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HOLLOW

A Vampire Story
von

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Unasked Visitor

Hizumis POV
 

Es war wirklich zum Totlachen, wie leicht dieser Mensch doch aus der Fassung zu bringen war. Irgendwie war es schon regelrecht niedlich. Ich merkte natürlich sofort, wie erleichtert er war, als die, in der Tat ziemlich böse schauende, Bedienung endlich den bestellten Kaffee brachte. Es war recht ungewohnt für mich, nach all der Zeit wieder unter so vielen Menschen zu sein, mich sogar mit einem von ihnen zu unterhalten. Doch glücklicherweise fühlte ich mich nicht mal unwohl, geschweige denn hungrig.

Genüsslich trank ich meinen Kaffee.

Ja, auch Untote trinken Kaffee.

Wieso auch nicht?

Immerhin essen wir sogar von Zeit zu Zeit menschlichen Fraß. Also Zeug das man so im Supermarkt kauft. Nudeln mit Tomatensoße und grünen Wackelpudding und so.

Wobei, wenn man erstmal so cool ist wie Zero und Karyu (Also schon dermaßen alt, dass man es selbst als Vampir schon langsam in Erwägung ziehen sollte, sich Botox sonstwohin spritzen zu lassen, um dem Zahn der Zeit ein Schnippchen zu schlagen), dann braucht man gar nichts Essbares mehr. Außer dem, für unseren Existenzerhalt, notwendigen Blut.

Ich beobachtete Saga über den Rand meiner Kaffeetasse hinweg.

Der Gute schien in eine Art Schockstarre verfallen zu sein und klammerte sich wie ein Ertrinkender an seinem Kaffeebecher fest.

Ich entschloss mich, ihn mit einem lockeren Gespräch aus seinem apathischen Zustand zu erlösen.

„Und? Macht sich deine Freundin keine Sorgen, wenn du soviel weg bist?“ Ich zwinkerte ihm verschwörerisch zu. Doch seine Antwort überraschte mich.

„Nein, macht sie nicht. Ich hab nämlich keine Freundin. Ich bin Single. Und wie siehst bei dir so aus?“ Er grinste herausfordernd, der Schockzustand schien offensichtlich überwunden.

Es wunderte mich in der Tat, damit hatte ich nun bei allen guten Geistern nicht gerechnet. Wie denn auch?

Sicher, ich hätte mich schon längst in Sagas Gedankenwelt einklinken können, um mir seine komplette Lebensgeschichte anzuschauen, aber erstens war ich nicht so perfekt darin wie Karyu und Zero es waren (Immerhin bin ich ja auch noch nicht so alt und klapprig wie diese beiden Säcke. Demnach also auch noch nicht so erfahren!), und zweitens machte es doch viel mehr Spaß jemanden einfach mal auf ganz konventionelle Weise kennenzulernen.

„Wow, das hätte ich nicht gedacht“ Ich grinste zurück. „Und zu deiner Beruhigung, ich bin auch im Moment nicht vergeben.“

Ja, gemein, ich weiß. Aber ein bisschen Spaß haben ist doch schließlich nicht verboten, oder?

Und Sagas verblüfftes Gesicht bereitete mir eine Menge davon.

„Zu meiner wa- Denkst du ich steh auf dich?“

Holla, da war aber jemand impulsiv.

Anscheinend war Sagas Verblüffung so groß, dass er nicht merkte, dass das halbe Café höchst ungeniert in Richtung unseres Tisches gaffte. „Na wer wird sich denn da so aufregen? So war das eigentlich gar nicht gemeint. Oder tust du's vielleicht wirklich?“ Ich lehnte mich demonstrativ zu ihm vor, immer noch eins meiner kleinen fiesen Grinsen auf den Lippen.

Er schüttelte energisch den Kopf „Nein!“ Und schon wieder zu laut. Nun hatten wir die volle Aufmerksamkeit jeder Person die sich im Umkreis von zehn Metern befand.

„Nein tu ich nicht. Ich steh nicht auf Männer.“, ergänzte er zögerlich und ein ganzes Stück leiser. Offensichtlich schien Saga gemerkt zu haben, dass wir interessierte Zuhörerschaft gefunden hatten.

Langsam begann dieses kleine Spiel mir Spaß zu machen, ich suchte Sagas Blick und fand ihn nur Sekunden später.

Ich hatte Lust das Spiel bis ins nächste Level anzutreiben und setzte prompt meinen höchst wirksamen „Schlafzimmerblick“ auf, den ich zu Lebzeiten schon wirklich gut beherrscht hatte und in den zweihundert Jahren als Vampir nahezu perfektioniert hatte.

„Ach nein? Hast du's schon mal ausprobiert, oder warum bist du dir da so sicher?“, fragte ich gedämpft. Er schüttelte den Kopf und wurde doch tatsächlich rot.

„Nein. Nicht wirklich... ein paar mal so nebenbei ist da was mit nem Kerl gelaufen, aber- Das geht dich eigentlich gar nichts an.“ Er schien wirklich ein wenig durch den Wind zu sein.

Eigentlich wusste ich, dass es nicht fair war, mit solchen Mitteln vorzugehen, nur um mich ein wenig zu amüsieren, aber es machte nun einmal höllischen Spaß ihn derart aus der Fassung zu bringen, besonders, weil er wirklich süß aussah, wenn er rot wurde und seine Kaffeetasse anstarrte, nur, um mir nicht in die Augen sehen zu müssen.

Er schwieg eine Weile und ich bekam schon fast ein schlechtes Gewissen, aus Angst es schon zu weit getrieben zu haben.

„Hör auf damit“, murmelte er plötzlich leise.

Ich sah erstaunt auf.

„Womit?“, fragte ich verwundert.

Was zum Teufel meinte er?

Ich sah ihn an.

Er blickte kurz auf, erwiderte meinen Blick und bereute es anscheinend direkt. Ja, ich wusste sehr wohl, wie ich und besonders meine Augen auf die menschliche Rasse wirkten.

Ich hatte noch immer keine Antwort auf meine Frage bekommen, als ich bemerkte, dass Sagas Wangen sich langsam aber stetig noch einen Tick röter färbten.

„Damit halt.“ Er blickte auf seine Hände, dann wieder in meine Augen „Deine Augen. Du hältst einen damit fest.“

Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte.

Ja, er hatte Recht, das war mir schon klar, doch irgendwie fiel mir kein cooler Spruch, kein zynischer oder ironische Kommentar ein, nichts. Dieser Kerl hatte gerade etwas zustande gebracht, was seit Jahrhunderten keiner vor ihm geschafft hatte.

Er hatte mich sprachlos gemacht!

Verzweifelt suchte ich nach einer Antwort, auf diese eigentlich absolut sinnfreie Forderung, als meine Gedanken durch ein „Ich... muss mal grad wohin!“, unterbrochen wurden und ich höchst verwirrt dabei zusah, wie sich mein ehemaliges Gegenüber in Richtung Toilette verkrümelte.

Ich blinzelte.

Was war das denn bitte gewesen?

Sicher, Saga verübelte ich sein Verhalten nicht, es war völlig normal. Typisch menschliche Reaktion eben. Ich machte mir im Moment eher Sorgen um mich und mein Seelenheil, gepaart mit meinem Gesunden Nicht-Menschenverstand!

Ich fasste noch einmal zusammen: Bis vor fünf Minuten war alles gut gelaufen, dann war ich auf dem besten Weg gewesen mein „Opfer“ in eine recht pikante Situation zu bringen und plötzlich hatte es mir einfach so die Sprache verschlagen, nur weil dieser Typ, der daran Schuld war, dass meine Lieblingsjeans ein Loch hatte, mir in die Augen gesehen hatte und mich gebeten hatte ihn doch bitte nicht mehr so anzusehen.

Was war denn los?

Ich stürzte meine Kaffee hinunter und sah aus dem Fenster.

Zero würde ausrasten, wenn er davon erfahren würde, dass ich (mal wieder) die Geheimhaltung des Clans gefährdete. Ich seufzte.

So gesehen war es nicht mein Problem, immerhin war es nicht mein Clan, der der Gefahr ausgesetzt werden könnte entdeckt zu werden.

Nein, mein Clan würde niemals mehr entdeckt werden können, immerhin-

Ich verscheuchte den Gedanken. Ich hatte keine Lust, weiter darüber nachzudenken, immerhin wollte ich mir diesen Morgen nicht versauen.

Ich ließ Vergangenes vergangen sein (Hakuna Matata!) und fragte mich, ob Saga es bis Ende des Jahrhunderts wohl fertig bringen würde, das WC zu verlassen...
 


 

Karyus POV
 

Eigentlich hatte ich nur vorgehabt, mich kurz auszuruhen. Einfach mal für ein paar Minuten aufs Bett legen und relaxen.

Das Ende vom Lied war, dass ich aufwachte, auf die Uhr schaute und feststellte, dass es zehn war. Morgens.

Ich hatte tatsächlich einen kompletten Nachmittag und eine noch komplettere Nacht tief und fest geschlafen.

Geschlafen!

Ich machte mir ernsthafte Sorgen um mein geistiges und vor allem körperliches Wohlbefinden. Vielleicht wurde ich wirklich alt. Ich stand auf, schlurfte ins Bad (Spürte ich da in meinem vorletzten Rückenwirbel etwa ein Ziehen? War das Rheuma? Konnten selbst Vampire, die ein fortgeschrittenes Alter erreichten, solch lästige Beschwerden bekommen?) und inspizierte mein Spiegelbild.

Wie immer, so gut wie knitterfrei und geziert mit einer vornehmen Blässe. Unverändert also.

Mein Stammhirn meldete sich. Etwas war wichtig gewesen. Sehr wichtig.

Mein Kleinhirn eilte prompt zu Hilfe und siedend heiß fiel mir ein, was ich vergessen hatte!

Ich stürzte ins Schlafzimmer, warf mir ein frisches Shirt über (Ich hatte mich natürlich am Vorabend in voller Montur in die Falle geschmissen) und raste aus dem Haus. Und wenn ich sage „Ich raste“, dann meine ich damit nicht die zwanzig Stundenkilometer, die Menschen für gewöhnlich drauf haben, wenn sie mal „rasen“. Dann meine ich damit das vielfache menschlicher Geschwindigkeit.

Nach ein paar Minuten tauchte Zeros Bonzenvilla hinter der Bonzenallee, die von seinem Bonzentor bis zur Bonzenhaustür führte, auf. Der Gute war eben noch einer „von der alten Schule“. Zeros Ansicht nach musste nun mal jeder mehr oder minder Untote eine düstere Villa im Dracula-Style mit einer noch düstereren, und vor allem langen, Einfahrt (Wichtig!) besitzen. Die sollte natürlich besten Falls in einem furchtbar düsteren Wald stehen und Spinnweben an den Decken und Möbeln haben.

Pech nur, dass Zeros Immobilienmakler nur die Villa am Stadtrand, ganz in der Nähe des tatsächlichen Bonzenviertels, zum Verkauf stehend gefunden hatte. Pech aber auch, dass der gute Zero einen leichten Putzfimmel hat und die Villa deswegen von innen nicht halb so vergammelt aussieht, wie sie laut Klischee eigentlich aussehen sollte. (Selbst meine Wohnung ist schmutziger als Zeros. Und die ist nicht mal halb so groß!)

Ich nahm den schweren Löwenkopf-Türklopfer in die Hand (Schon wieder so ein verdammtes Klischee!) und war gerade dabei ein Loch in die Haustür zu hämmern, als besagte sich endlich wie durch Zauberhand öffnete und sich ein reichlich angepisst aussehendes Gesicht durch den Türspalt schob. Nun sollte man wissen, dass der liebenswerte Zero für gewöhnlich nie eine Miene verzieht. Ich bin sowieso der festen Überzeugung, dass er zum Lachen in den Keller geht!

Ich kannte meinen Lieblingsuntoten nun allerdings einige Jahrhunderte und bemerkte sofort, dass der Kleine nicht gut drauf war. Seine Augenbraue zuckte höchst bedenklich.

„Guten Morgen, Sonnenschein!“, strahlte ich ihn an.

Er dankte mir meine liebevolle Begrüßung mit einem platten „Was willst du denn schon wieder hier? Die Kekse sind weg, die hast du leer gefressen!“

Ich schüttelte den Kopf.

„Es geht hier nicht um Kekse es geht um Killer!“

Die Augenbraue wanderte gen Haaransatz.

„Oh, haben wir heute wieder einen dieser lästigen „Nerve deinen Nächsten“-Tagen?“, fragte er unbeeindruckt von meinem, in meinen Augen höchst intelligenten, Wortspiel.

Ich schnaubte beleidigt.

Frechheit.

„Jetzt lass mich endlich rein!“

Zero seufzte und trat einen Schritt zurück, um mich in sein Gespensterschlösschen zu lassen.

„Schuhe aus!“

Ich verdrehte die Augen. Verwirrter Sauberkeitsfanatiker!

Ich zog meine Turnschuhe aus und pfefferte sie, nicht ohne Nachdruck, in die nächstbeste Flurecke.

Instinktiv schlug ich den Weg Richtung Wohnzimmer ein, denn wenn es etwas zu bereden gab, dann wurde grundsätzlich dort Kolloquium gehalten. Zero hatte es sich schon auf seinem Sessel bequem gemacht, ich schielte zum Tisch. Keine Kekse. Blödmann.

Ich ließ mich auf einen der weiteren Sessel fallen und streckte mich erst einmal ausgiebig. Zero seufzte entnervt. „Jetzt fang schon an zu reden! Es scheint ja wichtig zu sein, sonst wärst du nicht zu solch unmenschlicher Uhrzeit hier aufgekreuzt!“

Ich grinste ihn breit an.

„Seit wann interessiert dich denn Menschlichkeit?“

Die Augenbraue zuckte gefährlich.

Ich erbarmte mich Zeros ungestilltem Wissensdurst und begann zu erzählen.

Während ich die Ereignisse des Vortages verbal ausbreitete, wechselte der Gesichtsausdruck meines Gegenübers von gelangweilt und ausdruckslos (Also wie immer) erst zu interessiert und gegen Ende der Erzählung zu einer Mischung aus skeptisch und besorgt.

„Und du bist dir sicher, dass das unser Mann sein könnte?“

Ich zuckte die Schultern.

„Keine Ahnung, aber er hat was zu verbergen, soviel ist sicher. Außerdem weiß er anscheinend über Hizumis kleinen Ausflug vor ein paar Jahren Bescheid.“

Zero seufzte tief.

„Ok, das ist nicht gut. Hast du seine Adresse? Seine Telefonnummer? Irgendwas mit dem wir ihn orten könnten?“ Er sah mich forschend an „Oder muss ich wieder jemanden losschicken, um Fakten zu sammeln, die du schlichtweg verschlampt, oder vergessen hast zu erfragen?“

Die Augenbraue stand nun in einem beinahe tödlichen Winkel zur Nasenwurzel.

Ich schluckte.

Nicht gut.

Ich hatte es tatsächlich vergessen.

Zur Abwechslung fand ich mich selber mal ziemlich doof!

Mr Allwissend schien das natürlich sofort gemerkt zu haben und verdrehte (Schon wieder!) die Augen.

„Sehr gut Karyu! Wirklich klasse! Und du warst wie alt? Hundertfünfzig? Zweihundert?“ Er lehnte sich im Sessel vor. „Jetzt hör mir mal zu! Ich hab zwar nicht mehr und nicht weniger zu sagen als du auch, aber ich rate dir, dass du dich gefälligst nochmal auf den Weg machst und diese verdammten Angaben beschaffst! Es ist mir scheißegal wo du sie herbekommst, aber es stehen hier diverse Existenzen auf dem Spiel. Du hast gesehen, was dieser Spinner angestellt hat. Und jetzt beweg deinen Hintern, nimm deine stinkenden Turnschuhe, geh unseren Verdächtigen suchen und komm verdammt nochmal erst wieder, wenn du ihn gefunden hast, weißt wo er wohnt, wie er heißt, wie alt er ist, ob er Familie hat, von mir aus auch, wie seine Oma mit Mädchennamen hieß! Mir egal! Hauptsache du findest ihn und bringst uns Infos die uns ein paar Anhaltspunkte liefern können!“

Ich blinzelte. Du liebe Güte, war der geladen! Das gerade war ein 'Zero-Ianischer Wutausbruch', Klasse 2 gewesen.

Heißt: Rechte Augenbraue in einem gefährlichen Winkel hochgezogen, leicht zusammengekniffene Lippen, wie immer recht ruhige Tonlage, allerdings mit einem höchst bösartig wirkenden Nachdruck hinter jeder einzelnen Silbe.

Ich schnaubte verächtlich.

„Ok, gut. Dann geh ich halt wieder. Ein bisschen Lob dafür, dass ich überhaupt wen gefunden hab, der als Täter in Frage käme, habe ich mir eh nicht von dir erhofft.“, brummelte ich gekränkt.

„Jetzt verschwinde endlich, du Nervensäge und mach deine Arbeit!“

Ansage.

Schmollend erhob ich mich und verschwand grußlos in den Flur, um meine Turnschuhe zu suchen, als ich plötzlich aufsah. Hier stimmte etwas nicht. Ich richtete mich auf, einen Schuh halb am Fuß, den anderen in der Hand haltend, drehte mich um und - Fiel fast aus den Socken!

Mitten in der Tür zum Gästezimmer stand ein wildfremder Typ mit dünnen Ärmchen und gammeligen Klamotten und sah mich mit großen Augen an.

Ich starrte zurück.

Ja ich starrte!

Ich sah nicht einfach nur. Ich starrte!

Es wäre ja alles halb so wild gewesen, auch der ach so enhaltsame Zero (Obwohl... Ich habe nie die Meinung vertreten, dass er wirklich so prüde und frigide ist wie er immer tut. Stille Wasser sind doch bekanntlich tief, oder?) durfte ja mal seinen Spaß haben.

Doch etwas, das mir ganz und gar nicht passte, war die Tatsache, dass der Kerl, der da im Türrahmen stand, nach Mensch roch...
 

Starbucks-Café, Männertoilette ...
 

Der junge Mann war vollkommen durch den Wind und starrte schon fast wutentbrannt auf sein Spiegelbild. „Du hast sie doch nicht mehr alle, Saga!“, fauchte er besagtes an, doch das Spiegel-Ich starrte nur genauso böse zurück, blieb bis auf Weiteres stumm.

Seufzend lehnte Saga sich an die geflieste Wand der Männertoilette. Es war zum Heulen.

Eine Wand und ein paar Tische mit hübschen weißen Tischdeckchen entfernt, saß ein gutaussehender Typ, der ihn verstörte, verunsicherte und anscheinend auch noch Spaß daran hatte ihn zu verarschen. Dumm nur, dass genau diese drei Dinge einen Eindruck auf Saga hinterlassen hatten, von dem er nicht wusste, ob er ihn gut heißen sollte.

Anders ausgedrückt: Wäre Hizumi eine Frau, hätte Saga alles daran gesetzt, ihn noch am selben Abend ins Bett zu bekommen!

Aber, da dem nun mal leider ganz und gar nicht so war, stand der Braunhaarige vor einem kleinen Problemchen. Je nachdem auch einem größeren. Aber vielleicht bildete er sich das auch alles einfach ein. Ja! Vielleicht war Hizumi gar nicht so cool, gutaussehend und interessant. Vielleicht war er ein rotzlangweiliges Muttersöhnchen, das nur zufällig mit gutem Aussehen gesegnet worden war.

Saga nahm sich fest vor, herauszufinden, was an dieser Theorie so dran war. Zu seinem eigenen Seelenheil und natürlich zum Erhalt seiner Laufbahn als Womanizer!

„Auf in den Kampf!“, murmelte das Spiegel-Ich optimistisch und Saga verließ die schützenden Festungswälle der Toilette. Natürlich nicht, ohne vorher noch einmal tief durchzuatmen.

Er ging betont lässig zurück zum Tisch, an dem ein kauender Hizumi saß, der grinsend eine Augenbraue hochzog, als Saga zum zweiten Mal an diesem Tag Platz nahm.

„Alles klar bei dir?“, fragte der Vampir lächelnd.

Saga nickte hastig.

„Jap, alles super! Kaffee drückt bei mir nur immer so auf die Blase.“ Er kratze sich angestrengt grinsend im Nacken.

„Sag mal, hast du heute noch was Wichtiges vor?“

Der Braunhaarige blinzelte.

„Ich?“

Hizumi lachte

„Natürlich du! Oder siehst du hier noch jemanden am Tisch sitzen?“, fragte er amüsiert. Saga schüttelte den Kopf und musste nun selbst grinsen. „Nein, nicht wirklich. Und nein, ich hab heute nichts Bestimmtes mehr vor, wieso?“

„Weil ich nachher eigentlich noch shoppen gehen wollte, wenn du Lust und die Nerven dazu hast, könntest du mich begleiten.“ Er lächelte zuckersüß.

Noch etwas, dass dafür sprach, dass Hizumi eigentlich eine Frau war. Dieser „Schatz, ich muss nur mal schnell Schuhe kaufen gehen!“-Tonfall ließ sämtliche Alarmglocken in Sagas sowieso schon ziemlich beanspruchtem Oberstübchen lauthals schellen.

Noch bevor Saga mit Händen und Füßen wedelnd „NEIN!“ brüllen konnte, hörte er sich selbst ein „Ok, warum nicht?!“, säuseln.

Hizumi strahlte ein tausend Watt Lächeln.

Die Lage war ernst!
 


 

Karyus POV
 

Ich starrte den Türrahmen-Typ an. Der starrte zurück. Immer noch.

Ich ließ die Schuhe Schuhe sein und machte auf dem Absatz kehrt, in Richtung Wohnzimmer, wo Zero noch in seinem Sessel saß und so tat, als sei alles in bester Ordnung. Dieser elende Heuchler!

„Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber was zur Hölle macht ein Typ in deinem Haus der wie ein Mensch riecht?“, fragte ich mit Engelszungen. Zero sah mich eiskalt an.

„Ich hab ihn gestern Nacht gefunden, er scheint obdachlos zu sein und hat niemanden zu dem er gehen kann.“, erklärte er mir in aller Seelenruhe. Meine Gesichtszüge entgleisten. Ich war sprachlos.

Mein Gehirn war dabei die eben eingetroffenen Informationen zu bearbeiten, aber weiter als bis „Ich binde mir die Schuhe“ war es leider noch nicht gekommen. Nach unendlichen Sekunden fand ich meine Sprache wieder. Und wie.

Im Stechschritt ging ich auf Zero zu, beugte mich zu ihm und sah ihn wutentbrannt an.

„Sag mal hast du sie noch alle? Seit wann interessieren dich irgendwelche verwahrlosten Penner? Wenn du ihn wenigstens gefressen hättest, oder sonst was, wäre mir scheißegal gewesen! Aber so wie ich dich kenne, hast du das eh nicht vor. Und dann erklär mir, warum zur Hölle dieser Typ da in deinem Flur steht! Was bist du? Mutter Theresa, oder was?“

Der Kerl sah mich vollkommen relaxt an. „Entspann dich, Karyu. Ich hab nicht vor, ihn zu behalten.“

„Das will ich dir verdammt nochmal auch geraten haben! Wenn der Orden Wind davon bekommt, dann haben wir innerhalb von wenigen Stunden Blakes verdammte Killer-Truppe hier stehen, oder noch schlimmer, dann bekommen wir eine schöne, kleine Einladungskarte, und zwar direkt nach Russland! Und was uns beide da erwartet, brauch ich dir ja wohl nicht zu erklären. Wenn's ja wenigstens nur dich treffen würde, wär's mir ja noch egal, aber meinen Arsch holen die sich auch, immerhin teile ich mir ja leider mit dir den Obermacker-Posten! Und da ich meinen Arsch behalten will, empfehle ich dir, dieses Stück Fleisch wieder rauszuschmeißen, und zwar dalli!“

So, jetzt hatte ich es ihm aber gegeben. Doch anstatt vor Angst zu erzittern, wie es die meisten getan hätten, bleib dieser unverschämt asoziale Untote sitzen und sah mich gelangweilt an. „Glaubst du, du erzählst mir was neues? Du magst die anderen mit deinem Tonfall und deinen Todesdrohungen erschrecken können, aber mich nicht. Ich werde ihn vor die Tür setzen und gut. Aber mal was anderes. Du hast mich gefragt warum ich ihn aufgesammelt habe. Die Antwort ist, dass ich es selbst nicht weiß, aber ich hab da so ein Gefühl. Ich denke, dass der Junge wichtig sein könnte. Nenn es Spinnerei, oder wie auch immer du willst. Es ist als hätte es mich angezogen, verstehst du?“

Ich ließ mich aufs Sofa fallen.

„Na wunderbar! Er fühlt sich angezogen! Von einem verdreckten und verlausten Jüngelchen. Zero, ich sag dir was.Was du brauchst, ist Sex! Ich könnte dir da ein paar hübsche Ladys besorgen, und die würde es dir dann endlich mal besor-“

Meine brilliante Idee wurde durch ein leises und extremst entnervtes Seufzen unterbrochen.

„Karyu, mach dich nicht lächerlich. Du weißt so gut wie ich, dass das nicht der Grund ist und du weißt auch, dass ich schon immer eine gewisse Gabe hatte, Dinge im Groben vorauszusehen. Fügungen im Frühstadium zu erkennen.“, faselte er. Erschöpft ließ ich mich zurücksinken, krallte mir ein Kissen und umklammerte es mit beiden Armen. Ich brauchte Beistand! Und sei es nur in Form eines Kissens.

„Jaja, von mir aus, hast ja Recht.“ Ich seufzte. Das Belastendste war, dass er tatsächlich Recht hatte. In der Tat hatte Zero dieses merkwürdige Talent, wichtige Dinge zu erahnen, noch bevor sie überhaupt passierten. Genaues wusste er nie, aber ab und an war es ganz hilfreich gewesen. Zum Beispiel um zu wissen, welche Personen man ohne weiteres umbringen konnte, und bei welchen es eine Reihe unangenehmer Vorfälle hinter sich ziehen konnte.

„Und du glaubst wirklich, dass er wichtig sein könnte? Für was auch immer?“, fragte ich resigniert.

Nicken.

Oh, wie ich diese ausschweifenden Antworten liebe. Es war wunderbar ein Gespräch mit Zero zu führen. Genauso gut hätte man sein Spiegelbild zutexten könne, das hätte längere Antworten gegeben, als dieser Kerl es für gewöhnlich tat. Ich hätte ihn zu gern mal besoffen erlebt, doch leider schien er, zu allem Überfluss, auch noch jeglicher Art von Drogen abgeschworen zu haben.

„Ich glaube sogar, dass er ziemlich wichtig sein könnte. Wenn ich mir da nicht sicher wäre, hätte ich ihn nicht aufgesammelt, das kannst du mir glauben.“, nuschelte er in seinen imaginären Bart.

„Ok, überzeugt. Und warum willst du ihn dann wieder wegschicken? Ich mein, gut, Blake und Konsorten, schon klar, aber seit wann gibst du so leicht nach?“

Tja, das sollte er mir jetzt mal schön erklären!

„Ganz einfach, wie du schon sagtest, Blake und Konsorten. Im Moment ist es einfach zu gefährlich einen Menschen hier zu haben. Der Orden hat so oder so ein Auge auf uns geworfen, immer noch. Ich werde zusehen, dass ich irgendeine Bleibe für ihn finde, die nah genug ist, um seine Gedankengänge und alles andere, das von Bedeutung sein könnte genau zu verfolgen. So haben wir ihn immer im Blickfeld, falls sich etwas ergeben könnte, aber er ist weit genug weg, damit wir keinen Ärger riskieren.“

Ich war mal wieder beeindruckt von meinem geschätzten Kollegen.

„In Ordnung, dann wirst du ihn also heute noch irgendwo abliefern?“

„Sofern sich das bewerkstelligen lässt. Ja.“

Ich entspannte mich.

Anscheinend war es um Zeros Verstand doch nicht so schlimm bestellt wie ich befürchtet hatte...



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2009-08-17T16:04:08+00:00 17.08.2009 18:04
astrein die beiden xD (zero und karyu) ich liebe die beiden, der eine immer so mürrisch, der andere hat immer nen sarkastischen spruch auf den lippen :D (eigentlich auch zero^^)
wie gesagt, ich liebe es ;-)
und wie immer klasse geschrieben, macht echt spaß sie zu lesen =)
lg
Von:  MYM
2008-10-18T16:14:05+00:00 18.10.2008 18:14
ich liebe Vampirgeschichten in "diesem" Zusammenhang xDD
und die FF is megageil geschrieben...
das is ma wieder ein Lichtblick unter den, in letzter Zeit, recht kläglichen FFs... Danke *verbeug* xDDD
freu mich auf den nächsten Teil ^^

LG MYM
Von: abgemeldet
2008-10-18T10:14:43+00:00 18.10.2008 12:14
Es ist ja soo~ genial! <3 *knutsch*
Karyu und Zero sind so klasse... *weglach*

Schö~hön weiterschreiben, klar? *g*

LG Sollie
Von: abgemeldet
2008-10-17T12:10:33+00:00 17.10.2008 14:10
du weißt ich liebe dieses kapitel :)
karyu un zero... der hammer XDD


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