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Schicksalhafte Begegnung

von

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Selbsthass (Raphaels Sichtweise)

Ich hatte gewusst, dass das passieren würde. Ich konnte es in Rachels Gedanken lesen, noch bevor sie es selbst wusste.

Wie sollte sie auch anders reagieren, schließlich war mein Geständnis nicht gerade das, was man alltäglich nennt.

Nein, ich konnte es ihr nicht verdenken, dass sie Hals über Kopf abgereist war. Ich war ein Monster. Und diesen sollte es nicht gestattet sein, zu lieben. Auch, wenn es mir fast das Herz brach.
 

Mitten in meine Gedanken hinein, hörte ich plötzlich Mary nach mir rufen: „Raphael? Bist du hier unten? Bitte antworte mir. Du weißt, ich habe Angst allein hier unten.“ Ich gab keine Antwort, schließlich hatte ich mich hier herunter geflüchtet, weil ich allein sein wollte. Und weil ich genau wusste, dass sich kaum jemand hier herunter traute. Mary rief nochmals nach mir. Wieder antwortete ich nicht. Ich wusste, dass sie mit mir reden wollte, legte jedoch keinen Wert darauf.
 

Ich konnte mir denken, was sie mir zu sagen hatte und war nicht einmal wütend auf sie. Aber etwas in mir sträubte sich dagegen, mit ihr zu sprechen. Auch wenn ich nachvollziehen konnte, dass sie mir so gerne hatte helfen wollen. Aber es war nicht mehr zu ändern. Rachel hatte mich verlassen.
 

„Raphael! Verdammt noch mal, beweg deinen Allerwertesten hier hoch und rede mit uns! Wenn du in 5 Minuten nicht hier oben bist, hol ich dich persönlich rauf!“ Der gute alte Joshua. Ich wusste, dass er genauso an mir hing, wie es auch umgekehrt der Fall war. Und ich wusste, dass er seine Drohung in die Tat umsetzen würde, sollte ich nicht bald reagieren.

Joshua konnte ziemlich Furcht erregend sein, wenn man davon absah, dass er mit seinen 68 Jahren nicht mehr der Jüngste war.
 

Auf keinen Fall wollte ich, dass er sich übernahm. Also gab ich nach. Langsam ging ich nach oben.
 

Oben angekommen empfingen mich die beiden mit ausdruckslosem Gesicht. Ich setzte mich an den Küchentisch und stützte meinen Kopf in meine Hände. Mary folgte mir, während Joshua sich an den Schrank lehnte und seine Pfeife anzündete. Ihre mitleidigen Gesichter waren beinahe zu viel für mich. Ich wartete, bis sie mit der Sprache rausrückten. Sie wechselten einen kurzen Blick untereinander, dann begann Mary zu sprechen:
 

„Junge, es tut mir leid. Ich musste ihr einfach die Wahrheit sagen. Ich war der festen Überzeugung, sie würde es verstehen.“

Wie sollte ich ihr böse sein? Ich wusste ja schließlich, dass sie niemals etwas tun würde, was mich verletzen könnte; jedenfalls nicht mit Absicht.

„Ich weiß, Mary. Es ist nicht deine Schuld. Ich hatte jedoch meine Gründe, warum ich ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt habe. Und deshalb wollte ich auf keinen Fall, dass ihr irgendjemand anderes davon erzählt.“

„Raphael, ich weiß, dass du Angst hattest, aber es war gut, dass du es ihr erzählt hast. Hättest du ihr ewig verschweigen wollen, was du bist? Glaub mir, das wäre nicht lange gut gegangen. Sie hätte es irgendwann auch von alleine herausbekommen. Und dann wäre es weit schlimmer gewesen. Ich bitte dich, du musst sie zurückholen. Sieh dich mal an. Du siehst schrecklich aus.“ Kummer zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Aber diesmal würde ich mich nicht erweichen lassen.

„Ich sagte bereits, dass ich meine Gründe hatte. Und ich werde sie nicht zurückholen. Sie hat sich entschieden.“

„Aber warum nicht?“ Joshua, der bisher schweigend am Schrank gelehnt hatte, sah mich entgeistert an „Du liebst sie doch und sie liebt dich. Wo ist das Problem?“

„Es ist … es ist … Vergesst es einfach. Ich werde sie nicht zurückholen und damit ist dieses Gespräch beendet.“ Mit diesem Satz sprang ich auf und lief nach draußen, immer tiefer in das Labyrinth eintauchend. Die traurigen Gesichter meiner Freunde konnte ich jedoch nicht hinter mir lassen. Seufzend beschränkte ich mein Denken auf meinen Weg.
 

Im Herzen des Labyrinths angekommen, ließ ich mich zu Boden fallen. Hier, wo mich niemand sehen konnte, wo ich vollkommen alleine war, überwältigte mich die Sehnsucht nach Rachel mit einer Urgewalt, die mich beängstigte. Ich musste die Augen schließen, doch meine Gedanken wanderten wie von selbst zu ihr.

Mit einem Mal stand sie plötzlich vor meinem Geistigen Auge, so deutlich, als wäre sie wirklich da. Was war das nur? Sie war doch so weit weg, warum also sah ich sie so deutlich vor mir? Ich besah mir die Umgebung, in der ich Rachel wieder getroffen hatte genauer. Es war eine beinahe unwirkliche Situation. Wir befanden uns in einem Wald. Plötzlich tauchte direkt neben ihr eine mir wohlbekannte Gestalt auf… Dominic, mein verhasster Bruder, der Mann, der mich zur ewigen Finsternis verdammt hatte.

Er senkte seinen Kopf, bis dieser sich an ihrem Hals befand, die messerscharfen Zähne berührten bereits Rachels zarte Haut. Dann sah er mich an und mir schien es so, als könnte er mich sehen, als wären wir wirklich hier…

Aber wie – Moment. War ich vielleicht in Rachels Traum? Ich hatte davon gehört, dass manche Vampire dazu in der Lage waren, in die Träume der Menschen zu sehen und dort zu handeln. Diese Möglichkeit in Betracht ziehend, wandte ich meine volle Aufmerksamkeit dem Geschehen vor mir wieder zu. Gut, Rachel war meine Seelengefährtin, aber was um alles in der Welt machte Dominic hier bei Rachel?

Wollte er sie töten oder sie zu seiner Gefährtin machen? Er durfte ihr nichts tun! Ich musste handeln, sie warnen. Aber wie? Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen:

Wenn ich in ihre Träume sehen konnte, bestand dann nicht auch die Möglichkeit, ihr Botschaften zu übermitteln? Ich würde es auf einen Versuch ankommen lassen.

„Rachel … Rachel … kannst du mich hören? Wach auf …!“ Es funktionierte. Rachel war verschwunden. Dominic blickte mich wütend an. Dann verschwand auch er.
 

Ich kehrte in die Realität zurück und atmete zunächst mal erleichtert aus. Dann überschlugen sich meine Gedanken und ich sprang auf, die Hände zu Fäusten geballt. Das war genau das, wovor ich sie hatte beschützen wollen. Das, warum ich nicht wollte, dass sie zurückkam.

Doch jetzt war alles anders. Dominic war zurückgekehrt und hatte sie gefunden. Und - warum auch immer - er konnte in Rachels Träume eindringen. Und sie dort verletzen, wenn nicht sogar töten.
 

Wut durchzog mich und ich knurrte wütend auf. Ich hätte nicht auf Mary hören dürfen. Wenn ich Rachel nicht die Wahrheit gesagt hätte, wenn ich sie sofort weggeschickt hätte, dann wäre sie jetzt nicht in Gefahr und das Schlimmste daran war, dass das Ganze allein meine Schuld war. Ich hasste mich dafür, dass ich sie in eine solche Situation gebracht hatte. Ich war ein Monster. Aber zunächst gab es erst einmal wichtigere Dinge zu tun.
 

Was sollte ich tun? Sie ihrem Schicksal überlassen? Meinen Bruder wieder gewinnen lassen?
 

Nein! Ich würde nicht in Selbstmitleid zerfließen. Dominic würde mir nie wieder das nehmen, was mir am meisten bedeutete. Ich würde kämpfen. Und diesmal war ich ihm mindestens ebenbürtig! Er würde diesmal der Verlierer sein und ich würde Rachel retten.
 

Mit diesem Schwur, drehte ich mich herum und lief zurück zum Schloss. Ich würde Rachel in ihren Träumen beistehen. Ich wusste, dass Dominic meinen Plan durchschauen würde, allerdings blieb mir so noch etwas Zeit, um mich auf einen Kampf vorzubereiten. Schließlich dauerte es noch einige Zeit, bis Rachel wieder schlafen würde und er in ihre Träume konnte. Wenn es jedoch soweit war, dann würde ich bereit sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-07-17T18:02:55+00:00 17.07.2008 20:02
Also Kleines^^
Wie immer super, aber sei doch nich immer böse, weil ich nich dauernd Kommis hinterlasse, häng doch fast nur auf der Arbeit, da kann man doch mal ´n Äugelchen zudrücken ;)
Also ich freu mich schon darauf wie´ s weitergeht!
Übrigens hätte ich auch gerne mal paar Kommis von dir :-P
So, das war die Rache^^
Mach ja schnell weiter, hdgggggggggggggggggggdl!!!
Von:  sayako
2008-07-17T09:27:43+00:00 17.07.2008 11:27
war am Ende nen bissl verwirrend, hab ich net ganz kapiert, doch toll, das nen neues kapi on ist^^
Deine Geschichte is wirklich toll^^


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