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King & Queen

like fire and water
von

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Intro

Why we had to change school…again.
 

Die Sonne Floridas brannte auf das Schulgelände der Fayman High School im Norden Miamis. Das Thermometer zweigte angenehme 34°C an und dazu ging ein sanfter Wind, welcher dafür sorgte, dass die Temperatur nicht als unangenehm empfunden werden konnte. Obwohl ein perfektes Wetter herrschte, saß Liz dennoch in der Halle auf einem Liegestuhl neben dem Schwimmbecken. Die Halle war leer und nichts und niemand war außer ihr und King dort. Es war ruhig, friedlich und keine Spur von der Überraschung zu sehen, die ihnen diesen freien Vormittag verderben würde.

King selbst stieg gerade die Stufen zum Sprungturm hinauf um das zu machen, was er am liebsten tat, wenn er nicht gerade schlief. Schwimmen war seine Leidenschaft und im Wasser fühlte er sich einfach geborgen.

Liz saß resigniert auf der Liege, las eines ihrer Bücher und nippte ab und an mal an dem Glas Sekt, dass sie neben der Liege stehen hatte.

Sie hatten Erfolge verbucht. Nicht bei den Prüfungen, denn diese waren noch ausständig, nein, sie waren bei einem privaten Projekt erfolgreich gewesen. Oder zumindest nahezu komplett erfolgreich.

Sie hatten beide die Ziele, die sich in den zwei Monaten, die sie nun an dieser Schule gewesen waren, gesteckt hatten, erreicht und nun schien ihr Projekt, oder besser gesagt, ihr Experiment seine Wege.

King hatte den Sprungturm erklommen und bereitete sich auf den Sprung in das Wasser vor, welches gut zehn Meter unter ihm war.

Kein Wort wechselten die beiden, obwohl sie sich viel zu erzählen hätten. Sogar wenn sie miteinander sprachen, schien nichts erkennen zu lassen, dass die beiden Mal für eine Zeit lang zusammen waren. Nun schienen sie nur noch gute Freunde zu sein. Wieder war das eigentlich falsch, denn sie waren trotz allem mehr als gute Freunde. Es gab nichts, dass die Beziehung zwischen den beiden beschreiben könnte. Sie waren zwar kein Paar, aber sie waren immer noch mehr als gute Freunde.

Irgendetwas musste die beiden doch verbinden, wenn sie sich seit dem knapp einem Jahr, das sie sich kannten, immer wieder zusammen die Schule wechseln ließ. Zumindest musste es etwas geben, das sie immer auf die gleichen Schulen gehen ließ. Denn die Schule wechseln mussten sie immer wegen dem privaten Projekt, welches sie ständig in Angriff nahmen.

Dieses Mal waren sie viel weiter gekommen, als die paar Male zuvor. Dieses Mal fehlte nur noch zwei Verbindungen, um das Projekt als abgeschlossen gelten zu lassen.

Doch genau diese eine Verbindung war gerade auf den Weg zu ihnen, um das ganze Projekt zum Scheitern zu bringen.

King sprang, bewegte seinen Körper mit Präzision in der Luft, machte eine Rückwärtssalto, streckte sich wieder zu voller Länge aus und tauchte, mit dem Kopf voran, in das Wasser ein.

Die Welt herum, welche zuvor schon ruhig gewesen war, wurde nun noch leiser, vielleicht etwas bedrohlicher, da das Wasser einfach stärker auf seinen Körper eindrückte, als die Luft, doch gleichzeitig beruhigte den jungen Mann genau das.

Er schien die ganze Welt hinter sich gelassen zu haben, nur um in seine eigene Welt, unter der Wasseroberfläche einzutauchen.

Alles, den Ärger, denn er in den letzten zwei Monaten riskiert hatte, die Prüfungen, die in knapp 3 Monaten bevorstanden und alles andere, machte ihm keine Furcht mehr. Weniger Furcht als bevor er untergetaucht war. Angst hatte er zuvor auch nicht wirklich gehabt, dennoch war irgendwo in seinem Hinterkopf eine gewisse Beunruhigung, denn schief gehen konnte das Projekt jederzeit.

Die Prüfungen waren das letzte, wegen der er sich Sorgen machen würde. Er war ein gottverdammtes Genie, zumindest war das die Sicht der Lehrer. Sorgen machte er sich nur, wenn irgendjemand ein schlechter Verlierer wäre und ihn wegen dem Projekt umbringen wollte. Zumindest gab es da an diese Schule jemanden, dem er gewaltige auf die Füße getreten war, indem er das gemacht hatte, was Liz von ihm verlangt hatte. Gut, King selbst hatte keine Probleme damit gehabt, dem Schulsprecher die Freundin auszuspannen, noch weniger hatte er ein Problem damit, dass er es direkt vor dessen Nase getan hatte, zumindest nach er schon mal mit ihr geschlafen hatte. Er machte sich nur Sorgen, da der Vater des Schulsprechers in einer sehr machtvollen, soll heißen reichen, Position war.

King dagegen musste sehen, wie er durchs Leben kam. Zwar reichten seine Finanzen, um nicht neben dem Studium arbeiten zu müssen, dennoch wäre es ihm lieber gewesen, wenn er mit etwas mehr Geld ins Rennen gegangen wäre.

Das war ein Punkt, über den er mit seinem Gönner noch reden würde. Würde er diesen wieder treffen.

Sein Kopf durchstieß wieder die Oberfläche und er holte tief Luft, während er zurück zum Beckenrand schwamm.

Egal wie wohl er sich im Wasser auf fühlte, im Moment war ihm nach Feiern zu mute und daher wollte er auch einen Schluck vom Sekt abgekommen.

Er kletterte aus dem Wasser, streckte seine Arme und ging zu Liz hinüber, wo auch er seine Sachen auf einem Liegestuhl ausgebreitet hatte.

Vor ihrer Liege blieb er stehen, nahm sich sein Badetuch und während er begann sich abzutrocknen, war er einen Blick auf Liz hinunter. Sie war eine Schönheit und King verglich sie oft mit einem Engel, zumindest in seinen Gedanken. Ihre Taten und ihr Auftreten ließen sie jedoch weniger wie ein Engel, sondern vielmehr wie eine Dämonin erscheinen. Eines verband die beiden, beide waren sehr gut, wenn es darum ging, andere zu etwas zu überreden.

So hatte sie es unter anderem geschafft, King zu ihrem Projekt zu überreden, am ersten Tag, an dem sie sich getroffen hatten. Im Gegenzug hatte King sie noch am selben Abend zu einem Schäferstündchen bewegen können. Ja beide waren gut im Umgang mit Worten, so gut, dass sie sogar einen anderen Meister überreden konnten.

Auch wenn sie sich in einigen Punkten ähnlich waren, waren sie dennoch mehr als nur verschieden. King war eher zurückhalten, auch wenn das nicht immer offensichtlich war, er war jemand, der es möglichst vielen Menschen recht machen wollte und sich für andere gerne aufopferte. Liz hingegen schien eher egoistisch und manchmal ein richtiges Miststück zu sein. Warum sie gerade das Projekt in Angriff nahm, war King manchmal unverständlich, genauso wie die Tatsache, warum er überhaupt mitmachte.

Zumindest offiziell hatte er keine Ahnung. Inoffiziell wusste er alles. Warum Queen das Projekt machte, wie lange sie es schon machte und dass sie erst seit ihr King half, Erfolge verbuchte.

Er merkte nicht, wie er sie anstarrte, doch Liz, obwohl sie in ihr Buch vertieft war, merkte es schon.

Auch sie wusste, wie unterschiedlich sie doch waren. Auch sie wusste viel über King, über sich selbst und über das Jahr, dass sie sich nun schon kannten.

Sie wusste, dass sie inzwischen bei ihrem Projekt weiter war, als jemals zuvor doch wusste sie auch über die Launen der Menschen und das dieses Projekt wohl wieder zum Scheitern verurteilt war. Vielleicht lag es an Kings Vorgehen, als er dem Schulsprecher die Freundin ausgespannt hatte, vielleicht lag es aber auch ihrer eigenen Methode, wie sie dem Captain der Cheerleader den Freund streitig gemacht hatte. Nun war die ehemalige Freundin des Schulsprechers, sowie der Exfreund vom Captain der Cheerleader zusammen.

Für manche mag sich das wie ein seltsamer Zufall anhören, doch Liz wusste es besser, denn schließlich war das ein Teil des Projektes.

Immer noch spürte sie Kings Blick, wie er an ihr entlang glitt. Für sie fühlte es sich an, wie die kalte Klinge eines Messers, dass ihre Haut berührte.

„Wenn du fertig bist mit starren, dann solltest du dir überlegen, wie wir das Projekt zu einem Abschluss bringen könnten.“ sagte Liz gezielt sachlich und objektiv.

Sie fühlte, wie sich Kings Blick von ihr löste, dann frage er: „Was liest du da?“

Liz zeigte ihm kurzen das Cover vom Buch, auf dem ein Werwolf abgebildet war und mit dicken Lettern stand darüber „Akte CA$H“.

„Ein Roman über einen Werwolf, der Dämonenjäger ist, sich aber gleichzeitig mit der Tochter des Teufels einließ.“ sagte Liz.

„Interessant.“ kommentierte King, während er sich niederließ.

„Die Dämonin hat denselben Vornamen wie ich.“ sagte Liz, während sie umblätterte.

King lachte kurz auf und fragte dann: „Und gibt es sonst noch irgendwelche Besonderheiten?“

Liz blickte ihn über den Rand des Buches hinweg an, lächelte und antwortete: „Ja, er ist ein direkter Nachfahre von Jesus und sie ist die Tochter des Teufels.“

King kratzte sich mit dem Daumen am Kinn und murmelte dann: „Klingt interessant.“

Liz nickte, legte das Lesezeichen zwischen die Seiten und schloss das Buch dann.

Sie blickte King nun direkt an und wiederholte die Frage: „Hast du irgendeine Idee, wie wir unser Projekt noch abschließen können?“

King zuckte mit den Schultern und meinte: „Wir haben uns beide in eine Sackgasse manövriert. Die einzige Möglichkeit die wir haben, ist abwarten.“

„Erstens glaube ich, dass Zeit der Faktor ist, der gegen uns arbeitet.“, erwiderte Liz, dann ging auch schon eine der Türen zu Halle auf und der Schulsprecher, der Captain der Cheerleader sowie der Direktor betraten die Schwimmhalle, „Und zweitens fürchte ich, dass unsere Zeit gerade abgelaufen ist.“

Auch King hatte die drei bemerkt, die nun auf sie zukamen. Er seufzte und murmelte: „Scheint so. Gerade wo ich mich hier heimisch gefühlt habe.“

Der Direktor blieb vor den beiden Stehen, stemmte seine Arme in die Hüfte und blickte die beiden durchdringend an.

Seine Miene war wütend und die Zornesader an seiner Schläfe pulsierte.

King wusste, das war ein weiterer Rauswurf. Auch Queen war das klar. Beide kannten sie diese Situation zu genüge und beide wussten, dass sie jetzt gar nichts mehr fürchten brauchten, denn nun waren sie sowieso schon so gut wie weg.

„Ist was, Doc?“ fragte King gelangweilt.

Das einzig positive an der Tatsache, dass man seine Entlassung erkannte, war die Tatsache, dass es ein Freiticket war, noch einmal alles machen zu dürfen, was man wollte.

Es war nicht schwer zu erkennen, wer wenn anklagte, denn der Schulsprecher Martin Banks blickte King voller Verachtung an, während der Captain der Cheerleader, Silvia Jackson, vermied, Liz anzublicken, doch ihr Gesicht zeigte die Verbitterung.

„Mr. Smith und Miss Jones, man erhebt schwere Vorwürfe gegen Sie.“ sagte der Direktor beherrscht.

King nickte resigniert und auch Queen war anzusehen, dass sie keineswegs verwundert war.

„Sie wirken nicht überrascht?“ merkte der Direktor an.

„Sollten wir?“ war die Gegenfrage von King.

Der Direktor schnaubte wütend und musste sich wegen Kings Benehmen zusammenreißen.

An der letzten Schule war der Direktor um einiges entspannter gewesen, als er ihnen den Rauswurf übermittelt hatte. Und an der Schulde davor war der Direktor sogar erleichtert gewesen. Damals war es weniger King gewesen, sondern vielmehr Liz, welche den Direktor die Nerven gekostet hatte.

Das sie seit einem Schuljahr an Liz’ Projekt arbeiten war auch der Grund, weshalb sie das Schuljahr nun bereits zum zweiten Mal machen mussten, doch immerhin handelte es sich um das Abschlussjahr. Danach würde entweder das Berufsleben, oder die Universität auf sie warten. Falls sie es dieses Mal schaffen würden, nicht wieder mitten während den Prüfungen von den Schulen zu fliegen.

Der Direktor griff in eine Innentasche seines Jacketts und zog zwei pergamentfarbene Umschläge heraus.

„Ich gratuliere Ihnen zu Ihren Entlassungen.“ sagte der Direktor mit einem selbstgefälligen Grinsen.

„Sie wären wohl kein Direktor, wenn sie nicht ein absolutes Arschloch wären.“ war King teilnahmslose Erwiderung, während er dem Direktor die Umschläge abnahm und einen davon an Liz weiterreichte.

Mit geübter Hand und einem weiterhin teilnahmslosen Gesicht öffnete sie den Umschlag, auf dem ihr Name stand, holte das Schriftstück hervor und überflog es kurz.

Dann lachte sie kurz auf, blickte den Direktor an und wiederholte, was im Brief stand: „Ungebührliches und auffälliges Verhalten?“

„Sie beide haben zum letzten Mal Unruhe in unserer Bildungseinrichtung gestiftet.“, sagte der Direktor wütend, „Ich bitte Sie, Ihre Sachen zu packen und zu verschwinden.“

„Sie bitten uns?“ wiederholte King amüsiert.

Wieder verzog der Direktor verbittert das Gesicht.

King warf einen kurzen Blick auf Liz’ Brief, dann hielt er ihr seinen hin, damit sie es auch lesen konnte.

Beide Briefe enthielten dieselben Vorwürfe und das belustigte King. Ihre Taten waren so umschrieben worden, dass man nicht mehr erkennen konnte, was sie wirklich getan hatten. Er gab zu, dass sie für Unruhe gesorgt hatten, doch klang es im Brief eher so, als hätten sie randaliert.

„Wissen sie, was wir gemacht haben?“ fragte King neugierig.

Der Direktor atmete einmal tief durch und antwortete beherrscht: „Ja, doch diese Taten sind so verachtenswert, dass ich sie nicht einmal wiederholen will.“

„Verachtenswert?“ wiederholte King und lachte laut. Auch Liz lächelte kühl über die Antwort des Direktors.

„Was ist so verachtenswert?“, fragte King, „Ich habe doch nur mit jedem Mädchen in meinem Jahrgang geschlafen und ein paar Beziehungen ruiniert. Unter anderem auch die von Martin Banks.“

Martins Gesicht wurde rot vor Wut und Scham, genauso wie das Gesicht des Direktors.

Sogar Silvia blickte beschämt zu Boden, denn auch sie war Kings Verführungen zum Opfer gefallen.

„Außerdem besteht der Verdacht auf Besitz und Konsum illegaler Substanzen.“ knurrte der Direktor.

Kings Blick wanderte zu Liz hinüber und diese bekannte lächelnd: „Ich kann halt nur mit Bong rauchen.“

Er schüttelte den Kopf und bedeckte sein Gesicht kurz mit einer Hand.

„Können wir uns noch von unseren Freunden verabschieden?“ fragte King.

„Freunde?“, wiederholte der Direktor mit einer Mischung aus Verwunderung und Hohn, „Subjekte wie Sie besitzen Freunde?“

King seufzte auf, auch wenn es nicht wirklich gute Freunde waren, gab es dennoch ein paar Leute, mit denen er sich gut verstanden hatte.

Liz seufzte, drehte ihren Kopf zu King und fragte: „Wohin jetzt?“

„Kalifornien?“ kam es von King.

Sie überlegte kurz, nickte dann mit einem Lächeln und sagte auch: „Kalifornien.“

Das Auge des Direktors begann zu zucken, als er merkte, dass die beiden nichts bereuten und er zischte: „Mir ist egal, wo Sie hingehen, solange Sie von hier verschwinden.“

„Keine Angst, Doc, wir sind schon so gut wie weg.“ sagte King in einem höhnischen Tonfall.

„Ich kann es kam erwarten.“ knurrte der Direktor, dann drehte er sich um und ging zur Tür zurück.

Als der Direktor außer Hörweite war, knurrte Martin King zu: „Ich verachte dich.“

„Großartig, dann sind wir schon zwei.“ antwortete King grinsend, während der Direktor die Halle verließ.

Martin überlegte, ob er darauf etwas erwidern, sollte, entschied sich aber zu schweigen, machte eine wegwerfende Handbewegung und ging ebenfalls davon.

Silvia zischte Liz hingegen zu: „Miststück.“

Dann ging sie auch davon.

King ließ sich auf seinem Liegestuhl nieder, lehnte sich kurz zurück und fragte dann, an die Decke starrend: „Meinst du, die beiden kommen zusammen?“

Liz seufzte auf und meinte niedergeschlagen: „Ich fürchte nicht.“

King griff nach der Sektflasche, hielt sie Liz hin und sagte: „Dann lass uns auf einen neuen Versuch anstoßen.“

Liz blickte ihm in die Augen, lächelte, nahm ihr Glas und stieß mit ihm an.

„Auf einen neuen Versuch.“ sagte sie dabei, dann leerte sie ihr Glas.

King setzte die Flasche wieder ab, blickte aus dem Fenster und meinte: „Schade, ich werde Florida vermissen.“

Er richtete sich auf und sagte dann mit mehr Elan, als man es in dieser Situation von ihm erwartet hätte: „Komm, lass uns packen.“

Liz setzte sich ebenfalls auf, nahm ihr Badetuch und erhob sich.

Es war einfach schon zu sehr zur Gewohnheit geworden, dass sie ständig die Schule wechseln mussten. Zuerst New York, dann Houston, jetzt Miami und in Kürze würden sie irgendwo in Kalifornien sein. Vermutlich werden sie eine Highschool in der Nähe von Los Angeles oder San Franzisko besuchen, doch nicht direkt in den Städten, denn dort würde sie sich einfach unwohl fühlen. Vielleicht da sie wusste, dass sie sich dort mit King zu sehr auseinander leben würde, vielleicht war es aber auch die Tatsache, dass es an angesehenen Schulen außerhalb der Städte wohl etwas fordernder war, das Projekt zu realisieren. Sie wollte ihr Projekt unbedingt dort verwirklichen, wo es schwer war, denn nur dann, so wusste sie, würde sich das Projekt überall verwirklichen lassen. Das bisher waren nur Versuche, würde sie einmal einen Erfolg erzielen, wusste sie, dass sie es überall schaffen würde, sogar dort, wo sie schon einmal gescheitert war.

Sie nahmen sich ihre Sachen, verließen die Schwimmhalle und machten sich auf den Weg zu ihren Zimmern.

„Vielleicht sollten wir nächstes Mal versuchen zusammen ein Zimmer zu beziehen.“ meinte King, während er stehen blieb, da sie das Haus, in dem er untergebracht war, bereits erreicht hatten.

Liz blieb ebenfalls stehen um noch kurz mit ihm zu reden, dann würde sie weitergehen, denn sie wohnte ein paar Häuser weiter.

„Wenn sie es zulassen. Ich hätte nichts dagegen. Rein freundschaftlich, versteht sich.“ sagte Liz.

„Rein freundschaftlich.“, stimmte ihr King zu, „Ich hol dich dann nachher ab.“

„Okay.“ sagte sie, gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und ging dann weiter.

King kramte seine Schlüssel hervor und wollte gerade aufsperren, als er eine tiefe Stimme hinter sich hörte.

„Bastard.“ knurrte jemand hinter ihm.

„Ich habe mich schon gefragt, wer wohl als nächster auftauchen würde.“ erwiderte King gelassen ohne sich umzudrehen.

Im nächsten Augenblick wurde er unsanft an der Schulter gepackt, umgedreht und mit dem Rücken gegen die Tür gedrückt.

„Du hast mit meiner Freundin geschlafen.“ knurrte Tray, einer der Stars aus dem Schul-Footballteam.

„Schlafen war in jener Nacht nicht wirklich drin.“ war Kings eiskalte Antwort, während Trays Unterarm auf seinen Kehlkopf drückte. Auch wenn King versucht hätte, sich zu wehren, hätte er vermutlich den kürzeren gezogen, denn Tray war um zwei Köpfe größer als King und hatte mindestens doppelt so breite Schultern. Tray war sonst eher ein friedliebender Mensch gewesen, doch nun war der Schwarze einfach nur noch ein schlecht gelaunter Riese.

„Lass King in Ruhe.“ rief eine weitere Stimme hinter Tray.

Der Riese drehte sich kurz um und sah drei weitere Jungs dort stehen. Einer der drei war genauso gut gebaut wie Tray und daher musste dieser einsehen, dass es keinen Sinn hätte, sich mit ihnen anzulegen. Er grunzte, ließ von King ab und ging wieder davon.

Während er davon ging, drehte er sich noch mal kurz um und signalisierte King, dass die Sache damit noch nicht geklärt war.

„Lass dir von Tray keine Angst machen, Hermano, er ist im Moment einfach nur schlecht gelaunt.“

meinte Diablo, Kings mexikanischer Zimmerkollege. Er wirkte zwar manchmal etwas abgedreht und vorlaut, doch war er verlässlich und hilfsbereit gewesen, zumindest in den zwei Monaten, in denen King ihn jetzt schon kannte.

Unter anderem hatte ihm Diablo geholfen einen neuen Motor in seinen Wagen einzubauen.

„Ich weiß, und ich bin auch schuld daran.“ meinte King, während er die Tür aufsperrte.

„Mach dir nichts draus.“, meinte Sean, der ebenfalls ein schwarzer Muskelberg war, „Ich glaube in ein paar Wochen können wir mit ihm darüber lachen.“

„Ihr schon. Ich nicht.“ war Kings antwort, während er die Tür aufmachte und, gefolgt von seinen drei Freunden, in das Haus trat.

„Wie meinst du das?“ fragte Sean.

King hielt den Umschlag mit der Entlassung über seine Schuler, während sie die Stufen hinaufstiegen.

Ray, ein kleiner schwarzer Draufgänger, nahm ihm den Umschlag ab, holte den Brief heraus und las ihn laut vor.

Während er zuerst noch grinste, verging ihm nach den ersten paar Zeilen bereits das Lachen.

„Sie haben dich rausgeworfen?“ war Rays fassungslose Stimme zu hören. Sie gingen den Gang entlang zu dem Zimmer, welches er sich mit Diablo teilte.

„So sieht es aus.“ sagte King unbeeindruckt.

„Mann, dass ist beschissen.“ fluchte Sean.

„Wundert es dich, nach all dem, was ich angestellt habe?“ fragte King.

Seine drei Freunde überlegten kurz, dann meinte Diablo: „Eigentlich schon, Hermano.“

King lachte kurz auf und sperrte seine Zimmertür auf.

„Sollen wir dir packen helfen?“ fragte Sean.

„Danke. Ich hab nicht viel.“ meinte King, was als ‚ja’ galt, während sie das Zimmer betraten.

Es war spärlich eingerichtet und Kings Sachen waren immer so gewesen, dass sie schnell eingepackt waren.

Er ging zum Kasten hinüber, öffnete diesen und holte zwei große Koffer heraus, welche er dann auf das Bett legte.

„Und was machst du jetzt?“ fragte Ray, während er einen Stoß T-Shirts aus dem Kasten holte und in einen der Koffer legte.

„Wir ziehen jetzt weiter.“ antwortete King, der seine gesamte Unterwäsche auf einmal in den Koffer warf.

„Wir?“ wiederholte Sean etwas überrascht.

„Ich und Liz.“ erklärte King und packte seinen Wecker ein.

Diablo legte die Jeanshosen in den Koffer und fragte nach: „Ist sie auch geflogen?“

King nickte und grinste wieder.

„Was ist so lustig?“ fragte Diablo.

„Nur wegen ihr musste ich bisher immer die Schulen wechseln.“ antwortete King, während er seine Schubladen in den Koffer leerte.

„Und du bist dir sicher, dass du sie nicht liebst?“ fragte Sean grinsend.

King schüttelte den Kopf und erwiderte: „Ich bin mir sicher, dass ich sie nicht liebe.“

„Ihr wart schließlich auch mal zusammen. Das habe ich zumindest gehört.“ merkte Ray an.

„Das ist schon einige Zeit her.“ meinte King und packte seine Pullover in die Koffer.

„Wisst ihr schon wo ihr jetzt hin wollt, Hermano?“ fragte Diablo, der den letzten Rest Kleidung aus dem Kasten holte und in den Koffer legte.

Ein Bügeleisen folgte der Kleidung und King sagte mit einem überlegendem Gesichtsausdruck: „Wir haben vor, unser Glück in Kalifornien zu versuchen.“

„Kalifornien?“ wiederholte Sean erstaunt.

„Das ist ein gutes Stück entfernt.“ meinte Ray nachdenklich.

King nickte, während er sein Notebook startete.

„Was machst du?“ fragte Diablo.

„Ich werde ein Aufnahmegesuch abschicken.“ antwortete King und gab das Kennwort ein.

„Und weißt du schon, an welche Schule?“ wollte Sean wissen.

„Nein.“ gestand King.

„Hey, ich hab einen Cousin in Kalifornien. Wenn du willst, kann ich ihn bitten, dass er sich darum kümmert.“ schlug Diablo vor.

King blickte seinen Zimmerkollegen an und fragte: „Ist das dein Ernst?“

„Klar.“ sagte Diablo grinsend.

„Gut.“ meinte King und ließ Diablo an das Notebook, damit dieser ein E-Mail an seinen Cousin schicken konnte. Gleichzeitig rief er diesen auch noch von seinem Mobiltelefon an.

Es folgte ein kurzes Gespräch auf Spanisch, von dem King nur knapp die Hälfte verstand. Einerseits, weil Diablo mit seinem Cousin einen starken Dialekt redete, andererseits aber auch, weil Diablo so schnell sprach.

Schließlich beendete Kings Zimmerkollege das Gespräch wieder, holte einen Zettel und einen Stift hervor und schrieb eine Telefonnummer, sowie einen Namen auf.

Dann gab er den Zettel an King und dieser las die Nummer und den dabeistehenden Namen. Tony.

King hob den Blick wieder an und sah Diablo fragend an.

„Das ist mein Cousin. Ein bisschen loco, aber du wirst ihn mögen, Hermano.“ sagte Diablo überzeugt.

„Tony klingt nicht sehr mexikanisch.“ merkte King an, während er den Zettel zusammenfaltete und in seiner Brieftasche verstaute.

Mit einem Blick durch das ganze Zimmer stellte er fest, dass alles, was ihm gehörte, eingepackt war.

„Sein voller Name lautet Antonio, aber alle nennen ihn nur Tony.“ sagte Diablo.

King schloss beide Koffer, dann blickte er seine drei Kumpels an. Es war noch nicht mal ganz Mittag, und er musste die Schule verlassen.

„Weißt du was, King, wir werden uns einfach mal melden und in den Frühlingsferien etwas zusammen unternehmen.“ sagte Sean, während er einen der Koffer von Kings Bett nahm.

Diablo nahm den anderen und King schulterte seinen Rucksack.

„Mit Sicherheit.“ sagte King, und ging voraus aus dem Zimmer. Die anderen folgten ihm und Diablo sperrte die Tür hinter sich ab.

Sie verließen das Gebäude, gingen zum Parkplatz hinüber, wo King seinen Wagen, einen 1967 Ford Mustang GT500 in einem dunklen Rot. Es war der Traum von beinahe jeden Autofahrer und der Wagen war wohl auch der Grund, für die Freundschaft zwischen King und Diablo.

Die beiden Koffer und der Rucksack fanden ihren Platz auf der Rückbank und dabei blieb noch genügend Platz für Liz’ Sachen.

King verabschiedete sich von Sean und Ray mit einem Handschlag, dann musste er sich nur noch von seinem Zimmerkollegen verabschieden.

„Somos Hermanos?“ fragte King bewusst auf Spanisch.

Diablo nickte, schloss ihn in die Arme und klopfte ihm auf die Schulter.

Als sie sich wieder losließen, sagte Diablo: „Hasta luego, Hombre.“

„Hasta luego, Hermano.“ erwiderte King und stieg in den Wagen ein.

Er startete den Motor und nachdem dieser mit einem tiefen Brummen zum Leben erwachte, er einen Gang einlegte und er ausparkte, blickte King noch ein einmal zu seinen Freunden hinüber und rief: „Wir sehen uns, Amigos.“

Die drei nickten, dann fuhr King los um Liz noch abzuholen.

Es erstaunte ihn, als diese bereits am Straßenrand warteten, doch noch erstaunlicher fand er die Tatsache, dass sie dort alleine wartete.

Er blieb stehen und als sie die Tür öffnete, fragte er: „So alleine?“

„Die anderen haben mir schnell herunter tragen geholfen, dann sind sie wieder weg. Ein kurzer und schmerzloser Abschied.“, antwortete Liz, während sie ihre Koffer auf die Rückbank brachte, „Und wie war es bei dir?“

„Tray wollte mich noch umbringen, dass war auch schon alles. Oh, und ich denke ich habe schon eine Schule in Kalifornien gefunden. Zumindest hat Diablo dort einen Cousin.“

Liz stieg ein, schloss die Tür und während King losfuhr, schnallte sie sich an.

„Klingt toll.“ meinte sie und lehnte sich zurück.

King schaltete das Autoradio ein und leise Musik wurde hörbar. Es handelte sich dabei um den Song „Jamming“ von Bob Marley.

„Auf nach Kalifornien.“ meinte King voller Elan, während er das Radio um eine Spur lauter drehte und Gas gab.



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