Zum Inhalt der Seite

The Marauders 5

5. Schuljahr
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

ZAGs und andere Probleme

„Kannst du’s noch?“, fragte Lily, als sie mit Nika in der Bibliothek an einem Tisch saß und für Zaubertränke lernte.

„Ich kann gar nichts mehr.“, jammerte sie und stützte ihre Stirn auf ihren Händen ab.

„Das meinst du nur immer. Wie heißt der Trank mit dem man die Gestalt eines anderen annehmen kann?“

„Vielsaftdrank.“, murrte sie.

„Na also.“, lobte sie Lily.

„Das war ja auch einfach.“

„Die anderen Fragen sind nicht schwerer, glaub mir Nika. Es ist wahrscheinlich nur ’ne höflichere Formulierung und mit dem hast du ja noch nie Probleme gehabt.“

„Außer sie schreiben: Nennen sie die konstante Flüssigkeit, die dazu benötigt wird, um die äußerliche Hülle eines menschlichen Lebewesens genau nachzuahmen.“

„Und selbst damit hättest du keine Probleme.“, lachte sie.

„Das Lebensmotto von Lehrern ist wahrscheinlich: Wieso einfach, wenn’s auch kompliziert geht?“

„Nika.“, Lily verschränkte die Arme auf den Tisch und beugte sich zu ihr vor. „Reg dich ab, okay? Du kannst das. Wir haben schon vor Wochen gelernt und haben noch eine Woche Zeit. Andere fangen erst jetzt an zu lernen.“

„Aber auch nur, weil Chris uns zum Lernen angestiftet hat.“, entgegnete sie. „Und uns jetzt hängen lässt.“

Lily seufzte. „Vergessen wir das, okay? Ich will nicht mehr drüber reden bis die ZAGs vorbei sind. Das lenkt nur ab.“

„Schon passiert.“

Sie schlugen die Bücher wieder auf und lernten weiter, jeder für sich.

Lily las sich alles noch einmal flüssig durch, war sich aber sicher alles in- und auswendig zu können. Zumindest in Zaubertränke. Zauberkunst war auch einfach. In Verwandlung war sie sich sicher, dass McGonagall sie gut vorbereitet hatte und Verteidigung gegen die Dunklen Künste müsste, dank Professor Stricrude, auch kein Problem sein. Zaubereigeschichte war das schwierigste. Sie musste später noch herumfragen, wer noch ein paar Notizen hatte. Sie hatte nicht immer alles mitgeschrieben, weil sie sich bisher immer auf Chris verlassen konnte.

Kräuterkunde war eine reine Lernsache und Roxanne hatte ihr versprochen, ihr noch bei den praktischen Sachen zu helfen. Sie war Spezialistin, was Pflanzen anging und hatte ihr verraten, dass sie einen Raum kannte, in dem dutzende von Pflanzen zum Üben standen. Zwar fühlte sie sich bei Roxanne nicht immer ganz wohl, doch sie hatte zugestimmt. Roxanne hatte ihr irgendwie eine zu große Klappe und war viel zu verrückt und aufgedreht, als dass sie immer mit ihr klarkommen würde. Doch auf ihre eigene Art war sie auch total nett und sympathisch. Und ständig hatte sie andere Haare. Ihre normale Haarfarbe war blond, soviel sie von Danielle wusste, die ihr ständig ihre Haarfarben zusammenmixte, da sie ebenfalls ziemlich gut in Zaubertränke war.

„Wieso Geld ausgeben, wenn man sich seine Tönung selbst mischen kann?“, hatte sie gesagt, wandte ihre eigenen Kreationen aber nie selbst an. Danielle war immer blond und hatte lange, glatte Haare, die sie höchstens einmal zusammensteckte, oder zusammenband. Locken hatte sie nie und ihr Seitenpony schnitt sie sich immer wieder nach, wenn es zu lang wurde.

Die knallroten Haare gefielen Lily bis jetzt am besten an Roxanne. Vor allem, wenn sie die noch hochgesteckt hatte und einzelne, geflochtene Strähnen herunterhängen ließ. Was sie dann am nächsten Tag auch hatte, als sie sich mit ihr im Gemeinschaftsraum traf.
 

„Bereit dich von mir in die Hölle der Pflanzen bringen zu lassen?“, grinste sie als Lily die Treppen herunterkam.

„Mir ist jeden Mittel Recht, solange ich in Kräuterkunde nicht versage.“, seufzte sie. „Das einzige Fach, was ich überhaupt nicht kann. Ich kann meiner Mutter nicht einmal im Garten helfen, weil ich mich so dusselig anstelle.“

„Keine Panik, ich hab im Raum noch einmal nachgesehen, da sind alle Pflanzen, die wir durchgenommen haben. Wir gehen einfach alle durch, die im Buch stehen und schon hast du ein >E< in Kräuterkunde sicher.“, sie hackte sich bei ihr ein und verließ mit ihr den Gemeinschaftsraum.

„Wenn du meinst.“, dann erschrak sie etwas. „Ist es denn legal, den Raum zu betreten?“

„Legal?“, Roxanne lachte. „Was glaubst du, warum mich Professor Sprout einmal für zwei Wochen zum Sozialdienst eingewiesen hat?“

Sie wurde nervös, doch Roxanne zog sie einfach weiter die Treppen hoch und runter, bis sie im zweiten Stock angekommen waren. Sie ging einfach locker und gut gelaunt an den Schülern vorbei, während Lily ein Gesicht machte, als würde sie auf dem Weg zum Verbotenen Wald sein, wo sie ein paar Trolle erwarteten.

Plötzlich verlangsamte Roxanne ihre Schritte, sah sich um, ob auch kein Lehrer in der Nähe war, oder ein Schüler auf sie aufmerksam wurde, packte Lily an der Hand und zog sie in eine Nebentür, die sie sofort wieder hinter sich schloss.

Allerdings waren sie in noch keinem Raum angelangt, was Lily vermutet hatte, sondern standen in einem hell erleuchteten Korridor und Roxanne zog sie weiter.

„Jetzt kannst du Grimassen ziehen, wie du willst. Es ist kein Mensch in der Nähe.“, sagte sie. „Mann, beinahe dachte ich schon, du würdest uns verraten.“

„Tut mir Leid, aber ich war noch nie an einem verbotenen Ort. Was wenn uns Professor Sprout wieder erwischt?“

„Mein Gott, echt der Unschuldsengel in Person, was? Die wird uns nicht erwischen.“, antwortete sie locker. „Ich hab Sirius gefragt, was sie gerade macht und sie sitzt friedlich in ihrem Gewächshäuschen und kümmert sich liebevoll um ihre Fangzähnigen Geranien.“

„Und woher will Si- Black das wissen?“, fragte sie.

„Die haben so ihre Mittel, glaub mir.“, sagte sie und dann standen sie plötzlich auf einer Hängebrücke im Freien, von der man auf den See blicken konnte und die hinüber zu einem kleinen Turm führte, der umwuchert von Pflanzen war.

Sie blieben stehen und Roxanne lugte um die Mauer, bevor sie die Brücke betrat. Auf dem Gelände und auch sonst in der Nähe der Fenster, oder Türme war nirgends ein Lehrer oder Schüler zu sehen. Bis unter ihnen gerade Madam Hooch entlang schlenderte, unter dem einen Arm ein paar Besen und unter dem anderen einen Quaffel. Sie warteten bis sie unter der Brücke hindurch war und sich Richtung Quidditchfeld begab und dann packte Roxanne Lily wieder an der Hand und sie rannten über die Brücke, bevor sie jemand entdecken konnte.

Auf der anderen Seite angekommen, öffnete sie wieder eine Tür, die in den Turm führte, zog Lily hinein und schloss sie wieder. Sie standen jetzt oben auf einer steinigen Wendeltreppe und stiegen hinunter.

„Komm schon.“, drängte sie, als Lily kurz zögerte und sie folgte ihr dann nach unten. Selbst an den Wänden ragten schon Schlingpflanzen empor und als sie unten ankamen, staunte Lily nicht schlecht.

Der ganze Turm war voller verschiedener Pflanzen, von denen einige ganz still dastanden und andere sich wild umherbewegten. Die Fenster beleuchteten den gesamten Raum und alles leuchtete in verschiedenen Farben. Das ganze erinnerte sie irgendwie an den Turm von Dornröschen, nur dass hier noch bunte Blumen standen und nur wenig Dornen. Lily entdeckte jedoch auch eine Fangzähnigen Geranie und ihre wurde etwas mulmig, als sie auch noch eine Alraune entdeckte.

„Keine Panik, solange du keine lauten Geräusche machst, schreit sie nicht.“, versuchte sie Roxanne zu beruhigen, nachdem sie Lilys Blick bemerkt hatte, doch das beruhigte sie keineswegs.

„Okay, vielleicht ist es besser, wenn wir sie in den kleinen Nebenraum stellen.“, entschied sie sich und nahm die Alraune vorsichtig vom Tisch. „Hilfst du mir mal, die ist ziemlich schwer?“

Lily öffnete kurz die Tür, des kleinen Nebenraums, der vollkommen dunkel war und half ihr dann die Alraune hochzuheben und in den Raum zu stellen.

„Raus, raus, raus!“, drängte Roxanne und schloss schnell die Tür wieder.

„Wieso denn?“, fragte sie etwas erschrocken.

„Da drin ist absolut kein Licht. Und welche Pflanzen leben im Dunkeln?“

Lily zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“

„Mein Gott, das könnten die in den ZAGs abfragen. Teufelsschlingen. Zwar nur ein Ableger davon, aber, wenn die dich erwischt bist du dran.“, erklärte sie und ging dann durch den Raum, zwischen die ganzen Pflanzen hindurch. „Also? Wo fangen wir an?“

„Da drin ist eine Teufelsschlinge?“, wiederholte Lily fassungslos.

„Ja und ich musste mir eine Stunde lang einen Vortrag von Sprout über sie anhören, weil sie mich ja hätten >umbringen< können. Als ob sie nicht wüsste, dass ich genau weiß, wie man gegen Teufelsschlingen ankommt.“

„Und da traust du dich noch hierher?“, fragte sie wieder.

„Lily, reg dich ab. Du bist hier bei ’nem Profi. Meine Mum ist Spezialistin und führt einen ganzen Laden in der Winkelgasse.“

„Du hast ziemlich viel Mut, Hut ab.“, sagte sie beeindruckt. Wenn sie einmal erwischt werden würde und sich eine Stunde lang einen Vortrag über tödliche Pflanzen anhören müsste, würde sie sich nie wieder hierher wagen.

„Ich bin ja nicht umsonst in Gryffindor.“, grinste sie und klatschte dann in die Hände. Das allein hätte schon als Auslöser für den Schrei der Alraune gereicht. „So, fangen wir mit den gefährlichen Sachen an. Damit wir’s hinter uns haben und uns den leichteren Sachen zuwidmen können.“
 

„Ich schaff das nicht.“, regte Peter sich auf, als er mit Sirius den Schwebezauber übte und sie mit James, Remus, Sean und Michael im Raum der Wünsche saßen.

„Natürlich schaffst du das nicht, Wurmschwanz.“, sagte Sirius cool. „Du bist halt mal ein Versager.“

„Wie bitte?“, knurrte er wütend, während er den Zauberstab in der Hand hielt und das Tintenglas von James zersprang plötzlich und spritze schwarze Tinte herum.

„Hey! Das bezahlst du mir.“, beschwerte sich James und wischte sich mit dem Ärmel die Tinte aus dem Gesicht.

„Komm streng dich mal mehr an.“, sagte Sirius. „In den praktischen Prüfungen kannst du nämlich nirgends abschauen. Da ist Können gefragt.“

„Du kannst mich mal.“

„Hey.“, sagte Remus und sah auf die Karte des Rumtreibers. „Kann mal jemand von euch Roxy und Evans Bescheid sagen, dass sich Professor Sprout langsam auf den Weg macht?“

„Wieso Evans?“, fragte James verwirrt.

„Roxy hat sich heute mit ihr im Gewächsturm getroffen um für Kräuterkunde zu lernen.“, antwortete er nur.

„Ach echt?“, fragte er verwundert. „Cool, wenn sie eine von uns wird, kann ich sie vielleicht doch noch überreden mit mir auszugehen.“

„Träum weiter.“, sagte Sirius nebenbei und wandte sich wieder mit den Zauberstab an Peter.

„Ich sag ihnen Bescheid.“, sagte Michael und ging aus dem Raum.

„Weiß er überhaupt wo sich der Turm befindet?“, fragte James verwundert darüber.

Remus zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“
 

„Wann können wir eigentlich mal aufhören? Ich kann das Grünzeug langsam nicht mehr sehen.“, sagte Lily und ließ sich auf einen Holzstuhl fallen. Ihre Hände sahen furchtbar aus. Völlig zerschnitten, dreckig und zerkratzt.

„Eigentlich sind wir durch.“, sagte Roxanne. „Was willst du eigentlich von Beruf werden?“

„Ich? Keine Ahnung, ich weiß noch nicht genau -“, sie stockte, als sie etwas hörte.

Plötzlich kamen Schritte die Treppen hinunter und sie geriet in Panik, selbst Roxanne erschrak. Es waren leichte, schnelle Schritte, also konnte es die plumpe Professor Sprout nicht sein.

„Schnell versteck dich.“, zischte Roxanne und sie versteckten sich hinter den Pflanzen.

Jemand blieb weiter unten auf den Stufen stehen.

„Ich hab dich genau gesehen Roxy Grace! Aufstehen, sofort und eine Woche Nachsitzen!“, rief eine strenge Stimme.

Roxanne seufzte erleichtert, als sie die Stimme erkannte und selbst Lily war erleichtert.

„M.K. Was soll der Scheiß? Du hast uns zu Tode erschreckt.“, sagte Roxanne typisch und Kerima grinste hinterhältig.

„Ist ja auch überhaupt nicht auffällig, wenn ihr über die Brücke rattert.“

„Hat man uns gesehen?“, fragte Lily geschockt.

„Ich hab euch vom Fenster gesehen, ja.“, lachte sie und stieg die letzten Stufen herunter. Sie hatte plötzlich viel kürzere Haare, die ihr nur bis zu den Schultern gingen.

„Sag mal hast du dir die Haare geschnitten?“, fragte Lily und dann fiel ihr ein, dass das eigentlich eine überflüssige Frage war.

Kerima lachte. „Schon wieder vergessen, dass ich Metamorphmagus bin, was?“, sie ging zwischen die Pflanzen hindurch und strich einer über die Blätter. „Im Gegensatz zu Roxy brauch ich keine Tönungen und Mittel zum Haare färben.“

Roxanne sah sie beleidigt an. „Was machst du hier eigentlich?“

„Ich soll euch langsam abholen. Weil Professor Sprout nur noch drei Kapitel in ihrem Buch zu lesen hat.“

„Na dann. Wir sind sowieso fertig.“

Kerima ging zu Lily und murmelte ihr ins Ohr. „Ich würde mich nicht immer auf sie verlassen. Sie würde dich sogar in der Nacht hierher schleppen, obwohl sie genau weiß, dass hier Vampire leben.“

„Red keinen Stuss, M.K.“, sagte Roxanne, die sie genau gehört hatte. „Erzähl nicht immer Storys von wegen hier würden Vampire leben. Wo würden die denn bitte sein? Über uns, unter dem Dach hängen, oder was?“

Kerima schrie und zeigte hinter sie und Roxanne erschrak tatsächlich und drehte sich blitzschnell um, als eine Fledermaus über ihren Kopf flog. Sie knurrte wütend und beruhigte sich wieder, worauf Kerima sich vor lachen gar nicht mehr beruhigen konnte und die Fledermaus an ihr vorbei flog und sich kopfüber an die Decke hang.

„Du dusslige Kuh!“, beschwerte sich Roxanne und selbst Lily war erschrocken. „Ich hasse deine bekloppte Fledermaus!“

„Das ist deine?!“, fragte Lily entsetzt.

„Ja, meine kleine, schnuckelige Fledermaus.“, sagte Kerima kindlich und lachte immer noch, weil sie es liebte Roxanne damit zu erschrecken.

„Aber Fledermäuse vertragen doch so gut wie kein Sonnenlicht?“, meinte sie.

„Die hier schon.“, erklärte sie und streckte den Arm aus, worauf die Fledermaus herunterflog und sich kopfüber an ihren Unterarm hang. „Sie bringt mir sogar die Post. Praktisch, wenn man keine Eule hat.“

Wenn sie die dünnen, lederartigen Flügel ausbreitete, fand Lily es irgendwie grusselig, aber wenn sie sich so das Gesicht der Fledermaus ansah, sah sie total süß aus, mit ihren großen Ohren, der langen Schnauze und den wuschligen Fell. Trotzdem würde sie sich nie im Leben eine Fledermaus als Haustier anschaffen.

„Also, gehen wir?“, fragte Kerima dann, während sie mit ihrer Fledermaus herumspielte, die sich auch mit den kleinen Krallen, an den Flügeln ans sie ranklammerte und herumkletterte.

„Ja.“, grummelte Roxanne. „Aber schaff mir dieses Ding aus den Augen.“

„Waah.“, machte sie grusselig und ging auf Roxanne zu, die daraufhin die Treppen nach oben lief.

„Weg damit!“, rief sie panisch.

Kerima lachte und deutete dann Lily an mitzukommen.
 

Am Abend vor den Prüfungen, saßen sie beim Abendessen und redeten fast kein Wort. Ein paar hatten sogar noch die Bücher auf den Tischen liegen und versuchten noch ein wenig zu lernen. Nur wenigen gelang es, aber James und die anderen versuchten es erst gar nicht mehr.

„Wir haben echt genug gelernt.“, meinte Remus.

„Ich hab Kopfweh.“, jammerte Sirius und legte den Kopf auf den Tisch, gerade so, dass er nicht in seinem Essen landete.

„Du warst aber auch fleißig, Tatze.“, meinte James gespielt mitfühlend. „Aber keine Panik, wenn dich die Prüfer hart drannehmen wird schon alles gut gehen. Dich muss man eben erst unter Druck setzten, bevor du mal was fertig bringst.“

„Krone.“, sagte Sirius genervt. „Ich weiß, dass wir Rumtreiber noch nie viel Wert auf diese Tätigkeit gelegt haben, aber könntest du freundlicherweise deine Klappe halten?“

„Wenn’s dich stört.“, meinte er nur lässig und aß weiter.

Plötzlich hörten sie einen kurzen, spitzen Schrei vom etwas weiter vorne vom Tisch und sie merkten, dass es Chris war, die erschrocken ihre Gabel fallen gelassen hatte. Sie starrte zur Tür und auch die Jungs wandten ihren Blick dorthin. Professor Dumbledore war aufgestanden und unterhielt sich gerade mit ein paar altehrwürdigen Hexen und Zauberern.

„Vermutlich die Prüfer.“, meinte Remus.

„Ja, glaub ich auch.“, stimmte Sean zu.

Sie waren allesamt gut drauf, kam es James vor, denn Dumbledore machte wie üblich seine Späße und unterhielt sich gut mit den Hexen und Zauberern, die sogar älter als er aussahen.

„Wo warst du eigentlich vorhin?“, fragte Remus James.

„Im Umkleideraum der Quidditchspieler. Ich hab mein Buch beim letzten Training da vergessen.“, antwortete er und fuhr sich durch die Haare. Vor lauter Nervosität, war er ganz verschwitzt und seine Haare legten sich schon wieder flacher hin, als sie es sollten. „Sean, wie kommst du eigentlich darauf, noch eine Woche vor den Prüfungen zu trainieren?“

„Genau einen Tag nach den Prüfungen ist das Spiel gegen Ravenclaw und ich hab keine Lust zu verlieren.“, sagte er gelassen und aß weiter.

„Na dann.“, sagte James und haute auf den Tisch, bevor er Sirius und Remus ansah, die ihm gegenüber saßen. „Gehen wir hoch?“

Nachdem sie mit dem Essen fertig waren stimmten sie zu.
 

„Sollen wir dir noch Beruhigungstabletten holen, bevor wir nach oben gehen?“, fragte Lily Nika, die jetzt schon nervös wirkte.

„Ach quatsch, so schlimm ist es auch nicht.“, redete sie dagegen und aß zu Ende.

Lily war sich da nicht so sicher. Nika war bei den Tests immer ziemlich nervös und schließlich ging es hier um die ZAGs die zum Teil ihr Berufsleben entschieden. Sie wusste zwar nicht wie weit ihre Prüfungsangst gehen konnte, doch riskieren würde sie es nicht.

„Sicher?“

„Ja, na klar.“, sagte sie fest. „Komm mal wieder runter, Lily. Ich krieg das schon hin. Ich brauch nicht irgendwelche Beruhigungstabletten.“

„Na gut, wenn du meinst.“, sagte sie locker und stand dann auf. „Gehen wir?“

„Ja.“, sie stand ebenfalls auf und folgte ihr.

Chris sah ihnen hinterher und blieb mit Absicht noch eine Weile bei Noreen sitzen.
 

Im Gemeinschaftsraum angekommen erschraken sie etwas, da noch einige am Üben und Lernen waren. Lily deutete Nika an, sie solle schon einmal hochgehen, da sie noch ihr Verwandlungsbuch am Kamin holen musste. Sie tat es und Lily ging zur Couch und entwich gerade noch so einem Zauber von Jeanette.

„Oh, sorry Lily!“, rief sie.

Sie winkte ihr nur und entdeckte dann ihr Buch. Kathy saß daneben und starrte ins Leere, während sie mit einer Hand ständig über die Flamme der Kerze fuhr, die dabei immer wieder aus und wieder anging.

„Kathy?“, fragte Lily und sie sah sie an.

„Was ist?“

„Sah aus als ob du meditierst.“, lachte sie und Kathy tat es ihr nach.

„Ich war nur in Gedanken.“, antwortete sie und zündete die Kerze mit einer letzten Handbewegung wieder an.

„Kommst du mit nach oben?“

Sie seufzte und stand auf. „Klar.“

Sie versuchten sich durch die ganzen Zauber zu schlängeln und passten auf, dass sie keinen davon abbekamen.

„Ich geh hoch, Jeanette. Gute Nacht.“, rief Kathy noch und Jeanette grinste ihr nur zurück, während Roxanne versuchte ihr einen Zauber aufzuhetzen, was ihr jedoch nicht gelang.

Lily kam es vor, als läge sie noch Stunden wach, doch sie sah nicht auf die Uhr. Als erstes hatten sie morgen Zauberkunst. Zuerst die theoretische Prüfung und dann die praktische. Sie war aufgeregt, aber nachdem Nika sich jede Minute auf eine andere Seite drehte, glaubte sie, dass sie noch mehr Schwierigkeiten hatte einzuschlafen. Erst eine halbe Stunde nachdem sie ins Bett gegangen waren, kam Chris ins Zimmer und legte sich ohne ein Wort zu sagen hin. Es war blöd, dass sie ausgerechnet jetzt stritten. Jetzt wo sie vielleicht für die Prüfungen mehr gegenseitige Unterstützung brauchten, als sonst.
 

Beim Frühstück herrschte ziemlich Anspannung. Keiner der Fünft- und Siebtklässler, die ihre UTZe ablegten, redete. Lily warf dauernd einen Blick zu Chris, die wieder bei Noreen saß und noch einmal den Stoff durchlas. Nika versuchte einigermaßen zu essen, kam jedoch nicht dazu, weil sie ständig etwas umstieß und aufwischen musste.

„Nika, ganz ruhig.“, sagte sie und lächelte, als sie ihr Glas gerade noch auffing.

„Ich bin ruhig.“, log sie. „Siehst du das nicht? Ich bin die Ruhe selbst. Ich bin entspannt und locker. Ein meditierender Mönch hätte es nicht besser machen können.“

„Schon klar.“, sagte Lily und beachtete sie nicht weiter, während sie neben sich noch ihr Zauberkunstbuch aufgeschlagen hatte und ein paar Seiten überflog, genau wie Nika.

Als sie fertig waren mit Frühstücken, warteten die Fünft- und Siebtklässler in der Eingangshalle darauf wieder in die Große Halle gerufen zu werde, während die anderen Schüler in den normalen Unterricht gingen. Es war heiß und sie schwitzen und als sie um halb zehn dann aufgerufen wurden, waren sie umso erleichterter wieder in den kühlen Schatten zu dürfen.

Sie waren überrascht, als sie die Halle betraten. Die vier Haustische waren verschwunden und stattdessen standen viele Einzeltische da, die alle auf den Lehrertisch am Kopf der Großen Halle ausgerichtet waren. Professor McGonagall stand vorne und wartete bis sich alle gesetzt hatten. Auf dem Tisch neben ihr lagen Ersatzfedern, Tintenfässer und Pergamentrollen und auch ein Stundenglas, dass sie umdrehte, sobald alle einen Platz hatten. „Sie dürfen anfangen.“

Alle drehten ihre Prüfungsblätter um und schrieben los.

1. Frage: a) Nennen Sie die Beschwörungsformel und b) beschreiben Sie die Zauberstabbewegung, die erforderlich ist, um Gegenstände fliegen zu lassen.

James runzelte die Stirn und fand diese Fragen ziemlich einfach. Es war im Allgemeinen nichts anderes als eine Zusammenfassung aller Tests, die sie in dem Jahr geschrieben hatten. Ein paar Kleinigkeiten waren ihm vielleicht entgangen, aber im Großen und Ganzen lief es ganz gut. Ab und zu warf er einen Blick zu den anderen, doch Sirius saß vier Tische hinter ihm und es war schwer sich umzudrehen, ohne bemerkt zu werden. Lily saß schräg vor ihm, was ihn wieder aufmunterte, weil er sie genau beobachten konnte. Sie hatte sich die Haare zusammengebunden und sah, verschwitzt wie sie war, irgendwie hübsch aus.

Lily warf einen Blick neben sich zu Roxanne und stellte fest, dass sie schon wieder blond war. Vermutlich passte es ihr besser, wegen der Hitze. Allerdings hatte sie wieder diese hübsche hochgesteckte Frisur, die weniger langweilig aussah, als die dünnen, hüftlangen, offenen Haare.

22. Frage: Nennen Sie den Gegenzauber für Schluckauf.

Den hatte sie, wenn sie recht darüber nachdachte noch nie ausprobiert. Und sie hing eine Weile, bis sie sich wieder daran erinnerte, wie Chris ihn angewandt hatte, als Nika sie mit Absicht mit ihrem Schluckauf nerven wollte. Apropos Nika, wo war sie überhaupt? Ein paar Tische neben ihr. Ziemlich gestresst und Nägel kauend. Diese blöde Angewohnheit von ihr, die sie seit einem Jahr versuchte loszuwerden. Lily seufzte, strich eine lose Haarsträne hinters Ohr und wandte sich an Frage 23.
 

„Was ist passiert?“, fragte Nika, als sie in der Pause nach draußen gingen.

„Du hast gerade Zauberkunst geschrieben.“, antwortete Lily.

„Und dann?“, fragte sie wieder und stellte sich dumm.

„War’s vorbei.“, Lily lächelte. „Wie ging’s dir?“

„Ich weiß es nicht.“, jammerte sie und wagte es nicht, sich die Fragen noch einmal anzusehen. „Ich glaube ganz gut.“

„Natürlich lief es gut.“, ermutigte sie sie. „Du bist doch gut. Das wird schon, du wirst sehen.“

Nika seufzte schwer und gleich darauf kam Alice angerannt und fragte sie über die Prüfungen aus, wie es gelaufen sei.

Sie setzten sich auf eine Mauer am See und genossen es im Schatten zu sitzen, um noch etwas zu üben. Nika nahm einen Schluck aus ihrer Wasserflasche und mit einem Mal spuckte sie wieder alles aus und verschluckte sich. Lily klopfte ihr auf den Rücken, während sie hustete und sah Alice verwundert an.

„Ist das Chris?“, krächzte Nika und wischte sich eine Träne aus dem Auge.

Lily und Alice warfen einen Blick nach links, wo Chris gerade am Ufer entlangging. Und zwar nicht allein, sondern mit einem dunkelhaarigen Jungen, den sie vom Quidditch kannten.

„Das ist doch dieser Hüter aus Ravenclaw.“, meinte Alice. „Er ist in eurem Jahrgang.“

„Ich weiß, wer er ist.“, fauchte Nika. „Mir ist bloß nicht klar, warum er mit Chris ’nen hübschen Spaziergang am See macht.“

„Ach, ich kann’s mir vorstellen.“, grinste Alice.

„Also hat sie doch nicht gelogen.“, sagte Lily.

Nika schnaubte verächtlich. „Du weißt doch überhaupt nicht, ob sie zusammen sind. Er könnte genauso gut auch nur mit ihr lernen wollen, weil sie so ne Streberin ist. Vermutlich lässt er sich ein paar Tipps geben.“

„Oder sie lässt sich Tipps von ihm geben.“, sagte Alice. „Soviel ich gehört habe, soll er wahnsinnig intelligent sein.“

„Die Ravenclaws sind alle Streber.“, knurrte sie.

„Also echt mal, Nika. Wieso sollte Chris sich halb kaputt lachen, während sie so dahinschlendern, wenn sie doch lernen will?“, meinte sie. „Weil sie zusammen sind.“

„Sind sie nicht.“, widersprach sie und trank einen Schluck Wasser.

„Sind sie doch.“

„Sind sie nicht.“

„Sind sie doch.“

„Sind sie nicht!“

„Okay. Der Klügere gibt nach.“, seufzte Alice.

„Halt die Klappe, Ritch.“, zischte sie.

„Hier.“, Lily drückte ihr was in die Hand. Und es war ihre goldene Kreuzkette, die in der Mitte einen kleinen roten Stein hatte.

Nika sah sie irritiert an.

„Als Glücksbringer. Ich leih sie dir.“, erklärte sie. „Die hat mir ständig Glück gebracht, weil es genau die Farben von Gryffindor sind. Meine Mum hat sie mir geschenkt.“

„Hey, Lily, die kann ich nicht annehmen. Später versaust du wegen mir noch die ZAGs.“, sagte sie.

„Keine Panik. Ich krieg die auch so hin. Ich hab noch meine Armreifen. Die hat sie mir dieses Jahr zum Geburtstag geschenkt.“, sie nahm Nika noch einmal die Kette aus der Hand und machte sie ihr um den Hals. „Und denk an mich, wenn du ’nen Schwebezauber machst.“

„Klar.“, grinste Nika und umarmte sie fest. „Meine aller, aller, aller beste Freundin. Hab ich dir das schon mal gesagt?“

„Ja. Mindestens hundert Mal.“, lachte sie und sie flogen beinahe von der Mauer, während sie an einem halben Lachanfall starben.
 

Sie aßen alle zusammen Mittag, während die vier Haustische wieder da waren. Doch danach mussten die Fünftklässler in eine kleine Kammer, neben der Großen Halle und übten dort noch ein wenig, während kleine Schülergruppen in alphabetischer Reihenfolge aufgerufen wurden, um ihre praktischen Prüfungen abzulegen.

„Mann, während ich da drin versuche was Ordentliches zu Stande zu bringen, könnt ihr noch seelenruhig warten und -“

„… uns langweilen.“, schloss James Sirius’ Satz und fuhr sich wieder durch die Haare.

„Schon mal was von einem Kamm gehört?“, fragte Remus locker und sah ihn an.

„Noch nie. Du etwa?“, fragte er zurück und stellte sich blöd.

„Stichpunktweise.“

Peter schien ziemlich nervös zu sein und wippte auf den Fersen auf und ab, während James sich zu Tode langweilte und sich an Remus’ Schulter lehnte, bis sie aufgerufen wurden.
 

„Übertreiben brauchen die’s auch nicht.“, murmelte Chris Lily zu, als sie die Jungs beobachtete.

„Wen wir deine überflüssigen Kommentare hören wollen, fragen wir danach, okay?“, sagte Nika mürrisch.

„Nika reg dich ab.“, sagte Lily und war es allmählich Leid, dass sie nich in Ruhe mit Chris reden konnte, ohne das Nika gleich sauer wurde.

Chris war ihr nur einen genervten Blick zu, während Nika vollkommen steif durch den Raum ging und total verzweifelt schien. Selbst Lily war nervöser, als sie sonst bei Prüfungen war und atmete mehrmals tief durch. Als sie ebenfalls einen Blick zu den Jungs warf, bemerkte sie, dass diese überhaupt nicht nervös schienen, bis auf Peter, der auf seinen Nägel kaute, wie es auch Nika machte. Nur fand sie, dass es bei ihr immer noch eleganter aussah, als bei ihm.

„Ich krieg das nicht hin.“, murmelte Nika und hüpfte auf und ab. „Ich krieg das nicht hin, ich krieg das nicht hin, ich krieg das nicht hin.“

„Ganz ruhig, Nika, das wird schon.“, sagte Lily.

Nachdem die ersten Gruppen bereits gegangen waren, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie dran war. Doch umso schneller sie es hinter sich hatten, umso besser ging es ihnen.

Nika kam wieder zu ihr, als sie ein paar Mal durch den Raum gegangen war und atmete schwer.

„Ich krieg keine Luft.“, flüsterte sie und fächelte sich Luft zu.

„Das ist die Hitze. Tief durchatmen.“

Sie tat es, doch es brachte nichts, dann ging die Tür erneut auf und Professor Flitwick trat hervor.

Nika packte Lilys Hand und zerquetschte sie beinahe.

„Au.“

„Ich pack das nicht.“, sagte sie mit erstickter Stimme und versuchte einzuatmen, was ihr etwas misslang.

„Nika, wehe du hyperventilierst jetzt.“, sagte Lily nervös.

„Black Bellatrix, – Black Sirius, – Blake Nikada, …“, rief Professor Flitwick.

„Nein.”, sagte Nika eilig und klang noch panischer. „Nein, nein, nein, nein, nein. So viel Pech kann ein Mensch doch gar nicht haben.“

„Nika, das ist nichts Neues, das Black neben dir im Alphabet steht. Also krieg dich wieder ein, bleib ruhig und verbock jetzt nicht die Prüfungen. Du kannst alles. Du kannst jeden Zauber in- und auswendig. Vergiss nicht, ich hab mir dir alles gelernt und du kannst alles.“

„Wenn ich alles könnte, wäre ich ein Streber, aber das bin ich nicht. Ich bin bekannt dafür verrückt zu sein. Komplett übergeschnappt, also bin ich geliefert. Ich kann gar nichts.“, sagte sie furchtbar schnell, dass nicht einmal Lily es schneller herausgebracht hätte, selbst wenn sie es geübt hätte.

„Miss Blake?“, sagte Professor Flitwick und lächelte aufmunternd. „Kommen Sie bitte? Nur keine falsche Scheu.“

Nika stieß ein ungläubiges und gekünsteltes Lachen aus. „Der hat leicht reden.“

„Mein Gott, stell dich halt an.“, sagte plötzlich Sirius, packte Nika am Handgelenk und schleifte sie mit sich zur Tür.

„BLACK!“, schrie sie hysterisch und wehrte sich heftig gegen seinen Griff. „Nimm deine hässlichen Finger von mir, du mieser, dreckiger, arroganter Reinblüter!“

Sie strampelte wie wild um sich, doch Sirius griff sie mit beiden Händen und zerrte sie vor sich zur Tür.

„Ich schaff das schon.“, sagte Sirius angestrengt zu Professor Flitwick, als sich Nika mit aller Gewalt am Türrahmen festklammerte.

„NEIN!“, schrie sie und ließ nicht locker. „Neihein!“

Sirius schlang die Arme um ihren Bauch und hob sie von der Tür weg in den Raum, bevor Flitwick die Tür hinter ihnen schloss und Stille einkehrte.

Lily atmete vollkommen fertig aus und war froh, dass die Show vorbei war. James, Remus und Peter starrten bewegungslos auf die Tür und für einen Moment sahen sie alle anderen etwas erschrocken an, als würden sie glauben, Lily würde ihnen das erklären können, doch sie grinste nur verlegen und drehte sich weg von der Menge. Das war das Peinlichste was Nika jemals gemacht hatte und selbst Chris schien sich dafür zu schämen und fuhr sich durchs Haarpony.

Den Rest der Wartezeit verbrachte sie stillschweigend in der Ecke und ab und zu warfen sie und Chris sich ein paar aufmunternde Blicke zu. Selbst wenn sie verstritten waren, glaubte Lily, dass Chris innerlich hoffte, dass Nika es überstehen wird und auch Lilys Gedanken waren nur bei ihr. Vielleicht hätten sie Professor Slughorn oder Madam Pomfrey doch fragen sollen, ob sie ein Beruhigungsmittel für sie gehabt hätten.

„Ziemlich coole Show, muss ich schon sagen.“, sagte dann auf einmal James und lehnte sich neben sie an die Wand. „Hätte nie gedacht, dass Blake so ausrasten kann.“

„Hätte nie gedacht, dass Black sie in den Raum zerren könnte.“, entgegnete sie.

„Tja, Sache gibt’s.“, seufzte er.

„Was willst du?“, fauchte sie dann.

„Darf ich denn nicht einmal hier stehen?“

„Nein.“

„Mann Evans, wenn’s um das geht, was ich im Korridor zu Leila gesagt habe, nehm ich’s zurück, okay? Du bist nicht langweilig.“

„Ach, auf einmal?“, fragte sie gereizt und wollte von ihm weggehen, doch er ging ihr hinterher.

„Ich find dich echt nicht langweilig. Das hab ich nur gesagt, damit Leila keinen Punkt kassiert. Komm schon krieg dich wieder ein und rede mit mir.“

Sie drehte sich zu ihm um. „Ich habe, ehrlich gesagt, noch nie wirklich mit dir geredet und ich habe es auch in Zukunft nicht vor.“

„Na ja, immerhin hast du mich schon mehrmals angeschrieen, weil ich Snape ein Bein gestellt habe, oder so, aber das hat nach deiner Aktion auch aufgehört und jetzt wird’s langweilig.“

„Na das passt doch! Ich bin langweilig! Dein Pech. Ich könnte dich auch so noch anschreien. Geh mir aus den Augen.“, zischte sie.

„Gehst du mit mir aus?“, fragte er lässig.

„Nein!“, schrie sie und drehte sich weg.

James grinste und ging auf Remus zu. „Siehst du? Ich hab dir ja gesagt, sie kann genauso ausflippen wie Blake.“

Remus verdrehte die Augen und dann wurden die nächsten aufgerufen.
 

Als Lily dran war, kam sie zu Professor Marchbanks. Sie war sehr freundlich gewesen und hatte zu ihr gesagt, sie hätte großes Talent, was sie noch mehr aufgebaut hatte. Sie hatte keinen einzigen Fehler gemacht und danach hatte Professor Marchbanks freudig in die Hände geklatscht. Die talentierteste Schülerin, die sie in Zauberkunst gehabt hatte, hatte sie zu Lily gesagt und nachdem sie fertig war, ging sie sofort nach draußen und suchte Nika, die sie erst nach einer Weile am Ufer des Sees fand. Sie stand gerade barfuß im Wasser und wusch sich die Arme ab.

„Nika, was machst du da?“, fragte sie verwundert als sie sich angewidert schüttelte.

„Er hat mich angefasst.“, rief sie und Lily lachte darauf, weil sie genau wusste, dass sie Sirius meinte.

„Wie ist es gelaufen?“

„Gar nicht schlecht.“, sagte Nika zufrieden. „Überhaupt nicht schlecht. Ich hab nur den Färbezauber verpatzt, aber sonst. Wie ging’s bei dir?“

„Spitzenmäßig.“

„War ja klar. Zauberkunst.“, sagte Nika typisch.

Das Gelände war völlig leer und ruhig. Da alle anderen noch im Unterricht waren, bis es zu Pause läutete und der Rest ihrer Klasse noch bei den Prüfungen war. Die einzigen die hier waren, waren die Siebtklässler - unter ihnen auch John Stamos, Kerimas Freund - und diejenigen die ihre Prüfung schon hinter sich hatten.

Sie warteten noch eine Weile bis es läutete und die anderen zu ihnen kamen und brachten dann ihre Schulsachen in die Zimmer, bevor sie sich einen schönen Tag machten. Morgen war Pflege Magischer Geschöpfe angesagt – das einzige Fach, bei dem Nika nicht nervös war – und übermorgen Zaubertränke. Beides klappte gut und Wahrsagen war etwas in die Brüche gegangen, doch dieses Fach brauchte sie nicht unbedingt. Für das vorletzte Fach war Verteidigung gegen die Dunklen Künste angesagt und dafür musste sie am Abend noch viel üben und lernen. Professor Stricrude hatte sie zwar gut vorbereitet, doch war dieses Fach keines der leichtesten. Zauberkunst hatte ihr einfach nur gelegen und war eines ihrer Lieblingsfächer.

Wieder warteten sie in der Eingangshalle und vertraten sich die Füße, bis sie in die Große Halle gerufen wurden.

Lily schrieb soviel ihr einfiel und die Fragen waren eindeutig schwerer als die von Zauberkunst, oder Astronomie. Sie waren eigentlich wie die in Zaubertränke, welche auch nicht gerade einfach gewesen waren. Sie hatten echt Glück, dass sie in diesen beiden Fächern so gute Lehrer hatten.

James warf einen Blick auf Lily und dann auf seinen Fragebogen, dann wieder auf Lily und wieder zurück. Sie war sauer auf ihn, das verstand er ja. Aber gleich so zickig, dass sie die letzten zwei Wochen kein Wort mit ihm geredet hatte. Selbst als er Jason White verhext hatte, hatte sie das nicht interessiert und war nur dagestanden und hatte mit ihren Freundinnen geredet. Sie behandelte ihn wie Luft und dagegen musste er mal was tun. Er las sich seine Antworten noch einmal durch, gähnte und fuhr sich durch die Haare. Diese Fragen waren echt einfach. Es gab nicht eine, die er nicht wusste. Er blickte noch einmal zu Professor Flitwick, der durch die Reihen ging und drehte sich dann nach hinten, als die Luft rein war.

Sirius hatte seinen Blick bemerkt und regte grinsend die Daumen, als Zeichen, dass es ihm gut gegangen war. Er war anscheinend längst fertig, denn er kippelte mit dem Stuhl nach hinten und sah sich im Raum um.

James drehte sich wieder nach vorne, als Flitwick wieder kam und versuchte einen Schnatz auf dem Schmierblatt zu zeichnen. Wenn sie sich nur einmal umdrehen würde. Doch Lily schien mit VgddK etwas mehr Probleme zu haben, als in anderen Fächern. Leila machte einen ziemlich mürrischen und gelangweilten Ausdruck. Er wusste, dass sie dieses Fach hasste. Es war sein Lieblingsfach und ihr Hassfach, vielleicht hatten sie doch nicht so gut zusammen gepasst, wie er geglaubt hatte.

Währenddessen beobachtete er weiter andere Schüler und schrieb Lilys Initialen aufs Schmierblatt.

Ihm war langweilig und er konnte nur noch hoffen, dass die Zeit bald vorbei ist.

„Federn weglegen bitte!“, rief Professor Flitwick und sammelte mit einer Zauberstab Bewegung die Blätter ein.

Lily seufzte erleichtert, stand auf und erschrak dann, als es Professor Flitwick rücklings nach hinten warf. Einige lachten und zwei halfen ihm wieder auf die Beine.

„Zu großer Papierstapel, was?“, grinste Nika und kam zu ihr rüber.

„Bei der Größe.“, Lily hackte sich bei ihr ein und sie marschierten nach draußen.

„Gott sind wir gemein.“

Sie lachten und gingen wie üblich zum See.

„Hey wartet!“, rief Noreen und kam hinterher. Zu ihrer Verwunderung auch Chris.

„Ich will die nicht dabei haben.“, sagte Nika mürrisch und ging einfach weiter.

„Ganz ruhig, okay?“, sagte Chris genervt. „Du musst ja nicht mit mir reden.“

„Das tu ich auch nicht, keine Sorge.“, maulte sie zurück und Noreen und Lily hielten sie jeweils auseinander und gingen ans Ufer.

James und Sirius warteten in der Eingangshalle noch auf Remus und Peter, die noch gezögert hatte.

„Wo sind Sean und die anderen?“, fragte James verwundert.

„Die gehen hoch in den Gemeinschaftsraum und legen ihr Zeug ab. Sie kommen gleich nach.“, antwortete Remus und Peter torkelte hinterher.

„Hey, Wurmschwanz, was ist los?“, sagte James.

„Er hat’s verbockt.“, antwortete Remus wieder.

„Ah ja?“, sagte er gelassen. „Blöd gelaufen was?“

„Ach haltet die Klappe.“, murmelte er niedergeschlagen.

„Hat dir Frage zehn gefallen, Moony?“, fragte Sirius grinsend und sie gingen weiter.

„Erste Sahne.“, antwortet Remus vergnügt. „Nennen Sie fünf typische Merkmale eines Werwolfs. Klasse Frage.“

„Glaubst du, du hast alle Merkmale zusammengekriegt?“, fragte James künstlich besorgt.

„Ich glaub schon.“, entgegnete er ernst und zählte mit den Fingern auf. „Erstens: Er sitzt auf meinem Stuhl. Zweitens: Er trägt meine Klamotten. Drittens: Sein Name ist Remus Lupin.“

Peter war der Einzige der nicht lachen konnte.

„Ich hab die Schnauzenform, die Pupillen und die buschige Rute. Mehr ist mir nicht eingefallen.“

„Wie kann man nur so doof sein, Wurmschwanz?“, sagte James. „Da rennst du einmal im Monat mit einem Werwolf rum -“

„Schrei doch nicht so.“, warnte Remus, als ein paar sie schon misstrauisch ansahen.

„Die kriegen dein kleines, pelziges Problem schon nicht mit, okay?“, sagte er, während sie Richtung See gingen zu der Buche an der sie immer sitzen.

„Ja, trotzdem würde ich an deiner Stelle aufpassen.“, sagte er. „Immerhin hat Stricrude es auch herausgefunden, weil ihr euch verplappert habt.“

„Das mit dem kleinen Hündchen, weiß er schon länger, Moony. Nur das mit dem Animagi hat sich verplappert.“, entgegnete er.

„Also ich finde, die Fragen waren im Grunde ein Witz.“, sagte Sirius und wechselte wieder das Thema. „Würd mich überraschen, wenn ich nicht mindestens ein >Ohnegleichen< dafür krieg.“

„Ja, mich auch.“, sagte James und zog plötzlich einen sich sträubenden Schnatz aus seiner Tasche, der in der Sonne gold blitzte.

„Wo hast du den her?“

„Geklaut.“, antworte er lässig und ließ den Schnatz dann los fliegen, bevor er ihn wieder fing und sie setzten sich in die Wiese unter der Buche im Schatten.

„Lass das bloß nicht Sean sehen, der bringt dich um.“, sagte Sirius.

„Den hab ich jetzt schon die ganzen zwei Wochen mit mir rumgeschleppt und er hat’s nicht gemerkt. Das war mein Glücksbringer.“

Während er ihn ständig wieder wegflattern ließ und kurz danach wieder fing, sah ihm Peter ehrfürchtig zu. Sirius interessierte das nicht und ließ sich ins Gras fallen, während Remus sein Verwandlungsbuch aufschlug und noch lernte.
 

„Was hat McGonagall gesagt. Heute zwei Stunden theoretische Prüfungen und morgen dafür praktisch?“, fragte Lily und verzog das Gesicht.

„Ja so in der Art.“, antwortete Chris und watschelte barfuß im Wasser umher. „Wir schreiben jetzt dann noch Verwandlung und morgen haben wir dafür die zwei praktischen Prüfungen in VgddK und Verwandlung.“

„Interessant. Die ZAGs sind echt kompliziert. Das mit Astronomie und Zaubereigeschichte war auch so ein durcheinander.“

„Was willst du denn in Geschichte praktisches machen?“, fragte Nika und spritze mit Absicht Chris an, die sie mürrisch ansah. „Ein Interview mit einem Kobold führen und fragen: Entschuldigen Sie bitte, Mr Kobold, aber was war denn der Anlass der Koboldaufstände im Jahr, was weiß ich?“

Lily lachte und schüttelte den Kopf, während sie vom Steg aus, die Füße ins Wasser hängen ließ.

Als sie nach hinten sah, entdeckte sie die Jungs und seufzte genervt. Dann blitze etwas auf und Lily erkannte den Schnatz. Sie erschrak. Was machte James mit dem Schnatz? Hatte er ihn von der Kiste mit den Bällen geklaut? Die hatten doch echt nur Blödsinn im Kopf.

„Lily.“, sagte Nika in einem leiernden Ton.

„Ja?“

„Potter hat den Schnatz geklaut.“

„Ich weiß.“, antwortete sie lahm und sah wieder auf den See.

„Volltrottel.“

„Kannst du laut sagen.“

„Rutsch nicht aus, Noreen.“, sagte Nika sarkastisch und stellte ihr ein Bein, worauf Noreen bäuchlings nach vorne ins Wasser klatschte. Sie lachten laut los und Noreen stand tropfnass wieder auf.

„Das kriegst du zurück, Nika.“

„Nein!“, rief sie immer noch lachend, rannte weg und kletterte auf den Steg.

„Bleib stehen!“

„Ich gebe auf! Bitte!“, lachte sie und hielt Noreen von sich weg, die sie ins Wasser schubsten wollte.

„Hört auf so rumzuspritzen, ich bin sowieso schon nass genug und ich will mich nicht noch umziehen müssen, bevor Verwandlung ist.“, lachte Lily und ihr kamen bereits Lachtränen.

„Und wegen dir, darf ich jetzt meine anderen Sachen anziehen.“, sagte Noreen mürrisch und schubste Nika leicht, die sich immer noch kaputtlachte. Chris verdrehte nur typisch die Augen.
 

James beobachtete immer noch Lily. Wieso er plötzlich so an ihr hang, wusste er nicht. Seit sie sich so verändert hatte und selbstsicherer geworden war, wollte er öfter mit ihr reden, seien es auch nur Streitereien. Wenigstens hatte er schon ihre Aufmerksamkeit. Sie sah öfter her und er grinste, was sie von so weiter Ferne wahrscheinlich nicht bemerkte. Er fing den Schnatz noch einmal und Peter jubelte.

„Steck ihn doch endlich mal weg.“, sagte Sirius genervt, ohne ihn anzusehen. „Oder Wurmschwanz macht sich vor Aufregung noch nass.“

„Wenn’s dich stört.“, sagte er nur und steckte den Schnatz wieder ein, ohne den Blick von Lily abzuwenden.

„Mir ist langweilig.“, stöhnte Sirius und richtete sich wieder auf den Ellenbogen auf. „Wenn doch nur Vollmond wäre.“

„Schön wär’s.“, sagte Remus sarkastisch und warf ihm das Buch entgegen. „Wir haben heute noch Verwandlung und wenn dir langweilig ist, kannst du mich ja abfragen.“

Sirius warf das Buch wieder zurück und schnaubte. „Ich muss mir diesen Kram nicht anschauen, ich kann das alles.“

James sah nach hinten und entdeckte dann plötzlich Snape, der über ihnen sein Zeug zusammenpackte und aufstand. Ihm war ebenfalls langweilig und er brauchte jetzt Unterhaltung.

„Das wird dich aufmuntern, Tatze.“, sagte er dann und nickte nach oben. „Schau mal, wer da ist.“

Sirius wandte den Kopf ebenfalls nach oben und grinste hinterhältig.

„Bestens.“, sagte er leise. „Schniefelus.“

Remus verdrehte genervt die Augen und lernte weiter, während die zwei aufstanden und Peter ihnen hinterher sah.

„Alles klar, Schniefelus?“, sagte James laut und sie gingen auf ihn zu.

Snape reagierte so schnell, als hätte er einen Angriff erwartet. Er ließ seine Tasche fallen, fuhr mit der Hand in seinen Umhang und hatte den Zauberstab schon halb in der Luft, als James rief: „Expelliarmus!“

Snapes Zauberstab flog dreieinhalb Meter hoch und fiel mit einem leisen dumpfen Aufschlag hinter ihm ins Gras.

„Impedimenta!“, sagte Sirius und zielte auf Snape, der gerade zu einem Hechtsprung nach seinem am Boden liegenden Zauberstab angesetzt hatte und nun von den Füßen gerissen wurde.

„Mann, ich hab’s erwartet.“, seufzte Sean, der gerade mit Michael und den anderen dazugekommen war.

„Ist das was Neues?“, fragte Kathy typisch und blieb in der Nähe von Remus und Peter stehen.

Ringsum hatten sich Schüler umgewandt und schauten zu. Manche waren aufgestanden und rückten langsam näher. Einige sahen argwöhnisch, andere belustigt aus.

Snape lag keuchend am Boden. James und Sirius kamen mit erhobenem Zauberstäben auf ihn zu, während James unterm Gehen einen Blick nach hinten zu Lily warf.

„Wie ist die Prüfung gelaufen, Schniefelus?“, fragte er dann.

„Ich hab ihn beobachtet, der war mit der Nase auf dem Pergament.“, feixte Sirius. „Werden richtige Fettflecken drauf sein, man wird kein Wort lesen können.“

Einige Zuschauer lachten. Snape versuchte aufzustehen, doch noch immer lag der Zauber auf ihm. Es schien fast so, als würde er mit unsichtbaren Fesseln kämpfen.
 

Lily stand vom Steg auf und nahm sich erst gar nicht die Zeit, sich die Schuhe anzuziehen.

„Lily, wo willst du hin?“, rief ihr Chris hinterher.

„Ich seh mir das nicht länger an.“, sagte sie wütend und ging auf die anderen zu.

„Lily!“, rief auch Nika und folgte ihr dann.
 

„Ihr – wartet nur.“, keuchte Snape und starrte mit unverhohlenem Hass im Gesicht zu James hoch. „Wartet nur.“

„Worauf denn?“, fragte Sirius kühl. „Was willst du machen, Schniefelus? Deine Nase an uns abwischen?“

Snape stieß eine Flut von Schimpfwörtern und Verwünschungen aus, doch da sein Zauberstab drei Meter entfernt lag, geschah nichts.

„Wasch dir den Mund.“, sagte James kalt. „Ratzeputz!“

Sofort quollen rosa Seifenblasen aus Snapes Mund. Der Schaum bedeckte seine Lippen, stopfte ihm die Kehle, würgte ihn –

„Lasst ihn IN RUHE!“

James und Sirius drehten sich um und James fuhr sich wieder durch die Haare.

Lily schubste wütend ein paar Zuschauer zur Seite und bahnte sich einen Weg zu den beiden vor.

„Alles klar, Evans?“, fragte James gelassen.

„Lasst ihn in Ruhe.“, wiederholte sie. „Was hat er euch getan?“

„Nun.“, sagte James und schien darüber nachzudenken. „Es ist eher die Tatsache, dass er existiert, wenn du verstehst, was ich meine.“

Viel der umstehenden Schüler lachten, doch Lily nicht.

„Du glaubst echt, du wärst so lustig, oder?“, sagte sie kalt. „Aber du bist nichts weiter als ein arroganter, lumpiger Quälgeist, Potter. Lass ihn in Ruhe.“

„Wenn du mit mir ausgehst, Evans.“, sagte er schnell und grinste sie an. „Komm schon… geh mit mir aus und ich richte nie wieder meinen Zauberstab auf den ollen Schniefelus.“

Hinter ihm verlor der Lähmzauber an Kraft. Snape fing an hinüber zu seinem im Gras liegenden Zauberstab zu kriechen und spuckte dabei Seifenlauge.

„Selbst wenn ich nur die Wahl hätte, zwischen dir und dem Riesenkraken, würd ich nie mit dir ausgehen.“, erwiderte sie.

„So ein Pech, Krone.“, sagte Sirius belustigt und wandte sich wieder an Snape. „Oh.“

Doch zu spät. Snape hatte seinen Zauberstab direkt auf James gerichtet, es gab einen Lichtblitz und über eine Seite von James’ Gesicht zog sich eine klaffende Wunde, aus der Blut auf seinen Umhang spritzte. James wirbelte herum.

Einen Lichtblitz später hing Snape kopfüber in der Luft, der Umhang war ihm über den Kopf gerutscht und man konnte magere, bleiche Beine und eine angegraute Unterhose sehen.

Viele in der kleinen Schar der Umstehenden johlten und James, Sirius und Peter lachten sich halb kaputt.

Lily, in deren wütender Mine es einen kurzen Moment gezuckt hatte, als wollte sie lächeln, sagte. „Lass ihn runter.“

„Klar doch.“, sagte James und ließ seinen Zauberstab hochschnellen. Snape stürzte und sackte auf dem Boden zu einem zerknitterten Häuflein zusammen. Er befreite sich aus dem verhedderten Umhang und rappelte sich schnell hoch, den Zauberstab erhoben, doch Sirius war schneller.

„Petrificus Totalus!“, und Snape kippte erneut vornüber, steif wie ein Brett.

„LASST IHN IN RUHE!“, schrie Lily und zog ihren eigenen Zauberstab. James und Sirius beäugten ihn argwöhnisch.

„Ah, Evans, zwing mich nicht, dich zu verhexen.“, sagte James ernst.

„Dann nimm den Fluch von ihm weg.“, zischte sie.

Er seufzte schwer, wandte sich Snape zu und murmelte den Gegenfluch.

„Na bitte.“, sagte er als Snape aufstand. „Du hast Glück, dass Evans hier ist, Schniefelus -“

„Ich brauch keine Hilfe von dreckigen kleinen Schlammblüterinnen wie der!“

Lily schnaubte ungläubig. „Schön.“, sagte sie kühl. „In Zukunft ist es mir egal. Und an deiner Stelle, Schniefelus, würde ich mir mal die Unterhose waschen.“

„Entschuldige dich bei Evans.“, sagte James warnend und richtete den Zauberstab auf ihn.

„Ich will nicht, dass du ihn zwingst, sich zu entschuldigen!“, rief Lily und wandte sich zu James um. „Du bist genauso schlimm wie er.“

„Was?“, japste James. „Ich würde dich nie ein – Du-weißt-schon-was nennen!“

„Zerwuschelst dein Haar, weil du glaubst, es wirkt cool, wenn es aussieht, als ob du gerade vom Besen gestiegen wärst, gibst mit diesem blöden Schnatz an, gehst durch die Korridore und verhext jeden, der dich nervt, nur weil du’s eben kannst – mich wundert’s, dass dein Besen mit so einem Hornochsen wie dir drauf überhaupt abheben kann. Du machst mich KRANK.“

Sie drehte sich um und eilte davon.

Nika, die zugesehen hatte, warf James und Sirius noch einen vernichtenden Blick zu und folgte ihr dann.

„Evans!“, rief James ihr nach. „Hey, EVANS!“

Aber sie drehte sich nicht um.

„Was ist los mit ihr?“, sagte er und versuchte vergeblich ein Gesicht aufzusetzen, als ob dies eine beiläufige Frage wäre, die ihn eigentlich überhaupt nicht interessierte.

„Wenn ich so zwischen den Zeilen lese, Mann, würd ich sagen, die hält dich für ein bisschen eingebildet.“, sagte Sirius.

„Na schön.“, sagte James leise zu sich selbst und sah jetzt wütend aus. „Schön -“

Wieder gab es einen Lichtblitz und Snape hing abermals kopfüber in der Luft.

„Wer will sehen, wie ich Schniefelus die Unterhose ausziehe?“

„POTTER!“, schrie Chris und Remus entschied sich aufzustehen und zu ihr zu gehen.

„Was?“, fragte er genervt und drehte sich zu ihr um.

„Wenn du nicht augenblicklich damit aufhörst, zieh ich Gryffindor Punkte ab und ich schwöre dir, Professor McGonagall wird davon erfahren!“, sagte sie streng und sah gefährlicher aus denn je.

„Komm schon, lasst es.“, sagte Remus und seufzte.

James verdrehte die Augen und gab Sirius ein Zeichen, dass er Snape runter lassen soll. Er hob den Zauberstab und Snape knallte wieder auf den Boden.

„Mein Gott, du hast schon echt Glück, dass die Mädchen in der Nähe waren, Schniefelus.“, sagte James und ging dann zusammen mit den anderen wieder ins Schloss, bevor Snape aufstehen konnte, um sich zu rächen.
 

„Du hast echt überreagiert!“, rief James, als er Lily im Korridor traf.

„WAS?“, sie drehte sich stocksauer zu ihm um und ging auf ihn zu. „Und du überhaupt nicht oder?!“

„Mein Gott, er hat’s überlebt! Was willst du noch?“, sagte er genervt, während Sirius und die anderen zusahen und Chris auf Nika zuging und ihr ihre Sachen gab.

„Ich will, dass du einfach aufhörst dich so arrogant und kindisch aufzuführen!“, schrie sie ihn an. „Er hat dir überhaupt nichts getan und du machst vor Publikum, was-weiß-ich alles mit ihm!“

„Ach und was er macht ist wohl auch nichts, oder was?!“, er deutete auf seine Wunde im Gesicht. „Du glaubst gar nicht wie oft der versucht, mir irgendeinen Fluch aufzuhalsen, oder mich in Zaubertränke zu vergiften!“

„Mit allem Recht.“, fauchte sie. „Und jetzt geh mir bloß aus den Augen, bevor mir noch irgendein Fluch ausrutscht!“

„Dass wir eins klarstellen.“, zischte er. „Das ist mein Leben und in das mischt du dich nicht ein.“

„Lass mich eins klarstellen.“, sagte sie gefährlich leise und ging ihm nah ans Gesicht. „Ich kann machen was ich will. Vielleicht bin ich nur eine halbwüchsige Muggelgeborene, aber ich misch mich ein wo ich will und da hast du nichts zu bestimmen.“

James sah sie an und nickte. „Okay. Wie du willst. – Das wird dir noch Leid tun.“

„Wow, ich hab jetzt schon Angst.“, sagte sie sarkastisch, drehte sich um und verschwand mit Nika, Chris und Noreen den Korridor entlang.
 

Der Rest der Prüfungen verlief ganz gut, obwohl Lily in Gedanken immer noch bei diesem Vorfall war. In der praktischen Prüfung für Verteidigung gegen die Dunklen Künste stellte sie sich die ganze Zeit vor, sie müsste James verhexen und somit klappte diese am besten. Der Streit hatte sie nur dazu angespornt noch besser abzuschneiden und danach wollte sie so gut wie alles vergessen.

Selbst Nika und Chris hatten für diesen einen, kurzen Moment ihren Streit vergessen und redeten mit ihr darüber, doch spätestens einen Tag darauf, ignorierten sie sich wieder.

Mit Kathy redete Lily auch fast kein Wort. Sie hielt natürlich zu James, auch wenn sie fand, dass es nicht gerade eine seiner besten Nummern war und Lily wollte damit nichts zu tun haben. Überhaupt war die Woche darauf total angespannt und es redete kaum jemand miteinander. Nicht nur wegen James und Sirius, sondern auch wegen den ZAGs.

Lily fühlte sich ziemlich mies und sie saß fast nur den ganzen Tag im Zimmer, während es draußen ununterbrochen regnete und stürmte und selbst der Tag verdunkelt war.

„So hätte es während den ZAGs sein müssen.“, meinte Nika und lag auf ihrem Bett. „Ne kleine Abkühlung bei der Hitze.“

„Ich finde Regen Mist.“, sagte Lily nur und starrte bewegungslos nach draußen aus dem Fenster.

„Bist du immer noch sauer, wegen letzter Woche?“, fragte sie und wandte den Kopf zu ihr.

„Ich bin sauer, weil alles Mist ist in letzter Zeit.“, murmelte sie.

„Weil ich mit Chris zerstritten bin?“, fragte sie etwas genervt.

„Auch.“

Nika seufzte tief. „Du musst dich einfach damit abfinden. Ich kann mich einfach nicht wieder mit ihr vertragen.

„Ich soll mich damit abfinden?“, fragte Lily fassungslos und wandte den Blick endlich vom Fenster ab um sie anzusehen. „Seit fünf Jahren, waren wir drei unzertrennlich und nur weil ihr beide wegen einem wirklich absolut dämlichen Streit nicht mehr miteinander redet, soll ich mich damit abfinden? Du hast sie ja nicht mehr alle.“

„Hey, willst du jetzt mit mir auch noch Streit anfangen?“, fragte sie gereizt und richtete sich blitzschnell auf. „Ich hab dir nichts getan.“

„Schon gut. Aber verlang nicht von mir, dass ich mich damit abfinde.“, sagte sie streng. „Du kannst dich nicht einfach mit jemanden anfreunden und ihm nach fünf Jahren, nur weil dir danach ist, einfach sagen, dass du keinen Bock mehr darauf hast mit ihr rumzuhängen und es gar nicht erst versuchen willst, dich mit ihr auszusprechen.“

„Ist ja gut.“, maulte sie. „Das ist ja wohl nicht dein Problem, mit wem ich mich verstehe und mit wem nicht und ich zwing dich auch nicht mehr dazu, Chris zu ignorieren, oder dich zwischen uns zu entscheiden.“

„Schön. Das habe ich auch nicht vor.“, sagte sie kühl und sah dann wieder aus dem Fenster.
 

Die nächsten Stunden redeten sie ebenfalls nicht mehr miteinander und beschäftigten sich stillschweigend, bis Nika langweilig wurde und sie zu den Jungeschlafsälen zu Jamie ging.

Sie traf ihn sogar vor seinem Zimmer.

„Das ist echt zum Kotzen. Nur weil sie immer noch sauer auf Potter ist, lässt sie ihren Frust an jedem aus.“, sagte sie, als sie die Treppen in den Gemeinschaftsraum hinunter stiegen.

„Die ist ja echt ausgeflippt, wegen der Sache. Dabei fand ich es gar nicht so schlimm.“, sagte Jamie gelassen.

„Nicht so schlimm?“, Nika sah ihn fassungslos an. „Die zwei haben Snape bloßgestellt vor der halben Schule.“

„Er hat’s aber auch nicht anders verdient, oder? Ich finde nicht, dass er es wert ist, verteidigt zu werden.“

„Du bist also auf Potters Seite?“, fragte sie argwöhnisch.

„Ja… ich meine nein, Nika… das ist… dämlich.“, stotterte er. „Ich bin zum Teil auf James Seite und zum Teil auch auf -“

„Auf unserer? Oder nicht?“, fragte sie. „Du klingst nicht gerade überzeugend.“

„Nika.“, er ging zu einem der Sessel und setzte sich. Sie setzte sich ihm gegenüber und sah ihn erwartungsvoll an.

„Weißt du, in so Sachen wie diesen, kannst du mich nicht dazu zwingen, dir zu sagen, auf welcher Seite ich bin.“, sagte er und versuchte locker zu klingen. „James und Sirius sind eben mal meine Freunde und ganz ehrlich, ich hab was gegen Snape. Aber du bist meine Freundin und wenn ich dir sage, ich bin auf deiner Seite, was ihn betrifft, wäre das definitiv gelogen.“

„Du bist also nicht auf meiner Seite?“, fragte sie ernst und etwas beleidigt.

Er seufzte innerlich und sah ihr dann in die Augen. „Ja na klar, war da was nicht richtig, du hast schon Recht. Aber... das funktioniert irgendwie nicht.“

„Was funktioniert nicht?“

„Das zwischen uns.“, sagte er leise.

Sie lachte ungläubig. „Natürlich funktioniert das. Wir haben nur Meinungsverschiedenheiten, was einen Slytherin betrifft, was ist daran so schlimm?“

„Es ist nicht nur Snape. Was war mit Leila?“, fragte er.

„Ich hab nie was zu ihr gesagt.“, protestierte sie.

„Du hast gesagt sie wäre eingebildet und bescheuert.“

„Ist sie doch auch.“

„Du kennst sie überhaupt nicht. Sie war mit James zusammen.“

„Genau deshalb. Potter ist auch bescheuert.“, entgegnete sie.

„Du beleidigst meine Freunde.“

„Jamie was willst du von mir?“, rief sie aufgebracht.

„Schluss machen.“

Sie schwieg und sah ihn fassungslos an.

„Es ist einfach bescheuert.“, fuhr er fort. „Ich hab lange drüber nachgedacht. Ich mag dich, Nika. Sehr sogar, aber unsere Meinung zu gewissen Sachen ist einfach zu verschieden und, dass wir uns nie treffen können, ohne dass die anderen blöde Kommentare abgeben nervt einfach. Wir können nichts anderes machen als uns alleine zu verabreden, weil sich unsere Freunde nicht verstehen, genauso wenig wie du dich mit meinen Freunden verstehst, oder ich mit ein paar von deinen.“

„Das spielt doch überhaupt keine Rolle.“, sagte sie. „Es geht doch nur um uns zwei.“

„Das glaub ich nicht.“, widersprach er.

Sie sah von ihm weg und ließ sich nach hinten fallen. Er hatte ja Recht. Es war bescheuert. Diese Beziehung konnte einfach so nicht weiter laufen, es sei denn sie würden aus der Schule sein.

„Hey Nika.“, sagte er ruhig. „Wir können doch immer noch Freunde sein. Aber eben nur auf ne andere Art und Weise.“

„Du willst also wirklich Schluss machen?“, fragte sie und klang traurig, sah ihn allerdings nicht an.

„Ja.“, antwortete er ehrlich und im Gegensatz zu ihr, wandte er den Blick nicht ab.

„Okay.“, sagte sie leise und nickte. „Irgendwie… versteh ich es ja.“

„Ja?“

Sie nickte noch einmal und sah ihn dann an. Und während sie ihm in die Augen sah, wurde sie immer trauriger, stand auf und legte sich zu ihm in die Arme. „Aber wir bleiben Freunde, okay?“

„Klar.“, sagte er und legte die Arme um sie. Er wusste, dass sie nicht nur traurig wegen ihm war, sondern weil zurzeit wirklich miese Stimmung war und sie immer noch jemanden brauchte, der für sie da war.

Nika war einverstanden damit, die Beziehung zu beenden. Sie wusste selbst nicht warum, aber es war wirklich besser so, obwohl sie ihn so sehr mochte. Manchmal lief die Beziehung sogar besser, wenn man nur befreundet ist, wie zum Beispiel zwischen Chris und Remus.

Sie legte den Kopf auf seine Schulter und blieb eine ganze Weile bei ihm liegen, bis sie sich wieder beruhigte. Geweint hatte sie nicht, aber sie war innerlich total aufgewühlt und versuchte die Tränen zurückzuhalten. Das Schlimme war einfach nur, dass Chris Recht gehabt hatte.
 

„Das mit Jamie tut mir Leid.“, sagte Lily, als Nika am Abend wieder ist Zimmer gekommen war.

Sie seufzte. „Du klingst fast so als wäre er gestorben.“

„Ist er doch fast. Eure Beziehung ist tot.“, sagte sie.

„Ja, aber eine neue Beziehung ist wiederauferstanden.“, entgegnete sie. „Wir sind Freunde. Wenn man bedenkt, dass wir uns erst dieses Jahr kennen gelernt haben, ist es gar nicht mal so schlecht. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich nach der Schule mal wieder etwas.“

„Glaub ich auch.“, stimmte sie zu. „Weißt du, ich hab nachgedacht. Für Wochenende hat er wieder schönes Wetter angesagt. Was hältst du davon uns einfach mal einen schönen Tag in Hogsmead zu machen, um mal raus aus dem Schloss zu kommen?“

Sie nickte. „Find ich gar nicht mal so schlecht.“

„Und…“, sagte Lily noch. „… tut mir Leid, dass ich in letzter Zeit so zickig zu dir war.“

„Ist schon okay.“, lächelte Nika und Lily lächelte zurück. „Ging mir ja genauso. Tut mir Leid.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück