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Assoziatives Schreiben

Kurzgeschichtensammlung
von

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Satz 29 - Auf hoher See

"Ich könnte mir niemanden vorstellen, von dem ich mir lieber die ehelichen Fesseln anlegen lassen würde."

Irritiert blinzelte er sie über den Rand des Ausdrucks in seinen Händen hin an. „Das ist nicht dein Ernst, oder? So etwas möchtest du veröffentlichen?!“

Maries Unterlippe schob sich schmollend nach vorne. „Du hast ja noch gar nicht richtig gelesen.“

„Weil mir der erste Satz schon gereicht hat. Ich mag keine Geschichten, die einem gleich wie mit einem Schrotgewehr eine direkte Rede ins Gesicht feuern. Ich mag es ruhiger.“

Sie zuckte mit den Schultern: „Da kann ich nichts machen, der erste Satz wird vorgegeben.“

Marc kniff die Augenbrauen zusammen und kratze sich am Kopf, sodass seine braunen, dichten Locken noch weiter abstanden. „Aber was ist denn das für ein blöder Satz – eheliche Fesseln…“

Kurzentschlossen riss Marie ihm das Manuskript aus den Händen und rauschte davon. Als die Tür zu ihrem Zimmer zufiel, zuckten drei Männer zusammen.

„Marc, du hättest die Geschichte immerhin fertig lesen können, bevor du gleich deine Klappe aufreisst“, meinte Jack und zog sich die Pilotmütze zurecht.

Der Angesprochene liess sich in die Hängematte fallen. „Ich hab schon sicher fünfzig Geschichten von ihr gelesen. Alle handeln vom gleichen Ehepaar aus ihrer Lieblingsserie. Liebe, Herzschmerz und Schmalz.“ Als er es sich im Netzgewühl bequem gemacht hatte, fügte er hinzu: „Du bist ausserdem nicht in der Position, mich in Liebesdingen aufzuklären, Chef.“

Robinson, der bis anhin stumm über einer Partie Ego-Schach gebrütet hatte, kommentierte die Diskussion der beiden anderen mit einem simplen, aber unmissverständlichen Kopfschütteln und widmete sich dann wieder seinem Springer zu. Das Pferdchen flog übers Brett, ein weisser Bauer musste mit hängenden Schultern das Feld räumen und Robinson grinste erfreut.

Marc und Jack warfen sich einen langen Blick zu. Sie hatten es aufgegeben, sich darüber zu wundern, was Robinson an einer Partie gegen sich selbst so überaus erbauend fand. Auf dem Schiff war er jedenfalls goldwert. Keiner kannte die gefährlichen Ströme in der Bucht so gut wie er.

„Was macht sie überhaupt hier? Dies ist ein Schiff und kein Café für die intellektuelle Elite“, meinte Jack und warf einen Blick in Richtung der Tür, durch welche die wütende Autorin zuvor verschwunden war.

Marc seufzte: „Die Diskussion hatten wir auch schon. Ich kann nichts dafür, sie ist mir gefolgt und findet, die Stimmung hier sei gut für ihre Kreativität. Ausserdem braucht ein Schiff eine Frau an Bord, damit die Meerjungfrauen nicht angreifen. Sie hatte Beweise dafür.“

Der Captain nickte. Trotz dieser Beweislage missfiel ihm jedoch die Anwesenheit von Marcs Freundin auf dem Schiff. Sie hatten zu dritt Wochen damit verbracht, die White Pearl zu bauen. Da hatte ein Mädchen einfach nichts zu suchen, auch wenn sie zugegebener massen recht hübsch war. Jack war auch klar, dass Marc sie nicht fortschicken konnte, denn wenn Marie da war, war er wie verhext.

Jack wusste, dass nicht nur ihm dies aufgefallen war, denn er hatte mit Robinson einmal darüber gesprochen.

Nun hatten sie das Problem, dass Marie sich in der Kapitänskajüte einquartiert hatte. Jedermann wusste, dass alle Abenteuer mit einer Schatzkarten ihren Anfang nahmen – welche alle in dem Raum lagen, wo Marcs blonde Freundin nun Fanstories über Liebe schrieb.

Der Hängemattenbewohner gähnte. „Mir ist langweilig, so öde hatte ich mir das Leben auf hoher See nicht vorgestellt.“

Jack nickte: „Mir steckt zwar der Angriff des Seemonsters mit der Riesenzunge noch in den Knochen, doch alles ist besser als dieses Nichtstun.“ Um seine Worte zu unterstreichen, zog er seinen Säbel hervor und fuchtelte etwas herum.

Auch Robinson schien nun des Schachspiels überdrüssig geworden zu sein, denn er liess sich nach hinten fallen und seufzte.

So sassen die drei wackeren Seebären an Deck, als ein fürchterliches Ungeheuer backbord auftauchte.

Jack und Robinson waren sofort auf den Beinen, Marc benötigte einen Moment länger, um sich aus dem Geflecht der Hängematte zu winden, doch dann war auch er bereit, dem mächtigen Monster entgegen zu treten.

„Kinder, hört mit dem Blödsinn auf, ich bin keine Medusa, sondern Jonas Mutter. Es ist spät, ihr müsst eure Abenteuer morgen weitererleben.“

Geknickt krochen Robin, Jonas und Marc unter dem Tisch hervor. Eine solch derbe Niederlage hatten sie schon lange nicht mehr einstecken müssen.
 

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Eine Mischung aus [k]Pirates of the Caribbean[/k], [k]Calvin & Hobbes und einer meiner anderen AS-Kurzgeschichten, die einen ähnlichen Aufbau hatte. :)

Ich habe dies wirklich spontan geschrieben, daher ist die Logik wohl irgendwie abhanden gekommen und Tippfehler/Grammatikfehler werden wohl auch noch einige drin sein. Ich werde sie bei Gelegenheit korrigieren und würde mich über Kommentare von eurer Seite freuen. :9



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Melenya
2011-07-10T14:12:45+00:00 10.07.2011 16:12
So, ich melde mich dann mal hier zu Wort.
Die Geschichte ist für mich schon einmal sehr ansprechend, aufgrund der Seefahrerthematik. Auch das flüssige Lesen, das durch deinen Stil und deine Wortwahl bedingt war, machte es mir leicht, mich in die Story einzufinden. Das Ende als Pointe hat mir wirklich ein Lächeln entlockt und auch dann konnte ich mir das alles ohne weiteres vorstellen.
Eine wirklich schöne Kurzgeschichte!!

Auch wie du den Satz mit eingebracht hast, fand ich sehr interessant.
Außerdem hast du sehr schöne Bilder in meinen Kopf projiziert, was ich bei Geschichten immer als sehr positiv erachte.

Im Großen und Ganzen kann ich eigentlich also ncihts negatives sagen, was zwar dann nicht hilfreich ist, aber dich vielleicht trotzdem freut :)
Liebe Grüße


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