Zum Inhalt der Seite

Augenblick

"Es war so ein Moment, den man sonst aus dem Kino kennt..."
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

OK

OK
 


 

Henrike erstarrte.

Nein, damit hatte sie nicht gerechnet. Irgendein Gefühl hatte sie Nachts hierher getrieben, da sie in dem Glauben war um diese Zeit niemanden hier an zu treffen.

Doch was passierte?

Nicht nur dass sie jemandem begegnete, es war auch noch ausgerechnet Er.

Verfluchte Scheiße…
 

Da stand sie! Unfähig sich zu bewegen nur ein paar Meter von ihm entfernt.

Er sah sie endlich wieder...

Nach den unzähligen Stunden, in denen kaum Ruhe bekommen, geschweige denn etwas gegessen hatte.
 

„Wo warst du?“
 

Fragte er sie tonlos, auch wenn er unendlich erleichtert war zu wissen, dass sie unversehrt war.

Was wäre gewesen, wenn man sie wieder überfallen hätte und er nicht da gewesen wäre um sie zu beschützten.
 

„Nirgendwo…“
 

Gab sie auch nicht grad melodiös zurück.

Sie drehte sich von ihm weg.
 

„Es ist alles OK.“
 

„ABSOLUT NICHTS IST OK!!!“
 

Sie zuckte zusammen, aber das war ihm egal.

Die Sorge um sie hatte ihn fast wahnsinnig werden lassen und dann stand sie einfach nur da und sagte es wäre „OK“!
 

Absolut nichts ist in Ordnung.

Absolut nichts ist OK.
 

Henrike starrte ihn kalt an. Ja, darin war sie inzwischen echt gut geworden:

Eiskalt und arrogant zu sein, um so die anderen daran hindern, sie zu erreichen.

In ihrem Verstand war eine feste Stimme, die sie streng mahnte:
 

Verkneif dir jegliches Mitleid

Und spar die jedes Klischee.
 

„Jetzt rede gefälligst mit mir, oder willst du wieder einfach weg rennen? Ich hatte eigentlich gedacht du wärst nicht so feige!!“
 

Ja, es geht mir beschissen.

Ja, es ist wegen dir.

Doch davon willst du nichts wissen,

sonst wärst du sicherlich hier, bei mir.
 

Noch nicht einmal mit der Wimper schien sie zu zucken und es machte ihn rasend.
 

Ich hasse dich.

Ich hasse dich.

Ich hasse dich.
 

„Was kümmert dich das überhaupt? Ich kann auf mich selber aufpassen.“

Sie blieb weiterhin kalt. Äußerlich zumindest. Er durfte auf keinen Fall sehen, was jetzt in ihr tobte.

Denn dass würde alles nur noch schlimmer machen…
 

Absolut nichts ist mehr heilig

Absolut nichts steht noch fest
 

„WAS ES MICH KÜMMERT??? Du hast echt Nerven!!! Hast du nur zum Zeitvertreib mit mir gevögelt oder was?!“

Was sollte die Kacke???

Wieso zog sie plötzlich so eine Show ab, er verstand die Welt nicht mehr...
 

Ich hätte niemals erwartet,

Dass du mich einfach verlässt
 

`Wenn du nur wüsstest…`

Sie fühlte sich furchtbar, was machte sie hier eigentlich?

Sie hatte es beenden wollen und nun stand sie hier. Und wieder kam sie sich so elendig hilflos vor…
 

Ich hasse meine Gefühle

Und meine Hilflosigkeit
 

Nein! Sie dürfte jetzt auf keinen Fall schwach werden.

Immer, überall, jederzeit, nur nicht hier und jetzt.
 

Aber ich bin mir ganz sicher

Das geht vorbei mit der Zeit

Mit der Zeit
 

„Ich hasse dich.“

Ihm blieb die Luft weg, als sie diese Worte sagte. Ohne auch nur den Hauch von Zweifeln oder Unsicherheit in ihrer Stimme.

Er glaubte an eine Verarschung, aber warum zum Teufel sollte sie das tun?

„Du lügst.“ Es sollte wesentlich gefasster klingen, aber er konnte einen leichten Klang von Fassungslosigkeit nicht unterdrücken.

Da!

Er war sich nicht sicher, konnte aber schwören, dass sie kurz und kaum merklich gezuckt hatte. Das gab ihm Sicherheit.

„Du lügst.“

Er sagte es noch einmal, weil er sich dessen immer sicherer wurde. Zumindest hoffte er inständig, dass sie ihm gerade nicht die Wahrheit sagte.

Aber ihm fiel absolut nichts ein, weshalb er sich diese extreme Abscheu zu gezogen haben könnte.

„Du lügst!“
 

„Nein!“

Sie rief es fast aus und das so zitterig, dass er endgültig den Glauben an ihre Worte verlor.

„Rike…“ Er ging langsam auf sie zu. Sie wich ruckartig vor ihm zurück, was ihn wieder zum stehen brachte. Jan hob beschwichtigend die Arme und versuchet es erneut.

„Bitte… Sag mir doch, was los ist!“

„Nein...“, sie schüttelte den Kopf, fast als wolle sie sich selbst beruhigen, und wich noch mehr zurück.

Ihr Gesicht ging Richtung Boden, als hätte sie einen Kampf verloren. Jan glaubte, er könne sich ihr nun nähern und setzte seinen Gang fort.
 

„Es ist besser so!“

Und als hätte irgendetwas eingeschlagen, raste sie wie von der Tarantel gestochen weg.

So plötzlich, dass Jan erst völlig perplex stehen blieb. Als ihre Aktion oben angelangt war, rannte er ihr augenblicklich nach. Doch durch den Überraschungseffekt hatte sie einen starken Vorsprung für sich eingeheimst.
 

Sie stürmte einfach weg, in den Park, in dem sie bereits mit ihm gewesen war und raste in den wildesten Haken um die Abzweigungen.

Sie wusste nicht, wie nah Jan ihr auf den Fersen lag und sie blickte sich auch nicht nach ihm um. Sie hörte noch seine Stimme, wie er versuchte sie zum stehen bleiben zu bewegen.

Henrikes Herz begann zu bluten, als sie es schmerzlich ignorierte.

Schließlich schlug sie einen letzten scharfen Haken und warf sich hinter ein dichtes Gebüsch. Dort verkroch sie sich in der finstersten Ecke und wartete ab.

Gut, diese Aktion grenzte schon am total kindischen, aber sie kannte ihr Können als Läuferin nur zu gut. Lang und ausdauernd war sie noch nie gewesen, was Laufen betraf, und dadurch hätte er sie sicherlich bald eingeholt. So oder so hätte sie versucht sich zu verstecken und im Wald lag ein Busch nun mal am nächsten.

Keine zwanzig Sekunden später tauchte er auch tatsächlich auf. Keuchend stoppte er und sah sich um. Ohne es zu wissen stand er gerade mal knapp einen Meter neben ihr.

Henrike presste sich die Hand auf den Mund und hielt praktisch den Atem an, da ihr selbst dieser im Moment dröhnend laut und verräterisch vorkam.

Jan blickte sich hektisch um.

Offensichtlich hatte er ihre Spur verloren und stand nun vor einer mehr gleisigen Abzweigung.

„Scheiße…FUCK!!!“

Brüllte er einmal und schlug nach einem Baum, den er knapp verfehlte und so ins taumeln geriet. Durch die Schritte die er rückwärts tapste kam er ihr unfreiwillig näher.

Henrike zog sich zusammen, schloss die Augen und hoffte, dass er schnell verschwinden würde.
 

„Soll es wirklich so enden?“
 

´Nein…`

Rikes Herz erlitt einen Stillstand und jegliches Gefühl entfloh ihrem zitternden Körper. Seine, durch Traurigkeit gezeichneten und von ihm gehauchten Worte hallten immer und immer wieder durch ihren Kopf.

Diese Worte und dieses kalte Denken, welches sie wieder streng ermahnte.
 

Am morgen geht die sonne auf

Und ich hasse dich

Die Welt nimmt weiter ihren lauf

Und ich hasse dich

Menschen gehn von A nach B

Und ich hasse dich

Im Winter fällt ein bisschen Schnee
 

Ihre Lider klappten hoch und so flüchteten die eingesperrten Tränen nach draußen, über ihre Wangen herunter.

`Nein…`

Er ging.

Langsam, als hätte auch ihn sämtliche Kraft verlassen.

`Nein…`

Ihre Hände wandten sich von den Lippen ab und gaben so ihren Mund wieder frei. Krampfhaft riss sie sich zusammen. Groß rum zu heulen würde niemanden hier helfen. Aber sie fühlte sich, als würde jemand ihr pochendes Herz durch einen Fleischwolf drehen.

„Nein. So wollte ich das nicht…“

Doch es war zu spät.

Jan war weg.

Sie wischte sich übers Gesicht und rieb sich so etwas Erde vom Boden ins Gesicht. Mühevoll richtete sie sich auf.

Jetzt gab es nur noch ihren Verstand, an den sie sich klammern konnte…
 

Jan selbst schritt innerlich wie ein wandelnder Toter zurück.

Kurz vor dem Ziel beschleunigte sich sein Gang und schließlich schmetterte er seine Hotelzimmertür ins Schloss.
 

Schön.

Wenn sie es unbedingt so brauchte!

Bitte, WARUM AUCH NICHT???

Konnte ihm doch egal sein, was mit dieser Schlampe vor sich ging!!!
 

Noch im selben Augenblick spürte er, dass ihm diese Gedanken rein gar nichts nützten, da er doch eh die Wahrheit kannte. Eben war ihm noch danach etwas auf der Stelle in Trümmern zu zerlegen. Aber jetzt…

Ein Kloß in seinem Hals schnürte ihm sie Kehle zu.

Und ehe er noch etwas tun konnte sackte er auf seinem Bett zusammen und ließ seinen Gefühlen endlich freien Lauf.

Als sein Bewusstsein sich wieder einschaltete hatte er nicht den leisesten Schimmer, dass Sie gerade genauso dachte wie er.
 

Manchmal wünsch ich mir, ich wäre tot

Keine Gefühle - kein Problem

Das klingt nach nem verlockenden Angebot

Aber ich werds überleben

Und mit Glück

Bleibt nur eine Narbe zurück



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück