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Daemonicum Noctis

von

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Der Fels

Trotz dieses komischen Gefühls der letzten Nacht war Joachim wohl sehr schnell eingeschlafen und umso erschrockener wachte er an diesem Samstag Morgen auf.

Tom lag noch neben ihm und schlief, aber Mario war wohl schon aufgestanden und auch er selbst quälte sich nun aus dem Schlafsack und dem Zelt.

Draußen begrüßte er Ralf, der gerade mit Frühsport beschäftigt war. Jo sah mit verschlafenen Augen auf seine Uhr, die kurz vor Acht anzeigte.

„Schon lange auf?“ fragte Jo.

„Halb Sieben.“ Bekam er als antwort und Ralf machte weiter mit seinen Liegestützen.

Joachim sah sich um.

„Is’ Mario zum Kacken in den Wald?“

„Er liegt nicht mehr bei Euch im Zelt?“ stellte Ralf die verwunderte Gegenfrage.

„Nein, ich dachte er wäre schon aufgestanden.“ Und da fiel es Jo genervt ein: „Oh nein! Er wird sicher wieder zu diesem Denkmal gelaufen sein um herauszufinden, was er angeblich riecht.“

Ralf wurde nachdenklich und das wurde er eher selten.

„Welches Denkmal?“ erkundigte er sich und unterbrach sogar sein Fitnessprogramm.

„Naja, dieser Felsen, von dem wir Euch Gestern erzählt hatten... Da waren Figuren eingemeißelt – wirkte auf mich eher uninteressant, aber Mario wollte unbedingt wissen, wie es ohne den Efeu aussieht.“

„So ne Art Grabmal?“ hakte Ralf nach.

„Könnte man sagen. Ich glaube ich seh’ Mal nach ihm. Er scheint ja wie besessen zu sein.“

Ralf stand auf, griff sich ein Handtuch, dass er sich bereit gelegt hatte und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Was dagegen, wenn ich mitkomme?“ fragte er noch leicht angestrengt und schnappte sich darauf seine Feldflasche, um einen großen Schluck daraus zu trinken. Seine Muskeln – und davon hatte er nicht wenig – glänzten in der Sonne und sein Achselshirt war stark verschwitzt. Joachim bewunderte ihn für seinen Oberkörper, er selbst hatte nicht die nötige Disziplin täglich Sport zu treiben und hatte zudem eine Vorliebe für kalorienreiche Nahrung, er war nicht dick und wenn man ihn neben Ralf sah, wirkte er auch eher hager. Zufrieden mit seiner Figur war Jo absolut nicht, ließ sich seinen Neid aber auch nicht anmerken.

„Klar, ich pack’ mir nur was zum Essen für Unterwegs ein, dann können wir los.“

„Spitze! Dann zieh ich mir noch schnell ein neues Shirt an.“ Freute sich Ralf, nahm noch einen Schluck Wasser und begab sich zu seinem Zelt in dem Uli noch schlief.
 

Wenige Minuten später waren die Beiden auf dem Weg zu diesem ominösen Felsen. Jo hatte für Ulrich und Thomas eine Nachricht geschrieben, damit diese sich nicht wunderten, falls sie noch aufwachten bevor sie wieder zurück waren, was doch relativ unwahrscheinlich war, weil Uli kaum wach zu bekommen war, wenn er getrunken hatte und Thomas den Schlaf wohl dringend benötigte.

Ralf und Joachim liefen gemütlich, keiner von ihnen schien zu glauben, dass Mario in eine Tierfalle getreten sei oder ihm etwas anderes schlimmes passiert sein könnte. Jo gab auf dem weg noch einmal seine Eindrücke von diesem bewucherten Ding wieder, aber Ralf schien ihn wenig zu beachten oder er wollte sich einfach seine eigene Meinung darüber bilden.

Ralf war wohl auch mehr nach schweigen, also packte Jo einen Apfel aus seiner Tasche und verspeiste ihn während dem Spaziergang, damit sein Mund wenigstens mit Irgendetwas beschäftigt war.

Unten an der Anhöhe angekommen sahen die beiden Wanderer den gesuchten Freund, wie er auf einem der Absätze der Felsformation stand und mit einem Stock das letzte bisschen Gewächs von der Spitze zu entfernen versuchte.

„Hey, Mario!“ machte sich Joachim bemerkbar.

Der dickliche Italiener sah nur kurz den Hügel hinab und wandte sich mit der Hand grüßend wieder dem Gewächs zu, dass er wegen seiner geringen Körpergröße jetzt nicht mehr erreichte.

„Du hättest uns wirklich bescheid geben können, dass Du hier rauf bist...“ maulte der völlig außer Puste geratene Jo, der versucht hatte mit Ralf Schritt zu halten, als dieser eilig den Hügel erklomm.

Absolut unbeeindruckt von Joachims Worten und die beiden Neuankömmlinge nur mit flüchtigen Blicken beäugend, begann Mario fasziniert über das Objekt zu schwärmen.

„Absolut einzigartig! Seht ihr das? Hier Oben sind eine Art Teufel abgebildet, man kann zwar die Gesichter der meisten nicht mehr erkennen, aber die Hörner, Schwänze oder andere unnatürliche Körperteile sind noch relativ deutlich!“ Er sprang von einem der vier Absätze auf dem er eben noch gestanden hatte. „Das was ich Gestern freigelegt hatte waren nur die Gepeinigten – die Sünder sozusagen, die von den Kreaturen der Hölle gefoltert werden. Seht ihr...“ er zeigte auf eine erstaunlich gut erhaltene Figur „diese hier hat einen richtig gequälten Blick. Und hier Oben in der Mitte...“

Mario unterbrach sich selbst und kletterte wieder auf den Absatz von dem er gesprungen war und trat dabei achtlos auf die gemeißelten Kunstwerke, von denen er eben noch so schwärmte.

„Hier Oben...“ fuhr er fort „ist auch noch eine Figur abgebildet, sie ist größer als die anderen und entweder besitzt sie weder Beine noch Hüfte oder sie werden von den Figuren unter ihr verdeckt, aber das hier sieht aus wie das Ende seiner Wirbelsäule, die aus seinem Körper heraushängt. Leider sehe ich nur noch seine Unterarme, der Rest ist noch bedeckt...“

Jo, der wieder zu Atem gekommen war unterbrach Mario, der seine Erläuterungen wohl bis ins Endlose hätte weiterführen können.

„Komm’ mal wieder Runter!“

Mario war urplötzlich wie steifgefroren, stand auf der Stufe und sah Joachim an, während Ralf begonnen hatte langsam und voller Ehrfurcht um das Denkmal aus gemeißelten Menschen und anderen Wesen herumzulaufen.

„Wir wollten lediglich ein ruhiges Wochenende ohne die Weiber und Du rastest hier total aus, weil Du einen Stein gefunden hast.“ Das Wort „Stein“ betonte Joachim sehr abfällig und sah Mario verständnislos an.

„Ralf ist am größten, er steigt jetzt da hoch und entfernt die Restlichen Blätter, dann siehst Du Dir das blöde Ding an und den Rest des Tages besaufen wir uns sinnlos! Okay?!“

Der kleine Südländer hatte gar keine Gelegenheit zu antworten, weil ihm Ralf zuvor kam.

„Nein.“ Sagte Ralf schlicht und eine Spur von Verängstigung klang in seiner Stimme mit. Die beiden Anderen sahen Ralf fragend an, der inzwischen seine Runde um den Stein vollendet hatte. Noch bevor Mario und Joachim ihre fragenden Blicke verbalisieren konnten und ohne, dass Ralf sie direkt ansah, erklärte er sein Nein mit den entschiedenen Worten:

„Ich werde nicht auf dieses Ding steigen, es ist mir unheimlich...“

Ralf wurde einen Moment lang von zwei Augenpaaren gemustert, bis eines von dem Mund darunter ein genervtes Seufzen entfahren ließ, gefolgt von einem „Runter da!“.

Mario gehorchte sofort, sprang erneut hinunter von dem Treppchen und mit einem erneuten Seufzen, diesmal einhergehend mit einem Kopfschütteln stieg Jo auf den Vorsprung aus gepeinigten Steinmenschen. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und sah kurz nach unten um die Auswirkungen eines eventuellen Falls abschätzen zu können, dann verschaffte er sich einen sicheren Stand und versuchte die Blätter zu erreichen, bekam aber nur die unterste Reihe zu fassen.

„Gib’ mir mal das Messer und den dämlichen Stock.“ forderte Joachim.

Mario gab keine Widerworte und reichte ihm Beides gleichzeitig. Mit dem Messer konnte Jo das Gewächs schneiden und mit dem Ast entfernte er den Rest, den Mario nicht entfernen konnte.

Die Sicht auf das Wesen wurde frei gelegt, doch Jo erkannte es aus seiner Perspektive nicht, also blickte er hinter sich um zu sehen, wie weit er seinen Fuß zurücksetzen konnte, doch als Joachim versuchte sich einen Schritt zurück zu bewegen, sackte der Teil des Felsens, auf dem er sich befand, wenige Zentimeter ab und er versuchte einfach nur nicht zu fallen. Dadurch ließ er natürlich Stock und Messer fallen.

„Maria und Josef!“ entfuhr es Mario erschrocken.

Joachim hielt sich an dem Hauptteil des Felsens fest und verhinderte so, dass er das Gleichgewicht verlor. Die Herzen aller drei Männer schlugen auf diesen Schreck blitzartig schneller und beruhigten sich nur langsam, als sie merkten, dass eigentlich nichts passiert war.

Mario bekreuzigte sich und murmelte irgendetwas in sich hinein. Ralf fragte nach Joachims befinden, der seinen eisernen Griff von dem Stein langsam zu lösen begann.

„Verdammte Scheiße!“ rief er mehr erleichtert als erbost aus, doch seine Wut stieg genauso schnell an, wie der Schreck wieder verflogen war. Er sah Mario über die Schulter hinweg an, versuchte von dem Absatz herunter zu kommen und überlegte gleichzeitig ob er Mario einfach nur anschreien sollte oder ob er sich noch einige Schimpfworte im Kopf zurechtlegen sollte.

Jo entschied sich kurzerhand – um genau zu sein, während seinem Sprung auf den Boden – für weniger herbe Schimpfworte, die er dafür mit einer umso größeren Stimmgewalt auf ihn einprasseln lassen wollte. Das Problem darin lag nur an dem Boden, auf dem er aufgekommen war...



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