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100% Sorglospunks!

von

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Monsterparty

„Monsterparty

Eieieiei

Monsterparty

Eieieiei!”

Lauthals sang Easy, die Frontfrau und Sängerin der Sorglospunks, bei dem Song von den Ärzten mit und schwang den Wischmopp im Takt durch die Küche. Die gesamte Sorglospunks-WG stand im Zeichen der ‚Mission Monster’. Denn Halloween hatte dieses Jahr auch das Schwabenland erreicht und wurde in dem Dorf das erste Mal richtig groß und organisiert gefeiert. Eigentlich gehörten die Sorglospunks nicht zu den Einwohnern der deutschen Lande jenseits des Rio Spätzle, die allzu viel von importierten Feierlichkeiten hielten, aber in diesem Falle machten sie eine Ausnahme. Der Grund dafür war einfach: Publicity. Wenigstens hatte die Bandmanagerin Nifen das gesagt. Der andere Grund war der, dass es schlichtweg Spaß machen würde. Und Halloween war eine herrliche Ausrede, um sich vollkommen infantil verhalten zu können. Auch wenn die Sorglospunks dafür eigentlich nie eine Ausrede brauchten.

Der Plan war recht einfach: Die fünf Bewohner der Sorglospunks-WG – LennStar war ja schon wieder mal im warmen Griechenland unterwegs – würden sich schön gruselig verkleiden und Abranka, die Bandmuse, durfte sogar auf ihrer fliegenden Wolke für die Durchschnittsbewohner des Schwabenlandes sichtbar werden. Auch Chibichi hatte sich als Besuch angesagt – und sie brauchte sich gar nicht erst zu verkleiden. Die Hörner und Flügel des echten Teufels waren schließlich eindrucksvoll genug. Außerdem würde zumindest das Wohnzimmer in eine richtige Gruselhöhle verwandelt werden, in der die mutigen Süßigkeitenjäger ihre Beute erhalten würden. Für später am Abend war dann ein kostenloses Open-Air-Konzert im Vorgarten vorgesehen. An sich eine perfekte Planung für einen perfekten Halloweentag.
 

Weit entfernt in einer anderen Dimension, die normalerweise nur durch die Albträume der Menschen mit der uns bekannten Welt verbunden ist, leben die Monster. Große und Kleine, Flauschige und Schuppige, Gruselige und nicht so Gruselige, Haarige und Schlangenhäutige, Tierartige und Pflanzenartige, Fleischfresser und Vegetarier, Mutige und Ängstliche.

„Halloween wird wieder langweilig“, maulte das rote, haarige Monster und richtete seine orangefarbene Schleife, die ihm die gelben Augen von der Haarmasse freihielt.

„Sowas von“, seufzte das kleine, quirlige Monster mit den scharfkantigen Schuppen, das zwischen den Füßen des Roten hockte.

„Na, dann machen wir dieses Jahr doch einfach etwas anderes.“ Das dritte Monster in der Runde erinnerte an eine Mischung aus einem zwei Meter großen Werwolf mit einem ebenso großen Velociraptor: Fell und Schlangenhaut wechselten sich ab, scharfe wolfsartige Reißzähne waren kombiniert mit den tödlichen Klauen des Velociraptors. Kurzum: Es sah aus wie ein wirklich gewordener Tötungsalbtraum.

„Und was?“, kam es erneut gemault von dem rothaarigen Monster.

„Wir gehen auf eine Party.“

„Party, cool!“ Das quirlige Monster sprang auf und hopste in die Luft. „Und wo?“

„Im Schwabenland.“ Das Werwolf-Killerdino-Monster zog einen verknickten Ausdruck aus den Tiefen eines Bündel Fells hervor. „Hier, lest das.“

„Ich kann nicht lesen!“, jammerte das quirlige Monster traurig.

„Also, hier steht…“ Das rote Haarmonster schnappte sich den Zettel und las vor: „Mission Monster! Monsterparty bei den Sorglospunks! Kommt her, bringt Grusel- und Feierspaß mit! Mit Gratiskonzert um 20:00 Uhr im Garten.“

„Cool!“

„Da gehen wir hin.“ Das Werwolf-Velociraptor-Monster grinste breit.

Denn an Halloween, da können die Monster aus der Dimension, die sonst nur über unsere Albträume mit unserer Welt verbunden ist, auch ohne Albtraum unter uns wandeln…
 

„Es geht los! Es geht lohos!“, jubilierte Easy, als die ersten Kinder vor der Tür auftauchten und nach Süßem oder Saurem fragten.

Stolz führte die gruselige Songwriter-Dämonin die fünf Kiddies in die Gruselhöhle im Wohnzimmer. Chibichi hatte mit ein paar echt höllischen Accessoires wie echten Gargoyles und einem kleinen Lavapool in einem feuerfesten Steinbecken nachgeholfen. Abranka trug Vampirzähne, die dafür sorgten, dass sie nuschelte, und den nachtschwarzen Umhang, den sie bei dem Grafen von Atlantis abgestaubt hatte. Jack hatte sich als Mumie zurechtgemacht und Chris war ein Zombiegitarrist. Nifen hatte zwar versucht, wenigstens den Verkleidungszwang zu umgehen, war aber schließlich dazu genötigt worden, sich in ein Gespenst mit viel weißer Schminke im Gesicht zu verwandeln. Selbst Kiwi war verkleidet – als Höllenkatze mit schwarzen Flügeln auf dem Rücken.

Die Kinder staunten zwar nicht schlecht, aber meinten schließlich, dass sie sich nicht richtig gruseln würden.

Schmollend gab ihnen Easy nur die Hälfte der für Besuche vorgesehenen Süßigkeiten.

„Wir sind nicht gruselig?“ Jack stemmte die Hände in die Hüften. „Was bilden die sich eigentlich ein? Sollen wir hier mit echten Monstern aufwarten, oder was?“

In diesem Augenblick klingelte es wieder an der Tür.

„Wehe, die gruseln sich jetzt nicht! Ich habe nicht extra die ganzen Spinnweben aufgehängt, damit sich niemand gruselt!“ Noch immer Gift und Galle spuckend stampfte Jack zur Tür.

„Ja?“, fauchte sie, während sie die Tür gleichzeitig aufriss.

Lautes Aufkreischen von mehreren Personen drang bis ins Wohnzimmer. Die verbliebenen Sorglospunks und Entitäten blickten sich nur kurz an und stürmten dann Richtung Haustür. Jack stand dort, hatte die Hand aufs Herz gepresst und blickte die drei Gestalten vor der Tür mit großen Augen an. Dort befanden das rote, haarige Monster, das kleine, schuppige, quirlige Monster sowie das Killer-Dino-Werwolf-Monster und schauten mit einem ebenso entsetzten Gesichtsausdruck zurück.

„Wir wollen nur Party machen und keinen Herzinfarkt kriegen!“, motzte das rothaarige Monster los.

„Hey, wir auch!“, gab Jack giftig zurück.

„Aber das rechnet doch niemand damit, dass jemand mit derart schlechter Aura die Tür aufmacht!“

„Dann solltest du halt am besten nirgendwo mehr klingeln!“ Jack wollte die Tür schon wieder zuknallen, doch Nifen hinderte sie daran. Die Bandmanagerin hatte einen Gedankenblitz.

Chibichi beugte sich derweil zu Abranka hinüber und flüsterte leise: „Echte Monster, nicht wahr?“

„Jepp.“ Die Muse nickte. Als Entitäten war es für die beiden natürlich kein Problem zwischen Schein und Sein zu unterscheiden, wenn es um überirdische, nicht-natürliche und dimensionsfremde Wesen ging.

Beide zuckten mit den Schultern und beschlossen, den Dingen ihren Lauf zu lassen.

Nifen hatte in der Zwischenzeit die Situation unter Kontrolle gebracht. Denn was war bitte schön ein Halloween-Konzert ohne vernünftige Monster? Und die Kostüme dieser drei waren derart gut, dass sie auf jeden Fall engagiert werden mussten. Nach zähen Verhandlungen standen den drei Monstern ein Berg Süßigkeiten und eine kleine Tüte Kaffeepulver zu.

„Super!“ Nifen schlug in die Pranke des großen Killermonsters ein.

„Und wie heißt ihr?“, fragte Easy neugierig aus dem Hintergrund.

„Äh…“ Die drei Monster sahen sich an.

„John“, hustete das Rothaarige.

„Paul!“, kam es von dem Kleinen und „George!“, vervollständigte das Bestien-Monster die Runde.

„Ah, ja.“ Chris zog eine Augenbraue wissend hoch, kommentierte die ganze Sache aber nicht weiter. Vielleicht steckten da ja irgendwelche sonst extrem konservativ-langweiligen Dorfhoheiten in den Kostümen, die ihr Hobby lieber nicht verraten wissen wollten.
 

Alles lief prima – bis zum Konzert.

Denn die drei Monster hatten noch nie ein Sorglospunks-Konzert erlebt und keine Ahnung von dem Wert der Improvisation der Sorglospunks. Sie sahen nur eins: Man durfte offenbar machen, worauf man gerade Lust hatte.

Und das bedeutete, dass sich George mit lautem Gebrüll auf einen Zuschauer stürzte, der ihn ausgelacht hatte, und ihm den Kopf abreißen wollten.

„George!“ John und Paul stürmten mit lautem Gekreische vor – was angesichts ihres Aussehens reichlich gruselig war – und wollten eingreifen, doch Nifen war schneller. Da sie ein Küchenschlossgespenst war – etwas Individualität musste schließlich sein – trug sie ein Nudelholz bei sich. Und eben dieses nutzte sie, um George außer Gefecht zu setzen. Benommen sackte das Dino-Monster zu Boden und sie lächelte den Zuschauern entschuldigend zu.

„Er nimmt seine Rolle immer so ernst!“, rief sie und deutete auf das sich langsam wieder berappelnde Monster.

Lachen und Applaus war die Antwort darauf. Die Sorglospunks selbst hatten von dem Zwischenfall nichts mitbekommen, denn immerhin waren sie gerade dabei, einen neuen Song zu improvisieren.
 

„Oh, oh, oh,

Komm doch mit zu unserer Monsterparty!

Monsterparty, Monsterparty!

Yeeeeheeeeheee

Monsterparty!“
 

Nifen hielt das Nudelholz locker über der Schulter und allein dieser Anblick sorgte dafür, dass sich George mit einem verlegenen Lächeln trollte, um gemeinsam mit John und Paul zu der Musik abzurocken. So weit, so gut.

Misstrauisch kniff die Managerin die Augen zusammen. Abranka war gerade mit Inspirieren beschäftig – aber Chibichi war greifbar.

Und so sah sich der Teufel einige Sekunden später einer äußerst ungehaltenen und bewaffneten Bandmanagerin gegenüber.

„Das sind echte Monster, oder? Keine verkleideten Menschen, nicht wahr?“

Chibichi warf einen kurzen Blick auf das Nudelholz, das von der Begegnung mit dem Monsterkopf eine Delle zurückbehalten hatte, und lächelte gewinnend.

„Bingo. Keks?“ Chibichi hielt Nifen eine Packung mit Schokokeksen hin, die sie vor den Halloween-Kids in Sicherheit gebracht hatte.

Nifen zuckte mit den Schultern und nahm einen Keks. Dann tappte sie ungeduldig mit der Fußspitze auf den Boden, um zu signalisieren, dass sie noch auf weitere Antwort wartete.

„Na ja, es gibt da diese Monsterdimension. Die einzige Verbindung zu unserer Welt besteht über die Albträume. Eigentlich. Außer an Halloween. An Halloween können die Monster auch so in diese Welt hinüberkommen und unter den Menschen wandeln. Da fallen sie ja nicht auf, weil eh alle Welt verkleidet ist.“ Chibichi verschwieg an dieser Stelle lieber, dass die Monster bis Silvester in der Menschenwelt festhängen würden, wenn sie nicht rechtzeitig zurückkamen. Denn das Silvesterfeuerwerk vertrieb nicht nur symbolisch die Geister des alten Jahres, sondern gleichzeitig auch etwaige von Halloween zurückgebliebene Monster.

„Und warum habt ihr uns nichts davon gesagt?“ Nifen knabberte an ihrem Keks. Einiges an Spannung war bereits von ihr abgefallen.

Chibichi grinste. „Was glaubst du, was Easy und Chris dann getan hätten?“

Ihr Gegenüber legte nur den Kopf schief, ging diverse Szenarien gedanklich durch und grinste dann ebenfalls breit. „Okay, Punkt für euch zwei.“

„Und Jack hätte die drei verprügelt. Mit Sicherheit.“

„Zweiter Punkt für euch.“ Nifen hob die Hand und piekste Chibichi mit dem Zeigefinger auf die Stirn. „Dennoch mag ich es nicht, belogen zu werden.“

„Das ist ein Punkt für dich. Zusammen mit dem Nudelholz macht das dann unentschieden.“ Der Teufel zuckte die Schultern. „Und jetzt?“

„Na, wir sagen ihnen erst mal nichts. Was denn sonst?“ Nifen lachte.
 

„Komm, wir feiern ne Monsterparty!

Schalalala!

Eine Monsterparty!“

Easy trällerte noch immer vor sich hin, als das Chaos im Garten langsam verschwand und eine gemütliche Sofarunde mit leckerem Kakao nach diesem rundum gelungenen Tag winkte.

„Na los, Jungs! Jetzt gibt’s noch Kakao!“, rief Jack den drei Monstern zu, die langsam unruhig wurden. Immerhin war Halloween gleich zu Ende und sie mussten auf jeden Fall das letzte Dimensionstor nach Hause nehmen, sonst hingen sie in der Menschenwelt bis Silvester fest.

Nicht, dass es hier nicht interessant und unterhaltsam und die Sorglospunks nicht supernett und lustig gewesen wären. Nein. Aber wenn man zu spät zurückkam, dann bedeutete das immer eine Wagenladung Ärger wie Albtraum- oder – im allerschlimmsten Fall – Halloweenverbot.

„Äh, wir müssen langsam…“ Paul war es, der das Wort ergriff. George haderte immer noch ein klein wenig mit den Regeln in dieser Welt, die ihm den Nudelholzschlag eingebracht hatten. (Denn eine Regel lautete offenbar, dass man niemandem den Kopf abreißen durfte.) Und John hatte viel zu viel Gefallen daran gefunden, dem Bandmaskottchen Kiwi den Rücken zu kraulen, was diese ganz besonders toll fand, und bekam eh gerade nicht allzu viel mit.

„Wieso das denn?“ Easy blickte das kleine geschuppte Monster mit ihrem besten Dackelblick an.

„Weil es sonst Ärger gibt.“ Paul lächelte verlegen und ließ sein Haifischgebiss sehen.

Jetzt blickte sogar John auf. „Er hat Recht. Das gibt riesigen Ärger, wenn wir zu spät kommen.“ Seine roten Haare standen ihm schlagartig regelrecht zu Berge.

„Solch große Monster und so große Angst?“, spottete Jack. „Sind eure Ehefrauen so übel? Oder eure Mütter? Wer seid ihr überhaupt?“

„Äh… John, Paul und George?“, gab Paul zögernd zur Antwort.

„Klar und ich bin Ringo.“ Jack rollte die Augen. „Also?“

„Jahack…“ Nifen zupfte die Bandvernunft, die sich gerade bedingt vernünftig verhielt, am Ärmel. „Ich glaube, wir sollten sie einfach gehen lassen.“

„Nö. Ich will das jetzt wissen.“ Das Multipercussionswunder stellte auf stur und sah die drei Monster an. „Also?“

„Na ja… Das letzte Dimensionstor bleibt nicht ewig geöffnet und wir müssen es erwischen, denn sonst sitzen wir hier bis Silvester fest und das ist zwar ganz toll bei euch, aber das gibt Zuhause Ärger, und wir wollen eigentlich keinen Ärger, sondern nächstes Halloween am liebsten wieder zu euch kommen und wieder mit euch so einen tollen Tag haben und wir werden auch im Internet verfolgen, wie es mit euch weitergeht, und uns alle Videos von euch angucken und…“, sprudelte Paul hervor.

„Dimensionstor?“ Das war das einzige Wort, das die drei Sorglospunks von dem Ganzen aufgriffen.

„Nö, ne?“ Jack schlug die Hand vor die Stirn. „Müssen wir etwa eure Welt retten?“

„Äh, nein, der geht’s gut.“ Paul machte große Augen, was reichlich unheimlich aussah.

„Müssen wir unsere Welt vor euch retten?“, warf Easy ein und zitterte dabei ein wenig.

„Äh, nein. Wir wollen ja nach Hause.“ John schüttelte den Kopf.

„Uaaaaaaaa! Echte Monster!“, kreischte Chris und ließ sich nur von Nifen und dem Versprechen, dass sie das Nudelholz wieder einsetzen würde, falls ihn eines der Monster bedrohte, beruhigen.

„Das war unser bestes Halloween“, sagte in diesem Augenblick George und lächelte in die Runde. Das war das erste Mal, dass sein Lächeln nicht bedrohlich wirkte. „Dürfen wir nächstes Jahr wiederkommen? Ich werde auch niemandem mehr versuchen, den Kopf abzureißen.“

„Na ja…“ Jack blickte in die Runde. Easy nickte beigeistert, da sie praktisch sofort wieder vergessen hatte, dass sie gerade noch etwas Angst verspürt hatte. Chris deutete auf Nifens Nudelholz: „Wenn das Nudelholz wieder dabei ist.“

Nifen, Abranka und Chibichi grinsten und nickten nur. Und Kiwis demonstratives Schnurren war ebenso eine eindeutige Antwort.

„Ist gebongt! Nächstes Jahr feiern wir wieder eine Monsterparty!“ Jack strahlte die drei Monster an.
 

„Komm, wir feiern ne Monsterparty!

Schalalala!

Eine Monsterparty!“



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