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Little black Butterfly

Die Geschichte des kleinen schwarzen Schmetterlings
von

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de profundis

Das Haus war verwüstet. Die oberen Stockwerke und so auch Chris Zimmer glichen einem Schlachtfeld. In der sonst so friedlichen Landschaft lagen Steine und Holzbalken, zesrtörte Möbel und umhergewirbelte Besitztümer die die Bewohner nicht retten konnten.

Lilly hatte, kaum das sie aus dem Keller hinaus gerkrochen war, damit begonnen das Haus zu inspizieren und sicherzustellen das ein gefahrloses wohnen in manchen Räumen möglich ist.

Ein kleine Suchtrupp hatte sich auf den Weg gemacht um das junge Mädchen wiederzufinden. Sophie ging zwischen den Trümmern des Hofes umher wie ein Geist. Hier hatte ihre Familie seit Generationen gelebt und nun war das Gemäuer einem Sturm zum Opfer gefallen.

Unbemerkt war Chris ihr gefolgt.

Der Wind wehte um die Mauern und lies das Gras wie ein grünes wildes Meer wogen. Sophie hielt inne und drehte sich zu Chris. „Du folgst mir ja.“ Ein nicken war seine Antwort. „Ich wurde in diesem Haus geboren. Wie mein Vater und meine Großmutter vor mir. Dieses Haus war das Heim von Generationen meiner Familie. Sie haben es verteidigt vor Feinden und in ihm manche Gefahr standgehalten und nun ist es fast vollkommen zerstört.“ Verstohlen rollte eine Träne aus ihrem Augenwinkel. Sie setzte sich auf einen Felsen. Ein altes Stück der Hauswand. Zaghaft trat er näher an sie ran. Das Buch „Krabat“ hatte er die letzten Tage nur selten aus der Hand gelegt und auch nun befand es sich in seinen klammernden Händen. Der Sturm hatte ihm unsagbare Angst gemacht. Sophie streckte die Arme nach ihm aus und half ihm auf ihren Schoß. Nachdenklich strich sie durch sein Haar. Dann hob sie die Perücke ab und wischte das Make up aus seinem Gesicht. Nur die Kontaktlinsen lies sie ihm. „Als deine Mutter eines Tages mit dir vor meiner Tür stand dachte ich sie sei verrückt geworden.“ Sophie betrachtete das schneeweiße Haar des Jungen und lies es durch ihre Finger gleiten. Es fühlte sich an wie Seide. „Außer mir hätte sie keinem Vertrauen können hatte sie mit damals erklärt.“ Es folgte eine kurze Pause in der sie lange auf die Hügel sah.“Sie hatte dich fast drei Monate bei mir gelassen um sie von dir abzulenken.“ Chris sah sie fragend an. Er musste seine Frage nicht formulieren damit Sophie sie beantwortete. „Das sollte dir deine Mutter erklären, doch noch bist du zu klein. Genieße diese Zeit, wer weiß was später noch auf dich zu kommt.“

Den Weg zurück schwiegen sich beide nur an.

Lilly hatte es geschafft mit einigen der Männer die Küche und das Wohnzimmer einsturz sicher zu machen. Die junge Frau war nicht wieder aufgetaucht.

Schweigend betrachteten sich die Bewohner ihr Hab und gut welche sie aus den Trümmer geborgen hatten.

Stolz überreichte Chris ein Mann einen Teddybären so wie eine Decke die er im Schutt gefunden hatte. Dankend nickte er dem Mann zu.

Die Nacht kam mit den Nachwehen des Sturmes. Unheimlich heulte er um die zerbrochenen Mauern und zog durch die Räume des Gemäuers.

Lilly und Sophie sangen Chris in den Schlaf. Alle Anwesenden waren zu nervös und ängstlich als das sie schnell oder tief schlafen könnten.

Doch die Erschöpfung holte sie schließlich alle ein, denn die letzten Nächte hatten sie bereits durch gewacht. Der Mond stand hell am Firmament und tauchte die Umgebung in sein fades Licht. Melancholisch wehte der Wind durch die Nischen und Ritzen des Raumes und spielte mit den herab hängenden Tüchern und Körben.

Chris wachte auf. In seinem Traum hatte jemand immer und immer wieder seinen Namen gerufen. Nun meinte er diese Stimme immer noch zu hören.

Langsam stand er auf, bedacht darauf niemanden zu wecken. Das Buch hielt er weiterhin fest umklammert als könnte es ihn vor Unheil bewahren.

Lilly hatte ihn in ein Hemd gesteckt da die meisten ihrer Klamotten mit den Sturm weiter gezogen waren.

Die Stimme zog ihn aus dem Haus hinaus. Dort unter dem sternenklaren Himmel hörte er sie nur deutlicher. In jeder Bewegung und jedem Lufthauch hörte er sie, spürte die Anwesenheit desjenigen der ihn rief.

Langsam folgte er dem Ruf. Das Gras wogte rhythmisch um seine Beine. Schuhe hatte er keine an, seine nackten Füße spürten die feuchte Erde und fühlten sich mit einem male so lebendig wie nie zu vor an.

Nach einiger Zeit viel die Erde leicht ab und endete in einem Loch. Dort drinnen war die Stimme am deutlichsten zu hören. Um nicht abzustürzen legte sich Chris auf den Bauch und robbte zum Ende.

Eine Treppe war an der Wand der Loches eingehauen worden. Sie wand sich hinab zu Grund und verschwand im dunklen.

Eine unbekannte Macht begann ihn weiter zu zerren als es die Stimme alleine vermochte. Zögerlich begab er sich zum Anfang der Treppe und berührte mit den Zehen die erste Stufe um sicher zu gehen das sie nicht unter ihm zusammenbrach. Auch sie war aus Erde.

Jeder Schritt der Chris näher zum Ende der Treppe brachte lies die Stimme anschwellen. Doch dann war es still. Sogleich wie die Stimme verschwunden war blieb Chris stehen. Nicht einmal seine Hand konnte er noch vor seinen Augen sehen. Schwärze umschloss ihn wie Wasser.

Erst nun wurde ihm klar das auch das Geräusch des Windes verstummt war und es vollkommen windstill war.

Eine Zeit lang stand er nur da und hörte in die Stille die nur durch das Geräusch seines schlagenden Herzens gestört wurde.

Ein anhaltendes Donnern in seinen Ohren. Nach einigen Minuten ging er die Treppen wieder hinauf und setzte sich an den Rand des Loches.

Die restliche Nacht erklang die Melodie nicht mehr und als die Sonne am Horizont aufging brach Chris auf zurück zum Haus. Dort hatte niemand sein verschwindet bemerkt.

Wieder verbrachten sie den Tag damit das Haus wieder aufzubauen und Dinge aus den Trümmern zu fischen. Chris und seine Mum gingen in die Stadt um dort Lebensmittel, Kerzen und alles weitere zu kaufen was sie in den nächsten Tagen benötigen werden.

Die Stadt lag in Trümmern. Überall saßen Obdachlose Menschen vor ihren Häusern und warteten auf die versprochene Hilfe aus England und Deutschland. Bis diese eintraf konnten sie nur hoffen und versuchen ihr Hab und Gut aus dem Trümmern zu bergen.

Mit dem Käfer fuhren Lilli und Chris bis nach Dublin. Diese Stadt hatte nur leichte Schlagseite bekommen sodass die Läden geöffnet hatten und warme Mahlzeit an die Flüchtigen aus den umliegenden Dörfern verteilten. Lillie wollte den Jungen von der herrschten Stimmung abhalten und gab ihm zum Trost Bonbons. In einer altmodischen Papptüte so wie sie sie als Kind immer hatte.

Als Kind hatte ihr Bruder ihr am liebsten Lakritze und Waldmeisterbonbons gekauft. Dafür haben sie zusammen im Sommer einen Limonaden stand an ihrer Straße betrieben. Wenn das kleine Mädchen in dem weißen Kleid mit den roten Punkten den vorbeigehenden Menschen ein Glas anbot hatten die wenigsten Nein gesagt. Ihr Bruder hatte immer weniger bekommen um Lillie glücklich zu machen.

Chris lächelte sie glücklich an. Den ganzen Weg zurück zum Wagen schwiegen beide.

Im Hause herrschte reges treiben. Sophie und die anderen hatten einen Raum wieder hergerichtete wie er war. Es war eines der Wohnzimmer im oberen Geschoss. Doch das Glas war gesprungen und so wehten die Vorhänge im Wind.

Ein junger Mann hatte begonnen mehr Zeit mit Chris zu verbringen als er es früher getan hatte. Während nun die anderen noch immer Gegenstände aus den Trümmern bargen, saßen Chris und er zusammen auf den Mauern und sahen in die Ferne. Lilly kam dies nur recht, so wurde ihr Junge abgelenkt und sie konnte tatkräftig bei den Arbeiten helfen ohne auf ihn achten zu müssen. Kevin, der junge Mann, hatte seine Freundin in diesem Sturm verloren. Der schweigsame Chris brachte ihm nun Trost.

Es gab zwischen ihnen keine ausschweifenden Gespräche und auch keine besonderen Momente, nur ein stillen und unheimliches Einverständnis.

Bei den Mahlzeiten saßen sie beisammen und auch wenn es später ins Bett ging blieben sie in der Nähe des anderen.

Eines Abends kam Lilly zu Chirs ans Bett, in den vergangenen Wochen hatten sie ein Großteil des Gebäudes wieder hergerichtet, um mit ihm über Kevin zu reden. „Du magst ihn nicht war?“ Chris nickte, er hatte seine Beine anwinkelt und seinen Kopf auf sie gelegt. Das der Junge nicht sprach war für ihre Kommunikation kein Hindernis, sie verstanden sich auch ohne Worte. `Krabat` lag wie immer in seiner Nähe doch es sah nun wesentlich abgenutzter aus als früher. „Aber du tust nichts was du nicht willst, oder? Auch nicht dann wenn er dich darum bittet.“ Wieder kam seine Bewegung und beruhigt streichelte sie dem Jungen durch das weiße Haar. Die Perücke lag neben dem Bett in einer unscheinbaren Schachtel, ebenso wie seine restliche Tarnung. Bevor sie jedoch in ihr Bett ging küsste sie noch seine Stirn.
 

In dieser Nacht ertönte die Melodie wieder. Chris schlug nach den ersten Tönen die Augen auf und blinzelte in das Mondlicht welches das Zimmer überschwemmte.

Leise schlug das Kind seine Decke zurück, nahm das Buch von seinem angestammten Platz und begab sich auf die Suche nach dem Ursprung der Melodie.

Der Wind wehte über die Wiesen und heulte durch die Ritzen der Mauern.

Durch sein Fenster beobachtete Kevin den Nachthimmel. Es würde ein kalter Tag werden beschloss er und gerade als er sich wieder in sein Bett legen wollte sah er wie eine kleine weiße Gestalt durch das hüfthohe Gras ging. Die Neugierde packte ihn und so folgte er ihr.

Chris lief ohne darauf zu achten was ihm im Weg lag. Die Steine und Dornen am Boden zerschnitten ihm die Füße doch er ging unbeirrt weiter.

Im einiger Entfernung folgte ihm Kevin. Er hatte an Schuhe gedacht und war über diese Umsicht sehr glücklich. Eine Spur von platt getretenem Gras wies ihm den Weg.

Das Loch klaffte aus der Erde wie eine tiefe Wunde. Chris ging ohne zu zögern die Treppen hinab. Hier und da fehlten Stufen doch mit einen gewagten Sprung wurden diese Hindernisse überwunden. Die Dunkelheit schien sich zu bewegen doch er blieb alleine. Keine Form festigte sich aus den Schwaden.

Eine gefühlte Ewigkeit stieg er diese Treppe hinab ohne ein Ende zu spühren doch plötzlich gab es keine nächste Stufe hinab. Vorsichtig tastend streckte er seinen Fuß nach unten. Nasse Erde berührten seine Zehen und beruhigt stieg er hinab. Unter seinen Schritten gab der Boden nach und verschlang den Fuß bis zu den Knöchel. Mit mühe befreite er sich und ging weiter. Wände an denen er sich entlang tasten könnte gab es nicht oder zumindest weit weg. Die Musik klang unverändert in seinen Ohren. Weder entfernte sie sich noch kam sie näher. Sorgen das er nicht zurück finden würde machte sich Chris in keiner Sekunde. Er wurde geleitet, es würde ihn auch wieder hinaus führen.
 

Ängstlich klammerte sich Kevin an den Wänden fest die so glatt waren als hätte ein Mensch sie erschaffen. Warum er dem weißen Etwas folgte wusste er nicht und verfluchte den Entschluss es getan zu haben. Langsam ertastete er den Grund unter seinen Füßen und atmete beruhigt auf als dieser unwesentlich nachgab. Die Geräusche seiner Schritte schienen von überall her zukommen und so bekam er Angst das er etwas wecken könnte. Schleichen konnte er jedoch auf diesem instabilen Boden nicht. Voller Furcht lies er sich auf seine Knie fallen und krabbelte so weiter. Endlich sah er etwas schimmern. Es war weit entfernt so klein wie er es sah. Hoffnungsvoll kroch er auf das weiße Ding zu doch schon bald erkannte er was es war.
 

Christ stand regungslos da. Als er einen langen Weg zurück gelegt hatte fand er den Ursprung dieser Gesänge. Es war eine Schlange, keine kleine unscheinbare sondern die größte die er je gesehen hatte. Solche Wesen gab es nur in Geschichten. Um ihren schuppen gepanzerten Körper schwebten weise kleine Bälle die sangen. Wenn sie sich ihm näherten konnte er zusammen gekauerte Wesen in ihnen sehen. Doch kaum das er den Arm hob um sie zu berühren flogen sie weg.

Plötzlich hörte er das Geräusch des Bodens hinter ihm und drehte sich erschrocken um. Kevin lag auf dem Bauch vor ihm und schnappte nach Luft. Hilfe suchend sah er zu Chris herauf welcher ihn mit leeren Augen ansah. Erschrocken wich er zurück und hätte fast geschrien wenn seine Stimmen nicht versagt hätte. Nie zuvor hatte Kevin Chris ohne seine Tarnung gesehen. Die schwarzen Augen und das schneeweiße Haar lies ihn wie ein Wesen aus einer anderen Dimension wirken. So erkannte er auch nicht seinen kleinen Freund in dem weißen Ding. Chris legte einen Finger auf die Lippen um Kevin zur Ruhe zu ermahnen doch dieser verstand nicht weshalb. Es schien als könne er diese riesige Schlange direkt vor ihm nicht sehen. Verwundert sah er abwechselnd zu dem verängstigten Mann am Boden und der Schlange auf der anderen Seite dann legte er seine Hände an die Ohren und sah Kevin abwartend an. Zuerst verstand dieser nicht was der Junge von ihm wollte ehe ihm den Kopf schüttelte. Er könnte kein Geräusch hören, geschweige denn einer Melodie.

Der Grund war Chris nicht klar doch etwas dämmerte ihn. Kevin stand wacklig auf und bewegte sich auf den Jungen zu. Die Umgebung behagte ihm ganz und gar nicht und er wollte so schnell es ginge hier weg. So nahm er Chris an der Hand und wollte ihn in die Richtung ziehen in der er die Treppe vermutete. Noch wusste er nicht was das weiße Ding vor ihm war doch hier unten sollte es nicht bleiben. Das fühlte er.

Der Junge hingegen spürte mit jeder Faser seines Körpers das er hier her gehörte. Die Musik band ihn an diesen Ort wie ein Zauber.

Doch der Mann war stärker und zog ihn einfach mit sich und da Chris sich nicht wehrte kamen sie ein gutes Stück voran ehe sie das Beben unter ihren Füßen bemerkten. Suchend sah sich Kevin um als könne er in der Dunkelheit den Grund ausmachen. Chris hatte sich mit den Ellbogen abgestützt und sah in die Richtung aus der sie gekommen waren. Die Dunkelheit schien sich zu teilen als sich ein wälzendes Geräusch näherte. Diesmal konnte auch Kevin es mehr als deutlich hören und Angst packte ihn. Panisch begann er zu rennen. Schon nach einigen Metern schmerzten seine Lungen da jeder dritte Schritt auf der Stelle lag. Irgendwann stieß sein Fuß gegen die Stufen und er fiel auf den kalten Stein. Erst jetzt setzte er Chris auf seine eigenen Füße. „Lauf so schnell du kannst die Treppen hinauf.“ Dann schuppste er ihn voran. Doch Chris wollte nicht hinauf, er blieb auf der Stufe stehen und sah geradeaus.

Kevins Kopf war auf die Stufen aufgeschlagen und nun spührte er wie eine warme Flüssigkeit seine Stirn herunterlief. Mit aller Kraft hob er sich die Treppen hinauf bis zu Chris um nur dann dessen Blick zu folgen und was er da sah gefiel ihm alles andere als gut. In der Dunkelheit glühten zwei rote Lichter die wie Augen wirkten. Sie starrten sie an dachte Kevin doch das war unmöglich, schließlich kamen sie aus dieser Richtung und dort hatte er außer ihnen kein Anzeichen von leben

aufgefallen. Auch diese Steine waren ihm nicht im Gedächtnis und eigentlich waren gerade ihr leuchten nicht übersehbar. Während er dort auf der Treppe lag und in die Dunkelheit starrte kam es ihm plötzlich so vor als bewegen sich die Lichter auf sie zu. Zuerst langsam doch sie nahmen an Geschwindigkeit zu und bald konnte er sehen was sich da auf ihn zubewegte. Eine erschreckend große Schlange bahnte sich den weg durch die Höhle und riss die Decke immer weiter auf. Steine so groß wie ein Mann fielen hinunter und um ein Haar hätten sie Chris erwischt wenn Kevin ihn nicht gerettet hätte. Leicht lag er in seinen Armen und es wäre wahrscheinlich das Kevin es mit dem Kind bis zur Oberfläche geschafft hätte, wenn nicht dieser pochende Schmerz in seiner Schläfe ihn fast blind machten. Das Kind in seinen Armen lag ruhig und presste etwas eckiges gegen seinen und Kevins Körper. Als dieser nach dem Ding tastete spürte er Seiten und begriff was es ist und wer da in seinen Armen lag. „Was machst du nur für Sachen Chris“ flüsterte er leise in dessen Ohr. Schulterzucken. Aufschüttelnd hievte sich Kevin ein letztes Mal auf die Beine und begann quälend langsam die Treppen hinauf zu klettern. Die Schlange wälzte sich näher zu ihnen und Kevin spürte die Angst im Nacken. Sie mussten schneller sein doch dann hörte er ein kichern in seinen Ohren. Da der Mann hinter ihm ebenfalls stehen geblieben war müsste er es auch hören.

Eine zischende Stimme erklang, doch erfüllte sie nicht wie die Schritte den hohen Raum, sie ertönte nur in den Köpfen der beiden Menschen. „Kommt in mein Reich, weckt mich und bleibt dann nicht einmal zum essen. Wie unhöflich.“ Chris nickte zustimmend und im Schein der roten Augen musste Kevin über diese Zustimmung fast kichern, wenn er nicht genau wüsste weshalb sie zum essen bleiben sollten.

Für den Geschmack des jungen Mannes viel zu nahe kam der schuppenbewehrte Körper zum stehen. Eine gespaltene Zunge fuhr aus dem Mund und tastete in der Luft herum. Einen kurzen Moment flammte in Kevin die Hoffnung auf sie könne blind sein und wenn sie sich nur ruhig genug verhielten sie gar nicht bemerken. Doch dies wurde im Keim erstickt in dem sie ihren Kopf runter beugte und heiße Luft durch ihre Nüstern in das Gesicht des Mannes blies. Mit allem Mut den Kevin in seinem Körper finden konnte fragte er das Wesen. „Hast du ein Mädchen zu dir geholt? Sie war etwas kleiner als ich und hatte braunes Haar.“ Wieder kicherte die Schlange und begann sich in den Tunnel zu erheben. „Sie kam wie der Junge, angelockt von den Gesängen der Erdgeister doch ob sie braunes Haar hatte kann ich dir nicht sagen oder kannst du mir sagen welche Farbe mein Schuppenkleid besitzt?. Rhythmisch schwang der Körper hin und her. „Sie viel die letzten Stufen herab und brach sich das Genick. Ein Kadaver unter Kadavern. Auch schmeckte sie nicht sonderlich gut.“ Mit knirschenden Zähnen lies Kevin seinen Kopf sinken. „Warum habt ihr sie gefressen?“ „Sie war als Opfer auserkoren. Die Erdgeister holen die Seelen mancher Menschen zu mir. Sie sind Opfergaben, wie sie früher die Nomaden mir da brachten. Sie hat sich nicht gewehrt und wenn du nicht das gleiche Schicksal teilen willst solltest du rennen.“ Keinen Zentimeter wich er von seiner Position. Den Jungen hatte er unterdessen zu sich gezogen. Wenn dieses Monster ihn essen wollte musste es zuerst an ihm vorbei. Doch eine Frage lag ihm noch auf der Zunge. „Wie holen sie die Menschen.“ Wieder zischte die Schlange.“Sie betören sie mit ihren Gesängen, Menschen sind leicht zu manipulieren.“ Das ergab Sinn, nur die Opfer hörten die Gesänge von denen Chris ihm zu erzählen versucht hatte. Vorsichtig waren sie einige Stufen hinauf geschlichen und Hoffnung erfüllte Kevins Herz. Sie erstickte im Keim als der schuppige Kopf ausholte. „Nun ist es Zeit zu essen, nichts regt den Appetit mehr an als ein kleines Gespräch.“ Ein Ohren betäubendes Geräusch ertönte als die Schlange herab schoss um Chris zu verschlingen. Mit einem gekonnten Hechtsprung beförderte er sich und das Kind aus der Ziellinie. Gesteine flogen wie Schnee durch die Luft. Schützend legte er sich über Chris und fing mehrere schmerzhafte Treffer ab. Zeit um den Schmerz verklingen zu lassen hatten sie nicht. Sie mussten schnell die Treppen hinauf, wenn sie dies geschafft hatten würde ihnen schon was einfallen. Kevin hoffte innerlich jemand könnte ihm dort oben helfen. Zusammen hüpften sie die Stufen hinauf. Ein Stein hatte Kevins Knöchel gebrochen und den linken Fuß unbrauchbar gemacht. Mit halben Gewicht, das andere hatte er auf den Jungen verlagert der ihn stützte, versuchten sie zu flüchten. Das Monster schien die Orientierung verloren zu haben als es seinen Kopf in den Felsen geschlagen hatte und so bekamen sie einen geringen Vorsprung.

Voller Sehnsucht blickten sie nach oben. Noch immer war kein Licht zu sehen. Immer wieder rutschten sie auf den nassen Stufen aus und drohten hinab zu fallen. Dorthin wo das Monster wartete. Es hatte nach diesem Angriff nicht noch einen Versuch gestartet. Das Risiko seinen Kopf an der Felsenwand zu zerschlagen musste zu hoch sein. Als Kevins Kräfte zu schwinden begannen und Chris ihn fast alleine hoch zerrte erblickten sie endlich einen kleinen weißen Punkt am Ende des Loches. Noch einmal mobilisierte er all seine Reserven um das Stück zu schaffen. Um den Jungen zu seiner Mutter zu bringen.

Die Stufen wurden sichtbar und endlich konnten sie den Himmel sehen. Fast hätte er gejubelt doch dann drang ein leises zischen an ihre Ohren. Die Schlange fuhr zu ihnen hinauf mit einem erschreckenden Tempo.

Zum ersten Mal seit er den Jungen kannte sah Kevin eine Gefühlsregung in dem Kindergesicht. Chris hatte Angst. Seine Augen waren geweidet und seine Zähne zusammengebissen. Kleine Tröpfchen waren auf seiner Stirn zu sehen. Angstschweiß.

Gras tauchte am Rande des Loches auf. Details die man nur erkennen konnte wenn man sich wenige Meter vom Ende befand. Doch nun kamen ihm weitere Zweifel. Wenn die Schlange nun sie beide gefressen hatte und in die Dörfer einfiel. Es wäre eine unbeschreibliche Katastrophe.

Zögerlich blieb Kevin auf den Stufen stehen. Chris stolperte und drohte aufzuschlagen. Mit flehendem Blick zerrte er an den Ärmeln und versuchte Kevin die Stufen hoch zu zerren. Das Kind schien nur an seine Rettung zu denken, noch zu jung um die Konsequenzen zu sehen.

„Ich werde die Schlange hier unten einschließen lauf du heim und warn alle.“ Der junge Mann hatte eine Idee. Er würde sich auf sie schmeißen und sie nach unten zwingen. Wie war ihm noch nicht klar doch das müsste sich ergeben, es musste einfach.

Doch das Kind lies sich nicht bewegen. Chris blieb. Kevin vermochte nicht zu erkennen ob er vor Angst erstarrt war oder etwas überlegte.

Die Schlange hatte sie erreicht. Zu lange waren sie an diesem Ort verharrt. Leise verfluchte Kevin das alles.

Leicht tänzelt stand sie vor ihnen. Das zischen hörte sich wie höhnisches Lachen an. „Ich bin älter als die Menschheit. So viele haben versucht vor mir zu fliehen, sich ihrem Schicksal zu entziehen. Wenn ihr wüsstet wie viele auf dieser Treppe bereits um ihr Leben gebettelt haben. Da denkt ihr ausgerechnet ihr beide könntet es schaffen.“ Das nahm Kevin allen Mut. Wie konnte er so etwas hoffen.

Neben ihm erwachte leben. Chris zitterte am ganzen Leib. Kevin vermutete das auch ihm klar geworden war das sie niemals aus diesem Loch heraus kommen würden.

Doch als er ihn ansah merkte Kevin das da noch mehr als Angst war. Das Kind war im Begriff einen Schritt zu tun der Überwindung kostete.

Mit einem Male dämmerte ihm was der Junge tun wollte. Zuerst schüttelte er nur den Kopf, dann packte er Chris an den Armen und schüttelte den ganzen kleinen Körper. „Du kannst noch weniger ausrichten als ich. Bleib hier, du würdest sterben.“ Als ob sie beide das nicht auch so täten.

Doch der Entschluss stand. Mit einem unglaublich festen Schlag befreite sich Chris von den Händen die ihn hielt und holte Anlauf.

In just diesem Moment schnellte der Kopf der Schlange zu ihnen herab. Das Maul aufgerissen mit vor Gift triefenden Zähnen.

Der Absprung kam ohne zögern und in Windeseile näherte er sich dem Maul.

Entsetzen breitete sich im Blick des jungen Mannes aus. Wie eine kleine Schneeflocke näherte sich Chris dem Maul und war im nächsten Moment bereits darin verschwunden.

So schnell endete das Leben des Jungen, dachte sich Kevin und eine Träne lief verstohlen seine Wangen herab.

Die Schlange zischte zufrieden und schluckte. Doch im nächsten Moment begann sie zu würgen. Der Junge steckte in ihrem Hals fest.

Als Kevin dieses würgende Geräusch hörte sah er auf. Auch wenn er es nie für möglich gehalten hätte verzog die Schlange vor ihm doch tatsächlich das Gesicht.

Eine Flüssigkeit tropfte aus seinem Hals nur damit dieser im nächsten Moment mit einem zischen sich vom Kopf zu lösen. Dieser verschwand in der Dunkelheit unter ihnen.

Den Körper sackte in sich zusammen und verschwand schließlich ebenso in der Vergessenheit wie der Kopf.

An der gegenüberliegenden Seite de Treppe hielt sich etwas rot weißes fest. Chris zog sich mit letzter Kraft an den Stufen rauf und krabbelte nun zu Kevin.

Gemeinsam traten sie nach einer gefühlten Ewigkeit auf das Plateau hinaus. Der wind wehte durch ihre Haare und blies ihre Schweiß nasse Kleidung auf. Kevin sah zum Himmel und dankte dafür das sie dies noch einmal sehen konnten.

Chris ging nach wenigen Schritten in die Knie. All seine Kraft war verbraucht. Kevin hatte nicht gefragt wie das Kind dieses mächtige Wesen in zwei Teile geschlagen hatte. Doch wie hätte er ihm dies erzählen sollen. Chris hatte noch nie gesprochen, würde er es wirklich dieses eine Mal tun? Wohl kaum.

Endlich kam das Haus näher und beide freuten sich schon auf ihr Bett. Doch irgendetwas unbeschreibliches lag in der Luft. Etwas gefährliches.

Sie betraten das Zimmer ohne das ihnen etwas seltsames auffiel. Kevin brachte den Jungen in sein Bett doch als er sich umdrehte und in sein Zimmer gehen wollte wurd eihm schwarz vor Augen.

Das letzte was er wahr nahm waren verschiedene Stimmen. Dann fiel er in einen langen Schlaf aus dem er nie wieder erwachen sollte.



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