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Folgen eines Krieges

LM/SS, DM/HP
von

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Severus Snape

Kapitel 2 - Severus Snape
 

Immer und immer wieder sah er es. Diesen einen Moment in seinem Leben, der alles, woran er je geglaubt hatte, zerstört hatte. Der seine Welt in einem einzigen Meer aus Scherben zurück gelassen hatte.

In die Robe eines Todesser gehüllt stand er zusammen mit vielen anderen vor dem Dunklen Lord. Die Versammlung war überraschend einberufen worden. Severus verteufelte Voldemort dafür. Der Morgen hatte so schön begonnen. Es kam so selten vor, dass er die ganze Nacht mit Lucius verbringen konnte. Am Abend in den Armen seines Geliebten einschlafen und am Morgen genau dort wieder erwachen. Das waren die Momente, für die er lebte.

Doch an diesem Morgen hatte Voldemorts Ruf ihre Zweisamkeit gestört. Lucius hatte schon vor dem Ruf ziemlich ernst gewirkt, als hätte er über ein schwieriges Thema mit ihm sprechen wollen. Severus wusste zu genau, wie Lucius in solchen Momenten aussah. Viel zu oft mussten sie ihre gemeinsame Zeit damit verbringen, eben solche Gespräch zu führen. Doch die Zeiten waren hart und Severus genoss selbst diese Zeit mit Lucius.

Lucius kniete vor Voldemort, den Kopf gesenkt. Der Dunkle Lord hatte ihn nach vorn gerufen, gleich nachdem die allgemeinen Dinge gesagt worden waren. Severus Herz setzte einen Schlag aus, als Voldemort nun sprach.

„Lucius. Du hast die Schule vor einem Jahr beendet! Wäre es nicht langsam an der Zeit für dich zu heiraten?“

Severus biss sich auf die Lippe um ein erschrockenes Aufkeuchen zu unterdrücken. Er hatte nie daran gedacht, dass Voldemort jemals solch eine Forderung stellen könnte.

„Ich denke, Narzissa Black wäre eine gute Partie für dich, Lucius! Was hältst du davon?“

Severus verengte die Augen. Natürlich würde Lucius ablehnen. Schließlich hörte Severus noch immer Lucius letzte Worte, bevor sie hier her gekommen waren.

Vergiss nie, wie sehr ich dich liebe, Severus!

Lucius konnte gar nichts anders, als nein zu sagen.

„Wenn das euer Wunsch ist, MyLord!“

Und Severus Welt zerbrach in ungezählte Scherben.

Die Tortur begann von neuem. Wieder stand er in Mitten der Todesser. Wieder hörte er Voldemort sprechen und wieder hörte er Lucius Antwort. Immer und immer wieder.

Severus wusste, dass das alles nur eine Erinnerung war. Er wusste auch, dass daran nur Dementoren Schuld sein konnte. Doch dieses Wissen änderte nichts an dem Schmerz, der mit jeder Wiederholung der Erinnerung zu nahm. Er liebte Lucius. Auch nach fast zwanzig Jahren, die sie kaum Kontakt gehabt hatten. Und mit jedem Mal, das er die Erinnerung sehen musste, brach sein Herz noch ein Stück mehr.

Doch dann änderte sich plötzlich etwas. Er spürte eine andere Präsenz in seinen Gedanken. Jemand tastete sich vorsichtig zu seinen Gedanken vor. Es waren nicht mehr die Dementoren, denn diese gingen weder so vorsichtig vor, noch so zielstrebig.

Diese Erkenntnis half Severus, zu sich zurück zu finden. Mit einem Mal hatte er die Kraft, die Erinnerung, in der er gefangen war, zurück zu drängen, zusammen mit dem Eindringling. Nach scheinbar endloser Zeit schaffte Severus es endlich wieder, Herr seiner eigenen Gedanken zu werden. Zeitgleich schleuderte er dem Angreifer eine Welle der Magie entgegen, die diesen hoffentlich davon abhalten würde, einen zweiten Angriff zu wagen. Denn auch, wenn Severus nun wieder bei Bewusstsein war und seine mentalen Schilde aufgerichtet hatte, war er sich nicht sicher, ob er stark genug war, länger gegen einen mentalen Angriff zu bestehen.

Severus erfasste die Situation mit einem Blick. Er saß in einem Sessel und ein ganzes Stück von ihm weg lag Lucius mit verzerrten Gesicht auf dem Boden. Sein Zauberstab lag vor Severus auf dem Boden.

In Severus krampfte sich schmerzhaft etwas zusammen. Er wusste, das dieser Schmerz nicht nur die Nachwirkung der Erinnerung war. Ein weiteres Mal hatte Lucius sein Vertrauen in ihn erschüttert. Er hatte dem Blonden bisher noch immer vertraut, obwohl er Narzissa geheiratet hatte. Im Laufe der Jahre war Severus klar geworden, dass Lucius in diesem Moment kaum etwas anderes zu Voldemort hätte sagen können. Jedenfalls nicht, ohne sie beide zu gefährden. Doch die Frage, warum Lucius nicht vorher mit ihm über so eine Möglichkeit gesprochen hatte, plagte ihn.

Und dann war da seit kurzem die Erkenntnis, dass Lucius ebenfalls ein Spion für Dumbledore gewesen war. Und das von Anfang an. Das hatte Severus Zweifel erneut angefacht. Obwohl er sich gegen diese Frage wehrte, kam sie immer wieder. Hatte ihre Beziehung für Lucius von Anfang an nur dem Zweck gedient, in die Reihen des dunklen Lords zu gelangen?

Und nun hatte Lucius versucht in seine Gedanken ein zu dringen.

Das alles führte dazu, dass Severus sich ausgenutzt fühlte. Ein Zustand, den er auf den Tod nicht ausstehen konnte.

„Was. Sollte. Das?“ Wütend sah er zu Lucius, während er dessen Zauberstab nahm und aufstand.

„Es war der schnellste Weg dafür zu Sorgen, dass du deine geistigen Schilde wieder hochfährst und damit aus diesem Zustand erwachst, in den die Dementoren dich versetzt haben!“ stellte Lucius leise fest.

Severus sah ihm an, das er Angst hatte. Dieser Umstand ließ seine Wut verschwinden. So sehr Lucius ihn verletzt hatte, an seinen Gefühlen für den Blonden hatte sich nichts geändert. Und das Lucius vor ihm Angst hatte, ließ Severus sich selbst verabscheuen.

Um sich von diesem Chaos an Gefühlen ab zu lenken, sah er sich um. Dies führte jedoch eher dazu, dass er sich noch schlechter fühlte. Lucius hatte ihn in ihr gemeinsames Haus gebracht. In Severus stiegen Erinnerungen an schönere Zeiten auf. Zeiten, die vergangen waren und vermutlich nicht wieder kommen würden. „Warum bin ich hier?“

„Ich habe dich hier her gebracht“, erklärte Lucius. „Nachdem Draco und ich unter auffahren schwerer Geschütze das Gamot gerade so davon abhalten konnten dich zum Kuss zu verurteilen.“

„Sie wollten was?“ fragte Severus überrascht. Für einen Moment vergaß er alles, was ihn gerade noch beschäftigt hatte. Warum hatte das Gamot ihn verurteilen wollen? Harry hatte die Beweise für seine Unschuld gleich im Anschluss an den letzten Kampf dem Ministerium überreichen wollen. Und sein ehemaliger Schüler hatte ihm versprochen, dafür zu sorgen, dass er nicht nach Askaban musste.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass Harry dieses Versprechen nicht gehalten hatte. Severus entschied, nicht wissen zu wollen, wie lange er dort gewesen war. Schon zwei Tage ohne Zauberstab hätten ausgereicht, ihn in diesen Zustand zu versetzen, aus dem Lucius ihn nun geholt hatte.

„Ihnen haben Dumbledores Beweise nicht gereicht. Sie wollen Harrys Aussage. Doch der liegt aus unerklärlichen Gründen im Koma. Niemand weiß warum. Draco hofft, du könntest es heraus finden. Und weil ich nicht weiß, wie lange Harry in seinem jetzigen Zustand noch überlebt, habe ich den schnellen und schmerzhaften Weg gewählt, dich von den Nachwirkungen der Dementoren zu befreien!“, fasste Lucius die Lage in wenigen Worten zusammen.

Severus durch fuhr ein weiterer Stich. In seinen Ohren hörte sich das so an, als läge Lucius einziges Interesse darin, Harry nicht sterben zu lassen. Es ging Lucius gar nicht um ihn. In Severus Augen blitzte wieder die Wut auf. „Und warum sind wir ausgerechnet HIER?“

„Ist es dir so zu wieder, hier zu sein?“ fragte Lucius leise.

„Ja!“ Severus antwortete energisch. Eigentlich war es ihm nicht zu wieder. Doch es war unerträglich hier zu sein und sich daran zu erinnern, wie schön es damals mit Lucius gewesen war. Sich daran zu erinnern und gleichzeitig zu wissen, dass es nicht wieder so werden würde.

Lucius schloss die Augen. „Ich würde dir ja gerne anbieten in eines der anderen Anwesen zu gehen, doch die sind im Moment noch alle vom Ministerium beschlagnahmt. Ich werde sie wohl erst in ein paar Tagen wieder betreten können. Dann kannst du gern entscheiden, in welches wir gehen werden! So lange wirst du dich hier mit arrangieren müssen!“

„Wir? Ich werde allein nach Spinners End gehen!“ entgegnete Severus kalt. Wenn es irgendwie ging, würde er Lucius Gesellschaft so gut es ging meiden. Jeder Moment mit Lucius würde ihn nur noch mehr zerreisen.

„Du bist nicht frei gesprochen, Severus!“ stellte Lucius fest. „Sie werden dir all deine Besitztümer erst nach Harrys Aussage zurück geben! - Außerdem haben sie dich so lange unter meine Obhut gestellt.“

„Na wunderbar!“ entfuhr es Severus. Gerade noch rechtzeitig legten er einen genervten Ton in seine Stimme. Er wollte Lucius auf gar keinen Fall zeigen, wie sehr ihn die Situation quälte. „Auf meinen Zauberstab werde ich dann vermutlich auch eine Weile verzichten müssen!“

Lucius nickte.

Severus drehte sich um und verließ das Wohnzimmer. Er brauchte einen Moment für sich, um nach denken zu können. Und in Lucius Anwesenheit würde er keinen klaren Gedanken fassen können.

Harry lag im Koma. Dieses musste durch Naginis Gift verursacht worden sein. Severus musste irgendetwas übersehen haben, als er Harry das Gegengift gegeben hatte. Oder etwas war schief gegangen. Vielleicht war es aber auch gar nicht Naginis Gift, das Harry in diesen Zustand versetzte. Wer konnte schon sagen, was für Zauber Harry im Kampf getroffen hatten. Der Junge besaß ein unglaubliches Talent dafür Verletzungen jeder Art so lange zu ignorieren, bis die Gefahr vorüber war und er sich leisten konnte, abgelenkt zu sein. So lange schaltete er den Schmerz einfach aus.

Severus seufzte. Er würde keine Lösung finden, ohne Harry gesehen zu haben. Schweren Herzens ging er zurück ins Wohnzimmer. Dort lag Lucius noch immer auf dem Boden. Ganz offensichtlich hatte der Blonde noch immer mit den Nachwirkungen von Severus Verteidigung zu kämpfen.

„Wo ist Harry zu finden?“ fragte Severus, ohne sich vorher in irgendeiner Weise bemerkbar zu machen.

Lucius zuckte kaum merklich zusammen. „Er ist im St Mungos!“ stellte er dann fest.

„Da ich keinen Zauberstab habe, wirst du mich hinbringen müssen!“ meinte Severus so emotionslos wie möglich. In diesem Moment war er für das jahrelange Training darin, seine Gefühle zu verbergen, unglaublich dankbar.

Lucius nickte, als er sich auf die Beine kämpfte: „Einen Moment!“ Etwas benommen lief Lucius zu seinen Koffern. Er holte eine Phiole daraus hervor, die nach Farbe und Konsistens ihres Inhalts einen Schmerztrank enthalten musste. Lucius entleerte das Fläschchen in einem Zug.

Als er sich wieder aufrichtete hielt Severus ihm seinen Zauberstab hin. Lucius nahm ihn wortlos entgegen. Severus entschied sich, so wenig wie möglich mit Lucius zu reden. Auch wenn er im Moment gezwungen war, bei Lucius zu bleiben, konnte er sich gut wie möglich schützen, in dem er Lucius weitestgehend ignorierte.

Severus durch fuhren kalte Schauer, als Lucius ihn zu sich zog, um zu apparieren. Der Wunsch, dass diese Umarmung etwas anderes bedeutete, als sie es im Moment tat, wurde übermächtig. Um seiner Gefühle Herr zu werden, ging Severus so schnell wie möglich auf Abstand.

Für einen Moment bildete Severus sich ein, Schmerz in den blauen Augen auf blitzen zu sehen. Doch es verschwand so schnell wie es gekommen war und Severus glaubte, es sei eine Illusion gewesen, die seine Sehnsucht hervor rief.

„Komm“, meinte Lucius mit seltsam belegter Stimme.

Lucius führte Severus zielstrebig zu einem der Krankenzimmer. Dort lag Harry in einem Krankenbett. Der Schwarzhaarige war bleich und Severus musste Lucius Bedenken zustimmen. In diesem Zustand würde Harry nicht mehr lange überleben. Es war Eile geboten.

Neben Harrys Bett saß Draco. Als dieser die beiden Besucher entdeckte, verschwand für einen Moment die Sorge aus seinem Blick und ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht. „Es geht dir wieder gut, Severus!“

Severus erwiderte das Lächeln nickend. „Und wie geht es dir?“

„Ich warte draußen!“ meinte Lucius und verließ das Zimmer.

Draco sah seinem Vater stirnrunzelnd nach. Statt auf Severus Frage zu antworten, wollte er wissen: „Was ist denn mit Dad los?“

„Da fragst du den falschen“, entgegnete Severus. „Mit mir redet dein Vater schon seit Jahren nicht. - Was ist mit Harry?“

Severus ignorierte den verwirrten Blick Dracos. Stattdessen wandte er sich Harry zu. Instinktiv griff er zu der Stelle, an der er normalerweise seinen Zauberstab trug. Natürlich war das ein Griff ins Leere.

„Würdest du mir kurz deinen Zauberstab leihen?“ fragte er Draco.

„Welche Zauber soll ich sprechen?“ entgegnete Draco. „Du muss vorsichtig sein, Severus. Das Gamot wartet nur darauf, dich zurück nach Askaban schicken zu können!“

Severus seufzte. Er hasste es abhängig zu sein. Und er hasste es, wenn irgendwer meinte über sein Leben bestimmen zu können. Viel zu lange hatte Voldemort sein Leben bestimmt und viel zu lange hatte er in Abhängigkeit von Dumbledore gelebt.

Doch Severus sah ein, dass Draco recht hatte. „Ich muss wissen, was das Koma verursacht. Der Spruch ist schwierig und...“

„Ich kenne den Spruch“, unterbrach Draco ihn.

Severus runzelte die Stirn. Doch die Verwirrung hielt nur so lange, bis er sich entsann, dass sowohl Draco als auch Harry während ihrer letzten Schuljahre eine umfassende Ausbildung von Poppy Pomphrey erhalten hatten. Das war der Wunsch der beiden Jungen gewesen und obwohl Dumbledore nicht sehr froh darüber gewesen war, hatte er sie gewähren lassen.

Severus wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Draco murmelte: „Das ist seltsam. Das Koma wird durch ein Gift hervorgerufen. Ein natürlich vorkommendes Gift. Allerdings nicht das von Nagini!“

Severus blinzelte. „Ich Idiot!“ Natürlich. Daran hätte er gleich nach dem Sieg über Voldemort denken müssen. Er hatte sich doch vorher so oft Gedanken darüber gemacht.

„Was?“ fragte Draco verwirrt.

„Es ist Naginis Gift!“ meinte Severus Kopfschüttelnd. „Ich hatte nicht das richtige Gegengift!“

„Aber das Gift...“ wollte Draco widersprechen.

Severus schüttelte den Kopf. „Voldemort hat alle möglichen Rituale durchgeführt. Eines davon an Nagini. Sie war keine einfache Schlange mehr. Ein künstlich erschaffenes magisches Tier, dessen Gift das Opfer schleichend tötet.“

„Gibt es ein Gegenmittel?“ Draco war so weiß, wie die Wände im Zimmer.

„Ja“, meinte Severus beruhigend. „Das Rezept dürfte in unserer Bibliothek zu finden sein. - Ich werde mich beeilen. Schick eine Expresseule, falls sich an Harrys Zustand etwas ändert!“ Damit verließ Severus eilig das Krankenzimmer.

Vor der Tür stand Lucius.

„Ich weiß welchen Trank Harry braucht. Zu meinem Leidwesen bin ich mir über das Rezept nicht sicher. Allerdings weiß ich, dass es in der Bibliothek deines Hauses ein Buch gibt, in welchem das Rezept steht!“, erklärte Severus dem Blonden. Ohne jedoch auf eine Reaktion von diesem zu warten wandte er sich zum Gehen.

Severus hatte sich dazu gezwungen, von Lucius Haus zu sprechen und nicht von ihrem. Er wollte in sich selbst keine falschen Hoffnungen wecken. Das Haus gehörte noch immer ihnen beiden und Severus wünschte sich nichts mehr, als dort zusammen mit Lucius den Rest seines Lebens zu genießen. Doch Lucius Verhalten in den letzten Jahren hatte ihn immer mehr davon überzeugt, das dies für immer ein Traum bleiben würde.

Während des ganzes Weges zurück zu ihrem Haus fiel kein Wort. Severus war das nur recht. Doch als Severus gerade die Bibliothek betreten wollte, durchbrach Lucius die Stille.

„Kann ich dir irgendwie helfen?“ fragte er.

„Nein“, kam die eisige Antwort von Severus. Selbst wenn er nicht so viel Abstand wie möglich zu Lucius hätte halten wollen, hätte er des Blonden Hilfe im Moment nicht gebraucht. Er wusste genau, wo er das Rezept finden würde. So brauchte er nicht einmal eine halbe Minute, bis er die Bibliothek wieder verließ.

„Hast du das Labor in den letzten Jahren in Stand gehalten?“ fragte Severus, während er das Rezept studierte. Theoretisch war das alles in seinen Vorratsschränken. Lucius schüttelte den Kopf. „Das habe ich mir gedacht. Dann muss ich in die Winkelgasse!“, meinte Severus und verdrehte die Augen. Dann waren alle Vorräte, die er hier hatte längst verdorben.

„Dann komm“, meinte Lucius. Severus hörte deutlich heraus, dass Lucius über irgendetwas verärgert war.

Als sie nun zum dritten Mal an diesem Tag apparierten musste Severus sich stark zusammen reißen, um seiner Gefühle Herr zu werden. Je mehr Zeit er mit Lucius verbrachte, desto größer wurde seine Sehnsucht nach dem Blonden. Die Situation wurde mit jedem Moment unerträglicher.

Severus war sich mit einem Mal ziemlich sicher, dass das nicht auf Dauer gut gehen würde. Zwischen ihm und Lucius baute sich eine unerträgliche Spannung auf. Irgendwann würde es zu einem Ausbruch kommen.

Anstatt den Laden für Zaubertränkezubehör der Winkelgasse an zu steuern, lief Severus zum Eingang der Nokturngasse.

„Stopp!“ Lucius hielt ihn am Arm fest. „Du kannst da nicht hin!“

„Und du glaubst du kannst mich daran hindern?“ wollte Severus spöttisch wissen und riss sich los.

„Ja“, knurrte Lucius. „Denn wenn du da rein gehst und einer der Auroren bekommt dich zu Gesicht bist du schneller wieder in Askaban, als du Dementor sagen kannst!“

„Es gibt die meisten Zutaten für den Trank nur in der Nokturngasse!“ entgegnete Severus. Er bemühte sich darum ruhig zu bleiben. Sich mitten in der Winkelgasse mit Lucius zu streiten würde die Situation nicht besser machen.

Lucius war über diese Aussage nicht sehr begeistert. „Das hättest du mir auch früher sagen können, dann wäre ich allein her gekommen! - Gib mir die Liste der Zutaten, dann bring ich dich zurück und besorge die Dinge danach!“

Severus musterte ihn einen Moment. Er war jetzt einmal hier, also konnte er Lucius auch begleiten. Wenn nicht in menschlicher Gestalt, dann eben anders. Er zog Lucius mit sich in eine Seitengasse. „Ich begleite dich!“ Er hielt Lucius das Rezept hin und kaum hatte der Blonde es entgegen genommen, verwandelte er sich in einen Raben und flog auf die Schulter des Blonden.

Lucius schien diese Verwandlung aus irgendeinem Grund zu schockieren. Severus Laune besserte dieser Umstand nicht. Immerhin hatte er zusammen mit Lucius trainiert, diese Gestalt annehmen zu können. Warum also, tat Lucius jetzt so, als wüste er von seiner Animagusgestalt nichts?

„Schlaf nicht ein!“ meldete sich Severus mürrisch, als Lucius sich auch nach einigen Minuten noch nicht vom Fleck bewegt hatte.

Lucius schüttelte den Kopf, als müsse er irgendwelche lästigen Gedanken abschütteln. Dann bog er in die Nokturngasse und eilte zum Zaubertränkeladen. Auf halbem Wege lief er jedoch Scrimgour über den Weg.

„Mr Malfoy, Sie hier?“ fragte der Minister überrascht.

„Nun, diese Frage könnte ich zurück geben, Minister!“ entgegnete Lucius kalt.

„Ich dachte, ich hätte Ihnen die Aufsicht über Mr Snape gegeben!“ stellte Scrimgour fest.

„Severus ist auf meinem Anwesen und wird es nicht verlassen! Seien Sie unbesorgt, ich werde Ihnen keine Möglichkeit geben ihn zurück nach Askaban zu schicken!“ zischte Lucius.

„Nun, er sollte diese Freiheit genießen, denn lange wird er sie nicht haben. Ich bezweifle, dass Mr Potter ihn entlasten wird!“ entgegnete der Minister ruhig. „Wenn er denn überhaupt noch einmal aufwacht!“

„Das wird er, keine Sorge!“ versicherte Lucius. „Sie hingegen sollten sich schon einmal nach einem neuen Job umsehen!“

Severus war einigermaßen überrascht, als Lucius dem Minister so unverhohlen drohte. Es war nicht Lucius Art Drohungen so auffällig aus zu sprechen.

„Wollen Sie mir drohen, Mr Malfoy?“ frage Scrimgour ruhig.

Lucius lächelte kalt: „Nein, es ist lediglich eine Vorwarnung. Selbst Fudge war nicht so inkompetent wie Sie! Wenn es nur um die drei Wochen ginge, die ich in Askaban verbracht habe, würde ich Sie vielleicht noch davon kommen lassen. Aber Sie haben Severus dort hin geschickt. Obwohl ich sehr genau weiß, dass Dumbledore doppelt vorgesorgt hat! Es lagen dem Ministerium bereits Beweise seiner Unschuld vor, bevor ich mit denen aus Harrys Verließ gekommen bin. Wenn ich Sie nicht aus dem Ministerium schmeiße, wird Harry das für mich übernehmen!“

Severus erschauerte. Er hatte bisher nicht gefragt, wie viel Zeit seit dem letzten Kampf vergangen war. Er hätte nicht erwartet, dass es so lange gewesen war. Doch das bedeutete auch, dass er sich noch mehr beeilen musste.

Doch Lucius Worte brachten Severus auch zum Nachdenken. Das was sich hinter Lucius Worten verbarg, ließ Severus an seinen Überzeugungen zweifeln. Lag Lucius etwa doch noch etwas an ihm?

„Sie sollten vorsichtig sein, Mr Malfoy. Immerhin tragen sie das dunkle Mal!“ stellte Scrimgour fest.

Lucius schnaubte: „Mein Fall ist durch die Presse gegangen! Und auch von Severus wird spätestens heute Abend jede Menge in der Presse stehen. Wie ich bereits sagte, Dumbledore hat vorgesorgt!“

„Diese Immunität, die sie im Moment besitzen kann sehr schnell aufgehoben werden, Mr Malfoy. Dumbledore ist tot. Er kann ihnen hierbei nicht helfen!“ entgegnete der Minister.

Lucius lachte auf: „Sie wollen ein Kräftemessen, Scrimgour? Sie werden verlieren! Haushoch! Niemand entfacht ungestraft die Wut eines Malfoys!“

Severus konnte sich gerade so davon abhalten, warnend mit dem Schnabel zu klappern. Lucius begab sich auf dünnes Eis. Für seinen Geschmack viel zu dünn. Der Einfluss des Blonden war in den letzten Jahren deutlich gesunken. Und gerade weil Lucius das für ihn tat, war die Sorge, die in Severus wuchs noch um einiges größer.

„Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall!“ sagte Scrimgour, bevor er sich abwandte und ging.

Lucius sah ihm einen Moment nach. Dann beeilte er sich in der Tränkeladen zu kommen. Die Zutaten zu kaufen nahm letztendlich keine zehn Minuten in Anspruch. Severus blieb in seiner Rabengestalt, bis sie wieder auf dem Grundstück ihres Hauses waren. Da Lucius ihm die Zutaten nicht geben wollte, bevor sie das Haus erreicht hatte, musste Severus sich dem Tempo des Blonden anpassen.

„Könnte ich mich jetzt bitte endlich an die Arbeit machen?“ wollte Severus ungeduldig wissen, als sie das Haus betraten. Die Gedanken wirbelten ungeordnet durch seinen Kopf.

Er hatte keinen blassen Schimmer, warum Lucius sich so verhielt, wie er es tat. Irgendwie schien sich das alles zu widersprechen. Außerdem war Severus auch ungeduldig, weil Harry bereits drei Wochen im Koma lag. Er wusste nicht, mit welchen Gedanken er sich zuerst beschäftigen wollte. Doch es war Eile geboten. Der Trank musste so schnell wie möglich gebraut werden. Doch so lange Lucius bei ihm war, würde er seine Gedanken kaum von diesem weg bewegen können.

„Kannst du nicht bitte aufhören, so verdammt ungerecht zu mir zu sein?“ fragte Lucius verzweifelt.

„Ich und ungerecht?“ gab Severus schnaubend zurück. Er wusste, dass die Auseinandersetzung jetzt unweigerlich kam. Vermutlich würde er sie am schnellsten beenden, wenn er stur blieb. Und Zeit bedeutete im Moment Leben.

„Ich versuche dir zu helfen und du fährst mich bei jeder Gelegenheit an!“ meinte Lucius aufgebracht.

Severus sandte ihm einen kalten Blick: „Ich werde kein zweites Mal auf deine Lügen herein fallen, Lucius Malfoy!“

„Was? Meine Lügen?“ Lucius sah ihn verwirrt an.

„Ja!“ Severus sprach gefährlich leise und hatte die Augen zu Schlitzen verengt. Mit einem Mal kam der ganze Schmerz und Ärger wieder hoch. Und so vergaß er für einen Moment sein Vorhaben, dieses Gespräch so schnell wie möglich zu beenden. „Oder kannst du dich tatsächlich nicht mehr daran erinnern, dass du mir deine unsterbliche Liebe geschworen hast, sechs Stunden bevor du Narzissa Black geheiratet hast?“

Lucius holte zitternd Luft: „Severus...“

„Sei still!“ fuhr Severus ihn an, entschlossen das Gespräch jetzt zu beenden und weiter zu führen, wenn Harry seinen Trank hatte. „Ich werde dir für Harry diesen Trank brauen und danach verschwinden. Und damit hast du dann, was du willst, deine Ruhe!“ Das war mehr, als er hatte sagen wollen. Doch so ganz konnte er seine Verzweiflung im Moment nicht verbannen. Severus riss Lucius die Tasche mit den Zutaten aus der Hand und wollte im Labor verschwinden.

Doch Lucius hielt ihn fest: „Nein, warte!“

„Lass mich los!“ forderte Severus ungehalten.

„Hör mir zu, Severus!“ verlangte Lucius. „Lass mich bitte erklären!“

Severus schnaubte: „Es gibt keine Erklärung!“ Verdammt. Warum konnte er seine Klappe nicht halten? Diese Diskusion würde noch Ewigkeiten dauern. Warum hatte er Lucius nicht einfach auf später vertrösten können?

„Jetzt hör mir verdammt noch mal zu, Severus!“ zischte Lucius, packte Severus an den Schultern und drückte ihn gegen die Wand. „Hör mir zu! Danach kannst du urteilen!“

Severus sah ihn kalt an, versuchte jedoch nicht, sich aus Lucius Griff zu befreien. Er WOLLTE die Erklärung hören. Das war es, was er seit zwanzig Jahren wollte, dem er dennoch immer aus dem Weg gegangen war, weil er Angst hatte, noch mehr verletzt zu werden.

„Ich habe dich nur ein einziges Mal in meinem Leben belogen!“ begann Lucius leise. Severus konnte sehen, wie nahe er den Tränen war und das versetzte ihm einen Stich. „Ich habe dich belogen, als ich dir nach meinem Beitritt zu den Todessern den Grund dafür nannte, mich Voldemort angeschlossen zu haben. Ich habe nicht eine einzige Sekunde an Voldemorts Ziele oder an seinen Weg geglaubt! Der Grund, warum ich das dunkle Mal angenommen habe, war meine Liebe zu dir.“

Severus schluckte. Sein Herz schlug so hart gegen die Brust, dass er überzeugt war, Lucius müsse es hören. Irgendwie machte sich in ihm ein schlechtes Gewissen breit. Gleichzeitig waren diese Worte wahnsinnig rührend.

„Als wir uns in meinem Abschlussjahr angefreundet habe, habe ich mich nach ziemlich kurzer Zeit in dich verliebt. Ich habe viele Wochen lang nicht einmal zu hoffen gewagt, dass du diese Gefühle auch nur im Ansatz erwidern könntest. Um so dankbarer war und bin ich demjenigen, der diese Unmengen Alkohol zu Silvester in den Kerker geschmuggelt hat. Denn ohne den Alkohol hätte wohl keiner von uns beiden den Mut gefunden, dem anderen seine Gefühle zu offenbaren.

Aber ich habe schon lange zuvor angefangen darüber nach zu denken, wie ich dir zeigen konnte, dass du den falschen Weg gewählt hattest, als du dich Voldemort angeschlossen hast. Wir hatten ja sehr ausführlich über deine Beweggründe gesprochen.“

Severus atmete tief durch. Das hatten sie in der Tat. Er hatte sich erhofft, in den Reihen Voldemorts das zu finden, was er seine ganze Kindheit über hatte missen müssen. Sein Vater, bei dem er aufgewachsen war hatte ihn verteufelt. Bevor er nach Hogwarts gekommen war, war er derjenige gewesen, der immer wieder dem Spott der anderen Kinder ausgesetzt gewesen war. In Hogwarts hatte sich die Lage nur geringfügig geändert. Als er den Todessern beigetreten war, hatte er gehofft, endlich Teil einer Gruppe zu werden. Doch schon nach kurzer Zeit hatte er erkannte, welch großen Fehler er begangen hatte. Doch zu diesem Zeitpunkt gab es schon kein Zurück mehr.

„Das Problem, dass sich mir bei diesem Vorhaben stellte, ist wohl ziemlich offensichtlich. Einmal ein Todesser ist es äußerst schwer, aus dieser Sache wieder lebend heraus zu kommen. In meiner Verzweiflung wandte ich mich mit Ende des Schuljahres an Dumbledore.

Ich hatte bereits darüber nachgedacht, dass der Kontakt zwischen uns unweigerlich abbrechen würde, sollte ich mich nach der Schule nicht Voldemort anschließen. Außerdem waren einige seiner Leute sowieso schon an mich heran getreten. Immerhin hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits den Titel meines Vater geerbt und besaß großen politischen Einfluss.

Dumbledore sagte mir damals er könne nichts für dich tun. Du seist aus freien Stücken und aus Überzeugung zu Voldemort gegangen. Mit Ende des Krieges und dem Sieg der weißen Seite – Dumbledore zweifelte daran nicht einen Augenblick! - würde man dich wie alle anderen Todesser behandeln. Ich hätte ihn für diesen Satz fast verhext. Aber er sagte mir, wenn ich für ihn bei Voldemort spionieren würde, würde er für dich ein gutes Wort einlegen. Das war in diesem Moment mehr als ich überhaupt hoffen konnte.

Mein Plan, mich aus dieser ganzen Sachen heraus zu halten so gut es ging, war damit über den Haufen geworfen. Ich schloss mich Voldemort an, der mich mit offenen Armen empfing. Ein durchaus positiver Nebeneffenkt war Voldemorts Befehl, dich bei mir aufzunehmen, damit du von dem Muggel weg kamst, der sich als dein Vater ausgab. Es gab nichts, dass ich lieber getan hätte.

Für den Moment war diese Situation durchaus zufrieden stellend. Ich konnte bei dir sein und ich hörte aus unseren Gespräch immer mehr heraus, dass du deine Entscheidung dich Voldemort anzuschließen immer mehr bereutest. Und ich war nun durchaus in der Lage dir zu helfen. Ich konnte die ganze Sache zwar nicht einfach beenden, aber ich hatte Einfluss bei Voldemort und Dumbledore und konnte auf beiden Seiten für dich eine ganze Menge tun.“

Severus zog sich das Herz zusammen. Es war hart zu hören, dass Lucius nur für ihn sein Leben geopfert hatte. Severus schallte sich einen Idioten, je an Lucius Gefühlen gezweifelt zu haben. Doch er wollte den Blonden auch nicht unterbrechen. Also hörte er weiter zu.

„Das ging etwas mehr als ein Jahr gut. Dann geschah das, worüber ich mir schon seit einer ganzen Weile Gedanken gemacht hatte. Als Mitglied des Adels war ich eigentlich dazu verpflichtet standesgemäß zu heiraten. Irgendeine Tochter irgendeines anderen Adligen. Voldemort würde das irgendwann von mir verlangen, das war mir klar. Und ich habe mir Monatelang den Kopf darüber zerbrochen, wie ich reagieren sollte. An dem Morgen, als Voldemort uns zu dieser überraschenden Versammlung berief, hatte ich mit dir über meine Befürchtungen sprechen wollen. Voldemort kam mir dazwischen.

Ich war geschockt, als Voldemort zu mir meinte, es wäre an der Zeit zu heiraten und fragte, was ich von Narzissa Black hielt. Es war klar, dass die Frage nur der Deckmantel für seinen Befehl war. Und ich musste ihm antworten. Mir blieb nur die Möglichkeit mich ihm zu fügen.

Hätte ich seine Wahl abgelehnt, hätte er wissen wollen warum. Hätte ich gesagt, es wäre einfach die Person, die er vorgeschlagen hätte, hätte er von mir wissen wollen, wem ich Narzissa vor zog. Dich, natürlich. Aber hätte ich ihm das gesagt, wäre ich auf der Stelle tot gewesen und du vermutlich auch. Die Option schied aus.

Hätte ich gesagt, ich würde eine andere Person lieben, hätte er wissen wollen, wen. Voldemort hasste die Liebe. Hätte ich mit der Wahrheit geantwortet, wärst du tot gewesen. Hätte ich auf die Nachfrage nicht geantwortet, wäre er in meinen Geist eingedrungen und unweigerlich auf die Antwort gestoßen. Und das wäre vermutlich schlimmer gewesen als alles andere. Denn dann hätte er erfahren, wie viel du mir bedeutest und er hätte dich als Druckmittel verwendet. Ich hätte alles getan um deine Sicherheit zu gewährleisten. Und das würde ich immer noch!

Die dritte Möglichkeit, die ich gehabt hätte, wäre gewesen, einfach zu sagen, dass ich nicht heiraten wollte. Die Folge wäre gewesen, dass er mich eine Weile gefoltert hätte, bevor er mich gezwungen hätte, Narzissa zu heiraten.

Ich sah in diesem Moment einfach keine andere Möglichkeit, als mich ihm zu fügen! Ich hatte gehofft im Anschluss an die Versammlung mit dir reden zu können. Aber du bist verschwunden, kaum dass Voldemort die Versammlung für beendet erklärte. Und da Voldemort wollte, dass die Hochzeit noch am selben Tag stattfand, hatte ich nicht einmal die Zeit nach dir zu suchen. Und danach bist du mir permanent aus dem Weg gegangen.“

Erneut schlug das schlechte Gewissen zu. Natürlich war er Lucius aus dem Weg gegangen. Er hatte geglaubt, betrogen worden zu sein. Wie viel Leid hätte er sich und auch Lucius ersparen können, wenn er einfach mit dem Blonden geredet hätte?

„Es war klar, was von mir erwartet wurde. Aus der Ehe MUSSTE ein Stammhalter hervorgehen. So sehr es mich auch davor ekelte musste ich mit Narzissa schlafen. Um diese ganze Sache so schnell wie möglich hinter mich zu bringen und das alles auf ein einziges Mal zu beschränken verabreichte ich ihr einen Trank, der dafür sorgte, dass sie auf alle Fälle schwanger wurde und ich selbst nahm einen Trank, der dafür sorgte, dass es ein Junge werden würden.

Das Ergebnis dieser ganzen Sache ist Draco. Er ist einer der beiden Gründe, warum ich die Hochzeit mit Narzissa nicht ganz so sehr bereue. Der zweite Grund ist, dass du noch am selben Tag bei Dumbledore aufgetaucht bist und ihm angeboten hast für ihn bei Voldemort zu spionieren.

Damit war das Ziel, dass ich gehabt hatte, als ich Voldemort beitrat erreicht. Auf einem anderen Weg als ich es mir gewünscht hatte, doch daran ließ sich nun auch nichts mehr ändern. Mit Ende des Krieges würdest du glimpflich davon kommen, dachte ich damals. Aber ich habe ja auch nicht mit Scrimgour gerechnet. Doch das wird Harry gerade biegen, sobald er aus seinem Koma erwacht ist.

Nachdem fest stand, dass Narzissa schwanger war zog ich in ein eigenes Schlafzimmer. Ab diesem Zeitpunkt änderte sich eine ganze Menge. Du gingst mir permanent aus dem Weg und Dumbledore verlangte von mir, meine Deckung auch vor dir nicht auf zu geben. Dabei war das einzige, was ich wollte, dir reinen Wein ein zu schenken und diese verdammte Sache, die sich mit der Hochzeit zwischen uns gestellt hatte, aus der Welt schaffen. Aber hätte ich mich gegen Dumbledore gestellt wäre das wohl für uns beide ziemlich fatal gewesen. Immerhin war er der einzige, der uns beide vor der Todesstrafe bewahren konnte.

Als Voldemort verschwand, war das erste, was ich tun wollte zu dir zu gehen. Wieder kam mir Dumbledore in die Quere. Er behauptete, Voldemort sei nicht tot und wir müssten unsere Deckung auch weiterhin aufrecht erhalten. Er ging soweit, mich zu bedrohen. Diesmal nutzte er Draco als Druckmittel. Ich begann diesen alten Mann zu hassen, doch mir waren ein weiteres Mal die Hände gebunden.“

Dieses Verhalten von Dumbledore überraschte Severus nicht. Auch ihm war es nach Halloween 1981 nicht besser ergangen. Doch er hatte keine Möglichkeit gehabt, sich von dem Direktor los zu sagen. Dumbledore hatte nie dafür gesorgt, dass alle Zweifel über Severus Loyalität aus der Welt geschafft wurden. Hinter seinem Rücken hatte ihn jeder als Todesser betitelt.

„Es änderte auch nichts daran, als Voldemort wieder auf erstand und sich heraus stellte, das Dumbledore recht gehabt hatte. Nur wegen Draco und dir spielte ich dieses Spiel weiter mit.

Ich habe in den letzten Tagen viel darüber nachgedacht. Ich frage mich noch immer, ob es nicht einen besseren Weg gegeben hätte, doch ich glaube kaum, dass ich darauf jemals eine Antwort erhalten werde. Ich habe diesen Weg damals gewählt und mein Ziel in gewisser Weise erreicht. Ich konnte dein Leben ein ums andere Mal retten und wenn Harry endlich wieder wach ist, wirst du ein freier Mann sein. Dennoch habe ich in den letzten Stunden angefangen meine Wahl von damals zu bereuen, denn mir ist klar geworden, dass ich dich letztendlich doch verloren habe!“ Lucius ließ Severus los und trat zwei Schritte zurück. Er wandte den Blick zu Boden. „Ich liebe dich noch immer, Severus, so sehr wie damals. Und daran wird sich nichts ändern!“

Severus wollte Lucius anschreien. Wie konnte Lucius das einfach so behaupten, ohne ihn zu fragen? Doch er riss sich zusammen. Wenn Lucius dieser Meinung war, würde er ihn noch eine Weile in diesem Glauben lassen. Er würde ohnehin Zeit brauchen, das eben gehörte zu verarbeiten. Vielleicht würde er mit Lucius noch einmal darüber sprechen, wenn er frei gesprochen worden war. Wortlos verschwand Severus im Labor.

Severus verschloss alle Gedanken an Lucius tief in sich, um sich auf den Trank konzentrieren zu können. Es war ein komplexer Trank, der all seine Aufmerksamkeit forderte. Er würde zwei Tage brauchen um ihn fertig zu stellen. Auch wenn er erschöpft war, in den nächsten achtundvierzig Stunden war an Schlaf nicht zu denken. Dieser Trank hatte höchste Priorität.
 

Lucius kam nicht einmal ins Labor, während Severus an dem Trank arbeitete. Im Grunde war Severus darüber sehr froh. Er konnte keine Ablenkung gebrauchen. Nach der Fertigstellung des Tranks sank Severus erschöpft auf dem Sofa nieder, dass in einer Ecke des Labors stand. Kaum, dass er saß, fielen ihm die Augen zu. Er konnte nicht mehr gegen den Schlaf ankämpfen.

Es war früher Nachmittag, als Severus wieder erwachte. Leise fluchend sprang er auf und schnappte sich den Trank. Er hatte nicht schlafen wollen. Er hatte nur einige Minuten Ruhe gebraucht. Er hätte besser aufpassen müssen, dass er nicht ein schlief. Nun war wertvolle Zeit verloren gegangen. Wer wusste schon, wie viel Zeit Harry noch hatte.

Eilig machte er sich auf den Weg, Lucius zu suchen. Doch das stellte eine erneute Herausforderung dar. Zuerst war Severus im Wohnzimmer, als er Lucius dort nicht antraf, ging er die Bibliothek. Da Lucius auch dort nicht war, durchlief Severus systematisch alle Räume des Hauses. Doch Lucius war nicht auf zu finden.

Severus begann sich Sorgen zu machen. War irgendetwas passiert, während er mit dem Brauen des Tranks beschäftigt war? Lucius wäre mit Sicherheit nicht gegangen, ohne ihm wenigstens eine Nachricht zu hinterlassen. Und er hatte genauso wenig eine Nachricht gefunden, wie er Lucius gefunden hatte.

Nur am Rande registrierte Severus, dass die Tür zu ihrem ehemaligen Schlafzimmer durch etliche Zauber verschlossen war. Zwar fragte er sich für einen Moment, wieso Lucius das getan hatte, doch er kam nicht einmal auf die Idee, dass Lucius sich darin befand. Welchen Grund sollte er dafür auch haben?

Um so überraschter war Severus, als Lucius genau aus diesem Raum kam, nachdem Severus zum vierten oder fünften Mal eine Runde durch das Haus machte. „Wo hast du gesteckt?“ fuhr der Severus den Blonden an. Er hatte alle Mühe seine Erleichterung zu verbergen. Deshalb sprach er auch gleich weiter. „Der Trank ist seit Stunden fertig! Ich dachte du hättest es damit so eilig!“

Lucius seufzte und nickte jedoch: „Wir sollten ihn ins St Mungos bringen!“

Severus schwieg während sie auf dem Weg zu Harrys Krankenzimmer waren und auch Lucius versuchte nicht eine Unterhaltung zu beginnen. Severus fiel es schwer, nichts zu sagen. Er konnte sehen, wie niedergeschlagen Lucius war. Es tat ihm weh den Blonden in diesem Zustand zu sehen. Vor allen Dingen, weil ihm nun bewusst wurde, dass Lucius schon die ganze Zeit so war.

Plötzlich kam Severus eine Frage, die ihn nicht mehr los ließ. „Warum hast du vor drei Tagen versucht in meine Gedanken ein zu dringen?“

„Weil ich nicht wusste, wie viel Zeit das Ministerium uns geben würde, auf Harrys Erwachen zu warten. Ich hätte gern den sanfteren Weg gewählt. Aber es hätte Monate gedauert, dich auf dem herkömmlichen Weg wieder auf zu bauen. Und vielleicht wäre Harry in dieser Zeit gestorben. Dann hätte man versucht dich zurück nach Askaban zu bringen und dich dort zu töten! Nicht, dass ich das zugelassen hätte. Aber in diesem Zustand mit dir zu fliehen wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. - Ich wusste, wie du reagieren würdest, wenn ich versuchen würde, in deine Gedanken ein zu dringen. Du musstest unweigerlich aus der Welt erwachen, in die die Dementoren dich getrieben hatten, wenn du deine mentalen Schilde wieder hoch fuhrst“, erklärte Lucius.

Severus schwieg. Seine Wut, die sich so lange auf Lucius gerichtet hatte, richtete sich mit einem Mal auf ihn selbst. Was Lucius für ihn getan hatte, war ein Liebesbeweis, der größer gar nicht sein konnte. Lucius hatte die letzten zweiundzwanzig Jahre dafür geopfert, sein Leben zu retten. Und er schien sich jedem einzelnen seiner Schritte und deren Konsequenzen vollkommen bewusst gewesen zu sein.

Severus hätte am liebsten sofort die Dinge geklärt, die zwischen ihnen standen. Anderseits zweifelte er daran, ob sie wirklich noch einmal dort beginnen konnten, wo sie mit Lucius Hochzeit geendet hatten. Lucius schien überzeugt davon, dass ein Neubeginn nicht möglich war. Warum sonst hätte er behaupten sollen, Severus verloren zu haben?

Severus wurde von Draco aus seinen Gedanken gerissen, als sie Harrys Zimmer betraten. Der jüngere Malfoy sprang ungeduldig auf. „Da seid ihr ja endlich! Habt ihr den Trank?“

Severus nickte: „Natürlich. Hilfst du mir, Harry den Trank zu verabreichen, Draco? Und Lucius, vielleicht solltest du vor der Tür aufpassen, dass niemand hier rein kommt in der Zeit. Wer weiß, wie die Krankenschwestern darauf reagieren!“

Lucius nickte und verließ das Zimmer umgehend wieder.

Ungeduldig fragte Draco: „Was ist denn nun mit dem Trank?“

„Du musst mir helfen ihm den zu verabreichen!“ stellte Severus fest, während er die Phiole aus seiner Tasche holte.

Draco nickte, als er das Kopfteil von Harrys Bett aufstellte, so dass der Schwarzhaarige im Bett saß. Während Severus Harry kleine Portionen des Tranks einflößte, massierte Draco dessen Hals, um den Bewusstlosen zum Schlucken zu animieren.

„Wie stehst du eigentlich zu Dad?“ wollte Draco zusammenhanglos wissen.

Severus runzelte die Stirn. „Was meinst du?“

„Dad hat erzählt, ihr wärt einmal zusammen gewesen, bevor er Mutter geheiratet hat“, meinte Draco. „Wie stehst du jetzt zu ihm? Liebst du ihn immer noch?“

„Das ist ein schwieriges Thema, Draco“, entgegnete Severus kopfschüttelnd.

„Manchmal hilft es, über schwierige Themen zu reden, erinnerst du dich? Das mit Harry und mir war auch ein schwieriges Thema!“ erwiderte Draco.

Severus lächelte. Das war es tatsächlich gewesen. Er hatte lange auf Draco einreden müssen, bis dieser sich getraut hatte, mit Harry zu reden. Und er wusste von Poppy, dass es mit Harry das gleiche Theater gegeben hatte.

„Ich habe damals mit dir geredet. Jetzt kannst du auch mit mir reden!“ stellte Draco fest.

Severus seufzte. „Ich liebe Lucius, ja. Aber ich weiß nicht, ob es einen Sinn hat, noch einmal dort an zu fangen, wo wir vor zwanzig Jahren aufgehört haben. Oder, was vielleicht besser wäre, ganz am Anfang. - Lucius ist der Meinung, dass er mich verloren hat. Wenn er dieser Meinung ist, ist es vielleicht besser, wenn es so bleibt, wie es jetzt ist!“

„Hat er das?“ wollte Draco wissen.

„Was?“ Severus sah erschrocken auf. Er hatte nicht einmal mitbekommen, dass er seine Gedanken laut geäußert hatte.

„Hat er dich verloren?“ präzisierte Draco seine Frage.

Severus schüttelte den Kopf. „Ich habe nicht aufgehört zu hoffen, dass wir wieder zueinander finden könnten. Ich habe mir das lange Zeit nicht eingestanden, aber diese Hoffnung war immer da. - Doch der erste Schritt dorthin muss von Lucius kommen!“

Draco nickte. „Das verstehe ich. Es würde sich für dich vermutlich falsch an fühlen, wenn du versuchst die Beziehung wieder auf zu bauen, nachdem Dad es war, der sie beendet hat.“

Severus erwiderte nichts darauf, weil es nichts gab, was er hätte sagen können. Draco hatte vollkommen recht. Wenn er zu Lucius ging und diesen fragte, ob sie nicht noch einmal ganz von Vorn beginnen konnte, würde tief in ihm immer der Zweifel nagen, ob es überhaupt das war, was Lucius wollte, nachdem er ihre Beziehung bereits einmal beendet hatte.

„Wo bist du mit deinen Gedanken, Severus? Die Phiole ist längst leer!“ meinte Draco plötzlich lachend.

„Oh...“ Den Kopf schüttelnd steckte Severus die Phiole wieder weg, während Draco zur Tür ging und Lucius herein holte. Severus bemühte sich darum, schnell wieder einen klaren Kopf zu bekommen. „Es wird noch einige Zeit dauern, bis er wieder aufwacht. Spätestens heute Abend dürfte es ihm jedoch wieder gut gehen!“ stellte er fest.

Lucius nickte. „Das ist gut!“

„Dad? Könnten wir vielleicht mal in Ruhe reden?“ wollte Draco unvermittelt von Lucius wissen.

Lucius sah ihn verwirrt an und auch Severus warf ihm einen misstrauischen Blick zu. „Natürlich. Worum...“

„Unter vier Augen!“ unterbrach Draco seinen Vater.

Severus runzelte die Stirn. Draco führte doch irgendetwas im Schilde.

Doch er kam nicht dazu, darüber nachzudenken, denn Lucius wandte sich an ihn: „Es wäre wohl besser, wenn ich dich vorher zurück bringe. Nach meinem Zusammenstoß mit Scrimgour werden sie dich vermutlich umgehend verhaften, wenn du irgendwo allein gesehen wirst!“

„Zusammenstoß mit Scrimgour?“ fragte Draco verwirrt.

„Dein Vater hat sich mit dem Minister angelegt“, erklärte Severus. „Und ich bin der Leidtragende!“

Draco warf einen verwirrten Blick zu Severus.

„Ich komme dann gleich wieder, Draco!“ meinte Lucius, bevor Severus und er das Krankenzimmer verließen. Lucius hatte es eilig. Severus sah ihm an, dass ihn der ernste Ton Dracos besorgte. Ihm an Lucius Stelle wäre es vermutlich nicht anders ergangen.Doch Severus entschied sich nicht weiter darüber nach zu denken, als Lucius ihn bei ihrem Haus abgesetzt und sich dann umgehend auf den Rückweg gemacht hatte. Was Draco mit seinem Vater besprechen wollte, ging ihn sicherlich nichts an.

Dafür reifte in Severus eine andere Idee. Wenn er bis jetzt auch nicht wirklich Zeit gehabt hatte, sich darüber Gedanken zu machen, ließ ihn die Frage, was Lucius in ihrem ehemaligen Schlafzimmer gemacht hatte und warum dieses durch so viele Zauber verschlossen war, nicht los. Lucius konnte ihm schlecht verbieten, nachzusehen, was es damit auf sich hatte. Immerhin war es noch immer ihr beider Haus.

So machte Severus sich zielstrebig auf den Weg. Es fiel ihm nicht schwer, die Zauber auf dem Zimmer zu durchbrechen und es somit betreten zu können. Als er jedoch eintrat breitete sich große Verwirrung in ihm aus. Auf den ersten Blick war klar, was Lucius mit dem Zimmer gemacht hatte.

In diesem Zimmer stand die Zeit still. Noch immer sah es so aus, wie sie beide dieses Zimmer vor zwanzig Jahren verlassen hatten. Mit einer kleinen Ausnahme. Auf seinem, Severus, Kissen waren die nassen Spuren von Tränen zu sehen.

Dieser Anblick rührte Severus mehr, als alles andere. Er wusste, dass Lucius nie weinte. Selbst als seine Eltern gestorben waren und Lucius für einige Wochen weder ein noch aus gewusst hatte, hatte er nicht eine Träne verloren. Er war in sich gekehrt gewesen, hatte kaum gesprochen und hatte sich nach jeder noch so kleinen Liebkosung gesehnt. Doch er hatte nie geweint.

Die Spuren von Lucius Tränen zu sehen machte Severus klar, dass der Blonde unter der herrschenden Situation viel mehr leiden musste, als er sich bisher vorgestellt hatte.

Zu weiteren Gedankengängen kam Severus nicht, denn die Tür öffnete sich. Als Severus sich umdrehte, sah er gerade noch, wie die Erleichterung in Lucius Augen einer unglaublichen Unsicherheit Platz machte.

„Hier bist du“, meinte Lucius leise, bevor er den Blick senkte. „Ich dachte du seist gegangen.“

Severus sagte nichts. Noch vor fünf Minuten hätte er sicherlich mit einer bissigen Antwort gekontert, doch das konnte er jetzt nicht mehr. Lucius litt genauso sehr, wie er. Diese Situation war für sie beide unerträglich. Vielleicht sollte doch er den ersten Schritt machen.

Doch als er zum Sprechen ansetzte, stellte er eine ganz andere Frage: „Warum hast du hier die Zeit angehalten?“

Lucius seufzte. Ganz offensichtlich hatte er mit dieser Frage gerechnet. „Wir sollte nicht hier reden. Sonst sind Tage vergangen, bis wir hier wieder draußen sind!“

Severus nickte und folgte Lucius ins Wohnzimmer. Er ließ Lucius nicht aus den Augen und fragte sich, wieso ihm nicht früher aufgefallen war, wie schlecht der Blonde aussah. Als hätte er seit Jahren keine ruhige Nacht mehr gehabt. Ein weiteres Anzeichen dafür, wie sehr Lucius die Situation belasten musste. Wieso war ihm das nicht früher aufgefallen?

Im Wohnzimmer ließ Lucius sich nervös in den Sessel sinken, in dem Severus drei Tage zuvor aus den schmerzlichen Erinnerungen erwacht war. Und Severus fiel auf, dass er Lucius mit einem Mal dankbar war, in seinen Geist eingedrungen zu sein. Er konnte nicht sagen, wie lange er es noch ertragen hätte, diese Erinnerung immer wieder zu sehen. Lucius hatte ihn vermutlich vor dem Wahnsinn gerettet.

„Ich...“

Severus konnte sehen, wie es in Lucius arbeitete, als er nach Worten suchte. Er hob die Augenbrauen. Severus war sich mit einem Mal ziemlich sicher, worüber Draco mit Lucius gesprochen hatte.

„Ich wollte mich bei dir entschuldigen!“ meinte Lucius schließlich mit leiser, zitternder Stimme.

Severus schluckte. Lucius hörte sich an, als wäre er kurz davor in Tränen aus zu brechen. Es tat ihm schrecklich weh zu wissen, dass er der Grund war, dass Lucius so verzweifelt war.

„Ich habe vor drei Tagen versäumt das zu sagen. Ich muss dir schrecklich weh getan haben und das tut mir unendlich Leid. Wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich das tun! Aber das kann ich nicht.“

Lucius sah auf und fixierte Severus Blick. Aus den blauen Augen sprach so viel Liebe, dass es Severus für einen Moment den Atem verschlug. Severus öffnete den Mund, wollte etwas sagen. Doch Lucius schüttelte den Kopf, bat stumm, aussprechen zu dürfen. Also blieb Severus stumm.

„Ich kann verstehen, wenn du mich für die Dinge verabscheust, die ich getan habe. Teilweise hasse ich mich selbst dafür. - Dennoch hoffe ich, dass du mir irgendwann verzeihen kannst und vielleicht...“

Severus wusste, dass seine ganze Haltung und seine Mimik eine unglaubliche Hoffnung ausstrahlten. Und er sah, dass Lucius es bemerkte. Mit einem Mal war der Blonde sehr viel sicherer.

„Und vielleicht kannst du mir eine Chance geben, dir die Aufrichtigkeit meiner Liebe zu beweisen!“

Severus war sprachlos. Es gab so viel, was ihm durch den Kopf schoss, so viel, dass er Lucius in diesem Moment sagen wollte. Doch er hatte keine Ahnung womit er anfangen sollte und Lucius sprach nach einer kurzen Pause auch einfach weiter.

„Ich wollte dir erklären, warum ich die Zeit im Schlafzimmer angehalten habe. - Ich wollte die Erinnerung an unsere letzte Nacht lebendig erhalten. Ich wollte nicht, dass sie irgendwann verblasst. - Im Laufe der Jahre wurde das zu einer Art Zufluchtsort. Wenn mir alles zu viel wurde, habe ich ein oder zwei Stunden dort verbracht. Hier draußen waren dann immer ein bis zwei Wochen vergangen, aber das nahm ich in kauf. Es gab Momente, da habe ich daran gezweifelt, ob es überhaupt noch einen Sinn hat, weiter zu machen. Ich konnte dort Kraft schöpfen und die schwindende Hoffnung aufrecht erhalten.“

Severus trat zu Lucius. Weil er keine Worte fand, um zu sagen, was in ihm vorging, beugte er sich vor und küsste Lucius. Auf den Armlehnen des Sessel abgestützt blieb er so über Lucius gebeugt stehen.

„Auch ich muss mich entschuldigen. Wenn ich nicht so sehr in mein Selbstmitleid versunken gewesen wäre, hätte ich uns beiden eine Menge Leid ersparen können. - Ja, du hast mir damals sehr weg getan, als du einfach zustimmtest, Narzissa zu heiraten. Ich habe mich betrogen und ausgenutzt gefühlt. Und aus Angst, noch mehr verletzt zu werden, bin ich jedem Gespräch mit dir aus dem Weg gegangen.

Das war ganz offensichtlich das Dümmste, was ich tun konnte. - Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie dankbar ich dir für alles bin, was du für mich getan hast.“

Severus unterbrach sich. Er hatte das Gefühl, wenn er weiter sprach, nur noch wirres Zeug von sich zu geben. Um diesen Zustand zu überbrücken, schloss er den ohnehin nur noch minimalen Abstand zwischen ihnen und küsste Lucius ein weiteres Mal. Diesmal ließ Severus den Kuss länger andauern, gab Lucius die Möglichkeit, darauf zu reagieren. Lucius legte die eine Hand in Severus Nacken und schlang den anderen Arm um seine Hüfte, zog ihn damit auf seinen Schoß.

Schwer atmend lösten sie nach einer Ewigkeit den Kuss. Severus lehnte seine Stirn gegen die von Lucius und lächelte. „Ich denke, du hast deine Chance mehr als verdient!“

Er hatte an diesem Tag genug Dinge gesehen, die ihm bewiesen, wie sehr Lucius ihn liebte. Doch die Aussicht, es immer wieder bewiesen zu bekommen, versetzte ihn in freudige Erregung. Und auch er würde diese Chance nutzen und Lucius jeden Tag aufs neue seine Liebe beweisen.

„Ich liebe dich, Lucius!“
 

.~*~.~*~.~*~.~*~.~*~.~*~.~*~.~*~.
 

Hallo ^^

also, ich hatte zwar den Plan erst am Montag dieses Kapitel hoch zu laden, aber da ich zumindest bei ff.de so viele Reviews bekommen habe, dachte ich mir, dass ich es auch heute schon hoch laden kann.

Dafür müsst ihr aber eine kleine Aufgabe erfüllen, um das letzte Kapitel zu bekommen xD Das wird es genau dann geben, wenn ich auf ff.de das 20 Review auf diese Geschichte bekommen habe. Das heißt 11 Reviews für dieses Kapitel hier ^^ Jeder vierte der Leute, die diese Geschichte bis jetzt auf ihrer Favoliste haben, muss sich also dazu bequemen mir eine kurze Nachricht zu hinterlassen xP

Das ist ja wohl zu schaffen, oder?
 

Ich denke, nach diesem Kapitel wird auch klar, was ich mit dem anderen Stil meinte. Ich fand es interessant mal eine Geschichte so auf zu bauen, dass eigentlich die gleichen Geschehnisse beschrieben werden, nur aus der Sicht unterschiedlicher Personen.
 

Ansonsten danke ich natürlich allen Reviewern und bin gespannt, was ihr zu diesem Kapitel hier zu sagen habt! Antworten findet ihr, wie neuerdings immer bei mir, in eurem Mail/ENS Fach ^^
 

bis zum nächsten Kapitel

tanguna



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  mimaja56
2008-06-05T06:59:37+00:00 05.06.2008 08:59
Upps, dass ging aber wírklich schnell.

Es wird dich sicher nicht überraschen, wenn ich dir sage das ich bei diesem Kapitel zu den Taschentüchern greifen musste. Ich mag Luc-Pairings und ganz besonders die mit Sev. Ein gefühlvoller Luc der nach aussen immer den eiskalten gefühllosen Typen spielen muss.

Das ganze Geschehen jetzt aus Sev's Sicht nochmal zu erleben war sehr aufschlussreich.

Danke, dass sich die Beiden am Ende dieses Kapitels wieder haben.
Von: abgemeldet
2008-06-04T14:59:07+00:00 04.06.2008 16:59
Gut das du in deinem Nachwort schreibst,das es sozusagen ein Stilmittel ist alles noch mal aus Severus Sicht zuschildern.Wollte schon meckern weil im zweiten Kapitel fast wortwörtlich das erste wiederholt wird.Währe Schade gewesen(das mit dem meckern) die Geschichte gefiehl mir nähmlich sehr gut.Schöne Idee von dir das Lucius in dem Zimmer,wo er und Severus ihre schönsten Momente mit einaner verbracht haben,die Zeit anhält.Diese eingefroren für die Ewigkeit zu einem Zeitpunkt wo der Bruch zwischen ihm und Severus schon unkittbar scheint und zusätzlich jede Menge Probleme sich am Horizont auf türmen.Fast wie ein Fotoalbum oder ein Film .Immer wieder hervorgeholt um sich an gute Zeiten ,an Glück zuerinnern um damit Schmerz und Verzweiflung zu bekämpfen die ihn niederdrücken wollten jemehr die Hoffnung auf ein gutes Ende verloren ging.Freu mich darauf wie es weiter geht bye tigrelilie
Von:  blackrose1443
2008-06-04T14:14:30+00:00 04.06.2008 16:14
hallo,
fand das kapitel auch super und bin schon gespannt wies weitergeht.
hoffe du schreibst schnell weiter auch wenns mit den kommis nicht so läuft wie dus gerne möchtest
jg
Von:  blackatemu
2008-06-04T14:05:25+00:00 04.06.2008 16:05
hi,
ich kann mich mathi nur anschließen, das kapitel war einfach klasse und ich hoffe du schreibst schnell weiter.
blackatemu
Von:  mathi
2008-06-04T12:36:33+00:00 04.06.2008 14:36
hoi,
das kapitel war einfach klasse!!
auch wenns aus ner anderen sicht war... nun konnte man auch die gefühle von severus verstehen^^
ich hoffe es geht schnell weiter
mathi


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