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Kaizoku Gakuen

Update 2023: in Überarbeitung
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ı4. Kapitel – Angriff
 

[~2005-05-03 – Tuesday~]

Sanji war nur milde Überrascht, als er bemerkte, dass Zorros Meditation mit solch einer recht wenig zu tun hatte. Aber so etwas hätte auch nicht zu diesem gepasst. Da traf ein Mittagsschlaf schon eher zu.

Und da der Blonde wusste, dass so etwas bei dem Grünhaarigen immer etwas länger dauerte, beschloss er, sich auch etwas hinzulegen und auszuruhen…

Als er wieder aufwachte, war die Sonne schon ein ganz schönes Stück weitergewandert. Und Zorro schon wieder auf den Beinen. Es war unschwer zu erkennen, zu welchem Zweck er dieses abgelegen Waldstück aufgesucht hatte.

Er stand auf der Mitte der Lichtung, sein geliebtes Katana im Mund und ein anderes, das Sanji schon einmal in seinem Zimmer gesehen hatte, in der Linken. Es sah nicht so teuer aus, wie sein anderes, eher wie ein Ersatzschwert – auf jeden Fall sah es ziemlich unscheinbar aus für einen Laien wie Sanji. Ganz im Gegenteil zu dem in seiner Rechten.

Da der Schwertkämpfer sich solch ein Schmuckteil wohl nie im Leben hätte leisten können, vermutete er, dass dies das gute Stück war, das er sich von Mihawk geliehen hatte.

Es war zwar nicht das erste Mal, dass Sanji ihn hat trainieren sehen und auch nicht das erste Mal mit einem Schwert, wohl aber das erste Mal mit drei Schwertern. Und es war atemberaubend. Er führte sie so schnell, dass man teilweise nicht mehr erkennen konnte, welches der Katanas den Schnitt im Baum verursacht hatte und zugleich mit solch einer Präzision, dass sein Schlag nicht ein einziges Mal das Ziel verfehlte oder seine Waffe ihn gar selbst verletzte.

Sanji war so sehr ins Zuschauen versunken, dass er gar nicht mehr auf seine Deckung achtete, einfach nur noch hinter dem Baum an diesen gelehnt stand und Zorro beobachtete.

Und wie es kommen musste, so entdeckte der Grünhaarige seinen heimlichen Beobachter. Und da es wohl einen Grund hatte, dass er sich tief in den Wald zurückzog, um zu trainieren, nämlich um ungestört zu sein, war er wenig begeistert.

Er war zu konzentriert, um hinüber zu sehen, um wen es sich handelte, aber er hatte die Präsenz eines andern gespürt und das reichte, um ihn zu verärgern.

Er lenkte seine Attacken zu einem benachbarten Baum, um dann mit einem Sprung das Versteck des Fremden zu attackieren. Aus der Drehung heraus schlug er Mihawks Schwert mit der Rechten in den Baum, dass es gut fünf Zentimeter tief in das Holz eindrang.

Sanji schrie erschrocken auf und sprang zurück. Völlig überrumpelt landete er auf seinem Hosenboden und starrte zu Zorro hoch.

"Was machst du hier?", zischte dieser, mit einer wenig erfreut aussehenden Miene.

Einerseits war er leicht erschrocken, ausgerechnet Sanji zu erwischen – und angegriffen zu haben, andererseits wollte er sich das nicht anmerken lassen und war so noch eine Spur unwirscher als er dem Blonden gegenüber eigentlich beabsichtig hatte.

"Ich- ich bin zufällig vorbeigekommen?"

"Sehr lustig. – Verschwinde!"

Diese Bitte wollte er dem anderen lieber nicht abschlagen. Hastig erhob er sich und entfernte sich ein paar Schritte von dem Schwertkämpfer – und den Schwertern.

"Ich wollte-", versuchte er sich noch einmal zu erklären, doch Zorro unterbrach ihn barsch.

"Ich hab' gesagt, du sollst verschwinden!" Und um seine Worte zu unterstreichen, zog er Mihawks Katana aus dem Baum und richtete es auf Sanji.

"Jaja! Schon gut, hab's ja verstanden!" Abwehrend hob der Blonde die Hände und machte noch ein paar Schritte rückwärts. Als er dann sicher aus Zorros Reichweite war, drehte er sich um und stapfte durch das Unterholz zurück.

Zorro schaute ihm so lange hinter her, bis er nicht mehr zu sehen war. Er wartete noch eine Weile, bevor er wieder zu trainieren begann, mit den Gedanken dann aber nicht mehr hundertprozentig bei der Sache. Immer wieder musste er an Sanjis enttäuschten Gesichtsausdruck gerade eben denken, als er ihn weggeschickt hatte.
 

Sanji war wirklich enttäuscht gewesen. Er hätte dem anderen noch gerne weiter zugeschaut, hätte dieser es zugelassen. Er wusste auch gar nicht, was so schlimm daran gewesen wäre. In ihrem Zimmer schaute er ihm ja auch zu. Und da hatte er ihn auch nie weggeschickt, oder gesagt, er solle woanders hinschauen.

Und von der Nettigkeit, die er ihm gegenüber in letzter Zeit an den Tag gelegt hatte, war auch nichts mehr zu spüren gewesen.

Sanji konnte seine Gefühle nicht genau beschreiben, aber es war wohl etwas zwischen betrübt oder frustriert, enttäuscht und traurig. Und diese Gefühle und die Gedanken an Zorro waren es auch, die ihn nicht zurück zum Internat trieben, sondern ihn noch eine geraume Weile in der Umgebung herumstreifen ließen. Vielleicht in der wagen Hoffnung, Zorro auf seinem Heimweg abzufangen. Was er ihm dann aber sagen sollte, warum er schon wieder auf ihn traf, wusste er nicht und so war es vielleicht auch besser, dass sie sich im Wald nicht mehr begegneten. Und da Sanji sein Schicksal auch nicht zu sehr herausfordern wollte, ging er auch nicht noch einmal zur Hütte zurück, auch wenn er das gerne getan hätte. Aber die Gefahr, auf einen wütenden Zorro zu treffen, der auch noch schwerer bewaffnet war als sonst, war einfach zu groß.
 

Am nächsten Tag, kamen da schon ganz andere Aspekte hinzu. Zorro war nämlich gar nicht im Wald, sondern bei seinen Freunden und die Hütte demnach verlassen. Und demnach hätte es auch weitgehend ungefährlich sein müssen, dieses Gebiet noch einmal aufzusuchen.

Sanji versicherte sich noch einmal, dass Zorro mit Mihawk und Ace beschäftigt war. Die drei hatten sich am Nachmittag zum Kartenspielen im Strandhaus getroffen und da Zorro wohl gleich zu Beginn eine Menge Miese machen würde, würde er so lange spielen, bis er diese wenigstens ein bisschen wieder heruntergearbeitet hatte. Und das konnte dauern…

Also hatte Sanji genügend Zeit, diese Stelle zu begutachten. Allerdings brauchte er länger, als geplant, bis er angekommen war. Es war viel leichter, jemandem zu folgen, als den Weg selbst zu finden und so verbrauchte er gut eine halbe Stunde seiner wertvollen Zeit mit Suchen…

Doch dann erspähte er die Hütte zwischen den Bäumen. Von da an war es leicht, die Lichtung wieder zu finden. Sie sah nicht viel anders aus, als am Tag davor. Die Bäume ringsherum waren noch etwas mehr zerschnitten und einer war gefällt worden. Aber das Entschiedende war wohl, dass Zorro nicht da war. Ohne ihn gab es eigentlich nicht viel zu sehen und genau genommen wusste Sanji auch nicht so recht, was ihn wieder hierher getrieben hatte, wenn das Beobachtenswerte gar nicht da war. Er wusste auch nicht, was er gehofft hatte zu finden. Etwas von Zorro? Er hatte einfach nur noch einmal her gewollt und gehofft, den Grund vielleicht vor Ort zu finden. Da dem nicht so war, begann er einfach, die Hütte etwas genauer zu untersuchen. Doch auch an ihr war nichts Besonders. Sie war alt und zerfallen. Das Innere konnte nicht wirklich betreten werden, da der Eingang eingestürzt war und die Gefahr, dass das instabile Ding einem über dem Kopf zusammenbrechen würde, zu groß war.

Vermutlich hatte der Grünhaarige diesen Platz auch nur gewählt, um anhand dieses markanten Merkmals ihn auch wieder zu finden.

Schlussendlich, um nicht ganz um sonst gekommen zu sein, setzte er sich auf den Platz, auf dem Zorro gestern geschlafen hatte und legte sich etwas hin. Wie damals auf dem Baum wollte er eigentlich nur etwas Dösen, doch daraus wurde dann wieder etwas mehr. Ob das nun damit zu tun hatte, dass Zorro an derselben Stelle schon einmal gelegen hatte oder dass er einfach nur müde war, war nicht genau zu sagen.

Ein penetrantes und lautes Zwitschern von einem Vogel ganz in der Nähe, weckte ihn schließlich wieder. Müde rieb er sich über die Augen und fuhr sich mit der Hand durch Gesicht und Haar und erhob sich schließlich. Er brauchte einen Moment, um sich zu orientieren, dann beschloss er, dass es wohl besser war, zum Internat zurückzukehren. Doch da die Dämmerung schon einsetzte, entschied er, lieber den Weg zu nehmen, den er auf seinem Streifzug ganz in der Nähe entdeckt hatte, als querfeldein durch den Wald zu marschieren.

Allerdings war es auf dem Waldweg, der links und recht von Bäumen gesäumt war, bald nicht viel heller als im Wald drinnen. Doch dieser Waldweg führte ihn nach einiger Zeit zu einer Straße und diese Straße war genau dieselbe Straße, die sie nahmen, wenn sie vom Dorf zum Internat und umgekehrt vom Internat zum Dorf wollten.

Nur da diese Straße auch keine Laternen oder sonstiges hatte, war es bald auch auf dieser dunkel. Nur noch eine kleiner Teil der Sonne war am Horizont zu sehen, als Sanji gut zwei Drittel des Weges geschafft hatte. Er wusste, dass er zu spät kommen würde und die Tore der Schule schon geschlossen sein würde, aber wenn er leise war, würde er ohne weitere Probleme in seinem Zimmer ankommen können. Schließlich hatte Shanks das auch unendliche Male geschafft.

Sanji war gerade dabei, sich zu überlegen, was er Zorro über seinen Verbleib den ganzen Tag über erzählen wollte, als ihm ein Schatten einige Meter von ihm entfernt auffiel. Er stand ihm gegenüber auf der Straße; schien sich nicht zu bewegen. Er war groß und, sofern Sanji es erkennen konnte, kräftig gebaut. Einen kurzen Augenblick glaubte er, es könnte Zorro sein, der sich gedacht hatte, wo er abgeblieben war, doch allein die Umrisse seiner Haare stimmten nicht mit denen des Grünhaarigen überein. Sie waren viel kürzer, oder war es eine Glatze? Außerdem war Zorro kleiner. Nein, das war er auf keinen Fall.

Sanji kam noch ein paar Schritte näher. Misstrauisch musterte er den Fremden aus der Ferne. Stehen bleiben wollte er nicht, er war ja kein Feigling, aber so lange langsamer laufen, bis er den Fremden erkannt hatte, konnte ja nicht falsch sein.

Der Mond war gerade von den Wolken verdeckt und so konnte er noch weniger erkennen, aber als die Wolken weitergewandert waren und das blasse Mondlicht auf den Fremden fiel, konnte Sanji die weißen Zähne aufblitzen sehen, die das Licht reflektierten. Das fiese Grinsen beunruhigte ihn.

Die dunkle Haut, dieser Mantel mit dem gelben Kragen und das langärmlige schwarze Hemd, das er darunter trug, kamen ihm bekannt vor.

Abrupt blieb er stehen und starrte den Kerl an. Er wusste es, ohne Zweifel, das war der Kerl aus der Gasse. Eigentlich hätte es ihm schon bei diesem Grinsen klar sein müssen, wo er doch geglaubt hatte, dieses Grinsen ein Leben lang nicht zu vergessen. Dieses fiese Grinsen, das noch viel schlimmer war, als Zorros höhnische Blicke.

Sanji machte einen Schritt rückwärts, überlegte, ob er sich umdrehen und wegrennen sollte, da war der andere auch schon bei ihm. Er wurde am Handgelenk gepackt und zurückgezogen.

"Na? Erinnerst du dich?", fragte der Fremde und sein Griff verstärkte sich.
 

[~same time – beach hut~]

Zorro seufzte genervt und legte seine Karten auf den Tisch. Er hatte schon wieder verloren. Das fünfte Mal in Folge – und noch nicht ein mal gewonnen. Heut war wohl nicht sein Tag… Er hatte absolut keine Lust mehr. Sollten die anderen beiden doch alleine weiterspielen. Er würde sich in seinem Zimmer eine Runde aufs Ohr hauen.

Mihawk grinste nur, als der Grünhaarige aufstand.

"Gehst du etwas schon?", fragte er scheinheilig.

"Ja, allerdings", antwortete Zorro und öffnete die Tür.

"Jetzt sei doch nicht so", lachte Mihawk. "Jeder kann mal schlechte Karten haben. Stimmt 's, Ace?"

Der Schwarzhaarige brummte nur und schaute beleidigt zur Seite.

"Mag ja sein", meinte Zorro. "Aber ich denke, ich werde jetzt schlafen gehen. Ihr könnt ja weiterspielen, wenn ihr Lust habt. Vielleicht kann Ace mit so einer Verliererserie ja besser umgehen als ich." Und damit verließ er sie.

Mihawk wand sich wieder Ace zu, der aber auch nicht so aussah, als würde er noch lange Lust haben, da seine Spielstatistik der von Zorro doch sehr ähnelte.

"Ach, komm schon! Du nicht auch noch!", beschwerte sich der Größere und Ace ließ seinen Schmollmund verschwinden.

"Gut, aber ich spiel' nur weiter, wenn die vorangegangenen Schulden getilgt werden!"

Mihawk überlegte kurz, dann stimmte er zu und gab neue Karten für eine neue Runde.

Ace schien nicht sonderlich begeistert von seinem neuen Blatt und hoffte nur, dass Shanks bald von Ben zurück sein würde und ihm aus dieser misslichen Lage helfen würde…
 

[~same time – Sanji & stranger~]

Der Fremde hatte Sanji an den Handgelenken gepackt und an sich gedrückt, um ihm keine Chance zum Entkommen zu geben.

"Ich denke, du hast unser letztes Treffen nicht vergessen?"

Sanji überwand seine Starre und sein Gesichtsausdruck verwandelte sich von geschockt in zornig.

"Nein", knurrte er und versuchte sich zu befreien.

"Das ist gut." Der Griff um seine Handgelenke wurde fester. "Dann weißt du sicher, dass du noch einiges wieder gut zu machen hast."

"Das kannst du vergessen", fauchte der Blonde und trat dem anderen gegen das Knie. Der stöhnte auf und die Hände lösten sich von Sanji. Er brachte sofort Raum zwischen sich und dem Kerl, der ihn jetzt finster anstarrte.

"Du willst es wohl auf die harte Tour, was? Die kannst du kriegen!" Und damit stürzte er sich auf den Kleineren, der seiner Attacke mit etwas Not ausweichen konnte.

Bei seinem letzten Kampf hatte er den anderen überrumpeln können, doch diesmal schien sein Gegner hochkonzentriert.

Allerdings gab es auch einen Vorteil für Sanji. Es war wesentlich mehr Platz als in der kleinen Gasse und den brauchte er auch, um richtig kämpfen zu können.

Doch spätestens nach der ersten Attacke seines Gegners wusste er, dass dieser diesen Platz auch gut gebrauchen könnte.

Dem ersten Messer, das geworfen wurde, konnte er noch ausweichen, das zweite streifte ihn schon am Oberarm.

Der Fremde war schnell und ein präziser Werfer. Wenn Sanji nicht aufpasste, hatte er schneller so ein Ding in seinem Körper stecken, als ihm lieb war.

Dem nächsten Schwall Wurfgeschosse konnte er nur ausweichen, indem er zu Seite sprang, abrollte und hinter einem Baum Deckung suchte. Doch diese Deckung weilte nicht lange. Er hörte nur ein metallenes Geräusch und wie dieses Metall auf Holz traf und es schnitt wie Butter, dann war der Baum wenige Zentimeter über seinem Kopf gefällt. Wäre er nicht schnell zur Seite gesprungen, wäre sein Kopf dar nächste Baum gewesen.

Viel mehr als wegrennen und ausweichen blieb dem Blonden gar nicht übrig, denn damit war er schon fast vollständig ausgelastet. Wie sollte er so selbst angreifen und den anderen ausschalten? Das einzige, das er versuchen konnte, war mit einem Konter den Angriff abzuwehren und gleichzeitig zurückzuschlagen. Darin hatte er ja schon etwas Übung, schließlich sah so die Taktik auch gegen Zorro aus. Er war es ja gewohnt gegen einen bewaffneten Gegner zu kämpfen, vor allem gegen jemanden mit einem Schwert. Zwar war der Kampfstil des Fremden ganz anders als Zorros, aber die Abfolge war im Großen und Ganzen immer gleich. Angriffsposition, ausholen, zuschlagen, zurückziehen. Und zwischen zuschlagen und zurückziehen lag der wunde Punkt. Er musste nur ausweichen und zuschlagen, bevor der andere wieder außerhalb seiner Reichweite war.

Wäre das Ganze allerdings so einfach gewesen, wäre Zorro kein schwieriger Gegner und das hier ein Kinderspiel. Meist ließ allein die Ausweichaktion keinen Gegenangriff zu und noch dazu war die Zeit dafür mehr als begrenzt.

Ihm ging allmählich die Puste aus und er konnte nur hoffen, dass es bei dem anderen ähnlich aussah.

Doch während Sanji wieder einem der messerscharfen Wurfgeschosse auswich, konnte dieser Kerl einfach stehen bleiben und sich ausruhen. Und die Messer, die er warf, schienen ihm auch nicht auszugehen. Ein weiteres erwischte Sanji am Handrücken, weil er seinen Arm nicht schnell genug zur Seite ziehen konnte, ein anderes streifte seine Schläfe und das nächste zerschnitt ihm die Hose und das Fleisch am Oberschenkel.

Dann setzte der andere sich wieder in Bewegung, um ihm irgend ein Körperteil mit dem Schwert abzuschlagen. Und obwohl diese Aktionen nicht minder gefährlich waren, waren sie doch die einzige Möglichkeit, zurückzuschlagen. Sanji kannte zwar den Zeitpunkt, an dem das auch möglich war, aber diesen abzupassen war eine andere Sache. Er konnte nur dann treffen, wenn der andere gerade zugeschlagen hatte und die rechte Seite (von seinem Gegner aus gesehen dann dessen linke Hüfte) offen war, um ihn auch mit seinem starken Fuß erwischen zu können. Da der Kerl aber Rechtshänder war und seine Schläge meist von rechts nach links verliefen, egal ob er nun von oben, unten oder der Seite schlug, war Sanjis Ziel fast immer durch das Schwert geschützt. Und an die andere Seite kam er nicht, da sein Gegner immer zu der Seite schlug, auf der er stand, um ihn zu erwischen.

Und während Sanji fieberhaft überlegte, wie er seinen Kontrahenten dazu bringen konnte, ihm seinen Schwachpunkt zu offenbaren, war er weiterhin mit Ausweichen beschäftigt.

Doch dann bot sich ihm die Gelegenheit. Der Schlag kam von oben und er stand direkt vor ihm, also waren beide Seiten für ihn erreichbar. Er schaffte es noch gerade rechtzeitig, seinen Kopf einzuziehen, weil dieser sonst für den anderen erreichbar gewesen wäre. Normalerweise wäre damit die Zeit für einen Gegenangriff schon wieder verstrichen, aber das Schwert schlug hinter dem Blonden in einen dicken Baum, zu dem der Mönchkopf ihn getrieben hatte und das brachte ihm die zusätzlichen Sekunden ein, die er brauchte, um anzugreifen.

Beide Seiten waren offen für einen Gegenangriff und er stand günstig genug, um mit seinem starken Fuß treffen zu können.

Der Größere war gerade dabei zu registrieren, dass sein Schwert auf einen anderen Gegenstand als erhofft getroffen war und, dass er es wieder herausziehen musste, als Sanji abtauchte und sich auf seinen Armen abstützte. Das Schwert war bereits wieder befreit und der Kerl richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Blonden, um noch zu bemerken, wie dieser seinen Angriff vorbereitete, während Sanji ausholte. Es war nicht wirklich der perfekte Tritt gewesen, er hätte etwas mehr Platz gebraucht und er traf überwiegend mit dem Schienenbein anstatt mit dem Fuß, aber dafür traf er zielsicher die Seite und empfindliche Region der Nieren.

Und es machte seinem Gegner… gar nichts! Er taumelte nicht einmal wirklich, gab nur ein klein bisschen nach.

Für einen Augenblick schien die Zeit wie stehen geblieben. Sanji hing in der Luft, den Fuß immer noch an seinem Ziel und der Blick des anderen ungläubig auf den Blonden gerichtet.

Im nächsten Atemzug stahl sich ein boshaftes Grinsen auf die Züge des Grauhaarigen und er packte Sanjis Bein.
 

[~same time – Ben & Shanks~]

Ben richtete sich in seinem Bett auf und rutschte an die Bettkante. Er schwang die Füße darüber und stellte sie auf den Boden. Er angelte nach seinen Pantoffeln, dann stand er auf.

Nur mit Shorts bekleidet verließ er sein Schlafzimmer und ging hinüber ins Badezimmer. Er versuchte sich mit ein paar kalten Spritzern Wasser ins Gesicht etwas wacher zu bekommen. Nachdem er sich einen Augenblick im Spiegel betrachtet und sich für wach genug befunden hatte, schnappte er sich einen Lappen und kehrte in den andern Raum zurück.

Er musste unwillkürlich Lächeln, als er seinen Freund in seinem Bett liegen sah. Shanks war nun schon seit dem Besuch im Dorf vor vier Tagen bei ihm.

Es war schön, den anderen immer um sich zu wissen, trotzdem war es Zeit, den Rothaarigen zu wecken und ihn dazu zu bewegen, sich anzuziehen. Er musste ihn heute wieder zurück zum Internat bringen. Professor Klahadore hatte verlangt, dass Shanks wenigstens eine Nacht der Golden Week in seinem eigenen Zimmer verbrachte. Der Arme Ace würde sich sonst sicher einsam fühlen.

Und umso mehr Ben das verstand, desto mehr sträubte Shanks sich dagegen. Er wollte absolut nicht weg und so hatte sich der Begriff 'heute' sehr gedehnt und von heute Vormittag wurde heute Mittag, heute Nachmittag, heute Abend und schließlich heute Nacht. Da nach 'heute Nacht' aber nichts mehr mit heute kam, sondern morgen, war es nun an der Zeit, das Versprechen einzuhalten.

Ben, der im Türrahmen stehen geblieben war, um den anderen zu mustern, ließ seinen Blick über die makellose, leicht gebräunte Haut des Kleineren wandern. Er blieb an der großen Narbe an seinem linken Oberarm hängen. Er erinnerte sich, als wäre es gestern gewesen, als der damals siebzehnjährigen Shanks mit einer klaffenden Wunde nach Hause gekommen war und Ben in helle Aufruhr versetzte hatte. Er hatte nicht gewusst, was er zuerst hätte tun sollen, versuchen, die Blutung zu stoppen, einen Krankenwagen rufen, dem anderen für seinen Leichtsinn eine runter zu hauen oder den heulenden Ruffy beruhigen, der mit Shanks gekommen war. Nach einer halben Schrecksekunde machte er es dann in der beschriebenen Reihenfolge.

Die Verletzung war wirklich übel gewesen. Nicht nur das Fleisch, sondern auch der Muskel war durchtrennt worden und das Messer, das die Wunde verursacht hatte, hatte üble Scharten am Knochen zurückgelassen. Er hatte viel Glück gehabt, dass es keine bleibenden Schäden gegeben hatte und er den Arm wieder normal bewegen konnte. Nur manchmal hatte er noch Schmerzen, ein Ziehen an der Narbe oder ein leichtes Stechen; normal, wie der Arzt ihnen versichert hatte.

Ben hatte sich damals fast nicht zu fragen getraut, wie es überhaupt dazu gekommen war. Aber Ruffy hatte es eh von sich aus erzählt. Die Tränen waren ihm immer noch über die Wangen gelaufen, obwohl der Rothaarige schon längst in ärztlicher Betreuung gewesen war. Aber die Angst um seinen besten Freund hatte in ihm das Bedürfnis geweckt, sich das Geschehene von der Seele zu reden. Er erzählte von ein paar Typen aus der Stadt, die in Makinos Laden Ärger gemacht hatten und mit denen er sich dann angelegt hatte. Er hatte sich wohl leicht überschätzt, mit der ganzen Bande, die überwiegend älter und größer war als er selbst. Einer von ihnen hatte dann plötzlich ein Messer in der Hand gehabt. Shanks war dazwischen gegangen und hatte dieses Messer dann abbekommen – nachdem er den Rest der Bande in die Flucht geschlagen hatte.

Das war einer der Anlässe, warum er damals eine ruhigere Gegend gesucht hatte und er und Makino hat es nicht viel später in das Dorf verschlagen, in dem sie jetzt lebten. Doch leider hatte er zu der Zeit auch den Rothaarigen für eine Weile aus den Augen verloren. Shanks wohnte damals immer noch in diesem Heim und durfte nicht weg.

Man hatte zwar vereinbart, sich bald wieder zu treffen. Aber bevor es soweit war, kam es zu einem Streit zwischen Shanks und einem anderen Heimbewohner, wobei der andere Junge ziemlich übel verletzt wurde. Shanks wurde verlegt, ohne die Möglichkeit, noch einmal mit Ben zu sprechen, dessen neue Adresse er noch nicht kannte.

Ben erfuhr erst viel später von dem neuen Aufenthaltsort seines Freundes, da das alte Heim ihm nicht weiterhelfen wollte. Da der andere aber immer noch nicht Volljährig war und momentan auf Bewährung wegen schwerer Körperverletzung draußen war, war es nicht möglich, ihn zu sich zu holen. Noch dazu waren Shanks' Noten damals auch nicht so ganz auf der Höhe gewesen, sodass man hätte sagen können, er hätte sich etwas verdient. Doch der Rothaarige hatte überhaupt keine Lust, zu lernen oder sich anzustrengen; in dieser Umgebung genauso wenig wie in der alten.

Erst durch Gol D., der eine Sonderschule ganz in der Nähe leitete und der ihm ein Angebot machte, Shanks auf sein Internat wechseln zu lassen, wurden sie endlich wieder vereint. Und man staunte nicht schlecht, als die Noten des Neulings nach dem ersten Halbjahr auf der Kaizoku Gakuen gar nicht so schlecht ausfielen wie erwartet wurde.

Ein anfänglich leises Piepen riss den Schwarzhaarigen aus seinen Erinnerungen und ließ ihn zusammenfahren. Hastig eilte er zu dem Nachtschrank, auf dem der Wecker stand, der gerade Laut gab und schaltete ihn aus, bevor er so laut werden konnte, dass der andere davon wach wurde. Er konnte es noch gerade so verhindern. Mit einem Murmel und leisen Schmatzen rollte Shanks sich noch etwas mehr zusammen, dann lag er wieder ganz still, die Decke auf halb acht und mehr entblößend als verdeckend; die Hände unter dem Kopf übereinander gelegt und die Beine angewinkelt und an den Bauch herangezogen. Das Kissen war etwas zur Seite geschoben worden und wurde nur noch zur Hälfte genutzt, während die Decke den Oberkörper gar nicht mehr berührte, sich dafür um die hüften schlang und dann zwischen den Beinen auf Kniehöhe endete.

Ben brachte es einfach nicht übers Herz, den anderen zu wecken. Er sah so friedlich aus, wenn er schlief. Und außerdem waren die letzten Tage ja auch ziemlich anstrengend gewesen – für beide von ihnen.

Er entschied sich, den Kleineren noch ein paar Minuten schlafen zu lassen und in der Zeit Kaffee zu kochen.

Er wusste nicht genau, wovon Shanks letzten Endes aufgewacht war. Ob es nun sein Weggehen war, sein Herumgekrame in der Küche oder ob er einfach genug geschlafen hatte ließ sich nicht wirklich sagen. Jedenfalls stand er nicht viel später in dem Türrahmen zur Küche und schaute ihn aus verschlafenen Augen an.

"Morgen", murmelte er und gesellte sich dann zu ihm in die Küche, wo er sich an den Küchentisch setzte. Eine Tasse bekam er nach wenigen Minuten in die Hand gedrückt, die er dankend annahm.

"Müssen wir schon los?", fragte er schließlich in einem traurigen Ton.

"Schon ist gut", entgegnete Ben. "In einer Dreiviertelstunde ist deine Frist abgelaufen, bis dahin solltest du dich bei eurem Stubenkater gemeldet haben, bevor der zur ausgewachsenen Raubkatze auf Beutefang mutiert."

Shanks ließ betrübt den Kopf hängen. "Die eine Aussicht ist so mies wie die andere. Ich will nicht weg, aber ich will auch kein potentielles Beutetier werden!"

Ben strich ihm liebevoll durch seine rote Mähne. "Nun komm, wir sehen uns ja bald wieder. Zieh dich an, damit wir los können. Mich beim nächsten Mal wieder einen ganzen Tag zu haben ist doch viel besser, als jetzt noch fünf Minuten länger, bis euer Kuro deine Fährte aufgenommen hat."

Shanks stimmte ihm zu und verschwand nach oben. Nur wenige Minuten später klebte er wieder an dem Schwarzhaarigen, der ihn nach draußen führte und die Haustür abschloss. Dann geleitete er ihn zu seinem Wage, in den sie einstigen. Der Motor wurde angelassen und die Scheinwerfer eingeschaltete, dann fuhr Ben los.

Wenn er etwas schneller fuhr, sollten sie es vielleicht noch in den verbleibenden knappen zwanzig Minuten schaffen.
 

[~same time – Sanji & stranger~]

Zeitgleich mit dem Packen nach Sanjis Bein, drehte er das Schwert in seiner Hand, sodass die Klinge nach hinten zeigte und fasste nach seinem Hosenbund, um ein weiteres Messer hervorzuholen. Noch bevor der Blonde begriff, was er damit vor hatte, war auch schon ausgeholt und die scharfe Schneide in seinen Rumpf gestochen worden.

Er schrie auf vor Schmerz und sein Bein knickte unter ihm weg. Er wurde losgelassen und das Messer zurückgezogen. Ein Schwall Blut spritze aus der Wunde und er fiel zu Boden. Noch im Fallen presste er die Hände auf den Einstich, doch das Blut quoll zwischen ihnen hindurch, bespritze den Kerl vor ihm, das Gras neben und den Beton unter ihm.

Er drehte sich auf den Bauch und krümmte sich zusammen, versuchte verzweifelt die Blutung irgendwie zu stoppen.

Ein grober Tritt in die Seite stieß ihn wieder auf den Rücken. Er kniff die Augen zusammen und hustete, spuckte Blut. Ein Fuß stellte sich auf seinen Brustkorb und erschwerte ihm das Atmen zusätzlich. Der Druck auf seine Rippen wurde stärker, als der Kerl sich hinkniete und nach seinem Gesicht griff und sein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger nahm. Der Fremde sagte etwas zu ihm, doch er verstand ihn nicht. Er hatte mit der Übelkeit zu kämpfen, die in ihm aufstieg und dem Atmen, das ihm immer schwerer fiel.

Wütend wurde sein Kopf nach Vorne gezogen und dann wieder zurück auf den Asphalt geschlagen, als er nicht auf die Worte einging und nur ein erneutes Husten als Antwort hervorbrachte. Er merkte, wie der Druck seiner Hände nachließ. Er wurde schwächer, spürte, wie er immer mehr Blut verlor und nichts dagegen tun konnte.

Der Penner stand auf und ein zittriges Aufatmen ließ seinen Brustkorb beben, als sich seine Lungen wieder etwas leichter mit Sauerstoff füllten.

Er wollte noch einmal zutreten, mit dem Bein hatte er schon ausgeholt, als ihn etwas zurückhielt. Ein Scheinwerfer leuchtete zwischen den Bäumen zwei Kurven entfernt auf und veranlasste ihn, von Sanji abzulassen. Einen Moment starrte er noch zu dem sich nähernden Wagen, abschätzend, ob er vielleicht schon gesehen wurde, dann drehte er auf dem Absatz um und verschwand in den Büschen. Sanji beobachtete das Ganze mit halb zusammengekniffenen Augen aus dem Augenwinkel. Mühsam hatte er den Kopf etwas zur Seite gedreht, um überhaupt etwas zu sehen, so zusammengekrümmt und mittlerweile wieder auf dem Bauch, wie er da lag; die Stirn gegen den Boden gepresst, die Hände auf seinem Bauch verkrampft und die Beine leicht herangezogen.

Das Auto, von dem er abgewandt lag, bemerkte er erst, als das Licht über ihn tastete und vom Asphalt reflektiert wurde und die Umgebung erhellte.
 

[~same time – Ben & Shanks~]

"Da vorne liegt etwas auf der Straße…", bemerkte Shanks, damit beschäftigt Genaueres zu erkennen.

Ben sah es offenbar auch und wurde sofort langsamer. Als sie näher kamen und sich nichts veränderte, fuhr er noch etwas langsamer und schaltete das Fernlicht ein. Das Bündel auf der Straße zuckte zusammen und bewegte sich etwas, versuchte vielleicht aufzustehen, was ihm aber nicht gelang.

"Das ist ein Mensch!", rief Shanks plötzlich und riss die Autotür auf, vergaß beinahe, sich abzuschnallen und stolperte aus dem noch rollenden Auto.

Ben handelte etwas bedachter, zog die Handbremse an und stieg ebenfalls aus, nachdem er sich aus seinem Gurt befreit hatte.

Mit eine Blick überschaute er die Szene und eilte zum Kofferraum, um den Verbandskasten zu holen, während Shanks nach dem Verletzten schaute.

"Sanji!", hörte er ihn entsetzt rufen und riss den Kofferraum auf. Er schnappte sich alles, was er gerade in die Finger bekam und nach Erste-Hilfe-Kram aussah, dann rannte er um den Wagen herum und zu Shanks und Sanji.

Der Rothaarige versuchte in der Zeit Sanji etwas zu beruhigen und zu untersuchen. Auf dem ersten Blick fiel ihm die Stichwunde im Bauch auf, die der andere verzweifelt zu stillen versuchte. Ohne zu zögern zog er sich den Pullover aus, und knüllte ihn zusammen. Er versuchte Sanjis Hände beiseite zu schieben, was dieser in seinem Schock aber weniger als Hilfe denn als Gefahr ansah. Kurzerhand presste er das Knäuel auf Hände und Wunde und versuchte dann den anderen zum Ablassen von der Verletzung zu bewegen.

Erst dann drehte er ihn auf den Rücken, um besser Druck ausüben zu können.

Sanji röchelte etwas und murmelte dann seinen Namen. Seine linke Hand krallte sich dabei schmerzhaft in Shanks Unterarm, die andere versuchte Halt auf dem Beton zu finden.

Shanks streichelte ihm kurz über die Wange und redete beruhigend auf ihn ein und im nächsten Moment war Ben auch schon bei ihm. Er löste Shanks sofort nach dem Öffnen des Koffers ab und schob den vom Blut durchtränkten Pulli beiseite. Dann legte er eine der Wundauflage auf die blutende Stelle. Schnell holte er noch ein Päckchen mit Kompressen hervor und packte zwei weitere dazu. Bevor auch die beiden ganz durchgeblutet waren begann er mit Shanks Hilfe einen Druckverband anzulegen.

Der Blonde wimmerte dabei vor Schmerz und hielt sich sowohl an Ben als auch an Shanks fest.

"Wir müssen ihn sofort ins Krankenhaus bringen", bestimmte der Größere und nahm den anderen kurzer Hand auf den Arm, um ihn ins Auto zu tragen. "Ich werde versuchen, ihn im Auto weiter zu behandeln, du fährst!"

"Das würde viel zu lange dauern! Wir brachen allein eine Viertelstunde zum Dorf und in die nächste Stadt zu einem Krankenhaus mindestens eine Stunde!"

Ben blieb stehen und schaute auf den Jungen in seinen Armen hinab. Das war definitiv Zeit, die er nicht mehr hatte.

"Hör zu!", rief sein Freund. "Ich fahr los, zur nächsten Notrufsäule und hol' Hilfe! Du bleibst bei ihm! Pass auf, dass er nicht zu kalt wird, nachts ist es noch nicht allzu warm!"

Ben nickte nur und legte Sanji am Straßenrand ab und holte den Erste-Hilfe-Kasten, damit Shanks ungehindert losfahren konnte.

Er kniete sich neben das wimmernde Bündel und schob ihm behutsam den Pullover des Rothaarigen unter den Kopf.

Shanks hingegen kletterte auf den Fahrersitz. Er war schon öfters gefahren. Ben hatte ihn immer mal wieder gelassen, zum Üben oder weil er so lange gebettelt hatte, bis der Schwarzhaarige es nicht mehr ausgehalten hatte. Aber einen Führerschein hatte er deswegen noch lange nicht. Mit zitternden Händen drehte er den Schlüssel im Motor herum, löste die Handbremse und legte den Gang ein. Er zögerte einen winzigen Augenblick, dann packte er entschlossen das Lenkrad auch mit der anderen Hand. Es war wesentlich besser, dass Ben bei Sanji blieb, der vom Verarzten eindeutig mehr verstand, als er selbst. Und die Kiste würde er schon irgendwie so schnell wie möglich die Straße entlang kriegen, bis zu einer der orangefarbenen Säulen – egal wie nervös er war!

Mit diesem Gedanken trat er das Gaspedal durch und raste die Straße Richtung Kaizoku Gakuen entlang.
 

Ben, der immer noch neben Sanji kniete, überprüfte gerade den Puls, der immer schwächer wurde, als Shanks losfuhr.

Der Blonde war erstaunlich ruhig geworden und nur ein leises Wimmern verriet, dass er noch bei Bewusstsein war. Wie lange das so blieb, konnte er aber nicht sagen.

Er war blass geworden und kalt auf der Haut an Armen und Beinen. Er schien zu frieren, dennoch bildeten sich Schweißtropfen auf seiner Stirn.
 

Shanks war kaum eine Minute unterwegs, als es anfing zu regen. Fluchend betätigte er den Scheibenwischer und schaltete wieder das Fernlicht ein, um besser den Straßenrand absuchen zu können.

Nur wenig später entdeckte er den gesuchten Kasten mit der Aufschrift SOS.

Mit quietschenden Reifen blieb er daneben stehen und sprang aus dem Auto. Er schnappte sich den Telephonhörer und wurde sofort mit der Notrufzentrale verbunden. Er machte alle Angaben, die von ihm verlangt wurden, mit der Bitte einen Rettungshubschrauber zu schicken, da akute Lebensgefahr bestand.

Einen Moment blieb er reglos an die Notrufsäule gelehnt stehen, den Hörer noch immer in der Hand. Das ganze Geschehen war noch überhaupt nicht bis in sein Gehirn durchgesickert. Erst ganz langsam wurde ihm klar, was passiert war…
 

Auch Ben fluchte leise, als die ersten Regentropfen zu Boden fielen. Er erhob sich und kramte die Rettungsdecke aus dem Köfferchen hervor, um sie dann auf dem Boden auszubreiten. Vorsichtig und mit möglichst wenig Bewegung versuchte er den Blonden auf die Mitte der Decke zu legen. Dann faste er die Seiten der Decke und klappte sie über dessen Brust zusammen. Auf diese Weise konnte er schnell aufgedeckt und nach der Wunde geschaut werden, ohne ihn vorher mühsam auswickeln zu müssen.

Er platzierte sich am Kopfende der Polyester-Folien-Rolle und öffnete seine Jacke, um sie über sich und den Kopf Sanjis zu halten und sie somit vor dem Regen zu schützen.

Es dauerte nicht lange, da war Shanks wieder zurück. Er sah ziemlich geschafft aus, als er sich zu Ben kniete und an ihn lehnte.

"Was ist nur passiert?", fragte er etwas aufgelöst und drückte sich an den Größeren.

"Ich weiß es nicht", antwortete dieser und legte einen Arm um Shanks. "Aber es wird sicher alles wieder gut."

Shanks schwieg eine Weile, dann rang er sich dazu durch, zu fragen: "Meinst du, dass das jemand mit Absicht getan hat?"

Eigentlich wusste er die Antwort auf seine Frage bereist bevor er sie gestellt hatte, doch er wollte es nicht wirklich wahr haben. Die Tatsache, dass in der Gegend ein irrer Messerstecher herumlief war genauso beunruhigend, wie der Zustand des Blonden. Die Wunde hatte immer noch nicht aufgehört zu bluten und der Druckverband brachte mehr oder weniger gar nichts. Auch Shanks verzweifelte Versuche, durch erneutes Drücken zu helfen, blieben erfolglos.

Er war mehr als dankbar, als sie das Motorgeräusch des Hubschraubers hören konnten, der schnell und beständig näher kam. Schon bald spürten sie den Wind auf ihrer Haut, der genau wie das laute Surren, das die Luft erfüllte, von den Rotorblättern verursacht wurde und die Bäume links und rechts zum Schwanken brachte. Es schien etwas eng zu sein, aber der Pilot schaffte es trotzdem ohne weiteres auf der Straße zu landen.

Der Motor wurde nicht abgestellt, als die Tür aufging und ein Notarzt und ein Rettungsassistent mit der Trage herausgeklettert kamen.

Ben und Shanks machten sofort Platz und ließen die Männer durch.

Einer von ihnen schloss Sanji an eine Beatmungsmaske an und der andere legte seine Beine hoch. Dann schlug er die Rettungsdecke beiseite, um sich die Wunde zu besehen.

"Wissen Sie seine Blutgruppe?", fragte er, während er zwei Spritzen bereit machte und seinen Kollegen anwies, eine Infusion vorzubereiten.

"A-AB", antwortete Shanks und war unheimlich froh darüber, auf dieses Thema irgendwann mal gekommen zu sein und diese Information abgespeichert zu haben.

Nachdem Sanji beide Injektionen bekommen hatte, wurde er ruhig; schlief vermutlich.

Der Rettungsassistent bereitete mehrer Venülen vor, die er Sanji in die Vene am Unterarm und eine am Handrücken einsetzte und an eine von ihnen einen Blutbeutel anschloss.

Danach wurde er an ein EKG angeschlossen und einer der Männer begann, seinen Blutdruck zu messen und stellte daraufhin die Ventile der Infusionen richtig ein. Zusätzlich kam noch zwei weitere Lösungen zum Einsatz.

Nachdem das geschehen war, standen die Männer auf und rollten die Seiten der Folie ein, um ihn dann vorsichtig vom Boden hochzuheben und auf die Trage zu verfrachten. Dort wurden dann auch die verschiedenen Beutel mit dem Blut oder sonstigen Flüssigkeiten angebracht und Sanji mit verschiedenen Gurten festgeschnallt. Der Notarzt brachte dann fahrbare Trage und Patient zum Hubschrauber, wo alles verladen wurde. Der Assistent wandte sich in der Zeit an die beiden anderen. Zu erst versicherte er, dass der Verwundete soweit in einer stabilen Lage war, ließ aber auch anmerken, dass noch nicht alles überstanden war. Dann stellte er verschiedene Fragen, auf die Ben und Shanks so gut sie konnten antworteten. Schließlich schlug er ihnen vor, zum Krankenhaus zu fahren, in das Sanji gebracht werden sollte, um dort die nötigen Formalitäten zu erledigen und gegebenenfalls Angehörige zu informieren.

Ben, der Shanks in den Arm genommen hatte und an sich drückte, nickte nur und führte seinen leicht abwesenden Partner zum Auto. "Es wird alles wieder gut", versicherte er dem Rothaarigen und platzierte einen Kuss auf die Stirn des Kleineren. "Er wird wieder gesund."

Shanks schluchzte leise und zwinkerte, um die Tränen zu verscheuchen, dann nickte er.

"Wir müssen Zorro anrufen", murmelte er mit erstickter Stimme, die erste Person die ihm bei Sanji in den Sinn kam.

Ben nickte und setzte sich hinters Steuer. Er wartete noch, bis der Hubschrauber abgehoben war, dann startete auch er.

Als sie am Krankenhaus ankamen, hatte Shanks sich soweit wieder beruhigt – und Sanji war noch im OP. Genauere Informationen bekamen sie nicht.

Und während der Schwarzhaarige sich bereit erklärte, in der Schule anzurufen, nervte Shanks die Schwestern und Ärzte, die er abpassen konnte, um doch noch etwas zu erfahren…
 


 

mikan...



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  DanteMaxwell
2008-07-17T17:50:39+00:00 17.07.2008 19:50
So, nun erstmal dein Kommi. Ich hatte mir das Kap heute Mittag schon ausgedruckt und gelesen, aber ich kam noch nicht dazu ein Kommi dazulassen.^^'' Und das muss ein!
Also erstmal war dieses Kap richtig schön spannend, ich hab nur noch fiepend auf dem Sofa gesessen, ich dachte schon das schlimmste, dann kam die Aussage, er habe Blutgruppe AB. ich bin nur noch vor Freude aufgesprungen, hab etwas von "YUHU, AB! UNIVERSALEMPFÄNGER!", gejübelt und bin durch die Wohnung gehoppelt. Er kann dank seiner Blurgruppe überleben, ich freu mich für Sanji, JUNGE DU SCHAFFST DAS !!!
Ich bin gespannt wie Zorro reagiert! o.o Macht er den Typen kalt? Läuft er weinend (<.< ?) zu Sanji?? Freu mich schon auf das nächste Kap.^^

LG
Renni^^
Von: abgemeldet
2008-07-16T23:25:02+00:00 17.07.2008 01:25
ja so is shanks halt ;D
klasse kapitel
naja irgendwie traurig aber
klasse geschrieben
ich hoffe das nächste dauert nich zu lange
ich bin gespannt wie es weiter geht
mach schnell weiter
Von:  Tayuya
2008-07-16T22:25:16+00:00 17.07.2008 00:25
Hay!
Das Kapitel ist so geil.
Echt ey.
Der arme Sanji.
Das muss echt weh getan haben.
Ich frage mich wirklich, wie Zorro reagiert, wenn er das hört.
Aber das ist einfach zu hart, Sanji tut mir so unglaublich leid.
Das ist einfach fies, von diesm "Mönch" gewesen.
Hoffentlich geht mit Sanji alles gut.
Bitte, bitte schreib schnell weiter, damit wir/ ich wissen/ weiß wie es mit Sanji weiter geht.
Büdde <3
Bis dann
Tayuya
Von:  Schneeblume
2008-07-16T18:59:31+00:00 16.07.2008 20:59
Hallöchen du meine Rettung aus dem FF-Entzug xD (Gute FFs sind momentan irgenwie Mangelwahre *seufz*)
Hui, der Kampf war spannend! Und spannend beschrieben(sowas muss man können *nicknick*). Armer Sanji, ich hoffe, die Wunde ist nicht allzu schlimm ö.ö und hoffentlich bekommt dieser Kerl noch sein Fett weg! So ein...argh! ò.ó
Der Anfang war auch interessant. Ob Sanji irgendwann mal die Erlaubnis bekommt, ihm dort im Wald beim Training zuzusehen?
Interessant wird auch Zorros Reaktion sein, wenn er erfährt, was mit Sanji passiert ist...
Ich freue mich sehr auf den nächsten Teil!
Bye Franzi ^.^


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