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Schicksalhafte Begegnung

von

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Kirchsaft zum Frühstück?!

Als ich aufwachte, fühlte ich mich immer noch so geborgen, wie am Abend, als ich einschlief. Ich hatte geträumt, ich musste geträumt haben, schließlich würde Raphael mich nicht einfach so küssen …

Ich hob den Kopf, blickte im Zimmer umher und sah … Nichts.
 

Wie sollte es auch anders sein, tadelte ich mich selbst. Aber es war alles so real gewesen. Quatsch, war es nicht. Aber hatte ich nicht seine kalte Haut gespürt? Die Vampirhaut? Laut der Sage hatten alle Vampire eine kalte Haut.

Dann musste ich über mich selbst lachen, denn das Zimmer strotzte nicht grade vor Wärme. Wahrscheinlich war mir einfach nur kalt gewesen und meine blühende Fantasie spielte mir schon wieder einen Streich. Das tat sie dauernd seit ich hier war.
 

Immer noch grübelnd ging ich in die Küche und versuchte den Kaffee ausfindig zu machen. Während die Maschine lief, bemühte sich mein Verstand weiter, mich davon zu überzeugen, dass mein Verdacht nur Unsinn war. Meine Güte, ich war erwachsen, da glaubte man doch nicht mehr an solche Märchen. Aber trotzdem nahm ich mir vor, ihn im Auge zu behalten. Sollte er wirklich ein Vampir sein, würde er sich früher oder später schon verraten. Schließlich konnte ich mir nicht vorstellen, dass er hungerte.
 

Ich bemerkte Raphael erst, als er direkt hinter mir stand und ich mich grade umdrehen wollte. Meine Tasse glitt mir aus den Fingern und ich wurde leichenblass. Seine Hand schoss vor, fing die Tasse auf und hielt sie mir wieder hin. Ich hörte das Blut durch meine Adern rauschen, mein Herz schlug rasend schnell und für einen kurzen Moment sah ich so etwas, wie Hunger in seinen Augen aufblitzen. Doch ein forschender Blick ließ mich lediglich Besorgnis erkennen.
 

„Ist alles in Ordnung? Ich wollte Sie nicht erschrecken.“

„Schon gut, ich sollte nicht immer soviel Träumen, dann würde das nicht passieren. Möchten Sie auch einen Kaffee?“

„Vielen Dank, aber nein Danke. Ich muss passen, ich mag keinen Kaffee. Aber ich wollte mich bei Ihnen für mein Verhalten gestern Abend entschuldigen. Ich habe Sie ohne Grund angefahren, das tut mir leid.“

Hatte er sich gerade bei mir entschuldigt? Ich musste wohl einen ziemlich merkwürdigen Gesichtsausdruck aufgelegt haben, den Raphael sah mich verwirrt an und sagte dann:

„Ich kann verstehen, wenn Sie immer noch sauer sind. Ich werde gehen und Sie alleine lassen.“ Er drehte sich herum und wollte die Küche verlassen, als ich mich aus meiner Starre löste und sagte: „Nein, bitte bleiben Sie doch. Ich war natürlich etwas perplex nach dem Sie mich so angefahren haben, aber ich verzeihe Ihnen, schließlich ist das hier Ihr Schloss und ich bin einfach viel zu neugierig.“ Dann setzte ich mich hin und beobachtete ihn. Er schien sich langsam zu entspannen, drehte sich zu mir herum und lächelte zaghaft. Ich konnte sehen, wie er zu einem Schrank in der hinteren Ecke ging und sich eine kleine Flasche mit rotem Inhalt heraus nahm. Blut! Schoss es mir durch den Kopf, Oh mein Gott, er trinkt Blut!!!
 

Raphael kam zurück, setzte sich zu mir an den Tisch und sagte:

„Danke Rachel, dass ist wirklich nett von Ihnen. Aber Sie müssen sich nicht entschuldigen.

Schließlich sind Sie ja wegen Ihres Studiums hierher gekommen und möchten etwas lernen. Außerdem ist eine gewisse Form von Neugierde schon erlaubt, wenn man in ein fremdes Land und ein altertümliches Schloss zieht.“

Ich versuchte meine Neugier zu zügeln, was mir natürlich nicht gelang:

„Was trinken Sie denn da?“

„Kirchsaft. Ich liebe Kirchen und könnte sie ständig zu mir nehmen.“

Er hielt mir die Flasche entgegen und ich roch daran, das Funkeln in seinen Augen entging mir dabei.

Es roch wirklich nach Kirchsaft. Meine Fantasie hatte sich also mal wieder selbstständig gemacht.

„Erzählen Sie mir doch was über sich Raphael.“ Die Worte waren draußen, bevor ich nachdenken konnte. Aber zurück nehmen würde bzw. konnte ich sie garantiert nicht mehr.

Schon wieder diese verdammte Neugier. Sein Gesichtsausdruck wurde weich, doch dann sah er mich erst lange an bis er antwortete: „Lassen wir doch diese höflichen Worte beiseite. Ich finde nach der langen Zeit die Sie jetzt schon hier sind, sind sie doch gar nicht mehr angebracht.“

Meinte er das ernst? Ich schluckte kurz und nach einem tiefen Atemzug schenkte ich ihm ein kurzes, zaghaftes Lächeln.
 

„Gut, dann erzähl mir etwas über dich.“

„Was möchtest du denn wissen?“

„Zum Beispiel, warum du der einzige McGalway bist, der hier lebt.“

Da war er wieder – dieser unnahbare Gesichtsausdruck.

„Meine letzten lebenden Verwandten wohnen weit verstreut, nicht jeder will sich um diesen alten Kasten kümmern.“

„Aber warum? Ich meine, dieses Schloss ist so einmalig, es muss doch jeden freuen, hier zu wohnen.“

„Lassen wir das doch einfach, die anderen wollen nicht her und ich bitte sie nicht darum.“

Das kam sehr harsch raus. Ich zog unweigerlich den Kopf ein…
 

Das schien er zu merken und setzte sofort wieder diesen entschuldigenden Blick auf.

„Entschuldige, es ist nur, ich verstehe mich einfach nicht so gut mit meiner Familie und ich rede auch nicht gerne über sie. Nimm es nicht persönlich. Ich war schon immer etwas seltsam, wenn es um meine Familie ging. Die einzigen die immer zu mir hielten, waren und sind Mary und Joshua.“ Aber als Entschädigung dafür, dass ich dir nichts über meine Familie erzähle möchte ich dir gerne einige meiner Lieblingsorte zeigen. Also du solltest Schwimmsachen einpacken. In einer Stunde treffen wir uns draußen im Hof.“

Er sprang auf, lächelte mich an und dann war er verschwunden. Ich saß noch einige Minuten reglos da. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Wo er doch sonst lieber allein war.
 

Dann stand ich auf, räumte noch schnell die Reste vom Frühstück weg und ging nach oben in mein Zimmer, um zu duschen.

Während das warme Wasser auf mich niederprasselte dachte ich wieder einmal nach. Was würde er mir wohl für Orte zeigen? Vielleicht den See? Oder das Labyrinth?

Doch dann viel mir wieder die Geschichten ein, die der Pfarrer mir erzählt hatte und seine Warnung ich sollte aufpassen. Ich fragte mich, ob das Mädchen wohl wirklich Raphaels Verlobte gewesen war. Dann dachte ich, wenn sie es wirklich gewesen sein sollte, war er mit ihr vielleicht auch zu seinen Lieblingsorten gegangen und hatte sie danach tatsächlich umgebracht? Nein! Das war unmöglich! Oder nicht?

Ich beschloss, nicht weiter daran zu denken, trat aus der Dusche und trocknete mich ab, meine Sachen hatte ich mir bereits vorher rausgelegt.

Ich summte eins meiner Lieblingslieder um mich abzulenken, zog ich mich an, packte meine Sachen in eine Tasche und föhnte mir die Haare trocken. Ein Blick auf die Uhr und ich nahm die Tasche, warf noch einen Blick in den Spiegel und tigerte die Treppe hinunter.
 

Im Hof angekommen wartete Raphael schon auf mich und lächelte, als er mich sah. „Fertig? Gut, dann können wir ja los. Ich werde dir heute etwas ganz Besonderes zeigen, ich garantiere dir, so etwas hast du noch nie gesehen!“ Dann ging er los und lenkte mich auf einen kleinen, recht ausgetretenen Pfad, der uns tiefer in die Highlands brachte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-07-22T16:52:44+00:00 22.07.2008 18:52
kirchsaft?
ist aber mal ne gute idee


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