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Tausend und 1 Nacht

von

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Kapitel 28

Kapitel 28
 

Nach ein paar Minuten waren sie im Raum gegenüber angekommen. Lian sah sich um. Tatsächlich fühlte er sich ein bisschen seltsam, das lag nicht zuletzt daran, das er nicht so wirklich wusste ob er sich tatsächlich beruhigt hinlegen konnte, während Raphael noch bei ihm blieb. Im Grunde war es genau das was er wollte, doch wie er das umsetzen sollte, das wusste er noch nicht.

Er hatte sich auf das Bett gesetzt und ließ den Vampir nicht aus den Augen.

„Daeíon ist einer dieser Vampyr oder?“ fragte er unvermittelt. Die Frage beschäftigte ihn schon eine ganze Weile. Raphael sah ihn forschend an.

„Ja.“

„Wie ist das passiert? Ich meine es muss ja einen Grund geben, warum die eine Art gefährlicher ist als die andere.“

„Das stimmt schon. Aber das solltest du nicht fragen.“

„Warum? Weil das Wissen zu gefährlich ist?“

„Weil es gegen die Regeln verstößt.“

„Es mir zu sagen oder es zu wissen?“

„Beides.“

„Ich verstehe…aber ich glaube ich kenne den Unterschied schon. Während Vampire nur jagen um zu überleben…jagen Vampyr aus Freude und mit dem einzigen Ziel Zerstörung zu bringen. Wahrscheinlich sind sie auch wesentlich gefährlicher weil sie ein so instabiles Wesen haben, das schon ein einzelner Tropfen Blut aus ihnen reißende Bestien macht. Aber warum wird man zu einem Vampyr? Muss man sich dazu nicht ganz aufgeben und allem entsagen an was man sich mit der Zeit wieder erinnern könnte?“

Raphael hatte ihm zugehört und sich zu ihm gesetzt. Es gefiel ihm gar nicht, das Lian mit seinen Vermutungen nah an die Wahrheit heran reichte.

„Es könnte so sein ja. Aber ich weiß es nicht. Vielleicht ist es so.“

„Komm schon Raphael. Vielleicht ist es so? Wie weit bin ich an der Wahrheit dran?“

Plötzlich beugte sich der Vampir zu ihm und küsste ihn.

Lian war für einen Moment wie erstarrt bevor er in der Lage war zu begreifen was eben geschah.

„Zu weit und jetzt leg dich endlich hin.“ Erwiderte er bevor er aufstehen und gehen wollte.

Wie in Trance nickte der Junge, griff aber im selben Moment nach ihm und zog ihn zu sich.

„Lass das…“

„Bleib bitte hier.“ Murmelte er bevor er näher an den Vampir rückte und fast auf der Stelle eingeschlafen war ohne ihn dabei los zu lassen.
 

Innerlich seufzte Raphael auf. So war das eigentlich nicht geplant. Nun blieb ihm tatsächlich nur bei ihm zu bleiben. Gleichzeitig wunderte er sich darüber das dieser alte Trick immer noch zu funktionieren schien.

Nachdenklich sah der Vampir zu den Jungen, doch der schlief tief und fest. Er wirkte friedlich und zufrieden. Doch ob das wirklich eine so gute Idee war?

[Das ist nicht gut, er weiß zuviel und er wird noch viel mehr herausfinden. Wieso kann ich mich nicht gegen ihn wehren?] Erneut seufzte er lautlos. Letztendlich brachte es ihn im Moment nichts, wenn er weiter nachdachte. Vielleicht hatte Lian recht und er sollte sich besser ausruhen. Niemand wusste wofür er seine Kraft noch brauchen könnte, und über längere Sicht würde er nicht einmal mehr die zur Verfügung haben, auch wenn er nichts tat.

Dann war er ebenfalls eingeschlafen.
 

Am nächsten Morgen wachte Lian wieder auf. Er fühlte sich recht gut erholt, wunderte sich aber dennoch, dass er sich gar nicht daran erinnern konnte eingeschlafen zu sein. Erst als er versuchte die Erinnerung zurück zu holen fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Was hatte Raphael mit ihm angestellt?

Als er sich umsah, konnte er den Vampir nirgendwo entdecken. Wann war er gegangen? Er setzte sich auf, streckte sich und stand schließlich ganz auf.

Als er den Schlaf ganz aus seinen Gliedern vertrieben hatte, machte er sich daran, die Pergamente und Rollen ein weiteres mal durch zu sehen. Doch diesmal fand er nichts anderes vor als, Berichte und Geschichten. Als der Tag voran schritt, wunderte er sich das er von Raphael die ganze Zeit über nichts gehört oder gesehen hatte. War er nach draußen gegangen?

Lian stand auf und ging durch die unterirdische Behausung, doch von dem Vampir war nichts zu sehen.

Als er schon bald die Suche aufgeben wollte, hörte er ein Geräusch in einem der Gänge. Vorsichtig ging er in die Richtung aus der es kam und hielt mitten in der Bewegung inne.

Ein Erdrutsch, hatte einen Teil des Ganges, den er vor ein paar Tagen gefunden hatte unter sich begraben.

Er lief zurück und suchte weiter.
 

Als die Nacht erneut hereingebrochen war, ging er zurück und legte sich hin, wirklich beruhigt war er nicht, es war seltsam das er den Vampir nirgendwo gefunden hatte.
 

Als Raphael sicher, war, das der Junge wieder schlief, kam er zurück. Er hatte ihn aus einer stillen Ecke heraus beobachtet. Ihm war sichtlich unwohl dabei, als er feststellte, dass er nicht zu sehen war. Tatsächlich war er jedoch die ganze Zeit bei ihm gewesen. Warum er das tat? Er wollte sicher gehen, das Lian keine Dummheiten anstellen würde. Und er musste zugeben, er war angenehm überrascht. Nichts was er tat, war unüberlegt, nicht einmal als er dem eingestürzten Teil des Ganges keine weitere Beachtung schenke. Eigentlich hatte er fast damit gerechnet, dass es ihn doch länger beschäftigen würde.

Scheinbar war ihm unbewusst klar, dass er an dessen Ende unter Umständen eine unerfreuliche Überraschung erleben konnte. Vielleicht konnte er ihm tatsächlich glauben. Vielleicht sollte er ihm eine Chance einräumen.
 

Er ging näher an das Bett heran und sah den schlafenden an.

Es war absolut nicht richtig was hier geschah, doch für die nächste Zeit würde er sich daran wohl gewöhnen müssen, denn Abat und Daeíon waren noch immer nicht weiter weg als eine Handbreit.

Er strich ihm ein paar Strähnen aus der Stirn und zog die Decke höher. Kaum eine Sekunde später war der Junge aufgewacht und sah ihn an. Als sich sein Blick geklärt hatte fuhr er nach oben.

„Wo warst du?“ war das erste was ihm in den Sinn kam.

„Nirgendwo. Ich war die ganze Zeit hier.“

„Und das soll ich dir glauben?“

„Der Erdrutsch, die Rollen…die ganzen Berichte. Interessant mit was du dir die Zeit erträglicher machst.“

Lian schluckte. Er war tatsächlich die ganze Zeit in seiner Nähe. Sofort schoss ihm wieder das Blut ins Gesicht. Wieso hatte er ihn nicht gesehen oder warum hatte er sich nicht gezeigt? Es musste doch aufgefallen sein das er nach ihm Ausschau gehalten hatte.

„Ich nahm an das du nach draußen gegangen warst.“ Murmelte er um seine Verlegenheit zu überspielen. Natürlich blieb es bei dem Versuch.

„Nein, die beiden sind noch nicht fort…im Gegenteil, sie sind näher als sonst.“

„Verstehe.“

„Schlaf weiter.“ Dann ließ er ihn allein. Lian sah die ihm wehmütig hinterher.
 

In einem ähnlichen Ablauf zogen noch weitere Tage an ihnen vorüber. Raphael war nicht mehr so Abweisend wie sonst und er schaffte es Stück für Stück näher zu ihm durch zu dringen.

Allerdings trübte seine Begeisterung die Tatsache, dass Raphael nach dem vierten und fünften Tag zusehend blasser wurde und jeden Tag ein wenig müder wirkte. Es nahm ihm nichts von seiner Erscheinung, er war so schön wie immer, doch er schlief wesentlich mehr als vorher und auch sonst, schien es ihm mehr Kraft zu kosten wach zu sein als vorher.
 

„Du wirkst erschöpft.“ Äußerte Lian nach dem siebten Tag seine Zweifel.

„Das legt sich wieder.“ Erwiderte der Vampir, doch der Junge schüttelte den Kopf.

„Kannst du etwas essen?“ fragte er, nicht sicher ob diese Frage gerechtfertigt war. Der entgeisterte Blick seines Vampires bestätigte seine Vermutung.

„Ich und essen? Willst du mich los werden?“

„Was? Natürlich nicht!“ erwiderte Lian heftiger als gewollt.

„Das hab ich mir schon gedacht.“

„Aber du solltest etwas essen…oder trinken, oder wie auch immer du dich sonst bei Kräften hältst.“

„Dazu muss ich nach oben und das ist nicht möglich. D kannst ja ein paar Ratten suchen.“

„Willst du mich auf den Arm nehmen? Ich sehe doch dass du immer mehr Energie verlierst. Außerdem gibt es hier keine Ratten.“ Antwortete Lian mit besorgtem Blick. Der auch Raphael nicht entgangen war.

„Nun guck nicht so. Daran lässt sich nichts ändern.“ Erwiderte der Vampir.
 

Lian seufzte, mit Guten Zureden kam er hier ganz offensichtlich nicht weiter. Ihm sollte dringend etwas einfallen und ein paar wirkungsvolle Argumenten könnten vermutlich auch nicht schaden. Er dachte nach. Raphael aß nichts, also blieb ja nur noch eine Möglichkeit, er trank. Was, das musste er nicht erst erraten, doch wie könnte er jetzt an Blut kommen?
 

Als die Nacht hereingebrochen war, war er auf einmal hell wach und nannte sich in Gedanken einen Idioten. Die Lösung war denkbar einfach, doch vorher musste er noch etwas prüfen. Als er sich überzeugt hatte dass er noch ein paar Tage über die Runden kam, ging er zu Raphael. Wie nicht anders zu erwarten schlief er bereits. Vorsichtig näherte er sich dem Vampir und sah ihn an. Er wirkte so friedlich. Nichts an ihm verriet was er tatsächlich war. Als ein paar Strähnen über sein Gesicht fielen, strich er sie sanft zurück. Sein Haar war so weich, das er sich fragte wie das zugehen mochte. Erst als der Vampir auch davon nicht auf wachte, begann er sich ernsthafte Sorgen zu machen. Was passierte eigentlich wenn sein Vorrat an Energie ganz erschöpft war? Viel Spielraum für Theorien blieben da nicht offen, entweder verschwand er dann…oder, was wesentlich wahrscheinlicher war, sein Körper forderte mit Nachdruck das ein, was ihm fehlte…was in seiner Sprache wahrscheinlich Blut sein würde.
 

Lians Entschluss stand fest. Er würde ihm helfen. Er vertraute ihm genug um sicher zu gehen, dass Raphael ihn mit Sicherheit nicht sterben lassen würde. Wenn es stimmte, was ihm seine Amme über Vampire erzählte, dann war es nicht möglich auch einer von ihnen zu werden, wenn ein Vampir das nicht wollte. Irgendwann war er neben ihm eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als sich Raphael bewegte.
 

„Was machst du denn schon wieder hier?“ fragte ihn der Vampir.

Lian sah ihn an.

„Mir ist etwas eingefallen.“

„Und das wäre?“ Wann hatte er sich das letze Mal so erschlagen gefühlt? Das musste schon eine ganze Weile her sein. Denn er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern.
 

Daeíon wusste das natürlich. Er war nicht weiter gezogen, denn so wie er, würde auch Lásah irgendwann wieder Energie brauchen, die er sich nicht aus den Nahrungsmitteln der Menschen beschaffen konnte, ganz gleich wie prall gefüllt seine Kammern sein konnten. Er war ein Wesen der Nacht und als solches dazu verdammt, Blut zu sich nehmen zu müssen. Er konnte sich noch gut daran erinnern welches Theater er am Anfang veranstaltet hatte und wie er sich weigerte diesem Ruf zu folgen. Mit Erfolg wie er bald feststellte. Auf irgendeine Weise war es ihm gelungen sich nicht von Menschen zu ernähren, und die wenigen die er dennoch fand, waren nie unschuldig. Während er dem Blutrausch verfiel, trotze Lásah ihm und das seit er denken konnte. Es machte ihn wütend und noch wütender wurde er wenn er darüber nachdachte das er nie ernsthaft eine Chance gegen ihn haben würde wenn er voller Energie war, also musste er abwarten und er war sich ganz sicher, das er sich hier in der Nähe aufhalten würde. Irgendwann müsste er herauskommen und dann wäre es an der Zeit ihn ein letzes Mal davon zu überzeugen zurückzukehren oder ihn zu töten.
 

Lian sah ihn an. Dann krempelte er einen Ärmel nach oben.

„Du kannst etwas von meinem Blut haben.“ Sagte er ohne Umschweife und wunderte sich dabei noch wie leicht ihm diese Worte über die Lippen gingen.

Raphael, der sich inzwischen aufgesetzt hatte sah ihn an. Allerdings schien er eher verärgert als irgendetwas anderes.

„Vergiss es.“

„Nein, ich werde es nicht vergessen. Du hast mir oft genug geholfen, und jetzt helfe ich dir. Ich werde mich nicht in eine Ecke setzen und darauf warten was passiert, wenn du deinen Sinnen nicht mehr trauen kannst. Ich kann noch ein paar Wochen überleben mit dem was in der Kammer ist, aber du nicht.“

„Ich werde nicht mit dir diskutieren.“

„Dann werde ich dich eben überzeugen. Daeíon und Abat sind immer noch da oben. Sie wissen, dass es nur eine Frage der Zeit ist bis du ihnen in die Falle gehst, oder willst du vielleicht das Gegenteil behaupten?!“

„Nein...“

„Raphael bitte.“

„Nein.“
 

Lian stand auf und nahm sich ein Messer von der Wand. Dann kam er zurück.

„Was soll das werden?“

„Früher oder später wirst du etwas trinken müssen. Tu es lieber solang du dich noch selbst unter Kontrolle hast.“ Damit fuhr er sich mit dem Messer ins Fleisch. Nicht so tief das er sich ernsthaft verletzt hätte, aber tief genug um das Blut daraus hervorquellen zu lassen.

Raphael sah ihn entgeistert an. Er meinte es ganz offensichtlich ernst. War er jetzt vollkommen übergeschnappt oder mutig?

„Warum machst du so was? Dir ist scheinbar nicht bewusst was du damit anrichten könntest.“ Erwiderte er.

„Doch ich weiß es…aber ich vertraue dir.“ Beantwortete er seine Frage und ging noch näher zu ihm.

Es war erstaunlich dass Raphael noch immer keinerlei Regung zeigte. Im Gegenteil, sein ganzer Körper strahlte Abneigung aus. Der Vampir hingegen musste sich nichts desto trotz wohl oder übel geschlagen geben. Es widerstrebte ihm, er mochte kein menschliches Blut. Es war viel zu schwer und schmeckte die meiste Zeit eher wie ein ganzer Werkzeugkoffer, außerdem befürchtete er, das er irgendwann auch diesem Rausch verfallen könnte, damit wäre er dann nicht besser als Daeíon. Widerwillig beugte er sich der Bitte des Jungen, denn er mochte sich lieber nicht vorstellen, welche Folgen es haben könnte, wenn der Geruch von Blut nach oben steigen würde.
 

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Thx für´s lesen

Ich wünsche euch allen einen Guten Rutsch ins Jahr 2009

LG Kio

*Raketen da lass*



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ReinaDoreen
2008-12-29T13:57:34+00:00 29.12.2008 14:57
Aber es ist in der Situation die beste Lösung und vielleicht ist die Wirkung von Lians Blut ganz anders als Raffael denkt.
Reni


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