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Schicksalhafte Begegnung

von

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Der Tag danach

Ich war auf dem Weg nach unten, als mir das erste Mal auffiel, dass es sehr ruhig im Schloss war – zu ruhig. Verwirrt begab ich mich in die Küche, doch auch dort war niemand. Seltsam.

Hatte ich doch bereits mir einer aufgeregten Mary gerechnet, denn nach dem Vorfall von vor zwei Tagen, als Raphael mich in mein Zimmer getragen hatte, wurde ich von ihr bemuttert. Sie wollte sichergehen, dass ich kein Schaden davon zurückbehalten würde. Zudem schien es mir, als würde sie mich keinen Moment aus den Augen lassen, aus Angst ich könnte irgendwelche Dummheiten machen.
 

Eine gute Stunde später war mir immer noch niemand begegnet und ich beschloss, nach draußen zu gehen, um dort nach zu sehen. Doch daraus wurde nichts. Ich zog an der Türe, als ich spürte, wie von außen geschoben wurde. Und schon kam ein kräftiger Stoß, ich flog nach hinten und die Person, die von außen gedrückt hatte, hinterher.

Uff… Da lag ich nun, auf dem Boden und über mir – wie sollte es auch anders sein, schließlich war er immer da, wenn mich wohl peinliche Sachen passierten – Raphael.

So, wie er auf mir lag, konnte ich beinahe jeden Körperteil spüren. Es war, als wäre ich plötzlich unglaublich empfindlich. Alles war auf einmal intensiver als sonst. Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut und meine Nackenhaare stellten sich auf. Ich sah direkt in seine Augen und hatte das Gefühl, als würde ich in ihnen versinken. Einen Momente später registrierte ich die Kälte und dachte zunächst, sie käme vom Boden, denn der bestand aus Steinplatten. Doch als Raphael seine Hand hob und mich hochzog, fiel mir auf, dass es seine Haut war, von der die Kälte ausging. Ich war wie in Trance, plötzlich war mir alles egal. Ich merkte wie er meine Hand streichelte.

Hallo? Jetzt reiß dich doch mal zusammen, Männer lügen und betrügen dauernd und du wirst dich doch jetzt nicht von ein paar Muskeln beeindrucken lassen!
 

„Entschuldigung, ich war in Gedanken und habe Sie nicht gesehen“, stammelte ich.

„Aber nicht doch, immerhin war ich der jenige der so plötzlich herein geflogen kam. Ich hätte die Tür auch ein wenig vorsichtiger öffnen können. Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“

„Ja, danke. Es ist nichts passiert. Sagen Sie Raphael, haben Sie Mrs. McKay oder Joshua gesehen? Ich hab schon alles abgesucht, aber nirgendwo einen der beiden entdecken können.“

„Die beiden haben diese Woche frei. Ein kleiner Urlaub tut ihnen bestimmt ganz gut. Sie arbeiten immer zu viel.“

Ich musste schlucken. Wieder kam mir das Geschehen aus dem Wald in den Sinn, die Worte des Paters… Konnte es sein, dass Raphael wirklich ein Vampir war?! Und wie sollte es dann gehen, dass ich eine Woche mit ihm alleine hier im Schloss war? Niemand wäre in der Nähe, falls er mir etwas tun wollte! - Ach was. Ammenmärchen. -

Vampire und solches Gesocks gab es doch gar nicht. Zudem hatte ich vielleicht jetzt einmal Gelegenheit mehr über dieses geheimnisvolle Mädchen herauszufinden und den Park etwas genauer zu ergründen.
 

„Na, dann werde ich mich mal in die Küche begeben und etwas zu Essen besorgen. Essen Sie mit mir zusammen, Raphael?“, fragte ich, um meine Angst zu überspielen.

„Nein, vielen Dank, ich habe bereits gegessen. Jedoch würde ich Ihnen gerne Gesellschaft leisten, wenn das für sie ok ist. Vielleicht kann ich bei dieser Gelegenheit mehr über Sie erfahren. Schließlich haben wir uns bisher kaum gesehen.“

Wieder musste ich schlucken. Na toll, ich alleine mit einem Vampir. Aber er hatte ja bereits gegessen wie er meinte … nicht das er Mary oder Sturgis getötet … Nein! Blödsinn! Vampire gibt es nicht!

„Natürlich dürfen Sie mir Gesellschaft leisten und vielleicht kann ich dann auch etwas mehr über Sie erfahren, Raphael.“
 

Knapp zehn Minuten später stand ich in der Küche. Alle Schränke und Schubladen standen offen und ich war verzweifelt. Hier gab es nicht ein einziges Fertigprodukt, Mary bereitete scheinbar alles selbst zu. Klar, es schmeckte richtig gut, aber für ein Stadtkind wie mich war das schon ein richtiges Problem. Sonst gab es ja schließlich noch Mama. Dann mussten es eben Spiegeleier tun.

Ich seufzte, suchte mir Pfanne und Eier zusammen und wollte los legen. Doch da bahnte sich schon das nächste Problem an: Gasherd… Na super, wie funktionierte das Teil?
 

Unterdrücktes Lachen ertönte hinter mir und ich fuhr herum. Hinter mir stand Raphael an den Türrahmen gelehnt und amüsierte sich scheinbar königlich über meine Schwierigkeiten beim Kochen.

„Brauchen Sie Hilfe beim Herd?“, fragte er mit einem überdeutlichen Grinsen.

„Wenn Sie so freundlich wären und mir dabei helfen würden? Ich habe noch nie einen Gasherd benutzt.“

Immer noch grinsend zündete er den Herd an und lehnte sich dann direkt daneben an den Schrank.

Als ich, bewaffnet mit einem Pfannenwender, so da stand und die Eier briet, spürte ich seine Nähe überdeutlich. Ich spürte ein Kribbeln im ganzen Körper. Es war nicht unangenehm und doch… Es machte mich nervös. Fühlte ich mich von ihm angezogen? Nein, alles, bloß das nicht! Grade bei so gut aussehenden Männern war die Gefahr am Größten, wieder verletzt zu werden. Und darauf hatte ich absolut keine Lust!
 

Während der ganzen Zeit sagte er nichts, beobachtete jedoch jede meiner Bewegungen. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen und nahm mir einen Teller, tat das Essen darauf, stellte die Pfanne in die Spüle und setzte mich an den Tisch. Auch während ich aß beobachtete er mich, immer noch am Schrank lehnend. Ich ging nicht drauf ein, schließlich sollte er nicht glauben, ich wäre nervös, weil ich alleine mit ihm hier war. Obwohl genau das der Fall war. Verdammt, immer ich, dachte ich mir und verfluchte das Schicksal, weil es anscheinend immer mich treffen wollte und mir nichts als Pech zufliegen ließ.
 

Wortlos schnappte Raphael sich ein Handtuch und trocknete das Geschirr ab, nachdem ich es gespült auf das Abtropfgitter gelegt hatte. Immer noch sagte keiner von uns auch nur einen Ton. Dann sagte er plötzlich: „Rachel, ich ….“

Oh nein, bitte nicht. Sag es jetzt nicht. Ich sah ihn an und merkte, dass er zögerte.

„Es tut mir leid Rachel, ich war ein schlechter Gastgeber. Ich habe mich nicht wirklich um Sie gekümmert. Das würde ich gerne ändern.“

Ich schluckte wieder und antwortete:

„Das waren Sie allerdings, aber ich verzeihe Ihnen.“

Er lächelte und kam näher um sich einen weitern Teller zu nehmen. Wieder hatte ich dieses Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden.

Schluss damit, dachte ich, legte das Handtuch zur Seite und drehte mich zu Raphael um. Er stand direkt neben mir, mit dem Teller in der Hand und beobachtete mich.

„Wollten Sie mir sonst noch etwas sagen?“, fragte ich mit etwas schnippischem Ton.

„Nein, eigentlich nicht.“

„Gut, dann werde ich mich jetzt in die Bibliothek zurückziehen um weitere Notizen für mein Studium zu sammeln.“Mit diesen Worten drehte ich mich rum und verließ die Küche.
 

Ich nahm mir ein Buch über das Schloss aus dem Regal und begann zu lesen. In dem Buch waren auch Pläne des Schlosses abgebildet. Die Räume, die Keller und selbst der Park waren hier verzeichnet. Aber nirgendwo war ein Hinweis über das Labyrinth zu entdecken.

– Merkwürdig -

Irgendwann bemerkte ich, dass es im Raum immer dunkler wurde. Hatte ich so lange hier gesessen und mich in das Buch vertieft? Plötzlich spürte ich wieder dieses Kribbeln im Nacken.

Grade wollte ich mich rumdrehen, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Erstarrt rührte ich mich nicht, erinnerte mich das alles an die Sache im Labyrinth vor ein paar Tagen. Doch als ich dann Raphaels Stimme direkt neben mir hörte, durchfuhr mich Erleichterung.
 

„Habe ich Sie erschreckt? Tut mir leid, das wollte ich nicht.“

„Nein, nein, ist schon gut. Aber wenn ich lese, vergesse ich oft alles um mich herum und dann erschreckt mich sogar der Wind.“, antwortete ich mit einem verlegenen Lächeln.

„Aber gut, dass Sie hier sind, ich wollte Sie nämlich etwas fragen.“

„Worum geht es?“

„Ich habe gerade dieses Buh hier gelesen über die Geschichte Ihres Schlosses. Hier sind auch einige Pläne abgebildet, aber das Labyrinth fehlt und ich wollte fragen, ob Sie mir etwas darüber erzählen können.“

Er blickte mich kurz an. Sein Blick war wie versteinert. Dann wandte er sich ab und sagte barsch. „Das geht Sie nichts an! Schnüffeln Sie nicht in Angelegenheiten anderer Leute herum, Miss Morgan!“

Boom, das saß.

Ich war so erstaunt über die Art mit der er diese Worte ausgesprochen hatte, dass ich mich abwandte und mich wieder in mein Buch vertiefte. Aus Angst ich könnte anfangen zu weinen, sah ich Raphael nicht mehr an.

Dieser wandte sich ebenfalls ab, nahm sich ein Buch und begann zu lesen.
 

Nach einer ganzen Weile ging das Licht plötzlich aus.

Ich konnte hören wie Raphael leise fluchte und dann einige Kerzen anzündete.

„So ein Mist, Stromausfall. Leider habe ich es nicht so mit der Technik und kann daher auch nichts dagegen machen. Einen Elektriker kann ich allerdings erst morgen herbestellen, denn nachts ist es hier zu gefährlich um Auto zu fahren, man sieht ja kaum die Hand vor Augen.“ Er musterte mich besorgt und wartete auf eine entsetze Reaktion, mit der er von einer verwöhnten Frau aus der Stadt sicher rechnete. Aber ich hatte nicht die Absicht mich darüber zu beschweren, denn Kerzenlicht passte meiner Meinung nach perfekt zu McGalway Castle.
 

„Ach, das ist doch kein Problem, ich finde Kerzen sind sowieso viel gemütlicher als Lampen.“

„Und ich dachte, Sie bekommen jetzt einen Tobsuchtsanfall und verlangen, dass ich Sie hinunter ins Dorf bringe.“

Ich? Warum sollte ich? Ich habe schon immer davon geträumt allein mit einem Vampir in einem dunklen Raum zu sitzen … Schluss jetzt!!! Raphael ist kein Vampir.
 

Trotzdem gefiel mir die Vorstellung nicht, mit Raphael in einem dunklen, nur durch Kerzenlicht erhellten Raum zu sitzen. Allein und das, wo ich doch so oder so bereits Gefahr lief, mich gegen meinen Willen in ihn zu verlieben.
 

„Ich denke, ich werde es bis morgen aushalten. Es ist eh schon spät und ich bin müde. Ich gehe zu Bett. Gute Nacht, Raphael.“

„Ja, das ist wohl das Beste. Gute Nacht, Rachel.“
 

In meinem Zimmer blieb ich, nachdem ich mich umgezogen hatte, kurz vor dem Spiegel stehen. Na ja, so schlecht sah ich nicht grade aus, lange braune Haare, rehbraune Augen und ein hübsches Gesicht. Auch meine Figur konnte sich sehen lassen, da ich von klein auf Sport gemacht hatte. Seufzend beendete ich meine Betrachtungen und dachte wieder an Raphael. Er war so wunderschön, dagegen war ich ein kleines, hässliches Entlein.
 

Ich legte mich ins Bett. Ein angenehmes Gefühl trieb mich in einen Dämmerschlaf. Es war, als würde mir ein sanfter, leicht kühler Windhauch über die Wange fahren. Ich seufzte und lehnte mich diesem Gefühl ein wenig entgegen. Und in diesem Moment kam die Erkenntnis: jemand streichelte über meine Wange! Und da nur eine Person außer mir noch im Schloss war, wurde mir schnell klar, wer das war. Ich wachte auf und Blickte mich im Zimmer um, doch hier war niemand.

Rachel, du träumst!! Deine Fantasie spielt dir wieder mal einen Streich. Es musste einfach so sein.

Trotzdem beschloss ich, am nächsten Tag nochmals ins Dorf zu fahren und mit Pater Ninian zu sprechen. Da wusste ich ja noch nicht, dass daraus nichts werden würde.
 

Ich schlief wieder ein und träumte sofort wieder von Raphael. Er kam in mein Zimmer, legte sich in mein Bett und begann mich zu küssen. Dann schlangen sich seine Arme um mich und er zog mich fest an seine Brust. Wie auch schon am Mittag in der Eingangshalle, bemerkte ich die Kühle, die sein Körper ausströmte, doch war mir das in diesem Moment egal. Alles was ich wollte, war, dass er mich weiter küsste. Und mein Wunsch wurde erhört, noch einmal verstärkte er den Kuss. Mittlerweile lag ich bereits halb auf ihm, seine Hände fuhren meine Seiten entlang und mein Magen schlug Purzelbäume. Er löste den Kuss, glitt mit seinen Lippen jedoch weiter, mein Kinn entlang und presste sie schließlich in meine Halsbeuge. Ich atmete heftig, doch ihm ging es nicht anders.
 

Er wanderte wieder höher, zog mich noch heftiger an sich und küsste mich wieder. Diesmal schien die Luft noch mehr zu brennen als vorher schon, ich hatte so etwas noch nie erlebt. Schwer atmend lösten wir uns jedoch nach einiger Zeit wieder voneinander, unfähig, auch nur einen Ton herauszubringen, lag ich in seinen Armen und sah ihm in die Augen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-07-22T16:52:16+00:00 22.07.2008 18:52
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