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Feuer und Eis

von

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Kapitel 7

Auf den Winter folgte ein warmer, angenehmer Frühling und hätte ich noch in die Sonne hinausgehen können, ich hätte es getan. So musste ich mich auf die Nachtstunden beschränken, doch das tat dem Gefühl "endlich Frühling" keinen Abbruch. Die Nächte waren wieder lau und angenehm und ich ging so oft es sich einrichten ließ nach draußen, um die frische, süße Luft zu genießen. Allerdings hatte dies auch zur Folge, dass meine Gefühle verrückt spielten.
 

Fand ich Mikael zuvor faszinierend und auf unheimliche Art und Weise anziehend, war es jetzt vollkommen um mich geschehen und ich stellte fest, dass ich mehr für ihn empfand, als für einen Freund. Dieser Zustand beunruhigte mich so sehr, wie er mich in freudige Erregung versetzte. Obwohl unsere Gespräche tiefgründiger geworden waren und wir uns auch ab und an privat trafen, hatte ich immer noch das Gefühl, dass ich mit meinen aufkeimenden Gefühlen alleine da stand, was mich ganz leicht aufregte. Na gut, ich gebe zu, es regte mich unheimlich auf. Ich wusste ganz eindeutig, dass ich mich in ihn verliebt hatte, doch er blieb mir gegenüber so reserviert wie immer.
 

Mein Herz schrie nach ihm, wollte ihn und ihn allein, doch ich wusste, dass es mir verboten war, diese Gefühle zu empfinden, wollte ich weiterhin Fürst bleiben. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich in seiner Nähe wohl und genoss unsere gemeinsame Zeit. Wie masochistisch ich doch war, mich dieser bittersüßen Qual auszusetzen, hätte ich ihn doch ganz einfach als meine Assistenten entlassen und fortschicken können. Doch die Vorstellung, ihn zu verlieren, erschien mir die schlimmste von allen.
 

Ich dachte nur noch an ihn, sogar wenn wir zusammen waren und arbeiteten. Eines Abends sortierten wir Papiere, die sich doch im Laufe der Zeit angesammelt hatten. Ich hatte ein Buch in den Händen, welches ich durchblätterte, als ich plötzlich zuckte. Ich hatte mir an einer Seite Papier in den Finger geschnitten.
 

Mika schaute mich leicht erschrocken an. "Was ist?", fragte er besorgt und kam zu mir herüber.

"Nichts. Ich hab mich nur am Papier geschnitten", antwortete ich, doch er nahm meine Hand und sah meinen Finger an. Aus dem Schnitt tropfte ein wenig Blut. Langsam hob er meine Hand an und nahm den Finger zwischen die Lippen, wo er sanft saugte und das Blut weg leckte.
 

Mein Herz schlug schneller, so schnell und laut, dass ich glaubte, er würde es sicher hören können. Er wusste es wohl nicht, doch wenn ein Vampir das Blut eines anderen trank, war das so gut wie eine Verlobung. Noch dazu waren seine Lippen so weich und warm und allein schon die Geste so anregend, dass ein leises Stöhnen meine Kehle verließ und ich schlagartig rot wurde.
 

Er hob seinen Blick und sah mir in die Augen. Dieser Blick war so leidenschaftlich und das bildete ich mir nicht nur ein. Ein sanftes Lächeln umspielte seinen Mund und ich wusste, würde er mich nur eine Sekunde länger so ansehen, ich würde ihn anspringen und wild küssen.
 

Doch ich glaubte nicht, dass er mich wollte, sich überhaupt bewusst war, was er da mit mir anstellte, und entzog ihm meine Hand. "Danke. Lass uns weiter arbeiten", sagte ich nur, doch meine Stimme schwankte leicht. Ich drehte mich wieder zum Tisch um und beugte mich erneut über das Buch.
 

"Vittorio, was hast du denn?", hörte ich seine besorgte Stimme ganz nah an meinem Ohr und eine Gänsehaut lief mir über den Rücken. Ich musste ihm widerstehen, zwang mich förmlich dazu, sonst lief ich Gefahr, mich ganz in ihm zu verlieren.

"Nichts, gar nichts, alles in Ordnung", erwiderte ich, doch er hielt mich am Oberarm fest und drehte mich zu sich um. "Das stimmt nicht", stellte er nur ruhig und gelassen fest und streichelte sanft über meine Wange. "Was ist los mit dir?"

'Ich bin gerade dabei, dir mit Haut und Haaren zu verfallen…', dachte ich nur und schaute ihn leicht schüchtern an. Was hätte ich sagen sollen? Ich liebe dich? Ich will dich? Ich will eins mit dir werden?
 

Schien es mir nur so oder kamen sich unsere Gesichter wirklich näher? Langsam schloss ich meine Augen und erwartete seine Lippen, doch es kam nicht soweit. Stattdessen fuhr er nur mit der Daumenkuppe über meine Unterlippe und löste sich wieder von mir.

"Tut mir Leid, Vitto, ich war nicht ganz bei mir. Entschuldige."
 

Er ging wieder ans andere Ende des Tisches, welcher nun wie eine Mauer zwischen uns stand. Ich hatte mich wohl geirrt. Enttäuscht arbeitete ich weiter. Es hatte so schön gekribbelt, als er mich so nah bei sich gehalten hatte. Aber er hatte es doch auch gespürt, oder?
 

Es ließ mir einfach keine Ruhe und ich musste die Wahrheit wissen.
 

Ich überlegte fieberhaft, wie ich wohl am besten die Frage formulieren sollte, wie es denn mit seinen Gefühlen stand, als ich plötzlich eine Stimme hörte, die meinen Namen rief. Ich fuhr herum, doch da war niemand. 'Das war Juan…', schoss es mir durch den Kopf.
 

"Alles in Ordnung, Vitto?", fragte Mikael vom anderen Ende des Tisches besorgt und schaute mich durchdringend an.

"Ja, alles in Ordnung. Ich dachte nur, ich hätte jemanden nach mir rufen hören", antwortete ich und beugte mich wieder über meine Bücher, doch es dauerte keine halbe Stunde, da stand plötzlich Aristos im Saal und sah mich mit seinen dunklen Augen traurig an.

"Juan ist tot", kam er ohne Umschweife zum Punkt.

"Was?", entfuhr es mir entsetzt und ich drehte mich zu ihm um. "Das ist nicht dein Ernst. Woher willst du das wissen?"
 

Er kam zu mir und legte mir seine Hand auf die Schulter. "Ich habe dir einmal erzählt, dass er mir das Leben gerettet hat. Nun, er hat mich nicht einfach so gerettet. Ich war damals in eine Felsspalte geraten, geschützt vor der Sonne, doch unfähig, mich alleine zu befreien, da ich eingeklemmt war. Auch Nahrung fand ich dort nicht.
 

Als Juan mich dort nach Tagen zufällig fand, war ich nur noch ein halb verdurstetes Wrack. Er holte mich da heraus und gab mir von seinem Blut, damit ich überleben konnte. Du weißt, dass es schon fast einer Verlobung gleichkommt, das Blut eines anderen Vampirs zu trinken, doch er gab es mir freiwillig.
 

Seit diesem Tag fließt auch sein Blut durch meine Adern und wir sind enger verbunden, als es jemals Vampire sein könnten, die nicht Schöpfer und Geschöpf sind. Doch sein Blut hörte kurz auf zu fließen, in dem Moment, als er starb. Es tut mir Leid, Vittorio. Ich weiß, er hat dir viel bedeutet."
 

Völlig fassungslos starrte ich den alten Mann an. Ein lauter, schmerzlicher Schrei löste sich aus meiner Kehle und ich brach in die Knie. "Nein… nein, das kann nicht sein", schluchzte ich und blutige Tränen liefen über mein Gesicht. Ich schlug die Hände überm Kopf zusammen und krallte meine Finger in mein Haar. Warum? Warum war Juan tot? Und warum hatte sein letzter Gedanke ausgerechnet mir gegolten?
 

Auf einmal spürte ich starke, tröstende Arme um mich. Mika war zu mir gekommen und hielt meinen zitternden Körper fest. Zärtlich streichelte er meine Oberarme und hauchte zarte Küsse in mein Haar. Eine unheimliche Welle von Trost und zärtlichen Gefühlen durchfuhr mich und ich merkte, dass das nicht von mir kam, sondern von ihm. Er hatte eine geistige Verbindung zwischen uns geöffnet, über die er das fließen ließ, was er mir nicht sagen konnte. Dankbar warf ich mich in seine Arme und weinte sein Hemd voll, welches er wohl im Nachhinein wegschmeißen können würde.
 

Schluchzend hauchte ich: "Er hat an mich… gedacht, in seinem… letzten Moment."

Da schwang plötzlich ein anderes Gefühl in Mikas Emotionen mit, und es fühlte sich an wie Bedauern und Eifersucht. Ich schaute nach oben in sein Gesicht und stellte fest, dass es traurig war, doch ich konnte mich in diesem Moment, da ich meinen ältesten, treuesten Freund verloren hatte, einfach nicht darüber freuen. Schweigend vor mich hin weinend schmiegte ich mich einfach nur an ihn, bis ich mich wieder ein wenig beruhigt hatte. 'Er hat mich geliebt. Juan hat mich geliebt.' Dieser Gedanke schwirrte mir immer wieder durch den Kopf. Warum hatte ich es nicht gesehen oder anders wahrgenommen? Er war mit einer unerfüllten Liebe im Herzen gestorben und ich war schuld daran. Doch war es wirklich meine Schuld? Ich hatte diese Gefühle nie geteilt. Er war immer nur ein Freund für mich gewesen. Warum fühlte ich mich dann so verdammt schuldig?
 

Dann hörte ich plötzlich Mikaels Stimme, nur ganz leise und mit in mein Haar gehauchten Worten. "Er hat nur von dir gesprochen, kurz nachdem wir uns trafen, fast so, als würde er zu einer Geliebten heimkehren. Ständig hieß es nur Vittorio hier, Vittorio da. Erst wusste ich nicht, warum er so viel Aufhebens um dich machte, doch als ich dich sah, verstand ich es. Was meinst du, kommst du mit mir nach draußen, um etwas frische Luft zu schnappen?"
 

Er stand auf und zog mich mit sich hoch. In seinen Augen brannte wieder dieses leidenschaftliche Leuchten und der Strom an Emotionen war noch nicht vollständig wieder geschlossen. Wollte er doch mehr von mir?
 

Ich nickte nur, woraufhin er meine Hand nahm und mich hinter sich her ins Freie zog.

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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  kaya17
2008-02-18T18:40:44+00:00 18.02.2008 19:40
Tolles Kapitel^^ Ich bin sehr gespannt wie es mit den beiden Weiter geht.
Sehr schade das sein ältester Freund gestorben ist.
Mach weiter so XD
Von:  Kio4578
2008-02-18T17:44:39+00:00 18.02.2008 18:44
Tolles kap *.*
Das wird doch nicht doch noch was werden oder? *gg*
Armer Juan...T.T
Bin schon gespannt was jetzt kommt *hibbelig hin und her rückt*
LG ^^

Von:  kleinYugi5000
2008-02-17T19:01:33+00:00 17.02.2008 20:01
klasse, hört sich ja fast so an würde es endlich ernst werden...genial
freu mic auf fortsetzung...

deine Soph-chan
Von:  jean1384
2008-02-17T18:09:56+00:00 17.02.2008 19:09
klasse kap
Von:  YuMorino
2008-02-17T17:20:53+00:00 17.02.2008 18:20
hi!!^^
T.T der arme und seine letzten gedanken galten vitto wie rührend udn wie vitto es unbewusst gespürt hat!!!t.t
einfach nur schade um juan!!
aber ich stimme mal zu das das der böse graf sicherlich war!!
gott wie mikael vitto das blut vom finger leckte ich glaub ich wäre geschmolzen!!!
und das mit der indirekten verlobung harr *beneid*
und wie mikael ihm in den arm nahm und ihn getröstet hat der himmel!!
ich hoffe das geht jetzt im nächsten kapi genauso schön weiter!!
freu mich schon auf das nächste kapi
bis dann hab dich lieb *knuddel+
yu
Von:  Loloko
2008-02-17T17:04:44+00:00 17.02.2008 18:04
Juan ist tot! p.p
erfährt man noch wie?
och man das find ich jetzt voll traurig hab ihn echt gern gehabt *sniff*
bestimmt war das dieser miese vampir oder?
wenn ja hoff ich das er dafür ne ordentliche abreibung bekommt *sogar mitmachen würde*
ansonsten is dir das kap mal wieder prima gelungen und wenigstens kommen sich Vitto und Mika näher!

*taschentuch rauskram* der arme Juan~

bis zum nächsten kap
glg *knuddel* Serenes

Von: abgemeldet
2008-02-17T16:38:00+00:00 17.02.2008 17:38
OHO, bald ist es wohl so weit mit den beiden :'D
Sweetes kapi =P


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