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Daemonicum Noctis

von

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Das Loch

Es war dunkel – Stockdunkel!

Und das Öffnen der Augen erbrachte nur in geringem Maße das gewünschte Ergebnis.

Ein kleiner verschwommener Lichtfleck an der Decke war das einzige, dass Joachim erkennen konnte. Er selbst lag mit dem Rücken auf feuchtem, erdigen Boden und versuchte in seinen Gedanken die gewohnte Ordnung wieder herzurichten.

Eine noch sehr undeutliche, männliche Stimme kam aus dem Licht und nach ein paar Sekunden erkannte Jo, dass diese Stimme wohl seinen Namen rief.

Mit einem schmerzverzerrtem Stöhnen dreht er seinen Kopf langsam zur Seite und versuchte herauszufinden wo er war. Um ihn herum war nur Finsternis, die einzige Lichtquelle war dieser Fleck, der mit schärferem Blick mehr und mehr zu dem Erdloch wurde, in das er vermutlich hineingefallen war.

Joachim richtete seinen Oberkörper auf und erst jetzt merkte er, dass sein Bein schmerzte. Eigentlich tat ihm alles weh, aber sein Oberschenkel am meisten. Er tastete danach, zog sein Bein leicht an und stellte beruhigt fest, dass es scheinbar nicht gebrochen war. Jo sah zu seiner Rechten ein paar Steine, die vermutlich aus der Decke stammten und, so mutmaßte er weiter, ihm höchstwahrscheinlich der ein oder andere auf sein Bein gefallen war. Er versuchte aufzustehen, war noch etwas unsicher in seinem Stand, hatte jetzt aber Gewissheit, dass er sich nichts gebrochen hatte, dass dazu diente sich aufzurichten.

„Jo! Alles in Ordnung, Jo?!“ war von Oben zu hören.

„Ja, mir geht’s gut, nur ein paar Prellungen.“

Joachim hielt die Hand über seine Augen, die sich schon an die Dunkelheit gewöhnt hatten, um sie vor den Sonnenstrahlen und außerdem vor dem immer noch herabrieselnden Dreck zu schützen. Dennoch erkannte er Mario an der Öffnung.

„Scheiße, es tut mir tierisch Leid, ich hätte nicht wieder hierher kommen sollen, ich glaube langsam dieses Ding ist verflucht! JesusMaria!“ rief er ihm voller schlechtem Gewissen hinunter und rief dabei so laut, als wolle er sich einem Schwerhörigen verständlich machen.

Das starren ins Helle wurde Jo zu anstrengend für seine Augen und so wandte er sich wieder von Mario ab und sah in den dunklen Raum. Mario wertete das allerdings eher als Wut Seitens Joachim und begann sich wieder mehrfach zu entschuldigen und erklärte beschwichtigend, dass Ralf zum Zeltplatz gerannt war um ein Seil zu holen und sie ihn hier schnellstmöglich wieder herausholen würden.

Joachim winkte ab. Er sah sich im Raum um und stellte fest, dass die Mittelsäule des Denkmals an der Oberfläche, sich bis ins Erdreich, bis in diesen Raum und dessen Boden fortsetzte. Er glaubte zu erkennen, dass dieser Hohlraum sich weiter fortsetzte und trat vorsichtig aus dem von Oben herbscheinenden Lichtstrahl heraus um in der Schwärze zu verschwinden. Der Untergrund bestand zwar aus Erde, aber weil Jo nur unbedeutende Unebenheiten mit den Füßen ertasten konnte, vermutete er einen festen, geebneten Boden darunter – wobei der Begriff „fest“ für ihn momentan eher relativ war, da er den Waldboden bis vor kurzem auch als „festen Boden unter den Füßen“ bezeichnet hätte.

Dieser Hohlraum schien auf alles anderem, als natürlichem Wege entstanden zu sein und als er hinter sich und aufwärts zu dem Loch sah, erkannte er, dass die Decke gemauert war und damit auf keinen Fall einfach gewachsen sein konnte.

Etwa vier Meter unter dem Loch befand sich der Boden und Joachim war froh, dass er sich bei dem Sturz aus dieser Höhe nicht ernsthaft verletzt hatte. Mit der rechten Hand strich er sich durch seinen Schnurrbart und stemmte die Linke in die Hüfte. Dabei bemerkte er, dass er sich vor dem Aufbruch mit Ralf die Taschenlampe wieder in die Jackentasche gesteckt hatte und erkannte sofort, dass dies selbst bei einem Tagesausflug mit genügend Sonnenlicht doch sehr sinnvoll war.

Mario an der Oberfläche wurde allmählich nervös und erkundigte sich wiederholt nach Joachims Befinden, fügte auch noch ergänzend hinzu „Was machst Du?“ um gleichzeitig seine Neugier zu befriedigen.

Jo hielt jetzt seine Taschenlampe in der Hand und schaltete sie ein. Sie hatte bei dem Fall zum Glück nichts abbekommen und so sah er seine Chance, den Raum deutlicher und vor allem vorausschauender zu erkunden, als nur mit seinem Tastsinn. Er schwenkte den künstlichen Lichtkegel einmal Rundum, erkannte dass der Raum nur zur Hügelmitte weiterführte und erklärte Mario:

„Ich seh’ mich hier unten mal um, der Raum scheint etwas größer zu sein.“

„Pass auf, dass Du in kein noch tieferes Loch fällst!“ warnte Mario, doch der Mann mit der Lampe konzentrierte sich mehr auf das, was das Licht der Dunkelheit entlockte und hörte nicht mehr zu.

Joachim lief langsam weiter, sah sich dabei abwechselnd die Wände zu seiner Seite und den vor ihm liegenden Weg an. Dieser Hohlraum war tatsächlich ein von Menschenhand geschaffener und aus Steinen bestehender Raum. Wände, Boden und die Decke waren voller Erde und einiger Wurzeln, die sich über mehrere Jahrzehnte oder eher Jahrhunderte ihren Weg hier herunter gebahnt hatten. Es roch sehr muffig und Jo wäre es nur zu recht gewesen, würde es hier unten tatsächlich nach Weihrauch oder ähnlichem riechen, wie es Mario bei dem Felsen beschrieben hatte.

Erschrocken und irgendwo ein Geräusch vermutend hielt Jo inne und bewegte nur seine Augen und die Hand in der er die Lampe hielt, doch er erkannte nichts, was sich hätte bewegen und ein Geräusch hätte auslösen können.

Langsam setzte er wieder einen Fuß vor den anderen, nur um kurz darauf wieder zu stoppen.

Joachim leuchtete jetzt auf eine Art steinernen Altar, der kurz vor der hinteren Wand des Raumes stand und auf dem zwei breite Tongefäße ruhten. Der Altar selbst war rechteckig und schmucklos, selbst als Jo näher kam, konnte er keine Verziehrungen erkennen, wie sie beispielsweise bei der Säule an der Oberfläche zu erkennen waren. Den Blick starr auf die Krüge gerichtet, die sehr alt und verstaubt waren, ging Jo bis an den Altar heran. Irgendetwas war ihm nicht geheuer und seine Hand brachte den Lichtstrahl leicht zum zittern. Er atmete die stickige Luft einmal tief ein und strahlte mit seiner Taschenlampe in das, in der Mitte des Altars stehende Gefäß und erkannte eine dunkle Flüssigkeit darin. Jo überlegte ob es sich um wasser handeln könnte, das verunreinigt war oder ob der Boden des Behältnisses vielleicht einfach nur schwarz gefärbt war, so dass das Wasser nur schwarz wirkte. Er war sich wegen der glatten Oberfläche aber ziemlich sicher, dass es sich um irgendeine Flüssigkeit handelte.

Das Innere nachdenklich beäugend, fragte Jo sich, ob sich in dem anderen Tongefäß das selbe befand und hoffte gleichzeitig, es würde sich darin nicht irgendetwas abstoßendes befinden.

Das Licht der Lampe bewegte sich schnell zu dem rechts auf dem Altar stehenden Objekt und bewegte sich wie in einer fließenden Bewegung abrupt wieder zurück, wobei Jo mit seiner Hand an den Rand des ersten Kruges stieß.

Wieder Stockdunkel.



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