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Staring At The Sun

Zufall
von

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Man, I Know Your Kind

Es war exakt halb sieben Uhr am Morgen, als sich der Radiowecker einschaltete. Wessen glorreiche Idee es auch gewesen sein mochte, ein solches Gute-Nacht-Lied auf die Wake-up-Playlist zu stellen, den sollte man umgehend feuern. Höchstwahrscheinlich würden mehr als die Hälfte der New Yorker verspätet am Arbeitsplatz eintreffen, da sie Dank des Liedes unverzüglich erneut ins Land der Träume abgedriftet waren.

Welche unübertroffen genialen Denker nur in dem Studio sitzen mussten...

Bis auf das grünliche Fluoroszieren der Uhrzeitanzeige war es stockfinster in seinem Schlafzimmer, dessen Luft warm und stickig war.

Ein müder Seufzer entwich seinen Lippen und er drehte sich stöhnend auf seinen Bauch um mit tastender Hand nach der Fernsteuerung für die Rollläden zu suchen. Als er diese endlich auf dem Nachttisch gefunden hatte – ohne die Sektgläser, die dort noch standen, auf dem Marmorboden zu zerschmettern – ließ er die Rollläden leise surrend nach oben fahren.

Das grelle Licht der sich im East River reflektierenden aufgehenden Sonne ließ ihn genervt aufstöhnen. Er blinzelte verschlafen und warf einen beiläufigen Blick neben sich.

Rotes Haar kringelte sich vorwitzig unter der schneeweißen Bettdecke hervor und er hörte Karin beleidigt brummen. Offenbar war der Lichteinfall der Dämmerung so stark, dass er sogar durch die leichte Bettdecke drang.

„Karin", Sasuke gähnte ausgiebig, während er sich aufrichtete um sich breitbeinig und splitternackt vor die bodentiefe Fensterfront seines Schlafzimmers zu stellen. „Steh auf, geh dich duschen und hau ab.“

Die Sonne strahlte noch tief und er konnte ihren glutroten Umriss über den Hochäusern ausmachen. Der Feuerball hüllte die gesamte New Yorker Skyline in ein orangerotes Licht, als hätte man eine farbige Folie über sie gelegt.

Sasuke Uchiha trat durch eine der gläsernen Schiebetüren nach draußen auf den weitläufigen Balkon und streckte sich ausgiebig in der erfrischenden Kälte, die seine Sinne und seinen Körper belebte.

Die luxuriöse Aussicht verdankte er dem privilegierten Umstand eine riesige Penthousewohnung in einem der teuersten und modernsten Hochhäusern in Manhattan, Big Apple, zu besitzen.

Privilegien, das waren Dinge, die er von Haus aus genoß und gewohnt war. In einen wohlhabenden japanischen Familienklan, der seine Wurzeln bis zu den Samurai zurückverfolgen konnte, hineingeboren, hatte er bereits im Kleinkindalter nur mit dem Besten vom Besten gespielt. Er hatte eine renommierte Privatschule in Tokyo besucht und war dann, einer der neueren Familientraditionen folgend, zum Studieren in die Vereinigten Staaten gekommen. In Harvard hatte er seinen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften und Jura gemacht, und nach dem frühen Tod seiner Eltern, kurz nach Beginn seines ersten Semesters, hatte er sich nach seinem Abschluss zuerst in London niedergelassen, doch der American Way of Life hatte ihn unumgänglich eingeholt.

Er war also dem stillen Ruf des Schicksals gefolgt und hatte mehr als zwanzig Millionen Dollar seines beträchtlichen Erbes in einen Hedgefond investiert, dessen Gewinn so ergiebig war, dass er niemals mehr arbeiten musste, da er an den Zinsen, die sein Geld trug, mehr verdiente, als er jemals ausgeben würde können. Damit er der Wall Street immer mal wieder einen Besuch abstatten konnte, war er zurück nach Amerika in eine große Villa in den Hamptons gezogen. Und wenn er Gesellschaft suchte, kam er in sein New Yorker Appartment.

Nach fünf Minuten auf dem Balkon ging er zurück in das Schlafzimmer und bemerkte mit der Erleichterung eines Mannes, der den zu langen Besuch einer Frau als unumgängliches Mitbringsel nach einer gemeinsame Nacht sah, dass Karin bereits im Bad verschwunden war.

Karin und er hatten eine Affäre. Eine Affäre, die bereits seit Jahren andauerte, allerdings mit vielen kurzen, und mitunter größeren Unterbrechungen.

Wie alle Affären im Allgemeinen basierte ihre auch auf der einen speziellen Sache: Sex. Wenn sie sich unterhielten, dann über Sex, und sowieso, ihr einziges gemeinsames Hobby: Sex.

Außerhalb ihrer Affäre konnten sie sich, zu mindest von Sasukes Seite aus – nicht wirklich ausstehen; besser, sie waren sich so ähnlich wie Queen Victoria und ein Jack Sparrow. Karin hatte schon öfters versucht der Affäre zu mehr Bedeutung zu verhelfen, aber er hatte diese Vorhaben immer mit entschiedener Vehemenz abgeblockt.

Er glaubte nicht an gekaufte Liebe, denn das war die treffendste Beschreibung für die Art ihrer körperlichen Beziehung. Jedenfalls kam es ihm so vor, dass all die Frauen – vor allen anderen Karin – sein Geld anziehend fanden. Seine Person kam immer erst irgendwann - nach den neuen Manolo Blahniks, nach der aktuellsten Dior-Handtasche und nach den luxuriösesten Roben von Vera Wang und Konsorten.

Geld bedeutete Macht. Sex bedeutete Macht. Insgesamt ging es diesen weiblichen Blutsaugern also nur um einen Austausch von Macht.

Sasuke saß gerade auf einem der ledernen Barhocker an seiner Küchenzeile, lediglich gekleidet in einer seiner zahlreichen Flanellhosen, und genoß seinen allmorgendlichen Kaffee, als er flüchtig den Duft von fruchtigem Shampoo vernahm, dann das metallische Klingen des Aufzuges, der Karin nach unten bringen würde, in die Lobby, und dann auf die belebten Straßen New Yorks.

Er wusste, was sie dachte – dass er ein reiches, verwöhntes Arschloch war, dass er sie als hübsche Abwechslung zu seinen Ferraris, Bugattis, Lamborghinis und Porsches sah, dass er ein überzeugter Macho war, der mit seiner Art zwar seine männlichen Freunde beeindrucken konnte, von Frauen aber nicht die geringste Ahnung hatte.

Karins Meinung über ihn war die, die allgemein alle Frauen vertraten, wenn sie Männer wie ihm begegneten. Es schien, als würden sie an seinem Kontostand und an seinem Aussehen erkennen wollen, wer er war, wie seine Lebensgeschichte aussah und er sich gab. Sie sahen ihn also und steckten ihn zusammen mit tausend anderen Männern in eine große, glitzernde Schublade, auf der in großen Lettern geschrieben stand: Gut für Sex und Geld – Ist von sich überzeugt, nicht zu ernst nehmen!.

Sasuke warf einen widerwilligen Blick auf die silberne Designeruhr, die in der chromglänzenden Küche hing, während er überlegte, ob er bereits am Abend zurück in die Hamptons fahren oder ob er sich vielleicht doch noch einmal eine Nacht mit Karin antun sollte.

Es war schon kurz vor acht Uhr und man erwartete seine gewichtige Person in einer Stunde im Museum Of Modern Arts, das sich nicht weit entfernt von seinem Appartment nahe des Rockefeller Centers befand.

As I Saw Him

Ihr rauschendes Blut dröhnte in ihren Ohren und ihre Muskeln zitterten förmlich von der Anstrengung. Ihr Brustkorb hob und senkte sich rhythmisch, während ihr Körper langsam, aber stetig, zur Ruhe kam.

Sie kramte mit schwitzigen Händen in ihrer Bauchtasche nach dem Wohnungsschlüssel und schloß das Appartement auf.

Die Zeitung, die sie auf dem kleinen Tischchen im Flur abgelegt hatte, fand einen neuen Parkplatz neben dem Toaster in der nicht mehr ganz modernen, aber funktionellen Küche. Sakura redete sich ein, dass sie durch aggressive Konfrontation zu mindest einmal dazu kommen würde wenigstens den Politikteil zu lesen.

Sie durchquerte ihr Wohnzimmer, ein heller, freundlicher und geschmackvoll eingerichteter Raum, und schälte sich dabei mühsam aus ihrer verschwitzen Sportkleidung, als das Läuten des Telefons kurz ertönte und sich der Anrufbeantworter einschaltete, den sie beim Betreten der Wohnung vergessen hatte auszuschalten.

„Sakura? Bist du etwa schon auf der Arbeit?“ Ino Yamanaka, die Werbeslogans für eine Werbeagentur kreierte, machte eine kurze Pause, als erwartete sie von dem Anrufbeantworter eine intelligente Antwort auf ihre Frage. „Egal. Ich wollte eigentlich nur sagen, dass ich mir mal die Internetseite dieses Kerls angeschaut habe. Also, ich meine diesen Künstler. Sai heißt er. Sieht doch ziemlich gut aus, oder? Naja, ich wollte nur verkünden, dass du mich unbedingt zur Vernissage einladen musst, verstanden? Ich rufe dich noch mal an, vielleicht in meiner Mittagspause.“

Sakura, die sich gerade die Kleidung für die Arbeit zurecht legte, seufzte innerlich erleichtert auf. Ino, eine ihrer ältesten Freundinnen, war vor drei Monaten in ein tiefes Loch gefallen, als ihre Beziehung zu Shikamaru Nara in die Brüche gegangen und der mit seiner neuen Flamme nach Vancouver gezogen war.

Alle Aufmunterungsversuche waren an Ino abgeperlt wie die Wassertropfen von dem Duschvorhang, den sie gerade zuzog, um sich den Schweiß vom Körper zu waschen.

Doch anscheinend hatte Ino sich dazu entschlossen aus ihrem Stimmungsloch hervor zu klettern und ihre Wohnung auch zu anderen Unternehmungen neben der Arbeit zu verlassen.

Dennoch machte sich Sakura Sorgen, da sie Inos Art zur Genüge kannte – die große Blondine war launisch, schnell beleidigt und konnte sehr zickig sein, wenn man sie einmal zu oft reizte.

Diese Eigenschaften beschrieben Personen, denen man oftmals auch nachsagen konnte, sie seien stur, und bei Ino war das leider eindeutig der Fall. Sie hatte sich entschloßen wieder ins echte Leben einzutauchen, aber ob sie dafür wirklich bereit war, stand auf einem ganz anderen Papier geschrieben.
 

Es war genau neun Uhr an einem kühlen, aber wolkenlosen New Yorker Frühlingstag, als Sakura Haruno, gekleidet in einem cremefarbenen Etuikleid, die chinesische Delegation einer bekannten Elektrofirma, bestehend aus Betriebsräten und Personalführern, zusammen mit deren amerikanischer Geschäftsleitung, einigen anderen wichtigen Angestellten und einem Finanzier, durch die weißen Räume des Museum of Modern Art in New York führte.

Sie hielt vor Monets Seerosen und verwies auf die pastose Farbauftragung und die ungewöhnliche Größe des Gemäldes.

Die Chinesen schienen ihre Ausführungen nur bruchstückhaft zu erfassen, da ihr Englisch offensichtlich mehr schlecht als recht war, und betrachteten die Bilder der berühmten Künstler nach zehn Minuten eigenständig, ohne ihr groß Gehör zu schenken.

Es störte sie nicht besonders, da sie wusste, dass nicht jeder ihre Passion für Kunst, die schon seit ihrer jüngsten Kindheit bestand, teilte. Viele mochten es zwar, und hielten es vielleicht für eine Pflicht, Kunstwerke anzusehen, die Intentionen der Maler oder auch die Finesse, die in jedem Pinselstrich lag, war jedoch nicht jedem klar.

Man hatte sie früher sogar ausgelacht, war skeptisch gewesen und besonders ihre Eltern hatten ihren Entschluss Kunstgeschichte zu studieren mit Phrasen wie „Und was willst du nach deinem Studium machen?“ oder „Studiere doch Medizin.“, versucht zu untergraben. Erfolglos.

„Bitte folgen sie mir zu den Surrealisten.“ Sie hob die Hand, damit die Besucher ihr folgten und schritt auf ihren hohen Stöckelschuhen einen Raum weiter und lauschte den Geräuschen ihrer Absätze, die von den hohen, weißen Wänden widerhallten.

Dabei spürte sie den Blick, den einer der Amerikaner ihr zuwarf, auf sich ruhen. Dieses Gefühl der intensiven Beobachtung war ihr nicht neu. Sie wusste, dass sie hübsch war. Nicht, weil sie eingebildet war, sondern weil sie - seit sie aus den Zeiten der Pubertät, in der sie jeden Pickel notdürftig abdecken musste und ihr Lächeln so gut sie konnte unterdrückte, da sie die Zahnspange, die sie drei Jahre lang tragen sollte, hasste - einige Verehrer hatte, die ihr Aussehen vor allem Anderen als ihren größten Vorzug betonten.

Sie schenkte dem dunkelhaarigen Mann ein flüchtiges Lächeln, bevor sie mit der Führung fortfuhr.

Die Führung endete im Erdgeschoss in einem großen Ausstellungsraum, entlang der Wände und verteilt im Raum blitzsaubere Glasvitrinen. Darin lagen sie...

„Die Masken. Französisch masque. Spanisch máscara.“ Sie führte die Besucher zu einer länglichen Vitrine am Ende des Raumes, dessen Licht leicht gedämmt war, was die Bewohner der gläsernen Quader seltsam lebendig wirken ließ. „Woher das Wort Maske stammt, ist nicht genau bekannt. Möglichkeiten wären latainisch mascus, der Geist, oder auch das arabische Wort maskharat, der Narr, die Hänselei, der Scherz.“

Sie machte eine Pause und ließ ihre Hand auf der Oberfläche der Vitrine nieder.

„Dies ist eine Sammlung japanischer Noh-Masken, die Männer während dem Noh-Theater tragen. Es ist nur ein Beispiel für den Gebrauch von Masken. In Afrika werden sie während kulturellen Riten, im Alpenraum und im benachbarten schwäbisch-alemannischen Raum zur Fastnacht oder Silvesterbräuchen getragen.“

Die Besucher schienen die Masken als willkommene Abwechslung zu den Bildern anzusehen und untersuchten jede Vitrine.

Nachdem sie einige Fragen beantwortet hatte, insbesondere Fragen, die der junge Amerikaner ihr mit aufrichtigem Interesse stellte, beendete sie die Führung mit einer leichten Verbeugung, bedankte sich für den Applaus und wünschte einen angenehmen Tag und erklärte, wer wolle, könne ja noch einmal durch die anderen Ausstellungsräume gehen und die Gemälde auf sich wirken lassen.
 

Während sie im Ausstellungsabschnitt Henri Matisse & Pablo Picasso, vor Henri Matisses Frau mit Schleier stand, wurde sie angesprochen. Ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, denn sie erkannte die Stimme. Es war der junge Amerikaner.

„Ich wollte mich noch einmal bedanken, für die Führung.“ Er hatte ein fröhliches Lächeln das seine etwas zu groß geratenen Schneidezähne offenbarte. „Sie sind wirklich gut, wissen sie.“

„Vielen Dank.“ Sie neigte leicht den Kopf und hielt ihm dann die Hand hin. „Ich bin Sakura Haruno. Eigentlich bin ich Galeristin, aber ich arbeite für das MoMA.“

Er erfasste hastig ihre Hand und sie sah, wie er leicht errötete. Anscheinend war er es nicht gewohnt, dass Frauen so offensiv sein konnten. Seine großen Handflächen waren feucht und warm. „Rock Lee. Ich bin der Junior Chef von People Electronics.“

„Junior Chef?“ Smalltalk konnte nicht schaden, überlegte sie. Rock Lee war nicht ihr Typ, aber dennoch würde sie ihn sich genauer anschauen.

Sie war bald 34 Jahre alt, ihre längste Beziehung hatte zwei Jahre gehalten und sie war seit über einem Jahr Dauergast bei den Singlepartys der New Yorker Szeneclubs - für sie ein eindeutiges Zeichen dafür, dass etwas schief lief.

Sakura gab es nicht gerne zu, aber wenn ein Mann etwas hatte, dass musste nicht unbedingt optische Attraktivität sein, dann war sie für einen One-Night-Stand zu haben. Nur für einen One-Night-Stand. Mit mehr als einem Viertel Jahrhundert auf dem Rücken hatte man seine Prinzipien, und zu ihren gehörte: Echte Liebe, und wenn du die nicht bekommst, dann nimm wenigstens echten Sex.

Sie wusste, dass ihre Eltern Sex aus purem menschlichen Verlangen weder nachvollziehen konnten, noch gut hießen. Das lag daran, dass sie japanische Auswanderer waren, die kurz vor der Geburt ihrer Tochter Fuß in Brooklyn gefasst hatten, und ihre japanische Erziehung und Werte nicht mit der westlichen Lebensart übereinbringen konnten.

„Mein Vater ist einer der Gründer von People Electronics. Ich werde das Unternehmen übernehmen, wenn er sich zur Ruhe setzt.“ Ein gewisser Stolz schwang in Rock Lees Stimme mit. Stolz, der sicherlich gerechtfertigt war, denn wer bekam schon einen so hindernislosen Karriereweg in die Wiege gelegt? Und all das Geld...

Sie beobachtete seine Mimik, während er ihr noch mehr über das Unternehmen verriet. Er hatte ausdrucksstarke Augenbrauen, wenn man es denn so ausdrücken wollte. Sie waren rabenschwarz, wie sein Haupthaar, und sie waren buschig. Sehr buschig und breit.

Während er ihr erzählte, was er alles zu tun hatte, sie ihm mit kurzem Nicken und Jas ihre Aufmerksamkeit zusicherte, betrachtete sie weiter sein Erscheinungsbild.

Welcher Stilberater ihm auch erzählt hatte, laubfroschgrün sei die Farbe der Saison, sollte gefeuert werden. Der aus edel aussehendem Stoff geschneiderte Dress konnte von Yve-Saint Laurent oder Roberto Cavalli sein, er würde trotzdem niemals nach ihrem Geschmack sein.
 

An der gegenüberliegenden Wand, die genau in Rock Lees Rücken, hing Knabe, ein Pferd führend von Pablo Picasso.

Ein weiterer Anzugträger stand davor. Er beugte sich nach vorne und berührte das Bild. Strich darüber. Über ein Gemälde von Pablo Picasso.

Selbst Kunstbanausen besäßen nicht solch eine Dreistigkeit – davon abgesehen, dass sich solche auch schwerlich im Museum of Modern Art finden lassen.

„Entschuldigung.“, sagte sie hastig zu Lee, der über Aktienkurse philosophierte. Sakura drückte sich an ihm vorbei, schritt herrisch, fast stürmisch auf den Mann zu, der sich anschickte den Picasso zu ruinieren.

„Entschuldigung. Sie!“ Sie war fast bei ihm angekommen, und trotz des Lärmes den sie verursachte, befingerte der Mann, breitschultrig und groß, weiterhin das kostbare Gemälde, als wäre es sein Eigen. „Bitte berühren sie das Gemälde nicht! Die Säuren, die ihre Haut absondert beschädigen die Ölfarben!“

Endlich schien der Kerl zu bemerken, dass sie ihn meinte. Er drehte sich just in dem Moment um, da sie ihn erreicht hatte.

Und verdammt, er sah gut aus und sein Anzug, ein klassisch schwarzer Armani, passte ihm wie angegoßen. Er sah sie unbeeindruckt an.

„Sie dürfen die Bilder des MoMAs nicht berühren.“, wiederholte Sakura, während sie den gut aussehenden Mann mit dem rabenschwarzen Haar unaufhörlich musterte. Sie kannte diese Art Männer, es war diese Art, die von sich selbst überzeugt waren, dass sie reihenweise Frauen in ihre Betten schleppten. Er war ganz offensichtlich einer dieser reichen, sexgeilen Machos, die sich in den Clubs beim Tanzen immer zwischen zwei Models eingeklemmt finden ließen.

Auch er musterte sie. Und seine Augen waren einfach unglaublich durchdringend und lebendig, was man von dem Rest seines Gesichtes, dass durch und durch ohne Makel war, nicht sagen konnte, denn er sah immer noch ausdruckslos auf sie hinab.

„Haben sie verstanden?“, fragte sie mit Nachdruck, auch wenn sie sich sicher war, dass sie einem Mann seines Kalibers keinen Respekt einflößen konnte. Wahrscheinlich konnte das nicht einmal der Anblick einer Meute wild gewordener Kampfhunde.

Er sah sie für einen weiteren Augenblick an, diesmal eher abschätzend. Dann sagte er, in einer angenehmen, durch und durch gelassenen Stimme: „Machen sie sich keine Sorgen. Das MoMA muss sich was etwaige Restaurierungskosten angeht, nicht kümmern.“

„Keine Sorgen? Dieses Bild gehört zu einer Privatsammlung, die wir auf unbegrenzte Zeit ausstellen dürfen. Wir müssen für etwaige Schäden gerade stehen.“ Himmel, der Mann war eine Augenweide. Und er schien nicht zu begreifen, um was es sich handelte.

Eine seiner aristokratisch geschwungenen Augenbrauen hob sich leicht, fast unmerklich. Dann senkte sie sich wieder. War das etwa ein Anflug eines Lächelns, das sich in seine Mundwinkel stahl?

„Darf der Besitzer seine Bilder nicht begutachten?“

Sakura sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, sich insgeheim fragend, wie er es schaffte nur eine Braue zu heben. Die Art Männer, die solche Kunststücke kannte, war sicherlich mit Bedacht zu genießen. „Was meinen sie damit?“

„Sasuke Uchiha.“ Jetzt zupfte ein spöttisches Grinsen an seinen Mundwinkeln. „Mir gehört diese Sammlung, von der sie sprachen.“
 

Sie hasste diese Art von Männern. Männer, denen der ironische Unterton in den Stimmen gut stand, denn die waren meist die gefährlichsten. Sie versprühten Charme, ohne es zu wissen. Frauen wurden von dieser Art in Scharen angezogen... und vertilgt.

„Wirklich?“, brachte sie in ihrer Überraschung heraus, während die Information, die sie von ihm erhalten hatte, immer noch irgendwo in einem Neutronenstau in ihrem Hirn feststeckte.

„Wirklich.“

Sakura versuchte sich innerlich zusammen zu reißen und hoffte inständig, dass man die Schamesröte, die sich langsam anschickte auf ihr Gesicht zu legen, nicht sehen würde. „Ich muss Sie dennoch darauf aufmerksam machen, dass Sie die Bilder nicht berühren dürfen. Als Besitzer sollten Sie das doch wissen.“ Ihr Unterton war schärfer, als sie es beabsichtigt hatte.

Dennoch lächelte Sasuke Uchiha, denn das sollten wohl die minimal angehobenen Mundwinkel darstellen.

Rock Lee, der etwas unsicher am anderen Ende des Raumes gestanden hatte, trat nun hinter Sakura und sah Sasuke Uchiha mit leicht zusammen gezogenen Augenbrauen an. „Harvard, Erstsemester 1998? Und 2000 Eishocky Championship?“

Dies war der Moment, in dem Sasuke Uchiha erstmals einen richtigen Gesichtsausdruck zustande brachte. Überrascht sah er Rock Lee an. „Du hast auf John Harvards Schoß geschlafen, weil du so dicht warst.“

Die John Harvard Statue im Harvard Yard war das Opfer regelmäßiger Streiche und Dekorationen, so hingen an ihr im Sommer immer wieder Hawaiiketten, während sie im Winter oft Nikolausmützen trug.

Veritas!“, sagte Rock Lee fast schon feierlich und schüttelte Sasukes Hand. „Ihr ward 2000 wirklich genial. Endlich mal wieder ein Harvardsieg in der Ivy.“ Die Ivy League war eine Sportliga der acht der ältesten Universitäten Amerikas angehörten. Im übertragenen Sinne benutze man die Bezeichnung aber auch allgemein für die Gruppe der acht Elite-Universitäten Amerikas.

Veritas.“ Erwiderte Sasuke Uchiha das Universitätsmotto. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich jemals wieder sehe, Lee.“

„Die Welt ist klein!“ Rock Lee grinste. „Was machst du? Bist du auch ins Familienimperium eingestiegen?“

Uchiha schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe mich an einem Fonds beteiligt.“

Sakura seufzte innerlich, während sie die doch so unterschiedlichen Männer beobachtet.

Uchiha schien sie und ihre Maßregelung schon längst vergessen haben, und sie bezweifelte, dass es ihn überhaupt kümmerte. „Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag.“, sagte sie schließlich resignierend und nickte den beiden Männern zum Abschied.

Lee, der sich anscheinend gerne reden hörte, erzählte Uchiha von einem Ehemaligen-Fest, dass dieser nicht besucht hatte.

Angesichts Sakuras Verabschiedung, hielt er in seinem Monolog inne und sagte etwas zu hastig: „Wie schon gesagt, die Führung war wirklich sehr gut. Auf Wiedersehen.“

Uchiha nickte ihr nur lässig zu und das kleine Grinsen, das sich auf seine Lippen schlich, galt eindeutig Rock Lees Unsicherheit und dem leichten rosa Schimmer auf dessen Wangen.
 

Nach einem kurzen Lauf durch die Flure des MoMAs betrat sie ihr Zimmer in der Büroabteilung, die absolut unansehnlich und langweilig gestaltet war, abgesehen von den Kakteen, die einige Mitarbeiter sich auf die Fensterbänke stellten.

Sakura nahm ihre Tasche von dem Kleiderhaken und suchte darin ihr Handy.

Niemand hatte ihr eine Nachricht geschickt oder angerufen. Sie erinnerte sich an Inos Anruf am Morgen. Wahrscheinlich würde die Blonde später anrufen.

Da sie bald keine Führungen mehr durch das MoMA machen würde, waren die meisten Ordner und Bücher längst aus dem kleinen Büro verschwunden. Als einziger bunter Fleck im Raum diente ein kleines Foto von Ino und ihr, dass sie an den Rand des Computerbildschirms geklebt hatte.

Sakura warf einen Blick auf ihre Uhr und überlegte sich, was sie angesichts der Uhrzeit machen sollte. Es war gerade erst kurz vor zwölf und sie hatte noch keinen Hunger.

Mit einem kurzen Blick in den Mülleimer, der gefüllt war mit bekritzelten Post-its, anderen Zetteln, Fehldrucken und einem Becher von Starbucks, erhielt sie die Antwort.

Ihre Zeit bis zu dem mittäglichen Treffen im Hilton mit dem Künstler Sai, dessen Werke sie in ihrer Gallerie ausstellen und verkaufen wollte, bei kubanischem Kaffee, angenehmer Musik und einem kalorienreichen Blueberry-Muffin tot zu schlagen, schienen ihr eine gute Entscheidung zu sein, und so machte sie sich auf den Weg zu einem der unzähligen Starbucks in New York, dem auf der 6th Avenue.
 

Auf dem Weg zu dem Coffee Shop drehten sich ihre Gedanken hauptsächlich um die beiden Männer, denen sie begegnet war.

Ihre Erwägung einen One-Night-Stand mit Rock Lee, der ihr eindeutig die Signale des Romantikers, und nicht die des Verführers gesendet hatte, zu erleben, begrub sie zusammen mit den vermutlich überspitzen Vorstellungen, die sie sich ersonnen hatte.

Rock Lee nahm in ihnen die Rolle des liebeskranken Stalkers an. Zu erst lud er sie zum romantischen Dinner in ein nobles Restaurant ein, dann trafen sie sich im Kino um die schnulzigsten Hollywood-Filme zu schauen und jeden Abend, wenn sie nach Hause kam, würden sie unzählige Anrufe des Types „Hallo! Wollt mich nur mal melden. Wie geht’s dir? Ich mache gerade...“ auf ihrem Anrufbeantworter und rote Rosen erwarten.

Sasuke Uchiha indes, da war sie sich sicher, war der Typ Mann, der sich die Frauen aussuchen konnte und deswegen wählerisch war, ergo ein eingebildeter Schönling, der die wahnwitzige Vorstellung hatte, dass man alles mit Geld kaufen konnte, er dies aber nicht nötig hatte.

Sie wich einem Fahrradfahrer aus und versuchte ihre Gedanken von Männern zum Thema Galerie zu lenken. Sai hatte sie erst am gestrigen Tag kontaktiert, um das Treffen zu organisieren. Abgesehen von den Verträgen, die sie mitbringen würde, hatte Sai der Formalitäten wegen einen Anwalt angekündigt, der angeblich gewillt war ihrer beiden Interessen zu vertreten um nicht nur den Ausstellungsvertrag sondern auch noch andere Regelungen wie Mietkosten oder Verkäufe zu übernehmen.

Das war natürlich eine gute Neuigkeit, denn so hatte ihr Vorhaben schon einen professionellen Rahmen, auf den sie bauen konnte.

Die Starbucks-Filiale war wie jede andere auch mit einer großen Theke, wo man sich Kaffees, Tees, Sandwiches oder Kaffeestückchen kaufen konnte, ausgestattet.

Sakura bestellte sich also einen Caffè Latte grande und einen Muffin, bezahlte und suchte sich dann einen Platz, was sich als äußerst schwierig herausstellte, da anscheinend gerade viel Betrieb war und so fast alle Plätze besetzt waren.

Sie hatte Glück, denn ein Pärchen stand gerade von einem der Doppeltische am Fenster auf und sie konnte sich in einem der großen, gemütlichen Sessel niederlassen.

Der Muffin war luftig locker und schmeckte göttlich nach den süßen Blaubeeeren. Sie nahm einen erneuten Bissen, als sie sich halb verschluckte; Sasuke Uchiha stand direkt vor dem Fenster und sah sie direkt an. Erst als seine Hand die vom Wind etwas zerzausten Haare ordnete, kam sie auf den Gedanken, dass er sie vielleicht nicht sah, sondern nur sein Äußeres in der Spiegelung bewunderte.

Doch sie wurde Sasuke Uchiha nicht so schnell los, denn er betrat kurz darauf die Filiale, wie Sakura aus dem Augenwinkel bemerkte.

Wahrscheinlich würde er sie ignorieren, wenn er sie sah, falls er sie überhaupt entdeckte. Es könnte ja sein, dass er auch im Besitz des berühmten männlichen Tunnelblicks war – man sah nur das, was man sehen wollte.

War er nicht, denn als er nach einer Wartedauer von drei Minuten seinen Kaffee und den Double Chocolate Cookie in den Händen hielt und den Blick durch den Coffee Shop schweifen ließ, auf der Suche nach einem freien Sitzplatz, konnte er wohl nicht umhin ihre auffälligen Haare zu bemerken.

Nach kurzem Zögern stand er neben ihr und überraschte sie mit seiner Frage. „Kann ich mich zu Ihnen setzen? Es ist ansonsten kein Platz mehr frei.“ Der zweite Satz klang in ihren Ohren so, als würde er damit darauf hinweisen, dass er sich sonst auf keinen Fall neben jemanden wie sie setzen würde.

Trotzdem nickte sie, während sie unsicher einen Schluck von ihrem Kaffee nahm.

Sicherlich erwartete er jetzt Smalltalk. Männer wie er waren immer Smalltalkfetischisten und man musste aufpassen, welche Happen man ihnen hin warf, denn die Männer dieser Art wussten, wie sie einem die schönsten Dinge entlocken konnten.

„Ein kleiner Vormittagssnack?“, fragte Sakura schließlich Uchiha, der sich gemütlich in den Sessel gelehnt hatte und die Passanten beobachtete. Er blickte sie kurz an, heftete sein Augenmerk wieder auf die Fensterscheibe. „Ja.“

Sakura versuchte diese kurz angebundene Antwort irgendwo in das bekannte Klischee zu stecken. Doch eigentlich müsste Sasuke Uchiha jetzt erzählen, was er zu Mittag essen würde, was er danach machen würde, und was er danach, danach und danach machen würde. Tat er nicht. Er schien seine Ruhe haben zu wollen. Vielleicht konnte sie ihn ja aus der Reserve locken, denn es war einfach undenkbar, dass er nicht einer der Machos mit dickem Konto war.

„Ich treffe mich später zum Mittagessen im Hilton. Das Restaurant soll sehr gut sein.“ Sie warf Uchiha über den Tassenrand einen kurzen, neugierigen Blick zu.

Der Schwarzhaarige nahm in aller Seelenruhe einen Schluck von seinem Kaffee, krümelte dann etwas an dem Cookie und sah sie schließlich kurz an. Eine seiner Augenbrauen hatte den Weg nach oben gefunden. „Ja. Das ist ganz gut.“ Er machte eine kurze Pause. „Mit wem treffen sie sich?“

Sakura grinste innerlich. Der Fisch hatte angebissen. Ja, sie hatte recht gehabt, Sasuke Uchiha war ein Macho. Einer, der wollte, dass Frauen ihn interessant fanden, ihn fragten, nicht anders herum. Sicherlich war er einer der Art, die jede feministische Emanzipation in seiner Umgebung verachtete. „Es ist ein Geschäftsessen.“ Er würde sich schon anstrengen müssen, wenn er von ihr mehr erfahren wollte.

„Seit wann macht das MoMA Geschäftsessen im Hilton?“ Uchihas Augenbraue wanderte nach oben. „Ich wurde nicht geladen, als ich den Verleihvertrag unterschrieben habe.“

Sakura brauchte einen Moment um zu erkennen, dass letzterer Satz eine leichte Priese Ironie enthielt. Sie lächelte, um ihm zu zeigen, dass sie das gemerkt hatte. „Ich bin eigentlich Galeristin. Es war nur ein Übergangsjob, das, was ich im MoMA gemacht habe.“

Er nickte leicht und sein Blick wurde intensiver, als würde er sie versuchen zu durchleuchten. So gründlich, dass sie unruhig mit den Fingernägeln auf ihre Tasse klopfte.

Sie fragte sich angesichts seiner leicht gerunzelten Stirn, ob er ihr Verhalten nicht einordnen konnte. Eigentlich müsste ihn ihre Nervosität freuen, schließlich war es doch das Zeichen dafür, dass ihre primitivsten weiblichen Instinkte auf ihn ansprachen.

Uchiha schien gerade im Begriff etwas zu erwidern, als ein angenehmes Summen ertönte. Er griff in die Innentasche seiner Anzugjacke und zauberte ein elegantes Handy hervor. Auf dem Display wurde anscheinend der Name eines Bekannten angezeigt, denn er schnaubte kurz und hob dann ab. „Hey.“

Es entstand eine kurze Pause. Uchiha hatte sich leicht weggedreht und den Kopf gesenkt.

„Nein, heute Mittag habe ich keine Zeit.“, sagte der Schwarzhaarige.

Der Anrufer schien heftig zu protestieren, was darauf schließen ließ, dass Uchiha ihn versetze, oder, dass der Anrufer eine Frau war, oder beides.

„Naruto.“, zischte Uchiha in sein Designertelefon und warf Sakura, die sich bemühte nicht all zu neugierig auszusehen, einen undefinierbaren Blick zu. Er wandte sich wieder ab. „Ich habe keine Zeit. Vielleicht heute Abend.“ Wieder entstand eine Pause. „Okay. Bis dann.“, beendete Uchiha das Gespräch. Er schob das Handy zurück in seine Tasche, während er sich wieder gerade hinsetzte und Sakuras Blick streifte.

Diesmal entstand zwischen den beiden eine peinliche Stille. Unisono griffen sie zu den Tassen – mehr um irgendetwas zu tun, als sich den vorzüglichen Kaffee schmecken zu lassen.

„Ein Bekannter?“, fragte Sakura schließlich, und kam zu dem Schluss, dass Naruto eindeutig ein Männername war. Vielleicht erklärte das Sasukes seltsames Verhalten ihr gegenüber – er war schwul, hatte sogar einen Freund, wollte aber nicht, dass jemand etwas davon erfährt.

Uchiha schien ihre Gedanken zu erraten, wahrscheinlich war der Ton in ihrer Stimme zu unbedarft gewesen. Er verdrehte die Augen. „Das ist lächerlich.“

„Was ist lächerlich?“ Sakura sah ihn voller Unschuld an. Dennoch, sie war überrascht, dass er solche Feinfühligkeit beweisen konnte. Wahrscheinlich verstand er mehr von Frauen, als er zugeben wollte.

„Sie denken, ich sei schwul, nur weil ein Mann mich angerufen hat?“ Uchihas Stimmung schwankte zwischen leichtem Entsetzten und Amüsement. „Wenn Sie die sexuellen Vorlieben der Leute um Sie herum an dem Geschlecht ihrer Anrufer festlegen würden, was denken Sie, wie viele Frauen wären lesbisch? Richtig. Alle.“ Das ihr schon bekannte Grinsen schlüpfte in seine Mundwinkel.

Sakura schaffte ein richtiges Grinsen zu Stande zu bringen. „Es war also nur ein Bekannter.“

Uchiha nickte, als erneut das Summen seines Handy ertönte. Der Name, der jetzt auf dem Display erschien, schien ihn noch weniger zu erfreuen, wenn man es untertrieben ausdrücken wollte. „Karin.“, knurrte Uchiha und wandte sich erneut von Sakura, die die Ohren gespitzt hatte, ab. „Ich habe gesagt, ruf mich nicht an. Wenn ich mich mit dir treffen will, dann rufe ich dich an. Verstanden?“

War Sakura sich nicht sicher gewesen, dass Sasuke Uchiha einer der Männer war, der Frauen reihenweise den Kopf verdrehen könnte, dann wäre sie es zu mindest zu diesem Zeitpunkt.

Wer immer auch Karin war, die Wortwahl, mit der Uchiha die Frau abwimmeln wollte, ließ keinen anderen Schluss zu, als dass die beiden eine sexuelle Beziehung hatten. Und es schien auch so, dass Uchiha die Fäden in den Händen hielt. Er entschied wann, wo und wie.

„Nein. Ich fahre heute Abend zurück. Wenn ich wieder in der Stadt bin und das Bedürfnis habe, werde ich mich schon bei dir melden.“ Er legte ohne ein weiteres Wort auf.

„Sie sind nicht aus New York?“, fragte Sakura und versuchte anhand seines Akzentes einzuordnen, woher er kam. Allerdings hatte er keinen. Er sprach Standard-Englisch, das was man in der Schule lernte - er war also in Japan aufgewachsen.

„Nicht direkt. Ich habe ein Haus in den Hamptons.“ Uchiha schien in seinen Gedanken etwas abgedriftet zu sein, denn er starrte erneut aus dem Fenster. Am Himmel waren nun graue Wolken aufgezogen und der Wind schien auch stärker geworden zu sein. Dennoch schien die Sonne durch manche Wolkenlücken, erhellte ein paar wenige Stellen, und wenn sie Glück hatte, vielleicht würde der Wind die Wolken davon tragen und New York City würde das erste Mal in diesem Frühling die ersten Boten der neuen Jahreszeit spüren können.

„Sicherlich haben Sie das.“ Sakura lächelte. Es war nur natürlich, dass es so war. Jeder betuchtere New Yorker besaß ein Haus in den Hamptons. Und da Uchiha im Besitz mehrerer berühmter Kunstwerke war, konnte Sakura auch ohne Probleme sagen, dass Uchihas Haus sicherlich mehr als nur aus Flur, Küche, Wohnzimmer und Bad bestand.

Der letzte Tropfen Kaffee verschwand, ebenso die letzten Krümel des Blueberry-Muffins. Uchiha, der später gekommen war, und wesentlich langsamer aß und trank, nickte ihr zu, als sie aufstand. „Ich will nicht zu spät kommen.“, erklärte sie, während sie sich ihren cremefarbenen Trenchcoat, passend zu ihrem Kleid, anzog.

Er hatte sie nicht nach der Handy Nummer gefragt, sie hatte ihn nicht gefragt. New York City war riesig, wahrscheinlich würden sie sich nie wieder über den Weg laufen. Gut so.

„Einen schönen Tag noch.“, sagte Sakura, nahm Uchihas kurze Handbewegung zum Abschied zur Kenntnis, und verließ dann die Starbucks-Filiale.
 

Den Kopf gegen den kalten Wind eingezogen, machte sich Sakura auf den Weg zum nächsten Taxistand, der nur fünf Minuten die 6th Avenue hinunter war. Dort angekommen, ließ sie sich auf dem Rücksitz eines der gelben Cabs nieder und orderte den Fahrer, einen Mann, dessen graue Haare sein linkes Auge fast gänzlich verdeckten und der hastig irgendein Schmuddelheft unter seinem Sitz verschwinden ließ, an, sie am Hilton heraus zu lassen.

„Schreckliches Wetter, was?“, sagte er, als sie zum vierten Mal an einer roten Ampel anhalten mussten.

Sakura nickte. „Das kann man wohl sagen. Und heute Morgen hatte ich sogar noch das Gefühl, dass es endlich etwas freundlicher werden könnte.“

Am Rückspiegel hing ein knallroter, kitschiger japanischer Glücksbringer – solche, wie sie auch ihre Eltern überall in ihrem Haus in Brooklyn hatten. Außerdem saß auf der Hutablage des Cabs einer dieser gräßlichen Wackeldackel, wobei dieses Modell einem kleinen Mops viel eher ähnelte.

Der Fahrer, der sie während der wegen roter Ampeln etwas länger dauernden Fahrt mit kleinen Geschichten aus seinem Alltagsleben unterhalten hatte, hielt vor dem Hilton. Sie bezahlte, gab ihm reichlich Trinkgeld und verabschiedete sich mit einem Lächeln auf den Lippen.

Das Hotelrestaurant, das Etrusca, war nahe zu leer, abgesehen von einem alten Ehepaar, das anscheinend in einen kleinen, liebevollen Streit versunken, vergessen hatte, dass sie sich nicht in ihrem eigenes Haus befanden.

Sai war noch nirgends zu sehen. Einer der in weiß-schwarz gekleideten Kellner kam auf sie zu, verneigte sich leicht und fragte: „Haben sie reserviert?“

Angesichts der gähnenden Leere, erschien ihr diese Frage zu nächst lächerlich, aber wer wusste schon, wie viele Leute in einer Stunde das Etrusca bevölkern würden?

Sie überlegte. Wahrscheinlich hatte Sai reserviert, also nickte sie und nannte den Namen. „Ein Platz für drei Personen? Bitte folgen sie mir.“ Er führte sie zu einem eingedeckten Tisch, schob ihr den edlen Lederstuhl zurecht und fragte sie, ob sie etwas trinken wolle. Sakura bestellte ein Wasser.

Eine Viertelstunde später erschien Sai. Er hatte glattes, festes Haar um das ihn jede Frau beneidet hätte. Sein Kleidungsstil war so, wie sie ihn kennen gelernt hatte. Locker, dennoch elegant. Nur die schwarzgeränderte Brille war neu, doch sie stand ihm auch sehr gut, auch wenn die Augen hinter den Gläsern noch etwas müde wirkten, wahrscheinlich durch den Jet-Lag, denn er war direkt aus Mailand angereist.

„Sakura!“, begrüßte er sie und gab ihr sehr europäisch zwei Wangenküsse. „Und, wie geht’s? Wir sollten noch etwas warten, unser Anwalt hat angerufen, er verspätet sich nur um ein paar Minuten. Steckt im Stau auf der 6th Avenue fest.“ Er setzte sich ihr gegenüber hin und grinste.

„Ist mir vorhin auch so ergangen.“, sagte Sakura, während Sai einen Rotwein bestellte.

Als er gerade den ersten, vorsichtigen und bedächtigen Schluck nehmen wollte, stand er auf einmal auf, stellte sein Glas ab und ruderte mit den Armen. „Hey!“, rief er und grinste.

Sakura musste lächeln. Das war Sai: Verrückt. Es schien so, als wäre der Anwalt etwas wie ein alter Bekannter, sonst würde Sai nicht so eine kleine Begrüßungsshow abziehen.

Neugierig drehte sie sich um.

Und wenn ihr Leben ein Comic gewesen wäre, ihre Kinnlade wäre schmerzhaft auf den Boden geknallt.

Ja, die Welt war tatsächlich klein.

Something Called Fate

Der gedankenverlorene Blick aus dem großen, fast bodentiefen Fenster offenbarte Uchiha, warum er nicht in New York City leben konnte. Vorbei hastende Passanten, die ihre Jackenkragen zum Schutz vor dem noch kalten Frühlingswind nach oben geschlagen hatten, ihre schweren, bunten Einkaufstüten oder ihre Aktentaschen fest umklammerten, eine schier Kilometer lange, sich durch die Hochhausschluchten windende Schlange von gelben Taxen, Bussen und Autos, die sich an jeder roten Ampel bildete, und vor allem Dreck, überall; ausgespucktes, platt getretenes Kaugummi, leere, zerknüllte Bierdosen, lose Zeitungsblätter, die vom Wind davon getragen wurden, ausgetretene Zigarettenkippen, die in einem verzweifelten letzten Glimmen den billigen Lederschuhen vom Discounter zum Opfer fielen, und noch anderer Abfall, den das blühende Leben in einer Großstadt mit sich trug.

New York City war chaotisch wie die unerforschten Weiten des Universums, bunt wie das Konfetti einer Geburtstagsparty, ausgeflippt wie Vivian Westwood, mondän wie es sonst nur die Sloane Street in London schaffte, es war aufregend wie eine Safari, berauschend wie eine Designerdroge und erdrückend wie zu schweres Parfüm.

Dennoch erschien es ihm immer nur auf eine Weise: Durch eine dicke Wand aus Glas. Er sah, was vor sich ging, doch er konnte nichts davon verstehen.

Und so blieb New York für ihn immer eine kalte, unpersönliche Großstadt wie jede andere auf der Welt, deren einstiges Flair in wenigen Ecken noch flüchtig zu erahnen war, wenn man nur aufmerksam danach suchte.

Sein ruhiges Domizil in den Hamptons war direkt am Strand gelegen. Wenn es ihm danach war, konnte er in aller Ruhe mit dem Boot hinausfahren und Angeln, er konnte an warmen Tagen sogar schwimmen, oder an kalten Regentagen einfach nur auf dem feuchten Sand spazieren gehen und wie ein kleines Kind seine Fußspuren genau zurückverfolgen.

Es war friedlich, dort draußen, und ruhig, bis auf die immerwährende Brandung der Wellen, die mit der Zeit zu einer beruhigenden Melodie für ihn geworden war.

Im Gegenzug dazu war der hupende Verkehrslärm und das plärrende Gefasel der Menschen, als würde man mit den Fingernägeln über eine Schiefertafel kratzen – es tat in den Ohren weh.

Doch auch die Einsamkeit, die er schätze, war manchmal, als würde man von allen Richtungen mit Lärm beschallt: das monotone Ticken der alten Standuhr, das Brummen der gedimmten Lampen, irgendein beunruhigendes Knarren im Holz oder das Summen des Computers.

Dann packte er seine Reisetasche mit dem Nötigsten und fuhr nach New York; um sich vor Augen zu führen, dass all der Lärm, der ihn in seinem Haus in den Hamptons störte, die pure Stille und Friedlichkeit war, ein wahres Idyll, verglichen mit dem unerträglichen Schlachtenlärm, der New York der Weilen erfasste.

Und warum diese Schocktherapien nicht mit etwas Anderem verbinden?

Karins Gesellschaft zeigte ihm gleichzeitig, was ihm fehlte, was er dennoch nicht brauchte: Leidenschaft und Liebe. Wenn er diese beiden Dinge jedoch erleben wollte, stand Karin zum Abruf bereit, als warte sie jedes Mal sehnlichst auf seinen Anruf, wenn er mit gleichgültiger Stimme verkündete, er sei in der Stadt.
 

Sasuke Uchiha nahm den letzen, nunmehr lauwarmen Schluck seines Kaffees, erhob sich von seinem Sessel und war im Begriff zu gehen, als sein Handy erneut klingelte.

Das Klingeln des Handys, auch ein Geräusch, das er abgrundtief hasste, raubte ihm nun seine letzten Nerven; ohne auf das Display zu achten, raunzte er ein unfreundliches „Ja.“, in den Hörer.

Der Schwarzhaarige überlegte, wer ihn nun dieses Mal gestört hatte, limitierte er selbst doch die Reihe an in Frage kommender Personen sehr streng. Nicht umsonst schaltete er sein Handy und auch sein Telefon gewöhnlicher Weise aus, so dass man ihn nur per E-Mail erreichen konnte.

Denn immer, wenn sein Handy eingeschaltet war, kam es ihm so vor, als würde er zum Dreh- und Angelpunkt aller Menschen, die ein plötzliches, nicht zu unterdrückendes Mitteilungsbedürfnis hatten, das nur er allein mit seiner genervten Stimme stillen konnte.

„Sasuke, ich bin’s.“ Karins Stimme bebte gereizt, als würde sie sich beherrschen müssen, ihm keine derben Schimpfworte an den Kopf zu werfen, was er aus ihrer Position betrachtet durchaus als gerechtfertigt erachtete. „Ich bin es auch, die sich fragt, wie du es wagen kannst, einfach so aufzulegen. Was bildest du dir eigentlich ein?“

Ein innerliches Seufzen durchlief seinen gesamten Körper, als hätte er geahnt, was nun auf ihn zukommen würde. Er sank zurück in den Sessel und klopfte mit den Fingern nervös auf die Tischplatte.

Was er sich aus welchem Grund auch immer einbildete, hatte niemand zu hinter fragen, und erst recht nicht Karin, die in genau diesem Moment das größte Ärgernis seines Lebens beschrieb. „Ich habe keine Zeit. Und ich rufe dich an, wenn ich etwas von dir will.“

„Du meinst, wenn du mich willst.“ Sie schnaubte verächtlich. Sasuke fragte sich, warum sie sich immer noch mit ihm traf, wenn ihr sein Umgang mit ihr doch so sehr missfiel. Es war nicht sein Problem, wenn sie für ihn immer wieder zu Kreuze kroch, es war erst zu seinem Problem geworden, als sie anfing sich zu beschweren, als sie ihn damit belasten wollte. „Sasuke, willst du wirklich schon heute Abend zurück fahren? Falls du dich erinnerst, was heute für ein Tag ist, würdest du das nicht machen.“ Ihr Tonfall, unterdrückter Trotz und eine Spielart Geheimnistuerei, machte Sasuke es nicht leichter, sie nicht zu verabscheuen.

Nach einer kurzen Pause sagte Sasuke in einem durch und durch gleichgültigen Ton „Wirklich?“, wie nur er es vermochte. Trotzdem runzelte er leicht die Stirn und überlegte, was Karin damit andeuten wollte. Hatte sie eine neue Idee, wie sie ihre Affäre in Schwung bringen konnte? Krankenschwesterkostüme? Fesselspiele?

Er betrachtete eines der Taxen, die direkt am Fenster vorbeifuhren. Direkt dahinter reihten sich noch drei weitere in den dichten Verkehr ein, der nur schleppend voranging. Es war ihm ein Rätsel, warum so viel übermäßiger Verkehr herrschte, konnte man doch die Metro benutzen, die im Fünfminutentakt in jede gewünschte Richtung fuhr.

„Schatz, du solltest mich jetzt eigentlich fragen, was denn heute Abend los ist. Denn ich habe so das Gefühl, du hast keinen blassen Schimmer.“

Sie hatte Recht, er hatte keine Ahnung, und es war ihm egal. Nicht egal war ihm jedoch, dass sie sich mit diesem lächerlichen Kosenamen über ihn lustig machte, da sie genau wusste, dass ihn das verärgerte. Er schwieg beharrlich.

„Na gut.“ Karin legte eine kleine Kunstpause ein, um zu unterstreichen, wie ach so großzügig sie nun sein würde. „Heute Abend findet eine nette Feier im Waldorf Astoria statt, Sasuke. Klingelt’s jetzt bei dir?“ Ihre Stimme war honigsüß, triefte förmlich. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie sie sich genüsslich mit dem linken Zeigefinger über die Oberlippe fuhr, eine Geste, die sie auch ausführte, wenn er sie geküsst hatte. Die einzige niedliche Eigenschaft an ihr.

Wäre er auf einem seiner Designerstühle in seiner Penthousewohnung gesessen, wäre er wohl jetzt förmlich umgekippt. Es stimmte, er konnte nicht zurück fahren.

Denn am heutigen Abend würde man ihn als Teil der feierlaunigen Gesellschaft, die die Verlobung des baldigen Ehepaares Hinata Hyuuga und Naruto Uzumaki begoss, erwarten.

Diese Party, sozialer Höhepunkt des Monats der New Yorker High Society, war wohl auch der Grund, warum Naruto ihn angerufen hatte.

Er hatte immer schon geahnt, dass sein mürrisches Gemüt ihn eines Tages noch um Kopf und Kragen bringen würde, allerdings hatte er nicht gerade jetzt damit gerechnet.

Als er nichts erwiderte, weil er überlegte, ob Naruto womöglich aus Trotz böse Gerüchte über ihn verbreitete, ließ sich Karin dazu herunter. „Ich dachte mir, dass wir zu diesem Anlass zusammen auftreten könnten.“ Sie erwartete offenbar, dass er sich jetzt einschalten sollte, aber er schwieg immer noch. „Ich habe keine Begleitung, du hast keine Begleitung. Es wäre perfekt!“

„Benimm dich nicht lächerlicher, als du es bereits bist. Wir sind kein Paar, wir haben nur eine Affäre. Nein, wir haben noch nicht einmal eine Affäre, wie haben einen One-Night-Stand, der sich des Öfteren wiederholt. Bei einem One-Night-Stand geht es um Sex, Karin. Wir haben keine Dates.“ Sasuke verdrehte die Augen und betrachtete sein Spiegelbild im Fenster das gleiche tun. Warum war sie so? Nein, besser, warum waren alle Frauen so? Lag es ihnen im Blut? Handelte es sich um einen Urinstinkt? Diese Gier, mit der sie ihm immer begegnete, sie stahl ihm immer mehr den Genuss an ihren Treffen, an ihrem gemeinsamen Hobby.

Doch diese Art, Grenzen immer wieder zu überschreiten, auch wenn er ein deutliches Stoppzeichen setzte, sie war wohl allen Wesen des Typus Frau eigen.

Karin holte hörbar Luft. „Schön.“ Er hatte erwartet, dass sie ihn wieder anzischen würde wie eine wütende Kobra, aber sie war überraschend beherrscht. „Sasuke, du weißt, so geht es mit uns nicht weiter. Wie lange läuft das schon so? Entweder, wir schaffen es endlich, nach all den Jahren eine ernsthafte Beziehung auf die Reihe zu bekommen, oder unsere Reise endet hier. Bis heute Abend hast du Zeit. Ich will eine Entscheidung.“ Diesmal war sie es, die einfach so ohne Weiteres auflegte.

Ich will eine Entscheidung… Da war er wieder, der unfehlbare Beweis. Ich will. Ich will diese Schuhe, ich will diese Handtasche, ich will dieses Kleid, ich will dein Geld, ich will deinen Sex, ich will deine Liebe und ich will dein Leben. Gierhals.

Er seufzte genervt auf und stand nun endgültig auf, um zu gehen. Auf dem Weg zur Tür fing er den tadelnden Blick einer älteren Dame in lachsrotem Kostüm auf, die so pikiert drein sah, dass er ahnte, dass sie die Worte Affäre, One-Night-Stand und Sex am liebsten verbieten wollte.

Es tat ihm außerordentlich nicht leid, dass sie an seiner Ausdrucksweise Anstoß nehmen musste. Obgleich er abgeschieden in seiner Villa lebte, war auch er ab und zu ein Mensch des 21. Jahrhunderts.
 

Durch New York bewegte man sich als Einwohner am besten mit Hilfe eines unsichtbaren, eingebauten Radars. So musste man weder auf die Füße achten, noch auf Verkehrsschilder oder andere Dinge wie Passanten. Man frönte einfach anderen Dingen, wie SMS schreiben, im Internet surfen, Haare kämmen oder Zeitung lesen.

Sasuke machte sich dieses Radar zu nutze, auch wenn es bei ihm etwas älter und verstaubt war. Während er sich also wendig durch die entgegen kommenden Passanten schlängelte, eiligen Fahrradkurieren auswich und an der Ampel punktgenau hielt, dass er nicht zu Brei gefahren wurde, tippte er auf den Tasten seines Handys herum.

Eine Tätigkeit, die ihn zum Fluchen brachte. Seine Finger waren zu groß, die Tasten zu klein und SMS schreiben schien so gar nicht sein Gebiet zu sein. Nachdem er also mehrmals ein t anstatt dem gewünschten j bekam, resignierte er vor der unnötigen Technik und entschied sich, Naruto mit der anderen Kommunikationsoption zu kontaktieren. Der altbewährte Anruf.

„Hey.“, meldete sich Naruto prompt, gut gelaunt wie eh und je, während im Hintergrund das Kichern einer Frau zu hören war. Sasuke vermutete Hinata, Narutos Zukünftige.

Sasuke wich einer tief fliegenden Taube aus und brummte dann: „Hi.“ Er überlegte, ob er sich für seine kurz angebundene Art entschuldigen musste, entschloss sich aber dann dafür, nichts zu erwähnen, da Naruto ihn und seine Art schon zur Genüge kannte – es würde ihm hoffentlich egal sein. „Wann sollte ich heute Abend kommen?“

Naruto schien kurz zu überlegen oder wurde durch jemanden abgelenkt. „Neun Uhr. Eigentlich hieß es ja um acht, aber es werden wahrscheinlich alle erst um neun kommen. Erhoffen sich alle diesen typischen Aha-Effekt, wenn sie zu spät kommen.“

„Okay.“

„Hast du eine Begleitung?“ Die Neugierde seines Freundes war nicht zu überhören. Sie leuchtete wie ein überdimensioniertes Plakat am Times Square auf. Als Sasuke nicht antwortete, ließ Naruto ein unterdrücktes Lachen hören. „Wir haben Zimmer reservieren lassen, falls gewisse Gäste gewisse Bedürfnisse befriedigen müssen.“

„Du musst nicht immer von dir auf andere schließen.“

Naruto überhörte Sasukes schnaubenden Einwurf. „Weißt du, Karin kommt heute auch.“

„Ich weiß.“, knurrte Sasuke gereizt, da Naruto genau wusste, dass das Thema Affäre eher eines dieser Geheimnisse war, von dem jeder wusste, aber niemand sprach.

„Ihr hättet ruhig zusammen kommen können.“

Sasuke verdrehte die Augen. „Das hat sie mir auch vorgeschlagen. Und nein, das würde ich mir niemals antun.“

Am anderen Ende der Leitung versuchte Naruto immer noch sein amüsiertes Gekicher in den Griff zu bekommen. Ein aussichtsloses Unterfangen, wie Sasuke aus jahrelanger Erfahrung gelernt hatte. „Ich bin mir sicher, wenn du mein Zimmerangebot annehmen würdest, könntet ihr den offensichtlichen Ärger in eurer Beziehung mit gymnastischen Übungen beseitigen.“ Narutos frivolen Anspielungen waren mehr als nervig. Ebenso wie Karin selbst schien er nicht damit zurechtzukommen, dass man eine Frau nicht lieben musste, um mit ihr Sex zu haben, auch wenn es einem täglich in den Medien vorgeführt wurde.

„Wie oft noch, Naruto? Karin und ich haben Sex, wir wollen nicht heiraten.“, murrte Sasuke schlecht gelaunt, aber leise, da er nicht schon wieder von prüden Damen mit giftigen Blicken gesteinigt werden würde. Allein der Gedanke an läutende Hochzeitsglocken und ihm selbst im schwarzen Anzug mit weißer Rose im Knopfloch, aktivierte bei ihm intuitive Fluchtinstinkte.

Das Lachen, das Naruto so angestrengt zurückzuhalten versuchte, brach aus ihm schallend heraus und ließ Sasuke mit dem Handy in der Hand zusammenzucken.

Er könnte sich schwören, dass sein Trommelfell geplatzt war.

„Sasuke, wenn du dich irgendwann einmal verlieben solltest, musst du es mir nur sagen und ich schenke dir eine Millionen bar auf die Hand.“

„Ich bin gerührt, wie viel dir mein Gefühlsleben doch wert ist.“, tönte Sasuke trocken, ein eindeutiges Zeichen dafür, dass er die Schnauze voll hatte von Narutos Bombardement aus feuchtfröhlichen Anspielungen, und dass er ungehindert auflegen würde, sollte Naruto nicht prompt damit aufhören.

Naruto hörte auch damit auf. Er hörte wirklich auf, sich vor Lachen zu schütteln und räusperte sich nervös. Verdutzt zog Sasuke eine Augenbraue nach oben, während er darauf wartete, was Naruto ihm nun unglaubliches offenbaren würde. Er rechnete fest damit ein Ich bin schwanger! oder zumindest ein Die Erde ist eine Scheibe! zu hören.

„Findest du, dass es irgendwie seltsam ist, wenn ich dich jetzt telefonisch darum bitte, mein Trauzeuge zu sein?“, fragte er schließlich vorsichtig, als rechnete er mit einem niederschmetternden Nein.

„Nicht viel seltsamer als der Umstand, dass wir befreundet sind.“ Sasukes Kehle entwich ein raues Lachen, das Naruto als Zustimmung wertete. Dass er nicht vor lauter Erleichterung seufzte, war schon alles.

Sasuke hörte das Glockengeläut, doch erleichtert stellte er fest, dass nicht er das arme Schwein mit der weißen Rose im Knopfloch sein würde, sondern nur der Depp mit dem roten Samtkissen, auf dem zwei Ringe lagen, in der Hand.

„Gut. Dann sehen wir uns also heute Abend!“ Im Hintergrund ertönte ein ohrenbetäubend heller, fast quietschender Schrei, als wäre Naruto auf irgendein kleines, hilfloses Nagetier getreten. Offenbar kitzelte Naruto gerade Hinata, die darauf hörbar sehr empfindsam reagierte.

Sasuke, der erneut zusammen gezuckt war, verabschiedete sich mit einem kurzen „Ja.“, und verstaute sein Handy wieder in seiner Anzugjacke.

Der Taxistand war voll geparkt mit gelben Cabs, die nur darauf warteten potentielle Kunden an den von ihnen gewünschten Ort zu fahren.

Auch wenn Sasuke es normalerweise, trotz seines Bankkontos, vorzog, die Metro zu benutzen, entschied er sich dazu, dieses eine Mal doch um ein Taxi zu bemühen, da er nicht genau wusste, wie lange er sonst brauchen würde, um zu seiner Wohnung zu gelangen und er sicherlich noch Besseres zu tun hatte, als sein Portemonnaie vor Taschendieben zu schützen.
 

Taxifahrten konnten unglaublich entspannend sein, wie ein Abend in dem durchgesessenen Lieblingssessel, einem dicken, verstaubten Wälzer und einer Tasse heißen Earl Grey.

Draußen konnte es wie aus Kübeln regnen, ununterbrochen schneien oder, wie in diesem Moment, die Sonne hinter den immer dünner werdenden grauen Wolken hervorblinzeln, man war abgeschottet von dem Trubel.

Der Innenraum des Taxis beschrieb eine gänzlich andere Welt. Die beheizten, grauen Sitze, der Geruch nach Menschen, der in einem Taxi so viel erträglicher erschien, die dreckigen Fußmatten und die individuelle Ausstattung der Fahrer, die von Wackel-Elvis bis zu New York Yankees-Aufklebern reichte.

Man konnte zur Ruhe kommen, die Füße ausruhen und die anderen Menschen auf der Straße verspotten, die immer noch ihrem täglichen Geschäft nachgingen, als gehörte man für einen kurzen Augenblick nicht zu ihnen.

Es schien, als wären Taxifahrer Übermenschen, denen es im Blut lag, zu erkennen, wann ihre Fracht ein Gespräch benötigte, und wann Schweigen Gold war.

Diese Fahrt war eine, in der beide Parteien zufrieden schwiegen, der ruhigen Radiomusik lauschten und ihren Gedanken nachhingen.

Sein momentaner Gedanke nannte sich: Die Frau im Allgemeinen und die Frau im Besonderen – Die Frau fürs Bett und Die Frau fürs Leben.

Gutes Aussehen, das traf für viele Frauen, einschließlich Karin, zu, die sich gerne einen Platz an seiner Seite wünschten. Aber es war nun mal nicht das, auf das er wirklich Wert legen würde, wenn er es darauf anlegen würde, eine ernsthafte Beziehung zu erstreben.

Mit einem Mal wurde ihm bewusst, dass er mit seinem abgeschiedenen, gewollt einsamen Lebensstil vielleicht vieles im Leben verpassen würde, und dass eben genau die pompös geplante Hochzeit seines besten Freundes der unmissverständliche, signalfarbene Wink mit dem Zaunpfahl war, dass es durchaus Dinge im Leben gab, die man besitzen sollte, auch wenn man glaubte, dass es nicht so wäre. Denn was konnte man noch groß ändern, wenn man alt, verbittert und schwach an den Rollstuhl gefesselt in einem übergroßen Haus lebte?

Nichts würde man wirklich tun können, da änderte weder das sorgsam verwaltete Geld oder die teuren Autos nichts. Man hatte nur eine gewisse Zeit lang die Chance, einen anderen Weg einzuschlagen, bevor es nicht mehr zurückging, weil man in einer Einbahnstraße gelandet war.

Ihm wurde bewusst, um was es Karin ging. Trotz ihrer Geltungssucht war sie vernünftig, und die Entscheidung, die sie von ihm verlangte, beruhte auf der gleichen Erkenntnis, die ihn beim Gedanken an die hübsche Galeristin aus heiterem Himmel ereilte.

Karin und er, das hatten sie nun endlich beide erkannt, konnten die beste Zeit ihres Lebens nicht damit vergeuden, eine Affäre zu leben, die nicht auf gleichwertigen Motiven beruhte, sondern von ihrer Seite aus auf der lächerlichen Illusion einer wahren Bindung, und von seiner Seite aus auf der ebenso unmöglichen Vorstellung, Frauen könnten sich mit einer Sache begnügen.

So schön jede Nacht war, so schrecklich war jeder Morgen, dessen Licht ihm die Falschheit seines Treibens offenbarte.

Und genau aus diesem Grund wusste Sasuke, dass er seine Entscheidung längst gefällt hatte, und dass die einzige Begrüßung, die Karin vom ihm auf der abendlichen Verlobungsfeier seines besten Freundes bekommen würde, ein eindeutiges Nein sein würde.
 

„Neji Hyuuga!“, stellte Sai den Anwalt freudestrahlend, mit fast feierlicher Stimme vor, die schmale Brust stolz gewölbt.

Sakura Haruno schluckte, klappte ihren offenen Mund karpfenartig zu und bemühte sich, ihre Stielaugen einzufahren. „Das sehe ich!“, brachte sie schließlich heraus.

Und wer hätte nicht so reagiert, wie sie es tat? Die Welt war verdammt klein, besonders in New York.

Neji Hyuuga stand im Allgemeinen im Ruf, der beste Scheidungsanwalt New Yorks und Umgebung zu sein, was ihre Verwirrung natürlich noch etwas steigerte – nahe zu ins unermessliche. Was wollte Sai mit einem Scheidungsanwalt?

Hatte sie irgendeine Klausel im Vertrag übersehen? Oder wollte Sai nur sicher sein, dass Sakura den Bund ihres Lebens – mit seinen Bildern – auch ernst nahm?

Der große Mann sah sie mit einem geschäftsmäßigen Lächeln an, das nicht über die strafende Gleichgültigkeit in seinen wolkengrauen Augen hinweg täuschen konnte. „Sie sind also Sakura Haruno.“ Mit seinem Stimmfall hätte er genauso sagen können Sie sind also der Blumenstrauß., oder noch eher Sie sind also die Klobürste.

„Sind sie nicht Scheidungsanwalt?“, fragte sie ihn schließlich und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, um sich wenigstens den kleinen Rest Selbstbewusstsein mit aller Kraft zu erhalten.

„Ich bin Scheidungsanwalt.“ Zu freundlich, er wiederholte mit seiner Antwort einfach ihre Frage. Wahrscheinlich hielt er sie und ihr Hirn für nicht leistungsfähig genug, seinen gehobenen Sprachschatz zu verstehen. Aber das war nicht schlimm, Mann hatte sie nicht zum ersten Mal aufgrund ihrer anatomischen Andersartigkeit für minderbegabt gehalten.

Misstrauisch beobachtete sie die breite Eingangstür des Restaurants, darauf gefasst, dass in jeder Sekunde eine Horde Kamera schwenkender Paparazzi um die Ecke stürmen könnte, um sie beim Essen von Main-Hummer und Trinken von Bordeaux aus Pomerol unentwegt abzulichten.

Wahrscheinlich würde so wohl der Alltag eines Prominenten aussehen. Kameras auf Schritt und Tritt, Interviews hier und dort.

Kein Wunder, dass Neji Hyuuga so unhöflich war, immerhin war er ein Prominenter, denn sein strenges Antlitz prangte regelmäßig zusammen mit irgendwelchen kürzlich geschiedenen namhaften Stars und dem ein oder anderen angetrunkenen Model von den Klatschzeitschriften, die New York des Weilen zu überschwemmen schienen.

Zusätzlich hatte der Kerl auch erst kürzlich seine bibeldicke Biographie Law of Life bei Oprah Winfrey vorgestellt, während Nicolas Cage neben ihm auf der Besuchercouch gesessen hatte und Loblieder über besagtes literarische Werk gesungen hatte, tausenden Fangirls auf den Besucherplätzen hysterisch mit selbst gebastelten Plakaten, die mit so geistreichen Texten wie „Ich will dich! Ich liebe dich!“ oder „Ich will die Mutter deiner Kinder sein!“ aufwarten konnten, und Oprah zu allem Übel verkündete, dass Neji Hyuuga eine Gastrolle in der weltbekannten Krimiserie CSI New York übernehmen würde.

„Neji ist nur der Überbringer, die Verträge hat ein anderer alter Freund für uns aufgesetzt.“, erklärte Sai, während er sich auf seinem Platz niederließ und einen Schluck von seinem Getränk nahm.

Hyuuga tat es ihm gleich. Ein kaum merkliches Nicken bestätigte Sais Worte. „Uchiha hat alles vorbereitet und sogar eine Liste in Frage kommender Immobilien für die Ausstellungsräume zusammengestellt.“

Uchiha. Der Name schien in ihrem Kopf widerzuhallen wie das Echo von den Rockies, während sie abwog, wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, dass ein Japaner, den Sai und Neji Hyuuga kannten, nicht unglaublich viel Geld auf dem Konto haben konnte, und nicht auf einer renommierten Universität in Amerika studiert haben konnte, ohne Uchiha, ein sehr seltener Name, selbst in Japan, zu heißen.

Sie entschied, dass die Wahrscheinlichkeit sehr gering war, und dass wohl der Uchiha, der Rock Lee kannte, in Harvard studiert und eine Affäre mit einer Karin hatte, jener Uchiha sein musste, der ihre Verträge aufgesetzt hatte und sich Gedanken um die Immobilienfrage gemacht hatte.

Und eben genau aus diesem Grund hätte Sasuke Uchiha wissen müssen, wer sie war. Spätestens, nachdem sie ihm erzählt hatte, wo sie zu Mittag essen würde, müsste es ihm in den Sinn gekommen sein, denn sicherlich war ihm ihr Name durch die Verträge bekannt.

Verdammter, gut aussehender Idiot. Andererseits, vielleicht war er es eben wirklich nicht…

„Er meinte, etwas zwischen der 68sten und der 58sten wäre am besten, da es weiter oben auf der Madison Avenue mehr Galerien gibt, aber weniger Laufkundschaft. Zwischen der 64sten und der 63sten gibt es eine gute Möglichkeit. Direkt gegenüber sind die Läden Jimmy Choo, Shanghai Tang und Etro, und zwei Geschäfte von eurer potentiellen Galerie entfernt, wäre Roberto Cavalli. Uchiha und ich kennen die Geschäftsleitung, Gaara Sabakuno, und der hat bereits zugesagt, dass er einige eurer Exponate in seinem Laden haben will.“, betete Hyuuga herunter, während er sich ein Stück Hummer zwischen die Zähne schob.

Sai nickte nur, als würde es ihn gar nicht stören, dass alles bereits beschlossene Sache zu sein schien.

Sakura überlegte, ob sie vielleicht ganz nebenbei fragen sollte, ob ihr Anwalt Uchiha mit Vornamen Sasuke hieß, und ob es irgendetwas damit auf sich hatte, dass Anwalt Uchiha unbedingt wollte, dass sie genau diesen Laden mieten sollten.

Als hätte Neji Hyuuga mit solchen Fragen gerechnet, gab er ihr die Antwort darauf, allerdings wand er sich dabei eher in privater Sache an Sai. „Sasuke meinte, er habe den Laden vor vier Tagen unter der Hand weggekauft, und dass ihr in ganz New York nichts Besseres finden werdet. Außerdem kann er irgendetwas von den Steuern absetzen, wenn er den Laden vermietet, und deswegen bietet er ihn euch auch für einen sagenhaften Spottpreis an.“

„Kein Problem für uns, oder Sakura?“ Sai lächelte sie liebenswürdig an. Seine Augen jedoch sagten ganz deutlich, dass er keine Widerrede hören wollte.

Und ihretwegen würde es kein Problem geben. Der genannte Preis lag sogar unter ihren Erwartungen, und warum sollte Sasuke Uchiha sich nicht mit Hilfe von Geringeren bereichern?

Sie nickte also nur, während sie an ihrem Wasser nippte, und überlegte, ob Uchiha sich genau in diesem Moment für wahnsinnig lustig hielt, da er ihr mit seiner plötzlichen Einmischung in ihr Geschäftsleben vor den Kopf stoßen konnte, oder ob es ihn kein Bisschen juckte, was sie nun von ihm hielt.

„Du kommst heute Abend auch auf die Verlobungsfeier, Sai?“, fragte Hyuuga schließlich, sich den Mund mit der schneeweißen Leinenserviette abtupfend.

Der andere nickte. „Natürlich. Einer der Gründe, warum ich dieses Essen auf den heutigen Termin gelegt habe. Bin viel unterwegs und kann mir keine großen Zeiträume zwischen meinen Terminen leisten.“ Er machte eine wegwerfende Geste, als wären stressige Langstreckenflüge das Normalste der Welt. „Ich kann es immer noch nicht fassen, dass Naruto und Hinata bald heiraten werden. Was denkst du, Naruto wird jetzt wohl noch mehr Druck auf Sasuke ausüben.“

„Dass der auch heiratet? Ich wette mit dir, Naruto wird ihn zu irgendwelchen Singletreffen anmelden, oder mit Karin auf die Bahamas verfrachten.“ Hyuuga grinste schalkhaft, als wäre die Vorstellung genau das, was einem den Abend versüßte.

Immerhin hatte sie es lange genug versucht auszuhalten, diese Gespräche über Personen, von denen sie keine Ahnung hatte, und bei denen zu mindest Hyuuga so tat, als wäre sie nur hübsches Beiwerk.

Und da sie so ausdauernd war, erlaubte sie es sich schließlich, sich einzumischen. „Der Anwalt, Sasuke Uchiha, hat er zufällig schwarzes Haar?“

Sie biss sich auf die Zunge. Dumme Frage, die Mehrheit der Japaner hatte schwarze Haare, wenn sie sie nicht färbte.

Sai sah sie neugierig an. „Sasuke? Schwarze Haare, dunkelbraune Äuglein, mürrisches Regenwettergesicht, Aversion gegen Handys und andere technische Gerätschaften? Herzallerliebst, finden anscheinend die Frauen.“

„Ich hab ihn vorhin im Starbucks getroffen.“, erklärte Sakura hastig, Sais ironische Bemerkung über die scheinbar allseits bekannte Wirkung Sasukes auf die Frauenwelt ignorierend. „Und davor bereits im MoMA. Ich dachte die ganze Zeit, es könnte ein Zufall sein, aber als du gerade den Namen Karin erwähnt hast, fiel mir ein, dass besagte Person ihn während unserer kleinen Unterhaltung anrief, und er nicht gerade begeistert war.“

Sai taxierte sie mit seinem Blick, dann warf er Neji einen zu und sagte: „Ich finde, es wäre passend, wenn wir heute Abend zusammen auf eine Party gehen.“

„Eine Party? Ich dachte, du gehst heute auf die Verlobungsfeier.“ Irritation machte sich auf Sakuras Gesicht breit.

„Die Feier ist die Party, Sakura.“, verdeutlichte ihr Sai mit einem nachsichtigen Lieber-Onkel-Blick und lachte. Nein, er lachte nicht nur, er lachte sie aus, und das ließ sie natürlich erröten. Und weil ihr das Erröten peinlich war, errötete sie noch mehr. „Hör schon auf.“, murmelte sie schließlich unter Hyuugas streng gerümpfter Nase.

„Besitzen Sie denn ein Abendkleid?“, fragte er sie dreist. Er winkte dem Kellner und bestellte für sich ein Glas Glanmorangie, einen recht teuren Single Malt.

Nein, sie besaß nur alte, angegraute Leinentücher, die sie sich wie eine Stola um die Hüften zu schlingen pflegte, während sie Walk like an Egyptian von den Bangles sang und dazu ekstatisch Bauch tanzte.

Sie schnaubte also; so laut, dass es Hyuuga hörte, so leise, dass es Sai überhörte. „Es ist zwar nicht irgendein einzigartiges Designerstück, aber trotzdem glaube ich, dass ein Kleid von Prada genehm ist, oder?“

„Neji meinte, dass es eigentlich an solchen Anlässen üblich ist, der weiblichen Begleitung, so fern man eine hat, ein Kleid zu kaufen.“ Wieder erntete Sakura ein unterdrücktes Prusten, und sogar Hyuuga ließ sich zu einem milden Lächeln herunter.

Sie wunderte, wie schnell sie es schaffte, rot zu werden. Wäre sie eine Ampel, würde wohl im Zweiminutentakt jemand vor Wut und Frustration gegen sie treten.
 

Sasuke Uchiha ließ sich auf seiner Designercouch von Shanghai Tang nieder, fischte eine der typisch zu dritt miteinander verflochtenen Zigarren Marke Culebras Partagas und seinen goldenen Zigarrenschneider von dem Couchtisch, ebenfalls vom Designer.

Er schnitt das Ende der Zigarre ab und zündete die edle Tabakrolle an, zog drei Mal kräftig an ihr und ließ dann seine Hand zu dem automatisch hochklappenden Bedienungselement von Bang & Olufsen wandern.

Er schaltete die Musikfunktion des Mediensystems, das außer Musik oder Filme abspielen auch die Raumtemperatur generieren konnte, an. Während er sich das 1992 erschienene Album Automatic for the People von R.E.M. anhörte, ließ er sich einen Espresso aus der Maschine laufen, zwischendurch immer wieder an seiner Zigarre ziehend.

Zusammen mit der geballten Portion Koffein und Tabak machte er es sich wieder auf der Couch gemütlich, fuhr den nagelneuen MacAir nach oben und überprüfte sein E-Mail-Postfach.

Neji Hyuuga hatte ihm geschrieben, dass er die Informationen über die Immobilie auf der Madison Ave, die Sasuke für die Galerie vorgesehen hatte, erhalten hatte, und dass er sich in die Verträge hineingearbeitet hätte. Außerdem fragte er ironisch an, was denn Karin mache, und ob sie sich schon auf die Party freuen würde.

Sasuke ignorierte die E-Mail und startete stattdessen ein Programm, mit dem er per Mausklick den Wert seiner Aktien nachvollziehen konnte.

Da der Aktienkurs allgemein stark gefallen war, wunderte es Sasuke nicht, dass seine Aktien fast die Hälfe ihres Wertes verloren hatten. Dennoch kein Grund zur Sorge, bald würde der Kurs wieder steigen und alles wäre im Grünen Bereich.

Er überlegte, wie Sakura Haruno reagierte, wenn sie erfuhr, dass er Sais ominöser Anwalt war, auch wenn er fauler Weise Neji Hyuuga vorgeschoben hatte.

Dass Neji Hyuuga für ihn diese Angelegenheit übernommen hatte lag daran, dass Hyuuga ihm wegen eines Scheidungsfall, bei dem er Hyuuga mit Beziehungen zu anderen Experten ausgeholfen hatte, noch etwas schuldig war, und dass er selbst wenig Lust hatte, einem exzentrischen Künstler wie Sai es war, zum Opfer zu fallen.

Zum Glück wusste Sai nicht, dass Sasuke nicht viel für seinen ehemaligen Oberschulkollegen übrig hatte und sich nur aus reiner Langeweile der Recherche nach Galerien hingegeben hatte, und als er noch einmal darüber nachdachte, ob er sich Sai antun sollte, es leider zu spät gewesen war, um einen Rückzieher zu machen.

Seine Gedanken kamen zu ihrem Ausgangspunkt zurück und kreisten schließlich um die Frage, ob Haruno verwirrt sein würde, oder zumindest überrascht. Wahrscheinlich würde sie ihn aber auch als Idiot abstempeln, immerhin hätte er sich ja im Starbucks offenbaren können.

Allerdings hatte er auch noch andere Dinge im Kopf, die ihn beschäftigten, als die Frage, wie ihn eine Person bewertete, die er wahrscheinlich nie wieder sehen würde, so vorschlagsweise die verzwickte Suche nach einem passenden Verlobungsgeschenk für die Turteltäubchen oder ein schon bald erwartetes Hochzeitsgeschenk für selbige.

Er erinnerte sich daran, dass Naruto vor Neid über seine große Sammlung erlesener Single Malts erblasst war. Allerdings befand sich der Großteil dieser Raritäten in seiner Villa in den Hamptons.

Beim Durchstöbern des großen, luftdicht verschlossenen Schrankes, in dem er ein paar seiner Kehlenschätze aufbewahrte, fiel ihm ein 25-jähriger Laphroaig, ein Islay Single Malt, in die Hände.

Eine seltene Kostbarkeit, deren Preis sich auf mehr als 200 Dollars belief.
 

Sasuke Uchiha wusste, dass er einen gewissen Eindruck bei der Frauenwelt hinterließ, und hin und wieder waren es auch Abdrücke in dem sorgsam geglätteten, seidenen Bettzeug von Karin.

Dass seine stilsichere Kleidung, bestehend aus Armani, Fendi oder Cavalli, dazu recht viel Beitrug, war ihm eher weniger bewusst, da er Kleidung wegen dem angenehmen Tragegefühl kaufte, und nicht ausschließlich wegen namhafter Designer, deren Namen ihn hin und wieder überfielen, wenn er auf Karins Toilette saß und nach anspruchsvoller Lektüre suchte. Er besaß sogar drei T-Shirts von H & M. Eins war weiß, eins schwarz, und das dritte verboten laubfroschgrün.

Zur Verlobungsfeier trug er einen schwarzen Valentino, darunter ein schneeweißes Hemd und eine locker gebundene schwarze Krawatte, während sein Schuhwerk aus schwarzen, ledernen Tods bestand – insgesamt erinnerte er eher an irgendeinen Filmstar, dessen zu Hause die Roten Teppiche der Welt waren.
 

So wie er es sich in seiner weisen Voraussicht bereits gedacht hatte, standen vor dem beleuchteten Eingang des Waldorf Astorias eine nicht ungefährliche Meute Paparazzi, Journalisten und andere nervtötende Formen des Mediengeschäfts, die alle gemeinsam verabredete waren, um Einige der medienscheuen sozialen Elite New Yorks mit ihren Fotoapparaten abzulichten oder auf anders geartete Weise in den Wahnsinn zu treiben.

Neji Hyuuga posierte gerade mit seiner hübschen, brünetten Freundin Tenten, einem populären Soapstar, im Arm für ein Fernseh- oder Reporterteam , das sich offenbar in das Pärchen verknallt hatte, denn immerhin ließen sie Kankuro Sabakuno, Besitzer eines der besten, mehrfach ausgezeichneten Theaters auf dem Broadway, unbemerkt vorbei schleichen.

Auch Sasuke selbst fand kaum Aufmerksamkeit, da er keiner Arbeit nachging, die für die Yellow Press für Bedeutung wäre, denn Aktienkurse hatten noch niemands Klatschsucht befriedigt.

Ein schadenfrohes, innerliches Grinsen erfasste ihn, als er, den Laphroaig im Arm wie einen Football oder ein Baby, die Stufen unbehelligt nach oben ging, als wäre er irgendein unwichtiges Partikelchen im Universum.

Bis Neji Hyuuga ihn am Ärmel packte und ihm zuraunte: „Die Party steigt im Hilton Room.“ Danke, Neji, es wäre sicherlich kein Problem geworden die Feier zu finden. Einfach Narutos grölendem Versuch, Karaoke zu singen, folgen.

„Wie heißen Sie?“, fragte die schlanke, rot gelockte Reporterin, die bereits Hyuuga und Anhang belästigt hatte, während sie ihm ihr silbernes Mikrofon förmlich ins Gesicht stieß, als verlangt sie von ihm, dass er es als Teil seines Körpers akzeptierte.

Irritiert sah Sasuke sie und das Mikrofon an. Würde sie jetzt zum alltäglichen Reporterkreuzverhör ansetzen, um ihn wie eine saure Zitrone auszuquetschen und seine ärmlichen Überreste in die People-Spalte ihrer niveaulosen Klatschzeitung zu verteilen?

Neji Hyuuga stahl sich mit einem schalkhaften Glitzern in den taubengrauen Augen davon, ließ ihn hilflos und verlassen, wie ein junges Schäfchen mit der klatschwütigen Reporterin, alias hungriger Wolf, zurück.

Der Schuft. Sasuke stellte sich befriedigt vor, wie sich die Spitze seines glänzenden Lederschuhs ins Gemachte Hyuugas bohrte, um die Familienplanung zu zermalmen wie ein widerliches Insekt.

„Sasuke Uchiha.“, antwortete er schließlich zur Erquickung der Reporterin zähneknirschend, den Laphroaig in seinem Arm an sich drückend.

„In welcher Branche sind sie tätig?“ Der Lockenkopf hüpfte vor ihm auf und ab, als sie die Frage nachdrücklich wiederholte.

„Aktien.“, war die kurz angebunden Antwort. Die Frau war sichtlich unzufrieden, da, wie Sasuke bereits erahnt hatte, Aktien so ziemlich das langweiligste war, das sie einer skandalsüchtigen Leserschaft vorsetzen konnte. Doch leider schien Gott mit einem Gedankenblitz durch sie zu fahren.

„Sind sie Mitglied des Uchihaclans, dessen Imperium die japanische Automobilbranche beherrscht?“ Sie penetrierte ihn weiterhin mit dem Mikrofon, während sie ihren Kameramann und ihren Fotografen anraunzte, Sasuke Uchiha genau zu dokumentieren, da er ein interessantes Objekt war, schaut euch doch mal diesen knackigen Arsch an.

Der Gehilfe des Kameramann hielt irgendein plüschiges, graues Riesenmikrofon über seinen Kopf, während der Kameramann und der Fotograf von ihm verlangten, abwechselnd in eine ihrer Linsen zu lächeln, als wäre es das wunderbarste, das ihm jemals passieren konnte, abgesehen vom Weltfrieden, natürlich.

„Ja.“

„Auf wie viel Dollar beläuft sich ihr Vermögen?“ Während sie ihn fragte, deutete sie auf Rock Lee, dessen schwarzer Topfhaarschnitt versuchte, hinter Sasuke Uchiha verborgen ins Waldorf Astoria zu schlüpfen. Bevor der erneut in laubfroschgrün, aber mit roter Krawatte, gekleidete Juniorchef von People Electronics durch die Drehtür verschwinden konnte, hatte der Fotograf ihn auch schon für die Ewigkeit gebannt.

„Kein Kommentar.“, antwortete Sasuke, genervt auf die dreiste Frage der Journalistin, verzweifelt nach einem neuen Opfer für die Reporterin suchend. Allerdings war außer ihm niemand zu sehen, und dass seine nicht die erwartete Antwort war, zeigte das enttäuschte Gesicht der rothaarigen Journalistin, dass Dank der wöchentlichen Botoxportion so beweglich war, wie eine gusseiserne Maske.
 

Doch sein Interesse dem Sensationserfolg der Journalistin beizutragen, belief sich auf gleich null, also nickte er den glänzenden Kameralinsen in einer kaum merklichen Bewegung zu, drehte sich mit wehender Anzugjacke à la James Bond um und verschwand über den dunkelblauen Teppich sichtlich erleichtert die vier Stufen hinauf, durch die schwingende Eingangstür, hinter der Rock Lee mit seinem breiten Grinsen im Gesicht schon auf ihn wartete.

Die Erleichterung war beim Anblick des laubfroschgrünen Anzugs, dessen Tragen in der Öffentlichkeit mit einem hohen Bußgeld bestraft werden sollte, wie weggeblasen.
 

Rock Lee grinste ihm voller Freude über die erneute Begegnung zur Begrüßung entgegen und deutete mit einer wegwerfenden Geste nach draußen zu den blitzenden Lichtern. „Paparazzi. Du hast wohl nicht so viele Erfahrungen mit denen? Man muss sie mit Sachen füttern, die ihnen nicht wirklich nützen, aber sie vorerst befriedigen, weißt du? Wenn du Kein Kommentar sagst, sind sie meistens beleidigt, weißt du?“

Lehrreiche Sätze, die mit Weißt du? endeten, begleiteten Sasuke bis in den großen Hilton Room, der mit einigen modernen ledernen Sitzelementen, die der Gastgeber zum Zwecke der Veranstaltung organisiert hatte, und dem ewig währenden Charme des alten New Yorks aufwartete.

Dort konnte er sich endlich von Lee loseisen, um zu dem am anderen Ende des Saales befindlichen violett beleuchteten DJ-Pult zu gelangen, wo Kiba Inuzuka zusammen mit Naruto Uzumaki saß und sich in der hohen Kunst des Scratchen übte.

Sasuke begrüßte den zukünftigen Bräutigam mit einem freundschaftlichen Schlag auf die Schulter und brummte Kiba, seines Zeichens begehrtester DJ an der Ostküste, ein raubeiniges „He!“, entgegen.

„Sasuke, man!“, brüllte Naruto sichtlich angetrunken, als er Sasuke bemerkte, warf die Arme nach oben und umarmte ihn, als wäre er ein lange Jahre Verschollener, der nun endlich wieder Heim gefunden hatte.

Dabei übertönte er Kibas Begrüßung, doch der begnügte sich trotz seines sonst so dominanten Aufmerksamkeitsbedürfnis mit einem Handschlag, während Sasuke noch immer in Narutos Umklammerung fest hing und dessen Stimme voll Schalk in sein Ohr hauchte: „Wie geht’s? Karin schon gesehen?“

Narutos warmer Atem, ein dichter Schleier, der nach hochprozentigem Alkohol roch, streifte Sasukes frisch rasiertes Gesicht.

„Es geht, wie immer. Wo ist Hinata?“ Sasuke überhörte bewusst den Teil der Frage bezüglich Karin, rümpfte die Nase angesichts des Alkoholgestanks und konfrontierte Naruto mit einer Gegenfrage, die diesen und sein unbeholfenes Scratchen aus dem Konzept brachte.

Der Blondschopf sah sich verwirrt wie eine geblendete Eule blinzelnd um. „Hinata? Hey! Hinata!“, rief er schließlich nach seiner Verlobten, die nirgends zu sehen war. „Hinata!“

„Hey, Naruto, hör auf.“ Kiba, eingehüllt in nunmehr blaues Licht, grinste amüsiert über Narutos halbherzigen Versuch, seine Verlobte herbei zu ordern, und prostete Sasuke mit einem Glas weißer Flüssigkeit geheimnisvoll zwinkernd zu.

Dann hob er ein zweites Glas unter dem Pult nach oben und sein schelmisches Grinsen wurde immer breiter, so dass fast alle seiner gebleichten Zähne zu sehen waren. Sein Blick fixierte Narutos Rücken, dessen Kopf suchend hin und her schnellte, während er sich über das moderne Pult lehnte, um sich mehr Übersicht im Saal zu verschaffen.

Als der Blonde sich wieder zurück auf die Bank lehnte, entdeckte er das Glas wenige Zentimeter über seinem Kopf schwebend, und knurrte anschuldigend, fast schon kindlich beleidigt: „Mein Wodka, Kiba. Hast du ihn getrunken?“

Da fiel bei Sasuke endlich der Groschen bezüglich Kibas höchst erfreutem Strahlen, und er konnte nicht umhin Naruto ein kurzes, aber schallendes, schadenfrohes Lachen zu schenken, dass mit unbeholfener Verwirrung von diesem quittierte wurde.

Kibas Trick war so alt und einfach – kein Wunder, dass ausgerechnet Naruto darauf hineinfallen würde.

Naruto hatte mehrere Gläser Wodka geleert, während Kiba ihn mit einem boshaften Schmunzeln zum gemeinsamen Trinken animierte, aber selbst nur stilles Wasser trank. Unterhaltsames Resultat war, dass Naruto beinahe mehr als nur angetrunken war und Kiba sich seines unglaublichen Witzes erfreuen konnte, indem er den mittlerweile lallenden Gastgeber dessen eintreffenden Gästen wie einen bunten Hund vorführte.

Nicht unbedingt nett. Aber ungemein unterhaltsam.
 

„Ist das da hinten etwa Rock Lee?“ Inuzuka grinste und nahm einen genüsslichen Schluck von seinem sprudelnden Wasser. „Willst du noch Wodka, Naruto?“

Tatsächlich, Rock Lee, alias Augenbraue, war im Anmarsch. Offenbar wollte er ihm oder einem anderen unschuldigen Geschöpf Gottes erneut das Ohr mit seiner bewegenden Lebensgeschichte oder irgendwelchen unsinnigen Ratschlägen abkauen.

Sasuke nickte zu Kibas Bestätigung eilig, und gesellte sich dann, angeblich weil er einen alten Bekannten gesichtet habe, schnellen Schrittes weit weg vom gelb illuminierten DJ-Pult, um nicht schon wieder mit Rock Lees sagenhafter Redseligkeit konfrontiert zu werden.

Nur um zwischen den allmählich in Pärchen, Grüppchen und Meuten herein tröpfelnden Gästen auf ein nettes Zweiergespann zu stoßen, das ihn metaphorisch umhaute.

Sai hatte einen eleganten, anthrazitfarbenen Anzug an, dazu leicht vergammelt wirkende Lederschuhe, die seine künstlerische Weltfremdheit bestätigten, während die Frau an seiner Seite ein frühlingsgrünes, trägerloses, an ihr unglaublich perfekt aussehendes Kleid trug, das ihre weiblichen Rundungen liebkoste und verboten gut zu ihren großen, im gedimmten Licht des Saals, dunkelgrün leuchtenden Augen passte.

Sakura Haruno lächelte ihn und seinen mehr als irritierten Gesichtsausdruck an, als wäre ihr Auftreten auf der Verlobungsfeier seines besten Freundes, auf der nur sorgfältig ausgewählte Gäste geladen waren, das natürlichste auf der Welt. „Das nennt man wohl Schicksal.“

Kaleidoscope

Rot. Blutrot. Samtig. Schwer.

Das war er also, der berühmt-berüchtigte Stoff, aus dem rosarote Mädchenträume gemacht wurden – oder für die oberen Zehntausend auch die Vorhänge zu den geräumigen Umkleidekabinen von Versace, Fifth Avenue, East Side, Manhattan, New York. Für die Hautevolee mochte das die alltägliche, pompöse Umgebung sein, in der sie versuchte ihre Probleme mit Geld und goldenen Kreditkarten loszuwerden, doch Sakura fühlte sich unwohl – und das auf eine seltsam angenehme Weise: Nun, da sie in jenem Traum gefangen war, den sie wie jedes andere Mädchen nur zu oft geträumt hatte, um dann doch plötzlich vom Wecker oder der Morgensonne in die Realität zurück gebracht zu werden, stellte sie fest, dass sie nicht aufwachen konnte, weil plötzlich alles tatsächlich real war.

Auf Ebay eine gut erhaltene Speedy von Louis Vuitton oder ein Hermes-Tuch aus der vorvorletzten Saison mit dem Weihnachtsgeld und Erspartem für einen günstigeren, dennoch unverschämt teuren Preis zu ergattern, war ein beschämendes Nichts im Vergleich zu dem schwindelerregenden Höhegefühl, das sie erfasst hatte, als Sai sie dazu ermunterte sich ein Kleid auszusuchen. Kein anstrengendes Wühltisch-Schlamm-Catchen wie bei Woolworth, nachdem man so mitgenommen aussieht als hätte man beim Iron Man mitgemacht; es war als hätte sie auf einmal einen Adelstitel im Schlepptau.

Sakura folgte dem mit fünf teils extrem volumenösen Kleidern beladenen Costumer Assistant, während ein zweiter hilfreich voraus eilte um den Vorhang zur Seite zu schieben, damit sie die Kabine ohne diese triviale Unannehmlichkeit betreten konnte. Als der schwere Vorhang hinter ihr zugezogen wurde, seufzte sie einmal ergeben auf und griff sich das erste der Kleider, ein mohnrotes Chiffonkleid, dessen einzelner asymmetrischer Träger mit filigranen Blütendetails verziert war, dass nächste war ein Satindress in Ägyptisch Blau mit leicht betonter Schulterpartie und ausgestelltem Tulpenrock. Immer wenn sie vor die Umkleide trat und Sai einen fragenden Blick zu warf, schüttelte er prompt den Kopf oder wedelte ungeduldig mit der Hand. Oh Mann! Innerlich schüttelte Sakura den Kopf. Sie hätte jedes einzelne Kleid behalten, wenn sie dürfte. Wie konnte Sai nur so kritisch sein? Andererseits war sie auch der Meinung gewesen, dass es zwar einen Unterschied zwischen Schickeria und oberer Mittelschicht gab, dieser allerdings nicht so groß sein konnte. Da sie aber nun diese Kluft überwunden hatte, musste sie erkennen, dass jene so tief war wie der Mariannengraben und so breit auseinander klaffte wie der Grand Canyon. Was an der breitesten Stelle achtundzwanzig Kilometer Luftlinie bedeutet, dachte Sakura zynisch, als sie sich an ihren Sommerurlaub mit Ino vor zwei Jahren erinnerte. Störrische, aber flauschige Maultiere, brütende Hitze und zwei süße Ranger… dennoch, das tat in diesem Augenblick nichts zur Sache.

Das nächste Modell war ein nachtschwarzes Bustierkleid, das über und über mit goldfarbenen Pailletten, Perlen und Goldfäden bestickt war. Trotz der güldenen Handmade-Stickereien konnte Sai sich nicht für das Kleid erwärmen – anstatt Applaus erntete das Traumkleid ein ermüdendes Kopfschütteln. Auch das süße Cocktailkleid im Nudelook mit den feinen Plisseefalten überzeugte die finale Instanz nicht.

Sakura trug nun das letzte der fünf Kleider, das es in die engere Auswahl geschafft hatte und schob den königlichen Vorhang zur Seite, trat barfuß aus der Kabine und starrte zum gefühlten millionsten Mal in die riesige Spiegelfassade, die sich ihr darbot. Das Kleid war schulterfrei und betonte so ihre schmalen Schultern und ihren eleganten Hals, der Oberkörper wurde von der integrierten Corsage so umschmeichelt, dass alle ihre weiblichen Vorzüge noch gesteigert wurden. Am Hüftansatz ergoss sich der leichte Stoff förmlich in fließenden Wellen bis auf den Boden. Unglaubliches Grün, dessen Beschreibung ihr nicht möglich war, auch wenn sie glaubte, dass das zarte, helle Knospengrün der Kirschbäume dem sanft fallenden Stoff am gerechtesten wurde, umspielte ihre Beine.

Passt doch!“, brachte Sai mit einem anerkennenden Nicken heraus, während er seine Hochglanzkunstzeitschrift auf den weißen, runden Tisch beförderte und sie aus dem ledernen Sessel betrachtete, als wäre sie ein Gauguin. „Diese elegante Silhouette und der unaufdringliche Schnitt.“

Und tatsächlich, das Kleid war ein Traum, der am Decolleté von einem Saum aus Schmucksteinen in Bernstein- und Grüntönen geziert war, doch das ultimative Highlight bot ihre Rückansicht: Ein atemberaubend tiefer Rückenausschnitt, der so den Kontrast zwischen ihrem Porzellanteint und der frischen Farbe des Kleides betonte.

Sai schien, im Gegensatz zu vielen anderen Männern – mit einigen war sie sogar längere Zeit ausgegangen – Shoppingtouren nicht so sehr zu verabscheuen, auch wenn sein aufmerksamer Blick wirkte, als wäre sie lediglich eine Puppe, an der ein womöglich interessantes Kunstwerk hing. Vielleicht war sogar genau das Problem: Wäre es nach ihr gegangen, hätte sie schon bei Prada ihr Traumkleid gefunden. Stattdessen waren sie dank Sais kritischer Künstlerallüren die Fifth Avenue hinunter, von Prada, zu Gucci, zu Armani, danach zu Pucci, weiter zu Bottega Veneta, über Fendi bis zu Blanc de Chine und Just Cavalli, zu Ermenegildo Zenga und schlussendlich zu Versace gefahren.

Sakura hatte das Gefühl in einem seltsamen Traum gefangen zu sein in der vor ihr eine kleine, pummelige Fee rosa Glitzerwolken verteilte und mit ihrem Sternenstaubzauberstab abertausende Designerkleider herbei zauberte. In der Realität hieß die Zauberfee Sai und falls er einen Zauberstab besaß, hatte er ihn nicht dabei, wohl aber seine Goldene Kreditkarte.

Sehr geschäftsmäßig wirkte Sais gekonnte knappe Handbewegung in Richtung des Angestellten, dem so signalisiert wurde, dass die Dame – endlich! – etwas passendes gefunden hatte.
 

Eine chaotische Taxifahrt später fand sich Sakura an Sais Arm geklemmt mitten in der Grünen Lunge des Big Apples wieder, denn er hatte sie zu einem erholsamen Spaziergang im Central Park überredet. Die Natur des Parks war eine überwältigende Abwechslung zu den Abgasen der Großstadt. Sie atmete tief durch und genoss das Farbenspiel der Landschaft. So oft es nur ging besuchte sie das einzige grüne Stück Erde, das Manhattan zu bieten hatte. Sie wusste selbst, dass nichts im Central Park von Naturgewalten geformt worden war, sondern von den erfahrenen Händen der bekanntesten Landschaftsgärtner des 19. Jahrhunderts. Andererseits lernte man als New Yorker sich immer mit dem nächst besten zufrieden zu geben: Hast du nicht die Blue Ridge Mountains vor der Haustür, dreh‘ eine Runde im Central Park, ist die Coke alle, nimm dir Pepsi, bekommst du kein Cab, steig in die Metro, hast du keinen festen Freund, nimm dir einen Einwegsexgefährten… Ziemlich erbärmlich, meine Liebe! Sich nur mit dem Zweitbesten abzufinden ist was für Menschen aus New Jersey, immerhin leben die genau dort! Außerdem war dieser Frühlingstag bisher äußerst, äußerst, äußerst gut verlaufen: Sie hatte eine Galerie, ein neues Kleid und am Abend die unglaubliche Gelegenheit auf Männerjagd in der Creme de la Creme zu gehen.

Verstohlen warf sie ihrem Begleiter, einem dieser reichen und raren Exemplare einen Seitenblick zu. Mit seiner Ray Ban Pilotenbrille, der derben Lederjacke, den dazu passenden Doc Martens in Usedoptik und dem mit Stars And Stripes bedruckten Ralph Lauren Schal sah er aus wie ein waschechter Promi, den man vom Rodeo Drive in Beverly Hills geklaut hatte. Unterstützt wurde seine glamouröse Erscheinung noch durch die zahlreichen Touristen in I Love New York -T-Shirts und Rucksäcken, die ihn mit Kameras oder ihren Handys unauffällig zu fotografieren versuchten, während spekulativ eine Reihe Namen bekannter asiatischer Schauspieler geflüstert wurde.

Während sie die offenkundig neugierigen Blicke der fremden Menschen als äußerst unbehaglich empfand, machte ihr Schwarzhaariger Begleiter eher den Eindruck, dass ihn das Drumherum amüsierte. „Hast du gehört, die hat mich für Jet Lee gehalten!“, murmelte er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen, als er sich zu ihr hinunter beugte und auf eine skandinavische Touristin deutete. „Als wär‘ ich so klein wie der.“

„Ich schätze, das war ein Kompliment. Jet Lee ist der einzige Asiate, der es je in die Top Ten der Sexiest Men Alive geschafft hat.“, flüsterte Sakura ihm zu.

Sai verdrehte die Augen. „Klar, dass du an genau das denken musst. Typisch Frau. Ich hatte eigentlich gehofft, du wärst nicht so Mainstream, dass du immer sofort die Typen vor deinem inneren Auge nackt siehst.“

Prusten. „Ich kenne keine Frau, die das nicht tut.“

„Komm schon, überrasch mich!“ Sai warf ihr einen anschuldigenden Blick zu.

„Sorry!“

„Weibsbild. Immer nur Penis, Penis, Penis.“

Lachend boxte sie Sai leicht auf den Oberarm. Noch nie in ihrem Leben, zu mindestens seit sie erwachsen war, hatte sie jemanden kennengelernt mit dem sie sich auf Anhieb auf solche freundschaftliche Weise verstand. „Du bist verrückt.“, sagte sie ihm gerade heraus. „Aber ich kann dich echt gut leiden.“

Sai zuckte mit den Schultern. „Du bist nicht verrückt. Aber ich mag dich trotzdem.“
 

Sakura und Sai ließen sich auf den oberen Stufen der Bethesda Terrace nieder um die Sonne zu genießen, die sich von den morgendlichen Wolken befreit hatte und nun mit angenehmer Milde den Angel Of The Water Fountain, der sich direkt vor ihnen am Ende der großzügigen Stufen befand, in goldenes Licht hüllte.

Am Rande des Platzes hielten mehrere Pedicabs, Fahrradtaxis, die einen Schwung asiatischer Touristen ausspuckten. Das melodiöse Singsang des Chinesischen mischte sich unter all die anderen Sprachen, die Sakura ausmachen konnte. Die Gruppe Chinesen schien sich langsam aufzulösen; wahrscheinlich hatte man ausgemacht, sich zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu treffen.

„Boah!“, stieß Sai auf einmal aus. „Rock Lee!“

Sakura zuckte zusammen und blickte in die Richtung, in die ihr Sitznachbar starrte. Der Künstler hatte sich halb von der Treppe erhoben und winkte dem Mann, der einige Meter vom Treppenabsatz entfernt seelenruhig an irgendeinem Starbucksgetränk schlürfte, zu. Vom Klang seines Namens aus den Tiefen seiner Gedanken gerüttelt, wanderte sein Blick in ihre Richtung. Die ausdrucksstarken Augenbrauen hoben sich voller Überraschung.

Sekunden später stand Rock Lee direkt vor ihr. „Guten Nachmittag! Schon zum zweiten Mal habe ich die Ehre, Miss Haruno!“ Er lächelte sie an und seine gutmütigen Augen ruhten mit voller Aufrichtigkeit auf ihr. Die grüne Anzugjacke war verschwunden, stattdessen trug er zu seiner grasgrünen Hose einen schwarzen Rollkragenpullover aus Kaschmirwolle.

„Die Ehre ist ganz meinerseits.“, erwiderte Sakura, während Rock Lee einen Handschlag mit Sai vollführte.

„Woher kennt ihr euch denn?“, fragte Sai verwirrt und wechselte neugierige Blicke zwischen den beiden.

„Ich hatte heute Morgen eine Führung im MoMA der Mr. Lee beigewohnt hat.“ Lee nickte bestätigend. „Unglaublich. Und woher kennen Sie Sai, Ms Haruno?“ Der Neuankömmling musterte die beiden auf eine seltsam achtsame Weise. So als wenn man versucht aus der Körpersprache herauszufinden, welche Beziehung die beiden zu einander hatten – freundschaftlich oder womöglich intim.

„Geschäftspartner.“, erklärte Sai, dessen Radar der Zwischenmenschlichkeit den seltsamen Unterton in Rock Lees Stimme geflissentlich ignorierte. „Sie wird eine Galerie mit meinen Werken hier in New York führen.“

Rock Lee wirkte schlagartig weniger angespannt. „Das ist aber ein großer Zufall. Rate mal, wenn ich heute auch getroffen habe!“

„Sasuke Uchiha.“ Sai grinste, als er Rock Lees verblüfftes Gesicht als Reaktion auf seine schnelle und richtige Antwort sah. „Woher…?“, fing Lee an, doch Sai war nur zu erpicht darauf es sofort zu erzählen. „Tja, Sakura hat beim Mittagessen mit unserem alten Freund Neji Hyuuga und mir erwähnt, dass sie ihm bereits heute Morgen im MoMA begegnet ist, also liegt nahe, dass du ihn auch dort getroffen hast. Sie ist dir aber in der Sache voraus, denn sie durfte dem werten Herrn noch bei einer Tasse Kaffee im Starbucks beiwohnen.“ Mit vor Stolz geschwollener Brust über seine kombinatorische Meisterleistung zwinkerte Sai dem anderen Schwarzhaarigen überlegen zu. „Und sie lebt noch!“

Es vergingen zehn Minuten bis endlich jeder seine Version der Treffen und die Gründe dieser erklärt hatte und Sakura war der festen Meinung, dass irgendwo jemand mit einer versteckten Kamera lauerte und sich über sie schlapp lachte. Misstrauisch hielt sie Ausschau nach verdächtig wirkenden Personen rund um die Bethesda Terrace, doch außer einer Gruppe schnatternder Inderinnen in Saris, jede einzelne bestückt mit einer Flasche Cola, wirkte nichts besonders aufsehenerregend.

Rock Lee ließ sich nun neben ihr auf die Stufen nieder, so dass sie eingepfercht zwischen den beiden Männern deren angeregtem Dialog lauschen konnte.

„Ich freue mich wirklich für Hinata und Naruto.“, wechselte Lee schließlich das Thema zu Sakuras Freude, da sie das Thema „Sasuke Uchiha, unfreundlich, unterkühlt, allzeit bereit dir heute über den Weg zulaufen“ allmählich ermüdete. Außerdem wollte sie wissen, auf wessen Verlobungsfeier sie da heute Abend war.

„Naja, also ich fand das schon nervig. Wie sie die ganze Zeit verliebt war und er es nicht bemerkt hat.“, sagte Sai und verdrehte die Augen. „Wenn sich die beiden nicht so unbeschreiblich dumm angestellt hätten, wären die schon vor zehn Jahren auf die Idee gekommen die Ringe zu tauschen.“

„Wow, die beiden kennen sich schon so lange?“, warf Sakura ein, während ihre innere Stimme höhnte: „Und du bist nicht mal zu einer längerfristigen Beziehung fähig. Fail!“

Lee lächelte. „Oh ja! Die beiden haben sich sogar schon sehr viel früher kennen gelernt, vor fünfzehn Jahren auf dem Bal Crillon Des Debutantés.“

„Und was ist das schon wieder?“, fragte Sakura verwirrt.

„Ist ein Debütantenball in Paris. Man nennt ihn auch Le Bal De Haute Couture, weil die Mädels alle das neuste vom Catwalk tragen.“, erklärte Sai hilfreich und fügte hinzu: „Aber der elegante Name hindert niemanden daran am Ende doch vollkommen besoffen zu sein, oder, Lee? Weißt du noch, als Naruto Sasukes Schuhe ruiniert hat, als er plötzlich kotzen musste?“

„Nein, ich war zu dem Zeitpunkt bestimmt auch nicht mehr ansprechbar.“, gluckste Lee, als er sich an diese wohl sehr feuchtfröhliche Zeit zurück erinnerte.

„Ich versteh ’s immer noch nicht. Lee ist Amerikaner und Sai Japaner, was habt ihr dann in Paris gemacht?“, fragte Sakura verwundert.

„Das ist einer der bekanntesten Bälle. Ist so eine Art Eigenwerbung. Damit man später Erfolg hat, wie seine Alten.“, erklärte Lee Sakura geduldig. „Man spendet eine Unsumme, und wenn das Komitee findet, dass die Eltern genug haben springen lassen, dann darfst du mitspielen.“

„Ich weiß noch, wie die vom Komitee darauf bestanden haben, dass Sasuke mit dieser französischen Prinzessin als erster einläuft, obwohl er wirklich nicht der beste Tänzer gewesen ist. Und sein genervter Gesichtsausdruck auf dem Video, einfach göttlich.“, bemerkte Lee nostalgisch.

„Jedem war klar, dass er als erster musste, weil seine Eltern am meisten hingeblättert haben. Ich glaube bei jedem Crillon bei dem ein Uchiha debütiert hat, musste der auch als erster einlaufen. Wer’s hat, der zeigt ’s auch.“ Sai grinste von einem Ohr zum andern. „Jetzt zählt nur noch Uchihas Manneskraft, damit sichergestellt werden kann, dass die Familientradition fortgesetzt werden kann. Wette sein alter Herr würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, dass sein letzter lebender Sohn überzeugter Junggeselle ist.“

„Das ist nicht lustig, Sai.“, ermahnte Lee, konnte sich jedoch trotzdem selbst ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Sakura sah neugierig auf. „Wer sind denn überhaupt diese Uchihas?“

Ihre Begleiter ließen sich nicht zweimal bitten, doch nach einigem hin und her ließ Lee Sai den Vortritt diese spektakuläre Familie zu erläutern. In Erklärbärmanier räusperte sich Sai kurz um sich Sakuras vollster Aufmerksamkeit sicher zu sein. „Grundlegend musst du wissen, ich kenne Uchiha schon lange.“

Mit ausladenden Handbewegungen und erstaunlicher Mimik klärte er auf, dass er und Sasuke Uchiha in ihrer Oberschulzeit immer wieder um die Bestnoten gerungen hatten.

Das Rennen machte schließlich der hochbegabte Uchiha, der, so stellte Sai mit einer verdächtig spöttischen Genugtuung fest, trotz aller Bemühen seinem Bruder, dem Wunderkind, dennoch nicht das Wasser reichen konnte.

„Muss schwer gewesen sein mit Itachi zu leben.“, warf Lee ein. Mit einem Seitenblick brachte Sai den anderen wieder zum Schwiegen, zweifelsohne, weil er nicht wollte, dass Lee einen Punkt in der Geschichte vorweg nahm, den er selbst noch wortreich ausschmücken wollte. „Den größten Schock hat’s wohlgegeben, als Itachi dem hochheiligen Familienimperium den Rücken zu wandte und zu General Motors übergelaufen ist. Das war nicht nur ein kleiner bescheidener Fauxpas, das war vielmehr ein Furz elefantösen Ausmaßes!“, fuhr Sai fort. „ Ganz Japan sprach noch Jahre danach über den Verräter und nach dem frühen Tod der Eltern gingen die Medien sogar soweit von einem ominösen Fluch zureden, der nun über den Uchihas läge, ganz so wie bei den Familien Onassis oder Kennedy, weißt du?“ Er sah Sakura dramatisch an. „Da wo einer nach dem anderen hops geht und das Unheil einem anzuhaften scheint, wie billiges Parfum!“ Sai rümpfte die Nase, während Sakura pflichtschuldig nickte um dann nachzuhaken: „Welches Firmenimperium ist das denn gewesen, dem dieser Itachi Uchiha den Rücken gekehrt hat?“ Sai warf ihr einen Oh-mein-Gott-ich-kann-nicht-glauben-dass-du-das-gefragt-hast-Blick zu. „Himmel, wie kannst du das nicht wissen?“, seufzte er theatralisch, dennoch merklich erpicht ihr sein Wissen angedeihen zu lassen. „Toyota. Autos. Diese Gefährte mit denen ihr Frauen nicht klar kommt und die New York mit ihren Abgasen verpesten. Die Uchihas hatten siebzig Prozent der Toyota-Aktien in ihrer Hand und viele arbeiteten in den höheren Positionen. Eben Vetternwirtschaft. Als Itachi dann abzog und die ganzen Firmengeheimnisse bei General Motors ausplauderte, verloren die Toyota-Aktien rapide an Wert. Da verliefen Milliarden Dollar im Sand, meine Liebe, Milliarden! Die Uchihas sind zwar bei weitem nicht verarmt, aber, wie du weißt, die reichsten sind auch immer die geizigsten. Zwar ist der Marktwert der Aktien wieder gestiegen, aber der Skandal… tja, blieb auf ewig eingebrannt in den Köpfen aller.“ Sai nickte mit Nachdruck und machte ein betrübtes Gesicht, dass Lee perfekt kopierte.

„Wie schon gesagt, dann gingen die beiden Uchiha Senior hops und Gevatter Tod machte auch vor anderen entfernteren Mitgliedern nicht halt. Es gibt noch ein paar entfernte lebende Verwandte, aber alles in allem blieb das gehortete familiäre Vermögen an Sasuke hängen.“

Sakura versuchte angesichts der Fülle an Information, die sie nun den ganzen lieben Tag lang schon präsentiert bekam, eine neuerliche Gesichtsentgleisung zu unterdrücken. Hoffentlich, hoffentlich war das nun der Höhepunkt der Uchiha’schen Familienchronik. Steinreich war er, dieser menschgewordene Eisklotz. Und dann trotzdem dieser miesgelaunte Gesichtsausdruck, die Aura der Überheblichkeit, die ihn umwabberte, wie der allmorgendliche Dunst auf dem Hudson River…

„Schreckliche Sache!“, verkündete Lee seufzend und ergriff die Chance Sakuras Blick auf sich zu lenken in dem er die weiteren Geschehnisse darlegte: „Als die Eltern verstorben sind – glaube es war ein Bootsunfall – war der Streit wegen dem Überlauf von Sasukes Bruder immer noch in Gange. Es war während Sasukes Studium und er musste mitten im vierten Semester von Amerika nach Japan fliegen, weil sein älterer Bruder sich weigerte nur einen Finger für die Beerdigung seine Eltern krumm zu machen.“

Das konnte wohl ein Grund für die Emotionsarmut des Schwerreichen sein. Wenn das Schicksal einen so hart traf und man dann noch vom letzten einigermaßen vertrauten Menschen so enttäuscht würde, ja, da könnte man wohl so eine gefühlskalte Ruine werden. „Und hatte er dann nochmal Kontakt zu seinem Bruder?“ Sie versuchte nicht zu neugierig zu wirken, auch wenn sie sich innerlich eingestehen musste, dass sie durchaus an ein wenig Klatsch interessiert war.

Lee überlegte kurz. „Keine Ahnung. Soweit ich weiß nicht. Sasuke sah es als Sieg an, dass Toyota die größten Umsätze in der weltweiten Automobilbranche machte und ansonsten zieht er sich sowieso gänzlich aus dem Trubel raus. Und dann ist Itachi ja bei einem Autounfall tödlich verunglückt. Das Geld hat Sasuke dann auch noch bekommen. Damit muss er wohl zufrieden gewesen sein.“
 


 

Auf einmal war er vor ihnen aus dem Boden gewachsen – in einem schwarzen Designeranzug, der ihm ein wenig Ähnlichkeit mit Christian Bale als Bruce Wayne alias Batman im selbigen Film verlieh – und sah sie mit einer überraschend verwirrten Miene an, als sie ihn selbstbewusst angrinste und „Das nennt man wohl Schicksal.“, sagte. Sakura betrachtete ihn nun eindringlich und auf irgend eine Weise sah sie nun den angespannten Zug um seinen Mund, der Unmut, Angespanntheit und Argwohn bedeutete – aber das waren nur oberflächliche Gefühlsäußerungen, quasi Symptome einer Krankheit, in diesem Falle wohl maßlose Enttäuschung und seelische Narben.

„Was tun Sie denn hier?“ Uchihas Irritation machte einem misstrauischen Stirnrunzeln Platz, während seine Augen sie von oben bis unten musterten.

„Sasuke!“, tönte Sai und löste seinen Arm um Sakuras Hüfte um Sasukes Hand zu packen und kräftig zu schütteln. „Schön, dass man dich auch mal zu Gesicht bekommt.“

Der Angesprochene sah Sai mit leicht hochgezogenen Augenbrauen an, bevor er halbherzig in Sakuras Richtung nickte, damit er die Frage nach ihrem Erscheinen klärte.

„Dachte, das ist doch ein richtig guter Anlass das Geschäft auf angemessene Weise zu begießen.“ Sai entblößte seine makellosen Zähne mit einem breiten Grinsen. „Hast wirklich das perfekte Objekt für uns gefunden. Was springt denn für dich dabei raus?“

„Ich möchte mich ins San Remo einkaufen. Die Frau des Eigentümervorstands ist Kunstliebhaberin und das Unterstützen einer Galerie verschafft mir bessere Chancen.“, erklärte Sasuke beiläufig.

Erneut musste Sakura sich zusammenreißen um zu verhindern, dass man ihr ansah, was sie dachte. The San Remo war das wohl teuerste Appartementhaus in Manhattan, direkt gelegen am Central Park. Als sie noch ein Teenager gewesen war, hatte sie sich immer mit ihrer Freundin Ino dort herumgetrieben, weil sie lächerlicherweise gehofft hatten, eines Tages möge ein süßer Junge eines der enormen Gebäude verlassen und sich Hals über Kopf in sie verlieben.

Auch Sai wirkte überrascht. „Oh Mann, deine Probleme will ich haben.“

„Kannst du haben!“, johlte ein blonder Mann, der plötzlich hinter Uchihas Rücken leicht wankend auftauchte, seinen Arm um dessen Schultern legte und Sai einen überaus männlichen Handschlag gab. „Er will ja Karin nicht mehr!“ Dabei zwinkerte er vielsagend; dann hickste er erst hörbar bis ihm ein leiser Rülpser entwich. „‘Tschuldigung!“

Auf einmal bemerkte er, dass Sakura anwesend war. „Hey, Naruto Uzumaki.“, lallte er gutgelaunt. „Gehörst du zu Sai oder Sasuke?“

„Sie gehört zu Sai.“, antwortete Sasuke an Sakuras Stelle, stieß den Blonden etwas zur Seite und warf ihm einen genervten Blick zu. „Hast du Hinata nicht gefunden?“

„Hä?“

„Vor ein paar Minuten hast du sie doch noch gesucht.“ Ein resignierender Seufzer. „Bevor du mit Kiba angestoßen hast.“

Narutos Gesicht wandelte sich von Verwirrung in Erkenntnis. „Stimmt.“ Er wand sich ab und verschwand in der Menschenmenge. „Hinata! HINATA!“
 

Wahrscheinlich würde der Abend bis auf weiteres so verlaufen, wie er angefangen hatte. Naruto würde proportional zur Häufigkeit seines plötzlichen Erscheinens an seiner Seite mehr Schwanken. Das einzige Mittel dieser Nerv tötenden Angewohnheit zu entgehen, war sich selbst durch Alkoholkonsum so zu betäuben, dass es einem nicht mehr auffiel. Nachdem Narutos schwankende Gestalt außer Sichtweite war, fing Sasuke ernsthaft an, darüber nachzudenken es ihm gleich zu tun. Immerhin war da ja noch das Karin-Problem. Er bezweifelte stark, dass er den Abend ohne Alkohol überleben würde können, angesichts dem bevorstehenden broadwayreifen Theaters mit Hauptdarstellerin Karin und der allgegenwärtigen Versuchung von Sakura Harunos verboten eng anliegenden Kleides.

„Wollen wir dann?“, fragte Sai rhetorisch, als er einen der umher flitzenden Kellner anhielt und erst ein Champagnerglas an Sakura weiterreichte, bevor er ihm eines in die Hand drückte.

„Besten Dank, Sasuke, dass du uns deine Fähigkeiten als Anwalt und Hobbyimmobilienmakler quasi umsonst zur Verfügung stellst. Und dass du uns zugesichert hast die hoffentlich zahlreichen Kaufverträge mit deinen Argusaugen zu kontrollieren. Wie der heilige Samariter der Kunst.“ Sai lachte amüsiert. Sakura nickte ihm kurz mit einem verhaltenen, aber dankbaren Lächeln zu, da mittlerweile die Musik weitere Dezibel aufgedreht worden war und sich nicht jeder traute wie Sai rumzubrüllen.

Sasuke kommentierte die kleine Lobeshymne mit einem nicht vollkommen gleichgültigen Brummen und hob vage sein Glas. „Kanpai!“

Keine fünf Minuten später war Sai mit Sakura verschwunden, da er sie überall rumreichte, sich selbst jedem noch so entfernten Bekannten vorstellte und die baldig zu eröffnende Galerie bewarb. Natürlich, Sai würde niemals eine Gelegenheit, und dies war eine ausgezeichnete, auslassen, Werbung für sich zu machen. In Japan war er schon extrem erfolgreich und auch in verschiedenen europäischen Großstädten war er mittlerweile bekannt wie ein bunter Hund. Nur noch die Vereinigten Staaten, mit Stützpunkt New York, und eventuell Argentinien und Brasilien fehlten ihm, damit er zufrieden mit seiner Ruhmestour der absonderlichen Kunst war.

Generell hatte er nicht besonders viel für Kunst übrig, zu mindestens nicht für abstrakte. Im MoMA hing eine quadratische Leinwand, die mit weißer Farbe bekleistert worden war und auf der ein Scherzkeks mit Bleistift eine winzig kleine, nahe zu mikrobische Kritzelei angebracht hatte. Das Gesamtwerk hatte wurde nun „Der rote Vogel“ genannt. Aber wahrscheinlich lag es ja an seinen begrenzten Anschauungen, in Wahrheit war „Der rote Vogel“ das, was der Betrachter nach langer Reflexion seines eigenen Ichs in Betrachtung der psychedelischen Anmut der Bleistiftkritzelei empfand, daher eine Blaupause des seelischen Überichs in einer vom Es geschaffenen unterbewussten Landschaftsrealität… - ach scheiß drauf. Es war Müll. Immerhin gehörten ihm noch echte Kunstwerke, auf der zu erkennen war, was da dargestellt wurde.

Natürlich würde Sakura Haruno ihm wiedersprechen. Insgeheim fragte er sich sogar, was sie zu seinen Gedanken sagen würde und ob sie einen Weg finden könnte, ihn zu bekehren. Wie viele Orte in New York, waren Vernissagen vor allen anderen die Orte, an der man neue Bekanntschaften schloss. Gerade deswegen machte er um solche immer einen riesen Bogen. Wenn das nun ein Fehler gewesen war? Wäre er dieser Frau, die er beunruhigend anziehend fand und die ihm mehr Rätsel auf gab als eine Sphinx schon eher begegnet? Und wäre er dann Karin schon seit Jahren los geworden? Und wo er schon an Karin dachte, warum stand die rothaarige Harpyie dann auf einmal mit suchendem Blick an der Bar?

Unauffällig machte sich Sasuke auf den Rückzug und endete am DJ-Pult. Kiba schien sich köstlich zu amüsieren, nun auch mit Alkohol, während Konohamaru, ein Freund Narutos selbigen mit seltsamen Grölen, dass ihn vage an einen Hirsch auf der Brunft, dem er mal in Whistler, Kanada, begegnet war, erinnerte zum Wettsaufen animierte. Das war es also, das berüchtigte Bermudadreieck des Grauens in dessen drei gierigen Mäulern all der hochprozentige Alkohol verschwand. Ernüchtert stelle Sasuke fest, dass Naruto sich nicht nur bereits an dem teuren Single Malt vergriffen hatte, sondern auch seine Suche nach Hinata vergessen hatte. Zwar missfiel ihm diese Banausenart, mit der Kiba den Malt mit Energy Drinks mischte, aber was tat er nicht alles um den Abend zu überstehen – oder wenigstens zu vergessen?

Einige Zeit und etliche Drinks später, fühlte Sasuke sich extrem verklebt. Naruto hatte, nach dem er aus einer einstündigen alkoholbedingten Lethargie erwacht war, seine Lebensgeister wieder gefunden und war wild herum gestolpert, was zur Ursache hatte, dass sich Kibas neuster alkoholischer Meisterstreich, eine Mischung aus Tequila, Wodka, Grenadine, Himbeersirup und Batida de Coco auf sein Hemd ergossen hatte. Er sah sein Spiegelbild, dessen schwarzes Haar an den Schläfen vom Schweiß anklebten und auf dessen Brust ein ziemlich großer Fleck zu sehen. Resigniert legte Sasuke auf dem Männerklo des Waldorf-Astoria einen spontanen Striptease hin, weichte das Hemd unbeholfen ein, wusch die größten Flecken heraus und hielt das Hemd gut fünfzehn Minuten unter die heiße Luft des Trockners, während er abwechselnd an seinem Gin Tonic nippte und sein gut definiertes Six-Pack bewunderte.

Gerade war er im Begriff den letzen Knopf seines wieder einigermaßen vorzeigbaren Hemdes zu schließen, als die Tür aufgerissen wurde und sein ruhiges Domizil durch Karins Auftritt gestört wurde. Tadaaa! Furie – Klappe, die Erste!

„Da bist du endlich!“, sie sah ihn anschuldigend an. „Ich habe dich schon die ganze Zeit gesucht. Naruto hat gesagt, dass du auf die Toilette bist und ich habe draußen auf dich gewartet, aber du bist ja nicht rausgekommen, also dachte ich, dass du hier eine flach legst, weswegen ich reingekommen bin. Was hast du hier gemacht?“

„Hemd.“ Er zupfte an besagtem und legte die Stirn in Falten. Sie redete so schnell und mit dieser seltsam nervenden Stimme. Vielleicht lag es an dem Alkoholpegel in seinem Blut, aber war sie schlagartig noch nerviger geworden als am gestrigen Morgen?

Karin trug ein cremefarbenes Cocktailkleid, das mit einer großen Blumenapplikation geschmückt war und ihre Brüste ziemlich vorteilhaft quetschte. „Oh. Okay, ich verstehe. Und was sagst du zu der Frage?“ Sie sah ihn mit ihren dunkel getuschten Augen an und stellte das Martiniglas auf die Ablagefläche.

Sasuke nippte an seinem Getränk. Dann stürzte er den Rest hinunter und sagte: „Nein.“

„Wie nein?“, sie sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, was ihm signalisierte, dass sie in keinster Weise nüchterner als er selbst sein konnte und obendrein von Natur aus schwer von Begriff.

Nein. Non. Niet. Neen. Lä. Não. Nej. No. Als Zugabe auf Französisch, Russisch, Holländisch, Arabisch, Portugiesisch, Schwedisch und Italienisch, wahlweise Spanisch.“ Er unterdrückte einen kleinen Rülpser. „Hast du es jetzt verstanden?“

Sie hatte es natürlich nicht verstanden. Frauen besaßen wohl eine genetische Mutation, die ihnen unmöglich machte ein Nein aus dem Mund eines Mannes zu akzeptieren. Nur mit Mühe und Not und mit der hochprozentigen Hilfe, die seinen Blutkreislauf besetzte, konnte er Karins Flüche und Beschimpfungen ausblenden. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es halb Fünf war und der Anblick der Partygäste signalisierte ihm, dass es Zeit war zu gehen. Es gab da diese ungeschriebene New Yorker Regel, dass, wer nach drei Uhr noch keinen potentiellen Partner zum Sex hatte, den Abend sowieso vergessen konnte und dass, wer dann noch auf der Tanzfläche herum torkelte und versuchte Frauen aufzureißen, so wie Rock Lee es gerade tat, auf ewig dazu verdammt werde single zu sein.

Alle Versuche Karin zu entwischen schienen zwecklos und seine einsilbigen Antworten auf ihre ellenlangen Sätze befriedigten sie auch nicht zur Genüge. Sie folgte ihm zur Garderobe, wo er seinen Mantel entgegen nahm. Dann klebte sie an ihm, während er die Eingangshalle durchquerte.

Irgendwo, auf dem Gehweg auf der East 50th Street Ecke Madison Avenue, beschloss Sasuke, auf den der Alkohol seine betäubende Wirkung an der frischen Luft schnell verloren hatte, dass Karins Gezeter wohl oder übel Teil dieser Dimension war.

„Warum willst du es nicht akzeptieren? Ich hab’s dir doch schon am Telefon gesagt, dass Schluss mit dem Theater ist.“

„Theater? So nennst du das? Du bist so undankbar und selbst gefällig und einfach so egoistisch und arrogant! Wie kannst du einfach so alles beenden und mich sitzen lassen? Hast du denn keinen einzigen Funken Moral in dir?“

„Oh Gott! Das hätte ich wissen müssen. Moral!“ Sasuke verdreht die Augen und hob die Hand in einer theatralischen Geste vor seinen Kopf. „Du kommst doch nur mit der Scheiße an, weil dir einfach sonst nicht mehr dazu einfällt. Und du bist wohl die letzte die mir was von Moral erzählen könnte. Immerhin wäre mein ach so unmoralisches Verhalten ohne dich nicht möglich gewesen.“

„Ach ja? Nicht möglich? Dann hättest du halt eine andere besprungen!“, fauchte Karin und funkelte ihn erzürnt an.

Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Selbst wenn, das ändert nichts daran, dass du deine Beine breit gemacht hast und dass weder ich noch sonst jemand dir irgendwann mehr zugesagt hat als das, was du bekommen hast.“

„Was ich bekommen habe? Du meinst die Handtaschen oder die Kleider oder einen Orgasmus, wenn du gerade Zeit und Lust hast? Verdammt, natürlich wollte ich mehr von dir, sonst hätt‘ ich das doch längst nicht so ewig mitgespielt.“ Ihre Stimme fing an einen weinerlichen Unterton zu entwickeln, was Sasuke als ungemein Nerv tötend empfand: „Und wenn schon. Es ist eh alles vorbei und du musst doch in den acht Jahren drauf gekommen sein, dass es mir ziemlich am Arsch vorbei geht, was deine Pläne angeht.“

„Ich dachte, ich könnte dich ändern!“ Achtung, Heulerei geht gleich los!

„Dann hör auf mit Denken, darin bist du verdammt schlecht.“ Er betete, dass sie endlich aufhörte und abzog.

„Arschloch.“ Die ersten Tränen bahnten sich den Weg ihre Wangen herunter, während sie anscheinend verzweifelt versuchte, sich zusammen zu reißen. Auch das noch… Er seufzte innerlich auf. „Ich besorg dir ein Taxi.“

„NEIN!“ Karin explodierte. „NEIN! Nein, nein, nein. Du Arschloch. Du Schwein!“ Ihre Stimme heulte wie eine Sirene zwischen der Hochhausschlucht, während sie wie eine Verrückte auf Sasukes Brust einhämmerte, ihm ein paar Ohrfeigen und ziemlich schwächliche Hiebe verpasste.

„Sei still. Halt deine Klappe.“, zischte Sasuke und versuchte dabei ihre Hände zufassen zu bekommen. Diese Versuche machten die Situation nur noch schlimmer. Karin heulte auf wie eine getretene Katze und fuhr ihre Krallen erst richtig aus – Und das nicht nur metaphorisch!, dachte Sasuke, als sie ihn mit ihren Fingernägeln auf der linken Wange erwischte.

Während Karin weiter ohne Unterlass und offenbar ohne nennenswerte Vernunft auf ihn einprügelte und ihre Krallen nach ihm hieb, dabei wie eine Amazone heulte, hielt ein Streifenwagen des New York Police Departments zweihundert Meter entfernt am Straßenrand. „Ist nicht wahr. Beruhig dich doch, verdammt nochmal.“, zischte Sasuke alarmiert. Das Szenario, dass sie zweifellos boten, konnte zweideutiger nicht sein. Er beobachtete die beiden Polizisten, die langsam aus dem Wagen stiegen. Einer der beiden rief: „Was ist da los, Mister?“ Kurz entschlossen packte er Karin fest am Oberarm und hielt ihr mit der anderen Hand den Mund zu.

Plötzlich legte sich eine Hand auf seinen Arm. „Lassen Sie sie lieber los! Sie wissen gar nicht, wie das aussieht!“ Er blickte in Sakura Harunos grüne Augen. Sie wirkte beunruhigt.

Die Rothaarige stieß einen erstickten Schrei aus, woraufhin er sie reflexartig los ließ. Karin taumelte leicht und starrte Sakura an, dann fiel sie wie ein Häufchen Elend schluchzend zusammen.

Wieder rief der Polizist: „Bitte entfernen sie sich fünf Meter von den Frauen, heben sie die Hände so, dass wir sie sehen können!“

„Sie spinnen -!“, knurrte Sasuke argwöhnisch, doch Sakura Haruno stieß ihn in die Seite und flüsterte atemlos: „Machen Sie schon!“ Also hob er die Hände leicht seitlich und trat langsam auf die Polizisten zu.

„Ihren Ausweis bitte. Und was ist hier vorgefallen?“ Der korpulentere der beiden Polizisten trat nach vorne, während der zweite sich neben Karin und Sakura positionierte, offensichtlich um die beiden Frauen vor weitere Übergriffe des perversen Schufts zu schützen.

Während Sasuke innerlich eine Hasstirade über Karin abspulte, riss er sich zusammen und sah den Polizisten, den er spontan Dickerchen taufte, misstrauisch an. „Kleine Auseinandersetzung mit der Dame hier.“ Er kramte seinen Geldbeutel heraus und überreichte Dickerchen seinen Ausweis.

„Aus welchem Grund?“, harkte Dickerchen ebenso misstrauisch nach, während er das Ausweisbild mit ihm verglich. „Warum haben sie ihr den Mund zugehalten, Mister Uchiha?“

Sasuke sah ihn mit genervt zusammengezogenen Augenbrauen an. „Es gab eine Art Beziehung, die beendet wurde. Nicht mit ihrem Einverständnis, weswegen sie sich unverhältnismäßig laut beschwert hat.“

„Kann das bezeugt werden?“ Der andere Polizist, den Sasuke als Schnurrbart abspeicherte, sah Sakura fragend an, da Karin, die immer noch hemmungslos schluchzte und wimmerte nicht unbedingt zurechnungsfähig erschien.

Zu Sasukes Erstaunen nickte Sakura Haruno und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. „Sasuke Uchiha war wie Karin Wilson und ich auf einer Feier im Waldorf-Astoria. Ich habe die Party verlassen um ein Taxi zu finden um nach Hause zu fahren. Und da bin ich auf die beiden gestoßen. Am Anfang haben sie sich nur gestritten, wegen dem Ende der Beziehung. Aber dann wurde Miss Wilson immer lauter. Sie kennen ja uns Frauen, wir sind ziemlich stur.“ Sakura brachte ein Lächeln zu Stande und sah die beiden Polizisten beschwichtigend an.

„Wie lange kennen sie Mister Uchiha schon?“, Schnurrbart sah sie mürrisch an.

Immer noch lächelte Sakura höflich. „Seit heute.“

„Nun gut.“, mischte sich Dickerchen wieder ein. „Vielleicht sollten wir Miss Wilson ein Taxi besorgen, sobald sie sich beruhigt hat. Und dann sollte sie uns sagen, ob sie Anzeige erstatten will.“

„Bitte was? Anzeige?“, echote Sasuke, schnaubte verächtlich und ballte erzürnt seine Fäuste.

„Es ist äußerst offensichtlich, dass sie alle drei alkoholisiert sind, wenn auch zu unterschiedlichem Maße. Dennoch muss auch sie den Tatvorgang bestätigen.“ Schnurrbart sah Sasuke angewidert an.

„Scheiße, welcher Tatvorgang? Sie haben doch gehört, dass es keine Tat gab. Und was soll der ganze Mist eigentlich?“ Ruckartig hob Sasuke seine Hand um eine wegwerfende Geste zu vollführen. Dickerchen interpretierte das natürlich sofort anders und packte Sasukes Arm.

„Lassen sie ihre Hände da weg, sie Amateur!“, zischte Sasuke und wand seinen Arm aus dem Schraubstockgriff des Gesetzeshüters.

„Gut. Dann bleibt mir nichts anderes übrig.“ Der Polizist sah ihn mit einem Ausdruck der Genugtuung an. „Sie kommen mit, wir werden das auf dem Revier klären.“ Sein Kollege hatte schon die Handschellen parat.

„Das ist wohl ein Witz. Ist das denn überhaupt legal?“ Entgeistert sah Sasuke die beiden Männer an, während Karin sich anschickte endlich mit der Heulerei aufzuhören. „W-was? Aus welchem Grund?“

„Miss Wilson? Sind sie in Ordnung? Stimmen sie der Darstellung der Geschehnisse zu?“ Schnurrbart sah Karin forschend an.

Die Rothaarige schluckte. „Ja. Eigentlich schon.“ Ihre Augen wanderten zu Sasuke, der sie anfunkelte.

Dickerchen schüttelte den Kopf. „Lady, das tut jetzt sowieso nichts mehr zur Sache.“ An Sasuke gewandt, sich räuspernd, verkündete er: „Sie kommen mit auf das Revier wegen Beleidigung. Da sie alkoholisiert sind, werden wir sie, soweit sie niemand gegen Gebühr auslöst, in eine unserer luxuriösen Suiten einquartieren.“

Karin, die auf Grund ihrer wankelmütigen Natur und der Wendung der Geschehnisse schnell wieder ihre Fassung erlangt hatte, wischte sich die Augen mit einem Taschentuch und sah Sasuke geradeheraus zufrieden lächelnd an. „Tja. Gute Nacht, Sasuke.“ Sie winkte ihm zum Abschied und verschwand um die Straßenecke um ein Taxi zu bekommen.

Sasuke hatte Mühe sich zusammen zu reißen und kochte innerlich. Ihm lagen einige unschöne Bemerkungen bezüglich Schlampen und Beamtenwillkür auf der Zunge. Schnurrbart trat an ihn mit den Handschellen heran.

„Lächerlich.“, schnaubte Sasuke. „Ich komm ja schon mit.“

Sakura Haruno, die alles mit verfolgt hatte, trat nach vorne und adressierte Schnurrbart, während sie Sasuke, der sich seinem Schicksal fast schon ergeben hatte, ansah. „Ich würde ihn gerne auslösen.“

Überrascht hob dieser den Kopf, musterte sie ein gehend und sagte schließlich: „In Ordnung.“
 

Himmel, sie musste sich doch verhört haben. Hatte er ihr gerade erlaubt ihm zu helfen? Er sollte sich doch wohl lieber tausendmal bedanken, dass es auf der ganzen Welt überhaupt noch eine Frau gab, die bereit war ihm Beistand zu leisten. Irgendwie war das Mitleid, dass sie angesichts der hollywoodreifen Tragik seiner Familienchronik für ihn aufbrachte verpufft und zurück blieb nur der Gedanke, dass es zwar schwere Schicksale gab, aber das diese am Ende nicht unbedingt einen netteren, dankbareren, sich seiner Mitmenschen eher bewussten Mann aus Sasuke Uchiha machten. Sein ziemlich mürrischer, arroganter Charakter war resistent gegen jedwede familiäre Fügung. Es war sehr beunruhigend, dass sie ihm dennoch geholfen hatte, was ihr nur mehr ins Bewusstsein rief, wie unbeschreiblich gut er aussah und wie oberflächlich sie tatsächlich war. Die Fehler anderer lassen einen die eigenen Fehler erkennen…

„Kann ich mit Ihnen fahren?“, fragte sie den Polizisten mit dem Schnurrbart. „Wie?“ Er sah sie äußerst überrascht an. Offensichtlich hielt er sie für absolut unsolidarisch mit ihren Geschlechtsgenossinnen. „Nein, das ist nicht möglich. Nehmen sie ein Taxi. Achtzehntes Revier, 306 West 54th Street.“

Während also Uchiha im warmen Polizeiauto gen Westen fuhr, blieb sie frierend und nach einem Taxi suchend zurück. Zwar hatte sie mit dem Gedanken gespielt, einfach zu ihrer Wohnung zu fahren, aber sie brachte es nicht über sich. Noch war sie nicht so schlimm wie Uchiha.

Zehn Minuten später betrat sie die Polizeidienststelle, ziemlich fehl am Platz mit ihrer Abendrobe, und suchte nach dem zuständigen Beamten um Uchihas Knackarsch zu retten. Unterwegs hatte sie am Automaten gehalten und 2 500 $ bar, das oberste Limit ihrer Kreditkarte abgehoben – was bedeutete, dass mickrige 273,04 $ auf dem Konto verblieben waren, mit denen sie die nächste Miete für das Appartement nicht an nährend bezahlen konnte. Aber natürlich musste sie sich keine Sorgen darum machen, dass Geld wieder zurück zu bekommen, sie war sich ziemlich sicher, dass Uchiha Geld auch einfach als Grillanzünder verwenden konnte oder es wirklich tat.

Jemanden Auszulösen entpuppte sich als ziemlich kompliziertes und ermüdendes Dokumentenwirrwarr und die beleibte Afroamerikanische Polizistin, die sie übellaunig anstarrte, während sie Unterschriften en masse setze, machte die Situation, die beleuchtet vom unangenehmen Licht der Neonröhren wirkte, wie aus einer billigen Filmproduktion geklaut, auch nicht sehr viel besser. Eine halbe Stunde später wurde ihr Uchiha in aller Formalität überreicht. Dieser machte der Polizistin in Sachen Übellaunigkeit ernsthafte Konkurrenz.

Erst als sie auf die Straße traten, wirkte er etwas weniger mürrisch. „Ich gebe Ihnen das Geld sofort zurück. Hier in der Nähe ist ein Bankautomat.“ Er wollte gerade ein Taxi heran winken, als sie dazwischen fuhr: „Falls Sie kein Geld haben, ich habe wegen Ihnen auch keins mehr.“

„Dann laufen wir eben.“, sagte er, schob seine Hand in den Anzug und brachte eine Zigarre samt Feuerzeug zu Tage, steckte sich erstere in den Mund und zündete sie mit letzerem an. Nach einigen Metern schweigenden Marsches, eingehüllt in den unangenehmen Rauch der teuer aussehenden Zigarre und peinlicher Betroffenheit, sah sie Uchiha plötzlich eindringlich an. „Es tut mir Leid. Ich bin wirklich ein Arschloch.“

Sie wedelte mit der Hand um den Rauch los zu werden. „Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung, wissen Sie.“

„Na dann. Danke.“, er kratze sich am Kopf und sah sie nachdenklich an. „Sie, also wenn Sie wollen… duzen wir uns?“

„Ja. Gerne, wenn du willst.“ Das Grinsen, dass sich jetzt auf ihrem Gesicht breit machte, konnte sie nicht aufhalten. Er erwiderte es halbherzig. „Sie – Du! – siehst toll aus in dem Kleid.“

„Danke.“

„Bitte.“

„Okay.“

„Tja.“

Es war beeindruckend wie wenig sie sich zu sagen hatten, nach dem gemeinsamen Erlebnis, das sie hatten. Immerhin hatte er ihr ein Kompliment gemacht, ob ernst gemeint oder nicht war ihr egal.

„Der Abend war eigentlich ziemlich lustig.“, sagte sie also, um nicht ganz einsilbig zu bleiben und die Gefahr eines neuerlichen peinlichen Schweigens zu minimieren.

Er schien etwas Ähnliches wie Lachen zu tun. Eine Art sehr männliches Prusten. „Nur wenn man das Ende außen vorlässt.“

„Das Ende ist eigentlich gut ausgegangen. Immerhin darfst du die Luft der Freiheit atmen.“, sagte Sakura mit einem kritischen Blick auf die Zigarre, an der er immer noch qualmte.

Er bemerkte ihren Blick, sagte: „Ist wirklich ein ungesundes Laster.“, und warf die Zigarre im Handumdrehen in den nächstbesten Gully.

Das war allerdings etwas, was sie überraschte. Diese seltsame amüsante Fähigkeit, Dinge mit so plötzlicher Willkür ohne ein Zucken der Augenbrauen zu machen. Er war wie das Kaleidoskop, das sie als Kind besessen hatte: Man sah hindurch und erblickte ein Muster und dann reichte nur eine winzig kleine Erschütterung oder ein bewusstes Drehen und man bekam eine ganz andere unerwartete Ansicht.

„Du bist seltsam.“, sagte sie, während sie sich wunderte, dass sie auf einmal so offen ihm gegenüber war. Vielleicht lag es vor allem an dem Duzen, da durch die verschwundene Förmlichkeit einer seiner größten und wirksamsten Schutzmechanismen verloren gegangen war. Und daran, dass er die Zigarre weggeworfen hatte, was zeigte, dass er durchaus dazu in der Lage war, auf andere einzugehen.

„Ich bin nicht seltsam. Ich bin nur gerne für mich.“, berichtigte er sie. Wo auch immer für ihn da der unterschied lag. Sie sah da eigentlich keinen.

„Der Mensch ist ein Rudeltier. Wir brauchen doch Gesellschaft und jemanden zum Unterhalten.“, entgegnete Sakura, auch wenn sie sich sicher war, dass er seine Meinung sowieso niemals ändern würde.

„Menschen leben im Rudel, wenn es ihnen Vorteile bringt. Und mir ist es von Vorteil, wenn ich ganz für mich bin.“

Oh Gott. Ein harter Brocken war er, auch wenn er es Zugab. Das bedeutete nur, dass er um so mehr davon überzeugt sein musste. „Dann wirst du vielleicht einer dieser Fälle, von denen man in der Zeitung liest! Du weißt schon. Zweiundachtzigjähriger lag drei Wochen tot in der Wohnung. Gesicht von seiner Katze weggefressen.“

„So ein Müll. Ich hab doch keine Katze.“
 

Zwanzig Minuten später, nach dem sie wieder schwiegen, dafür aber in einem schläfrigen Einverständnis, das frei von jeglicher Peinlichkeit war, durchbrach Uchiha die Stille, als er kerzengerade stehen blieb. „Der Automat. Wir sind längst vorbei.“ Er wirkte ehrlich bestürzt.

„Oh!“, sagte Sakura nur rege interessiert. „Und wo sind wir jetzt?“

Er deutete auf einen hell erleuchteten Eingang zu einem Hochhaus mit Appartements. „Bei mir.“

„Ah.“ Sie musterte immer noch schläfrig den Türsteher, der dort stramm stand und die elegante Eingangstür bewachte. „Und jetzt?“

„Ich geb dir das Geld. Kommst du mit hoch?“ Wahrscheinlich war nicht mal ihm selbst klar, wie sich seine Frage anhörte, und auch Sakura entging die unglückliche Formulierung, da ihr Dämmerzustand das Erkennen von Zweideutigkeiten nicht zu ließ.

Deswegen stand sie schließlich neben Uchiha im Aufzug und fragte sich ob es an der Länge der Aufzugfahrt oder ihrem Alkoholkonsum lag, dass ihr etwas flau im Magen wurde. Erst als sich die Aufzugtür mit einem leisen Surren öffnete, sickerte zu ihr durch wo sie sich befand.

Das Penthouse war atemberaubend und vom riesigen Wohnzimmeraus konnte Uchiha die ganze beleuchtete Skyline Manhattans bewundern. Er jedoch kramte träge in einer Schublade, bis er schließlich einen Packen Scheine in der Hand hielt. „Hab nur Fünfziger. Geht doch klar?“

Sie lag ausgestreckt auf der riesigen Couch und konnte sich kaum rühren vor Müdigkeit, von Antworten kaum zu denken. Während sie merkte, wie sie langsam weg nickte, spürte sie, wie die Couch unter dem Gewicht eines zweiten Körpers leicht nachgab. Sie hob kurz den Kopf an und ihr müder Blick traf den Uchihas, der ebenso niedergestreckt da lag.

Mit einer Gleichgültigkeit, die nur durch äußerste Erschöpfung entstehen konnte, legte sie ihren Kopf wieder auf das weiche Leder und war sehr nahe daran durch die dünne Schicht der Schläfrigkeit ins Land des Tiefschlafes zu sickern, als sie spürte, wie Uchihas warme Hand sich auf die ihre legte.

Wahrscheinlich war es unmöglich solch ein Maß an Intimität zu erleben, wenn man Sex hatte. Sex lenkte einen von diesem seltsamen Zustand des gegenseitigen Einverständnisses und der gegenseitigen Akzeptanz ab und hob körperliche Befriedigung hervor. Das Nebeneinanderliegen, seine Hand auf ihrer ruhend, und einfach einzuschlafen, während die Lichter der Nacht ihrem gleißenden Farbenspiel frönten und sich ihre beider Pulsschläge synchronisierten… Sakura war sich ziemlich sicher, dass ihr so etwas banales und zur selben Zeit so unglaubliches nie mehr widerfahren würde.

Even Adam and Eve

Der einzige Grund dafür, dass sie aus ihrem wirren Traum – in dem sie ein Zebra am Halfter über den Parkplatz eines Wall-Marts führte, auf dessen Rücken eine Giraffe mit kurzem Hals saß, das beim Herunterrutschen von seinem Gefährt dessen Streifen mitriss – erwachte, war der, dass es extrem hell war. Während sie sich langsam aufrichtete und aus dem Laken kämpfte, eröffnete sich ihr der Blick auf die beeindruckende, in gleißendes Morgenrot getauchte Skyline Manhattans und die Tatsache, dass es sich nicht um ihr Bett handelte, in dem sie so eben erwacht war. Sie blinzelte geblendet. Verdammt, wahrscheinlich kostete alleine ein simpler Blick aus dem Fenster Millionen Dollar, geschweige denn die Bettwäsche, die, wie sie beeindruckt feststellte, aus teurem ägyptischem Mako-Satin war.

Die Geschehnisse der vergangenen Nacht trafen sie wie ein Schlag. Dennoch erklärte nichts davon, wie sie in Sasuke Uchihas Bett landen konnte, denn sie war sich ziemlich sicher, dass sie samt Mantel und Schuhe auf seiner Couch weggedämmert war. Davon abgesehen war sie auch nicht all zu sehr betrunken gewesen, höchstens angetrunken, also nicht in einer Verfassung die einen Filmriss als Grund ihrer Ahnungslosigkeit für plausible erklärte.

Sie sah sich in dem riesigen, aber minimalistisch eingerichteten Schlafzimmer um und entdeckte ihren beigen Trenchcoat ordentlich über der Lehne eines weißen Ledersessels hängen. Auch ihre Schuhe waren dort feinsäuberlich platziert worden. Da sie ihr Kleid noch trug, war wohl nichts Unanständiges vorgefallen und ihr unfreiwilliger Gastgeber war anscheinend schon auf den Beinen.

Ihre Hand kribbelte. Da wo in der Nacht noch seine geruht hatte. Händchenhalten, ein Relikt aus ihrem Teeniealter, dass es Dank Sasukes Restalkohol und der seltsamen Situation, die sie wohl als seine Retterin auszeichnete, für eine Nacht zurück in ihr mittedreißiger Leben geschafft hatte. Für gewöhnlich war sie ja nicht anachronistisch und sie schätze ebenfalls Sasuke nicht auf diese Weise ein. Wahrscheinlich war das ja der Grund dafür, dass er schon ausgeflogen war. Die Schande eine Frau ungevögelt über Nacht in seinem Bett zu haben, war eine Sache, wenn dann noch Händchenhalten dazu kam, musste Mann sich so schnell wie möglich rar machen, um nicht das Gespött seiner Geschlechtsgenoßen zu werden…

Mit dem flauen Gefühl im Magen sich damit abfinden zu müssen als Singlefrau in New York als unerwünschter Gast in eines Singlemannes Wohnung zu erwachen, nahm Sakura Mantel und Schuhe und suchte das Bad auf. Der Packen Geldscheine, der Sasukes Schuld beglich, lag anprangernd auf der Bar und sie steckte ihn seufzend in ihren Mantel, während sie neidvoll die Küchenausstattung betrachtete. Die Küche sah fantastisch aus und sie war sich sicher, dass so mancher Profikoch seine liebe Freude an den Gerätschaften haben musste, auch wenn diese blitzten und glänzten wie niemals benutzt – was wahrscheinlich der Wahrheit entsprach.

Im Bad, oder vielmehr im Privatspa mit Sauna, riesiger Dusche und monströser freistehender Badewanne, erledigte sie eine schnelle Katzenwäsche. Der Blick in den großen Spiegel zeigte, dass sie eigentlich noch ganz ansehnlich war. Etwas blass ums Näschen, verschlafener Blick und plattes Haar, aber ansonsten nichts Gravierendes, dass sich nicht mit wenigen Handgriffen beheben ließ.

Gerade als sie sich ihren Mantel und die Schuhe anziehen wollte um klammheimlich zu entschwinden, hörte sie das leise Klicken des sich öffnenden Aufzuges. Verdammt. Sasuke hatte sich wohl verschätzt, immerhin war sie noch anwesend und nicht bereits über alle Berge.

Hastig zog sie sich den Mantel über, als er um die Ecke kam.

Er trug einen grauen Kapuzenpulli und eine blaue Flanellhose mit dunklen Segelschuhen und eine Tüte von Starbucks samt eines dieser Dinger, die aussahen wie überdimensionierte Eierschachteln, in der zwei Starbucksbecher dampften. „Morgen.“, sagte er und ging an ihr vorbei, stellte das Zeug ab, nahm einen der Becher, hielt ihn ihr entgegen und sah sie mit einem undefinierbaren Blick an. „Kein Kaffee?“

Sakura wurde urplötzlich klar, dass der zweite Becher für sie gedacht war. Was sie auf seltsame Weise bestürzte und gleichzeitig erfreute. „Oh… guten Morgen… ich dachte… aber ja, ich meine, nein, warum eigentlich nicht.“, erwiderte sie nach einer kurzen Pause wirr. Sie griff nach dem Becher.

„Der Mantel?“ Eine seiner Augenbrauen hüpfte belustigt nach oben.

„Mhm… ja, stimmt, okay. Ich zieh ihn wieder aus.“ Bestürzt musste sie feststellen, dass die unglaublich süße, aber gänzlich unerwartete Tatsache, dass Sasuke für Frühstück gesorgt hatte, sie zu einer brabbelnden Idiotin machte. Nachdem sie also den Mantel wieder abgelegt hatte – Sasuke hatte sich zwischenzeitlich schon auf einem der Barhocker niedergelassen – nahm sie den Becher und gesellte sich zu ihm.

„Danke für den Kaffee. Das wäre nicht notwendig gewesen.“, erklärte sie zwischen zwei Schlucken.

„Ich weiß.“, brummte Uchiha und nahm seinerseits einen Schluck. Dann griff er an ihr vorbei, nahm die Tüte und zauberte einen Chocolate Cookie und einen Blaubeermuffin hervor. Letzteren platzierte er vor ihr und sah sie fragend an. „Den isst du doch, oder?“

„Danke. Ja… wie gestern Vormittag.“ Sie wich seinem offenen Blick aus und rutschte unruhig auf ihrem Hocker herum. Oh Gott, was war denn los mit ihr. Sie war erwachsen, verdammt nochmal, und konnte einem Mann, egal mit wie viel Milliarden auf dem Konto, ohne wie ein peinliches Schulmädchen zu wirken, in die Augen sehen.

„Ich kann die Klamotten von mir geben.“, bot er ihr an. Offenbar hatte er das Rumrutschen auf die Ungemütlichkeit des Kleides gemünzt.

„Ähm, es ist schon in Ordnung... Nicht so schlimm.“ Sie brabbelte schon wieder!

Er verdrehte die Augen leicht, stand auf und bot ihr die Hand. „Stell dich nicht so an.“ Um die Situation nicht peinlicher zu machen, als sie es zu mindestens in ihren Augen war, legte sie ihre Hand gehorsam in seine – die angenehm warm, groß und schwielig war – und rutschte vom Barhocker. Ziemlich sicher war die Zeitspanne in der er ihre Hand hielt weit über dem Durchschnitt, in der ein höflicher Mann einer Frau die Hand hielt bis sie ihr Gleichgewicht fand. Es war sehr, sehr merkwürdig.

Sie folgte Sasuke in sein Schlafzimmer und dann in die anschließende Ankleide um den ihn jede Frau, eingeschlossen sie selbst, beneiden musste. Er kramte ihr einen Pulli mit dem Harvard Crimson-Logo heraus und reichte ihr eine gemütliche Jogginghose dazu. Dann ließ er sie in seiner Ankleide zurück um sich wieder seinem Kaffee zu widmen.

Nachdem sie neu eingekleidet war, stellte sie leicht bestürzt fest, dass sie aussah, wie damals im Wohnheim ihrer Fakultät, wenn sie bei ihren damaligen Freunden erwacht war... es fehlten nur noch die farbig lackierten Fingernägel und dieser schreckliche Zopf, den sie damals immer getragen hatte.

Zurück in der Küche war die Stimmung mit einem Mal weniger förmlich. Ob es wohl an der lockeren Kleidung lag? Jedenfalls schaffte ihr Anblick Sasuke ein Grinsen ins Gesicht zu zaubern. „Oh Gott. So hab ich das letztemal auf dem College mit einer Frau gefrühstückt.“

„Wie?“

„Die meine Sachen trug.“ Er knabberte genüsslich an seinem Keks und irgendetwas regte sich in seinen Augen, das Sakuras Herz schneller schlagen ließ.

„Und ich habe den Collegepulli eines Mannes das letztemal während meiner Unizeit getragen.“, erwiderte sie, belustigt, dass er den gleichen Gedanken wie sie hatte.

Mit all den Unterschieden zwischen ihnen, da waren sie sich hier einig. Es war ziemlich beeindruckend, dass sie überhaupt ein Gesprächsthema gefunden hatten, dem sie beide etwas beisteuern konnten: Die Studienzeit. Zwar fielen Sasukes Aussagen meist einsilbig aus – Sakura musste ihm die Geschichten mit stetigem Nachfragen aus der Nase ziehen – aber im Großen und Ganzen machten sie erhebliche Fortschritte, auch wenn sie diejenige war, die die größten Gesprächsanteile hatte.

Immerhin, selbst Adam und Eva, das Paar schlecht hin, musste wohl Startprobleme gehabt haben, denn Sakura konnte sich nicht vorstellen, dass, nachdem Gott Adam die Rippe, aus der Eva geformt worden war, entnommen hatte, dieser über die bestimmt schmerzhafte Prozedur und ihr Ergebnis allzu sehr erfreut war. Da brauchte es schon eine gewisse Zeit im Garten Eden um Gemeinsamkeiten zu ergründen, wie zum Beispiel die Vorliebe für nackt herumrennen und sündhafte Granatäpfel. In Sasuke und Sakuras Fall war dies zum einen die Präferenz für kalorienlastige Kaffeestückchen und Kaffee, darüber hinaus auch die Hingabe zu Geschichten studentischen Treibens.

Zwar war Sasuke nicht wie Sai ein Freund von großer Mimik und Gestik, dennoch hatte er durch seine Nonchalance einige Lacher auf seiner Seite – Bierpong, seine weniger glamouröse Fuxenzeit und die Saufgelage nach alter Tradition... Selbst wenn er nicht wirklich herzhaft lachte, sondern eher vergnügt brummte, als sie einige Schwünge aus ihrer Zeit damals zum Besten gab – Affäre mit einem Professor, unfreiwilliger Striptease auf der Treppe ins Wohnheim – sein leicht versautes Grinsen war Belohnung genug.

Eine Dreiviertelstunde später hatten sie das Frühstück beendet und Sasuke ihr seinen Fahrer gerufen – gegen den sie sich nur drei Minuten obligatorisch wehrte, bevor sie zustimmte seine Dienste zu beanspruchen und sich ins Bad zurück zog, um ihr Kleid wieder anzuziehen.

Schließlich ergab sich folgende Situation: Sie stand im Aufzug, er stand davor. Sie hob die Hand leicht zum Abschied und fragte sich erbittert, warum er nicht nach ihrer Nummer fragte. Immerhin verstanden sie sich für seine Verhältnisse blendend. Und sie war zwar keine ausgeschriebene Expertin auf dem Gebiet, aber selbst sie hatte diese Art Blicke gesehen, die er ihr verstohlen zu geworfen hatte. Diese verstohlenen, musternden, abschätzenden Blicke, die interessierte Männer an den Tag legten. Sie wollte ja nicht sofort heiraten, sie wollte nur, dass er sie nach ihrer Nummer fragte, immerhin hatte sie seinen vergammelten Studentenpulli getragen.

Er hob ebenfalls lässig die Hand und lächelte ein ganz kleines Bisschen. Und just in dem Moment, da sich die Türen des Fahrstuhls komplett schlossen, schob er seine Hand dazwischen und die Edelstahltüren öffneten sich wieder.

„Heute Abend. Zeit zum Essen? Sieben Uhr?“ Seine Onyxaugen blitzten.

Sie war perplex. „Ja. Okay“, brachte sie überrascht heraus.

Die Türen glitten langsam wieder zusammen. Kurz bevor sie geschlossen waren, hörte sie Sasukes Stimme amüsiert: „Ein Date, kein Geschäftsessen.“

Gott sei Dank…!
 


 

THE END?
 


 

Die Fortsetzung ist da!
 

Staring At The Sun 2
 

In den Hauptrollen mal wieder unser sympathischer Sonnenschein Sasuke Uchiha und die miesepetrige Maultasche Sakura Haruno... ;)



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Kommentare zu dieser Fanfic (79)
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Von:  Schokoladen123
2021-01-10T22:33:56+00:00 10.01.2021 23:33
Hey
Wie heißt die Fortsetzung?
Lieben Gruß
Von: abgemeldet
2012-12-31T14:29:58+00:00 31.12.2012 15:29
KLASSE FANFICTION!
MACH GLEICH WEITER AN DIE FORTSETZUNG RAN.
UND SORRY FÜRS GROSS SCHREIBEN.
MEINE TASTATUR IST KAPUTT.XD
LG LILI
Von:  Pretty_Crazy
2012-08-07T14:06:27+00:00 07.08.2012 16:06
Ich werde mich jetzt mal kurz fassen.
Eines dieser berühmten Kinderkommentare, denn alles Wesentliche ist ja schon geschrieben worden.

Super Arbeit. Mach weiter so :)

Mach mich jetzt an die Fortsetzung.

LG
rosetta
Von:  Pretty_Crazy
2012-08-07T13:55:45+00:00 07.08.2012 15:55
Tja, irgendwie hab ich einen solchen Abgang von Karin erwartet.
Das ist aber auch wieder typisch. Sie stellt ihn vor die Wahl und er nimmt die Antwort, die ihr am wenigstens gefällt. Die Folge: Ein emotionaler Ausraster.

Die Polizisten sind aber auch blöd gewesen. Sie hat doch auf ihn eingeprügelt und bei dem Herumgekreische hätte ich ihr auch den Mund zu gehalten. Der Alkohlpegel im Blut ist bestimmt nicht sehr vorteilhaft in solch einer Situation, aber man muss ja nun nicht immer gleich vom Schlimmsten ausgehen.

Ich könnte mir vorstellen dass Karin jetzt irgendwas ausbrütet um sich an ihm zu rächen. Vielleicht mutiert sie auch zu einer Stalkerin :P
Wie immer aber ein tolles Kapitel und keiner Fehler. Zumindest hab ich keine gefunden und das Ende ist perfekt gewesen.

LG
Rosetta
Von:  Pretty_Crazy
2012-08-07T13:05:39+00:00 07.08.2012 15:05
Super Kapitel.
Ich fand es wirklich lustig. Es gab viele Stellen an den ich schmunzeln musste. Von der Genauigkeit der Story bin ich immer noch total begeistert. Da kann ich noch einiges von lernen.

Ein betrunkener Naruto sorgt mit Sicherheit für viel Stimmung. Da wird die ganze Gesellschaft ja noch zusätzlich belustigt. Ist sehr gut beschrieben worden. Sasuke kommt auch gut rüber. Sehr von sich überzeugt und mit seinen festverankerten Meinungen.

Ich bin wirklich mal gespannt wie das weiter geht :)

Lg
Rosetta
Von:  Pretty_Crazy
2012-08-06T22:08:01+00:00 07.08.2012 00:08
Ich bin echt baff.
Ich weiß gar nicht was ich kommentieren soll. Das ist alles so detailreich und perfekt recherschiert, dass es mir einfach die Sprache verschlägt. Ich kann ja nur hoffen, dass meine Storys wenigstens minmal so gut klingen wie deine.

Die Führung von Sakura, das Kennenlernen von Sasuke... das ist einfach nur genial gewesen. Man taucht dermaßen tief in die Geschichte ein, dass man denkt, man sei life dabei. Ich bin richtg gefesselt davon :)

Ich kann mich einfach nur den anderen Kommentaren anschließen. Ich kann nichts schreiben, was du nicht schon mal gelesen hast. ^^!

LG
Rosetta
Von:  Pretty_Crazy
2012-08-06T21:25:03+00:00 06.08.2012 23:25
Wieso habe ich die FF icht vorher bemerkt 0_o
Sowas geniales hab ich übersehen? Ich bin entsetzt!
Das mit dem Schlafengehen kann ich jetzt erstmal vergessen. Ich hab was zum lesen gefunden *freu*

Zu Sasuke kann ich nur sagen, dass die ihn wohl passend getroffen hast. Ich ahne aber auch was in dem nächsten Kapitel kommen wird. Wer lesen kann ich ganz klar im Vorteil.
Das Karin sich für solche Dinge nicht zu schade ist. Eine lebendige Gummipuppe, aber es gibt ja auch in der realenwelt genugend Leute die Sex mit Liebe verwechseln.

So, ich lese dann jetzt mal weiter :)

LG
Rosetta
Von: abgemeldet
2012-07-03T23:00:29+00:00 04.07.2012 01:00
1) Genau 1000 Wörter lol
2) Ein interessanter Prolog der neugierig auf mehr macht.
3) Du hast einen super schreibstil und kannst toll beschreiben.

Bin auf das nächste Kapitel gespannt.

Grüße
B0UNTY
Von: abgemeldet
2012-02-10T20:11:31+00:00 10.02.2012 21:11
Super Story!!!
Wirklich super geschrieben XD

Lusan91 <3
Von:  sakugirl
2012-02-10T19:09:32+00:00 10.02.2012 20:09
habe gerade die FF gelesen und muss sagen ich bin begeistert!
Ich habe lange nichts mehr so gutes gelesen!
Ich würde mich über eine ENS zur Fortsetzung sehr freuen und ich bin schon sehr gespannt


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