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Novemberwind

...auf der Suche nach der wahren Liebe
von

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Gedanken

*
 

Simon saß im Wohnzimmer Auf der Fensterbank und blickte hinaus. Er sah aber nicht wirklich etwas, seine Augen starrten einfach vor sich hin. Mit seinen Gedanken war er meilenweit weg. Sie kreisten um Florian.
 

Er selbst kam sich unheimlich dumm vor. Warum hatte er nichts bemerkt? War er so blind gewesen Flys Gefühle so zu übersehen? Die heftige Reaktion des Kleinen hatte wohl überdeutlich gezeigt, wie lange er diese Last schon mit sich herumtrug. Und Simon fühlte dass es auch nicht nur eine seiner Launen war. Fly liebte ihn anscheinend wirklich… Nur warum? Was hatte er getan, das es so weit kam? Warum passierte so was immer?! Lukas war der Erste. Er hatte sich seitdem zwar immer eingeredet Bi zu sein, aber… war er das auch wirklich? Man konnte sich ja viel einreden. Er wollt sich nichts vormachen, und vor allem Fly nicht. Er war nicht sicher, ob er seine Gefühle auch wahrhaft erwidern konnte. Simon wollte Fly mit einer unwahren unerwiderten Liebe nicht noch mehr verletzen…
 

„Simon? Hier, eine heiße Schokolade,“ seine Mutter hielt ihm eine dampfende Tasse entgegen. Er nahm sie ihr dankend ab.

„Was ist los, Schatz? Den ganzen Nachmittag sitzt du nun schon hier und tust nichts weiter als aus dem Fenster zu starren. Das machst du doch sonst nicht,“ sagte sie Mutter besorgt.
 

„Ich weiß es doch auch nicht so genau... Es ist alles so... kompliziert...“ Die Mutter zog sich einen Hocker heran und setzte sich zu Simon. Der erzählte ihr was ihn beschäftigte. Er wusste, dass sie ihn verstehen würde – ihr konnte er vertrauen.
 

„Ich weiß, eigentlich sollte ich mich darüber freuen, aber ich kann es einfach nicht. Es macht mich wirklich stolz solche Gefühle zu erwecken. Doch ich kann sie nicht erwidern... Es erinnert mich zu sehr an früher...“

„Urteile nicht so voreilig, Simon. Es ist sicher nicht einfach, das glaube ich dir. Du denkst an Lukas, nicht wahr?“ fragte die Mutter. Simon nickte.

„Weißt du, es kann auch völlig falsch sein, was ich denke,“ sagte er. „aber ich fühle mich verantwortlich für das was passiert ist. Sicher, Lukas war nie stabil und es hätte auch so jeder Zeit soweit sein können. Aber er hatte damals bereits eine Beziehung. Und als er dann offen seine Gefühle zu mir gestand, da hat ihn sein Freund einfach sitzen lassen... Und zwei Wochen später... na ja, das wissen wir ja...“ Die Mutter schüttelte ein wenig den Kopf.
 

„Simon, jetzt hör mir mal zu. Was damals geschehen ist, war ohne Zweifel eine sehr schlimme Erfahrung für uns alle. Und Keiner hätte geglaubt, dass Lukas das auch wirklich durchzieht. Aber niemand ist allein schuld am Unglück eines Anderen. Warum solltest also ausgerechnet du verantwortlich für sein Handeln gewesen sein?“
 

„... ich war nur halbherzig... Ich war mir über meine eigenen Gefühle nicht klar. Lukas hat zwar gesagt er könne es verstehen und würde mich nicht bedrängen, aber am Ende hat ihm das den Rest gegeben. Ich habe mir immer eingeredet ihn zu lieben, wusste aber nicht wirklich was es heißt zu lieben. Daher konnte ich seine Gefühle nicht richtig erwidern und habe ihn im Stich gelassen...“ Simon wusste dass er sich jetzt selbst wie Lukas oder Fly anhören musste.
 

„Ach Simon. Es ist schwer sich Fehler einzugestehen, aber ebenso schwer ist es sich zu sagen keinen Fehler gemacht zu haben, so sehr man auch das Gefühl hat. Deine Halbherzigkeit, wie du sagst, war ein Teil, der zu diesem Ende geführt hat. Ein Teil, hörst du? Da gab es sicher noch mehr Gründe für Lukas. Du bist nicht allein daran schuld, glaub mir. Außerdem, es ist nicht gut in vergangenem zu suchen und zu versuchen Dinge zu ändern, die man nicht mehr ungeschehen machen kann. Du musst an jetzt denken. Das macht dich sonst nur kaputt.

Denk noch mal nach. Vielleicht war es ja ein Fehler Florian so abzuservieren. Das hast du doch nicht gemacht, weil du ihn nicht magst, oder? Sieh mal, so wie du immer über ihn redest, kannst ich dir nicht glauben, dass du nichts empfindest. Vielleicht musst du nur versuchen ihn ein wenig besser zu verstehen. Versetz dich mal in ihn. Er kann das ja nicht grundlos gesagt haben...“
 

„Schon klar, aber warum? Was bringt ihn dazu zu sagen, dass er mich liebt? Ich hab doch gar nichts weiter gemacht...“ unterbrach Simon seine Mutter. Er sah sie etwas verzweifelt an. Sei lächelte nur.
 

„Überleg doch mal, Schatz. Es ist nicht alle gleich. Jeder hat seine persönlichen Charakterzüge, die ihn zu etwas besonderem machen. Das können Vor- aber auch Nachteile sein. Für Florian scheinst du ein wirklich ganz besonderer Mensch zu sein. Es gibt Dinge an dir, die ihn dazu bringen dich zu lieben. Du bist freundlich und immer aufgeschlossen, bist höflich und immer hilfsbereit und einfach ein richtig netter Typ. Das hast du aber nicht nur meiner Erziehung zu verdanken,“ lachte sie. „Nein, das sind viele Dinge, die du dir selbst zu Eigen gemacht hast. Eigenschaften, die Florian vielleicht nicht besitzt.
 

Du hast dich für ihn eingesetzt, als er vollkommen hilflos war und niemand auch nur daran gedacht hat etwas zu tun; aus welchem Grund auch immer. Das hat ihm gezeigt, dass er doch nicht so allein ist wie er immer glaubt und das hat ihm sicher Kraft gegeben. Du hilfst schwächeren stark zu werden. Und das mit einer Hingabe und Liebe, dafür kann man glaube ich nicht anders als dich zu lieben.

Du hast Florian aus einer aussichtslosen Lage gerettet, könnte man sagen. Er will dir dafür sicher danken und wusste nur noch nicht wie. Ich denke es gibt keinen größeren Dank und keine größere Wertschätzung, als von einem Menschen sein innerstes angeboten zu bekommen. Verstehst du, Florian will dir danken, indem er dir sein Herz gibt. Das ist etwas sehr kostbares. So etwas gibt man nicht einfach so jedem Beliebigen.“
 

Simon überdachte die Worte seiner Mutter. Irgendwie hatte sie ja Recht, er wollte es sich aber noch nicht so richtig eingestehen...

„Was soll ich tun?“ fragte er.
 

„Gib ihm eine Chance. Man kann vielleicht noch nicht von Liebe reden, aber ich weiß, dass auch du Florian magst. Vielleicht sogar mehr als du selbst weißt. Finde heraus wie sehr. Und mach bitte nicht noch einmal den gleichen Fehler wie damals. Sonst fürchte ich könnte es auch mit Florian ein böses Ende nehmen. Und ich denke das ist doch das Letzte was du möchtest, oder?“ sagte die Mutter. Simon nickte langsam.
 

„Danke,“ sagte er und sah seine Mutter an. Sie zwinkerte ihm aufmunternd zu.

Das sie ihm diese Ratschläge gab, dafür war er ihr unendlich dankbar. Sie hatte sich selbst gesagt: egal wie es aussehen wird und wie er es anstellt, aber Simon soll glücklich sein. Und da ist es völlig egal ob sein Glück bei einem Jungen liegt. Wenn es so ist, wird sie die Letzte sein, die sich dagegen stellt. Schließlich wusste sie nur selbst zu gut, was Unglück bedeuten kann.
 

*
 

Wie lange starrte er nun schon an die weiß gestrichene Zimmerdecke? Zehn Minuten, ein paar Stunden, vielleicht auch schon Tage? Fly wusste es nicht mehr. Man hatte ich gleich nach Hause gebracht und sofort ins Bett gesteckt. Seine Mutter hatte zwar noch einige Sätze in gehobener Lautstärke zu ihm gesagt, aber das hatte ihn nicht interessiert, er hatte sie ausgeblendet. Noch mehr Schmerz konnte er nicht ertragen. Jetzt lag er hier und fand einfach keine Ruhe.

Warum war das alles passiert? Wie kam es denn überhaupt dazu? Wann hatte er sich in Simon verliebt? Auf all diese Fragen versuchte er Antworten zu finden...
 

~Julian hatte ihm vor der Schule die Mütze weggenommen und war mit seine Anhängern davongerannt. Fly hatte versucht ihnen hinterher zu rennen, , war aber wie immer zu langsam. Kurz vor dem Klassenzimmer hatte er es dann doch endlich geschafft. Oder hatte Julian das so beabsichtigt? Er versuchte an seine Mütze zu kommen, doch Julian spielte seine überlegene Größe voll gegen ihn aus. Viele Schüler hatten sich um sie versammelt und feuerten ihre jeweilige Partei an.

Und dann kam er dazu und setzte sich für ihn ein. Simon holte ihm die Mütze zurück. Eigentlich eine Banalität, doch das Lächeln, mit welchem er ihm die Kopfbedeckung zurückgab, war das schönste gewesen, was er je gesehen hatte. – Da war es passiert, das hatte er sich sofort in ihn verliebt. Deshalb war er auch weggelaufen. Es war keine Angst vor Julian und einem weiteren Angriff; nein, er hatte Angst vor seinen eigenen Gefühlen.

Diese wurden mit jedem Tag, den er mit Simon verbrachte, immer größer. Fly war unheimlich dankbar für die Hilfe und Zuwendung. Und schließlich kam es zu dem Lied und seinem Geständnis.~
 

Wieder musste Fly weinen, als Simons Worte in seinem Kopf wiederhallten. Warum? Was war denn nur schief gelaufen? Empfand Simon den gar nichts für ihn? Warum war er dann immer so ... liebvoll zu ihm? Fly verstand es nicht.

Ach, hätte er es doch nie soweit getrieben! Am besten er hätte alles für sich behalten und das Leid nicht gesungen. Dann wären ihm diese quälenden Gedanken erspart geblieben!
 

Noch in der Nacht rief die Mutter den Notarzt. Fly wand sich unter furchtbaren Schmerzen. Er hatte das Gefühl sein Herz würde jeden Moment zerreißen. Dazu hatte er sich, entgegen dem Versprechen an Simon, wieder selbst verletzt. Es zählte doch eh alles nichts mehr!
 

*
 

Jetzt musste ihr Sohn sogar in stationäre Behandlung! Trübsinnig saß die Mutter an Florians Krankenbett und hielt seine Hand. Auch wenn er sich im wachen Zustand vehement dagegen gewehrt hatte. Man hatte ihm ein Beruhigungsmittel gegeben und Verbände angelegt.
 

Leider war die Ursache seiner Brustschmerzen unauffindbar. Blut- und EKG-Werte zeigten keinerlei Abweichungen von den Normwerten und auch im Ultraschall-Bild war nichts krankhaft verändertes zu erkennen. Zu guter Letzt schoben sie Florian noch in die Röhre und hoffte da etwas zu finden; doch Fehlanzeige. Florian war eigentlich rundum gesund. Umso verwunderlicher war sein derzeitiger Zustand und die Tatsache, dass man ihn zur Beobachtung dabehielt. Bleich und am Dauer-EKG hängend schlief er seinen künstlichen Schlaf.
 

‚An allem war nur dieser Simon schuld!’ dachte seine Mutter grimmig. Seitdem er aufgetaucht war, ging es Florian schlecht, stellte sie fest. Und dann auch noch die Aktion mit dem Flugblatt! Das war doch sicher von ihm initiiert gewesen! Das alles war ihr sehr verdächtig

Nein! Nie wieder sollte dieser Simon ihrem Sohn zu nahe kommen! Das schwor sie sich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  ReinaDoreen
2008-08-18T18:44:14+00:00 18.08.2008 20:44
Das sieht nicht gut aus für Simon. Florians Mutter scheint sehr entschlossen zu sein Simon von ihrem Sohn fernzuhalten. Und in dem Zustand kann Florian da gar nichts unternehmen.
Reni
Von:  midoriyuki
2008-08-17T18:35:29+00:00 17.08.2008 20:35
Oh Scheisse...Das klingt ja überhaupt nicht gut ~_~
Graaah wenn die Mama von Fly sich da jetzt noch einmisch...>_<
Man ey...die beiden leiden doch echt schon genug da bringt das doch nichts, wenn sie auf einmal alles auf Simon schiebt >_<
Dooooofe Nuss sie ist>_<




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