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Save me from the dark

ShinichixShiho
von

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Love hurts

Mit einem wohligen seufzen vergrub Shiho ihr Gesicht im Kissen und kuschelte sich in ihre weiche Decke. Endlich war sie wieder Zuhause. Verdammte vier Wochen hatte sie im Krankenhaus verbringen müssen und so war sie nun überglücklich, endlich wieder ‚Zuhause’ zu sein und in ihrem eigenen Bett schlafen zu können.
 

Offenbar hatte sich in der Zwischenzeit jemand erbarmt, die Bettwäsche zu waschen, denn sie roch angenehm nach dem süßlichen Spülmittel, dass der Professor immer verwendete. Eigentlich mochte die einstige Wissenschaftlerin diesen Geruch ja nicht so, aber nachdem sie Wochenlang nur den Sterilen Geruch des Krankenhauses in der Nase hatte, war das hier eine mehr als willkommene Abwechslung.
 

Eigentlich war alles in dem großen Haus der Professors eine willkommene Abwechslung. Sogar der weinrote Teppich in Shihos Zimmer, die grellgelben Handtücher im Bad oder die schrecklichen rosa Gardienen in der Küche. Alles war besser als das ständige weiß aus dem Krankenhaus, von dem die Rotbraunhaarige geglaubt hatte, es würde sie früher oder später erblinden lassen.
 

Überhaupt war es so, und das musste die junge Frau sich einfach endlich einmal eingestehen, war es nirgends so schön wie hier, in ihrem Zuhause. Sie gehörte hier her. Hier hatte sie die vielleicht schönste Zeit ihres Lebens verbracht, zusammen mit Shinichi und den Kindern und natürlich dem lieben Professor der sie vorbehaltlos aufgenommen und für sie gesorgt hatte.
 

Zum ersten mal seit langsam, musste sich Shiho fragen, ob es wirklich gut und richtig gewesen war, nach Amerika zu ziehen. Immerhin hätte sie ja auch hier studieren können. Offiziell wusste hier ja ebenso wenig etwas von ihren ‚Straftaten’ wie in Amerika. Und wer wusste schon, wie alles gekommen wäre, wenn sie Japan nie verlassen hätte? Vielleicht wäre sie dann ja jetzt richtig glücklich. Natürlich nicht mit Shinichi, aber vielleicht mit einem anderen hübschen jungen Mann, der wenigstens ein bisschen so war, wie der Detektiv in den sie sich hoffnungslos verliebt hatte.
 

Aber es war nun nicht mehr zu ändern, dass sie diese Entscheidung damals getroffen hatte und man musste ja ganz klar festhalten, dass das ehemalige BO-Mitglied in Amerika nicht unglücklich war. Immerhin hatte sie dort gute Freunde gefunden und fühlte sich auch sonst recht wohl in ihrem hübschen kleinen Apartment. Aber sie war dort eben nicht Zuhause, nicht wirklich und das war wohl das Ausschlaggebende. Sie gehörte nun einmal nach Japan und nach der Sache mit der BO, war es vielleicht Zeit, entgültig in ihre Heimat zurück zu kehren.
 

Shiho streckte sich etwas, achtete dabei aber darauf, dass sie ihre Wunde, die sich mit dem heilen reichlich schwer tat, nicht belastete und beschloss dann, dass sie vielleicht doch langsam schlafen sollte. Es war zwar noch recht früh am Abend, aber da Shiho im Krankenhaus immer sehr schlecht geschlafen hatte, war es vielleicht besser, an ihrem ersten Tag Zuhause, einfach mal früh schlafen zu gehen. Sie hätte ja ohnehin nicht gewusst, was sie mit dem mickrigen Rest des Tages hatte anfangen sollen.
 

Gerade wollte die Studentin nach der Lampe greifen um deren Licht zum erlöschen zu bringen, da klingelte es unten an der Haustür. Die Schweren schritte des Professors, der zur Tür eilte, waren bis in Shihos Zimmer zu hören. Wer wohl jetzt noch zu Besuch kam? Hoffentlich nicht wieder die Polizei, denn wenn die vorbei kam, dann hatte das nie etwas gutes zu bedeuten.
 

Um heraus zu finden, wem der Professor gerade die Tür geöffnet hatte, setzte Shiho sich auf, reckte ihren Kopf der Tür entgegen und spitze die Ohren. Zuerst war es erschreckend still und Shiho bekam schon Angst, dass etwas passiert war, schließlich könnte auch die BO hier aufgetaucht sein, doch dann vernahm sie endlich die Stimme des Professors und atmete erleichtert auf.
 

„Es ist schön, dass du wieder zurück bist, Shinichi. Wie war es denn in Osaka?“

„Hm... Ganz nett. Der arme Heiji ist total überfordert mit seiner Vaterrolle.“
 

Shiho zuckte zusammen, als sie Shinichis Stimme hörte. Er war also endlich zurück, nachdem er sich ganz plötzlich dazu entschlossen hatte, dass er einen Tapetenwechsel brauche und deswegen völlig übereilt nach Osaka gefahren war, um dort Heiji und seine junge Familie zu besuchen. Er war fast die ganzen vier Wochen weg gewesen, die die Wissenschaftlerin hatte im Krankenhaus verbringen müssen. Besucht hatte er sie vor seiner Abreise auch nicht noch einmal. Er hatte nicht einmal angerufen. Das er gegangen war, wusste Shiho nur vom Professor, der sich auch keinen wirklichen Reim aus Shinichis unerwartete Abreise machen konnte.
 

„Naja...“, lachte der Professor unten, während die Tür mit einem Knall ins Schloss zurück fiel. „Wie heißt es so schön? Vater werden, ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr.“

„Ja, aber ich bin sicher, er wird das hinbekommen.“

Man hörte Schritte auf den Treppen, so das Shiho annehmen musste, dass der Detektiv auf den Weg nach oben war, doch plötzlich stoppten die Schritte und Shinichis Stimme ertönte erneut.

„Wie geht es eigentlich Ai?“

„Oh, der geht es schon viel besser. Ich habe sie heute aus dem Krankenhaus geholt. Sie ist oben in ihrem Zimmer und ruht sich aus. Ich hab ihr gerade einen Baldriantee gemacht, damit sie besser schlafen und sich richtig erholen kann. Würdest du ihn ihr bitte bringen?“

„Also eigentlich bin ich ziemlich müde...“

Feigling!, dachte sich Shiho, die nach wie vor in ihrem Bett saß und lauschte. Erst haut er einfach so ab, ohne ihr auch nur ein Sterbenswörtchen davon zu sagen und dann bringt er es nicht einmal fertig, sie wenigstens kurz zu begrüßen, wo er endlich wieder da war.

„Du sollst ja auch keinen Marathonlauf mit ihr veranstalten, du sollst ihr nur schnell den Tee bringen... Außerdem wird sie sich freuen, dich zu sehen.“

Würde sie das? Im Moment war sich die Wissenschaftlerin da nicht so sicher. Nicht nachdem sie mehr und mehr das Gefühl bekam, dass Shinichi abgereist war, um ihr aus dem Weg zu gehen und nicht, weil ihm die Decke auf den Kopf gefallen war.

„Na schön...“
 

Auf der Treppe waren kurz darauf wieder deutlich Schritte zu hören und wenig später öffnete sich die Tür zu Shihos Zimmer und der Meisterdetektiv trat ein. Seine ehemalige Leidensgenossin hatte sich in der Zwischenzeit schnell wieder in ihre Decke gekuschelt und tat so, als hätte sie gar nicht mitbekommen, dass Shinichi wieder zurück war.
 

„Der Professor hat mich gebeten dir den Tee zu bringen.“
 

War das alles? Keine Begrüßung? Keine Frage nach ihrem Befinden? Keine Erklärung dafür, dass er abgereist war, ohne ihr etwas zu sagen? Keine witzige Geschichte über diesen Typen aus Osaka und seinem Baby?
 

„Und sonst hast du nichts zu sagen?“, platzte es wütend aus Shiho, gerade als Shinichi, nachdem er die Tasse mit dem Tee einfach auf dem Nachtschrank abgestellt hatte, sich wieder der Tür zuwenden wollte.

Die Schultern des jungen Witwers sanken nach unten und er drehte sich erschöpft zu Shiho um.

„Was soll ich denn sonst zu sagen haben?“, wollte er wissen.

„Zum Beispiel, wieso du mir nicht gesagt hast, dass du nach Osaka fährst.“

„Ich war doch nur etwas Urlaub machen, darf ich das etwa nicht mehr? Außerdem bin ich dir keine Rechenschaft schuldig.“

„Rechenschaft hat ja auch niemand von dir verlangt, aber ich fände es nur fair, wenn du dich wenigstens von mir verabschiedet hättest“, erklärte Shiho, die sich nun doch wieder aufsetzte.

Shinichis müde Augen fixierten einen Punk direkt neben dem Gesicht seiner guten Freundin, so dass er sie nicht ansehen musste, es aber annährend so wirkte, als würde er es tun. „Ich war doch nur ein paar Wochen weg, da muss ich doch keine große Abschiedszene draus machen, oder?“
 

Shiho schwieg, denn es schien sinnlos, weiter mit ihm reden zu wollen, er verstand offenbar einfach nicht, was sie meinte. Im Grunde hätte ihr doch schon ein einfacher Anruf gereicht, Hauptsache er hätte sich noch einmal bei ihr gemeldet. Aber offenbar hielt er das für unnötig und sie für nervig. Na schön, dann sollte er doch gehen, wenn er es so unbedingt wollte, er hatte ihr ja ohnehin nichts zu sagen.
 

„Ai... da wäre noch was“, begann Shinichi ganz unerwartet und blickte sie nun doch an, immer noch erschöpft, irgendwie unsicher, aber vor allem entschlossen. Also war immer er ihr sagen wollte, er würde sich von nichts und niemanden davon abbringen lassen, es zu tun.

Und genau das verunsicherte Shiho gewaltig. Sie hatte das ungute Gefühl, dass sie nicht hören wollte, was er zu sagen hatte. „Was denn?“, fragte sie dennoch nach.

„Ich bin dir sehr dankbar für deine Hilfe in den letzten Wochen und Monaten und auch dafür, dass du mir das Leben gerettet hast. Ich möchte nicht, dass du denkst, ich weis das alles nicht zu schätzen.“

„Aber?“ Man konnte es gerade zu hören, dieses böse Wort, dass immer am Anfang eines Satzes stand, den man lieber nie gehört hätte.

„Aber ich denke, wir sollten unsere Zusammenarbeit beenden.“ Shinichi hatte seine Hände in den Hosentaschen vergraben und spielte dort ganz offensichtlich mit etwas was darin verborgen war, vermutlich ein Taschentuch und ein Schlüssel, irgendetwas eben, mit dem man in seiner Hosentasche spielen konnte, ohne das es besonders auffiel. „Ich habe dich schon genügend in Schwierigkeiten gebracht und in Sachen mit hinein gezogen, mit denen du eigentlich gar nichts zu tun haben solltest und wolltest. Also denke ich... das sich unsere Wege trennen sollten, sobald wir in Amerika angekommen sind.“

So einfach ging das also? So schnell wurde man eine unliebsame Begleiterin los? Man suchte einfach mal ein paar scheinheilige und doch glaubwürdige Gründe raus, die diese Tat rechtfertigten und dann war alles okay? Nein! So nicht. Shiho würde sich jetzt nicht so einfach abservieren lassen. „Shinichi, wir haben das gemeinsam angefangen und wir sollten das auch gemeinsam beenden. Außerdem ist das jetzt nicht mehr nur dein Fall, denn du hast mich da mit hinein gezogen und ich kann mich jetzt nicht einfach wieder davon zurück ziehen. Außerdem habe ich mit der BO ebenso noch eine Rechnung offen, wie du.“

Shinichi seufzte. „Warum willst du mich denn nicht verstehen? Ich will dich doch nur beschützen!“

„Ach ja? Und wovor? Etwa vor der schwarzen Organisation? Das kannst du gar nicht und das weist du! Ich bin erst sicher vor denen, wenn sie erledigt sind und bis dahin, sollten wir zusammen Arbeiten, denn wenn wir alleine sind, sind wir viel angreifbarer.“

„Es geht nicht um die BO, es geht um dich und mich!“, erklärte Shinichi mit leicht erhobener Stimme. „Das muss endlich aufhören. Es ist nicht gut für uns, wenn wir weiter zusammen Arbeiten und schon gar nicht gut für dich, denn die nächste Kugel bringt dich vielleicht um.“

„Also geht es darum?“, fragte Shiho etwas verwirrt und vor allem leicht panisch, weil sie fürchtete im Grunde ganz genau zu wissen, worum es hier wirklich ging. „Das ich dir das leben gerettet habe? Na gut, wenn dich das nächste mal jemand erschießen will, dann lass ich dich eben sterben, wenn du das so unbedingt willst.“

„Nein! Darum geht es nicht!“ Shinichis Blick wurde irgendwie verzweifelt.
 

Er hatte lange darüber nachgedacht und auch mit Heiji darüber gesprochen und er war sich nun entgültig sicher, dass er die Dinge zwischen Shiho und ihm ein für alle mal klar stellen musste. Aber er war nicht gut in solchen Sachen. Er konnte komplizierte Mordfälle lösen, aber mit komplizierten Gefühlen konnte er nicht umgehen. Außerdem fürchtete er, dass seine Unsicherheit im Emotionalen Bereichen dazu führen könnte, dass es Shiho weh tat und das war eigentlich das letzte, was er wollte.
 

„Sieh mal... Ich... ich hab irgendwie das Gefühl, dass ich dich ausgenutzt habe. Die letzten Wochen und Monate, hast du mir geholfen, mich in jeder nur erdenklichen Weiße unterstützt und mir mit deiner Anwesenheit auch irgendwie Trost gespendet, aber die Frage ist doch, warum du das getan hast.“

Shiho öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch als ihr klar wurde, dass das was sie sagen wollte, genau das war, was Shinichi erwartete und eigentlich doch nicht hören wollte, schloss sie ihren Mund wieder und schwieg. Weil ich dich liebe und mit dir zusammen sein will, dass wäre die Antwort gewesen, doch genau das war auch die falsche Antwort.

Shinichi deutete ihr Schweigen offenbar als genau die Antwort, die er erwartet hatte und setzte erneut an, dieses mal deutlich unsicherer. „Shiho...“

Ihr Herz blieb stehen, setzte einen viel zu langen Moment aus. Noch nie hatte er sie so genannt und niemals hatte er sie so nennen sollen. Denn die Verbindung zwischen ihnen war gerade dadurch, dass Shinichi sie immer bei ihrem ehemaligen Synonyme nannte, nie wirklich abgebrochen. Doch jetzt...

„Ich denke, es ist nur fair, dir zu sagen, was ich für dich empfinde, nachdem ich ja eigentlich auch schon lange weiß, was du für mich empfindest.“ Oh Gott, jetzt kam der schwerste Teil dieses Gespräches. Der Detektiv hatte gedacht, dass es schon schwer gewesen war, Ran zu sagen, das und wie sehr er sie liebt, aber jemanden zu sagen, dass man sie nicht liebt, war noch viel schwerer.

„Nein!“, platzte es aus Shiho. „Nein! Sag es nicht! Ich will es nicht hören! Ich meine, ich muss es nicht hören! Ich weis es ja schließlich. Ich weiß es schon immer, wieso also sinnlos Worte verschwenden?“

„Weil ich denke, dass es besser ist, wenn ich es dir ins Gesicht sage“, antwortet Shinichi und trat dann ein paar Schritte auf das Bett und somit auch auf sie zu. „Shiho, ich habe dich wirklich sehr gern. Du bist eine wirklich gute Freundin und eine wunderbare Partnerin, wenn es um das lösen von Fällen geht. Aber... Aber ich... Aber ich liebe dich nicht und ich werde dich auch niemals lieben, zumindest nicht so, wie du es gerne hättest. Ich sehe in dir nur eine Freundin, vielleicht so etwas wie eine Schwester oder eine ganz besondere Arbeitskollegin, aber eben nicht eine Frau, in die ich mich verlieben könnte.“ War er der einzige, der das Gefühl hatte, dass seine Worte viel zu belanglos geklungen hatten? So als wäre kein Gefühl dahinter? So, als wäre es ihm egal, was er ihr mit diesen Worten antut? So, als würden sie gerade über das Morgige Wetter plaudern, dass zwar schlecht werden würde, woran man aber ohnehin nichts ändern konnte?
 

Die Art, wie er das sagte, so als würden sie über etwas unbedeutendes und alltägliches wie das morgige Wetter sprechen, hätte jedes andere Mädchen sofort in Tränen ausbrechen lassen, nicht aber Shiho. Sie hatte es sich nicht einmal erlaubt zusammen zuzucken oder verzweifelt auszusehen. Wieso auch? Eigentlich hatte sie ja gewusst, dass das kommen würde. Allerdings war sie auch nicht in der Lage etwas zu sagen, sie wollte zwar, aber sie konnte nicht. Sie hätte auch eigentlich gar nicht gewusst, was sie sagen sollte, denn an dem was er gesagt hatte, gab es ohnehin nichts zu rütteln.
 

Auf einmal war Shinichi unsicher, ob er das richtige getan hatte. Die Reaktion seiner ehemaligen Leidensgenossin war irgendwie seltsam. Sie wirkte nicht schockiert oder traurig und trotzdem hatte der Witwer das Gefühl, ihr gerade etwas furchtbares angetan zu haben, dabei wollte er sie doch eigentlich nur davor bewahren, den Rest ihres Lebens an etwas festzuhalten, was einfach niemals wahr werden konnte.
 

Eine langes Schweigen vor die Folge dessen, dass keiner der beiden wusste, was er jetzt noch sagen sollte. Unschlüssig was er jetzt tun sollte, stand Shinichi immer noch am selben Fleck und sah unbeholfen zu Boden, während Shiho damit kämpfte, die Tränen zurück zu halten. Aber lange würde sie das nicht mehr aushalten. Sie musste den Detektiv los werden und zwar schnell.
 

„Es war nicht nötig, mir das zu sagen. Ich bin mir dessen immer bewusst gewesen“, erwiderte sie endlich mit kühler Stimme, so als würde das ganze wirklich absolut an ihr vorbei gehen. „Oder denkst du, ich wüsste nicht, wie sehr du Ran geliebt hast und das du sie nie vergessen könntest, schon gar nicht für jemanden wie mich? Ich weiß, dass ich niemals ihre Position bei dir einnehmen könnte, dass hatte ich auch gar nicht vor. Ich wollte einfach nur, mit dir befreundet sein, dass ist alles.“ Ja, alles eine große Lüge. Denn auch wenn Shiho die Gefühle von Shinichi für Ran nie angezweifelt hatte und auch wenn sie immer wusste, das sie dagegen nie ankommen würde, war doch irgendwie immer ein kleiner Hoffnungsschimmer in ihr geblieben, dass Shinichi sich doch noch in sie verlieben könnte, doch dieser Hoffnungsschimmer war nun erloschen.

„Gut. Dann... ist ja alles okay.“ Man konnte sagen was man wollte, aber dem Braunhaarigen war das Verhalten seiner ehemaligen Leidensgenossin immer noch schleierhaft. Er war ja froh, dass sie nicht in Tränen ausbrach oder ähnliches, aber irgendwie schockierte es ihn auch, dass sie es so ruhig hin nahm. Hatte er sich denn so in ihren Gefühlen getäuscht? Hätte er sich das ganze Theater hier vielleicht sparen können?

„Würdest du jetzt bitte gehen? Ich bin ziemlich müde“, erklärte Shiho schließlich, in der Hoffnung, er würde sie nun endlich alleine lassen.

„Natürlich“, nickte der Detektiv auch sofort. „Ruh dich nur aus. Ich werde in der Zwischenzeit noch einmal mit Jodi telefonieren, es gibt einige Neuigkeiten, aber die erzähle ich dir dann Morgen. Also natürlich nur, wenn du sie jetzt noch wissen willst.“

„Natürlich“, nickte Shiho. „Aber erst Morgen, ich will wirklich nur noch schlafen.“
 

Trotz Shihos erschreckend emotionsloser Reaktion war Shinichi froh, sie und den Raum wieder verlassen zu können, denn ihm war irgendwie nicht ganz wohl dabei, weiterhin bei ihr stehen zu bleiben, nachdem er ihr gesagt hatte, das er ihre Gefühle niemals erwidern würde. Dementsprechend schnell war der junge Witwer auch nach draußen verschwunden.
 

Shiho blieb allein zurück.
 

Sekunden vergingen und wurden zu Minuten. Wie erstarrt saß sie in ihrem Bett und starrte auf die Tür, die sich schon längst hinter Shinichi verschlossen hatte. Sie fühlte sich, als wäre das Blut in ihren Adern eben zu Eis erstarrt, ihr Herz stehen geblieben und jeder Grund zu Leben von einer Sekunde auf die andere verschwunden.
 

Sie hatte es gewusst, immer gewusst, dass er sie nicht liebte und nie lieben würde, immer gewusst, dass es einmal so kommen würde, doch nun wo es so weit war, war es tausendmal schlimmer, als sie es jemals vermutet hätte. Niemand konnte den Schmerz fühlen, der sich jetzt in ihrem ganzen Körper ausbreitete, wie hundert Messerstiche die sie durchbohrten.
 

Sie dachte an diesen schwachen Moment, als Shinichi ihr das Angebot gemacht hatte, mit ihm gemeinsam nach Mexiko zu verschwinden und dort gemeinsam ein neues Leben zu beginnen. Sie bereute es, dass sie nicht angenommen hatte. Wenn sie es getan hätte, dann wären sie jetzt vermutlich zusammen dort. Würden in irgendeinem schäbigen Motel, zusammen in einem Bett liegen und sich einander hingeben, nur um zu verdrängen zu vergessen, was sie für immer verloren hatten. Vielleicht hätten sie sich dort ein gemeinsames und glückliches Leben aufgebaut. Sie hätten geheiratet, wären in ein kleines Haus gezogen und hätten irgendwann Kinder bekommen. Sie wären eine ganz normale und Glückliche Familie gewesen. Das dieses Glück nur auf Lügen und Verdrängung basierte, spielte da eigentlich keine Rolle. Glück war schließlich Glück, oder?
 

Shihos Lippen formten sich zu einem traurigem Lächeln. Sie wusste, selbst wenn sie beide nach Mexiko gegangen wären, wäre es nie so weit gekommen, denn Shinichi war nicht der Typ dafür, ewig mit einer Lüge zu leben. Schon als er Conan war, hatte er sich immer nach seinem alten Leben zurück gesehnt und danach, allen die Wahrheit zu sagen. Ganz im Gegensatz zu ihr, die sie oft daran gedacht hatte, einfach Ai zu bleiben und niemals mehr an ihre Zeit als Shiho zurück denken zu müssen.
 

Sie und er waren Grundverschieden. Vermutlich war das einer der Gründe, warum er sie nicht lieben konnte, oder wollte. Immerhin hatte ihr Geliebter Meisterdetektiv schon öfter gesagt, dass er nicht nachvollziehen konnte, dass sie immer vor ihren Problemen davon lief. Ja und sie konnte ja auch nicht verstehen, woher Shinichis drang kam, immer die Wahrheit zu finden und für Gerechtigkeit zu sorgen. So gesehen, war es also besser so, dass er sie nicht liebte.
 

Doch warum fühlte sich Shiho dann jetzt so schlecht?
 

Endlich sammelten sich die Tränen in ihren Augen, die sie die ganze Zeit zurück gehalten hatte. Schluchzend lies sie sich zurück aufs Kissen sinken und brach dann in Tränen aus. Eigentlich fühlte sie sich dumm, weil sie weinte, immerhin änderten die Tränen nichts an den Tatsachen, doch sie konnte einfach nicht anders. Sie war unfähig die Tränen zu stoppen oder aufzuhören, immer wieder an Shinichis Worte zu denken.
 

Sie wusste, dass er es nicht böse gemeint hatte. Er wollte nur ehrlich sein und sie davor bewahren, ewig darauf zu hoffen, dass er sich in sie verlieben würde. Aber dennoch hatte er ihr das Herz gebrochen und das es sich so schlimm anfühlen würde, das hätte Shiho niemals gedacht. Sie hatte geglaubt nach dem Tod ihrer Schwester gelitten zu haben, sie hatte geglaubt, dass es ihr schlecht gegangen war, als Shinichi Ran geheiratete hatte, aber das alles war bedeutungslos, verglichen mit dem unendlichen tiefen Schmerz, den sie jetzt empfand...
 

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8 Wordseiten für eine einzige Szene und ohne das ich die Informationen rüber gebracht habe, die ich wollte. Aber immerhin war das doch mal ein etwas emotionaleres Kapitel.
 

Ich hoffe, es gefällt euch besser, als das letzte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Rukia-sama
2009-07-08T15:13:27+00:00 08.07.2009 17:13
Shinichi ist...so unbeholfen
Oh Gott, selbst ich hätte das, nunja, schonender(?) rüberbringen können -_-
Pff also echt mal, schämen soll er sich
der hat keine ahnung was er sich entgehen lässt
...
Tolles Kapitel^^
Von:  Tribe-tha-Dragon
2009-04-13T12:54:39+00:00 13.04.2009 14:54
Pfui Kudo Pfui. Wie kannst du nur.

Alleine schon abzuhauen, sich bei seiner Freundin (die wegen einem im Krankenhaus leigt) nicht zu melden und dann so aufzutauchen als währe nichts passiert & auch noch zu sagen dass man sie nicht liebt. Böser Junge.

Und wie ich finde eine abwechslungsreiche aber dramatische Wendung im Fluss der Story. Bin gespannt wie du das wieder einränkst^^

Ne, es war aber auf jedenfall wunderbar geschrieben. Emotionen, Gefühle der beiden wurden wunderbar in Szene gesetzt und auf den leser übertragen.

Allerdings hoffe ich das es jetzt auch ein bisschen mit Action weitergeht. Ich freu mich schon drauf.

Great Kapi^^
Von: abgemeldet
2009-02-22T13:40:32+00:00 22.02.2009 14:40
Hi^^
ich habe keine Ahnung ob ich hierzu jemald einen Kommi geschrieben habe, doch nun tue ich es ^^
Vor allem wohl wiel ich diese Situation vollkommen nachempfinden kann, du hast es wirklcih unglaublich gut beschrieben, das Ganze, aber dennoch war es irgendiwe ziemlich mies von Shinichi ihr das einfach so unvorbereitet zu sagen, Ai tut mir voll leid T,T
schreib bitte schnell weiter, das kapitel war super!
lg ryoko
Von:  MichiruKaiou
2009-02-19T15:12:49+00:00 19.02.2009 16:12
Das Kapitel war wirklich mal wesentlich emotionaler als die zuvor, eine gute Abwechslung^^
Shinichis Worte und Shihos Reaktion fand ich auch sehr ergreifend, das hat mir wirklich sehr gut gefallen.

Aber der Szene bis du auch voll aufgeblüht, denn davor fand ich das Kapitel anfangs recht holprig.
Zwischendurch auch mal ein wenig paradox, beispielsweise das Shiho sich über den Geruch der Bettwäsche im Vergleich zum Krankenhaus freut, obwohl etwas Stirilies (also im Krankenhaus) jar gar nicht riechen kann oder Shinichis Blick war unsicher aber vor allem entschlossen. Passte einfach nicht immer ganz so zusammen^^'

Heijis Erwähnung am Rande fand ich natürlich auch toll, der arme Papi XD


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