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Bereite ich dir etwa Sorgen?

Seto & Joey
von

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Wenn du nicht da bist..

Seto Kaiba wehrt Anklage gegen ihn ab und holt zum Gegenschlag aus!
 

Domino City - Seto Kaiba (18), Besitzer der Kaiba Corporation, hat nach zwei Wochen zäher Gerichtsverhandlungen das Sorgerecht für seinen Bruder Mokuba Kaiba (12) wieder erhalten können. Er und seine Anwälte konnten jeden einzelnen Vorwurf abschmettern, die da unter anderem lauteten:

- sträfliche Vernachlässigung

- Drogenkonsum

- unlauterer Wettbewerb

- Weitergabe von ‚Insider’ Wissen
 

Mister Kaiba selbst stand leider zu keinem Interview zur Verfügung, jedoch hat sein Anwalt eine Aussage für die hiesige Presse raus gegeben:

„Wir sind momentan am überlegen eine Gegenklage einzureichen. Unter anderem wegen Rufmord, Gewinneinbußen und Verleumdung.“

Sollte dies geschehen, sollten sich einige Personen aus dem hiesigen Jugendamt wohl schon einmal warm anziehen, denn das dürfte eine eisige Partie werden.
 

Rita Hupfdorg
 

Seufzend schloss Joey die Zeitung und sah sich im leeren Klassenzimmer um. Wie von selbst blieben seine braunen Augen auf dem, etwas verwaist wirkenden Platz hängen. Zwei Wochen. Zwei verflucht lange Wochen war es her, als Seto das letzte Mal dort gesessen hatte und seine Eisaura ausgestrahlt hatte.

Seine Freunde waren alle schon nach Hause gegangen, denn die Schulglocke hatte schon vor einiger Zeit das letzte Mal ihr Klingeln verlauten lassen. Warum er dann noch hier saß? Weil die Schule momentan seine letzte Festung war. Wie immer wenn Seto und er etwas zur gleichen Zeit taten, zog er den Kürzeren. Zwar kämpften sie an verschiedenen Fronten und der Milliardär wusste nicht einmal das er, Joey, auch zu kämpfen hatte, doch im Endeffekt änderte dieser Umstand nichts an den Tatsachen.
 

Seit wann er Kaiba mit seinem Vornamen titulierte? Nun, seit ungefähr einer Woche.

Und ja, auch er hatte zu kämpfen. Jedoch waren seine familiären Probleme deutlich weniger publik. Man könnte fast behaupten, inoffiziell.
 

Joey konnte sich noch gut erinnern als Roland in ihr Klassenzimmer gestürzt war und den CEO mit einem äußert untypischen Wasserfall an Worten aufhorchen lies. Im Nachhinein wusste er natürlich was passiert war. Zum einen hatte das Jugendamt versucht Mokuba nach der Schule abzufangen und direkt mitzunehmen und zum anderen wollten irgendwelche Sachbearbeiter derselben Institution Einblick in die Bilanzen der KC haben. So gesehen hatte Seto ihn jetzt also doppelt geschlagen.
 

Während er selbst immernoch zu labil und zu schwach war um sich gegen seinen Vater aufzulehnen, hatte Seto Kaiba mal eben seine Firma in einen Hochsicherheitstrakt verwandelt und Mokuba außer Landes fliegen lassen. Und danach war eine Schlacht losgebrochen die selbst für einen Kaiba epische Ausmaße gehabt haben musste. Unglaublich. Dieser Mensch war einfach unglaublich.
 

Und… Ja, verflucht.. er fehlte ihm. Ja! Seto Kaiba fehlte Joey.
 

Er würde das jetzt nicht für die besonders langsam wiederholen.

Brummend verkreuzte er die Arme auf dem Tisch und lies seinen Kopf darauf ruhen. Er selbst hatte es ja Anfangs nicht glauben wollen. Er hatte sich zwar stellenweise über sein eigenes Verhalten gewundert, doch er hatte es nicht benennen können WARUM er Zeitungsberichte über seinen Intimfeind heraussuchte. Oder warum er tagtäglich den leeren Platz von eben diesem mit langen Blicken bedachte. Wirklich klar war es ihm erst geworden als die erste Gerichtsverhandlung ihren Termin hatte. Ein Fernsehteam hatte sich vor dem Gebäude aufgestellt gehabt und schlussendlich hatten sie sogar Aufnahmen von dem CEO machen und somit senden können.
 

Und ganz ehrlich, Joey war sich sicher das es niemandem außer ihm aufgefallen war, aber Kaiba hatte erschöpft ausgesehen. Seine Augen hatten stur geradeaus geblickt und sein Gesicht war die übliche, undurchschaubare Maske, und dennoch.. er hatte es gesehen. Das Aufblitzen in den blauen Augen war nicht dasselbe gewesen. Seine Haltung war nicht so gerade wie sie es sonst war und seine Schritte nicht so ausgreifend.

Joey wollte lieber gar nicht erst wissen, wie wenig Schlaf Kaiba in den letzten zwei Wochen gehabt hatte. Vermutlich viel, viel zu wenig. So war dieser schließlich immer. Sobald es um Mokuba oder die Firma ging, wurden alle lebensnotwendigen Maßnahmen auf das absolute Minimum herunter geschraubt.

Nicht das diese schon vorher besonders hoch angesetzt wären.
 

Woher er das alles wusste? Nun, jahrelange Feindschaft ging nicht unbemerkt an einem vorbei. Wirklich nicht.

Manchmal glich Kaiba.. err .. Seto mehr einer Maschine als einem Menschen. Set.. argh.. also Kaiba war im Grunde genommen undurchschaubar. Doch er, Joey Wheeler – Chaot vom Dienst – verarmter Schüler – nicht verlauster ‚Köter’, konnte einige Seiten der Kaibaschen Bibel lesen. Jawohl! Er ganz alleine.

Und erstaunlicherweise, jedenfalls für ihn, behielt er alle seine Entdeckungen und Erfahrungen für sich. Nicht das er Yugi und den anderen nicht vertrauen würde, aber irgendwie käme es ihm wie Vertrauensbruch vor etwas davon weiter zu geben. Noch dazu wo er sich wirklich nicht auf irgendwelche Beweise stützen konnte.
 

Beweise? Seit wann brauchte er eigentlich Beweise?

War er am Ende doch übergeschnappt?

Oder einfach schon zu oft mit Kaiba – yeah.. Kaiba, nicht Seto – zusammengekracht?
 

Wenn es irgendetwas gab das ihn schneller von 0 auf 180 brachte, dann waren es die bissigen Bemerkungen des Firmeninhabers.

Firmeninhaber. Wie sich das anhörte. Aber er bekam das ja nicht umsonst in jedem fünften Satz um die Ohren geschleudert. Ha! Friss das, Kaiba! Er konnte sich Dinge merken, ganz egal was Mister Todesblick auch behaupten mochte.

Ein tiefer Seufzer entfloh seiner Kehle. Er hatte den Satz schon viel zu lange nicht mehr gehört.
 

’Was willst du, Töle? Ich habe, wie du siehst, keine Zeit um dir neue Kunststücke beizubringen. Ich muss, in Gegensatz zu gewissen niederen Individuen, eine Firma leiten.’
 

Fast konnte Joey die dazugehörige Stimme hören. Kühl und Emotionslos. Allenfalls noch etwas genervt, doch dies nur unter besonders glücklichen Umständen. Am Ende würde noch jemand denken auch ein Kaiba hätte Gefühle! Oh Gott, oh Gott. Weltuntergang!
 

„Hach.. Seto.“, seine Stimme war kaum mehr ein raues Flüstern im Raum und klang selbst in seinen eigenen Ohren ungewohnt. Es lies sich nicht verleugnen, so sehr er es auch versuchte: Er bewunderte den Brünetten. Manchmal wünschte sich Joey auch eine emotionslose Maske. Die einzige die er selbst aufsetzen konnte war überdrehtes Lachen gepaart mit lauten Sprüchen. Doch es war immerhin ein Schutz. Schutz vor dem Mitleid das seine Freunde ihm ohne jeden Zweifel entgegenbringen würden.

Mal ehrlich, ganz ohne Grund hatte er sich schließlich auch nicht mit allem geprügelt was nicht bei drei auf dem Baum war. Er hatte das gebraucht um seine Gefühle zu kompensieren. Doch seitdem Yugi, Tristan und die anderen ihm so nahe gekommen waren, ging das auch nicht mehr. Was blieb ihm denn dann eigentlich noch?

Außer zu lachen und sich dann zuhause verprügeln zu lassen.. nun… nichts.
 

Na gut. Ganz so war es auch wieder nicht.

Sein Vater bemühte sich in letzter Zeit ja sogar etwas. Trotzdem würden Narben zurück bleiben. Von seinem Vater. Von anderen Schlägereien. Von Unfällen.

Ja, sein Körper hatte Narben. Das sein Gesicht davon verschont geblieben war bezeichnete er selbst als fast schon unverschämtes Glück.
 

Wenn man sich seine Lebensgeschichte anschaute, war es schon fast ein Wunder das er kein introvertierter kleiner Idiot geworden war.

Ha! Introvertiert war ein Fremdwort das Kaiba nicht bei ihm vermuten würde. Doch selbst wenn, es würde diesen nicht tangieren.

TAN-GIER-EN!

Har!
 

Hm..
 

Es war nicht befriedigend mit sich selbst Gespräche dieser Art zu führen. Oder waren es doch nur Gedankengänge? Wo fingen Selbstgespräche an und wo hörten sie wieder auf?

Ging es Kaiba auch ab und zu so? Schließlich wusste er inzwischen auch einiges über dessen Vergangenheit. Auch nicht gerade die Bilderbuch Geschichte.

Abermals ein tiefes Seufzen.

Zwei Wochen.

Zwei verdammt lange Wochen.

Wie lange musste er es noch ohne ihre Streitereien aushalten und würde Seto überhaupt wieder in die Schule kommen?

Joey traute diesem inzwischen alles zu.
 

Schließlich hatte dieser mit einem simplen Knopfdruck Betonwände aus dem Boden fahren und sie erst am zehnten Stock seiner Firma innehalten lassen. Weder das Jugendamt noch Angestellte hatten das Gebäude betreten können. Und trotzdem waren die Produktionen und Auslieferungen ganz normal weitergegangen.

Er schüttelte seinen Kopf und einige seiner, viel zu langen, Haare fielen ihm widerspenstig ins Gesicht. Kaiba musste sich todgearbeitet haben.

Es hatte verschiedene Schlagzeilen gegeben. Das Jugendamt hatte sich gerichtlichen Zugang zu Kaibas Konten besorgt. Darauf gefunden hatten sie nicht einen einzigen, popeligen, Yen. Die Koten waren leergefegt.

Die Mitarbeiter gaben keine Auskünfte.

Mokuba war wie vom Erdboden verschluckt und Seto? Tja, der hatte sich die schärfsten und unerbitterlichsten Anwälte geholt, die es weit und breit zu finden gegeben hatte, und war in die Schlacht gezogen.

Von verstecken keine Spur. Von Armut auch nicht.

Der Blonde hatte keine Ahnung wohin Seto seine Kohle so schnell vergraben hatte, doch das dieser es getan hatte, stand außer Frage.
 

In dieser Zeit hatten die Aktien der KC oder auch Kaiba Corporation stark geschwankt. Genug um eine andere Firma auf den Plan zu rufen, die eine Übernahme versucht hatte.

Abgeschmettert.

Seto Kaiba hatte sie alle abgeschmettert.

Zwei Wochen. Das waren vierzehn Tage, an denen ein normaler Schultag bis zu zehn Stunden hatte. Wieviele Stunden hatten Setos Tage in dieser Zeit gehabt?

Konnte selbst ein Drache soviel aushalten?
 

Nur mühsam riss Joey sich aus seinen Gedanken und wandte den Kopf zum Fenster. Die Sonnenstrahlen waren schwächer geworden. Zeit nach Hause zu gehen.

Nach Hause.

Wenn man diese Wohnung so nennen wollte. Bitteschön.

Für ihn war es ein Schlafplatz an dem alles Mögliche passieren konnte.

Eventuell stand sein Vater gerade in der Küche, nüchtern, und versuchte ein einigermaßen genießbares Abendessen zusammen zu panschen. Es war allerdings auch möglich dass eben jener betrunken im Wohnzimmer saß und nicht begeistert darüber wäre, Joey zu sehen.

Nun, nichts war unmöglich.
 

Ächzend erhob Joey sich von seinem Platz und lies seinen Blick ein letztes Mal über Kaibas Pult schweifen, bevor er das Klassenzimmer mit langsamen Schritten verlies.

Die Luft, ebenfalls schon etwas abgekühlt, die ihn empfing als er das Schulgebäude verlies war angenehm. Irgendwie erfrischend.

Doch was er wirklich brauchte war ein Blick aus eisigen blauen Augen.

Herablassend, abschätzend, kühl, arrogant. Wie auch immer. Hauptsache diese Augen ruhten auf ihm. Hauptsache ER bekam diese Aufmerksamkeit.

So war es schließlich immer gewesen. Seto Kaiba wollte vorallendingen eines: Seine Ruhe.

Und diese lies er sich auch nicht nehmen. Weder von irgendwelchen Mädchen die ihm ständig am weissen Mantel hingen oder gar von irgendwelchen Lehrern.

Der einzige der nicht von Kaiba ignoriert wurde war nun einmal er, Joey Wheeler, Köter vom Dienst.
 

Nicht das er vorhätte Kaiba zu verraten das er sich in Gedanken selbst schon als Hund bezeichnete. Das wäre dann doch wirklich der Todesstoß für sein Selbstbewusstsein gewesen. Und dann wäre es aus mit dem Stehaufmännchen namens Joey.

Nix mehr mit nieder boxen und warten bis er wieder aufsprang.

Dann wäre Schluss mit lustig.

Keine dummen Sprüche mehr für den arrogantesten, miesesten, herablassensten, introvertiertesten, kältesten und reichsten Arsch dieser Welt.

Tja, dann müsste dieser einmal sehen woher er seine Unterhaltung bekommen würde!
 

Würde er? Müsste er?

Das waren die Fragen aller Fragen. War Seto denn überhaupt der Meinung das ihre ‚Unterhaltungen’ unterhaltsam waren?

Joey verzog das Gesicht und nickte dann einfach mal entschlossen.

Aus welchem Grund würde Seto sich sonst nur von ihm aus seiner Konservendose namens Kaiba Universum ziehen lassen? Warum sonst würde Kaiba nur bei ihm seine wichtige Zeit opfern und antworten, wenn ihm doch sonst auch alles egal war?

Es war sogar relativ erstaunlich wie viel Kaiba im einen Moment egal war, nur um im nächsten bei Kleinigkeiten aufzuspringen und alles zu verklagen was ansatzweise verklagenswert war. Verklagenswert, in den blauen Kaibaaugen natürlich.
 

Da war er also wieder. Bei den blauen, ozeantiefen Augen. Pft.

Und warum war dem so?

Warum?!

Tja, ganz einfach.

Diese Gedanken hatte er einem Brief zu verdanken. EINEM Brief.

Wenn man es Brief nennen wollte.

Es war vielmehr eine Nachricht. Eine Nachricht die ihm vor einer Woche aus dem Briefkasten entgegen gefallen war. Ohne Briefmarke, dafür aber mit seinem Namen drauf. Joseph Jay Wheeler war darauf gestanden. Ohne irgendwelche Schnörkel oder ähnlichem. Schlichtweg nur sein Name.
 

Eine Nachricht die er seitdem immer bei sich trug. Es sollte ihn nur keiner danach fragen warum er das tat! Nicht das dies überhaupt im Bereich des möglichen gewesen wäre, denn es wusste niemand davon.

Weder Yugi, den er ja als seinen besten Freund bezeichnete, noch Tristan dem dabei wohl die Augen aus dem Kopf gefallen wären. Auch Tea verheimlichte er diesen Brief, Nachricht, Zettel, Notiz oder was auch immer es denn nun eigentlich war.
 

In seinen Schritten innehaltend griff er in seine Jackentasche und holte den inzwischen schon etwas zerknitterten Briefumschlag hervor. Genau genommen musste er das kleine Stück Papier nicht hervorholen um zu wissen was dort geschrieben stand. Aber noch einmal lesen konnte ja nicht schaden. Oder?

Na eben. Briefe konnten nicht beißen.

Glaubte er zumindest.
 

„Da ich noch eine Weile verhindert sein werde, möchte ich dich daran erinnern dein winziges Gehirn einmal auf aktiv zu schalten. Es heisst zwar ein leichter Schlag auf den Hinterkopf erhöht das Denkvermögen, doch das ist bei dir nicht zutreffend!

Solltest du es, trotz dieses Hinweises, schaffen noch einmal ins Krankenhaus eingeliefert zu werden, lege ich dich wirklich an die Leine, Köter!

Ich muss nicht wirklich erwähnen wie unakzeptabel dämlich die Ausrede mit der vergessenen Versicherungskarte war?
 

S.K.
 

Das zweite, beigelegte Papier, war der Beleg über die bezahlten Krankenhauskosten.
 

Den Kopf in den Nacken legend, starrte Joey eine Weile hinauf in den Himmel und verfolgte die langsam vorbeiziehenden Wolken. Der Text veränderte sich nicht, egal wie oft er ihn sich durchlas.

Er war am vierten Tag nach Setos wegbleiben ins Krankenhaus eingeliefert worden. Schwere innere Blutungen. Und eigentlich war eingeliefert worden auch irgendwie falsch ausgedrückt. Er hatte sich, unter wahnsinnigen Schmerzen, ins nächste Krankenhaus geschleppt. Um drei Uhr morgens. Und ganz ehrlich, ihm war die Ausrede mit der Karte nicht so ‚unakzeptabel dämlich’ vorgekommen. Schließlich hatten sie ihn behandelt, oder nicht?
 

Es war kein Krankenhaus gewesen das von Kaiba gesponsert wurde. Wie also hatte der CEO davon erfahren? Genau das hatte seine ewigen Gedankenkreise aktiviert. Das und die bezahlte Rechnung.

Man fasse also zusammen: Gefahr für Mokuba ins Heim zu kommen, Gefahr für die KC übernommen zu werden, Gefahr der Entmächtigung sämtlichen Geldes.

Mehr als genug Gründe um jeden Menschen auf diesem Planeten, in selber Situation, in heilloses Chaos und tiefe Depressionen zu stürzen. Scheinbar aber nicht genug Gründe für Seto Kaiba.
 

Nicht nur das dieser über Joeys .. nun ja.. Besuch im Krankenhaus bescheid gewusst hatte und die Rechnung scheinbar ohne zu zögern beglichen hatte, nein, da musste noch eine Nachricht oben drauf geschlagen werden.

Quasi die Kirsche auf der dreistöckigen Torte.

Wie konnte sich Seto in diesem Chaos auch noch um sein, Joeys, Befinden kümmern?

Und warum überhaupt?

Dieser Brief – oder was auch immer – warf so viele Fragen auf. Machte sich Se.. Kaiba am Ende Sorgen um ihn?
 

Die Welt war manchmal wirklich kompliziert. Kompliziert genug um nun schon geschlagene zehn Minuten vor dem Mietshaus zu stehen und lieber über den Milliardär nachzugrübeln als sich um Hausaufgaben oder ähnliches zu kümmern.

Ein letzter Blick hinauf zum Himmel, die schokoladenbraunen Augen verhangen vor lauter Gedanken und ein letzter Seufzer.
 

Seto.. komm bald zurück.
 

~~~~~~
 

Es tut mir wirklich, wirklich leid das ich die Geschichte löschen musste. Eigentlich ja den ganzen Account. Aber da ich ein sturer Esel bin, seht ihr mich hier nun wieder neu, live und fast in Farbe!

Die bereits fertigen, weiteren drei Kapitel gehen in den nächsten Tagen wieder online. Danach muss erstmal mein Laptop wieder herhalten.
 

*wieder Kekse und Kakao hinstellt*
 

LG

Eure Samt

Der Knöpfchendrücker

Inzwischen etwas genervt versuchte Joey das aktuelle Gespräch seiner Freunde auszublenden. Gab es denn wirklich keine interessanteren Themen als die Herausgabe dieser dämlichen Japanischklausur? In seinen Augen schon.

Da gab es Kuchen mit Schokoglasur, seltene Karten für Duell Monsters, die neuesten Spiele und Videos und vieles mehr. Aber nein, es musste ja unbedingt besprochen werden, welche Fehler jeder gemacht hatte und welche Noten das heraufbeschworen hatte.

Als wäre es nicht schon schlimm genug überhaupt irgendeine Klausur an einem Freitag heraus zu bekommen. Freitag stand für einen Tag vor Samstag. An einem solchen Tag sollte man Schüler nicht mehr quälen. Und schon gar nicht in der ersten Stunde, wenn sowieso niemand wirklich wach war.
 

„Joey, was hast du eigentlich von der Schreckschraube bekommen?“, sprang Tristan mit vollem Elan hinein in seine Gedanken. Gemeinheit.

„Eine Note.“, brummte er nur und bettete seinen blonden Kopf auf seine verschränkten Arme. Sein bevorzugte Sitzposition in der Schule. Nur nicht zuviel bewegen.

„Wie schlimm ist es diesmal?“, wagte sich da Tea vor. Wirklich, Joey hatte wirklich gedacht man würde ihm seine Laune heute an der Nasenspitze ansehen aber scheinbar war dem doch nicht so. Möglicherweise sollte er sich ein Schild auf den Rücken kleben: „Vorsicht bissig!“. Obwohl… lieber doch nicht.

„Lass ihn, Tea.“, na klar.. viele Köche verdarben jeden Brei und genügend ‚Freunde’ verdarben jedes Gespräch. Da durfte Yugi natürlich nicht fehlen. „Ich glaube er hat heute schlechte Laune.“

Bingo! Hundert Gummipunkte für den kleinen dreifarbigen!

Na gut, eigentlich waren nur seine Haare mehrfarbig, aber das hätte jetzt nicht so gut in den Spruch gepasst, oder?

„Meine Fresse, lasst mich doch einfach in Ruhe.“, knurrte Joey leise und schloss die Augen diesmal endgültig. Er mochte seine Freunde, wirklich. Aber manchmal überstrapazierten sie sein Nervensystem eindeutig. Vor allem wenn er kein anderes Ventil für seine Launenhaftigkeit hatte.
 

„Ich dachte nicht, dass ich das einmal sagen würde, aber ich bin froh wenn Kaiba wieder da ist. Du bist ja nicht mehr zu ertragen.“, motzte Tristan ihn von der Seite an und scheinbar hatte Tea nur darauf gewartete das diese Tatsache endlich erwähnt wurde.

„Tristan hat Recht. Ich weiss zwar nicht, wie Kaiba das aushält, aber besser er als wir!“

Empört richtete Joey sich wieder auf und musterte seine drei Freunde mit blitzenden Augen. „Ich muss Kaiba ertragen, nicht umgekehrt!“

„Wie auch immer, Alter. Besser du bellst deinen Mond an, als uns.“
 

Das letzte was die drei sahen, war Joeys Rückenansicht, als dieser aus dem Klassenzimmer stürmte.

Mond anbellen! Wer bitteschön würde Kaiba mit dem Mond vergleichen?

Noch dazu mit seinem?!

Und wieso überhaupt bellen, hielten die ihn auch schon für einen Hund?

Er konnte doch nun wirklich nichts dafür, dass sie so nervig waren. Womöglich hatte Kaiba doch Recht, wenn er sie immer wieder als Kindergarten bezeichnete?
 

Fluchend trat er nach seinem Spind, als dieser nicht sofort aufspringen wollte.

„Jetzt ist es offiziell: Mein Leben ist scheisse! Du verflixter, scheiss Spind! Geh auf!“

„In so wenigen Sätzen so häufige Verwendung von Exkrementen. Ich sollte mich nicht wundern.“

Innerhalb eines Sekundenbruchteiles war Joey herumgewirbelt und starrte die Erscheinung vor sich, mit geweiteten Pupillen, an.

„Was ist los, Wheeler? Hat es dir jetzt endlich einmal die Sprache verschlagen?“
 

Stand da wirklich Kaiba? Seto Kaiba?

Weisser Mantel? – Vorhanden

Brünette Haarfarbe? – Auch da

Eisige blaue Augen? – Japp

Durch und durch arrogante Haltung? – Jo

Da stand tatsächlich Kaiba mit verschränkten Armen vor ihm und motzte ihn an.

Feiertag!

Dieser Tag sollte zum Feiertag erklärt werden!
 

„Wheeler, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit um auf deine Antwort zu warten.“
 

Irgendetwas in Joey sagte ihm, das es aber doch so wäre. Se.. ... …. Kaiba!

Also, Kaiba würde sich nicht bewegen bevor er eine Antwort bekommen hätte, oder?

Er war wieder da! Er war wieder da! Er war wie..

Warum eigentlich erst jetzt? Hätte er nicht zur ersten Stunde auch hier erscheinen können?

Daher rührte nämlich seine schlechte Laune, wenn er mal ehrlich zu sich selbst war. Immerhin hatte Joey schon heute Morgen irgendwie das dumpfe Gefühl gehabt dem CEO heute wieder über den Weg zu laufen. Umso schlimmer war dann die Erkenntnis, dass eben jener, nicht im Klassenzimmer saß.
 

„Köter? Haben die Ärzte an deiner Akte herumgepfuscht, oder warum weiss ich nichts von deiner neuerlichen Sprachstörung?“

„Warum bist du erst jetzt da?“

„Wie bitte?“, die Stimme des Brünetten klang immernoch kühl und distanziert, auch wenn sich gerade etwas Überraschung darunter geschmuggelt hatte. Zumindest war Joey ohne weiteres bereit, sich das einzureden.

„Du kommst normalerweise nie zu spät zur Schule.“, entgegnete er. Und es stimmte ja auch. Wenn Se.. also Seto.. Seetooo.. mh.

Nochmal von vorne. Wenn Seto zur Schule kam, dann immer pünktlich. Selbst wenn er Termine hatte, wurde dies in der Schule angekündigt. Dieser verschränkte gerade seine Arme vor der Brust und lehnte sich ihm Gegenüber an die Wand.

„Ich war pünktlich. Der Direktor ist nur nicht auf den Punkt gekommen.“, brummte Kaiba schließlich nach einer Weile. Na klar. Unpünktlichkeit lies der sich bestimmt nicht vorwerfen. Tja, ein Joey Wheeler wusste eben welche Knöpfe er zu drücken hatte. Har Har!
 

Bei genauerer Betrachtung würde es Joey nicht wundern wenn Kaiba einfach umkippen würde. Er verengte die braunen Augen und lies sie über den Körper des Firmeninhabers gleiten. Totale Überspannung der Muskeln. Gerötete Augen und kleine Pupillen. Joey glaubte sich sogar einzubilden das einige Strähnen des braunen Haares anders lagen und das Kaiba häufiger blinzelte als sonst.

Allerdings glaubte Joey auch an eine Zukunft als Weltbekannter Sänger.
 

„Hast du es bald? Keine Sorge, dein Herrchen hat sich nicht verändert.“

„Ich bin kein Hund, Kaiba!“, moserte er und versuchte sein hüpfendes Herz zu ignorieren. Es hatte ihm wirklich gefehlt, oder? Diese Auseinandersetzungen. Das Gefühl über Eier zu laufen, in der Hoffnung sich nicht zu blamieren.

„Wie gedenkst du eigentlich deine Schulden zu bezahlen?“, fragte Kaiba mit verdächtig sanfter Stimme.

Kaiba + sanfte Stimme = Alarmstufe Rot! Soviel verstand selbst er von Mathematik.

„Welche Schulden?“, wollte er wissen und man konnte fast behaupten, er hätte tatsächlich ein Klitzekleines bisschen Angst. Aber kaum der Rede wert. Wirklich nicht.

Eine fein geschwungene Augenbraue wurde hochgezogen und kurzzeitig konnte man so etwas wie Verwunderung in den wahnsinnig hellen, blauen Augen sehen.

„Du dachtest hoffentlich nicht, das ich dir das Geld schenke, oder doch?“

„…. Die Krankenhauskosten?“

„Sehr gut, Wheeler. Das ging ja richtig schnell.“

„Soviel Geld habe ich nicht!“, ereiferte Joey sich und etwas Kaltes schloss sich um sein Herz. Hatte er bis vor ein paar Minuten wirklich noch geglaubt Kaiba würde sich um ihn Sorgen machen? Tja, die grösste Fehleinschätzung seit langem.

Juchu!

Wo bitte, geht’s zum nächsten sich auftuendem Erdloch?
 

„Wer hätte es gedacht?“

Setos beißender Sarkasmus traf ihn unerwartet. Gut, er hatte sich womöglich nach diesen Auseinandersetzungen gesehnt, aber sie jetzt wieder zu haben war nicht so berauschend, wie erhofft.

Verdammt.

Verdammt. Verdammt! Verdammt!!

Die Hände zu Fäusten geballt, biß sich Joey auf die Unterlippe bevor er antwortete. Nur keine Blöße geben.

„Ich habe dich nicht darum gebeten.“, knurrte er leise und war momentan sogar richtig dankbar alleine mit Kaiba auf dem Flur zu stehen. Wie peinlich wäre das denn gewesen wenn andere das mitbekommen hätten? Er schuldete Kaiba Geld für Krankenhauskosten.

Oh mein Gott.
 

Jetzt kam Bewegung in Kaiba und in seinen dämlichen weissen Mantel. In wenigen Schritten stand er vor ihm und musterte ihn aus seinen durchdringenden Augen. Abermals musste Joey sich auf die Lippen beißen.

Er hatte Kaiba nicht vermisst!

Nein!

Niemals!

„Keine Sorge, Köter. Ich wollte nur mal deinen dämlichen Gesichtsausdruck sehen.“

„Ich.. muss nichts zurückzahlen?“

„Wie auch?“

Da sprach Kaiba etwas Wahres an. Vielleicht hatte er ihn doch ein klitzekleines bisschen vermisst. Aber kaum merkbar! Trotzdem etwas unsicher geworden sah er hinauf zu dem größeren. Dieser erwiderte den Blick eine Weile, bevor er mit den Schultern zuckte und sich abwandte.

„Dieser Hundeblick ist ja nicht auszuhalten. Solltest du nicht im Unterricht sitzen, Wheeler? Deine Noten könnten es gebrauchen.“

„Woher wusstest du es?“
 

Seto blieb stehen. Mitten im Gang, nur weil er ihn etwas gefragt hatte. Da war der Gedanke mit den richtigen Knöpfen zur richtigen Zeit wieder. Ha! Er war der Kaiba-Knopf-drücker!

Kniet nieder und erschaudert vor Ehrfurcht, denn Joseph Jay Wheeler hat den Durchblick.

Gleich mal weiter ausnutzen.

„Und warum hast du es bezahlt? Und warum hast du mir diesen Brief geschrieben?“

„Scheinbar bist du nicht in der Lage auf dich selbst aufzupassen. Das nächste Mal lasse ich dich einschläfern!“

„Du hast dir Sorgen gemacht!“, rief Joey aus und wuselte an Kaibas Seite und dessen Profil zu mustern. Seto war immernoch blasser als jeder andere Mensch es jemals mitten im Sommer sein würde. Gut, das konnte inzwischen auch an den vergangenen zwei Wochen liegen. Joey bezweifelte das Kaiba Zeit gehabt hatte, sich in die Sonne zu legen. Langsam wurde ihm der Kopf zugewandt.
 

„Und was, in dreiteufels Namen, führt dich zu dieser Annahme?“

Eiskalt. Da könnte ja die Hölle gefrieren, bei dieser Tonlage. Jetzt durfte er sich nur nicht einschüchtern lassen. Ja, nur nicht einschüchtern lassen! Immerhin hatte Kaiba ihn noch nie gefressen. Richtig?

Richtig!

Auf in den Kampf.
 

„Kaiba, nun stell dich doch mal nicht dumm!“, motzte der blonde und fuchtelte mit seinen Armen in der Luft herum. „Du hattest mehr als genug zu tun, auch ohne dich um mich zu kümmern!“

Der CEO seufzte tief. Ja tatsächlich! Er seufzte!

„Das stimmt allerdings. Und was macht mein Köter, anstatt einfach brav zu warten? Lässt sich Krankenhausreif prügeln. Als ob ich nichts besseres zu tun gehabt hätte..“

„Ich bin die Treppe runter gefallen!“, ereiferte sich Joey und versuchte das warme Gefühl in seinem inneren zu definieren. Fühlte man sich so bei einer so innigen Feindschaft? Angriffslustig blitzten die beiden Saphirähnlichen Augen auf. „Ja, sicher doch.“, entgegnete Seto höhnisch. „Die Treppe runter, direkt in die Fäuste deines Vaters, ja?“
 

„Öhm..“

Joey wusste momentan nicht was er sagen sollte. Er war tatsächlich die Treppe hinuntergefallen. Er war nun mal ein wenig tollpatschig, ok?!

„Entweder artikulierst du dich richtig, oder dieses Gespräch ist beendet. Du hast wirklich schon genug von meiner Zeit geraubt.“, schnappte Kaiba und erinnerte Joey in diesem Moment viel mehr an einen Hund als er selbst es jemals sein konnte. Was war dem denn über die Leber gelaufen?

„Ja, du hast eine Firma zu leiten, Mokuba zu retten, gegen das Jugendamt zu kämpfen und dein Geld musst du auch verstecken, nicht wahr?“, fauchte Joey, plötzlich wütend geworden und hob eine Faust um sie vor Kaibas Gesicht herum zu fuchteln. „Wo, ich frage dich WO passe ich in dieses Schema?“

Ups. Konnte man Worte zurücknehmen?

Nein? Vielleicht, doch die Option mit der aufreißenden Erde die einen verschluckt?

Ein zusammenkrachendes Schuldach?

Selbstmord durch Verweigerung von Luftholen?

Nein?!

Er war geliefert..
 

„Um fünf Uhr morgens.“

Perplex blinzelte Joey ein paar Mal.

„Hä?“

„Da ich um diese Zeit im Krankenhaus war, ist deine Antwort nun einmal: ‚um fünf Uhr morgens’.“

„Du warst im Krankenhaus? Bei mir?“

„Nein beim Papst.“

„Äh??“

„Du Idiot!“, diesmal fauchte Kaiba und wandte sich ihm wieder ganz zu. Nicht gut. Oder doch gut? Was denn nun? Er hatte ja nun die gewünschte Aufmerksamkeit, oder etwa nicht? Aber seit wann beschimpfte ihn Kaiba mit so niederen Beleidigungen? Das war doch normalerweise Meilenweit unter dessen Niveau.

„Ähm.. es tut mir leid?“, versuchte sich Joey, wenn auch nicht ganz überzeugt. Eigentlich tat es ihm auch gar nicht leid. Höchstens das er wohl allen Anschein nach, nicht wach gewesen war, als Kaiba ihn besucht hatte. IHN!

„Was genau tut dir denn leid?“, fragte ihn Kaiba und in Joeys Ohren klang dieser Satz lauernd. Wie das Kaninchen vor der Schlange. Ja, so fühlte er sich momentan.

Oder wie der Hund vorm Drachen.
 

„Das ich die Treppen runter gefallen bin?“, startete er seinen ersten Versuch und konnte sofort erkennen das diese Vermutung kein Treffer ins Schwarze gewesen war. Ade Häschen. Ade Hündchen. Ade schöne Welt.

„Du beharrst immernoch auf diese lächerliche Ausrede?“

„Es ist keine Ausrede, du Kotzbrocken!“

„Oh, ein neues Schimpfwort der unteren Niveaulosigkeit? Fast wäre ich erheitert. Allerdings auch nur, wenn ich mir nicht fragen müsste warum du dieses Subjekt von einem Vater weiterhin in Schutz nimmst.“

„Diesmal war er es wirklich nicht!“

„Aber die Male davor dann doch?“
 

Beide starrten sich inzwischen wutentbrannt an und bemerkten, wenn überhaupt, nur am Rande das sie wieder einmal die Hauptattraktion der restlichen Schüler waren. Auch wenn sich diese kaum näher als fünf Meter an sie herantrauten. Oder besser gesagt, an den Firmenleiter. Der einzige der schon immer mutig, oder dumm, genug dazu gewesen war stand ja genau in diesem Augenblick vor dem größeren und funkelte ihn an.
 

„Man, das wurde auch Zeit Kaiba. Noch einige Tage länger und ich hätte mich mit einem Schal erdrosselt.“

Gut, es gab noch ein paar Personen die den fünf Meter Sicherheitsabstand auf zwei reduzierten. Einer davon war Tristan, der soeben die Aufmerksamkeit der beiden Streithähne auf sich zog. Yugi und Tea beschlossen einfach mal zustimmend zu nicken. Ursprünglich wollten sie sich eigentlich auf die Suche nach Joey machen um ihn wieder zu besänftigen, aber das schien ja nun gar nicht mehr nötig zu sein. Kaiba würde das auf seine ganz eigene Art für sie erledigen.

Konnte man die stillen Dankesgebete an ihren Augen ablesen?
 

Joey hatte das Gefühl als würde ihm sämtliche Farbe aus dem Gesicht weichen. Nicht gut. Gar nicht gut! Das könnte jetzt höchst peinlich für ihn werden. Peinlicher als das Geständnis über das wie seines Unfalls. Blieb nur zu hoffen das Seto den ‚Kindergarten’ ignorieren würde, so wie er es normalerweise immer machte wenn sie stritten.

Doch warum dann, wandte dieser gerade seinen Kopf zur Seite und unterbrach damit ihr kleines Blickduell? Er würde doch nicht wirklich..?

„Sprich deutlich, wenn du mich schon ansprichst, oder lass es.“

In Kaibasprache hieß das übersetzt: „Was willst du Spatzengehirn mir damit mitteilen?“

Ob es das als Beruf gab? Dolmetscher: Kaiba – allgemein Sprache?
 

Tristan wurde nun selbst etwas blasser. Tja, sah nicht so aus als hätte dieser wirklich damit gerechnet, Setos Aufmerksamkeit zu erhalten. Kaiba! Er meinte natürlich Kaiba!

Außerdem.. warum bekam Tristan diese Aufmerksamkeit? Er, Joey, hatte sie für sich gepachtet! Das sollte sein so genannter Freund doch wissen. Und Kaiba auch. Was zum Henker lief hier gerade schief? Irritiert wandte Joey den Blick nun ebenfalls von Setos Seitenprofil ab und musterte seine drei Freunde. Sie würden ihre Gedanken von vorher doch nicht wirklich laut aussprechen, oder?

Nein, natürlich nicht. Das waren immerhin seine besten und engsten Freunde. Und außerdem lagen sie mit ihrer Annahme mal so was von falsch. Aber so was von!

Noch viel falscher ging es schon gar nicht mehr. Da musste ein neues Wort für falsch erfunden werden!
 

Scheinbar weigerte Tristan sich unter dem Druck dieser eisigen Ausstrahlung auch nur ein Wort ohne seinen Anwalt zu sagen. Gut so!

„Er will damit sagen, dass Joey unausstehlich war in der letzten Zeit.“

Tea hatte damit offensichtlich weniger Probleme. Oh! Wie interessant so ein Schulfussboden sein konnte. Kaugummi, ein halber Schnursenkel und ein Fleck den er lieber gar nicht näher definieren wollte. Jemand sollte sich entschließen eine Abhandlung über den Zustand von Fussböden in Schulen zu verfassen. Das würde bestimmt ein Kassenschlager!

„Und warum, sollte mich das auch nur im mindesten interessieren?“
 

Ja, gibs ihnen! Immer feste drauf und bitte auch weiterhin in der Tonlage die es im Geschäft unter coldest ice und neben 5 Millimeter bis zum Erfrierungstod zu kaufen gab. Warum ihm dabei allerdings ein Schauder über den Rücken ran, den Joey nicht unbedingt als unangenehm bezeichnen würde, wollte er lieber nicht vertiefen.

„Braucht es nicht, Kaiba. Immerhin musst du seine Launen ja jetzt wieder aushalten.“

Vielen Dank, Tristan. Das ist wahre Freundschaft.

Bis das der Tod uns scheidet.

Tristans Tod, soviel war ja wohl klar.
 

Der Brünette hob eine Augenbraue und kurzweilig flammte so etwas wie mildes Interesse in dessen Augen auf. Wenn man das Wort flammte in diesem Zusammenhang verwenden wollte. Aber, zum Teufel, warum?!

„Sieh an, vielleicht wird aus dem Straßenköter ja doch ein Wachhund. Wenn er sogar schon seine kleinen Kindergartenfreunde anbellt. Zu Schade das ich jetzt keine Zeit für euer belangloses gestottere habe.“, mit diesen Worten wandte sich der hochgewachsene junge Mann ab und entfernte sich einige Schritte bevor er ein letztes Mal stehen blieb und den Kopf ein wenig zur Seite wandte. Gerade weit genug um Joeys dunkelbraune Augen mit den seinen einzufangen.

„Braves Hündchen.“
 

Wuuuusch!

Da war sein Blut also wieder in seinem Kopf angelangt. Wenn man es genau betrachtete, sogar zuviel davon. Fassungslos sah Joey der sich entfernenden Gestalt nach und man konnte die kleinen Zahnrädchen hinter seinem Kopf förmlich einrasten sehen.
 

„KAIBAAAA!“
 

~~~
 

Da ist es, das vielleicht schon bekannte, zweite Kapitel.

Morgen und übermorgen folgen noch drei und vier und dann müsst ihr euch etwas gedulden.

Danke für die netten Kommentare und gleich vorneweg.. ja auch ich finde dieses "hündchen" und "herrchen" etwas klischehaft.. aber... ich mag Klischés ^^
 

Eure Samt

Von Eisbären und Pinguinen

Konnte es einen schlimmeren Freitag geben als diesen? Zuerst diese zurückbekommene Japanischklausur und dann noch der Zusammenstoss mit Kaiba. Denkt jetzt irgendjemand es kann nur noch Bergauf gehen? …Ja?

Falsch gedacht.

Statt einer Freistunde für den krank gewordenen Englischlehrer gab es einen Vertretungslehrer der die Klasse mit den aufmunternden Worten: „Gespräche bitte einstellen, schenken Sie mir Ihre Aufmerksamkeit, wir machen jetzt Unterricht.“, betrat.
 

Aber das war nur ein Problem, kein wirkliches Hindernis und somit drifteten Joeys Gedanken auch sofort wieder ab. Wen juckte es schon ob da nun ein Lehrer vorne an der Tafel herumhampelte, wenn er wirklich größere Probleme hatte? Probleme die zwei Reihen hinter ihm saßen und den Namen Seto Kaiba trugen.

Probleme mit strahlenden blauen Augen, einer perfekten hellen Haut und einer Ausstrahlung die einen umhauen konnte.

Das hatte er zumindest von den ganzen Weibern gehört die Kaiba ständig hinterherlaufen mussten. Wie rollige Katzen. Ekelhaft.

Kein Wunder das Kaiba da ständig mit seinem Todesblick herumlief. Dumm war nur, dass er das dann immer abbekam.
 

„Mister Wheeler?“

Fragend hob er seine Augenlider und lies seinen Blick irritiert durch das Klassenzimmer schweifen. Wo war dieser komische Lehrer?

Oh..

Direkt neben ihm.

„Ja?“

„Darf ich Sie Joey nennen?“

„Öhm..“, was zum Henker?

„So heissen Sie doch, oder nicht?“, erkundigte sich der Lehrer, der eigentlich ziemlich jung aussah, wie Joey bemerkte. Womöglich war der Typ nur ein Referendar? Ächzend richtete er sich in seinem Stuhl auf und strich sich einige seiner widerspenstigen Strähnen aus dem Gesicht.

„Na sicher doch.“, antwortete er etwas verspätet und versuchte sich daran zu erinnern wie der Typ hieß. Kanou?

„Dann kannst du mir doch sicher auch verraten was der Unterschied zwischen dem Nord und dem Südpol ist?“
 

Das sollte er können… weil?

Weil er ihm erlaubt hatte ihn Joey zu nennen? Also wirklich, manchmal waren Lehrer schon etwas seltsam. „Pinguine und Eisbären.“, murmelte er und wunderte sich warum noch immer kein dummer Spruch von Kaiba gekommen war. Oder von den anderen Schülern.

„Hm.. interessant. Erklär es mir.“

Joey seufzte tief. Das hatte man nun davon. Aber war das hier nun Biologie? Erdkunde? Auf alle fälle kein Englisch. „Pinguine gibt’s am Südpol und Eisbären am Nordpol. Das ist der ganze Unterschied.“, gut er könnte noch erzählen dass die Plattenstruktur des Eises unterschiedlich war und das beide Pole beängstigend schnell schmolzen und somit jeweils andere Gebiete der Erde in eine Klimakatastrophe trieben. Aber wozu?

Fast wären ihm alle Gesichtszüge entglitten als der Typ wohlwollend nickte und sich auf sein Pult setzte. Warum war er ihn mit der Antwort noch nicht losgeworden?

„Joey, wusstest du das Pinguine sich einen Partner suchen und dann ihr Leben lang zusammenbleiben?“

„Nein?“

„Und wie findest du das?“

„Selten.“

„Wie meinen?“
 

Ha, jetzt gab es doch einige Lacher aus der Klasse und das abfällige Schnauben hätte er aus hundert weiteren erkannt. Scheinbar war er gerade wieder auf dem richtigen Weg, Kaibas Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen. Nicht das er das wollte..

„Die meisten Tiere suchen sich ihren Gefährten nur für einen bestimmten Zeitraum. Sie finden, genauer gesagt, nur zusammen um sich Fortzupflanzen. Darum ist dieses ‚bis das der Tod uns scheidet’ der Pinguine selten.“

„Warum, glaubst du, kommt das in der Tierwelt so selten vor?“

Boah.. konnte der nicht endlich seine Klappe halten und ihn in Ruhe lassen?! Joey hatte nun wirklich überhaupt keine Lust auf ein Gespräch mit seinem Lehrer. Vertretung hin oder her. Aber einfach anschweigen käme auch nicht gut.

„Die Natur selektiert damit aus. Nur die stärksten Männchen sollten demnach in der Lage sein, Nachkommen zu zeugen.“, Wooahh, wie peinlich war das denn? Hallo?! Er war siebzehn Jahre alt, da konnte sich doch jeder denken das solche Gespräch halbwegs unerwünscht waren. Genau wie Sexualkunde. Der Gipfel aller Peinlichkeiten.

„Findest du nicht komisch, dass der Mensch sich genau entgegengesetzt verhält?“
 

Na schön.. er könnte dieses Thema vielleicht interessant finden. Zudem es sich mit einem Buch deckte das er vor kurzem gelesen hatte. Ja, auch ein Joey Wheeler las ab und zu.

„Ich denke..“, holte er aus und das nächste Schnauben lies ihn kurz verwirrt innehalten, doch auf den auffordernden Blick des Lehrers hin, riss er sich doch zusammen. „Ich denke es liegt an der Überpopulation des Menschen. Die Instinkte wurden zurück gedrängt. Der Mensch sieht keinen Zwang mehr darin, sich zu vermehren. Sein Überleben ist nicht mehr davon abhängig.“

„Aber dieser Gedanke führt doch zu gleichgeschlechtlicher Liebe, oder nicht?“, hielt der dunkelhaarige Lehrer dagegen und stand auf um zurück, vor die Tafel zu gehen. „Würde das nicht bedeuten, dass der Mensch sich über die Gesetze der Natur erhebt?“

Noch bevor das Gemurmel seiner Mitschüler zu laut werden konnte, nahm Joey den Gesprächsfaden auf. Es war selten dass er sich für den Unterricht interessierte und es war noch seltener das ihn ein Lehrer dazu brachte sich selbstständig einzubringen, aber wenn es passierte dann war er mit Feuereifer dabei.
 

„Es gibt keine gleichgeschlechtliche Liebe.“, fing er an und erntete dafür mehrere dumme Blicke. „Es gibt Liebe auf der einen Seite und Sex mit dem gleichen Geschlecht auf der anderen.“

„Wo soll da der Unterschied sein?“, sprach ihn Sabi, einer seiner Mitschüler, an.

„Naja. Ich bin der Meinung: Liebe kennt kein Geschlecht. Man verliebt sich in den Menschen und nicht in dessen Rang in der Fortpflanzungskette.“

„Liebe ist doch nur die größte Ausrede die der Mensch jemals erfunden hat. Grundsätzlich würden rein biologische Abläufe darauf hinweisen ob zwei Menschen sich nahe kommen sollten. Der Spruch ‚Ich kann dich nicht riechen.’ nimmt dort zum Beispiel seinen Ursprung.“

Nicht nur Joeys Kopf drehte sich herum um den Brünetten zu mustern, der sich entspannt in seinem Stuhl zurück gelehnt hatte. Scheinbar war dieses Thema nicht nur für den blonden Chaoten interessant genug um sich am Unterricht zu beteiligen.
 

„Findest du das nicht reichlich zynisch, Kaiba?“, brummte er auch schon und verschränkte die Arme vor der Brust, während seine dunklen braunen Augen unwillig aufblitzen. Das war ja wieder soooooo typisch für diesen Eisbinkel.

„Realistisch, Köter. Ich bin nur realistisch.“

„Und warum gibt es dann inzwischen so viele Menschen die sich öffentlich dazu bekennen auf das gleiche Geschlecht zu stehen?“, ausnahmsweise überging er Setos Beleidigung einmal. Dafür war das Thema zu interessant und er nur zu neugierig auf dessen Meinung darüber. Der brünette verzog seine Lippen zu einem überheblichen Lächeln.

„Das solltest du doch am besten wissen. Es ist der Kick, sich über gesellschaftliche Regeln hinweg zu setzen. Womöglich gefällt es ihnen ja tatsächlich, mit demselben Geschlecht ins Bett zu steigen, aber das ist dann grotesker Sexualtrieb und keine Liebe.“

„Wieso sollte ich das am besten wissen? Unterstellst du mir da gerade, schwul zu sein?!“, mit einer Bewegung war Joey aufgesprungen und bereit Kaiba zwei Blumen zu schenken.
 

Veilchen.
 

„Wheeler, ich dachte kurzzeitig tatsächlich du könntest dich artikulieren. Ich unterstelle gar nichts, sondern deute nur auf deine Vor-Liebe für Regelbrüche hin.“, entgegnete Kaiba vollkommen ruhig. Nun ja, wenn man von dem amüsierten Grinsen und der gemeinen Betonung absah. Verdammt! Joey hatte es wieder einmal geschafft sich zu blamieren. Herrlich. Noch dazu.. was regte er sich eigentlich so auf? Mann oder Frau, das war doch wirklich egal. Ihm zumindest.

Sah so aus als würde Kaiba sich einmal in seinem Leben täuschen. Joey machte sich etwas aus Regeln, zumindest manchmal. Sonst würde er doch dazu stehen, oder?

Verdammt.
 

„Na Gott sei Dank hast du sowieso nen Stock im Arsch, Kaiba! So musst du niemals Regeln übertreten und kannst dir das perfekte Weibchen zum perfekten Männchen suchen.“, spie er aus und ärgerte sich im nächsten Moment schon wieder, dass er den Zorn auf sich selbst nun gegen Kaiba richtete. Allerdings.. der hielt das wenigstens aus.

Ein Blick in dessen blaue Augen, verkündete jedoch leider davon, das Joey die Retourkutsche möglicherweise nicht so gut verkraften würde. Hatte er den Drachen damit ernsthaft wütend gemacht? Stand ihm aber ausgesprochen gut. Ja, das musste sogar Joey zugeben.

Wie Kaiba da eben betont ruhig atmete und ihn mit seinen himmelblauen Augen erstach. Jupp, jegliche Art von Emotionen ließen diesen Mann nur noch unglaublicher aussehen.
 

Wenn auch… ein bisschen.. gefährlich?
 

„Wheeler..“, gut das glich dann mehr einem zischen, als einem gesprochenem Wort. Möglicherweise war jetzt die Zeit zum rennen? Um sein Leben, eventuell?

Würde Joey sich leicht ängstigen, wären seine Pupillen jetzt geweitet und sein Herz würde rasen. Aber da dem ja nicht so war, schob er seinen schneller gehenden Atem mal eben auf die unerträgliche Hitze.

Schlimm so ein Sommer.

Schlimm, schlimm.
 

Zu seinem Glück, muss man hier einfach einmal so erwähnen, war Kaiba nicht umsonst als unerträglicher, besserwisserischer und unglaublich sturer Mensch bekannt.

Kaibas bekamen Selbstbeherrschung in kleinen Fläschchen, anstatt der Muttermilch. Aber, weil dem so war, entspannte sich Setos Körper innerhalb von Sekunden und der Blick wurde wieder zu einer kühlen Sensation.

„Die Regeln richten sich nach mir und nicht umgekehrt, Wheeler. Schreib dir das hinter deine flohverseuchten Ohren.“
 

„Beruhigt euch. Eure Ansätze dieser Diskussion wären ja gar nicht übel.“, unterbrach der Lehrer ihr Gespräch, bevor es noch eskalieren konnte. „Leider scheint die Umsetzung noch nicht ganz zu funktionieren.“

Joey war sich ziemlich sicher, dass Kaiba sich gerade einen äußerst gemeinen Kommentar verkniff. Zu irgendwas waren Lehrer also doch gut. Nicht das Seto Angst oder gar Respekt vor ihnen hatte, aber wie immer fürchtete dieser um seinen ach so makellosen Ruf. Hmpf.

Naja, konnte ihm nur recht sein.
 

Während der Lehrer das Gespräch wieder zu den Regeln der Gesellschaft zurückführte, drifteten Joeys Gedanken ein weiteres Mal ab. Liebe war in Setos Augen also nur eine Ausrede? Was war dann dessen Beziehung zu Mokuba? Oder gab es verschiedene Kategorien von Liebe?

Familiäre Liebe.

Freundschaftliche Liebe.

Sexuelle Liebe.
 

Das hörte sich doch dämlich an. Aber Kaiba log nicht. Niemals.

Also waren dessen Gefühle für seinen kleinen Bruder nur ein lieb haben? Ja, das konnte doch sein. Wenn man diesen Faden weiterspann, käme man zu dem Punkt an dem man feststellen musste, dass Kaiba zwar Sex hatte, aber keine Liebe.

Wie traurig war das denn?

Und vor allem.. wer war die Schlampe?
 

Nicht das es ihn interessieren würde, welchen Typ von Frau Kaiba bevorzugte, oder so. Das war rein wissenschaftliche Neugier. Jawohl.

Hm.. hatte er überhaupt schon einmal eine Frau oder Mädchen an Kaibas Seite gesehen? Aber wie denn auch. Der Typ arbeitete sich ja zu Tode. Ob es so etwas wie die zehn heiligen Kaiba Gebote gab?
 

1) Du sollst nicht lieben

2) Beschütze die Familie mit allem was du hast

3) Vergleiche arme, niedliche, unschuldige Schüler mit Hunden

4) Beweise täglich wieviele Evolutionsstufen du über dem Rest der Menschheit stehst

5) Übe täglich zehn Minuten lang die verschiedenen Stufen des Todesblick

6) Schreibe ‚KC’ auf jeden noch so kleinen Schnipsel deines Eigentums

7) Begehre deines nächsten Firma

8) Überlege dir täglich fünf neue Schimpfwörter für kleine Joeys

9) Lasse niemanden an dich heran

10) Schleudere jedem die Wahrheit ins Gesicht und sei sie noch so verletzend
 

Ja, das klang doch gar nicht so verkehrt oder? Passend zur Kaibabibel.

Abermals seufzte er leise. Es war nicht gut sich soviel mit Seto zu beschäftigen, das würde nur noch tiefer ins Chaos hineinführen. Und wenn er seinem Umfeld glauben schenken sollte, dann stand er doch in selbigen schon bis zum Hals drinnen.

Wovon scheinbar auch Kaiba ausging, oder warum hatte er ihn so angefaucht und Joeys Vater angeklagt? Woher wollte der Arsch überhaupt wissen, was mit seinem Vater war?

Eben.

Der weisse Mantelträger mit eiskaltem Blick – hrhr- konnte es gar nicht wissen.

Und überhaupt und sowieso hatte Joey sich schon im Kindergarten schlimmer geprügelt als die paar Ohrfeigen die er da ab und an zuhause bekommen hatte. Der Rest waren Bandenprügeleien, Unfälle und Dumme Zufälle gewesen. Nicht das er die beiden letzteren Tatsachen jemals jemanden erzählen würde. Sollten seine Freunde doch denken was sie wollten. Er hatte niemals etwas von ihren Vermutungen bestätigt oder dementiert.
 

Ui, schon wieder ein Fremdwort. Was man nicht alles lernte wenn man sich mit Kaiba stritt, denn praktischerweise erklärte der seine Fremdwörter immer. Vorausgesetzt man schaute dumm genug aus der Wäsche.

Was ja nun wirklich nicht weiter schwer war. Das hatte Joey inzwischen perfektioniert. Vorm Spiegel um genau zu sein. Den linken Mundwinkel leicht nach oben, skeptischen Gesichtsausdruck und gerunzelte Stirn. Dazu noch eine Mischung Unglauben in die Augen gehaucht und fertig war das ganze Mienenspiel. Wozu im Wörterbuch nachlesen, wenn man es auch einfacher haben konnte?
 

Eben.. ganz seiner Meinung.

Kaiba konnte manchmal wirklich praktisch sein. Vielleicht würde der sogar nen ganz guten Lehrer abgeben. Allerdings sollte man dann am Anfang der Stunde Wärmflaschen und Winterjacken verteilen. Hausaufgaben sollte man besser niemals vergessen und zu spät kommen würde mit etwas Pech tödlich enden. Aber davon abgesehen, würde der CEO das vermutlich wirklich gut hinbekommen.

Gut, es gab nichts was Seto Kaiba nicht gut hinbekommen würde. So ein elender Perfektionist.
 

Nein, er schwärmte hier nicht von Seto. Das ging nämlich gar nicht. Warum?

Nun, Joey war nicht wirklich schwul. Er stand fast ohne irgendwelche Einschränkungen auf Frauen.

Frauen mit dunkelbraunen Haaren und eisigen blauen Augen.

Logisch, oder?
 

„Wheeler!“

„Mhh?“, aufgeschreckt sah er auf, direkt in genau die Augen, die eine Frau haben sollte. Dumm nur, das diese Augen keiner Frau gehörten.

„Du kannst tatsächlich mit offenen Augen schlafen, oder? Ich dachte das wäre nur eines dieser vielen, völlig unnützen, Gerüchte über dich. Die Stunde ist schon seit zehn Minuten vorbei.“

Außerdem brauchte die Frau, auf die er einmal stehen würde, genau diesen Anteil an Kälte in der Stimme. So würde ihm auch im Hochsommer nie zu heiss werden. Der perfekte Deal. Dumm nur, das diese Stimme keiner Frau gehörte.

„Ich habe nicht geschlafen. Lass mich in Ruhe, ich muss nachdenken.“

„Pass nur auf, dass du dich dabei nicht verletzt.“

Zudem musste diese weibliche Person, in die er sich einmal verlieben würde, eine gute Portion Sarkasmus und Ironie mit sich bringen. So wäre er immer gefordert, sich Konter zu überlegen und es würde niemals langweilig.

„Dumm, dass du keine Frau bist, Kaiba.“
 

.. die nach oben wandernde Augenbraue seines Gegenübers sagte ihm, das er das tatsächlich laut gesagt hatte.

Da half nur eines… obwohl, nein.. da gab es zwei Möglichkeiten.

Nummero One: Augen zu und einen auf Strauß machen. Alá, seh ich dich nicht, siehst du mich auch nicht.

Nummero Two: Beine unter die Arme und rennen.

Wie von selbst wanderte der Blick aus den braunen Augen zur Tür. Irgendwie klang die zweite Möglichkeit lebensrettender. Wieviele Fettnäpfchen konnte man an einem einzigen Tag eigentlich finden und geradewegs reinlatschen? Gab es da einen Weltrekord zu erreichen? Wenn ja, wäre er ganz weit vorne mit dabei. Ganz sicher.

Gut, jetzt also ganz unauffällig die Schulsachen zusammenräumen und sich nicht wundern, warum Kaiba immernoch nichts dazu gesagt hatte.
 

Oh, wie praktisch. Er hatte gar keine Sachen herausgeholt gehabt. Sehr angenehm, wenn man gleich um sein Leben rennen will. Jetzt noch der Griff, ganz unauffällig natürlich, zur Schultasche und dann einen auf Formel 1 Fahrer machen. Ganz einfach. Nur keine Panik. Zu seinem überschäumendem Glück lies er sich ja nie von Kaiba einschüchtern oder fand es bedenklich wenn dieser schwieg.

Ja… so ein Glück..
 

<Schnapp>

>Schnapp<
 

Gut, er hatte die Schultasche in der Hand, aber etwas lief trotzdem falsch.

Langsam wandte Joey den Kopf zur Seite und sah eine Hand mit langen, feingliedrigen Fingern auf seiner linken Schulter. Ach so. Nur Kaibas Hand. Na dann.

Das erklärte dann zumindest warum er nicht aufstehen konnte.
 

„Wheeler.“, seit wann klang sein Name eigentlich so furchteinflößend das sich die feinen Härchen in seinem Nacken aufstellten? „Du hast mich nicht gerade gedanklich mit einer Frau verglichen, oder?“

„….“

Den Kopf schüttelnd, lies der Brünette ihn wieder los und hob sich die Hand an die Stirn um sich die Schläfen zu massieren. Das könnte ein faszinierender Anblick sein, wenn da nicht dieser undefinierbare Ausdruck seinen Platz in den tiefblauen Augen gefunden hätte.

„Du bereitest mir wirklich Kopfschmerzen, Wheeler. Das muss eines deiner ganz unglaublich schlechten Talente sein.“

„Ich dachte nur, dass mein Bedürfnis dich zu schlagen, nachlassen würde wenn du eine Frau wärst.“, brummte Joey unwillig. Also wirklich mal. Unglaublich schlechte Talente. Dieser aufgeblasene Snob!
 

„Momentan könntest du damit sogar Erfolg haben. Vermutlich die einzige Chance deine Gewalttätigkeit an mir auszulassen, Wheeler.“, forderte ihn Kaiba mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen heraus. Leider erhellte dieses Lächeln sein Gesicht nicht, wie Joey mit einem Anflug von Traurigkeit bemerkte.

„Ich vergreife mich nicht an geschwächten Gegnern, Kaiba. Geh endlich heim.“.. und ruh dich aus. Aber den Anhang verkniff er sich lieber.
 

Abermals trafen sich ihre Blicke und ganz, ganz ehrlich.. wenn man in Augen ertrinken könnte, er würde es jetzt tun. Wenn es einen Gott gab, dann war dieser ziemlich ungerecht. Warum gab er einem Bürohengst wie Kaiba so ein unverschämt gutes Aussehen und ihm, der es nötiger gehabt hätte, nur so ein Durchschnittsgesicht?

Vielleicht hatte Kaiba ja in seinem früheren Leben Modell für den goldenen Schnitt gestanden? Das würde wirklich zu ihm passen.
 

„Morgen. Fünfzehn Uhr. Sieh zu das du pünktlich bist, Köter.“, sprachs und wandte sich ab um das Klassenzimmer zu verlassen.

Joeys Gehirn: Leerlauf

Verarbeitung dieser Meldung: 0 Prozent

Unwahrscheinlichkeit dieser Aufforderung: 100 Prozent
 

Die Tür fiel hinter Kaiba ins Schloss und wieder einmal befand sich Joey alleine im Klassenzimmer. Einmal Blinzeln. Zweimal Blinzeln.

Hatte Kaiba ihn gerade für Samstag zu sich eingeladen?

Hatte er?

HATTE ER?
 

Verdammt!
 

…Was sollte er anziehen?
 

~~~~

Schon wieder ich! *unter einer Decke hervorguckt*

Mir ist das Heizöl ausgegangen.. sehr schlau oder? Und der Typ kommt erst morgen um es aufzufüllen. .. ..

AHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH
 

Aber wie dem auch sei, danke für eure lieben Kommentare und besonderen Dank für eine Leserin die sich gemeldet hat, obwohl sie die ersten vier Kapitel schon kannte. Da geht mir das Herz über vor lauter Stolz. :D
 

Ich hoffe ihr hattet Spass.

Bis morgen ;)
 

Lg

Samt

Von Drachen und anderen lebensbedrohlichen Umständen

Joey Wheeler stand vor einem Haufen Problemen. Riesige Haufen.

Um genau zu sein, drei Stück.

Halbwegs verzweifelt drehte er sich herum um seinen besten Freund zu betrachten, wie dieser sichtlich gelangweilt auf seinem Bett lag und irgendeinen Manga las. Das hatte man davon, wenn man Yugi schon ein einziges Mal in seinem Leben um Hilfe bat. Die Welt retten? Kein Problem. Der beste in Duell Monsters sein? Pha, kaum der Rede wert. Aber ihm beim aussuchen der richtigen Kleidungsstücke behilflich sein?

Fehlanzeige.

Absolute Fehlanzeige.
 

„Yuuuuuugi.“

„Joey, ich habe dir vor einer halben Stunde gesagt was du anziehen sollst. Außerdem verstehe ich nicht wie du daraus nur so ein Drama machen kannst. Du siehst Kaiba fast jeden Tag in deinem Leben. Warum plötzlich dieser Aufstand?“

„Du hast mir gesagt ich soll eine hellblaue Lederhose anziehen. Zusammen mit einem weinroten Seidenhemd. Soll ich mir dazu noch SCHWUL auf die Stirn tätowieren lassen?“, meckerte er und hob die beiden angesprochenen Stücke mit spitzen Fingern auf. Natürlich lagen diese auf dem dritten Stapel. Dem ‚Das werde ich garantiert nicht anziehen’-Stapel. „Ich habe diese Hose außerdem geschenkt bekommen. Nur zu deiner Information.“
 

Der deutlich kleinere hob den Kopf um ihn zu mustern. Ihn und seine drei Stapel, oder besser gesagt, seine drei Problemhaufen. Dann seufzte Yugi tief auf. Joey hatte gar nicht gewusst das der kleine das auch konnte. Dabei konnte den doch sonst auch kein Wässerchen trüben. Was auch der einzige Grund war, warum sich dieser momentan auf seinem Bett herumlümmelte. Yugi war, aus seinem gesamten Freundeskreis, der einzige auf dessen Verschwiegenheit man bauen konnte.
 

„Dann nimm eine blaue Jeans, ein schwarzes Hemd und fertig. Außerdem hast du noch nicht geantwortet warum dir das diesmal so wichtig ist.“

Hm, diese Kombination wäre zwar ziemlich langweilig aber dafür Idiotensicher. Dazu vielleicht noch sein schwarzes Nietenhalsband? Ja, das würde sicher schick aussehen. Wobei… Halsband? Schnell schüttelte er den Kopf. Das würde Kaiba nur wieder auf komische Gedanken bringen.

„Yugi, im Leben eines jeden Mannes kommt einmal die Zeit wo man eben selbigen stehen muss. Und das ist heute!“, erklärte er seinem besten Freund mit großväterlichem Verständnis in der Stimme. Klar dass der Knirps das noch nicht wissen konnte. Aber wozu hatte man denn Freunde wie ihn?

„Du musst deinen Mann bei Kaiba stehen?“, echote Yugi und Joey konnte nicht verhindern rot anzulaufen.

„Wieso hört sich das aus deinem Mund so zweideutig an?!“

„Weil es zweideutig ist. Warum wurdest du überhaupt zu Kaiba bestellt? Schuldest du ihm Geld? Einen Gefallen? Dein Leben?“

„Haha. Selten so gelacht. Nein, ich werde ihm heute mal gehörig die Fresse polieren.“

„Und dafür stehst du drei Stunden vor deinem Kleiderschrank?“
 

„WUUUAAHHHH!! Schon so spät? Ich muss mich beeilen!“, schrie Joey auf, packte wahllos irgendwelche Klamotten und stürzte ins Bad. Zurück lies er einen Kopfschüttelnden Yugi, der sich zu fragen begann warum er eigentlich hergekommen war, wenn Joey dann doch das erstbeste anzog was ihm in die Hände fiel? Wirklich, in letzter Zeit erkannte er seinen Freund kaum wieder. Zuerst blies dieser zwei Wochen Trübsal, legte sich danach bei der ersten sich bietenden Gelegenheit wieder mit Kaiba an und verhielt sich nun wie ein aufgescheuchtes Schulmädchen vor dem ersten Date. Sehr verdächtig.
 

Ohne sich die Seite des Mangas zu merken, stand Yugi auf und folgte Joey, bis zur Tür zu dessen Bad. Dort lehnte er sich dagegen und beschloss der Sache auf den Grund zu gehen.

„Wo trefft ihr euch eigentlich?“, wollte er wissen und verdrehte die Augen als er die gemurmelten Flüche durch die Tür hindurch vernahm. Das hatte er sich entweder bei Kaiba abgeschaut oder Yami färbte langsam aber sicher ab.

„Fuck! Ich habe keine Ahnung. Er hat nur gesagt um drei Uhr bei ihm.“

„Das klingt nach der Villa.“, mutmaßte Yugi und speicherte nebenbei ab das Kaiba Joey anscheinend tatsächlich von selbst eingeladen hatte.
 

Ohne Vorwarnung wurde die Tür aufgerissen und fast hätte es Yugi, der ja noch daran gelehnt hatte, umgehauen. Wenigstens hatte Joey schnelle Reflexe.

„Du musst ihn anrufen!“

„Bitte?! Warum sollte ich Kaiba anrufen? Er hat dich eingeladen.“

„Du bist doch mein bester Freund Yugi… oder etwa nicht?“

„Ich werde da nicht anrufen.. unter keinen Umständen..“
 

Zehn Minuten später hatte Joey es wirklich nicht leicht. Zum einen musste er seine überhöhte Herzfrequenz unter Kontrolle bringen, zu Yugi schielen wie dieser auf seinem Handy herumhämmerte und zum anderen versuchte er sein Haar mit etwas Gel zu bändigen.

Beides ging irgendwie schief.

Aber immerhin hatte sein Hundeblick funktioniert. Hähä. Yugi war so berechenbar.

Während er sich selbst noch über alle Maßen lobte wäre ihm beinahe die Bürste aus der Hand gefallen als das, durch die Freisprechanlage, verstärkte Tuten des Handys erklang.
 

„Kaiba Corporation, Miss Soki am Apparat. Was kann ich für Sie tun?“, damit erledigte sich zumindest Joeys Frage wie ausgerechnet Yugi an Kaibas Telefonnummer kam.

„Yugi Muto mein Name. Guten Tag. Ich möchte mit Herrn Kaiba sprechen.“

„Tut mir leid, Mister Muto. Mister Kaiba ist heute nicht in der Firma anzutreffen. Soll ich ihm eine Nachricht zukommen lassen?“, erkundigte sich die überfreundliche, überweibliche Stimme. Joey konnte sie jetzt schon nicht leiden.

„Nein danke. Ich versuche es am Montag noch mal. Auf Wiederhören.“

„Wie Sie wünschen. Auf Wiederhören.“
 

„Das bedeutet er ist in seiner Villa.“, schloss Joey und betrachtete sich ein letztes Mal im Spiegel. Er war nun doch komplett in Schwarz gekleidet. Schwarze Jeans und ein schwarzes T-Shirt mit zwei roten Flügeln auf den Schulterblättern. Dazu würde das Halsband wirklich verdammt gut passen. Sollte er doch?

„Ja, kein Problem Joey. Ich habe doch sooo gerne für dich da angerufen. Kein Grund sich so überschäumend zu bedanken.“
 

~~~
 

Er winkte dem altersschwachen Toyota noch eine Weile nach, indem ihn sein Vater nach fünfzehn Minuten des bettelns hergefahren hatte, bevor er sich dem monströsen Eingangstor der Villa zuwandte. Wäre er zum ersten Mal hier, wäre er womöglich beeindruckt. Aber so? Pft, kein bisschen. Wer wäre von so etwas schon beeindruckt? Von schwarzen Gitterstäben die in der Mitte das Abbild des berühmten weissen Drachens mit Eiskaltem Blick zeigten? Eben.
 

Zielstrebig drückte er auf den Klingelknopf und wartete darauf das dieses, kein bisschen eindrucksvolle, Tor endlich aufschwang. Stattdessen fragte ihn eine männliche Stimme was er hier wollte. Ähm?

Alsbald fiel sein Blick auf die Gegensprechanlage. Ach so, das erklärte dann wohl einiges. Mit zwei Schritten war er nahe genug dran um wohl auch verstanden zu werden.

„Ich wurde eingeladen. Mein Name ist Joey Wheeler.“

„Sind sie zufällig mit einem Joseph Jay Wheeler verwandt?“, fragte der Mann und Joey runzelte die Stirn. Er hatte sofort erkannt das diese Stimme nicht Kaiba gehörte, aber was sollte diese dumme Fragerei?

„Das bin ich auch. Joey ist mein Spitzname.“

„Sie sind zu spät, Mister Wheeler.“

„Zwei Minuten. Das kann selbst Kaiba nicht als unpünktlich empfinden!“, begehrte er auf und zog eine Schnute. Ihm Unpünktlichkeit vorzuwerfen! Wegen zwei Minuten. ZWEI. Das grenzte ja schon fast an Gotteslästerung.

„Ich werde eben bei Master Kaiba nachfragen.“

„Bitte, tun Sie sich keinen Zwang an. Sicherlich wird er hoch erfreut sein wenn er wegen Ihnen noch länger auf mich verzichten muss.“

„…“
 

Als das Tor sich leise quietschend aufschwang grinste Joey breit von einem Ohr zum anderen. Das war mal ein zielsicherer Schuss ins Blaue hinein gewesen. Wie hiess dieser Typ doch gleich, der dem anderen Typen einen Apfel vom Kopf geschossen hatte? Mit verbundenen Augen, Armen, Ohren und Beinen?

Ach ja richtig!

Joey Wheeler!

HrHr
 

Während er den Kiesweg zum Haus entlang marschierte fragte er sich, nicht zum ersten Mal, warum Seto ihn so plötzlich eingeladen hatte? Wobei das Wort Einladung in diesem Fall sehr großzügige Verwendung fand. Es wäre deutlich angebrachter sich zu fragen warum er herbefohlen worden war. Und warum er diesem Befehl auch so brav Folge leistet.

Nein, das war mal wieder Quatsch.

Joey wusste recht gut warum er sprang wenn Kaiba pfiff.

Was er allerdings nicht wusste war, warum er sich nicht zwischen Vor und Nachnamen entscheiden konnte.

….Und warum er das Nietenhalsband doch trug.
 

An der Tür wurde er von einem älteren Herren in Empfang genommen, der ihn ohne viele Worte, dafür aber mit vielen bösen Blicken, durch das Haus führte. Vorbei an Gemälden von kleinen Drachen, grossen Drachen, jungen Drachen, alten Drachen, weisse Drachen, hellweiße Drachen, dunkelweiße Drachen und hatte er Drachen schon erwähnt? Und waren hellweiß und dunkelweiß überhaupt Farben?

Na schön, er hatte übertrieben. Genau genommen waren es nur drei Bilder von Drachen gewesen. Sehr schöne Bilder um genau zu sein. Sie erinnerten nicht an die Spielkarten, sondern an die tatsächlichen Fabelwesen.
 

Irgendwann hielten sie endlich vor einer Tür und sein miesepetriger Führer verabschiedete sich mit einer angedeuteten Verbeugung.

Da stand er nun also. In Kaibas Villa. Vor Kaibas Tür. Eine sehr schöne Tür. Sie war aus Holz. Aber was für ein Holz das war! Und diese Faserung war.. war.. stinklangweilig.

Scheisse.

Ok, jetzt nur nicht durchdrehen. Hinter dieser Tür wartete ja schließlich nur Seto Kaiba. Sein ekelhaft intelligenter Rivale und verdammt gut aussehender, scheiss reicher Jungunternehmer.
 

Klopfen oder nicht Klopfen, das war hier die Frage.

Gab es zuerst das Ei oder das Huhn?

War er Joey Wheeler oder ein Hund?

Ganz eindeutig nicht klopfen.
 

Etwas zaghafter als gewollt, öffnete er diese unglaublich wunderschöne und gigantisch spannende Tür und schob sich durch den entstandenen Spalt.

Aha. Das Arbeitszimmer. Oder besser gesagt, der Saal mit Schreibtisch. War alles an Kaiba so groß?

Oh.. falsche Wortwahl. Ganz, ganz falsche Wortwahl. Joey musste trocken schlucken als ganz und gar ungebetene Bilder vor seinen Augen auftauchten.
 

„Du bist zu spät.“

Wie einfallsreich, Kaiba. Joey verdrehte die Augen und tapste zögernd einige Schritte auf den Schreibtisch zu, hinter dem Kaiba ganz ohne jeden Zweifel saß. Halb verdeckt durch einen übergroßen Bildschirm, aber der hervorschauende Haarschopf lies auf den jungen Firmenchef schließen.

„Das hat mir dein Museumsreifer Butler auch schon mitgeteilt, danke.“, murmelte er und ließ sich ohne Einladung auf einen der beiden Besucherstühle nieder. Von dieser Position konnte er Seto sogar richtig sehen. Nun, zumindest dessen Oberkörper. Und zugegebenermaßen, das dunkelblaue Hemd passte hervorragend zu Setos Haar und Augenfarbe. Wenn man also von dem ‚ich bin ein hässlicher weisser Mantel und nur Kaiba ist Ausdrucksstark genug mich zu tragen und trotzdem ganz passabel auszusehen’ - Ungetüm absah, schien sein Lieblingsfeind also doch über Modegeschmack zu verfügen.

Natürlich nicht über soviel wie er selbst.
 

Eben jener Lieblingsfeind lehnte sich gerade in seinem Stuhl zurück und schenkte ihm den ersten Blick. Ungewöhnlicherweise schien ihn dieser genauso intensiv zu mustern, wie es umgekehrt der Fall gewesen war. Was jedoch auch an dem Halsband liegen könnte.

„Er hätte dich, genau genommen, gar nicht mehr hereinlassen dürfen.“, merkte Seto nach einer Weile an und Joey konnte das breite Grinsen nicht verhindern.

„Ich kann in meiner Wortwahl recht einfallsreich sein.“, gab er sich bescheiden und unterdrückte den Drang Seto die Zunge rauszustrecken und ihn wegen seiner durch und durch überbezahlten Angestellten auszulachen.

„Ich bin überrascht.“

„Warum klingst du dann nicht so?“

„Vielleicht habe ich gelogen?“, antworte der Brünette mit gelangweiltem Unterton und drehte seinen Bildschirm mit einer Bewegung zu ihm um. Nach einigen Knopfdrücken auf der Tastatur bekam Joey sich selbst zu sehen. Wie er vor dem Tor stand und seine kleine Rede losließ. Verdammt sah er heute heiss aus!
 

„Öhm… gut du hast mich herbefohlen und nicht eingeladen, aber so falsch kann ich nicht gelegen haben, oder?“, versuchte Joey seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen und erntete dafür nur ein abfälliges Schnauben.

„Als ob du auch nur einem Befehl von mir Folge leisten würdest, Wheeler.“

„Naja, immerhin sitze ich nun hier. Aber ich habe es für mich selbst auch mehr als eine Einladung deklariert.“

„Weißt du überhaupt was deklariert bedeutet?“

„Kaiba, lenkst du gerade vom Thema ab?“
 

Setos Gesichtsausdruck verriet nichts und Joey konnte nicht behaupten das ihm das gefiel. Normalerweise war der größere für ihn kein hundertprozentiges Rätsel. Ein bisschen was konnte er eigentlich immer erahnen. Aber nun? Nada. Weisse Wand ohne Anhaltspunkt.

„Hast du eine Idee warum ich dich herbestellt habe?“, fragte eben jene weisse Wand mit, nach Joeys Geschmack, viel zu neutraler Stimme. Skeptisch schüttelte der Blonde den Kopf und pustete sich einige der Strähnchen aus dem Gesicht.

„Nope.“

„Das habe ich mir gedacht.“, murmelte Kaiba und holte einige Zettel aus seinem Schreibtisch, welche er zu ihm herüber schob. „Lies.“

Stirnrunzelnd griff Joey nach den Blättern und begann zu lesen. Die Stille die dabei zwischen ihnen entstand war ihm nicht unangenehm und er vermutete Seto ging es nicht anders denn der Brünette hatte seine Augen geschlossen und sich wieder entspannt zurück gelehnt. Die langen Beine unter dem Schreibtisch ausgestreckt und die Arme vor der Brust verkreuzt. Was eben entspannend für jemanden war, der das Wort Entspannung nur aus dem Lösungswort des Glücksrads kannte.
 

Von Zeile zu Zeile huschten Joeys Augen schneller über das Papier vor ihm und ungläubig weiteten sich seine Pupillen. Ja sogar sein Atem ging schneller und er war insgeheim dankbar das nun kein Arzt aus der nächsten Tür stürmen würde um ihm den Blutdruck zu messen. Momentan würde er dafür bestimmt ins nächste Krankenhaus eingeliefert werden.

„Du wirst bedroht.. wegen mir?!“, keuchte er schließlich und fügte nach einigem Überlegen dann doch den Satz an den er sich eigentlich erstmal aufsparen wollte. Den einen Satz der ihm an diesem Schreiben wirklich Angst gemacht hatte. „Und ich auch?! WHAT THE FUCK!!“

„Das hat man davon wenn man sich um frei herumstreunende Köter kümmert. Ich hätte es besser wissen sollen.“, kam der äußerst hilfreiche Kommentar von Kaiba.

„Wieso verdammt noch mal sitzt du da so verdammt scheiss entspannt in deinem scheiss überdimensionalen Stuhl und gibst mir den verfluchten Kack zu lesen!?“, fauchte Joey und sprang auf um vor Kaibas Schreibtisch auf und ab zu laufen.
 

Abregen. Er musste sich abregen. Verdammt. Verdammt.
 

„Einmal von deiner überaus kreativen Wortwahl abgesehen,“ antworte ihm Kaiba gedehnt und Joey blieb stehen um den CEO verwirrt anzusehen. Wie konnte der so ruhig bleiben? „Wie oft warst du schon in Lebensgefahr, Wheeler?“

Hm.. mal überlegen.

Seine Seele wurde schon in Spielkarten gesaugt. Er war im Schattenreich ein paar Mal drauf und dran über den Jordan zu springen. Er hatte Kaiba schon ein paar Mal soweit gebracht das der seine Augen geschlossen und offensichtlich bis eintausend gezählt hatte – was einem Vulkanausbruch schon recht nahe kam, er hatte ungefähr zwei bis dreimal die Welt gerettet.. hm, hatte er noch etwas vergessen?

„Nicht häufig genug um mich mit geschlossenen Augen in einen Stuhl zu setzen und die Arme zu verschränken!“

Diesmal traf ihn der Blick aus den eisblauen Augen irgendwie unerwartet. Nicht unbedingt weil er unvorbereitet darauf war, sondern weil etwas daran anders war als sonst. Weniger Kälte, Zorn, Wut, Sarkasmus, Ironie, Selbstgefälligkeit, Arroganz.. sollte er noch weiter fortfahren?
 

Was.. war.. DAS.. für .. ein.. Blick?
 

„Du hast nur die erste Seite gelesen, oder Joey?“
 

Joey?! Andere warteten ein Leben lang darauf drei ganz bestimmte Wörter zu hören. Er hatte gedacht er müsste ein, genauer gesagt sein, Leben lang auf diese vier Buchstaben warten. Oder halluzinierte er vielleicht gerade? Ein Traum?

Ja genau.

Er lag sicher noch zuhause im Bett und träumte von Seto wie dieser seinen Namen aussprach. Die einzige logische Antwort auf dieses Phänomen. Ach was Phänomen.

Weltwunder!

Das achte um genau zu sein!

Es hatte davor doch nur sieben gegeben, oder?
 

„Joey?“
 

Da! Schon wieder!

Das war nun wirklich das Garantiesiegel für seinen Traum, denn mal ehrlich. Seto Kaiba würde sich doch lieber die Zunge abbeißen als ihn so anzusprechen. Wheeler, Köter, Flohschleuder, Streuner, drittklassiger Duellant und vielleicht noch Freak. Ja, das waren die Namen mit denen Kaiba ihn bedachte. Und sein Name, Joey, war kein Bestandteil davon. Ganz sicher nicht. Immerhin musste man seinen Feind kennen und erkennen. Und er würde Kaiba weder das eine noch das andere wenn dieser jetzt so an seinem Weltbild rumrütteln würde.
 

„Wheeler!“

„Ähmm.. ja?“, etwas verwirrt und mit getrübten Augen starrte Joey auf die Erscheinung die sich da vor ihm aufgebaut hatte und ihn nun musterte.

„Ich frage mich ob ich wissen will, woran du gerade gedacht hast.“, brummte Seto und deutete dann auf die Blätter in Joeys Händen. „Lies den Rest auch. Dann hast du vielleicht auch einen Grund meinen Teppich mit deinen billigen Schuhen abzunutzen.“

Fast wäre Joey ein ganzer Mount Everest vom Herzen gefallen. Mit diesem Kaiba wusste er schon viel besser umzugehen als mit einem der .. der.. ja der so was?

Der so anders war eben.

Und wenn es nur im Traum war!

„Jaja, schon klar Kaiba. Ich lese ja schon.“, gab er seine Zustimmung und blätterte weiter, nur um sich gleich danach zu fragen warum dort in grossen Buchstaben Vertrag auf der nächsten Seite stand
 

~~~
 

So.. ab jetzt heisst es länger warten für euch. *Arme verschränk*

Ich will den roten Balken glühen sehen. ^^
 

Aber keine Sorge, das nächste Kappi ist schon so gut wie fertig. ... Fast ...
 

Naja, Themenwechsel!
 

Danke fürs Lesen *anhops und knuddel*

LG

Samt

Ähm... was?!

Irritiert huschten die braunen Augen von Zeile zu Zeile, während der Tumult in seinem Inneren immer weiter zunahm. Was er hier zu lesen bekam.. also das war ja wohl die Höhe! Seine Zähne unwillig zusammenbeißend, war Joey sich sicher das der andere das Knirschen hören müsste, so laut war es in seinen eigenen Ohren. Doch schließlich senkte er das eben gelesene Blatt Papier und stierte Seto zwischen Unglauben und Wut hin und her schwankend an. „Das ist jetzt doch wohl hoffentlich ein übler Scherz?“, wollte er wissen und hob den Vertrag ein Stück weit hoch, damit der Oberarsch auch sehen konnte, was er meinte.

„Ich beliebe nicht zu scherzen wenn es um Verträge geht, Wheeler.“, kam die kaum noch unerwartete Antwort dazu. Was Joey nur dazu veranlasste ungläubig zu schnaufen.
 

„Sag mal, geht’s noch?!“, platzte er dann aber doch und war in wenigen Schritten bei Kaiba angekommen, der da trotz all dieser Dinge, noch so entspannt an seinem Schreibtisch lehnte. Ohne weiter zu warten, griff der Blonde Chaot nach dem Hemd und ballte den Stoff in seiner Hand zur Faust. Wenn Seto von dieser Aktion überrascht war, dann sah man das höchstens am minimalen weiten seiner Pupillen. Doch abgesehen davon blieb eine Reaktion vollkommen aus. „Du möchtest das ich etwas unterschreibe in dem steht das ich keine Kommentare zu…“, hier schnappte Joey kurz nach Luft und warf noch mal einen Blick auf den Vertrag. „.. zu ‚etwaigen, zufälligen Zusammentreffen die nicht einmal im Konsens vom Vertragspartner -Seto Kaiba - stattfanden’ zu sagen? Gegenüber der Presse?“

Der etwas ältere schnaubte leise, bevor sich ein kühles Lächeln auf seine Lippen schlich. Offensichtlich war es diesem Kühlschrank herzlich gleichgültig das Joey ihn so in der Hand hatte. War das denn zu glauben?!
 

Am liebsten hätte er.. GROAR!

Dieser verfluchte, verdammte, eingebildete, überentwickelte Fatzke! Verdammter Kaiba mit seinen verdammten Augen!

„Soll ich dir den Satz in kleinen Häppchen vorkauen, so das selbst so jemand wie du ihn versteht?“ Und es sollte nur ja keiner glauben das es Joey auch nur in irgendeiner Form aus dem Gleichgewicht brachte, diese unglaubliche Stimme so aus der Nähe zu hören. Es lenkte ihn auch kein Stück weit davon ab, dass er eigentlich gerade vor Wut im Dreieck sprang und Kaiba erwürgen wolle! Nope.. absolut nicht.

Das wäre ja auch noch schöner!

Genauso wenig fiel ihm natürlich so von Angesicht zu Angesicht, fast schon Nasenspitze an Nasenspitze heraus auf, dass Kaibas Augen nicht nur von einem unglaublichen Blau waren, sondern das sie auch noch ein klein wenig Amüsement beinhalteten!
 

„Was glaubst du Arschloch eigentlich, wer du bist?!“, fauchte Joey und fuhr auch schon fort, noch bevor Seto auch nur den Mund aufmachen konnte. „Halt! Nein, das will ich gar nicht beantwortet haben! Aber wie kannst du auch nur DENKEN das ich irgendetwas über die an die Presse weitergeben würde? Und warum genau sollten die überhaupt zu mir kommen?“ Das war es was Joey an der ganzen Geschichte am meisten störte. Als ob er ihre Freundsc.. ihre Streitigkeiten wirklich an die Öffentlichkeit bringen würde! In seinem inneren brodelte inzwischen ein ganzer Vulkan.

Ganz abgesehen davon das Seto, dieser egoistische Bastard auch noch behauptete ihre Zusammentreffen würden ohne dessen Zustimmung stattfinden! Als ob er diesen Satz wirklich nicht verstanden hätte. Das … schmerzte irgendwie.

Schwer atmend ließ er den Kopf ein Stück weit sinken und betrachtete seine eigene Hand, die sich immer noch im dunkelblauen Stoff von Kaibas Hemd verkrallt hatte. Dachte Seto wirklich so? So sehr störten diesen ihre verbalen Duelle?
 

Ein genervter Laut von weiter oben – warum genau war der Geldsack eigentlich auch noch größer als er? – ließ ihn dann doch wieder aufsehen.

„Ich verstehe natürlich dass jemand mit dem Geldvolumen einer Kirchenmaus nicht nachvollziehen kann warum solcherlei Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden müssen, aber deiner Reaktion nach, verhältst du dich ja geradezu so, als hätte ich vor dich als Laboraffen an ein Institut zu verkaufen.“ Dafür das Seto ihn eindeutig missbilligend musterte, waren die Worte erstaunlich ruhig ausgesprochen worden. Es würde Joey nicht wundern, wenn Kaiba das ganze Gespräch nicht bereits im Vorfeld genau vorherbestimmt hatte.

Der Penner!
 

Abermals verkrampften sich seine Finger um das Stück Stoff und er stieß heftig Luft durch seine Nase aus. „Spar dir deine Beleidigungen! Das ich diesen Vertrag unterschreibe kannst du knicken.“ Stur erwiderte er den Blick mit dem er bedacht wurde und ertappte sich selbst dabei wie er so etwas ähnliches wie ein Knurren von sich gab.
 

Findige, seltsamerweise warme Finger, machten sich daran seine zur Faust geballten Hand zu lösen und schafften es kurz darauf auch. „Wheeler..“, ohoh – da war sie wieder, die eisige Tonlage. Genau die eine die es fertig brache, dass sich ihm seine Nackenhaare aufstellten und ihm ein angen.. unangenehmer Schauer über die Wirbelsäule hinab rann.

„Man hat mich gesehen, als ich bei dir im Krankenhaus war. Zu einer Zeit in der ich im Grunde deutlich dringendere Probleme hatte als mich um einen verlausten Köter zu kümmern, der offensichtlich auch noch zu dämlich zum Treppensteigen ist. Das lässt die Imagination der Reporter Wellen schlagen, und ich habe keinesfalls vor, stillschweigend darauf zu warten das du mit deiner üblichen Tölpelhaftigkeit doch den Mund zu weit aufmachst.“

Seine vom Hemdsstoff befreite Hand, wurde umfasst und gegen Joeys Brustkorb gedrückt, während Seto sich weiter zu ihm herunterbeugte. Ihn mit einem scharfen Blick ins Visier nahm.

Shit.. wo kam denn nur all das schnelle Herzklopfen auf einmal her?
 

Fast unbemerkt trat Joey nicht nur den taktischen Rückzug an. Schritt für Schritt wich er vor Kaiba zurück.. Nur das diese neue Maßnahme ebenfalls nicht viel zu bringen schien, denn Seto folgte ihm. Joey weiterhin mit diesen unglaublichen, kühlen Augen fixierend und eben jener Zornesfalte die jener häufiger in seiner Gegenwart zeigte. Shit.. langsam war sich Joey sicher: Er saß ganz schön in der Tinte und schaufelte sich langsam aber sicher sein eigenes Grab, während Kaiba fleissig dabei war es zuzuschütten.

Den Mund öffnend, alleine schon um dieser ‚üblichen Tölpelhaftigkeit’ zu widersprechen, sollte er jedoch gar nicht dazu kommen auch nur ein Wort zu formulieren, denn Setos Worte schnitten dazwischen wie ein Messer die weiche Butter.

„Sie werden dich finden, Wheeler. Reporter sind wie Heuschreckenschwärme!“ Erschrocken riss Joey seine Augen auf, als Kaiba gegen seine Stirn schnippte. „Und da wir beide wissen wie unglaublich inkompetent du beim Lügen bist, ist die einzige Waffe die ich einem Idioten wie dir dafür in die Hand geben möchte, etwas auf das du dich berufen kannst. Du dämlicher Köter könntest dich darauf berufen nichts zu sagen, da ich dich sonst bis hin zu deinen Urenkeln verklagen würde. Geht das in deinen Schädel oder muss ich erst ein paar Bälle zum apportieren für dich werfen, damit dein Gehirn besser durchblutet wird?“
 

Sprachlos starrte der Blonde Junge die Erscheinung vor sich an.

Hatte er das jetzt richtig verstanden? Ernsthaft?

Dieser Vertrag war gar nicht aus reiner, willkürlicher Boshaftigkeit entstanden, sondern sollte ihn vor Reportern schützen?

„Du willst mich beschützen..“, hauchte er, mit großen vor Überraschung geweiteten Augen. Das war.. Das war ja wie Weihnachten und Ostern an einem Tag! Kami-sama musste es wohl doch irgendwie gut mit ihm gemeint haben. Nicht einmal Setos huffendes Geräusch und das verziehen der schönen Lippen – zu einem sarkastischem Lächeln – konnten ihn da noch dabei stören. Woah!
 

„Es wäre ja nicht das erste, noch wie ich befürchte das letzte Mal.“, man hörte der Stimme des Brünetten eindeutig an dass ihm diese Zustimmung nicht wirklich gefiel. Aber tatsächlich log Kaiba sehr selten und Joey könnte sich an kein einziges Mal erinnern, an dem er den CEO tatsächlich dabei erwischt hätte. „Auch wenn es mir nicht gefällt, aber nun wo ich schon mal einen Hund in meinem Besitz habe, werde ich ihn wohl kaum wieder auf die Straße setzen und dabei zusehen wie er verhungert.“

Hmm..

Das klang im Grundtenor ja schon alles irgendwie ziemlich negativ, richtig?

Aber wenn man wieder seine Fähigkeiten zur Übersetzung der Kaibaischen Worte und Gesten heranzog.. dann kam es einer Liebeserkl… halt! Nein!

Also dann kam es so etwas wie einer guten, männlichen Freundschaft schon recht nahe.

Den Kopf ein wenig zur Seite neigend, musterte er den größeren eine Weile still und erlaubte sich schließlich ein Lächeln.

„Ok, wo muss ich unterschreiben?“
 

Das schließlich – ohne eine äußere Reaktion von Kaiba dafür zu bekommen – erledigt habend, saßen sie sich ein weiteres Mal gegenüber und Joey konnte wieder einmal, aus der Nähe, beobachten wie sein Kumpel auf der Tastatur seines Laptops herumhackte. Was brachte jemanden eigentlich dazu genau das Tagein und Tagaus zu tun?

Geld? Davon besaß Kaiba doch wirklich schon genug.

Macht? Das gefiel dem Kerl mit Sicherheit, aber die Menschen würden sich doch auch weiterhin als Teppichersatz vor ihn werfen. Selbst wenn er mal weniger als 18 Stunden am Tag arbeitete.

Die Firma? Für was besaß man denn eigentlich hochbezahlte Geschäftsführer, wenn man dann doch alles selbst machte? Mokuba würde es ihm mit Sicherheit danken, wenn der mal ein wenig mehr Zeit mit seinem Bruder verbringen könnte.
 

„Woher wusstest du das eigentlich mit dem Krankenhaus?“

Oh, da war sie jetzt wohl doch gestellt. Die Frage auf die Joey wirklich brennend gern eine Antwort hätte. Und sogar Seto schien kurz davon überrascht zu sein, schließlich hielten seine Finger für wenige Sekunden inne mit dem tippen. Doch auch dieser magische Moment verging und alsbald war wieder das übliche Tastaturgeräusch zu hören.

„Kaiba, ich habe dich etwas gefragt!“ Und zurückrudern ging mal gar nicht. Schon dreimal nicht wenn man Joey Wheeler war und sich den Arsch gelangweilt auf einem Stuhl plattsaß während man eigentlich besseres zu bequatschen hätte!

„Ich bin nicht taub.“

Ja.. nun.. das war ja jetzt nun keine zufrieden stellende Anwort. Right? Genervt schnaubend die Beine überschlagend, hob Joey die Hand um an seinem Halsband herum zu zerren. Irgendwie schien er es aus Versehen ein wenig zu eng geschnallt zu haben. Kam mit Sicherheit von der Eile in der er aus dem Haus gestürzt war. Nochmal würde ihm das nicht passieren. Nicht für Seto Gefrierfach Kaiba.
 

„Im Grunde bräuchtest du dafür einen Anhänger.“

Überrascht zurück zu seinem Klassenkameraden blickend, sah er direkt in die durchdringenden Augen. „Hö?“

„Für das Halsband, Wheeler. Woher wollen die Tierfänger schließlich sonst wissen wo sie dich abzugeben haben, wenn du mal wieder ausbüchst?“ Noch ein bisschen mehr Gehässigkeit und Seto würde anfangen zu grinsen. Dessen war sich Joey mehr als sicher! Die Hand trotzdem nicht von dem schwarzen Nietenband nehmend, verdrehte er seine braunen Augen und beschloss diese neuerliche Gemeinheit einfach zu ignorieren. „Ich habe es wohl ein wenig zu fest gemacht.“, erklärte er und hob auch noch die andere Hand um den verflixen Verschluss aufzubekommen. Ein tiefes Seufzen war die Antwort darauf.

„Komm her.“
 

Perplex blinzelnd, stierte Joey diese Erscheinung vor sich an. Oder zumindest tat er das bis sich ein gesundes Misstrauen in seine Augen schlich. Ja, gesund! Das könnte er jedem nur empfehlen der mit diesem Roboter in Menschengestalt zu tun hatte. Misstrauen dessen Worten und Aktionen gegenüber war immer angebracht und nie falsch!

Warum sich dann also seine Beine von selbst in Bewegung setzten als er sich erhob, würde ihm für die Ewigkeit ein Rätsel bleiben.

Um den überdimensional großen Schreibtisch herumgehend, blieb er neben dem sitzenden stehend und runzelte die Stirn. „Und nu?“, verlangte er zu erfahren, sich nebenbei schon gar nicht mehr wirklich über sein dämliches Herz wundernd. Sollte es eben in Überschallgeschwindigkeit klopfen wenn es meinte! Ihm doch egal!

„Dreh dich um.“, kam der nächste Befehl und Joey kaute – in eigener Verteidigung! – immerhin für ein paar Sekunden unentschlossen auf seiner Unterlippe herum, bevor er tatsächlich tat was von ihm verlangt worden war.
 

Als er hinter sich Bewegungen wahrnahm und das typische Rascheln von Kleidungsstücken hörte, das immer einherging wenn man sich bewegte, erstarrte er zu einer kleinen Salzsäule. Innerlich wie äußerlich.

Und als sich die langen, feingliedrigen Finger dann leicht in sein Haar schoben, um ihn dazu zu bringen den Kopf zu neigen, fragte Joey sich, wann er Seto überhaupt schon mal so nahe gewesen war. Ohne zu schreien und sich zu prügeln? Vermutlich noch nie. Und so fühlte er sich seltsam ausgeliefert als die Finger der anderen immer mal wieder auf die Haut an seinem Nacken trafen, während sie mit dem Verschluss des Halsbandes hantierten. Es war.. merkwürdig?

Nein, das Wort dürfte hierfür nicht wirklich ausreichen. Vielleicht war ungewohnt das bessere. Schließlich fühlten sich diese federleichten Berührungen nicht wirklich schlecht an. Im Grunde sogar das Gegenteil, aber um sich das komplett einzugestehen, war der Blonde Chaot gerade viel zu abgelenkt. Warum verhielt sich Kaiba eigentlich gerade so.. ja, man mochte fast schon sagen.. menschlich?
 

Als sich das Halsband dann tatsächlich lockerte, entspannte sich auch Joeys Körperhaltung ein wenig und er seufzte leise. „Bin ich jetzt eigentlich wirklich in Gefahr?“, seine Stimme war belegt, was er durch ein kleines Räuspern zu überspielen versuchte, während die fremden Finger damit beschäftigt waren den Verschluss wieder ordnungsgemäß zu verschließen.

„Das kommt darauf an wie viel davon wirklich an die Presse geht.“

Wow! Er hatte wirklich eine Antwort bekommen. Manchmal geschahen eben doch noch Zeichen und Wunder. Joey wertete das als einen weiteren Punkt für sich auf der ewigen Streittafel zwischen Seto und ihm. Damit stand es ja dann nur zehn Millionen zu 20 oder so.

Na, wenn das kein deprimierender Gedanke war?

„Und im schlimmsten Fall?“
 

Joey konnte spüren wie die Finger in ihrer Aufgabe innehielten, konnte fast schon hören wie der junge Mann hinter ihm nachdachte. Eine Antwort abwägte und vermutlich damit rang ob er tatsächlich auf diese Frage reagieren sollte.

„Im schlechtesten Fall könnten dir meine Gegner einen ähnlichen Rang wie Mokuba verpassen. Was dich zu einem bevorzugten Opfer für Entführungen und ähnlichem werden lassen könnte.“

„Oh..“
 

Joey schlucke hart und ließ seinen Kopf noch ein Stück weiter sinken. So etwas in der Art hatte er sich schon gedacht, schließlich besaß ein Seto Kaiba keine Freunde. Wenn nun aber er selbst als ein solcher in der Öffentlichkeit gehandhabt wurde..

Verdammt! Wollten diese Idioten denn nicht sehen das sie nur eine innige Feindschaft verband? Und man wollte seinen Rivalen ja schließlich behalten! Einen anderen Grund für Kaibas Anwesenheit im Krankenhaus konnte es doch da kaum geben. Könnten diese Zeitungsfritzen das nicht genauso abdrucken? Es würde Joey vermutlich einiges ersparen. Und Seto vermutlich auch..

Überrascht schnaufend, als er plötzlich an den Schultern gepackt und herumgewirbelt wurde, starrte er den anderen überrascht an. „Was?!“, fauchte er und seine braunen Augen blitzten vor Emotionen auf. Wie von selbst war er innerlich in eine Art Abwehrhaltung gegangen. Um sich selbst, aber auch um Seto nicht mit zu negativen Gedanken zu belasten.
 

„Habe ich dir nicht immer und immer wieder versucht, mitzuteilen das es nicht gut für dich enden würde, mir ständig hinterher zu laufen?“, kam es da mit der Eiseskälte es Polarmeeres geknurrt. Was jedoch nur dazu führte sich ein alter Bekannter Namens Trotz in Joey zu regen begann. „Scheinbar nicht einprägsam genug!“, giftete er also zurück und wollte die Arme vor der Brust verschränken, nur um zu bemerken das es nicht ging, weil der ältere ihn immer noch fest im Griff hatte. Verflucht!

„Dir wird nichts geschehen, Köter.“

Joey huffte und ging auf die wichtigste Aussage in diesem Satz ein: . „Ich bin nicht dein verdammter Hund, Kaiba!“

„Dann hör auch auf dich so zu benehmen!“, bekam er zielgenau an den Kopf geworfen. „Du kannst nicht einmal für zwei Wochen auf dich selbst aufpassen! Und das schlimme daran ist, das ich das bereits vorher gesehen hatte. Ich habe für diese Zeit einen Privatdetektiv auf dich angesetzt, so wurde ich auch informiert als du dich schließlich mit dieser Lüge ins Krankenhaus eingeschlichen hattest.“ Der Griff um Joeys Schultern festigte sich, wurde fast schon schmerzhaft. Und doch weigerte sich der Sturkopf auch nur einen lausigen Ton des Unbehagens von sich zu geben. Höchstens der Empörung! Einen Privatdetektiv! Auf ihn!

„Und anstatt in eines der von mir gesponserten Krankenhäuser zu gehen und die einzige politische wie geldliche Verbindung zu nutzen, die du besitzt, hast du dich lieber in ein anderes geschleppt, und dich dort eingeschlichen!“ Ohoh.. Hurricane Kaiba nahm ganz drastisch an Intensität zu. Und Joey Herzklopfen.

Warum musste dieser Penner aus der Nähe so eindrucksvoll wirken wenn er angepisst war? Und sollte er auf die Anschuldigungen reagieren?
 

„Wenn du dich schon, trotz allen Gegenwindes, wie jemand benehmen willst der Anteil an meinem Leben hat…“, Joey hielt den Atem bei diesen Worten an und seine Handflächen wurden schwitzig. „..dann hör damit auf dir nur die Teile davon herauszupicken mit denen du gerade umgehen kannst! Du wolltest meine Aufmerksamkeit? Nun, ich gratuliere, denn du besitzt sie!“

Holy Shit.. holy shit.. holy shit!

Warum war Seto von einer Sekunde auf die andere so nah an ihm dran? Und warum strahlte dieser Eisklotz so eine Hitze aus? Warum…

„Und nun wirst du lernresistente Töle wohl mit dem Ergebnis dieses Wunsches klarkommen müssen. Wenn mir danach ist, dich in ein Tierheim zu stecken, dann werde ich das in Zukunft auch tun und wenn mich – widererwarten – der Drang packen sollte, dich vor den Idioten dieser Welt abzusichern, einfach weil du so ein Chaosfindender Tölpel bist, dann wird auch das geschehen. Ich hoffe wir haben uns jetzt endgültig verstanden.“
 

…..

……….

„Ok Kaiba.“, Joey nickte, sich selbst damit überraschend. „Und jetzt wo das Vorspiel beendet ist, könntest du mich dann endlich küssen?“
 

~~~~

Man mag es nicht glauben, aber es gibt mich tatsächlich noch. Mal sehen wohin mich diese FF noch tragen wird.

Es tut mir leid wenn Seto diesmal nicht so rüberkommen sollte, wie vorher. Aber es war einge lange Pause. Ich hoffe dennoch ihm genüge getan zu haben.
 

Liebe Grüße

Mamba

WROOOM!

Stille

Schweigen

Ruhe
 

Joey würden bestimmt noch andere Worte einfallen, welche dann doch alle für das Gleiche gestanden hätten was gerade passierte. Nämlich absolut nichts. Gar nichts. Der Griff um seine Schultern verfestigte sich zwar und wurde damit genauso steif und unbeweglich wie Joey selbst, aber sonst? Nada. Niente. Vermutlich könnte er nicht einmal seinen oder gar Setos Atem hören, wenn sein Herz nicht gar so laut geschlagen und somit in seinen Ohren gedröhnt hätte.

Oh mein Gott!

Hatte er damit sein eigenes Todesurteil unterschrieben? Sah ihn Seto deshalb so lange mit diesem durchdringenden Blick an? Weil er überlegte wie er Joey am besten unter die Erde bringen konnte? War es das?!

Gerade als er den Mund öffnen wollte um das lauteste Hilferufen seit dem Untergang der Titanic von sich zu geben, kam erste Regung in seinen Gegenüber. Jener schloss seine wunderbaren eisblauen Augen kurz und atmete tief ein und aus, bevor er sie wieder öffnete.

"Darauf bist du also aus?" - Oje, konnte es sein das Seto das alles in den völlig falschen Hals bekam? Joey spürte direkt wie ihm das Herz bis zum Hals schlug! Er wollte etwas sagen! Etwas erwidern! Und trotzdem bekam er keinen einzigen Ton aus seinem seltsam trockenem Mund heraus. Das durfte doch alles gar nicht wahr sein!

"Ich gebe zu, dass meine Gedanken immer nur kurzzeitig bei diesem Szenario verweilten bevor ich es als unrealistisch abgestempelt und beiseite gelegt habe."

Abgesehen... also abgesehen von der Seltsamkeit dieser Situation bekam man hier und jetzt also endlich den Beweis! Beweis wofür? Na dafür das Kaiba sogar in seinem Kopf eine Art überdimensionalen Aktenschrank besitzt! Oder wer sonst würde auf die Idee kommen seine Gedanken so zu beschreiben und am Ende auch noch zu archivieren? Eben. Aber jetzt galt es zu antworten! Mund, geh jetzt sofort auf und sag diesem viel zu nahe stehendem, unglaublich aussehendem jungen Mann wohin er sich diese abgestempelten Akten mal schieben kann! Also auf drei.

Eins

Zwei

Drei
 

DREI

DREIIIII!
 

Joey besaß nicht den Hauch einer Ahnung ob man ihm seinen inneren Kampf ansehen konnte. Ob ihm Seto ansehen konnte wie sehr er sich um ein paar winzige Wörter bemühte, aber bis auf ein leichtes Krächzen wollte nichts seinen Rachen verlassen. Herrgott nochmal! So lief das in den Filmen nie ab! Da bekamen die Stars aber die Liebeser... äh.. die Kussauforderu... also sie bekamen jedenfalls nichts in den falschen Hals!

Bei Kami, er hatte wirklich Seto aufgefordert ihn zu küssen, oder? Seto Kaiba, den reichsten Schnösel Japans und den furchtbarsten Klassenkameraden auf der ganzen Welt? Das lief so alles rein gar nicht mehr nach Plan.

Und vielleicht konnte Seto wirklich einiges von seinen Gedanken sehen, denn der Blick der auf ihm ruhte wurde sogar noch intensiver. Suchend. Forschend. Überlegend. Aber was mochte der Millionen - ach was Milliardenschwere Vorstand seiner Firma gerade denken? Und nicht nur der Blick besorgte Joey schwache Knie, nein auch der Griff an seiner Schulter wurde nicht geringer. Wo sollte das nur noch alles enden?
 

Jetzt begann sich ein klein wenig im Gesicht des anderen zu rühren! Die schöne, glatte Stirn wurde in Falten gelegt. In eine eigentlich. Und dann kamen die nächsten Worte auf Joey nieder geprasselt: "Gerade bin ich bereit dir zähneknirschend dieses..", es schien als würde der oberste Drache tatsächlich nach Worten suchen! Joey war baff. "Freundschaftsding zuzugestehen und dann kommst du direkt mit der nächsten Forderung ums Eck!" Im laufe des gesagten, nahm der Hurrican direkt wieder an Fahrt auf. Sah so aus als wäre Kaiba wieder in sicherem Gewässer gelandet. Nur ob das so gut für arme kleine Joeys war, die sich zu weit aufs offene Meer getraut hatten? Er musste schwer schlucken. Selbst jetzt, wenn Seto nur leise vor sich hinzischte übte jener eine fast schon ekelerregend faszinierende Anziehungskraft auf ihn aus. Und hat er da richtig gehört?

Seto akzeptierte ihre Freundschaft?

Wow!

Hm, wow?

.... Joey begann zu ahnen was der Spruch mit dem kleinen Finger und der ganzen Hand eigentlich wirklich bedeutete. Denn das war es was der Brünette doch meinte, oder?

Aber es ging nicht anders! Jetzt hatte Joey es ausgesprochen und jetzt wollte er es auch! Er wa ja schließlich ein Hase und kein Häschen.

Oder so ähnlich.
 

"Kaiba", doch noch bevor er a) einen innerlichen Freudentanz über ein erfolgreich ausgesprochenes Wort machen oder b) einen Satz formulieren konnte, fiel ihm der andere ins Wort. Zum ersten Mal. Ja, wirklich zum allerersten Mal ließ Kaiba ihn nicht aussprechen. Was Joey abermals dazu veranlasste jenen mit großen Augen anzugaffen.

"Eines sage ich dir Köter, dieses", abermals schien das passende Wort nicht sofort in Greifweite zu sein. "..dieses Ding wird endgültig nach meinen Regeln funktionieren! Da wirst selbst du mit deinen überdimensionalen, tapsigen Pfoten genau das tun was ich anordne und nichts anderes. Haben wir uns verstanden?"
 

Ähm, nein.

Wir haben gar nichts verstanden.

Welches Ding? Welche Regeln?

Und welche verdammten Pfoten?
 

Und dann wurden die Hände endlich von Joeys Schultern genommen, nur um sich sofort in die längeren blonden Haare zu verfangen und ehe er es sich versah, presste sich auch schon ein erstaunlich kühles Lippenpaar auf die seinen. Oh, bei Kami! Sein Hirn befand sich endgültig im Overdrive! Und als sich dieses verlockende Lippenpaar auch noch anfing zu bewegen wurde sein System völlig überhitzt.

Error

Ende Gelände

Systemausfall
 

So war alles was er schließlich tun konnte, sich in dieses neue Empfinden hineinfallen zu lassen und den Kuss erwidern. Und als ob er es nicht geahnt hätte, so war auch das eine Tätigkeit in welcher der Herr Firmenbesitzer zu wahren Glanzleistungen auflief. Besonders als Joey sich daran erinnerte das er nicht nur Lippen besaß. So wurde aus dem zuerst doch recht experimentellen Kuss recht schnell etwas hitziges aus Händen, Lippe, Körpern und Haut. Jawohl Haut. Seto ließ es tatsächlich zu, das Joey ihm das Hemd aus der Hose zog um ihn besser umarmen zu können. Um zu erkunden ob die Haut des anderen so kühl wie dessen Ruf war.

Sie war es nicht. Ganz und gar nicht.

Aber die Haare! Diese wunderbaren dunklen Haare bei denen nie auch nur ein Härchen falsch liegen durfte! Sie waren weich. So unglaublich weich und angenehm zwischen seinen erkundenden, neugierigen Fingern. Und Seto ließ es abermals zu. Er erlaubte Joey seinen Erkundungswahn auszutoben, dirigierte sie beide nur wie im Rausch zum Schreibtisch an welchen sie sich schließlich lehnten. Und küssten. Haare zerzausten, Hemden aus Hosen zogen, Bisse in Hälse verteilten und Haut erkundeten. Es war ein beiderseitiges Erkunden. Und es fühlte sich gut an!

Einmal damit angefangen, schienen sie beide sich weder für ein Ende, noch für ein wirkliches Vorrankommen entscheiden zu können.
 

Und so besaß Joey keinerlei Zeitgefühl mehr, als sich ihr energisches geknutsche schließlich verlangsamte und schlussendlich ganz abebbte. Wie spät es war? Woher sollte er das wissen? Sein Atem ging schnell und auch sich der flotter heben und senkende Brustkorb von Seto verriet diesen. Das hier war an ihnen beiden nicht unberührt vorbeigegangen. Am anderen vermutlich noch weniger als an ihm. Schließlich standen seine Haare häufiger mal wild vom Kopf ab und seine Klamotten saßen nicht immer ganz knitterfrei. Ganz anders so bei seinem Gegenüber. Es war ein so seltsam anmutendes Bild das ihm jener bot. So menschlich.

Sich räuspernd trat er einen Schritt vom Schreibtisch und damit von Seto zurück um diesen mit ein wenig Abstand zu betrachten. "Das war.."

"Unerwartet?" Setos Stimme war schon wieder ganz die alte. Kühl und ein bißchen sarkastisch. Joey hatte im Grunde nichts anderes erwartet. "Ich wollte sagen das es unglaublich war, du Miesepeter!" Er blitzte Kaiba herausfordernd an und fühlte sich auf Anhieb wieder viel wohler als in dieser doch etwas seltsamen Stimmung. Und um es noch seltsamer zu gestalten, verzog Seto gerade seine wunderschönen Lippen zu einem Lächeln.

Zu einem echten Lächeln!
 

"Zum ersten Mal in meinem Leben kann ich dir recht geben. Unglaublich trifft es recht gut."

ja... ABER!

"Dad!"

Gerade war er wie ein bekloppter die Treppen zu ihrer Wohnung hoch gestürmt und kaum in selbiger angekommen, stürmte er ins Wohnzimmer wo sein Vater Joseph mit verwirrtem Gesichtsausdruck seine Zeitung sinken ließ. Es roch kein bißchen nach Alkohol, woraus Joey schloss das heute einer der guten Tage war. Natürlich war sein Vater kein Alkoholiker! Also bitte.. Nicht wirklich. Es gab nur gute und schlechte Tage. Die schlechten waren, wenn sein Vater wieder einmal darüber verzweifelte von seiner Frau und Tochter verlassen worden zu sein. Das war dann meist selbstzerstörerisch und hin und wieder - selten - ging es in Anklagen über. Joey konnte damit leben, tat es inzwischen ja auch schon ein paar Jahre, aber er bemühte sich nicht die Ansichten anderer über sein Familienleben zu korrigeren. Es war in jüngeren Jahren einfacher gewesen es auf sein Zuhause zu schieben, wenn er wieder einmal grün und blau geschlagen in der Schule aufschlug. Leichter als zu erklären das er selbst über eine Aggressionspotential verfügt hatte, das ihn keinen Streit aus dem Weg gehen ließ. Oder ihn manchmal sogar suchte. Schmerz betäubte den Verlust manchmal. Doch das war auch schon eine Weile her und die Zeit heilte bekanntlich ja alle Wunden. Oder schloss sie zumindest. Aber das war ja jetzt im Grunde auch völlig egal!

"Ich habe eine Problem!", wobei es als ein Problem zu bezeichnen schon wirklich utopisch war. Man konnte das was vorher passiert war nicht einfach so in eine "Ein Problem-Schublade" stecken. Es ging hier schließlich um Kaiba. Und ihn. Und sie. Oh mein Gott! Gab es ein sie beide? Gemeinsam in einem Satz?

"Was ist denn passiert, Junge?"

"Kaiba!"
 

Sein Vater seufzte tief und verdrehte die Augen zur Decke bevor er wieder nach seiner Zeitung griff. "Natürlich. Was auch sonst?" Konnte es sein dass sein Erzeuger ihn nicht so richtig für voll nahm? Es war zum Haare raufen! Er platzte gleich vor.. vor... vor irgendwas eben und dieser Mann begann wieder seine Zeitung zu lesen?!

Dabei hatte er doch nur alle paar Tage mal über den reichen Schnösel geschimpft, oder?

Naja gut, hin und wieder waren es Triaden geworden über die Ungerechtigkeiten dieser Welt und das seine Schule ihnen Geld zurück zahlen sollte als eine Art Gefahrenzulage weil ständig akute Erfrierungsgefahr in ihren Gängen drohte! Aber da war doch wohl nichts dabei! Und vielleicht war er die zwei Wochen als Kaiba weg war auch ein wenig Amok gelaufen und war selbst zuhause unausstehlich gewesen und .. aber das war doch jetzt wohl egal!

"Ich war heute bei ihm."

Die Zeitung wurde umgeblättert und Joseph warf ihm nicht einmal einen Blick darüber zu. "Ich weiß. Ich habe dich schließlich vor dieser Nobelbude abgesetzt." Ach ja, da war ja was gewesen! Hatte ihn einige Minuten seines besten Hundeblicks (.....) gekostet um ihn dazu zu bringen. Samstag war der heilige, freie Tage seines Vaters, da war es schwer ihn für solche Nichtigkeiten aus der Wohnung zu bekommen. "Und ihr habt euch mal wieder gestritten?"

Hm, konnte man das so nennen? Teilweise vielleicht. Aber gegen Ende..

"Auch. Aber es war mehr wildes... rumgeknutsche. Zumindest gegen Ende. Also nachdem er mich diesen dämlichen Vertrag hat unterschreiben lassen und mehrmals mit einem Hund verglichen hat."

Die Zeitung senkte sich langsam und kurz darauf bekam man einen guten Eindruck wie Joey einmal aussehen könnte wenn er älter wäre. Das gleiche, wenn auch etwas gezähmteres und nicht so langes blonde Haar und die gleichen braunen Augen. Augen die ihn mit einer Mischung aus Irritation, Unglaube und seltsamerweise auch Humor - was zur Hölle? - ansahen. "Er hat dich einen Vertrag unterschreiben lassen, bevor ihr ... rumgeknutscht habt?" Wieso stolperte sein Dad jetzt über dieses Wort? Joey verengte die Augen genervt und blitzte seinen Gegenüber an. "Nicht so einen Vertrag! Da ging es um etwas anderes!" Er machte eine wegwerfende Handbewegung. "Irgendwas um mich vor Entführern zu beschützen und so nen Mist. Das interessiert doch jetzt keine alte Sau! Kaiba hat mich geküsst... nachdem ich ihn irgendwie, wie auch immer... zufällig.. vielleicht ganz leise und kaum hörbar darum gebeten habe."
 

Sein Vater sah aus als hätte man ihm gerade erzählt das die Erde doch eine Scheibe sei und ihm gerade ein Platz auf einer Galeere gebucht worden war, um über den Rand zu rudern. Also wenn er selbst auch immer so dumm dreinschaute wenn er etwas nicht direkt auf Anhieb verstand - was selten genug vorkam, vielen herzlichen Dank! - dann könnte er verstehen warum Kaiba ihn manchmal.. ach war ja auch erstmal egal. Dummer Kaiba. In jedem noch so kleinen und unwichtigen Gedankengang machte sich dieser Penner breit.

Joseph blinzelte und legte die Zeitung schließlich ganz beiseite. "Entführungen?"

Maaaaan! War das wirklich alles was bei seinem Dad angekommen war? Das unwichtigste? Als ob Kaiba jetzt noch zu lassen würde das er wirklich entführt wurde. Bei Moki war das immerhin auch schon wieder Ewigkeiten nicht mehr vorgekommen. "Könntest du dich bitte auf die wichtigeren Dinge konzentrieren?", er presste diesen Satz förmlich aus sich heraus, nicht verstehen könnend, was mit dem anderen los war um das nicht sofort zu erkennen.

Sein Vater schüttelte den Kopf und murmelte etwas von Beistand und zu alt für so etwas, doch schließlich ging ein Ruck durch diesen und Joey fühlte sich einem prüfendem, elterlichen Blick ausgesetzt. "Du bist also homosexuell?"

"Das...", öffnete er den Mund um zu antworten, schloss ihn dann jedoch sofort wieder. Oh...
 

Kaiba und er waren beides Jungen. Männer. Wie auch immer. Also, das war ihm dann wohl irgendwie... entgangen? Nein, das war das falsche Wort. Egal. Ja, egal wäre das zutreffendere. Es ging schließlich um Seto Kaiba und ihn. Nicht um irgend nen Kerl von irgendwo anders. Joey war es komplett entgangen das man nun seine Sexualität anzweifeln könnte. Es war doch - verflucht noch eins! - nur Seto fucking Kaiba. Müsste der nicht eh als Neutrum gelten?

Aber vorher als dessen heiße Lippen an seinem Hals entlang.. kein guter Gedankengang! Halt! Stop! Zurück!

Also noch einmal von vorne:

Vorher war ihm Kaiba keineswegs so neutral vorgekommen. Joey hatte stellenweise sehr genau gefühlt das Kaiba alles andere als neutral war. Allerdings auch sicherlich kein Mädchen. Eindeutig nicht.

Sich die, auf einmal trocken gewordenen Lippen befeuchtend sah er wieder zu seinem Dad. "Vielleicht?" Er zuckte mit den Schultern um seine eigene Hilflosigkeit mit der Situation darzustellen. "Er ist einfach da."

Zu Joeys Überraschung nickte sein Dad darauf erst einmal nur und schien selbst nachzudenken.

Was gut war, denn wenn Joey so darüber nachdachte, dann wäre er vermutlich nicht so über seinen Vater hereingeplatzt wenn er sich vorher Gedanken um so etwas wie schwulsein gemacht hätte. Wenn man es so sah, nahm sein alter Herr das erstaunlich gelassen auf. Phu, noch einmal Glück gehabt!
 

"Okay..", Joseph schien fertig gedacht zu haben. "Du hast ihn also gebeten dich zu küssen und er hat es getan. Und wo ist jetzt genau dein Problem? Ich denke das war es doch was du wolltest?" Man musste es seinem alten Herren echt hoch anrechnen, jener gab sich ordentlich Mühe. Verstehen tat er es dann aber scheinbar doch nicht. War das alles denn nicht offensichtlich?! Joey gab einen knurrenden Laut von sich und begann mit den Händen wild herum zu fuchteln als er es erklärte.

"Ich wurde von Kaiba geküsst, Dad. KAIBA! Und danach hat er sogar einmal gelächelt!"

"Ja aber.."

"Richtig! Du bist so gut Dad. Ich wusste das ich mich damit zu dir wenden kann. Es ist nur absolut logisch und unausweichlich das es ein aber geben muss!" Joey war so in seiner kleinen Rede gefangen das er das amüsierte Schmunzeln seines Vaters gar nicht bemerkte.

Die Hand hebend, zählte er die Aber's an den Fingern ab.

"..aber was soll ich denken das er mich danach förmlich raus manipuliert hat, hm?" Ernsthaft mal! Gerade war da noch das absolut umwerfendste Lächeln das er jemals gesehen hatte auf den Lippen des etwas älteren gewesen und dann Zack! Ab die Post und raus die Maus! Natürlich, es war einigermaßen freundlich gewesen und er hatte noch einen nachdenklichen Blick an der Haustür abbekommen, aber im Grunde war er hinaus komplimentiert worden.

"..aber warum wurde ich erst geküsst als ich zugestimmt habe das dieses Ding nach seinen Regeln läuft? Und warum habe ich das getan? Ich meine, wir alle wissen doch was für beschissene Ideen Kaiba von Regeln hat! Das kann nur nach hinten losgehen! Man darf den Typen echt nicht zu lange über sowas nachdenken lassen." Er sah sich schon den nächsten Vertrag unterschreiben. Mit Besuchszeiten.. ha, als ob!

"..aber es ist Kaiba! Und seitdem ich diesen Geldsack kenne, hat er noch nie, niiiiiemals etwas ohne Hintergedanken getan. Wenn er mich also tatsächlich einfach so geküsst hat, nur weil ich ihn danach gefragt habe, dann fresse ich einen Besen!"
 

Sein Vater begann tatsächlich leise zu lachen! Und den Kopf zu schütteln! Was zur Hölle?

"Der junge Mann kann einem fast schon ein wenig leid tun."

WAS?!

"Jemand über den du kein einziges gutes Haar lassen kannst, seit Jahren wie ich anmerken möchte, lässt dich also an sich heran und du hast nichts besseres zu tun als darüber dann auch noch zu meckern."

Ja aber! ABER!

"Du hast nicht auf einmal ein weißes Pferd und Rosen erwartet oder?"

Nein, nicht wirklich.. Aber!!

"Oder eine Erklärung der ewigen Liebe?"

NEIN!

... naja nicht ganz?

"Wenn ich deinen Gesichtsausdruck richtig deute, liegt der Hund also da begraben?"

Was hatten Hunde denn jetzt damit schon wieder zu tun? Konnte man nicht mal zehn Sätze ohne diese Tiere zu erwähnen wechseln? Seufzend ließ er sich seinem Vater gegenüber auf die Couch fallen. "Keine ewigen Liebesschwüre, aber.."

"Woher sollen die denn plötzlich kommen, Joey? Wenn ich das richtig verstehe war euer Verhältnis bisher mehr von Streit als von.. anderen Dingen geplagt. Gib ihm und dir Zeit. So wie ich das sehe das du dich selbst noch nicht einmal damit auseinander gesetzt was du eigentlich willst."
 

Manchmal konnte sein alter Herr einen wirklich zum denken bringen. Ja, verdammt. Was wollte er eigentlich?

Seto Kaiba

Aber wie oder was das beinhalten sollte?

Keine verdammte Ahnung.

Marathon

"Ich werde zu EINTAUSEND Prozent keinen Vertrag mit Besuchsrechten unterzeichnen!"
 

Mit diesen, eigentlich sehr unkomplizierten Worten sprach - nein vielmehr spie, Joey seinem Gegenüber das Ergebnis sämtlicher Gedanken eines viel, viel, viel zu langen Wochenendes entgegen. Und was für ein Wochenende das gewesen war! Er war so lange in der Wohnung auf und abgetigert, immer mal wieder lauernd auf das Telefon schielend, bis ihn sein Dad aus selbiger geworfen hatte. Diese Dreistigkeit!

Er würde zuviel Unruhe verbreiten. Ja als ob!

.. naja gut, irgendwie ja doch. Vielleicht. Eventuell.
 

Alleine beim Gedanken daran wollte Joey sich die blonde Haarmähne raufen. Es war tatsächlich so als ob er vor innerer Energie gleich platzen würde wenn er sich nicht bewegte. Und so hatte er genau das getan. Erst in der Wohnung, dann die Straße auf und ab, danach zu Yugi, nur um dann doch nicht rein zu gehen. Zurück zur Wohnungstür, ein paar Schritte in die Himmelsrichtung in der Kaibas Villa lag, dann für drei Sekunden inne haltend und nach einer 180 Grad Drehung wieder in Richtung Yugi zu marschieren. Und was hatte das alles gebracht?

Richtig! Hundert Punkte!

Nix. Rein gar nix.
 

Er fühlte sich immer noch als wäre er ein wandelndes Pulverfass das nur darauf wartete das man ihn sprengte. Ja, dass man IHN sprengte. Joey hatte den gesamten restlichen Samstag und Sonntag damit verbracht zu versuchen diese Energie auch nur ansatzweise los zu werden und nichts hatte funktioniert! Weder langes auf und ab marschieren, kein Manga lesen, kein schlafen - ha! Als ob er Schlaf finden konnte momentan - kein essen und nicht einmal die verdammten Hausaufgaben hatten ihn zum ermüden gebracht. Vermutlich würde heute so mancher Lehrer vom Glauben abfallen, schließlich hatte er sogar freiwillig extra Aufgaben erledigt. FREIWILLIG! Das musste man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
 

Und trotz all dieser Tätigkeiten war sein verdammtes Hirn nicht zum erliegen gekommen. Normalerweise war dieses Körperteil schon überfordert wenn er versuchte gleichzeitig zu telefonieren und TV zu schauen. Aber nein. Es musste ausgerechnet die letzten beiden Tage beweisen das es zu mehr fähig war als Kaiba ihm unterstellte. Und das ausgerechnet weil er neben all diesen Tätigkeiten an jenen denken musste! Das verdammte, verfluchte, verflixte Leben war so unfair zu ihm. Es war zum heulen.

Nicht das er das tat.

Also heulen. Hatte er nicht. Aber es war Joey frustbedingt FAST danach gewesen.
 

Was sollte er tun? Sollte er überhaupt etwas tun? Nochmal bei Kaiba vorbei fahren? Am Sonntag? Oder besser nicht? Und wenn ja, was wenn der Eisklotz ihn nicht in die Villa ließ? Was wenn der Binkel so tat als wäre nichts passiert? Darin war der Kerl doch schon immer großartig gewesen. Der konnte alles links und rechts ignorieren das ihm grad nicht passte. Richtig?

Jein.

Kaiba konnte ihn eher selten ignorieren. Aber traf das jetzt auch zu? Was wenn in der Zeit in der Joey hier halb Amok lief, sich Kaiba wieder seine ganzen defensiven Eismauern aufbaute und sie vielleicht noch um Selbstschussanlagen erweiterte?

Andererseits könnte es ja sein das jener darauf wartete dass Joey sich nochmal meldete um zu zeigen das es ihm ernst war?

Das war es nämlich. Richtig?

.. ja, irgendwie schon.
 

Diese Antwort alleine hatte Joey Stunden seines jungen Lebens gekostet. Etwas von seinen eigenen Gefühlen zu ahnen oder sie schwarz auf weiß vor dem geistigen Auge als in Stein gemeißelt zu erleben waren ganz monumental unterschiedliche Dinge. Ja, monumental. Schlagt es im verdammten Duden nach oder sucht euch euren eigenen Kaiba!

Wie dem auch sei..

Er, Joey Wheeler der konfrontalste Mensch den es in dieser kleinen, beschaulichen Stadt gab hatte keinerlei Idee was er tun sollte. Wie auch? Die Fragen seines Vaters waren ihm Nachts im Bett nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Zwar sah er sich immernoch nicht als Homosexuell an, aber andere würden das tun. Würde das Kaibas Ruf nicht schaden? Selbst noch im heutigen Zeitalter? Oder waren sie als Gesellschaft so weit dass solche Dinge schon geschäftstauglich waren?

Japp, geschäfts- und nicht gesellschaftstauglich. Bei Kaiba lief alles auf die Firma hinaus.

Und war Kaiba, der große furchtlose Drache überhaupt in der Lage etwas anderes als seine Firma zu führen?

Eine Beziehung zum Beispiel?

Und war er selbst es?
 

Das er nicht über Nacht kahlköpfig vor lauter Haareraufen geworden war, war ein kleines Wunder.
 

Aber das alles half nichts, richtig? Man konnte sich noch so viele Gedanken machen und sich selbst dabei so verwirren das man nicht mal mehr wusste was man fühlte - oder aber man passte Kaiba Montag Morgens vor der Schule ab und spie ihm so einen Satz an den Kopf, weil man diese fucking Energie einfach irgendwie loswerden musste. Und das, meine Damen und Herren, ist genau das was gerade passierte.
 

"Ich sagte: Ich werde zu EINTAUSEND Prozent keinen Vertrag mit Besuchsrechten unterzeichnen!", besser nochmal wiederholen das Ganze, schließlich sah Kaiba ihn gerade an als ob Joey ihn gebeten hätte statt KC überall kleine Herzchen auf sein Zeug zu malen.

Blaue Augen verschwanden immer mal ein paar Sekunden als sein Gegenüber langsamer als sonst blinzelte, aber sonst passierte da gerade nicht viel. Was zum Teufel war los mit dem Typen?!

"Wheeler, hast du dir über das Wochenende ein Virus eingefangen? Du gibst noch wirreres Zeug als sonst von dir und das will schon etwas bedeuten. Wenn du Fieber hast, solltest du zuhause bleiben. Bei deinen Fehlstunden machen ein paar mehr auch nichts mehr aus."
 

Also..! Also... also das gab es doch wohl nicht!

Wenn Joey gerade mit offener Kinnlade wie ein Idiot vor dem Firmenchef stand, dann war das mal eindeutig nicht seine Schuld! Und Fieber? FIEBER?! Das war Zornesröte verdammt noch eins! Und Schlafmangel. Vielleicht auch eine leichte Magenverstimmung weil er sich Unmengen an Schokolade rein geschlungen hatte, wann immer er nichts mehr mit den Händen zu tun hatte um wenigstens nicht nur an diesen Idioten zu denken. Wie konnte der es wagen..!

Und dann stand er da auch noch so blöd unberührt von der Situation herum und sah aus wie aus dem Ei gepellt! Es war als hätten sie ihre Rollen von Freitag getauscht. Nun besaß Joey die Augenringe mit den passenden dazu gehörigen roten Augen dazu und der Arsch da sah aus als käme er aus dem Urlaub. Da bekam er ja gleich Schnappatmung!
 

"Du...", ja das war schonmal ein guter Start. Manchmal machten die kleinen Dinge das Leben lebenswert. Und da war sie auch schon wieder! Diese verfluchte gehobene elegante Augenbraue die langsam nach oben wanderte. Ganz so als als könnte Seto - ja FUCKING SETO - ihn nicht verstehen. Joey atmete tief ein und wollte gerade eine wahre Triade über diesen unverschämt gut aussehenden Großkotz ergehen lassen als jener die Hand unterbrechend hob. Was? Was nun wieder?

"Lass mich raten."

Oh bitte, nur zu. Joey verengte seine braunen Augen und brachte gerade noch eine sehr großzügige 'oh bitte, nur zu' Geste mit den Händen zusammen. Besser er konzentrierte sich jetzt, weil das Rauschen welches sein eigenes Herzklopfen in seinen Ohren verursachte inzwischen verdammt laut wurde. Noch so ein Nachteil wenn man sich seiner Gefühle - oder wenigstens ein paar davon - bewusst war. Dieses Lieb.. dieses.. Gefühlsding war irgendwie grässlich. Wieso wollte das nur jeder?
 

"Du hast nichts besseres zu tun gehabt als dir lang und breit auszumalen wie ich dir einen regelrechten Knebelvertrag aufdiktiere, richtig? Mit von dir erwähnten Besuchsrechten. Vermutlich noch mit Klauseln und Fußnoten was dir alles furchtbares widerfahren wird, sobald du besagte Klauseln brichst."
 

Wie man das Wort so gedehnt verabscheuend aussprechen konnte ohne dabei lächerlich zu wirken würde immer ein Rätsel für Joey bleiben, aber Seto schaffte das ohne Probleme. Und sah ihn dann auch noch so abwartend an. Aber nicht neutral abwartend. Oh nein. Das wäre zu einfach. Der Eisprinz lauerte. Nicht so sehr Drachenhaft. Nein. Das hier glich mehr einer Schlange. Eingerollt, so das nur der Kopf raussah. Perfekt getarnt als etwas alltägliches, mit seinem verdammten weißen Mantel, aber bereit blitzschnell zuzuschlagen.

Nur was genau an diesem Bild passte nicht?

Joey schloss seinen Mund und zwang sein wirklich, wirklich überarbeitetes Gehirn dazu noch ein wenig weiter zu arbeiten, obwohl das mit dem Fieber auf einmal nicht mehr so unwahr klang. Ihm war mehr als heiß und irgendwie war ihm auch so als würde er etwas übersehen. Als würde ihm etwas ganz fundamental - ja, lebt damit - also.. als würde ihm etwas ganz fundamentales entgehen.
 

Kaiba - momentan war es Kaiba, oder etwa nicht? Wenn der ihn so gefährlich ansah, dann musste es Kaiba sein. Seto brachte sein Herz auf andere Art zum klopfen. Nicht auf diese hier. Aber konnte er sich noch erlauben so zu denken? AHHHHH

Also noch einmal.

Seto Kaiba verlagerte sein Gewicht und hob seinen Kopf ein wenig an, ganz so das jener noch weiter auf ihn herab sah. Und die Kälte die da aus dessen Augen strahlte war eine andere als sonst. Joey blinzelte irritiert. Normalerweise sprang sein Kampfgeist sofort an wenn so eine eindeutige Ansage kam. Doch diesmal .. also irgendwie fühlte er fast so etwas wie ein schlechtes Gewissen?

"Ich..", wieso kam er eigentlich jetzt nicht mehr weiter als zu einem Wort? Das war selbst für ihn unterirdisch.
 

"Und was würdest du tun wenn ich auf einen solchen Vertrag bestehen würde?"

Fangfrage!

Das war ganz eindeutig eine Fangfrage! Es musste eine sein. Wie sollte Joey auf so etwas antworten? Inzwischen war das Rauschen in seinen Ohren so laut das er kaum mit bekam dass Seto sich in Bewegung setzte und an ihm vorbei ging. Es tauchte gerade noch so am Rande seiner Wahrnehmung auf das jener ihm beim weggehen noch etwas sagte.

"Du weißt wo du mich findest. Wir unterhalten uns wenn du diese Frage beantworten kannst."
 

Joey kam nicht umhin sich zu fragen was genau eigentlich gerade passiert war, als er sich an die nächstbeste Möglichkeit anlehnte. Was zum Teufel war hier gerade passiert? Wieso fühlte er sich wie nach einem Marathon? Und zwar nach einem den er er so haushoch verloren hatte, das ihn sogar noch ein Opa an der Gehhilfe überholt hatte. Wieso fühlte er sich wirklich zum ersten Mal so als hätte er einen Stundenlangen Streit mit Kaiba verloren?

Die Fragen aller Fragen

Joey hatte es gerade noch so rechtzeitig in die erste Stunde geschafft und konnte sogar den Lehrer mit seinen extra Aufgaben überraschen als jener ihm auch sofort die Hausaufgaben abnahm. Hätte wohl eine Art Strafe sein sollen für das fast unpünktliche erscheinen. Naja, wie dem auch war. Nun saß er in der Klasse und war zum ersten Mal dankbar zwei Reihen vor Kaiba zu sitzen. So konnte er diesen auch nicht anstarren als ob jener sich ein in lila Tütü geworfen und lauthals verkündet hätte er wäre ein Alien vom Planeten Zuckerguss.
 

Das Gesabbel vom Lehrer ausblendend, war er nach einigen Minuten des Nachdenkens zu einem Entschluss gelangt. Einem sehr endgültigem. Weltverändernden sogar. Sein Hirn war Matsche und sein Herz machte ihm ein schlechtes Gewissen das so überhaupt nicht in irgendeine momentan vorhandene Situation passen wollte und so benutzte er das einzige das noch über war: Seinen Körper.

Die Finger!!!

Echt mal.. der Wahnsinn hier.
 

Einen Zettel aus seinem Block reißend, schrieb er einige Zeilen und reichte diese dann unauffällig eines nach vorne zu Tristan. Was in etwa mit dem Sprichwort 'die großen Geschütze auspacken' gleichzusetzen war. Der las die paar Zeilen und drehte sich ein wenig fragend und irritiert drein blickend zu ihm um bevor er die Augen verdrehte und anfing eine Antwort zu schreiben. So ging das dann ein paar Mal hin und her. Und während Joeys Antworten stellenweise immer fahriger wurden, konnte man bei Tristans Text meistens nur Unverständnis herauslesen. Sah so aus als wüsste sein bester Freund auch keine Antworten auf die Fragen des Universums.
 

Öhm.. aber wieso genau gab sein sogenannter bester Freund gerade den Zettel ebenfalls eines nach vorne weiter? Zu Tea?? Joey riss seine braunen Augen weit auf und verfolgte nun wie der Zettel - SEIN Zettel - die Runde zwischen seinen Freunden drehte. Lautlos stöhnend ließ er seinen Kopf auf den Tisch knallen und beschloss das es wohl an der Zeit war eine Beerdigung zu planen. Ob seine eigene, die von Tristan oder von wem auch immer. Fakt war, am Ende das Tages wäre wohl irgendeiner von ihnen unter der Erde.
 

So bekam er auch erst nicht mit wieso plötzlich ein verschämtes Lachen von Tea kam und es still wurde in der Klasse.

Was nu wieder?

Den Kopf hebend sah er sich um. Tristen saß da als hätte er sich gerade selbst mit der Faust ins Gesicht geschlagen, so fest umklammerte er jenes mit der Hand. Hä? Yugi sah dezent unbeteiligt aus dem Fenster während Tea irgendwas auf den Lehrer einplapperte. Den Lehrer der gerade etwas las.

Etwas das verdächtig nach SEINEM Zettel aussah.
 

Panisch weiteten sich seine Pupillen und sein endlich langsam gewordener Herzschlag schoss nach oben. Gemeinsam mit seinem Puls. Das war sein fucking Zettel und der verdammte Lehrer war offensichtlich gerade fertig geworden ihn zu lesen. Das durfte doch alles..

Och komm schon, das hier war sein verdammtes Leben und kein Slice of Life Manga!
 

Besagter Lehrer ignorierte Tea gekonnt und marschierte, immer noch mit dem verdammten Zettel in der Hand nach vorne an die Tafel. "Eigentlich haben wir ja Mathematik, aber ein wenig Sozialpädagogik kann ja nicht schaden, oder?" Obwohl die Frage rein rhetorisch war antwortete natürlich ein Großteil der Klasse begeistert. Wenn es einen selbst nicht betraf, war so etwas immer der Hit.

Was für Blumen er wohl auf den Sarg bestellen sollte? Joey ließ sich so tief es ging in seinen Stuhl sinken und dachte erst gar nicht daran einen Aufstand zu proben. Das war bei dem Kerl völlig fürn Arsch. Der Typ war nur Lehrer geworfen um seine Sadistische Ader auf legale Art und Weise an Jugendlichen ausleben zu können.
 

"Wir tun mal so als ob ich eure Schreibweise nicht erkennen würde und gebe jedem Schreiber einen Fantasienamen. Das ist nur fair, wir wollen ja niemanden über alle Maße hinaus blamieren." Die Klasse gackerte und Joey war hin und her gerissen damit dem Kerl die Pest an den Hals zu wünschen und sich Gedanken über eine Sargfarbe zu machen. Tristan schien immernoch damit beschäftigt zu sein sich selbst ins Gesicht zu schlagen während Yugis Gesichtsfarbe langsam der eines Feuermelders glich. Einzig Tea funkelte böse. Erst zum Lehrer und dann zu Tristan und ihm.

Ja als ob das hier seine Schuld wäre!
 

"Also", begann der Sadist auch schon, "der erste Schreiber - wir nennen ihn einfach mal Jon - beginnt mit 'Hey Alter, ich hab nen Kumpel der Probleme mit so Gefühlsdingen hat. Fühlst dich fit für Tips zur weitergabe?'"

Bitte erschieß ihn doch einfach irgendwer. Und dieser irgendwer könnte gut und gern Kaiba sein. Wenn ihn seine Spidersenses nicht täuschten versuchte der ihn gerade mit seinen Blicken zu erdolchen. Wenn der so weitermachte würden die Haare auf seinen Unterarmen nicht nur abstehen sondern bald freiwillig rausrupfen und davonhüpfen.
 

"Darauf antwortet Torsten: 'Du bist natürlich an der richtigen Stelle wenn es um Tips für das weibliche Geschlecht gilt! Was für Probleme und welcher Kumpel?' Und hier, meine Damen und Herren entsteht erst einmal ein kleiner Dialog, ich werde ihn in verschiedenen Stimmlagen wiedergeben, so das sie diese beiden und völlig fremden auseinander halten können. Vielleicht schaffen wir es ja gemeinschaftlich dieses scheinbar wirkliche Problem zu lösen"

Die Klasse ist am wiehern und Joey hasst sie. Nein, gerade hasst er die gesamte Welt. Sich selbst eingeschlossen. Wieso musste so etwas immer ihm passieren? Nur ja nicht zucken. Klassenmitglieder waren wie Haie und Blut im Wasser. Wenn die dachten er oder irgendjemand wäre angeschlagen dann würden sie zu wilden Zombies mutieren. Keine Furcht zeigen. Keine Regung. Kein Zucken. Atmen und unscheinbar aussehen. Ein.. und wieder aus.

Fick dich Kaiba! Das ist alles dessen verdammte Schuld.
 

"Ist doch egal welcher Kumpel. Und es geht nicht so ganz um ne Frau. Wenn du verstehst was ich meine" Das sollte seine Stimme nachmachen? Keine Furcht. Keine Regung. Zenzustand.

"Du hast nen schwulen Kumpel? Sorry Alter, da kann ich dir nicht weiterhelfen." Zen. Zen. Zen.

"Das sind auch nur Menschen Tri.. ups, pardon. Da hätte ich doch fast etwas verraten. Nochmal von vorne. Das sind auch nur Menschen Torsten" Ein paar hier werden gleich hyperventilieren vor lauter lachen. Geschieht denen recht. Hoffentlich laufen sie blau an. Zen. Zen. Zen.

"Na logo sind sie das, ich wusste nur nicht das du so jemanden kennst. Kein Plan wie ich dir helfen soll. Aber warte mal. Hey Tabea, bist du da die richtige Ansprechpartnerin für den Kumpel von Jon" Ah, ab hier liest der Kerl neue Dinge vor, schließlich kam der Zettel nicht mehr bis ihm. Und irgendwie war Joey so als würde sich hinter ihm gerade die Antarktis neu bilden.

ZEN!
 

"Nun ist also Tabea an der Reihe: Natürlich sind das auch nur Menschen Jon. Niemand von uns würde etwas anderes behaupten. RICHTIG, Jungs? Aber davon einmal abgesehen müsste ich erst einmal wissen um was für eine Art von Problem es geht. Ist dein Freund in einen Jungen verliebt und weiß nicht wie er es ihm sagen soll? Oder wurde er vielleicht abgewiesen? Möglicherweise akzeptieren es die Eltern auch nicht? Es gibt so viele Möglichkeiten. Lasst uns das do - Und hier meine Damen und Herren habe ich den Zettel an mich genommen. Ist es nicht faszinierend um welche Probleme wir uns alle in der Mathematikstunde kümmern können?"

Arschloch

Jawohl, dieser Lehrer war ein verdammtes Arschloch.

Aber immerhin gut zu wissen das seine Freunde ihn noch als einen Menschen sahen. Wenn sie denn wirklich an diesen Kumpel glaubten. Aber was wenn nicht? Was, wenn sie es schon richtigerweise direkt auf ihn gemünzt hatten? Was wenn sie direkt Kaiba im Verdacht hatten und ihren Mund nicht halten konnte? Was wenn..
 

In diesem verdammten Klassenzimmer war einfach nicht genug Luft um zu atmen! Am Kragen seines Hemdes ziehend warf er einen Blick durch die Klasse, nur nicht zu weit über seine Schulter. Nein. Dahin würde er nie wieder schauen. Jetzt wusste Kaiba ganz genau das er sich nicht mehr helfen konnte. Und das er diese Sache mit ihnen als Gefühlsding und als Problem ansah. Oder so ähnlich. Ab wann war eigentlich alles so schief gegangen? Vielleicht sollte er einfach nochmal eine Treppe runterfallen und danach auf Gedächtnisverlust plädieren.

Hehe

Das nannte man dann wohl Galgenhumor.
 

Joey behielt die Uhr genau im Blick und versuchte die Diskussion der Klasse über seinen Zettel völlig auszublenden. Nicht unbedingt einfach wenn sich gerade irgendwer darüber stritt ob es jetzt ok war einen heterosexuellen mit schwulen Problemen zu belasten.

Und in der Sekunde in der es läutete, dauerte es vielleicht zehn Sekunden bis er seine Sachen gepackt, durch die Klasse geschlendert - wenn es Schlenderungsgeschwindigskeitsrekorde gab, so hatte er diesen gerade gebrochen - und auch schon raus aus der Tür war. Kaiba hatte in einem Recht behalten. Scheiß auf die Fehlstunden. So hielt Joey erst einmal fluchtartig auf die Toilette zu, man wollte ja schließlich keine Aufmerksamkeit auf sich lenken, nur um dann kurz davor ins Treppenhaus abzubiegen. Die meisten würden denken er würde nach unten ins Erdgeschoss düsen, was bedeutete er musste nach oben. Also eben zwei Stockwerke nach oben gehechtet bis er vor der verschlossenen Tür aufs Dach stand. Hier ließ er sich auf die oberste Treppe sinken und versuchte erst einmal seinen Atem unter Kontrolle zu bekommen.
 

Da war er echt gerade abgehauen, richtig? Er, der nie vor Situationen zurück schreckte und notfalls auch mit dem Kopf durch die Wand ging. Manchmal sogar obwohl er wusste das er falsch lag. Genervt auf seiner Unterlippe herum kauend, vermutete er auch dort die Wurzel seines Problemes.

Ja gut.. ok.. er hatte falsch gelegen.

Schreibt es in den verdammten Kalender!
 

Unwirsch mit den Fingern auf seinen Knien herumtrommelnd vernahm er wir die Geräusche im Haus wieder leiser wurden. Die Lehrer hatten sich in ihren neuen Klassen eingefunden und der Unterricht wurde fort gesetzt. Fantastisch.

"Du bist so berechenbar. Wieso dein Kindergarten denkt du bist nach unten ist mir unbegreiflich."
 

Joey war nicht einmal mehr wirklich überrascht.
 

Okay.. das war eine LÜGE! Eine riesige. Das war jetzt so mit das allerletzte mit dem er gerechnet hatte.

Was in dreiteufelsnamen machte Kaiba da jetzt? Lehnte an der Wand ein paar Treppenstufen unter ihm, mit verschränkten Armen zu ihm hochsehend. Weder wirkte der außer Puste noch besonders.. anders.

Anders wie in verunsichert, verwirrt, sauer, böse, eisig erfrierend und was da normalerweise sonst noch so alles hätte sein sollen. Erstere beiden natürlich nur wenn Kaiba ein Mensch mit Gefühlen wäre und sich so ähnlich wie Joey sich selbst fühlen würde. Verdammt.

Die Ellenbogen auf seine Knie abstützend verschränkte er seine Hände und stützte sein Kinn darauf ab. Kaiba dabei nicht aus den Augen lassend. Wenn der jetzt dachte sie würden sich anbrüllen hatte er sich getäuscht. ZEN.ZEN.

"Du bist mir nachgekommen." Es sollte eine Feststellung werden, kam jedoch als Anklage über seine Lippen. Wieso kam ihm bei Kaiba nicht mal das über die Lippen das er dachte? Es war immer irgendein Mix aus anderen Dingen die seinen Mund verließ.
 

Der Firmenchef hob eine Augenbraue und musterte ihn eine Weile schweigend aus seinen unfassbaren Augen. Ob Joey wohl schonmal irgendwann erwähnt hatte wie unfair die Verteilung von guten Genen manchmal war?

Sein Herzschlag wurde langsamer und irgendwie schien es ihm als könnte er heute zum ersten Mal klar denken. Oder vielmehr zum ersten Mal seit Samstag. An was lag das?
 

"Ich war mir nicht ganz sicher ob du in deinem jetzigen Zustand nicht eine noch größere Bedrohung für die Allgemeinheit bist als üblicherweise."

Seto machte keine Anstalten zu ihm hoch zu kommen, obwohl sie nur einige Treppenstufen von einander trennten. Das war seltsam. Normalerweise mochte es keiner von ihnen zum anderen hochschauen zu müssen. Irgendwie arrangierten sie sich immer so das sie auf Augenhöhe waren. Naja, ehrlicherweise war es meistens Joey der das arrangierte, denn der andere schaffte es meistens irgendwie sich in die bessere Position zu verfrachten. "In meinem jetzigen Zustand?", einfach mal die Beleidigung ignorieren. Meistens wenn er das tat, dauerte es eine Weile bis sich ein ernsthafter Streit anbahnte. Und irgendwie bezweifelte Joey das irgendwem von ihnen beiden gerade damit geholfen wäre.

Huh.. willkommen zurück logisches Denken. Bitte geh nicht so bald wieder.
 

"Hm", kam es von Seto. Es klang fast ein wenig nachdenklich. "Ich bin der Meinung das wir dieses Gespräch noch nicht jetzt führen sollten, aber das was du da im Klassenzimmer geleistet hast, überzeugt mich fast von Schadenskontrolle."

Um ganz ehrlich zu sein, konnte Joey ihm nicht folgen. Er gab sich Mühe. Wirklich! Aber von was genau sprach Seto da? Sein verdatterter Blick musste wohl Bände sprechen, denn die blauen Augen des anderen wurden tatsächlich ein wenig eisig. "Du hast keine Ahnung was du von mir eigentlich verlangst, richtig?"

"Was ich von dir verlange?" Langsam kam er sich vor wie ein hängen gebliebener Schallplattenspieler. Wovon sprach der da? Irritiert huschte sein Blick prüfend über den anderen, konnte aber keine versteckten Feindseligkeiten oder ähnliches finden. Wann hatte er etwas von Seto verlangt? Naja, außer das er den offensichtlich nicht existenten Vertrag nicht unterschreiben würde. Argh.. alleine das zu denken tat seinem Hirn weh.
 

Jetzt kam ein wenig Regung in den älteren. Er hob die Hand um sich ein paar seiner brünetten Haarsträhnen aus dem Gesicht zu streichen und dessen Kinnmuskeln spannten sich an, ganz so als ob er sich auf die Zähne biss. Joey blinzelte verwirrt. "Wie hätte ich auch etwas anderes erwarten können?", murmelte Seto ein wenig genervt und rollte die Augen bevor er ihn wieder ins Visier nahm. "Etwas Schützenhilfe dann also. Warum auch nicht? Deine Gehirnzellen waren schon immer etwas langsam. Allerdings dachte ich..", er unterbrach sich selbst und schüttelte den Kopf. "Ich stelle dir jetzt einige Fragen. Du wirst mich nicht unterbrechen und du wirst sie mir nicht jetzt beantworten. Soweit verstanden?"

Der Blonde konnte nicht anders als zu nicken. War er jetzt in Twilight Zone gelandet? Warum wollte ihm Seto Fragen stellen die er gar nicht beantwortet haben wollte? Oder Halt. Nicht jetzt beantwortet haben wollte?
 

"Es ist mir gänzlich gleichgültig wie du an die Beantwortung dieser Fragen herangehst."

Huh?

"Es tangiert mich nicht ob du sie alleine lösen kannst."

Vielleicht war das nur ein Alptraum aufgrund von Übermüdung?

"Ich setze dir keinerlei zeitlichen Rahmen."

Wieso sprach Seto mit ihm als ob er drei Jahre alt wäre? So langsam und betonend?

"Das einzige Kriterium das ich vorgebe ist dass die Antworten deine sein müssen. Nicht vom Kindergarten vorgebrabbelt oder auf ähnlich skurrilen Ideen basierende Gedanken. Immer noch alles verstanden soweit?"

Abgesehen davon das Setos alles so seltsam langsam sprach und für dessen Verhältnisse einfache Worte benutzte, war dessen Stimme genau das was man im Duden neben Neutralität finden würde.

Joey tat das einzige das er in dieser seltsamen Situation tun konnte und nickte.

Es schien dem anderen zu genügen den dessen Augen verengten sich ein wenig und er fuhr fort. Ganz so als würde er ein Referat über irgend eine Aktienfirma halten.
 

"Warum versuchst du seit Monaten meine Freundschaft zu gewinnen? Warum stehst du immer wieder auf, wenn ich in unseren Wortduellen den Boden mit dir aufwische? Warum machst du mich links schlecht, während du rechts versuchst mehr über mich zu erfahren? Warum hast du mich gebeten dich zu küssen? Warum hast du es nicht einfach selbst gemacht? Warum hast du gedacht ich würde dir einen Vertrag über Besuchsrecht und ähnliche Dinge aufdiktieren? Warum hast du heute morgen den Mund nicht weiter aufgebracht? Hast du überhaupt eine Vorstellung was du willst? Und wenn ja - wirklich?"

Seto hielt inne und blinzelte kurz bevor er den Kopf abermals schüttelte. "Ich kann nicht glauben das ich meine Zeit dafür hergebe es dir quasi in Neonschrift auf die Stirn zu schreiben. Wie inkompetent muss man eigentlich sein?", sprachs und verschwand die Treppen nach unten.
 

Und Joey?

Nun, er saß da als hätte ihn der Blitz getroffen. Vor einigen Tagen. Mehrmals. Und als würden die Stromschläge erst jetzt so nach und nach, mit jeder einzelnen Frage bei ihm ankommen.

Inkompetent traf es vermutlich ganz gut


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja, ihr armen musstet ewig warten auf dieses Kapitel und jetzt ist es nur so kurz.
Liegt daran das es nur der Vorgeschmack ist, den ich euch nach der Zeit geben wollte. Der Rest kommt bald (wirklich versprochen ^^) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
*hüstel*
Ich habe keine Ahnung ob das überhaupt noch wer liest. Ich hatte nicht mal eine Idee ob ich das jemals weiterschreibe. Aber gut. Hier bin ich. Mal sehen wohin das führt. ;)

Mein Danke geht an Schwarzfeder, die mir in letzter Zeit wirklich toll beisteht und auch so verständnisvoll ist, wie man sich jemanden den man "nur" online kennt, nur wünschen kann.
LG
Kyraliah Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Oki, ich lasse mich jetzt doch zu einem Nachwort hinreißen. Ja, die Story ist uralt. Nein, ich bekomme meinen alten Stil irgendwie nicht mehr so wirklich hin. Aber ich hoffe das macht es nicht unbedingt schlechter.
Eigentlich wollte ich beim letzten Kapitel von gestern die Story so schnell wie möglich zu Ende bringen. Das ist immernoch mein Ziel... aber irgendwie sehe ich zum ersten Mal seit ewigen Zeiten wieder Szenen vor meinem Auge hierfür.
Und nein. Joey ist nicht dümmer geworden. Er ist nur verliebt. Man macht wirklich, wirklich dumme Sachen wenn man verliebt ist. Und für die man sich hinterher nur ein Loch buddeln will.
Ich weiß nur net ob Joey eines finden wird das tief genug für ihn ist :D Danke fürs Lesen - wenn das noch jemand tut lol. Wenn net kann ichs net ändern, aber ich werd hier weiterschreiben und irgendwann wird da abgeschlossen stehen und ich werd stolz auf die Story sein. :D So.. Palaver zuende. ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (85)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Angel_of_sorrow
2019-05-21T15:29:35+00:00 21.05.2019 17:29
ich liebe deine ff bitte schreib weiter <3
Von:  Akira_Sasageru
2018-04-07T15:52:53+00:00 07.04.2018 17:52
Ich mag deine Story bitte schreib weiter :-) ist so spannend zu lesen und kann es kaum abwarten :O
Von:  MaiRaike
2018-04-05T20:32:54+00:00 05.04.2018 22:32
Oh, schön! Ich freue mich gerade riesig darüber die Geschichte weiterzulesen. Ich bin sehr gespannt auf Joeys erkenntnisse im nächsten Kapitel ;)
Von:  Mila1990
2018-04-03T17:27:36+00:00 03.04.2018 19:27
Hallöle!
Also ich mag deinen Schreibstil total!
Die Story ist unterhaltsam, humorvoll und die Charaktere sind super getroffen!
Mach weiter so! Ich lese bis zum letzten Wort und es dürfen gerne ein paar Kapitel mehr sein ;)

Liebe Grüße!
Antwort von:  Kyraliah
04.04.2018 00:04
Danke für deine netten Worte. Werd mir mit den Kapiteln Mühe geben ;)
Von:  Moonlight_shadow
2018-04-03T11:35:38+00:00 03.04.2018 13:35
Ich finde es aber trotzdem toll dass du weiter schreibst!
Antwort von:  Kyraliah
04.04.2018 00:03
Merci :)
Von:  caladriuss
2018-04-03T08:10:28+00:00 03.04.2018 10:10
Also ich hab die Story jetzt zum ersten Mal gelesen und ich finde deinen Schreibstil klasse - heute wie vor zehn Jahren ;)
Bitte schreib die Geschichte zu Ende. Die ist wirklich toll und Joeys Gedankengänge sind echt zum Schießen XD
Antwort von:  Kyraliah
04.04.2018 00:02
Danke dir und ich werds jetzt endgültig versuchen ;)
Von:  Onlyknow3
2018-04-02T07:17:39+00:00 02.04.2018 09:17
Weil er seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat. Seto etwas Unterstellt hat was dieser bisher noch nicht mal so angedeutet hat, wie Joey es ihm wohl an den Kopf geworfen hat.
Weiter so, freue mich das es weiter geht, und auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Akira_Sasageru
2016-01-09T14:13:01+00:00 09.01.2016 15:13
Bitte weiter schrieben :'( ist so gut geschrieben dachte bin mitten drin :D
Von:  lilac
2015-12-03T22:32:18+00:00 03.12.2015 23:32
Ich lese diese geschichte ....und will weiter lesen.
Sehr humorvoll.

Nextes kapitel wãre ein SUPER wheinachtsgeschenk ....*hust*

Lg lilac ★
Von:  Kiyomine
2015-11-15T15:11:56+00:00 15.11.2015 16:11
Hallo Kyraliah,

Ich mag die Geschichte wirklich gerne und hoffe aufs nächste Kapitel.
Dein Art zu Schreiben, lässt sich schnell in die Personen rein versetzen. Auch wie Du die Verhalten der jeweiligen mit der Story in einander einfließen lässt, ohne das deren Charakter sich großartig von den Originalen abhebt, ist ein reine Glanzleistung.

Ich hoffe auf mehr.

LG Kiyomine




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