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Unwanted Help

Seto x Jou
von

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Offenbarungen

Einige Tage später, am Mittwoch, war alles so gut wie wieder beim Alten. Jou saß im Wagen des Tischlereibetriebes, in dem er arbeitete, und war unterwegs, um einen fertigen Auftrag zurückzubringen. Dabei schweiften seine Gedanken wie so oft in den letzten Tagen zu jenem Abend zurück, und er fragte sich, was nur in ihn gefahren war.

Klar, er hatte eindeutig zu viel getrunken gehabt, aber war das ein Grund, gleich am ersten Abend, nachdem ihn seine Freundin verlassen hatte, jemand anderen zu küssen? Und dann auch noch ausgerechnet Kaiba von allen Menschen, die es in Domino gab und die in dieser Nacht im Dark Atmosphere gewesen waren!? Mal abgesehen davon, dass der Firmenleiter ein Mann war – Und er stand nicht auf Typen! Er mochte vollbusige Frauen, die selbstsicher waren und Humor hatten! -, er war zudem noch... na ja, Kaiba eben. Seine frühere Nemesis, die nichts Besseres zu tun hatte, als ihn ständig mit Freude niederzumachen.

Und er konnte noch nicht einmal behaupten, dass Kaiba ihn gezwungen hatte, denn er hatte den Kuss ebenso initiiert, daran konnte er sich noch gut erinnern, auch wenn er das zu gern vergessen hätte; ebenso wie den Rest des Abends. Aber Katsuya war leider einer von den Betrunkenen, die sich zwar nicht mehr hundertprozentig unter Kontrolle haben, aber später noch jedes Detail wissen. Dadurch musste er nun schon zum x-ten Mal die Zeit bis zu dem Augenblick des Kusses in Gedanken durchspielen und sich fragen, ob irgend etwas den Auslöser dazu gegeben hatte, dass es soweit gekommen war. Doch beim besten Willen, da war nichts!
 

Entnervt seufzend parkte der Blonde seinen Wagen am Straßenrand vor der Domino University of Technology und straffte seine Schultern. Keine Zeit für weitere sinnlose Grübeleien jetzt!

Er kramte einen zerknitterten Zettel aus der Tasche seiner blauen Latzhose, die er immer bei der Arbeit trug, und sah darauf. Die Adresse stimmte jedenfalls. Jetzt musste er nur noch diesen Wakamoto Katsuhiro finden, der wohl der Rektor hier war.

Entschlossen stieg er aus, schloss das Auto ab und machte sich auf den Weg zum Hauptgebäude der Universität.
 

Eine Viertelstunde später sah der blonde Tischler sich irritiert auf den verlassenen Gängen der Uni um. Er könnte schwören, dass er hier schon mal gewesen war.. Dass hier aber auch keiner war, den er mal nach dem Weg fragen konnte! Aber entweder war es gerade mitten in der Vorlesung oder aber er befand sich in einem Teil des Gebäudes, der kaum benutzt wurde. Er tippte auf Letzteres. Warum musste er auch so einen miesen Orientierungssinn haben?

Dankbar sah er auf, als er mit einem Mal eine Stimme aus einem der Zimmer ganz in der Nähe hörte. Doch je näher er der Stimme kam, umso mehr fragte er sich, ob er dort wirklich um Hilfe suchen wollte. Nicht nur klang sie äußerst erbost und laut, sie kam ihm auch noch verdächtig bekannt vor.
 

Mit vor Anspannung schneller klopfendem Herzen blieb er außerhalb des Zimmers stehen, aus dem die verärgerte Stimme kam und anscheinend telefonierte, denn auf die anschuldigenden Aussagen des Sprechers folgte immer eine kurze Pause, ohne dass eine weitere Stimme zu hören war.

„..es gutheißen, wenn Sie sich ansonsten aus meiner Privatsphäre heraushalten würden. - ... – Ich mach es ja, verdammt! Sie brauchen sich nicht zu wiederholen!“, hörte er und überlegte schon, ob er sich nicht vielleicht doch lieber vom Acker machen sollte, als auch schon mit einem abschließenden „Und denken Sie daran, Ihren Teil der Abmachung einzuhalten!“ ein lautstarkes Knallen ertönte, als wohl das Handy auf eine harte Oberfläche auftraf.

Katsuya holte noch einmal tief Luft, ehe er mutig in die offene Tür trat, die Arme locker verschränkte und fragte: „Ist das der Grund, weswegen du dich letztens betrunken hast, Kaiba?“
 

Der ehemals Brünette sah einen Moment wirklich überrumpelt aus, als er seinen Rivalen plötzlich in der Tür stehen sah. Doch er fing sich schnell wieder und sein Gesicht nahm die ausdruckslose Maske ein, die so typisch für den Firmenleiter war. Nur seine Augen waren drohend verengt.

„Das geht dich gar nichts an, Jounouchi!“, antwortete er bitter und beobachtete mit Argwohn, wie der Blonde, von seinem Ton offenbar unbeeindruckt, auf seinen Tisch zusteuerte, an dem er gerade stand und arbeitete, bevor das Telefonat ihn wohl unterbrochen hatte.
 

Neugierig besah sich Jou die Gerätschaften, die da vor dem Schwarzhaarigen aufgebaut waren. Unter anderem ein Computer, ein halbfertiges Gerät, aus dessen Hülle jede Menge Kabel ragten und dessen Inneres man sehen konnte, sowie weitere Kabel, Metall- und Plastikteile und Mikrochips. Insgesamt sah das also sehr kompliziert aus und war nicht unbedingt etwas, mit dem Katsuya sich befassen wollte.

Lächelnd blickte er zu Kaiba auf, der abwehrend seine Arme verschränkt hatte. „Was machst du denn hier?“, fragte er interessiert und musterte den Größeren von oben bis unten. Er war ganz in Schwarz gekleidet. Schwarze Stoffhose und lockerer schwarzer Rollkragenpulli, die eigentlich viel zu warm für diese Jahreszeit waren. Und dazu.. waren das Kontaktlinsen!? Wo vorher stechend blaue Augen gewesen waren, befanden sich nun dunkelgrüne. Hätte Jou nicht gewusst, wen er da vor sich hatte, hätte er ihn wohl nicht wiedererkannt, mit den schwarzen Haaren und grünen Augen sowie der veränderten Frisur.

„Ich arbeite an meiner Masterarbeit“, klärte der Schwarzhaarige auf und riss den Kleineren damit aus seinen Gedanken.

„Masterarbeit?“, fragte Jou ahnungslos.

Seto nickte. „Ich mache gerade meinen Master in Technischer Informatik hier an der Uni.“

„Oh“, machte Jou große Augen, lächelte dann aber. „Das ist toll.“ Er freute sich für den Größeren, dass er nicht in seinem KC-Tower versauerte, sondern sich eine anständige „Beschäftigung“ gesucht hatte, auch wenn es wohl mehr als das war.

„Ja, ist es“, stimmte der Firmenchef zu. „Und jetzt verrat mit mal, was du hier machst!“, verlangte er dann zu wissen und sah den Kleineren skeptisch an.

„Ah ja! Ich bin hier, weil ich den Rektor suche und mich verlaufen habe“, fiel Katsuya schlagartig der eigentliche Grund für seinen Besuch ein.

Seto schnaubte. „Das war ja so klar“, meinte er mit belustigtem Unterton.

Jou verschränkte die Arme. „Ja ja, mach dich nur lustig. Hilf mir lieber, diesen Wakamoto zu finden, damit ich hier weg kann!“

„Tja, du fühlst dich sicher schon allein durch deine Anwesenheit an der Uni überfordert; das kann ich verstehen. Also, komm!“, ärgerte er seinen noch immer Lieblingsstreitpartner und ging voran, um Jou den Weg zu leiten. Dieser brummte nur beleidigt und folgte dann.
 

Schon nach kurzer Zeit befanden sie sich wieder in etwas belebteren Gefilden und damit wohl näher am Ziel. Verwundert sah Jou den Studenten nach, an denen sie vorbeikamen. „Warum tragen denn hier alle schwarz?“, fragte er verwirrt.

Seto warf ihm einen kurzen Blick zu und erklärte dann kühl: „Einer der Professoren ist vor ein paar Tagen verstorben. Er war ziemlich beliebt.“

Der Blonde seufzte sympathisierend. „Das ist traurig.“

Kaiba nickte. „Ja.“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Er war mein Mentor.“

Katsuya sah einen Moment betroffen aus. „Oh, das tut mir Leid.“ Und das tat es ihm wirklich. Auch wenn Kaiba es nicht zeigte, man merkte doch, dass der verstorbene Professor ihm etwas bedeutet haben musste.

Der Größere zuckte nur mit den Schultern. „Schon gut.“ Damit war das Thema für ihn wohl erledigt. Noch immer würdigte er den Blonden keines Blickes und Jou begann sich zu fragen, ob er in seinem Leben etwas falsch gemacht hatte, dass der Firmenleiter ihn so verachtete. Denn wenn man den Kussvorfall von vor ein paar Tagen beiseite ließ, schien Kaiba ihn nicht anders zu behandeln als in ihrer Schulzeit. Zwar irgendwie zivilisierter, weil er keinen Streit anfing, aber das lag wohl eher daran, dass er einfach erwachsener geworden war, und nicht daran, dass er Jou als besseren Menschen einschätzte. Und anscheinend legte er auch keinen Wert darauf, diese Meinung jemals zu revidieren.

Der Blonde fühlte sich irgendwie getroffen und verärgert, aber er hielt sich zurück und erhielt das Schweigen zwischen ihnen bockig aufrecht.
 

Auch Seto war an einem Gespräch nicht weiter interessiert, er machte sich eher große Sorgen, auch wenn er sich das nicht anmerken ließ. Wie viel hatte Jounouchi mitbekommen? Wie lange hatte er schon vor der Tür gestanden? Lange genug, um etwas damit anfangen zu können? Gut, er traute dem Blonden nicht wirklich zu, dass er die richtigen Schlüsse zog, aber selbst falsche Schlüsse konnten ihm gefährlich werden. Er konnte niemanden gebrauchen, der in seinen Privatsachen herumschnüffelte. Und gerade von dieser Angelegenheit durfte nie jemand etwas erfahren! Er würde sich da schon selbst irgendwie raushelfen und danach einfach alles vergessen wie alle unangenehmen Dinge in seinem Leben.

Wenn er Jounouchi nur irgendwie davon abhalten könnte, seine Nase da mit hineinzustecken.. Am besten wurde er ihn erst einmal los, dann hatte er genügend Zeit, um sich wegen der Sache etwas einfallen zu lassen – die Kussangelegenheit musste ja auch noch irgendwie geklärt werden –, denn irgendwie hatte er das ungute Gefühl, dass der Blonde früher wieder auftauchen würde, als ihm lieb war. Vor allem jetzt, da er wusste, wo er Kaiba die meiste Zeit über antreffen konnte.
 

Kurze Zeit später erreichten sie das Büro des Dekans. „Da wären wir“, verkündete der Schwarzhaarige, ein wenig erleichtert den Anderen gleich los zu sein.

Das merkte auch der Kleinere und verengte verärgert die Augen. Es war ihm ganz und gar nicht recht, dass Kaiba ihn loswerden wollte. Immerhin hatte er noch ein paar Fragen zu dem Telefonat vorhin, aber er wusste auch, dass er das brüchige Gleichgewicht zwischen sich und dem Schwarzhaarigen jetzt damit nur zerstören würde. Also beschloss er, das Thema zu verschieben. Schließlich wusste er jetzt, wo er Kaiba finden konnte.

„Schön“, sagte er also schließlich, lächelte ein bisschen verkniffen und streckte dem Größeren die Hand entgegen, die dieser annahm. „War schön, dich zu sehen. Bis bald.“

Verwirrt ließ Seto sich die Hand schütteln, nickte dann ernst und sagte: „Auf Wiedersehen, Jounouchi“, auch wenn er es eigentlich nicht hoffte.
 

Nach ihrem raschen Abschied und Kaibas eleganten Abgang klopfte Jou an der Zimmertür des Rektors und wurde hereingebeten. Dort meldete er ihm, dass die versprochene Lieferung da sei, und bekam den Hausmeister der Uni zur Seite gestellt, der ihm half, den frisch restaurierten, antiken Schreibtisch ins Zimmer des Dekans zu schleppen. Ihm wurde gedankt, er dankte höflich zurück, verbeugte sich noch ein paar Mal und durfte dann endlich gehen.

Zurück in seinem Transporter zückte er einen kleinen Notizblock samt Stift aus dem Handschuhfach und notierte sich eine Nummer, die Nummer von Kaibas Zimmer, damit er es später wieder finden konnte. Dann fuhr er zurück in die Werkstatt.
 

Es war schon 19 Uhr als der Blonde endlich den sehnsüchtig erwarteten Dienstschluss machen konnte. Kaum dass er die Tür seiner Arbeitsstätte hinter sich geschlossen hatte, zog er sein Handy aus der Tasche, das er von seinen Freunden zum zwanzigsten Geburtstag bekommen hatte und schon entsprechend demoliert aussah, dann rief er eine Nummer an.

„Yuugi“, rief er erfreut, als endlich abgenommen wurde. „Na, altes Haus. Wie geht’s dir? - … - Ja. Du, hör mal, hättest du heute Abend Zeit? Ich würde dich gern mal wieder sehen… - … - Ja? Super! Dann treffen wir uns da!“, lachte der Blonde und legte auf. Fröhlich summend schlenderte er in Richtung der Bar, die ihr Treffpunkt sein sollte.
 

~*~ Kapitel 2 – Ende ~*~
 

Vielen Dank, dass ihr bis hierher gelesen habt ^^

Ich wollte euch gern loben, weil mir tatsächlich 7 von 14 Leuten einen Kommentar geschrieben haben. Das ist wirklich beachtlich und ermuntert mich sehr! Ich hoffe, dass ihr das aufrecht erhaltet, das würde mich nämlich wirklich freuen ^^

Ihr wisst ja, für Kritik und Anmerkungen bin ich jederzeit offen. Gerade für diese FF hier würde ich gern den ein oder anderen Ratschlag oder Hinweis annehmen. Das ist nämlich das erste Mal, dass ich versuche, eine wirklich durchdachte Story mit Dramatik und Co. aufzubauen und das fällt mir zugegebenermaßen nicht leicht. Aber ich gebe mein Bestes und ich hoffe, es gefällt euch. Wenn ihr Vorschläge zum besseren Handlungsaufbau etc. habt, haltet euch nicht zurück. Ansonsten erwarte ich hoffend eure Meinungen und verabschiede mich bis zum nächsten Mal. - Das nächste Kapitel wird auch wieder länger *smile*



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ryuichi-Sakuma-
2008-11-14T01:29:21+00:00 14.11.2008 02:29
Schönes Kapi *knuddel*
Wirklich sehr interessant was das genau woll für ein Gespräch wahr das Seto am Telefon geführt hatt??
Interessiert mich ja wirklich mal zu wissen und bin ja mal gespannt ob unser Blondschopfs das raus bekommt *smilie*

Gruß: Ryuichi-Sakuma-
(^-~)/
Von:  YutakaUke
2008-11-13T21:22:47+00:00 13.11.2008 22:22
Awww~
Ich find' das einfach super <3
Kaiba mit schwarzen Haaren sich vorzustellen ist schon geil +harr+
Und es wirklich mal eine Abwechslung, dass Kaiba an einer Uni seinen Master macht. Sehr interessant ;3
Der Schreibstil und die Story machen Lust, weiterzulesen ^.~
Von:  kuestenfee1
2008-08-18T14:42:45+00:00 18.08.2008 16:42
Interesant, interessant.
Möchte zugerne wissen, was Seto versucht vor Jono zu verbergen.
Ob es Jono gelingt, seine Neugier zu stillen?

Freue mich schon auf das nächste Kapitel.

lg kuestenfee


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