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Reunion

Die letzte Instanz
von

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Überläufer

Johto, Oliviana City, Leuchtturm
 

Bill hämmerte auf der Tastatur des alten PCs rum, der in einem kleinen Raum im Leuchtturm stand, während er zwischendurch immer mal wieder eine Hand dazu benutzte, seine Kaffeetasse an seinen Mund zu führen.

Wie weit sind Sie?“, wie oft hatte der Direktor des Radioturms in Dukatia City das nun schon gefragt?!

„Ich sagte doch schon, ich bin gleich so weit!“, gab Bill genervt zurück, der Pokémon-Experte war sichtlich gestresst und wandte seinen Blick nicht einen Moment von seinem Bildschirm ab.

Das sagten Sie bereits vor einer halben Stunde!“, entgegnete der Direktor aufgeregt durch den Lautsprecher des Telefons.

„Wenn Sie mich endlich in Ruhe arbeiten lassen würden, wäre ich schneller. Das ist alles gar nicht so einfach!“, Bill nahm noch einen Schluck Kaffee und knallte die Tasse zurück auf den Tisch.

Seine Finger tippten unaufhörlich weiter und auf dem Bildschirm richteten sich diverse Wellen in verschiedenen Frequenzen aus.

„Haben Sie denn wenigstens alle Informationen, die ich Ihnen noch gegeben habe, für Ihre Sendung verwendet?“, stellte Bill nun seinerseits die Gegenfrage, er war schließlich nicht der Einzige, der sich hier ins Zeug zu legen hatte.

Selbstverständlich!“, kam es sofort von seinem Gesprächspartner, „Also beeilen Sie sich, damit wir endlich auf Sendung gehen können!“

„Was glauben Sie denn, was ich hier mache?!“, rief Bill gestresst aus und arbeitete konzentriert weiter.

Schweiß lief ihm bereits an der Seite seines Gesichts hinab und man sah ihm an, dass er schon seit einiger Zeit nicht mehr geschlafen hatte. Doch das war es wert. Sie wollten Ashs Wunsch erfüllen und der ganzen Welt berichten, was diese Trainer bereits geleistet hatten. Zudem hoffte Bill, dass diese Nachricht die jungen Trainer, die für sie kämpften, auch erreichen würde, damit sie wussten, sie waren nicht allein. Denn Bill wollte sich gar nicht vorstellen, in welcher Situation sie sich womöglich gerade befanden.
 

~*~
 

Reunion – Überläufer

Oder: Aufgeben ist keine Option
 

~*~
 

Kanto, Zinnoberinsel
 

Paul stieg Schritt für Schritt die Felsstufen hinauf, die ihn hoffentlich an sein Ziel bringen würden. Panferno achtete vor ihm konzentriert darauf, ob der Weg auch sicher wäre. Doch für alle wurde es merklich wärmer.

Dort oben würde der entscheidende Kampf auf ihn warten, doch wäre er bereit dafür? Er konnte die Ereignisse in Schleiede nicht vergessen. Als die ersten Explosionen bei der Arena zu hören waren, war sein Bruder sofort los gestürmt, nur er wusste nicht, was er tun sollte. Reiji hatte ihm einen enttäuschten Blick zugeworfen, doch das war ihm egal gewesen. Von einer Arenaleiterin hatte er erwartet, dass sie ihre Arena und ihre Stadt selbst verteidigen könnte, aber er hatte sich geirrt. Nicht nur die Arena fiel, sondern auch Schleiede, zusammen mit seiner Arenaleiterin und seinem Bruder. Er wusste nicht, ob er sich einmischen sollte oder nicht, er hatte gezögert und als er Reiji hatte fallen sehen, hatte er einfach aufgegeben. Wieso war er dann überhaupt hier?

Kurz warf Paul einen Blick über seine Schulter zu Lucia, die hinter ihm ging. Sie hatte ihm die Chance gegeben, aus Herzhofen zu fliehen, da er jedoch nicht wusste, was er mit seiner ‚Freiheit’ anfangen sollte, hatte er sie begleitet. Und nun war er hier und stand kurz vor dem Kampf gegen den Boss von Team Rocket. War es das, was er wollte? Er hatte schon viele Herausforderungen auf sich genommen, denn aus seinem damaligen Kampf mit der Kampfkoryphäe Brendon hatte er gelernt, dass er seinen Weg zu Kämpfen finden musste. Doch bis jetzt hatte er keine Ahnung, ob er ihn gefunden hatte. Wofür lohnte es sich denn noch zu kämpfen? Vielleicht war er hier, um genau das herauszufinden. Vielleicht wollte er den Worten dieser naiven Koordinatorin einfach glauben, dass sein Weg noch nicht zu Ende war.
 

„Ist schon ein Ende der Treppe zu sehen?“, rief Misty auf einmal, die als Letzte der Gruppe hinaufstieg.

„Nein“, gab Paul nur zurück, aber er hätte nicht behaupten können, eine besonders weite Sicht zu haben.

Die Treppe verlief nicht gradlinig, sondern mehr in Schlangenlinien, dieser Gang hier war sicher genau geplant worden. Doch plötzlich blieb Panferno stehen, sie hatten eine Abzweigung erreicht.

„Und was nun?“, fragte Lucia unsicher, wie sollten sie den richtigen Weg finden?

„Wir müssen uns wohl wieder aufteilen“, schlug Paul vor, denn auch er hatte keine Ahnung, wie sie den richtigen Weg sonst finden sollten.

„Nein!“, platzte es sofort aus Lucia und alle sahen sie ein wenig verwundert an, was ihr sichtlich peinlich war, „Ich meine, ich halte es für keine gute Idee. Wenn wir auf Giovanni treffen, sollten wir zusammen sein, denn ich denke nicht, dass wir zu zweit gegen ihn eine Chance haben“, gab sie verlegen zu.

„Ganz Unrecht hat sie nicht“, meinte Misty, es wäre wirklich gefährlich und vielleicht würden sie so ihre einzige Chance auf seinen Sieg verspielen, wenn sie jetzt nicht mit allem kämpfen würden, was sie auffahren konnten.

„Dann müssen wir wohl losen“, Ash zuckte ein wenig ratlos mit den Schultern.

„Huw“, ertönte da auf einmal ein Laut von Entei und die Trainer drehten sich zu ihrem legendären Gefährten um. Entei deutete mit dem Kopf auf den linken Weg.

„Du meinst, wir sollen da lang?“, fragte Ash verwundert. Entei nickte entschieden. „Also gut, dann lasst uns weiter gehen!“

Ash war sich seiner Sache sicher, er hegte keinerlei Zweifel an der Entscheidung des legendären Pokémon. Paul blickte ihn ernst an, doch dieses Mal setzte Ash nur ein sicheres Grinsen auf. Ohne ein weiteres Wort deutete Paul Panferno, ihren Pfad nach links fortzusetzen.

Nach einer Weile glaubte Paul auch tatsächlich Licht zu sehen. Ein Ausgang!

„Panferno, mach dich bereit!“

„Pan“, Panferno wusste, dass der Gegner direkt am Ausgang lauern könnte.

„Giovanni, wir kriegen dich“, nuschelte Ash und ballte seine rechte Hand zu einer Faust.

Misty hatte ihn jedoch verstanden und sah seine Wut. Sie alle hatten viel verloren und Giovanni war Schuld daran. Sie mussten ihn einfach besiegen. Doch hoffentlich würde es nicht noch mehr Opfer geben.
 

Panferno sprang durch den Ausgang. Hier war niemand zu sehen, sie standen nur wieder am Rande des Vulkans. Doch hier oben war die Luft schon ziemlich dünn und der pfiff an dem Gestein vorbei.

Paul schloss auf und blickte sich um. Rechts führte ein weiterer Weg hinauf, sie hatten den Gipfel also noch nicht erreicht.

„Wie sieht es aus?“, fragte Ash aufgeregt und rannte schließlich die letzten Stufen nach oben und schob sich an Lucia vorbei.

„Wir sind noch nicht ganz oben angekommen“, gab Paul nüchtern bekannt und folgte Panferno weiter den Weg, der sie hoffentlich zum Gipfel führen würde.

Ash blieb Paul dicht auf den Versen, er war heiß auf den Kampf, er wollte es endlich zu Ende bringen. Die Anspannung stieg mit jedem Schritt, aber er wollte nicht nur Giovanni schlagen, sondern auch Mewtu aus dessen Gewalt befreien.

Der Weg führte sie durch eine Rauchwolke, auf deren anderer Seite ihnen plötzlich eine Hitzewelle entgegen strömte. Sie hatten die Grenze zum Gipfel überschritten. Da vernahm die Gruppe auch merkwürdige Geräusche und diese kamen sicher nicht vom Vulkan. Es musste sich um irgendwelche Maschinen handeln. Giovanni schien gerade seine letzten Vorbereitungen zu treffen.

„Beeilen wir uns!“, Ash wollte gerade wieder voran stürmen, als Paul ihn abrupt am Arm festhielt.

„Bist du so blöd oder tust du nur so?! Wir können doch nicht einfach da aufkreuzen ohne zu wissen, was uns erwartet. Wir wissen nicht einmal, wie viele Leute er da oben hat.“

„Wir können aber nicht länger warten!“, hielt Ash dagegen, „Und wie willst du denn die Situation da oben einschätzen können?“

„Da muss ich Ash mal Recht geben“, warf Misty ein und erntete einen beleidigten Blick von Ash, den sie ignorierte, „Eine Konfrontation ist doch sowieso unvermeidlich, also können wir auch geschlossen dort auflaufen.“

Paul blickte die beiden ernst an und warf dann seinen Blick zu Lucia, „Hast du auch eine Meinung?“

Überrascht blickte sie ihn an. Seit wann fragte er denn nach ihrer Meinung? Doch sie hatte keine wirkliche Antwort parat. „Ich bin mir nicht sicher.“

„Das solltest du aber sein. Was machst du sonst hier?!“, kam sofort Pauls bissiger Kommentar, doch Lucia wusste, dass er Recht hatte.

Eigentlich gab es keinen Grund, unsicher zu sein. Doch wenn sie darüber nachdachte, was nun schon alles passiert war, spürte sie doch Angst in sich aufkommen. Das hatte sie so noch nie erlebt und sie wusste nicht, wie sie es abstellen sollte.

„Lucia, du musst dir wirklich sicher sein, dass du mitkommen willst“, Misty legte der Koordinatorin beruhigend eine Hand auf die Schulter.

„Komm schon, wir haben doch schon so viel gemeinsam überstanden, das ziehen wir jetzt auch noch durch!“, meinte Ash entschlossen zu ihr.

Sie hatten wirklich schon viel zusammen erlebt und in den letzten Jahren hatte sie auch bewiesen, dass sie alleine klar kommen konnte. Sie musste einfach kämpfen, schon alleine weil sie ihre Freunde nicht im Stich lassen konnte.

„Ihr habt Recht und ich werde mit euch kommen“, Lucias Blick wurde zuversichtlicher.

Alle waren froh, dies von ihr zu hören, sogar Paul. Hätte sie sich anders entschieden, wäre er sehr enttäuscht von ihr gewesen, denn dann hätten ihre ganzen Worte an ihn nichts bedeutet.

„Dann lasst uns gehen!“, nun war es Ash, der voranschreiten wollte.

Doch plötzlich zog ein schneller Schatten über ihn hinweg. „Entei?“

Das legendäre Pokémon war über die Gruppe gesprungen und übernahm nun die Führung. Es machte noch einen weiteren großen Satz und war damit auf dem Gipfel des Vulkans angekommen. Die Trainer rannten dem Pokémon so schnell sie konnten nach.
 

Giovannis Leute waren fast fertig mit der Konfiguration seiner Maschine. Es hatte sich gelohnt, so lange auf deren Entwicklung zu warten und selbst ohne die führenden Pokémon-Professoren war sie gelungen.

„Wir können Mewtu jetzt anschließen, Sir.“

„Sehr gut“, grinsend holte Giovanni den schwarzen Poké-Ball hervor, in dessen Inneren seine Schöpfung ruhte. „Es ist an der Zeit.“

Der Pokéball öffnete sich und entsandte mit einem schwarzen Lichtstrahl das Pokémon auf ein Podest, welches neben der Maschine aufgebaut war. Sofort schossen Kabel daraus hervor, die sich an seinen Oberarmen, Brust und Schläfen durch seine Venen in seinen Körper bohrten. Mewtu konnte sich nicht dagegen wehren und ein Schmerzenschrei ertönte über das Plateau, als einer der Rocket Rüpel den Schalter umklappte, der die Maschine in Gang setzte.

„Gleich ist es soweit und alle Menschen werden unter meiner Kontrolle stehen“, Giovanni wollte gerade über seinen bevorstehenden Erfolg lachen, als er plötzlich die Ankunft des legendären Entei bemerkte. „Sieh einer an.“

„Giovanni!“, eine bekannte Stimme rief erzürnt seinen Namen. Kurz darauf traten Ash und die anderen neben Entei ins Bild.

„Habt ihr es tatsächlich hier hoch geschafft ohne von den Sicherheitsvorkehrungen der Arena aufgehalten zu werden“, er konnte ja nicht wissen, dass Entei ihnen die Abkürzung zum Gipfel gezeigt hatte, „Und wie ich sehe, habt ihr auch Verstärkung mitgebracht. Das erklärt natürlich, wieso meine Leute in Johto es nicht fangen konnten.“

„Halt endlich die Klappe und lass Mewtu sofort frei!“, schrie Ash mit Funkeln in den Augen, in denen sich das leidende Mewtu wiederspiegelte.

„Ganz sicher nicht“, gab Giovanni zurück, „Viel lieber gebe ich euch eine Kostprobe seiner neuen Macht. Mewtu, übernimm die Kontrolle über Entei!“

Mewtus Augen leuchteten dunkelblau auf. Seine Gedanken wurden von der Energie der Maschine beherrscht, er spürte nur noch die Kraft der Zerstörung, die durch seinen Körper floss. Er konnte nur auf die Stimme dieses Mannes hören, egal ob er wollte oder nicht. Er würde es tun, denn vielleicht würde dann der Schmerz endlich aufhören.

Entei wollte gerade zu einem Flammenwurf ansetzen und diesen gegen die Maschine richten. Die drei Rocket Rüpel starrten bereits Angst erfüllt in das energiesammelnde Maul des Pokémon, doch Entei sollte seine Attacke nicht ausführen können. Sein Feuer erlosch, als es plötzlich von einem blauen Licht umhüllt wurde. Es schien Schmerzen zu haben und krümmte sich zusammen.

„Entei, was ist los?“, Ash konnte sich das alles kaum länger ansehen.

Entei riss die Augen auf, diese leuchteten genau so blau wie Mewtus. Es sprang auf Giovanni zu, und drehte sich um. Erneut sammelte es Energie für einen Flammenwurf, doch dieses Mal richtete er ihn gegen Ash und die anderen.

„Entei, tu es nicht!“, schrie Ash verzweifelt, doch die Attacke ging los.

Panferno schnappte sich Paul und Ash, die am meisten in der Schusslinie standen, und sprang mit ihnen aus der Flugbahn. Misty und Lucia konnten auch gerade noch rechtzeitig zur Seite springen.

„Mewtu, hör sofort auf! Giovanni ist doch dein Feind!“, rief Ash wieder, doch Mewtu konnte ihn nicht hören.

Es ließ nicht von Entei ab und befahl einen weiteren Flammenwurf. Wieder sprang Panferno aus der Schusslinie und eröffnete nun seinerseits das Feuer. Doch Entei blockte den Flammenwurf mit einem Schutzschild ab.

„Verdammt“, knirschte Paul und ließ sich von Panferno absetzen. „Setz noch einmal Flammenwurf ein!“

Panferno tat wie befohlen, doch dieses Mal setzte auch Entei seinen Flammenwurf ein. Das Feuer prallte mit einer gewaltigen Wucht auf einander und trennte sich in einer starken Hitzewelle. Ash peitschte die heiße Luft ins Gesicht, trotzdem wandte er den Blick nicht von dem Kampffeld ab. So durfte das nicht weiter gehen, sie durften nicht gegen Entei kämpfen.

„Panferno, du musst die Maschine zerstören!“, rief Ash dem Pokémon zu, das mit zusammen gebissenen Zähnen seinen Gegner fixierte.

„Pan?“, es warf dem Trainer einen Blick über die Schulter zu.

„Wir dürfen nicht gegen Entei kämpfen, es ist nicht unser Feind. Wir müssen Mewtu befreien, dann ist auch Entei wieder normal“, erklärte Ash.

Nur so könnten sie größeren Schaden verhindern.

„Panferno“, das Pokémon nickte uns visierte die Maschine an, vor der immer noch die drei Rocket Rüpel standen. Bei Mewtu hatte sich immer noch Giovanni aufgestellt, dessen Grinsen zeigte, dass er der Überzeugung war, nicht verlieren zu können.

Doch Panferno sprang auf die drei Rocket Rüpel zu. Bevor er sie jedoch erreichte, schoss ein weiterer Flammenwurf durch die Luft, dem er nur knapp entging. Entei würde ihn nicht bis zur Maschine kommen lassen. Panferno musste sich wehren, es wich einem weiteren Flammenwurf aus und sprang auf Entei zu. Es holte mit den Fäusten aus, doch sie schlugen nur auf dem Schutzschild auf. Panferno prallte zurück und rutschte ein paar Meter mit den Füßen über den Boden. Dieses Schutzschild würde er so nicht durchbrechen können.
 

„Was fällt dir eigentlich ein?“, knurrte Paul und packte Ash grob am T-Shirt.

„Ich werde nicht gegen Entei kämpfen“, beharrte Ash und blickte Paul entschieden an.

Dessen Augen funkelten vor Wut, „Das kannst du deinen verweichlichten Pokémon sagen, aber Panferno ist mein Pokémon, also halt dich da raus.“

„Wieso willst du gegen Entei kämpfen?“, Ash packte Pauls Arm und löste sich aus seinem Griff.

„Weil wir nicht anders an die Maschine ran kommen, wie du vielleicht bereits gesehen hättest, wenn du aufpassen würdest.“

„Du hast es doch gar nicht anders versucht. Ich werde nicht zulassen, dass noch mehr verletzt werden, egal ob Mensch oder Pokémon.“

„Bist du naiv“, Paul wandte sich genervt ab.

„Vielleicht“, diese Bemerkung ließ Pauls Augenbraue nach oben zucken und Ash nun vollends verständnislos anblicken, der Trainer aus Alabstia legte ein sicheres Grinsen auf, „Aber bis jetzt habe ich noch immer mein Ziel erreicht.“

„Jungs, ihr solltet den Smalltalk auf später verschieben, denn Panferno verliert gerade“, merkte Misty an, die zusammen mit Lucia zu den beiden Trainern stieß.

„Wir müssen was tun“, meinte die Koordinatorin, doch in ihrer Stimme war auch ihre Ratlosigkeit zu hören.

„Ich kümmere mich um Entei, ihr könnt ja in der Zeit die Maschine abstellen“, schlug Paul vor und wollte sich bereits wieder dem Kampfgeschehen widmen.

Denn für Panferno sah es alles andere als gut aus. Entei war dazu übergegangen, den Kampfaffen mit mächtigen Spukbällen zu attackieren und Panferno hatte bereits einige Treffer einstecken müssen. Sein Gegner gönnte ihm auch keine Pause, es fiel ihm schwer, den Attacken Enteis noch lange auszuweichen und selbst war es ihm noch nicht gelungen, einen Treffer zu landen. Entweder schlug Entei zurück oder verteidigte sich mit Schutzschild, wie sollte er da nur durchkommen?

„Also gut, mischen wir mit“, meinte Misty und holte einen Pokéball hervor, „Azumarill, du bist dran.“

„Schlapor, du bist dran“, Lucia hatte ebenfalls keine Lust, hier einfach nur rumzustehen und nichts zu unternehmen.

„Pikachu, bist du bereit?“, Ash blickte entschieden zu seinem besten Freund hinunter, in Pikachus Augen spiegelten sich auch die gleiche Entschlossenheit wie die seines Trainers wieder und aus seinen roten Wangen sprühten kampfbereit kleine Elektro-Funken.

„Dann mal los, befreien wir Mewtu“, Misty blickte entschieden zu Ash, dieser nickte.

Mewtu war nicht nur sein Freund, auch Misty hatte ihre letzte Begegnung mit Mewtu und Giovanni nicht vergessen.
 

Paul stand nur abwartend hinter Panferno und ließ es immer wieder unaufhörlich angreifen. Doch während es immer mehr Rückschläge einstecken musste, blieb Entei so gut wie unverletzt. Ein legendäres Pokémon war eben nicht so leicht zu schlagen, doch Giovanni hatte den Eindruck, dass Paul auf etwas wartete. Dieser Trainer blieb viel zu ruhig, sah aber auch nicht so aus, als hätte er den Kampf bereits aufgegeben.

Panferno ging erneut zu Boden. Seine Finger zuckten, es schien endlich besiegt zu sein. Doch plötzlich loderte seine Flammenmähne auf. Auf Pauls Lippen legte sich ein Grinsen, Giovanni zog interessiert eine Augenbraue hoch. Das erwartete Ereignis stand bevor.

„Panferno, setz Großbrand ein!“

Panferno riss die rot glühenden Augen auf, sprang vom Boden auf und trommelte mit den Fäusten auf seine Brust. Sein ganzer Körper schien auf einmal in Flammen zu stehen.

„Flammenwurf!“, rief Paul, mit Großbrand musste es einfach funktionieren.

Ein Feuerwall schoss kurz darauf auf Entei zu. Dieses errichtete wieder sein Schutzschild, doch dieses hatte es mittlerweile zu oft eingesetzt. Seine letzte Verteidigung fiel und Entei wurde mit voller Wucht von dem gewaltigen Großbrand-Flammenwurf getroffen. Qualmend lag es am Boden, doch es biss die Zähne zusammen und wollte mit wackeligen Beinen wieder aufstehen.

Ash und die anderen wollten währenddessen die drei Rocket Rüpel zu einem Kampf herausfordern, doch Ash hielt auf seinem Weg inne, als er Panferno in seinem Großbrand sah. Er hatte es tatsächlich unter Kontrolle. Doch wieso hörte er nach dieser Attacke dann nicht auf?

Paul lieferte ihm schnell die Antwort auf seinen Gedanken, „Noch einmal Flammenwurf!“

„Tu es nicht!“, schrie Ash und wechselte die Richtung.

„Pika?!“, Pikachu war verwirrt, warum lief sein Trainer auf einmal auf das Kampffeld zu?

„Ash!“, Misty wusste nicht wieso, aber irgendwie kam ihr diese Situation unglaublich bekannt vor.

Ash ignorierte die Rufe seiner Freunde und lief einfach weiter. „Panferno, das darfst du nicht machen!“

Paul blickte zur Seite, wieso mischte er sich schon wieder ein?! Doch nicht nur das, er musste mit ansehen, wie sich Ash direkt vor Panferno aufstellte. Es hatte seine Energie für den Flammenwurf bereits gesammelt und feuerte ab. Doch im letzten Moment lenkte er den Strahl noch ab und er schoss knapp an Ash vorbei. Ash warf sich zur Seite und spürte noch, wie die Hitze über seinen Arm brandte. Er rollte sich über die Schulter ab und wollte schnell wieder auf die Beine kommen, doch unerwartet fand er keinen Halt mehr auf dem Boden, denn dieser war plötzlich zu Ende.

Hinter ihm fing bereits der brodelnde Lavasee an. Ash rutschte mit den Beinen ab und bekam gerade noch so die Steinkante mit den Händen zu fassen.

Der abgelenkte Flammenwurf schoss genau auf Giovanni zu, doch diesen störte das wenig, denn er ließ von Mewtu ein sehr wirkungsvolles Schutzschild errichten. Entei, das zwar immer noch am Boden saß, aber noch nicht besiegt war, hatte neue Energie für einen Spukball gesammelt, den es kurz darauf ebenfalls abfeuerte. Panferno wurde mit voller Wucht getroffen und gegen Paul geschleudert. Der Kampfaffe war besiegt und Paul lag mit Schmerz verzehrtem Gesicht am Boden.

Pikachu rannte zum Lavasee, während die beiden Frauen sich entschlossen wieder der Maschine zuwenden wollten, um dieses grausame Spiel endlich zu beenden, doch da stellten sie fest, dass sich ihre beiden Pokémon gegen sie gewandt hatten. Ihre Augen leuchteten genau so blau wie die von Mewtu und Entei. Mewtu musste auch die Kontrolle über Schlapor und Azumarill übernommen haben.

„So ein Mist“, knirschte Misty.

Sie könnten mit keinem Pokémon kämpfen, denn egal welches sie auch rufen würden, Mewtu könnte es kontrollieren.

Plötzlich hörten sie alle Giovanni auflachen. Sie hatten keine Chance gegen ihn, keiner wusste das besser als er selbst. „Ihr habt mich wirklich amüsiert, doch es wird Zeit, euch aus dem Weg zu räumen, ich muss nämlich noch die ganze Welt unterwerfen.“

Alle Pokémon machten sich für einen letzten Angriff bereit.

„Das werden wir nicht zulassen!“, rief plötzlich eine Stimme und ein gewaltiger Donner schlug ein.

Blitze sprangen in alle Richtungen und Schlapor, Azumarill und selbst Entei lagen paralysiert am Boden. Raikou kam den Aufgang hinauf gesprungen mit Jimmy auf den Rücken, gefolgt von Suicune mit Marina oben auf.

„Diese Welt gehört dir nicht!“, kam es erneut von Jimmy mit fester Stimme.

„Ihr kommt leider zu spät. Ich habe bereits gewonnen. Mewtu, schnapp sie dir und bring es zu Ende, langsam werden diese Trainer lästig.“

Mewtu leuchtete ein wenig stärker in blauem Licht auf und wie Entei krümmten sich nun auch Raikou und Suicune vor Schmerz. Jimmy und Marina sprangen besorgt von ihnen runter.

„Raikou, Kumpel, was ist los?“

Die beiden legendären Pokémon brüllten auf und rissen ihre blau leuchtenden Augen auf. Sie sprangen vor Giovanni und Mewtu und waren dazu bereit, die Rebellen zu vernichten.

„Das kann nicht sein“, entsetzt blickte Jimmy seinen alten Freund an, der sich auf einmal gegen ihn stellte.

Wie konnte Giovanni sie nur einfach so kontrollieren? Er musste etwas tun.

„Tormupto, du bist-“

„Warte, das bringt nichts. Giovanni kann alle unsere Pokémon kontrollieren, wenn er will“, es war Misty, die dazwischen ging und ihr Azumarill wieder zurück gerufen hatte.

Es wäre zwecklos, weitere Pokémon zu rufen und sie wollte nicht mit ansehen, wie sich noch mehr ihrer Freunde gegen sie stellten.

„Aber-“, Jimmy knirschte wütend mit den Zähnen. Sie konnten doch nicht einfach so aufgeben.

„Was sollen wir denn sonst machen?“, sprach Marina die Frage aus, die ihm selbst durch den Kopf geschossen war.

„Ihr könnt nichts machen“, lachte Giovanni, „Gebt ihr endlich auf?“

Eigentlich wäre das langweilig, aber so müsste er sich nicht länger mit diesen Trainern ärgern, die es trotzdem weit gebracht hatten. Zu schade, dass sie sich nicht Team Rocket anschließen würden.

Auf seine Frage wollte jedoch niemand antworten. Natürlich wollte keiner aufgeben, doch welche Optionen hatten sie denn noch?
 

„Pikachu, hilf mir“, stöhnte Ash, der immer noch verzweifelt versuchte, sich am Rande des Lavasees wieder nach oben zu ziehen.

Die Steine unter seinen Füßen gaben stets nach, er fand keinen wirklichen Halt. Dafür lief ihm jedes Mal ein Schauer über den Nacken, wenn wieder ein Stein in die brodelnde Lava fiel, denn er könnte der Nächste sein.

„Pika“, Pikachu versuchte ihn am Arm hochzuziehen, aber seine Kraft reichte natürlich nicht aus. Schon wieder.

Doch erneut kam ihm jemand zu Hilfe. Überrascht bemerkte Ash, wie er ruckartig nach oben gezogen und auf festem Boden abgesetzt wurde. Schnaufend blickte er zu seinem Retter hoch. „Panferno?“

Das Pokémon lächelte ihn an. Es sah so schwach und verletzt aus, trotzdem hatte es ihm geholfen. Ashs Blick wanderte rüber zu Paul, der immer noch auf dem Boden saß und zu den beiden legendären Pokémon hinüber starrte, die mittlerweile eingetroffen waren.

„Nicht auch noch Raikou und Suicune“, Ash war sofort klar, dass die glühenden Augen der beiden bedeuteten, dass sie wie Entei kontrolliert wurden.

„Pika-pi“, Pikachus Stimme klang traurig und ziemlich hoffnungslos.

Es wollte nicht gegen die beiden kämpfen und selbst wenn es das tun würde, was würde es bringen?

„Es muss doch noch etwas geben, das wir tun können“, murmelte Ash und ballte die Hände zu Fäusten.

Wofür waren sie denn sonst so weit gekommen?! Sie hatten so viel erreicht, doch das alles verblasste im Angesicht dieser Übermacht. Es wäre alles umsonst gewesen. All die Hoffnung, die sie gegeben hatten, wäre vollkommen unberechtigt gewesen, denn es war so, als hätte es sie nie gegeben. Sie würden alle, die an sie glaubten, enttäuschen.
 

„Bringen wir es endlich hinter uns“, Giovannis kalte Stimme war der Beginn ihres Untergangs.

Suicune machte sich zu einem Eisstrahl und Raikou zu einer Donner-Attacke bereit. Und keiner von ihnen könnte sich dagegen wehren, denn sie wussten, dass sie sich nicht gegen Mewtus Macht wehren könnten.

„Hör sofort auf!“, wieder wurde das Szenario von einer starken Männerstimme unterbrochen.

Alle sahen empor, denn die Stimme schien aus dem Himmel zu kommen. Die beiden Hunde-Pokémon brachen ihre Angriffe ab. Langsam wurde die Gestalt eines Dragonir sichtbar. Es schwebte durch den Rauch hinab und trug den verletzten Silver und überraschenderweise Sandra mit sich.

Giovannis Grinsen wurde immer zufriedener, die absolute Erfüllung seines Planes rückte immer näher.

„Ich wusste, du würdest kommen.“

„Ach ja?“, verachtend blickte Silver seinen Vater an und stieg von Dragonir ab.

„Ich wusste, dass du dieses Mädchen nicht im Stich lassen könntest“, Giovanni deutete auf den Helikopter, in dem Green immer noch gefesselt war.

„Und? Ich bin nicht hier, um dir zur Seite zu stehen. Dieses Mal nicht. Ich habe lange genug versucht, dich hiervon abzuhalten, aber es ist mir nicht gelungen. Ich wollte dir niemals gehorchen, aber ich wollte dich auch nicht aufgeben. Doch du lässt mir keine andere Wahl, ich werde dich vernichten und die Welt vor dir beschützen.“

„Wie heroisch. Aber du liegst wieder falsch, denn du wirst diese Welt an meiner Seite regieren.“

„Träum weiter. Ich werde niemals wieder für dich arbeiten“, fauchte Silver. Es reichte, er hatte seinen Vater endgültig aufgegeben, er hatte keine Hilfe mehr verdient.

„Das sehe ich anders.“
 

Alle Anwesenden beobachteten das Gespräch mit Neugier und Verwirrung. Was ging denn nun ab? Selbst Sandra lauschte nur den Worten der beiden Männer. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte, zudem sah sie auch keine allzu großen Chancen darin, zwei legendäre Pokémon auf einmal zu bekämpfen. Und ob der Sohn den Vater wirklich aufhalten könnte? Sie wusste es nicht und leider konnte sie auch nicht, wie eigentlich erhofft, Siegfried entdecken. Er wüsste sicher, was sie noch tun könnten und er wäre sicher stark genug, um den Kampf mit Raikou und Suicune aufzunehmen, doch offenbar würde er sich nicht auf ihre Seite stellen.
 

„Schwöre mir die Treue und regiere an meiner Seite, dann werde ich deine kleine Freundin verschonen.“

„Das war also dein Plan. So denkst du, kriegst du mich?“

Vater und Sohn blickten sich finster an, der eine mit Überlegenheit, der andere mit Hass in den Augen.

„Ich bin sogar sicher. Oder willst du etwa, dass ich sie in den Lavasee springen lasse?“

„Wag dich“, knurrte Silver.

„Du drohst mir? Mit was? Hab ich dir nicht was anderes beigebracht? Du hast nichts in der Hand, also sei vernünftig und tu das einzig Richtige.“

„Das kommt wohl auf die Perspektive an. Was tust du denn mit ihr, wenn ich dir die Treue schwöre? Du würdest sie doch trotzdem in den Lavasee werfen, also warum sollte ich mich ergeben? Ich werde sie retten und wenn es das Letzte ist, was ich tue!“

„Sie dürfte an deiner Seite weiter leben. Wäre das nicht schön, es wäre doch fast so wie früher in eurem Training.“

„Der Ausdruck Rabenvater ist für dich wirklich noch viel zu gut“, fauchte Silver und biss wütend die Zähne zusammen.

„Ich habe immer nur das Beste für dich gewollt und das war nun einmal die beste Ausbildung für dich. Nur leider hat sie deine Ansichten nicht so geprägt, wie ich es mir wünschte und daran ist nur dieses Mädchen Schuld. Dabei hätte sie es auch schnell zur Kommandantin gebracht. Doch ich warte immer noch auf eine Antwort. Stellst du dich an meine Seite?“

Silvers Fäuste zitterten, schließlich löste er sie. Er hatte buchstäblich nichts in der Hand. Er starrte in seine leeren Handflächen, er starrte auf die schwarzen Handschuhe, die sie ihm damals geschenkt hatte. Seine ganzen Hoffnungen und Wünsche ruhten in ihren Händen.

„Na schön“, verkündete er schließlich mit gesenktem Haupt.

Seine Haare verdeckten sein Gesicht und langsam trat er die letzten Schritte zur Seite seines Vaters an.

Entgeistert blickte Sandra den einstigen Kommandanten an, der scheinbar wieder zu einem wurde. Sie hatte ihn doch nicht hierher gebracht, damit er sich seinem Vater wieder anschloss. Doch sie hatte am wenigstens das Recht, ihn aufzuhalten. Hatte sie nicht genauso gehandelt, als man sie vor die Wahl gestellt hatte?!

Die anderen wussten gar nicht so recht, was eigentlich los war, doch offenbar waren ihre Feinde nun um einen mehr gewachsen, was ihre Lage nicht gerade verbesserte.
 

Green hatte alles genau beobachtet, sie konnte es Silver nicht übel nehmen, dass er sich sofort ergab, doch wie gewöhnlich hatte er einen Plan B in der Hinterhand. So musste es sein, also hatte er sich doch Einiges von ihr abgeguckt.

„Beeil dich“, drängte sie das präzise arbeitende Snibel, welches unauffällig ihre Ketten mit seinen Krallen durchsägte.

Während Silver seinen Vater ablenkte, hatte er sein Snibel geschickt, um sie zu befreien, sie wäre die Einzige, die die Situation noch retten könnte und sie wollte Silvers Vertrauen nicht enttäuschen. Eine der beiden Ketten klirrte bereits gegen den Sitz, die andere war auch fast durch. Nur noch ein bisschen.

Der einzige Wehmutstropfen für sie war, dass sie Gary noch nirgends entdecken konnte. War er etwa besiegt worden? Das konnte sie sich nicht vorstellen, sicher würde er noch kommen. Dieser Gedanke gab ihr Hoffnung und Zuversicht. Schließlich hatte es Snibel geschafft, auch die zweite Kette zu durchtrennen.

„Gut gemacht und jetzt mischen wir endlich mit“, Green rieb sich kurz die Handgelenke, ehe sie sich, bedacht darauf nicht entdeckt zu werden, aus dem Helikopter schlich. Giovannis Aufmerksamkeit lag wieder auf den Rebellen, denn nun hatte er ja bekommen, was er wollte. Sie musste sich beeilen.

„Snibel.“

„Was ist denn?“

Das Pokémon deutete auf seinen Rücken, dort war etwas angebunden.

„Aber das sind doch-“, Green löste den Faden und nahm das Paar weiße Handschuhe an sich, welches Snibel bei sich getragen hatte. „Ich danke dir“, mit einem Lächeln zog sie die schwarzen Rüpel Handschuhe aus und ihre weißen Handschuhe wieder über. Das schwarze und das weiße Paar Handschuhe, das Geschenk der Freundschaft und Zuneigung, das sie und Silver miteinander verband. Nun war sie bereit.
 

Gary bretterte ohne Rücksicht auf Verluste den Vulkan hoch. Pyro zeigte ihm den Weg, den er auch mit dem Jeep befahren könnte, doch er hatte nicht erwartet, dass der junge Forscher so rücksichtslos fahren würde. Wären die Reifen nicht so dick gewesen, wären sicherlich bereits die Achsen des Fahrzeuges gebrochen. Der Wagen bollerte über das felsige Gelände und Pyro klammerte sich so fest er konnte an der Wagentür fest. Seit heute wusste er die Erfindung eines Anschnallgurtes zu schätzen.

„Da vorne müssen wir gleich links rein, dort führt uns dann eine Treppe direkt nach oben zum Gipfel“, klapperte Pyro und wäre froh, wenn er dann endlich aus dieser Wackelkiste aussteigen könnte.

„Dann mal gut festhalten.“

„Was?“, verwirrt warf der ältere Mann seinem jungen Fahrer einen Blick zu.

Im nächsten Moment riss Gary das Lenkrad rum und bog in besagten Gang ab. Das Ruckeln wurde stärker, als die Reifen unaufhaltsam die in den Fels geschlagenen Treppenstufen hinauf fuhren. Die Karrosserie scheuerte an der Felswand und kurze Zeit später verabschiedeten sich sogar die Seitenspiegel. Doch Gary dachte nicht daran, seinen Fuß auch nur einen Millimeter vom Gaspedal nachgeben zu lassen.

Er hatte keine Ahnung, wie lange er noch kämpfen könnte. Bei dieser Höllenfahrt spürte er seine Arme bereits nicht mehr, aber das war ihm egal. Er hatte so vielen Leuten etwas versprochen. Er würde zusammen mit Ash gegen Giovanni kämpfen, Lucia hatte er versprochen, nachzukommen, wenn er im Hauptquartier alles erledigt hätte, Silver hatte er versichert, dass er Green retten würde und dies hatte er sich auch selbst versprochen. Diese Gedanken trieben ihn an und würden ihn nicht eher aufhören lassen, bis er seine Ziele erreicht hätte.
 

„Mewtu, lass Raikou und Suicune das Ganze beenden“, befahl Giovanni und dieses Mal glaubte keiner daran, dass noch jemand diesen letzten Angriff stoppen könnte.

Wieder sammelten die beiden legendären Pokémon Energie für ihre Angriffe.

„Raikou, wehr dich dagegen! Du bist stärker als dieses Ding da!“, schrie Jimmy voller Verzweiflung.

Betroffen blickte er seinen Freund an, doch seine Stimme erreichte Raikou nicht. Ein gewaltiger Donner schoss in die Luft und ging über sie alle nieder, gleichzeitig machte ein mächtiger Eisstrahl seine Runde. Silver hatte seinen Blick abgewandt, er konnte sich das nicht ansehen.

„Sieh genau hin Junge, das ist wahre Macht“, erklärte Giovanni und Silver folgte zögerlich seiner Anweisung.

Doch er sah etwas anderes, als er erwartete hatte. Auch Giovannis siegreiches Grinsen verschwand für einen Moment, als sich der entstandene Rauch wieder lichtete. Duzende Pokémon lagen besiegt in Asche auf dem Boden, ihre Trainer knieten ungläubig hinter ihnen. Alle Pokémon, die noch einen Funken Kraft hatten, um zu kämpfen, hatten sich aus ihren Pokébällen befreit und sich mit ihren Attacken oder ihren Körpern wehrend vor ihre Trainer gestellt, um sie zu beschützen.

„Wie kannst du nur“, leise war ein wütendes Knirschen von Jimmy zu hören, der neben seinem Tornupto kniete, das ihn schwach aber erleichtert ansah, „Wie kannst du nur Pokémon gegen einander aufhetzen?!“, schrie er Giovanni an.

Auch Marina kniete betroffen neben ihrem Meganie, Misty hielt ihr Entoron in den Armen und Lucia drückte ihr Plinfa an sich und streichelte über das verstaubte Fell ihres Mamutel. Jimmys Schrei echote über den Gipfel und durch ihre Köpfe. Wie konnte jemand nur so grausam sein?! Selbst Sandra, die bei ihrem besiegten Dragonir hockte, könnte sich selber Ohrfeigen, wie sie diesem Mann nur hatte folgen können.

Auch Paul blickte entgeistert auf sein Elevoltek und Chelterrer, die keuchend vor ihm auf dem Boden lagen. Seine eigenen Pokémon hatten ihn aus freiem Willen beschützt, es war das erste Mal, dass sie von selbst aus ihren Pokébällen gekommen waren. Diese törichte Selbstlosigkeit hatten sie jedenfalls nicht von ihm gelernt. Was hatten sie sich nur dabei gedacht? Wieso standen sie für seine Unfähigkeit ein? Seit sie hier auf der Insel waren, konnte Paul seine Pokémon nicht mehr verstehen.

„Pikachu“, mit besorgtem Blick nahm Ash seinen besten Freund auf den Arm, ehe er seinen Blick auch über seine Freunde schweifen ließ. Lorblatt, Panferno, Relaxo und selbst Sleimok waren aus ihren Bällen gekommen und hatten sich schützend vor ihn gestellt. „Meine Freunde.“

Er warf einen Blick zu Misty und Lucia, auch den anderen war nichts passiert. Alle Pokémon hatten sich für die geopfert. Doch wofür? Ash betrachtete Raikou und Suicune, die beiden wären wieder bereit, einen weiteren Angriff zu starten und wer sollte sie jetzt noch daran hindern?

„Pika“, ein leichtes Stöhnen drang an Ashs Ohr.

„Pikachu, wie geht’s dir?“

„Pika, pikachu“, Pikachu sprang aus Ashs Armen und landete vor ihm auf dem Boden.

Kurz sah es so aus, als würden seine Beine nachgeben, doch es blieb stehen.

„Pika-pika, pikachu!“, rief es wütend in Richtung Giovanni.

„Lorblatt“, ein weiteres Stöhnen verkündete den Willen eines Pokémon, jetzt nicht aufzugeben. Lorblatt zwang sich ebenfalls wieder auf die Beine.

„Chel-terrar.“

„Elevoltek.“

Selbst Pauls Pokémon blieben nicht am Boden liegen, sondern stellten sich ihrem Feind gegenüber.

„Plin-fa.“

„Plinfa, du auch?“, Lucia ließ ihr Pokémon ebenfalls aus ihren Armen und vor sich aufbäumen.

„Tornupto“, auch Jimmys Feuer-Pokémon stellte sich auf die Hinterläufe auf und schob seinen Trainer hinter sich.

„Langsam aber sicher geht ihr mir auf die Nerven“, Giovanni wurde sichtlich ungehalten.

Selbst nach diesem Angriff gaben diese Rebellen einfach nicht auf, die hatten wohl nie gelernt, wann man aufzugeben hatte.

Silver war wirklich beeindruckt, er hatte tatsächlich geglaubt, nun wäre alles vorbei. Doch diese Trainer wollten einfach nicht aufgeben, dabei standen ihre Chancen noch zu gewinnen mehr als schlecht. Aber das ließ auch ihn nicht den Glauben verlieren, dass es noch nicht zu spät war. Unauffällig warf er einen Blick hinter Giovannis Rücken vorbei zur Maschine, die Mewtu kontrollierte und quälte. Die drei Rocket Rüpel schienen sich über die Vorstellung hier sehr zu amüsieren, ihnen gefiel es, auf der Gewinnerseite zu stehen. Dafür wurden sie auch ziemlich unachtsam. Das war Greens Chance. Silver bemerkte, wie sie sich hinter Mewtu langsam an die Maschine ran schlich. Sie musste nur diesen einen dummen Schalter umklappen und sein Snibel würde ihr Rückendeckung geben. Doch sie sollte sich beeilen, ehe sein Vater den nächsten Angriff befähle.

„Wie du siehst, sind wir noch nicht fertig!“, rief Ash entschlossen und war ebenfalls wieder aufgesprungen. Wenn Pikachu und Lorblatt noch kämpfen wollten, würde er sie jetzt nicht hängen lassen.

„Er hat Recht“, auch Lucia stand zu ihrem Plinfa.

Sie wollte ihr Pokémon zwar nicht diesen aussichtslosen Kampf kämpfen sehen, aber sie wusste, dass sie es nicht aufhalten könnte. Außerdem gab es auch ihr neuen Mut, so wie ihr Plinfa da entschlossen vor ihr stand. Natürlich war auch Jimmy mit von der Partie und so stellten sich die drei Trainer mutig dem Team Rocket Boss entgegen.

Misty bedauerte es, dass sie kein Pokémon mehr hatte, das kämpfen konnte, so könnte sie ihre Freunde nur moralisch unterstützen. Die besiegten Pokémon wurden zurück gerufen, es waren nur noch die übrig, die bereit und gewillt waren, weiter zu kämpfen. Alle standen entschlossen zusammen. Bis auf Paul.

Lucia war die Einzige, die bemerkte, dass er noch immer am Boden saß und seine beiden Pokémon verständnislos anblickte. Wieso wollte er nicht mit ihnen kämpfen? Hatte er etwa bereits aufgegeben?

„Na los, greift an!“, schrie Ash schließlich, auch wenn er so einen Kampf eigentlich hatte vermeiden wollen.

Doch alle Pokémon machten sich zum Angriff auf Giovanni und seine Maschine bereit. Außer Pauls Pokémon, was Giovanni natürlich nicht entging. Die Ansammlung von Attacken steuerte auf ihn zu, doch auch Raikou und Suicune setzten Schutzschild ein und schafften es, alle Angriffe unbeschadet abzuwehren.

„Verdammt“, knirschte Jimmy enttäuscht. Mehr hatten sie doch nicht zu bieten.

„Das reicht jetzt, ich werde jeden von euch einzeln auseinander nehmen und mit dir fange ich an“, Giovanni fixierte Paul, der kurz überrascht aufsah, „Raikou, erledige diesen Jammerlappen mit Donnerblitz.“

Die Attacke entlud sich augenblicklich und der Donnerblitz schoss genau auf Paul zu. Seine beiden Pokémon waren machtlos, da sie auch gar nicht wussten, was sie tun sollten, wenn ihr Trainer auch nicht mehr kämpfen wollte. Alle Augen lagen auf Paul, der jedoch dem Donnerblitz haarscharf entging. Es war Lucia, die ihn aus der Schussbahn warf, jedoch aber selbst von einigen Blitzen gestreift wurde. Der Stromschlag schoss durch ihren Arm und lähmte fast ihre ganze linke Körperhälfte. Den Schmerz unterdrückend lag sie am Boden neben Paul und blickte diesen mit einem versuchten Lächeln an.

„Du darfst nicht einfach aufgeben“, keuchte sie.

Paul war fassungslos, sie hatte ihn schon wieder gerettet.

„Du musst zu deinen Pokémon stehen, also darfst du jetzt nicht aufgeben. Du musst weiter machen, denn ich bin sicher, dass noch etwas auf dich wartet, wenn wir diesen Kampf hier überstehen.“

„Du bist ein so dummes Mädchen“, und trotzdem hoffte er, dass sie Recht haben würde. Vielleicht hatte er nur noch nicht lange genug gesucht. Außerdem durfte er sich nicht so einfach töten lassen, nicht so wie Reggie. Doch da fiel ihm plötzlich etwas auf. Dieses Mädchen hatte sich genau so vor den Angriff geworfen, der eigentlich für ihn bestimmt war, so wie es sein Bruder auch für Hilda getan hatte. Ob sie ihm vielleicht sagen könnte, wieso er so gehandelt hatte?

„Wie süß, doch beim nächsten Mal hast du nicht so viel Glück. Raikou, noch einmal Donnerblitz!“

Ein weiterer Donnerblitz schoss auf ihn und Lucia zu.

„Das reicht jetzt, Pikachu-“

„Donner!“, dieses Mal reagierte Paul, ehe Ash sich einmischen konnte.

Sein Elevoltek zögerte keine Sekunde, endlich mitmachen zu dürfen und ging auf einen Frontalzusammenstoß mit Raikou ein. Die beiden gewaltigen Elektroattacken prallten aufeinander, der Strom zischte durch die Luft und fast jeder spürte einen leichten Schlag auf seiner Haut. Doch beide Pokémon standen noch, ebenso wie beide Trainer. Endlich hatte sich Paul erhoben und sich vor Lucia gestellt. Er würde das hier zu Ende bringen und dann würde er ihr die Frage stellen, die ihn seither beschäftigte.

„Suicune-“

„Sir!“, wieder wurde Giovanni unterbrochen, doch dieses Mal aus gutem Grund.

Die drei Rocket Rüpel hatten es auf einmal mit einem verdammt schnellen Snibel zu tun, dass sie ausreichend auf Trapp hielt. Sie starrten scheinbar ständig ins Leere oder drehten wild ihre Köpfe in diverse Richtungen, bekamen ihren trickreichen Angreifer jedoch kaum zu Gesicht. Das grinsende Snibel sprang auf ihre Köpfe, huschte durch ihre Beine hindurch und säbelte zwischendurch ein Golbat nach dem anderen aus der Luft nieder. Doch Giovanni war sofort klar, dass es Green war, die mal wieder die Schuldige an diesem Aufruhr war. Es war ihre Spezialität, zunächst für Ablenkung zu sorgen, das war ihm längst bekannt. So war es für ihn auch sofort erkennbar, was ihr eigentliches Ziel war: sie stand halb verdeckt hinter der Maschine und streckte ihren Arm nach dem alles entscheidenden Schalter aus. Aber sie machte einen billigen Anfängerfehler, denn anstelle ihres wahren Gegners behielt sie nur ihr Pokémon und die nutzlosen Handlanger im Auge.

„Mewtu, das Mädchen!“

Silvers Snibel stand augenblicklich ebenfalls unter Mewtus Kontrolle, aber nicht nur das, auch Greens Augen leuchteten plötzlich in diesem dunklen blau auf und sie zog ihren Arm wieder zurück. Sie hatte den Schalter nicht erreicht.

„Das darf nicht sein“, Misty starrte ungläubig in das Gesicht ihrer einstigen Gefährtin.

Jetzt kontrollierte er nicht nur Pokémon, sondern auch noch Menschen. Für Giovanni wäre es die ganze Zeit so einfach gewesen, sie alle bereits zu erledigen. Er könnte sie genauso gut gegen einander aufhetzen. Eigentlich hätte ihr das schon vorher klar werden können, aber Green wirklich so zu sehen, wie sie als Marionette neben Giovanni trat, traf nicht nur Misty sehr hart.

„Nein! Lass sie frei!“, kam es sofort von Silver, der seinen Vater wütend anblickte.

„Sie hat sich nicht an die Regeln gehalten, dafür wird sie jetzt bezahlen. Und was dich angeht, überleg dir genau, was du tust. Ich denke dir ist klar, was passiert, wenn du wieder die Seite wechselst. Außerdem wäre es mir ein Leichtes, dich auch noch zu kontrollieren.“

„So weit würdest du also gehen, um deine Ziele zu erreichen?“

„Das und noch weiter, wenn es sein muss“, gab Giovanni seinem Sohn mit einem finsteren Grinsen zurück. „Ich musste sogar deine Großmutter zu Hause einsperren, da sie doch tatsächlich versuchen wollte, mich aufzuhalten. Sie hielt mich für – wie nannte sie es – größenwahnsinnig und das mein Plan niemals funktionieren würde.“

„Sie hatte Recht“, nur leider traf der zweite Punkt momentan nicht so ganz zu. Er hätte wohl lieber auf sie hören sollen, allerdings war er sich nicht sicher, als was er seine Großmutter bezeichnen würde.

„Aber kommen wir wieder zum Thema zurück, denn Verräter kann ich nicht leiden“, kurz warf Giovanni auch einen viel sagenden Blick zu Sandra.

Doch da setzte sich Green auch schon Bewegung. Zielstrebig ging sie auf den Lavasee zu.

„Das tut er nicht wirklich, oder?“, Marina klammerte sich an Jimmys Arm.

Fassungslos verfolgten alle Greens Weg. Giovanni würde sie direkt in den Lavasee laufen lassen.

„Green, komm zu dir!“, rief Misty. Vielleicht konnte sie sie nicht allzu gut leiden, aber hierbei könnte sie doch nicht einfach so zugucken.

Doch Rufen brachte auch hier nichts.

„Bleib sofort stehen“, mit ausgebreiteten Armen hatte Ash sich vor ihr aufgebaut und wollte ihr die letzten Schritte zum Abgrund verweigern.

Doch sie schien ihn gar nicht zu sehen und ging einfach weiter. Er fasste sie an den Schultern, doch sie hielt dagegen. Sie holte mit dem Arm aus und verpasste Ash einen Faustschlag ins Gesicht. Er musste einen Schritt zurücksetzen und brachte so die Steinkante am Rande des Sees zum Bröckeln. Beim Versuch, sein Gleichgewicht zu halten, verlor Ash sein ohnehin schon verrutschtes Cappy. Es glitt hinunter in die glühende Lava und verrauchte in Sekunden. Ein paar Zentimeter weiter und es wäre auch für ihn aus.

„Green, bleib stehen!“

„Ash!“, Misty stand die Panik in den Augen, am Ende würden sie noch beide fallen.

Doch plötzlich war das Quietschen eines – Motors zu hören. Durchdrehende Reifen folgten und eine Sekunde später polterte ein ziemlich mitgenommen aussehender Jeep auf das Gipfelplateau.

Endlich sah Gary den Zeitpunkt gekommen, die Bremse des Fahrzeugs in Anspruch zu nehmen. Mit quietschenden Reifen schlitterte der Jeep über den Boden. Er rutschte an der Kante des Lavasees entlang, wo Gary sofort Ash und Green erkannte. Das Fahrzeug kam qualmend zum Stehen und Gary verlor keine Zeit, er stützte sich an Frontscheibe und Kopflehne ab, um über Pyro zu springen und außerhalb des Jeeps zu landen. Er wusste nicht genau was los war, aber das Greens Augen blau leuchteten, konnte nichts Gutes bedeuten. Außerdem hatte sie Ash am T-Shirt gepackt und schien kurz davor, ihn in den Lavasee zu stoßen. Dieser Trottel starrte sie natürlich nur planlos an und schien nicht mal genau Kraft zu haben, ein Mädchen an den Schultern nach hinten zu drücken.

Gary überbrückte die letzten Meter und riss Green zu Boden. Perplex schnappte Ash nach Luft und ging einen Meter nach vorn auf die Knie. Das war knapp gewesen.

„Green, was ist los mit dir, komm zu dir!“, Gary und Green knieten vor einander und der junge Eich blickte ein wenig ängstlich in ihre leuchtenden Augen.

Was hatte Giovanni nur mit ihr gemacht? Doch auch auf ihn reagierte sie nicht, sondern wollte sich ebenfalls von ihm befreien und ihren Weg in den Lavasee fortsetzen. Sie hatte wirklich viel Kraft, diese schien jedoch nicht ihre eigene zu sein. Ihr ganzer Körper war von einem leichten blauen Licht überzogen, das war also nicht ihre Kraft, sondern die desjenigen, der sie kontrollierte. Aber Gary hielt sie an beiden Unterarmen fest, als sie gerade wieder ihren Weg fortsetzen wollte, er ließ sie nirgendwo mehr hingehen.

„Du verlässt mich nicht noch mal“, er drehte sie zu sich um und ohne groß zu überlegen, schenkte ihr einen innigen Kuss, auf den er lange hatte warten müssen.

Anfangs hatte er noch ihren Widerstand gespürt, dass sie sich von ihm los reißen wollte, doch auf einmal ließ der Gegendruck nach und ihre Arme blieben locker in seinen Händen liegen. Sie erwiderte sogar seinen Kuss. Als sich ihre Lippen wieder von einander lösten und er in ihr Gesicht blickte, entdeckte er ein sanftes Lächeln. Und er konnte wieder in ihre blauen Augen sehen, in ihre richtigen, klaren Augen.

„Du gehst aber ran“, schmunzelte sie verspielt, doch er sah sie weiter ernst an.

„Wehe, du steigst noch einmal ohne mich in diesen Hubschrauber, dann werde ich wirklich böse.“

Green blickte ihn für einen Wimpernschlag perplex an, lachte dann aber kurz auf. Er war wirklich gekommen und er war auch wegen ihr gekommen. Um ihrer Freunde Ausdruck zu verleihen, warf sie ihre Arme um ihn und drückte sich an ihn. Sie wollte ihn nie wieder los lassen.

„Hab ich was verpasst?“, Ash blickte ziemlich verdutzt drein, als er die beiden da so sah.

Allgemein sorgte die Szene für Überraschung. Silver hätte Gary ja am liebsten eine runter gehauen, doch er wusste, dass es so hatte kommen müssen. Offenbar mochte sie diesen Typen wirklich und immerhin hatte er sie vor dem Sturz in den Lavasee bewahrt. Allerdings fragte sich Silver, wieso Mewtus Gehirnkontrolle nur aufgrund eines Kusses einfach abbrechen konnte.

Auf Garys Lippen huschte ein zufriedenes Lächeln, ehe er ihre Umarmung jedoch wieder lösen musste. Mit einem ernsten Blick wandte er sich der Szene zu und blieb schließlich bei Ash hängen.

„Ich hätte erwartet, dass du schon mehr Vorarbeit geleistet hättest, aber wie ich sehe, bleibt wieder alles an mir hängen.“

„Du hast gut reden, du hast ja alles verpasst. Und dann kommst du hier an und knutscht erst mal rum, tolle Nummer“, gab Ash mürrisch zurück.

„Ich habe mich schon gefragt, ob du auch noch kommst, junger Eich“, es war Giovannis Stimme, die die Aufmerksamkeit der beiden wieder zu dem Team Rocket Boss lenkte.

„Das hier lass ich mir doch nicht entgehen. Ich habe immer noch vor, dich zu besiegen.“

„Dann versuch dein Glück. Dein Großvater ist ja bereits kläglich gescheitert.“

Garys Gesichtszüge verhärteten sich vor Wut. Giovanni hatte ihm Vieles genommen, doch er würde nicht gewinnen. Seine erste Situationsanalyse ergab allerdings nicht gerade gute Aussichten auf Erfolg. Dieses Mewtu, welches mit Schmerz erfüllt an einer Maschine hing, Raikou und Suicune, die offenbar von ihm kontrolliert wurden, wenn er deren leuchtende Augenfarbe richtig ergründete. Und dann hatte er offenbar auch noch Green kontrolliert. Eigentlich hatten sie überhaupt keine Chance.

„Es ist noch nicht vorbei, ich habe noch einen Plan B“, flüsterte Green ihm zu, „Wir müssen ihn nur ablenken, Ditto erledigt dann den Rest.“

Gary warf kurz einen Blick in Richtung der Maschine. Mittlerweile hatten die drei Rocket Rüpel drei Nidorinos gerufen und bewachten das Gerät ein wenig aufmerksamer als noch kurz zuvor. Doch bei genauerer Betrachtung erkannte er ein Snibel, das scheinbar nur darauf wartete, zum Einsatz zu kommen.

„Warum kämpfst du dann nicht selbst und zeigst mir, wozu du fähig bist!“, schlug Gary dem Team Rocket Boss vor.

Gegen Raikou und Suicune zusammen hatte er kaum eine Chance, aber vielleicht könnte er zumindest gegen Giovannis Pokémon in einem fairen Kampf bestehen. Oder wenigstens etwas Zeit schinden.

„Interessanter Vorschlag, aber bisher habe ich nicht viel von dir gesehen, dieser Kampf würde sich für mich nicht lohnen.“

„Dann übernehme ich das“, Silver trat einen Schritt vor.

Er glaubte zu wissen, was Gary vorhatte. Dem Forscher musste klar sein, dass Giovanni auch nicht davor zurückschrecken würde, Mewtus Macht wieder einzusetzen, sollte er wirklich einen Kampf gegen ihn zu verlieren drohen. Doch ihm ging es nicht um den Sieg in einem Pokémon-Kampf, sondern darum, Zeit zu gewinnen. Denn Greens Ditto trieb sich immer noch an der Maschine rum, das hatte sein Vater offenbar nicht bemerkt.

„Sieh an Junge, wie kommt das denn? Etwa eifersüchtig?“, Giovanni musste kurz lachen.

„Das geht dich nichts an“, aber er gab zu, dass es eine gute Gelegenheit wäre, Garys Fähigkeiten im Kampf zu testen.

„Schon gut. Aber nur zu, der Kampf interessiert mich jetzt doch“, Giovanni verschränkte abwartend die Arme vor der Brust.

Silver humpelte ein paar Schritte nach vorn und holte seinen ersten Pokéball hervor, „Bereit?“

„Gegen dich immer“, auch Gary holte einen Pokéball aus seiner Gürteltasche. „Elevoltek, du bist dran!“

„Ursaring, ich wähle dich!“

Die beiden Pokémon standen sich kampfbereit gegenüber. Keiner der Anwesenden würde sich einmischen, denn es schien so, als hätte dieser Kampf etwas ganz Spezielles, das auch nur die beiden Männer anging, die ihn austrugen.
 

~*~
 

Preview chapter 28:
 

Alle verfolgen gespannt den Kampf zwischen Gary und Silver. Doch wird er auch seinen eigentlichen Zweck erfüllen?
 

Andernorts sind alle in Gedanken bei den mutigen Trainern, denn die Radiosendung aus Dukatia City geht endlich auf Sendung.
 

Zu Lesen in Kapitel 28, nächster Upload-Termin ist der 10.04.2010.
 

Bis dahin alles Gute^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  xRajani
2010-04-11T15:22:54+00:00 11.04.2010 17:22
Wah. Es geht schnurstracks aufs Finale zu. So viele spannende Kapitel, so viele Opfer... *ihnen noch immer nachtrauer*

Uh, bei soviel Geplapper nebenher wäre ich auch äußerst gereizt. xD Lass dich nicht aus der Ruhe bringen, Bill. XD

Irgendwie kriege ich das Gefühl nicht los, dass Paul nicht weiß, auf wessen Seite er stehen soll. Gewiss, er verabscheut Team Rocket, aber irgendwie glaube ich, dass er sich ihnen anschließen wird. x_x

Hmpf. Großbrand kann man auf Abruf einsetzen? Im Spiel wäre es sehr hilfreich irgendwie...

Plinfa ist mutig. :3 Das ist ja echt winzig. xD"
Wah! Lucia schmeißt sich vor Paul! <33 Oh Gott, ich hätte so gequiekt, wenn meine Mutter nicht gerade in diesem Moment bei mir im Zimmer gewesen wäre. <33 Und er stellt sich schützend vor sie! *umkipp*
Lucia ist aber die einzige Person, die zu ihm hält, finde ich. Die gesamte Zeit hält sie zu ihm, versteht ihn und rettet ihm hin- und wieder das Leben. Ikarishipping ist toll!

Die Kussnummer... xD Und dann ihr Kommentar dazu. Genial! Allgemein fand ich die Szene genial. Wah, wie geil. XD Und Ash hat Recht; er hat wirklich alles verpasst und knutscht dann noch rum. XD

Silver gegen Gary... Ein interessanter Kampf. Aber was sie wohl vor haben?
Noch ein Kapitel nachlesen. <3 *jubel*

Gruß,
Aki
Von:  Super_Mani
2010-03-03T20:12:49+00:00 03.03.2010 21:12
Hallo wieder einmal! Endlich geht es zum Endkampf über. Ich hoffe das Ditto es schafft und Giovanni endlich besiegt wird. Das arme Mewtu so zu misbrauchen. Dieser elende Mistkerl!
Freu mich schon aufs nächste Kapitel.

lg Manuel
Von:  Yurippe
2010-03-01T12:40:21+00:00 01.03.2010 13:40
Uwah, es geht aufs Finale zu! >____<
Aber wieso wurden Pikachu und Panferno nicht von Mewtwo kontrolliert?

Ob Siegfried noch auftaucht? Vielleicht plant er war im Hinterhalt, während Silver Giovanni ablenkt?

„Wag dich“, knurrte Silver.
Das ist, glaube ich, ein regionaler Ausdruck und kein Standarddeutsch. Ich zumindest denke, es heißt "Trau dich" oder "Wag es ja nicht", wie auch immer.

Ich muss schneller lesen, in 10 Minuten gibt's Essen. xD

"Seit heute wusste er die Erfindung eines Anschnallgurtes zu schätzen."
LOL Garys Fahrstil ist ja klasse. xD

Das winzige Plinfa. Irgendwie ist das schon fast witzig.

Ach Mann, Paul, wieso macht man das wohl? ...

Die gute alte Kussnummer. xD Klappt doch immer wieder.

Junger Eich. Das klingt wie junger Skywalker. xD

So, muss essen! War toll!!!
Von:  Miyako-Hanabi
2010-02-28T20:58:07+00:00 28.02.2010 21:58
Woah!
Endlich geht es richtig zur Sache, das wurde auch Zeit.
Aber...zu Ende ist es noch lange nicht...
Mewtu!!!!
Biitebittebittebitte!!!!!
Ditto muss es einfach schaffen!!!!! Wenn das klappt, hat Giovanni verspielt, dann ist es endgültig aus!
Und zu allem Überfluss auch noch der Disput um ein Mädchen in einem Doppeldeutigen Kampf um das Überleben der Welt und Green...ohman.
Ich wusste, dass er noch kommt, Gary die "letzte Hoffnung" XD
Schließlich war alles bisherige sein Verdienst, es steht ihm nur zu in dem entscheidenden Kampf eine Schlüsselrolle zu spielen. Und damit er endlich seinen Großvater rächen kann.
Paul scheint langsam aber sicher zu checken was abgeht...
Ne mal im ernst, er ist der EINZIGE, der wirklich noch nicht kapiert hat, worauf es wirklich ankommt, sogar seine Pokemon sind da schneller.
Na dann frag Lucia mal...du wirst gucken, das Gesicht will ich sehen... *Fotoapparat raushol*
Armer Ash...irgendwas sagt mir, dass er noch eine große Rolle spielen wird, irgendwie.
In der ganzen Geschichte waren es fast immer alle anderen, die die großen Heldentaten vollbracht haben...sagt ihm zumindest sein eigenes schwindendes Selbstbewusstsein...nein er braucht noch einen auftritt, der alle anderen in den Schatten stellt!
Ich hoffe mal, dass Bill was damit bewirken kann...also darauf bin ich mit am meisten gespannt.
Aber am allermeisten gespannt bin ich immernoch und nach wie auf...du weißt genau was!!!!!!
Sandra hats kapiert, aber Siegfried?
Von:  fahnm
2010-02-28T02:45:49+00:00 28.02.2010 03:45
Super Kapi!^^
Von:  Kacon
2010-02-27T18:49:37+00:00 27.02.2010 19:49
Hey =)
Oh man wie schaffst dus in einer (fast) aussichtslosen Situation doch noch voll die Romantik einzubauen? Die Stelle mit Gary und Green war echt spitzen klasse! Aber den Kampf zwischen den Rebellen und den Pokemon (die Armen) hast du auch echt super beschrieben! Blöder Giovanni so ein ..... ^^ Bin echt gespannt wie der Kampf der Jungs verläuft und ob du die Spannung noch weiter in die Höhe schießen lässt. Aber da hab ich ka Zweifel =)
Also super Kapi und hoffentlich gehen die Tage SCHNELL rum bis zum nächsten!!
LG Kacon
Von:  miramiri
2010-02-27T13:52:18+00:00 27.02.2010 14:52
boah spanung pur. tolles kapitel.
ash hat sein cappi verloren :( schaaaaddeeee
diese doofe maschiene muss schnellstens in den sondermüll entsorgt werden, sonst passieren noch mehr so schreckliche sachen und das muss ja echt nimmer sein find ich.
gary´s auftreten war sehr interessant^^ klasse gemacht muss man da sagen und green steht ja auch nimmer unter kontrolle, bin gespannt wie der kampf zwischen den beiden jungs wird, sicher seehr interessant und spannen. sandra wirkt so hilflos wie der rest. siegfied war bisher ja noch garnicht am endkampf beteiligt, wird der noch auftauchen oder is der einfach vergessen??? bin gespannt wie die sendung aus dukatia city wird, der arme bill hat ja auch einiges zu tun, der arme.
freu mich schon auf dein nächstes kappi^^


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