Fall bin ich total _verliebt_ in ihn." Gut, er selbst wusste, dass das Eine noch nicht viel mit dem Anderen zu tun hatte. Aber es war ein Anfang. Wieder sah er den Älteren fest an, doch die Traurigkeit in den grünen Augen machte ihm das Atmen schwer. Hätte Yohji doch nicht auf diesen verdammten Tausch bestanden... Aber dann hätte er jetzt auch nicht dieses Bauchkribbeln und das dringende Bedürfnis, laut zu lachen, wenn er nur an den Telepathen dachte.
 

Yohji wusste was es hieß, wenn sich Ken verknallt hatte. Die Liebe war dann nicht mehr weit. So war es auch bei ihnen gewesen.

Es tat verdammt weh, bestätigt zu bekommen, dass man seinen Freund an einen anderen verloren hatte. Fast wollte er die Hoffnung schon aufgeben, doch immer wieder dachte er an Brad und an dessen Plan. Trotzdem nagten die Zweifel an ihm, ob er die Beziehung überhaupt noch wollte, sollte ihr Vorhaben aufgehen.

"Also ist es aus zwischen uns? Einfach vorbei?"
 

Was sollte er darauf sagen? Ken zuckte mit den Schultern, meinte dann in einem leicht ätzenden Ton: "Wird dir ja sicher nicht viel ausmachen. Nachdem du ja jetzt den besten Sex deines Lebens hattest..." Genau dieser Ausdruck machte ihm mehr als alles andere zu schaffen, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Bisher hatte er Yohji doch auch gereicht... Hatte er zumindest gedacht.
 

Yohji legte den Kopf leicht schief.

"Das kann ja sein, aber hältst du mich für so gefühlskalt, dass mir unsere Trennung nichts ausmachen würde?"

Eigentlich sollte er ja den Verliebten spielen, davon schwärmen, wie toll Brad ist, aber irgendwie konnte er es nicht so direkt.

"Nur weil ich einen großen Fehler gemacht habe, heißt das ja nicht, dass ich nichts empfinde - für dich empfinde."
 

"Hättest du etwas für mich empfunden, wärst du nie auf die Idee gekommen, mit Crawford ins Bett steigen zu wollen!" Die Bitterkeit in Kens Stimme ließ sich nicht mehr unterdrücken. "Und jetzt willst du mir erzählen, dass ICH schuld an einer Trennung wäre?" Ken konnte es nicht glauben. Yohji machte es sich schon verdammt einfach. Gut, er ebenso, aber das stand gerade nicht zur Debatte.
 

"Du kennst mich lange und gut genug um zu wissen, dass Sex und Liebe bei mir nichts miteinander zu tun haben.", flüsterte der Blonde. Ken wusste das, hatte es schon immer gewusst.

"Und ich habe dir nie die Schuld daran gegeben. Ich wollte einfach nur wissen, wie es zwischen uns steht." Mit einem Ruck stand er auf und ging zur Tür.

"Jetzt weiß ich es - es ist aus. Also kann ich auch wieder zu Brad gehen." Da war er wieder. Auch er konnte den kalten Spieler mimen.
 

Ken saß da und spürte, wie ihm der Unterkiefer nach unten klappte. Die Erwiderung auf Yohjis erste Aussage verdorrte ihm auf der Zunge, seine Augen nahmen Tellergröße an. "WAS?" Nein, das glaubte er jetzt nicht! Dieses ganze Affentheater und das schlechte Gewissen, das er schon wieder gespürt hatte, dafür, dass Yohji ihn unter die Nase rieb, wieder zu dem Amerikaner zu gehen? In ihm stieg eine Kälte auf, wie er sie noch nicht erlebt hatte. "Ja. Genau. Das wird das Beste sein. Geh zu Crawford, da passt du hin. Und Schu und ich haben endlich unsere Ruhe."
 

"Warum bist du so entsetzt? DU hast mir doch gerade gesagt, dass du in einen Anderen verliebt bist und mit ihm glücklich bist, nicht mit mir."

Fragend sah er Ken an und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Wieso sollte ich also nicht auch zu einem anderen gehen?"
 

Ken bedachte seinen ehemaligen Freund mit einem eisigen Blick, auf den sogar Aya neidisch gewesen wäre. "Wenn du dir so schnell Ersatz gefunden hast, obwohl es ja NUR um Sex gegangen ist, kann deine Liebe ja nicht so ernst gewesen sein. Und jetzt lass mich allein, Yohji." Demonstrativ drehte der Braunhaarige sich um, um den Älteren nicht mehr ansehen zu müssen.
 

Ein leises Seufzen kam von dem Blonden. Noch einen Moment betrachtete er Ken, dann verließ er dessen Zimmer.

Irgendwie war das gerade nicht so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte - mal davon abgesehen, dass es Ken wohl doch zu schaffen machte, dass er jetzt auch einen Anderen hatte.

Doch der kalte Blick des Jüngeren war einfach nur schrecklich gewesen, so gar nicht Ken-typisch.

Mit hängendem Kopf ging er in sein Zimmer.
 

Mit viel Mühe und Selbstbeherrschung widerstand Ken dem Drang, kostbare Ming-Vasen an die Wand zu werfen - wenn er denn welche gehabt hätte. Das war das beste Beispiel, wie austauschbar man war, schoss ihm durch den Kopf. Aber bei Yohji war das ja auch kein Wunder. Einmal Playboy, immer Playboy. Crawford würde sich auch nicht lange seine Freude mit dem Weißältesten haben.
 

Schuldig kam erst am frühen Abend wieder zurück in die Schwarz'sche Villa. Er hatte sich, nachdem Ken gegangen war, noch etwas Zeit im Hotel gelassen. Da er in der Nacht nicht wirklich geschlafen hatte, hatte er dies dann nachgeholt. Der Deutsche konnte sich nur schwer dazu aufraffen nach Hause zu gehen, denn er hatte keine Lust, Brad über den Weg zu laufen.

Doch nach mehreren Stunden hielt er es auch nicht mehr in dem Hotelzimmer aus, da der Telepath immer wieder an Ken denken musste.

So stieg er nun mal wieder leise die Treppe nach oben, in der Hoffnung niemandem zu begegnen.
 

Doch wieder einmal hatte er sich da getäuscht. Doch diesmal grinste ihn ein sehr gut gelaunter Amerikaner an und grüßte ihn freundlich, als er dem Telepathen so ganz zufällig auf dem Weg ins Bad über den Weg lief. Brad pfiff sogar leise vor sich hin und erklärte Schuldig dann: "Ich muss schon sagen, der zweite Tausch war eine sehr gute Idee von dir." Damit schloss er die Badtür hinter sich.
 

Wie angewurzelt blieb der Jüngere stehen und blinzelte verwirrt die geschlossene Tür an. Hatte er sich da gerade verhört und verguckt? War das gerade eben wirklich Brad Crawford gewesen?

Kurz schüttelte er verwirrt den Kopf und ignorierte den leichten Stich in seinem Herzen.

"Ich hab nur gute Ideen!", rief er dann frech wie immer durch die Tür und ging in sein Zimmer.

Na dann musste er ja jetzt kein schlechtes Gewissen oder ähnliches haben.
 

Brad ließ sich im Bad viel Zeit und klopfte dann frisch geduscht und immer noch blendend gelaunt an die Tür des Telepathen. "Naja, immer gute Ideen würde ich das jetzt nicht nennen, aber diese war wirklich hervorragend", teilte er Schuldig mit, als der die Tür geöffnet hatte.
 

Schuldig hatte sich in der Zwischenzeit bequemere Klamotten angezogen und lümmelte jetzt auf seinem Bett herum und zappte sich durchs Fernsehprogramm.

Als Brad dann in seinem Zimmer stand, verdrehte der Telepath kurz die Augen. Eigentlich hatte er gedacht, Ruhe vor dem Älteren zu haben.

"Ja, das sagtest du schon..."
 

Der Amerikaner setzte sein strahlendstes Lächeln auf. "Ich hoffe, für dich war es genauso schön wie für mich. Ach, ich vergaß, du bist ja bis über beide Ohren verknallt, da muss es ja schön gewesen sein. Ich kann dir das sehr gut nachempfinden." Mit einer gewissen Genugtuung bemerkte er, wie Schuldig beim letzten Satz die Gesichtszüge leicht entgleisten.
 

Autsch.. Das hatte gesessen.

Doch wer war er, dass er sich nicht zusammen reißen konnte.

"Natürlich war es schön.. wunderschön. Und es freut mich, wenn du auch deinen Spaß hattest", lächelte er gespielt.

Brad wusste genau, dass er ihm weh tat, wenn er hier so glücklich in der Gegend herumstrahlte. Aber so wie Schuldig den Anderen kannte, war das volle Absicht.

"Wenn das alles war, kannst du ja jetzt gehen."
 

"Keine Sorge, ich bin schon weg. Ich will ja nicht zu spät zu meinem Date kommen. Ich wollte mich ja auch bloß bei dir bedanken." Zu seinem größten Vergnügen sah Brad genau, dass Schuldig das gar nicht zu passen schien. Um dem Ganzen noch eins drauf zu setzen, zwinkerte er ihm fröhlich zu und meinte: "Ich wünsch dir noch einen schönen Abend. Ich weiß noch nicht, wann ich wieder daheim bin."
 

Oh man. Das schoss doch jetzt wirklich den Vogel ab.

Schuldig war mehr von Brads guter Laune als von dessen Abendplanung überrascht. Natürlich versetzte ihm diese Offenbarung auch einen imaginären Schlag in die Magengrube, aber was hatte er erwartet? Er sollte froh sein, dass der Andere nicht mehr so fixiert darauf war, ihn zu besitzen, wie vor ein paar Tagen noch. Und schließlich hatte er Ken, wenn Brad jetzt was mit Yohji - er nahm jetzt einfach mal an, dass der das Date war - anfing, konnten er und Ken ja offen zusammen sein und sich sehen wann sie wollten.

Trotz dieser Aussicht rutschte ihm ein trauriges Seufzen heraus.

Schnell räusperte sich der Deutsche und schenkte seinem Leader nur ein gelangweiltes "Jaja.. viel Spaß."
 

Mit einem wissenden Grinsen, das der Telepath nicht mehr sehen konnte, weil Brad sich schon umgedreht hatte, ging der Amerikaner absichtlich beschwingt zu seinem Zimmer. Klar würde jetzt eine schwere Zeit auf ihn zu kommen, denn es war klar, dass Schuldig aus seiner ach so großen Liebe zu Ken keinen Hehl mehr machen würde. Aber er selbst würde sich die Zeit eben mit Yohji vertreiben - auch keine allzu schlechte Alternative. Und immerhin spielte der Weiß in der gleichen Liga wie der Deutsche, was Brad auf das ein oder andere sehr geniale Erlebnis hoffen ließ.
 

Schuldig sah seinem Ex-Lover hinterher und schüttelte unbewusst den Kopf.

Kurz überlegte er, griff dann zu seinem Handy. Schnell hatte er Kens Nummer gewählt und wartete nun darauf, dass der Andere abnahm. Das war ja nun nicht mehr verboten, und er musste jetzt einfach die Stimme seines Geliebten hören - um sich zu versichern, dass alles richtig lief.
 

Nach dem vierten Klingeln hatte Ken sein Handy gefunden und nahm strahlend das Gespräch an. Die vorherige Unterhaltung mit Yohji hatte zwar noch nicht vergessen, aber in dem Moment, in dem er Schuldigs Namen auf dem Display gesehen hatte, war das alles unwichtig geworden. "Hey, Schatz!", begrüßte er den Telepathen zärtlich und mit einem deutlichen Lächeln in der Stimme.
 

Oh ja.. das tat gut! Kens Stimme ließ ihn lächeln und sich wieder etwas entspannen.

"Hey!", antwortete er recht leise. "Alles klar bei dir? Bist du schon Yohji begegnet?"

Schuldig legte sich wieder richtig ins Bett und schloss die Augen. Vor seinen geschlossenen Lidern tauchte sofort das Bild von Ken auf und löste ein warmes Gefühl in ihm aus.
 

"Ja, bin ich." Ken runzelte die Stirn ein wenig. Er wollte eigentlich nicht an das anmaßende Gehabe des Älteren erinnert werden. Dafür war es gerade viel zu schön, seinen Geliebten zu hören. "Warum fragst du?", erkundigte er sich aber doch zögerlich. "Yohji ist mir egal. Ich liebe nämlich dich." Gut, so ganz egal war Yohji ihm nicht, aber das gehörte sicher nicht hierher.
 

Das Lächeln auf den Lippen des Deutschen wurde weich und er seufzte leise.

"Das weiß ich. Ich liebe dich auch. Ich wollte nur wissen, ob er sich dir gegenüber scheiße benommen hat. Hat er was gesagt, dass er jetzt was mit Brad am laufen hat?"

Ihm kam das alles irgendwie spanisch vor. Nicht nur seine eigenen verwirrten Gefühle, sondern auch das Verhalten von Brad. War es möglich, dass dieser so schnell seine Meinung änderte?
 

Seufzend nickte der Braunhaarige. Bis ihm einfiel, dass Schuldig das nicht sehen konnte. "Ja, er hat gesagt, dass er mit Brad zusammen ist." Ihm war anzuhören, dass ihm die Vorstellung nicht allzu sehr gefiel. Auf der anderen Seite konnte es ihm egal sein, er hatte ja seinen geliebten Telepathen. Aber etwas machte den Weiß stutzig: die Art wie Schuldig gefragt hatte. "Stört dich das mit den beiden?"
 

Der Telepath atmete tief ein. Er sollte ehrlich zu Ken sein, es brachte sie nicht weiter, wenn sie sich schon jetzt gegenseitig anlügen würden.

"Ja irgendwie schon. Dich nicht?", fragte er zögerlich. "Es ist nicht so, dass ich nicht will, dass die beiden jemanden anderen haben. Mich stört nur, wie schnell sie ihre Meinungen geändert haben." Irgendwie hatte er das Gefühl sich nicht richtig ausdrücken zu können, hoffentlich verstand Ken ihn jetzt nicht falsch.

"Ich mein… ich kann nur von Brad ausgehen, aber erst vergewaltigt er mich fast und schlägt mich, weil ich zu spät nach Hause gekommen bin und jetzt... Es ist eigenartig." Schuldig war zum Ende hin immer leiser geworden, hatte aber nicht bemerkt, dass er seinem Liebsten auch das erzählt hatte, was er ihm bis jetzt verschwiegen hatte.
 

"Was?" Kens Ton war schrill vor Entsetzen und er wurde kreidebleich. Es war furchtbar, dass ihnen das beiden passiert war. "Brad wollte dich auch vergewaltigen?" Eine Gänsehaut rieselte über seine Arme. "Wieso hast du mir das nicht erzählt!" Alles andere wurde nebensächlich, allem voran Brad und Yohji. Dass sich Ken nun ebenfalls verriet, fiel ihm genauso wenig auf wie seinem Lover zuvor.
 

Schuldig zuckte zusammen, als er Kens schrille Stimme in seinem Ohr klingeln hörte.

"Scheiße.." Innerlich schlug sich der Deutsche die Hand vor die Stirn. Dann realisierte er, was Ken gesagt hatte.

"Ja, hat er. Und wieso sagst du auch?" Er wusste genau, was das auch zu bedeuten hatte - wollte es aber nicht wirklich wahr haben.
 

Für einen Moment biss sich Ken auf die Unterlippe. Mist, der Schuss war nach hinten losgegangen, wie es schien. Es dauerte eine Weile, die Ken wie eine Ewigkeit vor kam, bis er in der Lage war, tonlos zu antworten. "Yohji... Er hat... Er hat..." Verzweifelt brach er ab. Schuldig wäre von Brad _fast_ vergewaltigt worden, Yohji hatte es nicht nur beim Versuch belassen. Aber wie sollte er das seinem Schatz beibringen? Und obendrein wollte Ken sowieso nicht mehr an die endlosen Minuten denken, in denen er unter seinem Ex-Freund gelegen hatte und all das über sich ergehen lassen musste.
 

"Er hat? Was?" Schuldig kroch eine eiskalte Gänsehaut über den Rücken. War da mehr passiert, als nur fast? Ruckartig setzte er sich auf und starrte fassungslos seine Bettdecke an.

"Ken! Was hat dieser Arsch dir angetan? Bitte.. sag es mir!"
 

Silberne Tränen standen Ken in den Augen, als er resigniert für sich selbst den Kopf schüttelte. Was brachte es denn, wenn er seinem Lover alles erzählte? "Ich... ich komm damit schon klar, Schatz", brachte er gepresst heraus und verfluchte sich dafür, dass seine Stimme nicht halb so fest und sicher klang, wie er es sich gewünscht hätte. "Ich bin nur wirklich froh, dass er sich jetzt jemand anderen gesucht hat", gestand er noch leiser. Die Tränen rollten jetzt ungehemmt über seine Wangen. Ken schloss die Augen, um den Wasserfluss ein wenig einzudämmen, bis ihm etwas anderes durch den Kopf schoss und er entsetzt die Augen wieder aufriss. Jetzt, nachdem Schuldig wusste - oder ahnte - was geschehen war... Was, wenn er sich jetzt vor ihm ekelte? Ken hatte das Gefühl, ihm müsste das Herz stehen bleiben. Wahrscheinlich war das auch der Grund gewesen, warum er bisher dieses Erlebnis verschwiegen hatte...
 

Ein Schauer lief Schuldig über den Rücken. Dieses Schwein Yohji - am liebsten würde er ihn sofort umbringen. Und natürlich hörte er auch die Tränen in Kens Stimme.

"Baby.. Sag nicht, dass du damit klar kommst, wenn es nicht stimmt.", sagte er leise, liebevoll. Dann fasste er mit einmal einen Entschluss.

"Ich komm vorbei - jetzt gleich." Mit diesen Worten legte er auf und sprang vom Bett. Schnell hatte er sich umgezogen und war nun auf dem Weg zu seinem Auto.
 

Fassungslos starrte Ken sein Handy an, aus dem nur noch das monotone Tuten erklang. Nein, das hatte Schuldig jetzt nicht gesagt! Ein riesiger Kloß machte sich im Hals des Fußballers breit. Aya würde den Telepathen doch einfach lynchen, wenn der so einfach in den Laden oder die Wohnung spazierte! Panische Hektik ergriff von Ken Besitz. Er warf das kleine Telefon auf sein Bett, sprang auf und raste aus dem Zimmer. Sein erster Weg führte ihn ins Bad, um sich erst mal das Gesicht zu waschen und damit das Verheulte zu kaschieren. Wenn es ihm auch nicht wirklich gelang... Er nahm sich nicht einmal die Zeit, sich abzutrocknen, sondern flitzte nach unten, in den Vorraum zum Laden, und spähte mit wild klopfendem Herzen durch den Spalt, den er die Tür geöffnet hatte. Er hatte es befürchtet: Aya stand gelangweilt hinter der Theke und glarte die Schulmädchen, die ihn eindeutig anhimmelten, zu Tode. Verdammt! Wie sollte er sich jetzt nur aus der Affäre ziehen? Schuldig würde sich wahrscheinlich nicht davon abhalten lassen, ins Haus zu stürmen, selbst wenn Ken ihn auf der Straße abfangen würde.
 

~+~tbc~+~

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

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22.
 

Zwei Zimmer weiter riss Brad, der gerade dabei gewesen war, mit Yohji im Arm einzudösen, die Augen auf. Das Stöhnen, das laut bis hierher drang, war unverkennbar Schuldigs - auch wenn er selbst ihn nie so laut und unbeherrscht erlebt hatte. Hatte dieser Mistkerl es doch tatsächlich gewagt, Ken mit her zu bringen! Und ja nicht nur das... Brad spürte, wie er blass wurde, als er den Kopf zu seinem Gespielen wandte.
 

Auch Yohji war wieder wach und starrte ungläubig auf Brads Brust. Er kannte Schuldigs Stöhnen nicht, aber wer sollte das sonst sein? Und wenn das Schuldigs erregte Stimme war, dann war klar, wer mit diesem im Zimmer war, und vor allem, was die beiden gerade taten.

Es versetzte dem Blonden einen Stich im Herzen, als das Bild der beiden vor seinem inneren Auge auftauchte.
 

Rasch wägte der Amerikaner alle Möglichkeiten ab, die er jetzt hatte. Übertönen war eine davon, aber das würden die beiden anderen wohl eher als Aufforderung verstehen, noch lauter zu werden. Also blieb im Endeffekt nur eine Lösung: "Zieh dir was über, wir gehen ins Wohnzimmer. Da hören wir sie nicht mehr." Jedenfalls nicht ganz so intensiv wie hier. Er selbst krabbelte auch schon aus dem Bett und schlüpfte in die weichen Leinenklamotten, die er zuvor angehabt hatte. Himmel, Schuldig würde was erleben können!
 

Irritiert sah Yohji hinter Brad her, als der aufstand und sich anzog, nickte dann aber schnell, als er endlich die Worte des Anderen verstanden hatte. Schnell stieg er auch aus dem Bett und sah sich nach seinen Klamotten um. Richtig. Die waren ja immer noch in der Sauna. Also schnappte sich der Blonde den Bademantel den er vorhin getragen hatte und zog ihn über.

"Wieso sind sie hier?"
 

"Woher soll ich das wissen?", knurrte der Schwarzhaarige, aber schon währenddessen ging ihm ein Licht auf. "Wahrscheinlich, weil sie bei dieser Lautstärke sehr schnell Schaschlik auf Abyssinians Katana gewesen wären..." Er legte den Arm um Yohjis Schulter und führte ihn auf den Gang, auf dem - logischerweise - die Lustgeräusche der beiden anderen noch lauter waren. Am liebsten wäre Brad in Schuldigs Zimmer gestürmt und hätte die beiden zu Hackfleisch verarbeitet, doch er wollte sich nicht wirklich antun, sehen zu müssen, wie sein Ex dessen Lover fickte. So biss er die Zähne zusammen und brachte Yohji nach unten ins Wohnzimmer, wo er mit einem lauten Knall die Tür ins Schloss warf und so die Geräuschkulisse weitestgehend ausschaltete.
 

Gott.. Brad konnte einem schon Angst einjagen, wenn er wütend war. Doch Yohji ließ sich nichts anmerken und ließ sich von dem Schwarzleader ins Wohnzimmer führen. Dort ließ er sich seufzend auf das Sofa fallen und legte den Kopf auf die Rücklehne.

"Das wars dann wohl mit dem Wellness-Tag.", versuchte er die Stimmung etwas auf zu lockern, doch so wirklich wollte das nicht gelingen.
 

Die braunen Augen blitzten berechnend auf und ein kaltes Grinsen legte sich auf seine Lippen. "Sagt wer? Wir werden uns doch jetzt deswegen den Spaß nicht verderben lassen, oder? Den Gefallen tu ich ihnen nicht..." Sein Ausdruck wurde verführerisch. "Was willst du machen? Whirlpool oder Solarium?" Bei beiden Möglichkeiten würden Schuldig und Ken früher oder später über sie stolpern...
 

Bei dem kalten Lächeln lief es Yohji genau so kalt den Rücken herunter. Er schien sich wirklich mit dem Teufel eingelassen zu haben - doch es störte ihn nicht. Als er dann aber den sinnlichen Ausdruck sah und die Frage hörte, lächelte der Weiß ebenfalls. Brad hatte Recht - wieso sollten sie sich den Tag verderben lassen.

"Whirlpool! Und könntest du was neues zu Essen bestellen?", sprach er so wieder seinen immer noch vorhandenen Hunger an.
 

Als Yohji das Essen erwähnte, lachte Brad leise. Er kannte Schuldig - und der würde bald in der Küche auftauchen, um sich seinen 'After-Sex-Snack' zu holen. Und dann schon mal die Überreste ihrer Küchen-Orgie vorfinden. Vor sich hin schmunzelnd nickte er Yohji zu. "Am besten etwas, das man in den Whirlpool mitnehmen kann. Schinken, Melonen, Baguette? Eine italienische Platte, was meinst du dazu?"
 

Elegant stand Yohji wieder von der Couch auf, stellte sich nah vor Brad und legte seine Arme um dessen Nacken.

"Klingt verführerisch..", hauchte er dunkel und küsste die sinnlichen Lippen des anderen kurz.

"Und wo ist jetzt der Whirlpool?" Der Blonde war wirklich gespannt auf den Pool, schließlich hatte er diesen Luxus nicht oft, sich von Wasserbläschen massieren zu lassen.
 

Mit einem Zwinkern nahm Brad Yohjis Hand und brachte ihn wieder in die Richtung, in der auch die Sauna lag. Auf der Terrasse hinter der Sauna befand sich der Pool, von exotischen Pflanzen umgeben. Auf dem Weg dorthin bestellte Brad schon ihr Essen und wies den Lieferanten an, es nach hinten zu bringen.
 

Der Ex-Detektiv staunte mal wieder nicht schlecht, als er die Terrasse sah.

"Wahnsinn.. du hast echt nen guten Geschmack.. und zu viel Geld." Grinsend sah er über seine Schulter zu Brad und ging dann näher zu dem Becken.

Er freute sich schon darauf, gleich in dem warmen Wasser zu sitzen und ein leckeres Essen zu genießen - mal von Brads Nähe ganz abgesehen.
 

"Hast du daran gezweifelt, dass ich einen guten Geschmack habe?", wollte der Schwarz mit samtiger Stimme wissen und lächelte dabei vielsagend. "Und Geld kann man nie genug haben." Galant streifte er Yohji den Bademantel über die Schultern und hielt ihm die Hand hin, um ihm ins Becken zu helfen. "Mach es dir bequem, das Essen kommt auch bald." Damit knöpfte auch er seine Hose wieder auf und stieg zu dem Weiß in das warme Wasser.
 

Mit einem genießenden Seufzen ließ sich der Jüngere in das angenehm temperierte Wasser gleiten und beobachtete Brad dabei, wie er sich auszog und zu ihm kam.

"Nein.. daran hab ich nicht gezweifelt... Schließlich hast du mich ausgesucht.", sagte er mit einem frechen Unterton.
 

Ein leicht süffisantes Lächeln erschien auf Brads Lippen, er verkniff sich einen entsprechenden Kommentar, der seine Beziehung zu Schuldig enthalten hätte. Stattdessen gab er dem Weiß einen zarten Kuss und flüsterte ihm ins Ohr: "Genau so ist es, mein Schöner!" Er setzte sich neben Yohji und zog ihn langsam näher an sich heran, bis der auf seinem Schoß saß.
 

Lächelnd ließ sich der Blonde auf Brads Schoß nieder und legte seine Unterarme auf dessen Schultern. Dann sah er auf die Wasseroberfläche und grinste leicht.

"Hm.. also bis jetzt ist das hier nur ein normaler Pool. Irgendwas fehlt?!"
 

Lachend wandte Brad sich um und schaltete die Whirlfunktion ein. Gleich darauf stiegen massierende und kitzelnde Luftblasen aus hunderten von Düsen auf und brachten das Wasser zum schäumen. "So besser, der Herr?", wollte er danach amüsiert von dem Jüngeren wissen.
 

"Viel besser..", schnurrte Yohji samtig, genoss das kribbelnde Gefühl der Bläschen auf seiner Haut. Mit einem Lächeln beugte er sich dann nach vorn und leckte dem Älteren über die Lippen, bevor er ihn sanft küsste.

Irgendwie mussten sie sich ja die Zeit vertreiben, bis das Essen kam. Jedoch hielt der Japaner den Kuss wirklich sehr zärtlich und fast schon liebevoll.
 

Der Amerikaner legte seine Arme um seinen Lover, kraulte ihm über den Nacken und den Rücken. "Es scheint dir zu gefallen", grinste er nach einer Weile und meinte damit nicht nur die Streicheleinheiten, sondern vor allem die Umgebung, in der Yohji sich befand. Für Brad selbst war das hier alles ganz normal, eben das Ergebnis harter Arbeit und geschickter Börsengeschäfte. Yohji dagegen musste sich wahrscheinlich vorkommen wie im Paradies.
 

"Natürlich gefällt es mir..", erwiderte er lächelnd. "Wie könnte es mir nicht gefallen in dieser Umgebung und mit dir hier."

Es kam dem Blonden vielleicht nicht wie das Paradies vor, aber es war einfach Genuss pur, diesen Luxus genießen zu dürfen und dann auch noch mit so einem Mann wie Brad.
 

Überlegend nickte der Schwarzleader. Jede andere Antwort von Yohji wäre ja auch eine Lüge gewesen. Einen Moment sah er tief in die Augen des Weiß, lächelte dabei leicht. "Wenn du willst, kannst du diese Umgebung und mich jederzeit auskosten." Er war sich sicher, dass Yohji verstehen würde. Und nachdem Schuldig seinen kleinen Lover wohl öfter herbringen würde, war das wohl nur ein gerechter Ausgleich. Ob der Blonde allerdings darauf kommen würde, wagte der Amerikaner zu bezweifeln.
 

Doch Yohji kam darauf und legte den Kopf leicht schief.

"Glaub mir, dieses Angebot werde ich ausnutzen.. aber nur, wenn Schuldig nicht da ist oder keinen Besuch hat.", meinte er ernst, schob dieses Thema aber schnell beiseite.

"Gibt es in diesem Haus eigentlich noch etwas, was in einem normalen Haus nicht zu finden ist?", fragte Yohji verspielt. "Vielleicht einen geheimen Folterkeller?"
 

"Warum? Soll ich dich foltern?", stellte Brad die durchaus ernst gemeinte Gegenfrage. Er war gerade mit seinen Gedanken woanders gewesen und verstand daher den Sinn hinter Yohjis Frage nicht. Allerdings musste er zugeben: "Ja, doch es gibt so etwas in der Richtung hier." Sozusagen Farfs Spielzimmer...
 

Skeptisch hob Yohji eine Augenbraue und sah sein Gegenüber an.

"Das war nicht ernst gemeint. Und was meinst du mit so etwas in der Art?" Der Blonde hatte schon gemerkt, dass Brads Gedanken ganz wo anders waren, und irgendwie ahnte er auch wo. "Woran denkst du gerade?"
 

Der Schwarzleader schüttelte abwehrend den Kopf. "An nichts Wichtiges", beantwortete er die letzte Frage zuerst, konzentrierte sich nun aber wieder mehr auf seinen Gast. "Mit etwas in der Art meine ich einen Raum, in den wir Gefangene bringen, mit denen sich Berserker amüsieren darf", klärte er Yohji breit grinsend auf. Damit verriet er bestimmt keine Internas, schließlich konnte Yohji mit diesem Wissen nicht viel anfangen.
 

Kopfschüttelnd sah er Brad in die Augen. Das waren Informationen, die er in solchen Situationen einfach nicht hören wollte oder gar brauchte.

"Okay.. zuviel Info..", meinte er dann leicht angewidert. Berserker gehörte nicht zu den Menschen, denen er freiwillig allein im Dunkeln begegnen wollte.
 

Der Essenslieferant, der in diesem Moment in den Garten kam, enthob Brad von einer Antwort. Schnell und routiniert packte er eine silberne Platte aus, auf der sich verschiedene Schinkenarten, Melonenstückchen, Oliven, Mozarella, Tomaten und andere Köstlichkeiten angerichtet waren. Mit einem Nicken bedankte sich Brad für die prompte Bedienung, als der Fremde wieder verschwand. Lächelnd deutete er auf die Platte. "Bedien dich." Er stand auf, öffnete den schweren, italienischen Rotwein und füllte zwei Kristallgläser mit der fast schwarzen Flüssigkeit.
 

Yohji jedoch sah nur kurz zu der Platte, drehte sich dann um und beobachtete lieber Brad, wie der nackt vor der Kulisse der vielen exotischen Pflanzen stand. Ein Bild für die Götter, das von dem dunklen Wein und den schönen Gläsern abgerundet wurde.

Mit einem Lächeln lehnte er sein Kinn auf seine Arme, die er zuvor auf dem Beckrand abgelegt hatte, und verfolgte mit den Augen die Wassertropfen die auf Crawfords Haut schimmerten.

"Ich würde jetzt gern ein Foto machen.", sagte er leise.
 

Für eine Sekunde schloss der Schwarzhaarige die Augen. Er konnte Yohjis Begehren fast körperlich spüren und fragte sich unwillkürlich, ob er so etwas jemals bei dem Telepathen gefühlt hatte. Mit einem kurzen Kopfschütteln vertrieb er diese Gedanken. Nein. Schuldig hatte jetzt in seinem Denken nichts verloren. Um den würde er sich später kümmern. Jetzt war er mit Yohji hier. Er wandte sich zu dem Blonden und grinste schief. "Ich habe leider keine Kamera hier", meinte er in bedauerndem Tonfall. "Aber das können wir ja noch nachholen..." Dass dabei nicht nur er, sondern vor allem der Weiß als Model dienen würde, war dabei von vornherein klar.
 

Der Blonde grinste leicht und seufzte dann gespielt enttäuscht. "Schade..." Allerdings leuchteten seine Augen dann. Er stellte es sich unglaublich prickelnd vor, den Anderen so zu fotografieren oder von ihm fotografiert zu werden. Dass das sicher keine jugendfreien Bilder werden würden, war von vornherein klar. "Das MÜSSEN wir.", sagte er deshalb grinsend.
 

Leise lachend kam Brad mit den beiden Gläsern in das Becken zurück und drückte eines davon dem Weiß in die Hand. Sanft stieß er mit seinem Glas gegen Yohjis, brachte das Kristall zum Klingen. "Auf einen schönen Abend - dem noch viele weitere folgen mögen", flüsterte er dem Anderen rau zu.
 

Mit einem Lächeln nahm der Weiß das Glas entgegen und hob es leicht an, als Brad den Toast sprach.

"Sehr viele, hoffe ich.", erwiderte er und trank einen Schluck des roten Getränks. Die Flüssigkeit fühlte sich wie Samt in seiner Kehle an und Yohji seufzte leicht. "Der Wein ist fantastisch."

Dann griff er nach einem Stück Melone, das bereits mit Schinken umwickelt war, und hielt es Brad vor die Lippen.
 

Genießerisch öffnete Brad den Mund, schnappte dann aber nicht nur nach der Melone, sondern auch nach Yohjis Fingern und umspielte sie gekonnt mit der Zunge. Zu keiner Zeit wandte er dabei den Blick von den grünen Augen des Jüngeren, er konnte fühlen, wie sich die Luft um sie herum auflud und die Spannung, die plötzlich wieder zwischen ihnen herrschte, auf seinen Körper übergriff.
 

Yohji zog hörbar die Luft ein und war von Brads Blick und dem Gefühl von dessen Zunge vollkommen gefangen. Ein heißer Schauer schoss über seinen Rücken, ließ ihn unwillkürlich erschaudern. Es war kaum zu fassen, wie schnell sich die Stimmung zwischen ihnen auflud und die Luft fast schon brannte.
 

Um den Blonden ein wenig abzukühlen, drehte sich Brad um und machte sich über das Essen her. Allerdings versorgte er dabei eher Yohji als sich selbst, da auch er dem Anderen immer wieder neue Leckereien vor die Lippen hielt. "So lässt es sich aushalten, nicht?", lachte er, als Yohji wieder einmal Melonensaft über die Lippen und das Kinn rann.
 

Lächelnd lehnte sich der Japaner wieder an den Beckenrand, genoss es von Brad gefüttert und gleichzeitig von den Wasserbläschen massiert zu werden. Auch wenn der Schwarz versuchte, die Situation etwas abzukühlen, lag noch immer ein gewisses Knistern zwischen ihnen.

Wiederholt leckte sich Yohji über die Lippen und nahm den süßen Saft der Melone auf, dann nickte er.

"So müsste es immer sein."
 

"Immer wird wohl nicht gehen, aber oft müsste auch reichen", zwinkerte der Amerikaner Yohji zu. Langsam ließ er sich wieder in das angenehm warme Wasser gleiten, trank einen großen Schluck des herrlichen Weins. Auch er konnte nicht leugnen, dass er sich rundherum wohl fühlte. Gemächlich streckte er die Hand nach Yohji aus, um ihn zu sich zu locken.
 

~+~tbc~+~

23.
 

"Ach nee, ist das nicht süß?", erklang in diesem Moment eine spöttische Stimme von der Terrassentür her. "Lasst euch von uns nicht stören, ich will Ken nur das Haus zeigen."
 

Yohji wollte gerade nach Brads Hand greifen und sich zu ihm ziehen lassen, als er die kalte Stimme des Deutschen hörte. Ruckartig drehte er sich um und sah erst überrascht, dann leicht verärgert zu den beiden Anderen. Gleichzeitig ging er rückwärts unbewusst ein Stück zu Crawford.
 

Ken schob sich neben den Telepathen und ergriff bei dem Anblick von Yohji im Whirlpool Schuldigs Hand, um sie fest zu drücken und sich so Halt zu holen. Doch er ließ sich seinen Schreck nicht lange anmerken, sondern sah seinen Exfreund herausfordernd und fast schon frech an. "Hi, Brad, hi Yohji!", grüßte er die beiden in einem zuckersüßen Tonfall, der, wenn man genau hinhörte, eine Kopie von Schuldigs Ironie war.
 

Der Deutsche erwiderte den Druck von Kens Hand und spürte instinktiv, dass seinem Schatz die ganze Situation unangenehm war. Auch ihm hatte es erst den Atem verschlagen, Brad mit seinem neuen Lover hier zu sehen. Doch er wäre nicht der legendäre Mastermind, wenn er sich etwas von seiner Überraschung, aber auch von seinem Schmerz, anmerken lassen würde. Sein Augenmerk lag allerdings nur auf Brad, der extrem zufrieden und entspannt aussah – etwas, was dem Telepathen irgendwie nicht wirklich passte. Insgeheim hatte Schuldig gehofft, dass sein Ex ihm ein wenig länger hinter her trauern würde.
 

Ein rascher Seitenblick reichte Ken, um Schuldigs Gefühle zu erkennen. Auch wenn - oder vielleicht gerade weil - der Orangehead ein Pokerface auf hatte, das Aya alle Ehre gemacht hätte. Ihm selbst gefiel die Situation auch nicht besonders, aber weniger wegen Yohji. Er hatte ihm die diversen Vorfälle noch immer nicht verziehen. Vielmehr störte ihn der Blickwechsel, der zwischen seinem Liebsten und dessen Exlover stattfand. Obwohl stören nicht der richtige Ausdruck war - es fühlte sich an, als würde ihm eine eiskalte Stahlklammer um das Herz gelegt. Doch er ließ sich davon nichts anmerken. Nicht in Gegenwart von Yohji und Crawford. Der Brünette hob stolz sein Kinn ein wenig an, eine Geste, die ihm zumindest für den Moment ein kleines bisschen Sicherheit verschaffte, und er wandte den Kopf zu Schuldig. "Dann wird es wohl jetzt nichts mit dem Whirlpool", stellte er trocken fest. "Willst du stattdessen eine Runde schwimmen gehen, Schatz?"
 

Der Amerikaner versank in den Smaragdaugen des Telepathen, auch wenn er seinen Arm ganz automatisch um Yohji legte. Den kleinen Weiß an der Seite des Deutschen würdigte er keines Blickes, immerhin hatte der ja dafür gesorgt, dass er selbst den Telepathen verloren hatte. Dennoch ließ ihn Kens "Schatz" unwillkürlich ein wenig zusammenzucken. Für den Bruchteil einer Sekunde wurden seine Augen zu hasserfüllten Schlitzen, dann war auch das vorbei und er wandte sich wieder Yohji zu, um ihn noch näher zu ziehen und ihm einen liebevoll anmutenden Kuss auf die Wange zu drücken.
 

Dem Blonden hatte es wirklich die Sprache verschlagen. Sein Blick ruhte auf Ken, betrachtete seinen Teamkollegen und Exfreund genau. Dessen Verhalten jagte dem Japaner einen Schauer über den Rücken. Das war so untypisch für Ken. Wie hatte er es nur so weit kommen lassen?

Jedoch blickte Yohji überrascht zu Brad, als dieser bei dem Wort Schatz zusammen zuckte. Allerdings lächelte er dann sanft, als er den Kuss auf seiner Wange spürte.
 

Schuldig hingegen nahm seinen Blick erst von Brads Augen, als der jüngere Weiß ihn ansprach. Er drehte sein Gesicht zu ihm und sah ihm in die Augen. In dem Moment, in dem sich ihre Blicke trafen, wurde der leichte Schmerz den er eben noch in der Brust gespürt hatte, von einem warmen Gefühl abgelöst. Zärtlich strich der Telepath Ken über die Wange und nickte.

"Ja.. lass und schwimmen gehen, da haben wir wenigstens unsere Ruhe."
 

Innerlich aufatmend folgte Ken Schuldig weiter in den Garten zu dem großen Swimmingpool, der in der untergehenden Sonne wie ein Edelstein glitzerte. Als er die Zärtlichkeit des Telepathen spürte und auch sah, dass dessen Blick weicher geworden war und sich wieder auf ihn konzentrierte, war der Braunhaarige schon ein wenig beruhigt. Er hätte es nicht ausgehalten, Schuldig zu verlieren. Und erst recht nicht wieder an den arroganten Amerikaner, der sich einbildete, mit Menschen spielen zu können, wie es ihm beliebte. Trotzdem konnte er sich die Frage nicht verkneifen, als sie außer Hörweite der anderen waren: "Du liebst ihn noch, ja?"
 

Überrascht sah Schuldig den Jüngeren an und seufzte dann schwer. Ein trauriges Lächeln legte sich auf seine Lippen und er legte eine Hand in Kens Nacken, zog ihn ein Stück näher. Vorsichtig lehnte er seine Stirn gegen die des Anderen und schloss die Augen.

"Ken.. warum fragst du mich sowas?" Seine Stimme war sehr leise, kaum zu verstehen. Es schnürte dem Deutschen die Kehle zu, als er spürte, wie zwiegespalten sein Herz noch immer war.

"Ja.. ich liebe ihn noch. Auch wenn ich es am liebsten abstellen würde.."
 

Auch Ken spürte, wie ihm ein Kloß im Hals anwuchs, der ihm das Atmen schwer machte, und sich ein heißer Klumpen im seinem Magen bildete. Doch er nahm sich zusammen, ahnte, dass Schuldig durchaus wissen würde, wie er sich bei diesen Worten fühlen musste. Ein kleines Lächeln kämpfte tapfer gegen die Traurigkeit an, gewann sogar und breitete sich auf seinen Lippen aus. Er legte locker seine Hände an Schuldigs Taille und hielt ihn fest. "Ich liebe dich", flüsterte er. "Und ich bin froh über jede Minute, die wir zusammen haben."
 

Einen Arm um Kens Taille schlingend, zog Schuldig seinen Liebsten ganz an sich und sah ihm tief in die Augen.

"Ich liebe dich auch, Ken.", gab er genau so leise und mit rauer Stimme zurück, bevor er seine Lippen auf die des Japaners legte und so seine Liebe noch bestätigte. Noch einmal gingen die Gedanken des Deutschen zu Brad, sah ihn noch einmal mit Yohji im Arm vor sich. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ihm diese Szene doch noch so zusetzen würde.
 

Ken schloss die Augen, als die Lippen des Telepathen seine trafen. Irgendwann würde ihm der Ältere vielleicht ganz gehören, aber jetzt noch nicht. Das fühlte er genau, und irgendwie war er froh über die Ehrlichkeit des Deutschen. Er verschluckte, was ihm auf der Zunge lag; die Stimmung war bedrückt genug, da musste er nicht noch zusätzlich Öl ins Feuer gießen. "Willst du überhaupt noch schwimmen gehen, oder ist es dir lieber, wir machen etwas anderes?", wollte er leise wissen.
 

Sanft umarmte Schuldig den Kleineren noch einmal und lehnte seine Stirn gegen dessen Schulter. Gott. Er war mit einmal furchtbar sentimental.

"Mir ist es egal.. Wir können gern noch etwas schwimmen gehen, wenn du möchtest."

Hauptsache er musste nicht mehr an Brad denken und konnte sich voll und ganz auf den Fußballer konzentrieren. Eigentlich wollte er ihnn fragen, ob er noch immer Gefühle für Yohji hatte, jedoch verdrängte er diesen Gedanken ganz schnell. Das wollte er jetzt nicht wissen.
 

Zärtlich streichelte Ken über die feuerorange Mähne, ließ die weichen Haare durch seine Finger fließen. Er überlegte einen Moment, nickte dann. "Gehen wir schwimmen!", bestimmte er entschieden. Sie würden dabei zweifelsohne Spaß haben und die trüben Gedanken vergessen. Doch noch Schuldig sich von ihm lösen konnte, hielt er ihn noch einmal fest. "Hör mal... Es tut mir leid, okay? Ich... Ich weiß, dass ich kein Ersatz bin..." Das Reden fiel ihm schwer, zu viele Gefühle schwangen in seiner Stimme mit.
 

Erschrocken richtete sich Schuldig etwas auf und sah Ken in die Augen, hielt ihn aber weiterhin an sich gedrückt.

"Hey... Schatz. Du bist doch kein Ersatz - niemals. Ich würde dich nie mit ihm vergleichen." Sanft streichelte er über die Hüfte des Jüngeren.

"Bei dir fühle ich mich hundertmal geborgener, als es bei ihm jemals möglich war, hörst du?" Schuldig ärgerte sich über sich selbst, hasste es, dass er Ken das Gefühl vermittelte, dass er nur ein lauer Ersatz für seinen Ex-Lover war.
 

Ken nickte, anders konnte er gerade nicht antworten. Das kleine Lächeln hielt sich brav weiter in seinem Gesicht, wurde allerdings ehrlicher und weniger gezwungen. Seufzend lehnte er sich gegen den Älteren und schlang seine Arme um ihn. "Ich will dich nur nicht verlieren", nuschelte er bedrückt. Wenn das geschehen würde, hätte der Schwarzleader sein ganzes Leben ruiniert, ihm jegliche Freude und Hoffnung genommen.
 

Liebevoll strich der Deutsche Ken über den Rücken und legte seine Wange an dessen Haarschopf.

"Ken.. ich habe mich doch längst für dich entschieden. Mich wirst du nicht mehr los.", sagte er leise. Langsam schloss er die Augen und zog den süßen Duft ein, der von Kens Haaren ausging.

"Nur verlang nicht von mir, meine Gefühle für ihn einfach abzuschalten. Das kann ich nicht - noch nicht.", bat er rau, wünschte sich selbst am meisten, dass er Brad einfach so hinter sich lassen könnte.
 

"Das würde ich nie tun. Er gehört zu deinem Leben", gab Ken leise zurück. Schuldigs Worte lösten eine Wärme in ihm aus, die er nicht für möglich gehalten hätte. Er hob den Kopf ein wenig an, hauchte dem Orangehead einen sanften Kuss auf die Nasenspitze. In seinen Augen glimmte Zuversicht auf. Sie würden es schaffen, auch wenn es vielleicht noch dauern und sie immer wieder in solche Situationen schlittern würden. Doch mit jedem Mal würden sie stärker werden. Ken zweifelte nicht an Schuldig, er spürte dessen Liebe viel zu genau.
 

Sanft lächelnd sah Schuldig noch eine Weile in die wunderschönen Augen seines Geliebten und seufzte dann leise.

"Komm Schatz, lass uns noch ne Runde schwimmen gehen. Das wird uns gut tun.", meinte der Telepath dann lächelnd, ließ Ken aber noch nicht los.

"Und Klamotten sind im schwarz'schen Pool nicht erlaubt", fügte er dann noch zwinkernd hinzu, versuchte die Situation etwas zu entspannen.
 

Ob er wollte oder nicht, Ken lachte laut los. Das war so typisch Schuldig, dass es schon besser gar nicht mehr ging. Mit einem Ruck zog er sich das Shirt über den Kopf, warf es achtlos in das warme Gras. Ein anzüglicher Blick lag auf dem Telepathen, als Ken seine Hände langsam zu seinem Hosenbund gleiten ließ und ihn mit einem verführerischen Lächeln im Zeitlupentempo öffnete.
 

Glücklich lächelnd beobachtete der Schwarz seinen Liebsten.

"Bekomm ich jetzt auch ne Show?", fragte er raunend. Ihm gefiel eindeutig, was er da sah.

Fast nebenbei begann Schuldig auch seine Klamotten auszuziehen und warf sie ebenfalls achtlos weg. Sein Blick lag aber die ganze Zeit auf seinem Lover.
 

"Das würde dir gefallen!", konterte Ken frech grinsend. "Aber ich fürchte, darin bin ich nicht so gut wie du." Er stieg aus seiner Hose und den Shorts, auf Socken und Schuhe hatte er sowieso verzichtet. Einen Augenblick lang stand er einfach nur da und genoss den Blick des Telepathen auf sich, streckte dann seine Hand nach dem Anderen aus. Doch als Schuldig sie ergreifen wollte, zog Ken die Hand zurück, streckte dem Anderen die Zunge heraus, lachte noch einmal laut, und rannte los in Richtung Pool.
 

Lachend ging Schuldig dem Fußballer hinter her, ließ sich dabei aber Zeit. Viel zu sehr genoss er den Blick auf dessen Hintern. Kurz bevor Ken aber einfach in den Pool springen konnte, legte der Deutsche beide Arme um den Jüngeren und drückte sich an ihn. Mit einem verspielten Lächeln küsste er ihn dann, stieß sich aber nach ein paar Sekunden vom Boden ab und ließ sich mit Ken in den Armen ins Wasser fallen.
 

Ken quietschte auf und schluckte vor Lachen erst einmal eine ganze Menge Wasser. Strampelnd kam er wieder an die Oberfläche, hustete und rang nach Atem. Doch gleich darauf scholl wieder sein warmes Lachen durch den Garten. Als auch der Telepath wieder auftauchte, stieß Ken sich vom Rand ab und sprang seinen Geliebten förmlich an. Mit einem Satz saß er auf dessen Hüften, schlang Arme und Beine um ihn und sorgte so dafür, dass Schuldig wieder nach hinten umkippte. Mit einem triumphierenden Grinsen ging Ken mit ihm unter.
 

Mit fuchtelnden Armen ging Schuldig wieder unter, kaum, dass er wieder richtig Luft in seine Lungen bekommen hatte. Automatisch schlag er seine Arme um Ken und versuchte dann mit ihm wieder an die Oberfläche zu kommen. Zum Glück gelang ihm das auch. Der Deutsche wusste nicht, ob er zu erst das Wasser aushusten oder vor Lachen wieder untergehen sollte.
 

Übermütig strahlte Ken seinen Lover an, die dunklen Schatten, die vor wenigen Minuten noch über ihnen gelegen hatten, waren komplett verschwunden. Noch immer klammerte er sich an den Älteren, nahm das wunderschöne Bild des nassen Telepathen in sich auf, und konnte wieder einmal nicht fassen, dass dieser wundervolle Kerl in seinen Armen wirklich für ihn bestimmt war. Die braunen Augen nahmen einen glasigen Ausdruck an und Ken beugte sich ein wenig nach unten, um seinen Schatz sinnlich zu küssen.
 

Der Deutsche erwiderte den feuchten Kuss sofort, ließ seine Hände unter Wasser immer mal wieder über Kens Hintern streicheln.

So war das schon viel besser - so eine depressive Stimmung wie vorhin passte einfach nicht zu ihnen.

Genießend seufzte den Telepath gegen Kens Lippen und schloss die Augen - genoss diese Zärtlichkeit sehr.
 

+
 

Nachdenklich sah Brad Schuldig und dem kleinen Weiß hinterher, verkniff sich ein Seufzen und wandte sich wieder ganz zu Yohji. "Willst du noch hier bleiben oder lieber wieder rein gehen?", fragte er sanft, als Kens Lachen bis zu ihnen drang. Das war etwas, das er jetzt gerade nicht hören wollte und er wusste nicht, wie es dem Blonden dabei ging.
 

Als Yohji das Lachen von Ken hörte, zuckte er augenblicklich zusammen. Wann hatte er den Fußballer das letzte Mal so befreit lachen hören? Überlegend sah er in Brad Augen und lächelte dann etwas.

"Wenn es dir lieber ist, können wir wieder rein gehen, aber von mir aus können wir auch noch hier bleiben." Anscheinend hatte Ken ihn abgeschrieben, so wie der vorhin hier aufgetreten war, wieso also sollte er sich dann die Zeit mit Brad davon versauen lassen.

Erschrocken über sich selbst und diesen Gedanken schüttelte der Blonde kurz den Kopf. Wo waren seine Gefühle für den Jüngeren hin?
 

Ein süffisantes Grinsen legte sich über Brads Mund, sein Blick wurde wieder härter. "Wir könnten auch... schwimmen gehen", meinte er eine Spur zu beiläufig. Auf einmal hatte er wieder Schuldigs Lustschreie im Ohr, die sie zuvor zu hören bekommen hatten, und er würde den Teufel tun und es jetzt wieder so weit kommen lassen, das verfolgen zu müssen. "Immerhin haben sie uns vorhin um unseren Schlaf gebracht", erinnerte er Yohji mit einem teuflischen Zwinkern.
 

Der Blonde legte den Kopf leicht schief und erwiderte das Grinsen, stimmte allerdings noch nicht zu.

"Meinst du, das ist eine gute Idee? Ich befürchte ja, dass es dann zu einem Massaker kommen könnte...", er übertrieb mit Absicht, ob wohl er sich vorstellen konnte, dass Brad für das, was er wollte, auch töten würde.
 

"Wer sollte wen massakrieren?", wollte der Amerikaner amüsiert wissen, auch wenn Yohji wohl insofern recht hatte und er Schuldigs momentanen Lover am Liebsten tot gesehen hätte. "Aber wir müssen ja nicht, wenn du nicht willst. Ich sehe nur auch nicht ein, vor den beiden zu kuschen. Noch habe ich hier das sagen, und wenn ihnen etwas nicht passt, müssen sie eben verschwinden." Auch wenn das nur zweitrangig für ihn war.
 

"Hm.. lass mal überlegen. Du Ken?", meinte Yohji scherzhaft, schüttelte dann aber den Kopf. Soweit würde er es nicht kommen lassen.

Dann musste er allerdings grinsen und schmiegte sich leicht an den Amerikaner. "Ich mags, wenn du den großen Anführer raushängen lässt." In der Stimme des Blonden lag ein gewisser Hauch Spott, der aber nicht böse gemeint war.

"Ich weiß nicht, ob ich so erpicht darauf bin, die beiden beim Fummeln zu sehen.", sagte er dann etwas leiser und ernster.
 

Überrascht zog der Schwarzhaarige eine Augenbraue zum Haaransatz. Vor wenigen Sekunden hatte er noch gedacht, Yohji mache die ganze Lage weniger aus. Jedenfalls hatte es den Anschein. Aber scheinbar hatte er sich geirrt. "Na, eben drum, damit sie nicht fummeln", erklärte er, stieg langsam aus dem Becken, nahm sich eines der bereitliegenden Handtücher und schlang es sich um die Hüften. "Aber gut... Folge mir unauffällig!" Er nahm die Platte mit den Überbleibseln ihrer Mahlzeit und stolzierte damit zurück ins Haus.
 

Kurz war Yohji irritiert. Er hatte doch gar nicht direkt abgelehnt? Allerdings zuckte er dann mit den Schultern - er wollte die beiden Anderen eh nicht sehen. Schnell stieg der Blonde ebenfalls aus dem Pool, zog sich den Bademantel wieder über und folgte Brad ins Haus.

"Und wohin folge ich dir?", fragte er den Amerikaner, als er ihn wieder eingeholt hatte.
 

"Wir ziehen uns jetzt an und machen uns einen gemütlichen Abend. Ist das okay für dich oder hast du irgendwelche besonderen Wünsche, die ich dir erfüllen kann?" Crawford grinste über die Schulter hinweg zu Yohji, während er das Tablett in die Küche brachte und dort ordentlich im Kühlschrank verstaute. Als er die Kühlschranktür wieder schloss und sich zu dem Blonden umdrehte, der ihm gefolgt war, entdeckte er einen mit offenem Mund und entsetzt aufgerissenen Augen im Türrahmen stehenden Nagi.

"Hi, Nagi!", grüßte er den Kleinen freundlich, der aussah, als hätte ihn eben ein Bus gerammt.
 

Yohji wollte gerade antworten, dass er mit einem gemütlichen Abend voll und ganz zufrieden wäre, als der Amerikaner den kleinen Schwarz begrüßte.

Leicht erschrocken drehte sich der Blonde zu diesem um, musste aber im nächsten Moment leicht schmunzeln, als er dessen entsetztes Gesicht sah.

"Hi!", grüßte er ihn deshalb locker.
 

Irritiert blinzelte Nagi von seinem Leader zu dem Weiß und wieder zurück. "Was macht DER denn hier?", rutschte ihm ungewollt heraus, was ihm ein breites Grinsen des Amerikaners einbrachte.
 

"Gewöhn dich dran", konterte Brad leise und immer noch grinsend. "Yohji wird von jetzt an öfter hier sein." Dass dem Kleinen noch ein weiterer Schock in Form von Ken und Schuldig bevorstand, behielt er für sich. Das sollten die beiden mit dem Telekineten, der darüber sicher nicht begeistert sein würde, selber aushandeln.

"Gehen wir uns anziehen", wandte er sich an Yohji und machte einen Schritt auf die Tür zu.
 

Nagi lief knallrot an, als er sah, dass sein Ziehvater nur mit einem Handtuch um die Körpermitte bekleidet war. Und erst jetzt fiel ihm auf, dass auch der Weiß einen Bademantel an hatte. Ihm stand wortwörtlich der Mund offen. Die beiden hatten...? Ungläubig schüttelte der kleine Japaner den Kopf, um die Fata Morgana, die dieses Bild sein musste, zu vertreiben.
 

Leicht grinsend beobachtete Yohji dieses kleine Szenario. Eigentlich hätte er ja ein wenig mehr Respekt vor dem Telekineten haben sollen, doch mit Brad an seiner Seite fühlte er sich relativ sicher in diesem Haus der übersinnlich Begabten.

Als Brad ihn zum gehen aufforderte, winkte er dem kleinen Japaner kurz zu und zwinkerte, hoffte, damit nicht zu weit zu gehen, und folgte dann Brad.
 

In der Küche begannen die Schranktüren in rascher Folge auf und zu zu klappen, die Teller, die noch auf dem Tisch standen, vibrierten wie bei einem Erdbeben. Dann atmete Nagi tief durch, alle Gegenstände beruhigten sich in gleichem Maße wie er selbst. Wie in Trance, da er das eben Gesehene noch immer nicht glauben wollte, tappte er ins Wohnzimmer, wo er sich auf die Couch fallen ließ und das Gesicht in den Händen verbarg.
 

+
 

Zur gleichen Zeit stemmte sich Ken aus dem Pool, streckte sich genüsslich und grinste seinen Schatz an. "Was machen wir jetzt noch?", wollte er mit blitzenden Augen wissen.
 

Schuldig lehnte am Rand und ließ seinen Körper noch ein wenig im Wasser schweben.

"Keine Ahnung. Yohji und Brad ärgern?", sagte er scherzend und sah grinsend zu Ken auf.

"Nein.. weiß nicht. Wollen wir uns vor den Fernseher packen und nen Film schauen? Da kann man sich auch gut entspannen..", schlug der Telepath vor und kletterte dann ebenfalls aus dem Wasser.
 

"Okay", nickte der Brünette freudig. Einen gemütlichen Abend mit seinem Schatz - was konnte es schöneres geben? Leicht fröstelnd, da die Sonne sich langsam gegen den Horizont neigte und es allmählich abkühlte, strich er sich die Wasserperlen von der Haut, und stieg noch reichlich feucht in seine Jeans. Das Shirt und seine Shorts hob er nur auf, ohne es sich anzuziehen, es reichte, wenn seine Hose nass wurde. Immerhin hatte er nichts zum Wechseln dabei. Mit seinen Klamotten in der Hand wartete er mit vor der Brust verschränkten Armen darauf, dass sich der Orangehead endlich ebenfalls aus dem Becken bequemte - allein würde er sicher nicht durch das schwarz`sche Anwesen pilgern.
 

Der Deutsche schüttelte sich kurz wie ein nasser Hund und lachte dabei leise. Dann zog auch er sich seine Hose ohne Unterwäsche an und sammelte den Rest auf. Lächelnd ging er dann zu Ken und legte einen Arm um dessen Schulter. "Komm lass uns rein gehen, bevor wir hier noch erfrieren." Mit diesen Worten führte er den Kleineren dann wieder ins Haus und zu seinem Zimmer, wobei sie durchs Wohnzimmer mussten und da prompt auf Nagi stießen. Der saß noch immer auf der Couch und sah leicht blass aus.

"Hey Nags."
 

Der Telekinet zuckte zusammen, als er so unerwartet angesprochen wurde. Er sah zu Schuldig und bekam den nächsten Schock verpasst. "Aaah! Ist hier ein Nest?", wollte er mit schriller Stimme wissen, wobei er mit einem zitternden Finger auf Ken deutete. Waren jetzt alle verrückt geworden? Was wollte Siberian hier - Arm in Arm mit Schuldig?
 

Ken zog den Kopf ein, als er Nagis hysterisches Gequietsche hörte, und drängte sich ein wenig näher an seinen Lover. Schließlich wusste er nur zu genau, wie es sich anfühlte, von dem Kleinen gegen die nächstbeste Wand geschleudert zu werden. Außerdem konnte er Nagi gut verstehen, Omi hätte sicher nicht anders reagiert, wenn ihm im Koneko ein Schwarz über den Weg laufen würde.

Grinsend schüttelte Schuldig den Kopf. "Nicht das ich wüsste. Abyssinian und Bombay sind nicht hier. Also beruhig dich.", meinte er dann lapidar und zog seinen Liebsten dann weiter.

"Wir sind in meinem Zimmer, wenn was sein sollte." Ein Zwinkern in Richtung Nagi folgte diesen Worten und schon waren die beiden die Treppe hinauf verschwunden.
 

Wie ein Ölgötze saß Nagi da und glotzte den beiden hinterher. Kaum waren sie außer Sicht, zwickte sich der Kleine in den Oberschenkel. Autsch! Nein, er träumte nicht. Stöhnend ließ sich Nagi nach hinten fallen, schüttelte immer wieder den Kopf. Das war eindeutig zu viel für einen einzelnen Telekineten!
 

Ken lachte leise, als sich Schuldigs Zimmertür hinter ihnen schloss. "Ich glaube, wir bleiben heute Abend besser in deinem Zimmer, sonst dreht Nagi noch ganz ab", stellte er ein wenig mitleidig fest, sah dann frustriert an sich hinab und seufzte. "Und ich sollte aus der Jeans raus. Das wird langsam kalt." Mit einem Dackelblick schaute er seinen Liebsten an und hoffte, dass der verstehen würde, dass er andere Kleider brauchte, um sich nicht den Tod zu holen.
 

Schuldig erwiderte das Lachen und nickte.

"Unser Kleiner kann einem schon leid tun. Sicher ist er kurz vor uns den anderen beiden begegnet." Bei Kens nächstem Satz grinste der Deutsche süffisant und nickte erneut. "Ja, ich finde auch, dass du sie ausziehen solltest. Und dann ab mit dir in mein Bett!" Doch schon im selben Moment, in dem er die Worte sagte, ging der Telepath zu seinem Schrank und suchte ein paar wärmere Klamotten für seinen Schatz und auch für sich selbst heraus. Diese hielt er ihm dann hin. "Hier, damit du nicht krank wirst."
 

Mit einem dankbaren Blick zog sich Ken die nasse Hose über die Beine, nahm den weichen Jogginganzug an sich und schlüpfte rasch hinein. Für einen Moment schloss er die Augen, genoss den Duft und die Weichheit des Stoffes. Es war ihm anzusehen, wie sehr ihm gefiel, in den Klamotten seines Liebsten herumzulaufen. Langsam setzte er sich in Bewegung und legte sich in das Bett, wobei er so weit an den Rand rutschte, um dem Telepathen mehr als genug Platz zu lassen.
 

Auch der Deutsche zog sich eine bequeme Jogginghose und ein weites T-Shirt über. Dann drehte er sich zu Ken um und grinste etwas. "Was liegst du denn so am Rand?", mit diesen Worten kletterte er zu seinem Liebsten und zog ihn zu sich.
 

+
 

Zur gleichen Zeit zog auch Brad Yohji an sich und hielt den Blonden eine Weile einfach nur fest. Ihm selbst war die Begegnung mit Schuldig und Ken näher gegangen, als er zugeben wollte, aber er wusste nicht, wie es dem ältesten Weiß gerade ging. Nur langsam entließ er den Anderen aus seiner Umklammerung und sah ihn innerlich seufzend an. "Alles klar?", erkundigte er sich leise und ungewöhnlich einfühlsam.
 

Der Blonde genoss die Umarmung und spürte, wie seine innerliche Anspannung langsam nachließ. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er den ungewöhnlich weichen Ton in Brads Stimme hörte. "Hm.. schon. Es ist nur ein komisches Gefühl, Ken so zu sehen. Und bei dir?" Yohji wusste nicht, ob es ihm zu stand, Brad danach zu fragen, wusste nicht, welche Gefühle er immer noch für Schuldig hatte. Oder für ihn selbst?
 

"Auch", meinte Brad nach einer kurzen Schweigephase. "Es ist ungewohnt", gab er zu, versuchte sich an einem Lächeln. "Aber ich werde mich schon daran gewöhnen." Wahrscheinlich würde es ihm schwerfallen, einzusehen, dass er mit seiner Gier nach dem Weißplayboy Schuldig an Ken verloren hatte. Aber es würde wesentlich schwerer werden, wenn er Yohji nicht an seiner Seite hätte.
 

Nachdenklich sah der Weiß Brad in die Augen. Ihm brannte eine Frage auf der Seele, allerdings war er sich nicht sicher, ob er sie stellen sollte. Yohji hatte vorhin für sich festgestellt, dass seine Gefühle für Ken bei weitem nicht mehr so stark waren wie vor ein paar Tagen, oder waren es Wochen? Leicht kaute er auf seiner Unterlippe herum, fasste sich dann aber ein Herz und sprach den Amerikaner leise auf ein bestimmtes Thema an. "Sag, bereust du es? Den Tausch?"
 

Die Frage, deren Schüchternheit und Unsicherheit so gar nicht zu Yohji passen wollte, verursachte ein geheimes Schmunzeln bei dem Amerikaner. Wieder schwieg er kurz, überlegte sich seine Antwort sehr genau, horchte dabei tief in sich hinein. "Nein", schüttelte er endlich den Kopf. "Im Nachhinein bereue ich es nicht. Sollte ich?"
 

Auch Yohji schüttelte den Kopf und fühlte eine eigenartige Erleichterung in seinem Inneren.

"Nein.. solltest du nicht!", mit diesen Worten lehnte sich der Blonde ein Stück nach oben und hauchte Brad einen Kuss auf die Lippen, sah ihn dann mit leuchtenden Augen an. Yohji wusste nicht, wie er seine Gefühle für den Schwarz einordnen sollte, doch er wusste, dass ihm die "Trennung" von Ken mit einmal nicht mehr so weh tat.
 

Sanft und doch bestimmend hob Brad Yohjis Gesicht an, blickte einen Moment nachdenklich in die grünen Augen, die Schuldigs so sehr ähnelten und sich doch davon unterschieden wie der Tag von der Nacht. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen, als ihm im Bruchteil einer Sekunde die nächste Zukunft vor den Augen stand. Langsam beugte er sich zu dem Weiß, um ihn zärtlich zu küssen - bis seine Dominanz siegte und er den Jüngeren mit einem Ruck unter sich brachte.
 

~+~Ende~+~



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Von:  RoyalFool
2009-03-25T19:54:54+00:00 25.03.2009 20:54
hui, ich freu mich schon darauf, wie es zwischen den beiden weiter geht!!! ^^
Von:  RoyalFool
2008-10-04T13:57:47+00:00 04.10.2008 15:57
oh man, jetzt bin ich ja mal echt gespannt, wies bei yohji und brad gelaufen ist!
also wenn das bei den beiden jetzt ein reinfall wär, das wär irgendwie lustig XD
Von:  RoyalFool
2008-10-02T11:25:43+00:00 02.10.2008 13:25
und wieder hast du sehr gelungen das aufkeimende verlangen beschrieben!
allerdings hätte ich erwartet, dass die beiden sich noch etwas mehr sträuben...
Von:  RoyalFool
2008-09-29T08:34:24+00:00 29.09.2008 10:34
uh, das entwickelt sich ja hervorragend und du weißt wirklich, wie man erotische stellen gut schreibt!!! *lechz*
XD
weiter so!
Von:  RoyalFool
2008-09-25T19:19:25+00:00 25.09.2008 21:19
hui, ich bin ja mal gespannt, was brad vorhat!!!


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