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SchlägerTYP

♀+?= Spongebob
von

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Ein fetter Stern läuft Amok

Kunst.

Ja, es ist Kunst.

Siehe hier, meine ach so geliebte Welt. Mein Meisterwerk! Peter Pi... Peter? Es war doch Peter? Oder war da nicht was mit Pablo Picasso?

Egal. Egal!!

Schau her, New York! Du großer Abfallhaufen! Du riesen Stadt der Städte! Du kleines widerwärtiges Reich, mit so ungesunder Luft, dass man für einen erholsamen Spaziergang zu einem Atomkraftwerk flüchtet!

"Ist das ein Esel, Wanda?"

Meine Kustlehrerin legte den Kopf schief uns musterte meinen roten HIMMEL mit DRACHEN!

Wo bitteschön kann man da ein Esel erkennen?!

Das ist Kunst, verdammt!

"Das ist ein Himmel", knurrte ich und zeigte auf die blauen Drachen. "Ein roter Himmel, irgendwo. Wahrscheinlich in Japan oder China. Und die Drachen da, sehen Sie das! Das sind Papierdrachen!"

"Oh!" Meine Lehrerin nickte. Sie hatte ihre langen Haare mit einem Tuch umschlungen und ihr billiger Schmuck vom Trödelmarkt klimperte laut. "Ein roter Himmel! Wie originell!"

So so. Erst einen Esel erkennen und dann schleimen... Übel. Wirklich übel.

"Es sieht auch ein wenig aus wie ein Esel", sagte meine Spirituell veranlagte Kunstlehrerin und sah mich abwartend an. "Was meinst du, Wanda? Lass das Bild mal einen kurzen Moment auf dich wirken."

"Ein Esel der angeschossen wurde, oder was?", fragte ich und sah meinen roten HIMMEL mit DRACEHN an. " Das ist kein 50 Cent-Esel!"

"50 Cent-Esel?"

"Sie meint den Rapper 50 Cent!", rief ein Junge aus meiner Klasse und Gelächter brach aus.

"Ach." Meine Lehrerin nickte beeindruckt. "Ein Doller wäre auch wirklich etwas großkotzig. Also gut, schreibt euren Namen unten in die Ecke und räumt schon mal ein. Das Wetter ist schön und warum länger im Klassenraum bleiben? Geht hinaus! Schaut euch den Park an! Den Himmel! Lasst ihn rot werden!"

Verwirrte Stille.

"Ihr dürft früher gehen", seufzte meine Lehrerin und Jubelschreie wurden vereinzelnd ausgestoßen. Die Bilder wurden schnell und schlampig beschriftet und innerhalb weniger Sekunden war das Klassenzimmer so leer und still, als wäre es nur als Dekoration aufgebaut und nicht für den Alltäglichen Gebrauch gedacht.

"Wanda, Cary... Kann ich helfen?" Meine Lehrerin sah auf, als sie ihre Tasche auf den Pult stellte und anfing ihre Sachen einzuräumen.

"Mehr oder weniger...", sagte Cary langsam. "Wir müssten nur kurz mit Ihnen reden."

"Natürlich! Natürlich! Rede Junge, rede!"

Warum wiederholte sie sich immer? Einmal 'Natürlich' würde WIRKLICH langen...

"Nun... Wir haben nur noch einmal Kunst, dann sind die Prüfungen und naja... Ich bin nur noch zwei Wochen in den USA."

"Oh, verstehe." Unsere Lehrerin nickte und putzte sich ihre kleine Nase mit einem bunten Taschentuch. "Schade, du bist ein talentierter Maler. Dein letztes Bild war so... ungalublich. Ich könnte schwören, dieses Mäd..."

"Schon gut!", rief Cary eilig und hob eine große Tasche. "Ich würde die Bilder gerne heute mitnehmen. Meine Mutter will sie in der neuen Wohnung aufhängen und da Sie sicher nicht mehr brauchen..."

"Natürlich! Die Noten sind schon gemacht. Sie müssten eigentlich in dem Schrank liegen..."

Die Lehrerin wuselte kurz herum, fand den gesuchten Schlüssel und sperrte den riesen Schrank auf, in dem sich Kunstgemälde von den Schülern nur so stapelten.

Sie zog drei Stück nach einiger Zeit des Suchens heraus und reichte sie Cary.

Ganz oben lag ein Bild, welches in den Farben Blau und Gelb gehalten war. Was es genau darstellen sollte, konnte ich nicht erkennen, da Cary die Bilder schnell in die Tasche stopfte.

"Achte auf die Holzrahmen. Sie reißen sehr leicht."

"Ja ja. Schon gut." Cary schien schnellsten hier raus zu wollen.

"Sind es auch alle? Es müssten eigentlich vier sein..."

"Schon gut! Drei reichen!"

Da Cary in Kunst einen Platz ganz hinten hatte und ich einen ganz vorne, sah ich nie was er malte. Aber er konnte gut malen, so viel war sicher.

"Aber deine Mutter will sicher alle vier."

"Nein!", sagte Cary schnell. "Vier sind zu viel!"

"Aber ich bin mir sicher, dass da das Bild mit dem Mädchen fehlt."

"Ist doch egal..."

"Das ist doch dein absolutes Meisterwerk! Man kann die Leidenschaft förmlich spüren! Diese Zielstrebigkeit, der Gedanke was man will! Aber auch die Verträumtheit..."

"Schon gut! Ich hab es kapiert!" Cary seufzte geschlagen. "Ich nehm es ja schon mit! Dann halt alle vier!"

Meine Lehrerin schien zufrieden und wuselte wieder im Klassenzimmer umher.

"Wo hab ich es bloß... Irgendwo... Ah! Schau, hier ist es!"

Ein Bild lehnte in seinem Holzrahmen gegen andere Bilder und wirkte leicht verloren.

Aber waren wir das nicht alle? Verloren in New York. Die Stadt, aus der ich unbedingt raus wollte. Wie gerne würde ich MIT Cary weg.

Egal wohin. Hauptsache Cary war da...

Cary riss das Bild ziemlich brutal an sich, stopfte es in die Tasche und zog mich mit.

"Bis nächste Woche, meine Künstler!"

"Bis nächste Woche...!", rief Cary schnell und fügte leise hinzu "... du Irre!"

In einem Art Schrittlauf eilten wir durch die Schule und nutzten die freien Gänge.

Es war eigentlich noch nicht offiziell frei und wenn es klingelte, war auf den breiten Gängen die Hölle los.

Unsere Schule lag ziemlich außerhalb von New York und die meisten Schüler mussten wie ich zurück ins Zentrum fahren.

Da, wo immer Staus waren. Da, wo man vor lauter Menschen keinen Asphalt mehr sah. Da, wo man ärmere Leute nicht sehen wollte.

Ich und Cary gehörten zur gesunden Mittelklasse.

Über uns gab es die Reichen. Die, die mit fetten Autos im Stau standen. Die D&G trugen, die ein Boot besaßen oder mehrere...

Aber in der Gegend um die achte, neunte Straße... Da wurde es eng. Da lebten vorwiegend arme Puertoricaner, Schwarze und Leute, die nicht schnell genug für das Leben da draußen waren.

Ich war als Kind öfters in der neunten gewesen, da ich einen Spielkameraden dort hatte.

Es war wie ein kleiner Staat in mitten der Stadt.

Die Zeit war zwar nicht stehen geblieben, hatte die Alten und Kranken überholt und die Häuser, welche schief in der Gegend herumstanden, vergessen... Doch trotzdem. Es war alles gesund langsamer. Die Fenster waren zur Improvisation mit Folie beklebt und die Läden waren dreckig und baufällig gewesen, aber es war LEBEN da gewesen.

Da hatte das Leben anders gelebt. Man kannte sich. Man wusste, wer das da drüben war. Man hatte sich zusammengerafft und sich geholfen.

Keine Staus. Nur Leute, die am Fenster lehnten und winkten, wenn man sie als Kind angegrinst hatte.

Schwarze, die zur Musik auf den engen und teils zerstörten Hinterhöfen getanzt hatten...

So hatte ich die neunte in Erinnerung.

Natürlich war es was anderes, wenn du als sechsjährige in die Neunte oder als fast Erwachsene dahin gehst... Aber trotzdem.

Keine Staus, verdammt!

"Sponge, hörst du mir zu?"

He?

Ich blinzelte kurz und bemerkte jetzt erst, dass wir bereist einen kleinen Park durchquerten.

"Wir sollten uns beeilen. Vielleicht bekommen wir noch den Zug um viertel nach fünf. Na los, komm!"

Ich folgte Cary und blieb plötzlich stehen.

Lasst den Himmel rot werden...

"Sponge!"

"Schau mal!" Ich zeigte auf einen Hot-Dog Stand, welcher auf der anderen Seite des Gehwegs aufgebaut war.

Der Verkäufer bediente gerade eine junge Frau mit einem alten Fahrrad.

Neben dem Verkaufsstand waren ROTE Luftballons an einer Stange befestigt und schmückten das ganze recht primitiv.

"Oh nein...", sagte Cary langsam und grinste. "Das ist ja fast schon ZU einfach."

"Luftballongratis-Tag", grinste ich und Cary lachte.

"Irgendwie hab ich das Gefühl, wir schauen zu viel Spongebob."

"Ach was, ist gesund. Also, du lenkst ab und ich schnapp' mir die Luftballons."

"Abgemacht."

Cary schlenderte gemütlich auf den Verkäufer zu, welcher ihn sofort skeptisch musterte.

Schüler, noch minderjährig und gut gekleidet. So jemand hatte Geld. Man wollte Geld, nichts weiter in New York.

Wenn man nicht zumindest zur Mittelklasse gehörte, schauten so Leute wie der Kerl im Hot-Dog-Stand einen nicht mal mit dem Arsch an.

Und genau deswegen hatte ich rein gar keine Gewissensbisse, als ich anfing langsam die Luftballons zu lösen.

"Ich weiß nicht... Diese Hot-Dogs sehen recht arm aus. Haben sie was für über zehn Dollar? Ich hab Hunger..."

"Natürlich! Big-Menü!", rief der Verkäufer eilig und fing an, herunterzurattern was es alles dabei gab.

Er bemerkte mich nicht.

Gut so. Vor allem da sich die Luftballons irgendwie nicht lösen wollten.

"Mmh..." Cary tat so, als könnte er sich einfach nicht entscheiden. "Was kostet Ketchup?"

"Ist beim Last-Menü kostenlos. Majo auch"

"Beides? Nicht schlecht. "

"Natürlich! Im Big-Menu ist beides im Preis inbegriffen und es gibt sogar noch eine Cola dazu..."

Man, da ist aber einer ganz schön vom Big-Menü begeistert...

Der Knoten löste sich und ich schnappte mir die Luftballons, bevor sie mir weg fliegen konnten.

Ich nickte Cary zu, dieser schnappte sich seine Tasche mit seinen Bildern und wir rannten über den gemähten Rasen so schnell wir konnten weg.

Hinter uns tobte der Verkäufer und man konnte sein Gebrüll sicher im ganzen Park hören.

Aber egal.

Beim Laufen ließ ich die Luftballons los und sie flogen sofort nach oben.

Nur zwei behielt ich und blieb stehen.

Cary ebenfalls.

Das Gebrüll war kaum noch zu hören und die Luftballons stachen mit ihrem stechenden Rot so stark hervor, dass der grau-blaue Himmel förmlich verschwand.

Lasst den Himmel rot werden...

"Für dich." Ich drückte Cary den anderen Luftballon in die Hand und grinste. "Sind wir nicht klasse Schüler?", fragte ich sarkastisch und musterte meinen Luftballon. Rot... Nicht schlecht. Roter Himmel.

"Ich glaub...", sagte Cary langsam und sah fasziniert nach oben. "... wir haben eindeutig zu viel Freizeit."
 

Im Zug war kaum was los.

Ich und Cary fielen mit unseren Luftballons kaum auf.

Immerhin achtete eh keiner auf einen, wenn man nicht gerade nackt Geld verschenkte.

"Darf ich mal deine Bilder sehen?", fragte ich nach einer Weile und Cary schüttelte den Kopf.

Gut. Ich hatte verstanden.

Ich nervte Cary solange, bis er schließlich aufgab und mir die drei Bilder wenig Liebevoll auf den Schoß warf.

Ich sah sie mir kurz an. Sie zeigten Häuser, Bäume, Felder mit Sonnenblumen...

Das eine zeigte sogar einen Wasserfall.

"Das vierte?", fragte ich und Cary seufzte.

"Ist nicht wichtig."

"Zeig schon."

"Wir müssen bald aussteigen."

"In zehn Minuten!"

"Ha! Die gehen schnell vorbei!"

"Cary!"

"Spnge!"

"Cary!"

"Sponge!"

"Fahrkarten bitte."

Ich und Cary hoben gleichzeitig unsere Abo-Karten und fuhren fort.

"CARY!"

"SPONGE!"

"Schöne Fahrt noch..." Der schmächtige Kontrolleur ging weiter und schien sich nichts daraus zu machen, dass wir uns anbrüllten.

"ZEIG MIR DAS BILD!"

"Na schön!" Cary zog es aus der Tasche, warf es mir noch grober als sie anderen zu und und verschränkte die Arme.

"Hier. Und ja, es ist ein Mädchen abgebildet. Glaub mir, das Original, welches hier in New York herum flitzt, ist absolut unerträglich und eine Nervensäge!"

Ich hob das Bild ein wenig hoch und musterte es.

Ein Mädchen. Man konnte es zumindest vermuten. Sie trug eine Kappe und stand halb im Schatten.

Ihre Kleider waren rot und das Gesicht war der einzige Anhaltspunkt, dass es sich um ein Mädchen handelte.

Ich kannte dieses Gesicht nur zu gut. Dieses spitze, ein wenig an einen Raben erinnernde Gesicht. Meiner Meinung nach zumindest.

Immerhin war es MEIN Gesicht.

"Man, ich bin auf einem Bild! Ich bin berühmt, verdammt! Ha! Später hängt dieses Bild überall! ÜBERALL! Und wenn ich die Weltherrschaft erst einmal habe..."

"Du solltest es eigentlich nie sehen", knurrte Cary und rutschte ein Stück in seinem Sitz nach unten. "Es ist immerhin MEIN Bild. Nur weil deine Fresse darauf zu sehen ist, ist es noch lange nicht deins."

Ich nickte und grinste. "Hab ich ja nie gesagt. Aber die Rabenfresse hat immer noch Copyright by Wanda, Alter."

"Höchstens bei deinen Eltern", sagte Cary und erschauderte. "Was wir aber nicht genauer erläutern sollten."

Wir hatten uns gerade beiden feierlich den Appetit versaut... Mahlzeit.
 


 

Die Prüfungen machten einen verfuckten Sprint und ehe ich mich versah, traten sie meine Zimmertür ein und belästigten mich.

Die Nachhilfe bei dieser Tussi von Cary war ein Witz, weil die dumme Kuh mich nicht leiden konnte und einfach von nichts Plan hatte.

Cary hatte nicht mal mit ihr geschlafen, als er sie nicht mehr anrief und langsam anfing sie zu meiden.

"Keine Angst, die Prüfungen sind ganz leicht."

HAHAHAHAHAHAHA. Okay. HAHAHAHAHAHAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!

GANZ LEICHT?! HALLO! WOHER WILL DIE FETTE KUH DAS WISSEN?!

Die Prüfungen wurden erst an dem Tag geöffnet, an dem sie auch von den Schülern verunstaltet wurden.

"Ihr habt zwei Stunden Zeit. Also kein Zeitstress. Macht es so, wie ihr es bei den Vorbereitungen gelernt habt."

Ich sollte bei den Prüfungen einschlafen?

Irgendwie käme das nicht so gut an...

"Wie gesagt. Kein Zeitstress. Taschenrechner darf von Anfang an benutzt werden. Nach Mathematik habt ihr es ja fast hinter euch."

Ja. Waren ja nur noch Politik, Wirtschaft, Geschichte... usw.

"Also. Bleibt ruhig und bekommt keine Panik. Ihr habt noch 90 Minuten Zeit."

HE?! Waren es gerade eben nicht noch zwei Stunden? Was geht denn jetzt ab?

Und da sollte man keine Panik bekommen?!

Die fette Prüfungsaufsicht schien ihren Fehler bemerkt zu haben und lachte. "Ich meine zwei Stunden. Schaut nicht so, ihr packt das!"

Ja. Das sagte immerhin eine pseudo-Komikerin, die von ihren Kleidern her aussah, als wäre sie die einzig überlebende nach einer Explosion in einem dritte Welt-Laden!

Mann... Seit wann beurteilte ich Leute nach ihren Klamotten? Ich wollte nur nach Hause, verdammt!

Prüfungen sind überbewertet...
 

"Noch neunzig Minuten."
 

"Noch sechzig Minuten."
 

Keine Panik... Keine PANIK! UND WIE SOLLTE DAS GEHEN, WENN MAN STÄNDIG GESAGT BEKAM, WIE VIEL ZEIT MAN NOCH HATTE?!
 

"Noch fünfundzwanzig Minuten. Wer noch nicht bei Blatt vier ist sollte sich beeilen."
 

Toll. Ich war bei Blatt ZWEI!
 

"Noch zehn Minuten. Langsam fertig werden. Schaut euch alles wieder an."
 

Ich war immer noch bei Blatt ZWEI!

Huh? Es gibt ja tatsächlich vier Blätter... Sah gar nicht so viel aus.

Oh... ne Mücke.

Jetzt ist sie weg. War mein Radiergummi schon vorher so klein? Wo ist überhaupt mein Füller..?

Taschenrechner? Wieso gehst du nicht mehr an...?
 

"Fünf Minuten! Schaut nach, ob ihr auch alles unterstrichen habt und... DU DA! SOFORT WIEDER STIFTE AUF DEN TISCH!"
 

Ich sah auf, um gekonnt meine zwei leeren Blätter zu ignorieren, die ich eigentlich noch machen müsste.

- Ein fetter Stern läuft Amok- , kam es mir sofort in den Sinn, als die Aufsicht das Mädchen zusammenbrüllte, welches ihre Stifte schon wegräumen wollte.
 

Wenn ich alles richtig hätte, was ich bis jetzt überhaupt gerechnet hatte, hätte ich... vierzig Prozent. Und man brauchte mindestens fünfzig um zu bestehen.

Theoretisch könnte ich meine Prüfung auch gleich essen.
 

"ABGABE!"
 

Ja, ja. Mir nur Recht. He, ein Himmel voller Luftballons. Das mach ich jetzt jeden Tag. Gehört, du fette Dame da vorne?

Du bist so dick, weil du so viel isst! Weil du Leuten sagst, was sie zu tun haben! Du warst sicher noch nie in der neunten Straße gewesen! Oder in der achten! Du musst keine Matheprüfung abgeben, wo man dich später fragen wird, ob das ein schlechter Witz sei.

Dein bester und einziger Freund zieht nicht in einer Woche weg! Hast du gehört, fette Dame?! Iss weniger und schau in den Himmel, wenn er rot ist. Rot wegen mir! Und auf jedem Luftballon werde ich liebevoll und aufwendig 'LECK MICH AM ARSCH!' schreiben. Nur für dich!

Cary wartete draußen bereits auf mich, als ich zu ihm schlurfte und er mich angrinste.

Es war kein 'Mann, war die Prüfung leicht!'-Grinsen, sondern ein 'Kopf hoch, wir bringen eh alle um!- Grinsen.

Ich grinste zurück. "Wir wechseln kein Wort über die Prüfung, abgemacht?"

Cary nickte. "Abgemacht. Und jetzt lass uns was essen. Ich verhungere, verdammt!"

"Was ist mit Chang? Sie könnte dich sehen."

"Na und? Ich hab sie letztens mit so einem Kerl eine Klasse unter uns gesehen. Ist ein ganz netter."

"Und nebenbei schwul."

"WAS?!"

"War ein Scherz."

"Mann! Mach das nie wieder!"

"Und Chang mag ihn sicher auch. Du kannst also wieder durch atmen."

Cary nickte. "Deswegen bin ich ja auch froh, dass sie diesen Kerl hat. Da scheint sogar schon mehr als nur ab uns zu miteinander reden zu laufen."

Mein Magen knurrte laut und Cary lachte.

"Scheiße, Mann. Wir sollten echt was essen gehen!"
 

Die restlichen Prüfungen zogen sich fast wie die Matheprüfung in die Länge und irgendwie entstand nichts wirklich sinnvolles.

Aber das war ja eh nicht mein Ziel gewesen.

Eher da so schnell wie möglich wieder raus zu kommen und meine restliche Zeit mit Cary zu verbringen.

Es wurde aber erst SO richtig schlimm, als Cary sogar sein Zimmer für Räumung frei geben musste.

Jetzt konnte er sich nicht mehr wehren.

Seine Frist war vorbei. Nach den Prüfungen.

Der Abschluss wurde nicht wie in billigen Filmen mit Ball gefeiert, sondern einfach nur per Ansprache und Brief nach Hause geregelt.

Außerdem vermied man so, dass die Lehrer besoffen unter den Tischen lagen und die Schüler mit den Autos des Lehrpersonals Heim fuhren.

Stück für Stück verschwand das vertraute Heim, welches Cary Jahrelang mit mir geteilt hatte.

Wie oft hatte ich bei ihm im Bett geschlafen. Wie oft hatten wir uns im Schrank versteckt oder waren in Cowboy-Sachen durchs Haus gelaufen?

"Was machst du in England?"

Ich lag neben Cary auf seinem Bett.

In dem Raum war es so leer, dass man sein eigenes Echo hören konnte.

"Weiß nicht... Wieder zurück wollen, vermute ich."

Ich dachte kurz nach. Mein Hirn arbeitete. Gab es aber auf und machte Feierabend.

"Wird doof ohne dich."

"Irgendwie schon", sagte Cary langsam und versuchte zu grinsen. "Ist doch voll doof. Wir werden uns ewig nicht mehr sehen."

"Ich überfall eine Bank, kauf mir ein Ticket und komm nach England."

"Und dann ist die USA hinter dir her und Grossbritannien verweigert dir die Einreise", seufzte Cary.

"HA! Das will ich sehen!"

"Sponge, lass es. Wir haben ja noch ein wenig Zeit."

"Jop. 15 Stunden. Kein Stress. Kein Zeitdruck."

"Verdammt", seufzte Cary und schloss die Augen. "Diese Woche ging so schnell vorbei... Alles ging viel zu schnell vorbei."

"Jop."

"Was machst du ohne mich hier eigentlich?"

Verdammt allein sein, Mann! Ziemlich am Ende mit den Nerven sein und sogar so weit verweichlichen, dass ich nachts rumheule oder so. Und dann schwimm ich deswegen mit meinem Bett weg... Auch nicht so wirklich das wahre.

"Ach, ich komm schon klar."

"Sicher?" Cary klang leicht spöttisch. Glaub ich dir nicht."

"Doch. Ich bekomm das voll in den Griff."

Natürlich! Ich kann ja nicht mal meine Schuhe binden, ohne das ich dabei fast von Zügen zerschmettert werde!

"Das glaub ich dir nicht, Sponge."

Wieder herrschte Stille zwischen uns.

"Ich werd dich derbst vermissen", sagte Cary leise und ich nickte.

"Werd jetzt nicht kitschig."

Ich und Cary würden die Nacht durchmachen. Das war klar.

Schlafen konnte man immer. Aber die letzten Stunden mit seinem besten Freund verbringen? Das nicht.

Es war wie eine letzte Chance. Entweder das rote oder das blaue Kabel. Aber in dieser Situation war es eh egal, welches man durch schneidete. Die Bombe würde eh hochgehen.

"Schicken sie dir deine Prüfungsergebnisse nach England?"

"Yes."

"Nenn' dich noch schnell in James Brown um. So heißen da drüben alle. Oder Harry Potter."

"Natürlich", sagte Cary sarkastisch. "Noch ein authentisch wirkender Zaubermantel und ein Zauberstab... Dann finden die mich NIE!"

"Genau. Und wenn dich einer auf der Straße fragt, sag einfach, du musstest als Kind im Schrank unter der Treppe schlafen."

"Schwere Kindheit."

"Ethische Minderheit."

"Was für eine Minderheit?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Hab ich irgendwo mal gelesen."

"Oh Sponge", lachte Cary leise und sah an die Decke. "Mein Zimmer ist so was von leer. Am liebsten würde ich den Raum knuddeln. Ich werd' ihn vermissen. Echt."

"Raumknuddeln? Ihr habt in England nicht perzufall einen Schrank unter der Treppe, oder?"

"Nein, Wanda", sagte Cary langsam und verdrehte die Augen. "Und ja, ich werde auch die Finger von den Drogen lassen."

Ich schloss den Mund und nickte. "Das nenne ich mal Kommunikation!"

"Sponge?..."

"Mmh?"

"Ich hab mords Schiss."

"Keine Angst, Cary. Entweder du wirst von Terroristen in die Luft gesprengt, niedergeschossen oder gegessen. Ansonsten passiert dir nichts schlimmes."

"Tröstende Worte, echt", sagte Cary leise und seine kalten Finger berührten vorsichtig meine.

"Ich werd deine Familie vermissen. Sogar deinen Onkel... Sogar ein wenig ES."

"Vergiss meinen Transen-Cousin nicht."

"Ach ja. Der ist klasse."

"Cary?"

"Jop?"

"Ich war mal kitschig und hab dir was gekauft."

"Ach du Kacke..."

"Keine Panik! Man kann es essen. Ich hab es in deinen einen Koffer gemacht. Müsste dir gefallen."

Cary schnaubte. "Solange es nicht krabbelt und vor dem Verzehr erst getötet werden muss..."

Ups.

Naja, okay. Es war eine Uhr. Eine Uhr, die aussah wie echt, an der man aber ALLES essen konnte.

Cary hatte diese Teile immer geliebt. Bekam sie aber vor einiger Zeit von seinen Eltern verboten, da er mal auf der teuren Rolex seines Vaters herum gekaut hatte.

"Ich bin voll müde", sagte Cary leise und gähnte. "Shit. Ich darf nicht einschlafen."

Ich gab ebenfalls ein Gähnen von mir. So was war ja bekanntlich ansteckend.

"Ganz deiner Meinung."

Und natürlich schliefen wir keine zehn Minuten später ein...



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  vulkan_chan
2008-10-13T20:47:32+00:00 13.10.2008 22:47
uiuiui, da komme ich on und will dir endlich das verdiente kommi zu diesem genialen kapitel shreiben und was stelle ich fest? tadadada! du hast ein nues kapitel oben! *______* mein Tag ist gerettet.
weil diese FF aber sowieso viel zu wenige Kommentare hat, werde ich jetzt erst dieses kapitel kommentiren und mir danach erst das nächste runterladen.

ich fand es toll! von vorne bis hinten einfach nur gut! diesmal etwas weniger witzig, aber dafür mit viel tiefgang. der stil ist dabei aber nicht verändert, gewohnt locker ist deine satzkonstruktion, was sie wunderbar zu lesen macht, aber trotzdem liegt eine Schwere zwischen den Worten, die einem glatt zum weinen bringen könnte!

aber ich hoffe irgendwie, dass die bieden nicht zusammenkommen. ich persöhnlich bin der ansicht,dass eine slch enge freundschaft durch etwas so wakeges wie eine beziehung nur zerstört wird. carry sheint das aber wohl auch so zu sehen, schließlich steht sie ganz oben auf seiner No-Sex liste. (und eigentlich bin ich ein fan von "Sie haben mein handy kaputt gemacht" und will, dass Spnge ihn wieder trifft)
außerdem wäre es mal was anderes. aber du bist die autorin und bis jetzt kann man einfach unmöglich sagen, dass du deinen Job nicht perfekt machst! es gibt eigentlich kaum storrys, die mich so begeistern, wie schlägerTYP.

und noch etwas: lasst den himel rot werden! das war cool! wie ein roter faden, der sich durch das kapitel gezogen hat.
und noch ein stückchen besser: das ende. dass sie dann doch eingeschlafen sind. mit die traurigste stele im ganzen kapitel, aber sehr sehr gut.

rundum gelungen mit perfektem anfang und perfektem schluss. ich schließe mich unknown_person an: die Geschichte wird immer besser! und das ist angesichts des hohen Niveaus, mit dem sie eingestiegen ist eigentlich fast nicht zu glauben!
Von: abgemeldet
2008-09-29T14:16:59+00:00 29.09.2008 16:16
IST DAS SCHÖN!!!
Die Story feselt mich wirklich und ich will nie mehr mit dem lesen aufhören. Sie steigert sich von Kapitel zu Kapitel und wird immer besser! So oft wie diese Geschichte habe ich noch keine andere gelessen (bisher 7mal von Anfang bis Ende) und sie reist mich jedesmal wieder mit.
Echt wunderschön!
Nicht nur das sie von Mal zu Mal besser wird, mann entdeckt immer wieder neue Details, die einen noch tiefer in diese wirklich geniale Story hieneinziehen und ich flehe dich an, dich mit dem nächsten Kapitel zu beeilen, da ich sonst immer schlimmere Entzugserscheinungen von dieser wirklich saugeilen Story (ich kanns nicht oft genug sagen) bekommen. Dieses Gefühl beim lesen deiner Geschichte, ist unbeschreiblich, denn deine gigantonomisch, gut Geschichte berührt mich und lässt mich richtig mitfühlen, was ich wirklich SELTEN erlebe!

In der Hoffnung SEHR bald mehr von dir zu lesen,
Von:  il_gelato
2008-09-28T12:20:35+00:00 28.09.2008 14:20
Schreib schnell weiter! Ich bin total gespannt darauf, wie die beiden nun zusammenfinden, wenn er in England ist!

Freu mich riesig auf das nächste Kapitel!


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