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Assoziatives Schreiben

Kurzgeschichtensammlung
von

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Satz 26 - Konfuzius und der Spiegel der Welt

"Es sei denn, Sie versuchen mich mit Gewalt daran zu hindern.“

Sie blinzelte und merkte, wie ihre Aufmerksamkeit zum Sprecher am anderen Ende der Leitung und dem eigentlichen Gesprächsthema zurückkehrte.

“Bitte was haben Sie gesagt?“ Bei Gesprächen mit ihrem Nachbarn war es ein richtiger Kraftaufwand, die Konzentration aufrecht zu erhalten und sich nicht in irgendwelchen Träumereien zu verlieren.

Ein Laut, einem Knurren nicht unähnlich, kam aus dem Hörer in Amelies Hand.

„Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt. Wenn Ihr verdammtes Schaf nicht endlich aufhört meinen Salat zu fressen, werde ich es mir holen. Und nichts wird mich aufhalten können, mein Gemüse vor ihrem gefrässigen Baumwollrasenmäher zu beschützen!“

Nun wurde es Amelie zu bunt: „Bevor Sie sich an Cumulus vergreifen, sollten sie Ihren verdammten Hund an die Leine nehmen. Er verschreckt die Schafe immer dann, wenn sie ihn einfach frei herumrennen lassen! Er ist eine Gefahr!“

„Ich hab meinen Hund im Griff. Schreiben Sie mir nicht vor, wie ich meinen Hund zu halten habe, Frau Weiss! Und Ihr Schaf hat nichts in meinem Gemüsebett zu suchen!“

“Herr Schwarz! Ihr Wolfshund hat mein Schaf herumgetrieben und mich gebissen! Ich sollte Sie anklagen!“

„Ich verlange Entschädigung für den preisgekrönten Salat aus meinem Garten!“


 

Cumulus, Wolfsblut und ich standen nebeneinander auf der Weide und lauschten gebannt. Die Schreie, Fluchorgien und wüsten Beschimpfungen wurden immer lauter und gingen wie eine Exponentialfunktion einem unendlichen Punkt entfernt von allem Begreiflichen entgegen.

„Warum streiten die eigentlich so?“, wollte Cumulus wissen und wackelte verunsichert mit den Ohren. Ihm hatten die Ausflüge in den Garten immer gefallen, diese kulinarischen Reisen in eine ferne Welt. Amelie Weiss verwöhnte ihr Schaf nicht unbedingt mit frischem Gemüse.

Wolfsblut liess den Kopf hängen. „Ich dachte, sie wolle mit mir spielen und hab sie unglücklich an der Hand erwischt.“ Dann blickte er zu mir hoch: „Konfuzius, was sollen wir tun?“

Ich kniff die Augen zusammen, warf nach links einen Blick zum Schäferhund, dann nach rechts zum Schaf und entschloss mich, ein bisschen nachzudenken.
 

Wiederkäuend lag ich also unter dem Baum und liess die ganze Geschichte Revue passieren.

Gemüse, ein Schaf, ein Hund, eine Frau, ein Mann. Ich sah die beiden kleinen Häuser mit kleinen Gärten in einer Kleinen Strasse. Die Luft war frisch hier, Vögel kreisen in der Luft, ein sanfter Wind wehte und von etwas Wiesen, die etwas weiter entfernt lagen, konnte man leises Blöken und Muhen hören.

Die ganze Welt spiegelte sich in diesen Details wieder. Und in diesem Spiegel erkannte ich ein Detail, welches das Zentrum der Welt darstellte.

Ich erhob mich langsam, wie es sich für eine weise Kuh gehörte, und begab mich in Richtung des duftenden und wohlriechenden Gemüses.
 

Amelie wollte diesem Idioten und Lügner von Hundehalter gerade eine Predigt entgegenschmettern, die sich gewaschen hatte, als das Geräusch von reissenden Zähnen erklangt und sie beim Blick aus dem Fenster einen breiten, braun und weiss gescheckten Rücken eines Stiers erkannte.

Das Tier rupfte und mampfte gemütlich, stampfte wie eine Dampfwalze durch ihre Beete und vergnügte sich an den Meisterwerken der Gärtnerkunst.

Abschrankung zwischen Schwarz- und Weissland kümmerte das Ungetüm auch nicht. Er stemmte sich dagegen und machte sich danach hinter die Lieblinge von Herrn Schwarz.

Die beiden Nachbarn beobachteten stumm das Unglück, hielten die Telefone umklammert und sprachen doch kein Wort.
 

Nach einer halben Ewigkeit des Fressens verschwand der Stier wieder, wie er gekommen war.

Amelie hob den Hörer an ihr Ohr, sprach leise: „Wollen Sie rüberkommen und etwas Kürbissuppe essen? Mehr habe ich leider nicht mehr.“ Mit gedrückter Stimme antwortete ihr Nachbar: „Gerne. Ich werde meinen Tomatensalat noch mitbringen. Mehr als das ist von meinem Garten leider auch nicht geblieben.“
 

Konfuzius, der Weise, hatte zugeschlagen.
 

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Eine absolut sinnfreie Geschichte. Assoziativer ist beinahe unmöglich: ich habe mich hingesetzt und einfach geschrieben. Die Geschichte hat sich ohne Planung entwickelt - deswegen wohl gewisse Ungereimtheiten oder Stellen, die man besser ausformulieren könnte.

Mal wieder kommen Kühe vor - ja, die Tiere faszinieren mich. :)
 

Ich habe den Text noch nicht gross durchgelesen und auf Fehler überprüft. Wird später noch gemacht werden, ich bin aber dennoch für Anmerkungen froh, was so Stilverbesserung angeht. :)
 

taipan



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