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Augenblick

"Es war so ein Moment, den man sonst aus dem Kino kennt..."
von

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Red mit mir

Red mit mir
 


 

Noch eine Stufe. Noch eine Stufe. Und noch eine Stufe.

Celina kam es wie die letzte Schulstunde eines sieben Stunden Tages vor, so sehr zog sich das Treppen - Gesteige in die Länge.

Innerlich legte sie sich immer wieder Worte zurecht. Sie war sich total unsicher, was sie Henrike sagen sollte. Immerhin wusste sie auch gar nicht so genau was vorgefallen war.

Es war der nächste Tag, der, welcher nach dem ganzen Rumgerenne gefolgt war.

Celina hatte jedoch völlig bewusst einen Platz ausgelassen, auf ihrer, ansonsten lückenlosen Suchabfolge der Orte.

Nämlich Henrikes Wohnung.

Die junge Berlinerin war sich schon Gestern ziemlich sicher gewesen, dass ihre Freundin sich hierhin verkrochen hatte. Aber…

Irgendwie… Hatte sie sich nicht so recht getraut diesen Ort auf zu suchen.

Dass Jan sie so zusammen gebrüllte hatte sie ganz schön hart getroffen, vielleicht war ihr deshalb nicht danach gewesen, dass sie Henrike hätte helfen können.

Doch heute kam es ihr s vor, als hätte sie keine andere Wahl.

Immerhin war das Konzert bereits Übermorgen…

Ob Celina wollte oder nicht, das hier musste sie nun durchziehen, wenn sie ihren Freunden helfen wollte. Und eventuell ließ sich die Sache doch noch in Ordnung bringen.
 

Die Afroträgerin unterbrach recht plötzlich ihren Gedankengang und machte vor einer Tür halt. Vor der hinter welcher die freundliche alte Dame lebte.

Celina zögerte.

Sicherlich war Henrike auch zu ihr gegangen, immerhin wusste Frau Schlundt immer einen Rat. Vielleicht sollte sie klingeln und sich ein paar Ratschläge holen. Gebrauchen konnte sie diese auf alle Fälle!
 

Doch plötzlich ging die Tür auf. Celina trat schnell einen Schritt zur Seite, da sie sonst getroffen worden wäre.

Sie rechnete fest damit, der freundlichen Nachbarin gegenüber zu treten. Doch was sie sah, schockierte sie zutiefst.
 

„Henrike?“

Zaghaft und zögernd klopfte Klein-Celli an die Tür.

„Bitte mach auf Sweetie. Ich weiß, dass du da bist.“

Wieder nichts, doch Celina wusste nun ganz sicher, dass sich Henrike im Moment in dieser Wohnung auf hielt. Das hatte ihr der Sohn von Frau Schlundt mitgeteilt.

Celina ließ es noch ein paar Sekunden ruhen, dann schlag sie fester gegen die hölzerne Barrikade.

„Ich hab das mit Frau Schlundt mit bekommen… Es tut mir auch furchtbar leid um sie.“

Da!

Celina war sich absolut sicher, dass jemand gerade etwas umgeworfen hatte.

Jetzt oder nie.

„Rike jetzt mach endlich auf! Ich bin ganz alleine hier und ich schwör jetzt und hier zwei Sachen. !. ich werde den anderen nichts sagen, wenn du es nicht willst und 2. Ich bleibe solang hier stehen und mache Terror bis du die Tür aufmachst! Notfalls besorg ich mir ne Axt und schlag sie ein, aber glaub nicht…“
 

Sie brach den Satz abrupt ob.

Die Tür hatte von innen einen Schups bekommen und glitt mit einem deutlichen Klacken leise auf.

Celina stand da und zögerte einen Augenblick.

Einmal noch holte sie tief Luft, dann zog sie die Tür auf und trat ein.
 

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„So kann es nicht weiter gehen!“

Entschlossen erhob sich Dirk und ging Richtung Tür.

„Was hast du vor?“, rief Rodrigo und sprang ebenfalls auf, um dem Drummer schnell hinterher zu eilen. „Wenn Jan so weiter macht, hat er noch die nächste Trennung der Ärzte zu verantworten. Und dieses Mal lasse ich mich nicht zu einer Reunion überreden!“

Dirk stampfte aus Rods Zimmer und steuerte auf Jans zu.

„Hey, ich versteh dich ja, aber meinst du nicht du übertreibst etwas?!“

Der Drummer blieb stehen und sah Rodrigo an.

„Ich will zumindest wissen was los ist. Und wenn ich dafür die Tür eintreten muss!“

Rod hätte lieber eine andere Lösung vor gezogen, allerdings schien das wirklich die einzige zu sein, die zur Auswahl stand.

Kaum war Dirk bei der Tür angekommen fing er auch schon mit dem Geklopfe an.

„Jan, mach jetzt endlich die Tür auf, sonst tret…“

„Nicht nötig!“, beeilte sich der Chilene zu sagen.

Der Wahlhamburger starrte ihn verdutzt an, da sich die Tür immer noch nicht regte, doch Rodrigo war aufgefallen, dass die Tür nur angelehnt und gar nicht richtig zu war.

„Wir kommen jetzt rein!“, rief Rodrigo und öffnete die Tür.

Doch es schien niemand da zu sein. „Jan!“ Wieder bekam Dirk keine Antwort.

Rod schloss die Tür und tippte seinem Freund auf die Schulter, um ihm deutlich zu machen, dass Jans Kleidung auf dem Bett lag.

Und wie auf Kommando schwang die Tür zum Badezimmer auf und Herr Urlaub höchst persönlich stand im Rahmen. Tropf nass, mit nichts weiter als einem Handtuch um die Hüfte. Seinem Gesichtsausdruck zu urteilen war seine Laune wohl ziemlich auf dem Tiefpunkt. „Was ist?“, brummte er und ging an seinen Bandkollegen vorbei.

„Jan, lass uns endlich reden… Du bist ja eiskalt!!!“

Rodrigo hatte ihm beim sprechen eine Hand auf die Schulter gelegt und war weg gezuckt, als er die Kälte vernahm. Dirk sah Jan ernst an. (Eis-) Kalt duschen tat er immer dann, wenn es ihm wirklich beschissen ging.

„Sag uns endlich was los ist.“

Grob unterbrach Dirk die Stille, die sich wieder drohte auf den Raum zu legen.
 

„Ich wüsste nicht worüber ich hier groß reden soll.“, sagte Jan jedoch stur und würdigte ihn keines Blickes.

„Vielleicht über dein Benehmen, das in letzter Zeit immer arschiger wird?“

Die einzige Antwort die er erhielt war eine hochgezogene Augenbraue.

Der blonde Mann wandte dem Drummer den Rücken zu und riss als nächstes das Handtuch von seiner Hüfte.

Ohne seine Freunde groß zu beachten ging er nackt wie er war zu seinem Schrank.

Dort griff nach zwei geeigneten Hosen und zog sich diese an.

„Jetzt tu nich so, als ob nichts wäre!“, sagte der Drummer verärgert und griff nach Jans Schulter. Jan entzog sich jedoch mit Leichtigkeit seinem Griff.
 

Ok, so langsam wurde Dirk echt sauer.

„Das etwas passiert ist, ist ja wohl mehr als eindeutig. Und dass du dich ziemlich vergnügt hast verrät dein Rücken mehr oder weniger freiwillig…“

Sie waren nicht zu übersehen. Die Kratzspuren, die an seiner Schulter anfingen und bis in seinen Rücken verliefen.
 

Jan hielt inne.

Stimmt ja.

Teilweise hatte sie sich ganz schon in seinem rücken fest gekrallt, erst jetzt fiel ihm das wieder auf.
 

„Tja. Neidisch?“

Nur diese dreiste Antwort gabs zu hören.

„Kommt drauf an? Soll wir jetzt raten, mit wem du gevögelt hast, oder was?“

Mittlerweile war Jan fast komplett bekleidet, nur oben rum war er noch nackt.

„Wenn echt spaß macht.“

„Und vielleicht kannst du uns mal erklären, warum eine unserer Backgroundsängerinnen Hals über Kopf die Band verlässt? Und versuch nicht uns mit einer ich-weiß-von-nix Aktion abzuspeisen!“

„Und wenn ich keinen Bock habe zu reden.“

OK, jetzt war es so weit. Dirks Sicherung erlitt einen kleinen aber doch entscheidenden Kurzschluss.Ohne weiter nach zu denken packte er seinen Kollegen an den Schultern und zerrte ihn vor seine Augen.

„SAG MAL HAT DIR JEMAND INS HIRN GESCHISSEN??? WER GLAUBST EIGENTLICH, WER DU BIST, DAS DU SO MIT MIR, ROD, DEN ANDEREN UND BAND UMSPRINGST!!!“

Dirk hielt sich kein Stück mehr zurück, dazu war er inzwischen viel zu wütend. Sofort stürmte Rodrigo herbei und versuchte ihn zu beruhigen. Wer konnte das schließlich besser, als der Quotenchilene.

Jan, der zu erst vollkommen erschrocken über Dirks Aktion war, kam wieder zu sich. Grob warf er die Arme seines Freundes von sich.

„Das alles ist mir nicht egal, aber langsam und doch sicher was mit dieser rothaarige Schlampe vor…“
 

Kein Knall schien durch das Zimmer zu hallen.

Durch das gesamte Hotel

Durch ganz Hamburg.

Fassungslos starrte Jan auf den Chilenen, der trotz seinem vor Wut glühenden Augen ruhig vor ihm stand. Auch Dirk war wie gelähmt.

Eben war der Bassist noch so ruhig gewesen, niemand hatte wohl damit gerechnet, dass er es wäre, der Jan eine in die Fresse geben würde.

„Was hast du mit ihr gemacht?“

Gefährlich ruhig stellte der Chilene diese Frage.

Jan, der durch den Schlag zurück geworfen an der Wand lehnte, rieb sich noch immer das schmerzende Kinn. Nach ein paar perplexen Sekunden, blinzelte mehrmals und sein Blick wurde Tod ernst.

„Ich wüsste nicht, was mich dazu verpflichtet dir zu antworten.“
 

Damit ging er direkt an den beiden vorbei, um sich das Hemd vom Bett zu nehmen.

„Es.. .es stimmt also?“

Es war ganz klar eine Feststellung, auch wenn es als Frage formuliert war.

Jans jetzige Reaktion erschien den beiden als eindeutige Antwort. Und eine andere Erklärung gab es absolut nicht, oder wieso benahm sich ausgerechnet die zwei so komisch.
 

In Rodrigo schein etwas zu brennen. Als Jan sich das Shirt über gezogen hatte und es so die Kratzspuren verdeckte heilt er es nicht mehr aus. Er packte Jan am Stoff und zerrte ihn zu sich.

„HAST DU MIT IHR GEVÖGELT???“, schrie nun Rod.

Jetzt hatte der Gitarist endgültig die Schnauze voll und auch seine Sicherung, die solche Worte eigentlich verhindern sollte, ging flöten.

„JA ICH HAB MIT IHR GEFICKT! UND BEVOR IHR FRAGT; ES WAR MEHR ALS EINMAL. ZUFRIEDEN???“

Schlagartig ließ Rodrigo von ihm ab. Keuchend und komplett fassungslos stand er vor dem Größeren. Auch Dirkbewegte sich keinen Millimeter und starrte auf seinen Bandkollegen.

Nur wirkte er nicht so geschockt wie der Chilene.

„…hats Spaß gemacht?“, ein verächtlicher Unterton lag in der Stimme des Bassisten.

„Hat sie ihren Zweck für dich erfüllt? Du…“

Ehe auch nur noch ein winziger minimaler Laut hervor dringen konnte packte Jan mit aller Gewalt die Schultern seines Kollegen und donnerte ihn mit aller Wucht gegen die Wand:
 

„ES GING NICHT BLOß UM SEX, DA WAR MEHR!!! KAPIERT DU ARSCH??!!“
 

Stille.

Jan wirkte bis ins Mark erschrocken, als der Druck seiner Hände nach ließ und er in Zeitlupe von dem Bassisten abließ.

Fast wie betäubt taumelte er rückwärts und stieß gegen die dritte Person in diesem Raum. Dirk stützte ihn.

„Ich… Rod… es…“

Er wandte sie von dem Drummer ab und schleppte sich zum Bett.

Dort verlor sein Körper wohl komplett an Kraft und er sackte nach unten auf die Matratze.
 

„Tut mir Leid… ich… ich… wollte nicht… so ausrasten…“

Weinte er?!

Sie waren sich nicht sicher. Nur, dass er sie jetzt brauchte.

Dirk bewegte sich als erster, setzte sich neben seinem Freund und legte ihm den Arm um die Schultern.

Rodrigo blieb jedoch stehn.

Nach immer schockiert und gelähmt von den letzten Worten, die in diesem Raum gefallen waren.

Aber er musste sich zusammen reißen. Dessen war er sich sogar jetzt bewusst. Und so ging auch er zu seinem Bandkollegen rüber und legte ihm noch einigen stillen Minuten eine Hand auf die Schulter
 

Jan sah nicht zu seinen Freunden auf. Offensichtlich schämte er sich.

Ohne weiter zu zögern nahm Dirk seinen Freund in den Arm.

Als Jan die Unterstützung seiner beiden Freunde spürte, konnte er einen lauten Schluchzer nicht verhindern. Immer, wenn einem der dreien zum Heulen zumute war, konnte man sich auf den Halt des Andern verlassen und dass sie darüber schweigen würden, wenn es demjenigen unangenehm war.

Endlich.

Endlich hatte Jan aufgegeben und ließ es zu, dass die anderen seinen Schmerz sahen.

Nicht nur der Drummer dieser ungewöhnlichen Truppe war darüber froh.

Die Minuten verstrichen, bis Dirk ihn schließlich los ließ.

Rodrigo behielt noch kurz seine Hand auf dessen Schulter.

Jan zog tief die Luft ein und wischte sich kurz über das Gesicht, bevor er wieder aufsah.

„Danke.“, sagte er schwach, man spürte an seiner Stimme aber deutlich, dass es ihm Kraft gegeben hatte.

Dirk lächelte schief. „Immer doch.“

Rod schüttelte seine Schulter, um ihre Unterstützung zu festigen.

Jan sah beide dankbar an.
 

Alle beide heilten noch immer zu ihm. Und das nachdem er sich so widerlich verhalten hatte.

Er war seinen Freunden einfach zu dankbar dafür, als dass sie noch länger von sich stoßen konnte.
 

„So mein kleiner. Und jetzt erzählst du Mami und Papi erst einmal schön in Ruhe was so alles passiert ist. Da scheint doch etwas mehr gelaufen zu sein als gepoppe.“

„Das wir-Eltern-wollen-nur-das-Beste hättest dir sparen können…“, knurrte der blonde Riese den Drummer an, räusperte sich aber sofort danach.

Den Kommentar hätte er sich wirklich verkneifen können.
 

Aber nun…

WIE sollte er ihnen das alles denn erklären???
 

„Ja, ich hab Rike sozusagen halb vergewaltigt und Gestern nommal mit ihr geschlafen. Und zwar im Marathon. Ich hab zwar keine Ahnung, warum sie weg is, aber ich könnt der Grund dafür sein.“
 

….

Das würde gar nicht so leicht werden.
 

Stunden, wie es ihm schien, und so einige, von Rodrigo gerauchte, Zigaretten später war alles erzählt.

Jetzt wussten die beiden absolut alles.

Von dem verlorenem Kind, dem Ereignis unter der Dusche, so einigen Kleinigkeiten, die zwischen ihnen beiden passiert waren, ihre letzte gemeinsame Nacht und wie sie zuletzt auseinander gegangen waren.

Danach herrschte erst einmal Stille.

Kein Wunder, schließlich war das ganze durchaus harte Tobak.

Zumindest Dirk hatte quasi tausend Fragen im Kopf. Während Rodrigo nur stumm rauchte. Jan, der gelegentlich zu beiden aufblickte, bemerkte im selben Moment, dass rod ihn, seit dem heftigen Zusammenprall kein einziges mal mehr direkt angesehen hatte.

Und eigentlich hätte er in seinem Zimmer ganz bestimmt nicht qualmen dürfen.

Aber jetzt war Jan noch zu beschämt, um es ihm zu verbieten.
 

„Und…“

Dirk war der erste, der wieder sprach.

„Und, jetzt ernst haft: Du bist echt 4 Mal gekommen an dem Abend?“

Rod braucht in ein unkontrolliertes Gehuste aus und Jan fielen fast die Augen aus dem Kopf.

„…

DAS hast du dazu zu sagen???“, brachte er mehr als bedeppert hervor.

Der Drummer zuckte unschuldig grinsend mit den schultern.

„Bin halt neugierig. Haste etwa Viagra genommen, oder?“

Quasi as Wunder von Bern passierte.

Rodrigo gab irgendein geprustetes Geräusch von sich, an dem man nciht so wirklich aus machen konnte, ob es positiv oder negativ gemeint war.

„…Äh, ich weiß nicht, ich glaube nur... hab nicht mit gezählt... ähhhh???“, mehr brauchte Jan nicht zustande.

Es dauerte noch exakt 5 Sekunden, dann brachen sie alle in schallendes Gelächter aus.

Oh man, nach dem ganzen Geflenne und Gebrülle tat es so unendlich gut wieder aus voller Kehle lachen zu können.

Schließlich erreichte Dirk, mit Tränen in den Augen, zuerst seine Fassung zurück.

„Jan der Marathon Bummser… Vielleicht sollten wir das GUINESS BUCH anrufen, des ist doch sicher nen Rekord!“, brachte er keuchend hervor.

Jan zog sich mühevoll wieder auf das von, von welchen er gekullert war.

„Maaaaaan… mein Herz tut so weh und du machst so was, mit einem alten Mann wie mir. Du bist doof!“
 

Es dauerte mindestens eine halbe Stunde, bis sie sich wieder beruhigt hatten. Bzw. mussten.

Jetzt wussten die beiden zwar bescheid was vorgefallen war, eine Lösung hatten sie aber immer noch nicht.
 

„Und sie hat gesagt, sie würde dich hassen?“, fragte Dirk noch einmal nach.

„Ja… Ich kann mir auch keinen Reim darauf machen…“

Egal wie sie es auch drehten, sie kamen zu keiner Lösung.

„Was… willst du jetzt tun?“, fragte Rod schließlich und zerdrückte seine letzte Zigarette in der lehren Schachtel.

„…Wenn ich das wüsste, war ich ja wohl nicht so ausgerastet.“

„Ich glaub, die Kleine hat einfach Angst, kann das sein?“

Keiner gab darauf eine Antwort.
 

„Leute... könnt ihr mich jetzt etwas allein lassen?“

Niemand erhob auf diese Bitte Widerspruch. Nach dem ganzen Gezeter brauchte wohl jeder von ihnen Ruhe für sich.

„Das wird nicht das Problem sein, aber was sollen wir machen?“

Jan schwieg. Sein Blick wirkte wieder verschleiert und traurig.

Dirk stand auf. So schnell würde ihnen wohl keine gute Idee kommen…

„Wenn du willst, bleib hier und wir machen den Soundcheck heute Abend ohne dich.“

Jan schloss kurz die Augen.

„Ja bitte… das wäre nett…“, hauchte er.
 

„Und…“, fuhr Dirk fort und ging schon langsam mit Rodrigo zur Tür.

„Denk genau drüber nach, was die Kleine dir bedeutet. Wenn du es genau weißt, weißt du auch bestimmt, was du tun musst.“
 

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Zur selben Zeit trat Celina aus der Wohnung ihrer Freundin.

Völlig fertig.

Sie hatte sich vieles in ihren Gedanken aus gemalt, aber mit so einem Dilemma hatte sie echt nicht gerechnet. Sie fühlte mitleid in sich, beidem Hauptpersonen dieses Dramas gegenüber.

Jetzt wusste sie über alles bescheid, wusste wohl mehr, als ihr zu Anfang lieb gewesen wäre.

Langsam begann sie ihren Weg aus dem Gebäude hinaus.

Am schlimmsten war die Hilflosigkeit, die sie spürte.

Sie wusste was los war, aber sie konnte auf keinen Fall an Rikes Stelle zu Jan gehen.

Wenn sie jetzt als Botin herhalten würde, würde es kein Stück besser machen. Die Beiden müssten sich schon selbst gegenüber treten, aber… doch die letzten Ereignisse schein sich eine ganze Schlucht zwischen ihnen aufgetan zu haben.

Mit einem traurigen Seufzer schritt Celina an der Wohnung der alten Dame vorbei.

Natürlich, ausgerechnet jetzt, wo sich alle Dramen türmten, war es passiert.

Frau Schlundt hatte einen Herzinfarkt erlitten und lag im Krankenhaus.

Mit einem mehr als ungewissen Ausgang.

Gestern hatte Henrike den ganzen Tag bei der Frau im Krankernhaus verbracht, daher hätte es auch rein gar nichts gebracht, sie in ihrer Wohnung zu suchen.
 

Müde und immer noch bedrückt trat Celina aus der Eingangstür.

Doch so stockte recht plötzlich.

„Oh was… was machst du denn hier?“

Damit hatte sie nun nicht gerechnet. Mit dieser Person sogar am wenigsten.
 

„Hi.“, sagte Michaela mit einem milden Lächeln zu Celina.

„Du warst also schneller als ich. Und bevor du fragst, sie hatte mir ihre Adresse gegeben, daher weiß ich wo sie wohnt.“

Celina war dennoch total überrascht, obwohl das ganze absolut Sinn machte.

Wahrscheinlich war sie so überrascht, da sie noch immer die anfängliche Beziehung zu den beiden im Kopf hatte.

„Wie geht es ihr?“

„Nun…“

Celina schwieg. Was sollte sie denn jetzt sagen? Sie hatte Rike versprochen ihr Maul zu halten.

„Du sollst nix sagen, gell?“

Ein wenig erstaunt blickte die Berlinerin auf und nickte. Wieder lächelte Mischa schief. „Also ich würde sagen: Recht beschissen. Musst mir nicht sagen ob ich recht hab…

Aber ich mach mir auch Sorgen um unsere Kleine…“

Nun standen die zwei Frauen da und schwiegen sich an. Keine von ihnen hatte auch nur einen Schimmer, wie und ob man überhaupt helfen konnte. Und wenn sie es beide nicht gewollt hätten, ständen sie immerhin auch nicht hier.
 

„Kommst du mit zum Hotel zurück?“, seufzte Celina schließlich.

„Bald fängt der Soundcheck an…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  kasaja
2008-06-20T17:50:16+00:00 20.06.2008 19:50
Hey du.
Ich frage mich warum du nur so wenig Kommis hast. Ich habe gerade die Hälfte meines Tages vorm Pc verbracht und mir die ff durchgelesen und
ich hätte dir zu jedem Kapitel ein Kommentar hinterlassen können. Leider ist klein Kass ein bisschen faul, weswegen sie sich auf ein einziges KOmmi beschränkt xD.
Also ich fand die FF wirklich gelungen. Du hast sowohl gefühlvoll, humorvoll als auch dramatisch und spannend geschrieben.
Hut ab! War wirklich klasse. Am Anfang ist mir oft aufgefallen das du dich manchmal in den Zeiten vertust, aber hey, wer macht das schon nicht? Das ist wirklich nebensächlich wenn sonst alles stimmt.
Ich hoffe das die Story noch nicht zu Ende ist denn ich hab echt schon so einige Vorstellungen wie es weitergehen könnte. Man hofft natürlich auf ein Happy End ;). Du kannst mir ja eine Ens senden wenn du weiterschreibst. Natürlich nur wenn du magst. Ansonsten werd ich höchstwahrscheinlich sowieso mal reinschauen xD Liebe Grüße Kass


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