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Babydoom

Eltern wider Willen
von

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Kaiba-Ritis

Prolog

Oder: Kaiba-Ritis
 

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An jedem Montagmorgen stehe ich am Abgrund – und heute gehe ich noch einen Schritt weiter.
 

Es ist der erste Montag im Dezember und Weinachten steht vor der Tür. Alle fiebern schon den Ferien und vor allem ihren Geschenken entgegen und sind generell am Durchdrehen. Sogar die Lehrer.
 

Seit einigen Jahren gibt es die Tradition, die letzten Wochen des Jahres zu Projektwochen zu machen, um "das Jahr harmonisch und entspannt ausklingen zu lassen", wie Kisaki-Sensei, unsere Sozialkundelehrerin, erklärt hatte.
 

Ihr denkt jetzt wahrscheinlich "W00T! Projektwoche! Is' ja voll lässig!"
 


 

Ihr kennt unsere Lehrer nicht. Was die sich immer für Schwachsinn ausdenken.
 

Letztes Jahr war es "Konserven sammeln für Bedürftige".

Im Winter, bei gefühlten -30°C, von Tür zu Tür stapfen, um zu fragen, ob man denn vielleicht, eventuell, bitte?, eine Dose Suppe übrig hätte.

Der gesamte Jahrgang, das heißt um die hundert Schüler, hat es doch tatsächlich geschafft, in zwei Wochen sage und schreibe 17 Dosen zu sammeln…
 

Die Projektwochen des vorletzten Jahres sollten als das "Hello-Kitty-Massaker" in die Geschichte der Schule eingehen. Ein ungeschriebenes Gesetz der Schule verbietet jedem Schüler, darüber zu sprechen.
 

Schön war auch das Jahr davor, mit dem Motto "Esswettbewerb". Unnötig zu erwähnen, dass ich gewonnen habe.

Bis dahin war es ja auch in Ordnung, doch dann artete alles in einer Gruppenkotzerei aus…

Irgendwas mit Salmonellen. Fünfzehn Schüler mussten ins Krankenhaus, darunter auch ich, weswegen meine Erinnerungen etwas schwammig sind.
 

Versteht ihr jetzt, warum ich so gar keine Lust auf diese Projektwochen habe?
 

Ich hatte das ganze Wochenende Horrorvisionen, Alpträume und konnte die Nacht nicht schlafen, was darin resultiert, dass ich tatsächlich pünktlich bin.
 

Ich schlendere über den Schulhof und erspähe auch schon meine Freunde. Die sehen so aus, wie ich mich fühle. Außer Yuugi natürlich, dem macht die Schule nämlich grundsätzlich Spaß.
 

Manchmal – aber nur manchmal – hasse ich ihn dafür. Ganz selten und nur ein bisschen.

Da kommt man schlecht gelaunt, unausgeschlafen und in Gedanken noch im warmen Bett in die Schule und dann steht da so ein kleiner, ewig lächelnder Zwerg, der einem fortwährend aufmuntern will, sagt, man solle den Kopf nicht hängen lassen und immer positiv denken…
 

Das einzig Positive an der Schule ist, dass ich um drei Uhr nach Hause gehen kann.
 

"Morgen, Alter", begrüßt mich Honda und gähnt mich erstmal herzhaft an. Maaan, gähnen ist so ansteckend! Ich habe mal gelesen, dass man nur etwas über das Gähnen lesen muss und schon muss man selbst gähnen. Ich habe gegähnt.
 

Das tue ich auch jetzt. "Hey, Jounouchi-kun, du bist ja", jetzt muss sogar Anzu gähnen, "heute sogar mal pünktlich." Ich zucke die Schultern. "Konnt' nich' schlaf'n", murmele ich.

"Ich auch nicht, ich bin so aufgeregt. Was wir dieses Jahr wohl machen?"
 

Yuugi.
 

Ein unterdrücktes Stöhnen geht durch die Runde. Er schaut verwirrt. "Was ist denn?"
 

"…Nichts, schon gut, Alter. Lasst uns reingehen, sonst friere ich mir noch meinen Knackarsch ab." Feixend sehe ich zu Anzu, die uns allerdings schon vorausgeeilt ist. Dennoch konnte ich kurz sehen, wie ihre Wangen einen leichten Rotschimmer angenommen haben.

Ich grinse ich mich hinein.
 

Auf Hondas letzter Geburtstagsparty hatte dieser, schon ziemlich breit, die glorreiche Idee "Lasst uns Flaschendrehen spielen". Komplett mit Wahrheit oder Pflicht. Anzu, ebenfalls recht angeheitert, hat Wahrheit genommen.
 

So habe ich, als einziger in der Runde noch nüchtern (Yuugi lag schon schnarchend auf dem Sofa) und fies, wie ich sein kann, sie gefragt, ob sie mich sexy fände.

Nach einem kleinen Kichern, wie es nur japanische Mädchen beherrschen, sagte sie, ich hätte einen süßen Knackarsch.
 

Was sie Tags darauf aufs Übelste bereute. Und es bis heute tut, denn ich lasse selten eine Gelegenheit aus, dieses Wort in eine Konversation einfließen zu lassen.
 

Aber, ganz objektiv betrachtet hat sie ja Recht; Ich bin wirklich ein ansehnliches Kerlchen. Ich würde sogar soweit gehen und mich als "hübsch" bezeichnen. So hübsch wie ein Kerl eben sein kann.
 

Und – natürlich wieder ganz objektiv betrachtet – ich habe auch einen wirklich tollen Körperbau. Durchtrainiert, sonnengebräunt (im Winter natürlich weniger) und ein strammer Hintern.

So ein bisschen Arroganz ist schon erlaubt, wenn man(n) so gut aussieht wie ich.
 

… Oh, nein, ich glaube Kaiba ist ansteckend! Hilfe, ich habe Kaiba-Ritis!
 

A propos; Als wir in die Klasse kommen, sehe ich ihn schon. Schwer, ihn zu übersehen, mit seinem superstylischen, 10.000 Dollar Designer-Mantel, den seit er Neuestem auch in der Schule trägt. Die Lehrer wagen es ja nicht, ihn darauf aufmerksam zu machen, dass Schuluniform Pflicht ist.
 

Unser Physiklehrer hat es getan. Danach war er nicht mehr unser Physiklehrer…
 

Angeblich ist er in Pension gegangen – mit 47? Ja, klar… - aber jeder weiß, dass Kaiba veranlasst hat, ihn zu feuern. Seitdem haben wir freitags schon um ein Uhr Schluss. Insgeheim bin ihm dafür dankbar (Physik war nie meine Stärke). Das würde ich ihm natürlich niemals sagen.
 

Er sieht sehr schlecht gelaunt aus. Gut, das tut er eigentlich jeden Tag. Mittlerweile kann ich aber zwischen "einfach nur schlecht gelaunt" und "heute besonders mies drauf" unterscheiden. Honda fragt mich ständig, wie ich das anstelle, er sehe immer nur dieselbe unbewegte Hackfresse (O-Ton). Ich kann dann nur die Schultern zucken und sagen: "Instinkt."
 

Kaiba strahlt irgendwie so eine Aura aus, keine Ahnung, kann's nicht beschreiben.
 

Wie ich ihn so ansehe, bemerke ich zwei Dinge:
 

a) Ich denke mal wieder viel zu viel über diesen Kotzbrocken nach (passiert mir in letzter Zeit leider häufiger – ich sag ja, Kaiba-Ritis)
 

und b) Ein fettes Grinsen stiehlt sich gerade auf mein Gesicht.
 

Den Gedanken, der dieses Grinsen hervorruft, spreche ich prompt laut aus. "Na, Kaiba, heute keine wichtigen Termine, mit denen du dich drücken kannst?"
 

Er dreht sich nicht einmal um, aber ich kann sehen, wie seine Hände sich zu Fäusten ballen. "Halt die Klappe, Köter", knurrt er nur.
 

Daran zum Beispiel merke ich, wie er drauf ist. Ist er wirklich mies drauf, nennt er mich Köter. Will er mich einfach nur zu einer unserer alltäglichen Streitereien herausfordern, nennt er mich Hündchen oder gibt mir Hundenamen wie Bello oder Fiffi.
 

Einmal hat er mich Felix genannt und als ich ihn freundlich darauf aufmerksam gemacht habe, dass Felix ein Katzenname ist (soll heißen, ich habe es ihm mit einem überheblichen Grinsen entgegen geschleudert), meinte er nur, der Hund seiner Nachbarin hieße Felix.
 

Das hat mich erstmal sprachlos gemacht. Woher weiß der unsozialste Mistkerl der Nation, wie der Hund seiner Nachbarin heißt?

Wahrscheinlich schläft er mit ihr. Würde ich ihm zutrauen.

Ich weiß nicht genau warum, aber aus irgendeinem Grund macht mich der Gedanke rasend.
 

Liegt wahrscheinlich daran, dass ich mit meinen 17 Jahren noch nie eine Freundin hatte und der Arsch vögelt sich durch die gesamte Nachbarschaft.
 

Aber die Wahrheit ist: Ich interessiere mich gar nicht mal so für Mädchen. Das bleibt aber unter uns, ja?
 

Nach dem obligatorischen "Ich habe auch einen Namen, Geldsack" setze ich mich auf meinen Platz. Das Klingeln und das – wie immer – überpünktliche Erscheinen unserer Sozialkundelehrerin hindern ihn daran, mich weiter zu beleidigen.
 

Worüber ich auch recht froh bin, denn selbst ich habe Respekt vor einem übelgelaunten Kaiba.

Und nein, Respekt ist kein anderes Wort für Angst.
 

Naja, vielleicht ein bisschen.
 

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Ende Prolog

Die Homoehe

A/N:

Wow, Leute, danke für euer liebes Feedback. Hab mich echt gefreut :D

Dafür gibt's jetzt das erste Kapitel. Ich denke, ich werde es dabei belassen, jeden Freitag hochzuladen (wann ihr es dann lesen könnt, liegt natürlich an Mexx ;). Sollte sich was ändern, bekommen die entsprechenden Leute natürlich eine ENS.

Okay, dieses Kapitel ist vllt etwas schräg (habe ich erwähnt, dass es gegen 5Uhr morgens entstanden ist? o.0), hoffe aber, es gefällt euch trotzdem...
 

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Die Homoehe
 

Kisaki-Sensei, eine kleine, etwas pummelige Frau mit langem blondem Haar, baut sich vor der Klasse auf. Trotz ihrer nicht so sportlichen Figur ist sie bei den Jungen doch sehr beliebt. Seit über einem Jahr hält sich hartnäckig das Gerücht, sie sei gar nicht dick, sondern von einem Schüler schwanger…
 

Soviel zur sexuellen Aufklärung.
 

Aber sie ist wirklich sehr nett und nimmt sich viel Zeit für jeden Schüler. Selbst ich steh bei ihr auf einer glatten 2. Hat meinen Notendurchschnitt von 4,3 auf 3,9 angehoben.

Okay, 4 bleibt 4, aber ich wollte es mal erwähnt haben.
 

Sie klatscht einmal gut gelaunt in die Hände und lächelt Karies erregend süß. Habe ich schon erwähnt, dass ich sie nicht leiden kann? Bei diesem süßen Lächeln führt sie immer etwas richtig Fieses im Schilde.

So wie letzte Woche mit dem Überraschungstest.
 

"So, meine Lieben", ich ahne Schreckliches, "dieses Jahr haben wir uns etwas ganz Besonderes ausgedacht."
 

Jetzt kommt's...
 

"Ein Baby-Projekt!"
 

Sie klatscht wieder, begeistert von sich selbst, in die Hände. Man kann förmlich hören, wie die Kinnladen der gesamten Klasse auf den Tischen aufschlagen. Ich warte nur darauf, dass gleich einer von unten (wir sind im ersten Stock), sich gestört fühlend, mit dem Besen an die Decke schlägt.
 

"Wie bitte?", entfährt es Kaiba. Jeder sieht ihn geschockt an. So einen Gefühlsausbruch ist man von Mr. Ich-habe-nur-einen-Gesichtsausdruck eben nicht gewöhnt.

Selbst Kisaki-Sensei sieht ihn irritiert an.
 

Einen Deathglare später drehen sich allerdings alle schon wieder besagter Lehrkraft zu, nur ich kann mir ein Kichern nicht verkneifen. Hey, ich hab's versucht, ehrlich!

Blöd nur, dass er direkt vor mir sitzt.
 

Er dreht sich zu mir um und glaret mich an. Ich schenke ihm nur ein gegen-deine-Deathglares-bin ich-längst-immun-Grinsen und wende mich dann ebenfalls wieder Kisaki-Sensei zu.
 

Aber die ist weg.
 

Perplex lehne ich mich nach rechts, zu Honda. "Wo ist sie?" Er liegt halb auf seinem Tisch und macht ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter (oder, in Anbetracht der Umstände, wie 14 Tage Babyprojekt) und antwortet mürrisch: "Geht die Puppen holen."
 

Kaum hat er das ausgesprochen, geht auch schon die Tür auf und sie schwebt herein, einen Wagen voller Babypuppen hinter sich herziehend. Hat schon etwas Unheimliches an sich, so ein Wagen voller gestapelter, ausdrucksloser Puppen.

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich, seit ich mit neun Jahren Chucky, die Mörderpuppe gesehen habe, einen leichten Horror vor Puppen habe.
 

"Sooo", verkündet sie vergnügt, "jetzt wollen wir doch mal die glücklichen Eltern zusammenbringen."

Eltern? Also Mami und Papi? Na, großartig… Mädchen flippen doch bei Babys immer total aus.
 

"Damit es fair bleibt, gehen wir nach dem Alphabet. Also… Atsuki Mira und Azura Sanji…" Honda lehnt sich zu mir rüber und ich weiß schon, was er sagen wird.

"Alter, Kabayashi ist doch jetzt in der Klapse und der nächste in der Liste nach dir ist doch…" "Kaiba, ich weiß", grummele ich zwischen zusammengepressten Zähnen.
 

Ganz großes Tennis, echt! Kann ich nicht doch ein Mädchen als Partnerin haben? Bitte…?
 

"Außerdem ist Kabayashi umgezogen", informiere ich ihn, überflüssigerweise. "Klar, und Hamster können fliegen." In einem Ufo schon…
 

Aber Kabayashi, genauer gesagt Kabayashi Mika, war wirklich etwas durchgeknallt. Nicht Marik-irre, mehr Pegasus-seltsam. Totaler Otaku. Konnte Manga auswendig rezitieren, vergaß aber täglich die Hausaufgaben.
 

Außerdem hat er Cosplay über alles geliebt und kam tatsächlich jede Woche als ein anderer Animechara zur Schule. Unsere Lehrer sind scheinbar alle Fans des Alphabets, weswegen ich oft mit ihm arbeiten musste.
 

Er ist eigentlich ganz nett, nur eben etwas durch. Er hat mir erzählt, dass sein Vater einen Job in den USA angenommen hat. Darum ist er in den Sommerferien weggezogen.
 

Aber in so einer klatschgeilen Schule wie dieser entsteht nun einmal schnell das Gerücht, dass ein Querdenker wie Kabayashi in die geschlossene gekommen ist.

Armer Kerl.
 

"Jounouchi Katsuya und Kaiba Seto. Oh..."

Yesss, sie hat es bemerkt. Jetzt wird sie mich mit dem nächsten in der Liste – Kocho Satoshi – zusammentun und Kaiba alleine arbeiten lassen. So, wie sie es bisher getan hat. So, wie es alle Lehrer getan haben, seit Kabayashi weg ist.
 

Sie räuspert sich. "Nun, da bald Weihnachten ist, finde ich, dass Sie beide etwas Nächstenliebe zeigen sollten."
 

WTF!?
 

"Sie werden dieses Mal zusammenarbeiten. Ich hoffe, Sie können Ihre Streitigkeiten zum Wohle des Kindes", das ist eine ver-piep-te Puppe, verdammt nochmal!, "bereinigen. Kocho Satoshi und..."
 

Headdesk. Tilt. Overload. Der Teilnehmer ist zurzeit leider nicht erreichbar, versuchen Sie es später noch einmal.
 

Ich fasse es nicht. Kaiba und ich... als Eltern... in einer Homoehe!? Großartig.

Endlich hat mein Leben einen Sinn (Ironie-Alarm!).
 

Aber vielleicht überrascht er mich ja und ist ein guter Vater.

Glaubst du das im Ernst?, stichelt eine kleine Stimme in meinem Kopf. Nein, tue ich nicht, antworte ich ihr.
 

Kaiba dreht sich zu mir um und schenkt mir einen weiteren Deathglare, nur für mich allein. Reizend.

Ich hebe, wie zum Gruß, die Hand und grinse geschlagen zurück.
 

Am liebsten hätte ich losgeheult, aber die Blöße gebe ich mir nicht. Nicht vor ihm.
 

Das werden ja ganz tolle zwei Wochen. Von wegen Harmonie, von wegen Entspannung...
 

Ich hasse Projektwochen!

All Filler, No Killer...

Nyieh... Diese Woche war echt äztend, ich hab's nicht geschafft, weiter zu schreiben (zum Glück sind 6 Kapitel schon fertig x3~)

TGIF... Jetzt kann ich mich endlich auf die wichtigen Dinge konzentrieren. YGOTAS gucken xD~

Ich bedanke mich herzlich bei allen Kommentatoren! Ihr seid lieb ^^

Leider muss ich sagen, dass dieses Kapitel eher ein Füllkapitel ist, sry ;_; Ist mir erst aufgefallen, als ich keinen witzigen Titel gefunden habe (deswegen hab ich einfach mal frech bei NOFX geklaut... >_>)

Bla, ich laber wieder zuviel. Also, viel Spaß beim Lesen ^^
 

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All Filler, No Killer...
 

"Warum? Warum!? Warum... immer... ICH!??", jammere ich, während ich bei jedem Wort meinen Kopf gegen die gekachelte Wand des Jungenklos hämmere. Vielleicht bekomme ich so ja eine Gehirnerschütterung, einen Schädelbruch, irgendetwas, was mich daran hindert, dieses dämliche Projekt mitmachen zu müssen.
 

Schwindelig ist mir schon.
 

Honda grinst nur. "Alter, du hast echt die Arschkarte gezogen."

Danke, das weiß ich selbst.
 

"Ach, jetzt nimm es nicht so schwer, Jounouchi-kun", lächelt Yuugi mich an.

Ich stoppe meinen – zugegeben, äußerst lächerlichen – Selbstmordversuch, packe ihn am Kragen und hebe ihn hoch. Er quietscht überrascht und ich stelle fest, dass er viel leichter geworden ist, seit er sein Milleniumspuzzle nicht mehr hat.

Nicht, dass ich ihn öfters so hochhebe. Ähem.
 

Aber seitdem der Pharao in seine eigene Zeit zurückgekehrt ist, ist Yuugi echt nicht mehr der Alte. Gut, ich kannte ihn immer nur als kleinen Schizo, doch hat er sich wirklich verändert. Er ist viel ruhiger, zurückgezogener.

Er lacht auch nicht mehr soviel.
 

Wenn ich so darüber nachdenke, ist das wohl auch verständlich, immerhin hat er einen seiner engsten Vertrauten verloren, einen, der ihn immer verstanden hat und immer für ihn da war.

Außer das eine Mal natürlich, als er nicht verlieren konnte und Yuugi Orichalcos geopfert hat.

Arschlosch.
 

Aber nun zurück zum aktuellen Geschehen...
 

"Nicht so schwer!?", fahre ich ihn an. "Ich soll es nicht so schwer nehmen!? Du hast leicht reden, du machst ja mit Anzu zusammen! Ich muss mit Kaiba zusammenarbeiten, verdammt nochmal!!"

Oi, jetzt ist mir nicht nur schwindelig, sondern auch schlecht.
 

Ich lasse Yuugi los, um nicht gleich mein Frühstück auf ihm zu verteilen. Er weicht ein paar Schritte zurück, als fürchte er, ich könnte ihn gleich wieder packen.

Memo an mich selbst: Ich muss mich bei Yuugi entschuldigen.
 

Es klingelt zur nächsten Stunde.

Mein letztes Stündlein, da bin ich mir sicher...
 

"Jounouchi-kun, wir müssen wieder zurück in die Klasse." Ich nicke, schicksalsergeben. "Alter, tut mir leid wegen eben, dass ich dich angeschrien hab' und so", entschuldige ich mich noch bei Yuugi, bevor wir das Jungenklo verlassen.
 

Er lächelt mich nur an. Dieses typische Yuugi-Lächeln. Ich könnte ihm einen Arm ausreißen und er würde mir verzeihen, so gutmütig ist er. Ich bin da etwas nachtragender. Bis heute habe ich es Otogi noch nicht ganz verziehen, dass er mich in dieses Hundekostüm gesteckt hat.

Ausgerechnet ein Hundekostüm! Von allen Tieren dieser Erde!
 

Was habe ich nur an mir, das Leiter großer Spielefirmen dazu veranlasst, mich mit einem Hund zu vergleichen? Das ist nicht fair...
 

Da sind wir wieder. In der Klasse des Schreckens. Diese Stunde bekommen wir die Puppen, nachdem wir zwei Stunden durchgekaut haben, was es bedeutet, Eltern zu sein. Ich bin mir jetzt so ziemlich sicher, dass ich nie ein Kind will.
 

Das Highlight war die Vorführung der Puppen. Die kreischen so laut, dass nicht mal ich dabei schlafen könnte. Und das will schon was heißen. Das sei auch genauso gedacht, meinte Kisaki-Sensei, damit wir sie nicht ignorieren.
 

Wir müssen die Puppen füttern, ihnen die Windeln wechseln und sie "lieb haben". Dazu haben wir ein spezielles Armband bekommen, mit einem integrierten Chip, das wir am Brustkorb des Babys hin und her bewegen müssen.
 

Das Baby selbst hat anscheinend mehr Technik als eine DuelDisk. Zufällig wird ausgewählt, ob es hungrig oder liebesbedürftig ist oder einfach nur in die Windel gemacht hat. Es speichert jede Aktion, sogar wer es gerade versorgt. Denn egal was es will, zu allererst müssen wir das Armband benutzen.

Außerdem müssen wir aufpassen, dass der Kopf nicht zu sehr in den Nacken fällt, da das wohl schädlich ist für ein Baby.
 

Wenn ich so darüber nachdenke, wird es vielleicht doch ganz spaßig, zuzusehen, wie Kaiba sich anstellt. Immerhin hat Kisaki-Sensei betont, dass "jeder seinen Teil tun und sich um das Kind kümmern muss".
 

Moment mal.
 

Wo ist Kaiba eigentlich? Die Stunde hat längst angefangen und er kommt sonst nie zu spät. Ich kann es kann mir zwar fast denken, aber zur Sicherheit frage ich doch nochmal nach.
 

"Kisaki-Sensei, Kaiba fehlt", sage ich halb fragend, halb vorwurfsvoll. "Oh, Kaiba-san hat ein wichtiges Meeting, also habe ich ihm erlaubt, früher zu gehen."
 

Das dachte ich mir, der Geldsack hat sich mal wieder gedrückt. Aber warte nur, Kaiba... Er glaubt doch nicht im Ernst, dass er mir zwei Wochen lang entkommen kann?

Ha!

Im Kaiba-auf-die-Nerven-gehen bin ich Weltmeister.
 

Außerdem habe ich keine Lust, hier einen auf alleinerziehenden Vater zu machen. Das kann er sich mal schön abschminken.
 

Ein Grinsen stiehlt sich auf mein Gesicht.
 

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Und? Wie war ich? *lol* Ich weiß, ist nicht viel passiert... Vielleicht lass ich mich ja breitschlagen, ein weiteres Kapitel hochzuladen... ;P

Naaa, ich will ja nicht um Kommentare betteln. Was bin ich denn, 'ne Sue-Autorin? o.0

Also, bis nächsten Freitag (oder wann immer Mexx hochlädt/ihr es lest)

"Kaiba hat mich geschwängert!"

"Kaiba hat mich geschwängert!"
 

A/N: Neues Wochenende, neues Kapitel. Gut, technisch gesehen ist es nicht mehr so wirklich Freitag (verflucht seist du, Crimson Spell! xD~) aber wenigstens hab ich überhaupt dran gedacht...
 

Also, viel Spaß, ich hatte ihn definitiv beim Schreiben!
 

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Irgendwie komme ich mir lächerlich vor.
 

Na gut, ein 17-jähriger Junge der mit einer Puppe auf dem Arm durch die Stadt läuft sieht auch ziemlich lächerlich aus. Jeder starrt mich an, einige lachen.
 

Das büßt du mir, Kaiba!
 

Nur weil der einfach abgehauen ist, muss ich mir hier die Blöße geben. Und dann wohnt der Arsch auch noch am Ende der Stadt. Straßenbahn fahren kann ich auch nicht. Ich hab's versucht, aber alle glotzen mich an, und ich kann nicht mal abhauen.
 

Ein paar aus der Oberstufe haben mich so dämlich angemacht, dass ich es nicht mehr ausgehalten habe und ausgestiegen bin.
 

Ich laufe jetzt schon eine halbe Stunde durch die Stadt und bin meinem Ziel immer noch so fern wie die Erde der Sonne. Woher ich weiß, wo der Typ wohnt? Ich habe mir seine Adresse geben lassen und spiele jetzt persönlich Klapperstorch.
 

Endlich komme ich im Villenviertel an. Kurz bleibe ich stehen und sehe auf den Zettel, den Kisaki-Sensei mir gegeben hat. Nummer 23.

Hat der was mit den Illuminaten zu tun? Ich wusste immer, der Typ ist nicht ganz koscher...
 

Ich schüttele den Kopf. Ich habe keine Zeit, mich mit so einem Kram zu beschäftigen. Erstmal suchen.
 

Mann, hier wohnen echt nur Bonzen. Ein Haus größer als das andere. Ich wette, da passt unsere kleine Wohnung locker zwanzigmal rein. Ziemlich deprimierend.
 

Eine dicke Frau kommt mir mit ihrem Zwergpudel entgegen. Der Hund bleibt stehen und schnuppert an meinen abgewetzten Turnschuhen. Gerade als ich mich runterbeugen und ihn streicheln will, zieht Madame einmal heftig an der Leine und sagt: "Aus, Tinkerbell! Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich nicht mit Straßenkötern abgeben!"
 

Sie sieht mich nicht einmal an und geht einfach weiter. Wütend schreie ich ihr hinterher: "Danke für den Tipp, aber mein Name ist Jounouchi!!"

Bonzen!! Argh!
 

Ich sehe mich um. Hängt hier vielleicht irgendwo ein Schild mit meinem Foto, wo drauf steht 'Vorsicht, bissiger Hund'?? Ganz ehrlich, das würde ich Kaiba zutrauen.
 

Und, wo wir gerade beim Thema sind, da ist die 23. Hatte ich mir irgendwie größer vorgestellt, pompöser. Es ist sogar die kleinste Villa, die ich bisher hier gesehen habe. Immer noch riesig, für meine Verhältnisse, aber dennoch relativ bescheiden.
 

Wahrscheinlich ist Kaiba einfach nur geizig.

Mit diesem Gedanken stehe vor dem gusseisernen Tor und klingele. Ich warte. Die Sprechanlage knackt bevor Isonos Stimme ertönt. "Identifizieren Sie sich und nennen Sie Ihr Anliegen."
 

"Isono, Kumpel, ich bin's, Jounouchi." "Oh, Jounouchi-san." Er wirkt irritiert. Gut, ist ja nicht so, als würde ich jeden Tag hier stehen. Und vielleicht war das mit dem 'Kumpel' auch etwas übertrieben.
 

Er räuspert sich. "Was bringt Sie zu uns?" "Ach, ich wollte nur mal meinen alten Freund Kaiba besuchen." Das war definitiv übertrieben. Ich glaube, er weiß nicht recht, was er sagen soll.

"Sagen Sie ihm einfach, dass ich da bin. Er weiß schon, worum's geht", versichere ich ihm.
 

"Gut, einen Moment bitte." Es knackt wieder und weg ist er. Ich warte. Er lässt sich ganz schön viel Zeit, vielleicht hat er sich ja verlaufen. Würde mir bestimmt passieren. Ich verlauf mich sogar in unserer eigenen kleinen Drei-Zimmer-Wohnung.

In einer Nacht wollte ich auf's Klo und hätte fast ins Treppenhaus gepinkelt...
 

Wieder ein Knacken. "Tut mir leid, Seto-sama arbeitet und hat mir die Anweisung gegeben, sie nicht herein zu lassen." Dieser...!!

"Aber...! Da ist wieder so ein Irrer, wir brauchen seine Hilfe!", lüge ich. Ich gehe nicht eher, bis er mich rein gelassen hat!
 

"Es tut mir leid, ich..." "King Kong hockt auf der KC!!" Lächerlich, ich weiß. "Jounouchi-san, ich kann Sie wirklich nicht..." "Godzilla, ich meinte Godzilla greift die KC an!" Viel plausibler, schließlich sind wir in Japan. Und nachdem, was wir schon alles erlebt haben auch nicht sooo unwahrscheinlich.
 

"Bitte gehen Sie einfach..." "Kaiba hat mich geschwängert!!" Was war das jetzt? Wieso erzähle ich so einen Scheiß?? Was ist nur heute mit mir los? Ich glaube, ich brauche dringend Hilfe...
 

Isono scheint auch ziemlich sprachlos zu sein. Verständlich.
 

"Du siehst gar nicht schwanger aus", ertönt es plötzlich neben mir. Erschrocken fahre ich herum. Da steht Mokuba, lutscht an einem Eis (im Winter? Der Kleine ist echt hart...) und sieht mich amüsiert an.
 

"Hey, Mokuba, wie lange bist du schon da?" Er grinst mich an. "Lange genug. Seto lässt dich nicht rein, huh?" Verzagt lasse ich den Kopf hängen. "Nein, der feine Herr arbeitet."
 

Er nickt und geht zur Sprechanlage. "Isono-san, machen Sie bitte das Tor auf." "Jawohl, Mokuba-sama." Spricht's und tut wie geheißen. Quietschend und ächzend geht das schwere Tor auf und Mokuba bedeutet mir, ihm zu folgen. Was ich mir natürlich nicht zweimal sagen lasse.
 

So trotte ich ihm hinterher und bewundere den riesigen Garten, der sich links und rechts neben uns erstreckt. Er ist komplett mit Schnee bedeckt, außer einer kleinen Fläche, in deren Mitte sich ein Schneemann erhebt. Er wirkt irgendwie verloren, so als würde er nicht dorthin gehören.

So wie ich mich gerade fühle.
 

Ich zeige darauf. "Hast du den gemacht?" Mokuba folgt meinem Blick und lächelt. "Ja, gestern, zusammen mit Seto", antwortet er. "Wie jetzt, Kaiba baut Schneemänner!?", platzt es mir heraus. Er dreht sich zu mir um und fragt etwas trotzig: "Baust du etwa keine?" "Ich, ähm, klar, aber..." Er dreht sich wieder um und geht weiter.
 

Diese Information haut mich echt um. Kaiba baut Schneemänner... Wie ein ganz normaler, 17-jähriger Teenager. Mister 'Spaß? Was soll das sein?' baut Schneemänner... Je länger ich daran denke desto verwirrter werde ich. Was mich leider dazu bringt, laut zu denken.
 

"Als nächstes erzählst du mir, dass er lächelt..." Das wollte ich nicht sagen. Aber vielleicht hat er es nicht gehört, immerhin habe ich es ganz leise vor mich hingemurmelt. Doch Fortuna hat mich heute schon so oft hängen lassen, wieso sollte sie also ausgerechnet jetzt ihre Arbeit machen.
 

Wütend fährt Mokuba zu mir herum. Natürlich hat er es gehört. Ich setze zu einer Entschuldigung an, doch er kommt mir zuvor. "Ich hasse es, dass alle denken, er wäre so ein schrecklicher Mensch! Er kann seine Gefühle eben nicht jedem zeigen! Dann ist er nun mal sehr misstrauisch, aber das wäre jeder, der so leiden musste wie er!"
 

Sauer wirft er sein Eis weg, steckt die Hände in die Hosentaschen und marschiert weiter Richtung Haus. "Mokuba, es tut mir wirklich leid, ich wollte nicht..." Nicht recht wissend, was ich sagen soll, verstumme ich. Glückwunsch, Katsuya, du hast es mal wieder geschafft.
 

Aber ich dachte wirklich, jedes Mal wenn Kaiba lächelt, stirbt ein Hündchen. Und ich hänge an meinem Leben...

Argh! Jetzt vergleiche ich mich schon selbst mit einem Hund! Das zahl ich ihm irgendwann zurück.
 

Inzwischen sind wir am Ziel. Mokuba schließt die Tür auf und ich bin froh, dass er mich trotz allem noch reinlässt, bevor er sie wieder schließt. Er gibt mir ein Paar Hausschuhe und ich folge ihm in eine Art überdimensionaler Flur, wo er auf eine Treppe zeigt.
 

"Setos Zimmer ist oben, das dritte auf der rechten Seite", erklärt er mir und fügt, nach einem Blick auf das Baby, hinzu: "Ich wusste übrigens nicht, dass du mit Puppen spielst."
 

Ich spüre, wie mir das Blut in den Kopf schießt. "Was? Ich, nein, das ist nur... das ist für die Schule. Ehrlich!", erkläre ich hastig. Zu hastig wie es scheint, denn er glaubt mir offenbar nicht. Er grinst noch einmal frech, bevor er sich von mir abwendet und irgendwo verschwindet.
 

Ich sehe ihm kurz nach, dann widme ich mich der Treppe. Das dritte Zimmer rechts, hat er gesagt. Nun gut, dann mal auf.
 

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A/N²: Und schon wieder vorbei :/ Aber nicht traurig sein, nächsten Freitag gibt’s Nachschub ^^
 

Super special awesome thanks to:
 

kuestenfee1

jule_07

_buki-san_

-Karma-

schattenengel45

Ryuichi-Sakuma-

night-blue-dragon

Mihikoru
 

für all die lieben Kommentare ^_^
 

Du willst auch hier stehen? Kein Problem! nimm dir eine Minute Zeit und lass einen kleinen oder auch großen Kommentar da. Das ist immerhin meine Bezahlung, meine Motivation, weiter zu machen.
 

Bis nächsten Freitag (dann wirklich)!

Kevin-Jonas

Ich bedanke mich noch einmal herzlich für die lieben Kommentare *jedem einen Keks geb* Ihr seid klasse ^__^

Hier ist auch schon das nächste Kapitel *tadaa* Mein persönlicher Favorit x3~

Hoffe, ich hab Kaiba einigermaßen getroffen... Es ist unheimlich schwer, für ihn zu schreiben, da man nie weiß, was er wirklich denkt.
 

Anyway, have fun!
 

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Jetzt stehe ich schon geschlagene fünf Minuten hier. Vor Kaibas Tür. Irgendetwas hindert mich daran, einfach anzuklopfen. Ich sage mir immer wieder, dass dieser Tag nicht mehr schlimmer werden kann; Schließlich habe ich mich heute schon vor der gesamten Stadt zum Deppen gemacht und Mokubas Gefühle verletzt.
 

Schlimmer kann es also kaum noch kommen, richtig?
 

Allerdings sprechen wir hier von Kaiba. Einem schlecht gelaunten Kaiba. Der mich obendrein nicht sehen will. Der mich andauernd als Hund beschimpft. Der meint, ich bin der schlechteste Duellant, der ihm je untergekommen ist.

Hey, du Arsch, ich stand so kurz davor, eine ägyptische Götterkarte zu besitzen! Und dich feg ich irgendwann auch noch ab, verlass dich drauf!
 

Okay, genug ist genug. Ich lasse also das Anklopfen und öffne schwungvoll die Tür. Er sieht überrascht aus, gut. Bevor er irgendetwas sagen oder tun kann, halte ich ihm unser 'gemeinsames Kind' hin und verkünde laut:
 

"Glückwunsch! Es ist ein Junge!"
 

Schweigen.
 

Dann: "Nimm das Ding aus meinem Gesicht. Sofort." Aua, ist der angepisst.
 

"Wie sprichst du denn von Kevin-Jonas?", frage ich ihn trotzig. Er hebt eine Augenbraue. "Du hast dem Ding einen Namen gegeben? Und dann auch noch so einen schlechten?"
 

Er ist inzwischen aufgestanden und schiebt die Puppe von sich weg, was mich dazu veranlasst, Kevin-Jonas an mich zu drücken. Nur um ihn zu ärgern, stupse ich die Nase des Babys an und sage: "Keine Sorge, Kleiner, Papa gewöhnt sich schon an dich, er ist nur ein Arschloch."
 

Besagtes Arschloch reibt sich das Nasenbein und seufzt. "Wie ist es eigentlich, den ganzen Tag nur Blödsinn zu von sich zu geben?" Wie ist eigentlich, der größte Kotzbrocken der Welt zu sein?

"Kisaki-Sensei hat gesagt, wir sollen unserem Kind einen Namen geben und es behandeln, als wäre es echt", kläre ich ihn auf.
 

"Köter, wenn du es noch einmal 'unser Kind' nennst, fliegst du raus." Ist er nicht charmant? Gleich morgen trete ich dem Kaiba-Fanclub bei...

Der, so nebenbei bemerkt, wirklich existiert. Genauso wie der Bakura-Fanclub und der Mutou-Fanclub.

Ich will auch meinen eigenen Fanclub!
 

"Falls du es nicht weißt, Kaiba, wir bekommen eine gemeinsame Note auf das Projekt und es wäre ein leichtes, dir eine sechs zu verschaffen", knurre ich wütend.
 

Der Kerl macht mich so wahnsinnig. "Und glaub ja nicht, ich wäre freiwillig hier. Ich würde mich lieber nochmal von Otogi in ein Hundekostüm stecken lassen, als dieses dämliche Projekt mit dir zu machen!"
 

... Ich und meine große Klappe. Wieso kann ich nicht einmal still sein?

Er hat natürlich sofort Blut geleckt und grinst mich fies an. "Du weißt nicht zufällig, ob er besagtes Kostüm noch hat?" Dieser...
 

Ich knurre wütend – okay, das sollte ich mir vielleicht wirklich abgewöhnen – und will ihm gerade etwas nicht sehr Nettes entgegenwerfen, als Kevin-Jonas anfängt zu schreien. Und wie!

Ich drücke ihn Kaiba in die Hände, nehme meinen Rucksack ab und wühle darin nach dem Armband.
 

Mathehausaufgaben, zerfleddertes Erdkundebuch, mein Pausenbrot von letzter Woche (wollte ich schon gestern entsorgen), Schokoriegelpapier, Discman, alles landet kurzerhand auf Kaibas, sicher ziemlich teurem, Teppich. Aha, gefunden!
 

"Köter, stell das Ding ab." "Jaja, bin schon dab... Was soll das denn? Bist du irre!?" Als ich wieder aufsehe, hält er Kevin-Jonas kopfüber an einem Bein soweit wie möglich von sich weg. Hastig nehme ich den armen Kleinen wieder an mich und bewege das Armband an seinem Brustkorb hin und her. Das Kreischen verwandelt sich in Schluchzen.
 

Während ich in meinem Rucksack nach den anderen Utensilien suche, werfe ich ihm vor: "Du kannst doch ein Baby nicht so behandeln. Du bist so ein Arsch, weißt du das?" Er stöhnt genervt. "Köter, das ist eine Puppe."
 

"Falsch! Für die nächsten zwei Wochen ist das unser Sohn." Ich seufze resigniert und füttere Kevin-Jonas. Tatsächlich wird das Schluchzen zu Schmatzlauten. Ha, ich bin ja so gut! "Kaiba, wir müssen dieses Projekt zusammen machen. Mir gefällt das ja auch nicht, aber manchmal muss man eben Dinge tun, die einem nicht gefallen, mit Menschen, die man nicht leiden kann." Wow, das klingt richtig erwachsen.

Naja, kein Wunder, stammt ja auch von Anzu, die mir das den ganzen restlichen Schultag über gepredigt hat.
 

"Nein, ich muss arbeiten und du musst verschwinden." Mit diesen Worten setzt er sich wieder an seinen Computer und ignoriert mich. Ich hasse es, ignoriert zu werden. Und falls er denkt, ich gebe mich so schnell geschlagen, hat er aus unseren Duellen nicht viel gelernt.
 

Ich sehe mich im Zimmer um und erspähe ein Sofa. Ich schnappe mir eines der Kissen darauf und lege Kevin-Jonas drauf, direkt neben seinen neuen Vater. Diesmal spare ich mir das Herumwühlen in meinem Rucksack und kippe den Inhalt einfach komplett auf den Boden, so laut wie es geht. Da ist es, das zweite Armband.
 

Er kann sich nicht aus der Verantwortung winden, dafür sorge ich schon. Das Armband lege ich neben ihn auf den Tisch, was er natürlich geflissentlich ignoriert. Dann schnappe ich mir meinen Discman und pflanze mich auf die Couch. Früher oder später fängt Kevin-Jonas wieder an zu schreien und ich kümmere mich dann nicht um ihn.
 

Wenn Kaiba Ruhe will, soll er sich um ihn kümmern. Ganz einfach.
 

Ich muss schon sagen, dieses Sofa ist ungemein bequem. So beschließe ich, mich etwas hinzulegen, so wie ich Kaibas Starrsinn kenne, kann das hier noch eine Weile dauern. Sobald ich mich in horizontaler Position befinde, spüre ich, wie die Müdigkeit mich übermannt. Ich habe letzte Nacht wirklich viel zu wenig geschlafen.
 

Herzhaft gähnend rolle ich mich auf die Seite. Eine Decke wäre nicht schlecht, aber es geht auch so. Ein Teil in mir sträubt sich zwar dagegen, einzuschlafen, dennoch ist der Sinn dieser Aktion ja, Kaiba zu nerven. Und ich denke, wenn ich mich hier einfach faul hinlege, statt zu verschwinden, komme ich diesem Ziel ziemlich nahe.
 

Ich sehe es zwar nicht, doch kann ich mir gut vorstellen, dass er noch angepisster ist als vorher.
 

Gut so, denke ich grinsend, und spüre, wie ich langsam ins Land der Träume hinübergleite.
 

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Lasst mir was da, ja? Nen Keks, Kritik, ein Foto von Robin Kahnmeyer oder auch nen Kommentar, freu mich über alles x3~

Und noch eine sehr traurige Mitteilung: Ich weiß nicht, ob es mit dem nächsten Freitags-Kapitel was wird ;__; Hab momentan recht viel um die Ohren, dazu ne fette Erkältung und ein generelles Kreatief... Ich brauch Urlaub _._

Aber ich streng mich an ^^
 

~Yours truly

~Nurja

Ich nenne mein Kind...

*Chips futtert* ...Nhi? Ja, ist denn schon Freitag? Tatsächlich. Wow. Na, dann mal ohne viele Umschweife direkt zum nächsten Kapitel!

Moment, eine Sache noch: Vielen Dank für die lieben Kommentare!! Ich liebe euch alle *___*
 

Anyway, have fun!
 

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Ein Ohren betäubendes Schreien weckt mich und erschreckt mich so sehr, dass ich vom Sofa falle und mich hilflos in der Decke verheddere.

Ich kämpfe mich frei und sehe mich verwirrt um. Was ist los? Wo bin ich? Lag vorhin überhaupt eine Decke auf dem Sofa? Und was ist das für ein Krach??
 

Es dauert einen Moment, bis meine Erinnerung zurückkehrt. Ich bin in Kaibas Haus und ich bin tatsächlich eingeschlafen. Allerdings ohne Decke...

Kaiba hat mich doch nicht etwa... nein, niemals.

Wahrscheinlich bin ich nur verpeilter als sonst.
 

Wie spät es wohl inzwischen ist? Sehr spät, wie mir mein Magen knurrend mitteilt.
 

Kevin-Jonas läuft gerade zur Hochform auf. Hört sich fast an wie eine Alarmsirene. Kaiba bleibt regungslos sitzen und starrt nur stur auf seinen Monitor. Aber ich glaube zu sehen, wie sein Auge leicht zuckt.

Könnte auch eine optische Täuschung sein.
 

Wollen doch mal sehen, wie sehr ich ihn nerven muss, bis er Kevin-Jonas endlich versorgt. Oder an die Wand schmeißt. "Hey, Kaiba, dein Sohn braucht dich!"
 

"Ich habe keinen Sohn", entgegnet er kühl. "Und jetzt stell das Ding endlich ab, es geht mir auf die Nerven." Lässig stehe ich auf und schlendere zu ihm rüber. "Kaiba, du wärst echt ein schrecklicher Vater."
 

Er schnaubt. "Danke für diese äußerst fachmännische Feststellung." Er will es also wirklich darauf anlegen, ja? Gut, kann er haben. Ich nehme Kevin-Jonas aus seinem improvisierten Bett, drehe Kaibas Stuhl mit dem Fuß herum und lege die Puppe auf seinen Schoß.
 

"Sieh mal, es ist ganz einfach; Wenn du willst, dass er aufhört zu schreien, kümmere dich um ihn. Klingt komisch, ist aber so", erkläre ich ihm wie einem Kleinkind. Zur Antwort bekomme ich nur einen Deathglare. Doch das stört mich nicht großartig.
 

Ich gehe zu meinem Rucksack, suche die Sachen für die Puppe zusammen, die Ersatzwindel und die Flasche, und lege sie auf den Tisch. Dann schnappe ich mir Kaibas Armband und, bevor er protestieren kann, lege es ihm ums Handgelenk.
 

Der Typ sollte echt mehr essen, ist ja nur Haut und Knochen.
 

"Soll ich dir erklären, wie das geht, oder hast du das noch mitbekommen?" Wieder sieht er mich düster an.

"Ich weiß sehr wohl, wie es funktioniert, ich werde es dennoch nicht tun." Wie kann ein Mensch allein so stur sein? Ich verstehe den Kerl echt nicht.
 

Ich verdrehe die Augen. "Was ist so schlimm daran? Ist ja nicht so, als müsstest du dafür deine Firma aufgeben", seufze ich genervt und bin drauf und dran, aufzugeben und mich selber um Kevin-Jonas zu kümmern. Ich habe nicht wirklich Lust, mit 17 schon taub zu werden.
 

"... Der Name." Perplex sehe ich ihn an. "Wie jetzt?"

"Wenn das wirklich mein... Sohn wäre, würde er bestimmt nicht 'Kevin-Jonas' heißen." Der Name war das einzige, was ihn gestört hat?? Oh man, der Typ ist doch echt...

Wie kann man sich wegen des Namens einer Puppe so stur stellen? Zugegeben, ich bin manchmal, vielleicht, ganz selten, auch ein klein wenig dickköpfig, aber das ist doch nicht mehr normal!
 

"Der feine Herr war ja nicht da und ich musste unserem Kind schließlich einen Namen geben. Und da habe ich eben den ersten genommen, der mir eingefallen ist", erkläre ich ihm. Er hebt eine Augenbraue. "'Kevin-Jonas' ist der erste Name, der dir eingefallen ist?" "Ja, Mann."
 

Er muss ja nicht wissen, dass Honda und ich 'Ich-nenne-mein-Kind...' gespielt haben und das Ganze dann in einen Wettbewerb ausartete, wessen Kind den blödesten Namen hat...

Er hat übrigens gewonnen. Gegen Fifi Trixibelle Jaqueline bin ich einfach nicht angekommen...
 

"Wenn dich der Name so sehr stört, kannst du dir einen aussuchen. Aber nur, wenn du ihn dann endlich versorgst, mir fallen gleich die Ohren ab." Er grinst. Schon mal ein nicht so schlechtes Zeichen.
 

"Also gut. Dann nenne ich ihn... Kane." Kane? Geld?? Das ist so typisch Kaiba. Er sieht mich abwartend an. Will er etwa wirklich meine Meinung hören oder wartet er nur, ob ich etwas dagegen habe? Er ist echt ein Mysterium.

"Der Name ist klasse und jetzt mach hin, ich bin schon halb taub!"
 

Er nickt und reibt sein Handgelenk mit dem Armband an Kevin-Jo---, ich meine, an Kanes Brustkorb. Mann, an den Namen muss ich mich echt noch gewöhnen.

Er hört auf zu schreien und Kaiba sieht mich an. "Und jetzt?" Ich starre ihn ungläubig an. Hat er nicht eben noch behauptet, er wüsste, wie das geht!?
 

Genau das frage ich ihn auch. Er hebt nur eine seiner fein säuberlich gezupften Augenbrauen und lächelt mich auf eine Weise an, die ich gar nicht mag. Dieses fiese, hinterhältige Lächeln.

"Ich dachte nur, bevor ich noch etwas falsch mache, frage ich vorher die Mutter um Rat", antwortet er in diesem ekligen, überheblichen Ton.
 

Ungläubig und mit offenem Mund glotze ich ihn an. Bitte, was?? Hab ich da was nicht mitgekriegt? Wieso bin ich die Mutter!?

Er scheint meine Gedanken lesen zu können (creepy!) und erwidert: "Vorhin hast du gesagt, ich sei der Vater. Außerdem scheine ich dich ja geschwängert zu haben, auch wenn ich nicht wüsste, wie."
 

Wäre ich jetzt eine Animefigur, würde gerade ein riesiger Sweatdrop an meinem Kopf hängen. Zum Glück bin ich ja keine.
 

"Das... das hast du... gehört?", frage ich kleinlaut. Verflucht seist du, mein großes Mundwerk!! Am liebsten würde ich jetzt im Erdboden versinken, so peinlich ist mir das. Er scheint das Ganze zu genießen.

Logisch, denn wenn ich so darüber nachdenke... Dass er mich geschwängert hat, impliziert, dass wir Sex hatten.

Sex, wir beide... miteinander...

Scheiße! Ich wette, Kaiba glaubt jetzt, ich steh auf ihn.
 

Ich will doch gar nichts von ihm, außer vielleicht dass er einen langsamen, qualvollen Tod erleidet.
 

"Natürlich habe ich das gehört", holt er mich in die Gegenwart zurück, "sobald Isono mir mitteilte, du würdest vor der Tür stehen, habe ich mitgehört. Ich wollte sehen, was du anstellst, damit ich dich rein lasse. Das mit Godzilla fand ich übrigens auch sehr nett."
 

... Wo ist der Weltuntergang, wenn man mal einen braucht?
 

Aber ich wäre nicht ich, wenn ich mir das einfach so gefallen lassen würde.

"Hättest du mich gleich rein gelassen, würden deine Angestellten jetzt nicht denken, wir hätten was miteinander", pfeffere ich ihm entgegen. Ha! Das muss einfach gesessen haben!
 

...Oder auch nicht.

Er zeigt sich nämlich völlig unbeeindruckt.
 

"Wunschdenken, Hündchen?" Bamm! Eigentor. Jetzt denkt er denifi... definini...defünününü... bestimmt!, ich würde auf ihn stehen. Zu allem Überfluss werde ich auch noch rot.

Kaiba denkt, ich wäre schwul und will mit ihm in die Kiste. Großartig. Dieser Tag kann eigentlich nur noch besser werden. Eigentlich.
 

Aber bei Kaiba weiß man ja nie...
 

"Ach, leck mich doch", ist das Einzige, was mir dazu einfällt. Doch auch das beeindruckt ihn nicht wirklich. "Nein, danke, ich verzichte."
 

"Weißt du was, Kaiba? Du bist echt ein riesengroßes..." Was er ist, erfahren wir nicht mehr, denn in diesem Moment fängt Kane wieder an zu schreien. Wieder bringt Kaiba ihn mit dem Armband zum Schweigen.
 

"Also, Mami", ich hasse ihn, "was will unser Kleiner?" Dieser...! Irgendwann hau ich ihm so eine rein, dass er nicht mehr weiß, wie er heißt.

Ich schlucke eine Beleidigung herunter und überlege laut.
 

"Hmmm... letztes Mal habe ich ihn gefüttert, wäre also logisch, wenn die Windeln voll sind..." Er sieht mich skeptisch an, nimmt dann aber doch die Ersatzwindel zur Hand und legt Kane vor sich auf den Tisch. Mit einer eleganten Bewegung entfernt er die weiße Windel, die Kane trägt, und ersetzt sie mit der blauen.

Schon ist alles wieder still.
 

Ich staune nicht schlecht. Er hat das so souverän gemacht, als würde er es jeden Tag machen. Vielleicht hat er ja ein paar uneheliche Kinder? Auch das würde ich ihm zutrauen.

Obwohl... Eigentlich halte ich ihn für zu geizig, als dass er sich ein Kind anhängen lässt. Der ist bestimmt eher einer von der Sorte 'schnelles Vergnügen ohne Verpflichtungen'.
 

...Toll, jetzt denke ich schon wieder über Kaiba und Sex nach. Was ist nur mit mir los?
 

Er scheint meinen erstaunten Blick zu bemerken (oder er kann tatsächlich meine Gedanken lesen... Ich wiederhole: creepy!!) und meint nur cool: "Ich habe früher öfter Mokubas Windeln gewechselt, dagegen ist das hier Kinderspiel."

Klar ist es das, immerhin müssen wir den Babyhinter nicht noch säubern. Das stelle ich mir echt eklig vor. Habe ich erwähnt, dass ich keine Kinder will?
 

Aber ich kann mir echt nicht vorstellen, wie Kaiba einem echten Baby die Windeln wechselt. Vor allem weil er da selbst noch ein Kind war. Überhaupt kann ich ihn mir nicht als Kind vorstellen.

Ohne es eigentlich zu wollen, habe ich auch schon, noch voll in Gedanken, meine nächste Frage gestellt.
 

"Hast du ein Foto davon?" Ich sollte wirklich mehr auf Anzu hören. Erst denken, dann sprechen. Obwohl man mir nicht vorwerfen kann, ich hätte nicht nachgedacht. Nur eben nicht darüber, was ich sage.
 

Die einzige Antwort, die ich auf meine Frage erhalte, ist ein abschätziger Blick und ein 'hmpf'. Worüber ich ehrlich gesagt ganz froh bin, ich bin viel zu hungrig, um zu streiten.
 

Plötzlich geht die Tür auf und Mokuba schneit herein. "Hey, Nii-sama, das Essen ist..." Er stockt und blinzelt langsam, überrascht. Einmal, zweimal. Mit offenem Mund sieht er erst mich an, dann seinen Bruder, dann die Babypuppe.
 

Dann fasst er sich fassungslos an den Kopf. "Mein Bruder spielt mit Puppen... Ich glaub, jetzt bin ich reif für die Couch..."
 

-------
 

A/N:

'Ich nenne mein Kind...' kennen vllt einige noch nicht. Gut, wahrscheinlich kennt es niemand, immerhin habe ich es zusammen mit einer damaligen Freundin erfunden (glaub ich xD~). Es funktioniert folgendermaßen:

Am besten spielt man es zumindest zu zweit, immer abwechselnd, man sagt 'Ich nenne mein Kind...' und guckt sich um und sagt das erste, was man sieht. Zum Bleistift: 'Ich nenne mein Kind... Apothekenschild!' Man muss sich dabei wirklich vorstellen, sein Kind so zu nennen, mit Nachnamen und allem, also etwa 'Apothekenschild Müller'. Probiert es mal, ist echt funny x3~
 

Ich bedanke mich wie immer für's Lesen, lasst mir was da, ja?

Und, falls ihr es noch nicht in der Kurzbeschreibung gelesen habt (die les ich auch eher selten ^^; ), schaut doch mal in meinen Blog rein, wenn ihr wissen wollt, ob und wie ich vorankomme oder falls es euch interessiert, wie eure Lieblings-Autorin (<~ Kaibas Ego färbt ab -.-; ) so tickt.

ENS werden im Übrigen auch sehr gerne entgegengenommen *zur leeren Mailbox schiel*

*räusper* Nun ja, man liest sich ^^/)

~Yours truly

~Nurja

Artgenossen

A/N:

Endlich Freitag X_X So sehr habe ich mich noch nie auf ein Wochenende gefreut.

Ich hab geschuftet bis zum Umfallen und mir tut alles weh *rumjammer* Deswegen bin ich auch nicht dazu gekommen, weiterzuschreiben ;__;

Zum Glück hatte ich diese Kapitel schon vorher in einer Schreibwut geschrieben. Und es ist lang (für meine Verhältnisse) o.o
 

@ Pancratia:

Ich liebe deine ausführlichen Kommentare x3~ Und hier ein paar Antworten für dich (natürlich auch für alle Anderen ;) :

Das mit dem "Ich feg dich ab" ist bei uns Umgangssprache, vllt gibt's da regionale Unterschiede? o.0

Hehe, Kevin xD~ Ist für mich einer der schlimmsten Namen ö.ö (Mittermeier-Fan ^^)

Ein Auge kann zucken, ganz bestimmt... Oder doch eher das Lid? >.> *zu faul zum Ändern*

"Fifi Trixibelle Jaqueline"... Ich wollte einen wirklich üblen Namen, und hab einfach Namen von Promikindern gegooglet *eg* Die Kids tun mir teilweise echt leid ó.o

Ich hab mir vorgestellt, dass Seto so um die vier oder fünf war ^^ Er ist ja sowieso ein Genie...

Hoffe, das hat dir weitergeholfen. Wenn nicht, frag einfach weiter, ich bin's inzwischen gewohnt *zu DT schiel* ...
 

Nja, genug gelabert! >_< (liest doch eh keiner, oder? o.0)
 

Anyway, have fun!
 

-------
 

"Mokuba, es ist nicht das, wonach es aussieht."
 

Ganz toll, Kaiba. Wirklich. Hast du noch nie eine Soap gesehen? Wenn jemand sagt, es sei nicht so, wie es aussieht, ist es grundsätzlich das, wonach es aussieht.

Andererseits... Kaiba und Soaps? Kaiba und Fernsehen?? Kaiba und irgendetwas, das Spaß macht?

Unwahrscheinlich.
 

Nicht, dass ich oft Soaps sehe. Yuugi und Anzu haben mich einmal dazu gezwungen. Und dann auch noch einen Soap-Marathon. Äußerst traumatisierend.

Jetzt weiß ich nicht nur, dass Shindou in Yuki verknallt ist und dennoch Mika heiratet, sondern auch dass Nami mit Hiro zusammen ist aber eine Affäre mit Kaiou anfängt...

Wirklich, wie konnte ich bisher ohne dieses Wissen überleben?

Aber zurück zum aktuellen Geschehen.
 

Mokuba sieht aus, als hätte er schon ein paar Soaps gesehen. So, wie er da steht, mit weit aufgerissen, schockierten Augen. Irgendwie tut er mir leid. Aber man sieht ja nicht jeden Tag seinen großen Bruder, den kontrolliertesten Menschen der Welt, einer Puppe die Windeln wechseln.
 

"Nee, ist schon klar." Wenigstens kann er noch sprechen, ein gutes Zeichen. "Du hast da keine Puppe. Natürlich nicht. Ich halluziniere nur. Und das ist auch nicht Jounouchi, sondern Isono..."
 

He! Sehe ich etwa so alt aus?
 

Kaiba gibt nur ein verächtliches Schnauben von sich. "Ich wäre froh, wenn er Isono wäre."

Danke, du mich auch.
 

"Hey, Mokuba, ich hab's dir doch vorhin schon erklärt; Es ist ein Schulprojekt", versuche ich, diese doch etwas peinliche Situation zu entschärfen.

Mokuba hebt skeptisch eine Augenbraue. Werden eigentlich alle Kaibas mit dieser Fähigkeit geboren? Ich bekomme das partout nicht hin!
 

Nicht, dass ich je vor dem Spiegel geübt hätte. Ich doch nicht. Ähem.
 

Der Kleine setzt gerade zu einer Antwort an, doch bevor er etwas sagen kann, fegt ein kleines Fellknäuel in einem Affentempo an ihm vorbei und reißt ihn fast um. Besagtes Fellknäuel sitzt nun schwanzwedelnd vor mir und hechelt mich freudig an.
 

Es ist ein Golden Retriever-Welpe. Ein überaus niedlicher Golden Retriever-Welpe. Ein überaus niedlicher Golden-Retriever-Welpe mit groooßen brauen Augen. Aber vor allem ist es...
 

"Ein Hund??", stoße ich überrascht hervor. Auch wenn ich ihm den Rücken zugewandt habe, kann ich förmlich sehen, wie Kaiba mit den Augen rollt.

"Beruhigend, zu wissen, dass du wenigstens deine eigenen Artgenossen noch erkennst."

Ich wirbele zu ihm herum. "Ich zeig dir gleich 'Artgenosse'!"
 

Ich war auch schon mal schlagfertiger. Genau das scheint ihm auch gerade durch den Kopf zu gehen und er hebt die Augenbraue.

Wie ich es hasse. Dieser Typ bringt mich immer dazu, zu denken, alles was ich sage sei mehr als dumm. Er hält sich immer für etwas Besseres, als würde er über allem stehen. Kotzbrocken.
 

Ich funkele ihn noch einmal böse an, dann drehe ich mich um und knie mich hin, um die kleine Fellkugel zu streicheln. Er wirft sich begeistert auf den Rücken (dass es ein Er ist, kann ich nun deutlich erkennen), fordert mich so auf, ihn am Bauch zu kraulen.

Dieser Forderung komme ich auch gern nach. Ich liebe Tiere einfach und der Kleine ist zu niedlich.

...Ich hoffe, Kaiba lächelt in nächster Zeit nicht...
 

Während ich den Kleinen streichele, sehe ich zu Mokuba, der inzwischen vor mir steht, und frage ihn: "Wie heißt er denn?"

Er grinst mich an. "Felix."
 

Perplex erstarre ich. Felix? Das kommt mir doch irgendwie bekannt vor.

"Ich weiß, das ist ein seltsamer Name für einen Hund, aber das—", beginnt er zu erklären, doch er wird rüde unterbrochen.

Von mir.
 

Ich habe mich nämlich gerade wieder zu Kaiba umgedreht und sehe ihn verwirrt an.

"Du hast gesagt, der Hund deiner Nachbarin heißt Felix."

Geht das nur mir so oder klang das tatsächlich vorwurfsvoll? Verdammt, das klang sogar verdächtig nach 'Warum hast du mir nicht gesagt, dass du einen Hund hast?'.

Fast, als würde ich schmollen, weil er mir nicht alles aus seinem Leben erzählt...

Mist!
 

Ihm scheint der Tonfall auch nicht entgangen zu sein, wandert doch seine Augenbraue ein paar Millimeter mehr in die Höhe. Wieso sollte er mir so etwas auch erzählen? Wir sind ja so dicke Freunde... (Hier bitte Sarkasmus einfügen. Danke.)

Wenn ich es mir recht überlege, würde er so etwas niemals zugeben. Würde der Beweis nicht gerade meine Hand, Aufmerksamkeit haschend, abschlecken, würde er es vehement abstreiten und mich wegen Rufmord verklagen.
 

Denn Zuneigung zu zeigen bedeutet für Kaiba Schwäche. Nichts weiter als eine nutzlose Emotion. Auch wenn er seinen Bruder wirklich liebt, in der Öffentlichkeit ist er selbst zu ihm kalt, zeigt die unbewegte Maske der Emotionslosigkeit.
 

Aber ich glaube, er mag den kleinen Frechdachs, der da an meiner Hand knabbert um die verlorenen Streicheleinheiten wiederzubekommen, denn sonst würde er ihn nicht in seiner Nähe dulden. Sonst würde der Hund nicht in seine Nähe kommen, denn Tiere spüren Abneigung und meiden Menschen, die sie ihnen entgegenbringen.
 

Ha, ein weiterer Beweis, dass ich kein Hund bin. Ich weiß, dass Kaiba mich nicht ausstehen kann und trotzdem halte ich mich oft in seiner Nähe auf, nur um ihn zu provozieren. Tiere tun das nicht.

Vielleicht sollte ich ihm das verklickern, wenn er mich das nächste Mal als Hund bezeichnet.

Oder auch nicht. Denn dann kommt bestimmt wieder ein Spruch von wegen 'Du bist eben ein besonders dummes Exemplar deiner Gattung' oder so. Ich kann es schon hören.
 

Felix' Bisse werden langsam kräftiger. Um ihn nicht weiter zu verärgern, fange ich wieder an, seinen Bauch zu kraulen, was ihn auch augenblicklich zu besänftigen scheint.
 

Anstelle von Kaiba gibt mir Mokuba nun eine Antwort auf meine Frage.

"Das ist auch der Hund unserer Nachbarin. Sie hatte ihn ihrer Tochter zum Geburtstag geschenkt." Er schnaubt verächtlich. Verständlich, denn ich finde es auch unter aller Kanone, wenn Leute Tiere verschenken. Da frage ich mich immer, ob die auch Kinder verschenken würden, wenn es legal wäre.
 

"Ihre Tochter wollte aber lieber eine Katze, deswegen der Name. Nach ein paar Wochen haben sie sich auch eine Katze angeschafft, die hat sich aber nicht mit Felix verstanden. Deswegen wollten sie ihn loswerden und haben alle Nachbarn gefragt."
 

Nun bin ich an der Reihe, verächtlich zu schnauben. "Wieso haben sie ihn nicht einfach an der nächsten Raststelle ausgesetzt, so wie alle anderen..."
 

Mittlerweile sitze ich im Schneidersitz auf dem Boden, Felix auf meinem Schoß. Er sieht zu mir hoch und winselt einmal kurz, ganz so als wolle er sagen 'Das war fies!'

Ich kraule ihm unterm Kinn und flüstere: "Tut mir leid, war nicht so gemeint."

Entweder hat Kaiba das nicht gehört oder... Nein, er hat es ganz sicher nicht gehört, sonst hätte er mir schon längst eine fiese Bemerkung entgegnet.
 

Mokubas Blick verfinstert sich. "Ich bin mir sicher, das hätten sie getan, hätte ihnen niemand den Hund abgenommen. Aber..."

Er wirft einen undeutbaren Blick zu seinem großen Bruder. Als er weiterspricht, dämmert es mir auch, warum, denn seine nächsten Worte klingen furchtbar auswendig gelernt.

"Aber zum Glück war ich zufällig an dem Tag zuhause und habe Seto überreden können, dass wir den Hund behalten."
 

Vor meinem inneren Auge manifestiert sich gerade eine kleine Szene der Kaiba-Brüder.

Film ab.
 

Mokuba kommt gerade von der Schule nach Hause, da wird er auch schon von der kleinen Fellkugel angesprungen. Verwirrt streichelt er ihn erstmal, ehe er seine Schuhe auszieht und ins Wohnzimmer eilt, wo sein Bruder auf der Couch sitzt und seinen Laptop malträtiert.

"Nii-sama? Was macht denn der Hund unserer Nachbarin hier?"

Der Angesprochene sieht ihn nicht einmal an als er antwortet.

"Sie war vorhin hier und hat gefragt, ob wir ihn nehmen könnten. Du musstest mich überreden, dass wir dies tun", sagt er in einem Tonfall, der keine Widerrede duldet.

Doch sein kleiner Bruder wäre der Letzte, der sich davon beeindrucken ließe.

"Ich musste was? Hä? Wie meinst du das?"

Kaiba seufzt und sieht ihn an. "So, wie ich es gesagt habe. Sollte dich jemals jemand danach fragen – was nicht passieren wird, aber man weiß ja nie – , wirst du genau das antworten. Verstanden?"

Mokuba seufzt, warum kann sein großer Bruder nicht einmal zugeben, dass er tierlieb ist?

"Ja, verstanden."
 

Film Ende.

Unwillkürlich muss ich grinsen. So und nicht anders stelle ich mir das vor. Auch der Blick, den Mokuba mir schenkt, bestätigt mich nur weiter.

Er kniet inzwischen vor mir und verwöhnt den kleinen Hund ebenfalls mit Streicheleinheiten. Dieser sieht aus, als würde er im siebten Himmel schweben.
 

"Weißt du...", fängt er an und irgendetwas in seinem Tonfall gefällt mir ganz und gar nicht. Er hat so etwas Verschwörerisches, Hinterhältiges.

"Mein Bruder liebt Hunde", fährt er fort und sieht mich durchdringend an.

Ich blinzele verwirrt.

"Hä?", ist meine äußerst intelligente Erwiderung.
 

Wie darf ich das denn jetzt verstehen, Kaiba 'liebt Hunde'? Meint er das kleine Fellknäuel auf meinem Schoß oder...

Oder ist das auf mich bezogen? Soll ich mich jetzt geehrt fühlen, dass Mr. 'Liebe? Wie schreibt man das?' mich als Hund bezeichnet?
 

War das eben ein verräterisches Zwinkern Seitens Mokuba? Hilfe, ich bin komplett planlos! Will er mir damit etwa zu verstehen geben, Kaiba würde mich... könnte mich eventuell... mögen??

Unvorstellbar.
 

Allerdings ist Mokuba wohl der Einzige, der wirklich weiß – oder zumindest die beste Ahnung hat – wie es in Kaiba aussieht.

"Wie--?", will ich gerade nachfragen, doch ein harsches 'Mokuba!' unterbricht mich. Immer noch planlos (und dem dazu passenden Gesichtsausdruck) ruckt mein Kopf herum und ich sehe Kaiba an.

Der jedoch fixiert mit strengem Blick seinen kleinen Bruder.
 

"Ich liebe", er verzieht den Mund bei diesem Wort, "Hunde nicht. Ich dulde lediglich diesen Hund. Und im Moment einen seiner entfernten Verwandten", fügt er, mit einem verächtlichen Blick auf mich, hinzu.
 

Kaiba und mich mögen? Ha, dass ich nicht lache! Guter Witz, Mokuba, den muss ich mir unbedingt merken.

Aber das Schlimmste ist ja, dass ich einen klitzekleinen Moment tatsächlich geglaubt hatte, es könnte stimmen. Nein, noch schlimmer, ich hatte es gehofft!

Ich könnte mich dafür ohrfeigen und würde es wohl auch tun, würde Kaiba mich nicht gerade kalt ansehen.
 

Ungeachtet meines Knurrens ob seiner Worte – wollte ich mir das nicht abgewöhnen? – sieht er wieder zu Mokuba.

"Du weißt genau, dass ich ihn trotz allem nicht in meinem Arbeitszimmer dulde", tadelt er ihn.
 

"Tut mir leid, Nii-sama, aber ich konnte ihn nicht aufhalten. Ich schätze, er hat dich vermisst." Er lächelt seinen großen Bruder entschuldigend an. Dieser gibt nur einen undefinierbaren Ton von sich.
 

Mein Magen erinnert mich lautstark an das, dass Mokuba sagte, als er die Tür öffnete.

"Hast du vorhin nicht was von Essen gesagt?", wende ich mich auch sogleich an ihn.

Er sieht mich verwundert an, doch bevor er antworten kann, kommt Kaiba ihm zuvor.
 

"Du ziehst es doch nicht ernsthaft in Erwägung, hier zu dinieren?" Sein Ton könnte verächtlicher nicht sein, und doch steckt ein wenig Unglaube in diesen Worten.

Momentan bin ich allerdings zu hungrig, um den vollen Sinn dieser Worte zu verstehen. Ehrlich gesagt, will ich das auch gar nicht.
 

Er erwartet doch sowieso ständig, dass ich seine hochgestochene Art zu reden nicht verstehe, da will ich ihn doch auch nicht enttäuschen. Das wäre nicht nett.
 

"Öhm, nö, ich will eigentlich nur was essen", antworte ich so unschuldig ich kann.

Er schließt genervt die Augen und massiert sich den Nasenansatz.

"Was habe denn eben gesagt?"

"Weiß nicht, irgendwas von Diener...? He, wenn du glaubst, ich spiel deinen Diener, dann kannst du das mal schön knicken!", brause ich auf.

Natürlich weiß ich, was dinieren bedeutet, doch macht es mir viel mehr Spaß, ihn zu reizen, solange zu provozieren, bis er die Fassung verliert und laut wird.
 

Das ist nämlich die einzige Gelegenheit, hinter seine Maske aus Eis zu blicken und Kaibas wahre Natur hervor zu kitzeln. Wenigstens einen winzig kleinen Bruchteil davon.

So wie jetzt.
 

"Verdammt, Jounouchi, bist du so blöd oder tust du nur so?"

Ich tu nur so.

"Was willst du denn jetzt schon wieder damit sagen, Geldsack!?"

"Dass ich einfach nicht fassen kann, wie ein einzelner Mensch – pardon, Hund", wie er dieses Wort betont, "so stupide sein kann, wie du!"
 

Oh, ja, ich habe es mal wieder geschafft, er ist laut geworden und auch sein Gesicht ist längst nicht mehr so teilnahmslos, wie er es wahrscheinlich gern hätte.

Darauf spiegeln sich unverhohlen Wut, Abscheu, Fassungslosigkeit und... Müdigkeit?
 

Doch, ja, ich kann ganz eindeutig dunkle Schatten unter seinen Augen sehen, denn inzwischen bin ich aufgesprungen (sehr zum Leidwesen von Felix, der sich fiepend in Mokubas Arme gerettet hat) und unsere Gesichter trennen nur noch wenige Zentimeter.
 

So, wie ich es immer mache. Es ist bekannt, dass Kaiba Nähe nicht ausstehen kann – und meine schon mal gar nicht –, weshalb ich ihm immer so auf die Pelle rücke, um ihn noch mehr zu provozieren.
 

Und jetzt kann ich ganz deutlich die Müdigkeit auf seinem Gesicht erkennen. Ich frage mich, wie lange er schon nicht mehr geschlafen hat. Hat er etwa nächtelang gearbeitet? Ist da womöglich wieder so ein Irrer Deutscher hinter seiner Firma her? Die Deutschen sind ja bekannt dafür, dass sie alles an sich reißen wollen...
 

Hatte er heute Morgen vielleicht wirklich einen Termin? Hatte er in letzter Zeit vielleicht zu viele davon und hat mich deshalb so angefahren, als ich ihn gefragt habe, ob er sich nicht drücken konnte?

Vielleicht, ja, vielleicht ist die Schule im Moment der einzige Ort, an dem er für ein paar Stunden abschalten, gar entspannen kann. (Gruseliger Gedanke)
 

Wieso sagt er dann nicht einfach was? Wir haben ihm doch immer geholfen, egal, wie scheiße er sich uns gegenüber verhalten hat. Wir haben ihm geholfen, als Pegasus seinen Bruder entführt hat, als Malik sein Turnier sabotiert hat, als sein Stiefvater Rache wollte, als Dartz und schließlich Siegfried seine Firma übernehmen wollten (gut, das Meiste hat Yuugi – beziehungsweise der Pharao – erledigt, aber ich war auch nicht ganz untätig).
 

Wir haben ihm immer aus der Patsche geholfen, ohne, dass er etwas sagen musste. Nein, ohne dass er uns überhaupt um Hilfe gebeten hat. Und das ist wohl des Pudels – oder eher, des Kaibas – Kern.

Er will gar keine Hilfe, denn er ist ja perfekt. Er kann alles. Er hasst es, sich von Anderen helfen zu lassen. Helfen lassen zu müssen.
 

Wer sich auf Andere verlässt, ist verlassen.

Freundschaft ist etwas für schwache Menschen.
 

Waren das nicht immer seine Worte?

Was ist ihm nur widerfahren, dass er lieber sterben würde, als freiwillig um Hilfe zu bitten? Sie anzunehmen?
 

"Stupide bedeutet dumm, Köter", holt mich seine kalte und wieder gefasste Stimme zurück in die Realität. Mist, wie lange habe ich ihn denn – auch noch mit offenem Mund! – angestarrt?!

"Versuch erst gar nicht, in deinem Spatzenhirn nach der Bedeutung zu suchen, du wirst sie dort nicht finden."
 

"Ich weiß, was stupide heißt, du arroganter Sack", schnappe ich zurück. Er hebt nur skeptisch eine Augenbraue.

"Ach so? Es sah aus, als hätte ich deine Ausrede für ein Gehirn überfordert, so wie du mich angestarrt hast. Oder hat dich mein umwerfendes Aussehen der Fähigkeit, dich zu artikulieren, beraubt?", erwidert er spöttisch und verzieht amüsiert den Mund.
 

"Dein Aussehen ja", fange ich an und lasse diese Worte für ein paar Augenblicke im Raum stehen. Mit dem gewünschten Erfolg; Seine Augenbraue verschwindet nun gänzlich unter seinem Pony und in seinen Augen blitzt für den Bruchteil einer Sekunde Überraschung auf. Wenn er glaubt, ich habe das nicht gesehen, dann irrt er sich aber gewaltig.
 

"Aber es ist eher die Tatsache, dass du aussieht wie eine Wasserleiche."

Bang! Der hat gesessen. Wo eben noch Überraschung stand, ist nun Verärgerung sichtbar. Nein, eigentlich scheint es mehr, als sei er beleidigt.

Er schweigt, verschränkt die Arme die vor der Brust und sieht mich tödlich an. Würde Uri Geller mich so ansehen, hätte ich tatsächlich Angst, gleich tot umzufallen (echt, der Typ ist mir unheimlich). Aber bei Kaiba bin ich das gewöhnt.
 

In unserem ersten Jahr in der Oberstufe konnte er mich damit vielleicht noch beeindrucken. Doch das ist lange her und ich bin mittlerweile immun gegen seinen Deathglare.

Das Einzige, was mich bei ihm noch wirklich schocken könnte, wäre ein Lachanfall, aber ich bezweifle ernsthaft, dass es je dazu kommen wird.
 

"Was denn, Kaiba, hat es dir die Sprache verschlagen? Du bist es wohl nicht gewöhnt, wenn dich jemand darauf aufmerksam macht, dass du scheiße aussieht, hm? Nur logisch, wo doch deine Fangirls dir immer nur beteuern, wie super attraktiv du doch bist. Aber lass dir eines gesagt sein: Das bist du nicht!"

Jedenfalls ist er momentan weiter davon entfernt als jemals zuvor.
 

Er schenkt mir nur einen weiteren abwertenden Blick.

"Nur zu deiner Information; du bist auch keine Schönheit." Och, komm, ist das das Einzige, was dir dazu einfällt? Du enttäuschst mich, Kaiba.
 

"Wenigstens haben die Leute vor mir keine Angst."

"Lieber Angst als gar keinen Respekt."

"Angst ist aber die falsche Art von Respekt."

"Was versteht eine Promenadenmischung wie du schon von Respekt."

"Genug, als dass ich vor dir keinen habe!"

"Gibst du gerade zu, dass du Angst vor mir hast?" Wie ich diesen belustigten und siegessicheren Tonfall doch hasse!

"Ich zeig dir gleich Angst!"

"Da bin ich aber gespannt. Dann zeig mir, wie sehr du vor mir Angst hast. Sitz zu den Füßen deines Meisters." Wie ich es hasse, dass er alles, was ich sage, gegen mich verwenden kann.

"Pass lieber auf, sonst kann es ganz schnell passieren, dass ich dir eine reinhaue!" Zur Verdeutlichung meiner Worte lasse ich meine Fingerknöchel knacken.

Er lacht einmal kurz höhnisch auf. "Ich bitte dich, das würdest du nie wagen. Du bist doch viel zu feige. Hunde, die bellen, beißen nun einmal nicht." Wie ich ihn hasse!!
 

Jetzt ist mir alles egal. Es ist mir egal, welche Konsequenzen mein nun folgendes Handeln haben wird. Es ist mir egal, was meine Freunde dazu sagen würden, wenn sie davon erfuhren. Es ist mir sogar egal, dass er mich höchstwahrscheinlich verklagen wird.
 

Er hat es geschafft, er hat meine alte Schlägernatur wieder erweckt.
 

Blind vor Wut balle ich meine Hand zur Faust, hole aus, ziele auf seine Nase und schlage einfach zu.
 

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A/N:

Da ich nächste Woche nicht so hart arbeiten muss und auch früher nachhause komme, werde ich versuchen, weiterzuschreiben.

Ich kann aber nichts versprechen, SORRY! >_<
 

P.S: Fetter Cliffhanger. Man, bin ich fies 0.0

Ich will mit dir schlafen. Bei! Ich meine bei!!

A/N: Ha! Mit mir habt ihr wohl nicht gerechnet, hn? (Gut, wer meinen Blog gelesen hat, wahrscheinlich schon...)
 

Hier ist es also, das mittlerweile siebte Kapitel. Ich hoffe, ihr könnt mir das lange Warten verzeihen. ;___;

Als Wiedergutmachung ist dieses Kapitel auch fast doppelt so lang wie das letzte ^__^
 

Anyway, have fun!
 

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Blind vor Wut balle ich meine Hand zur Faust, hole aus, ziele auf seine Nase und schlage einfach zu.

Warte auf den Schmerz in meiner Hand, wenn sie ihr Ziel trifft, auf das dumpfe Geräusch des Aufpralls, vielleicht das Knirschen einer gebrochenen Nase, auf einen Schmerzensschrei Seitens Kaiba.
 

Doch nichts von alledem geschieht. Ich blinzele verwirrt, brauche erst einen Moment, um meine blinde Wut soweit abflauen zu lassen, dass ich die Szene begreifen kann.

Kaiba hat meine Faust abgefangen, nur Zentimeter vor seinem Gesicht und wirft mir über diese einen düsteren Blick zu. Seine Augen sind kaum mehr als zwei Schlitze, jeglicher Glanz ist aus ihnen verschwunden, sodass sie fast schwarz wirken.
 

"Wage es nicht noch einmal", sagt er betont ruhig, doch seine Stimme zittert vor unterdrücktem Zorn.

Okay, das erschreckt mich dann doch. Bei keiner unserer alltäglichen Streitereien war er jemals derart wütend gewesen.
 

Nun doch etwas eingeschüchtert, versuche ich, meine Hand zurückzuziehen, doch er kommt mir zuvor. Er reißt sie mit solcher Wucht zur Seite, dass ich unsanft auf dem Boden lande.

Gerade, als ich mich wieder aufrappeln und ihm etwas nicht sehr Nettes entgegen schleudern will, ist ein genervtes Stöhnen von Mokuba zu vernehmen.
 

"Seid ihr jetzt fertig oder soll ich die Lineale holen?", sagt er gelangweilt und verdreht die Augen.

Ruckartig wendet sich Kaiba von mir ab und sieht seinen kleinen Bruder fragend an.
 

"Wie bitte?"

Er scheint wirklich nicht zu verstehen, was Mokuba damit sagen will. Ich dafür umso mehr, hat Anzu das doch oft zu mir gesagt, nachdem ich wieder einmal mit Kaiba aneinander gerasselt bin ("Ein Glück, ich dachte schon, ich müsste jetzt von irgendwoher ein Lineal besorgen...").

Im Klartext heißt das soviel wie: Hosen runter – Schwanzvergleich.
 

Bei dem Gedanken erschaudere ich leicht.

Lieber an etwas Angenehmeres denken, wie Bienen und Blumen.

...Moment, das ist auch schon wieder die falsche Richtung. Dabei bin ich eben doch gar nicht auf den Kopf gefallen.
 

Um mich von meinen eigenen Gedanken abzulenken, beschließe ich, bei Kaiba noch ein wenig mehr Verwirrung zu stiften.

"Lass mal, Mokuba. Wo nichts ist, kann man nichts messen."
 

Nun bin ich wieder an Reihe, mir von Kaiba einen strafenden Blick einzufangen.

"Was willst du damit sagen, Köter?"

"Naja, mit deinem ewigen 'Ich bin besser als ihr'-Gehabe scheinst irgendwas kompensieren zu wollen. Dazu noch diese sechs Meter lange Limousine..."
 

Ich lasse meinen Satz im Raum stehen und wenige Momente später kann ich an seinen Augen ablesen, wie ihm dämmert, wovon ich spreche. Sein Blick verfinstert sich, doch er schweigt.

Was denn, ist es ihm etwa peinlich, über so ein Thema zu sprechen?

Habe ich etwa einen wunden Punkt getroffen?
 

Ich habe doch nicht etwa Recht!?
 

Die durch meine Worte entstandene Pause nutze ich dazu, endlich aufzustehen. Es ist so schon ätzend genug, dass er größer ist als ich und ich somit gezwungen bin, von unten zu ihm aufzusehen.

Auch wenn uns nur einige Zentimeter trennen. Vom Boden aus ist es ziemlich erniedrigend.

Jetzt weiß ich, wie Yuugi sich fühlen muss. Der Arme.
 

Provokativ stelle ich mich wieder dicht vor Kaiba und schenke ihm mein fiesestes Grinsen.

"Falls du es nicht begriffen haben solltest, Kaiba", erkläre ich in einem Tonfall, der mich erschreckend an Kaibas eigenen erinnert, "das bedeutet, dass du einen kleinen Schwanz hast."
 

Ich spiele einfach zu gerne mit dem Feuer. Oder, in Kaibas Fall, mit dem Eis. Die Gefahr, sich bei Beidem zu verbrennen, ist gleichermaßen hoch, oder was soll 'Gefrierbrand' sonst bedeuten?
 

Er hebt – welch Überraschung! – eine Augenbraue.

"Das ist mir auch ohne deine vulgäre Ausdrucksweise durchaus bewusst", bemerkt er in einem fast angewiderten Ton.

"Und ich muss dir mitteilen, dass du dich irrst. Aber das ist ja nichts Neues mehr für dich."
 

Ich überhöre seine Beleidigung, da mir gerade etwas klar wird. Kaiba hat eine Schwachstelle, eine sehr große sogar; Sex.

Scheinbar sind ihm alle Themen, die auch nur entfernt in diese Richtung gehen, mehr als nur unangenehm. Warum sonst hätte ich ihm eine Antwort derart entlocken müssen? Weil er sich einfach zu fein für so etwas ist? Nein, diesmal war es anders.
 

Es waren wieder seine Augen, die ihn verraten haben. Die Augen sind schließlich nicht umsonst der sprichwörtliche Spiegel der Seele. Auch wenn ich bei Kaiba bisher immer davon ausgegangen war, er hätte seine schon lange an den Teufel verkauft, zeigen seine Augen doch, was in ihm vorgeht, wenn man nur darauf achtet.
 

Manchmal erschreckt es selbst mich, dass ich so sehr über Kaiba und jede seiner Regungen nachdachte, doch heißt es nicht immer 'Kenne deinen Feind'?

Ja, wenn ich irgendwann mit Kaiba auf einer Stufe stehen will (und das ist mein erklärtes Lebensziel), muss ich ihn besser kennen als meine Freunde. Ich muss ihn beobachten, studieren, jede seiner Schwäche kennen und analysieren, um zu gegebener Stunde zurückschlagen zu können.
 

Davon würde mich nichts abhalten, nicht einmal Yuugi, der mich mittlerweile schon als 'Kaiba-besessen' bezeichnet.
 

Kaiba reißt mich aus meinen Gedanken, für ihn scheint das Thema bereits abgehakt zu sein. Zu schade...

"Mokuba, geh schon mal nach unten, ich komme gleich nach, ich muss nur noch etwas", ein Seitenblick auf mich, "erledigen."
 

Mokuba sieht noch einmal kurz zwischen mir und Kaiba hin und her, bevor er ergeben seufzt und gehorsam nickt.

"Ist gut. Dann bis gleich, Nii-sama."

Zusammen mit Felix, den er auf dem Arm hält (meine Güte, sieht das putzig aus!), trottet er aus dem Zimmer und schließt die Tür hinter sich.
 

"Und nun zu dir."

Wow, Kaiba schenkt mir seine volle und ungeteilte Aufmerksamkeit, ich fühle mich ja direkt geehrt. Danach habe ich mich gesehnt, seit ich das erste Mal sein wunderschönes Antlitz erblickte.

Richtig geraten, das war wieder einmal Sarkasmus.

Kaiba färbt wirklich ab.

Sollte ich mir deswegen Sorgen machen?
 

"Ich wünsche, nein, ich verlange, dass du auf der Stelle dieses Haus verlässt. Und das da nimmst du gefälligst mit."

Mit einer abfälligen Handbewegung deutet er auf die Puppe, die immer noch auf seinem Schreibtisch liegt. Das hätte ich jetzt fast vergessen.
 

Und ich dachte schon, wir wären endlich eine große glückliche Familie. Kaiba, Kane und Katsuya. Allein wie das schon klingt, einfach himmlisch.

... Verdammter Sarkasmus!

Das ist doch sonst nicht meine Art.
 

Mein trotziger Blick trifft seinen kalten.

"Da haben wir aber ein kleines Problemchen, Kaiba."

"Ein... Problemchen?"

"Ja, ein Problemchen."

"Und wie lösen wir dieses... Problemchen?"

Ich grinse. Das kommt mir doch sehr bekannt vor. Ich kann mich nicht beherrschen, dieser Moment ist einfach zu perfekt.

"Vielleicht...", ich tue so, als müsste ich kurz überlegen, tippe zur Verdeutlichung dessen mit meinem Finger gegen mein Kinn, "mit einem Becherchen?"
 

Ich muss mich ziemlich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Sein Blick ist im Moment auch Gold wert, sind ihm doch kurzzeitig sämtliche Gesichtszüge entgleist.

Doch hieße er nicht Kaiba, wenn er sich nicht schnell wieder fangen könnte.

Schade eigentlich.
 

Seine Augen blitzen wütend auf.

"Verarsch mich nicht, Köter, und mach, dass du verschwindest."

Seine Stimme ist nicht mehr als ein unheilvolles Grollen.
 

Ich verdrehe die Augen.

"Wie ich schon sagte, da gibt es ein Problem." Nur mit Mühe verkneife ich mir das 'chen', denn in seiner derzeitigen Verfassung scheint er drauf und dran, mir eine zu verpassen.
 

"Das einzige Problem hier bist du, und wenn du nicht auf der Stelle verschwindest, lasse ich den Sicherheitsdienst rufen", erklärt er mir in einem geschäftsmäßigen Ton und doch kann ich erkennen, wie sehr ihm der Gedanke gefällt, mich aus der Villa werfen zu lassen, denn ein leichtes, amüsiertes Grinsen umspielt seine Lippen.
 

Ich knirsche mit den Zähnen. Kann dieser Saftsack sich nicht einmal wie ein normaler Mensch verhalten? Muss er jedem, vor allem mir, ständig auf die Nase binden, wie reich und einflussreich und überhaupt ach so viel besser als alle Anderen er doch ist!?
 

"Das geht nicht, Kaiba."

"Nenne mir einen guten Grund."

"Weil..." Ich beiße mir auf die Unterlippe. Es geht ihn doch nichts an, warum ich nicht nach Hause kann.

Ich ertrage seinen Blick nicht länger und wende mich ab, starre stattdessen auf das Chaos, welches ich auf seinem Teppich angerichtet habe, ohne es jedoch wirklich zu sehen.
 

"Weil... es einfach nicht geht."

"Ich sagte, einen guten Grund."
 

Es ist ja nicht so, als hätte ich erwartet, dass er es gut sein lässt, dass er es einfach hinnimmt. Wirklich nicht. Auch nicht, dass er mich besorgt fragt, ob alles in Ordnung sei, nein.

Aber wie er so dasteht, die Arme verschränkt, als ginge ihn nichts etwas an, mit diesem desinteressierten, fast schon gelangweilten Blick, regt mich einfach nur auf.
 

Irgendwo in ihm muss doch – wenigstens ansatzweise – ein menschliches Wesen, eine menschliche Regung stecken. So gefühlskalt kann doch eigentlich niemand sein.

Nun, anscheinend schon.
 

Ich will es ihm nicht sagen. Ich will ihm nicht sagen, dass mein Vater wahrscheinlich schon wieder das gesamte Haushaltsgeld für diese Woche irgendwo verzockt hat, sich deswegen hat volllaufen lassen und sturzbetrunken auf mich wartet, um mich mal wieder anzuschreien, mich mit Schuhen und Flaschen und was er sonst noch findet zu bewerfen, so seine Wut an mir auszulassen.

Auch wenn ich mich daran bereits gewöhnt habe – sofern das nun mal möglich ist –, möchte ich dennoch nicht herausfinden, was er tut, wenn ich mit einer Puppe zuhause aufkreuze.

Nicht, dass er mich jemals geschlagen hätte oder so, aber manches Mal war er schon kurz davor. Er ist einer der Sorte Väter die wollen, dass aus ihren Söhnen 'echte Männer' werden, was immer es auch kostet. Und wenn ich jetzt Kane mitbringe...
 

Ich schüttele den Kopf, will den Gedanken daran verscheuchen.

Obwohl Honda meinem Vater schon ein paar Mal begegnet ist, weiß keiner meiner Freunde wie es wirklich bei mir zuhause aussieht. Worüber ich insgeheim ganz froh bin. Ich könnte ihre sorgenvollen Blicke nicht ertragen. Vor allem nicht Yuugis.

Ich habe auch nicht vor, ihnen das irgendwann mal zu erzählen. Und ganz sicher werde ich es diesem reichen Pinkel niemals sagen, selbst wenn mein Leben davon abhinge.
 

"Ich habe einfach keinen Bock, den alleinerziehenden Papa zu spielen, das ist doch wohl Grund genug", versuche ich, auszuweichen.

Er scheint einen Moment zu überlegen, doch ich kenne ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er mich nur für dumm verkauft.

"Nein", beginnt er gespielt zögernd, "nein, das ist kein guter Grund, es ist nicht einmal etwas, das man auch nur annähernd als Grund bezeichnen könnte."

"Du bist so ein aufgeblasenes Arschloch, Kaiba."

"Du wiederholst dich."

"Das liegt daran, dass du einfach begriffsstutzig bist."

"Es liegt wohl eher an deinem überaus geringen Kurzzeitgedächtnis. Deshalb werde ich es dir noch einmal erklären; Entweder du lieferst mir einen einigermaßen überzeugenden Grund, oder du entfernst dich unverzüglich aus meinem Blickfeld."

"Mann, Kaiba, kannst du dich nicht einmal wie ein normaler 17-Jähriger benehmen? Oder wenigstens so reden?"
 

Diese pikfeine Ausdrucksweise ist ja nicht auszuhalten.
 

"Ich wüsste nicht, was mir das bringen würde."

"Es würde dich einigermaßen erträglich machen."
 

Echt mal, das ist doch nicht normal. Er ist 17 Jahre jung und redet wie ein 50-Jähriger.
 

"Wenn du mich nicht erträgst, kannst du ja gehen."
 

Verdammt, schon wieder! Schon wieder verwendet er alles, was ich sage, gegen mich. Ich sollte vielleicht wirklich darauf achten, was ich in seiner Gegenwart von mir gebe.
 

"Wie gesagt, das kann ich nicht."

"Ich warte immer noch auf einen plausiblen Grund."

"Weil... Weil um die Uhrzeit keine Bahn mehr fährt."

Er sieht mich an, als hätte ich den Verstand verloren.

"Erstens: Aufgrund der Tatsache, dass Domino eine Großstadt ist, fahren die Bahnen die ganze Nacht hindurch."
 

Woher weiß er das? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ausgerechnet er jemals mit der Bahn gefahren ist.

Das Bild, Kaiba in einem überfüllten Bahnabteil mit guter Aussicht auf den fetten Hintern irgendeines stinkenden Typen (wie es mir leider oft passiert), kommt mir plötzlich in den Sinn und nur mit Mühe kann ich mich davon losreißen, als er weiterspricht.
 

"Und zweitens ist es gerade mal kurz nach sieben, du wirst also kaum Probleme haben, nach Hause zu gelangen."

Gut, wenigstens weiß ich jetzt, wie spät es ist. Auch was wert.
 

"Oh, ach so, ja, ähmm..." Ich kratze mich verlegen am Hinterkopf und überlege mir eine neue Ausrede.

"Ähm, ich meinte auch eher, dass ich..." Kurz halte ich inne, beiße mir auf die Unterlippe. Ich will das nicht sagen, nicht gerade ihm. Aber es hilft ja alles nichts.
 

"Ich... hab gar kein Geld... dabei!", füge ich hastig hinzu. Er soll bloß nicht denken, ich sei arm oder so.

"Das ist alles? Wenn das so ist, kann ich meinen Chauffeur beauftragen, dich zu fahren."
 

Mist. Hab doch glatt vergessen, wie reich er ist. Passiert mir sicher nicht nochmal.

"Aber das geht nicht!", platzt es aus mir heraus.

"Warum nicht?"
 

'Weil es mir zu peinlich ist, in einer Limousine chauffiert zu werden?', schießt es mir durch den Kopf, doch kann ich mich davon abhalten, das auch zu sagen. Er würde wahrscheinlich irgendwas von wegen 'Angst vor Geld' oder so erwidern.
 

Es wäre mir wirklich unsäglich peinlich. Keine Ahnung, warum. Außerdem würde es meiner Gesundheit nicht gut tun, denn um diese Uhrzeit sind in meinem Wohngebiet die Gangs auf den Straßen und wenn die mich sähen, wie ich aus einer Luxus-Limousine aussteige...

Autsch.

Die sind sowieso nicht allzu gut auf mich zu sprechen seit ich raus bin.
 

Aber Moment, das ist doch ein exzellentes Argument. Das könnte ihn tatsächlich überzeugen. Auch, wenn ich jetzt zugeben muss, nicht ganz so viel Geld zu besitzen wie er. Vielleicht... wenn er erfährt, wie arm ich bin, hat er Mitleid?

He! Hört auf zu lachen!
 

"Es geht nicht, außer du möchtest die Limousine unbeschädigt zurück."

Er sieht mich wieder so an, so abschätzig.

"Du verstehst mich wohl nicht; Ich sagte, du wirst gefahren, nicht, du fährst selbst."

"Nein, du verstehst mich nicht; Ich wohne im Slum-Viertel und die meisten bei uns sind es – sagen wir – nicht gewöhnt, so schicke Autos zu sehen."
 

Ich erwarte schon eine Antwort nach dem Motto 'passt zu einem Straßenköter wie dir', aber alles, was ihm dazu einfällt, ist ein leises 'Oh...'.

Außerdem sieht er mich ganz entgeistert an, so als wäre ich, naja, ein Geist eben. Das ist so untypisch für ihn. Ich runzele die Stirn und lege nachdenklich den Kopf schief, während ich ihn betrachte.
 

Ich frage mich, woran er wohl denkt. Sorge um mich? Kann ich wohl ausschließen. Der macht sich wohl eher Sorgen um seine schicke Limousine. Und darüber, wie er mich schnellstmöglich loswerden kann.

Am besten ohne Spuren zu hinterlassen.
 

Sein Verhalten macht mich irgendwie nervös. Wie er mich einfach stumm ansieht, mit diesem unleserlichen Blick in den Augen, ohne einen bissigen Kommentar zu meiner Wohnsituation.
 

"Kaiba? Alles okay?", frage ich schließlich zögerlich, als ich es nicht mehr aushalte.

Das scheint ihn in Gegenwart zurückzuholen, von woher auch immer. Er blinzelt kurz überrascht, fast verwirrt und sieht mich an, als hätte er mich eben erst bemerkt. Jetzt bin ich echt neugierig, woran er gedacht hat.

Doch bevor ich nachfragen kann, kommt er mir zuvor.
 

"Hn. Und was erwartest du jetzt von mir, Hündchen? Soll ich dich auf dem Fahrrad nach Hause fahren?"

Es klingt sarkastisch und abschätzig wie immer, aber allein die Vorstellung, er auf einem Fahrrad und ich hinter ihm auf dem Gepäckträger, ist genug, um mich zum Lachen zu bringen.

Er schnaubt verächtlich und ich kann mir nicht helfen, aber in meiner Fantasie ist das Fahrrad pink und hat zudem auch noch Stützräder.
 

"Was soll das?" Er klingt wieder etwas angepisst. Ich sollte wirklich aufhören zu lachen, aber es geht einfach nicht. Denn auf einmal bin ich aus dem Bild verschwunden und das Fahrrad ist einige Nummern zu klein, eher für Kinder und die Pose, in welcher er mit seinen so unglaublich langen Beinen darauf sitzt, wirkt mehr als lächerlich.

Zu allem Überfluss hat das Rad auch noch diese netten Puschel am Lenker, die links und rechts so schön im Wind wehen wenn man fährt.
 

Mein Bauch tut schon weh vor lauter Lachen, meine Knie werden weich und ich muss mich irgendwo festhalten, um nicht umzufallen. Dass mein Halt gerade Kaibas Schultern sind, realisiere ich in dem Moment nicht. Andererseits könnte es mir egaler auch nicht sein.
 

"Was ist denn bitte so witzig?", fragt er und versucht wahrscheinlich, desinteressiert und genervt zu klingen, nur klappt das nicht so richtig, denn er ein leicht amüsierter Ton schwingt in seinem Ton mit.

Lachen ist eben doch ansteckend.
 

Ich atme ein paar Mal tief ein und aus und versuche, mich zu beruhigen. Fragt mich nicht wie, aber ich schaffe es tatsächlich. Als ich mich wieder eingekriegt habe, stelle ich mich in meiner ganzen herrlichen Pracht gerade vor ihn hin.

Erst jetzt bemerke ich, dass meine Hände immer noch auf seinen Schultern ruhen. Als hätte mich ein Stromstoß durchzuckt nehme ich sie augenblicklich dort weg und presse sie an meine Brust. als fürchte ich, er würde sie mir abhacken.

Was ich ihm zutrauen würde.
 

"Bist du also wieder bei Bewusstsein, ja? Und ich hatte schon Sorge, ich müsste einen Krankenwagen rufen." Ja, genau so klingt er auch...

"Sorry, Alter, aber du auf einem Fahrrad? Das würde ich zu gern mal sehen", grinse ich ihn an, doch er scheint das weniger witzig zu finden und wechselt das Thema. Oder holt das alte zurück. Wie auch immer.
 

"Die einfachste Lösung wäre, du würdest zu Fuß gehen."

"Bitte!? Da brauch ich ja eine halbe Ewigkeit!"

Er zuckt nur unbeteiligt mit den Schultern. "Hauptsache, ich bin dich los."
 

Arschloch! Er ist gleich derjenige, der einen Krankenwagen braucht!

Obwohl... nee, lieber nicht nochmal. Ich bin nicht sonderlich scharf darauf, dass mich irgendein Fischer in zwei Wochen aus dem Fluss zieht...
 

"Regeln wir das doch in einem Duell!", fordere ich ihn heraus, ohne wirklich zu wissen, was das heißt. Oder überhaupt eine Sekunde darüber nachzudenken.

Er hebt nur mal wieder eine Augenbraue.
 

"Das ist doch nicht dein Ernst?"

Öhm, doch? Nein, eigentlich nicht. Ich habe auch weder mein Deck noch meine DuelDisc dabei. Schon blöd, wenn man es gewöhnt ist, alle Schwierigkeiten mit Kartenspielen aus dem Weg zu räumen.

...Hey, geht das nur mir so oder hört sich das tatsächlich irgendwie lächerlich an?
 

"Mann, Kaiba. Alles, was ich will, ist bei dir schlafen. Stell dich doch nicht so an."

Er sieht mich an, als hätte ich 'mit' gesagt, anstatt 'bei'. Aber ich habe 'bei' gesagt. Habe ich doch, oder?

Bei seinem Blick bin ich mir nicht mehr so sicher. Um nicht noch nervöser zu werden, rede ich einfach weiter.

"Ich... ich mein, dieses Haus ist doch viel zu groß für nur zwei Leute. Ich wette, es gibt mindestens zehn Zimmer, die nicht benutzt werden, also was macht es, wenn ich hier schlafe?"

Immer noch sagt er kein Wort, sieht mich nur stumm an, als wäre ich vollkommen verrückt. Aber das bin ich nicht. Obwohl, Verrückte wissen nicht, dass sie verrückt sind, richtig?

Habe ich erwähnt, wie fertig mich dieser Typ macht? Nein? Er macht mich echt fertig!
 

"Du... willst hier übernachten?"

"Ich bin auch ganz leise...?", versuche ich ihn, etwas kleinlaut, zu überzeugen.

Er schnaubt verächtlich. Ja, das ist der Kaiba, den ich kenne.

"Du könntest nicht mal leise sein, wenn du damit den Welthunger beenden könntest."

Punkt für ihn, das ist tatsächlich wahr. Nicht, dass er das je erfahren wird.
 

Ich seufze. "Wieso bist du so erpicht darauf, mich rauszuschmeißen?"

Sein erstaunter Blick verwirrt mich kurz, ehe ich seine Antwort höre.

"'Erpicht'... Wo hast du denn dieses Wort gelernt, hört sich ja fast intelligent an."
 

Es hat nun mal auch seine Vorteile wenn man sich tagein, tagaus mit so einem arroganten Typen anlegt. Man lernt eine Reihe hübscher, hochtrabender Worte. Zum Beispiel 'Allüren' oder 'Fauxpas'.

Auch wenn ich bis heute nicht weiß, was das heißen soll. Vielleicht frage ich mal Yuugi.
 

"Jetzt lenk nicht ab, Kaiba."

"Aber wer wird denn..."

"Von mir aus nehm ich auch das kleinste Zimmer, oder das das am weitesten von deinem entfernt ist. Keine Angst, ich bin stubenrein", füge ich hinzu. Wer weiß, vielleicht gibt er ja nach, wenn er mich beleidigen kann?

"Wie... beruhigend."

Wie, das war alles? Scheint so.
 

"Komm schon, was spricht denn dagegen? Du wirst mich echt nicht bemerken. Vor mir aus mach ich aus irgendwas dafür, abwaschen oder so", biete ich ihm in einem fast schon verzweifelten Versuch an.

Jetzt könnte man sich fragen: Warum – zum Teufel – will dieser junge, blonde, über alle Maßen attraktive Typ so dringend bei seinem erklärten Erzfeind übernachten? Nur, damit sein Vater nicht denkt, er würde mit Puppen spielen? Bitte...
 

Ehrlich gesagt, weiß ich auch nicht genau, warum ich diesen Aufriss starte. Ich könnte auch einfach bei Yuugi pennen. Oder bei Honda. Oder auch bei Anzu. Zur Not auch bei Bakura, obwohl mir bei ihm immer noch recht mulmig zumute ist.

Wahrscheinlich bin ich einfach zu stur. Ich will mich wohl einfach nur gegen diesen Typen durchsetzen. So wie immer. Dabei ist es egal, um was es eigentlich geht.
 

Wie letzte Woche, als Kaiba mir nicht mal einen Kuli borgen wollte. Ich habe mich da so rein gesteigert, dass der mir nicht mal für fünf Minuten seinen ach so wertvollen Kuli geben wollte. Wir haben fast eine halbe Stunde gestritten haben und am Ende sind wir so laut geworden, dass wir vor der Tür gelandet sind.

Ja, wegen einem Kugelschreiber. Als ich das meinen Freunden erzählt habe, hat Anzu mir erstmal eine Standpauke gehalten, die sich gewaschen hatte.
 

Kaiba und ich, wir sind Beide einfach viel zu stur und beharren auf unserer Meinung. Keiner will dem Anderen nachgeben und so drehen wir uns immer nur im Kreis, ohne jemals irgendwo anzukommen.

Manchmal frage ich mich schon: Wieso das alles? Wie konnte es soweit kommen? Kaiba ist doch eigentlich gar kein so schlechter Mensch (gut, das mit der Karte von Yuugis Opa war schon ziemlich arsch...). Auch wenn er es nicht immer zeigt, oder zeigen will, er liebt seinen Bruder über alles und würde wahrscheinlich jedes Opfer bringen, um ihn zu beschützen.

So wie ich bei Shizuka.
 

Ich glaube, er versucht auch einfach nur, irgendwie zu überleben (wenn auch mit recht eigentümlichen Mitteln). Es ist sicherlich nicht leicht, mit 17 so eine riesige Firma zu leiten. Ich würde wohl nach einer Woche schon pleite machen.

Und dann muss er auch noch mit diesen Irren klarkommen, die ihm besagte Firma abluchsen wollen. Nicht zu vergessen Turniere ausrichten. Oh, und uns bei der Rettung der Welt helfen.

Irgendwie kann er einem schon leidtun.
 

"Nein, danke. Ich bin nicht sonderlich erpicht darauf, dass du mir meine wertvollen Teller beschädigst."

Mist, jetzt hab ich den Faden verloren. Worum ging's nochmal?
 

"Teller?", echoe ich daher, in Ermangelung einer sinnvollen Antwort.

"Ja, Hündchen, Teller. Wie in 'Geschirr'. Wie in 'abwaschen'. Meine Güte, hat sich dein Spatzenhirn mal wieder verabschiedet?"

"Abwaschen?" Moment, da war doch was. An irgendetwas erinnert mich das.
 

Oh, ja. Ich hab ihm ja angeboten, abzuwaschen, damit ich bei ihm schlafen kann. Bei, nicht mit.

"Kannst du dich nicht mal für ein Tier entscheiden? Mal bin ich ein Hund, dann ein Affe und jetzt auf einmal ein Spatz?"

"Wer lenkt denn jetzt ab?"

"Ich wollte nur höflich nachfragen, damit ich weiß, was ich in meinem nächsten Leben nicht sein will."

Er lacht kurz auf.

"'Höflich'? Was weißt du von Höflichkeit?"

"Jedenfalls mehr als du."

"Hochtrabende Worte, für jemanden, der aus..." Er stoppt. Ich weiß, worauf er hinaus will.

"Für jemanden, der aus den Slums kommt? Das wolltest du doch sagen, nicht wahr?"
 

Er gibt ein 'hn' von sich und dreht den Kopf weg.
 

"Glaub mir, Kaiba, auch wenn das Leben dort echt beschissen ist, ist es mir doch lieber als so ein reicher, verwöhnter Bengel zu sein wie du. Ich weiß wenigsten den Wert von echten Freunden zu schätzen und muss mich nicht immer fragen, ob sie vielleicht alle nur hinter meinem Geld her sind."
 

Er sieht mich wieder abschätzig an.

"Und dennoch willst du dich einmal wie ein 'reicher, verwöhnter Bengel' – nette Ausdrucksweise übrigens – fühlen und hoffst das zu erreichen, indem du hier nächtigst?"
 

Er dreht mir schon wieder die Worte in Munde um und geht nicht mal auf den zweiten Teil meiner Aussage ein. Aber diesmal nicht.
 

"Nein, ganz und gar nicht. Mir ist es scheißegal, wie viel Geld du hast oder wie viele Angestellte, die dir die Füße küssen. Du könntest genauso gut unter einer Brücke wohnen. Ich will einfach, dass du einsiehst, dass wir dieses Projekt", ich deute wage in Kanes Richtung, "gemeinsam machen müssen. Ich bin es langsam nämlich echt leid, dass du dich vor allem drückst, auf dass du keinen Bock hast. Vielleicht hat das bisher so funktioniert, aber jetzt ist Ende, Kumpel!"
 

Er sieht mich sprachlos und wohl auch etwas überrascht an.

Komm schon, Kaiba. Wir haben zwar so unsere Differenzen, aber hast du tatsächlich geglaubt, ich wäre nur scharf darauf, mal in einer Villa, die wahrscheinlich mehr wert ist als mein gesamtes Viertel, zu pennen? Du solltest eigentlich besser kennen.

Aus unerfindlichem Grund versetzt es mir einen kleinen Stich, dass er so über mich denkt. Dass er mich, nach allem was war, mit solchen Leuten über einen Kamm schert.
 

Verdammt, Kaiba, ich bin nicht so!
 

"Zeig mir doch einfach ein Zimmer, wo ich pennen kann."

Seine Starre löst sich und er schüttelt den Kopf.

"Nein", ist seine schlichte Erwiderung.

"Nein?"

"Du bekommst kein Zimmer."

"Mann, Kaiba! Musst du so stur sein? Aber von mir aus können wir das die ganze Nacht ausdiskutieren, ich hab Zeit."

Um meinen Standpunkt zu verdeutlichen verschränke ich die Arme vor der Brust und setze meinen trotzigsten Blick auf.
 

"Du schläfst hier. Auf dem Sofa", fügt er hinzu, als fürchte er, ich hätte die Absicht mit ihm im Bett zu schlafen. Tze, als würde ich Kaiba jemals mit irgendetwas Sexuellem in Verbindung bringen. Also bitte...

"Auf dem Sofa?"

"So kann ich dich im Auge behalten. Nicht, dass du mir noch mein Haus in Brand steckst oder etwas in der Art."

Was erwartet der von mir? Das alles, was ich anfasse, sofort kaputt geht? (Auch wenn mir das mit Yuugis GameBoy immer noch leid tut...)
 

Ich schnaube.

"Wieso nicht gleich in einem Hundekorb neben deinem Bett?"

Das muss aufhören. Ich kann mich doch nicht noch selber als Hund betiteln, vor allem nicht in seiner Gegenwart. Aber das liegt ganz einfach daran, dass ich so einen Spruch von ihm erwarte und ihm zuvorkommen will. Es wirkt nur nicht immer so, wie ich es gern hätte...
 

Er verzieht seinen Mund zu einem gehässigen Grinsen. Eigentor, sag ich doch.

"Ein durchaus angenehmer Gedanke, zugegeben, allerdings befürchte ich, Felix wäre nicht sonderlich angetan, würdest du ihm sein Obdach entwenden."
 

Ich verdrehe genervt die Augen. Mann, der bräuchte wirklich ganz dringend einen Crash-Kurs in Sachen Jugendsprache. Vielleicht nicht gleich die 'Gangster'-Variante, aber mit weniger Fremdworten.
 

"Und auf deutsch?", frage ich, anstatt ihm eine Antwort zu geben. Ich muss mich ja nicht auf sein Niveau begeben, mal davon abgesehen, dass es nicht zu mir passt.
 

Sein Grinsen wird noch eine Spur ekliger. Soll er doch denken, ich sei dumm, ich weiß es ja besser. Außerdem könnte ich ihn wohl nie vom Gegenteil überzeugen, selbst dann nicht, wenn ich meinen Doktor in elementarer Quantenphysik machen würde. Also, was soll's.
 

"Das bedeutet, dass du auf dem Sofa schläfst."

"Siehst du, geht doch. Man muss doch nicht so klingen, als wäre man dem 13. Jahrhundert entsprungen."

"Schade eigentlich, sonst könnte ich dich als Hexe verbrennen."

"Pech für dich, Alter, ich bin unsterblich."

"Hättest du wohl gern."

"Nein. Was ich jetzt gern hätte, ist etwas zu essen. Ich hab Hunger..."

Wie zur Bestätigung knurrt mein Magen und klingt dabei wie ein wütender Löwe.
 

Kurz hebt er eine Augenbraue, dann seufzt er, schicksalsergeben, und geht an mir vorbei, bedeutet mir damit, ihm zu folgen. Jedenfalls interpretiere ich das so. Und wenn er mich nicht sofort zum Futter führt, muss ich ihm leider sehr, sehr wehtun.
 

"Ich hoffe, du besitzt wenigstens ansatzweise Tischmanieren", höre ich ihn murmeln, doch beschließe ich, nicht darauf einzugehen. Jetzt, da mir mein Hunger so bewusst ist, fühle ich mich regelrecht kraftlos.

Wenn ich mit dem Essen fertig bin, ist der Junge pleite, soviel ist sicher.
 

Sobald wir den Raum verlassen, schlägt mir schon der Duft von gebratenem Fleisch, gedünstetem Gemüse und sonstigen Leckereien entgegen. Ich kann mich kaum beherrschen, will schon losstürmen, doch etwas hält mich auf.

Oder besser: Jemand.

Genauer gesagt: Kaiba.

Kaiba, der meinen Arm festhält.

Ich winsele kurz und mir könnte es gerade nicht egaler sein, dass ich im Moment tatsächlich große Ähnlichkeit mit einem Hund habe.
 

Natürlich entgeht das auch Kaiba nicht, höre ich doch eindeutig Belustigung in seiner Stimme.

"Nicht so stürmisch, Hündchen, sonst kann es passieren, dass ich mein großzügiges Angebot noch einmal überdenke."

Dieser... Fiesling! Jawoll, Fiesling!

Trotzdem begnüge ich mich damit, neben ihm herzugehen (ich warne euch, höre ich auch nur ein Wort von wegen 'bei Fuß' oder so, dann könnt ihr was erleben! Ich hab Hunger, okay?)
 

Ich wusste ja schon immer, dass er ein Sadist ist, dass er es liebt, mich zu quälen. Wie sonst lässt es sich erklären, in welchem Tempo er sich fortbewegt. Ganz ehrlich, noch langsamer und er geht rückwärts.
 

Nach schier endlos langen Minuten erreichen wir endlich das Esszimmer und ich staune nicht schlecht. Auf dem großen Tisch steht alles, was das Herz begehrt;

Verschiedene Sorten Fleisch, wie Schnitzel und Kassler, jede Art Gemüse, die kenne (gut, sooo viele kenne ich jetzt auch wieder nicht...), Bohnen, Speck, drei verschiedene Soßen und etliche Beilagen, wie etwa Kartoffeln und Kroketten.
 

Mir läuft das Wasser im Mund zusammen und ich muss mich wirklich beherrschen, mich nicht einfach darauf zu stürzen wie ein ausgehungertes Tier. Welches ich bin.

Immerhin war das Letzte, das ich gegessen habe, ein Brötchen aus der Schulcafeteria, das mir Anzu großzügiger Weise spendiert hat ("Ich will nicht schon wieder von deinem Magenknurren vom Unterricht abgelenkt werden!") und das war um halb zehn heute Morgen. Jetzt ist es wie spät? So halb acht abends?
 

Ich habe wirklich seit zehn Stunden nichts mehr gegessen!?? Und ich lebe noch?
 

Um Kaiba zu beweisen, dass ich tatsächlich Tischmanieren besitze, warte ich bis er, der Gastgeber, sich gesetzt hat, um mir dann ebenfalls einen Platz zu suchen. Da er rechts von Mokuba sitzt, beschließe ich, mich links neben den Kleinen zu setzen. So kann ich wenigstens vermeiden, dass ich Kaiba über den Tisch hinweg anfalle, wenn er mir zu sehr auf die Nerven geht.
 

Als ich auf den leeren Teller vor mir und auf den gut gedeckten Tisch dahinter sehe, vergesse ich schlagartig alle Tischmanieren, die ich irgendwo mal aufgeschnappt habe. Mit besagtem leeren Teller in der einem Hand stehe ich auf und angele mit der anderen nach allem, was ich erreichen kann und schaufele es mir wahllos auf den nun nicht mehr ganz so leeren Teller.
 

Darauf ist wenige Augenblicke später nicht mal mehr Platz für eine Erbse und ich habe Mühe, ihn mit einer Hand zu halten, also entscheide ich, dass das für den Anfang reichen soll und stelle ihn wieder vor mir ab. Erst jetzt fallen mir die, doch recht perplexen, Blicke der Kaiba-Brüder auf.
 

"Hunger", erkläre ich kurz und fange an zu essen, bevor einer der Beiden auf die Idee kommt, mich noch etwas fragen zu wollen.

Mokuba derweil wendet sich an seinen Bruder.
 

"Das hat aber recht lange gedauert, Nii-sama, was musstet ihr denn alles... 'besprechen'?"

"Mokuba, dein Ton gefällt mir nicht."

Mir auch nicht. Er hat so etwas... Süffisantes? Ist das das richtige Wort? Er hört sich jedenfalls an, als dachte er, wir hätte sonst was getrieben.

Wobei die Betonung auf 'getrieben' liegt.
 

Der Kleine wird mir langsam ein wenig unheimlich. Ich hoffe, nein, ich bete, dass das nur die Pubertät ist.
 

"Tut mir leid, Nii-sama. Ich bin nur etwas verwirrt, weil Jounouchi-kun mit uns isst."

"Er wird heute bei uns übernachten. Gezwungenermaßen."

"Echt? Cool! Kann er in meinem Zimmer schlafen?"

"Nein, Mokuba. Du hast morgen Schule. Er schläft auf der Couch."
 

Ach ja, immer wieder schön, wenn Leute über mich reden, als wäre ich nicht anwesend.
 

Meine erste Portion habe ich mittlerweile aufgegessen und langsam legt sich das Hungergefühl. Vielleicht geht Kaiba doch nicht pleite, er muss sich nur einen neuen Koch suchen, da der aktuelle aufgrund von Überarbeitung in vorzeitigen Ruhestand geht.
 

Gerade beuge ich mich wieder vor um meinen Teller erneut zu füllen, da bemerke ich Kaibas erstaunten Blick.

"Was denn?"

"Sag, du hast doch nicht immer noch Hunger?"

"Klar. Wieso?"

Er schüttelt ungläubig den Kopf.

"Hey, ich hab seit heute Morgen nichts gegessen, lass mich doch!"

"Hn, soll mich das beeindrucken? Es geht dich zwar nicht das Geringste an, aber dies hier ist meine Mahlzeit des heutigen Tages."
 

Und warum ist sein Teller dann so leer? Dieses mickrige Stückchen Fleisch und die zwei Kroketten kann man doch kaum als Essen bezeichnen. Jetzt weiß ich, warum der Kerl so dünn ist. Das ist doch nicht normal.
 

"Seto-sama?", ertönt es plötzlich von der Tür. Eine junge Frau, so um die 20 schätze ich, tritt ein und verbeugt sich kurz. Sie sieht eigentlich nicht aus wie eine Hausangestellte, jedenfalls nicht so, wie ich mir eine vorstelle. Außerdem ist sie wirklich ein Hingucker, sie könnte glatt Mai Konkurrenz machen.

Ich frage mich, ob sie vielleicht seine Freundin ist. Obwohl, würde sie ihn dann 'Seto-sama' nennen? Und ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass Kaiba eine Freundin hat, so unsozial wie der ist.

Aber hey, er ist schließlich auch nur ein Mann, richtig?
 

"Was ist denn, Asuka?"

"Tut mir leid zu stören, aber hier gibt es ein kleines Problem..."

Kaiba seufzt schwer und erhebt sich.

"Aber Nii-sama, was ist mit dem Essen?"

"Du kannst ruhig schon abräumen lassen, ich habe eh keinen großen Appetit."

"Aber...!" Doch sein großer Bruder ist schon verschwunden.
 

Mokuba verzieht das Gesicht und stochert lustlos in seinem Essen rum. Da es mir irgendwie unangebracht erscheint, weiter zu essen, lege ich mein Besteck zur Seite.

Er sieht so hilflos aus, so traurig und verletzt. Ich muss den Drang unternehmen, ihn zu umarmen und zu trösten, weiß ich doch nicht, wie er darauf reagieren würde.
 

"Macht er das oft?"

"Hm. Es hält sich in Grenzen. Ich bin ja schon froh darüber, dass er überhaupt zum Abendessen gekommen ist." Er lächelt mich an.

"Hä? Wie jetzt? Isst er sonst nichts?"

"Doch, aber meistens nur auf seinem Zimmer. Dass er extra runterkommt, ist eher selten."

Sollte ich mich so geschmeichelt fühlen? Das ist doch irgendwo nicht richtig. Nur weil Kaiba wegen mir zum Abendessen gekommen ist...

"Normalerweise sind er und Asuka immer bis tief in die Nacht in irgendein Projekt vertieft."

So, ein 'Projekt', ja?
 

"Wer ist diese Asuka eigentlich? Seine... Freundin, oder so?" Ich versuche so desinteressiert zu klingen wie möglich, als wäre mir das egal. Was es leider nicht ist. Ich könnte jetzt nicht mit dem Finger darauf zeigen, aber etwas an dem Gedanken, sie könnte seine Freundin sein, gefällt mir nicht. Vielleicht ist es die Tatsache, dass sich so ein hübsches Ding ausgerechnet an Kaiba verschwendet...
 

In Mokubas Augen funkelt kurz etwas auf und diesmal weiß ich ganz genau, was es bedeutet. Ich kenne diesen Blick. Varon hat mich so angesehen, wann immer er über Mai gesprochen hat. Dieser Blick heißt soviel wie 'eifersüchtig?'.

Aber wieso sollte ich eifersüchtig sein? Ich kenne dieses Mädchen doch kaum, hab sie eben das erste Mal gesehen.
 

Er wendet sich ab, sieht auf seinen Teller, verzieht den Mund und schiebt ihn von sich.

"Sie ist seine persönliche Sekretärin. Er ist nicht der Typ, der was mit seinen Angestellten anfängt. Außerdem hat sie schwarze Haare."

Ich runzele verwirrt die Stirn und mir steht ein Fragezeichen deutlich ins Gesicht geschrieben. Was hat das Eine denn mit dem Anderen zu tun?

"Und schwarze Haare sind... schlecht?"
 

Er zuckt mit den Schultern und rutscht von seinem Stuhl.

"Na ja, Nii-sama steht mehr auf blond." Blond?

"Ich muss noch Hausaufgaben machen. Bis später."

Mit diesen Worten ist er aus der Tür und lässt einen sehr verwirrten (blonden) Teenager zurück.
 

Okay, so langsam habe ich das Gefühl, der Kleine will auf etwas Bestimmtes raus.

Wenn ich nur wüsste, was!
 

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A/N: Jaja, was will Mokuba ihm nur sagen? Wer will wetten, dass Jou da nie von allein draufkommt? (Ich? Ich hab keine Ahnung, ob er es schafft. Ich bin schließlich nur die Autorin)
 

@ Pancratia: Hier ein paar Antworten ^^
 

[…]Wie ich es hasse. Dieser Typ bringt mich immer dazu, zu denken, alles was ich sage sei mehr als dumm. […]

Das schafft Kaiba nur, weil Joey es unbewusst zulässt, denn scheinbar glaubt er Kaiba langsam, wenn er solch ein Gefühl hat…psychologisch gesehen nachvollziehbar…

Nur passt diese Aussage nicht mit Joeys „Ich tu als wär ich dumm“ – Spiel zusammen… das kommt ein bissl unreaistisch rüber… schade…
 

Jou weiß natürlich, dass er nicht dumm und dass er selber nur so tut als ob. Aber nja, Kaiba schafft es halt manchmal, ihn daran zweifeln zu lassen, so dass er manchmal selbst nicht weiß, ob er nur so tut ^^

(hoffe, das ergibt einigermaßen Sinn ^^; )
 

[…]"Genug, als dass ich vor dir keinen habe!"

"Gibst du gerade zu, dass du Angst vor mir hast?" […]

Eigentlich nicht… Ö.ö

Er sagte, man hätte vor Kaiba nur Respekt, weil man Angst vor ihm habe und er meinte, er habe KEINEN Respekt vor ihm… also auch keine Angst… etwas komisch… o.ô
 

Wahrscheinlich hat mir meine eigene wirre Logik mal wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht *lol*

Ähm, ich sag einfach mal, wie ich mir das gedacht habe ^^

Es geht einfach generell um Angst oder Respekt, nur um die zwei Varianten. Und dass Jou sagt, er hätte keinen Respekt, fasst Kaiba eben so auf, dass er Angst vor ihm hat.

(das macht wohl noch weniger Sinn, hn? x.x nja, meine Logik...)
 


 

Ähm, ja, ich versuche, nicht mehr sooo lange zu brauchen ^^; Nochmal entsorrygung ( © Nurja *nyahahahaaa* Ich liebe es, Wörter zu erfinden), dass ihr, gerade bei einem fiesen Cliffhanger, warten musstet.

Wöchentlich Updates kann ich nicht versprechen, aber ich sehe zu, was sich machen lässt.

Bleibt mir treu
 

Man liest sich

~Yours truly

~Nurja

Behind Blue Eyes

A/N: Nicht erschrecken, nicht den Arzt anrufen, ihr habt keine Halluzination und es ist auch nicht der Weltuntergang. Nur ein neues Kapitel ^^;

Einerseits gefällt es mir, andererseits ist da irgendetwas, das mich stört...

Ich kann nur nicht mit dem Finger draufzeigen.

Aber ich hoffe, es gefällt euch trotzdem :)
 

Warnungen: OOC, Soap-Drama, Ausschweifungen...
 

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Zum zweiten Mal an diesem Tag stehe ich nun hier, vor seiner Tür und weiß nicht, was ich machen soll. Anklopfen? Einfach reingehen? Warten?

Immerhin ist gerade diese Asuka bei ihm. Mokuba hat gesagt, die Beiden würden an irgendeinem Projekt arbeiten, aber was weiß er schon. Er ist schließlich erst dreizehn.

Woher will er also wissen, dass sein großer Bruder das Mädel nicht gerade auf seinem Schreibtisch flachlegt?
 

Ich schüttele mich. Ganz schnell an etwas Anderes denken!
 

Doch kann ich mich nicht beherrschen und lege ein Ohr an die Tür. Gedämpfte Stimmen, aber es hört sich nicht an, als würden sie das machen.

Allerdings kann ich auch nicht verstehen, worüber sie sprechen. Beziehungsweise, worüber sie spricht, denn im Moment höre ich nur Asukas Stimme.
 

Schade eigentlich. Ich wüsste schon gern, ob ich mir in nächster Zeit einen Smoking besorgen muss.

Nicht, dass er mich je zu seiner Hochzeit einladen würde.

Nicht, dass ich kommen würde.
 

Plötzlich ertönt ein ohrenbetäubendes Kreischen. Kane ist also wieder erwacht.

Ich trete einen Schritt zurück, will gerade die Tür öffnen, als selbige mir schwungvoll entgegenkommt. Unsanft lande ich auf dem Hosenboden und reibe mir im nächsten Moment meine schmerzende Nase.
 

"Oh, da bist du ja", höre ich über mir. Dort steht Asuka und mustert mich mit sorgevollem Blick, bevor sie mir ihre Hand hinhält.

"Tut mir leid, hast du dir weh getan?"
 

Ich ergreife ihre Hand und rappele mich auf.

"Ach was, sowas kann ich ab!", winke ich ab, doch muss ich zugeben, dass so eine massive Holztür um einiges härter (und schmerzhafter!) ist als eine Faust.

Aua...
 

Jetzt, da ich direkt vor ihr stehe, fällt mir auf, dass sie gar nicht so jung ist, wie ich vorhin dachte. Sie sieht nicht direkt alt aus, aber auch nicht mehr wie 20. Vielleicht kommt das auch nur durch das Licht, beziehungsweise dessen Abwesenheit, denn es ist schon relativ dunkel.

Ich sollte sie einfach mal fragen.
 

... Oder besser doch nicht, eine Frau fragt man schließlich weder nach Alter noch nach Gewicht, wie ich früher bereits schmerzlich feststellen musste. Mai hat mir auf jede dieser Fragen als Antwort eine gescheuert...
 

"Seto-sama wünscht, dass..."

"Ich hör schon, unser kleiner Fratz verlangt nach Aufmerksamkeit."

Sie nickt und schenkt mir ein wirklich bezauberndes Lächeln, bevor sie sich umdreht und die Treppe runter eilt.
 

Kurz sehe ich ihr nach, frage mich, was sie hier macht und in welcher Beziehung sie zu Kaiba steht. Ist sie wirklich nur seine Sekretärin? Sie macht eigentlich nicht einen

solchen Eindruck auf mich. Und wieso sollte sie dann ausgerechnet bei Kaiba arbeiten? Es gibt doch bestimmt massenhaft Chefs, die netter sind und die sie nicht bis acht Uhr beschäftigen...
 

Wieder kommt mir der Gedanke, dass sie was mit Kaiba hat, seine Freundin ist. Wer weiß, vielleicht hat er Mokuba nur gesagt, sie sei seine Sekretärin, weil... warum auch immer.

Aber jeder Mensch hat doch Geheimnisse.
 

Ich schüttele den Kopf. Warum mache ich mir überhaupt Gedanken darüber? Ist doch seine Sache. Jetzt ist erstmal wichtig, dass ich mir meine Note in Sozialkunde nicht versaue.
 

Als ich das Zimmer betrete fällt mir zuerst eine Sache auf:

Es ist dunkel.

Ehe ich allerdings auch nur daran denken kann, nach dem Lichtschalter zu suchen, ertönt eine Stimme.
 

"Stell es ab."

Erschrocken zucke ich kurz zusammen, hatte ich doch nicht damit gerechnet. War das Kaiba? Ich meine, natürlich war er es, wer auch sonst, aber...

Er klang so tonlos.
 

Ich wende mich in die Richtung, aus der seine Stimme kam. Dort liegt er auf dem Bett, nur beleuchtet von dem schwachen Licht, das durch die großen Fenster fällt, auf dem Rücken, Arme und Beine von sich gestreckt und starrt ausdruckslos an die Decke.
 

Ganz ehrlich; Er sieht scheiße aus. Und das ist noch nett ausgedrückt.
 

"Kaiba, was...?"

"Stell es ab."
 

Ich schlucke einen bissigen Kommentar herunter, denn so, wie er im Moment aussieht und klingt, kann er das am wenigstens gebrauchen.

Er macht mich nervös, unsicher. Ihn so zu sehen, wie er so elend daliegt. Dass er es zulässt, dass ich ihn so sehe. Es wirkt so irreal, so un-Kaiba. So...

Verletzlich.
 

Es macht mir fast Angst. Was ist nur mit ihm los?
 

Aber darüber kann ich mir auch später Sorgen... Ich meine, Gedanken machen, erstmal gilt es, die Geräuschquelle, auch bekannt unter dem schönen Namen Kane, zu lokalisieren. Also taste ich mich vorsichtig in die Richtung, aus der das Kreischen kommt. Mir fällt ein, dass er noch auf dem Schreibtisch liegen müsste und siehe da, wenige Augenblicke später habe ich ihn gefunden und mit dem Armband zum Schweigen gebracht.
 

Meine Augen gewöhnen sich langsam an das spärliche Licht und ich kann die Utensilien für die Puppe schnell ausfindig machen. Aber was jetzt? Die Windel war ja vorhin erst, also versuche ich es zunächst mit der Flasche.

Nun, man kann nicht behaupten, dass das nichts bewirkt.

Allerdings bewirkt es das genaue Gegenteil von dem, was ich eigentlich wollte.
 

Klartext: Kane brüllt wieder.
 

"Ich sagte: Stell es ab, und nicht: Mach es lauter."

"Jaja, Moment..."
 

Schnell bringe ich ihn mit dem Armband wieder zum Schweigen. Vielleicht doch die Windel? Bitte, lass es die Windel sein. Mir ist gerade irgendwie nicht danach, die Puppe die ganze Zeit auf dem Arm zu halten und ihr über den Bauch zu streicheln.
 

Vorsichtig, als wäre es ein echtes Baby, wechsele ich die Windel und halte den Atem an.

Nur um ihn Sekunden später in Form eines frustrierten Seufzers wieder auszustoßen. Also doch kuscheln, ich hatte es befürchtet.

Ein Glück – für Kane –, dass ich ein Kuscheltyp bin.
 

So nehme ich den kleinen Polypropylen-Fratz (auch ich passe manchmal in Chemie auf...) in meine Arme und reibe das Armband eher lustlos an dessen Bauch. Tatsächlich gibt er recht zufriedene Laute von sich und ich lasse den Kopf hängen. Muss das sein? Jetzt?

Ich würde ja Kaiba dazu... sagen wir, 'überreden' aber...
 

Mit Kane auf dem Arm drehe ich mich um und sehe wieder rüber zum Bett. Er scheint sich keinen Millimeter gerührt zu haben. Nicht, dass er sonst rumhüpft wie ein tollwütiges Kuriboh, aber trotzdem.

Es verunsichert mich einfach.
 

Ich lege den Kopf schief und mustere ihn, nicht wissend, was ich tun oder sagen soll.

Vorsichtig trete ich näher ans Bett, er scheint es nicht zu bemerken, als hätte er bereits vergessen, dass ich hier bin.
 

"Kaiba...?", versuche ich zögerlich, seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Ohne Erfolg.

Er wird doch nicht gestorben sein? Einfach so, puff!, aufgehört zu atmen?

Ich schüttele den Kopf. Das ist lächerlich, schelte ich mich selbst.
 

Gerade als ich ihn ein weiteres ansprechen will, höre ich hinter mir ein leises, sich schnell näherndes Tapsen und ehe ich reagieren kann, schießt zum wiederholten Mal eine kleine Fellkugel in meine Richtung.

Diesmal bleibt Felix allerdings nicht vor mir stehen, sondern springt auf Kaibas Bett und leckt ihm enthusiastisch das Gesicht ab.
 

Der blinzelt überrascht, bevor er hastig aufspringt und sich das, nun ziemlich nasse, Gesicht fluchend abwischt.

Ich kann mir ein – zugegeben auch erleichtertes – Lachen nicht verkneifen, bin ich doch irgendwo froh, dass der hyperaktive Welpe ihn endlich aus seiner Lethargie gerissen hat. Da stört es mich auch nicht großartig, dass er mir mal wieder einer seiner berühmt-berüchtigten Deathglares schenkt.
 

Nach einem kurzen Räuspern sehe ich ihn an. Einige Momente sehen wir uns einfach nur in die Augen, ich fragend, er desinteressiert. Ich will, nein, ich muss wissen, was eben mit ihm los war.

Aber glaubt bloß nicht, er würde es mir freiwillig erzählen. Er doch nicht. Ist immerhin ein Kaiba.
 

"Was ist? Habe ich etwas auf der Nase?", fragt er in seinem typischen überheblichen Tonfall, während es sich Felix auf seinem Schoß bequem gemacht hat. Abwesend streichelt er ihm übers Fell, während er mich weiterhin mit seinem Blick taxiert.
 

"Kaiba..." Sein Name. Ist doch schon mal ein guter Anfang. Weiter so, Katsuya!

"Was..." Gut so, gleich hast du es geschafft! Nur noch ein paar Worte dranhängen.
 

... Sei doch mal still, du blödes Hirn!
 

"Was war eben los?"

Endlich ist die Frage raus und ich sehe ihn wie gebannt an, warte auf eine Antwort. Er muss mich doch soweit kennen, als dass er weiß, dass ich nicht locker lasse, dass ich jetzt eine klare Antwort will.

Doch...
 

"Was meinst du?"

Also noch mehr nachbohren, gut, kann er haben.

"Na, das eben! Wie du da eben auf dem Bett gelegen hast..."

"Ich darf mich doch auch einmal entspannen, oder nicht?" Er hebt eine Augenbraue, als könnte er nicht fassen, was für dumme Fragen ich stelle.

"Entspannen?", echoe ich daher. "Entspannen sieht anders aus! Du sahst aus wie... wie... warte..."
 

Ich schnuppere kurz, kann aber nichts Verdächtiges riechen. Dennoch muss ich fragen.

Und sei es nur, um ihn auf die Palme zu bringen.

"Du kiffst doch nicht etwa?"
 

Das brachte wenigstens den gewünschten Erfolg, er starrt mich fassungslos – sogar mit offenem Mund, ha! – an.

Augenrollend seufzt er und schüttelt den Kopf. Sehe ich da den Anflug eines Lächelns?

"Auf was für Ideen du immer wieder kommst..."
 

Er hebt Felix von seinem Schoß und setzt ihn neben sich aufs Bett, dieser gibt ein enttäuschtes Fiepen von sich, dann steht Kaiba auf und kommt auf mich zu.

Direkt vor mir bleibt er stehen und ich hasse es, dass ich wieder leicht den Kopf heben muss, um ihm weiterhin in die Augen sehen zu können.
 

Woher der plötzliche Drang, dies zu tun, kommt, weiß ich selber nicht.

Es ist seltsam, manchmal starre ich ihn minutenlang an, frage mich, was er gerade denkt, fühlt. Was ihm durch den Kopf geht.

Ob ihn wirklich alles so kalt lässt, wie er immer tut?
 

Obwohl ich erst ein paar Stunden hier bin, denke ich doch, ich habe bereits mehr von dem echten Kaiba gesehen als bei jeder unser täglichen Auseinandersetzungen.

Und irgendwie, irgendwo in meinem Inneren, habe ich den dringenden Wunsch, noch viel mehr zu erfahren, zu erfahren, wie er wirklich tickt.
 

Vielleicht ist er ja in Wirklichkeit ein netter Typ. Jemand, der gerne ins Kino geht, Eis isst und... Schneemänner baut...

Ich meine, jemand der sich die Zeit nimmt, mit seinem kleinen Bruder einen Schneemann zu bauen, kann doch kein so schlechter Mensch sein, oder?
 

Ich schlucke. Jetzt stehen wir hier schon einige Momente und sehen uns einfach nur in die Augen. Langsam aber sicher wird mir das unangenehm. Immer mehr wirkt er auf mich wie ein lauerndes Raubtier, das auf eine günstige Gelegenheit wartet, sich auf sein Opfer zu stürzen und es zu zerreißen.
 

Und doch... So er ich es auch will, ich kann den Blickkontakt einfach nicht unterbrechen.
 

"Was starrst du mich so an, Hündchen?"

Im Begriff, ihm zum wiederholten Male zu erklären, dass ich kein Hund bin, halte ich inne. Endlich weiß ich, was hier los ist, warum er mich nur ansieht.

Unterwerfung.

Wer zuerst wegsieht, unterwirft sich dem Anderen. Das habe ich mal in einer Tiersendung gesehen, in der es um Hundeerziehung ging.
 

Bitte, ich wiederhole es noch einmal; Hunde-Erziehung.
 

Meine Augen werden augenblicklich schmaler, als mich diese Erkenntnis trifft und er hebt zur Erwiderung eine Augenbraue. Gerade öffne ich den Mund, um ihm einmal mehr etwas nicht sehr Nettes zu entgegnen, da kommt er mir zuvor.
 

"Es ist spät. Geh schlafen." 'Spät'? Es ist noch nicht einmal halb neun! Was ist daran denn spät?

Mit diesen Worten geht er an mir vorbei zur Zimmertür. Angepisst schnappe ich nach Luft. Er kann doch nicht einfach...!

Ruckartig drehe ich den Kopf in seine Richtung.
 

"Kaibaaaah!"

Die Hand bereits auf der Türklinke hält er inne und rührt sich nicht. Oh, wie er es hasst, wenn ich seinen Namen derart dehne. Die Quittung dafür bekomme ich sofort.

Langsam, fast wie in Zeitlupe, wendet er mir sein Gesicht zu, sein Blick eiskalt.
 

Innerlich wappne ich mich schon für die bissige Bemerkung, die nun folgen müsste, doch es kommt nichts. Er schüttelt nur kurz den Kopf, öffnet dann die Tür und geht hinaus.

Verwirrt blinzelnd lege ich den Kopf schief und sehe ihm nach. Irgendetwas stimmt mit ihm ganz und gar nicht.
 

Normalerweise hätte er mich mindestens einen räudigen Köter genannt und mir mit einer einstweiligen Verfügung gedroht, die es mir verbietet, seinen Namen je wieder so auszusprechen. Wie gesagt, mindestens.

Aber jetzt... Nichts.
 

Er erscheint mir irgendwie friedlicher, fast schon nett. Sagt man nicht immer, dass es einen verändert, Kinder zu bekommen? Vielleicht...

Ach, das ist doch Blödsinn! Immerhin ist Kane nichts weiter als eine Puppe, wie er selbst mich ständig erinnert.
 

Und diese Szene eben, wie er auf dem Bett lag...

Seine Blicke...

Dazu Mokubas Bemerkungen...

Irgendetwas bildet sich in meinem Hinterkopf, versucht, sich zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Aber es ist wie mit einem Traum;

Je angestrengter man versucht sich daran zu erinnern, desto mehr und mehr verblasst er.
 

Ein mulmiges Gefühl breitet sich in mir aus. Es muss etwas mit mir zu tun haben, aber was? Okay, ich verstand mich schon immer recht gut darin, Kaiba aus dem Konzept zu bringen, jedoch nicht auf diese Art. Früher wurde er aggressiv, jetzt verhält er sich eher defensiv. Als würde er mir ausweichen.
 

Wieder diese Frage; Warum?

Was geht in ihm und seinem Leben vor, dass er sich plötzlich so verhält?
 

Das gedämpfte Rauschen von Wasser reißt mich aus meinen Gedanken.

Wasser? Da war doch was...
 

Ach ja, Körperpflege. Mist, ich hab ja nicht mal eine Zahnbürste dabei!

Aber Kaiba ist ja reich, der leiht mir bestimmt eine.
 

... Das habe ich nicht ernsthaft gerade gedacht, oder? Der und mir etwas leihen?

Mir!? Da lachen ja die Hühner! Obwohl, wenn ich ihn genug nerve, könnte es klappen.
 

Ganz behutsam lege ich Kane auf Kaibas Bett, damit der ja nicht wieder auf dumme Ideen kommt und losbrüllt.

Ich warte kurz... Gut, alles ruhig, dann wollen wir mal.
 

Aber erst auschecken, wo das Bad überhaupt ist. Jetzt, wo ich so darüber nachdenke, war ich schon lange nicht mehr für Königstiger. Uuuh, ich muss mal...
 

Ich trete auf den Flur und lausche, woher das Wasserrauschen kommt.

Aha, links.

Nein, warte, rechts.

Moment.
 

Eindeutig links.
 

So gehe ich den Gang entlang und meine Vermutung scheint sich zu bewahrheiten, denn das Rauschen wird lauter. Was sich nicht gerade angenehm auf meine Blase auswirkt.
 

Ich bleibe stehen, hier muss es sein. Ohne großartig nachzudenken (da das, laut Kaiba, eh nicht zu meinen Stärken gehört) reiße ich die Tür auf.
 

...Und schließe sie direkt wieder, nachdem mich ein recht nackter Kaiba perplex angesehen hat. Verdammt, kann der nicht wie jeder normaler Mensch die Tür abschließen, wenn er duscht!? Oder sich wenigstens einen Duschvorgang zulegen!? Er ist doch so reich!
 

"Ich hab nichts gesehen!", versichere ich ihm mit vor Hysterie quiekender Stimme. Was natürlich (leider!) nicht stimmt. Ich habe mehr gesehen als mir lieb ist, mehr als ich jemals sehen wollte. Nicht, dass ich jemals irgendetwas sehen wollte!

Ich kann mich nicht einmal darüber freuen, dass ihm meinetwegen die Gesichtszüge entgleist sind.
 

Das Wasserrauschen verstummt. Das heißt, er kommt jeden Augenblick raus. Was wiederum heißt, dass ich mich schleunigst vom Acker machen sollte, wenn ich nicht bald herausfinden will, ob es wirklich ein Leben nach dem Tod gibt.
 

Aber... irgendwie kann ich mich nicht bewegen. Bin wie festgefroren. Und ich bekomme dieses Bild einfach nicht aus meinem Kopf.

Dieses... Bild!

Noch mehr als die Tatsache, Kaiba nackt zu sehen, schockt mich die Tatsache, dass es mich gar nicht so sehr schockt, wie es sollte.
 

Zugegeben, ich bin nicht ganz so heterosexuell wie alle glauben, aber das hier ist etwas anderes. Hier geht es immerhin um Kaiba!

Was braucht der eigentlich so lange? Kann er nicht endlich rauskommen und mich ankeifen, mich umbringen oder was auch immer?

Ich will nicht mit meinen Gedanken allein sein, die nehmen sonst wieder so seltsame Richtungen.
 

Wie hieß es doch gleich? 'Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst; es könnte in Erfüllung gehen'. Wie wahr.

Denn in diesem Moment geht die Tür auf und ich verliere das Gleichgewicht, da ich mich an ihr angelehnt hatte. Ich kippe nach hinten und natürlich direkt in Kaibas Arme (was ist das hier, ein schlechter Film??). Beziehungsweise gegen seine Brust, der würde schließlich nicht einmal im Traum daran denken, mich aufzufangen.
 

Das braucht er auch gar nicht, denn als hätte mich ein Stromschlag getroffen, springe ich zurück und bringe drei Meter Sicherheitsabstand zwischen uns. Leider geht das Ganze nicht ohne ein – total männliches! – Quieken von statten.

Dass ich wie ein Reh im Scheinwerferlicht schaue, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.
 

Und er? Zeigt er wenigstens, dass auch ihm die ganze Sache zumindest ein klein wenig peinlich ist? Ist es ihm das überhaupt?

So wie er dasteht, ganz lässig an den Türrahmen gelehnt, die Arme wie üblich verschränkt und mich mit dem gewohnt überlegenen Gesichtsausdruck angrinsend – wohl eher nicht.

Verdammt sollst du sein, Kaiba!
 

"Ich weiß ja, dass Götter früher mit größter Ehrfurcht betrachtet wurden, aber..." Verdammt, hörst du!?

Wie ich es hasse, dass er den zweiten Teil des Satzes in der Luft hängen lässt.

Moment, hat er sich gerade zu einem Gott erhobenen?
 

Eigentlich sollte ich ihm ja dankbar sein, immerhin habe ich dank ihm meinen Schock endlich überwunden.

"Du bist sowas von arrogant, Kaiba", knurre ich mit zusammengepressten Zähnen.
 

Wenigstens weiß ich jetzt, wo diese Arroganz herkommt...

Da hatte ich vorhin doch tatsächlich Unrecht. Und wie!

Nein, aus! Nicht dran denken, bloß nicht dran denken.

Aber es hilft nichts, ich habe immer noch dieses Bild im Kopf. Natürlich habe ich hingeguckt. Da hin.
 

Jetzt guckt nicht so! Das würde doch jeder machen, wenn urplötzlich ein nackter Mann vor einem steht. Das geht doch ganz automatisch, kann man gar nichts gegen machen.

Augen und... Intimbereich ziehen sich eben magnetisch an.
 

Zu allem Überfluss merke ich, wie mein Gesicht bei diesen Gedanken anfängt, heiß zu werden. Das fehlt mir auch noch, vor ihm rot zu werden. Gerade da ich es doch war, der vorhin so großmäulig von dem Thema angefangen habe! (Gut, streng genommen war es ja Mokuba, aber ich musste es ja wie immer auf die Spitze treiben...)
 

Um mir keine Blöße zu geben, stürme ich mit gesenktem Kopf an ihm vorbei ins Badezimmer. Jedenfalls habe ich das vor, doch er, ganz der Kontrollfreak der er ist, hält mich am Arm fest.
 

"Wo willst du denn hin?"
 

Ohne ihn anzusehen reiße ich mich los. "Ich muss mal", gebe ich unwirsch zurück.
 

Stimmt ja auch! Als ich die Tür fester und lauter zuschlage als beabsichtigt (und den Schlüssel zweimal rumdrehe), kann ich sein überhebliches Grinsen förmlich spüren.

Soll er doch denken, was er will. Ist schließlich ein freies Land!?
 

Aber natürlich wurmt es mich. Ich will nicht, dass er denkt, ich zieh den Schwanz ein nur weil ich seinen gesehen habe!

Na warte, Kaiba, das büßt du (auch wenn du eigentlich nichts dafür kannst...)!!

Und zwar jetzt sofort, denn für den setz ich mich bestimmt nicht hin. HA!
 

So verrichte ich also mein Geschäft und unterdrücke dabei doch den Drang, mal 'ganz aus Versehen' nach rechts und links auszuscheren.

Ich bin eben doch ein sozialer Mensch, schließlich will ich nicht, dass das arme Hausmädchen meinen Kleinkrieg mit Kaiba ausbaden muss.
 

Beim Händewaschen werfe ich einen kurzen Blick in den Spiegel, der mir verrät, dass ich immer noch ziemlich rot im Gesicht bin. Also kaltes Wasser ins Gesicht, kurz warten, abtrocknen, schon besser. Und vor allem nicht mehr daran denken.
 

Als ich wieder in den Gang trete ist Kaiba weg. Nicht, dass ich erwartet hätte, dass er auf mich wartet. Ich bin sogar ein wenig erleichtert.

Gerade als ich mich frage, wo ich eigentlich hinmuss (den Weg hab ich im Eifer des Gefechts glatt wieder vergessen – typisch), höre ich auch schon unseren kleinen Sonnenschein schreien.

Wie süß von ihm, dass er mir den Weg weisen will.
 

"Verdammt!", höre ich Kaiba fluchen und schon kommt er mir entgegen.

"Da bist du ja. Stell das mal ab." Er deutet hinter sich in sein Zimmer und einen Moment frage ich mich ernsthaft, was er nur meinen könnte...?

Ob es wohl das ohrenbetäubende Kreischen ist?
 

"Mach's doch selbst, hast doch auch ein Armband", pflaume ich ihn trotzig an.

Er hält sein Handgelenk, um welches ich das Armband gebunden habe, hoch und erwidert in einem gespielt bedauernd Tonfall: "Oooch, das habe ich zum Duschen abgemacht und im Badezimmer vergessen. Zu dumm."
 

Er will spielen? Kann er haben. Ich mache wortlos auf dem Absatz kehrt und marschiere zurück ins Bad, entdecke nach kurzer Suche das Armband und gehe wieder zu ihm.

"Da!", sage ich, schnappe mir sein Handgelenk und binde ihm das formschöne Stück Plastik wieder um, ein klein wenig fester als vielleicht nötig.

Zugegeben, so fest, dass ihm in paar Minuten die Hand absterben wird.

Ich gebe mich eben auch mit kleinen feinen Racheakten zufrieden.
 

Er verzieht das Gesicht, nicht aus Schmerz – ein Kaiba kennt schließlich keinen Schmerz! – sondern aus Unmut, sagt aber nichts. Stattdessen dreht er sich rasch um und geht zurück ins Zimmer. Ich grinse.

Na also, geht doch!
 

Als ich hinter ihm sein Zimmer betrete, steht er, den Rücken zu mir gewandt, am Schreibtisch.

Er tut es also tatsächlich, ich kann es ja kaum glauben. Ich werde also wirklich noch einmal in den Genuss kommen zu erleben, wie er sich um Kane kümmert. Er scheint es wohl endlich ernst zu nehmen, ohne Murren, ohne fiese Sprüche.
 

Naja, immerhin geht es ja auch um seine Note!

Obwohl ich mir kaum vorstellen kann, dass Kisaki-Sensei ihm, ausgerechnet ihm, Kaiba Seto, eine schlechte Note geben würde. Nicht ihm, nicht in einem Fach, von dem sie ganz genau weiß, dass es die meisten Schüler – und auch ein Großteil der Lehrer – als unnütz, lächerlich und Zeitverschwendung ansehen.
 

Und vor allem nicht bei einem Baby-Projekt, das während der Projektwochen stattfindet.

Denn aufgrund der katastrophalen Ausgänge der letzten Jahre sind wir nie benotet worden.

Wofür denn auch? Was sollte denn benotet werden?

Wer am weitesten kotzen kann? Oder am schönsten? Wer sich beim Dosensuppensammeln die meisten Zehen abgefroren hat?

Es war einfach unmöglich.
 

Deswegen kann ich es Kaiba auch nicht verdenken, dass er das Projekt nicht ernst nimmt. Wahrscheinlich denkt er, dass es auch dieses Jahr in einer Katastrophe endet. Ich nehme es ihm nicht einmal übel, denn ich bin der einzige Augenzeuge, der damals mitansehen musste, wie er sich übergibt.

Ja, auch er hat dieses erniedrigende Schicksal erleiden müssen.

Ich habe es mit eigenen Augen gesehen und kann mich nicht einmal darüber lustig machen, dafür war es viel zu traumatisierend.

Und ich selbst war ja auch nicht besser.
 

Wäre ich einem anderen Partner zugeteilt worden, würde ich diese Baby-Sache auch längst nicht so ernst nehmen. Ich würde sie wahrscheinlich einfach in meinem Schrank unter einem Haufen Kissen deponieren und es aussitzen.

Oder im nächsten Fluss versenken.

Oder einfach meinem Partner Schrägstrich Partnerin aufs Auge drücken.
 

Aber bei Kaiba ist eben alles anders. Ich liebe es nunmal, ihn auf die Palme zu bringen. Ihn wahnsinnig zu machen. Außerdem bin ich nicht sein Schoßhund! (Auch wenn er das gerne hätte.)

Er soll nicht glauben, dass er das Projekt auf mich abwälzen kann.

Und das hat er anscheinend auch endlich kapiert. Siehst du Kaiba, menschliches Miteinander ist viel einfacher und angenehmer, wenn man bereit ist, sich ein wenig entgeg---
 

Ich stocke, als er sich wieder zu mir umdreht. Denn was er da in der Hand hält, sind nicht etwa Flasche und Windel – es ist eine Packung Ohropax.

Er will doch nicht...

Er kann doch nicht...

Doch, er kann. Und wie.
 

Mit einem herablassenden Gesichtsausdruck holt er zwei Ohrenstöpsel heraus und steckt sie sich in die Ohren.

Vergesst mein ganzes Gerede über sozial und so. Er ist und bleibt ein Arschloch!

"Oh, Kaiba, du mieser, hinterlistiger, aufgeblasener Bastard!", grolle ich, doch er zeigt mir mit gespielt unschuldigem – pah! Der und unschuldig!? – Blick auf seine Ohren und zuckt mit den Schultern. 'Ich kann dich nicht hö~ren.'
 

Er verschränkt die Arme und sieht mich abwartend und herausfordernd zugleich an. Ich muss den Impuls unterdrücken, mich auf ihn zu stürzen und zu erwürgen. Oder ihm mit Kane den Schädel einzuschlagen.

Ich wende mich ab, denn wenn ich ihn noch länger ansehen muss, kann ich nicht garantieren, dass ich ihn nicht doch umbringe und die Leiche in seinem eigenen Vorgarten verscharre.
 

Wütend beiße ich mir auf die Unterlippe, so fest, dass ich schon einen metallischen Geschmack im Mund habe. Aber das könnte mir im Moment nicht egaler sein.

Wie ich diesen Kerl hasse!

Ich bringe Kane zum Schweigen und gehe zum Schreibtisch. Kaiba geht einen Schritt zur Seite, ich sehe ihn nicht an und greife nach der Flasche.

Als ich Kane damit 'füttere', gibt er zufriedene Schmatzlaute von sich.
 

"Braves Hündchen." Ich kann sein überhebliches Grinsen geradezu hören. Meine Hand zittert als ich sie um die Flasche fast schmerzhaft verkrampfe.

"Halt die Klappe", bringe ich hervor.

"Wie bitte?"

Ich fahre zu ihm herum und funkele ihn wütend an.

"Du sollst die Klappe halten!"

"Oha, wird das Hündchen jetzt bissig?"

"Allerdings!" Er hebt eine Augenbraue, erwidert aber nichts, sondern nimmt die Ohrenstöpsel wieder raus und wirft sie in den Mülleimer. Das verstehe ich als Aufforderung, ihm all meine Wut und meinen Frust zu offenbaren.
 

"Kannst du dich zur Abwechslung nicht mal wie ein Mensch benehmen? Nur mal ab und zu? Das ist gar nicht so schwer, weißt du? Nur hier und da mal ein nettes Wort, eine nette Geste! Du musst dich ja nicht komplett aufgeben! Wir haben dir mehr als genug Chancen gegeben! Wir waren immer bereit, deine Freunde zu sein und sind es noch! Aber du bist viel zu stur um...!"
 

"Hündchen", unterbricht er mich, aber ich bin gerade viel zu sehr in Fahrt.

"Ja! Ja, ich weiß, du bist ein superwichtiger Firmenboss und alles! Aber du bist auch ein Teenager" Du bist 17, verdammt! Mit 17 keinen einzigen Freund zu haben ist einfach... das ist..." Traurig? Deprimierend? Einsam? Unnatürlich?
 

"Hündchen..." Er reibt sich mittlerweile die Nasenwurzel und etwas in seinem Ton lässt mich innehalten. Er klingt fast... bittend...

"Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass ich mir keine Freunde leisten kann?"
 

Ich atme ein, um etwas zu erwidern. Muss ich jetzt meinen ganzen Vortrag wiederholen? Doch bevor ich auch nur einen Ton herausbringen kann, kommt er mir zuvor.
 

"Nein, nicht weil ich ein 'superwichtiger Firmenboss' bin, wie du so schön festgestellt hast. Nicht, weil ich zu beschäftigt bin – ob du es glaubst oder nicht, auch ich habe ab und an mal Freizeit –, nicht, weil ich nicht will. Sondern weil..." Er hält inne und fährt sich seufzend durch die Haare, sodass sie ein wenig unordentlich werden.
 

Ich stelle immer wieder fest, wie viel besser ihm das steht. Es macht ihn so viel jünger. Oder eher...

altersentsprechend.
 

"...weil sie dann laufend in Gefahr wären."

Gefahr...? Einen Moment runzele ich die Stirn, ehe meine Augen weit werden, als mich die Erkenntnis wie ein Faustschlag trifft.

Fuck, daran hatte ich gar nicht gedacht. Natürlich!
 

Diese ganzen Psychos, die ihm die letzten Jahre immer wieder ans Leder und an seine Firma wollten, was haben die denn als erstes gemacht?

Sie haben Mokuba entführt, weil sie genau wussten, dass er der einzige Mensch ist, der Kaiba wirklich nahe steht und ihm etwas bedeutet.

Hätte er Freunde, würde es denen wohl auch nicht viel besser ergehen.
 

Das haben wir ja schon erlebt, wann immer wir ihm zur Hilfe eilten. Hat er sich deshalb immer so von uns distanziert? Um uns nicht in Gefahr zu bringen?

Hat er uns deshalb immer auf Abstand gehalten, uns in einer Tour niedergemacht, weil er nicht wollte, dass man uns und ihn als Freunde ansieht? Damit uns...

nichts passiert??
 

Meine Gedanken überschlagen sich. Das ist alles so abwegig, so un-Kaiba, und doch...

ergibt das auf seltsame Art einen Sinn.
 

Kaiba... hast du etwa doch... ein weiches Herz?
 

Und da ist es wieder.

Ein Stückchen 'Kaiba pur', ein Blick hinter seine Maske aus Eis.

Das fühlt sich so intim an, dass ich rot werde.
 

"...weil sie dann laufend in Gefahr wären.", echot es in meinem Kopf.
 

"Oh...", hauche ich. Mit diesem einen Satz hat er mir komplett den Wind aus den Segeln genommen. Meine Wut ist wie weggeblasen, einfach verpufft.

Ich schüttle den Kopf und muss grinsen. Heißt das... heißt das etwa, dass er eigentlich mit uns befreundet sein will?

Mit... mir?
 

Ich lege Kane beiseite und gehe einen Schritt auf Kaiba zu. Mein Grinsen wird immer breiter, als ich weiter über diese Möglichkeit nachdenke.

"Kaiba, Kaiba..."

Er verschränkt die Arme und beäugt mich misstrauisch, so als würde er irgendeinen dummen Spruch von mir erwarten, als würde er es bereuen, das gesagt zu haben.
 

Was er sicherlich auch tut, denn jetzt werde ich erst recht nicht locker lassen. Woher dieser plötzliche Wunsch, mich mit Kaiba – dem Kaiba, meinem persönlichen Intimfeind Kaiba – anzufreunden, kommt, weiß ich selbst nicht. Es ist mir aber auch egal.

Ich will es und wenn ich etwas will, lasse ich nicht locker, bis ich es bekomme.

Hey, das ist unsere erste Gemeinsamkeit! Und Gemeinsamkeiten sind ja bekanntlich wichtig für eine gute Freundschaft.
 

Ich stehe vor ihm und grinse ihn an, er erwidert meinen Blick kritisch.

"Bei mir brauchst du dir keine Gedanken machen, ich kann schon auf mich aufpassen."

Er schnaubt verächtlich und verdreht die Augen.

"Ja, ich habe gesehen, wie gut du auf dich aufpassen kannst."

"Aaach, die zwei-, dreimal, die ich meine Seele verloren habe", winke ich ab, als wäre es nichts.

"Und ich habe sie ja immer wieder zurückbekommen."
 

Er schüttelt den Kopf und wendet sich ab, allerdings nicht schnell genug, denn ich erhasche noch einen kurzen Blick auf das Lächeln, das dabei ist, sich auf seinen Lippen auszubreiten.

"Wirklich, das ist ein sehr überzeugendes Argument."

Er geht zum Bett, setzt sich darauf und nimmt ein kompliziert aussehendes Gerät zur Hand, welches auf dem Nachttisch steht. Er drückt ein paar Knöpfe und stellt es zurück, und mir klar, dass das wohl ein Wecker sein muss.

Bei ihm muss anscheinend alles extravagant sein, was hat er denn gegen gute, altmodische, analoge Wecker?
 

"Wenn du nun die Güte besäßest, dich bettfertig zu machen? Ich würde gern schlafen."

Was ein Themenwechsel!

Und wieso fällt mir erst jetzt auf, dass er schon die ganze Zeit einen eisblauen Pyjama trägt?

Ich war ja schon immer einer von der schnellen Sorte...
 

"Na gut, ausnahmsweise. Aber komm nicht auf die Idee, dass ich schon mit dir fertig bin, Freundchen!" Ich strecke ihm die Zunge heraus.

"Wie käme ich denn dazu..."
 

Ich nehme Kane, Flasche und Windel und begebe mich zu der gemütlichen Couch, auf der ich die Nacht verbringen werde.

A propos...
 

"He, Kaiba?"

Er hebt die Augenbraue, sagt aber nichts.

"Uhmm... Du hast nicht zufällig noch einen Schlafanzug für mich? Oder ein T-Shirt?"

Er hebt den Kopf und legt ihn leicht schräg, damit er mich so herablassend wie möglich ansehen kann.
 

"Es entspricht den Tatsachen, dass ich diese Dinge besitze. Allerdings wüsste ich nicht, weshalb ich dir eines davon geben sollte."

Ich muss ein Grinsen unterdrücken, denn mir war schon klar, dass er so reagieren würde und habe mir die passende Antwort bereits zurechtgelegt.
 

So unschuldig wie möglich zucke ich mit den Schultern.

"War ja nur 'ne Frage. Dann schlaf ich eben nackt..."

Seine Augen verengen sich zu Schlitzen.

"Das wagst du nicht", zischt er bedrohlich leise. Gespielt überrascht blicke ich ihn an.

"Aber... ich kann doch nicht in meiner Schuluniform schlafen!" Demonstrativ ziehe ich mein Shirt aus.
 

Als ich gerade im Begriff bin, meine Hose aufzuknöpfen, höre ich ein entnervtes Stöhnen seinerseits und das leise Knarren der Matratze, als er sich erhebt.

Er murmelt – garantiert nicht jugendfreie – Flüche und geht an mir vorbei zu einer Tür, die sich, als er sie öffnet, als Tür zu einem begehbaren Kleiderschrank entpuppt. Kurz verschwindet er darin und als er wieder herauskommt, hält er etwas in den Händen, das ich als Allerletztes erwartet hätte.
 

Denn es ist... bunt!

Wirklich, richtig bunt.

Ich meine, so mit Farben und so!

"Was?", fragt er scharf, als ihm mein Blick bewusst wird und mir den Pyjama in die Hand drückt.

"Ähm..."

"Der war ein Geschenk von Mokuba, okay?", beantwortet er meine noch nicht gestellte Frage in einem Ton, der keine Widerworte zulässt.
 

Ich lege das bunte Etwas aufs Sofa, schnappe mir das Oberteil und entfalte es, um es in seiner ganzen Pracht bewundern zu können.

Unwillkürlich muss ich lachen, denn ich stelle mir gerade Kaiba darin vor.

Aus den Augenwinkeln sehe ich wie er die Augen verdreht. Er geht zurück zu seinem Bett, knipst die Nachttischlampe an, ehe er zur Tür geht und das Licht löscht.
 

"Hey!", protestiere ich, "Ich muss mich noch umziehen!"

"Und das kannst du nicht im Dunkeln?"

Können schon, aber ich will nicht. Ich kann förmlich hören wie er – schon wieder! – die Augen verdreht. Irgendwann wird ihm nochmal schwindlig davon...

"Mach doch einfach die Stehlampe an."
 

Stehlampe? Ich sehe mich im Halbdunkel um und entdecke tatsächlich das Objekt meiner Begierde. Direkt neben dem Sofa. "Oh..."

Ich mache sie an und er schaltet seine aus, um sich hinzulegen.

Rasch ziehe ich mich um und verteile dabei meine Klamotten achtlos auf dem Boden, dann lege auch ich mich hin und schalte die Lampe wieder aus.
 

Ich mache es mir gemütlich und stelle zu meinem Unmut fest, dass seine popelige Couch viel bequemer ist als mein Bett.

Unfair!

Okay, mein Bett ist über zehn Jahre alt und ich habe es damals von meiner Oma geerbt, aber trotzdem!
 

Ich gähne genüsslich. Vielleicht sollte ich einfach öfter bei Kaiba übernachten...

"Nacht, Kaiba, träum was Schönes."

"Hn. Mit dir hier werde ich vermutlich nur Alpträume haben."

Es klingt nicht einmal böse, viel eher amüsiert.
 

Ich hoffe wirklich, dass wir beide, er und ich, irgendwann, irgendwie, so etwas Ähnliches wie Freunde werden...
 

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Alles her damit! x3



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Von:  xXRuriXx
2016-01-18T19:25:17+00:00 18.01.2016 20:25
GOTT die story ist fantastisch
in jedem kapitel habe ich tränen gelacht
ich hoffe doch sehr, das du bald weiterschreiben wirst

ggggglg
Von:  jyorie
2014-02-24T15:49:57+00:00 24.02.2014 16:49
Hey ⊹⋛⋋( ՞ਊ ՞)⋌⋚⊹^

XP ... das war ja noch mal ein kleiner Krampf, wie Joey Seto dazu gebracht hat
auch auf Kane aufzupassen und bis die Herren dann auch endlich mal im Bett
(respektive Sofa) gelandet sind^^

He he ... am lustigsten fand ich Joeys Aussage, das er nicht ganz so hetero ist,
wie man das von ihm Denkt, als er Seto unter der Dusche überrascht hat *ggg*

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-02-24T11:07:30+00:00 24.02.2014 12:07
Hey ⊹⋛⋋( ՞ਊ ՞)⋌⋚⊹^

hm, das ist wirklich etwas, was bei Joeys Vater blöd ankommen könnte,
wenn er da plötzlich mit so einem Puppending auftaucht und ausserdem
müsste er sich dann allein um das Kerlchen kümmern und noch dazu könnte
ja der Vater die Puppe kaputtmachen oder Weg werfen und wenn die alles
aufzeichnet, was damit passiert ist die Note in Gefahr.

XD na wenigst hat Seto dann doch noch ein Einsehen und läßt Joey da bleiben.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-02-24T11:07:23+00:00 24.02.2014 12:07
Hey ⊹⋛⋋( ՞ਊ ՞)⋌⋚⊹^

XD ... Seto und ein Hund – das ist wirklich unglaublich
aber hey, er mag ja auch Joey^^ also eigentlich gar nicht
so abwegig.

Ich hoffe nur, das die beiden nicht tatsächlich anfangen und
sich prügeln, das wäre nicht so doll.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-02-24T11:07:02+00:00 24.02.2014 12:07
Hey ⊹⋛⋋( ՞ਊ ՞)⋌⋚⊹^

oh man, ich finde das sich Seto einen noch viel
schlimmeren Namen ausgesucht hat als der von
Joey. Aber wenigst kümmert er sich jetzt auch mal
um die Puppe, und wie mir scheint auch gar nicht so
schlecht.

XD hat Mokuba da große Augen gemacht, das Seto
auch mit dem Püppchen spielt.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-02-23T11:22:35+00:00 23.02.2014 12:22
Hey ⊹⋛⋋( ՞ਊ ՞)⋌⋚⊹^

XD endlich hat Seto auch mal bekanntschaft
mit seinem Sohn gemacht. Aber den Name den
Joey ausgesucht hat, der ist wirklich grausam.

Na ich bin mal gespannt, ob sein Plan auf geht und
sich Seto wirklich um das Bündel kümmern wird, wenn
es anfängt zu plären.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-02-23T06:38:24+00:00 23.02.2014 07:38
Hey ⊹⋛⋋( ՞ਊ ՞)⋌⋚⊹^

ich kann Mokuba verstehen, das ist ja auch
wirklich schlimm wenn alle so über seinen
Bruder Reden und eigentlich keine Ahnung
haben – als Chef kann er nun mal nicht nahbar
für alle sein ... allein was es Scharen an Bettlern
anlocken würde.

Ich fand es witzig, das er ausgerechnet mit der
Aussage „Ich bin schwanger“ zurtitt zur Villa
bekommen hat. *ggg*

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-02-22T20:23:19+00:00 22.02.2014 21:23
Hey ⊹⋛⋋( ՞ਊ ՞)⋌⋚⊹^

Uh ... Diese Puppen sind ja wirklich
Der blanke Horror. So viel Technik
Und Überwachung. Das macht doch
Keinen Spaß mehr.

Aber Kinder sollen ja auch keinen
Spaß machen. Das ist der ernst des Lebens.

Und seto drückt sich. Na da bin ich auf
Joeys plan gespannt.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-02-22T16:36:14+00:00 22.02.2014 17:36
Hey ⊹⋛⋋( ՞ਊ ՞)⋌⋚⊹^

wahhh, nein, diese Lehrerin ist doch einfach
nur Oberpeinlich, so etwas von ihren Schülern
zu verlangen, das die ungefragt zwei wochen
lang auf ein Baby aufpassen sollen. Uff

Na ich bin mal gespannt, wie das mit dem Coupel
Joey und Seto wird.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2014-02-22T16:35:45+00:00 22.02.2014 17:35
Hey ⊹⋛⋋( ՞ਊ ՞)⋌⋚⊹^

hi hi ... XD Seto der unter Gefühlsschwanungen
steht und ein Joey der diese Lesen kann - *ggg*
das ist gut.

Ich fand die stelle Lustig an der Joey dachte, er
hat auch mal einen Trumpf und dann erkennt,
das Seto ihm doch wieder über ist und es nicht
nur Katzen mit dem Namen Felix gibt sondern auch
der Hund vom Nachbar (oh man ... Joey ist echt
schlimm, wenn er auf grund dieses Wissens davon
aussgeht, das Kaiba mit der Nachbarin vögelt)

CuCu Jyorie

Antwort von:  jyorie
22.02.2014 17:35
Ist der titel wirklich BabyDoom oder hätte das BabyBoom sein sollen? Was bedeutet das Doom?


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