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Letzte Hoffnung

...wenn deine letzte Hoffnung ein Mörder ist... ItaxSaku
von

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Tod

[Edit: Danke für die extrem schnelle Freischaltung, liebster Freischalter <3]
 

TADA!

Pünktlich zu Weihnachten. Naja, mehr oder weniger pünktlich xD Und das auch nur dank einiger Nachtschichten...

Wie auch immer, hier nun endlich das 19. Kapitel von "Letzte Hoffnung". Ich will euch auch gar nicht lange aufhalten. Wie immer: Es tut mir Leid, dass ich wieder so lange gebraucht habe. Ich könnte jetzt einige gute Gründe dafür nennen, nutze eure Geduld aber lieber dafür, mich für eure wie immer genialen und unheimlich motivierenden Kommentare zu bedanken (: Danke!

Und nun viel Spaß mit meinem "kleinen" Weihnachtsgeschenk an euch!~
 


 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 


 

‚Es scheint, als kämpfe er in diesem Augenblick gegen seinen Bruder.’
 

„Sakura, warte!“

„Nein.“
 

+++
 

Die Stimmen schienen sie zu verfolgen. Sie baten sie darum, zu bleiben, versuchten sie zu überreden, und obwohl sie jedes Wort so klar wie nie zuvor vernahm, verstand sie doch nicht eines davon. Wollte nichts verstehen. Es gab so viel Wichtigeres, an das sie denken sollte. Sie musste Dinge wieder gut machen, bevor man sie für immer daran hindern würde. Sie musste Worte sagen, die sie lieber auf ewig bereuen wollte, als sie niemals in den Mund zu nehmen. Und sie musste alles, was sie angefangen hatte, endlich zu einem Ende bringen, anstatt wieder feige wegzulaufen.
 

Äste zerbrachen unter ihren Füßen, als sie viel zu heftig auftrat, nur um sofort zum nächsten Baum zu hasten. Ihre Umgebung verschwamm, wurde zu einem wirren Meer aus grün und braun und schwarz. Da war kein Geräusch. Nur ihr eigener, viel zu lauter Atem und ihr rasendes Herz, das einen unregelmäßigen Takt dazu spielte. Sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen und ihr eigenes Chakra in ihr pulsieren, ohne, dass sie auch nur versuchte, es zu unterdrücken. Ihre Beine trugen sie stetig vorwärts, schneller und gleichmäßiger als ihr Herz je schlagen könnte. Sie spürte jeden Muskel, jede Faser ihres Körpers.
 

„Ich hoffe, du stirbst, bevor Sasuke dich umbringen kann, damit ich euch beide für eure eigene Dummheit auslachen kann…“
 

Sie dachte an nichts, rein gar nichts. Beinahe schien es, als hätte es in ihrem Kopf niemals Gedanken gegeben. Im Grunde war es auch so – Immerhin wirkte im Nachhinein alles, was sie je gedacht hatte, vollkommen unbedeutend und nichtig. Pure Verschwendung von Energie und Zeit. Kraft, die sie nun brauchen könnte, damit ihre Beine sich doch nur noch ein klein wenig schneller bewegen würden…

Alles schmerzte.
 

„Ich hoffe, du stirbst, bevor Sasuke dich umbringen kann, damit ich euch beide für eure eigene Dummheit auslachen kann…“
 

Es brannte. Ihre Wangen, die kleine, spitze Zweige aufgerissen hatten. Ihre Augen, wie Feuer, das über ihr Gesicht lief und von ihrem Kinn herab gen Boden tropfte. Sie versuchte gar nicht erst, die Tränen fortzuwischen, auch nicht, als sie nicht mehr sah, wohin sie rannte. Instinktiv lief sie in die richtige Richtung, spürte mittlerweile die schwache Spur eines Chakras, das ihr mehr als nur vertraut geworden war.

Und dann, mit einem Mal, sah sie es.
 

„Ich hoffe, du stirbst.“
 


 

Trümmer. Überall. Vor ihr, hinter ihr, neben ihr. Breite Risse durchzogen den Boden an den wenigen Stellen, an denen er nicht durch schwere Gesteinsbrocken verdeckt wurde. Zu Bergen türmten sie sich auf und schienen jedes Licht, das es irgendwie geschafft hatte, durch die dichte Wolkendecke zu dringen, hinter sich auszusperren. Vor ihr lag ein dunkles, schier endloses Tal aus Zerstörung. Eine seltsam dichte Anspannung lag in der Luft.

Sie hatte sie oft genug spüren müssen, um sofort zu wissen, was es war: Der Tod.

Winzige Tropfen feinen Regens rissen sie aus ihrer Starre. Sie wusste nicht wie, aber irgendwie schaffte sie es, ihre Beine wieder in Bewegung zu bringen. Wie eine Blinde taumelte sie durch die zerstörte Landschaft, stolperte immer wieder und fiel hin. Heiße Tränen rannen über ihr taubes, vor Entsetzen starres Gesicht, als sie versuchte, sich vorwärts zu kämpfen. Ihre Knie bluteten, ihre Schuhe waren längst zerrissen und hinderten die scharfen Steine am Boden nicht länger daran, ihre Füße aufzuschlitzen wie ein Messer rohes Fleisch. Da war kein Schmerz.

Hektisch ruckte ihr Kopf hin und her, rastlos suchten ihre Augen die Umgebung ab. Suchten nach irgendetwas, irgendeinem Indiz menschlichen Lebens, ein Stück Stoff in etwa, eine blasse Hand, die aus den Trümmern ragte. Sie fand nichts.

Kein Mensch, kein Leben und selbst die Chakraspur, die sie hierher geführt hatte, war derweil einfach verblasst.
 

„Ich hoffe, du stirbst.“
 

„Itachi.“, wisperte sie vor sich hin, während sie kraftlos immer weiter stolperte. Die Sonne be-gann hinter dem Horizont zu verschwinden, als hätte es den Tag nie gegeben. Sie suchte, fand nichts und suchte weiter.

Und dann, als sie schon lange hatte aufgeben wollen, fand sie sie. Zwei Körper, einer etwas größer als der andere. Beide in vom Blut dunkel verfärbter Kleidung, beide regungs- und of-fensichtlich leblos am Boden liegend.
 

„Itachi.“
 

„Ich hoffe, du stirbst.“
 

„Itachi, steh auf.“
 

Leise wimmernd fiel sie auf die Knie und griff nach der schneeweißen Hand ihres Senseis. Sie suchte den Puls, doch da war keiner. Zitternd berührte sie die Haut an seinem Hals. Eiskalt. Noch immer kein Puls.

Sie lehnte sich weiter vor, legte ihr Ohr an seinen Mund. Kein Atem.
 

„Wach auf, Itachi!“
 

Hektisch schnitt sie sein eh schon zerfetztes Hemd auf und legte ihre Hände auf seinen Brustkorb. Kein Herzschlag.
 

„Das ist n-nicht witzig, verdammt.“
 

Grünes Licht leuchtete auf, hüllte alles in seinen hellen Schleier. Tränen tropften auf nackte Haut, liefen über seine muskulöse Brust und vermischten sich mit dunklem Blut, das den hellen Steinboden unter ihnen schwarz färbte.
 

„Wach auf, wach auf…“

Sie hörte die leise, brüchige Stimme, doch sie verstand nicht, dass sie selbst es war, die wie eine Verrückte vor sich hin stammelte. Das war alles nicht echt. Das konnte es nicht sein. Itachi war unbesiegbar. Er war das Wunderkind der Uchihas, einer der größten Krieger, die Konoha jemals hervor gebracht hatte. Und jetzt sollte er hier enden, umgebracht durch die Hand seines Bruders, der friedlich atmend neben ihm lag und nie erfahren sollte, was für einen riesigen Fehler er soeben begangen hatte? Nicht mit ihr. Nicht mit Haruno Sakura.

Unaufhaltsam floss Chakra durch ihre Hände in jede Zelles des Körpers vor ihr und schien im Nichts zu verschwinden. Es geschah nichts. Es änderte sich nichts. Es verbesserte sich nichts.
 

„Du weißt, dass das nichts mehr bringt. Es ist zu spät.“
 

Sie erstarrte. Selbst der Wind und ihr bis dahin hektisch schlagendes Herz schienen inne zu halten. Das grüne Chakra unter ihren zitternden, verkrampften Händen verschwand. Sie erwiderte nichts, lauschte nur auf den leisen Atem und die fast unhörbaren Schritte, spürte schwach pulsierendes, unterdrücktes Chakra und brauchte sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer nach einer scheinbar unendlichen langen Weile hinter ihr stehen blieb. Natürlich würde er kommen. Wie konnte sie ihn nur vergessen?
 

„Na so was. Wie es aussieht bist du ja doch nicht so tot, wie Itachi uns glauben machen wollte. Wusste ich doch, dass der Tod seiner kleinen Schülerin ihn nicht so kalt lassen würde, wie er es anscheinend von sich dachte. Wirklich schade um ihn, er hatte so ein gutes Herz, und doch hat er immer sein Bestes gegeben, um das zu verschleiern. Ein einsamer Krieger, der sich seiner Gefühle nie bewusst werden durfte… Traurig, nicht wahr?“
 

„Sei still.“
 

„Dabei hat er immer alles gegeben, um es allen anderen Recht zu machen. Seinem Dorf. Seinem Bruder. Seiner Freundin. Seiner Schülerin. Witzig, das die ihm alle früher oder später den Rücken zugekehrt haben…“
 

Mit einem Ruck stand Sakura auf, wirbelte zu ihm herum und blickte ihm mit wutverzerrter Mine entgegen. Er stand da, in neuer Maske und Kleidung, aber mit derselben furchteinflößenden und überlegenen Aura wie eh und je.

Sie wusste, dass sie schrecklich aussehen musste und ihr war klar, dass jeder Vollidiot ihre momentane Schwäche und Verwirrung sehen konnte, doch wie sollte sich die Lage nun noch verschlechtern? Sollte er sie doch angreifen, sie in ihrer derzeitigen Wehrlosigkeit umbringen. Wen sollte es noch stören? Wer sollte um sie trauern? Ihr selbst war es egal.
 

„Halt deine verdammte Fresse, Madara.“, knurrte sie deshalb mit nur halb so starker Stimme, wie sie es sich gewünscht hätte. Schützend stelle sie sich vor Itachi, auch wenn das im Notfall wahrscheinlich eh nichts bringen würde. Der Uchiha vor ihr antwortete mit leisem, irrem Kichern.
 

„Wirklich rührend. Aber so ist es nun mal, oder willst du mir diesbezüglich widersprechen? Du bist gegangen, der liebe, herzensgute Itachi ist tot. So ist das Leben. Interessant wäre es wohl zu wissen, was du jetzt vorhast, kleines, wehrloses Mädchen?“
 

Er ging weiter auf sie zu, mit langsamen und sicher gesetzten Schritten. Sakura war unfähig, sich zu bewegen, starrte nur in das außergewöhnliche Augenpaar, das durch die ungewohnte Maske zu ihr hindurchblitzte.

Moment… Rinnegan? Was hatte das zu bedeuten?
 

„Was denkst du? Sollte ich dich wieder zurück nach Konoha lassen, jetzt, wo ich weiß, dass ihr beide nur euer kleines Spiel mit mir gespielt habt? Dass du mich verraten hast?“
 

Sie spürte den Stoff seiner Handschuhe an ihrem Kinn, als er es beinahe sanft anhob, um ihr müdes Gesicht besser betrachten zu können. Sie ließ es geschehen. Sicher nicht, weil es ihr gefiel, sondern weil sie die nötige Kraft einfach nicht mehr aufbringen konnte. Es war egal.
 

„Oder sollte ich dich umbringen, damit du wieder mit deinem liebsten Freund, dem ach so perfekten Itachi, vereint bist? Wer weiß, vielleicht könnte er dich dann seinen Eltern vorstellen und ihr würdet eine fröhliche, liebevolle Familie werden, fernab von jedem Krieg und jeder Angst vorm Tod, der ihr euch hier täglich stellen müsstet?“
 

Beinahe wäre ihr ein leises „ja“ herausgerutscht. Sie wollte ihn anflehen, es zu tun. Es klang einfach so gut… Ihr Mund blieb verschlossen.

Weitere, unzählige Tränen bahnten sich ihren Weg über ihre wunden Wangen.
 

„Oh, wer wird denn weinen, meine Liebe? Nicht doch…“
 

Sie spürte seine Finger in ihrem Gesicht und schlug sie mit letzter, verbliebener Kraft zur Seite.

„Arschloch.“, schrie alles in ihr, als sie ihn mit ihren Blicken zu durchbohren versuchte. Ihre zu Fäusten geballten Hände zitterten vor unterdrückter Wut. Sie wollte weglaufen, einfach so tun, als ginge sie all das hier nichts an, doch sie wusste, dass Itachi… Itachis Leiche Madara dann schutzlos ausgeliefert sein würde. Alles, nur nicht das.
 

„Oh, werden wir etwa zickig? Nun gut, dann lasse ich dich, gnädig, wie ich bin, halt am Leben. Itachi würde es mir wahrscheinlich eh übel nehmen, wenn ich ihm seine persönliche Nervensäge schon so bald hinterherschicken würde.“, erklärte er mit unverhohlenem Sarkasmus in der Stimme. Wieder lehnte er sich weiter zu ihr vor, bis er mit seiner Maske beinahe ihre Na-senspitze berührte. „Und wir wollen ja nicht, dass er unglücklich ist, hm?“
 

Sie schwieg. Er wandte sich ab und hob den bewusstlosen Sasuke auf seine Schultern.
 

„Du nimmst Itachi. Keine Umwege, direkt zum Hauptquartier.“
 

Schweigend tat sie, was er verlangte.
 

+++
 

Im Hauptquartier angekommen erwartete sie eine Stimmung, wie Sakura sie so noch nie erlebt hatte. Zuerst einmal herrschte absolute Stille: kein lautes Fluchen, keine Explosionen, keine Gespräche, keine knallenden Türen. Nichts. Nur Madaras und ihre eigenen Schritte verhallten ungehört und den langen Gängen, als sie endlich angekommen waren.

„Willkommen Zuhause.“, war der kühle Kommentar des Uchihas dazu, als sie den Weg zum Büro des Leaders einschlugen. Sakura hörte ihn nicht einmal. Wie eine leblose Puppe folgte sie ihm, Itachi eher schlecht als recht auf ihrem Rücken tragend, bis er schließlich vor einer Tür, die sie als die eines alten Lagerraums identifizierte, stehen blieb.
 

„Leg ihn da herein. Da wird er niemanden stören. Tu, was du willst, aber das Gebäude wirst du nicht lebend verlassen.“
 

Stumm nickte sie und er verschwand. Knarrend schwang die Tür auf und schlug gegen die raue Steinwand, als sie mit bemüht wenig Kraft dagegen trat. Im Raum fand sie einige, dünne Strohmatten, die sie übereinander ausrollte und als eher jämmerliches Bett für Itachi nutzte. Vorsichtig legte sie ihn darauf ab und suchte nach irgendetwas, das man als Decke nutzen könnte. Sie gab wenig später auf und setzte sich schweigend auf den kühlen Steinboden neben dem leblosen Körper des wohl talentiertesten Shinobi aller Zeiten. Des toten, wohl talentiertesten Shinobi aller Zeiten.

Stille.

Wie in Trance wanderte ihre Hand erneut erst zu seinem Handgelenk, dann zu seinem Hals und zu seiner reglosen Brust. Wieder lauschte sie an seinem Mund, doch noch immer hörte sie keine Atemgeräusche und spürte keinen noch so sanften Luftzug. Sie sah in seine trüben Augen, die starr an die Decke des Zimmers blickten. Mit zitternden Fingern schloss sie die Lider, strich danach durch seine zerzausten Haare, deren Band wahrscheinlich noch immer irgendwo auf dem Schlachtfeld lag. Sie zögerte nicht. Kurz legte sie ihre Lippen auf seine, spürte die Kälte, wie einen eisigen Hauch, der schon wenige Momente später verschwunden war.
 

Uchiha Itachi war tot. Und sie lag weinend und schluchzend auf seiner Brust, verkrampfte ihre Finger in den kläglichen Resten seines Hemdes, während der Schmerz in ihrem Inneren Oberhand gewann und sie nach und nach in wohlverdiente Schwärze zerrte.
 

+++
 


 

Sie wurde von einer kühlen Hand an ihrer Schulter geweckt, die unnachgiebig an ihr rüttelte und sie erst in Ruhe ließ, als sie leise ächzend die Augen öffnete. Sofort war alles wieder da und stürzte wie die Flutwelle eines Tsunami auf sie ein, schien sie geradezu zu erschlagen.
 

„Sakura? Wach auf.“
 

Leise stöhnte sie, wollte zurück in die taube Bewusstlosigkeit.

„Sasori?“, fragte sie dennoch leise und versuchte sich aufzurichten. Ein stechender Schmerz in ihrem Rücken ließ sie beinahe augenblicklich zusammenzucken.

„Komm schon hier weg. Du solltest etwas essen.“

Sie ließ sich aufhelfen, sodass sie nun wackelig vor dem rothaarigen Puppenspieler stand und erschöpft zu ihm heraufblickte. Er sah aus wie immer, genauso, wie sie ihn vermisst hatte. Nur etwas müder vielleicht.

Sakura sagte nichts, sah nur wieder zu Itachis Leiche herunter, die unverändert leblos dalag.

„Er wird nicht weglaufen. Jetzt komm schon.“
 

Sie ließ sich von ihm mitzerren, ohne zu protestieren. Er hatte recht, jetzt würde Itachi ganz sicher nicht weglaufen. Und wenn es Sasori glücklich machen würde, würde sie eben erst einmal etwas essen, bevor sie zu ihrem besten Freund, der Ohnmacht, zurückkehrte.

Die Gänge waren noch immer so still wie… vorhin? Gestern? Wie lange war sie bewusstlos gewesen? Und spielte es überhaupt eine Rolle?

Ihre Muskeln schrien mit jedem Schritt, den sie tat, verzweifelt auf. Anscheinend war sie weiter gerannt, als sie gedacht hatte. Sie waren keine zwei Meter gegangen, da sehnte sie sich schon zu dem kalten, harten Boden neben Itachi zurück. Was, wenn Madara ihn irgendwo anders hinbringen ließe, während sie weg war?

„Vielleicht sollte ich zurück-“, begann sie zögernd.

„Wir sind da.“, unterbrach Sasori sie tonlos und lockerte den Griff um ihr Handgelenk. Tatsächlich standen sie vor der Tür zum Wohnzimmer, in dem zu ihrer Verwunderung ebenfalls niemand anzutreffen war.

„Wo sind alle?“, traute sie sich nun doch leise zu fragen.

„Die meisten sind unterwegs, andere auf ihren Zimmern. Es hat eben niemand sonderlich Lust, sich mit Allem auseinanderzusetzen.“

„Allem?“

„Madara. Die ganze Situation. Die, wie du vielleicht bemerkt hast, etwas angespannte Atmosphäre.“

Sie schwieg, als sie in Richtung der Küche gingen und versank kurzzeitig in Gedanken.

„Ihr wisst von Madara.“

„Ja.“

„Wo ist Pain?“, fragte sie, in Gedanken bei dem Rinnegan, das der ältere der zwei verbliebenen Uchiha jetzt trug.

„Tot.“

Stumm nickte sie. Das hatte sie sich schon denken können.

„Im Kühlschrank ist noch etwas Fleisch. Irgendwo müsste noch Obst sein.“

Wieder nickte sie, sammelte besagtes zusammen und begann, es zu essen, ohne es noch einmal warm zu machen. Wozu auch?

Sasori sah nachdenklich zu, sagte aber nichts, als sie mechanisch auf dem kalten und äußerst zähen Fleisch herumkaute.
 

„Wie ist das passiert?“, erkundigt er sich nach einer Weile, die von Stille gefüllt war.

„Was?“

Natürlich wusste sie, was er meinte.

„Itachi.“

„Was soll mit ihm sein?“

„Er ist tot, Sakura.“
 

Sie starrte auf den Teller vor sich und merkte nicht einmal, dass sie aufgehört hatte zu essen. Ihr war, als müsste sie sich jeden Moment übergeben. Ihre Kehle brannte wie Feuer.
 

„Sakura?“

Sanft strichen Finger über ihr Gesicht, über ihre Augen und versuchten einzelne Tränen, die sich ihren Weg über ihre Wangen gebahnt hatten, zum versiegen zu bringen. Erschrocken zuckte die Kunoichi zusammen und griff nach der Hand, die ihr Gesicht nun von einigen Strähnen ihres Haares befreien wollte. Mit großen Augen sah sie auf, direkt in Sasoris Gesicht, der neben ihr in die Hocke gegangen war. Sein Blick war genauso unnahbar und kühl wie immer, nur ein klitzekleiner Funke in seinen haselnussbraunen Augen offenbarte ihr ein Gefühl, das sie nicht einordnen konnte.

Stumm starrte sie ihn an, bis ihre Tränen verebbten. Wahrscheinlich waren einfach keine mehr übrig… Irgendwann erhob er sich und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.

Sie blieb zurück, saß da wie eine Statue, die darauf wartete, dass die Zeit sie zerstören würde. Erst sehr viel später, sie wusste nicht, ob es sich um Minuten oder Stunden handelte, stand sie auf und ging durch die langen, leeren Gänge zurück zu dem alten Lagerraum. Zu Itachi.
 

+++
 

Die nächste Zeit war unwirklich. Es gab keinen Tag, keine Nacht und weder Stunden noch Minuten. Es gab nur die raue Steinwand ihr gegenüber, den kühlen Steinboden unter ihr und die Leiche des Mannes, den sie liebte, vor ihr. Sie wusste nicht, wie lange sie neben ihm saß, lag, um ihn herumlief, nur um überhaupt irgendetwas zu tun. Sie wusste nicht, welches Datum sie hatten, wie lange sie nun schon wieder hier war. Sie wusste nicht, was um sie herum geschah, ob vielleicht gerade die Welt unterging. Allein daran, wann Sasori kam, um ihr etwas zu essen zu bringen, konnte sie erahnen, ob draußen gerade Mond oder Sonne schien.

Sie weinte nicht. Sie war einfach nur da und starrte vor sich her, starrte zu ihm, starrte auf die Mauern und dachte an nichts. Heimlich hoffte sie, er würde irgendwann einfach seine Augen aufmachen und sie bitten, ihn endlich in Ruhe zu lassen. Immer wieder ließ sie ihr Chakra in ihn fließen, bis sie erschöpft neben ihm einschlief. Wahrscheinlich alle zwei Minuten testete sie ihn und die Umgebung auf Genjutsu, in der Hoffnung, vor ihr läge nur eine ähnliche Attrappe, wie er sie von ihr selbst erstellt hatte, um Madara zu täuschen. Sie war immer gut in Genjutsu gewesen, doch sie fand nichts. Gar nichts. Nicht mal den Hauch einer Täuschung, den wohl selbst sie irgendwann entdeckt hätte.

Und trotzdem gab sie nicht auf. Manchmal saß sie einfach nur da und stellte sich vor, wie es anders hätte laufen können, vielleicht, wenn sie einfach nur nicht nach Konoha zurückgegangen wäre. Vielleicht hätte sie es noch geschafft, Itachis Herz zu erobern, ihn irgendwie weich zu machen und seine Gefühle an die Oberfläche zu bringen. Vielleicht wären sie jetzt ein Paar und würden versuchen, das vor den anderen geheim zu halten, was natürlich nicht lange gut ging. Vielleicht hätten sie dann vor Madara fliehen müssen, um ihr gemeinsames Leben gekämpft… Alles wär ihr lieber gewesen, als das hier.

Doch das blieben Spinnereien.

Uchiha Itachi war tot. Endgültig. Sie konnte ihm nicht helfen, kein Jutsu der Welt konnte das. Die konnten alle nur zerstören, töten und noch mehr Hass erzeugen, als die Menschen selbst es schon taten. Er war tot und würde es für immer bleiben, egal wie lange sie neben ihm kauern und dummen, hirnrissigen Hoffnungen hinterher jagen würde. Er war tot. Tot.
 

Irgendwann, vielleicht nach Tagen, vielleicht nach Wochen verließ sie den kleinen Lagerraum zum ersten Mal, seit sie zusammen mit Sasori in der Küche gesessen und gegessen hatte. Sie zögerte, blieb lange im Gang vor der Tür zu dem Zimmer stehen. Sollte sie ihn wirklich allein lassen? Was, wenn Madara doch noch irgendwelche krummen Dinge mit ihm anstellen wollte? Wenn er nur darauf gewartet hatte, dass sie endlich ging?

Schwer seufzend schüttelte sie den Kopf. Er war tot. Er würde nicht weglaufen. Sollte Madara etwas mit seiner Leiche vorhaben, würde sie es nicht verhindern können.

Und so machte sie sich auf den Weg zur Küche. Sie ging langsam, kehrte ein paar Mal um, aber sie ging. Ihre Beine waren schwer, zittrig und wollten sich nach der langen Zeit ohne wirkliche Bewegung kaum noch bewegen. Als sie endlich an ihrem Ziel ankam, war sie so erschöpft wie schon sehr, sehr lange nicht mehr.

Dennoch besaß sie noch genug Kraft, um heftig zusammenzuzucken, als sie das Wohnzimmer betrat und sich mit einem Mal ganze fünf Augenpaare auf sie richteten. Seit wann traf man im Hauptquartier wieder auf Menschen? Und seit wann konnten diese Menschen so wahnsinnig leise sein?
 

„Ey, Sakura! Du siehst echt scheiße aus.“

Sie hatte genau genommen keine Ahnung, wie sie aussah. Laut Hidan anscheinend so, wie sie sich fühlte.

„Danke, Hidan.“

Ihre Stimme klang kratzig und noch erbärmlicher, als sie gedacht hatte. Wie lange hatte sie kein Wort mehr mit jemandem gewechselt?

Um die aufkommende Stille zu überspielen ging sie beinahe entspannt zum Sofa herüber und ließ sich zwischen Sasori und Deidara fallen, die sich ziemlich eindeutige Blicke zuwarfen. Als würde sie das nicht merken…
 

„Wie kommt es, dass man hier wieder Lebewesen antrifft?“, fragte sie, nur um das Nerven zerreißende Schweigen zu beenden und tat nicht einmal so, als würde es sie wirklich interessie-ren.

„Madara ist schon eine Weile unterwegs.“, antwortete ihr Sasori, ruhig wie immer. Kraftlos sah sie sich um.

„Wo ist Konan?“

„Wir wissen es nicht.“

„Also auch tot.“, stellte sie tonlos fest und nickte, als wollte sie sich selbst bestätigen. Wieso überraschte sie das nicht einmal? Und wieso brannten ausgerechnet jetzt wieder heiße Tränen in ihren Augen, die sie nur durch große Anstrengung zurückhalten konnte?
 

„Was ist… mit ihm?“, zerrte Sakura da eine weitere, gut bekannte Stimme aus den Gedanken. Kisame. Stimmt. Den gab’s auch noch.

„Itachi?“ Er nickte steif. In seinen Raubtieraugen funkelte derselbe mörderische Glanz wie eh und je, und doch meinte sie, irgendwo in seinen Gesichtszügen so etwas wie echte Trauer entdecken zu können. Es überraschte sie.

„Keine Ahnung. Wir sollten ihn wohl langsam mal begraben, hm?“

Sie erschrak etwas über die Gefühlskälte in ihrer eigenen Stimme. Wer zum Teufel war sie geworden?

„Stimmt, der Gute dürfte mittlerweile wohl in etwa so schlecht riechen, wie du aussiehst.“

„Halt deine Fresse, Hidan.“, unterbrach Kakuzu ihn, bevor er noch mehr Weisheiten Preis geben konnte. Selten war Sakura ihm dankbarer gewesen, immerhin wusste sie, wer verlieren würde, sollte sie versuchen, Hidan die Eingeweide auszureißen. Für den Augenblick musste ein restlos vor Hass triefender Blick in seine Richtung reichen – und tatsächlich, er schwieg. Vorerst.

„Heilendes Chakra hat bei Toten zwar, wie ich zur Genüge testen konnte, auch in noch so hohen Mengen keine Wirkung, erhält aber wenigstens das Gewebe. Also keine Sorge, du brauchst deine feine Nase keinem Verwesungsgeruch aussetzen.“, zischte sie so aggressiv, dass selbst Deidara neben ihr kaum merklich zusammenzuckte. Mit einem Ruck erhob sie sich von dem Sofa. Die anderen schwiegen, sahen sie aus teilnahmslosen, leeren Augen an.

„Begraben wir ihn morgen. Dann seid ihr in wenigstens endlich los.“
 

Damit verschwand sie zurück in den alten, kühlen Lagerraum, hockte sich gegen die Wand, die am weitesten von Itachi entfernt war und starrte durch einen Schleier aus Tränen, die ihre Augen niemals verlassen sollten, auf den jungen Mann, der nach wie vor mit unverändert kalte, steifer und blasser Haut leblos am Boden lag und auf den ersten Blick friedlich zu schlafen schien. Wie sehr wünschte sie sich diesen ersten Blick zurück…
 

+++
 

Wieder weckte sie eine kalte Hand an ihrer Schulter. Sie war sofort da, starrte hellwach in Sasoris unbewegtes Gesicht, sodass sie nicht umhin kam, sich zu fragen, ob sie überhaupt geschlafen hatte.

„Was ist?“, fragte sie leise, beinahe flüsternd, fast so, als wollte sie Itachi nicht wecken. Er antwortete im gleichen Ton.

„Ich habe etwas für dich.“

Verwundert zog sie eine Augenbraue hoch.

„Du hast etwas für mich?“

„Ja.“

„…Und was?“

Wortlos erhob er sich aus seiner Hocke und ging zu einem nahestehenden Fass, auf dem er irgendwelche Papiere abgelegt hatte. Seufzend tat sie es ihm gleich und ließ sich eben jene Papiere kommentarlos in die Hand drücken. Kurz verweilte ihr Blick auf seinem regungslosen Gesicht, versuchte in den willkommen warmen Augen zu lesen, bevor sie sich den hand-schriftlichen Aufzeichnungen zuwandte.

In ihrem Gesicht wandelte sich Misstrauen zu Verwunderung und Verwunderung zu ungläu-bigem Entsetzen, als sie ein Blatt nach dem anderen überflog und langsam aber sicher eine Idee bekam, was sie dort in den Händen hielt.

„Aber… Das-“

„Du kannst es haben. Aber du musst mir etwas versprechen.“

„Sasori, ist das von deiner Großmutter? Ist das-“

„Ja, das sind ihre Aufzeichnungen zu dem Jutsu, mit dem sie den Ichibi ins Leben zurückholte und das ursprünglich mir neues Leben einhauchen sollte.“

Sie war sprachlos. Unfähig, etwas zu sagen, starrte sie ihn mit offenem Mund an. Und er starrte zurück, vollkommen unberührt, als ginge es um das Wetter der nächsten Tage.

„Du bist die talentierteste Medic-nin, die ich kenne. Ich weiß, dass du eine der wenigen bist, die tatsächlich dazu in der Lage wären, also… Ich bitte dich: Entwickle das Jutsu weiter. Verändere es irgendwie so, dass der Anwender dabei nicht sein Leben lassen muss.“

Sie sah zu ihm und zurück zu den Aufzeichnungen des wohl einzigen Jutsus auf der Welt, das es möglich machte, Menschen wieder zum Leben zu erwecken. Immer wieder. Ungläubig schüttelte sie ihren Kopf.

„Ich kann das nicht. Das ist unmöglich. Ich könnte es wahrscheinlich nicht einmal so, wie es jetzt ist, ausführen. Das kann niemand. Deine Großmutter hatte auch jede Menge Hilfe. Das geht nicht.“, stammelte die Kunoichi eher zu sich selbst als zu ihm. Erst seine kalte Hand an ihrer Wange unterbrach sie auf die wohl sanfteste, mögliche Weise.

„Du bist stark. Ich bin mir sicher, dass du das kannst.“

Geschockt suchte sie sein Gesicht nach einem Hinweis von Spott oder irgendeiner Unsicherheit ab, doch da war nichts. Er meinte das vollkommen ernst.

Wieder sah sie auf die Blätter mit der unordentlichen, schrägen Schrift, die sie von oben bis unten bedeckten. Kleine, gekrickelte Skizzen, deren Sinn wohl nur ihre Zeichnerin selbst verstand, waren überall dazwischen gequetscht wurden.

Sie hielt hier einen möglichen Weg, alles wieder gut zu machen, in den Händen. Sie könnte Itachi wiederbeleben, ihm sagen, wie sehr sie ihn mochte und sich für alles bedanken, was er für sie getan hatte. Sie könnte ihn dafür anschreien, dass er sich tatsächlich Sasuke ausgesetzt hatte, obwohl er wusste, wie es enden würde, wie eine Verrückte auf ihn einschlagen…

Tränen schimmerten in ihren müden Augen, als sie Sasori um den Hals fiel.

„Danke. Danke, Sasori. Danke.“

Wortlos drückte er sie von sich weg, nur um sich dann selbst zu ihr vorzubeugen und seine rauen Lippen sanft auf ihre zu legen. Sie ließ ihn gewähren, spürte die Endgültigkeit dieses Kusses genauso, wie er es tat.

„Versprich es mir.“, waren seine letzten, leisen Worte, bevor er ging und sie mit Itachi allein ließ.
 

+++
 

Wieder verstrichen Tage oder Wochen oder Monate. Doch dieses Mal erschienen sie Sakura wie Momente, winzige Sekunden, die schneller davonflogen, als sie sie zählen konnte. Sie arbeitete Tag und Nacht. Sie prägte sich jedes noch so kleine Detail aus Chiyos Aufzeichnungen ein, studierte jede noch so unwichtig wirkende Skizze, bis sie sie endlich verstand. Sie durfte keinen Fehler machen. Auch wenn er noch so klein wäre, würde er nicht nur ihren, sondern auch Itachis endgültigen Tod bedeuten – und das war etwas, das sie um jeden Preis vermeiden musste.

Sie machte keine Pausen. Und wenn sie sich tatsächlich doch einmal die Zeit nahm, etwas zu essen, weil ihr Magen sie zu sehr von der Arbeit abhielt, schlief sie dabei ein. Nicht selten betrat Sasori den Raum, nur um sie friedlich schlummernd und auf einem Stuhl sitzend, Reste des Essens über ihrem Schoß verteilt und ihren Kopf auf dem Tisch vor ihr liegend, zu entdecken.

Ihr war es egal, was um sie herum geschah und ob Madara da war oder nicht. Sasori nahm sie kaum wahr, auch wenn er stundenlang neben ihr saß und stillschweigend zusah, wie sie ein Blatt nach dem anderen durchforstete. Sie redeten nie.
 

Irgendwann, es dürfte vier oder fünf Wochen später gewesen sein, geschah das, worauf sie ohne es zu merken wohl die ganze Zeit über gewartet hatte. Es war das erste Mal, dass Sasori den Raum betrat, ohne anzuklopfen. Er wirkte gehetzt und sein Gesicht zeigte nicht die übliche Ruhe, sondern die Anspannung eines Gejagten, der seinen Jäger direkt hinter sich wusste.

Sakura wurde sofort aufmerksam, sah aus dunkel umschatteten Augen zu ihm auf und wartete geduldig darauf, dass er anfangen würde, zu sprechen.

„Er kommt zurück.“

„…Madara?“

„Wenn er erst einmal hier ist, wird es schwer, Itachi wegzuschaffen. Und wenn du ihn hier wiederbelebst, dürfte er nicht lange am Leben bleiben.“

Ja, dass Madara nicht allzu sehr an Itachi hing, hatte auch sie schon gemerkt. Sie nickte und begann, alle Aufzeichnungen, die sie selbst gemacht hatte, zusammen mit denen von Chiyo in einer alten, zerrissenen Ledertasche zu verstauen.

Mehr brauchte sie nicht.

Mit ernster Miene sah sie Rosahaarige zu Sasori, der noch immer wartend in der Tür stand.

„Hilfst du mir, ihn hier rauszutragen?“

„Natürlich.“
 

Sie begegneten niemandem auf dem Weg ins Freie. Wahrscheinlich hatten sich alle pünktlich zu Madaras Rückkehr wieder in ihren Zimmern verschanzt… Den beiden „Flüchtlingen“ sollte es nur recht sein. So würde sie wenigstens niemand nach der Leiche auf Sasoris Rücken fragen.

Es war seltsam, zum ersten Mal seit Monaten ins sanfte Licht des Mondes zu treten. Gerade, weil sie aus irgendeinem Grund nicht damit gerechnet hatte, dass Nacht sein würde. Sie atmete tief ein und genoss die unglaublich frische Luft, während sie Sasori durch den tiefen, dunklen Wald folgte. Ihre Beine schienen unter ihrem Gewicht zu ächzen, waren so starke und vor allem ausdauernde Belastung nicht mehr gewöhnt. Wahrscheinlich würde sie Monate brauchen, um ihre alte Form wiederzuerlangen… Falls sie das überhaupt jemals wieder wollen würde, denn zumindest im Moment fand sie keinen Reiz daran.

„Weiter komme ich nicht mit.“

Aus den Gedanken gerissen sah sie auf und merkte erst jetzt, dass sie längst stehen geblieben waren. Der Puppenspieler war gerade dabei, die Leiche gegen einen der Bäume zu lehnen und wandte sich nun wieder zu ihr herum.

Die Dunkelheit verhinderte, dass sie den Ausdruck in seinem Gesicht sehen konnte, doch sie wusste, dass sie ihn eh nicht hätte verstehen können. Sasori war einfach ein Mysterium für sich…

„Das heißt dann wohl ‚Leb wohl‘, was?“, lachte sie verlegen, um die peinliche Stille irgendwie zu durchbrechen. Es klang unglaublich künstlich. Ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals und schien ihr jegliche Luft zum Atmen zu nehmen. Lautlos kam er näher. Seine kühle Hand strich über ihre Wange und wischte eine einzelne, verirrte Träne beiseite.

„Ja, das heißt es dann wohl.“

„Danke für alles.“, brachte sie mit erstickter Stimme hervor.

„Denk an das, was du mir versprochen hast.“, entgegnete er nur, ruhig wie immer. „Und werde endlich glücklich.“

Darauf konnte sie nichts antworten. Der Kloß in ihrem Hals schien noch größer zu werden, nahm ihr nun auch noch den Sauerstoff zum Denken.

Wie ein leiser Windhauch strich seine Hand kaum merklich über ihr Haar, bevor seine Silhouette mit einem Mal im nichts verschwand und gähnender Leere Platz machte. Von seiner Anwesenheit zeugte nur noch der herbe, leicht holzige Duft, der noch immer in der Luft hing, und Itachis Leiche, die unberührt an dem Baumstamm neben Sakura lehnte.

Hastig strich sie eine weitere, unerwünschte Träne aus ihren Augenwinkeln, ehe sie den Uchiha auf ihren Rücken lud und sich aufmachte, um möglichst weit vom Hauptquartier der Akatsuki weg zu kommen. Bei der Ausführung dieses Jutsus brauchte sie wahrhaftig keinen Madara in ihrer Nähe.
 

Sie rannte die ganze Nacht und den gesamten darauffolgenden Tag durch, bis es bereits wieder dunkel zu werden drohte. Das Gewicht der Leiche auf ihrem Rücken zwang sie zu mehreren, sehr kurzen Pausen, die sie schon bereute, als sie sich zu ihnen durchgerungen hatte. Es war weniger ihre eigene, körperliche Kraft, als die ihres Chakras, die sie auf ihren jämmerlich schwachen Beinen hielt. Sie war nur froh, keiner Gruppe Ninjas zu begegnen: In einem Kampf wäre sie hoffnungslos unterlegen gewesen. Wahrscheinlich hätte sie nicht einmal gegen feindliche Genin eine Chance gehabt.

So war sie auch mehr als erleichtert, als sie endlich ein kleines, ziemlich abgelegenes Dorf inmitten purer Einöde entdeckte.

Sie spürte die misstrauischen Blicke der Bewohner auf sich, als sie mit Itachis Leiche auf dem Rücken nach einem Gasthaus suchte, in der Hoffnung, dass sie vielleicht endlich mal wieder in einem richtigen Bett schlafen könnte und nicht auf dem rauem Steinboden eines alten La-gerraumes. Tatsächlich besaß das kleine Städtchen eine kleine Taverne mit zwei winzigen Zimmern, die an seltene, meist verirrte Gäste vermietet wurden.

Umständlich kramte sie nach Geld in ihren Taschen, war halb froh und halb überrascht tat-sächlich welches zu finden, und legte es auf den Tresen über den hinweg sie von einer älteren Dame angestarrt wurde, die aus ihrem Misstrauen genau so wenige einen Hehl wie alle anderen Bewohner des Dorfes machte.

„Ein Zimmer für zwei bitte.“

Schweigen.

„Was ist mit ihm?“, fragte sie und deutete mit ihrem Kopf auf Itachis Leiche, die Sakura nicht einfach wie Gepäck ablegen wollte und so noch immer mit sich herumtrug.

„Oh, ihm geht’s bestens. Er ist nur ein wenig müde.“, entgegnete sie und zwang sich zu einem Lächeln. Dem beinahe ängstlichen Gesichtsausdruck der alten Frau nach sah es allerdings nur halb so freundlich aus, wie es ursprünglich gemeint war. Starr schob sie der Kunoichi über den Tresen einen Schlüssel zu, ohne den Blick auch nur eine Sekunde lang von ihr abzuwenden. Sicher war sicher.

„Die Treppe hoch, dann die erste Tür rechts.“, erklärte sie kühl. Sakura nickte nur, griff nach dem Schlüssel und beeilte sich, die Treppe hochzukommen, um der armen Frau nicht noch mehr Angst zu machen. Wie schlimm musste sie nur aussehen?
 

Die Nacht verlief recht ruhig. Aus dem Erdgeschoss drang das Grölen einiger Betrunkener zu ihr hoch, doch es störte sie nicht weiter. Das Zimmer war ok, nicht gerade feinster Luxus, aber immerhin sauber. Und es bot sowohl ihr, als auch Itachis Leiche je ein halbwegs bequemes Bett, also war es für eine Nacht vollkommen in Ordnung.

Der nächste Morgen hingegen kam, wie so oft, viel zu früh. Ihre schmerzenden Muskeln weckten sie noch vor Sonnenaufgang, doch sie wollte die alte Frau noch nicht wecken, um das restliche Geld zu bezahlen und entschloss sich so, bis zu einer etwas menschlicheren Zeit zu warten. Lange stand sie vor dem einzigen Fenster des Zimmers und starrte auf die weiten Wiesen des Umlands hinaus, während sie überlegte, was als nächstes zu tun war.

Sie dürfte sich mittlerweile weit genug vom Hauptquartier entfernt haben. Madara würde sie hier ganz sicher nicht so schnell finden, vor allem weil sie nicht einmal selbst wusste, wo sie sich eben befand. Dennoch war sie zu schnellem Handeln gezwungen, denn früher oder später würde der Anführer der Akatsuki bemerken, dass sie zusammen mit der Leiche verschwunden war. Und sie ahnte bereits, dass ihm dass dann wohl doch nicht so wirklich gefallen würde. Und dank Zetsu würde er sie finden. Vielleicht nicht sofort, aber bald.

Nachdenklich schielte sie zu Itachis Leiche auf dem anderen Bett herüber. Sie musste ihn wiederbeleben. Nicht morgen, nicht nächste Woche, sondern heute. Es blieb keine Zeit, das Jutsu zu perfektionieren… Irgendwie würde es auch so funktionieren. Die Grundsätze hatte sie schließlich verstanden.
 

Als die Sonne begann, die Berge und Täler in sanft rotes Licht zu tauchen, packte sie ihre Sachen und bemühte sich, den Raum so ordentlich es nur ging zurückzulassen. Sie hatte der Besitzerin des Hauses sicher schon genügend Probleme und Angst bereitet…

Wieder hüllte sie Itachi fast vollständig in ihren Mantel, bevor sie ihn erneut auf ihren Rücken hievte. Wieder wurde sie in Grund und Boden gestarrt, als sie der alten Dame den Rest des Geldes überreichte und wieder beeilte sie sich, davon zu kommen.

Die Straßen waren noch leer und nur hinter wenigen Fenstern huschten Silhouetten geschäftig hin und her. Schon bald hatte sie das Dorf ohne weitere Zwischenfälle verlassen und folgte einer kleinen Landstraße, die sich durch zahlreiche Felder schlängelte. Sie lief eine ganze Weile, bis sie befand, dass sie sich weit genug von jeglichem Leben entfernt hatte. Schließlich verließ sie den unebenen Weg und ging weiter in ein hoch gewachsenes Weizenfeld hinein, trat einige Ähren zur Seite um einen kleinen Platz zu schaffen, auf dem sie Itachis Leiche ablegen konnte.

Tief Luft holend ließ sie sich neben ihm nieder. Weizen stach in ihre Beine, doch das war ihr wesentlich lieber als die rauen Steine der Straße. Lange betrachtete sie ihn.

Sein Gesicht sah noch immer aus, wie vor einiger Zeit, als sie ihn neben seinem Bruder liegend entdeckt hatte. Jegliches Blut hatte sie abgewaschen, doch die kleinen Wunden blieben, da nicht einmal ihr heilendes Chakra noch etwas an ihnen ändern konnte. Allein die äußerst ungesunde Blässe und das fehlende Heben und Senken seines Brustkorbes verrieten seinen Tod.
 

Bemüht ruhig durchwühlte sie die alte Ledertasche, in der sie die Aufzeichnungen zu Chiyos Jutsu, dem Kishou Tensei, verstaut hatte und überflog sie ein letztes Mal rasch, ging in ihrem Kopf alles haargenau durch. Nichts durfte schief gehen. Absolut nichts.

Sie spürte Aufregung in sich aufsteigen, die sich schmerzend wie kochendes Wasser durch ihren gesamten Oberkörper zu ziehen schien. Ihr Herz raste, als sie noch einmal die gesamte Umgebung nach fremden Chakra absuchte und ihre Hände zitterten, als sie sie endlich auf den entblößten Brustkorb ihres Senseis legte. Und dann war es so weit.
 

Es tat weh. Es war eine seltsame Art von Schmerz, als jegliches noch so kleines bisschen Chakra aus ihrem Körper in Richtung ihrer Hände und durch sie in Itachi zu strömen schien. Als würde man ihr das Leben selbst entziehen…

Alles an und in ihr kribbelte unangenehm. Müdigkeit durchzog sie wie Fäden aus Eisen, die sie umschlungen und gen Boden zerrten. Es tat so weh.

Ein leises Stöhnen entwich ihr, als sie die Augen schloss, um sich besser auf ihr Chakra kon-zentrieren zu können. Es durfte nichts schief gehen. Sie hatte es Sasori versprochen. Ihre Hände wurden taub, doch sie ließ sich nicht davon beirren. Sie musste das hier zu Ende bringen.

Ihre Kraft verließ sie noch schneller, als sie gedacht hatte und schon sehr bald wurden ihre Arme so schwer, dass sie kaum aufrecht sitzen bleiben konnte. Ihr Kopf dröhnte. Sie war zu keinem Gedanken mehr fähig, überall waren nur die Skizzen und Worte aus Chiyos Aufzeichnungen und dieser verdammt penetrante Schmerz in ihr. Doch ihre Hände umhüllte nach wie vor ihr warm glühendes Chakra, das alles in hellblaues Licht tauchte, während die Sonne über ihr freudig auf sie beide herab schien. Sie hätte Regen als so viel passender empfunden.
 

Irgendwann, ohne jegliche Vorwarnung, explodierte der Schmerz in ihrem Inneren. Laut keuchte sie auf, als ihre Lunge und ihr Herz sich in ihr zusammenziehen zu schienen und ihr gesamtes Chakra geradezu aus ihr gerissen wurde. Rasend schnell verteilte es sich in Itachi, in seinen Adern, jeder Faser seiner Muskeln. Ihr Atem stockte.

Kraftlos fiel sie nach vorn, direkt auf ihn. Ihre Augen waren vor Schock geweitet. Sie versuchte, sich wieder hochzustemmen, doch da war keine Kraft mehr in ihr. Sie geriet in Panik. Es musste funktionieren. Sie hatte nichts falsch gemacht! Oder hatte sie etwas übersehen?

Unaufhörlich strömte ihr Chakra weiterhin zu ihm herüber, ließ ihr keine Möglichkeit mehr, klare Gedanken zu fassen. Sie könnte die Verbindung wahrscheinlich einfach lösen, doch sie wagte es nicht, aus Angst, das Jutsu könnte fehlschlagen. Dann wäre alles umsonst gewesen…

Der Schmerz war weg. Alles war taub.

Starb sie jetzt?

Tränen verschleierten ihre Sicht, als sie ihre Augen mit größter Anstrengung öffnete. Irgendwie schaffte sie es, ihren Kopf etwas zu drehen und nun in Itachis Gesicht zu blicken.

Sie musste das schaffen. Und sie würde.
 

„Ich hoffe, du stirbst.“
 

„Bitte… Lass mich alles wieder gut machen.“, hauchte sie, noch sehr viel leiser als der schwache Wind um sie herum.
 

Und dann, wie auf ein Kommando, geschah es. Geschockt blickte sie direkt in zwei blutrot leuchtende Sharingan.
 

Tränen der Freude perlten über seine Brust, als sie zufrieden lächelnd ihre Augen schloss.
 

+++
 

Es war warm. Er spürte das fremde Chakra und wie es durch seine Adern floss, scheinbar jede Faser seines Körpers in diese willkommene Wärme hüllte. Es war, als würde er einfach nur aus einem leichten Dämmerschlaf erwachen, doch er wusste instinktiv, dass etwas nicht stimmte.

Er lag auf etwas Hartem, irgendetwas stach unangenehm in seinen Rücken. Das war definitiv kein Bett, und schon gar nicht seines. Die Luft roch zu frisch für das halb unterirdische Hauptquartier der Akatsuki und der leichte Wind, der kühl über seine vom Chakra erwärmte Haut strich, sprach ebenfalls gegen Normalität und Alltag, sofern man bei ihm überhaupt jemals davon hatte sprechen können.

Seine Gedanken überschlugen sich.

Er hatte gegen Sasuke gekämpft. Er sollte tot sein. War er tot?

Das Gefühl in seinem Gesicht kehrte langsam zurück, mit ihm, die Möglichkeit, die Augen zu öffnen und endlich zu erfahren, was hier gerade geschah – und warum.
 

Zunächst sah er nichts. Viel zu helles Licht blendete ihn und hätte ihn beinahe dazu gebracht, leise aufzustöhnen. Erst nach einer Weile erkannte er undeutliche Schatten seiner Umgebung. Da war viel blau, gelb und… rosa?

Wie aus Reflex aktivierte er seine Sharingan und erstarrte.

Sie lag scheinbar vollkommen ruhig da, auf ihm, als würde sie nur eben ihren Rücken entlasten wollen. Ihre sonst so hellgrün leuchtenden Augen blickten ihm matt entgegen, wirkten genauso leblos wie das milde Lächeln, das ihre blassen Lippen umspielte. Ihre Wangen waren eingefallen, ihre gesamten Züge von Müdigkeit und totaler Erschöpfung durchzogen. Glanzlose Haare fielen ihr strähnig und unordentlich ins blasse Gesicht und über seinen Brustkorb, auf dem auch ihre eiskalten Hände Platz gefunden hatten. Schweiß klebte auf ihrer Stirn und zeugte von unvorstellbarer Anstrengung, die sie wohl auch in ihre jetzige Position gebracht hatte.

Ihre Augen fielen zu. Sofort löste sich seine Starre. Er versuchte, sich hochzustemmen und schaffte es irgendwie, obwohl jegliches Gefühl in seinen Armen fehlte.

„Sakura?“

Keine Antwort. Natürlich nicht. Instinktiv glitt seine kraftlos zitternde Hand zu ihrem Hals, tas-tete nach Puls und wurde schnell fündig. Doch er war schwach, kaum noch fühlbar.

„Sakura?“, fragte er erneut, bemüht ruhig. Seine Stimme klang erbärmlich.

Tatsächlich flatterten ihre Lider leicht, gaben müde Augen frei. Ihr Blick huschte über sein makelloses Gesicht, ohne sich noch an einem bestimmten Punkt festhalten zu können.

Sie war kurz davor zu sterben, das wusste er. Und er konnte nichts tun. Er war kein Medic-nin, er hatte keine Ahnung von solchen Dingen. Ihm hatte man immer nur andere, „wichtigere“ Techniken beigebracht, die sich nun als vollkommen nutzlos erwiesen.

Da war kein Chakra um sie herum. Sie waren völlig allein, in alle Himmelsrichtungen spürte er Kilometerweit keine menschliche Aura. Er würde keine Hilfe finden.

Vorsichtig strich seine Hand über ihr Gesicht.

„Itachi?“, brachte sie so leise hervor, dass selbst er es beinahe nicht gehört hätte.

„Ja?“

Aufmerksam sah er auf sie herab, bereit, notfalls von ihren Lippen zu lesen.

„Es tut mir Leid.“

Er hörte sie. Doch er verstand sie nicht. Zum gefühlten ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich absolut Macht- und Ratlos. Was war hier los? Wieso war seine erste und letzte Schülerin gerade dabei, in seinen Armen zu sterben? Etwa, weil er im Gegenzug leben durfte?

„Was ich zu dir gesagt habe. Und dass ich… das Versprechen an Sasori nicht halten kann.“, erklärte sie weiter, als er nicht reagierte. Sie lachte leise, freudlos. „Ich bin wohl doch zu schwach.“

„Nein.“ Er verstand noch immer nicht, was sie meinte, doch darin war er sich sicher. In ihrem Blick spiegelte sich ein Hauch von Überraschung, mehr schien sie nicht zu Stande bringen zu können. Er war sich nicht einmal sicher, ob sie ihn überhaupt noch sah…

Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er dachte nach, doch er kam zu keinem Schluss, zu keiner rational sinnvollen Erklärung für all das, was sich hier gerade abspielte. Und die einzige Person, die sie ihm geben könnte, verlor gerade ihr Leben.

Sie streckte ihre Hand aus, berührte seine Wange kaum merklich. Sie lächelte. Warum?
 

„Ich liebe dich.“, wisperte sie leise. Überrascht sah er sie an, fand weder Kraft noch einen Sinn darin, seine Gedanken vor ihr zu verbergen. Er wusste es. Aber es war seltsam, es aus ihrem Mund zu hören.

Lange schwiegen sie beide, während Sakura wieder ihre Augen schloss und einfach nur den Moment genoss. Sie merkte, wie sie immer und immer müder wurde, doch sie war einfach so froh, das Jutsu trotz allem korrekt ausgeführt zu haben, dass sie es ignorieren konnte. Er lebte. Er lebte wirklich. Wieder.

„Meine Tasche…“, begann sie dann, als sich ihre Gedanken für einen kurzen Moment noch einmal klärten. Itachi verstand, griff in die zerfetzte Ledertasche, die neben ihr lag und hielt kurz darauf einen zusammengefalteten Zettel in der Hand. Fragend sah er erneut zu ihr.

„Nimm ihn. Erst später lesen… Ja?“

Er nickte, auch wenn er nicht wusste, ob sie es sehen konnte.
 

Ihm war klar, dass sie einzig und allein von ihrem starken Willen am Leben erhalten wurde. Er hatte das schon oft miterlebt. Nicht selten waren Menschen, die ihm viel bedeutet hatten, in seinen Armen gestorben oder hatten sich für ihn mit letzter Kraft geopfert. Er wusste, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte. Ihr Chakra war nicht mehr zu spüren und auch das Schlagen ihres Herzens wurde immer unregelmäßiger. Eben ganz, wie bei einem sterbenden Menschen.

Er musste sich beeilen.

„Sakura?“

Eine Weile blieb es still.

„Hmh?“

Er zögerte.

„Danke.“
 

Sie lächelte breit, geradezu fröhlich und beinahe so wie früher, als sie beide noch in ihrer Illusion vollendeter Harmonie bei der Akatsuki gelebt hatten. Irgendwas in ihm zog sich zusammen, als er einsah, dass es damit vorbei war. Weniger das Entsagen der Akatsuki traf ihn, als die Gewissheit, dass er nie wieder die Chance haben würde, mit dem Mädchen in seinem Schoß zusammen zu leben. Wer hätte gedacht, dass es so weit tatsächlich einmal kommen würde? Er ganz gewiss nicht.
 

Vorsichtig beugte er sich vor, bemüht, ihr nicht wehzutun und hauchte ihr einen federleichten Kuss auf die Stirn.

Es gab vieles, das er ihr sagen wollte, doch er schwieg. Lieber legte er es in seinen Blick, denn er wusste, wie gut sie ihn mittlerweile durchschauen konnte.
 

Danke, dass du mich zu dem gemacht hast, der ich jetzt bin. Danke, dass du mir diese zweite Chance gegeben hast. Danke, dass du mich liebst.
 

Er sah an ihren still funkelnden Augen, dass sie verstand. Er blieb sitzen, mit ihr in seinem Schoß, auch, als sie zu schwach wurde, zu sprechen. Er wartete, bis sie ihren letzten Atemzug tat, bis ihr Herzschlag verstummte und sie letztendlich einschlief. Für immer.
 


 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Ganz ehrlich? Zu dramatisch? Ich finde, ja, dass sie irgendwie etwas zu viel heult, aber das ist nunmal trotz allem die kleine, sensible Sakura... xD

So, und da ich nach diesem Kapitel eh einige Morddrohungen erhalten werde, kann ich gleich auch noch etwas beichten: Dies war das letzte Kapitel von "Letzte Hoffnung".

Es folgt noch ein kurzer Epilog, den ich (hoffentlich) wirklich unter 7-8000 Wörtern halten werde (-__-) und dann ist nach fast drei Jahren entgültig Schluss.

Danke in diesem Sinne noch einmal an alle, die mich auf dem Weg unterstützt haben, sei es nun in Form von unglaublichen (und unglaublich langen xD) Kommentaren oder durch den Eintrag in die Favoliste... (457 Leute allein auf Animexx... Ich meine... wtf?)
 

Im übrigen werd ich mich hiernach erst einmal von Naruto distanzieren (ernsthaft, der Manga ist im Moment sowas von sau öde xD). Jedem, der diese FF aber nicht nur wegen der Charaktere/des Settings mochte, kann ich nur die Gemeinschafts-OF von meiner Schwester und mir empfehlen. Auf gute Charaktere und schräge Ideen werdet ihr auch da treffen :P

(siehe: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/favoriten/388571/248752/)
 

Ansonsten, bis zum Epilog!
 

lg~

(PS.: Auch wenn das Kapitel irgendwie nicht ganz in diese Jahreszeit passt... Ich wünsche noch fröhliche Weihnachten! (: )



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Kommentare zu diesem Kapitel (33)
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Von:  -Lika-
2011-07-30T18:28:22+00:00 30.07.2011 20:28
ich sitze gerad ein der küche..meine eltern vor mir und ich muss mich sowas von am riemen reißen um nicht loszubrüllen vor traurigkeit
gooooott ist das traurig, und dann auch wieder sowas von schön, die worte und itachi und all das eben... kann das echt nich beschreiben
hab noch gehofft das sakura iwie wieder leben kann..
aber itachi wird f+r beide weiter leben!
ah! und sasor..eigentlich mag ich ihn ja nicht aberin dieser story ist er wirklich klasse!
und madara die arschmade onnte ich noch nie leiden und nun hasse ich ihn sogar shcon <.< arschmade eh..
und ja.. shika kann ich echt ut verstehn ne.. temari tot und so
konnt auch erst nich glauben das saku sie killn muss.. hab ihren namen misdenstens 5mal lesen müssen um mir sicherzu sein dass temari es ist und nicht jemand anders
ich hoffe jedenfalls, dass du irgendwann nochmal so ne gut gelungene story schreibst!
hat mir spaß gemacht sie zu lesen und ja.. da ist iwie alles mit drin
ein paar mal wars villt ein wenig .. naja .. ohen gefühl beschrieben, so locker flockig ohne hintergedanken
aber wenn du dann da gefühle mit reingebracht hast, also dann im wohnzimmer der akatzuki oder itachi-saku-szenen oder saku-sasori-szenen oder die szenen in konoho mit tsuna und co. wurde alle süberspielt und jaa hat einfach auch gepasst iwie
ah und noch eins.. bin iwie enttäuscht das saku nun tot ist >< hab noch gehofft das sies überlebt, weil sie noch gelebt hat als itachi lebendig wurde.. habs wirklich gehofft..

liebe grüße
Von:  SesshomaruFluffy
2011-01-08T20:42:47+00:00 08.01.2011 21:42
Ein überraschendes Ende. Aber ich finde es trotzdem sehr gut gelungen, denn es ist mal was Anderes. Natürlich gibt es kein Happy End in dem Sinne, aber du hast geschafft, was ich gerne erlebt hätte: Itachi überlebt.
Dass er gestorben ist, ist ein Grund, warum der Manga bei mir durch ist...
Bis zum Epilog^^

LG, SessFluff
Von:  Emily
2011-01-05T11:42:22+00:00 05.01.2011 12:42
Wahhhh.. naja.. besser Sakura, als Itachi xD
*rofl*
Trotzdem ist das fies!!!!!!! >.<
Von: abgemeldet
2011-01-04T21:59:26+00:00 04.01.2011 22:59
sorry dass ich mich schon lange nicht mehr gemeldet hab und die kommis auf sich warten ließen.... hatte echt nichts mit dir zu tun und es tut mir wirklich lied!!! ich fand deine kapis alle total spitze. =) du kannst wirklich gut schreiben und situationen und gefühle einfach toll rüberbringen. deswegen finde ich es in diesem letzten kapi auch nicht schlimm dass saku so viel weint und sich so gehen lässt. ich glaube dass macht man einfach,wenn man einen sehr geliebten menschen verliert. außerdem steht weinen für menschlichkeit,find ich. ^^ deswegen ist ihr "geheule" auch total passend=)
ich finde es toll dass sasori sie mag und sich um sdie kümmert. es ist echt erstaunlich dass saku das jutsu geschafft hat und itachi noch sagen konnte was sie für ihn empfindet. vor allem dass er sie anscheinend genauso mag ist voll süß. also ein trauriges happy end,sozusagen.
deine storry ist dir echt super gelungen aber auch sehr traurig.der schluss hat mich emontional echt sehr mitgenommen. doch wenn ich ehrlich bin finde ich es gut,dass du an dieser stelle aufhörst und dann nur noch der epilog kommt, denn es ist ein gut gewählter schluss und vervollständigt deine geshcichte zu einem ganzen.

mach weiter so=)
greets kishitsu
Von:  xSasuSakux
2011-01-01T22:36:26+00:00 01.01.2011 23:36
Oh nein, oh nein
Das kann doch nicht wahr sein!
Wieso hast du Saku sterben lassen?
Ich habe jetzt gerade echt Tränen in den Augen, weißt du das?
Warum?
Diese Frage schwirrt mir die ganze Zeit im Kopf herum
Das ist sowas von gemein
Zuerst war es ja ein Schock, dass Ita gestorben ist
Und ich fand es echt schlimm zu lesen, wie sie jeden Tag bei ihm saß
Und dann stirbt sie auch noch
Jetzt lebt Ita zwar, aber was bringt das jetzt?
Das ist so deprimierend
Ich hatte echt die Hoffnung, dass es ein Happy End wird
Naja, ich muss mich wohl damit abfinden *heul* *schnief*
Freu mich auf den Epilog
Finde aber schade, dass dies das letzte Kapitel war

Lg
xSasuSakux

P.S.: Ich wünsche dir ein frohes neues Jahr. Da sollte man sich lieber keine Morddrohungen anhören ;P
Von:  cherryxD
2010-12-29T21:42:21+00:00 29.12.2010 22:42
aslo ich fand das kapitel echt mega klasse, auch wenn ich rotz und wasser geheult hab!!
ich freu mich schon wahnsinnig auf das nächste kapitel, und bin gespannt ob sakura auch wirklich tot bleibt.
es wär echt mega klasse wenn die beiden noch zusammenkommen würden *in die Hände klatsch*
großes lob, und lass dir bitte nich zu viel zeit mit dem nächsten kapitel!!!! :D
Von:  vanii
2010-12-29T20:45:00+00:00 29.12.2010 21:45
wow
wirklich ein grandioses kapi muss ich sagen
es war sehr mitreißend und ziemlich traurig
du hast alles sehr haargenau beschrieben und auch die flucht ist dir sehr gut gelungen, zumal ich es schon sehr erschreckend fand, wie die leute die beiden angestarrt haben
ochje, die armen
und dann auch noch das ende
also wirklich, da ist mir ja zum heulen zumute und ich hoffe du lässt die ff trotzdem nicht so ausgehen
aufjedenfall bin ich sehr gespannt

glg

vanii
Von:  Sakuramausi1993
2010-12-28T23:47:14+00:00 29.12.2010 00:47
Hamma!!! Wirklich, wirklich gail!!!
Ich hab sogar geheult...
Aber bitte lass es nicht traurig enden das geht nicht...
Ansonsten super Story. Sogar eine meiner Lieblingsstories...
Von:  Sakuramausi1993
2010-12-28T23:46:39+00:00 29.12.2010 00:46
Hamma!!! Wirklich, wirklich gail!!!
Ich hab sogar geheult...
Aber bitte lass es nicht traurig enden das geht nicht...
Ansonsten super Story. Sogar eine meiner Lieblingsstories...
Von:  DonnerGloeckchen
2010-12-28T21:12:33+00:00 28.12.2010 22:12
Also diese geschichte ist endgeil, absolut genial.

Aber ich warne dich, wenn du sakura sterben lässt, gibbet ärger! Warum stirbt in jeder 2. ItaxSaku story einer der beiden?? Habt ihr schon mal was von happy end gehört... *grummel* bitte bitte...so kann es nicht enden!!!!

Und in fast jeder story hat er diesen herzfehler... 0.o Kann mir einer sagen was es damit auf sich hat??^^

Kurz: SUper tolle story bisher, aber ohne happy end wird sie meiner meinung nach total zerstört!

;) LG


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