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HOLLOW

A Vampire Story
von

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Loss of Control

Und weiter gehts!

Langsam aber sicher kommt die Story ins Rollen und jetzt geht's endlich los!

Die nächsten 3 Kapitel sind schon fertig und heute Abend bzw heute Nacht werde ich sicher noch ein ganzes Stück voran kommen, denn ich muss mir die Zeit bis zum Ausgang der Präsidentschaftswahlen vertreiben ._.

Lasst n paar Kommis da, wenn's euch gefällt und ein paar Story-Spekulationen wären auch ganz interessant ;)

Was denkt ihr, wies nach diesem Chap weitergeht?

Wer Recht hat, der bekommt nen Keks xD
 

enjoy ♥
 

*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*
 


 

Sagas POV
 

Ich öffnete verschlafen die Augen und gähnte. Es war dunkel, ziemlich dunkel. Verwirrt setzte ich mich auf. Hatte ich etwa alles nur geträumt? Ich sah mich um und erkannte schemenhaft eine Gestalt, die neben mir lag und zu schlafen schien.

Hizumi.

Anscheinend war ich während des Films eingeschlafen und Hizumi hatte mich kurzerhand in sein Bett verfrachtet. Wahrscheinlich hatte er mich nicht wecken wollen. Das einzige, das mich etwas wunderte war, dass das weiße, plüschige Katzenbiest nirgendwo zu sehen war. War auch ganz gut so. Das Vieh war mir unheimlich!

Ich ließ mich wieder zurücksinken, gähnte und blickte an die weiße Zimmerdecke, auf die das Licht der draußen vorbeifahrenden Autos zuckende Schattenbilder warf. Mein Verstand war gerade erst dabei, aus dem Tiefschlaf zu erwachen und nur das war der Grund, weshalb ich noch nicht knallrot angelaufen war und die Flucht ergriffen hatte!

Immerhin lag ich mit Hizumi zusammen in ein und demselben Bett!

Ich entschloss mich dazu, einfach wieder einzuschlafen, um meinem Gesicht erst gar nicht die Möglichkeit geben zu können, sich in eine rote Ampel zu verwandeln.

Dazu würde ich am kommenden Morgen noch Zeit genug haben.

Ich schloss also die Augen und fiel in einen ruhigen Dämmerschlaf. Ich wusste nicht, wie lange ich so da gelegen hatte, als sich plötzlich etwas neben mir zu regen schien.

Ich nahm es einfach hin, bemühte mich nicht die Augen zu öffnen. Wahrscheinlich rollte Hizumi sich im Schlaf hin und her, tat ich auch manchmal.

Eine weitere, unbestimmte Zeitspanne verstrich und mit einem Mal fühlte ich mich unwohl. Ich fühlte mich beobachtet und mein Herzschlag begann aus unerfindlichen Gründen sein Tempo zu verdoppeln.

Plötzlich gab es ein dumpfes Geräusch. Ich schreckte auf, saß kerzengerade im Bett und starrte in die Dunkelheit. Mein Herz raste und ich wusste nicht wieso. Irgendetwas stimmte nicht. Wer kennt dieses Gefühl nicht? Vorahnung.

Man weiß nicht, was einem Angst einjagt, aber man ist sich sicher, dass da etwas ist, wegen dem es sich lohnt, sich zu fürchten.

Mein Augen versuchten verzweifelt sich an die pechschwarze Finsternis zu gewöhnen und nach einer unendlichen Weile, erkannte ich etwas, das in der Ecke schräg gegenüber vom Bett kauerte.

Mein Herz blieb stehen, um dann mit doppelter Kraft gegen meinen Brustkorb zu hämmern.

Panik erfasste mich, als ich neben mich blickte und sah, dass Hizumi verschwunden war.

„Hizumi?“, flüsterte ich in die Stille. Die Nacht schien jeden lebendigen Laut verschluckt zu haben.

Ich hörte ein leises Wimmern und schnappte nach Luft. Anscheinend war es Hizumi, der da zusammengekauert und mit dem Rücken zu mir, an der Wand hockte.

Langsam erhob ich mich und ging zögerlich in seine Richtung. Die Kälte des Fliesenbodens fraß sich in die Sohlen meiner nackten Füße. Es war kalt. Es war verdammt kalt!

Ich streckte die Hand nach Hizumis Schulter aus und zuckte erschrocken zurück.

„Verschwinde!“, flüsterte er und drückte sich enger gegen die Mauer.

„Saga bitte. Du musst hier weg.“

Ungläubig starrte ich ihn an. „Was hast du?“ Ich wunderte mich über den Klang meiner eigenen Stimme. Adrenalin schoss durch meine Adern, ich hatte Angst und wusste nicht wirklich wovor. Gut, die momentane Situation war mehr als merkwürdig, aber warum ließ sie solche Panik in mir hoch kochen?

„Hau ab verdammt nochmal!“

Ich taumelte zurück und starrte entsetzt auf die Kreatur, die da nur wenige Schritte entfernt saß. Die Stimme, die soeben zu mir gesprochen hatte, hatte kaum noch Ähnlichkeit mit der, die ich von Hizumi gewohnt war. In seine sonst so ruhige, fast schon melodiöse Stimme, hatte sich ein Knurren gemischt, bei dem sich mir die Nackenhaare aufstellten.

Ich rührte mich nicht von der Stelle.

Einen Moment lag überlegte ich, ob dies nicht alles nur ein abgedrehter Traum war, doch dafür war es zu real.

Plötzlich riss es mich von den Füßen.

Ein scharfer Schmerz durchzuckte meinen Hinterkopf und ich fand mich auf dem Rücken liegend wieder. Ich war mit einer solchen Wucht auf den harten Boden geknallt, dass es mir die Luft aus den Lungen gepresst hatte und ich hilflos und panisch nach Luft schnappte, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Meine Sinne waren benebelt und durch einen Schleier von Schmerz erkannte ich Hizumis Gesicht, nur wenige Zentimeter entfernt von meinem. Seine schmalen Hände drückten meine Arme gewaltsam auf den Boden und das mit einer Kraft, die mir das Gefühl gab, dass die Knochen meiner Handgelenke in wenigen Sekunden bersten würden.

Ohnmächtig starrte ich in ein hellgelbes Augenpaar, das direkt über mir schwebte. Ich merkte, wie meine Kräfte mich verließen und ich fand nicht einmal mehr genügend Kraft, um um Hilfe zu schreien, als dieses Monster, das einmal Hizumi gewesen war, das Maul aufriss und zwei scharfe Eckzähne zum Vorschein kamen.

Ich schloss die Augen und mein letzter Gedanke war, dass ich es mir in einem anderen Leben zweimal überlegen würde, ob ich die Vampirgeschichten meines großen Bruders als Ammenmärchen abtun sollte...
 


 

Zeros Villa, Wohnzimmer, 0.30 Uhr ...
 

Nachdenklich beobachtete der Vampir die Flammen, die im offenen Kamin des Wohnzimmers tanzten. Toshiya war schon vor einiger Zeit in sein Zimmer verschwunden, um zu schlafen. Doch vorher hatte Zero noch ein paar andere Dinge über das Leben des Jungen in Erfahrung bringen können, die ihn etwas nachdenklich machten.

Toshiya war bei seinem Vater und dessen Frau aufgewachsen, seine leibliche Mutter war angeblich kurz nach der Geburt gestorben. So weit so gut. Nichts wirklich Ungewöhnliches.

Weitaus ungewöhnlicher war es jedoch, dass Toshiyas eigener Vater (So wie der komplette Rest der Familie) anscheinend eine gewisse Angst vor dem eigenen Sohn zu hegen schien. Das vermutete zumindest Toshiya.

Unbegründet war diese Angst aber wohl nicht, denn Toshiya schien eine Gabe zu haben, die sich weder er selbst, noch seine Mitmenschen erklären konnten.

Es hatte lange gedauert, bis er überhaupt mit der Sprache herausgerückt war, doch Zero war geduldig mit ihm gewesen und irgendwann hatte er doch angefangen zu erzählen.

Von den unerträglichen Kopfschmerzen, von den scheinbar fremden Stimmen im Kopf und von der ständigen Angst, schlicht und einfach verrückt zu sein.

Angefangen hatte es eines Tages in der sechsten. Klasse. Mitten im Unterricht hatte ein stechender Schmerz Toshiyas Kopf durchschossen und wenige Sekunden später sagte eine helle Mädchenstimme, die er sofort als die einer Klassenkameradin erkannte, schüchtern, dass dieser Toshimasa wirklich süß sei.

Das war das erste, jedoch nicht das letzte Mal gewesen, dass Toshiya, ohne es zu wollen, die Gedanken seiner Mitmenschen las.

Aus Angst noch mehr Schmerzen erleiden zu müssen, mied Toshiya von da an den Umgang mit Menschen, was ihn schnell zum Außenseiter gemacht hatte.

Absolut verängstigt hatte er den Fehler gemacht und seinem Vater von den Vorfällen erzählt, der das ganze mit einem Stirnrunzeln quittiert hatte und Toshiya verbot weiterhin solche Lügengeschichten unter die Leute zu bringen.

Jahrelang hatte Toshiya unter den fremden Gedankenfetzen in seinem Kopf gelitten und eines Nachts packte er seinen Rucksack und lief davon.

Der Rest war Geschichte.

Zero seufzte schwer. Es passte ihm nicht, den Jungen einfach wieder vor die Tür zu setzen, selbst wenn sich jemand anderes um ihn kümmern würde. Doch Karyu hatte Recht. Es war schlicht und ergreifend zu gefährlich. Blake würde kochen vor Wut und das auch noch zu Recht.

Zero entschied sich dazu, gleich am nächsten Tag mit ein paar sozialen Einrichtungen zu telefonieren, um diesen Menschen endlich loszuwerden.

Es gab Wichtigeres als die nichtigen Probleme eines verwahrlosten, menschlichen Teenagers...
 


 

Sagas POV
 

Ich wartete auf den Schmerz. Ich wartete darauf, dass er seine Zähne in mein Fleisch bohren würde, mich fressen würde.

Doch nichts geschah. Plötzlich spürte ich, wie sich der eiserne Griff um meine Handgelenke lockerte. Ich öffnete die Augen und sah direkt in Hizumis hellgelbe Iriden, in denen ein Gefühl geschrieben stand, das ich absolut nicht deuten konnte.

Reflexartig riss ich meine schmerzenden Handgelenke nach oben und schaffte es tatsächlich mich zu befreien. Die Angst gab mir genügend Kraft, mein Knie blitzschnell gegen Hizumis Brustkorb zu rammen, sodass er mit einem leisen Schrei nach hinten fiel.

Ich taumelte benommen in Richtung Treppe, rechnete damit, dass er jeden Moment aufspringen würde, nur um mich erneut und diesmal endgültig, zu Boden zu reißen. Stattdessen blieb Hizumi reglos auf dem Boden sitzen, die Schultern hochgezogen, mit hängendem Kopf.

Die Arme hatte er fest um seinen eigenen Oberkörper geschlungen und immer wieder entkam seinem Mund ein leises Knurren.

„Lauf.“, wisperte er zittrig. „Lauf weg solange du noch kannst.“ Seine Stimme hatte ihren normalen Klang wiedererlangt, doch sie war nicht mehr als ein heiseres Wimmern.

Ich warf noch einen letzten Blick auf die kauernde Gestalt, bevor ich langsam die Treppe hinunter ging.

Erst, als die Haustür hinter mir ins Schloss gefallen war, begann ich zu rennen. Ich lief, bis meine Lungen brannten wie Feuer, kam aber erst zum Stehen, als ich vor meiner eigenen Haustür angelangt war. Meine Hände zitterten unkontrolliert, als ich den Schlüssel herumdrehte und ich warf die Tür hinter mir zu, ohne Rücksicht darauf, dass mein Bruder wahrscheinlich schon schlief.

Ich taumelte den dunklen Flur entlang, nur um schließlich auf meine, vor Erschöpfung und Angst weichen, Knie zu fallen.

Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren, wusste nicht wie lange ich bereits so da kniete, als plötzlich das Licht anging und eine Gestalt im Türrahmen stand.

Tsukasa.

„Saga?“ Ich konnte hören, dass er mehr als entsetzt war. „Ach du Scheiße.“, murmelte er und wenig später, merkte ich, wie ich hoch gehoben und auf direktem Weg in mein Bett getragen wurde.

Mein Körper fühlte sich taub an, doch langsam kehrte der pochende Schmerz in meinem Hinterkopf zurück.

Ich starrte teilnahmslos an die Zimmerdecke.

Plötzlich rüttelte eine warme Hand mich sanft an der Schulter. „Saga! Was ist los mit dir? Mach keinen Scheiß ja? Was ist passiert?!“, fragte Tsukasas vertraute Stimme ängstlich.

Ich öffnete den Mund, doch die Worte ließen auf sich warten.

Es dauerte lange, bis ich fähig war, ihm zu erzählen, was sich in dieser Nacht ereignet hatte. Doch als ich geendet hatte, sah er mich ernst an und zog mich wortlos in seine Arme. Ich erwiderte die Umarmung so gut ich konnte. Meine Handgelenke schmerzten.

„Ich bin so froh, dass du noch lebst.“, sagte er leise. Ich wunderte mich nicht darüber, dass er meine Geschichte nicht in Frage stellte. Noch bevor ich ihm irgendeine Antwort geben konnte, übermannten mich Müdigkeit und Schock.

Ich sank, noch in Tsukasas Armen, in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
 


 

Hizumis POV
 

Mit einem dumpfen Knall fiel die Haustür ins Schloss. Verzweifelt grub ich meine Fingernägel tiefer ins Fleisch meiner Oberarme, in der Hoffnung mich durch den Schmerz endgültig wachrütteln zu können. Ein dünnes Blutrinnsal bahnte sich den Weg über meinen Unterarm, sammelte sich an der Spitze meines Ellbogens und tropfte geräuschlos zu Boden.

Es war still.

Mein Körper zog sich in schmerzhaften Krämpfen zusammen und ich ließ mich zur Seite kippen. Ich bemerkte den Aufprall kaum, lag zusammengerollt wie eine Katze auf dem kalten Steinboden, die Fingernägel immer noch tief in die schon blutige Haut versenkt.

Erst, als die Krämpfe langsam nachließen und ich sicher war, dass Saga weit genug entfernt war, lockerte ich meinen Griff.

Mir war übel und langsam breitere sich ein Taubheitsgefühl in meinem Körper aus.

Ich lag reglos da, war nicht fähig mich zu bewegen und plötzlich wurde mir klar, dass ich weinte.

Wäre es eine andere Situation gewesen, hätte ich mir das Weinen strikt verboten, doch momentan war es mir egal. Ich hatte Grund genug zum Heulen. Immerhin hatte ich vor wenigen Minuten die Kontrolle fast gänzlich verloren, hatte fast jemanden getötet, den ich wirklich gern hatte. Und ich hatte gehört, was er gedacht hatte.

'Monster.'

Und er hatte Recht. Ein leises Schluchzen entfuhr meiner Kehle. Er hatte Recht, ich war ein Monster. Es war falsch gewesen, dass ich vor ein paar Tagen mit ihm geredet hatte, einfach so. Es war falsch gewesen, dass ich mich mit ihm getroffen hatte. Es war falsch gewesen, dass ich mir selbst erlaubt hatte zu hoffen. Darauf zu hoffen, die Kontrolle wahren zu können, darauf zu hoffen, einfach nur eine schöne Zeit mit ihm verbringen zu können. Mich vielleicht sogar mit ihm anzufreunden, obwohl er ein Mensch war.

Es war falsch gewesen zu hoffen, dass es mir erlaubt war zu leben.

Und sei es nur für wenige Stunden.

Zum ersten Mal seit zweihundert Jahren, wurde mir wirklich klar, dass ich eigentlich nicht mehr in diese Welt gehörte. Ich war nichts weiter als eine Lüge, ein Märchen, nichts Halbes und nichts Ganzes, weder tot noch lebendig.

Es tat weh.

Ich lag einfach nur da. Das unnötige Atmen hatte ich eingestellt, warum auch nicht? Immerhin war niemand mehr da, dem ich etwas vorspielen musste. Meine Brust schmerzte. Die Stelle, an der Sagas Knie mich mit voller Wucht getroffen hatte, als er verzweifelt versucht hatte sich zu befreien. Er hatte Todesängste ausgestanden und das wegen mir.

Er war eingeschlafen, während des Films. Einfach so. Ich saß neben ihm und beobachtete ihn beim Schlafen. Ich erinnerte mich daran, dass ich fasziniert zugesehen hatte, wie sich seine Brust gleichmäßig hob und senkte, während er schlief und wie friedlich er ausgesehen hatte. Irgendwann hatte ich ihn so vorsichtig wie möglich ins Bett getragen, ich hatte ihn nicht wecken wollen. Eine gute Stunde saß ich einfach nur ruhig da, auf der Bettkante und sah ihm beim Schlafen zu. Als ich mich neben ihn gelegt hatte, um selbst zu schlafen, war es fast schon zu spät gewesen. Zu nah, viel zu nah. Meine Muskeln hatten sich verkrampft, meine Zähne hatten sich verselbstständigt, von meinen Augen ganz zu schweigen und die unbeschreibliche Lust auf Blut dominierte meine Gedankenwelt.

Ich wollte nicht weiter denken, wollte mich nicht daran zurück erinnern, wie er gekämpft hatte. Wollte mich nicht wieder daran erinnern, dass ich ihn fast getötet hatte.

Ich schloss die Augen und blieb liegen, in der Hoffnung vielleicht einfach so zu sterben. Ich wusste, dass es kindisch war, solche Gedanken zu hegen. Ich würde nicht sterben, nicht heute, nicht morgen und auch nicht in einer Ewigkeit.

Der Gedanke ewig zu leben, schmerzte noch mehr als sonst. Wieder spielte ich mit der Idee, meinem Dasein selbst ein Ende zu setzen, doch dazu war ich schlicht und ergreifend zu feige.

Lange Zeit lag ich einfach so da, doch irgendwann rappelte ich mich auf, meine Augen brannten und das Blut auf meinem Arm war bereits getrocknet. Ich taumelte ins Bad und wusch die verkrusteten Blutreste von meiner kalten Haut. Als ich mich gesäubert hatte, blickte ich in den randlosen Spiegel, der direkt über dem Waschbecken hing. Gelbliche Augen starrten mich aus einem blasen Gesicht an.

Ich starrte zurück.

Meine Zähne hatten mittlerweile ihr normales Aussehen zurück erlangt, doch meine Augen waren immer noch gelb. Voller Hass sah ich mir selbst ins Gesicht und noch bevor ich eine klaren Gedanken fassen konnte, holte ich aus und rammte meine geballte Faust mitten in das Gesicht meines Spiegelbildes. Das zerbrach klirrend in tausend Stücke, die sich auf dem Boden und im Waschbecken verteilten.

Langsam ließ ich die Hand sinken, beachtete das Blut nicht, das träge meinen Arm hinunterlief.

Ich schleppte mich die Treppe hinunter, zur Küchenzeile, wo ich den Kühlschrank öffnete und eine verpackte Blutkonserve herausnahm.

Ich riss den durchsichtigen Plastikbeutel aus und lehrte ihn mit einem Zug. Angewidert von mir selbst ließ ich die Konserve fallen und setzte mich hin. An den Kühlschrank gelehnt saß ich da, im Dunkeln, und dachte daran, dass ich Saga nie wieder sehen würde.

Nie wieder sehen durfte.

Und konnte.

Ich schlang die Arme um den Bauch und starrte ins Nichts.

Plötzlich hörte ich, wie jemand die Tür aufschloss. Es interessierte mich nicht. Ich blieb still sitzen.

Der Jemand schaltete das Licht an und ich schloss die Augen.

Es tat weh.

Leise Schritte bewegten sich in meine Richtung und wenig später fühlte ich, wie mich eine kühle Hand vorsichtig an der Schulter rüttelte.

„Hizumi?“, fragte eine leise Stimme. Ich öffnete langsam meine geröteten Augen und sah in Zeros ebenmäßiges, ernstes Gesicht. Er kniete vor mir und sah mich stumm an.

Ich wollte nicht reden.

Mit niemandem, nicht mal mit Zero.

Bevor ich protestieren konnte, wurde ich auf die Beine gezogen und aufs Sofa gesetzt.

„Bist du verletzt?“, fragte mein nächtlicher Besucher.

Ich schüttelte den Kopf. Zero seufzte leise.

„Ach verdammt nochmal Hizumi, warum bringst du dich immer selbst in solche Schwierigkeiten?“ Es klang nicht wütend, eher besorgt. Ich zuckte die Schultern.

Ich wollte nicht reden.

Eine Weile saßen wir schweigend nebeneinander und Zero musterte mich. Er machte sich Sorgen. Wie immer.

Ich starrte auf meine Hände, wollte ihm nicht ins Gesicht sehen. Er würde es nie zugeben, doch ich wusste, dass er nicht nur besorgt, sondern auch enttäuscht war. Enttäuscht, weil ich es noch immer nicht schaffte, mich zu kontrollieren. Enttäuscht, weil ich fast schon wieder einen Unschuldigen getötet hatte. Ich reagierte nicht, als er mich vorsichtig in den Arm nahm.

„Versprich mir, dass du dich ab jetzt von Menschen fern hältst, ok? Zumindest solange, bis du es schaffst, dich zu kontrollieren.“

Ich nickte.

„Hizumi, ich weiß, dass es schwer für dich ist, aber du musst dich zusammenreißen. Du hättest heute fast schon wieder einen Menschen umgebracht.“

„Glaubst du das weiß ich nicht? Hältst du mich für blöd, oder was?!“

Ich schrie und war kurz davor, wieder in Tränen auszubrechen, die ich aber mit aller Macht zurückzuhalten versuchte. Diese Blöße wollte ich mir nicht geben. Nicht vor ihm!

„Nein, das tue ich ganz und gar nicht. Ich halte dich nicht für dumm. Ich halte dich nur für verzweifelt. Und ich kann es dir um ehrlich zu sein nicht mal verübeln.“, antwortete er ruhig und streichelte sanft über meinen Rücken.

Ich vergrub das Gesicht in Zeros schwarzer Jacke, krallte mich an ihm fest und ließ den Tränen freien Lauf...
 


 

Karyus Wohnung, 2.47 Uhr ...
 

Das nervtötende Geräusch der Türklingel riss Karyu aus tiefsten Träumen. Toll! Da schlief man schon mal, was nicht oft vorkam und dann klingelte irgendein Penner um drei Uhr nachts an der Tür. Knurrend erhob sich der Untote und schlurfte zu Tür. Er entriegelte das Schloss und öffnete die Haustür.

„Zero?! Sag mal hast du sie noch alle? Hast du mal auf die Uhr geguckt?“, meckerte er seinem Gegenüber ins Gesicht. „Ja hab ich, wir haben jetzt genau 2.41 Uhr. Und jetzt reg dich ab und lass mich rein, es ist wichtig.“, antwortete der ungebetene Gast gelangweilt. Grummelnd ging Karyu ins Wohnzimmer und warf sich auf das rote Sofa. „Also, was willst du? Es muss schon verdammt wichtig sein, damit ich dir verzeihe, dass du mich mitten in der Nacht aus dem Bett geholt hast.“

Zero nahm auf dem, ebenfalls roten, Sessel, schräg gegenüber des Sofas, Platz.

„Ich komme gerade von Hizumi. Er hat heute Abend wiedereinmal die Kontrolle über sich verloren und fast einen Menschen umgebracht. Ist das relevant genug für dich?“

Sofort war Karyu hellwach.

„Er hat bitte was?“, fragte er ernst.

„Du hast mich schon verstanden. Anscheinend hat er sich vor ein paar Tagen mit einem Menschen angefreundet. Ich hatte zu viel zu tun, um zu bemerken, wie ernst es wirklich war. Auf jeden Fall haben sich die beiden heute einen schönen Tag gemacht, der fast in einem Blutbad geendet hätte. Anscheinend hat Hizumi es aber geschafft, seine Selbstbeherrschung wenigstens zu einem winzigen Teil zu behalten. Auf jeden Fall ist der Mensch entkommen und Hizumi ist fertig mit den Nerven.“, erklärte Zero wahrheitsgemäß. Karyus Blick verfinsterte sich. „Das heißt also, dass da draußen jetzt ein Mensch rumläuft, der von unserer Existenz weiß?“

„Ich schätze genau das heißt es.“

Karyu nickte zögernd.

„Gut, dann werde ich unserem Hizumi morgen mal einen kleinen Besuch abstatten und ihn nach dem Namen seinen kleinen Freundes fragen, damit wir ihn unauffällig 'verschwinden lassen' können.“, murmelte der Größere angespannt.

Zero schüttelte den Kopf.

„Karyu, lass es bleiben, bitte. Hizumi ist schon fertig genug. Den Namen bekommen wir auch so raus, dürfte nicht allzu schwer sein, aber bei aller Liebe, tu ihm nicht auch noch das an.“

Ein kaltes, freudloses Lachen durchschnitt die Stille.

„Sag mal spinnst du? Willst du ihn jetzt schon wieder in Watte packen, oder was? Der Junge muss endlich mal erwachsen werden! Er selbst hat das zu verantworten, er weiß ganz genau, dass er sich von Menschen fernhalten soll! Wenn er das nicht schafft, dann muss er mit Konsequenzen rechnen! Er ist kein kleines Kind mehr, Zero.“ Karyu lehnte sich vor und sah Zero eindringlich in die Augen. Doch der gab sich unbeeindruckt.

„Als ich eben zu ihm gekommen bin, saß er vollkommen apathisch auf dem Boden. Er hat kein Wort gesagt. Nichts. Ok, er hat mich zwischendurch auch mal angeschrien, aber das ist unwichtig. Ich hätte nie rausgefunden, was überhaupt passiert ist, wenn ich mir seine Gedanken nicht angesehen hätte. Glaubst du, dass du ihm hilfst, wenn du ihm jetzt auch noch das Gefühl gibst, verantwortlich dafür zu sein, dass dieser Mensch doch sterben wird?“ Zeros Stimme war ruhig, wie immer, doch seine Augen sagten etwas ganz anderes.

„Du kannst ihn nicht ewig in Schutz nehmen! Nur weil er so naiv ist und glaubt, dass er sich mit einem Menschen anfreunden kann! Er muss lernen, dass es nicht geht. Er muss endlich lernen, dass er verdammt nochmal genauso tot ist wie wir beide und dass er in der menschlichen Welt eigentlich nichts mehr zu suchen hat. Irgendwer muss ihm diese verdammte Naivität austreiben und wenn keiner von uns es tut, wer soll es bitteschön dann tun?“, zischte Karyu und langsam aber stetig begannen seine Augen, ein gelbliches Hellbraun anzunehmen.

Zero schüttelte den Kopf.

„Ja, vielleicht ist er naiv, aber ich sag dir was er hauptsächlich ist. Er ist einfach nur verdammt einsam.“

Karyu schnaubte verächtlich.

„Er hat erst vor ein paar Jahren seinen kompletten Clan verloren, er hat so gesehen niemanden mehr. Wenn wir beide nicht wären, dann wäre er vollkommen alleine auf dieser Welt. Also mich wundert es um ehrlich zu sein nicht, dass er versucht jemanden zu finden, der für ihn da ist.“, sagte der Schwarzhaarige und fügte ein „Und jetzt hör auf dich dermaßen aufzuregen, ja?“, hinzu.

Zeros letzter Satz stieß auf Karyus absolute Ignoranz.

„Warum kann er sich dann nicht einfach irgendwelche Freunde suchen, die genauso untot sind wie er? Warum muss er sich unbedingt mit... mit Futter anfreunden?“

„Das musst du mich nicht fragen! Du weißt selbst, dass wir uns in Sachen 'Mensch' zur Abwechslung mal einig sind. Trotzdem. Wenn du mich fragst, dann geht es ihm ziemlich gegen den Strich, dass er nicht mehr lebendig ist.“

Der ältere Vampir lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.

„Das hätte er sich früher überlegen sollen. Ich habe ihn damals vor die Wahl gestellt. Ewig leben, oder direkt und ohne Umschweife sterben. Und er hat sich entschieden. Er hat sich diese Art der Existenz selbst ausgesucht. Er wollte, dass ich ihn beiße!“, konterte Karyu.

„Ich weiß, aber ganz ehrlich. Was würdest du tun, wenn du halbtot und fast vollkommen verblutet auf einem Feldweg liegen würdest und jemand käme vorbei und würde dich vor die Wahl stellen 'ewig leben, oder sterben'? Ich kenne keinen, der es vorziehen würde zu sterben!“

Karyu verdrehte die Augen. „Ja, ist gut, hast ja Recht. Das bringt uns nicht weiter! Wir müssen Hizus kleinen Freund beseitigen, möglichst schnell und unauffällig und am besten auch seine komplette Sippschaft, falls er eine hat. Ich werde ein paar Leute schicken, die für die Behörden einen hübschen kleinen und vor allem tödlichen Autounfall inszenieren. Das lief bis jetzt immer am besten.“

Zero nickte.

„In Ordnung, aber bitte sag Hizumi nichts davon, ok? Er würde dich hassen, glaube ich.“

Ein verächtliches Lachen drang aus Karyu Kehle.

„Tut er das nicht sowieso schon? Immerhin hab ich ihn zu dem Monster gemacht, das er jetzt ist.“

Zero schnaubte leise und schüttelte den Kopf.

„Red keinen Schwachsinn Karyu. Du weißt genauso gut wie ich, dass er dich nicht hasst. Er hängt sehr an dir, wenn du mich fragst, hast du sogar eine Art Vorbildfunktion für ihn. Auch, wenn mir das unbegreiflich ist. Aber wie das neunmal so ist, geben Kinder nur ungern zu, dass sie ihre Eltern wirklich gern haben.“ Er lächelte „Genauso wenig, wie manche Väter einsehen wollen, dass ihnen ihre Kinder etwas bedeuten. Ich denk, du weißt wovon ich spreche, oder?“

Karyu grummelte etwas Unverständliches und starrte Löcher in die Luft.

„Das hört sich gerade so an, als wäre dieser zickige Nichtsnutz mein leiblicher Sohn.“, brummelte er beleidigt.

Zero schmunzelte. „Tu doch nicht so, du weißt ganz genau was ich meine.“

„Jaja, ist gut. Ich wäre dir jetzt sehr verbunden, wenn du deinen Hintern von meinem Sessel heben und verduften würdest. Ich will schlafen. Ich kümmere mich morgen um das Problem.“

„In Ordnung, dann wünsche ich dem Herrn noch eine angenehme Nachtruhe“ Mit diesen Worten erhob sich Zero, verließ Karyus Wohnung und verschwand in der sternenlosen Nacht...



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2010-01-01T23:12:57+00:00 02.01.2010 00:12
geile story
ich liebe sie
so spannend
ich dreh durch
Von: abgemeldet
2009-08-20T21:33:19+00:00 20.08.2009 23:33
oh man so ein affengeiles kap xD
echt schade um saga, wenn er wirklich beseitigt wird...ebenso um hizu, der kleine hats echt verdammt schwer...
bin mega gespannt, wie sich das jetzt entwickelt und was noch alles kommt!

p.s. totaall genial wie sich zero und karyu immer unterhalten xD wie pech und schwefel :D

lg
Von: abgemeldet
2009-08-20T21:33:17+00:00 20.08.2009 23:33
oh man so ein affengeiles kap xD
echt schade um saga, wenn er wirklich beseitigt wird...ebenso um hizu, der kleine hats echt verdammt schwer...
bin mega gespannt, wie sich das jetzt entwickelt und was noch alles kommt!

p.s. totaall genial wie sich zero und karyu immer unterhalten xD wie pech und schwefel :D

lg
Von: abgemeldet
2009-08-20T21:32:34+00:00 20.08.2009 23:32
oh man so ein affengeiles kap xD
echt schade um saga, wenn er wirklich beseitigt wird...ebenso um hizu, der kleine hats echt verdammt schwer...
bin mega gespannt, wie sich das jetzt entwickelt und was noch alles kommt!

p.s. totaall genial wie sich zero und karyu immer unterhalten xD wie pech und schwefel :D

lg
Von:  MYM
2008-11-05T15:17:24+00:00 05.11.2008 16:17
der arme Saga... und Hizumi... Q____Q
aber das is so spannend *-*
+
LG MYM
Von:  _Jiye_
2008-11-05T13:34:02+00:00 05.11.2008 14:34
´____`
armer Hizumi...
er tut mir so leid!
Q__Q


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