Der mysteriöse Brief
Nervös lief Sakura hin und her. Es war der Tag ihrer Verlobungsfeier, doch die rosahaarige Schönheit war so aufgeregt, als wäre ihre Hochzeit bereits im Gange.
"Irgendwas läuft heute schief!", sagte sie hibbelig und stellte sich neben Sasuke, der gerade mit Zähneputzen beschäftigt war.
"Quatsch, wie kommst du darauf?", wollte der Uchiha kopfschüttelnd wissen.
"Keine Ahnung, sowas hat man im Urin ..."
Sasuke hielt in seiner Bewegung inne und sah seine Freundin grinsend an. "Du hast es also im Urin?!", witzelte er.
"Was hast du im Urin?", fragte Umeko, die schlaftrunken ins Bad kam. In den zwei Wochen, wo sie nun bei Sasuke und Sakura wohnte, war es schon zur Normalität geworden, dass sich alle im Bad tummelten.
"Da, Umeko kennt das Sprichwort auch!", meinte Sakura und griff sich nun ihre eigene Zahnbürste. "Ich meine, dass heute irgendwas schief läuft!"
"Warum sollte es? Es ist alles durchgeplant!", versuchte Sasuke zu beruhigen.
Sakura stöhnte und fasste sich an den Kopf. "Okay, dann lass es uns noch mal durchgehen ...", begann sie. "Also um ein Uhr beginnt die Feier. Deine Eltern eröffnen sie und kündigen uns dann an. Dann sagt dein Vater noch ein paar Worte zur Presse und dann ... oh Gott ich will gar nicht daran denken! Die ganzen Fotografen und Journalisten, wer weiß was die für peinliche Fotos schießen! Warum musst du auch ein Uchiha sein! Kannst du nicht einen ganz normalen Namen haben wie Müller oder Hermann oder Fritz?"
"Sakura!", sagte Sasuke nun streng. "Beruhig dich doch mal! Es wird halb so schlimm und an die Presse wirst du dich gewöhnen müssen. Ich bin nun einmal ein Uchiha, genau wie du bald eine Uchiha sein wirst! Was meinst du, was bei unserer Hochzeit los sein wird? Da ist die Verlobungsfeier gar nichts dagegen! Gewöhn dich langsam an den Gedanken, dass sich jetzt mehr Leute um dein Leben kümmern. So ist es nun einmal!"
Sakura ließ den Kopf hängen. "Ich weiß, aber ... wenn die Sache mit den ... na du weißt schon, oder das mit den ... na du weißt ja was ich meine, rauskommt! Dann gibt es negative Kritik und das fällt doch total schlecht auf deine Familie zurück!"
"Meine Familie kann das ab, so leicht kratzt man nicht an dem Image eines Uchiha! Und außerdem ist mein Vater ein einflussreicher Mann. So einfach lässt der nicht in deiner Vergangenheit rumschnüffeln. Und er kennt sie ja nun mittlerweile, wenigstens zum Teil ..."
"Was war denn in deiner Vergangenheit?", wollte Umeko ganz gespannt wissen.
"Nichts, Umeko", sagte Sakura abweisend.
"Hey, ich will das auch wissen!"
"Willst du gar nicht, und nun putz dir die Zähne, wir müssen uns ranhalten. In einer Stunde kommen Neji und Temari, wir wollen uns zusammen fertig machen."
"Wer kommt eigentlich alles?", fragte Umeko, während sie sich ihre Zahnbürste schnappte und neben Sasuke stellte, der mittlerweile fertig war. Langsam hatte sie sich auch daran gewöhnt, ihn oben ohne zu sehen. Zumindest wurde sie nicht mehr rot ...
Sakura überlegte. "Na Temari, Neji, Naruto, Rika, Tyson, Tenten, dann dieser Choji, den bringt sie mit, und ein paar alte Freunde von früher, die du nicht kennst."
"Und die wären?", wollte Umeko trotzdem wissen.
"Lee, Ino, Hinata, von Sasukes Freundeskreis kommen noch Shikamaru und Kiba und ... ja das waren unsere Freunde, oder? Ansonsten nur noch zig Geschäftskollegen deines Vaters, Itachi, deine Mum, Freunde deiner Mum und die Presse eben."
Umko nickte. Sie verstand jetzt, warum ihre Schwester nervös war. Dann widmete sie sich ihren Zähnen.
Nach dem Frühstück tauchten auch endlich Temari und Neji auf, bepackt mit zig Tüten, die vor allem der Blonden gehörten.
"Huh, das ist so aufregend heute!", rief Temari gleich, als sie die Wohnung betrat.
"Wem sagst du das", meinte Sakura nur gedehnt.
Die Männer konnten sich kaum dazu äußern, da waren die beiden Frauen auch schon in Umekos Zimmer verschwunden, mit der 12 jährigen natürlich im Schlepptau.
"Gibts denn sowas?", fragte Neji kopfschüttelnd, wenn auch mit einem Grinsen im Gesicht.
Sasuke schüttelte ebenfalls den Kopf. "Ich glaube, wir haben zwei ganz besondere Exemplare abgegriffen."
"Und biste schon aufgeregt?", wollte der Hyuuga wissen, als er mit Sasuke ins Wohnzimmer ging. Sie hatten noch genug Zeit um nicht im Stress zu versinken.
Sasuke atmete tief durch. "Geht so. Ich bin solche Veranstaltungen gewöhnt, im Gegensatz zu Sakura. Und trotzdem ... is ja immerhin meine eigene Verlobungsfeier ..."
"Wird schon alles schief gehen. Man, da bringste den Wildfang echt unter die Haube. Es ist eigentlich kaum zu fassen."
Sasuke lächelte sanft. "Hast recht. Ich kann es bis heute noch nicht ganz begreifen. Ich war mir damals recht unsicher sogar. Ich meine, die Sache mit Sai ist noch nicht lange her ..."
"Von ihm mal wieder was gehört?", fragte Neji besorgt.
Sasuke schüttelte den Kopf. "Nein, er ist wie vom Erdboden verschluckt. Ich hab ihn natürlich versucht ausfindig zu machen, aber keine Chance. Es gefällt mir gar nicht, dass dieser Typ frei rum läuft. Wenn ich mir vorstelle, dass er Sakura noch einmal zu nahe kommt ...", Sasuke holte tief Luft um sich zu beruhigen.
"Glaubst du denn, er hat das vor?"
Sasuke zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht, aber zuzutrauen wär es ihm. Ich kenne ihn, von früher. Er hat nur Scheiße im Kopf, und er ist gefährlich. Keine gute Mischung."
Neji nickte. "Woher kennste ihn denn?"
Sasuke schwieg einen Moment. "Ach, wir sind auf die selbe Schule gegangen. Wir hatten beide reiche Eltern, uns wurde alles in den Schoss gelegt. Da hat man Dummheiten gemacht. Irgendwann eskalierte die Sache aber, deswegen haben sich unsere Wege getrennt. Dass ich ihn noch einmal wiedersehe ... und dann war er der Freund meiner zukünftigen Frau ... es ist schon seltsam, wie alles zusammen kommt. Aber wenn ich ihn erwische und in die Finger kriege ...", Sasuke ballte die Hande zu Fäusten. "Er wird für das Büßen, was er Sakura angetan hat."
"Was hatten die beiden überhaupt miteinander zu schaffen? Ich meine, wie kam sie gerade auf ihn?"
Sasuke antwortete nicht gleich. "Sie ist für ihn illegale Rennen gefahren", sagte er dann.
"Autorennen?", fragte Neji ungläubig.
Sasuke nickte. "Ja."
"Fährt sie immer ..."
"Nein", wehrte Sasuke gleich ab. "Sie ist ausgestiegen, seit die Sache mit ihm gewesen ist."
"Warum hat sie das gemacht?"
"Warum? Wegen dem Geld natürlich. Sie musste ihr Studium finanzieren. Obwohl sie von dem Geld nie viel gesehen hat. Sai hat alles einkassiert. Aber ..."
"Aber was?"
"Ich glaube, sie hängt noch immer dran."
"Was meinst du?", fragte Neji.
"An den Rennen, mein ich. Wenn wir unterwegs sind, wenn sie fährt ... du müsstest sie mal erleben", Sasuke grinste fast. "Das macht ihr keiner so schnell nach. Ich meine, sie tut es meinetwegen nicht mehr, und weil sie angst hat, Sai zu begegnen, aber ... es hat sie glücklich gemacht. Und das ist etwas, was sie nicht oft in ihrem Leben erlebt hatte. Glück. Freiheit."
Neji nickte verstehend. "Dennoch ist es Illegal", bemerkte er.
Sasuke stöhnte. "Ja, ich weiß."
Plötzlich klingelte es an der Tür und die beiden Männer wurden aus ihr Gespräch gerissen.
"Wer ist das denn?", fragte Sasuke mehr sich selbst, stand aber auf und ging nachsehen.
Neji wartete derweil, doch als Sasuke fünf Minten später noch immer nicht zurück war, begann er sich zu wundern. Er stand auf und ging Richtung Flur, als Sasuke ihm entgegen kam, ganz bleich im Gesicht, als hätte er ein Gespenst gesehen.
"Was denn mit dir los?", wollte Neji regelrecht erschrocken wissen.
Sasuke sagte kein Ton, doch reichte er Neji einen Brief. Dieser öffnete ihn, lass was drinnen stand und sah seinen Kumpel entsetzt an.
"Nein", flüsterte er. "Das kann nicht sein ..."