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Erster Schnee = Erster Kuss

Liebe braucht keine Worte {Shuu ღ Haruka} ~ 1. Platz beim Cover-WB
von

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Es gibt Männer, die sollte es eigentlich nicht geben dürfen…

Kapitel 1: Es gibt Männer, die sollte es eigentlich nicht geben dürfen…

Es war Winter und auch nur noch eine Woche bis Weihnachten. Zwar war bisher noch keine einzige Schneeflocke gefallen, aber dennoch genoss man jeden einzelnen Augenblick, den man nicht auf den Straßen im kalten Wind verbringen musste. Dies bemerkte man auch daran, dass auf den Straßen von Blütenburg nicht wirklich viel los war. Lediglich die Leute, die etwas Wichtiges erledigen mussten und deswegen gezwungen waren das Haus zu verlassen, taten dies.
 

„Ich bin wieder zu Hause!“, hallte eine fröhliche, aber dennoch ziemlich geschaffte, weibliche Stimme durch das Haus.

„Schön, dass du wieder da bist, mein Schatz! Wir essen gleich und unser Besuch ist auch schon da, begrüße sie doch“, informierte sie eine weitere weibliche Stimme, deren Besitzerin kurz darauf aus dem Wohnzimmer in die Eingangshalle trat, in dem sich das Mädchen gerade befand.

„Hallo Mama! Ja, ich komme gleich, bitte lass mich vorher noch kurz duschen und die Schminke abwaschen, ich fühle mich etwas unwohl damit. Bin gleich wieder da“, teilte die junge Frau ihrer Mutter ihr Vorhaben mit und stieg damit mit einigen Schritten die Treppenstufen empor, warf ihre Tasche kurzerhand auf ihr Bett und eilte ins Band hinüber, um sich kurz unter die Dusche zu stellen. Sie genoss das herrlich warme Wasser, das sie aufwärmte, denn draußen herrschten alles andere als angenehme Temperaturen. Da sie so schnell wie möglich nach Hause und den Besuch nicht länger warten lassen wollte, hatte Haruka sogar darauf verzichtet, direkt nach den anstrengenden Proben zu duschen, denn das wollte sie dann doch lieber zu Hause machen, dann konnte sie sich auch gleich umziehen und würde dadurch nicht noch mehr Zeit verlieren.
 

So schnell wie die junge Frau ins Bad und unter die Dusche geschlüpft war, genauso schnell verließ sie die Duschkabine auch wieder und trocknete sich ab. Einige Augenblicke später trat sie auch schon aus dem Waschraum wieder heraus, die langen Haare hochgesteckt, damit diese nicht den Boden oder ihre Kleidung nass machen würden, und gekleidet in einer bequemen, weißen Jogginghose und einem roten Sweatshirt.
 

„Guten Abend!“, begrüßte sie die Anwesenden, die sich gerade im Wohnzimmer aufhielten und verneigte sich etwas vor ihnen.

„Mitsuko, ist das deine Tochter?“, fragte eine Frau mit grünen Haaren und einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht die Mutter des Mädchens.

Die Angesprochene lächelte daraufhin stolz, als sie zustimmend antwortete: „Ja, das ist Haruka! Komm doch zu uns, mein Liebling! … Das ist meine Schulfreundin Ayana, von der ich dir schon erzählt habe. Und das ist ihr Mann Shunto!“

„Freut mich, Sie kennen zu lernen!“, lächelnd ergriff Haruka die ausgestreckte Hand der Frau und schüttelte diese, ebenso wie die ihres ebenfalls grünhaarigen und grünäugigen Mannes.

„Ist sie nicht ein Goldstück? Und so hübsch!“, lobte Ayana die 18-Jährige, die daraufhin erst einmal etwas rot im Gesicht anlief, bevor sie sich für das Kompliment bedankte, mit dem sie überhaupt nicht gerechnet hatte.

„Wo sind eigentlich die Kinder?“, richtete sich nun Herr Kataya an seine Frau, da er sie Haruka vorstellen wollte, weil diese sie ja noch nicht kennen gelernt hatte.

„Ach, die werden mit Sicherheit irgendwo im Haus herumrennen“, erwiderte Harukas Mutter daraufhin lächelnd. Es machte sie sehr glücklich, dass in dem riesigen Haus mal wieder richtig etwas los war, denn obwohl sie selbst ja drei Kinder hatte, waren diese inzwischen alle mehr oder weniger erwachsen und dementsprechend ruhiger.

„Ich werde mal schauen, wie weit der Endira mit dem Essen ist“, fügte sie kurz darauf noch hinzu und verließ das Wohnzimmer anschließend, um sich auf direktem Wege in die Küche zu begeben. Immerhin hatten ihre Gäste eine anstrengende Anreise hinter sich und zur Stärkung brauchten sie nun ein ordentliches Festmahl, so wie sie fand.

Doch kaum hatte sie den Raum verlassen, trat auch schon eine Angestellte ein und servierte Haruka und den übrigen einen warmen Tee.

„Vielen Dank, Kira! Aber das hätte ich doch auch machen können…“, bedankte sich die 18-Jährige bei dem Hausmädchen, das ihr eine Tasse mit dem warmen Getränk reichte.

„So, Haruka… dürfte ich dich vielleicht fragen, wie alt du bist?“, versuchte Ayana nun wieder ein Gespräch mit ihr zu beginnen.

Mit einem Lächeln auf den Lippen setzte sich Haruka auf ein Kissen, das auf dem Boden lag und nahm einen Schluck ihres warmen Tees zu sich: „Natürlich dürfen Sie. Ich bin 18 und gehe in die zweite Klasse der Oberschule.“

„Dann bist du ja fast genauso alt wie unser Sohn!“, stellte der Mann grinsend fest. Nur Gott und er allein wussten, was ihm dabei gerade durch den Kopf ging…

„Wie war die Probe?“, meldete sich nun auch endlich einmal Senri, ihr Vater, zu Wort, der die Zeit zuvor nur still dagesessen hatte.

„Probe? Was für eine Probe? Etwa die, von der uns Mitsuko vorhin erzählt hat und wegen der du und dein Bruder erst so spät nach Hause gekommen seid?“, fragte die Frau neugierig weiter.

„Ähm… ja genau! Immer zwischen Weihnachten und Neujahr führen mein Bruder, unsere Freunde und ich ein Theaterstück auf und die ganzen Einnahmen werden dann für wohltätige Zwecke verwendet. Aus diesem Grund müssen wir gerade jetzt noch einmal besonders viel proben, damit die Vorführung ein großer Erfolg wird und wir viele Spenden bekommen! Da kann es auch schon einmal vorkommen, dass wir bis nach Mitternacht in der Schule hocken…“, erläuterte die Gefragte lachend, als sie an diesen Abend letzte Woche zurückdenken musste, es war einfach nur zu lustig gewesen. Doch dann widmete sie sich der Frage ihres Vaters: „Lief alles soweit ganz gut, nur diese eine Stelle verpatze ich noch immer… na ja… Ray ist noch dort geblieben, wollte noch irgendetwas erledigen. Aber ich bin mir sicher, dass er auch jeden Augenblick kommen wird!“

Eigentlich wollte Haruka damit das Thema beenden, doch damit schien sie offensichtlich das Interesse der grünäugigen Frau geweckt zu haben: „Wirklich sehr interessant, genau das, was die Weihnachtszeit auch vermitteln soll. Und worum geht es in dem Stück?“

„Tut mir sehr Leid, aber das ist ein Geheimnis, wenn Sie es wissen wollen, dann müssen Sie schon zur Aufführung am 26. kommen“, entschuldigte sich Haruka dafür, dass sie ihr auf diese Frage keine Antwort geben konnte, „Der Eintritt ist sogar frei, denn wir möchten, dass jeder kommen kann, der möchte. Es soll niemand gezwungen werden…“
 

„Ich bin wieder da!“, hörten sie alle plötzlich eine weitere Stimme, die von der Eingangstür aus kam und kurz darauf betrat auch ein junger Mann von etwa 23 Jahren den Raum und begrüßte die Anwesenden, „Guten Abend! Sie müssen Herr und Frau Kataya sein. Ich bin Ray!“

„Guten Abend mein Junge, freut mich, dich kennen zu lernen. Setz dich doch zu uns!“, begrüßte Herr Kataya ihn und freute sich über seine Gesellschaft. Lächelnd nahm Ray auch sehr gerne Platz und setzte sich neben seine kleine Schwester auf ein weiteres Kissen.

„Und du kommst auch gerade von den Proben, mein Junge?“, erkundigte sich der über 40-Jährige bei dem Neuankömmling.

Dieser blickte den Mann vor sich freudig an: „Genau! Als Regisseur hat man immer etwas mehr zu tun und deswegen konnte ich leider nicht mit Haruka zusammen kommen…“

„Von wegen, tu bloß nicht so, als ob du ALLES allein machen würdest! Immerhin schreibe ich ja die Stories und die Songs“, meckerte Haruka ihren Bruder an, der sich mal wieder etwas wichtig machen wollte. Doch der junge Mann wusste sofort, wie er darauf zu kontern hatte: „Ich habe ja auch niemals behauptet, dass ich ‚ALLES’ allein machen würde. Aber ich bin doch dafür verantwortlich, dass es auf der Bühne auch vernünftig herüberkommt, nicht?“

„Das Essen ist nun fertig, wir können uns also hinüber ins Esszimmer begeben“, verkündete plötzlich Mitsuko und unterbrach damit den kleinen Streit der beiden Geschwister, die sich daraufhin mit einem zustimmenden Nicken von ihren Plätzen erhoben und sich ins Speisezimmer begaben, ebenso wie die Gäste.

Auch Senri erhob sich, folgte den anderen allerdings nicht sofort, was er damit begründete, dass er noch kurz Masato und den beiden Mädchen über das interne Haustelefon Bescheid geben wollte.
 

Gerade als alle Erwachsenen ihre Plätze eingenommen hatten, betrat auch schon Masato zusammen mit zwei Mädchen den Raum und auch sie setzte sich auf ihre Plätze.

Beide besaßen wie ihre Eltern auch sowohl grüne Haare als auch Augen. Das eine Mädchen, das neben dem Brillenträger Platz nahm, schien auch in etwa in seinem Alter zu sein und das andere Mädchen, das sich neben Haruka setzte, war um einiges jünger, ein richtiges Kind noch.

„Oh… wow… du bist total hübsch! Bestimmt bist du Masatos große Schwester Haruka. Freut mich dich kennen zu lernen, mein Name ist Aiko!“, sagte die Kleine fröhlich und lächelte ihre Sitznachbarin an. Auch Haruka lächelte fröhlich zurück und war ziemlich erstaunt darüber, dass jetzt auch schon die Kleine anfing, ihr Komplimente zu machen, das war Haruka ja so gar nicht gewohnt: „Freut mich, Aiko! Ja, ich bin Masatos große Schwester. Und? Wie gefällt es dir denn hier? War mein Bruder auch schön lieb zu dir?“

„Jetzt hör aber mal auf, Haruka! Warum sollte ich denn nicht nett zu ihr sein?“, mischte sich Masato ins Gespräch mit ein, der sich natürlich gleich verteidigen musste.

„Scheint so, als ob ihr euch sehr gern habt“, stellte das Mädchen neben ihm lachend fest, bevor sie sich selbst auch dem Mädchen und dem ältesten Sohn vorstellte, „Mein Name ist übrigens Diana!“

„Hey, wir haben eine Göttin im Haus!“, antwortete Ray daraufhin lachend, bevor er noch hinzufügte, „Hi, ich bin Ray!“

Auf seinen Kommentar hin brachen alle erst einmal in schallendes Gelächter aus, denn auch die Geste, mit der er seine Worte noch unterstrichen hatte, war mal wieder typisch Ray. Manchmal konnte seine Familie es kaum glauben, dass er tatsächlich schon 23 Jahre alt sein sollte, denn er benahm sich öfters eher wie ein Teenager. Aber dann gab es auch immer wieder Momente, in denen er richtig erwachsen war und sich auch so verhielt… offensichtlich hing sein Verhalten ganz von seiner Umgebung ab, was doch ziemlich seltsam war.

„Du Mami…“, ergriff die kleine Aiko nun wieder das Wort, „… wo ist eigentlich Shuu?“

„Gute Frage, mein Liebling. Ich dachte, er sei mit euch zusammen gewesen“, äußerte sich die Frau und dachte angestrengt darüber nach, wo ihr Junge nun schon wieder abgeblieben sein könnte. Doch auch dieses Mal wusste ihre beste Freundin Mitsuko eine Antwort auf ihre Frage: „Ich glaube, er hatte gesagt, dass er sich in seinem Zimmer etwas hinlegen wollte. Haruka, sei doch so gut und wecke ihn, damit das Essen nicht noch kalt wird. Er liegt im Gästezimmer, gegenüber von deinem!“

„Alles klar!“, bestätigte sie die Aufforderung ihrer Mutter und erhob sich wieder vom Tisch, um hinauf in den zweiten Stock zu gehen und den noch fehlenden Gast zu wecken.
 

Als sie gerade an seine Tür klopfen wollte, hörte sie ihr Handy in ihrem Zimmer klingeln und beschloss aus diesem Grund, kurz das Gespräch anzunehmen und ihn anschließend zu wecken, immerhin könnte es sich ja um etwas Wichtiges handeln: „Hallo Kanata, was gibt’s? Ich habe leider nicht lange Zeit, wir wollen jetzt gleich essen!“

„Hi Haruka! Kein Problem, ich wollte dir eigentlich nur kurz Bescheid sagen, dass wir für morgen komplett frei bekommen haben, damit wir und unser Komitee alles für die Feier am Mittwoch vorbereiten könnt. Ich habe dummerweise vorhin vergessen es dir zu sagen…“, berichtete ihr ihre Schulfreundin, die ebenfalls zuvor bei den Proben anwesend gewesen war.

„Wirklich? Das ist ja super! Dann würde ich sagen, dass wir uns morgen um zehn Uhr in der Sporthalle treffen, könntest du vielleicht noch Keru Bescheid sagen und dass er dann die Telefonkette fortführen soll?“ – „Alles klar, werde ich gleich tun… bis morgen dann!“, verabschiedete sich das Mädchen von ihrer besten Freundin und legte anschließend auf, damit sie den nächsten Anruf tätigen konnte.

Haruka unterdessen stellte ihr Handy zurück auf die Ladestation und verließ ihr Zimmer wieder, nur um kurz darauf an der gegenüberliegenden Zimmertür wieder zum Stehen zu kommen und an diese zu klopfen.

„Wie war sein Name noch gleich? Ähm… Shuu, glaube ich…“, ging es dem Mädchen noch durch den Kopf, als sie sich zurück an die Worte der kleinen Aiko erinnerte.

Doch sie erhielt auf ihr Klopfen keine Antwort, weswegen sie es noch einmal versuchte: „Shuu? Bist du wach? Das Essen ist fertig!“

Zu ihrem Bedauern erhielt sie noch immer keine Antwort oder vernahm auch sonst kein Geräusch aus dem Inneren des Raumes, das ihr verraten könnte, dass der Junge auf war. Seufzend öffnete sie daraufhin die Zimmertür und trat mit den Worten: „Ich komme jetzt herein!“, ein.

Als sie den Raum betrat und sich umblickte, erkannte sie schnell, dass er sich tatsächlich noch im Bett aufhielt. Langsam schritt sie auf den jungen Mann zu und kniete sich leicht zu ihm hinunter, um ihn wachrütteln zu können.

„Wow, er sieht ja wirklich gut aus…“, ging es der jungen Frau durch den Kopf, als sie sich das schlafende Gesicht des ihr Unbekannten ansah, woraufhin sie leicht kichern musste, „Wenn er schläft, sieht er richtig niedlich aus… … Was denke ich denn da? Ich muss ihn aufwecken, immerhin warten unten alle auf uns.“

Und somit begann sie damit an seiner Schulter zu rütteln und hoffte inständig, dass er schnell aufwachen würde, denn wenn sie ehrlich war, hatte Haruka einen riesigen Appetit: „Hey, wach auf! Das Essen ist fertig und alle warten auf uns!“
 

Endlich, er regte sich… doch anscheinend wollte er noch nicht aufstehen.

„Ach Aiko… lass mich noch ein bisschen schlafen, ich esse dann nachher…“, murmelte er und befand es noch nicht einmal für nötig seine Augen auch nur ansatzweise zu öffnen, denn dann hätte er sicherlich bemerkt, dass sie nicht seine kleine Schwester, sondern die Gastgeberin war. Und so sehr wie er weiterschlafen und Haruka endlich etwas essen wollte, so sehr wusste Haruka auch, dass sie ohne ihn sich unten bei ihrer Mutter erst gar nicht blicken zu lassen brauchte. Es half nichts, er musste jetzt aufstehen, ob er es nun wollte oder nicht!

„Ich bin nicht Aiko und jetzt wach doch bitte endlich auf“, kam es etwas verzweifelt über ihre Lippen, denn sie wusste nicht, wie sie ihn sonst dazu bewegen sollte, sich endlich zu erheben. Doch dieses Mal erhielt sie schon gar keine Antwort mehr, im Gegenteil!

Shuu drehte sich einfach herum, so dass er nun mit dem Rücken zu Haruka liegen würde… wenn sein Arm dabei nicht Haruka angeschubst und damit aus dem Gleichgewicht und sie zu Fall gebracht hätte.
 

Erschrocken über das plötzliche Gewicht auf seinem Körper, riss der bis eben noch schlafende junge Mann seine Augen auf, nur um daraufhin in zwei saphirfarbene Kristalle zu blicken. Die Gesichter der beiden waren sich sehr nah und als Haruka realisierte, wie sie gerade auf ihm lag und in welcher Situation sie sich überhaupt befanden, erhob sie sich, so schnell es ging, wieder und drehte sich mit dem Rücken zu ihrem Gast, damit dieser ihr rot angelaufenes Gesicht nicht zu sehen bekam.

„Eine nette Begrüßung“, hörte sie ihn auf einmal sagen, „Sehe ich so gut aus, dass du dich gleich auf mich stürzen musst?“

Grinsend blickte er den Rücken der Unbekannten an und schnippte sich lässig mit einer Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht, wohl wissend, dass sie es nicht sehen konnte. Auf seine Worte hin wurde das Mädchen noch röter, aber auch wütend, wobei sie mit aller Macht versuchte, dies zu unterdrücken: „Entschuldige bitte vielmals… aber du bist es doch gewesen, der mich mit seinen Arm getroffen und damit aus dem Gleichgewicht gebracht hatte…“

„Ja natürlich, eine bessere Ausrede ist dir nicht eingefallen?“, gab er mit einem noch breiten Grinsen zurück. Ihm gefiel es sichtlich, dass es ihr auf der einen Seite peinlich war, sie sich auf der Anderen aber über seine Worte ziemlich aufregte, weswegen er noch hinzufügte: „Und wenn es nicht so sein sollte, warum bist du dann überhaupt in mein Zimmer gekommen? Gib doch einfach zu, dass du dich auf den ersten Blick in mich verliebt hast!“

„Was fällt dir eigentlich ein, du eingebildeter Kerl“, nun war es auch um Harukas Selbstbeherrschung geschehen und sie hatte sich nun mit wutverzerrtem Gesicht zu ihm herumgedreht, „Meine Mutter hat mich geschickt, damit ich den Herrn zum Abendessen aufwecke. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätte ich dich hier oben weiter pennen und, wenn ich könnte, auch noch verhungern lassen!“

Aufgebracht, wie sie im Augenblick war, stapfte sie daraufhin wieder aus dem Zimmer und begab sich wieder hinunter zu ihren Familie, den ganzen Weg über versuchend sich wieder zu beruhigen, um sich nichts anmerken zu lassen.
 

„Hm… lustiges Mädchen…“, grinste Shuu noch immer übers gesamte Gesicht und erhob sich daraufhin auch endlich aus seinem Bett. Kurz ging er noch ins links gegenüberliegende Zimmer, um sich in diesem Raum den Schlaf aus den Augen zu waschen. Nachdem er nun wieder vollkommen fit war, begab auch er sich hinunter in den Speiseraum, um endlich etwas zwischen die Zähne zu bekommen.
 

„Och Mann, das ist unfair…“, hörte Shuu Masato meckern, als er gerade den Raum betrat und natürlich wollte er sogleich wissen, was der Junge denn so gemein fand: „Was ist unfair?“

„Oh Shuu. Schön, dass du endlich zu uns kommst!“, begrüßte ihn seine Mutter, doch er achtete nicht wirklich auf ihre Worte, wollte er doch viel lieber ein Antwort auf seine Frage haben.

„Hi, du musst Shuu sein! Wow, hast du ein Glück, du bist der Älteste und einzige Junge der Familie. Ich bin Ray“, begrüßte ihn nun auch noch ein Junge, den er bisher noch nicht kennen gelernt hatte. Aber eigentlich konnte es sich ja bei ihm auch nur um den ältesten Sohn des Hauses handeln, immerhin hatte Shuu Masato ja schon kennen gelernt und das Mädchen, das ihn wecken sollte, konnte logischerweise auch nur Haruka sein…

„Freut mich!“, freundlich schüttelte er kurz die Hand des jungen Mannes und nahm anschließend seinen Platz neben ihm und gegenüber von Haruka ein, da alle anderen Stühle bereits besetzt waren, wobei er noch hinzufügte, „Aber tut mir Leid, dich enttäuschen zu müssen. Ich bin zwar der einzige Sohn, aber nicht der Älteste! Meine große Schwester Noriko hat es dieses Jahr nur vorgezogen, ihre freien Wintertage mit ihrem Freund zu verbringen, und ist deswegen nicht mitgekommen.“
 

Gleich nachdem sie nun endlich alle vollzählig waren, wurde ihnen auch schon das Abendessen serviert. Doch Shuu hatte ja noch immer keine Antwort auf seine eben gestellte Frage erhalten, weswegen er diese nun noch einmal stellte und dieses Mal ging sie nicht unter und er erhielt auch eine Antwort von dem Jungen selbst: „Ach, Haruka hat für morgen eine Beurlaubung bekommen und ich darf mich bis zum Nachmittag in der Schule langweilen…“

„Wirklich? Dabei sollte man doch meine, dass gerade sie es nötig hat, keinen Unterrichtsstoff zu verpassen… vor allem dann nicht, wenn ihr etwas über gute Manieren beigebracht werden würde, wie zum Beispiel nicht einfach über einen Schlafenden…“, doch weiter kam der junge Mann nicht, denn sein Gegenüber hatte ihm ziemlich schmerzhaft gegen sein Schienbein getreten. Und zu allem Überfluss hatte er sich daraufhin auch noch auf die Zunge gebissen.

Als er sein Gegenüber anschaute, erkannte er, dass Haruka ihn mit ziemlich wütenden Augen anfunkelte und ihm damit mitteilen wollte, dass er ja den Mund halten sollte.

Diese Reaktion ihrerseits zauberte ihm ein erneutes Grinsen auf die Lippen: „Sag mal, Haruka… sind deine Beine so lang oder warum hast du mich getreten?“

„Meine Beine sind so lang, entschuldige!“, gab diese darauf ironisch zurück und hoffte nun in aller Ruhe ihr Abendessen genießen zu können, es war schließlich das Erste, was sie heute zwischen ihre Zähne bekam, wenn man von dem Frühstück mal absah, das heute auch eher üppig ausfallen musste.

Zu ihrem Glück hielt dieser unfreundliche Kerl endlich mal sein viel zu großes, arrogantes Mundwerk, so dass sie sich in aller Ruhe ihrem Nudelgericht widmen konnte. Das Einzige, das die 18-Jährige ansonsten noch vom Abendessen mitbekam, waren Wortfetzen von irgendwelchen Gesprächen ihrer Eltern und dass sich Shuu und Ray prächtig zu verstehen schienen… hoffentlich bedeutete dies dann, dass sie sich nicht weiter mit ihm beschäftigen musste, sie hatte weiß Gott besseres zu tun…
 

„Ach ja… jetzt noch ein bisschen fernsehen und dann ins Bett!“, dachte sich die Blauäugige, deren Magen nun reichlich gefüllt war. Doch so erholsam, wie sie sich ihn vorgestellt hatte, sollte der restliche Abend dann wohl doch nicht für sie werden…

„Du Mami… wann darf ich denn jetzt endlich schwimmen gehen?“, fragte die kleine Aiko ungeduldig ihre Mutter und aus ihren Worten heraus konnte sich Haruka denken, dass sie wohl schon vorher einmal gefragt haben musste, ob sie in dem Kellerpool des Hauses schwimmen gehen durfte.

Lächelnd antwortete Ayana ihrer Tochter darauf: „Jetzt ist dein großer Bruder ja wach. Frag ihn doch einfach mal, ob er mit dir gehen möchte!“

Nickend sprang die Kleine von ihrem Stuhl und rannte gleich darauf den Tisch herum zu Shuu, der gerade in einem offensichtlich sehr interessanten Gespräch mit Ray vertieft war.

„Shuu? Jetzt wo du ausgeschlafen hast, gehst du da mit mir schwimmen?“, fragte sie ihn mit zuckersüßer Stimme, doch das schien bei diesem eingebildeten Wichtigtuer nichts zu nützen: „Wir haben doch gerade erst gegessen, Aiko! Ich gehe nachher mit dir schwimmen, versprochen!“

„Aber…“, kam es traurig über die Lippen der Kleinen, als sich Shuu schon längst wieder zu seinem Gesprächspartner herumgedrehte hatte, „Aber nachher ist es doch viel zu spät und ich muss ins Bett…“

Traurig zog die Kleine von dannen und ließ ihren Bruder sein Gespräch weiter führen. Haruka hatte alles genaustens mitbekommen und hatte mit dem kleinen Mädchen Mitleid, da sich offensichtlich niemand um sie kümmern wollte. Masato und Diana waren gleich nach dem Essen wieder abgezogen, wahrscheinlich machten sie zusammen irgendetwas in Masatos Zimmer. Dass ihre Eltern sich mit Harukas unterhalten wollten, war irgendwie selbstverständlich, immerhin waren sie deswegen auch den weiten Weg aus LaRousse bis nach Blütenburg gekommen, und Shuu… tja, ihren eigenen Bruder interessierte es überhaupt nicht, dass seine kleine Schwester nun ganz allein war und sich unheimlich langweilte.

Lächelnd verließ deswegen auch die 18-Jährige das Esszimmer, um der 5-Jährigen zu folgen und sie fand sie auch recht schnell, denn sie schlenderte gerade mit gesenktem Blick, die große Haupttreppe hinauf.

„Hey Aiko!“, rief sie dem jungen Mädchen nach, die sich daraufhin mit Tränen in den Augen zu ihr herumdrehte. Mit einem warmen Lächeln ging die Ältere nun immer weiter auf sie zu, bis sie vor dem Kind stand. Sie kniete sich zu ihr hinunter und wischte ihr die kleinen Tränen, die gerade dabei waren ihre Wangen hinunter zu laufen, mit ihren Fingern fort: „Weißt du was? Mir ist sooooo langweilig und deswegen wollte ich etwas schwimmen gehen, möchtest du mit mir kommen?“

Mit einem mal hellte sich das Gesicht ihres Gegenübers auf und Aiko blickte das erwachsene Mädchen mit leuchtenden Augen an: „Wirklich? Ja, ich möchte unbedingt schwimmen gehen!“

„Gut, dann lass und unsere Badeanzüge holen und in den Keller gehen, ja?“, auf eine Antwort auf ihre Frage, brauchte Haruka nicht lange warten, denn mit einem glücklichen Nicken, ergriff die Kleine ihre Hand und zog sie hinter sich her bis in den zweiten Stock, in dem sich auch ihr Gästezimmer befand.
 

Schnell hatten die beiden Mädchen ihre Schwimmbekleidung zusammengesucht und sich hinunter in die Kellerräume begeben.

Haruka war als erstes mit Umziehen fertig und war schon einmal aus der Umkleidekabine in den Pool gestiegen, nachdem sie in den CD-Spieler eine beruhigende Musik eingelegt hatte. Auch wenn sie vorhin schon eine schnelle und angenehme Dusche genommen hatte, so genoss sie das warme Poolwasser sehr. Entspannt warf sie einen Blick aus den großen Fenstern, denn dieser Teil des Kellers befand sich nicht unter der Erde und so konnte sie von dort aus hinaus in ihren großen Garten blicken.

„Du, Haruka!“, holte sie das kleine Mädchen wieder zurück in die Realität, „Könntest du mir vielleicht meine Schwimmflügel aufpusten?“

Verwundert blickte die Braunhaarige das Kind an: „Du kannst noch gar nicht schwimmen?“

Kopfschüttelnd antwortete die Kleine etwas niedergeschlagen: „Shuu wollte es mir mal beibringen, aber…“

Nun war alles klar, sie brauchte überhaupt nicht weiter zu sprechen, denn Haruka verstand sofort, dass er es ihr zwar einmal versprochen, sein Wort allerdings nicht gehalten hatte.

Doch da kam Haruka eine Idee, die eigentlich sehr naheliegend war: „Möchtest du vielleicht, dass ich dir das Schwimmen beibringe?“

„Wirklich, das würdest du machen?“, vergewisserte sich Aiko noch einmal, dass sie sich auch wirklich nicht verhört hatte. Die Ältere musste etwas lachen und schwamm nun zum Rand des Beckens: „Aber natürlich! Gib mir deine Schwimmflügel, die wirst du am Anfang trotzdem noch brauchen.“

Fröhlich setzte sich die 5-Jährige an den Beckenrand und zog die Schwimmhilfen über ihre Arme, damit ihre neue Freundin sie anschließend mit Luft füllen konnte. Dies ging auch recht schnell und nun war Aiko bereit für ihre erste Schwimmstunde.

Mit schnellen Schritten eilte sie zur Leiter und platschte kurz darauf auch schon ins Nasse, woraufhin sie begann stark mit ihren Füßen zu treten, doch vergebens, sie kam einfach nicht wirklich von der Stelle. Grinsend schwamm Haruka nun zu ihr hinüber und wollte ihr erst einmal die Grundbewegungen beibringen.

„Warte! Schau her“, forderte sie das Mädchen auf und machte ihr erst einmal die Bewegungen, die sie zum Vorankommen ausführen musste, vor, „siehst du! Mit den Händen musst du vor deinem Körper ein Herz malen und vor deiner Brust wieder zusammenführen und sie wieder nach vorne führen, um die Bewegung zu wiederholen.“

Aiko sah genau zu wie Haruka ihr die Bewegungen zeigte und versuchte es anschließend selbst, was ihr auch recht schnell und gut gelang. Dies bemerkte auch ihre Lehrerin, die sie gleich lobte: „Super Aiko! Genau so musst du es machen! … Und jetzt musst du die gleichen Bewegungen mit deinen Beinen machen, allerdings umgekehrt. Sieh her!“

Die Grünäugige begriff schnell und lernte diese Bewegungen deswegen auch dementsprechend rasch. Nach nur wenigen Minuten schaffte sie es schon sowohl Hände, als auch Beine synchron einzusetzen. Das Einzige, das Haruka noch tun musste, war sie in der waagerechten Position zu halten, denn mit ihren Flügelchen wäre dies für sie alleine viel zu schwierig gewesen.
 

„Das war wirklich klasse, Aiko! Du lernst ziemlich schnell“, lobte die Brünette sie, „Aber lass uns jetzt lieber Schluss machen, es ist schon spät und ich bin mir sicher, dass du zu Hause schon längst im Bett sein müsstest, nicht wahr? Aber wenn du möchtest, dann können wir morgen Abend weiter üben, sollte ich nicht so spät nach Hause kommen. Und dann versuchen wir es mal ohne die Schwimmflügel, wenn du es dich traust.“

„Du bist ja bei mir, dann habe ich keine Angst!“, erwiderte das Mädchen voller Vorfreude. Doch plötzlich wurde ihre traute Zweisamkeit durch eine weitere Stimme unterbrochen: „Sonst hast du doch immer Angst, es seid denn, ich bin dabei…“

„Was willst du denn hier?“, fragte Haruka nun vollkommen verstimmt nach, denn sie war alles andere als begeistert ihn hier zu sehen.

Doch der Angesprochene ließ sich davon nicht beirren und schnippte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht: „Warum denn so unfreundlich? Ich weiß doch, dass du dich insgeheim freust mich zu sehen,… außerdem ist das hier nicht dein Pool und ich habe die Erlaubnis, hier sein zu dürfen, wenn ich will!“

„Was du dir schon wieder einbildest… wie auch immer, Aiko und ich wollten gerade gehen, also lass dir ruhig Zeit und pass auf, dass du nicht absäufst!“, konterte die Blauäugige und ging ansonsten nicht weiter auf die Kommentare des Jungen ein. Im Gegenteil, sie bekräftigte ihre Aussage damit noch, dass sie die völlig geschaffte Aiko aus dem Becken hob und selbst anschließend aus diesem stieg.
 

Doch weit kamen die beiden Mädchen nicht, denn als Haruka an Shuu vorbei in die Mädchenumkleidekabine gehen wollte, wurde sie von ihm am Handgelenk ergriffen und dementsprechend am Weitergehen gehindert.

„Wie wäre es mit einem Wettschwimmen?“, fragte er sie und grinste sie herausfordernd an. Doch die Angesprochene hatte überhaupt kein Interesse daran, sich mit dem jungen Mann zu messen, weswegen sie seine Herausforderung auch ablehnte.

Shuu musste etwas lachen, da er mit einer Ablehnung gerechnet hatte, weswegen er sie auch losließ: „Verstehe… du willst dir die Blöße ersparen, gehen mich zu verlieren!“

„Wie war das?“, zischte Haruka zornig, doch Shuu hatte keine Probleme damit, sich zu wiederholen: „Du weißt, dass du gegen mich keine Chance hast, und deswegen willst du nicht gegen mich antreten. Das ist schon in Ordnung, ich an deiner Stelle würde auch nicht gegen mich antreten wollen!“

„Warum bist du denn so gemein zu ihr? Immerhin ist Haruka die Einzige, die mit mir Zeit verbracht hat! Selbst du hast mich nicht gewollt…“, begann Aiko nun zu weinen, weil sie nicht verstehen konnte, wie ihr geliebter großer Bruder so fies zu ihrer neuen Freundin sein konnte.

Haruka bemerkte natürlich sofort ihre Trauer, weswegen eine ziemliche Wut in ihr aufstieg: „Gut, wenn du unbedingt verlieren willst, dann treten wir eben gegeneinander an!“

„Hm… wer hier tatsächlich verlieren wird, werden wir ja sehen“, konterte er und ging damit zum gegenüberliegenden Beckenrand, denn dort war es tiefer als an der Stelle, vor der sie gerade gestanden hatten, auch wenn die Tiefe dort bestimmt auch noch 1,30 m betrug. Haruka hasste diese arrogante Art bei Leuten und deswegen würde sie auch alles Erdenkliche versuchen, um nicht gegen ihn zu verlieren, nur um ihm sein selbstgefälliges Grinsen aus dem Gesicht zu wischen.

Somit ging sie auf den Schrank rechts von ihr zu, in dem auch die Musikanlage stand, und holte aus diesem ein kleines Gerät heraus, das sie anschließend mit zu Shuu auf die andere Seite des Raumes nahm.

„Dieses Ding wird uns das Startsignal geben. Masato ist im Schwimmteam unserer Schule und deswegen trainiere ich öfter mit ihm, also glaub ja nicht, dass es so einfach werden würde!“, warnte sie ihn der Fairness wegen vor, als sie das Gerät einschaltete und sich selbst in Stellung brachte.

Doch Shuu kümmerte es nicht wirklich, dass sie öfters Rennen schwamm: „Gut zu wissen, das macht es für mich nur noch interessanter und der Sieg wird danach umso schöner sein!“
 

Damit brachten die beiden jungen Erwachsenen sich in Startposition und warteten auf das Signal, um ins Wasser springen zu können. Und dann ertönte auch endlich der lang ersehnte Laut! Mit einem kräftigen Sprung beförderten sich die beiden ins Wasser, nur um kurz darauf wieder aufzutauchen und so schnell wie möglich mit ihren Kraulbewegungen ans andere Beckenrand zu gelangen.

Anfangs lag Shuu etwas weiter vorne, doch Haruka war schon immer eher der Typ gewesen, der erst am Ende alles gab. Damit hatte der Grünäugige offensichtlich nicht gerechnet und so gelang es der 18-Jährigen auf alle Fälle den Sieg zu erringen, wenn auch nur um wenige Sekunden.

„Juhu! Du hast gewonnen, Haruka!“, freute sich auch Aiko lauthals über den Sieg des Mädchens, doch als diese ihren geschlagenen Gegner ansah und dachte, dass er nun nicht mehr so selbstsicher grinsen würde, musste sie feststellen, dass sie sich irrte.

„Warum grinst er denn jetzt noch breiter, als vorher? Was hat das zu bedeuten? … Komischer Kerl!“, ging es Haruka durch den Kopf, doch die entsprechende Antwort seinerseits ließ auch nicht lange auf sich warten: „Nicht schlecht… aber wie wäre es mit einer Revanche?“

„Was soll das denn bitte bringen? Willst du unbedingt noch einmal verlieren?“, fragte sie ihn überrascht, da sie sich nicht vorstellen konnte, das er es bei einem weiteren Rennen schaffen würde, sie auf einmal zu überholen, wo er doch eben schon einige Sekunden hinter ihr gelegen hatte.

„Ich bitte dich, wo ist denn der Spaß dabei, wenn man von Anfang an schon alles gibt?“, erwiderte er darauf und schnippte sich mal wieder seine nasse Strähne aus dem Gesicht, „Aiko, geh dich doch schon mal umziehen, ja?“

„Na gut…“, stimmte seine Schwester nach einer kurzen Zeit des Nachdenkens zu, „Du benimmst dich heute wirklich seltsam, weißt du das…“
 

„Du scheinst ja ziemlich selbstsicher zu sein… noch mehr als eben!“, meinte die junge Frau schließlich und schaute ihren Herausforderer mit ernstem Blick an. Sie dachte einen Augenblick darüber nach, ob sie sich auf eine Revanche einlassen sollte, immerhin hatte sie eigentlich für heute weiß Gott schon mehr als genug Sport betrieben und eigentlich hatte sie auch wenig Lust dazu. Ihrer Meinung nach gab es wichtigeres, um das er sich kümmern sollte, als sie ständig zu ärgern oder herauszufordern. Und dabei kannten sie sich erst seit wenigen Stunden.

„Anstatt dich hier ständig wie ein arroganter Schnösel aufzuführen, solltest du dich lieber etwas mehr um deine kleine Schwester kümmern! Und wenn du ihr schon irgendwelche Dinge versprichst, dann halt sie wenigstens… gute Nacht!“, mit diesen Worten drehte sie sich herum und stieg über die Leiter hinaus aus dem Becken, schaltete im Schrank noch schnell die Musik ab und begab sich, wie Aiko zuvor auch, ebenfalls in die Umkleidekabinen.
 

Als Haruka schließlich den Raum betrat, erblickte sie auch gleich schon das kleine Mädchen, das offensichtlich auf sie warten wollte, dabei hatte sie allerdings doch die Müdigkeit übermannt und sie war auf der Bank eingeschlafen.

Lächelnd zog sich Haruka schnell ihre trockenen Sachen an, hob die 5-Jährige auf ihre Arme und verließ anschließend den Keller, um die Kleine schließlich in ihrem Zimmer ins Bett zu legen und sich dann selbst in ihrem Zimmer in ihr Kissen zu kuscheln.

Der Tag war wirklich sehr anstrengend für Haruka gewesen und aus diesem Grund dauerte es auch nicht lange, bis sie einschlief und das Land der Träume betrat.

Träume, die unmöglich in Erfüllung gehen können…

Hallöchen ^-^

So, hier ist Teil 2 und es ist mal wieder sooo lang geworden.... eigentlich wollte ich ursprünglich das, was nun im 3. KP kommt, als 2. machen, aber es ist ja jetzt schon so lang und deswegen wird die FF nun ein KP länger werden xD

Zum 1. KP noch: Thx für die Kommis, habe mich sehr gefreut <3

Aber was ihr immer denkt, die arme Diana und der arme Masato.... ihr seid wirklich schlimm XD
 

So, nun aber genug, ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!!
 

Kapitel 2: Träume, die unmöglich in Erfüllung gehen können…

„Meine Güte… Ray kann ja so vergesslich sein…“, beschwerte sich die Braunhaarige, als sie gerade von der Probe aus auf dem Weg nach Hause war. Inzwischen war es schon ziemlich spät geworden, fast 22 Uhr hatten sie es, und aus diesem Grund war sie auch nicht mehr allein unterwegs.

„Jetzt sei doch nicht so streng mit ihm. Immerhin habt ihr die Szene ja schon aufgenommen, dass er sie zu Hause vergessen hat, ist da doch kein Drama. Außerdem hätte ich dich ohnehin nach Hause begleitet. Eine junge Frau wie du es bist, sollte um diese späte Uhrzeit nicht mehr allein draußen herumrennen“, versuchte der junge Mann, der sie begleitete, ihren Bruder zu verteidigen.
 

Er war genauso alt wie Shuu, also 19, und hatte blondbraunes Haar und braune Augen. Die beiden kannten sich schon seit Anfang der Mittelschule und waren seitdem die besten Freunde. Über Haruka hatte er dann schließlich auch Ray kennen gelernt, mit dem er sich ebenfalls hervorragend verstand und von dem er auch den Auftrag erhalten hatte, auf Haruka aufzupassen, wenn er selbst nicht zu Hause oder bei ihr sein konnte wegen seines Studiums.

Der junge Mann war selbst auch Mitglied in der Theatergruppe von Haruka und ihrem Bruder und übernahm meistens den Part des Gegenspielers oder des besten Freundes des Helden, je nachdem, was so gerade anstand und welche Rolle besser zu ihm passte.

Er war ebenfalls im Partykomitee ihrer Schule. Aus diesem Grund waren die beiden auch schon den gesamten Tag zusammen gewesen.
 

„Du hast ja Recht… entschuldige, Keru…“, murmelte Haruka und schien sich über irgendetwas den Kopf zu zerbrechen, denn sie war schon wieder vollkommen woanders mit ihren Gedanken.

Dies bemerkte auch ihr bester Freund sofort und sprach sie deswegen mit etwas Sorge in der Stimme darauf an: „Ist alles in Ordnung? Du scheinst so nachdenklich zu sein, wo bist du mit deinen Gedanken?“

„Ich mache mir etwas Sorgen wegen Weihnachten…“, gestand sie ihm mit gesunkenem Haupt, „Es kommen mal wieder jede Menge wichtiger Leute und… na ja… ich habe einfach Angst, dass ich es vermassle…“

„Ach Haruka…“, begann der Braunäugige, den ihre Sorgen etwas zum Lachen brachten, „jedes Jahr das gleiche Theater mit dir. Jedes Jahr machst du dir aufs Neue Sorgen, dass irgendetwas schief laufen und du damit dem Ansehen deiner Familie in irgendeiner Weise schaden könntest. Und jedes Jahr sage ich dir daraufhin, dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst und alles glatt laufen wird. … Sieh mal! Es ist in all den Jahren nichts passiert und auch dieses Jahr wird alles gut werden, also mach dich nicht verrückt, ja?! … Genieß morgen erst einmal deinen freien Tag und die Feier am Abend, okay?“

Seine Fürsorge wusste Haruka wirklich sehr zu schätzen und die Tatsache, dass er mit seinen Worten wirklich Recht hatte, zauberte ihr wieder ein Lächeln ins Gesicht.
 

„Ich bin wieder zu Hause!“, rief Haruka wie immer direkt durch das Haus, um ihren Eltern mitzuteilen, dass sie sie nun wieder mit ihrer Anwesenheit beehrte. Doch direkt danach richtete sie sich wieder an ihren Begleiter: „Möchtest du kurz mit nach oben kommen oder hier auf mich warten?“

„Ich komme lieber mit und helfe dir beim Suchen, wenn du nichts dagegen hast. So wie ich Ray kenne, kann es nämlich gut sein, dass er die DVD mal wieder an einem merkwürdigen Ort aufbewahrt“, antwortete der Gefragte lachend und so machten sich die beiden jungen Erwachsenen auf in das obere Stockwerk.

„Bin mal gespannt, ob er es inzwischen mal geschafft hat, sein Zimmer aufzuräumen! In der Zeit vor Weihnachten sollte man diesen Raum am Besten nicht betreten, es ist immer wieder ein Abenteuer, dort hindurch und bis zu seinem Ziel zu kommen!“, scherzte Haruka, als sie die Zimmertür ihres Bruders öffnete. Doch sie trat nicht ein, nein. Geschockt blieb sie im Türrahmen stehen und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Es sah noch viel schlimmer aus, als sie es sich vorgestellt hatte!!

„Hm… scheint, dass er zur Zeit viel zu viel zu tun hat…“, lachte Keru etwas bei dem Anblick, der sich ihm dort bot. Haruka hingegen war die ganze Situation vollkommen peinlich, auch wenn sie damit gerechnet hatte, dass es nicht wirklich sauber sein würde, aber das, schlug dem Fass den Boden aus. Alle nur erdenklichen Gegenstände lagen auf dem Boden verteilt und lediglich kleine, schmale Wege führten noch von der Tür bis zum Bett, Schreibtisch und Schrank.

„Oh mein Gott… der kann was erleben, wenn er nach Hause kommt!“, drohte die 18-Jährige und kämpfte sich bis zum Schreibtisch vor, auf dem das Notebook stand, zusammen mit einigen unbeschrifteten DVDs. Schnell stellte die Braunhaarige, auch nicht sonderlich begeistert, fest, dass ihr großer Bruder nicht einmal das gesuchte Objekt beschriftet hatte.

„Dann lass uns doch einfach alle durchschauen, eine von ihnen muss es doch sein“, schlug Keru vor. Zustimmend räumte Haruka erst einmal alle Dinge, die ihnen im Weg waren, beiseite, damit sie zumindest ansatzweise Platz hatte, um sich vernünftig an den Tisch zu setzten. Nachdem dies auch erledigt und das Gerät eingeschaltet war, konnte auch endlich die Suche weitergehen.

Zum Glück waren es auch nur so um die zehn Platten. Die konnte man ja ohne weiteres mal eben einwerfen und durchschauen.
 

Endlich, es waren nur noch zwei übrig und das bedeutete, dass eine dieser beiden das gesuchte Objekt sein musste. So hoffe das Mädchen, denn andernfalls würde ihr Bruder den nächsten Morgen wohl oder übel nicht mehr miterleben.

Also legte Haruka flink die vorletzte ein und schaute sie sich an, als sie plötzlich von selbst abgespielt wurde, obwohl Haruka eigentlich nur einen Blick auf den Dateinamen werfen wollte.
 

Mein Liebster, du bist es, in den ich mich verliebt habe. Mit meinen Augen sprach ich heimlich meine Zuneigung für dich aus…

„Ach du meine Güte, was ist das denn?“, meinte sie daraufhin leicht lachend, als sie sich zusammen den Anfang des Videos ansahen.

Doch Keru konnte sich, im Gegensatz zu ihr, noch ganz genau daran erinnern, von wann dieses Video stammte: „Ist das nicht aus unserem zweiten Stück? … Doch! Ich erinnere mich genau daran. Du hattest dich unheimlich darüber aufgeregt, dass unsere liebe Stilistin dich für die Show besonders toll schminken wollte… und daran hat sich ja bis heute nicht viel verändert. Du hasst es noch immer, Make-up in deinem Gesicht zu haben.“

„Sei du mal schön leise, ja! Immerhin rannte sie ja nicht die ganze Zeit über dir hinterher und wollte dich ständig nachschminken… und das hat sich bis heute ja nicht geändert“, konterte die Blauäugige daraufhin und öffnete dabei das CD-Fach, um die letzte Scheibe einzulegen, und, zur Erleichterung der beiden, war es sogar die Richtige, denn sonst hätten sie auch noch in diesem Chaos danach suchen müssen, und die Wahrscheinlichkeit, hier etwas zu finden, war gleich Null.
 

Doch die Suche war zum Glück nun beendet und somit verließen die beiden lachend wieder das Zimmer. Haruka wollte ihren besten Freund noch bis zur Tür begleiten, doch als sie gerade im Erdgeschoss angekommen waren, begegneten sie Masato, Diana, Aiko und Shuu, die offensichtlich alle zusammen im Pool gewesen waren, was man an den noch nassen Haaren ausmachen konnte.

„Da bist du ja endlich, Haruka! Scheint heute ja ganz schön spät geworden zu sein“, begrüßte Masato seine Schwester, als sein Blick auf ihre Begleitung fiel, „Hi Keru, alles klar bei dir?“

„Könnte nicht besser sein, danke der Nachfrage!“, antwortete der Angesprochene und stellte sich anschließend noch kurz bei den Gästen der Familie vor, „Abend! Ich bin Keru Takama!“

Auch die drei Kinder der Katayas begrüßten ihn und stellten sich kurz vor, als auch schon Aiko auf Haruka zulief und sie fragte, warum sie so spät erst zurückgekommen sei.

„Tut mir Leid, meine Kleine, dass ich heute nicht mit dir weiter schwimmen üben konnte. Ich wusste ja vorher auch nicht, dass noch so viel zu tun ist. Ray ist ja noch immer nicht zu Hause und er wird wohl noch viel später kommen, als ich jetzt“, entschuldigte sich Haruka bei der 5-Jährigen, „Aber morgen habe ich dafür keine Probe und auch keine Schule. Das heißt also, dass ich bis morgen Abend die ganze Zeit über zu Hause bin.“

„Juhu, das freut mich! Ist auch nicht so schlimm, dass du keine Zeit hattest. Dafür hat Shuu mit mir weiter geübt und Masato und Diana haben auch mit mir gespielt“, erwiderte die Kleine darauf mit einem anschließenden Gähnen. Das ganze Herumtollen und Üben musste sie mal wieder ziemlich viel Energie gekostet haben und noch dazu kam, dass es schon ziemlich spät war.

Lächelnd ging Diana daraufhin auf ihre kleine Schwester zu und hob sie auf ihre Arme.

„Komm, meine Kleine, ich bringe dich ins Bett“, sagte sie, wandte sich jedoch noch einmal kurz an Keru, bevor sie mit ihrer Schwester schließlich die Treppen hinaufstieg, „Hat mich gefreut dich kennen zu lernen, Keru! Ich bin mir sicher, dass wir uns morgen auf der Schulfeier sehen werden.“

„Ihr kommt auch mit?“, fragte dieser daraufhin etwas verwundert nach, wobei er auch Shuu und Masato dabei anschaute. Letzterer bestätigte dies auch prompt mit einem Kopfnicken: „Jep! Zumindest Shuu und Diana. Aiko ist noch zu klein und außerdem können Haruka und ich nur jeweils eine Person mitnehmen!“

„Was? Ich soll Shuu als meinen Freund mitnehmen? Vergiss es!“, sträubte sich das Mädchen dagegen und fügte noch hinzu: „Und außerdem, wer hatte diese blöde Idee, dass man nur feste Freunde und Freundinnen auf unsere Schulfeier mitbringen darf?“

„Also zu erstens: Du musst Shuu mitnehmen, genauso wie ich Diana, weil Mam und Dad das so wollen und zu zweitens: Das waren du und dein Komitee! Ihr habt das eingeführt, damit nicht jeder Wildfremde auf die Feier kann“, beantwortete ihr kleiner Bruder ihre Fragen und Haruka wusste, dass wenn ihre Eltern wollten, dass sie diesen arroganten Schönling mitnahm, dann würde sie dies auch wohl oder übel tun müssen.

„Du darfst dich geehrt fühlen, mit mir als Begleitung auf diese Feier gehen zu dürfen. Auf meiner Schule würden die Mädchen dafür sogar morden“, fügte Shuu noch den Worten des Brillenträgers hinzu und fuhr sich mal wieder arrogant durch sein Haar.

Wie üblich brachte dies Haruka mal wieder vollkommen auf die Palme. Wie sie diese Art doch hasste und vor allem an ihm: „Dann hol dir doch eine von deinen Fangirls, ich werde wegen dir bestimmt keinen Mord begehen!“

„Ähm…“, unterbrach Keru kurz die Streitereien der drei oder inzwischen besser gesagt nur noch der zwischen Haruka und Shuu, „Also von mir aus könnt ihr noch die ganze Nacht hindurch streiten, aber ich werde jetzt langsam mal nach Hause gehen, schließlich ist es schon spät und ich habe seit dem Frühstück nichts mehr gegessen… also bis morgen Abend dann!“

Mit diesen Worten war der junge Mann auch schon zur Eingangstür gelaufen und durch diese hinaus verschwunden.

Eine Zeit lang blickte Haruka ihm noch hinterher, wurde dann aber durch Shuus Worte wieder zurück in die Realität geholt.

„Dein Freund?“, fragte er und als Haruka sich zu ihm herumdrehte, war sie vollkommen erstaunt. Sie hatte eigentlich mit seinem typischen Grinsen gerechnet, das sonst immer sein Gesicht zierte… doch dem war nicht so. Irgendwie… schaute er sie ziemlich ernst an, die Frage für sie war nur, warum?

Doch bevor sie darauf etwas antworten konnte, tat dies Masato mit lautem Gelächter ab: „Haruka? Und ein Freund? Das wäre ja mal etwas ganz Neues! Sie hockt doch den ganzen Tag im Theater oder über ihren Büchern. Und bis auf die Schulveranstaltungen geht sie ja auch nie aus, wo sollte sie da denn bitte jemanden kennen lernen…“

„Das war ja so klar, etwas anderes hätte mich bei ihr auch gewundert“, machte sich nun auch Shuu zusammen mit dem 16-Jährigen etwas über das Mädchen lustig.
 

Haruka wollte das alles nicht hören, konnte es nicht hören…

Mit schnellen Schritten rannte sie die Treppenstufen hinauf, ohne darauf noch etwas zu erwidern. Zwar war es weder von ihrem Bruder noch von Shuu beabsichtigt gewesen, sie damit zu verletzen, aber genau das taten sie in diesem Augenblick mit ihrem Gelächter und diesen dummen Kommentaren.
 

In ihrem Zimmer angekommen, schlug sie sofort die Tür hinter sich zu und lehnte sich gegen diese, während sie krampfhaft versuchte, gegen die aufkommenden Tränen anzukämpfen.

Masato hatte zwar irgendwie mit seinen Worten Recht, aber es zu hören und dann auch noch von ihm und Shuu deswegen ausgelacht zu werden, das war zu viel für das Mädchen gewesen. Haruka wusste, dass Masato es nicht besser wusste, weswegen sie ihm das Ganze auch verzeihen konnte. Wie konnte er denn auch wissen, dass seine Schwester in ihrem Herzen schon seit Jahren das Bild eines bestimmten Jungen trug? Immerhin war er damals, bei ihrem ersten und einzigen Treffen, noch viel zu jung gewesen, um sich heute daran noch erinnern zu können.

Haruka erinnerte sich ja selbst auch nicht mehr richtig daran. Sie wusste nicht mehr, wer er war und wie sie sich kennen gelernt hatten. Aber sie wusste, dass sie ihn vom ersten Moment an sehr gemocht und sehr viel Spaß mit ihm, in diesen wenigen Tagen, die sie zusammen verbracht hatten, gehabt hatte.

Woher sie wusste, dass sie ihn liebte? Ja, damals war sie noch zu jung gewesen, um so etwas wie Liebe für ihn zu empfinden, und obwohl sie sich nicht mehr an seinen Namen oder sein Gesicht erinnern konnte, so musste sie doch immer und immer wieder an ihn denken. Er war immer für sie da gewesen, wenn es ihr einmal schlecht ging, denn dann holte sie immer sein Geschenk an sie hervor, das ihr dann die nötige Kraft gab.
 

Inzwischen hatten es doch schon einige Tränen aus ihren Augenwinkeln geschafft und suchten sich nun ihre Wege hinunter an den Wangen des Mädchens. Langsam schleppte sich Haruka auf ihr Bett, um sich darauf nieder zu lassen. Noch einmal versuchte sie ihre Tränen unter Kontrolle zu bringen und mit einer schnellen Handbewegung hatte sie diejenigen, die ihre Wangen hinab rannen, weggewischt.

Als sie sich schließlich wieder einigermaßen beruhigt hatte, öffnete sie eine der Schubladen ihrer Kommode. Was niemand außer ihr wusste, war, dass sich im hinteren Teil ein kleines Geheimfach befand. Auch dieses öffnete sie nun und zum Vorschein kam ihr kleines Geheimnis.

Lächelnd nahm sie es aus dem Versteck heraus und stellte es vor sich auf ihr Bett, auf das sie sich inzwischen gelegt hatte.

Es war eine Schneekugel, aber keine gewöhnliche! Im Inneren befand sich ein festlich gekleidetes Paar. Das wunderschöne Kleid der Frau hatte einen rosafarbenen Ton und sie trug ihre Haare hochgesteckt, in denen eine rote Rose befestigt war. Ihr Tanzpartner hingegen war in einen gewöhnlichen schwarzen Anzug gekleidet, der dieser Figur allerdings sehr gut stand.

Nun wieder etwas lächelnd setzte sie die Spieluhr, die in dieser Schneekugel mit integriert war, in Gang. Es war eine wundervolle Melodie, die sie spielte, und dabei tanzte das Paar im Inneren sogar.

Wie oft hatte sich Haruka gewünscht, dass sie dem kleinen Jungen von damals wieder begegnen und sie zusammen auf dem Weihnachtsfest, das ihre Eltern immer veranstaltete, auch so tanzen würden. Es würde alles so romantisch sein und nach dem Tanz würde er sie dann hinaus in den Garten führen und ihr seine Liebe gestehen, während es zum ersten Mal in diesem Winter zu schneien begann.
 

Doch leider sah die Realität vollkommen anders aus als ihr Traum!

Sie kannte ihn nicht, konnte sich kaum noch an ihn erinnern. Sie war ihm nie wieder begegnet und selbst wenn würde er sich sicherlich nicht mehr an sie erinnern und wenn doch, so würde er sie bestimmt nicht lieben.

Haruka kam sich vor wie ein kleines Kind, das an Märchen glaubte und sehnsüchtig auf ihren Traumprinzen wartete, doch es würde ohnehin vergebens sein.

Trotz allem würde sie nur zu gerne wissen, wer er war. Doch auch dies konnte sie nicht herausfinden. Denn wie schon gesagt, war Masato damals noch zu jung gewesen, Ray lag dieses Weihnachten dummerweise mit schlimmen Fieber im Bett und hatte deswegen ebenfalls nichts mitbekommen… und ihre Eltern? Die konnten sich doch nicht alle Gäste merken, die sie irgendwann mal eingeladen hatten.
 

Vorsichtig packte sie die Glaskugel wieder in ihre Schublade und verschloss das Geheimfach anschließend sorgfältig, damit es niemand finden würde.

„Und was nun? Der Hunger ist mir vollkommen vergangen und müde bin ich irgendwie auch nicht…“, ging es Haruka, noch immer etwas niedergeschlagen, durch den Kopf, „Ich könnte mich ja noch etwas in den Whirlpool setzten und versuchen zu entspannen…“

Da ihr sonst nichts Besseres einfiel, das sie noch hätte tun können, entschied sie sich eben dafür, in den Keller zu gehen.

Wie sich die junge Frau bereits gedacht hatte, waren alle anderen im Haus schon zu Bett gegangen, denn überall auf den Fluren herrschte Finsternis. Es war ihr auch ziemlich Recht, denn somit konnte sie sich sicher sein, dass sie ihre Ruhe hatte, und vom Keller aus konnte sie auch niemanden stören.

Somit zog sie sich noch schnell in ihrem Zimmer ihren Bikini an, nahm sich ein großes Handtuch aus dem Schrank und schlich in ihren Flipflops die Gänge des Hauses entlang, bis sie schließlich in den Kellerräumen angekommen war, in denen sie ohne weiteres die Lichter einschalten konnte.

Schnell wurde das Handtuch auf eine der Bänke befördert und, wie immer, wenn sie sich dort aufhielt, die Musikanlage eingeschaltet.

Da die 18-Jährige im Augenblick wenig Lust auf etwas mit Gesang hatte, legte sie eine CD nur mit sanften Melodien ein, immerhin wollte sie, so gut es ging, versuchen sich zu entspannen.

Anschließend zog sie sich noch ihre Schuhe aus, die sie ebenfalls neben die Bank stellte, und schaltete dann den Whirlpool ein, in den sie kurz darauf auch eintauchte.

Genau das hatte sie jetzt gebraucht. Das warme, sprudelnde Wasser und die dazugehörigen, auf sie sehr beruhigend wirkenden, Klänge genießend, schloss sie für einen Moment ihre Augen.

Die junge Frau war so froh darüber, endlich auch mal einen Augenblick allein für sich in vollkommener Stille zu haben. Kein nerviger kleiner Bruder, der alle paar Minuten irgendetwas brauchte oder dumme Kommentare von sich gab, um sie mal wieder zu ärgern. Kein älterer Bruder, der sie immer und immer wieder daran erinnerte, dass sie noch dies und jenes für ihre Show vorbereiten musste oder mal wieder ihre Hilfe bei irgendwelchen Entscheidungen brauchte. Und auch keine Eltern! Nichts, einfach nur vollkommene Stille.

Draußen konnte sie helle Blitze über den Nachthimmel zucken sehen und normalerweise hatte sie immer ein recht mulmiges Gefühl in einer stürmischen Nacht. Doch heute nicht. Heute genoss sie es sogar, dass die Elektrizität in den Wolken die Umgebung außerhalb des Raumes hin und wieder etwas erhellte.
 

So saß die Blauäugige eine ganze Weile einfach nur da und schaute hinaus, in die immer wieder erleuchtete Nacht.

Doch da kam ihr plötzlich ein Einfall: „Hm… eigentlich könnte ich ja noch etwas für Weihnachten üben… Frage ist nur… habe ich die CD hier unten?“

Entschlossen, es zu überprüfen, erhob sie sich aus dem Wasser und ging hinüber zur Anlage, unter der sich einige Schubladen mit CDs und anderen Musikdatenträgern befanden. Haruka suchte und suchte… hm… offensichtlich befand sich das gesuchte Objekt doch in ihrem Zimmer… doch dann…

„Hey, das ist ja die Musik vom Sommerfest… die CD habe ich schon ne halbe Ewigkeit gesucht. Wahrscheinlich hatte sie Mama mit hinunter genommen“, freute sie sich, zumindest etwas mit der Suche erreicht zu haben und da sie die eigentlich gesuchten Lieder jetzt nicht abspielen lassen konnte, legte sie eben diese CD ein.

Doch kaum hatte sie auf die Playtaste gedrückt, funktionierte auf einmal überhaupt nichts mehr.

Haruka hörte nur noch einen lauten Knall und fand sich plötzlich in vollkommener Dunkelheit wieder.

„Ganz ruhig! Ganz ruhig, Haruka! Das ist nur ein Stromausfall, weil ein Blitz gerade irgendwo eingeschlagen ist. Kein Grund in Panik zu verfallen…“, versuchte sich die junge Frau selbst zu beruhigen, denn das laute Geräusch und seine Folgen hatten sie ganz schön erschreckt. Um wieder herunterzukommen, atmete sie immer wieder tief ein und aus, wobei sie innerlich doch sehr hoffte, dass bald die Helligkeit in den Raum wieder zurückgelangen würde.
 

„Was war das?“, fragte sie sich in Gedanken, da sie einfach nicht im Stande war irgendeinen Laut aus ihrer Kehle hervor zu bringen. Nun wieder zitternd wandte sich die 18-Jährige der Richtung zu, aus der sie zuvor das unheimliche Geräusch vernommen hatte. Und zu ihrem Leidwesen war es nicht bloße Einbildung gewesen, nein!

Es war nun ganz eindeutig für sie, was es war. Es waren Schritte, die immer näher zu ihr kamen.

„Wer kann das nur sein? Es schlafen doch schon alle. Und… und wenn es nur Ray ist?“, kam es der Blauäugigen in den Sinn, doch sofort musste sie diesen Gedanken wieder verwerfen, „ach quatsch, wenn er schon zu Hause ist, dann ist er auch schon längst ins Bett gegangen, weil er vollkommen erledigt ist, wie immer. Außerdem weiß er ja überhaupt nicht, dass ich hier unten bin, immerhin hatte ich erst ab den Umkleiden die Lichter eingeschaltet, und er kommt auch nie nachts hier hinunter…“

Doch die Schritte suchten sich gezielt ihren Weg aus den Umkleidekabinen in Richtung Schwimmhalle, was Haruka überdeutlich hören konnte. Vorsichtig wurde die Tür geöffnet und um wen es sich auch immer handeln mochte, so wie diese Person hier herumschlich, konnte es sich um niemanden aus diesem Haus handeln.

Immer näher kam die fremde Silhouette und mit jedem weiteren Schritt verfiel Haruka immer mehr in Panik: „Was soll ich tun? Was soll ich tun? … Ich kann nichts tun!“

Verängstigt hatte sich das Mädchen an die Wand hinter sich gedrückt und hielt die Augen geschlossen. Sie hoffte einfach, dass dieser Jemand wieder verschwinden oder aber dass sich ihr eine Gelegenheit zur Flucht ergeben würde.
 

Es war still! Viel zu still!

Als Haruka sich wieder auf die Schritte des Eindringlings konzentrieren wollte, konnte sie auf einmal nichts mehr hören. War dieser Unbekannte etwa wirklich wieder gegangen?

Langsam öffnete sie ihre Augen, konnte jedoch noch immer nichts außer der schwarzen Dunkelheit erkennen. Selbst die Blitze, die alle paar Sekunden mal die Umgebung erhellt und Licht spendet hatten, waren verschwunden. Und obwohl ihre Augen an das Dunkle gewöhnt waren, konnte sie seltsamerweise dennoch überhaupt nichts erkennen.

Vorsichtig löste sie sich etwas von der Wand, da sie dachte, sie könne nun vorsichtig und leise den Keller wieder verlassen.

Darauf bedacht, im Falle nicht entdeckt zu werden, lugte die Brünette um die Ecke in den Gang zu den Kabinen. Doch noch immer konnte sie nichts und niemanden wahrnehmen.

Ihre Blicke, soweit es eben möglich war durch den Raum schweifen lassend, schritt sie langsam rückwärts dem Ausweg entgegen.

Doch mit einem Mal wurde Haruka zu Boden gerissen und konnte sich nicht mehr bewegen, denn irgendetwas, oder besser jemand, lag auf ihr und verhinderte damit ihre Flucht. Verzweifelt öffnete sie ihren Mund, um laut los zu kreischen und nach Hilfe zu rufen. Jedoch schlug auch dieses Vorhaben fehl, denn kaum waren ihre Lippen getrennt und wollten Geräusche aus ihrer Kehle hervorbringen, wurden sie auch schon mit etwas versiegelt.

Tränen der Verzweiflung stiegen der jungen Frau in die Augen. Was sollte sie nur tun? Was konnte sie noch tun? Sie lag nun hier, unter ihr die kalten Fließen, über ihr der warme, nackte Oberkörper eines Mannes, der zu allem Überfluss auch noch ihren Mund mit seiner rechten Hand verdeckte.

Warum war er hier, wer war er und vor allem, was hatte er nun mit ihr vor?
 

Plötzlich schaltete sich das Licht wieder ein und auch der CD-Spieler begann nun die Musik abzuspielen, da der benötigte Strom dafür geliefert wurde.

Mit verängstigten und weit aufgerissenen Augen, blickte Haruka nun in die des Eindringlings.

Auch der Mann über ihr blickte in die saphirfarbenen Augen der jungen Frau und wäre wohl auch in ihnen versunken, wenn sie ihn nicht wieder in die Realität zurückgeholt hätte.

Sie versuchte etwas zu sagen, doch dies war ihr noch immer nicht möglich, da er ja mit seiner Hand ihren Mund bedeckte. Langsam nahm er diese von ihr, konnte allerdings die ganze Zeit über nicht die Augen von ihr lassen.

„Was tust du denn hier? Ich dachte, du schläfst schon längst!“, versuchte sie ihn mit wütender Stimme anzumeckern, was ihr nicht so ganz gelang, wie sie es eigentlich gewollte hatte. Auf einmal kam ihr wieder in den Sinn, in welcher Position sie sich eigentlich befanden und errötete dadurch ziemlich, während sie ihn aufforderte: „Und geh endlich runter von mir!“

„Entschuldige, war nicht meine Absicht!“, meinte er und erhob sich schließlich von ihr, auch wenn er nichts dagegen gehabt hätte, noch etwas länger so liegen zu bleiben.

Ganz wie ein Gentleman bot er ihr seine Hand dar, um ihr aufzuhelfen, die sie auch mit etwas Zögern annahm.

„Dank!“, kam es kurz und knapp über ihre Lippen, während sie sich von ihrem Gegenüber hochziehen ließ. Doch noch immer war ihre Frage damit nicht beantwortet: „Warum bist du hier? Du hast mich ganz schön erschreckt, Shuu.“

„Sorry, aber ich konnte nicht schlafen und als ich dann gehört habe, wie du aus deinem Zimmer gegangen bist, konnte ich mir schon denken, dass du noch etwas ins Wasser wolltest. Also bin ich dir nachgegangen. Ich wurde allerdings von Ray aufgehalten, der eben erst zurückgekommen war, und kaum war ich im Keller angekommen, fiel auch schon der Strom aus“, erklärte der 19-Jährige, bemerkte allerdings sofort, wie freundlich er gerade zu dem Mädchen war, und wollte dies mit seinen nachfolgenden Worten etwas ausgleichen, „und da ich mir dachte, dass du dich hier im Dunkeln so ganz allein fürchten würdest, bin ich trotz der Dunkelheit hereingekommen.“

Nun wieder grinsend, strich er sich seine Haarsträhne kurzerhand aus dem Gesicht.

„Wie kommst du denn auf die Idee, dass ich Angst im Dunkeln haben würde. Immerhin bin ich ja schon ein großes Mädchen, ich fürchte mich vor nichts!“, erwiderte sie daraufhin und klang wirklich sehr überzeugend.

Doch zu ihrem Pech wusste der Grünäugige es mal wieder besser, weswegen er mit sarkastischer Stimme erwiderte: „Natürlich fürchtet sich die Dame vor nichts! Deswegen hättest du ja auch nur das gesamte Haus aufgeweckt, wenn ich dir nicht rechtzeitig den Mund zugehalten hätte.“

„Entschuldige bitte, aber wer hat mich denn zu Boden gerissen?“, konterte Haruka, nun doch etwas aufgebracht, „Außerdem habe ich dich nicht einmal erkannt, du hättest sonst wer sein können und…“
 

Shuu hörte ihr schon gar nicht mehr zu, denn es interessierte ihn nicht wirklich, was sie noch alles für Argumente aufzählen würde, weswegen es seine Schuld war und was wusste er noch für Dinge…
 

Cool zuckte er mit seinen Schultern und ging zur Bank, um auch sein Handtuch dort abzulegen.

„Hör mal, ich rede mit dir!“, schrie sie ihn nun zornig an, doch es erregte noch immer nicht seine Aufmerksamkeit. Dennoch quasselte sie und quasselte und quasselte und wollte anscheinend wohl gar nicht mehr damit aufhören…

Mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen, drehte er sich schließlich zu ihr herum, denn er wusste nun ganz genau, wie er sie zum Schweigen bringen konnte.

„Was? Shuu, was hast du vor? Warum schaust du mich so an?“, wollte sie nun aufgebracht von ihm wissen, denn sein Grinsen ließ ein ungutes Gefühl in ihr aufkommen.

Doch der Grünschopf dachte nicht einmal im Traum daran, ihr darauf eine Antwort zu geben. Mit zielstrebigen Schritten ging er immer weiter auf das Mädchen vor sich zu. Haruka hingegen wich mit jedem seiner Schritte immer weiter zurück, bis sie schließlich wieder die Wand im Rücken hatte und ihr somit keine Ausweichmöglichkeit mehr blieb. Der junge Mann hingegen näherte sich noch immer.

Ängstlich schloss Haruka ihre Augen, doch als sie bemerkte, was er mit ihr tat, riss sie diese vor Schreck wieder auf.

Shuu hatte sie auf seine Arme gehoben und trug sie nun bis zum Beckenrand.

„Shuu, nein! Wag es dich ja nicht, mich…“, doch weiter kam sie mit ihrer Drohung nicht, denn der 19-Jährige hatte sie einfach von seinen Armen fallen lassen.

Wie nicht anders zu erwarten war, fluchte sie doch ziemlich laut, als sie wieder auftauchte und nach Luft rang. Ein Glück, dass ihre Stimme nicht bis in den ersten Stock drang, denn andernfalls wären nun auf diesem Gang alle aufgewacht.

„Ich weiß überhaupt nicht, was du willst“, unterbrach er sie und sprang lässig ebenfalls ins Wasser, von wo aus er zu ihr schwamm und erst kurz vor ihr wieder auftauchte, „Übrigens… du schuldest mir noch eine Revanche!“

„Gibt dieser Kerl denn niemals auf? Was ist denn das für eine Art?“, fragte sich Haruka genervt in Gedanken, sprach jedoch laut aus, „Wenn du es dann endlich gut sein lässt… ein einziges Rennen noch, okay?!“

Mehr wollte der Junge auch nicht, nickte zur Bestätigung und schwamm bis zum Beckenrand. Dieses Mal würden sie ohne ein Startsignal schwimmen, denn sonst hätte Haruka es noch holen müssen und darauf hatte sie überhaupt keine Lust. Shuu überließ ihr sogar den Vortritt und so begaben sie sich beide in Startposition und schwammen drauf los, nachdem Haruka das Signal gegeben hatte.
 

Das Ganze endete dann damit, dass Shuu dieses Mal um Längen gewann, und Haruka erkannte sofort, was Sache war.

Leicht verärgert, aber dennoch lachend, spritzte sie ihm eine Wasserladung entgegen: „Boa, du hast mich gestern nur gewinnen lassen?!“

Sie wusste, dass es so sein musste, denn sie hatte sich heute genauso angestrengt wie gestern, dennoch hatte er sie haushoch geschlagen, was logischerweise bedeuten musste, dass er sich am gestrigen Abend zurückgenommen haben musste.

Und er bestätigte ihre Vermutung, die er ihr mal wieder mit seiner freundlichen Art beibrachte: „Tja, ich musste doch erst wissen, wie gut mein Gegner ist, und außerdem wäre es total langweilig gewesen. Und falls es dich interessiert, ich habe dich nur Aiko zuliebe gewinnen lassen.“

„Wie bitte?!“, brüllte das Mädchen aufgebracht drauf los und erneut landete Wasser im Gesicht des Grünschopfes, was schließlich in eine riesige Wasserschlacht zwischen den beiden ausartete.

Auch wenn Shuu es nicht zugeben wollte, so machte es ihm sichtlich Spaß, sich mit Haruka einen Kampf zu liefern und seine Zeit mit ihr zu verbringen.
 

Doch plötzlich vernahm er etwas, weswegen er sofort aufhörte Wasser auf seine Gegnerin zu schleudern. Auch sein Lächeln verschwand mit einem Mal und stattdessen machte sich Sorge auf seinem Gesicht breit.

Was sollte er nur tun? Konnte er etwas tun?

Haruka stand gut zwei Meter von ihm entfernt und hustete gerade ihr letztes bisschen Sauerstoff aus ihrer Lunge. Die junge Frau hatte die Augen fest zusammengekniffen, hielt die Hand vor den Mund und hoffte, dass es bald wieder vorbei sein würde.

Schnell ging der Grünäugige auf sie zu: „Haruka, alles in Ordnung? Was hast du? Soll ich deine Eltern oder einen Arzt holen?“

Doch er erhielt keine Antwort von ihr, noch nicht einmal eine Reaktion, weswegen auch fraglich war, ob sie ihn überhaupt gehört hatte, immerhin sie war viel zu sehr mit Husten beschäftigt.

Langsam, aber sicher geriet der junge Mann in Panik: „Ich hole Ray!“

Doch ehe Shuu sich von ihr entfernen konnte, wurde er auch schon am Handgelenk von ihr ergriffen und zurückgehalten. Erneut blickte er sie an und konnte sie mit dem Kopf schütteln sehen.

„Warum will sie denn nicht, dass ich jemanden zu Hilfe hole? Es könnte doch gut sein, dass sie Wasser in die Lunge bekommen hat und dann muss es so schnell wie möglich entfernt werden…“, dachte er sich, noch immer in Panik.

Doch allmählich schien es Haruka wieder besser zu gehen. Sie hustete nicht mehr so stark und nach einigen weiteren Sekunden war es zum Glück auch vollkommen vorbei.

Schwer atmend und mit schwacher Stimme, antwortete sie ihm: „Es ist alles in Ordnung! Bitte, sag meinen Brüdern und meinen Eltern nichts davon… vor allem nicht Ray!“

„Spinnst du? Weißt du, was für Sorgen ich mir eben gemacht habe? Es hätte sonst was passieren können“, meckerte er sie wütend an, doch Haruka blickte ihn weiterhin mit flehenden Augen an: „Tut mir leid… aber jetzt ist alles wieder in Ordnung. Bitte! Bitte versprich mir, dass du keinem etwas sagen wirst!“

Einige Zeit lang dachte Shuu darüber nach. Und obwohl er wusste, dass es falsch war, stimmte er letztendlich ihrer Bitte zu und versprach ihr, dass er niemandem etwas davon erzählen würde, auch wenn er nicht verstand, warum sie es nicht wollte.

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So, im nächsten KP kommt dann aber die Party, egal wie lang es werden sollte!!

Kommis sind wie immer erwünscht, egal ob Lob oder Kritik ^.~
 

Gute Nacht *2:4o Uhr sei*

eure Kimie ^.^o

Zerplatzte Träume oder ‚Ich bin immer für Dich da!’

Hallöchen ^-^

So, nach einer netten Schreibblockade, die mich fast in den Wahnsinn getrieben hat, kann ich euch nun endlich das 3. KP präsentieren ^-^

@Lady_Angel: Keru bekommt Angst, wenn du ihn so anstarrst XD
 

Wünsche viel Spaß beim Lesen ^-^
 

Kapitel 3: Zerplatzte Träume oder ‚Ich bin immer für Dich da!’

Ein neuer Tag brach an und jeder konnte ihn diesen nun mit neuer Energie beginnen, jeder außer Shuu. Der junge Mann hatte nämlich eine ziemlich schlaflose Nacht hinter sich gebracht.

Nachdem die beiden jungen Erwachsenen am gestrigen Abend schließlich ihr Nachtschwimmen beendet hatten und zu Bett gegangen waren, konnte Shuu einfach nicht einschlafen. Die ganze Zeit über hatte er entweder an die Decke gestarrt, einen Punkt im Raum fixiert oder vergeblich versucht, seine Augen geschlossen zu halten und irgendwann endlich einzuschlafen. Doch all dies konnte ihn nicht ablenken und zur Ruhe kommen lassen.

Immer wieder spielte sich die Szene vor seinen Augen noch einmal ab, immer wieder hörte er das Husten der Brünetten und ihre heisere Stimme, die ihn darum bat, niemandem etwas davon zu erzählen und immer wieder stellte er sich die Frage, warum?

Was war nur los mit ihr gewesen und warum hatte sie so panisch reagiert, als er ihr sagte, dass er Ray holen würde?

Shuu konnte es sich absolut nicht erklären und auch keine plausible Lösung für ihr Verhalten finden.
 

Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es inzwischen halb neun war.

„Eigentlich kann ich auch aufstehen, schlafen werde ich jetzt ohnehin nicht mehr…“, dachte sich der Grünäugige und erhob sich aus seinem Bett, um sich anzuziehen, zu waschen und dann in er Küche ein köstliches Frühstück und einen sehr starken Kaffee zu sich nehmen zu können. Er war zwar nicht der Typ, den eine schlaflose Nacht gleich umhaute, aber Koffein schadete in solch einem Fall nie und immerhin würde die kommende Nacht auch spät werden.

„Guten Morgen, Shuu. Du bist heute aber mal wieder früh auf den Beinen“, begrüßte ihn seine Mutter, die zusammen mit den anderen drei Elternteilen am Frühstückstisch saß.

„Kennst mich doch, ich bin ein Frühaufsteher, auch in den Ferien“, tat er dies mit seiner Standardantwort ab und setzte sich zu ihnen an den Tisch, wo er sich erst einmal einen Toast und den Kaffee krallte.

Auf seine Antwort hin begann Senri zu lachen, was ihm einen erstaunten Blick von Shuu einbrachte: „Da bist du ja ganz anders als unsere Tochter. Die wird wahrscheinlich vor elf Uhr wieder nicht aufstehen.“

„Deine Tochter ist ja auch von morgens bis abends unterwegs und arbeitet, was man von unserem lieben Sohn nicht gerade behaupten kann. Lass ihr doch ihren Schlaf, auch sie muss sich mal erholen“, verteidigte Shunto die Tochter seines Freundes.

„Das ist auch wieder wahr, aber auch so schläft sie an Wochenende und Feiertagen ewig, auch wenn sie davor nichts zu tun hatte“, erwiderte Senri, noch immer lachend.

„Wollen die sich jetzt die ganze Zeit darüber ‚streiten’, welche Gründe unser frühes Aufstehen oder langes Schlafen rechtfertigen? Dann hätte ich auch oben bleiben können, da hätte ich zumindest Ruhe gehabt…“, dachte sich der 19-Jährige seufzend und nahm anschließend einen Schluck seines koffeinhaltigen Heißgetränkes zu sich.

„Shuu, möchtest du vielleicht noch etwas anderes zum Frühstück? Du musst es nur sagen“, erkundigte sich Mitsuko bei ihrem Gast, denn sie hatte mitbekommen, dass er an diesem Morgen irgendwie anders war als den vorherigen.

Doch dieser versicherte ihr, dass er wunschlos glücklich sei, weswegen sie es auch dabei beließ.

„Morgen!“ – „Guten Morgen!“, wünschten nun auch die zwei Mädchen ihren Familienmitgliedern und ihren Gasteltern. Ausgeschlafen und voller Energie setzten auch sie sich an den Tisch und machten sie sogleich über die Köstlichkeiten her.

Jetzt waren sie soweit vollständig… bis auf Haruka, die noch in ihrem Bett lag.

Masato musste ja, im Gegensatz zu seiner Schwester, heute noch zur Schule, bevor es auch für ihn in die Ferien ging, und Ray hatte mit ihm zusammen das Haus verlassen, da er noch einige Dinge erledigen musste.
 

„Shuu, wo ist denn Haruka?“, wollte die 5-Jährige von ihrem großen Bruder wissen, nachdem sie alle ihr Frühstück beendet hatten.

„Die schläft noch, meine Kleine“, antwortete ihr stattdessen Mitsuko mit einem warmen Lächeln, „Es kann noch etwas dauern, bis sie aufsteht… hm… da fällt mir ein, ich habe gestern Abend unter den ganzen Büchern im Regal auch noch eine DVD vom letzten Winterstück von Ray und Haruka gefunden. Wenn ihr wollt, dann könnt ihr es euch solange anschauen, bis Haruka endlich aufsteht.“

„Oh ja, das ist bestimmt total toll. Ich will es gerne sehen“, stimmte das kleine Mädchen begeistert dem Vorschlag zu und wandte sich anschließend an ihre Geschwister: „Guckt ihr beiden mit mir?“

„Warum nicht, ich habe ohnehin nichts besseres zu tun, bis Masato wieder aus der Schule kommt…“, stimmte Diana schulterzuckend zu, obwohl… so egal war es ihr doch nicht, wie sie gerade ihrer Familie weiszumachen versuchte, denn es interessierte sie schon, ob sie wirklich so gut war, wie alle sagten, außerdem hätte sie dann einen Grund, sie heute Abend auf die Tanzfläche zu zerren! Ja, Diana hatte heute Abend noch so einiges mit ihr vor, aber nicht nur mir ihr!

Shuu musste auf ihre Bemerkung hin eine Augenbraue in die Höhe ziehen, denn ihre Worte machten ihn auf etwas aufmerksam: „Sag mal, Diana… was machst du eigentlich die ganze Zeit mit Masato? Entweder sieht man dich den ganzen Tag überhaupt nicht oder nur mit ihm zusammen…“

Ihrem älteren Bruder kam das ganz schön verdächtig vor und er wollte unbedingt eine Antwort erhalten. Die erhielt er auch, hätte aber nie mit solch einer gerechnet: „Ob du es glaubst oder nicht, Masato ist der Vorsitzende des Professor Ookido Fanclubs und hat ihn sogar schon einmal persönlich getroffen! Da ist doch klar, dass ich als großer Fan ziemlich viel mit ihm zu bequatschen habe. Außerdem arbeiten wir zusammen gerade an einem Projekt, das wir ihm dann zeigen wollen.“

Das Mädchen war außer Rand und Band und hörte überhaupt nicht mehr auf zu reden, inzwischen bereute es der junge Mann, sie danach gefragt zu haben. Aber woher hätte er denn auch wissen können, dass Masato offensichtlich ein noch größerer Fanatiker war als seine Schwester?

„Ist ja gut, ist ja gut…“, versuchte Shuu irgendwann, seine Schwester zum Schweigen zu bringen. Warum musste auch ausgerechnet sie so technikvernarrt sein? Okay, jeder aus seiner Familie hatte etwas, in das er so vernarrt war, dass er jedem anderen damit auf die Nerven ging. Bei ihm selbst hielt sich das Ganze ja noch in Grenzen, und Aiko hatte noch nichts gefunden, in das sie sich so sehr ‚verliebt’ hatte. Aber bei seinen anderen beiden Schwestern kam schon lange jede Hilfe zu spät.
 

„Guckst du auch mit uns, Shuu?“, fragte Aiko nun noch einmal ihren Bruder, der daraufhin erst einmal skeptisch dreinblickte: „Worum ging es denn in dem Stück?“

„Oh, das ist eine total schöne und romantische Geschichte. Es geht um einen Jungen namens Koji, dessen Lebensmotto lautet: ‚Liebe ist Freundschaft’, und seine beste Freundin Mira, die sich viel mehr wie ein Junge verhält als wie ein Mädchen, hat sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Eines Tages kommt die Tochter des Direktors aus Sinnoh zurück und die drei werden Freunde, wobei sich Koji in sie verliebt.

Nachdem er Mira das Herz gebrochen hat, entschließt sie sich, das College zu verlassen und ihren Eltern beim Umzug in das neue Haus zu helfen. Koji versucht Mira aufzuhalten, doch es bringt nichts. Auch die Direktorentochter Yuri ist anwesend und ihr schenkt sie ihr Lieblingshalstuch.

Acht Jahre später haben Koji und Yuri eine Tochter, die sie nach ihrer besten Freundin Mira benannt haben. Auf den Wunsch ihrer verstorbenen Mutter will die Tochter nun ihren Vater und ihre Namensgeberin zusammenbringen, da sie laut ihrer Mutter zusammengehören. Doch Mira ist inzwischen verlobt und ob alles ein gutes Ende nehmen wird, überlasse ich der DVD, denn mehr möchte ich noch nicht verraten!“, erzählte Mitsuko den Inhalt des Stückes, während ihr alle aufmerksam lauschten.

„Eine wirklich romantische Geschichte“, stimmte Ayana ihrer Freundin zu, „Hoffentlich wird die diesjährige auch so schön.“

„Mit Sicherheit“, mischte sich Senri nun wieder ins Gespräch mit ein, „Haruka schwärmt schon, seit sie die Story geschrieben hat, davon wie toll es werden wird, und Ray hat ihr nie widersprochen. Trotzdem haben sie nie ein Wort über den Inhalt verloren!“

„Moment, du meinst… deine Tochter hat auch noch die Stücke geschrieben und spielt sie nicht nur?“, fragte der 44-Jährige noch einmal erstaunt nach, was ihre beiden Eltern mit einem stolzen Nicken bestätigten. Lächelnd wandte Shunto sich daraufhin seinem Sohn zu: „Sag mal, Shuu… wäre das nicht die ideale Freundin für dich? Haruka hat zumindest etwas im Kopf und viele Talente, im Gegensatz zu den Mädchen aus deiner Schule, die dich die ganze Zeit über anhimmeln.“

„J-jetzt hör aber mal auf, ja…“, stotterte der Sprössling und zog mit den Worten „Lasst uns endlich das Stück anschauen!“ in Richtung Wohnzimmer ab und das noch früh genug, bevor noch alle sein rotes Gesicht sahen.

Im Esszimmer brach Gelächter aus, doch einige Augenblicke später folgten ihm auch schon seine beiden Schwestern, sowie Mitsuko, um ihnen die DVD einzulegen.
 

Und so schauten sich die drei Geschwister schließlich das etwas längere Video an, bei dem so einiges Lachen zu entlocken war, aber auch einige Tränen… zumindest bei den beiden Mädchen. Für den jungen Mann war die Geschichte ganz nett, aber nicht das Wahre, denn es kam keinerlei Aktion vor. Dennoch fand er, dass Haruka eine wunderschöne Stimme besaß und sehr gut schauspielern konnte, er war schon sehr auf die kommende Aufführung gespannt.

„Hört ihr das auch?“, riss ihn plötzlich seine jüngste Schwester aus seiner Gedankenwelt, nachdem sie alle Geräte abgeschaltet hatten. Auf ihre Frage hin begannen nun auch die beiden älteren Geschwister zu lauschen und tatsächlich konnten sie von irgendwoher Musik vernehmen.

„Hat einer von euch etwa eine Anlange angelassen?“, richtete sich Shuu an seine Schwestern, die allerdings nur mit dem Kopf schüttelten.

Plötzlich war es ruhig… doch dann begann die Musik erneut zu spielen.

Wer war es nur, der so laut die Musik laufen ließ? Einer von den Nachbarn vielleicht? Wenn der so weitermachte, würde er Haruka sicherlich bald aufwecken.

Auf einmal kam Mitsuko zu ihnen ins Wohnzimmer, zusammen mit einem Tablett mit Getränken: „Oh, wie es scheint ist, Haruka schon auf…“

„Was meinen Sie damit?“, fragte klein Aiko nicht verstehend, während sie dankend ein Getränk von ihrer Gastgeberin annahm.

„Warum ist sie denn nicht zu uns gekommen und hat ‚Guten Morgen’ gesagt?“, wollte nun auch Diana verdutzt wissen.

Als die 42-Jährige an den Grund dachte, musste sie etwas lachen: „Ach, wisst ihr… einige Tage vor dem Auftritt kommt es vor, dass sie manchmal aufwacht und mit sich vollkommen unzufrieden ist. Sie glaubt dann immer, dass sie schlecht sei und alles einstudierte nicht könnte, weswegen sie jeden einzelnen Schritt noch einmal durchgeht. Da vergisst sie über ihren Frust schon einmal, uns einen guten Morgen zu wünschen, nehmt es ihr bitte nicht übel.“

„Wo ist sie denn gerade?“, wollte nun die Jüngste in Erfahrung bringen, da sie zu ihrer besten Freundin wollte.

„Sie ist unten in ihrem Tanzstudio. Es befindet sich zwei Räume weiter von den Umkleidekabinen des Pools. Aber beobachtet sie bloß nicht, sie macht euch die Hölle heiß, sollte sie das mitbekommen. Niemand von uns darf hinunter gehen, wenn sie übt, und bis hier oben hört man außer der lauten Musik auch nichts“, gab sie den Kindern einen gut gemeinten Rat. Ob sie diesen Befolgen würden, mussten sie sich noch überlegen, zumindest wussten sie nun, wo sie als nächstes hingehen würden.
 

Natürlich führte ihr Weg sie in den Keller, wie sollte es auch anders sein, und je näher sie dem Raum kamen, desto lauter wurde die Musik und desto mehr bekam man auch von Harukas Gesang mit. Offensichtlich wollte sie durch die laute Melodie verhindern, dass ihre neugierigen Eltern etwas von dem Stück mitbekamen, außer den Instrumentalliedern natürlich.

Shuu deutete den Mädchen an, ruhig zu bleiben, und öffnete daraufhin vorsichtig die Tür. Leise zu sein war nicht wirklich notwendig, denn Haruka würde an anderen Geräuschen außer ihrer Musik ohnehin nichts mitbekommen. Jedoch mussten sie aufpassen, von ihr nicht entdeckt zu werde.

Als die drei ‚Spanner’ durch den Tür lugten, sahen sie, wie Haruka gerade mit seltsamen Hand- und Armbewegungen auf der Stelle stand und plötzlich eine Drehung machte, bei der sie einige Schritte weiter nach rechts ging und dort dann weiter nach rechts hüpfte. Was das Ganze bewirken sollte, wussten sie nicht, aber eines war klar, es sah ziemlich komisch aus.

„Ach, verdammt!“, brüllte das Mädchen plötzlich und stapfte auf die Anlage zu, um den Song noch einmal von vorne abspielen zu lassen. Die Musik setzte ein und sie begab sich wieder auf ihren Platz vor der Spiegelwand, in der sie sich selbst sehen und feststellen konnte, ob alles seine Richtigkeit hatte.

Erneut begann sie mit ihrem Hüpfen und den Armkreisen, wobei sie dieses Mal sogar noch zu dazu sang: „Wie kann mein Blick den deinen Treffen? Wie kann ich da…

Doch plötzlich brach sie ab und ging erneut auf den Schrank zu, dieses Mal jedoch stellte sie die Anlage ganz aus.

„Ihr braucht euch nicht hinter der Tür zu verstecken…“, sagte sie, wobei ihr Tonfall darauf schließen ließ, dass sie etwas verstimmt war.

„Dir scheint es ja wieder besser zu gehen, wenn du dich schon wieder so aufregen kannst“, erwiderte der Grünäugige, sich durch die Haaren fahrend, während er zusammen mit seinen Schwestern den Raum betrat.

„Ging es dir schlecht?“, fragte Aiko daraufhin besorgt nach. Doch Haruka gab darauf keine Antwort, sondern starrte stattdessen Shuu nur erschrocken an. Diesem fiel gerade auf, dass er sich verplappert hatte, denn niemand wusste, was letzte Nacht geschehen war.

Schnell versuchte er die Situation noch zu retten, indem er irgendetwas von sich gab, das ihm gerade so in den Sinn kam: „Ähm… ob ihr es glaubt oder nicht, Haruka hat es doch glatt geschafft, im Whirlpool einzuschlafen, und hätte ich sie nicht geweckt, wäre sie wahrscheinlich ertrunken… Habe sie dann gleich ins Bett geschickt, weil sie vollkommen fertig war.“

„Wirklich?“, wollte die Jüngste diese Story auch von Haruka selbst bestätigt haben, die daraufhin nur nickte, jedoch noch hinzufügte: „Aber jetzt bin ich wieder vollkommen fit und wenn du möchtest, können wir gleich weiter mit dem Schwimmtraining machen!“

„Supi, ich hole nur schnell meinen Badeanzug“, freute sich das Mädchen und rannte gleich darauf aus dem Raum und die Treppen hinauf bis zu ihrem Zimmer.

„Und was ist mit dir, Diana? Kommst du mit uns?“, erkundigte sich die Blauäugige nun bei der älteren Schwester, die daraufhin nur erwiderte: „Ach nein, ich glaube, ich suche mir schon mal mein Outfit für heute Abend raus, und bald kommt ja auch Masato aus der Schule… habt ihr lieber allein euren Spaß, ich muss nicht so oft ins Wasser.“

Mit diesen Worten verabschiedete sie sich von den beiden jungen Erwachsenen und verließ die Kellerräume ebenfalls.

Nun waren Shuu und Haruka allein, was der jungen Frau doch etwas unangenehm war. Nicht, dass sie ihn nicht mochte, im Gegenteil. Aber nach letzter Nacht…

„Wann geht eigentlich die Feier los?“, erkundigte sich Shuu bei ihr und wollte damit irgendwie die unangenehme Stimmung durchbrechen.

„Ähm… ab 18 Uhr geht es los und es wäre nicht schlecht, wenn ich pünktlich dort sein könnte… falls es dir nichts ausmacht…“, ihre plötzliche Höflichkeit und Rücksichtsnahme erstaunten ihn, er hatte eigentlich damit gerechnet, dass sie ihm zickig antworten würde, dass sie auch ohne ihn gehen würde, wenn es sein müsste, sollte er nicht rechtzeitig fertig sein. Als sie keine Reaktion von ihm erhielt, wandte sie sich schwach lächelnd von ihm ab, um den Raum zu verlassen und in den Umkleidekabinen noch schnell unter die Dusche zu springen.

Doch weit kam sie nicht, denn als sie an ihm vorbeigehen wollte, streckte er seinen Arm aus und versperrte ihr damit den Durchgang, als sie etwa auf gleicher Höhe waren.

„Du musst dich mir gegenüber aus Dankbarkeit oder Angst nicht anders verhalten als sonst… okay?“, flüsterte er ihr sanft ins linke Ohr. Erstaunt über seine Worte drehte sie den Kopf zu ihm hin, was ein ziemlich großer Fehler war, wie sie feststellen musste, denn nun waren ihre Gesichter gerade einmal eine Handbreite voneinander entfernt.

Zum zweiten Mal wurde ihr bewusst, wie wunderschön seine smaragdfarbenen Augen waren und wie tief sie in diese eintauchen konnte. Ganz langsam näherten sich ihre Gesichter und Haruka konnte schon seinen Atem auf ihrer Haut spüren, als…

„Hier bin ich wieder! Kommst du, Haruka?“, Aiko kam zusammen mit ihrem Schwimmkostüm gerade die Treppe heruntergelaufen, mit einem freudigen Strahlen im Gesicht. Aus der Sicht des Mädchens war Haruka überhaupt nicht zu sehen, nur Shuus Rücken, wofür die junge Frau doch sehr dankbar war.

Schnell stieß Haruka den Arm ihres Gegenübers beiseite und trat in den Gang.

„Ich komme schon!“, rief sie ihr zu und konnte nur noch zuschauen, wie Aiko freudig in die Umkleide hüpfte. Mit eiligen Schritten folgte Haruka ihr, einerseits weil die 5-Jährige auf sie wartete und andererseits, weil sie so schnell wie möglich von Shuu weg wollte.
 

Sie konnte es sich nicht erklären, fand einfach keinen plausiblen Grund… wenn sie an den Moment in der Tür zurückdachte, verspürte Haruka doch tatsächlich starkes Herzklopfen… Aber warum? Sie kannten sich gerade einmal zwei Tage und außerdem war sie doch in einen anderen verliebt… es wollte einfach nicht in ihren Kopf rein.
 

„Du, Shuu? Wann geht ihr denn heute Abend auf die Party?“, wollte das kleine Mädchen von ihrem Bruder wissen, während sie dieses Mal ohne Hilfsmittel durch den Pool schwamm; Shuu war natürlich die ganze Zeit über direkt neben ihr, damit er sie im schlimmsten Fall über Wasser halten könnte.

„Um 18 Uhr geht’s los, warum fragst du?“, stellte er mit hochgezogener Augenbraue die Gegenfrage. Die Gefragte kam am Beckenrand zum Stillstand und hielt sich kichernd an diesem fest: „Ach, nur so…“

Da öffnete sich auch schon die Tür und Haruka trat in ihrem roten Bikini in die Schwimmhalle, noch immer vollkommen abwesend mit ihren Gedanken.

„Wie lange brauchst du denn, um dich umzuziehen?“, riss der Grünäugige sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht aus ihren Gedanken.

Doch diese vollkommen unnötige Bemerkung seinerseits wollte sie keinesfalls einfach auf sich sitzen lassen: „Entschuldige bitte, aber ich musste mich nicht bloß umziehen, sondern war vorher auch noch duschen und das braucht nun einmal seine Zeit!“

„Ja, natürlich…“, erwiderte Shuu daraufhin die Schultern zuckend. Wütend stapfte die junge Frau nun auf ihn zu, denn er befand sich im Becken, nur wenige Meter vor ihr.

Auf einmal machte es laut *PLATSCH* und Haruka war im Wasser gelandet. Shuu konnte sich nicht mehr halten und begann hemmungslos zu lachen, während Aiko zuerst verdattert und dann besorgt dreischaute.

Laut fluchend tauchte das Mädchen schließlich wieder auf und vernahm auch gleich das Gelächter des jungen Mannes, den sie daraufhin erst einmal zusammenstauchen musste: „Was gibt es da zu lachen? Ich kann doch nichts dafür, dass es so glatt ist und ich ausrutsche, das hätte dir genauso passieren können.“

„Es ist aber nicht mir, sondern dir passiert! Und natürlich war es rutschig, die so elegante Haruka würde doch niemals über ihre eigenen Füße stolpern“, bei dem Gedanken daran, wie sie gestolpert war und nun versuchte, es durch die Nässe des Bodens zu rechtfertigen, ließ ihn nur noch lauter lachen.

Erneut brach eine Wasserschlacht aus, in der auch Aiko mitmischte, nachdem sie sich schnell ihre Schwimmflügel wieder übergestreift hatte.
 

So vergingen die Stunden, in denen die drei sich im Pool aufhielten, mit dem Rest der beiden Familien ein köstliches Mittagessen zu sich nahmen und zusammen mit den anderen drei Geschwistern, ja, Masato und Ray waren auch wieder zu Hause, den Nachmittag mit Gesellschaftsspielen verbrachten.

Das verlief allerdings nicht so ganz glimpflich, denn beim Monopoly schlossen sich dann irgendwann Diana und Masato zusammen, was wiederum zur Folge hatte, dass Haruka Aiko unter die Arme griff und die beiden übrigen Jungs dadurch ziemlich schnell pleite gingen. Nachdem also dieses Spiel nicht ganz fair verlaufen war, entschlossen sie sich dann Cranium, ein Wissensspiel, zu spielen. Bei diesem Spiel mussten Zweierteams gebildet werden und die Aufgaben waren so etwas wie Pantomime, buchstabieren oder Lieder summen. Der Fairness halber bestand jedes Team aus einem Jungen und einem Mädchen, wobei für Aiko extra leichte Aufgaben genommen wurden, damit auch sie mitspielen konnte. Der Haken dabei war dann allerdings wieder, dass Shuu und Haruka nicht so wirklich miteinander auskamen und ziemlich viele unnötige Bemerkungen dem jeweils anderen an den Kopf geworfen wurden.

So gegen 17 Uhr beendeten sie dann ihre Spielrunden und wollten sich für die Feier fertig machen. Aiko ging währenddessen zu Haruka mit ins Zimmer, da sie sich bei ihr im Filmschrank bedienen durfte und sollte, damit auch sie den Abend ohne die anderen irgendwie überstehen könnte.

Inzwischen war es schon 17:23 Uhr und die junge Frau stand noch immer vor ihrem Kleiderschrank und konnte sich einfach nicht entscheiden, was sie denn am heutigen Abend tragen sollte. Dies bemerkte auch die 5-Jährige, weswegen sie zu ihr ging und ihr helfen wollte. Wenige Augenblicke später hielt sie auch schon ein Oberteil in der Hand und passend dazu eine schwarze Hose.

Gegen die Hose hatte Haruka nichts einzuwenden, denn es war eine ihrer Lieblingsstücke, aber das Top…

„Bist du sicher, dass es dieses Top sein muss?“, vergewisserte sie sich noch einmal bei dem kleinen Mädchen, denn sie hatte ihr versprochen, nachdem sie sich selbst nicht entscheiden konnte, das zu tragen, was ihr die Grünäugige gab.

Das kleine Mädchen grinste dabei nur übers ganze Gesicht und nickte eifrig: „Ich finde es super und ich bin mir sicher, dass es Shuu auch gefallen wird!“

„Aiko!“, kam es entsetzt von Haruka, „Ich ziehe das bestimmt nicht für deinen Bruder an, verstanden?“ „Okay, aber dann mir zuliebe, ja?“, konterte sie zuckersüß und nach einigem hin und her hatte sie doch ihren Willen bekommen und Haruka das Top angezogen.

Ein Blick auf die Uhr verriet der jungen Frau, dass es bereits zehn Minuten vor sechs war und sie sich beeilen musste. Also griff sie sich noch schnell aus dem Schrank eine passende Jacke und zog den Reißverschluss bis oben zu.

„So, ich muss dann auch schon los. Such dir einfach etwas aus dem Regal raus und schau es dir an, du weißt ja. wie der DVD-Player funktioniert. Wenn du möchtest, kannst du hier gucken, oder du wirfst die lieben Erwachsenen aus dem Wohnzimmer raus“, meinte Haruka noch zwinkernd, bevor sie sich schließlich auf den Weg hinunter begab.
 

„Da bin ich, auf geht’s!“, verkündete die 18-Jährige, als sie Treppen hinuntergerast kam. Am Kleiderständer schnappte sie sich noch ihre Winterjacke, denn wie sie im Augenblick gekleidete war durfte es doch etwas zu kalt sein. Und schon waren die Vier auf dem Weg in Richtung Schule.
 

Dort angekommen wurde ihnen auch sofort der Eintritt gewährt, denn jeder kannte Haruka und Masato und so brauchten sie auch keine Schulausweise vorzuzeigen.

Im Inneren herrschte schon richtig gute Stimmung, obwohl die Feier und die Tanzfläche noch nicht offiziell eröffnet waren. Doch bevor sie sich zur Bühne begaben, mussten sie sich erst noch ihrer überflüssigen Kleidungen entledigen. Hierzu waren einige Klassenzimmer aufgeschlossen worden und ein Teil des Komitees verwaltete die Kleiderabgabe. Doch dies war bei den Vieren nicht nötig, denn Haruka sammelte alles ein und schloss es in einen separaten Raum ein, zu dem nur sie mit dem Schlüssel Zugang hatte.

„Also dann, wir sehen uns später!“ Den beiden Älteren noch zuwinkend verschwanden Masato und Diana auch schon um sich zu amüsieren.

Doch Shuu und Haruka kümmerten sich nicht weiter darum und sahen sich im Raum um. Schnell hatte die junge Frau auch schon ihre Freunde gefunden und steuerte sofort auf sie zu.

„Da bist du ja endlich. Alle warten schon auf dich“, teilte Keru seiner besten Freundin lächelnd mit. Doch seine Aussage verwunderte das Mädchen. „Was Keru damit sagen will ist, dass noch niemand die Feier eröffnet hat“, erläuterte Kanata ihr grinsend und Haruka verstand natürlich sofort, worauf sie hinauswollte. „Das hätte doch auch einer von euch machen könne, warum immer ich?“, wollte sie von ihren Freunden wissen, doch diese taten ganz scheinheilig und wollten dazu auch keinen weiteren Kommentar abgeben. Seufzend schüttelte die Blauäugige den Kopf und begab sich auf die Bühne, auf der sie sich vor das Mikrofon stellte: „Okay, so wie es aussieht, hat sich mal wieder jeder gegen mich verschworen… aber was soll’s, immerhin ist heute Nacht Party angesagt. Seid ihr auch alle gut drauf?“ Die Halle brach in tosendes Gebrüll aus, was Haruka etwas zum Lachen brachte: „Gut, dann… LASST DIE PARTY BEGINNEN!“ Sofort setzte Musik ein und die Anwesenden begannen zu tanzen und sich zu amüsieren.

„War das jetzt so schwer?“, richtete sich Haruka nun an ihre Freunde aus dem Komitee, die diese Aufgabe ebenfalls hätten erledigen können. Doch diese wussten es mal wieder besser und erwiderten darauf nur: „Natürlich nicht…“ – „…aber wir hatten keine Lust dazu!“

Inzwischen hatte sich auch Shuu zu den Dreien bzw. zu Haruka gesellt, weswegen er auch sofort grinsend von Kanata angeschaut wurde: „Ist das dein Freund, Haruka?“ Die Angesprochene lief auf ihre Worte hin rot an: „Ähm… nein… also…“

„Nur für diesen Abend, damit ich mit auf die Party kommen kann. Mein Name ist übrigens Shuu“, stellte sich der junge Mann schließlich selbst vor, wobei er sich durch die Haare fuhr. Die Reaktion ihrer Freundin brachte Kanata etwas zum Lachen: „Das weiß ich doch schon alles. Keru hat’s mir vorhin schon erzählt, aber ich wollte Harukas Reaktion auf diese Frage sehen.“ Nun begannen auch die beiden Jungen zu lachen, nur Haruka war das Ganze etwas peinlich, was man ihrer Gesichtsfarbe auch entnehmen konnte.

„Ja ja, lacht ihr nur… ich gehe lieber tanzen“, damit wollte die junge Frau auch eigentlich gehen, jedoch wurde sie von ihrer Begleitung daran gehindert.

„In deiner Strickjacke…“, kommentierte er grinsend. Shuu fragte sich im Stillen, warum sie sich dieser noch nicht entledigt hatte. Was hatte sie darunter zu verbergen? Bei dem Gedanken wurde sein Grinsen nur noch breiter. Am Liebsten hätte er sie einfach so gefragt, doch das wäre zu einfach und würde ihm auch nicht so viel Spaß machen. Also machte er es auf seine typische Art: „Ich verstehe wirklich nicht, was du verstecken willst, immerhin hast du nichts zu bieten. Du kannst also ruhig die Jacke ausziehen… obwohl, wenn ich es mir recht überlege… lass sie vielleicht doch besser an und erspar uns allen diesen Anblick, ja?“

Mit wütenden Augen funkelte sie ihn daraufhin an, weswegen ihre besten Freunde schon einmal in Deckung gingen. Doch die erwartete Standpauke blieb aus und stattdessen ging sie ganz nah an ihn heran und zischte: „Und du hältst dich für unwiderstehlich, was? … Gut, aber dann bringst du auch meine Jacke weg!“

Sich nicht von ihm entfernend drückte sie Shuu den Schlüssel in die Hand und zog mit einem kurzen Ruck an ihrem Reißverschluss. Den Blickkontakt die ganze Zeit über aufrecht erhaltend, zog sie schließlich ihre Jacke ganz aus und warf sie dem jungen Mann ebenfalls in die Arme.

„Los, komm schon Kanata! Lass uns tanzen gehen“, mit diesen Worten verließ sie ihre Freunde und begab sich auf direktem Wege auf die Tanzfläche.

„Ihr habt sie gehört… also Shuu, ich bin Kanata, Harukas beste Freundin und bin dann auch mal auf der Tanzfläche. Kommt ihr beiden auch mit?“, stellte sich das Mädchen nun ebenfalls vor und fragte die Jungen um ihre Begleitung. Keru war natürlich sofort dabei, doch Shuu deutete kurz auf die Jacke in seinem Arm. Bevor er auch nur ans Tanzen denken durfte, musste er erst einmal Harukas Jacke zu den anderen bringen: „Ich komm gleich nach, dauert nur zwei Minuten.“

Zum Glück hatte der Grünäugige einen ausgezeichneten Orientierungssinn und so war es für ihn ein Leichtes, den richtigen Raum in der für ihn vollkommen fremden Schule wieder zu finden. Schnell wurde in diesem das Kleidungsstück über einen Stuhl gehängt, die Tür wieder verschlossen und schon befand er sich auf dem Rückweg.
 

„So, und was nun?“, fragte er sich, während er seinen Blick durch den Raum wandern ließ. Doch da erblickte er auch schon seine Zielperson. Nun konnte er sie in aller Ruhe aus der Ferne mustern, was ihm zuvor nicht wirklich möglich gewesen war.

Sie war wirklich eine Schönheit. Sie trug eine schwarze Hose und dazu ein gleichfarbiges Top, welches bauchfrei und hinter ihrem Nacken zusammengebunden war, damit es auch hielt. Er musste zugeben, dass sie einen umwerfenden Körper hatte. Aber das hatte er auch schon vorher gewusst, immerhin hatte er sie oft genug im Bikini gesehen. – Oft genug? Nein, für seinen Geschmack nicht oft genug, dass es ihm reichte; aber oft genug, um zu sagen, dass er es schon vorher gewusst hatte.

Aber es war nicht nur ihr Körper, der ihm gefiel. Er mochte ihr Gesicht, ihr wunderschönes Lächeln, ihre strahlenden, saphirfarbenen Augen und… eigentlich ihre ganze Art. Er mochte, wie sie mit ihm umging, sich ihm gegenüber verhielt, sich aufregte und wenn sie wegen ihm rot anlief, egal ob aus Wut oder aus Scham, das machte für ihn keinen Unterschied, denn er fand es einfach nur süß.
 

„Hey Shuu, was stehst du hier so rum? Wir warten schon auf dich, also komm endlich!“, damit wurde der junge Mann hinter Keru hergezogen und kaum waren sie auf der Tanzfläche angekommen, fand er sich auch schon zwischen mehreren Mädchen wieder. Doch eigentlich wollte er nur mit einer tanzen, die sich zu seinem Leidwesen nicht unter den jungen Damen um ihn herum befand.

Doch lange ließ sie auch nicht auf sich warten, worüber er sehr froh und dankbar war. So gut es eben ging, kämpfte sie sich bis zu Shuu vor und legte beim Tanzen ihre Arme um ihn. Dies signalisierte den Mädchen, dass er schon vergeben und mit ihr hier war, weswegen sie ihm auch alle wieder von der Pelle rückten und mit seiner ‚Freundin’ allein ließen.

„Kannst wohl nicht von mir lassen, was?“, richtete er schließlich mit seinem typischen Grinsen das Wort an sie. Die Angesprochene lief daraufhin etwas rot an, als sie erwiderte: „D-das hättest du wohl gerne, was?“ „Wenn du mich so fragst… ja! Aber das brauche ich gar nicht zu wollen, denn du willst es ja!“, sprach er in einer Lautstärke, bei der nur sie es hören konnte. Erneut stieg ihr die Röte ins Gesicht. Doch auch wenn er es sehen würde, so stieß sie ihn dennoch etwas von sich: „Was redest du für ein verwirrendes Zeug?“ – „Warum hast du dich mir an den Hals geworfen?“, konterte der junge Mann, der über ihr Verhalten sichtlich vergnügt war.

„Weil ich gesehen habe, dass du von den ganzen Mädchen weg wolltest“, erklärte sie ihm mit nun ernster Stimme. Doch schon fiel Shuu wieder ein passender Gegenkommentar ein: „Wirklich?… Wollte ich von den Mädchen weg? Oder wolltest du, dass ich von dem Mädchen wegkomme?“

Langsam wurde Haruka wütend. Sie verstand nicht, warum er so mit ihr sprach, was er damit sagen wollte, worauf er hinaus wollte. Doch eines wusste sie genau, auf diese Diskussion hatte sie eindeutig keine Lust.

Verärgert stieß sie ihn nun vollkommen von sich, funkelte ihn noch einmal zornig an und ließ ihn schließlich allein stehen, um sich etwas zu trinken zu besorgen.

„Hey, Shuu? Was ist denn los?“, fragte Kanata ihren neuen Freund. Sie hatte mitbekommen, wie sich ihre Freundin von ihm entfernt hatte, da sie zusammen mit Keru direkt neben ihnen war.

Der Gefragte schaute der jungen Frau allerdings nur grinsend nach, während er sich eine Strähne aus dem Gesicht schnippte und seine eigenen Gedanken machte.
 

„Hallo, meine Schöne, bist du nicht Haruka Safáia?“, lenkte ein fremder, gut aussehender junger Mann Harukas Aufmerksamkeit auf sich, als sie gerade ihr Getränk an der Bar entgegengenommen hatte. Verwundert blickte die Gefragte ihn an und beim genaueren Betrachten musste sie feststellen, dass er ihr auf eine gewisse Weise bekannt vorkam. „Ähm… ja… und du bist?“, fragte sie ihn schließlich, denn sie konnte ihn absolut nicht einordnen.

Auf ihre Frage hin begann ihr Gegenüber leicht zu lachen: „Du erkennst mich nicht wieder? Na ja, ist ja auch kein Wunder, immerhin haben wir uns nur einmal getroffen und das war vor etwa 13 Jahren.“ „Was?“, fragte die 18-Jährige geschockt nach.
 

Konnte es sein? Konnte es wirklich wahr sein? War er wirklich der kleine Junge von damals, den sie seitdem nicht vergessen konnte?
 

Übers ganze Gesicht strahlend blickte er sie an und wartete darauf, dass bei ihr endlich der Groschen fallen würde.

„Dieses strahlende Gesicht… er muss es sein! Aber wie war noch gleich sein Name? Ich komme nicht drauf…“, ging es Haruka durch den Kopf. Doch plötzlich durchfuhr es sie wie ein Blitz: „Du bist Kiro, nicht? Ich bin einfach nicht auf deinen Namen gekommen. … Aber sag, wieso bist du hier auf der Party? Und wie bist du hereingekommen, schließlich gehst du gar nicht auf diese Schule…“

„Macht nichts, meine Kleine. Immerhin hast du dich jetzt wieder daran erinnert. Ich bin durch meine Cousine hereingekommen, aber die hat sich gleich danach verabschiedet… willst du tanzen?“, forderte Kiro sie schließlich zum Tanzen auf und legte einen Arm um sie. Haruka war so richtig glücklich darüber ihn wieder zu sehen, dass sie noch nicht einmal auf seine anzüglichen Bemerkungen achtete und sehr gerne die Tanzaufforderung annahm.

Zusammen gingen sie zurück zur Tanzfläche und amüsierten sich prächtig. Die beiden tanzten zu vielen Songs, während sie hin und wieder über damals sprachen. Haruka kam es so vor, als wenn sie sich erst gestern voneinander verabschiedet hätten.

Irgendwann folgte dann auch mal ein langsamer Song, bei dem die beiden Arm in Arm tanzten. Die Blauäugige war so glücklich, es erinnerte sie an ihren Traum, den sie seit langer Zeit hatte. Gut, es war nicht die Weihnachtsfeier ihrer Eltern, auf der sie sich gerade befanden, aber trotzdem war es schön zu wissen, dass er sich noch an sie erinnerte. Vielleicht würde sich ihr Wunsch doch noch erfüllen und er empfand sogar etwas für sie, wer konnte das schon wissen. Es kam auf einen Versuch an und diese Chance wollte sie ihm und sich selbst geben.

„Du bist wunderschön, Haruka. Aber schon als kleines Kind warst du etwas Besonderes“, flüsterte er ihr sanft ins Ohr und seine Worte ließen sie erröten, was er zu ihrem Glück nicht sehen konnte, da ihr Kopf gerade auf seinem Oberkörper ruhte. Glücklich lauschte sie seinen Worten: „Ich weiß, es ist sehr viel Zeit vergangen, in der wir uns nicht gesehen habe. Aber ich möchte trotzdem mit dir zusammen sein, Süße!“

Haruka konnte ihre Freude gar nicht durch Worte ausdrücken. Es war, als wenn dieser Abend nur ein wunderschöner Traum wäre.

Gerade als sie dazu ansetzten wollte, (um) etwas zu sagen, bemerkte sie wie seine linke Hand immer tiefer wanderte und schließlich auf ihrem Po zum Stillstand kam. Doch dort blieb sie nicht untätig, denn sie begann an diesem immer wieder auf und ab zu fahren.

Erschrocken löste die Blauäugige sich von ihrem Tanzpartner und verpasste ihm eine gehörige Ohrfeige. Doch Kiro schien dies überhaupt nichts auszumachen. Mit einem verführerischen Grinsen zog er sie wieder zu sich heran und nahm seine zuvor unterbrochene Tätigkeit wieder auf.

„Ganz ruhig, mein kleines Kätzchen. Ich würde dir doch niemals etwas antun…“, flüsterte er Haruka zu und näherte sich immer weiter ihrem Gesicht.

Die junge Frau war entsetzt und bekam große Angst. So hatte sie sich das Wiedersehen unter gar keinen Umständen vorgestellt. Alles was sie nun noch wollte, war von Kiro los zu kommen. Doch das war einfacher gesagt als getan!

Mit all ihrer Kraft versuchte sie ihn wieder von sich zu drücken, was ihr allerdings beim besten Willen nicht gelang. Er war einfach zu stark und hatte sie zu gut im Griff.

Ängstlich blickte sie ihn an und ihr kamen allmählich schon die Tränen, während er ihr immer näher und näher kam: „Hör auf! Lass mich los!“

Sie konnte schon seinen Atem auf ihrer Haut spüren und wandte furchtsam den Kopf von ihm weg, als plötzlich der Druck um ihren Körper verschwand und sie einen dumpfen Aufprall hörte.

„Kiro! Fass. Sie. Ja. Nie. Wieder. An. Verstanden?“, brüllte Shuu den am Boden Liegenden zornig an und betonte dabei jedes einzelne Wort. Nun ebenfalls wutentbrannt, erhob sich der Angesprochene und richtete seinen Kiefer, Shuu dabei nicht aus den Augen lassend: „Was ich mit meiner Freundin mache, geht dich überhaupt nichts an, Kataya!“ „Ach ja? Haruka ist also deine Freundin, ja? Genauso wie Sorana, Honoka, Ruri und all die anderen Mädchen, die du auf unserer Schule schon aus Spaß flach gelegt hast, deine Freundinnen sind?“, brüllte der Grünäugige und war in der gesamten Halle zu hören. Der DJ hatte nämlich inzwischen die Musik abgeschaltet und somit lag nun alle Aufmerksamkeit bei Shuu und Kiro. Wütend packte der 19-Jährige Kiro am Kragen und zog ihn ganz dicht an sich heran. Mit einem scharfen Unterton zischte er ihm zu: „Am Besten du verschwindest jetzt ganz schnell, bevor ich dir noch woanders Schmerzen zufüge als nur durch einen Schlag in deine miserable Visage!“

Zornig funkelte Kiro Shuu an, riss sich dann jedoch von ihm los und verließ freiwillig die Feier, da er wusste, dass er andernfalls rausgeschmissen werden würde. Doch bevor er den Raum endgültig verließ, drehte er sich noch einmal zu seinem Rivalen herum: „Das wirst du noch büßen, Shuu! Wir sehen uns wieder, schneller als dir lieb ist.“
 

Nachdem der unerwünschte Gast endlich den Raum verlassen hatte, setzte auch wieder die Musik ein und die Party konnte weiter gehen, jedoch nicht für Haruka.

Sie stand noch immer wie versteinert da und kämpfte mit den Tränen. So viele Gedanken und Fragen gingen ihr in diesem Moment durch den Kopf, doch die Antworten darauf blieben aus. Und als wenn es ihr nach dieser Aktion nicht schon schlecht genug gehen würde, musste Shuu ihre auch noch zusetzten: „Ich kann nicht fassen, dass du dich auf so einen Idioten einlässt. Hast du denn seine Absichten nicht schon vorher bemerkt? Er ist in seiner Art doch vollkommen durchschaubar! Ich hätte dich wirklich für klüger gehalten, Haruka.“

Unaufhaltsam rannen dem Mädchen nun die Tränen an ihren Wangen hinab. Schluchzend blickte sie den Grünschopf aus verletzten Augen an. Als Shuu sie so sah, taten ihm seine Worte gleich leid und wenn er gekonnt hätte, hätte er sie auch zurückgenommen. Immer mehr salzige Wassertröpfchen fanden ihre Wege aus Harukas Augen und sie begann leicht den Kopf zu schütteln.

Sie musste raus! Sie musste einfach nur raus und weg von hier!

So schnell wie sie konnte, rannte sie weg. Ihr Weg führte sie vorbei an den Türstehern, hinaus in die Kälte. Dort rannte sie um die nächste Ecke des Gebäudes und ließ sich an der Mauer nieder, die Beine an ihren Körper gezogen und ihren Kopf in den Armen versunken. Nun konnte sie ihren Tränen freien Lauf lassen, denn sie wollte nicht, dass sie jemand so sah. So verletzt, so hilflos, so schwach.

Doch lang blieb sie nicht allein. Mit langsamen Schritten näherte sich ihr jemand und ließ sich schließlich neben ihr nieder. Haruka wusste, dass es sich um Shuu handelte, was wohl auch der Grund war, weswegen sie sich weigerte, ihren Kopf zu heben.

„Hey Haruka…“, begann er und war sich nicht sicher, was er nun genau tun sollte. Doch von der Angesprochenen kam nichts weiter als ein Schluchzen.

Vorsichtig legte er seinen Arm um sie. Zum Einen, um sie zu trösten, und zum Anderen etwas zu wärmen, da sie oben herum nur das kurze, bauchfreie Top trug. Nach kurzem Zögern fuhr er schließlich fort: „Haruka hör zu… es tut mir Leid, wirklich! Es ist nur… ich kenne Kiros Art. Sehr gut sogar. Und ich… ich wollte einfach nicht, dass er dir nachher genauso wehtut wie den ganzen Mädchen auf meiner Schule… und…“

„Halt doch einfach den Mund, ja? Du hast keine Ahnung!“, unterbrach sie ihn, „Du… du weißt doch gar nicht, warum… endlich habe ich ihn wiedergesehen, nach ganzen 13 Jahren. … Was ist nur aus dem netten Jungen von damals geworden? Warum…“

Harukas Tränenfluss wurde immer stärker und richtig durchatmen konnte sie schon lange nicht mehr.

Shuu zerriss es das Herz sie so zu sehen. Er verstand was sie sagen wollte, verstand es sehr gut… und doch konnte er nichts tun, um ihr zu helfen.

Mit einem Mal begann sie wieder so schlimm zu husten und ihr ohnehin schon gerötetes Gesicht nahm noch mehr Farbe an.

„Haruka? Haruka, alles in Ordnung? Was hast du?“ Wie am Tag zuvor verfiel Shuu wieder in Panik, denn er wusste nicht, was er tun sollte. Doch da fiel ihm etwas ein: „Komm, lass uns schnell wieder reingehen. Wenn du noch länger so in dieser Kälte bleibst, dann holst du dir noch den Tod!“

Doch das Mädchen bekam von seinen Worten nicht viel mit. Sie spürte nur, wie er sie auf die Beine zog und sie Richtung Eingang liefen. Plötzlich blieb Haruka jedoch stehen und stützte sich an der Wand ab, den Oberkörper leicht nach vorne gebeugt und noch immer stark am Husten.

Shuu wartete kurz um zu schauen, ob es besser wurde. Zu seiner Erleichterung traf auch genau dies ein und nach wenigen Augenblicken verstummte das Mädchen wieder völlig.

„Komm, lass uns endlich gehen!“, wies er sie an ihn zu begleiten, was sie auch wortlos tat.

Doch der junge Mann wollte nur ungern noch weiterhin mit ihr hier bleiben. Er hatte einfach Angst, dass sich ihr ‚Anfall’ wiederholen und er es unter Umständen überhaupt nicht bemerken würde. Also setzte er die völlig geschaffte Haruka auf einem Stuhl ab und wies sie an, dort auf ihn zu warten, dem sie auch zustimmte. Shuu hingegen begab sich wieder zu dem Raum, in dem sich ihre Kleidung befand, schloss diesen auf und schnappte sich sowohl seine als auch die beiden Jacken von Haruka.

Schnell ging er noch zu seiner Schwester und Masato, die von allem offensichtlich nicht viel mitbekommen hatten. Er wollte ihnen noch den Raumschlüssel geben und ihnen sagen, dass er und Haruka nun gehen würde.

„Ja klar, haut ruhig ab! Ich passe schon auf Diana auf!“, war alles, was der Brillenträger dazu zu sagen hatte. Shuu wusste nicht, ob der 16-Jährige seine Worte bloß als Ausrede ansah oder wirklich nicht richtig verstanden hatte, was er damit sagen wollte. Doch irgendwo kümmerte es ihn auch nicht weiter, da er wusste, dass seine Schwester in guten Händen war und Haruka auf ihn wartete.

Also begab er sich wieder zu der jungen Frau, reichte ihr ihre beiden Kleidungsstücke und zog sie wieder in Richtung Ausgang, wo es deutlich ruhiger war als mitten in den Massen.

„Zieh deine Sachen an! Es ist besser für dich, wenn wir gehen, und draußen ist es kalt“, meinte er zu ihr, woraufhin sie wortlos ihre Sachen anzog und die beiden anschließend zusammen das Gebäude und Schulgelände verließen.
 

Stille herrschte zwischen den jungen Erwachsenen, als sie auf ihrem Weg waren. Wohin? Das wusste Haruka nicht, auch wenn sie es sich denken konnte. Doch dorthin wollte sie jetzt auf keinen Fall gehen.

„Shuu?“, begann sie mit leiser Stimme, aber dennoch für den Angesprochenen gut hörbar. „Ich will noch nicht nach Hause! Wenn du nicht zurück auf die Feier willst, dann lass uns irgendwo anders hingehen…“

„Aber…“, wollte er ihr gerade widersprechen. Doch er konnte sie verstehen, immerhin würden bei ihr zu Hause nur jede Menge Fragen auf sie warten. Warum sie schon zurück waren, was passiert war und und und…

Er konnte gut nachvollziehen, dass sie auf diese Diskussionen wenig Lust hatte und respektierte daher ihren Wunsch: „Wenn du nicht zurück willst, okay! Es ist erst kurz nach acht… wollen wir irgendwo einen Kaffe trinken oder ins Kino? Sag, was du machen willst!“

Die Blauäugige blickte nicht auf. Sie wollte ihn aber auch nicht anschauen. Sie ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen.

„Ein Kakao wäre jetzt schön… oder irgendein anderes Heißgetränk…“, flüsterte sie wieder.

Lächelnd ergriff Shuu ihre Hand und zog sie mit sich: „Dann lass uns gehen!“
 

Das Zentrum war glücklicherweise nicht weit von der Schule entfernt und so waren die beiden in wenigen Minuten an ihrem Ziel angekommen.

Ganz wie ein Gentleman nahm Shuu der jungen Frau ihren Mantel ab und hing ihn in der Garderobe des Cafés auf. Von einem freundlichen Kellner wurden sie schließlich zu einem Fensterplatz geleitet, der auch sofort ihre Bestellung aufnahm. Diese ließ auch nicht lange auf sich warten und so genossen die beiden ihre Heißgetränke und Shuu sein Stück Kuchen, da Haruka ihr Stück noch nicht einmal angeschaut hatte.

Seit ihrer Ankunft ruhte ihr leerer Blick auf dem Treiben, das sich hinter der Glasscheibe abspielte. Auch war bis auf ihre Bestellung noch kein einziges Wort über ihre Lippen gekommen.

Shuu wusste nicht, ob er die Stille brechen und sie ansprechen sollte, oder ob es nicht vielleicht doch klüger wäre, sie in Ruhe zu lassen.

Doch diesen Anblick ertrug er einfach nicht, er schmerzte ihn sehr. Er musste einfach etwas sagen, musste sie einfach ablenken, wenn auch nur für kurze Zeit.

„Danke, Shuu! Vielen Dank!“, bedankte sich Haruka plötzlich bei ihm und durchbrach damit selbst die Stille zwischen ihnen.

„Danke? Wofür?“, fragte er etwas verwirrt nach, da er nicht erwartet hatte, dass sie auf einmal etwas sagen würde.

Nun wandte sie auch endlich einmal ihren Blick von der Straße ab und schaute ihre Begleitung an: „Danke… für alles! Dafür, dass du mir geholfen hast… und dafür, dass du bei mir bist!“

Ihre Worte brachten ihn zum Lächeln. Er lächelte, weil er glücklich darüber war, dass sie sich über seine Gesellschaft freute und seine Anwesenheit ihr offensichtlich etwas Kraft gab.

„Kein Problem, Haruka! Ich bin froh darüber, dass es dir wieder etwas besser zu gehen scheint… und… für die Zukunft, bitte denk daran… ich bin immer für dich da!“

Eine Nervensäge folgt der Nächsten…

Kapitel 4: Eine Nervensäge folgt der Nächsten…

Es war der Weihnachtsmorgen, und alle möglichen Leute rannten in diesen frühen Morgenstunden schon im Hause Safáia herum, um alles für die bevorstehende Weihnachtsfeier am Abend herzurichten. Na ja, eigentlich waren dies auch mehr die Angestellten und Senri, der zusammen mit ihnen in der großen Halle stand und jeden anwies, was wer wo wie genau hinzustellen hatte.

Von all dem bekam Haruka allerdings reichlich wenig mit, denn sie lag noch immer in ihrem Bett und schlief friedlich. Doch ihr Schlaf sollte auch nicht mehr lange andauern…

„Morgen, Schwesterherz! Kann ich mir deinen Laptop vielleicht für ein paar Stunden ausleihen?“, begrüßte Masato seine Schwester und kam ins Zimmer hineingestürmt, wodurch er die Schlafende aus ihren Träumen riss. Doch ehe Haruka antworten konnte, war ihr Bruder mit dem Gerät auch schon wieder verschwunden. Die junge Frau sah noch zu, wie er den Raum verließ und erhob sich seufzend nach wenigen Sekunden aus ihrem Bett.

Das war mal wieder typisch für Masato! Er wusste genau, dass sie nichts dagegen hatte, wenn er sich ihren Laptop auslieh. Trotzdem musste er sie aus ihren Träumen reißen und nun… konnte und wollte sie auch nicht mehr schlafen. Sie konnte sich sehr gut vorstellen, dass Shuu ihn bestochen hatte, damit sie endlich aufstünde. Sollte sie herausfinden, dass dies wahr war, würde er den Weihnachtsabend nicht mehr erleben, dafür würde sie schon sorgen.

Leicht verstimmt zog sie sich schließlich an und schlich, noch immer etwas verschlafen, hinüber ins Badezimmer, um sich zu waschen. Während sie so ihre Zähne putzte, fiel ihr auf, wie lustlos sie eigentlich war, und sie wusste auch nicht, was sie bis zum Abend tun sollte. Na gut, eigentlich ja nur bis zum späten Nachmittag, denn vor der Feier würde sie noch ein langes, entspannendes Bad nehmen und sich anschließend fertig machen müssen.

Ein erneutes Seufzen entwich ihrer Kehle, als sie sich schließlich im Spiegel betrachtete und das Bad kurz darauf verließ. Als sie schließlich die Küche betrat, um sich ihr Frühstück zu holen, bemerkte sie sofort, dass sie nicht wie Einzige war, die offensichtlich später aufgestanden war.

Gut, so spät war es jetzt auch nicht, immerhin zeigte die Uhr gerade einmal zehn an. Trotzdem war sie nicht allein, um in der Küche ihr Frühstück zu sich zu nehmen, denn auch Shuu saß noch dort und genoss einen heißen Kaffee.

Mit einem Lächeln im Gesicht betrat Haruka leise die Küche. Er hatte sie noch nicht bemerkt, was auch kein Wunder war, schließlich saß er mit dem Rücken zu ihr. Auf Zehenspitzen schlich sie sich an. Sie hätte auch ganz normal laufen können, denn die Köche machten hinter der Theke genügend Lärm, um eventuelle Geräusche ihrerseits zu übertönen.

Nach wenigen Augenblicken stand sie auch schon hinter ihm und er hatte sie noch immer nicht bemerkt. Mit einem schnellen Ruck ließ sie ihre Hände auf seine Schultern hinab, um ihn zu erschrecken. Doch plötzlich stand sie wie versteinert da.

„Himmel, Haruka! Musst du mich so erschrecken?“, fragte Shuu, als er sich zu der Jüngeren herumdrehte. Doch sie hatte seine Worte gar nicht mitbekommen, denn etwas ganz anderes hatte in diesem Augenblick ihre volle Aufmerksamkeit.

Als Shuu sich zu ihr herumdrehte, sah er wie sie mit einer Hand ihre Kehle berührte und schockiert dreinschaute.

„Erde an Haruka! Bist du noch da? Guten Morgen!“, versuchte er sie mit seinen Worten wieder in die Wirklichkeit zurück zu holen, was ihm auch gelang. Kurz lächelte sie ihn an und lief anschließend in der Küche umher, um die benötigten Utensilien für ihr Frühstück zusammen zu suchen. Nachdem sie sich, zusammen mit einer Tasse heißem Tee und einem Toast mit Marmelade, zu ihm gesetzt hatte, schaute Shuu sie erwartungsvoll an. Doch die junge Frau mied seinen Blick und Trank einen Schluck ihres Tees.

Aus heiterem Himmel begann Shuu plötzlich zu lachen: „Was ist los mit dir? Erst willst du mich erschrecken und dann nicht einmal mit mir reden?“

Der Grünäugige wusste genau, was mit ihr los war. Er hatte es ihr sofort an ihrem Gesichtsausdruck und ihrer Körpersprache ablesen können. Dennoch bereitete es ihm große Freude, sie damit aufzuziehen und ihr sein Wissen nicht mitzuteilen.

Doch Haruka fand das Ganze überhaupt nicht lustig, denn sie kannte Shuu inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er schon Bescheid wusste. Mit wütenden Augen funkelte sie ihn an, während sie erneut einen Schluck des Getränks zu sich nahm.

Ihr Gegenüber schien jetzt allerdings erst richtig in Fahrt zu kommen: „Och… kann die kleine Haruka etwa nicht sprechen? Du Arme!“ Shuu sprach mit ihr, als wäre sie noch ein kleines Kind, was sie nur noch mehr in Rage brachte. Wenn sie könnte, dann würde sie ihn in diesem Moment richtig anschreien, doch zu seinem Glück musste sie auf dies verzichten.

„Hey, sieh es positiv! Immerhin bleibt uns allen und vor allem mir dein Gebrüll erspart. Ach, das wird ein erholsamer Tag!“ Was Haruka an Shuus Worten positiv sehen sollte, wusste sie nicht. Aber nur weil sie kein Wort über ihre Lippen bringen konnte, hieß das noch lange nicht, dass sie sich nicht gegen ihn verteidigen konnte.

„Hoffentlich hält das noch etwas länger an, diese Stille ist wirklich sehr entspannend“, meinte er grinsend und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, die Hände hinterm Kopf verschränkt. Doch das war zu viel für Haruka gewesen. Wütend erhob sie sich von ihrem Sitzplatz und ging auf Shuu zu, der ihren Weg mit einem immer breiter werdenden Grinsen verfolgte.

Er war gespannt darauf, was sie nun tun würde, denn sie konnte ja keinen Laut von sich geben.

Doch um dem jungen Mann eins auszuwischen brauchte die Blauäugige ihre Stimme nicht. Den Blickkontakt aufrecht erhaltend nahm sie sich seine Kaffeetasse und schüttete ihm den Inhalt über den Kopf.

„Vielen Dank… ich hatte zwar schon geduscht, aber wenn du meinst ich müsste noch einmal drunter, bitte!“, nahm er ihre Aktion locker, erhob sich vom seinem Stuhl und verließ die Küche, um sich kurz unter die Dusche zu stellen; das zweite Mal an diesem Morgen.

Doch lange wollte er nicht unter dem warmen Wasser stehen bleiben, sondern lediglich den Kaffee von sich waschen. Aus diesem Grund dauerte es auch nicht lange, bis er wieder aus dem Badezimmer trat, mit lediglich einem Handtuch um die Hüften. Dummerweise hatte er vergessen sich neue Kleidung mit ins Bad zu nehmen, aber sein Zimmer lag ja nur auf der gegenüberliegenden Seite des Flures. Also ging er einfach schnell hinüber und zog sich etwas an. Doch kaum hatte er seine Hose an und das Shirt in der Hand, klopfte es auch schon an der Tür. Verwundert darüber, wer es wohl sein könnte, begab sich Shuu zu dieser, um sie zu öffnen.

„Hi, Shuu! Hast du vielleicht Haruka gesehen?“, erkundigte sich Ray bei dem jungen Mann, als ihm auffiel, dass er gerade dabei war, sich anzuziehen, „Warum ziehst du dich denn um? … Und warum hast du noch mal geduscht? Deine Haare waren vor einigen Stunden schon nass…“

„Das frage mal lieber deine Schwester! Die war nämlich der Meinung, dass ich noch ne Dusche bräuchte und hat mir meinen Kaffee über den Kopf gegossen“, antwortete ihm der 19-Jährige grinsend. Die Vorstellung allein brachte Ray schon zum Lachen und er ärgerte sich, dass er nicht dabei gewesen war. Doch so wirklich klang das nicht nach seiner kleinen Schwester. Zumindest würde sie so etwas nie ohne triftigen Grund tun: „Einfach so? Oder hast du sie so wütend gemacht, denn das ist sonst eigentlich nicht ihre Art.“

„Nein, nein. Ich bin schon selbst Schuld, aber das war es mir wert. Ich habe sie ziemlich geärgert, weil sie heiser ist und sich deswegen nicht mit Worten wehren kann. Und als Fazit daraus hat sie mir eine Kaffeedusche spendiert. Aber Koffein soll ja gesund für die Haare sein…“, erzählte Shuu ihm lachend, doch seinem Gesprächspartner war das Lachen vergangen. Er sah sogar recht wütend aus und murmelte etwas von: „Das darf doch nicht wahr sein!“ Sofort war Ray aus Shuus Zimmer verschwunden und begab sich wütend auf die Suche nach seiner Schwester.

Shuu konnte sich nicht vorstellen, was auf einmal in den Älteren gefahren war oder warum er plötzlich so wütend war. Schnell zog er sich sein Shirt über und folgte Ray die Treppe hinunter, zurück in die Küche, da der Blauäugige sie offensichtlich noch immer dort vermutete.

Und er hatte Recht, denn Haruka hatte ihr Frühstück noch nicht beendet und saß noch immer auf ihrem Platz mit Toast und Tee.

Sie erschrak ganz schön, als ihr Bruder auf einmal mit zornigem Gesicht hereingestürmt kam und damit begann sie anzuschreien: „Was soll das, Haruka? Warum sagst du mir nicht, dass du heiser bist? Das ist jetzt schon das dritte Mal in diesem Monat, mal abgesehen von den ganzen Hustenanfällen, die du irgendwann immer wie aus dem Nichts bekommst.“

Mit einem schlechten Gewissen senkte sie ihren Blick wieder und schaute in ihre Tasse hinein. Inzwischen war auch Shuu in den Raum getreten und er hatte dank Rays Lautstärke auch jedes einzelne Wort verstanden. „Was? Diese Anfälle hast du schon öfter gehabt?“, fragte er geschockt nach, überhaupt nicht darauf achtend, dass er sich soeben verplappert hatte.

„Wie meinst du das, Shuu? Woher weißt du denn davon?“, fragte Ray nun verwundert den junge Mann hinter sich. Denn nach Rays Wissensstand her, konnte Shuu nichts von diesen mitbekommen haben, da ihr letzter ‚Anfall’ vor seiner Ankunft war.

Jetzt erst realisierte der Grünäugige seine eben gesagten Worte, doch es kümmerte ihn nun kein bissen mehr, dass er sein Versprechen Haruka gegenüber brach, wenn er Ray jetzt davon erzählte: „Vor vier Tagen, am Mittwoch, hatte sie während der Schulfeier auch einen dieser Hustanfälle… und am Dienstag auch schon!“

„Und das sagst du mir nicht?“, schrie Ray die 18-Jährige erneut an, was sie zusammenzucken ließ. Er machte sich Sorgen um sie. Er machte sich große Sorgen um seine Schwester und wollte nur ihr Bestes. Und sie weigerte sich auch noch, ihm so etwas Wichtiges zu sagen. Er konnte beim besten Willen nicht verstehen, warum sie solche Angst davor, hatte mit ihm darüber zu sprechen.

„Los, zieh dir etwas drüber und geh zum Arzt! Ich rufe in der Zwischenzeit bei Doktor Yoshko an, ich bin mir sicher, dass er dich auch an einem Feiertag untersuchen wird“, wies der 23-Jährige seine Schwester an, sich zu erheben.

Doch Haruka weigerte sich und schüttelte nur wütend mit dem Kopf. Sie wusste, dass er sie nicht zwingen konnte, schließlich konnte er selbst heute das Haus wegen so etwas nicht verlassen, dafür musste er einfach noch zu viel vorbereiten. Leider täuschte sie sich was das anging…

„Entweder du gehst freiwillig zum Arzt oder ich bringe dich dorthin! Los, geh dich anziehen!“, brüllte er sie immer wütender an. Widerwillig gab Haruka nach und erhob sich von ihrem Stuhl, um in ihr Zimmer zu gehen und sich sowohl Schuhe als auch einen Mantel mit Stirnband und Schal zu holen.
 

„Tut mir leid, dass ich dir nichts gesagt habe, Ray! Haruka wollte es nicht und ich hatte ihr eigentlich versprochen, nichts zu sagen, obwohl mir das Ganze ziemlich seltsam vorkam… aber ich wusste nicht, dass es schon so oft vorgekommen ist“, entschuldigte sich Shuu mit schlechtem Gewissen.

Ray hingegen seufzte nur und setzte sich auf den Stuhl vor sich: „Es ist nicht deine Schuld, Shuu! … Ich verstehe nur einfach nicht, warum sie es mir nicht erzählen will. Warum nicht einmal mir? Dass sie es Mam und Dad nicht sagen will… okay und Masato vertraut sie solche Dinge ohnehin nicht an. Weißt du… seit sie ein kleines Kind war, ist sie immer als allererstes zu mir gekommen und hat mir alles anvertraut. Wir hatten nie Geheimnisse voreinander… aber seit die Sache mit ihrem Husten angefangen hat…“

„Würde es dir vielleicht etwas ausmachen, wenn ich sie begleiten würde? Dann könntest du hier bei der Vorbereitung helfen und es wäre sicher, dass sie auch zum Arzt geht“, bat Shuu ihn darum seine Schwester begleiten zu dürfen, was Ray ihm auch sehr gerne erlaubte.
 

So schnappte sich Ray schnell das Telefon und rief bei ihrem Hausarzt an, der direkt über seiner Praxis wohnte. Der junge Mann erklärte ihm die Sachlage und alles, was er schon über Harukas Symptome wusste.

In der Zwischenzeit war Haruka auch schon wieder hinunter gekommen und war bereit zum Aufbruch. Kurz nickte Ray den beiden Jüngeren zu und deutete ihnen an, dass sie sich schon auf den Weg machen konnten, während er das Gespräch noch fortsetzte.
 

Ihr Weg zur nahe gelegenen Praxis verlief schweigsam. Shuu wusste, dass Haruka nicht sprechen konnte, aber es verletzte ihn schon ein wenig, dass sie sich sogar weigerte, ihn anzuschauen. Er konnte gut verstehen, dass sie nun wütend auf ihn war, weil er sein Versprechen gebrochen hatte. Doch er hatte sich entscheiden müssen. Für das Versprechen, das er ihr gegeben hatte, oder ihre Gesundheit. Und in diesem Moment war ihm die Entscheidung nicht schwer gefallen. Lieber wollte er es in Kauf nehmen, dass sie wütend auf ihn war, als dass diese Anfälle noch zu einer ernsten Gefahr für sie werden würden.

„Du wusstest, dass Ray dich zum Arzt schicken würde und deswegen wolltest du nicht, dass ich irgendjemandem davon erzähle, nicht wahr?“, versuchte er ein Gespräch mit ihr zu beginnen, doch sie zeigte auf seine Worte hin keinerlei Reaktion.

„Hör zu, Haruka! Ich weiß, ich hatte versprochen, keinem davon zu erzählen, aber… als ich von Ray gehört hatte, dass es schon öfters passiert ist und anscheinend auch immer wiederkommt, ist es mir einfach so herausgerutscht. Ich kann verstehen, dass du jetzt wütend auf mich bist, aber…“

„Wütend ist noch gar kein Ausdruck“, brachte Haruka irgendwie krächzend hervor. Doch Shuu verstand ihre Worte sehr gut, auch wenn er überrascht war, dass sie überhaupt etwas über ihre Lippen brachte. „Ich will doch nur dein Bestes, genauso wie Ray. Er macht sich wirklich sehr große Sorgen um dich und das nicht nur, weil du diese Anfälle hast,… sondern auch weil du ihm nichts davon erzählst, obwohl du das, laut ihm, früher immer getan hast“, redete er auf sie ein, doch sie blieb stur und stellte auf Durchzug.

Sie benahm sich wie ein kleines Kind. Ein kleines Kind, das nicht zum Arzt wollte, weswegen auch immer…

„Hast du Angst, zum Arzt zu gehen? Oder wovor fürchtest du dich?“, wollte Shuu nun von ihr wissen. Denn wenn sie sich schon wie ein Kind benahm, könnte es auch genauso gut sein, dass sie sich wie Kinder vor einem Arztbesuch fürchtete.

Seine Worte ließen sie schwer schlucken und sie wandte ihren Kopf noch weiter von ihm ab.

Zwar antwortete sie ihm nicht, doch nun wusste Shuu zumindest, was der Grund war, und irgendwie fand er es nun etwas niedlich. „Wie süß, klein Haruka hat Angst vor dem Onkel Doktor…“, begann er wieder damit sie aufzuziehen. Doch schnell bemerkte er, dass er damit etwas zu weit gegangen war und sie sich wirklich fürchtete. Noch immer den Kopf von ihm abgewandt, strich sie sich mit ihrer rechten Hand einmal kurz übers Gesicht.

„Weint sie etwa? Aber warum? Habe ich sie damit wirklich so sehr verletzt?“, fragte sich Shuu in Gedanken und wollte es auch gleich wieder gut machen.

Lächelnd, nicht grinsend, ergriff er ihre linke Hand, was sie etwas aufschrecken ließ.

„Du brauchst keine Angst zu haben, okay? Ich bin mir sicher, dass es nichts Schlimmes ist. Wir gehen jetzt da hinein, du lässt dich untersuchen und Medizin verschreiben. Und ehe du dich versiehst, sind wir schon wieder auf dem Rückweg, alles klar?“, versuchte er ihr Mut zuzusprechen, als sie vor dem Eingang standen. Etwas zögernd folgte Haruka ihrem Begleiter hinein.

„Hallo Haruka, schön dich zu sehen… auch wenn die Umstände nicht so erfreulich sind“, begrüßte der Doktor das junge Mädchen und geleitete die beiden jungen Erwachsenen in sein Behandlungszimmer. Widerwillig ließ sich Haruka von Shuu in das Zimmer bringen. Am Liebsten wäre sie wieder umgekehrt und verschwunden, was ihr allerdings dank des jungen Mannes nicht möglich war.

„Setz dich doch bitte hierher!“, forderte er sie schließlich auf, auf dem Patientenstuhl Platz zu nehmen, während er Shuu einen normalen Stuhl anbot, „Bitte, setzen Sie sich doch auch! … Sind Sie Harukas Freund?“

„Was? Ähm… nein! Mein Name ist Shuu Kataya und ich komme aus LaRousse. Ich bin nur zu Besuch und da Ray noch so viel zu tun hat, habe ich ihm angeboten, mit Haruka hierher zu kommen“, erzählte Shuu seine Beziehung zu der Blauäugigen. Lächelnd nickte der noch recht junge Arzt ihm zu und wandte sich anschließend an die 18-Jährige, da er nun mit der Untersuchung beginnen wollte.
 

„Hm… also so kann ich nichts Ungewöhnliches feststellen, und auch das Abtasten deines Halses hat nichts Eindeutiges ergeben…“, äußerte sich Herr Yoshko nachdenklich. „Und was bedeutet das nun?“, wollte Shuu neugierig wissen, ebenso wie Haruka, die aber verständlicherweise keinen Mucks herausbrachte.

Mit einem leichten Schubs rollte der Gefragte mit seinem Drehstuhl zurück und drehte sich zu seinem Schreibtisch um, auf dem sich diverse Unterlagen befanden. Auf einem der Zettel trug er schließlich etwas ein, unterschrieb und reichte das Klappbrett zusammen mit seinem Kugelschreiber an Haruka.

„Ich würde gerne eine so genannte direkte Kehlkopfspiegelung bei dir durchführen, um ganz sicher zu sein, dass es auch wirklich nichts Ernstes ist. Allerdings brauche ich dafür dein Einverständnis! Das Ganze wird so aussehen, dass du eine Narkose bekommst und ich mir mit Hilfe eines Endoskops deinen Hals von innen anschaue und einige Gewebeproben entnehme. Du brauchst aber keine Angst haben, das ist vollkommen harmlos“, erläuterte ihr Arzt sein weiteres Vorhaben. In Gedanken versunken starrte die Blauäugige auf den Zettel und wusste einfach nicht, ob sie dem zustimmen sollte oder nicht. Auch wenn er ihr versicherte, dass es harmlos wäre, so war sie sich dennoch nicht sicher und hatte so ihre Zweifel.

Aus den Augenwinkeln heraus sah sie zu ihrem Begleiter hinüber, der sie allerdings nur ermutigend und wartend anlächelte. Er wollte wohl von ihr, dass sie zustimmte. Doch so einfach war das nicht, denn sie hatte sehr große Angst. Nicht nur vor dem eventuellen Ergebnis, sondern auch vor dem Narkosemittel, das in ihren Körper eingreifen würde…

Noch einmal schaute sie zu Shuu hinüber, doch sein Anblick veränderte sich für sie nicht. Er schien sich sicher zu sein, dass alles gut werden würde und sie keine Angst zu haben bräuchte…

Noch immer etwas zögernd nahm Haruka schließlich den Stift und unterzeichnete die Unterlagen.

„Sehr schön! Ich gehe mal davon aus, dass du heute schon etwas gegessen oder getrunken hast, nicht?“, erfragte Herr Yoshko, woraufhin er von der Angesprochenen ein leichtes Nicken als Antwort erhielt, „Nun gut, dann können wir vor morgen nichts machen. Du darfst zwölf Stunden vor der Narkose keine Nahrungsmittel oder Flüssigkeiten zu dir nehmen, damit dein Magen vollkommen geleert ist und während der Narkose nichts in deine Luftröhre gelangt. Sorg auf jeden Fall dafür, dass dich jemand begleitet, den du kennst und dem du vertraust. Es ist immer beruhigend für den Patienten, wenn er nach dem Aufwachen das Gesicht eines vertrauten Menschen sieht. Nach dem Eingriff wirst du dich erst einmal sehr müde fühlen und am Besten legst du dich zu Hause noch etwas hin. Tu nichts, das dich zu sehr anstrengt! Und zwei Stunden danach darfst du auch wieder etwas essen, trinken schon nach dem Aufwachen… ähm… habe ich noch etwas vergessen? Hm… ach ja! Am Besten kommst du morgen Früh so um zehn Uhr wieder hierher… oder sagen wir lieber um Zwölf, dann kannst du heute bis etwa Mitternacht feiern, okay?“

„Okay“, antwortete Haruka mit leiser Stimme. „Ich gehe auch davon aus, dass, wenn du deine Stimme in den nächsten zwei Tagen schonst und so wenig wie möglich sprichst, du dann auch in der Lage sein wirst, am Dienstagabend euer Stück aufzuführen.“

Wieder erhielt er ein Nicken als Antwort und Haruka erhob sich anschließend von dem Patientensessel. Die beiden wurden daraufhin noch bis zur Tür begleitet und verabschiedet, bevor sie sich anschließend auf den Heimweg machten.
 

Kaum waren die beiden jungen Erwachsenen auf dem Safáia Anwesen angekommen, stürmte ihnen am Eingang auch gleich schon Ray entgegen, der sie entweder gesehen oder auf sie gewartete haben musste. Doch viel erklären brauchten sie ihm nicht, denn er schien schon mit Herr Yoshko gesprochen zu haben.
 

Seit sie nun wieder zu Hause angekommen war, saß Haruka in ihrem Zimmer. Die Tür hatte sie verschlossen und sie hörte sich immer und immer wieder das selbe Lied an. Gedankenversunken saß sie auf ihrer Fensterbank und blickte hinaus in die Ferne. Inzwischen hatte sie jegliches Zeitgefühl verloren, doch dies interessierte sie nicht im Geringsten. Andernfalls hätte sie auch einfach auf die Uhr schauen können.
 

Wenn ich dir sagte, eine Schönheit wie dich, findet sich im ganzen Universum nicht…
 

Auf einmal vernahm die junge Frau ein Klopfen an der Tür, doch sie kümmerte sich nicht weiter darum. Wer auch immer es war, er sollte sie einfach in Frieden lassen!

„Haruka, mach bitte die Tür auf!“, erklang Shuus Stimme hinter der Holztür. Widerwillig entschloss sich Haruka irgendwann doch dazu, ihm die Tür zu öffnen. Doch kaum hatte sie die Tür entriegelt und die Klinke kurz hinunter gedrückt, um sie einen Spalt weit zu öffnen, ging sie wieder wortlos zurück zur Fensterbank.

„Na? Wie geht es dir?“, wollte er von ihr erfahren, doch Haruka schenkte ihm keine Beachtung. Shuu hatte mit solch einer Reaktion schon gerechnet. Grinsend verschränkte er die Arme vor der Brust und lehnte sich, cool wie immer, gegen die nun wieder geschlossene Tür.
 

… wäre dieses Kompliment nichts im Vergleich zur Wirklichkeit.
 

„Musst du mich jetzt ausgerechnet mit deiner Musik nerven? Eigentlich dachte ich, dass ich jetzt endlich einmal Ruhe vor dir haben würde, wo du keinen Mucks herausbringen kannst. Aber nein! Die Dame muss sich ja vier Stunden am Stück immer und immer wieder den selben Song anhören…“

Aus wütenden Augen funkelte Haruka ihn an und erhob sich anschließend von ihrem Sitzplatz, um von ihrem Schreibtisch Block und Stift zu holen. Mit diesen Utensilien verfasste sie eine Nachricht für ihn, drückte ihm den Block in die Hände und ging zu ihrem Bett.

Bist du nur gekommen, um mich zu ärgern? Wenn ja, dann verschwinde wieder und lass mich in Frieden! Außerdem ist es meine Sache, was ich höre oder nicht!“, las der Grünäugige die Nachricht vor und blickte anschließend von der Notiz zu dem Mädchen hinüber, „Also eigentlich hat Ray mich geschickt, um dir zu sagen, dass du dich fertig machen sollst. Keine Ahnung, warum ich jetzt schon zu dir sollte, denn die Feier beginnt ja erst in zwei Stunden. Aber so wie ich dich einschätze, bist du der Typ Mädchen, der schon Stunden vorher vor dem Spiegel steht und sich fragt, was er anziehen und wie er sich schminken soll etc. … hab ich nicht Recht?“

Genervt verdrehte die Angesprochene ihre Augen und erhob sich wieder von ihrem Bett, um in Richtung Tür zu gehen, als sie noch einmal von Shuu aufgehalten wurde: „Moment! Wie lange hast du bitte vor das Bad zu blockieren?“

Schnaufend wandte sie sich zu ihm herum, nahm ihm den Notizzettel aus der Hand und schrieb erneute etwas darauf. Doch dieses Mal blieb sie vor ihm stehen und wartete auf seine Antwort.

Um deine ‚Erwartungen’ zu erfüllen, werde ich jetzt erst einmal ein schönes, langes Bad nehmen und mich anschließend in aller Ruhe anziehen und frisieren. Erwarte also nicht, dass du vor Beginn der Feier noch einmal ins Badezimmer kommst! Na meinetwegen, dann weiß ich jetzt zumindest, dass ich nicht endlos vor der Tür darauf warten muss, dass du endlich mal herauskommst!“, kommentierte er noch immer grinsend und als er sah wie Haruka sich wieder von ihm entfernen wollte, fügte er noch hinzu, „Ach übrigens, du schuldest mir noch einen Tanz!“

Erschrocken blieb Haruka stehen und schaute den Grünäugigen, nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, verwirrt an. Doch mehr wollte Shuu ihr nicht sagen und verließ somit, vor Haruka selbst, das Zimmer. Noch immer irritiert folgte sie ihm schließlich hinaus, nachdem sie noch kurz ihre Anlage abgeschaltet hatte, und begab sich anschließend ins Bad, um sich fertig zu machen.
 

Doch lange blieb das Zimmer nicht unbetreten, denn nach einigen Minuten trat erneut eine Person in dieses ein. Die Person verließ das Zimmer aber nach wenigen Augenblicken wieder, nachdem sie den Gegenstand an sich gebracht hatte, den sie gesucht hatte.
 

Die Weihnachtsfeier war schon in vollem Gange und auch Shuu befand sich schon seit längerer Zeit auf dieser, zusammen mit seiner Familie, Herrn und Frau Safáia und Masato. Doch von den älteren Geschwistern fehlte jede Spur, was Shuu doch etwas stutzig machte. Natürlich konnte es gut möglich sein, dass Haruka noch immer nicht fertig war, diese Möglichkeit wollte Shuu keinesfalls ausschließen, aber dann hätte er zumindest Ray bei der Begrüßung der Gäste sehen müssen.

Vor etwa einer halben Stunde hatte er Kanata und Keru getroffen. Doch nach einer kurzen Begrüßung waren auch die beiden irgendwohin verschwunden und er wusste nicht wohin. Gelangweilt hielt der junge Mann zusammen mit seiner jüngsten Schwester Ausschau nach seinen Freunden, doch Fehlanzeige, sie schienen alle wie vom Erdboden verschluckt zu sein.

„Verdammt! Das darf doch jetzt nicht wahr sein, warum ist der denn auch wieder eingeladen worden?“ In Shuu begann plötzlich wieder eine unbändige Wut aufzusteigen, als er sah, wer da gerade zusammen mit seinen Eltern die riesige Halle betreten hatte.

„Wo ist bloß Haruka? … Egal, wenn ich auf ihn aufpasse, dann kann ich auch so dafür sorgen, dass ihr nichts geschieht“, dachte sich der 19-Jährige und folgte, soweit es unauffällig ging, diesem Gast, während Aiko zu ihrer Familie zurückging.
 

Plötzlich ging das Licht aus und eine spieluhrartige Musik erklang, zu der eine Frau mit hoher Stimme sang. Scheinwerferlicht schaltete sich ein und erleuchtete den Boden vor der großen Treppe, vor der ein bestimmter Bereich markiert worden war, den man nicht betreten sollte. Zwar wusste noch immer niemand warum, aber die Erklärung würde sicherlich gleich folgen.

Dann wanderten die Lichter hinauf zur Decke und erleuchteten eine Gestalt, die dort oben auf einem Sessel stand und langsam herabgelassen wurde, wobei die Lichter ihr folgten. Sofort brachen die Gäste in Applaus aus, das allerdings nach kurzer Zeit wieder verklang und die Person begann, zur Musik zu singen.

„Liebes Publikum, hört, was geschehen kann. Wer sein Herz vergibt, vergibt manchmal auch sein Leben. Aber wenn einer so innig liebt, kann er dann wirklich sterben? Kommt und hört mir heute zu!

Es war Ray, der offensichtlich etwas vorführen wollte…

Lässig sprang er von dem Sessel hinunter, als dessen Beine den Boden berührten und sang weiter, während die Sitzgelegenheit wieder schnell hinaufgezogen wurde.
 

Jetzt wusste er zumindest, was der Ältere den ganzen Tag vorzubereiten hatte und weswegen wahrscheinlich auch Haruka und ihre beiden Freunde Kanata und Keru sich noch nicht haben blicken lassen.
 

Um Ray herum befanden sich ziemlich viele Tänzerinnen und Tänzer, die sich allerdings alle nur in dem markierten Bereich befanden. Jetzt konnte sich jeder auch erklären, weshalb dieser Teil der Festhalle nicht genutzt werden durfte.
 

„Die Geschichte erzählt von einem Jüngling, der im Stillen verrückt nach einer Schönen war. Sie war so wunderschön, dass sie für ihre Schönheit in der ganzen Welt berühmt war. Dies ist die Geschichte dieser beiden. Sie heißt 'Flammende Liebe'.“

Plötzlich tauchte währenddessen Haruka auf und winkte den einzelnen Gästen zu, als ob sie ein großer Filmstar wäre. Und was dieses riesige Plakat, das im Hintergrund heruntergelassen wurde, zu bedeuten hatte, darauf konnte sich Shuu auch keinen Reim machen. Aber wahrscheinlich sollte es genau das bedeuten.

„Hm… seltsam… von ihren Bewegungen her würde ich sagen, dass das gar nicht Haruka ist… aber es ist ihr Gesicht. Egal, sie sieht in dem Kleid wirklich wunderschön aus“, dachte sich Shuu erst verwundert, dann verträumt und beobachtete weiterhin das Schauspiel. Gerade in dem Moment ging es weiter und zum Vorschein kamen erneut Haruka und Ray, dieses Mal trug sie allerdings ein anderes, rosafarbenes Kleid, während Ray sich einfach nur wieder das Jackett drüber gezogen hatte, das er ganz am Anfang schon getragen hatte.
 

„Des Jünglings einziger Wunsch, seine einige Sehnsucht war, die Schöne zu treffen und mit ihr die Farben der Liebe zu erleben. Er wusste nicht, wie naiv das war. Doch was weiß die Wüste vom Meer? Warum war das so? Was war der Grund? Davon erzählt diese Geschichte.“

Die beiden tanzten als Paar unter vielen, wobei jeder, der keine Hauptfigur war, anscheinend eine Maske trug, damit die Zuschauer ihre Aufmerksamkeit dem wichtigen Geschehen ohne Probleme folgen konnten.

Mit einmal Mal wurde es wieder vollkommen dunkel, doch nicht für lange, denn eine erneute Szene spielte sich nun ab. Während Ray dort stand und auch nur diese Ecke erleuchtet war, wurde ein rollender Kasten hinter ihn geschoben, in dessen Inneren man einen Raum sehen konnte. In diesem Zimmer befanden sich Haruka und ein Mann… Keru, die gemeinsam passend zu Rays Gesang spielten, wobei die Blauäugige erneut ein anderes Gewand trug.

„Die Geschichte erzählt von einer anmutigen Schönheit, die ihr Herz bereits vergeben hatte. Doch der Jüngling war ahnungslos. Und so musste sein Traum irgendwann böse enden. Diese Geschichte von Träumen, die zerplatzten, sie heißt 'Flammende Liebe'.“
 

Nun wurde es wieder dunkel und die Aufmerksamkeit lag auf den nicht zu identifizierenden Tanzpaaren, während alle, sogar Ray, der bis gerade eben noch auf der Treppe gesessen hatte, verschwunden waren.

„Das kann doch nicht sein? Wie kann sich Haruka bitte innerhalb so kurzer Zeit so schnell umziehen? Und ihre Haare sehen auch immer aufwendig gemacht aus. Selbst wenn es Perücken sind, kann sie sich trotzdem nicht in fünf Sekunden komplett umgezogen haben…“, ging es Shuu durch den Kopf, der durch diese Tatsache vollkommen verwirrt war, denn jedes dieser spielenden Frauen hatte Harukas Gesicht, womit sie es sein müsste. Doch etwas ganz anderes fand Shuu auch noch seltsam. Bei der ersten ‚Haruka’, hatte er irgendwie nicht das Gefühl, dass sie es war und bei der Dritten in dem fahrenden Raum auch nicht. Bei der Zweiten hingegen schon! Was hatte das nur zu bedeuten?
 

„Liebes Publikum, hört, was passieren kann. So sehr man lacht, so sehr kann man auch weinen. So wahnsinnig sie ihn liebte, so sehr wurde sie betrogen. Kommt und hört mir heute zu.

Die Geschichte erzählt von einer unschuldigen Schönen, deren Geliebter in Wirklichkeit ein Schwindler war. Nachdem sie ihm ihr Herz geschenkt, fand sie eines Tages durch die Hand des Untreuen den Tod. Diese Geschichte voller Leid, sie heißt 'Flammende Liebe'.“

Mit einem glücklichen Lächeln war Haruka, in einem schwarzen Kleid, die Treppe hinuntergeeilt und wurde von Keru wie eine Braut auf den Arm genommen und herumgewirbelt. Doch plötzlich ließ er sie wieder auf den Boden und ging eher wütend als glücklich mit ihr um und stieß sie auf die Treppe, wobei gleichzeitig an dessen Geländer Feuer aufging. Natürlich war es keine echten Flammen, sondern nur Stoffe, die mit Hilfe von rötlichem Licht und Windmaschinen das Feuer darstellen sollten.

Anschließend ging Keru von ihr weg und zwei Eisentore wurden zwischen den beiden aufgestellt, wobei das eine ein Fenster besaß. An diesem stand auch kurz darauf Haruka und spielte die verängstige, flehende Frau, die eingeschlossen war. Doch Keru kümmerte es nicht und er verschwand einfach wieder.
 

„Ein Mörder begreift jedoch nicht, dass so ein Verbrechen nie verjährt. Wie ein Mal, das nie vergeht, klebt das Blut an seinen Händen. Als die Schöne getötet wurde, kam einer dazu und war für sie da. Doch retten konnte er sie nicht mehr.

Wie beweinte die Liebe diesen Verlust!
 

Die Geschichte erzählt von einem, der den Mörder kennt und der wiedergeboren wurde. Das Leben sagt, der Mörder soll begreifen, dass schon des Todes Schatten über ihm schwebt. Von Wiedergeburt und Karma erzählt diese Geschichte. Sie heißt 'Flammende Liebe'.“
 

Die gesamten Gäste brachen in begeistertem Applaus aus, Klatschten, jubelten und pfiffen, nachdem die Musik verstummt und die Vorführung beendet war. Kurz wurde noch einmal vollkommen das Licht gelöscht, um dann wieder das normale einzuschalten, welches auch vor der Vorführung an gewesen war.

Die Truppe war verschwunden und einige Männer entfernten nun die markierte Absperrung. Nach gefühlten zehn Minuten etwa gesellten sich auch die Hauptdarsteller zu den Gästen.

„Na? Wie fandet ihr es?“, wollte Ray gleich von seinen Eltern und den Katayas wissen. Shuu hatte sich inzwischen auch wieder zu seinen Eltern gesellt, nachdem er gesehen hatte, dass Ray, gefolgt von Haruka, auf seine Familie zuging.

„Es war einfach phantastisch! Ich bin ja schon so sehr auf das Stück in zwei Tagen gespannt“, lobte Ayana voller Freude die Aufführung. Dies hörten Haruka und Ray natürlich sehr gerne.

„Also wenn man es genau nimmt, dann kennen Sie nun das Stück, das wir am Dienstag aufführen werden!“, berichtete der junge Mann, doch seine Aussage hinterließ bei allen Anwesenden nur ein großes Fragezeichen.

„Da bist du ja, mein Junge! Sag, wie hat dir das Schauspiel deiner wunderschönen Freundin gefallen?“, richtete sich Shunto mit einem breiten Grinsen an seinen Sohn. Sowohl der Angesprochene als auch die junge Frau liefen auf diese Bemerkung hin rot an. „Dad!“, beschwerte sich der junge Mann, noch immer mit einem Rotschimmer auf seinen Wangen, „Was soll das immer? Haruka und ich sind nicht zusammen, verstanden!“

„Noch nicht, aber wer weiß… vielleicht eines Tages…“, erwiderte der Ältere daraufhin, wobei sein Grinsen noch breiter wurde.

„Ich glaub es einfach nicht… los, komm schon!“ Damit ergriff Shuu die Hand der Blauäugigen und entfernte sich mit ihr von ihren Familie. Während Haruka ihn vollkommen verwirrt anschaute und sich von ihm mitziehen ließ, brach der Rest der Familie in amüsiertes Gelächter aus.
 

Nach einigen Metern hatte Haruka sich wieder gefangen und aus seinem Griff befreit. Dies veranlasste Shuu, sich zu ihr herumzudrehen, und er erkannte sofort, was los war. Sie blickte ihn mit fragenden Augen an und vollführte mit ihren Händen ebenfalls eine fragende Geste. Noch immer sprach sie kein Wort, da sie dieses, soweit es möglich war, vermeiden wollte, um ihre Stimme zu schonen.

Dies verleitete Shuu zu einem Grinsen. Langsam ging er auf sie zu und verbeugte sich etwas vor ihr: „Dürfte ich um diesen Tanz bitten? Vergiss nicht, du schuldest mir noch einen!“

Alles nur wegen eines Tanzes? Er hätte sie doch auch schon bei ihren Eltern fragen können, dann wäre sie zumindest nicht so verwirrt gewesen…

Dennoch ergriff sie lächelnd seine dargebotene Hand und wurde anschließend das letzte Stück bis zur Tanzfläche geführt. Auf dieser nahmen die beiden ihre Tanzstellung ein und Shuu begann damit, sie sicher zu führen.

„Euer Stück eben war super und das alles, obwohl du nicht einmal singen konntest!“, lobte er sie, während er ihr diese Worte mit sanfter Stimme ins Ohr flüsterte, „Aber eine Frage hätte ich schon noch. Wie konntest du dich so schnell, so oft, in so kurzer Zeit umziehen? Tut mir Leid, wenn du jetzt mit mir reden musst, aber über diese Sache zerbreche ich mich schon die ganze Zeit den Kopf.“

Lächelnd blickte Haruka ihren Tanzpartner an, als sie ihren Kopf wieder auf seine Schulter legte und ihm mit schwacher, leiser Stimme ins Ohr flüsterte: „Du hast einen sehr guten Blick. Zwei von den Mädchen war ich überhaupt nicht! Ich habe mich mit Kanata immer abgewechselt. Sie trug eine Maske mit meinem Gesicht. Wer schafft es bitteschön sich in fünf Sekunden umzuziehen?“

„Ganz meine Rede!“, stimmte Shuu ihr leicht lachend zu und dachte für sich im Stillen: „Dann war mein Gefühl doch keine Einbildung …“
 

Und so tanzten die beiden noch zu ein paar Liedern, die von der Band gespielt wurden. Doch da kam Shuu plötzlich etwas ganz anderes in den Sinn: „Verdammt! Wegen des ganzen Trubels habe ich ihn aus den Augen verloren und vollkommen vergessen… zumindest bin ich jetzt bei Haruka, also ist er nicht hier. Und so lange ich bei ihr bin, brauche ich ihn nicht weiter zu verfolgen!“

„Haruka, Schätzchen!“, ertönte plötzlich eine männliche Stimme, die die beiden Tänzer auseinander schrecken ließ. Als sie sich beide in die Richtung herumdrehten, aus der die Stimme gekommen war, erblickten sie einen großen, schlanken Mann mit langem, violettfarbenem Haar und einem Monokel über dem rechten Auge, der auf sie zukam. Kaum war er bei ihnen angekommen, ergriff er auch gleich Harukas Hände und begann erneut drauf loszuplappern: „Haruka, Liebes! Das war wirklich eine perfekte Aufführung. Du warst einfach atemberaubend, schade nur, dass du nicht selbst gesungen hast. Das wäre das Tüpfelchen auf dem ‚i’ gewesen! Aber du sahst bezaubernd aus, genauso wie in deinem jetzigen Kleid!“

Die Angesprochene lächelte ihn nur etwas schief an und nickte zum Dank für sein Lob.

Aber er hatte Recht, dieses Kleid stand ihr sehr gut und sie liebte es. Es war mal nicht in Rottönen gehalten, sondern war komplett schwarz und hatte lediglich zwei große, rote Rosen darauf. Ihre Haare trug sie nun nach der Vorstellung wieder glatt und offen. Und Shuu fand, dass dies am Besten an ihr aussah.

Doch nun war es an der Zeit, dass sich Shuu einschaltete: „Das wäre etwas schwierig geworden, da sie zur Zeit keine Stimme hat.“

„Und wer bist du?“, fragte der Mann, der etwas verwundert darüber war, dass ein Fremder sich in sein Gespräch mit Haruka einmischte. Doch Shuu blieb dennoch freundlich und antwortete ihm, während er die Hände der Blauäugigen aus denen des Mannes befreite: „Mein Name ist Shuu Kataya. Ich bin ein sehr guter Freund von Haruka und für den heutigen Abend ihr Bodyguard! Und mit wem habe ich das Vergnügen?“

Auf diese Frage hin stellte sich der Mann wieder aufrecht hin und begann etwas mit seinem Gehstock herumzufuchteln. Dies sollte ihn wohl, ebenso wie sein Monokel, elegant und reich erscheinen lassen.

Auf einmal verneigte er sich etwas und sprach: „Ich bin der große Oyajide Roséron und gleichzeitig Harukas größter Fan. Ich habe jedes einzelne ihrer Stücke gesehen, aufgezeichnet und original Schnappschüsse gemacht! Außerdem unterstütze ich sie jedes Jahr mit einer großen Spendensumme.“

Da fiel Haruka etwas ein, dass sie Oyajide unbedingt fragen wollte. Also zog sie Shuu an sich heran, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern, das er dann wiederum den Mann vor ihnen fragen sollte: „Haruka würde gerne willen, ob Sie ohne Ihren Bruder gekommen sind?“

„Natürlich ist mein Brüderchen auch wieder anwesend. Er kommt doch jedes Jahr mit, obwohl ihn diese Feier eigentlich nicht interessiert… na ja… wahrscheinlich ist er wieder am Buffet und schlägt sich aus Frust den Magen voll. Wenn du ihn siehst, beachte ihn einfach nicht, okay!“, antwortete der Herr, der gerade wieder Harukas Hände ergreifen wollte, als sie alle auf einmal eine Stimme vernahmen, die nach Herrn Roséron rief.

„Oh, dein Daddy ruft… da will ich doch mal schnell zu ihm. Ich freue mich schon auf deine Aufführung am zweiten Weihnachtstag, wir sehen uns dann dort!“, meinte der Violetthaarige und machte sich auf zu Senri, doch zuvor hatte er Haruka noch einen Handkuss gegeben.

„Der Kerl hat voll den Dachschaden…“, bemerkte der Grünäugige und wandte sich wieder Haruka zu. Diese lächelte ihn an und zuckte mit den Schultern, denn dieses Theater kannte sie schon zur Genüge.

„Und was machen wir jetzt? Möchtest du noch tanzen?“, fragte er sie nun, denn er wäre ihr gerne noch weiterhin so nah wie zuvor. Haruka erging es nicht anders und so nickte sie ihm zustimmend zu, noch immer glücklich lächelnd.
 

Doch kaum hatten die beiden jungen Erwachsenen wieder begonnen, sich zur Musik zu bewegen, kam der nächste Störenfried ihres Tanzes. Und zu allem Überfluss war es sogar Ray, der nun zusammen mit dem Mikrofon auf der Bühne stand und eine Ansage machte, weswegen die Musik auch verstummte.

„Sehr verehrte Gäste! Als allererstes möchte ich mich noch einmal bei Ihnen bedanken, dass Sie zusammen mit uns den heutigen Abend verbringen. Und als Zweites…“, auf Rays Gesicht schlich sich ein leicht fieses Grinsen, „Ihnen hat, nach ihrem vorherigen Applaus zu urteilen, unser Stück vom heutigen Abend gefallen. Nun, dies soll aber nicht unser Einziges bleiben! Denn wie ich soeben erfahren habe, gibt es unter uns noch jemanden, der ein Lied singen möchte. Einen großen Applaus bitte für Shuu Kataya!“

„WAS?“, fragte dieser geschockt und Haruka schaute ihn nur erstaunt an. „Moment! Ich habe nie auch nur im Entferntesten oder ansatzweise gesagt, dass ich irgendetwas vorführen möchte…“, beschwerte sich Shuu, der versuchte, das Ganze wieder richtig hinzubiegen. Doch wirkliche Unterstützung erhielt er nicht, denn seine Eltern grinsten ihn nur auffordernd an und Haruka schob ihn schon in Richtung Bühne.

Widerwillig begab er sich schließlich auch auf diese und nahm von Ray das Mikrofon entgegen.

„Was soll das? Das wirst du noch büßen, Ray!“, drohte der 19-Jährige mit zu Schlitzen zusammengezogenen Augen. Doch Ray überhörte seine Drohung einfach und schob ihn erst einmal zu einem Tisch, auf dem eine Liste mit Liedern lag: „Ja ja… such dir lieber einen Song aus und fang an!“

Genervt ließ der Grünschopf seinen Blick über die einzelnen Songtitel gleiten, als er an einem haften blieb. „Das ist doch das Lied, das… das nehme ich!“, dachte sich der junge Mann und zeigte es Ray, der grinsend die CD einlegte das Karaokelied abspielte.
 

„Seit ich dich fand, bin ich verloren. Will es dir sagen, wie fang ich's an? In welcher Sprache gibt es Worte, um dich zu beschreiben?“
 

Erstaunt blickte Haruka zu Shuu hinauf, dem das alles gerade ziemlich peinlich war.
 

„Wenn ich dir sagte, eine Schönheit wie dich, findet sich im ganzen Universum nicht, wäre dieses Kompliment nichts im Vergleich zur Wirklichkeit. Seit ich dich fand, bin ich verloren.“
 

Wusste er es etwa? Wusste er, dass es ihr Lieblingslied war, und hatte es deswegen ausgesucht? Oder hat er es nur gewählt, weil sie es den ganzen Tag über gehört hatte und er es nun auswendig konnte?
 

„Deine Anmut erstrahlt in vollem Glanz. Dein Gesicht fließt über davon. Die Wolken deiner braunen Haarpracht fallen prunkvoll herab.

Dein wehender Schal ist wolkengleich. Deine Arme umarmen das Mondlicht. Das Mondlicht der Schönheit.

Wenn ich dir sagte, dass es diesen Liebreiz nirgendwo sonst gibt oder geben wird,

wäre dieses Kompliment nichts im Vergleich zur Wirklichkeit. Seit ich dich fand, bin ich verloren.

Wenn ich dir sagte, meine Seelenverwandte, dass du eine Nymphe bist oder eine Fee, wäre dieses Kompliment nichts im Vergleich zur Wirklichkeit.“
 

Nachdem er das Lied beendet hatte und nur noch der Abspann an Melodie zu hören war, begannen alle im Saal auch ihm begeisterten Applaus zu spenden. Mir einem kurzen: „Vielen Dank!“, verschwand Shuu auch so schnell wie möglich wieder von der Bühne, da es ihm noch immer irgendwie unangenehm war.

Vor der Bühne stand noch immer Haruka, die auf ihm gewartet hatte und ihn nun fröhlich anlächelte.

„Was?“, fragte er sie und blickte sie skeptisch an, „Nein! Behalt es lieber für dich, ich will es gar nicht wissen! Kommst du mit? Ich brauche dringend etwas zum Trinken!“

Als Bestätigung erhielt er ein Nicken und so begaben sich die beiden in Richtung Buffet. Während Shuu sich und Haruka Bohle einschenkte, verging dem Mädchen die ganze Zeit über nicht das Lächeln. Dem Grünäugigen war klar, dass sie nie Ruhe geben würde, bis sie es ihm gesagt hatte: „Also schön, sag schon, was du mir sagen willst!“

Dankend nahm sie ihre Glas entgegen und näherte sich wieder seinem Ohr, damit er sie auch verstehen konnte: „Warum hast du ausgerechnet dieses Lied gewählt? … Weißt du etwa, dass es mein Lieblingsstück ist oder hat du es gewählt, weil du es nach dem heutigen Tag ohnehin schon auswendig kannst?“

Damit entfernte sie sich wieder von ihm und wartete gespannt auf seine Antwort. Doch diese Frage zauberte Shuu ein erneutes Grinsen ins Gesicht, bevor er antwortete: „Was denkst du denn? Das würde mich doch noch viel mehr interessieren!“

Damit hatte die 18-Jährige nun überhaupt nicht gerechnet, und während sie so darüber nachdachte, zeichnete sich ein rötlicher Schimmer auf ihren Wangen ab, was Shuu ihre Gedanken verriet.
 

Doch bevor er noch irgendetwas sagen oder tun konnte, wurden die beiden nun zum dritten Mal durch eine Person unterbrochen.

„Haruka, Schätzchen!“, ertönten erneut diese Worte. Irritiert blickte Shuu sich um, konnte aber die gesuchte Person nirgends erblicken, weswegen er nachfragte: „Etwa schon wieder diese Oyajide?“ „Nein… viel schlimmer!“, antwortet Haruka daraufhin mit normaler Stimme und wollte sich sofort hinter Shuu verstecken. Doch zu ihrem Leid brachte es ihr nichts, denn die Person fand sie ohne Mühe.

Und erneut ging die ganze Prozedur los… Harukas Hände wurden von einem großen, schlanken Mann mit ebenfalls langen, violettfarbenen Haaren erfasst, wobei auch dieser daraufhin begann wie ein Wasserfall zu plappern: „Meine Güte, habe wir uns lange nicht mehr gesehen, nicht wahr? Das letzte Mal bei deiner letzten Winteraufführung, nicht? Obwohl wir so gute Freunde sind, sehen wir uns nur ein oder zwei Mal im Jahr, ist das nicht traurig? … Och und wen haben wir denn da? Ist das etwa dein Freund? Er scheint ja genauso begabt zu sein wie du, wenn man das nach der eben aufgeführten Nummer so sagen kann…“

Mit wütenden Augen funkelte Haruka den Mann an und befreite sich aus seinen Händen. Obwohl sie ihre Stimme eigentlich an diesem Abend so gut wie gar nicht benutzen wollte und wenn, dann nur sehr leise, brachte sie der Grauäugige doch dazu ihn mit wütender Stimme, in normaler Lautstärke anzubrüllen: „Hör auf damit, Harley! Du weißt genau, warum ich dich nicht sehen will. Immerhin hast du nicht bloß einmal versucht, unsere Auftritte zu sabotieren und damit zu ruinieren. Also spar dir dein Theater und lass mich und meine Freunde endlich in Ruhe, verstanden!“

Dies machte jedoch auch den Mann, Harley, wütend und er begann nun zu zischen: „Sprich gefälligst respektvoller mit mir, immerhin unterstütze ich dich jedes Mal mit einer Menge Geld, also sein dankbar!“

„Unterstützen tut uns dein Bruder, aber gewiss nicht du! Ich weiß genau, dass, wenn es nach dir ginge, wir kein einziges Stück mehr aufführen würden. Deswegen versuchst du auch ständig, uns zu sabotieren“, zischte Haruka ebenfalls wütend zurück, denn sie kannte das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern ganz genau. Verärgert kaute Harley auf seiner Serviette und murmelte unverständliche Worte, bevor er sich schließlich dazu entschied abzuziehen.

„Okay… der war noch seltsamer als Oyajide… das war sein Bruder, nicht wahr?“, meinte Shuu nach einigen Minuten, unter anderem, um die Stille zwischen ihnen zu durchbrechen und Haruka so schnell wie möglich auf andere Gedanken zu bringen.

Die Gefragte nickte bloß wieder und setzte sich anschließend in Bewegung, nachdem sie ihr Glas auf dem Tisch abgestellt hatte.

„Hey? Warte auf mich!“, rief er ihr nach und folgte ihr; egal wohin sie heute Abend noch gehen würde, er würde sie zu ihrer eigenen Sicherheit überall hin begleiten.

Haruka jedoch schien ihn gar nicht zu hören und lief einfach zielstrebig weiter. Sie verließ den Festsaal und stieg die Treppen hinauf zu ihrem Zimmer, Shuu dicht hinter ihr.

Irgendwann drehte sie sich schließlich doch noch zu ihm herum und fragte: „Folgst du mir eigentlich überall hin?“

„Ich halte es einfach für sicherer. Ich habe vorhin einen Gast entdeckt, von dem ich nicht möchte, dass er dir zu nahe kommt! Und da du momentan nicht einmal deine Stimme richtig benutzen kannst…“, versuchte er ihr zu erklären, doch er bemerkte auch, dass es sie etwas störte, so sehr von ihm bemuttert zu werden, was er auch sehr gut verstehen konnte. Aber sie kannte ihn nun einmal nicht so gut wie er… oder zumindest nicht mehr…

„Meinetwegen… aber allein ins Bad darf ich noch, oder?“, fragte sie ihn ironisch. Doch hätte er ihre Frage nun tatsächlich verneint, dann wäre sie wirklich ausgerastet und hätte dadurch sicherlich keine Rücksicht mehr auf ihren angeschlagenen Hals genommen.

Natürlich hatte Shuu diese Frage nicht verneint, allerdings folgte er ihr dennoch weiterhin hinauf bis zu seinem Zimmer, in dem er etwas ‚erledigen’ wollte, während Haruka neben ihrem eigenen ins Bad ging.
 

Gerade als der Grünäugige sein Zimmer wieder verlassen hatte, ging er direkt zu Boden. Jemand hatte ihm einen kräftigen Schlag ins Gesicht versetzt. Er spürte sofort wie sich eine warme Flüssigkeit einen Weg aus seiner Nase suchte. Mit nun schmerzendem Kopf versuchte er die Blutung zu verhindern und sich wieder zu erheben. Als er sich der Richtung zuwandte, aus der er die Faust abbekommen hatte, konnte er niemand anderen erblicken, als jenen Gast, den er ursprünglich mal verfolgen wollte. Nun hatte dieser offensichtlich ihn und Haruka verfolgt…

„Haruka! Was ist mit ihr?“, durchfuhr es Shuu wie einen Blitz und er schaute sich nach der jungen Frau um, die er allerdings nirgends erblicken konnte. Doch aufgrund des gelöschten Lichts auf dem Gang konnte er erkennen, dass im Badezimmer noch immer das Licht brannte und Haruka sich somit noch in diesem befinden musste.

„Ich habe dir doch gesagt, dass du mich schneller wieder sehen würdest, als dir lieb sei“, sagte die Person grinsend und schlug Shuu ein weiteres Mal zu Boden, doch dieses Mal blieb er geschafft liegen.

Doch da vernahmen die beiden das klickende Geräusch des Badezimmerschlosses und kurz darauf trat Haruka aus diesem hinaus auf den Gang. Da ihre Augen sich noch nicht an die Dunkelheit des Flures gewöhnt hatten, konnte sie auch nicht erkennen, wer sie so grob am Handgelenk gepackt hatte und nun hinter sich herzog.

„Shuu…? Shuu lass los, du tust mir weh!“, bat sie mit schwacher, aber verständlich Stimme den jungen Mann sie doch loszulassen. Doch diesen interessierten ihre Worte überhaupt nicht, oder hatte er sie tatsächlich nicht gehört?

Nun begann sich die Blauäugige noch stärker gehen seinen Griff zu wehren, als ihr plötzlich auffiel, dass es sich gar nicht um Shuu handelte. „Kiro? Was machst du denn hier?“, fragte sie geschockt nach und begann nun noch stärker sich gegen ihn zu wehren.

„Tja, nach 13 Jahren sind wir nun endlich alle wieder auf der Weihnachtsfeier deiner Eltern vereint, nicht wahr Haruka?“, gab der Violettäugige grinsend von sich und zerrte sie weiterhin mit sich.

Haruka verstand seine Worte nicht. Was meinte er mit ‚alle’? Sie hatte ihn vor 13 Jahren kennen gelernt, das war wohl wahr. Aber wen meinte er denn noch?

Doch darüber konnte sie sich auch später Gedanken machen, denn nun musste sie erst einmal von ihm loskommen. Auf einmal ertönte eine weitere Stimme, die sie nur zu gut kannte, es war die von Shuu.

„Lass sie los, Kiro, oder du wirst es bitter bereuen“, drohte Shuu ihm erneut und hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt. Sowohl der Angesprochene als auch Haruka drehten sich herum und blickten in den Gang hinter ihnen. Dort stand Shuu, eine Hand an seiner Nase und mit der Anderen stützte er sich an die Wand.

„Shuu…“, kam es geschockt über Harukas Lippen, als sie den jungen Mann dort so stehen sah.

Der Blauschopf begann herzhaft zu lachen: „Wer will mir etwas antun? Du vielleicht? Du kannst doch nicht einmal richtig stehen, wie willst du mir dann etwas antun?“

„Na warte!“, brüllte der Grünäugige aufgebracht und rannte auf Kiro zu, den er ohne mit der Wimper zu zucken erneut zu Boden schlug.
 

Dies artete in einer Schlägerei aus, gegen die Haruka nichts unternehmen konnte. Doch da kam ihr der rettende Einfall. Schnell öffnete sie die Tür neben sich und holte aus dem Raum ihr Handy, mit dem sie so eilig wie möglich ihren Bruder anrief und ihm die Lage schilderte.

Es dauerte auch nur wenige Minuten, da stand der 23-Jährige zusammen mit zwei Sicherheitsleuten im nun erleuchteten Gang und zerrten die beiden Kämpfer auseinander. Shuu beruhigte sich schnell wieder, was man von Kiro nicht unbedingt behaupten konnte.

Was nun mit Kiro geschehen würde, konnte Haruka nicht sagen, es interessierte sie aber auch nicht. Mit Rays Hilfe brachte sie Shuu in sein Zimmer und legte ihn auf sein Bett. Noch immer hielt er sich stöhnend die blutende Nase und so entschloss sich Haruka, den Erste-Hilfe-Kasten aus dem Badezimmer zu holen und Shuu zu verarzten.

Er ließ sich in aller Ruhe von ihr das Blut wegwischen und verarzten. Shuu genoss es sogar richtig, so von ihr behandelt zu werden, und schloss seine Augen.

Es herrschte Stille zwischen den beiden, während Haruka ihn behandelte. Doch irgendwann durchbrach sie diese mit ihrer leisen Stimme: „Vielen Dank, dass du mir schon wieder geholfen hast. Du hattest mal wieder Recht… ich bin richtig froh, dass du mir gefolgt bist!“

„Hör auf dich immer zu bedanken, das ist doch selbstverständlich!“, erwiderte dieser darauf mit noch immer geschlossenen Augen.

„Für mich ist es nicht selbstverständlich und deswegen möchte ich mich bedanken!“ Lächelnd nahm sie ihre Hände von seinem Gesicht, nachdem sie fertig war, und näherte sich ihm. Dies bekam er allerdings nicht mit, da er seine Lider noch immer geschlossen hatte.

Schnell gab sie ihm zum Dank einen kurzen Kuss auf seine Wange und erhob sich von der Bettkante.

Erstaunt hatte Shuu seine Augen weit aufgerissen, blickte aber nun nur den Rücken von dem Mädchen an. Er war zu überrascht, um irgendetwas zu sagen und bevor er es auch konnte, sprach Haruka wieder: „Es… es ist schon nach elf Uhr. Ich… ich gehe lieber ins Bett. Gute Nacht, Shuu!“

Mit diesen Worten schloss sie schnell die Tür hinter sich, brachte den Kasten zurück ins Bad und machte sich bettfertig.
 

Lächelnd schaute ihr Patient ihr nach, auch wenn er nichts weiteres mehr sah als seine geschlossene Tür.

„Gute Nacht, Haruka!“, flüsterte er und setzte sich auf, um sich selbst ebenfalls umzuziehen. Doch da fiel ihm eine Tüte auf, die zuvor noch nicht in seinem Zimmer gestanden hatte. Neugierig ging er auf diese zu und holte aus ihrem Inneren ein verpacktes Geschenk heraus. Auf der Karte, die an dem Geschenk befestigt war, stand sein Name geschrieben und eine Nachricht der Person, von der es war.

Lieber Shuu!

Fröhliche Weihnachten!

Ich hoffe, dir gefällt dein Geschenk, ich habe mir wirklich Mühe gegeben…

In Liebe, Haruka

Es war also von Haruka! Diese Tatsache machte den jungen Mann nur noch neugieriger auf den Inhalt, und kurz darauf war er auch schon ausgepackt.

„Wow, dieses Mädchen steckt wirklich voller Talente, auch wenn man es ihr nicht ansehen mag…“, dachte sich der Grünäugige lächelnd. Doch bevor er sich noch weiterhin mit dem Geschenk beschäftigen konnte, wurde er durch eine Melodie unterbrochen.

„Hallöchen Schwesterherz! Fröhliche Weihnachten!“, begrüßte er die Frau am anderen Ende der Leitung.

„Dir auch eine fröhliche Weihnacht, Shuu! Und? Hast du es ihr schon gegeben?“
 

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So, für alle diejenigen, die sich das Video und die Melodie von den Songs anschauen wollen, hier die Links:

http://de.youtube.com/watch?v=yl11TT_ySR8 (Rays & Harukas Aufführung)

http://de.youtube.com/watch?v=gF7-1aUarkU (Shuus Song)

Bitte beachtet, dass die Songs auf hindi sind!
 

Hoffe, es hat euch gefallen und es sollte lang genug gewesen sein, nicht?

Kommis mit Lob/Kritik oder was auch immer... her damit ^-^

Bis zum nächsten & letzten KP dann,

eure Kimie ^.^o

Erster Schnee = Erster Kuss

Hallöchen ^-^

So, endlich ist das 5. KP fertig und es mal wieder nicht gerade kurz, wenn auch kürzer als das Letzte XD

So, wünsche euch viel Spaß beim Lesen
 

Kapitel 5: Erster Schnee = Erster Kuss

Der nächste Morgen kam für Harukas Geschmack viel zu schnell. Nicht nur dass sie noch überhaupt nicht ausgeschlafen war, sie hatte auch ziemlich starke Kopfschmerzen.

Stöhnend erhob sie sich schließlich aus ihrem Bett und schlürfte hinüber ins Bad.

„Morgen! Dir ist schon klar, dass du bis nachher nichts trinken und essen darfst?“, begrüßte Shuu sie mit einem Grinsen und erinnerte sie gleich daran, dass sie in den nächsten zwei Stunden von jeglichen Nahrungsmitteln fernbleiben musste. Diese Tatsache ließ das Mädchen nur noch mehr aufstöhnen. Nun noch schlechter gelaunt, betrat sie schließlich das Bad, um sich zu waschen und in ihrem Zimmer schließlich umzuziehen.

„Na super… hoffentlich verschwinden die Kopfschmerzen bald, sonst ist es mir egal, ob ich etwas trinke oder nicht… ich will sowieso nicht!“, jammerte Haruka in Gedanken, als sie sich wieder einmal auf ihrer Fensterbank niederließ und hinaus schaute, „Der Weihnachtsabend ist nun vorbei und es hat noch immer nicht ein einziges Mal geschneit… hoffentlich fällt wenigstens etwas Schnee in den nächsten Tagen…“

Wieder einmal blieb sie nicht lange ungestört, denn nach wenigen Minuten vernahm sie ein Klopfen an der Tür und kurz darauf betrat auch die kleine Aiko das Zimmer.

„Morgen Haruka! Hast du gut geschlafen?“, begrüßte das Mädchen die Ältere mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Haruka erwiderte, mehr oder weniger gezwungen, das Lächeln, bevor sie antwortete „Es ging so… ich war gestern halt ziemlich geschafft und auch nicht gerade früh im Bett… aber das ist ja nichts Neues. Aber ich habe ziemliche Kopfschmerzen und hoffe, die gehen so schnell wie möglich wieder weg.“

„Oh… dann hast du sicherlich keine Lust, mit mir etwas zu spielen, oder?“, vermutete die Kleine etwas betrübt, aber mit Verständnis. Erneut musste die Angesprochene lächeln: „Tut mir Leid, Aiko! Aber ich fühle mich wirklich ziemlich beschissen und außerdem muss ich gleich weg… du musst heute wohl oder übel mit deiner Schwester oder deinem Bruder etwas unternehmen!“

„Diana bekomme ich fast gar nicht mehr zu Gesicht. Nur noch beim Essen oder vor dem Schlafengehen. Ansonsten ist sie die ganze Zeit mit Masato unterwegs.“, berichtete die Grünäugige grinsend und lehnte sich an den Schreibtisch, „Aber geht Shuu nicht gleich mit dir weg? Dann muss ich nämlich erst einmal warten, bis ihr wieder da seid…“ „Stimmt, jetzt wo du es sagst… das habe ich total vergessen…“, antwortete die junge Frau, der in diesem Moment vollkommen entfallen war, dass der Bruder des Mädchens sie begleiten würde, „ähm… ja… das ist jetzt natürlich dumm…“ „Mach dir mal keine Sorgen! Ich kann mich so lange ja selbst beschäftigen und mein Bruder sagte, dass es nicht soooo lange dauern wird. Darf ich denn so lange hier bleiben und auf euch warten? Ich würde mir gerne noch Theaterstücke von dir anschauen, ich finde deine Ideen und die Umsetzungen total schön“, bat Aiko die Schauspielerin, die ihr ihre Bitte mit Freude erlaubte.

Glücklich darüber, dass sie nun noch mehr Stücke anschauen durfte, verließ sie strahlend wieder das Zimmer.

Harukas Stimmung besserte sich jedes Mal, wenn sie mit dem kleinen, fröhlichen Mädchen zusammen war. Doch kaum hatte sie nun den Raum verlassen, wurde die junge Frau wieder betrübt, denn nun kehrten die Gedanken an die bevorstehende Untersuchung zurück. Die Uhr zeigte zwar erst Elf, aber Haruka wollte nicht noch eine knappe Stunde warten. Also machte sie sich fertig und sammelte alle Dinge zusammen, die sie eventuell gebrauchen könnte.

„Nanu… wo kommt denn mein Tagebuch her?“, fragte sich das Mädchen verwundert in Gedanken und nahm besagtes Buch in die Hand, „Warum liegt es denn auf dem Schreibtisch, da lege ich es doch normalerweise nie hin? Kein Wunder, dass ich es gestern nirgends gefunden habe…“

Zusammen mit ihrer Tasche und dem Buch ging sie noch kurz zu ihrem Bett und legte das Tagebuch auf ihre Kommode. Gerade als sie sich herumdrehen und gehen wollte, bemerkte sie eine kleine Schachtel, die nun neben ihrem Buch lag. Verwundert und neugierig zugleich nahm sie diese in die Hände und blickte sie an. Auf dem kleinen Packet lag eine rote Rose und es hing daran eine kleine Weihnachtskarte, die sie interessiert öffnete und durchlas:

Fröhliche Weihnachten, Haruka!

Auf dass dieses Geschenk dir Freude & Glück bringen möge.

Solltest du einmal Kummer haben, dann schau dir dieses Geschenk an und denk an mich, dann wird alles wieder gut ;-D

In Liebe, Shuu

Ein glückliches Lächeln zierte nun Harukas Gesicht, als sie die Blume erst einmal zu ihren gelben und weißen Rosen in die Vase stellte und anschließend die Karte vorsichtig von dem Geschenk löste und sie auf ihr Tagebuch legte. Neugierig öffnete sie daraufhin die Schachtel und als sie den Inhalt sah, weiteten sich ihre Augen vor Erstaunen.

Vorsichtig entnahm sie das Geschenk aus der Verpackung, um es genauer betrachten zu können.
 

„Haruka? Darf ich reinkommen?“, hörte sie plötzlich Shuus Stimme, nachdem er, wie es sich gehörte, an ihre Tür geklopft hatte. Schnell stellte die Blauäugige das Päckchen wieder auf ihre Kommode, das Geschenk steckte sie in ihre Hosentasche und ging zur Zimmertür, um sie dem Jungen, der vor ihr wartete, zu öffnen.

„Was gibt’s?“, fragte Haruka mit normaler Stimme, da sie versuchen wollte, sich von ihrer vorherigen Freude nichts anmerken zu lassen. Dies gelang ihr offensichtlich auch, zumindest sprach Shuu sie nicht darauf an, sondern fragte: „Ich wollte nur wissen, wann du losgehen willst? Je früher wir hingehen können, desto eher sind wir fertig und können wieder zurück!“

„Ähm… also von mir aus können wir jetzt los!“, antwortete sie dem jungen Mann vor sich, der mit einem kurzen Nicken zustimmte. Zusammen begaben sich die beiden jungen Erwachsenen hinunter in den Flur, in dem sie sich noch ihre Schuhe und Shuu noch seine Jacke anzogen und schon machten sie sich auf den Weg.
 

Die Untersuchung verlief aus Harukas Sicht recht schnell.

Nachdem sie angekommen waren und sich begrüßt hatten, fragte Herr Yoshko noch einmal nach, ob seine Patientin auch seit 12 Stunden nichts zu sich genommen hatte, was sie bejahte. Während Haruka friedlich schlief und der Arzt mit Hilfe seines Endoskops sich das Halsinnere anschaute und aus diesem einige Gewebeproben entnahm, saß Shuu die ganze Durchführung über auf einem Stuhl neben der Schlafenden, hielt ihre rechte Hand und beobachtete das Vorgehen.

Als der Doktor schließlich fertig war, befreite er Haruka danach von den Schläuchen und teilte Shuu mit, dass sie in den nächsten dreißig Minuten aufwachen müsste, woraufhin er den Raum verließ.

Der Grünäugige wich die ganze Zeit über nicht von ihrer Seite und wartete sehnsüchtig darauf, dass sie endlich aufwachen würde. Während er geduldig abwartete, fiel sein Blick irgendwann auf ihre Hosentasche, aus der ihm etwas Silbernes entgegenfunkelte.

Langsam zog er es aus ihrer Tasche und konnte nicht anders, als zu lächeln. Also hatte sie es endlich gefunden und anscheinend jetzt schon als Glücksbringer mitgenommen. Auf der einen Seite fragte er sich zwar, warum sie es sich nur in die Hosentasche gesteckt hatte, aber das Wichtigste für ihn war, dass sie es bei sich trug.

Vorsichtig steckte der 19-Jährige sein Geschenk an das Mädchen wieder zurück in ihre Hosentasche und wartete weiterhin darauf, dass er ihre saphirfarbenen Augen wieder sehen würde.

Wie es ihm der Arzt gesagt hatte, erwachte Haruka zwanzig Minuten später und nachdem sie sich wieder einigermaßen fit fühlte, verließen sie alle die Praxis, denn Herr Yoshko ließ es sich nicht nehmen, die beiden zurück zum Anwesen der Safáias zu fahren.
 

„Vielen Dank, dass Sie uns zurückgefahren haben!“, bedankte sich der junge Mann, nachdem er Haruka aus dem Auto geholfen hatte. Lächelnd erwiderte der Fahrer: „Aber das ist doch selbstverständlich, dass ich euch beide nach Hause fahre. Hab aber bitte ein Auge auf Haruka und sorg dafür, dass sie sich so lange wie möglich ausruht, vor allem heute! Und sie muss viel Flüssigkeit zu sich nehmen, damit das Narkosemittel aus ihrem Körper gespült wird. Wenn sie das alles gemacht hat, dann kann sie auch ohne Weiteres morgen ihr Stück aufführen.“

„Alles klar, ich werde darauf achten!“, versicherte der Grünschopf ihm, schloss die Wagentür und lief zusammen mit Haruka zum Haus, wobei er die ganze Zeit darauf achtete, dass es ihr auch wirklich gut ging und sie den Weg auch schaffte.
 

„So, ich würde sagen, dass du dich am Besten umziehst und ins Bett legst. Du siehst doch ziemlich geschafft aus. Und du sollst viel trinken, soll ich dir etwas hochbringen?“, erkundigte er sich bei ihr. Seine Fürsorge zauberte ihr ein schwaches Lächeln ins Gesicht und dankend nahm sie sein Angebot an.

Somit begab sich der Junge wieder hinunter, um in der Küche zwei Flaschen Wasser und ein Glas zu besorgen und Haruka betrat unterdessen mit langsamen Schritten ihr Zimmer, um sich wieder ihren Schlafanzug anzuziehen und sich ins Bett zu legen.

Als sie jedoch ihre Hose ausgezogen und über den Stuhl gehangen hatte, war etwas aus ihrer Hosentasche gefallen, von dem sie vollkommen vergessen hatte, dass sie es vor ihrem Arztbesuch in diese gesteckt hatte.

Leicht lächelnd fuhr sie mit ihren Fingerspitzen über die Oberfläche und ging hinüber zu ihrem Bett. Eine Weile betrachtete sie es noch, bevor sie es anlegte und sich in ihr großes, weiches Kissen kuschelte.

Doch kaum hatte sie sich hingelegt, vernahm sie abermals ein klopfendes Geräusch und nach einem leisen, aber durchaus hörbaren: „Herein!“, betrat Shuu auch schon das Zimmer, zusammen mit den Gegenstände, die er aus der Küche besorgt hatte.

Sofort schloss er die Tür hinter sich wieder, begab sich zu Haruka ans Bett und schenkte ihr in das Glas etwas Wasser ein, das sie sehr durstig zu sich nahm, weswegen Shuu es ihr noch ein weiteres Mal auffüllte.

Seufzend stellte Haruka das nun geleerte Glas neben sich auf die Kommode und ließ sich zurück in ihr Kissen fallen. Doch lange konnte sie es nicht genießen, denn sie spürte deutlich wie Shuus Blick auf ihr haftete, weswegen sie nach einiger Zeit die Lider wieder aufschlug und ihn fragend anschaute.

„Sie steht dir!“, war alles, was er über seine Lippen brachte. Anfangs war das müde Mädchen verwirrt über seine Worte, doch dann verstand sie, was er ihr damit sagen wollte. Mit einem schwachen Lächeln fasste sie sich an ihren Hals, um den nun eine wunderschöne Kette lag. Und bei dem Gedanken daran, dass sie diese von dem jungen Mann vor ihr geschenkt bekommen hatte, stieg ihr etwas die Röte ins Gesicht: „Vielen Dank… sie ist wirklich wunderschön und… sag, woher wusstest du, dass ich Rosen so sehr liebe?“ „Tja… das wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben!“, antwortete er lachend, doch als er ihr bittendes Gesicht sah, entschied er sich doch noch es ihr zu erzählen, „Na ja, um die Wahrheit zu sagen… ich wusste es nicht. Aber ich liebe selbst Rosen und als ich diese Kette gesehen hatte, dachte ich mir, dass sie dir vielleicht auch gefallen würde.“

Haruka freute sich riesig über diese Kette und auch über die Rose, die unter den weißen und gelben Blumen ihrer Art mit ihrem kräftigen Rot doch sehr hervorstach.
 

Sie hatte noch nie rote Rosen in ihrem Zimmer, so sehr sie diese auch mochte. Sie hatte einmal für sich entschieden, dass sie sich selbst keine kaufen, sondern erst welche in ihr Zimmer stellen würde, wenn sie diese von einer Person geschenkt bekommen würde, die sie auch mochte. Oyajide hatte ihr schon viele rote Rosen zukommen lassen, vor allem nach ihren Auftritten. Doch diese waren alle außerhalb ihres Zimmers geblieben und hatten meistens den Wohnzimmertisch geschmückt.

Bei dieser, die Shuu ihr geschenkt hatte, war es jedoch etwas vollkommen anderes!

Diese Rose war ein Geschenk an sie zum Fest der Liebe und sie kam auch von Herzen, das konnte sie deutlich spüren… oder glaubte zumindest es spüren zu können. Außerdem war diese Rose für sie, einfach so und nicht, weil sie wieder eine hervorragende Leistung erbracht hatte…

Ob Shuu ihr vielleicht auch damit sagen wollte, dass er sie liebte, das wusste sie nicht und es interessierte sie auch nicht weiter.
 

„Ach ja, und vielen Dank für dein Geschenk!“, sprach der Grünäugige plötzlich und ließ Haruka damit zusammenzucken, da sie so sehr in Gedanken versunken war.

Erst in diesem Moment bemerkte das Mädchen, dass er ihr Geschenk ebenfalls trug. Offensichtlich war sie den ganzen Tag über so sehr in Gedanken und Sorge wegen der Untersuchung gewesen, dass sie für diese Tatsache einfach kein Auge gehabt hatte. Sicherlich hatte er auch auf ihrem Weg den zweiten Teil getragen und sollte dies wahr sein, so war ihr dies ebenfalls nicht aufgefallen.

„Es freut mich, dass es dir passt und anscheinend auch gefällt…“, erwiderte sie mit einem schwachen Lächeln, das der Angesprochene nur erwidern konnte.

In der Tat, ihm gefiel sein Geschenk wirklich sehr und wie Shuu fand, hatte Haruka einen sehr guten Geschmack. Als er sich diesen Morgen anziehen wollte, konnte er einfach nicht anders, als sich sein neues Poloshirt anzuziehen.

Als sie es bei ihrer ersten Begegnung an diesem Tag offensichtlich nicht bemerkt hatte, war er doch ziemlich erstaunt darüber gewesen. Doch er konnte sich gut vorstellen, was der Grund dafür gewesen war, und somit hatte er diese ganze Geschenksache auch auf nachher verschieben wollen, wenn sie wieder zurück waren, sprich: jetzt gerade!
 

Stille kehrte wieder in den Raum ein und langsam schlossen sich Harukas Lider wieder, denn die Müdigkeit übermannte sie allmählich, bis sie schließlich doch eingeschlafen war. Shuu hingegen blieb noch eine Weile einfach neben ihr auf der Bettkante sitzen und beobachtete sie.

„Sie sieht so wunderschön aus…“ Er war vollkommen in Gedanken an das vor ihm liegende Mädchen versunken, dass er anfangs nicht einmal mitbekommen hatte wie seine kleine Schwester den Raum betreten hatte.

Aiko bekam sofort mit, dass die junge Frau in dem Bett am Schlafen war und so schlich sie auf leisen Sohlen zu ihrem Bruder, um ihm anzudeuten, sie doch schlafen zu lassen.

Mit einem leichten Nicken erhob sich der junge Mann von dem Bett und verließ anschließend zusammen mit dem kleinen Mädchen den Raum. Da sie beide Haruka ihre wohlverdiente Ruhe gönnen wollten und sie sich ohnehin langweilten, beschlossen die beiden, gemeinsam etwas zu machen. Und wie sah dies nun aus? – Richtig, die beiden zogen sich um und gingen in den Keller zum Schwimmen.

Auf dem Weg hinunter kam ihnen allerdings Ray entgegen und so berichtete ihm Shuu noch schnell alles über die Untersuchung, Harukas Zustand und was er sonst noch so wusste…
 

Langsam erwachte die Brünette aus ihrem Schlaf und griff vorsichtig mit ihrer Hand nach dem Glas, das auf der Kommode stand. Zu ihrer Verwunderung war dieses schon gefüllt. Aber dies erklärte sie sich einfach so, dass Shuu ihr sicherlich neues Wasser eingeschenkt hatte, nachdem sie eingeschlafen war.

So führte sie mit sicherer Hand und nun wieder vollkommen geschlossenen Augen das Glas an ihre Lippen und nahm gierig die Flüssigkeit auf.

„Na? Gut geschlafen?“, hörte Haruka auf einmal wie eine Stimme sie dies fragte, woraufhin sie ihre Augen wieder komplett öffnete und niemand anderen als den Grünäugigen anschaute.

Dieser saß an ihrem Schreibtisch, vor sich ein Laptop, der nicht ihr gehörte, und mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

„Ist er etwa die ganze Zeit über hier geblieben?“, fragte sich das Mädchen in Gedanken. Mit einem leichten Nicken antwortete sie ihm und wandte sich der Wasserflasche zu, die neben ihrem Bett stand, um ihr Glas noch einmal aufzufüllen.

Nachdem noch ein paar Gläser und somit auch die Flasche geleert wurde, hörte sie auf, weiterhin Flüssigkeit zu sich zu nehmen und sank zurück in ihr Kissen, während sie weiterhin ihren Gedanken nachging.

„Du bist so ein kleines Dornröschen, kann das sein?“, holte Shuus Stimme sie wieder zurück in die Realität. Mit einem Mal saß das Mädchen kerzengerade in ihrem Bett und funkelte ihn verärgert an. Doch dies ließ den jungen Mann nur leicht auflachen, weswegen sich Harukas Augen noch weiter verengten. „Was denn? Ich habe nicht fast den ganzen Tag verpennt, sondern etwas mit Aiko unternommen!“, erwiderte er auf ihren Blick hin und drehte sich leicht kopfschüttelnd wieder zu seinem Laptop herum.

„Ach ja? Dein Körper wurde auch nicht mit Betäubungsmitteln durchflutet…“, zischte die Blauäugige, wonach sie eingeschnappt ihren Blick von ihm abwandte, auch wenn er sie schon gar nicht mehr anschaute.

Einige Zeit herrschte Stille in dem Raum und nur das Geräusch der Tastatur war zu vernehmen, auf der Shuu schrieb. Doch lang währte diese nicht, denn irgendwann entschied sich die junge Frau doch dazu, wieder mit ihm zu sprechen. „Wo ist Aiko gerade eigentlich?“, wollte sie von ihm erfahren, immerhin hatte sie die Kleine schon seit diesem Morgen nicht mehr gesehen. Dies war aber auch kein Wunder, immerhin war sie erst in der Praxis gewesen und anschließend mehr oder weniger nur am Schlafen gewesen.

„Sie ist unten und isst mit den anderen zu Abend…“, antwortete der Gefragte knapp und drückte weiterhin erbarmungslos eine Taste nach der anderen hinunter. Doch durch diese Antwort fragte sich die 18-Jährige nur noch mehr, warum er sich gerade in ihrem Zimmer befand und nicht mit ihren Familien zu Abend aß, was sie ihn schließlich auch fragte.

Die Laute der Tasten verstarben und mit einem leichten Stoß seiner Füße vom Boden ab, drehte er sich wieder zu ihr herum, bevor er ihr antwortete: „Ich habe vorhin erst zu Mittag gegessen, da ich es ja ausfallen lassen musste, um mit dir zum Arzt zu gehen…“

Schuldbewusst blickte Haruka zu Boden und entschuldigte sich dafür bei ihm: „Tut mir Leid… du hättest doch einfach sagen können, wenn du nicht mitkommen wolltest. Ich hätte auch allein gehen können…“
 

Mit einem Mal verschwand das breite Grinsen aus Shuus Gesicht und er glaubte im ersten Moment sich verhört zu haben…

Hatte sie sich allen Ernstes gerade dafür entschuldigt, dass er sein Mittagessen nicht zu seiner üblichen Zeit einnehmen konnte? Doch wieso? Normalerweise hätte sie darauf irgendeinen Kommentar erwidert und mit ihm einen erneuten Streit begonnen… doch stattdessen hatte sie sich entschuldigt…

„Sie benimmt sich seltsam… liegt das etwa an der Narkose?“, fragte sich Shuu im Stillen.

Doch bevor er ihr irgendetwas darauf sagen konnte, hatte sie sich auch schon von ihrer Matratze erhoben und das Zimmer verlassen, um ins Bad zu gehen.
 

Den übrigen Abend verbrachten die beiden zusammen mit Aiko. Die Kleine wollte unbedingt etwas mit Haruka unternehmen und Haruka war ihrerseits auch dankbar für die Ablenkung und die Gesellschaft des Mädchens. Anfangs spielten die beiden Mädchen Karten und andere Spiele, bis Shuu seinen PC zuklappte und meinte, sich ‚einmischen’ zu müssen, und hin und wieder schaute auch mal Ray vorbei, um sich nach seiner kleinen Schwester zu erkunden.

Gegen 22 Uhr wurde die 5-Jährige von ihrem großen Bruder ins Bett geschickt und somit waren wieder nur die beiden Erwachsenen im Raum. Doch lange waren sie nicht mehr zu zweit. Nachdem sie etwas mehr als eine Stunde noch gequatscht und zum Teil auch gestritten hatten, wurde Shuu liebevoll auf dem Zimmer geschmissen und Haruka ging wieder zu Bett, jedoch nicht ohne zuvor noch ein Glas Wasser zu trinken.
 

„Hey Haruka, hast du…“ Mit Schwung wurde die Zimmertür der jungen Frau geöffnet und ihr großer Bruder kam hineingestürmt. Doch als er sie sah, verschlug es ihm glatt die Sprache, die er allerdings schon nach wenigen Augenblicken wieder fand und das in voller Stärke. „HARUKA! DU LIEGST NOCH IMMER IM BETT?“, brüllte der Ältere ungläubig und weckte durch seine laute Stimme die bis eben noch Schlafende. Noch vollkommen müde richtete sich das Mädchen auf und blickte ihren Bruder mehr oder weniger an. Nachdem sie allerdings erkannt hatte, um wen es sich handelte, legte sie sich wieder hin und drehte sich von ihm weg, um noch etwas zu schlafen, wobei sie murmelte: „Was willst du? Lass mich noch schlafen!“

„Schwesterherz?… Weißt du eigentlich, was heute für ein Tag ist, und hast du mal auf die Uhr geschaut?“, wollte er nun überrascht von ihr wissen, denn es war noch nie vorgekommen, dass sie diesen Tag vergessen hatte.

Mit einem Schlag war die Blauäugige hellwach und sprang sogleich aus ihrem Bett. „Was? Wie viel Uhr ist es? Warum hast du mich nicht schon viel früher geweckt? Jetzt komme ich auch noch zu spät zur Generalprobe… und du auch!“, beschwerte sie sich bei ihm, während sie sich ihre Sachen zusammen suchte und anschließend in Richtung Bad verschwand.

„Warte doch!“, rief er ihr schließlich hinterher und folgte ihr auch, um sie noch zu erwischen, bevor sie die Tür zum Badezimmer abschloss, „Ich wollte eigentlich nur wissen, wo die CD mit den Musikstücken ist, mehr nicht. Sonst, muss ich die nämlich noch mal brennen… ach übrigens, die Generalprobe fällt heute aus! Ich bin nämlich zu dem Entschluss gekommen, dass sie für dieses Stück vollkommen unnötig ist. Wir haben für dieses Stück so viel geprobt, dass ich meine Hand dafür ins Feuer legen würde, dass wir es auch so hinbekommen.“ – „Ja… aber…“ „Nein, sag nichts! Schone lieber deine Stimme, damit sie heute Abend nicht versagt, und mach dich in aller Ruhe fertig! … Also, weißt du nun, wo die CD ist?“, wechselte Ray geschickt wieder das Thema und warf dabei einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. Man konnte ihm wirklich anmerken, dass er etwas im Stress war… oder besser sich selbst stresste.

„Die ist unten im Fitnessraum, ich habe doch am Wochenende noch geübt!“, antwortete die Gefragte daraufhin und sah nur noch den Rücken ihres Gegenübers, der sich nun auf den Weg in den Keller begab, wie sie vermutete. Schulterzuckend kümmerte sich Haruka nicht weiter um Ray und betrat nun endlich das Badezimmer. Da sie nun noch eine Menge Zeit hatte, bis sie zum Theater musste, entschloss sie sich ein entspannendes Bad zu nehmen, wobei sie nicht leugnen konnte, dass ihr durchaus bewusst war, dass sie sicherlich in dem warmen Wasser etwas dösen würde. Haruka war noch immer etwas schlapp, aber da sie am gestrigen Tag doch recht viel getrunken hatte, über vier Wasserflaschen sogar, dürfte der größte Anteil des Narkosemittels aus ihrem Körper sein.
 

„Wow, ich bin schon richtig gespannt auf das Stück! Ich bin mir sicher, dass du fabelhaft sein wirst, Haruka!“, meinte Ayana voller Vorfreude, als die beiden Familien vor dem Gebäude standen, in dem das Theaterstück in kurzer Zeit aufgeführt werden würde. Dieses Lob schon vor der Aufführung zu hören, zauberte der Angesprochenen eine leichte Röte ins Gesicht, während sie sich bedankte: „Vielen Dank! Ich…“ Doch weiter kam die junge Schauspielerin nicht, da sie von der Melodie ihres Handys unterbrochen wurde. Schnell zückte sie es aus ihrer Tasche hervor und wusste sofort, wer sie anrief und was diese Person von ihr wollte. Lächelnd nahm sie das Gespräch an, nachdem sie sich von den anderes etwas abseits hingestellt hatte: „Was gibt’s, Brüderchen?“ „Och, was soll es schon geben?… Meine Güte, wo bist du?“, rief er nun in den Hörer und Haruka wusste genau, es war mal wieder soweit, Ray verfiel in absolute Panik. Es war jedes Jahr das Gleiche. Sollte irgendetwas nicht so sein, wie er es sich vorstellte, flippte er etwas aus. Dies wurde zusätzlich durch seinen Stress noch verstärkt, doch sobald alle anwesend waren und das Stück begann, war er wieder die Ruhe in Person… ein seltsames Verhalten, aber keineswegs negativ, wie die Blauäugige fand.

„Ich stehe mit den anderen noch draußen vor dem Theater! Aber ich bin in fünf Minuten da, also keine Panik, sonst geht sie noch auf mich über und du weißt genau, wie ich dann bin…“, antwortete sie ihm, klappte ihr Handy zu und verstaute es wieder in ihrer Tasche.
 

„Ich denke, diese Plätze sind in Ordnung… man kann alles sehr gut sehen und es sind sogar VIP-Sitze! Also, ich muss dann mal, sonst bekommt Ray noch ne Herzattacke… bis später dann!“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Haruka von ihrer Familie und den Katayas, um hinunter zu den Umkleidekabinen zu gehen und sich fertig zu machen. Doch plötzlich wurde sie am Handgelenk gepackt und daran gehindert, ihren Weg fortzusetzen. „Hey…“, begann die Person zu sprechen, die Haruka festhielt. Es war Shuu, der ein Lächeln im Gesicht hatte. Fragend blickte die Jüngere ihn an und wartete gespannt darauf, was er ihr zu sagen hatte. „…ich… ähm… ich wollte dir nur viel Erfolg wünschen und… ich würde nachher gerne mal mit dir reden… wenn du nichts dagegen hast!“, kam es schließlich ziemlich unsicher über seine Lippen, was Haruka doch ziemlich in Erstaunen versetzte.

Seit wann war Shuu so zaghaft? Doch dieser junge Mann hatte Haruka schon des Öfteren mit einer ganz neuen Seite seinerseits ins Staunen gebracht und sie dachte schon lange nicht mehr, dass er bloß ein eingebildeter, herzloser Kerl war. Im Gegenteil, inzwischen hatte sie ihn richtig lieb gewonnen und wollte ihn als Freund auch nicht mehr missen…
 

Lächelnd nickte sie ihm zur Bestätigung zu und setzte anschließend, nachdem er ihr Handgelenk losgelassen hatte, ihren Weg fort.

Doch nun musste sie sich beeilen, denn sie hatten alle nicht mehr viel Zeit bis zum großen Auftritt.

„Okay, seid ihr alle bereit?“, wollte Ray hinter der Bühne von allen Anwesenden wissen, die ihm allesamt entschlossen und voller Elan zustimmten, „Gut, dann lasse ich nun das Licht dämmen und wir fangen an! … Haruka, du hast ja noch etwas Zeit, um dich fertig zu machen. Auf einen erfolgreichen Abend!“

Begeistert legten alle die Hände in einem Kreis aufeinander und riefen: „It’s showtime!“
 

Obwohl Ray ja gesagt hatte, dass sie ’noch etwas Zeit’ hatte, um sich für ihren Auftritt fertig zu machen, so waren die kommenden 15 Minuten doch noch einmal ziemlich stressig für Haruka. Sie musste sich schnell ihr Kleid anziehen und dann noch komplett gestylt und geschminkt werden. Doch sie wollte sich dieses Mal nicht über die Stylistin meckern und ließ heute alles mit sich machen.

Ohnehin war sie mit ihren Gedanken vollkommen an einem anderen Ort. Sie war nicht einmal nervös oder aufgeregt, was sie sonst doch immer war, egal wie gut oder schlecht sie vorbereitet gewesen war. Doch heute spukte in ihrem Kopf nur eine Sache: wie gefährlich konnte ihre eventuelle Krankheit für sie sein?

Ihr Arzt hatte ihr versprochen, sich sofort an die Auswertung der Proben zu begeben und ihr bescheid zu geben, sobald er die Diagnose beendet hatte.

Weder sie noch Shuu und Ray hatten ihren Eltern etwas davon erzählt, dass sie sich hatte untersuchen lassen, da sie alle hofften, dass dies nicht nötig sein würde. Und nun wartete Haruka geduldig auf das Urteil des Fachmanns. Doch sie hatte auch entsetzliche Angst vor der Wahrheit. Schon allein dass sie überhaupt solch eine Untersuchung hat über sich ergehen lassen müssen, half ihr nicht sonderlich dabei, ihre Hoffnung zu bekräftigen.

„Haruka?“, wurde das Mädchen auf einmal von Kanata wieder zurück in die Realität geholt, „Bist du fertig? Du musst gleich auf die Bühne?“

Schnell setzte die Gefragte ein Lächeln auf, nickte zur Bestätigung und folgte ihrer besten Freundin hinter die Bühne, um diese im richtigen Moment zu betreten.
 

Es war genauso, wie Ray es am Weihnachtsabend gesagt hatte. Wer ihren Song gesehen und gehört hatte, konnte erkennen, dass ihr heutiges Theaterstück genau die gesungene Geschichte erzählte.

Ray spielte einen jungen Mann in den 70er Jahren, der nichts sehnlicher wollte, als ein großer Filmstar zu werden, und er hatte sich im Stillen in die derzeit berühmteste Schauspielerin verliebt. Bei dem Dreh für den gleichnamigen Film zum Stück ‚Flammende Liebe’, spielt er allerdings statt des Helden nur eine kleine Nebenrolle. Durch eine Panne beim Dreh war seine Liebste allerdings im Feuer eingeschlossen und er selbst hatte in diesem Moment nur ein Ziel, sie zu retten, egal ob ihm selbst dabei etwas zustoßen würde. So freundeten sich die beiden an und Rays Figur machte sich Hoffnungen, vielleicht bald mit seiner Angebeteten zusammen zu kommen.

Doch da erfuhr er die bittere Wahrheit, seine Liebste hatte ihr Herz schon an den Produzenten verloren und die beiden waren heimlich verheiratet. Nicht nur das, sie erwartete sogar ein Kind von ihm!

Gerade befanden sich Haruka und der Produzent, der von Keru gespielt wurde, am Set.

Die anfangs noch glückliche Stimmung schlug aber von einem Moment auf den nächsten in Angst um. Plötzlich begann Keru wütend, Haruka anzuschreien und sie auf die große Treppe zu stoßen, auf der sie erst einmal liegen blieb und sich bei ihm ängstlich entschuldigte, da sie und ihre Schwangerschaft der Grund dafür waren, dass sein großer Film nicht fertig gedreht werden würde.

„Ich habe mich dazu entschlossen es niederzubrennen! Aber das Set wird nicht allein vernichtet, sondern der Grund der Zerstörung auch… du!“, sprach der Produzent, entzündete mit seinem Feuerzeug ein Feuer im ganzen Saal und verschwand durch den Eingang.

Nach kurzer Zeit schaffte es Haruka zur verschlossenen Tür, die ein Fenster besaß, und versuchte ihn dazu zu bringen, sie freizulassen. Doch Keru konnte sie nicht einmal hören, da es sich um schalldichte Tore handeln sollte. Mit einem letzten Abschiedskuss gegen die Scheibe verschwand er und ließ Haruka zurück, was Rays Figur alles beobachtet hatte, da auch er anwesend gewesen war.

So schnell er konnte versuchte der junge Mann, seine Liebste aus den Flammen zu retten, doch er wurde von zwei Schlägern, die für den Produzenten arbeiteten, daran gehindert.
 

„Shuu! Du musst schnell runter und Haruka aus dem Flammen retten, sonst stirbt sie!“ Aiko, die von dem Stück offenbar sehr fasziniert und mitgerissen war, dachte anscheinend schon gar nicht mehr daran, dass es alles nur Show war und glaubte, dass die Blauäugige tatsächlich gerade im Feuer umkam und Ray verprügelt wurde.

Die 5-Jährige wollte schon aufspringen und sich auf den Weg hinunter auf die Bühne machen, um ihren Freunden auch zu helfen, allerdings wurde ihr Vorhaben von ihrem Bruder verhindert.

Lächelnd hielt er seine jüngste Schwester an der Schulter fest: „Setzt dich wieder und warte ab, was als nächstes passiert! Haruka geht es gut, es ist doch nur ein Theaterstück, sonst hätte sie doch schon nach Ray oder mir gerufen…“
 

Und so kam es, dass Harukas Figur tatsächlich in den Flammen umkam und Rays im Krankenhaus verstarb, denn er wurde von einem berühmten Schauspieler seiner Zeit gefunden, der gerade seine schwangere Frau in die Ambulanz fahren wollte.

30 Jahre später ging es dann weiter und man sah den Sohn des Schauspielers, der ebenfalls wie sein Vater ein großer Star seiner Zeit war. Dieser Sohn sah genauso aus wie Rays verstorbene Figur und man erkannte, dass er seine Wiedergeburt sein sollte.

Doch er war nun ein eingebildeter Kerl. Als er dann bei einer Feier den damaligen Produzenten wieder sah, erinnerte er sich wieder an sein früheres Leben und setzte nun alles dran, seine schon lang zurückliegende Tat ans Licht zu bringen.

Auch Harukas Charakter wurde wiedergeboren und half ihm bei seinem Plan, obwohl sie keinerlei Erinnerungen an ihr früheres Lieben hatte. Es endete schließlich damit, dass der Geist der verstorbenen Haruka dafür sorgte, dass ihr Mörder von einem Kronleuchter erschlagen wurde.

Diese Szene hatten sie zuvor aufgenommen, da Haruka ja nicht an zwei Orten gleichzeitig sein konnte, da sich in der letzten Szene Geist und Wiedergeburt gegenüberstanden. Diese Szene war auch auf der CD gewesen, die Haruka und Keru vor einigen Tagen zusammen geholt hatten.

Somit endete das Stück. Der Mörder hatte seine gerechte Strafe erhalten und die beiden sich liebenden hatten endlich zueinander gefunden.
 

Tosender Beifall wurde den Schauspielern gespendet, als sie sich alle zusammen noch einmal auf der Bühne zeigten und sich verneigten.

Diese Begeisterung schlug sich entsprechend auch auf die Spenden aus, die in diesem Jahr noch höher waren als in den vergangenen, was die Beteiligten sehr erfreute.
 

„Das war das beste Stück, das die beiden jemals aufgeführt haben!“, lobte Mitsuko ihre beiden Kinder, die sich allerdings noch hinter der Bühne befanden. Auch die übrigen Anwesenden konnten diesem Lob nur zustimmen.

Nachdem der größte Ansturm an den Ausgängen vorbei war, machten sich auch die Leute aus dem VIP-Bereich daran, das Theater zu verlassen. Ayana und Shunto taten dies allerdings mit einer großen Spende und versprachen den Spendensammlern, im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder zu kommen, was diese natürlich sehr gerne hörten.

„So? Wollen wir noch auf die beiden Stars warten oder schon mal vorgehen? Oder besser nur auf Haruka, denn mein lieber Sohnemann wird bestimmt wieder bei dem Technikabbau helfen“, erkundigte sich Senri bei den Gästen und seiner Familie. „Ich bin sicher, es wird noch etwas dauern, bis die Stars sich zu uns gesellen werden… ich würde vorschlagen, dass wir schon einmal vorgehen, denn es ist nicht gerade warm hier draußen. Shuu? Du könntest doch auf Haruka warten und sie nach Hause begleiten. Eine so junge und hübsch Frau sollte zu solch später Stunde sich nicht allein auf den Heimweg machen!“ Natürlich nutzte Shuus Vater dies gleich wieder als Gelegenheit, um seinen Sohn an die Blauäugige zu binden. Doch zu seiner Verwunderung sagte Shuu dieses Mal nichts dagegen. Im Gegenteil sogar, er befürwortete diesen Vorschlag und machte sich sogleich auf den Weg zu den Umkleidekabinen, um auf das Mädchen zu warten.

Da er nicht wusste, in welchem Raum sich Haruka befand, und er auch nicht einfach so in einen Raum platzen wollte, blieb er einfach im Gang stehen und wartete darauf, dass ihm jemand entgegen kommen würde.

Dies geschah auch nach wenigen Minuten. Es öffnete sich eine der viele Türen und Kanata trat aus dem Raum hinaus. Lächelnd ging er daraufhin auf diese zu, lobte erst einmal ihre Arbeit und erkundigte sich anschließend gleich nach der Kabine ihrer besten Freundin.

Höflich, wie es sich gehörte, klopfte der junge Mann an die Tür und wartete auf eine Stimme, die ihm den Eintritt gewährte. Doch diese blieb aus! Noch einmal versucht er durch ein Klopfen auf sich aufmerksam zu machen: „Haruka? Ich bin’s Shuu! Darf ich hereinkommen?“ Selbst darauf erhielt er keine Antwort ihrerseits.

„Seltsam…“, dachte sich der Grünäugige, schlug erneut an die Tür und nachdem er noch immer kein Lebenszeichen von dem Mädchen erhalten hatte, entschloss er sich dazu, die Tür einfach zu öffnen und nachzuschauen.

„Haruka?“, rief er noch einmal nach ihr, als er den Raum betrat. Doch zu seiner Verwunderung konnte er sie nirgends entdecken. Doch da lenkte etwas, das sich auf dem Boden befand, seine Aufmerksamkeit auf sich: ihr Handy!

Skeptisch hob er dieses auf und fragte sich, weshalb es wohl dort liegen mochte. Er konnte sich nämlich nicht vorstellen, dass Haruka es vergessen oder verloren hatte, ohne es zu bemerken, und schon gar nicht so, wie es dort gelegen hatte. Es sah viel eher danach aus, dass sie es gerade benutzt und dann fallen gelassen hatte.

Da schoss Shuu plötzlich ein Gedankenblitz durch den Kopf und er hatte nun eine sehr nahe liegende Vorstellung, weswegen sie in solch einer Weise reagiert haben könnte. Dieser Verdacht wurde auch durch die angenommene Anruferliste bestätigt.

Kurzerhand wählte er die Nummer des letzten Anrufers.

„Praxis Dr. Yoshko? Haruka, bist du es?“
 

Shuu rannte nun schon seit gut einer Stunde auf der Suche nach der 18-Jährigen durch die nahe Umgebung. Irgendwann gelangte er schließlich auf einen Spielplatz und konnte sie schon vom Weiten auf einer Schaukel sitzen sehen.

Mit langsamen Schritten ging er daraufhin auf sie zu, stoppte jedoch abrupt, als er eine Melodie spielen hörte.

Er kannte sie! Er kannte diese Melodie!

Doch sie konnte nicht aus dem Gegenstand kommen, aus der er sie als erstes vermutet hatte.

Lächelnd schüttelte er kurz den Kopf und setzte seinen Weg zu ihr fort. Sie hatte ihn noch nicht bemerkt, da sie mit dem Rücken zu ihm saß und vollkommen auf etwas fixiert war, das sich auf ihrem Schoß befand.

„Was machst du denn hier und das auch noch ohne Jacke? Glaub mir, der Schal allein wärmt dich nicht!“, sprach Shuu sie plötzlich an und legte ihr behutsam ihren Mantel um die Schultern.

Doch die Angesprochene reagierte in keinster Weise auf seine Anwesenheit. Sie behielt ihren Blick einfach gesenkt und starrte weiterhin auf den Gegenstand, der auf ihren Beinen platziert war.

Nun konnte der junge Mann ihn ebenfalls sehen, woraufhin sein Lächeln noch breiter wurde und er leicht zu lachen begann.

„Du hast die Schneekugel doch noch? Ich dachte, du hättest sie schon lange entsorgt, weil ich sie nirgends in deinem Zimmer stehen gesehen habe.“ – „Woher weißt du denn davon?“

„Na hör mal, immerhin war ich es, der dir vor gut dreizehn Jahren diese Schneekugel geschenkt hat.“, kam es etwas entsetzt über seine Lippen, doch nach einer kurzen Pause, fuhr er schließlich fort, „Ich weiß, du dachtest all die Jahre, dass Kiro sie dir geschenkt hätte, aber ich war es. Wahrscheinlich erkennst du mich nicht mehr oder erinnerst du dich überhaupt nicht mehr an mich,… aber ich war der damals der kleine schüchterne Junge. Ich war an jenem Weihnachten auch auf der Feier deiner Eltern… doch du hattest mich so gut wie gar nicht beachtet… oder besser gesagt, Kiro hat die ganze Zeit über deine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, sodass du eigentlich nie die Gelegenheit dazu hattest, mit mir etwas zu spielen. Ich weiß nicht, warum er solchen einen Groll gegen mich hegt, ich weiß es bis heute nicht…“

Mit langsamen Schritten ging Shuu auf die zweite Schaukel zu und ließ sich auf dieser nieder. Stille herrschte zwischen den beiden, während Haruka noch immer nicht aufblickte und er selbst in den ziemlich bewölkten Himmel hinaufschaute.

„Weißt du… ich habe dich schon damals sehr gemocht und wollte dir deswegen ein ganz besonderes Geschenk machen. Doch ich war zu feige, um es dir persönlich zu überreichen und deswegen habe ich es in dein Zimmer gestellt, zusammen mit einer Weihnachtskarte. Warum du allerdings dachtest, dass dieses Geschenk von Kiro war, ist mir noch immer ein Rätsel, aber wahrscheinlich hatte er die Karte weggenommen oder dir gesagt, dass es von ihm war…“, kam es nun etwas lachend über seine Lippen. Erneut kehrte die Stille ein, und da Haruka keine Anzeichen machte, diese zu durchbrechen, entschloss sich Shuu nach wenigen Augenblicken doch, selbst weiter zu sprechen: „Sag, weißt du,… dass die Kette, die ich dir geschenkt habe, genau die gleiche Spieluhr im Inneren hat? Ich habe eigentlich gehofft, dass du mich durch sie wieder erkennen würdest, aber anscheinend… … Komm, lass uns nach Hause gehen!“

Mit einem Ruck erhob sich der Ältere von seiner Schaukel und wartete darauf, dass sich das Mädchen ebenfalls erheben würde. Dies war allerdings nicht der Fall.

„Warum, Shuu?“, war das erste Mal seit Shuus Eintreffen von Haruka eine Reaktion zu vernehmen. Doch ihre Frage verstand der Angesprochene beim besten Willen nicht: „Warum was?“ „Warum bist du hier?“ „Um mit dir nach Hause zu gehen! Und jetzt komm schon, es wird nicht gerade wärmer, je länger wir hier draußen bleiben“, antwortete er daraufhin. „Warum erzählst du mir ausgerechnet jetzt alles? Warum hast du es mir nicht schon nach der Schulfeier gesagt, an Weihnachten selbst oder als wir über unsere Geschenke gesprochen haben? Warum gerade jetzt?“, flüsterte sie mit bedrückter Stimme und Shuu wusste, obwohl er ihre Tränen nicht sehen konnte, dass sie zu weinen begonnen hatte. Es tat ihm im Herzen weh, sie so zu sehen, doch bevor er antworten konnte, sprach die Blauäugige schon weiter.

„Du weißt es, nicht wahr? Ich kann es dir deutlich anmerken! Also warum bist du wirklich hier?“, wieder machte sie eine kurze Pause und schluckte schwer, wobei sie ihn zum ersten Mal anschaute, „Ich werde sie verlieren, Shuu! Ich werde sie verlieren und du weißt es! … Aber ich habe beschlossen, dass ich mich nicht operieren lassen werde, egal was du sagen oder tun wirst, egal was geschehen wird…“

„Aber Haruka… wenn du dich nicht operieren lässt, dann wirst du sterben! Wie kannst du auch nur einen Augenblick daran denken? Außerdem besteht doch noch immer die Möglichkeit, dass du sie nicht verlierst und alles ein sehr positives Ende nehmen wird“, versuchte er auf sie einzureden, sie davon zu überzeugen, dass ihre Entscheidung nicht die Richtige war, doch es brachte nichts.

Mit einem traurigen Lächeln wandte sie ihren Blick wieder von ihm ab: „Du weißt genauso gut wie ich, dass die Wahrscheinlichkeit dafür minimal ist. Ich habe keine Angst vor dem Tod, Shuu… aber ich habe sehr große Angst davor, meine Stimme für immer zu verlieren! Sie ist das Wertvollste, das ich besitze… ohne sie bin ich nichts. Ohne sie… wäre ich für meine Familie nur eine Last und nichts mehr wert.“

„Was? Was redest du denn da? Glaubst du wirklich, dass deine Familie dich nur mag, weil du solch eine hervorragende Stimme hast?“, fragte er sie ungläubig, doch genau dieser Ansicht war Haruka, was sie ihm auch mit einem Nicken bestätigte. „Du warst nicht dabei… du weißt nichts! Bis meine Eltern herausgefunden haben, dass ich solch ein Talent habe, war ich nichts weiter, als ihre kleine Tochter. Ray und Masato waren immer in aller Munde, wegen irgendwelchen hervorragenden Leistungen oder Fähigkeiten, und ich war immer nur ‚die Tochter’. Keiner hat sich für mich interessiert. Bei ihrem Rang in der Gesellschaft kann ich es ja verstehen, dass sie immer von meinen Brüdern sprechen, aber auch sonst war ich nie ein Thema… ich war für sie die ganzen Jahre über einfach nur unsichtbar gewesen…“, erzählte sie ihm, während immer mehr Tränen sich ihre Wege aus den saphirfarbenen Augen suchten, „Ich will ohne meine Stimme nicht weiterleben, und wenn dieser Tumor in meinem Hals sie mir nehmen wird, dann soll er auch mein Leben mit sich nehmen!“

„Wie kannst du so etwas nur sagen? Glaub mir, ich weiß ganz genau, wie es ist, für seine Eltern unsichtbar zu sein, da bist du nicht die Einzige. Aber das ist ganz normal! Es gibt immer Phasen, in denen Eltern ihren Kindern zu wenig Aufmerksamkeit schenken und bei manchen ist das vielleicht öfter der Fall, gerade bei mehreren Kindern,… aber glaub mir, deine Eltern lieben dich genauso sehr wie deine Brüder, egal ob du deine Stimme behältst oder verlieren wirst! … Und nicht nur deine Eltern, sondern auch deine restliche Familie und deine Freunde mögen und lieben dich, weil du ein wirklich besonderer Mensch bist, der es liebt, anderen zu helfen und für sie da zu sein. Sie mögen dein Ganzes und nicht bloß deine Stimme… du hast einfach nur Angst, weil du es nicht anders kennst!“, begann er wieder auf sie einzureden und sie vom Gegenteil zu überzeugen, denn er wusste ganz genau, dass das, was er sagte, die Wahrheit war.

Doch die Blauäugige wollte es wohl offensichtlich nicht sehen!

„Es weiß niemand von meiner Krankheit außer dir und Ray! Und du hast doch gesehen, wie er reagiert hat. Er wollte unbedingt, dass ich zum Arzt gehe, damit meine Stimme so schnell wie möglich wieder einsetzbar ist! Und wenn ich es meinen Eltern und Freunden erzähle, dann werden sie mich verlassen, mich einfach so fallen lassen… das würde ich nicht ertragen…“

„Glaubst du das wirklich von den Menschen, die dir alles bedeuten und denen du alles bedeutest?“, wollte er sicherheitshalber noch einmal nachfragen, doch er erhielt von ihr darauf keine Reaktion. Langsam ging der Grünäugige nun vor ihr in die Hocke und hob vorsichtig ihr Kinn an, um in ihr verweintes Gesicht und ihre saphirfarbenen Augen sehen zu können: „Du irrst dich, Haruka! Ich weiß doch auch von deiner Krankheit und ich bin trotzdem hierher gekommen, um dich nach Hause zu bringen. Und ich möchte unbedingt, dass du dich operieren lässt, damit du wieder ohne Sorgen leben kannst. Mir ist es egal, ob du deine Stimme behältst oder nicht, Hauptsache ich bekomme das fröhliche, hilfsbereite und temperamentvolle Mädchen wieder, das ich kenne.“ „Shuu…“ „Auch wenn du glauben sollte, dass dich alle anderen fallen lassen werden… so bitte ich dich, doch wenigstens mir zu glauben und zu vertrauen. Bitte, stimme dieser Operation zu, wenn auch nur für mich. Ich verspreche dir, egal wie sie ausgehen wird, ich werde bei dir sein und bleiben…“, gab er ihr sein Wort und zog sie langsam mit sich von der Schaukel auf ihre Füße. Lächelnd schlang er ihrem Mantel dichter um ihren Körper, damit er sie wärmen konnte. Immer mehr Tränen sammelten sich nun in ihren Augen, als sie ihm mit einem glücklichen und erleichterten Gesichtsausdruck in seine smaragdfarbenen Augen blickte, während er ihr die Schneekugel abnahm und sie sich ihren Mantel richtig anzog. Dankend nahm sie ihr damaliges Geschenk wieder an sich und Schweigen kehrte erneut zwischen ihnen ein.

Eine Zeit lang schauten sich die beiden einfach nur ganz tief in die Augen, bis sich auf einmal ganz langsam ihre Gesichter immer näher kamen. Allmählich schlossen sie ihre Augen und konnten nach wenigen Augenblicken die weichen Lippen des jeweils anderen sanft auf ihren eigenen spüren. Es war ein unbeschreibliches Gefühl und erfüllte Haruka mit großer Freude, die all ihre Ängste und Sorgen im Nichts auflöste und sie ihm tatsächlich all ihr Vertrauen schenkte.

Sie wusste, dass er seine Worte ernst meinte, denn er hatte seine Sorge um sie in den letzten Tagen oft genug unter Beweis gestellt.

Diesen Moment in vollen Zügen genießend schlang sie ihre Arme um seinen Hals, während seine Hände auf ihrer Taille ruhten und sie noch dichter an sich heranzogen.

Doch lang viel zu kurz nur währte dieser Augenblick, denn schon nach kurzer Zeit trennten sich die beiden wieder voneinander und blickten hinauf in den Himmel.

Es hatte zu schneien begonnen, das erste Mal in diesem Jahr!

Erneut stiegen Tränen in Harukas Augen, aber dieses Mal waren es Tränen der Freude. „Es schneit! Es schneit tatsächlich, ich kann es einfach nicht fassen…“, dachte sie sich und konnte sich ein leichtes Lachen nicht verkneifen. „Scheint, als ob dein Traum nun doch noch wahr geworden wäre…“, lenkte Shuu ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich und schaute sie mit einem glücklichen Lächeln an. „Ja…“, antwortete Haruka ihm und blickte wieder hinauf in den Himmel, der die kleinen Schneeflocken auf sie nieder rieseln ließ. Doch plötzlich durchfuhr ein Gedanke sie wie ein Blitz und sie schaute wieder ihren Freund an: „Woher weißt du denn davon? Und woher wusstest du, dass ich dachte, dass Kiro mir die Schneekugel geschenkt hatte?“

Sein Lächeln wandelte sich nun zu einem Grinsen, als er seine Arm um sie schlang und an sich heranzog: „Ach weißt du… du solltest dein Tagebuch nicht einfach so offensichtlich herumliegen lassen, Aiko ist ziemlich neugierig. Und außerdem scheint sie in einer Hinsicht voll und ganz nach unserem Vater zu kommen, denn sie hat es mir gebracht und gesagt, dass ich die letzten Seiten unbedingt lesen sollte…“

„Was?“, fragte das Mädchen in seinen Armen ungläubig nach. Lachend schüttelte Shuu leicht seinen Kopf und begann nun damit seine Freundin mit sich zu ziehen: „Komm! Lass und nach Hause gehen!“

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So, das war's!

Für diejenigen, die nie auf meinen Steckbrief geschaut haben: Dies ist NICHT das letzte KP!! Ich habe mich, Dank Yurippe dazu entschlossen noch nen kleinen Epilog zu schreiben... also sagt lieb 'Danke!' zu ihr ^.~

Außerdem glaube ich, wenn ich 'schon wieder' ein etwas offenes Ende fabrizieren würde, würde ich nicht mehr lange zu laben haben XD

Also, bis spätestens Samstag zu meinem Mini-Epilog ^.~

*KNUDDEL*

eure Kimie

Epilog

Epilog

Es war ein angenehmer Sommerabend und im Hause Safáia war mal wieder jede Menge los. Nicht nur im Haus ging es drunter und drüber, sondern auch dahinter im Garten. Wenn man diesen betrat, sah man sofort die weite Grünfläche mit ihren ebenfalls saftiggrünen Gewächsen. Aber es waren auch noch zahlreiche andere Farben, als Grüntöne zu erblicken!

Der vordere Teil war prachtvoll geschmückt worden. Es wurden sehr viele Tische und Stühle aufgestellt, eine Getränkebar und große Grille war ebenfalls vorhanden, sowie eine Bühne mit vielen Instrumenten. Aber das, was am Meisten den Blick auf sich zog, wenn sich umsah, waren zwei Sitzplätze, die von allen anderen etwas Abseits standen und vor denen sich eine große Tanzfläche befand.

Ja, es gab heute etwas zu feiern, etwas ganz besonderes! – Doch was mochte es nur sein, dass sich alle solche Mühe gaben, damit auch wirklich alles perfekt war?

Ganz einfach! Heute war für zwei Menschen der wichtigste Tag in ihrem Leben und den wollten sie natürlich mit ihrer Familie, Verwandten und Freunden feiern!

„Hey Masato, ist alles soweit fertig?“, erkundigte sich Senri bei seinem jüngsten Sohn, der inzwischen schon stolze 18 Jahre alt war. Der Gefragte drehte sich daraufhin zu seinem Vater herum, stellte die Kiste, die er noch in den Händen hielt, auf dem Boden ab und antwortete: „Meines Wissens nach müsste alles fertig sein. Ich bringe nur noch kurz das Feuerwerk an seinen Platz.“ „Sehr gut, mein Sohn! Deine Mutter rief mich nämlich eben an und sagte, dass sie zusammen mit dem Brautpaar und den anderen in etwa zehn Minuten hier eintreffen werden und es wäre doch sehr schade, wenn wir noch nicht fertig wären immerhin…“ - „…immerhin ist heute ein ganz besonderer Tag, ich weiß schon!“, vollendete der Brillenträger lächelnd den Satz seines Vaters, nahm wieder die Kiste auf seine Arme und ließ den Älteren stehen, um seine letzte Aufgabe zu Ende zu bringen.
 

Noch bevor die Hochzeitsgesellschaft eintraf, kamen zum Glück schon die Musikanten und begrüßten danach alle Ankommenden mit fröhlicher und festlicher Musik. Ebenso auch das Brautpaar, zu dessen Ehren ein ganz besonderes Lied gespielt wurde, das sie immer gerne ‚ihren Song’ nannten. Während dieses bei ihrer Ankunft gespielt wurde, wurden die beiden Hauptpersonen des Abends zu den zwei geschmückten Sesseln geleitet. Es waren diejenigen, die etwas Abseits von allen anderen standen.

Alle amüsierten sich prächtig, doch irgendwie vermisste der Bräutigam zwei gewisse Personen unter den ganzen Gästen, doch er konnte diese beim besten Willen nirgendwo erblicken.
 

Doch mit einem Mal füllte sich die komplette Tanzfläche vor dem Brautpaar mit Tänzerinnen und Tänzern, Musik begann zu spielen und aus der Masse heraus tauchte er, den er die ganze Zeit über gesucht hatte, plötzlich auf.
 

Die ganze Welt strahlt, Liebe liegt in der Luft.

Ich bin aufgeregt, komm bald…
 

Ein strahlendes Lächeln schmückte seine Lippen, als nun auch die zweite Person erblickte, nach der er Ausschau gehalten hatte. Auch bei ihr teilte sich die Masse der Leute und sie kam zum Vorschein. Mit einem breiten Lächeln schauten sich die beiden Tanzpartner an und begannen nun gemeinsam auf den Song zu tanzen.
 

Die ganze Welt strahlt, Liebe liegt in der Luft. Dein Herz berührt den Himmel. Sieh, es springt bis an den Zenit.
 

Mit Freude und Spaß, abends und morgens!

Mit Freude und Spaß, mit deiner Liebe!

Mit Freude und Spaß! Lasst es krachen!
 

Meine Liebste ist wie süßer Saft! Liebste, lass mich ihn ausschlürfen. Liebste, mein Herz sagt immerzu: Lebe in Freiheit! Süßes Lachen, Liebste, um mich herum. Und einen Regenbogen im Herzen. Mein Herz folgt dir überall hin.
 

Mit Freude und Spaß, mit dir an meiner Seite.

Mit Freude und Spaß! Lass uns feiern!

Mit Freude und Spaß, macht mit! Spaß und Freude...
 

Meine Liebste ist wie Gold. Liebste, ich küsse dich herzlich. Liebste, mein Herz sagt immerzu: Sieh sie unentwegt an!
 

Komm näher! Schmücke dein Bett. Liebste, lass uns immer weiterreden. Das Herz ist unruhig und ganz verrückt.
 

Mit Freude und Spaß, abends und morgens!

Mit Freude und Spaß, mit deiner Liebe!

Mit Freude und Spaß! Lasst es krachen!
 

Langsam wurde die Musik leiser und die Tänzer, in der Mitte das Hauptpaar, senkten immer weiter die Arme, als ob sie damit die Musik allmählich verstummen lassen wollten.

Alle Anwesenden brachen in tobenden Jubelschrei aus, ebenso die Hauptpersonen des Abends. Fröhlich gingen die beiden nun Hand in Hand zu den beiden Stühlen, auf denen das Paar saß.

„Wow, das war wirklich atemberaubend!“, lobte der Mann im Anzug die beiden und auch seine Ehefrau konnte dem nur mit einem freudigen Nicken zustimmen.

„Hey, für die wichtigsten Menschen in meinem Leben, würde ich doch alles tun!“, antwortete die Tänzerin grinsend. Doch diese Aussage stieß natürlich sofort auf Protest, denn dem jungen Mann neben ihr schienen ihre Worte nicht so ganz in den Kram zu passen: „Hey! Ich dachte immer, ich bin der wichtigste Mensch in deinem Leben!“

„Du weißt doch genau wie das gemeint ist, also benimm dich nicht wie ein kleines eifersüchtiges Kind, Shuu!“, kam es lachend über Harukas Lippen, wodurch alle in freudiges Gelächter ausbrachen.

Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten, richtete sich Haruka nun an die Braut: „Ich hoffe doch sehr, du weißt, was du dir mit meinem lieben Bruder eingehandelt hast, Saori?“ „Ja… aber glaub mir, ich werde schon mit ihm fertig. Wenn du es schon geschafft hast Shuu vernünftig zu erziehen, dann dürfte ich Ray auch meistern“, erwiderte die Braut lachend, während von den beiden Männern nur ein empörtes: „Hey!“, kam.
 

„Hallöchen ihr vier! Na? Worüber redet ihr denn, dass sich mein lieber Bruder und Ray so ‚aufregen’?“, begrüßte Diana, die nun ebenfalls zusammen mit ihrem Freund Masato und ihrer kleinen Schwester Aiko zu den anderen getreten war.

„Ach, nicht so wichtig…“, antworteten die beiden Frauen synchron und konnten sich ein Lachen nicht verkneifen. Von den Männern hingegen kam auf diese Frage keine Antwort.

Doch nun mischte sich Aiko ins Gespräch mit ein, denn es gab etwas, das sie im Moment brennend interessierte: „Sagt mal ihr beiden, wann wird eigentlich eure Hochzeit stattfinden?“

Auf ihre Frage hin liefen sowohl Haruka, als auch Shuu rot an. Haruka hatte es vorhin nach dem Ja-Wort tatsächlich geschafft den Brautstrauß zu fangen und somit würde sie auch die Nächste sein, die heiratete… vorausgesetzt Shuu würde um ihre Hand anhalten…
 

Doch im Moment wollten die beiden eigentlich noch nicht ans Heiraten denken, denn sie waren glücklich, so wie es im Augenblick war. Sie studierten inzwischen beiden und wohnten zusammen in einem Apartment. Shuu und Haruka hatten schon vor zu heiraten, aber erst nachdem die beiden ihren Abschluss hatten und die Hochzeitsreise sollte dann nach Sinnoh gehen. Wohin genau, das wussten sie noch nicht, aber es blieb ihnen ja auch noch etwas Zeit, um sich ein schönes Reiseziel auszusuchen…

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Soooo, jetzt ist aber ENDE im Gelende!!

Es hat mir sehr viel Spaß gemacht diese FF zu schreiben und ich bin mir sicher, dass mir noch einige andere Ideen in dieser Art kommen werden, falls ihr so etwas lesen wollt...

Natürlich hat Haruka ihre Stimme nicht verloren und was sie studieren überlasse ich eurer Fantasie!!
 

Noch kurz zu der Untersuchung von Haruka. Sollte sich jemand fragen wie sie nach einer Vollnarkose so schnell wieder auf den Beinen sein konnte: ich war auch nach einem Tag wieder vollkommen fitt und deswegen habe ich das so geschrieben...
 

So, das war's...

bis zum nächsten Mal bei einer anderen FF?!

*KNUDDEL*



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Kommentare zu dieser Fanfic (50)
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Von:  horo_koi
2012-03-26T19:08:20+00:00 26.03.2012 21:08
Hey Ho!
Ich habe diese FF vor wenigen Tagen auf Fanfiktion.de gelesen und fand jedes einzelne kapitel toll...
es ist so super geschrieben und man kann sich richtig schön rein versetzten ;D

Von:  sakupyun
2009-05-07T18:07:35+00:00 07.05.2009 20:07
Also ich find den FF generell total cool und den epilog find ich auch cool auch wenn das lustiger gewesen wäre wenn haruka und shuu geheiratet hätten das wären dann i-wie schon lustig gewesen *kicher*
Ich würde auch gerne wissen wenn es schon einen neuen FF von dir gibt und wenn ja wie er heißt und fals nicht wäre es auch nicht schlimm ich würde dann mal gucken ob ich noch einen von dir finde weil der FF war total hammer und ich noch mehr von solchen coolen geschichten lesen würde ;)
Von:  sakupyun
2009-05-06T18:56:05+00:00 06.05.2009 20:56
Ich bin zwar erst bei den zweiten kapitel weil ich gleich off muss aber ich bin total begeister *-*
das zweite kapitel hat mir sehr gut gefallen ich hätte zwar eigentlich was anderes von Shuu erwartet aber naja egal ich find's lustig ;)
Ich würde gerne wissen warum haruka es nicht will das shuu jemanden es erzählt aber das werd ich ja bestimmt noch erfahren
und ich hoffe das alles andere mindestens genauso gut wird oder so gar noch besser was es bestimmt auch wird ;)
*in gedanke überleg*(vielleicht war es ja shuu der haruka das geschenk gegeben hat) =O
Von: abgemeldet
2009-03-26T18:22:56+00:00 26.03.2009 19:22
ich hab gerade in zwei einhalb stunden deine ff gelesen und sie ist soooooooooooooooooo schön!!!
lg Prinzesschen

Von:  Crimson_Shades
2008-12-08T22:38:30+00:00 08.12.2008 23:38
Wirklich ein schöner Epilog <3
Haruka hat ihre Stimme nicht verloren und lebt nun glücklich und zufrieden mit Shuu.
Was sie allerding studieren, würde mich ja auch mal interessieren...

Naja, wie dem auch sei, die gesamte FF war einfach nur klasse, freue mich schon auf weitere FFs von dir <3
Von:  Crimson_Shades
2008-12-08T22:33:27+00:00 08.12.2008 23:33
Wenn schon, denn schon, deswegen mache ich gleich weiter XD

Also das Kapitel hat mir von allen am besten gefallen ^^
Es war einfach zu süß, besonders die letzte Szene.

Das Shuu ihr ein Geschenk gekauft hat, welches mit Rosen zu tun hat, war natürlich klar, was auch sonst?
Hach ja und die Schneekugel <3
Außerdem bin ich froh, das es NICHT dieser dummer Kiro war, ich glaube aber, dass du das Haruka nicht hättest antun wollen, oder? ^-^
Von:  Crimson_Shades
2008-12-08T22:19:38+00:00 08.12.2008 23:19
So, ich habe momentan mal wieder ein wenig Zeit FFs zu lesen (auch wenn ich schon längst schlafen sollte) und deswegen kommentieren ich dieses Kapitel (und die anderen) erst so spät.
Gomen T_T

Ersteinmal war ich beeindrucked, das das Kapitel NOCH länger war als das davorige.
Und natürlich war es einfach super.
Ich liebe es einfach, wie Shuu Haruka ständig ärgern muss.
Jaja, was sich liebt, das neckt sich XD

Werd mal gleich weiter lesen ^.^b
Von:  Sunna
2008-11-07T12:11:02+00:00 07.11.2008 13:11
heul schon zu ende
total schön
mach doch eine fortstezung
Von:  MichiruKaiou
2008-11-05T18:42:27+00:00 05.11.2008 19:42
Ich finde es immer wieder toll, wie du offen lässt, um welche Personen es geht. Und dann kommt die große Überraschung/Aufklärung. Das ist wirklich super. Auch ein toller Gastauftritt von Saori!
Ich finde es auch schön, dass Haruka ihre Stimme nicht verloren hat und es somit ein schön abgerundetes Happy End gibt. Alle wichtigen Fragen sind geklärt.
Allerdings muss ich hier mal anmerken, dass dir für die Länge des Epilogs durchschnittlich doch einige Fehler unterlaufen sind.

Noten: 15/15/13/14/15

Noch ein paar Worte zum Gesamtwerk: ich bin wirklich beeindruckt und begeistert von der Story, die du dir extra für diesen Wettbewerb ausgedacht hast. Sie ist gut durchdacht, stilistisch fantastisch umgesetzt, es finden sich nur vereinzelt Schreibfehler, die Charaktere kommen wunderbar rüber und auch von den Beschreibungen her lässt du kaum was offen. Mit deinem Stil kannst du die Situationen/Szenen ganz toll vermitteln, du baust viele Wendungen ein, bringst witzige, dramatische, romantische und humorvolle Szenen mit ein. Das Pairing steht zwar irgendwo im Vordergrund, aber deine Story bietet noch so viel mehr.
Auch das Cover findet sich in der Szene des letzten Kapitels schön wieder, du wirst also auch der Aufgabe des Wettbewerbs gerecht.

Die Details, die mich an der Story gestört haben, habe ich ja bereits in den einzelnen Kapiteln genannt, aber im Großen und Ganzen sind diese Mängel wirklich gering im Vergleich zum Gesamten.
Eine formale Sache wäre noch, dass es besser wäre, wenn du Gedanken nicht in Anführungszeichen setzt, sondern am besten nur durch Apostrophe abgrenzt. Du schreibst zwar immer, dass es Gedanken sind, aber auf den ersten Blick verwirrt es doch.

Also einfach eine wunderbare Geschichte, von der ich immer noch gefesselt bin.
Hast du eigentlich mal darüber nachgedacht, dich an einer Eigenen Serie zu versuchen? Du kannst dir so gute Stories ausdenken und so gut Charaktere und anderes darstellen, dass ich mir auch komplett eigene Stories von dir sehr gut vorstellen könnte. Die geschicklichen Fertigkeiten dazu hättest du auf jeden Fall!

Gesamtnoten: 14/15/14/14/15
Von:  MichiruKaiou
2008-11-05T18:41:19+00:00 05.11.2008 19:41
Die Geschichte nimmt wirklich immer wieder interessante Wendungen. Dass mit den Weihnachtsgeschenken ist wirklich voll süß. Die Abschlussszene gefällt mir natürlich am besten. Schön dramatisch, aber auch romantisch und zum Schluss noch mal witzig. Es war schon offensichtlich, dass Shuu das Tagebuch genommen haben musste, aber ich finde es gut, dass es selbst noch mal konkret erwähnst. Es ist auch toll, dass nun aufgeklärt wird, dass er ihre große Liebe von vor 13 Jahren ist. Das ist storymäßig wirklich klasse gemacht.
Die Beschreibungen sind dir auch wieder gut gelungen, besonders von dem Kuss der beiden, und die Gedankengänge der Charaktere kann man auch wunderbar nachvollziehen.

In diesem Kapitel hab ich allerdings auch an ein paar Sachen im Inhalt was zu mäkeln. Zum Einen ist da die Sache mit dem Eingriff beim Arzt bzw. der Narkose. Sie darf 12 Stunden vorher weder essen noch trinken (welch Folter), aber am Anfang des Kaps sind es nur noch zwei? Und eine halte Stunde nach der Narkose darf sie auch nicht trinken, aber sobald sie zu Hause ist, macht Haruka gleich eine halbe Wasserflasche leer. Liegt da so viel Zeit zwischen? Also bei der Zeitplanung bin ich zwischendurch doch immer mal wieder ein wenig verwirrt.
Dann wäre da noch dieser Satz: ‚Ob Shuu ihr vielleicht auch damit sagen wollte, dass er sie liebte, das wusste sie nicht und es interessierte sie auch nicht weiter.’. Ich finde es ja nicht gerade passend, dass es Haruka nicht interessiert, ob Shuu in die verliebt es oder nicht, vor allem hast du zuvor durchaus den Eindruck erweckt, dass es sie zumindest ‚interessieren’ könnte.
Ein weiterer Punkt ist das Theaterstück. Es ist toll, was du dir dafür ausgedacht hast, aber da übertreibst du es mit der Beschreibung aus meiner Sicht doch ein wenig. Über eine halbe Seite wird erzählt, was in dem Stück passiert, ich bin mir auch nicht sicher, ob den Inhalt wirklich richtig erfasst. Außerdem erscheint es mir so, als hätte das Stück fünf Stunden mit diesem Inhalt dauern können. Also da hättest du ruhig etwas kürzer treten können, denn das ist nur eine Nebensächlichkeit.
Tja, und am Ende hat es mich zwar nicht überrascht, was der Arzt Haruka gesagt hat, aber dass ihr ihre Stimme wirklich so wichtig ist. Ich meine, sie ist kein Star sondern singt einmal im Jahr bei einer Theateraufführung und dafür dann gleich sterben?! Natürlich ist der Druck auf sie aufgrund ihres Familienstandes groß, aber ich finde es doch unlogisch, deswegen lieber sterben zu wollen. Da ist mir die Begründung nicht tief greifend genug.

Deswegen muss ich sagen, dass dieses Kapitel nun doch ein paar Schwächen aufweist, die vorher nicht so durchkamen. Aber im Großen und Ganzen war natürlich auch dieses Kapitel gut zu lesen gewesen und schließt die Geschichte als letztes Kapitel vor dem Epilog schon mal würdig ab.

Noten: 11/15/14/12/14


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