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100% Sorglospunks!

von

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Helden auf dem Eis

„Leute, ich hab einen neuen Auftritt für euch!“ Die Managerin Nifen stürmte Zettel wedelnd und strahlend in das Wohnzimmer der sorglospunkigsten WG der Welt.

„Cool!“ Easy, die sorglose Frontfrau der besten imaginären Band der Welt, war sofort Feuer und Flamme.

„Prima, dann kommt wieder Geld in die Kasse“, befand Jack, ihres Zeichens Easys Zwillingsschwester und universelles musikalisches Ultratalent der Band. „Lenn druckst schon wieder so herum, als wenn er die bösen K- und S-Worte benutzen will.“ Dahinter verbargen sich nichts anderes als Kaffee- und Schokoladenrationierung, die im Hause Sorglospunks keine besonders positive Resonanz fanden und dem Bandphilosophen und selbsternanntem Kassenwart LennStar schon einmal einen ungeplanten Aufenthalt im lokalen Krankenhaus beschert hatten.

„Ah... Ehe wir hier alle ausrasten: Wo soll das Konzert denn stattfinden?“ Nach den letzten Auftritten auf einem Geisterschiff und in der Hölle sowie sonstigen Erfahrungen der äußerst merkwürdigen Art, war Chris, der Bassist und Gitarrist der Band, nicht mehr ganz so leicht zu begeistern. Oder anders ausgedrückt: Er hatte ein gesundes Misstrauen gegenüber Nifens „Ich hab einen neuen Auftritt für euch“-Ankündigungen entwickelt.

„Bei dem Finale des Schwabencups!“ Nifen strahlte noch immer in die Runde.

„Und das ist was?“, hakte ich mich jetzt ein. Nur soviel zu mir: Jede Band braucht eine Muse und die der Sorglospunks bin ich und in diesem Kontext zuständig für Notfallrettungsaktionsideen sowie spontane Songinspiration.

„Das ist ein Eishockeyturnier für Amateurmannschaften in Süddeutschland. Weswegen da auch nicht nur Schwaben dran teilnehmen, sondern auch Bayern... Na ja, und das Finale bestreiten die Schwabendevils Stuttgart und die Nürnberger Stiere.“

Ehe ich irgendwie signalisieren konnte, dass ich mit der Antwort zufrieden war und mir die Infos reichten und Chris seine Erleichterung zum Ausdruck bringen konnte, dass das ein sehr normales Angebot war, quietschte Easy los.

„Eishockey, wie geil!“

Schlagartig kam bei uns allen die Erinnerung an Easy Eishockey-Phase hoch, in der ständig Spiele im Fernsehen geguckt werden mussten (es ist faszinierend, was Sportsender eigentlich alles in dieser Richtung ausstrahlen), ein entsprechendes Trikot gekauft und sogar ein Schläger irgendwie organisiert wurde – und sie nur noch davon sprach. Gut, ich sollte mich in diesem Kontext nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, war meine fliegende Wolke doch längst komplett auf die Fußballeuropameisterschaft im Juni des Jahres eingestellt. Bei meinem letzten Besuch auf dem Olymp hatten einige meiner Kolleginnen sogar reichlich böse Bemerkungen über die Flugtüchtigkeit meiner Wolke gemacht.

„Na, wenigstens klingt das recht normal“, gab Chris nun endlich seinen Segen zu der ganzen Sache. Easy war nämlich gerade ein wenig leiser geworden und somit relativ einfach zu übertönen.

„Juhu!“ Die sorglose Frontfrau schnappte sich in der Zwischenzeit das katzige Bandmaskottchen Kiwi und hopste mit ihr im Arm wie ein Derwisch durch das Wohnzimmer. „Wir schauen Eishockey! Wir schauen Eishockey!“

Jack sah ihrer Schwester mit schräggelegtem Kopf zu. „Man sollte ihr vielleicht sagen, dass wir noch einen Eishockey-Song brauchen, denn bisher haben wir noch keinen...“
 

Auch drei Tage später, als das Spiel stattfand, existierte noch kein Eishockey-Song. Easy hatte sich eine Schreibblockade eingefangen, die ihresgleichen wirklich suchte. Jegliche Inspirationsversuche meinerseits waren einfach nur kläglich gescheitert. So blieb uns nichts anderes übrig, als zur Spieleröffnung auf unser bisheriges – ja doch recht ansehnliches – Repertoire zurückzugreifen.

Aber es war klar: Am Ende mussten wir einen genialen Abschlusssong liefern, denn sobald das Spiel vorbei war und die Siegerehrung lief, sollte die Band noch einen Titel zum Ausklang des Turniers spielen. Und das durfte natürlich nicht irgendetwas sein, sondern musste einfach eine absolut geniale Eishockey-Hymne sein.

Doch jetzt durften wir erst einmal dem Spiel zusehen.

Und das war spannend. Verdammt spannend.

Auf dem Eis ging es richtig heiß her. Und von Langeweile und mangelnder Spielklasse, weil das hier ja nur ein Amateurturnier war, war meilenweit nichts zu sehen. Es wurde mit Wucht gecheckt, mit Zielsicherheit gepasst, mit Ausdauer gelaufen sowie mit spürbar grenzenloser Begeisterung und bissigem Ehrgeiz gespielt.

Sehr schnell stellte sich heraus, dass die roten Schwabendevils und die schwarzen Stiere vollkommen gleichwertig waren.

Für die Sorglospunks gab es jedoch nur eine Mannschaft, die sie anfeuern konnten und wollten, schon allein aus Gründen der Herkunft und der durch den Fußball etablierten Rivalität – und das waren die Schwabendevils. Nürnberg ging ja gar nicht!

Easy jubelte jedes Mal lauthals, wenn die Stuttgarter am Puck waren und schließlich ließen sich auch Jack und Chris mitreißen, während Nifen und ich das Geschehen eher gelassen beobachteten. Man musste ja nicht übertreiben.

Obwohl es wirklich unterhaltsam war – und damit sind sowohl das Spiel als auch unsere drei Sorglospunks gemeint.

Besonders der Stuttgarter Spieler mit der Nummer 34, der immerhin eins der zwei Stuttgarter Tore im ersten Drittel erzielt hatte, hatte es Easy angetan. Sie strahlte jedes Mal, über das ganze Gesicht, wenn er dicht an uns – wenn auch hinter der Plexiglasscheibe – vorbeisauste.

Entsprechend regte sie sich tierisch auf, als er im letzten Drittel von einem Nürnberger übelst gegen die Bande gecheckt wurde.

Doch für die Stuttgarter war das klasse, denn der schwarze Stier wurde für zwei Minuten in die Glaskabine geschickt und das hieß: Powerplay für die letzten beiden Spielminuten!

Und diese Chance nutzen die schwäbischen Teufel. Eiskalt, wie man es aus dem Fußball von dem VfB-Profi Mario Gomez kennt, versenkte die süße 34 den Puck im Tor. Zwar war damit das Powerplay beendet, aber die Führung stand nun sicher mit 4:2.

Und sie blieb auch so, als die Uhr abgelaufen war.

Der daraufhin losbrechende Jubel war ohrenbetäubend. Fast die gesamte Halle bebte und machte damit sehr deutlich, dass das hier ein echtes Stuttgarter Heimspiel gewesen war.

Unsere drei Sorglospunks jubelten und feierten natürlich fleißig mit. Auch Nifens dezenter Hinweis, dass sie ja gleich noch einmal auftreten würden und einen entsprechenden Song bräuchten, konnte die Stimmung nicht trüben.

Easy meinte nur, sie hätte da schon eine Idee – und jubelte dann ausgelassen weiter.
 

Diese Idee bestand in nichts anderem, als auf dem Eis zu improvisieren. Denn dort standen sie nun auf einer kleinen Holzbühne, die sicherstellen sollte, dass sie nicht ausrutschten und sich lang machten.

Während noch die Siegerehrung lief, sollten sie anfangen zu spielen.

„Unseren sorglospunkigen Glückwunsch zu dem tollen Spiel!“, schmetterte Easy ins Mikro. „Und hier ist unser eigens für euch komponierte Siegersong!“

Okay, ich wusste, worauf das hinauslief: auf sorglospunkige Improvisation. Na, aber das kannte ich ja schon. Entsprechend zückte ich meine Blitze und legte mit meinen Inspirationen los.

Chris’ Riff hämmerte durch die Halle und Jacks Schlagzeug setzte knallhart dazu ein. Das klang schon mal vielversprechend.

„Da steht ihr nun!

Den Pokal in der Hand!

Gekämpft habt ihr,

gespielt,

gecheckt,

gefightet!
 

Und da steht ihr nun!

Den Pokal in der Hand!

Tore geschossen!

Egal ob die 34,

die 16 oder die 23!

Die Halle bebt

Und das nur für euch!
 

Denn ihr seid Helden!

Helden auf dem Eis!

Wohohohoho!

Helden!

Helden auf dem Eis!
 

Ihr seid unsere Helden!

Heeeeeelden!

Heeeeeelden!

Helden auf dem Eis!

Wohohohoo!

Helden auf dem Eis!“



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