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Tanz der Winde

von

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Nordwind

Schon nach wenigen Blicken habe ich den richtigen Berg gefunden, denn der Gipfel liegt in einem gewaltigem Sturm, welcher jeden Blick verschluckt. Meine Flügel bringen mich schnell zum Fuß des Berges und auch bis an den Rand des Sturms, doch ab hier werde ich den Rest wohl klettern müssen, dann der Sturm drück mit solcher Kraft von oben herab, dass es mir wohl die Flügel zerreißen würde wenn ich Fliege. Mit einem gewaltigem Sprung tauche ich in den Sturm ein und dieser Sprung wäre wohl für jeden Sterblichen der Letzte gewesen, denn wo letztens noch eine tiefe Schlucht war ist nun eine senkrechte und sehr hohe Felswand, gegen deren Oberkante ich mit ganzer Wucht pralle, nur ein Reflex bringt mich dazu meine Hände in einen der Vorsprünge auf der Oberseite zu krallen. Mühsam ziehe ich mich über die Kante und bleibe erst einmal kurz so liegen um mich zu regenerieren, bevor ich weiter gehe und gehen trifft es sehr gut, denn die Oberseite der Felswand ist abschüssig, was mir auch verrät wo die Schlucht geblieben ist, gegen eine ihrer Wände bin ich ja gerade geknallt. Schon nach kurzem steigt der Weg wieder und Endet an einer fast senkrecht aufsteigenden Wand aus Geröll und riesigen Gesteinsbrocken, der Blick nach oben zeigt mir einen wenn nicht zwei Vorsprünge die aus der Wand kommen, langsam und vorsichtig klettere ich nach oben wobei mir die Metall Besetzung meiner Schuhe sehr zur Hilfe kommt, welche ich dazu nutze um lose Steine zu zertrümmern und mir Löcher in glatten Wänden zu schaffen. Bald bin ich oben, nur noch den Überhang dort oben dann müsste ich fast da sein, wird jedoch nicht leicht mit der senkrechten Felswand darunter, aber ist machbar wenn ich die Schuhe tief genug in den Felsen gerammt bekomme, nur noch ein Stück.

Meine vor Kälte schmerzenden Finger wühlen durch den losen Schnee am Rand des Vorsprungs über mir auf der Suche nach sicherem Halt. Als ich diesen finde ziehe ich mich langsam nach oben, bald habe ich es geschafft und auch der Schneesturm der letzten Stunden vermochte es nicht mich auf zu halten, jedoch die weißen Schlieren aus Schnee und diese ewige Dunkelheit, obwohl es doch inzwischen früher Mittag sein muss lassen meine Augen schmerzen. Tief habe ich die Kapuze ins Gesicht geschlagen um wenigstens Wind und Schnee aus meinem Gesicht zu halten und auch meine Hände stecke ich nun in die Taschen um sie etwas zu wärmen.

Mit einem Schritt wird es still das Heulen des Windes, welches mich die letzte Zeit fast taub gemacht hat verstummt und als ich aufsehe brennt das Licht der Wintersonne zuerst in meinen Augen. Immer noch fallen einzelne Flocken vom Himmel aber sie senken sich langsam und Anmutig herab im Licht der Sonne wie kleine Diamanten blinkend, vor mir stehen vereinzelte Bäume der Grünblau Nadeln sich deutlich vom bläulich schimmerndem Schnee abheben. Die Sonnenstrahlen kitzeln auf meiner Haut als ich die Kapuze zurück schlage und unter meinen Füßen knirscht der lockere Schnee, doch außer diesen wenigen Geräuschen und einem leisem Klingen welches ich manchmal vernehme ist es still.

Langsam gehe ich weiter diesem kleinem Pfad folgend der sich zwischen den Bäumen hindurch schlängelt, welcher jedoch immer breiter wird bis die Bäume schließlich ganz zurück bleiben und ich am Rande einer Lichtung stehe. Sachte fällt sie zur Mitte hin ab und dort befindet sich ein riesiger See, welcher jedoch zu Eis erstarrt ist und im Licht wie ein riesiger silberner Spiegel glänzt. Ich gehe weiter und betrete die Eisfläche vorsichtig taste ich mich Schritt für Schritt vorwärts, immer näher an das Schloss in der Mitte heran.

Das Schloss ist ganz aus Eis erbaut, die riesigen Blöcke der Wände schimmern weiß, blau und grün in allen Abstufungen kein Stein scheint dem anderem zu gleichen und doch ergeben sie ein Muster, welches den Betrachter beruhigt. Als ich das Tor erkennen kann ist in die Oberfläche des Sees ein Muster wie wenn es verlegtes Pflaster währe eingearbeitet worden und diese Straße wird gesäumt von riesigen Eichen die jedoch komplett aus Eis geschaffen wurden. Ich blicke nach vorn und erkenne das riesige Tor dessen Türblätter aus einem durch scheinenden Eis gemacht sind und einen Spalt weit offen stehen, eine riesige Treppe führt zum Tor hinauf, welches von zwei Falken flankiert wird, deren geöffnete Flügel auch gleich den Torbogen bilden, ihre kalten Augen scheinen mir zu folgen und doch bewegen sie sich nicht ein Stück, als ich neben ihnen stehe sieht man das der Künstler hier jedes Detail aus dem Eis geformt hat, jede Feder ist komplett und selbst einige Narben sind zu erkennen an der Tür angekommen vernehme ich ein Kreischen von innen, lasse mich jedoch nicht beirren und schlüpfe hinein.

Ich finde mich in einer riesigen Zweistöckigen Halle wieder, welche von Säulen getragen wird und zwischen ihnen hängen hunderte goldener Käfige, in denen Vögel sitzen, deren Gefieder die Farbe des Eises hat und deren gebogene Schnäbel aussehen wie aus Eis geschaffen, ihre Augen sind silbern und schimmern im Licht und ihre langen Schwanzfedern klingen jedes Mal wenn sie an einander schlagen. Als ich eintrete verstummen sie kurz nur um dann alle zusammen einen wunderschönen Gesang an zu stimmen welcher mein Kommen ankündigt und am anderen Ende der Halle öffnet sich die Türe hinter der sich die Treppe zur Galerie befindet.

Ich gehe die Treppe hinauf und betrete dort einen schweren Teppich in einem sanften eisblau, welcher den Klang meiner Schritte verschluckt, unentschlossen stehe ich dort uns überlege ob nach recht oder links, als ein leises Klirren meine Gedanken stört und auf dem Sims von einem der riesigen glaslosen Fenster, welche zum Innenhof führen, sitzt nun einer jener Vögel von unten, jedoch um vieles größer und auch sind die Kiele seiner Federn alle silbern und am Rand seines Schnabels zieht sich ein silberner Rand entlang welcher am Schnabelansatz durch Federn die komplett silbern sind fortgesetzt wird, unter den Augen entlang und dann auf den Flügelbogen laufend. Ein kurzes drehen seines Kopfes deutet mir ihm zu folgen und so fliegt er anmutig vor mir her, die langen Federn seins Schwanzes schlagen im Flug immer wieder zusammen und das Klingen wird von den Wänden zurück geworfen, so das es klingt wie ein Konzert von Glöckchen.

Durch viele Gänge und über einige Treppen führt er mich bis wir in einem der Türme sind, dort geht es noch zwei Treppen hinauf, bevor er sich neben einer Tür auf eine Stange setzt und mich ansieht. Ich schreite durch die Türe und stehe auf dem Dach welches hier flach ist und dort an der Brüstung steht sie. Ihre Haut ist weiß wie der Schnee, die Lippen von dunklem Blau und ihre hüftlangen Haare schimmern ebenfalls blauweiß, gekleidet ist sie in ein leichtes Sommerkleid aus grünlicher Seide, einen Schaal aus weißer Seide und ihre nackten Füße machen kein Geräusch als sie sich zu mir umdreht. Ich gehe zu ihr hinüber und verbeuge mich, doch sie winkt ab und deutet einen Knicks und deutet nach unten, ich stelle mich neben sie an die Zinne und blicke in den Innenhof herab. Dort stehen wieder diese Bäume aus Eis die ich schon vor dem Schloss gesehen habe und sie sind in einem Kreis um einen Baum komplett aus Silber gruppiert und in dem Silberbaum sitzen fast zwei Dutzend von jenen Vögeln und auch diese haben silberne Federkiele ihnen fehlen jedoch noch die Silberfedern wie ich sie bei meinen Führer gesehen habe. Als ob er meine Gedanken gehört hätte kommt er genau in diesem Moment aus dem Turm und setzt sich auf ihre Schulter bevor er nur wenig später in einer anmutigen Spirale hinab in den Baum gleitet, wobei seine Federn wie Eis in der Sonne schimmern, dort stimmt er in den Gesang der anderen mit ein, welcher zusammen mit dem Klingen der Schwanzfedern und der sich im Wind der Flügel wiegenden Blumen aus Eis am Boden, zu einem endlosem Lied vereint. Zu jenem Lied, das den Zauber dieses Ortes erhält und dies kann man den wohl größten Schatz hier im Schloss des Nordwindes nennen. Hier in der Heimat der Eisfalken und ihrer Königin, der Herrin des Eises, kurz rede ich mit ihr und übergebe ihr einen Brief an ihren Gatten den Nordwind, welcher jedoch erst mit dem Beginn der Dämmerung heimkehren wird, in jenem Moment, da die Strahlen der untergehenden Sonne diesen Gipfel in Feuer zu tauchen scheint. Eine Zeitlang beobachte ich noch die Falken, bevor ich mich verabschiede und den Rückweg antrete begleitet von zwei der Eisfalken gehe ich den Weg den ich kam zurück, bis zu jener Grenze des Sturms, der dieses Paradies nun schon seit Jahrtausenden beschützt, dort verabschieden die Falken sich und fliegen zurück zum Schloss.

Ich schlage die Kapuze wieder hoch und atme noch einmal tief durch, wobei mein Atem als weißer Dampf vor meinem Gesicht schwebt, bevor ich meine Schwingen entfalte und in den Sturm springe. Getragen vom Sturm gleite ich auf das Tal zu und was so lange für den Aufstieg dauerte ist in wenigen Minuten hinter mir. Mit sanften Schlägen halte ich auf die Berge am anderen Ende des Tals zu, nutze ihren Aufwind und gewinne schnell an Geschwindigkeit ohne viel Kraft zu verschwenden, immer höher geht es hinaus bis ich die Wolken durchbreche und mir die Sonne wieder ins Gesicht scheinen kann.

Endlos und weiß liegt die Wolkendecke vor mir nur vereinzelt von Bergspitzen durchbrochen, bildet sie Figuren und Säulen bis weit nach oben und hinter mir sehe ich die fast schwarzen Wolken des Sturms, bis weit in den Himmel reichen sie und unablässig brodelt es in ihnen, nur selten wirbeln einzelne Schneeflocken heraus und sinken wie kleine Diamanten glitzernd zu Boden.

Den Schwung ausnutzend drehe ich mich auf den Rücken und lasse mich tragen durch diese Halle, welche eine Decke aus Wolken hat, getragen von ungezählten Säulen die auf dem endlosem Blau des Himmels gebaut sind. Doch nur kurze Zeit kann ich dieses Schauspiel genießen bevor ich wieder mit den Flügen schlagen muss und mich abermals drehe, immer schneller geht es weiter bis die geschlossene Wolkendecke dünner wird, vereinzelte Blicke auf das Land darunter freigibt und schließlich ganz aufbricht. Endlose Wälder und Wiesen, nur durchbrochen von winzigen Bächen ziehen unter mir hinweg und so manches Mal komme ich an Gewittern vorbei die wie Graue Berge über dieser Ebene sitzen. Doch das Donnern welches mir später in den Ohren liegt stammt nicht von ihnen, die Küste kommt in Sicht und blad schon ist unter mir nur noch der endlose Ozean.

Das Sonnelicht zeichnet Muster und Strukturen in die Wasseroberfläche und am manchen Stellen sieht man den Boden, das Donnern der an der Steilküste brechenden Wellen verklingt langsam und ich gehe tiefer bis knapp über die Oberfläche, so das meine Schwingen immer wieder durch die Wellen streifen. Das Lichtspiel der Sonne wir immer wieder durchbrochen, wenn Fische oder Meeresbewohner knapp unter der Oberfläche dahin ziehen manche von ihnen größer als ich und andere winzig klein, wie ein heller Schatten welcher seine Form immer wieder verändert und auch seine Oberfläche immer wieder neu erschafft. Der Himmel ist soweit das Auge reicht blau und nur einige weiße Wolkentupfer sind zu sehen doch auch diese werden immer weniger und die Luft welche mir entgegen kommt wärmer.



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