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Dating Seto Kaiba

Wettschulden sind Ehrenschulden
von

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Tag 3 - Karaoke des Entsetzens - Shizuka_chan

Autor: Shizuka_chan
 

‚Furchtbar, einfach nur furchtbar!’, dachte Kaiba, als er klingelte, eine stark geschminkte Blondine in knapper Kleidung öffnete und ein: „Hallo Seto – ich darf dich doch Seto nennen? Immerhin gehen wir zusammen aus. Schön, dass du da bist, ich habe mich schon riesig auf heute Abend gefreut. Das wird bestimmt super.“, zwitscherte - etwa in der Tonlage einer Opernsängerin.
 

Der Tag hatte schon schlecht angefangen: Er hatte verschlafen, kam demzufolge zu spät zur Arbeit und hatte noch nicht einmal annähernd seinen Kaffeekonsum befriedigen können. … Und jetzt auch noch das! Ein Date mit Mai Valentine, das war wie als würde er zu einer Edelhostess gehen – wobei, damit würde er ihr fast schon wieder ein Kompliment machen. „Hallo.“, er warf ihr ein kurzes Nicken zu und schaute sie fragend an: „Können wir dann los?“ Je schneller sie fertig waren, desto besser, dann könnte er heute Abend noch die Arbeit nachholen, die er hätte machen müssen, während er verschlafen hatte. Außerdem würde ihr mit ihm bestimmt schnell langweilig werden, zumindest hoffte er in diesem Fall darauf.
 

„Sicher.“, antwortete Mai und schloss die Tür hinter sich. „WOW! Ich hätte echt nicht gedacht, dass Mokuba das Ernst gemeint hat, als er gesagt hat, du würdest mich in einer Limousine abholen. Es hat sich wirklich gelohnt, auf sein Angebot einzugehen!“, rief sie begeistert, als sie das schwarze Auto sah. „Angebot? Welches Angebot?“, fragte Seto misstrauisch. „Oh, ich glaube, das darf ich dir nicht sagen, aber andererseits, weißt du es sowieso schon fast, von daher… Also dein Bruder hat mich bezahlt, damit ich dafür sorge, dass du auch ein bisschen Spaß im Leben hast.“, meinte Mai fröhlich und stakste mit ihren Pumps auf die Limousine zu. Bevor sie auf dem Sitz Platz nahm, beugte sie sich noch schnell zum Fahrer vor und nannte ihm ihr Ziel Seto folgte ihr und ließ sich neben ihr auf dem Rücksitz nieder. Mokuba hatte sie also hierfür bezahlt. Das hieße, sie war vermutlich auch nicht sonderlich scharf darauf, den Abend mit ihm zu verbringen, sonst hätte sein Bruder sie nicht bestechen müssen. Aber andererseits klang der letzte Satz dieser Barbiepuppe irgendwie wie eine Drohung.
 

„Der Wagen sieht von innen ja noch besser aus als von außen!“, quietschte seine Begleitung begeistert. „Das Leder fühlt sich super an. Und hier sind ja sogar Spiegel bei den Rücksitzen.“ Mai drückte den Spiegel aus der Decke und begann sich die Lippen nachzuziehen. Prüfend schaute sie sich an und verzog die Lippen zu einem Lächeln. „Dieses Auto ist der Hammer!“ „Gewöhn dich nicht zu sehr daran, das wird der einzige Abend sein, an dem du hier drin sitzen darfst.“, erwiderte Seto trocken.
 

Nach einer Weile wurde ihm jedoch unwohl. Sie waren nun schon ziemlich lange unterwegs und er hatte immer noch keine Ahnung, wo sie hinwollten – oder vielmehr, wo Mai hinwollte. Wer weiß, in welcher Gegend diese Frau sich normalerweise abends herumtrieb. „Wie lange dauert das denn noch?“, fragte er die Blondine unwirsch. „Oh, nicht mehr lange, wir sind gleich da. Das wird klasse, sag ich dir. Du wirst dich bestimmt super amüsieren.“ „Aha.“, sagte Seto und sah wieder schweigend aus dem Fenster.
 

Kurze Zeit später hielt der Wagen und als Seto die Tür öffnete, musste er die Augen zusammenkneifen, so hell war es draußen - und das um zehn Uhr abends! „Wir sind dahaaaa!“, kreischte Mai da auch schon begeistert und ploppte unvermittelt an seiner Seite auf. Wie sie sich bei dem grellen Licht so schnell orientierten konnte, war ihm ein Rätsel. Überall um ihn herum leuchteten Reklameschilder, Namen von Bars, Diskotheken und anderen dubiosen Institutionen in den schrillsten Farben von grellrot über neongrün bis hin zu pink – er war in der Hölle gelandet!
 

Während Seto noch versuchte, sich einen Überblick über all die bunten Schilder zu verschaffen, ging Mai zielsicher auf ein Gebäude mit dem Namen „Revolution“ zu. Seto beäugte derweil kritisch die Gäste die vor Mai den Club betraten – Jungen mit Tattoos und Piercings und Mädchen mit knappen Röcken, die aussahen, als wären sie in einen Schminktopf gefallen. Nicht unbedingt seine bevorzugte Gesellschaft, in der Schule schaffte er es meistens, diesen Leuten aus dem Weg zu gehen - oder vielmehr sie ihm. Nach ein paar Metern fiel Mai wohl auf, dass Seto ihr nicht folgte, denn sie drehte sich um und winkte ihm ungeduldig zu: „Na komm schon! Worauf wartest du noch? Die Happy Hour geht nur bis zwölf und das müssen wir ausnutzen!“ Das konnte ja heiter werden, wie viel hatte die Frau denn vor in zwei Stunden zu trinken?! Seufzend ergab sich Seto in sein Schicksal und folgte Mai durch den Eingang. Bildete er es sich nur ein, oder hatte der Türsteher ihn komisch angesehen, als er hineingegangen war?
 

„Ich hoffe, du hast deine Kreditkarte dabei?!“, riss Mai ihn aus seinen Gedanken und schaute ihn fragend an. Wie bitte? Erwartete die Frau etwa tatsächlich von ihm, dass er für sie zahlte? Offensichtlich, denn sie stand weiter mit ausgestreckter Hand vor ihm und begann nun mit ihrem Absatz zu klappern. „Geht das in solchen Läden überhaupt?“, setzte er schwach zur Gegenwehr an. „Natürlich, wieso denn nicht?“, antwortete Mai. Ächzend holte Seto seine Platin-Card hervor und gab sie der Blondine. Die ging geradewegs zur Bar und kam keine zwei Minuten später mit zwei Cocktailgläsern wieder. Eins davon drückte sie Seto in die Hand, die Kreditkarte behielt sie bei sich.
 

Das Getränk hatte eine seltsam blaue Farbe und roch ziemlich süß, stellte Seto fest, nachdem er vorsichtig daran gerochen hatte. Angewidert hielt er das Gemisch ein wenig von sich und fragte skeptisch: „Was genau soll DAS denn sein?“ „Das, mein Lieber, nennt sich „Blue Lagoon“.“, erwiderte die junge Frau vergnügt und zog an ihrem Strohhalm. Da sie dabei nicht das Gesicht verzog und auch sonst noch relativ gesund aussah, beschloss Seto, dass es ungefährlich war, davon zu trinken. Er nahm vorsichtig einen kleinen Schluck und hätte ihn fast auf der Stelle wieder ausgespuckt – das war ja widerlich!
 

„Schmeckt’s nicht?“, fragte Mai grinsend und ließ sich auf einem der Barhocker nieder, die im ganzen Raum kreisförmig um die Tanzfläche verteilt waren. Ihr Glas stellte sie auf angrenzenden Stehtisch. „Da bekommt man ja einen Zuckerschock! Was ist denn da drin?“, wollte Seto hustend wissen. „Blue Curacao, Sprite, Wodka und Grenadine.“, zählte die Blondine auf. „Dann ist der Anteil an Wodka aber definitiv zu gering.“, meinte Seto und begab sich an die Bar, um sich einen Wodka pur zu holen. „Jetzt geht’s mir besser.“, sagte er und setzte sich ebenfalls auf einen der Barhocker. „Ich nehme mal an, deinen Cocktail willst du nicht mehr?“, fragend sah Mai ihn an, während sie die Hand ausstreckte und Setos Glas zu sich herüberzog. „Nein.“, antwortete er mit einem dünnen Lächeln.
 

Mai nippte an ihrem Drink und begann leicht mit dem Stuhl zu wackeln, während Seto verzweifelt darum betete, dass der Abend möglichst schnell vorbeigehen möge. Ein junger Mann, ungefähr so alt wie Mai, kam plötzlich auf die Beiden zu und verwickelte Mai in ein Gespräch. Leider konnte Seto nicht verstehen, worum es ging, da die Musik zu laut war. Zwischendurch warfen Beide immer wieder einen Blick auf ihn – der Mann abschätzig, Mai eher bedauernd – dann zuckte Mai mit den Schultern und der Typ verschwand wieder.
 

Die Blondine sah ihm noch kurz hinterher und wandte sich dann wieder Seto zu. „Weißt du, ich finde es super hier. In der Regel komme ich alle zwei Wochen her. An den anderen Wochenenden gehe ich ins „Ground Zero“, da ist es auch klasse und die Drinks sind billiger. Aber dafür ist hier die Tanzfläche größer und die Musik besser.“, fing Mai an zu plaudern. Dass aus ca. acht Boxen laute Musik in den Raum schwappte, ignorierte sie gekonnt. „Ich kann dich kaum verstehen.“, brüllte Seto sie über den Lärm hinweg an. „Was sagst du?“, schrie sie zurück. „ICH KANN DICH NICHT VERSTEHEN!“ „Oh, ach so. Das ist normal in solchen Clubs, rück einfach ein bisschen dichter zu mir.“, antwortete Mai und begann weiter zu plappern. Seto beschloss, den Abend einfach stillschweigend über sich ergehen zu lassen – schließlich redete Mai für drei – und darauf zu hoffen, dass diese schreckliche Woche bald zu Ende war. Immerhin war heute schon Halbzeit…
 

Eine Stunde und fünf Wodkas später starrte Seto, mittlerweile ein wenig müde - die letzten Tage hatten ihn doch mehr geschlaucht, als er zugegeben hätte - die sich öffnenden und schließenden Lippen Mais an, die noch immer redete und höchstens Pause machte, um sie etwas Neues zu trinken zu holen. Momentan hatte sie etwas Rotes in ihrem Glas, das sah zwar immer noch seltsam aus, aber bei Weitem ungefährlicher als das blaue Zeug vorher. Noch immer verstand er nicht, was sie eigentlich sagte, doch Mai schien das nicht weiter zu stören, solange er zwischendurch brav nickte, wenn sie ihn erwartungsvoll ansah und ab und an ein wenig die Lippen verzog, was man mit viel Fantasie als ein Lächeln deuten konnte.
 

Plötzlich hielt sie ihm jedoch ihr Getränk vor die Nase und sah ihn auffordernd an. Offensichtlich wollte sie, dass er davon probierte – wehe, das schmeckte genauso scheußlich wie dieses Blue-Dingsda. Seto verzog das Gesicht und nahm Mai das Glas ab, dabei berührten sich leicht ihre Finger. Sofort zog die Blondine die Hand weg und schaute zur Seite. Seto nahm unwillig einen Schluck von dem Cocktail und war positiv überrascht. Er würde ihn zwar nicht als „gut“ bezeichnen, aber er war wesentlich besser als der Erste. Anscheinend hatte das auch Mai bemerkt, denn sie lehnte sich zu ihm herüber und fragte frivol: „Und? Besser?“ „Man kann es trinken. Was ist das?“, erwiderte Seto und schon sie leicht von sich. „Tequila Sunrise. Wenn du willst, kann ich dir auch einen holen.“, meinte sie und wollte aufstehen.
 

„Nein, lass mal. Ist schon gut.“, winkte der Braunhaarige ab und versuchte sich entspannt zurückzulehnen. Dabei vergaß er jedoch, dass sein Stuhl keine Lehne hatte und verlor deshalb leicht das Gleichgewicht. Glücklicherweise konnte er sich rechtzeitig wieder aufrichten, bevor er von dem Barhocker gefallen wäre, jedoch vermutete er, dass er dabei reichlich unelegant aussah, was ihm Mai durch ihr Kichern auch bestätigte. „Wir können uns auch den hier teilen. Die Barkeeper tun nicht umsonst zwei Strohhalme in die Cocktails.“, grinste sie süffisant und stellte das Glas zwischen sie Beide auf den Tisch. Seto schnaubte und setzte sich wieder richtig hin. Mai schien mittlerweile schon reichlich angeheitert zu sein, denn nach einer Weile begann sie zur Musik zu singen – dass sie dabei weder die richtigen Töne traf, noch den Text konnte, schien sie nicht weiter zu stören.
 

Plötzlich sprang sie auf und griff nach Setos Hand: „Los, wir gehen tanzen!“, rief sie und zog ihn hinter sich her. Zumindest versuchte sie das, doch Seto bewegte sich kein Stück und sah sie nur fassungslos an. Wie kam diese Person darauf, dass er zu SOLCHER Musik tanzen würde? Gut, bei einem Walzer hätte er das noch verstanden, auch wenn er generell nicht gerne tanzte, war es manchmal unvermeidbar, aber das hier überschritt deutlich seine Toleranzgrenze. „Vergiss es!“, zischte er ihr ins Ohr. „Och, bitte?! Das ist vielleicht die letzte Gelegenheit, nachher ist es zu spät!“, bettelte Mai, wobei sich das mehr wie eine Drohung anhörte. Was zum Teufel meinte sie mit zu spät? Trotzdem schüttelte der Braunhaarige bestimmt den Kopf und Mai stiefelte angesäuert alleine Richtung Tanzfläche.
 

Seto begann in der Zwischenzeit damit, die Cocktailkarte zu studieren, da der letzte Longdrink doch nicht so schlecht gewesen war, wie er vermutet hatte. Vielleicht fand er etwas, das er trinken konnte, ohne dass sein Gaumen sich anfühlte, als hätte er eine ganze Packung von Mokubas Kinderkaugummis gegessen. Praktischerweise war für jedes Getränk ein Bild vorhanden, so konnte er alles was blau oder grün war oder sonst irgendeine unnatürliche Farbe hatte gleich aussortieren. Dann fiel sein Blick auf etwas, das man aus seiner Sicht mit viel Wohlwollen als Rum mit irgendwas anderem bezeichnen konnte. „Cuba Libre“ prangte in schwarzen Buchstaben unter dem Bild und bei den Zutaten war glücklicherweise auch Rum aufgeführt. Rum kannte er. Rum war gut. Da konnte er doch nichts mit falsch machen, oder?
 

Also begab sich Seto an die Bar und bestellte sich einen Cuba Libre und erstaunlicherweise schmeckte er gar nicht so schlecht, er war sogar richtig gut und da seine Begleitung immer noch nicht wieder aufgetaucht war, bestellte er sich gleich noch einen. Verdammt, warum hatte er dieses Zeug nicht schon früher probiert? Das war echt klasse. Eine Stunde später – zumindest kam es Seto so vor – erschien Mai unvermittelt neben ihm auf der Bildfläche. „Was hast du denn da?“, fragte sie neugierig und riss Seto schon das Getränk aus der Hand. „Mmmh, Cuba Libre, schmeckt ganz gut, sollte man aber nicht zuviel von trinken.“, kommentierte sie und reichte das Glas wieder an Seto zurück. Dann kniff sie die Augen zusammen und betrachtete Seto kritisch: „Sag mal…“, begann sie, „wie viel hast du davon schon getrunken, Seto?“ „Nicht viel, vielleicht zwei oder drei, können auch vier gewesen sein.“, meinte Seto und zwinkerte ihr verschwörerisch zu, seiner Laune ging es schon viel besser. Möglicherweise konnte der Abend doch noch ganz gut werden.
 

„Verstehe.“ Mai zog die rechte Augenbraue hoch und schleifte Seto dann zu einem Tisch an der Tanzfläche. „Hey! Was soll das denn?“, protestierte Seto und schaute sie böse an. „So muss ich immer so weit laufen, um mir was Neues zu trinken zu holen!“, meckerte er weiter. „Eben, das ist auch Sinn der Sache.“, unterbrach ihn Mai. „Außerdem geht es gleich los, es ist kurz vor zwölf.“, fügte sie nach einem Blick auf ihre Armbanduhr hinzu. „Was geht los?“, fragte Seto. Er hatte ein komisches Gefühl bei der Sache, so langsam fühlte er sich unbehaglich. „Na, das Karaoke-Singen!“, erwiderte Mai begeistert. Auf seinen fragenden Blick hin seufzte sie nur und erklärte: „Pass auf, im Grunde genommen ist es ganz einfach. Und da du schon ein bisschen was getrunken hast, ist es für mich auch nicht mehr ganz so schwer, dich dazu zu überreden – übrigens vielen Dank noch mal, ich hätte nicht gedacht, dass du mir so entgegenkommst und dich so gehen lässt, das macht es wesentlich einfacher. Also, beim Karaoke läuft im Hintergrund die Musik deiner Wahl, nur eben ohne Gesang, deshalb musst DU singen.“
 

„Moment mal! Wie kommst du darauf, dass ich singen werde?!“, fragte Seto entrüstet. „Ach, komm schon, so schlimm ist es gar nicht. Du bist auch nicht der Einzige, der auf die Bühne muss, es werden noch andere Gäste singen. Glaub mir, das macht super viel Spaß.“, versuchte Mai ihn zu überreden. „Warte kurz, ich glaube, ich habe mich gerade verhört: Hast du gesagt „auf der Bühne“?“ „Aber sicher. Wie sollen die Leute denn sonst wissen, wer singt und außerdem steht da vorne der Fernseher mit dem Text. Zudem bist du es doch gewöhnt, vor anderen Menschen aufzutreten und dich dabei souverän zu präsentierten. Jetzt sag mir nicht, du hast Angst?“, entgegnete die Blondine ohne mit der Wimper zu zucken. Seto wusste nicht, was ihn mehr erschreckte: Die Tatsache, dass Mai tatsächlich glaubte, er könnte sich dort vorne hinstellen und singen oder dass er wirklich mit ihr über diese vollkommen inakzeptable Möglichkeit diskutierte.
 

„Ah, verstehe, ich lag also richtig?! Der große Seto Kaiba hat Schiss!“ Mais Augen funkelten gefährlich als sie zu dieser Erkenntnis kam. Es passierte nicht oft, dass Seto etwas peinlich war und noch seltener, dass er deswegen rot wurde, aber wie hieß es so schön? Ausnahmen bestätigten die Regel. Und das hier war definitiv eine Ausnahme, schließlich war er vorher in keiner annähernd vergleichbaren Situation gewesen und hatte folglich keine Ahnung, wie er sich verhalten konnte. „Wenn du dich nicht traust, können wir natürlich auch zusammen singen – ein Duett sozusagen.“, meinte die Blondine unverschämt grinsend und beugte sich ein Stück weiter vor, sodass Seto eine prima Aussicht auf ihr Dekolleté hatte. Verdammt! Der Alkohol setzte ihm mehr zu als er dachte und Setos Blick rutschte – versehentlich natürlich – ein klein wenig zu tief. Es war wie bei einem Verkehrsunfall: Schrecklich, aber man konnte nicht wegschauen. Gut, Mai hätte das ganz sicher nicht als Kompliment gewertet, wenn sie gewusst hätte, was Seto über ihre Brüste dachte, doch im Grunde genommen war sie selbst schuld. Vermutlich waren die Dinger noch nicht mal echt!
 

Mit dem arrogantesten Blick, den er hatte schaute Seto Mai in die Augen und antwortete: „Pah, wenn sich eine zweitklassige Duellantin traut, sich vor all den Leuten zu blamieren, von mir aus, aber ich werde auf jeden Fall gewinnen.“ Na gut, sie war eigentlich gar nicht so schlecht in Duel Monsters, wenn man sie mit Wheeler verglich, trotzdem, irgendwie wollte er sie im Moment beleidigen, außerdem setzte es ihm doch mehr zu, als er dachte, dass Mokuba sie bestochen hatte, mit ihm auszugehen. Mai seufzte resignierend: „Du hast es immer noch nicht verstanden, nicht wahr? Wir singen ein DUETT und kein DUELL, miteinander und nicht gegeneinander. Es geht nicht um das Gewinnen, es geht um den Spaß.“ „Meinetwegen, also können wir dann jetzt anfangen?“, murrte Seto und wollte schon aufstehen. „Moment noch, wir müssen uns zuerst ein Lied aussuchen und außerdem hat der DJ den Karaoke-Wettbewerb noch gar nicht eröffnet.“, sagte Mai, rutschte vom Stuhl und wackelte auf ihren Absätzen Richtung Mischpult um eine Songmappe zu besorgen.
 

„So, also was wollen wir nehmen? Mal sehen, hier hätten wir „Barbie Girl“, wie wäre das?“, fragte Mai und setzte sich wieder auf ihren Hocker um die Titelliste in Augenschein zu nehmen. Nach einem kurzen Blick zu Seto fügte sie aber hinzu: „Wohl eher nicht. Was ist mit „We’ve got tonight“? Das ist total romantisch.“ „Vergiss es. Können wir nicht lieber etwas Neutraleres nehmen?“, meckerte der Braunhaarige. „Aber das wird dem Publikum bestimmt nicht so gut gefallen, wie eine Ballade. Und nur sie entscheiden, wer am Ende am Besten gesungen hat.“, hielt Mai dagegen. „Also gibt es doch einen Sieger?“, erwiderte Seto. „So gesehen schon… Aber es geht hierbei weniger ums Gewinnen.“, antwortete Mai ächzend. Doch Seto hörte ihr schon gar nicht mehr zu. „Wir nehmen das da!“ Mit dem Finger deutete er blind auf ein Lied auf der Seite, die Mai gerade aufgeschlagen hatte. „Du willst „Something stupid“ singen? Das ist aber nicht gerade einfach.“ Mai schaute ihn zweifelnd an. „Na und? Ansonsten wäre es doch keine Herausforderung!“
 

Kaum zehn Minuten später stand schon der erste Teilnehmer auf der Bühne und schrie „Smells like Teen Spirit“ ins Mikro. Seto und Mai saßen an einem der Tische vor der Bühne und Seto meinte siegessicher: „Wenn die alle so singen wie der da, haben wir so gut wie gewonnen. Das wird ein Kinderspiel. Wann sind wir denn endlich dran?“ „Wie oft soll ich es dir noch sagen, dass es nicht darum geht zu gewinnen, sondern um den Spaß? Wir sind dran, wenn der DJ uns aufruft, das kann noch dauern, vor uns haben schon einige ihren Zettel abgegeben.“ Mai sah Seto strafend an. „Vielleicht solltest du noch einen Cuba Libre trinken um lockerer zu werden?“, schlug sie dann vor. „Ich bin locker! Ich bin total locker!“, erwiderte Seto gereizt und drehte sich wieder Richtung Bühne.
 

„Also ich hol mir jetzt einen „Sex on the Beach“, das dauert hier wohl noch länger.“, verkündete Mai nach einiger Zeit und stand auf, um in Richtung Bar zu gehen. „Willst du auch noch was?“ „Hmm, du kannst mir doch einen Cuba Libre mitbringen, ich hab’s mir anders überlegt.“, antwortete Seto. „Jawohl, Boss.“ Entweder hatte Seto den zynischen Unterton nicht gehört oder er ignorierte ihn gekonnt. Mai stöckelte verstimmt zum Tresen und gab ihre Bestellung auf. Kurz darauf war sie wieder da und knallte Seto sein Glas vor die Nase. „Bitteschön! Dein Cuba Libre! Brech dir bloß keinen Zacken aus der Krone, wenn du „danke“ sagst!“ „Bist du sauer auf mich?“, fragte Seto verwundert. „Nein, wie kommst du denn darauf?“ Diesmal war der Sarkasmus wirklich nicht zu überhören und Seto schluckte, bevor er zu einer Erwiderung ansetzte: „Was auch immer ich getan habe, du solltest mir das nicht übel nehmen. Ich wollte dich nicht verärgern, aber du musst auch nicht alles gleich so persönlich nehmen.“, rechtfertigte er sich. „Du entschuldigst dich nicht sonderlich oft, nicht wahr?“ Mai nippte langsam an ihrem Getränk. „Nein, eigentlich nicht.“, meinte Seto. „Verstehe.“ Einigermaßen besänftigt reichte Mai Seto ihr Glas herüber. „Möchtest du mal probieren?“ „Gerne.“ Irgendwie war Seto der Meinung, er hätte etwas gutzumachen.
 

Hmm, schmeckte gar nicht so schlecht, das Zeug, das Mai da hatte! Es hatte nur so einen vulgären Namen. Wie hieß es noch gleich? Irgendwas mit Sex… „Und? Wie ist es?“, fragte Mai da auch schon nach. „Ganz annehmbar.“, erwiderte Seto, „Wann sind wir denn jetzt endlich dran?“ So langsam wurde der CEO ungeduldig. „Es kann eigentlich nicht mehr lange dauern. Das Mädchen, das gerade singt, hat ihren Zettel nur kurz vor uns abgegeben.“, antwortete Mai und zog an ihrem Strohhalm. „Nun ja, gegen sie zu gewinnen dürfte nicht sonderlich schwer sein.“, meinte Seto zynisch, als das Rothaarige Mädchen unter Buhrufen die Bühne verließ. „Sie hat wirklich fürchterlich gesungen.“ „Lehn dich lieber nicht zu weit aus dem Fenster, mein Lieber. Noch hast du nicht bewiesen, dass du es besser kannst.“, entgegnete seine Begleitung. Seto schnaubte abfällig und sagte: „Glaub mir, besser als die bin ich allemal und wehe, du strengst dich nicht auch an! Ich will auf jeden Fall gewinnen!“
 

„Uuuuund als nächstes treten beim heutigen Revolution-Karaoke-Contest Mai und Seto an! Applaus für die Beiden!“, brüllte der DJ ins Mikro und Mai zog Seto mit den Worten „Das sind wir! Das sind wir!“, aufgeregt Richtung Bühne. „Die Beiden singen für uns ein Duett von Nicole Kidman und Robbie Williams! Viel Spaß bei ihrer Version von „Something stuipd“! Whoooa!“ Der DJ legte sein Mikro beiseite und stellte die Musik an. Mai und Seto traten vor ihre Mikros und die Blondine sah Seto aufmunternd an. „Das klappt schon.“, flüsterte sie ihm zu. „Natürlich klappt das, was denkst du denn? Schließlich bin ich Seto Kaiba.“, zischte der Braunhaarige zurück, aber Mai hörte ihm schon gar nicht mehr zu: „Es fängt an!“, wisperte sie und begann zu singen: „I know I stand in line until you think you have the time to spend an evening with me. And if we go someplace to dance I know that there’s a chance you won’t be leaving with me.” Nach den ersten zwei Takten hatte auch Seto bemerkt, dass er singen musste und sein Part mit blauer Schrift die Wörter markierte, die er gerade zu singen hatte.
 

Er hätte nicht gedacht, dass es soviel Spaß machen würde, Karaoke zu singen. Als sie gerade dabei waren „And then I go and spoil it all, by saying somethin' stupid like: "I love you." zu singen, nahm Mai ihr Mikro vom Ständer und ging auf ihn zu. Das Publikum jubelte auf und Pfiffe ertönten. Seto nahm seinerseits nun auch das Mirko aus der Verankerung und ging auf die Blondine zu. Die Beiden umkreisten sich und bei „The time is right, your perfume fills my head, the stars get red, and oh, the night's so blue.”, hatten die Beiden ihre ursprünglichen Plätze getauscht. Das Lied endete mit “I love you” und Mai und Seto sahen sich tief in die Augen. Das Publikum kreischte und klatschte laut Beifall. Mit einem selbstgefälligen Lächeln schob Seto das Mikro zurück auf den Ständer und ging zur Bar um sich noch einen Drink zu genehmigen. “Also damit gewinnen wir mit Sicherheit.”, meinte er zufrieden zu Mai, die ihm gefolgt war. “Du schaffst es auch, jede romantische Stimmung zu zerstören. Außerdem dachte ich, das Thema hätten wir abgehakt? Es geht nicht nur ums Gewinnen. Es geht darum, dass es Spaß macht.”, seufzte Mai und nahm ihren Strawberry Daiquiri entgegen. Zusammen mit Seto setzte sie sich wieder an einen der Tische in der Nähe der Bühne, um sich die restlichen Möchtergernsängerinnen und –sänger anzuhören.
 

„Konntest du dich denn wenigstens ein bisschen amüsieren?“, fragte sie schließlich, nachdem sie ihr Getränk ausgeschlürft hatte. „Natürlich, ich fand es super lustig, wie schief die anderen gesungen haben.“, erwiderte Seto vergnügt. „Nein, jetzt mal ernsthaft?“ Mai schaute den Braunhaarigen neugierig an. „War es wirklich sooo schlimm?“ Seto versuchte ihrem Blick auszuweichen und druckste ein wenig herum. Verdammt! Er war doch sonst um kein Wort verlegen! Warum musste er jetzt erst überlegen, bevor er eine ehrliche Antwort gab? – Weil er in der Regel auch keine ehrlichen Antworten gab! Er musste seine Geschäftspartner nur von der Theorie überzeugen und nicht von der Wahrheit! Memo an sich selbst: Nicht mehr soviel Alkohol trinken, die Selbsterkenntnis tut nicht gut!
 

Trotzdem erwartete sein Gegenüber eine Antwort. Aber Mai war kein Geschäftspartner, sie war eine… Was war sie eigentlich? Eine flüchtige Bekannte? Dazu sahen sie sich eigentlich zu oft. Was dann? Seto beschloss, die Antwort dieser Frage auf später zu verschieben, so viele Eingeständnisse an einem Abend – auch wenn sie nur an ihn selbst waren – taten seinem Image definitiv nicht gut. „Also?“, holte Mai ihn zurück in die Realität und schaute ihn interessiert an. „Es war nicht ganz so furchtbar, wie ich befürchtet hatte…“, antwortete Seto langsam, doch als er Mais triumphierenden Blick sah, schob er schnell hinterher „Trotzdem muss ich in absehbarer Zeit nicht wieder in so ein Etablissement.“ „Na bitte, es geht doch! Sogar Seto Kaiba kann Spaß haben.“, sagte die Blondine vergnügt. „Damit habe ich meine Mission wohl erfüllt. Von mir aus können wir gehen.“ „Was? Jetzt schon? Aber wir wissen doch noch gar nicht, wer gewonnen hat!“ Hatte er wirklich so panisch geklungen oder bildete er sich das nur ein? „Sieh einer an! Du willst freiwillig noch länger hier bleiben?“ Mais Grinsen konnte durchaus als boshaft auslegen. „Nein, nein, natürlich nicht. So wichtig ist das auch wieder nicht, außerdem ist doch klar, dass ich gewonnen habe.“, rechtfertigte sich der Braunhaarige. „Ist das so? Aber du hast Recht, wir können auch noch einen Moment bleiben, es singt gerade der letzte Teilnehmer. Mal abgesehen davon, wenn, dann gewinnen WIR und nicht DU!“ Die Blondine grinste immer noch und wandte sich wieder der Bühne zu.
 

Ungefähr zehn Minuten später stand das Ergebnis fest: Sie hatten tatsächlich gewonnen! Und auch wenn Seto so tat, als berühre ihn das nicht weiter, war er insgeheim doch ein bisschen stolz auf sich, dass er sogar in unbekanntem Territorium siegen konnte. Grinsend verließ er kurz darauf mit Mai die Bar. Er fühlte sich großartig. Jetzt war er sich sicher, auch noch Donnerstag und Freitag zu überleben, und dann wäre diese furchtbare Woche endlich vorbei!



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  neona
2010-03-05T19:20:14+00:00 05.03.2010 20:20
Lol !
Mehr kann man dazu nicht sagen : )
Besonders die verkährsunfallbrüsste ich sag nur typisch mann!xD
Auch das man erleben darf wie Seto drauf ist wenn er zu tief ins Glas geschaut hat.
Er wirkt irgendwie weicher.
Ich hatte den eindruck das Mai etwas interesse an dem Seto hatte oder teusche ich mich da ?
Und man krigt Seto doch immer mit einen Wetbewerb dazu zu machen was Frau will XD

Gut geschrieben und ich freue mich schon aufs nächste Kapitel ^^
neona
Von:  swastika
2009-10-26T19:43:35+00:00 26.10.2009 20:43
"unverschämt grinsend und beugte sich ein Stück weiter vor, sodass Seto eine prima Aussicht auf ihr Dekolleté hatte. Verdammt! Der Alkohol setzte ihm mehr zu als er dachte"
ROFL
"und Setos Blick rutschte – versehentlich natürlich"
Natürlich! *grins*
"– ein klein wenig zu tief."
Aber nur ein ganz klein wenig!^^ *breiter grins*
"Es war wie bei einem Verkehrsunfall: Schrecklich, aber man konnte nicht wegschauen."
*aus grinsen wird ein Lachanfall*
"Gut, Mai hätte das ganz sicher nicht als Kompliment gewertet, wenn sie gewusst hätte, was Seto über ihre Brüste dachte, doch im Grunde genommen war sie selbst schuld. Vermutlich waren die Dinger noch nicht mal echt!"
Da stimme ich dir aber mal voll und ganz zu, und dass mir keiner ankommt und mir erzählt, das die doch echt sind...^^

"Er war doch sonst um kein Wort verlegen!"
Stimmt...
"Warum musste er jetzt erst überlegen, bevor er eine ehrliche Antwort gab?"
Weil du sonst nie ehrlich sein musst, sondern als Geschäftsmann musst du andere von deinen Ideen überzeugen, egal wie...-.-
"Weil er in der Regel auch keine ehrlichen Antworten gab! Er musste seine Geschäftspartner nur von der Theorie überzeugen und nicht von der Wahrheit!"
Sag ich doch...^^

"Memo an sich selbst: Nicht mehr soviel Alkohol trinken, die Selbsterkenntnis tut nicht gut!"
*grins* Jetzt weiß ich wieder warum ich keinen Alkohol trinke...^^

"so viele Eingeständnisse an einem Abend [..."
...können einfach nicht gesund sein. ^^
"taten seinem Image definitiv nicht gut."
so in etwa...;)

@ Jien:
"Erzähl Seto Kaiba, dass es ein Wettkampf ist und er stellt sich auch mit einem Mikro mitten in einen gut besuchten Karaokeschuppen - und verlässt ihn nicht ohne Sieg! òó "
ROFL Stimmt!
Das hat aber auch was niedliches an sich...*denk*...
Wenn doch nur alle Männer so leicht zu Höchstleistungen zu bewegen wären...^^ *zu viel "Canterbury Tales" gelesen hat*

Das wird mit jedem Kapitel besser!
Von:  Jien
2009-10-21T15:59:51+00:00 21.10.2009 17:59
Ach ja, die Verkehrsunfallbrüste^^ die sind mir auch sofort aufgefallen.
Aber ich fand die ganze Situation einfach so obergeil, weil ich felsenfest auf so ein Set-Up gewettet habe: Mai füllt Seto in irgendeinem dubiosen Etsblissement mit phosphorzierenden Getränken ab!
Aber dann auch noch Karaoke, dem armen Kerl bleibt echt nichts erspart XD
Fand die Idee aber nett, dass es eben für ihn wieder darum ging, aus der ganzen Affäre so souverän wie möglich herauszugehen:
Erzähl Seto Kaiba, dass es ein Wettkampf ist und er stellt sich auch mit einem Mikro mitten in einen gut besuchten Karaokeschuppen - und verlässt ihn nicht ohne Sieg! òó

Von:  corva-chan
2009-10-20T15:24:10+00:00 20.10.2009 17:24
Yippie, ein neues Kapitel. ^^ Hat mir sehr gut gefallen. Kaiba in einer Karaokebar, outch! Er hätte mir fast leid getan, obwohl die Mais Brüste=Verkehrsunfallsache ziemlich fies war. XD Naja, macht weiter so.
CS-EUA


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