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100% Sorglospunks!

von

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Bommel-Alarm!

„Kahn: Hier bommelt er Mark eins auf die Nase“.

Das berühmteste Boulevardblatt Deutschlands hatte mit dieser Schlagzeile für Easy, die noch nicht allzu berühmte Frontfrau der ebenfalls noch nicht sehr berühmten Band Sorglospunks, und mich, der offiziellen Muse besagter bisher noch nicht berühmter Band, die perfekte Vorlage geliefert – und wir beide waren dabei, den Rest der Sorglospunks-WG langsam aber sicher in den Wahnsinn zu treiben. Denn was anderes konnte diesem Artikel gelingen, als „Bommel“ zu einem geflügelten Wort zu machen? Und zwar zu einem noch geflügelteren, als es das als Spitzname für das heißgeliebte bandeigene Maskottchen eh schon war.

Kiwi, besagtes Maskottchen, hatte beschlossen, diesen Namen bis auf Weiteres auf die katzeneigene Manier zu ignorieren und sich mit der katzentypischen Überlegenheit nicht mehr daran zu stören.

„Bommel!“

„Bommel!“

„Bommel!“

Jack, ihres Zeichens Easys Zwillingsschwester und musikalisches Multitalent, sowie Chris, Saitenklampfer von Gitarre und Bass, verdrehten synchron die Augen, während Nifen, die hochoffizielle Bandmanagerin, eher milde lächelte und hoffte, dass dieser akute Kleinkindergartenanfall recht bald wieder vorbei war. Langsam zog sie ernsthaft in Erwägung, uns durch eine ausgiebige Ace of Base-Session wieder zur Vernunft zu rufen.

LennStar, der bandeigene Philosoph, hatte sein Fass mittlerweile schalldicht isoliert und überlegte, einen weiteren Philosophenkongress, diesmal im entfernten und bommelsicheren Indien, zu besuchen. Bei diesem ganzen Gebommel konnte man schließlich nicht mehr klar denken!

„Boah ey! Wenn wir euch nicht bräuchten, würd ich euch ja glatt vor die Tür setzen!“, beklagte sich Jack und fuhr sich durch die Haare.

„Bommel!“, kam es von Easy und mir zurück, woraufhin wir beide in schallendes Gelächter ausbrachen. Chris seufzte nur tief auf. Ihm schwante schon, dass ihr nächster Song das Wort Bommel mindestens einmal enthalten würde...

„Kinder, Kinder...“ Nifen hob beschwichtigend die Hände, denn Jack war jetzt wirklich kurz davor, die Sofakissen als Wurfgeschosse zu missbrauchen. „Reißt euch zusammen und lasst uns einkaufen gehen.“

„Kaffee!“, jubelte Easy sofort und setzte ein „Bommel!“ hinterher.

„Und Katzenfutter, Schokolade, Brot, Waschmittel und noch so einige andere überlebensnotwendige Dinge“, fuhr Nifen augenzwinkernd fort.

Nur gut, dass die kluge Managerin diese Dinge im Auge behielt. Würde das irgendeines der chaotischen Bandmitglieder tun, würde es am Ende täglich Schokolade mit Kaffee geben. Selbst Jack verlor schließlich diese wesentlichen Einkaufsdinge manchmal aus den Augen.

„Bommel!“, fügte Easy noch lachend hinzu, was bei mir einen weiteren Lachanfall auslöste. Ja, auch eine Muse, die schon auf eine gewisse Lebenszeit zurückblicken kann (ich sag nur Orpheus, Schätzungen könnt ihr selbst anstellen, aber ich sage euch gleich, dass ihr mit ein paar Hundert Jahren nicht hinkommen werdet), hat hin und wieder einige kleine infantile Anfälle. Ansonsten wäre das Leben schließlich nur halb so schön, nicht wahr? (Denkt immer daran: Etwas Wahnsinn ist stets erlaubt!)
 

Eine Wagenladung Gebommel später kamen wir am WWWB-Markt an und stürmten die schier endlosen Regalreihen voller spannender und interessanter Dinge, für die man Geld ausgeben konnte. Und die auch noch bezahlbar waren – nun, wenigstens die meisten. Easy blieb stirnrunzelnd vor einem Dosenöffner stehen, der von Katzen bedient werden konnte. Einem Felinopyximatic 2000. Wenn Kiwi so etwas hätte, dann würde man sie nicht mehr füttern müssen und dann konnte man sie nicht mehr vergessen und dann...

„Vergiss es, Easy. Zu teuer“, sagte Nifen in dem Moment, da sie im Gegensatz zu der sorglosen Frontfrau einen Blick auf das Preisschild geworfen hatte. „Das gibt die Bandkasse nicht her. Vor allem nicht, weil wir da eh so einen ungeklärten Posten haben...“ Die Bandmanagerin runzelte die Stirn und beschloss, Kiwi bei Gelegenheit und mit teuflischer Übersetzungsunterstützung mal auf den Zahn zu fühlen.

Weiter ging es in die umfangreiche Kaffeeabteilung und dann zu der Schokoladenecke. Für unsere Sorglospunks war das der siebte Himmel und auch Easy vergaß für eine Weile das Gebommel. Bis... Ja, bis da so ein Sechserpack Halbliterflaschen mit hübschen roten Bommeln stand.

„Bommel!“ Fasziniert griff Easy nach dem Getränk, das irgendetwas von wegen Kirschen enthalten sollte.

„Bommel!“ Mit großem braunäugigen Dackelblick hielt sie den Pack Nifen und Jack unter die Nase.

„Na gut, nimm mit.“ Beide verdrehten synchron die Augen. Auch einer Bandmanagerin wurde so etwas manchmal doch zu viel. Hin und wieder, da hatte sie ja doch das Gefühl, einen Haufen Kleinkinder zu hüten...
 

Wieder zu Hause wurden die Einkäufe verstaut und dann öffnete Easy den roten, bommeligen Sixpack.

„Kommt, lasst uns anstoßen“, strahlte sie in die Runde.

„Vermeidest du auch das Wort Bommel für die nächste Stunde?“, fragte Chris misstrauisch.

„Ehrenwort!“ Easy hob die Finger zum Schwur und der Bassist seufzte erleichtert. Ein wenig bommelfreie Zeit musste ja auch schließlich sein.

Gemeinsam machten wir es uns im Wohnzimmer gemütlich und schlürften Kirschlimo. Und ehrlich: Das Zeug war gar nicht so übel. Die kleinen roten Bommel um den Flaschenhals stellten sogar ein tolles Spielzeug dar und faszinierten uns alle fünf.

„Bommel“, murmelte Jack schließlich.

„Was?“, entfuhr es Chris. „Hast du noch alle Bommel beisammen? Bommelst du jetzt hier auch schon rum?“ Erschrocken schlug er die Hand vor den Mund.

„Bommel!“ Jack sprang entsetzt auf, dicht gefolgt von Easy, die ein fröhliches „Bommel, Bommel!“ hören ließ.

Nifen und ich sahen uns an. Irgendwie...

„Bommelt euch erst mal, das bommeln wir schon wieder hin“, sagte Nifen ruhig, aber angesichts der Tatsache, dass auch bei ihr einige Worte nach bester Schlumpfmanier schlichtweg durch Bommel ersetzt wurden, fiel ihr das sichtbar schwer.

Verdammt! Wie war das nur passiert? Warum litten wir alle unter dem Bommelfieber?

„Bommel noch mal!“ Ich schlug frustriert auf meine Wolke.

„Bommeln wir doch Bommel an“, schlug Easy mit großen Augen vor. Auch bei ihr war gerade angekommen, dass das hier kein Scherz mehr war, sondern dass jegliche kommunikativen Aktivitäten der Sorglospunks bommelmäßig unterminiert wurden.

„Bommel!“, jammerte Jack leise und schlug die Hände vor den Kopf, während Chris lautstark vor sich hinfluchte: „Bommel, Bommel, Bommel, Bommel!“

„Abranka, bommel Bommel an und bommel ihr, was gebommelt ist!“, wiederholte Nifen Easys Vorschlag – jedenfalls war ich mir recht sicher, dass das der gleiche Vorschlag war.

Man möge mich jetzt ruhig für vollkommen verrückt halten, aber ich konnte nicht anders als zu lachen. Dieses ganze Gebommel war einfach nur noch ultrakomisch.

„Bommel“, brachte ich nur hervor und rollte lachend über meine Wolke.

Easy fing leise an zu kichern und sogar Jack wurde aus ihrem Gejammer gerissen. Chris stieg in das schallende Gelächter ein und auch Nifen ließ sich nach einem Augenblick der bommeligen Verzweiflung mitreißen. Bommel drauf, wie wir in dem Augenblick gesagt hätten.

Manchmal muss man auch in wirklich beschissenen Situationen einfach mal lachen, denn dann ist auf einmal alles nicht mehr ganz so schlimm. Nun, zumindest fühlt es sich so an, auch wenn sich an den Umständen selbst so ziemlich nichts geändert hat.
 

Irgendwann ging jedoch auch dieser Lachanfall endlich vorüber. Selbst die fünfzigste Ansteckung und das achtzigste „Bommel!“ sorgten nicht mehr dafür, dass wir durchdrehten. Nur noch müdes, erschöpftes Kichern war zu hören. Und das war endlich der Zeitpunkt, unsere Rettung anzurufen. Und das war wiederum niemand geringeres als der Teufel höchstpersönlich, denn der hatte bekanntlich nach seinem gescheiterten Seelenhandel einen unglaublich großen Narren an den Sorglospunks – besonders an Kiwi und Easy – gefressen.

„Bommel, bommel zu. Wir bommeln hier ein Bommel“, sagte ich atemlos, da der Lachanfall noch immer schwer auf meinen Lungen lastete, ins mythologische Handy, mit dem ich problemlos all die Personen anrufen konnte, die eben nicht im normalen menschlichen Telefonbuch stehen.

Es geschah das, was ich hätte ahnen können. Chibichi musste lachen. Und zwar richtig satt und herzhaft.

Missmutig hielt ich das Handy bei Seite.

„Was bommelt?“, fragte die Band samt Managerin wie aus einem Munde.

„Sie bommelt mich aus!“ Ich zog einen perfekten Schmollmund und hielt das Handy dann wieder ans Ohr, gerade rechtzeitig, um zu hören, wie die Herrscherin der Unterwelt sagte: „Ihr seid wirklich herzallerliebst! Bommel!“ Sie lachte schon wieder. „Ich bin auf dem Weg und entbommel euch!“

„Bommel“, murmelte ich in das Telefon und legte auf. Und jetzt hieß es abzuwarten.

Doch zum Glück hatte Chibichi ja den berühmten Fahrstuhl, mit dem sie ganz schnell zur Erdoberfläche hochdüsen konnte.

Und so stand sie keine zehn Minuten später vor der Tür.

„Boooooommel!“, jubelte Easy und fiel Chibichi um den Hals, während diese das Gesicht verzog.

„Bei allen höllischen Foltermethoden, das ist nun wirklich zu viel. Wenn das Gebommel schon auf alle Namen übergreift.“ Der Teufel schauderte und reichte eine dunkelviolette Flasche herum, auf der ein durchgestrichener roter Bommel zu sehen war.

„Trinkt jeder ein Glas.“

Grinsend sah sie zu, wie eine fröhliche Balgerei unter uns fünfen ausbrach, da wir alle so schnell wie möglich unser normales Sprachvermögen zurückhaben wollten.

Fünf Minuten und eine Wagenladung Chaos später waren wir alle wieder kommunikationsmäßig auf der Höhe und hielten Kriegsrat im Wohnzimmer.

„Und jetzt erklärt mir mal, wie ihr ausgerechnet an Bommel-Limonade geraten seid! Soweit ich weiß, ist die doch auf der Erde verboten und wird hier gar nicht verkauft...“

„Mooooment! Die haben wir ganz normal im WWWB-Markt bekommen!“, empörte sich Jack. „Seid wann verkaufen die da illegales Zeug?“

„Gar nicht.“ Chibichi runzelte die Stirn und sah mich an. Ich zog eine Augenbraue hoch und blickte Nifen an.

„Furien?“, fragte diese. „Oder Murphy?“

„Murphy liegt in der Hölle vor dem Kamin. Er hat gerade erst die Wahlen in den USA durcheinander gebracht und war so müde...“, erklärte Chibichi. Somit blieben nur noch die Furien übrig.

„Und die Furien... Ich glaube...“ Chibichi zog ihren Hell-O-Ganizer aus der Tasche und drückte darauf rum. „Dachte ich’s mir doch. Die sind für den Wocheneinkauf der Hell-O-Zei eingeteilt... Und die waren wohl im WWWB-Markt und haben eine kleine Falle für euch hinterlassen.“

„Und sie müssen uns bespitzelt haben, denn ansonsten wäre denen akute Bommel-Besessenheit von Abranka und Easy gar nicht bekannt gewesen und das Zeug wäre Easy far nicht aufgefallen“, verkündete Jack aufgeregt.

„Bommel-Besessenheit?“ Der Teufel blickte sichtlich amüsiert von Easy zu mir und wieder zurück.

„Lange Geschichte“, winkten wir beide ab und verzichteten darauf, die ganzen Umstände zu erklären. Ein kleines bisschen albern kamen wir uns ja jetzt doch vor...

„Okay... Wenn euch die drei abhören, dann ist das nicht gut.“ Chibichi seufzte leise. „Das Haus ist furiensicher?“

„Und wie!“, kam es prompt von mir. „Antifurienmittel überall, an allen Fenstern und Türen. Sogar an den Verbindungstüren in der Wohnung!“

„Dann werden sie jemanden beauftragt haben, euch zu verwanzen.“ Der Teufel erhob sich von dem bequemen Sofa.

„Und wenn das so ist? Wie werden wir diese Dinger wieder los?“, erkundigte sich Nifen. Wanzen in der Wohnung, das war überhaupt nicht gut.

„Och, kein Problem. Ich bin der Teufel. Und da das alles teuflisch ist, wer sonst sollte diese Dinge besser beseitigen können als ich?“ Siegessicher wühlte Chibichi in ihrer Hello Kitty-Handtasche und förderte einen kleinen mechanischen Vogel zu Tage. „Notwendige Selbstverteidigung gegen Wanzen und ähnliches Getier. Ihr wisst ja, wie das in der Hölle so zugeht.“

Wussten wir nicht, aber wir konnten uns schon alle denken, dass Teufel und Dämonen nicht gerade viel von der Dauerhaftigkeit bestehender Ordnungen hielten und gerne mal den einen oder anderen Usurpationsversuch unternahmen.

Keine Viertelstunde später war unser Wanzenproblem erledigt und lag in Form eines Haufens von Zahnrädern, Mini-Metallstücken, Schrauben und Federn vor uns auf dem Tisch.

Problem gelöst. Wenigstens vorerst, denn wir wussten ja nicht, was die Furien als nächstes aushecken würden.

„Bommel...“, murmelte Easy leise und bekam eine Kopfnuss von ihrer Zwillingsschwester.

„Boah, Easy, lass das bloß und schreib lieber einen neuen Song!“
 

Ganz so schnell wie die Beseitigung der unerwünschten Überwachungsgeräte funktioniert hatte, ging das mit dem Songschreiben natürlich nicht. Aber zwei Tage später durften sich nicht nur ein Paar teuflische Ohren über einen neuen Sorglospunks-Hit freuen.
 

„Ohohooo Bommel!

Ohohooo Bommel!

Bommel-Alarm!

Bommel-Alarm!
 

Es ist uns scheißegal,

Was ihr jetzt von uns denkt!

Es ist uns ganz egal,

Was ihr jetzt von uns denkt!
 

Wenn wir wollen,

Brüllen wir Bommel!

Wenn wir wollen,

Tanzen wir Bommel!

Wenn wir wollen,

Spielen wir Bommel!

Und das die ganze Nacht!
 

Ohohooo Bommel!

Ohohooo Bommel!

Bommel-Alarm!

Bommel-Alarm!
 

Und egal, wer uns ärgert!

Und egal, wer uns verhext!

Und egal, wer uns noch jagt!

Und egal, wer uns versetzt!
 

Wenn wir wollen,

Brüllen wir Bommel!

Wenn wir wollen,

Tanzen wir Bommel!

Wenn wir wollen,

Spielen wir Bommel!

Und das die ganze Nacht!
 

Ohohooo Bommel!

Ohohooo Bommel!

Bommel-Alarm!

Bommel-Alarm!“
 

Und wenn jetzt irgendeiner von euch denkt, dass Jack und Chris bedingt begeistert über diesen Song waren und beide nur deswegen nicht die Augen verdrehten, weil das über die volle Spielzeit eines ganzen Songs viel zu anstrengend gewesen wäre, dann dürftet ihr vollkommen Recht haben...



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