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Hoffnung zu Asche

Schatten und Licht, Band 2
von

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Verschwörung unter Schwestern

Die Königin Farnellias wartete im Konferenzraum im Innern der Villa. Das Zimmer war ohne Fenster, Schall gedämpft und gegenüber den kabellosen Übertragungsarten isoliert, wie die Zaibacher sie eingeführt hatten. Somit war es der perfekte Ort um offen zu sprechen, ohne dass es jemand mitbekam.

Ihre Schwägerin war auf den Weg zu ihr. Sie war zwar mehr eine Schwester für die Königin, doch nachdem das Mädchen das Dinner zuvor so skandalös verlassen hatte, gab sich die Herrscherin nach außen hin kühl. Daher hatte sie die Prinzessin holen lassen, statt sie selbst zu besuchen.

Die junge Frau seufzte bedrückt. Sie alle befanden sich auf der großen Bühne der Politik und mussten daher schauspielern. Nur schien die Katzendame, die gerade in den engen Raum stürmte, diese Regel partout nicht zu befolgen.

„Spinnst du?“, fuhr Merle sie an. Hinter ihr verfolgte eine Dienerin die Geschehnisse äußerst interessiert.

„Nein, aber du tust es ohne zweifel, so wie du mit sprichst.“, mahnte Hitomi streng. „Schließe die Tür. Es muss nicht alle Welt mitbekommen, wie ich dir den Hosenboden versohle.“

Erst starrte das Katzenmädchen ihre Freundin ungläubig an, dann knallte sie die schwere Tür mit dem Schwung aus einer vollen Körperdrehung lautstark zu.

„Ich dachte, wir wären Schwestern!“, klagte sie erzürnt. „Aber jetzt redest mit mir als wäre ich ein Straßenkind.“

„Merle.“, gebot Hitomi ihr sanft Einhalt, doch die war außer sich.

„Du verrätst Van, damit auch mich und ganz Farnellia!“, schimpfte sie ohne Pause. „Seine Leiche ist noch nicht einmal kalt und du wirfst dich dem nächsten an den Hals! Als ob du wirklich eine machtgierige Hure wärst, die sich hoch schläft!“

„Merle! Glaubst du,...“

„Noch dazu Aston!“, würgte das Mädchen die Königin wieder ab. „Er ist alt, eklig, schmierig, eingebildet, rücksichtslos, noch dazu ein notgeiler Bock! Stell dir nur mal vor, wie es sein wird mit ihm das Bett zu teilen! Wenn er dich mal nicht besteigt, wird dort kein Platz für dich sein, weil er so FETT ist!“

„Hör mir...“, versuchte Hitomi es ein weiteres Mal.

„Du hast den Verstand verloren! Du hast nicht mehr alle Tassen im Schrank! Die viele Wahrsagerei hat deinen Verstand verdreht. Du kannst vor lauter Wasserdampf nicht mehr klar sehen! Bei dir fehlen Dachlatten am Zaun. Du denkst mit dem Kopf und nicht mit dem Herz!“

„Merle!“, fiel Hitomi nun in ihr Tonlage ein. „Du warst nicht dort, OK?!“ Nun war das Mädchen still und ihre Königin in Fahrt. „In Astoria, als Vasram das ganze Bündnis ausgehöhlt hat! Sie haben die Friedenspflicht zwischen Bündnispartner abgeschafft. Niemand hat widersprochen! Und dank der Hilfe Astorias stehen wir vor unseren Nachbarn als unfähig dar uns zu verteidigen. Selbst wenn sie uns nicht angreifen würden, werden es eben Räuber oder Söldner sein! Ohne eine starke Schutzmacht steht uns Krieg ins Haus! Wir brauchen Astorias Heer!“

„Was ist mit Chuzario?“, fragte Merle verzweifelt, die sich der Argumentation ihrer Königin sogar gegen ihren eigenen Willen nicht entziehen konnte.

„Deren Heer könnte uns nicht helfen, selbst wenn wir ihnen alle unsere Erzeugnisse geben würden.“, widersprach Hitomi. „Sie können gerade so die Seuche der Gezeichneten in ihrem eigenen Land unter Kontrolle halten.“

„Aber Aston?“

„Er ist der einzige, der mächtig und verrückt genug ist, mich zu heiraten! Sonst wird uns niemand mehr helfen.“

„Ist das wirklich der einzige Weg? Bitte denk nach!“, flehte Merle. „Ich kann doch nicht einfach daneben stehen und zusehen, wie du dein Leben wegwirfst.“

„Das wirst du nicht.“, versicherte Hitomi ihr mit einem Lächeln. „Ich habe Aufgaben für dich, die dir dafür keine Zeit lassen werden.“

„Für mich? Aber was kann ich tun? Ohne Van...“

„Du bist die stärkste Person, die ich kenne und ohne deine Hilfe wird Farnellia untergehen.“

Das Mädchen schluckte. Wenn ihre Schwester es so ausdrückte, wie konnte sie da ablehnen.

„Was soll ich tun?“

„Setz dich.“, bat Hitomi und nahm sie an der Hand. Nachdem sie beide Platz genommen hatten, sah sie Merle tief in die Augen. „Es sind drei Aufträge. Erstens musst du ein Netzwerk in den Schatten von Farnellia aufbauen, von dem du aus die Geschicke der Stadt lenkst, ohne dass die astorianischen Beamten hier in der Villa etwas mitbekommen.“

„Ich versteh nicht. Warum? Was redest du denn jetzt von Beamten?“, erwiderte die Prinzessin verloren.

„Merle, ich werde als Königin von Astoria nach Pallas gehen und Farnellia hinter mir lassen. Irgendjemand muss das Land führen. Da Van offiziell keinen Erben hat, rechnen sich viele Leute aus Astoria zweifellos Chancen aus von Farnellia zu profitieren und sie werden niemanden an dessen Spitze dulden, die sich für die Nation einsetzt. Sie werden nach deinem Leben trachten, solltest du Farnellias Thron besetzen.“ Hitomi machte eine Pause. Weiterzusprechen viel ihr sichtlich schwer. „Deswegen müssen wir uns in aller Öffentlichkeit im Streit trennen, damit sie denken, du wärst raus. Ich schicke dich nach Chuzario, quasi in eine zeitweilige Verbannung. Dort wirst du Dryden treffen. Er kann dich mit den nötigen Mitteln ausstatten, die du brauchst, um das Netzwerk aufzubauen.“

„Ich soll Farnellia aus den Schatten kontrollieren?“

„Ja, von unten. Du darfst auf keinen Fall den Eindruck entstehen lassen, du wärst an Macht interessiert. Am besten ist es, du kehrst möglichst bald zurück und gibst dich als ausgestoßenen Prinzessin aus, die mitten im Volk lebt.“

„Die Tarnung ist gelinde gesagt löchrig.“, zweifelte Merle.

„Stimmt.“, bestätigte Hitomi. „Deswegen müssen wir sie mit etwas aufpeppen...mit einer wohltätigen Arbeit, die dich in eine moralische Position hebt und dich immun gegenüber Anfeindungen macht.“

„Ich bin sicher, du weißt schon was.“, stellte die junge Katzendame nüchtern fest.

„Meine zweite Aufgabe für dich:“, präsentierte Hitomi. „Du wirst mit deinem Gehalt aus dem Palast ein Waisenhaus in der Stadt betreiben.“ Merles Augen leuchteten auf, was ihrer Schwester im Geiste nicht entging. „Es wird in dem Gebäude sein, das die Kopfgeldjäger zum Schmuggeln verwendet haben. Dort findest du auch ein Abstellplatz für dein Schiff, den Falken.“

„Ich soll ein Waisenheim führen? Aber ich weiß nichts über Kinder! Was ist, wenn ich versage?“

„Du sollst noch mehr. Nach meinem und Isaaks Beispiel ist das Drachenvolk zum Schluss gekommen, dass es zu gefährlich ist, Leute vom Mond der Illusionen auf Gaia einfach so rumlaufen zu lassen. Sie haben die Angewohnheit den Planet stark zu beeinflussen. Daher suchen sie bereits noch solchen Menschen und nehmen sie in Gewahrsam. Du wirst diesen armen Seelen ein Heim bieten. Da die meisten Kinder sind, bietet sich ein Waisenhaus als Kulisse an. Die wenigen Erwachsenen, die zu dir kommen werden, wirst du wohl anstellen müssen.“

„Ich soll ein Gefängnis betreiben?“, erkundigte sich Merle schockiert.

„Nein, eine Schule.“, beruhigte Hitomi sie. „Deine Verantwortung wird es sein, den Gestrandeten von der Erde die Kontrolle über ihre Kräfte zu lehren, sodass sie keine Gefahr mehr für sich und andere darstellen. Dabei werden dir ein paar Abgesandte des Drachenvolks helfen. Wenn sie wieder zurück zum Mond möchten, können sie sich dann ihre eigenen Lichtsäulen erschaffen. Wenn sie hier bleiben möchten, ist es deine Pflicht ihnen ein neues Leben zu ermöglichen und über sie zu wachen, wo immer sich sich gerade befinden.“

„Weißt du, was du da von mir verlangst?“,blaffte das Mädchen.

„Ja, du wirst wohl ein Netzwerk aus Beobachtern über ganz Gaia schaffen müssen.“, grübelte Hitomi. „Das schaffst du schon.“

„Agenten kosten irre viel Geld.“, wandte Merle ein. „Dryden wird mir wohl kaum so viel geben.“

„Doch, das wird er, weil ich ihm einen Handel anbieten werde.“, antwortete die Königin überzeugt.

„Welchen Handel?“

„Milerna! Ich werde sie finden und zu ihm führen. Dafür wird er dich unterstützen. Er hat einmal eine ganze Flotte versetzt, nur um ihr zu imponieren, und wird sich daher ganz sicher auf das Geschäft einlassen.“, eröffnete die junge Frau vom Mond der Illusionen.

„Du meinst, ich werde sie finden, was meine dritte Aufgabe sein wird.“, meinte Merle neunmalklug.

„Nein, Schwesterherz, ich habe folgenden Plan:“, eröffnete ihr Hitomi. „Ich werde Aston von meiner Schwangerschaft erzählen und er wird mir zustimmen, dass es für das Kind sicherer ist, wenn niemand von ihm oder ihr erfährt. Also wird er mich spätestens in ein paar Monaten wegschicken, an einen abgelegenen Ort, wo ich entbinden werde. Natürlich wird er Pläne aushecken das Kind zu stehlen. Wahrscheinlich wird er den Krankenschwestern befehlen, es wegzuschaffen und zu behaupten, es sei eine Totgeburt. Aber ich werde verlangen, dass Milerna meine Ärztin und Allen mein Leibwächter sein werden. Sie wiederum werden das Kind direkt nach der Geburt entführen und zu dir bringen, was mich zu deinen dritten Auftrag führt: Du wirst es erziehen, bis es seinen einen Thron beansprucht.“

„Was?“, schreckte Merle hoch. „Das kann nicht dein Ernst sein! Du bist seine Mutter, nicht ich!“

„Ich kann nicht seine Mutter sein.“, entgegnete Hitomi einfühlsam. „Selbst wenn Aston es erlauben würde, kann ich mir unmöglich sicher sein, dass es in Pallas gefahrlos aufwachsen kann. Und selbst wenn es seine Kindheit dort überleben sollte, wüsste es nichts über seine Heimat und wäre von Astoria eingenommen. Mit einem solchen Herrscher wird Farnellia kaum seine Unabhängigkeit zurückgewinnen können.“ Noch einmal forderte Hitomi über Blickkontakt alles von Merles Aufmerksamkeit ein. „Du hingegen bist mit Van groß geworden. Du weißt, was es heißt Herrscher dieses stolzen Landes zu sein und wie man zu solchen erzogen wird. Ich kann mir keine bessere Mutter für mein Sprössling vorstellen als dich.“ Da Merle nicht überzeugt zu sein schien, argumentierte Hitomi weiter: „Außerdem wird das Waisenhaus die beste Tarnung sein. Ein Kind mehr fällt da nicht auf. Dennoch wirst du es bevorzugen müssen und ihm oder ihr alles beibringen, was du weißt. Es wird sich seinen besonderen Status aber auch durch herausragende Leistungen verdienen müssen, damit niemand verdacht schöpft. Du wirst es oft in die Stadt mitnehmen. Es muss den Leuten bekannt sein, sonst werden sie es nicht akzeptieren, selbst wenn es Escaflowne reitet und so seine Herkunft beweist.“

„Was ist mit Trias?“, hakte Merle nach. „Ich kann Vans Mörder nicht einfach davon kommen lassen.“

„Ich bin nicht so dumm, dir die Jagd auf ihn zu verbieten.“, resignierte ihre Herrin. „Aber achte bitte darauf, dass deine Rachegelüste nicht deinen Pflichten im Weg stehen. Ich brauche dich lebend!“

„Ist dir klar, was du von mir verlangst?“, klagte die Prinzessin bitter. „Ich soll dir alles nehmen, was dir von Van geblieben ist und tatenlos mitansehen, wie du dich opferst.“

„Ja, ich weiß, ich erwarte viel von dir.“, erwiderte Hitomi voller Verständnis und fuhr dann ermutigend fort: „Aber du bist die Einzige, der ich diese Aufgaben anvertrauen kann. Ich weiß, du wirst es schaffen. Wir zwei sind alles, was zwischen Farnellia und seiner Vernichtung im Krieg steht.“

„Wenn das Kind alt genug ist und die Herrschaft über Farnellia übernimmt, wirst du dann zurückkehren?“, fragte das Mädchen fordernd, während sie ihre Tränen unterdrückte, doch ihre Schwester schüttelte mit dem Kopf.

„Ich habe Aston einen Sohn versprochen. Bitte zwing mich nicht, zwischen meinen Kindern zu wählen.“

„Ja, aber es werden auch der Sohn und die Töchter von diesem Sackgesicht sein! Ach, Scheiße!“, brach es aus Merle heraus, woraufhin sie aufgewühlt den Konferenzraum verließ. Hitomi blieb zurück. Stöhnend schlug sie mit dem Kopf auf der Tischplatte auf und dachte sich, der Ausdruck Scheiße traf voll ins Schwarze.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  CatariaNigra
2014-11-24T15:36:33+00:00 24.11.2014 16:36
*Wartet in freudiger Erwartung auf das nächste Kapitel* U3U9
Antwort von:  CatariaNigra
24.11.2014 16:37
China tut meinem Deutsch eindeutig nicht gut.
Von:  fahnm
2014-08-07T00:41:09+00:00 07.08.2014 02:41
Hitomi opfert dafür viel zu viel.
Das wird ihr nicht gut tun.
Freue mich schon aufs nächste Kapi.
Von:  funnymarie
2014-08-06T05:50:10+00:00 06.08.2014 07:50
Einfach grandios!!!! Hitomi ist wirklich Sehr klug!!! Hoffentlich schaffst sie es und wird nicht allzu unglücklichen. Ich freu mich auf mehr
LG funnymarie
Von:  CatariaNigra
2014-08-05T19:46:05+00:00 05.08.2014 21:46
Ein kluger Plan, aber Hitomi macht sich nur selbst unglücklich :-( Bin mal gespannt, wie sich das Ganze in den nächsten 2 Bänden entwickeln wird...


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