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Unschuld

Die Ohren zu verlieren ist gar nicht einfach
von

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Samstag Nachmittag

Ritsuka legte den Kopf schief. Seltsame Frage…

„Mein zu Hause ist nicht hier…“, sagte er schließlich.

„Ja. Das zu Hause ist dort, wo das Herz ist. Ich weiß schon“, seufzte Soubi, „Wo willst du sonnst hin?“

Ein leichtes Lächeln huschte über das Gesicht des Ohrenträgers. Aber es verschwand so schnell, wie es aufgetaucht war. Da stand er, der Mann, der ihn nach seinem Willen fragt und er konnte ihm keine Antwort geben. Keine ehrliche.
 

*Zu dir. Bei dir bleiben. Aber dass kann ich wohl nicht…*, dachte der Junge und erschrak über seine eigenen Gedanken. So deutlich war das Gefühl noch nie gewesen.

Soubi, der den Gesichtsausdruck von Ritsuka bemerkt hatte, fragte sich warum er nun wieder so erschrocken blickte.

„Woran denkst du?“

Er erntete nur einen etwas resignierten blick, aber bekam keine Antwort.

*Was ist nur mit dem kleinen los? Habe ich etwa schon wieder etwas Falsch gemacht?*
 

„Ich habe gerade daran Gedacht, wo ich jetzt gerne sein würde“, murmelte dieser nun.

„Und?“, raunzte Soubi. Seine Stimme klang unbeabsichtigt um einiges Rauer als normal. Er hatte sich wieder etwas näher zu seinem Liebling gestellt und betrachtete nun die Haare des angebeteten. Ritsuka hatte den Kopf gesengt. Er starrte seine Schuhe an. *Was sage ich jetzt?*, schoss es ihm durch den Kopf. Lange würde es wohl nicht mehr dauern, bis er in Panik geriet.
 

„In mein Zimmer. Es ist kalt“, nuschelte der Junge.

„Wenn das dein Wunsch ist…“, lächelte Soubi wieder. Sein kleiner war wirklich kein besonders überzeugender Lügner, was im anbetracht der Situation gar nicht so schlecht war.

*Vielleicht kommt er dann noch einmal mit zu mir? Hier will er ja definitiv nicht sein*
 

Ritsuka kramte in seiner Jackentasche nach dem Schlüssel.

„Mutter soll nicht mitbekommen, dass ich nicht alleine bin“, meinte er bestimmt.

„Soll ich an deinem Fenster warten?“, fragte der Mann leise. Unter umständen konnte es für den Jungen gefährlich werden, wenn seine Mutter wieder *schlechte Laune* hatte.

„Nein. Du gehst jetzt in deine Wohnung“, bestimmte der Ohrenträger und sah Soubi in die Augen. Er meinte es dieses Mal wirklich ernst und das verwirrte den Mann ein wenig.

„Warum?“

„Weil ich dich nicht gebeten habe zu kommen. Ich bin dir dankbar, dass du mich abgeholt und hier her gebracht hast, aber das bedeutet noch immer nicht, dass ich jetzt mit dir zusammen sein möchte“, erklärte Ritsuka.

„Wie du meinst“, knurrte der Mann . Er war enttäuscht. Er hatte darauf gehofft, seinen Jungen heute etwas näher zu kommen.

„Ich ruf dich nachher an. Das ist ein Versprechen“, lächelte der Junge leicht. Er hoffte, dass Soubi nun nicht als zu enttäuscht währe.

„Gut. Bis dann…“, erwiderte der Mann und ging. Zwar war ihm jetzt nicht besser zumute, aber er wusste, dass Ritzuka sich bei ihm Melden würde.
 

Dieser schaute dem Mann nach, wie er die Straße entlang ging und schließlich um die Ecke bog. Erst dann ging auch der Junge in das Haus, dass er mit seiner Mutter bewohnte.

„Ritsuka?“, fragte diese als er im Flur stand. *Also ist sie doch zu Hause*, dachte er resigniert.

„Ach, du bist da? Hast du Hunger?“, fragte sie und lächelte.

„Ja“

„Das ist gut. Ich habe Essen gemacht“, lächelte sie weiter. Heute schien es ihr wohl besser zu gehen.
 

Schweigend aßen die beiden. Ritsuka beendete das Essen so schnell es ging. Seine Mutter schien das nicht zu stören.

„Ich muss noch Hausaufgaben machen“, erklärte er schließlich und verschwand in sein Zimmer. Doch um Soubi anzurufen war es noch viel zu früh. Außerdem war er noch immer sehr aufgewühlt von den Ereignissen der letzten paar Tage. Auch der recht lange Spaziergang, der alles in allem etwa sechs Stunden gedauert hatte, konnte ihm keine Erleuchtung bringen.
 

Der Junge ließ sich auf sein Bett fallen. Seine Gedanken schweiften wieder zu dem Moment, als Soubi ihm verkündet hatte, dass nun die Zeit sei, die Ohren zu verlieren. Genau so hatte dieser sich ausgedrückt. Jetzt gingen die Worte Ritsuka nicht mehr aus dem Kopf. Ständig dachte er nur daran. Soubi schien das ganze nichts auszumachen. Er hatte ja auch leicht reden. Mit einem Übermaß an Erfahrung und die Selbstsicherheit, konnte es ja nichts geben, was den Mann nervös werden lies. Ganz im Gegensatz zu dem Ohrenträger…
 

Doch das lange Gegrübel nutzte nun auch recht wenig. Es machte ihn nur noch unruhiger und das war schließlich gar nicht gut zum entspannen, wie er es sich eigentlich vorgenommen hatte. *Warum? Warum denke ich ständig daran? Soubi hat doch gesagt, dass er mich nicht drängen wird. Aber warum mache ich mir dann nur diese vielen Gedanken darüber?*
 

Nach einer Weile hielt es Ritsuka nicht mehr aus, auf dem Bett zu liegen und nichts zu tun. Er beschloss sein Zimmer endlich wieder einmal aufzuräumen. Dass dies jedoch auch nicht wirklich lange dauerte musste er schon nach einer halben Stunde feststellen, als alles sauber war. Letztendlich war er wieder unbeschäftigt. Als der Junge nun auf seine Uhr schaute stellte er fest, dass es 16.27 Uhr war. Der Tag war in einer Geschwindigkeit vergangen, die ihn sehr erschreckte. Gerade jetzt, wo er sich so vieles klar werden musste hatte der Tag scheinbar viel zu wenig Stunden.
 

Leicht genervt von all den verwirrenden Gedanken und mit dem Gefühl vollkommen verlassen zu sein griff er schließlich nach dem Handy, dass Soubi ihm geschenkt hatte.
 

„Soubi“, sagte er nur, als es auf der anderen Seite abgehoben wurde.

„Ritsuka“, erwiderte Soubi.

Der Angesprochene musste lächeln.

„Wie geht es dir?“, fragte der Mann gleich weiter. Er wusste, dass der kleine noch immer verwirrt war und er konnte es auch ein wenig verstehen.

„Ganz gut. Ich… ich habe nachgedacht“, sagte Ritsuka leicht zögernd.

Auf der anderen Seite der Leitung blieb es stumm.

„Komm bitte her, ja?“, redete der Junge weiter.

„Ja. Ich komme gleich“, erwiderte Soubi und der Ohrenträger konnte ein Lächeln aus seiner Stimme heraus hören.

Mit einem leisen klicken wurde die Leitung unterbrochen.
 

Zwar war Ritsuka noch immer nicht auf eine zufrieden stellende Antwort auf die dringendsten Fragen gekommen, doch hatte er beschlossen, es einfach mal zu versuchen. Ohne groß darüber nach zu grübeln würde er einfach mal handeln. Das hatte er zumindest beschlossen. Ob er es durchsetzten würde, wenn Soubi vor ihm stand war fraglich.
 

Schon jetzt klopfte sein Herz viel zu laut, dabei war der Mann ja noch gar nicht da.

*Beruhig dich mal! Ich muss ja heute nichts überstürzen! Nur mal die Vorsicht beiseite schieben und nicht denken sondern handeln… Das schaffe ich schon*
 

Um sich die kurze Zeit zu vertreiben bis Soubi kommen würde setzte sich Ritsuka an den Computer. Schnell überprüfte er seine Mails und dann saß er dort und starrte den Bildschirm an. Wieder versank er fast in Überlegungen als es am Fenster klopfte.
 

Schnell schoss der Junge aus dem Stuhl um dem Mann das Fenster zu öffnen. Dieser stand jedoch nur dort und lächelte leicht.

„Komm schon rein“, sagte Ritsuka leicht unwillig. Wieder schluck ihm sein Herz bis zum Hals. Dabei stand der Auslöser dieser Reaktion einfach nur da. Soubi betrat das Zimmer seines kleinen und schloss hinter sich das Fenster. Er schaute sich aufmerksam in dem Raum um. Seit gestern war aufgeräumt worden.
 

„Deine Mutter?“, fragte der Mann. Aus dem Flur konnte er ihre Stimme hören, wie sie leise ein Lied sang.

„Sie scheint heute bessere Laune zu haben. Vorhin haben wir zusammen gegessen“, erklärte Ritsuka und schaute zur Tür, die er vorhin hinter sich abgeschlossen hatte. Seine Mutter war schon ewig nicht mehr in seinem Zimmer gewesen.
 

„Das ist gut“, erwiderte Soubi leise. Er freute sich für seinen kleinen. Denn die Frau konnte gefährlich werden. Schon oft war Ritsuka mit schrammen und kleinen Verletzungen in die Schule gegangen. Allerdings wundert sich keiner deswegen. Selbst der Mann hatte es lange Zeit nicht gewusst.
 

Nun jedoch war wieder alles still und beide sahen sich an. Soubi mit einem leichten Lächeln und Ritsuka mit leichtem Unbehagen. *Nicht darüber nachdenken!*, ermahnte er sich selbst.
 

„Warum so verkrampft?“, fragte der Mann nun. Sein Junge stand da, als ob er einen Stock verschluckt hätte und machte sogar noch ein angespanntes Gesicht dazu.

Sofort entspannte sich der Angesprochene ein wenig.

„Ich… ich habe nachgedacht. Über die letzten beiden Tage…“, platzte er heraus. Soubi sah ihn nur fragend an. Er wollte den Jungen auf keinen Fall drängen.

„Na ja… Heute Morgen habe ich so seltsam reagiert… Ich weiß selbst nicht warum. Aber ich weiß noch warum ich gestern wollte, dass du bei mir bleibst. Ich möchte dir die Wahrheit sagen. Ich vertraue dir, aber du verwirrst mich. Alles verwirrt mich und auf meine Fragen habe ich noch keine Antworten bekommen. Du hast gesagt ich frage zu viel. Ich sollte einfach mal Handeln. Ich werde es versuchen, ja?“, erklärte Ritsuka nun mit fast schon ausdrucksloser Stimme.

„Ich wollte dass du kommst, weil ich mich alleine fühle. Weil ich in deiner nähe sein möchte", gestand er.
 

Nun waren beide erstaunt. Der Junge darüber, dass er wirklich nicht nachgedacht hatte, bevor er es sagte und Soubi weil ihn die Ernsthaftigkeit dieser Worte bewusst wurde. Bisher hatte der Ohrenträger über seine Gefühle geschwiegen. Es ging niemanden etwas an, was er fühlte. Nun aber ging es auch dem Mann etwas an, da sich alles um ihn drehte.
 

„Ich liebe dich“, ertönten wieder diese Worte, die Ritsuka mittlerweile mehr als vertraut waren. Ausgesprochen von dem Mann, dem der Junge wirklich etwas zu bedeuten schien. Dieser lächelte und ging auf den Ohrenträger zu. Kurz vor ihm blieb er stehen und sah ihm in die Augen. Langsam beugte er sich runter zu den Lippen seines Lieblings um diesen sanft zu küssen. Doch auch dieses Mal konnte Ritsuka nicht handeln. Er war erstarrt unter den Lippen des Mannes und ließ es einfach geschehen. Auch als Soubi sachte die Arme um seine Taille legte reagierte er nicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2008-06-20T23:07:16+00:00 21.06.2008 01:07
so leider habe ich das Kap erst zu hälfte gelesen weil ich muss jetzt ins bett.
*auf Uhr schill*
meine schwester hat morgen abi-gottesdienst und ihc muss dort auch hin deswegen werde ich dir dann nächstes mal wieder ein "vernünftiges"kommi da lassen^^
Von:  Floreane
2008-01-07T08:44:57+00:00 07.01.2008 09:44
Hat mir wieder gut gefallen, das Kapitel. Ich finds schön, dass Soubi so geduldig ist.
Von:  W-B-A_Ero_Reno
2008-01-04T21:30:09+00:00 04.01.2008 22:30
hey ^-^
war wieder richtig super!
die zwei sind echt putzig und war von dir auch richtig gut geschrieben.
freu mich schon aufs nächste kapitel!
lg yuki


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