Ein Jahr Später
Jetzt ist es 1 Jahr her, seit dem Angriff von Kadaj und seiner Gang. Alle 3 sind tot und ich lebe noch. Nur ganz knapp bin ich dem Tod entkommen. Aerith hat mich gerettet.
Und jetzt ist alles wieder beim alten. Anfangs hatte ich gehofft, mein Leben würde nun besser verlaufen. Ich dachte, dass ich wieder glücklich werden konnte. Aber nur wenige Wochen nach dem bereits vergessenen Vorfall schien alles wieder grau zu werden. Tifa hat immer wieder versucht mich aufzuheitern, aber ohne jeden Erfolg. Jegliche Hoffnung ist bei mir verloren. Wie sollte ich denn fröhlich sein? Nach alldem was passiert ist.
Manchmal fragte ich mich wie Reno nur immer so unverschämt positive Energie ausstrahlen konnte. Hat er nicht auch schon einige Menschenleben auf dem Gewissen? Wie kann man dann bei so einem jungen Alter fröhlich sein? Oder Elena. Auch sie gehört zu den Turks und trotzdem war sie immer gut aufgelegt. Warum schaffte ich das nicht? Noch mehr Sorgen wollte ich Tifa und den anderen doch nicht bereiten.
Denzel ist vor kurzem gestorben. Das Geostigma ist, wie bei allen anderen und bei mir, verschwunden, aber er bekam plötzlich hohes Fieber. Warum wissen wir nicht. Das ändert nichts daran, dass er nun nicht mehr lebt. Und allein diese Sache machte Tifa und Marlene schon genug zu schaffen. Da war ich, mit meiner schlechten Stimmung, nicht zu gebrauchen.
Deswegen entschloss ich wieder mich zurückzuziehen. Ich war nicht von nutzen. Ich stand doch eh nur jedem im Weg. Was suchte ich also noch hier? Ich musste weg. Das stand fest.
Bevor ich das Haus verließ, warf ich noch einen letzten Blick auf unser gemeinsames Foto: Tifa, die wie immer lachte. Marlene daneben. Sie sah damals noch so glücklich aus. Und zuletzt noch ich mit Denzel. Er grinste und sogar ich hab mich zu einem lächeln zusammenreißen können. Aber das war einmal.
Ich ging aus dem Zimmer nach unten zur Bar, die Tifa gehörte. Sie arbeitet sehr oft hier, aber heute ist sie mit Barret und Marlene unterwegs. Der Laden war geschlossen, also der perfekte Tag unbemerkt zu verschwinden. Ich schnappte mein Schwert, das in der hintersten Ecke lag, und entfernte mich von der Bar. Nachdem ich die Türe nach draußen geöffnet hatte, blendete mich die Sonne so stark, dass ich meine Augen schließen musste. Warum scheint die Sonne? Es passieren so schlimme Dinge und trotzdem kann der Himmel nicht aufhören zu lachen. Dieses Gefühl schmerzte. Aber nicht so sehr, dass ich weinen konnte. Ich glaube, ich habe alle meine Tränen längst vergossen.
Da hinten stand mein Motorrad. Schon lange bin ich nicht mehr damit gefahren. Warum auch? Jetzt hatte ich wieder einen Grund. Ich ging auf es zu ohne einen weitere Blick nach hinten zu riskieren. Ich wollte nicht noch mal das Haus sehen. Das Haus, in dem Menschen lebten, die ich liebte. Die mich liebten und die alles dafür tun würden, damit ich blieb. Aber ich konnte nicht.
Als ich beim Motorrad ankam, und aufsteigen wollte, zog mich auf einmal eine eisige Hand nach hinten.
„Wo willst du hin, Cloud?“, fragte eine dunkle Stimme. Vincent.
Ich drehte mich zu ihm um, wollte antworten, aber mir blieben die Worte im Halse stecken. Wo wollte ich hin?
„Einfach weg.“, sagte ich schließlich.
„Du willst abhauen?“ Mit grimmigem Gesicht starrte Vincent mich an. „Nach alldem was Tifa für dich getan hat? Wie kannst du ihr so was antun? Jetzt wo sie dich doch am meisten braucht.“
Seine Stimme war, wie immer, beherrscht.
„Es ist nicht so wie du denkst. Ich bin nur eine Last für euch alle.“, entgegnete ich traurig. „Es ist besser wenn ich gehe.“
Vincent atmete tief ein.
„Es wäre besser, wenn du hier bleiben würdest. Du lässt sie im Stich. In solchen schweren Zeiten.“
Das nervte ganz schön. Warum war er eigentlich hier? Hat er geahnt dass ich gehen wollte?
Als könnte er meine Gedanken lesen, beantwortete er die Frage.
„Ich hab mir gedacht, dass du gehen willst. Schon damals, als alles vorbei war. Als Sephirot, Kadaj und der Rest des ganzen Misthaufens besiegt waren. Du hast einiges durchgemacht, aber genau deswegen solltest du stärker werden. Willst du jetzt wirklich wieder abhauen?“
Diese Worte gaben mir zu bedenken. Auf der einen Seite hat er ja Recht, aber andererseits….
Ich riss seine Hand von meiner Schulter, die er während des Gesprächs darauf gelegt hat, und stieg auf das Motorrad.
„Mein Entschluss steht fest.“, sagte ich, in der Hoffnung, dass Vincent das Zittern überhörte. „Ich werde fahren. Und du kannst ich nicht aufhalten.“
„Wie du meinst.“
Das waren die letzten Worte, die ich von ihm hörte. Ich ließ den Motor an und fuhr weg. Weg, vor dieser schrecklichen Gegenwart. Von den Erinnerungen. Ich wollte nur noch weg.