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100% Sorglospunks!

von

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Der vergessene Song

„Abranka! Abranka! Sieh mal, was ich gefunden habe!“ Easy wedelte mit einem Blatt Papier in der Luft herum, das sie gerade aus einer vollkommen mit leeren Bonbonpapieren überfüllten Schublade gezogen hatte. „Erinnerst du dich noch?“

Aufgeregt hielt mir die Frontfrau der Sorglospunks das Blatt unter die Nase. Bunte Schriftzüge prangten darauf, durchgestrichene Zeilen, umkreiste Worte, korrigierte Buchstaben, wilde Pfeile, Kaffee- und Schokoladenflecken und schließlich am Ende ein simples ‚© Sorglospunks’ mit einem dicken Schlängel darunter.

Ich musste grinsen. Natürlich erinnerte ich mich noch. War ja nicht so, als wenn ich solche Dinge so einfach vergessen würde...
 

Wir befinden uns im Frühling 2006 in Deutschland. Das gesamte Land steckte im WM-Fieber. Das ganze Land? Nein. Eine kleine von drei unbeugsamen Sorglospunks und einem Bandmaskottchen bevölkerte WG leistete erbitterten Widerstand. Und das Leben war nicht leicht für die dem WM-Virus Anheimgefallenen... Ups, nein.

Und das Leben war nicht leicht für die sorglosen Widerständler...

„Boah! Gibt es denn gar nichts anderes mehr im Fernsehen als WM?“ Jack zappte entnervt durch die Kanäle. Noch nicht einmal mehr ihre Lieblingssendungen wurden von diesem Fußballwahn verschont! Überall war Fußball. Überall!

„Nein.“ Chris grinste sarkastisch. „Du weißt doch, wir haben die WM zugelost bekommen und jetzt versinken wir im Fußballwahnsinn, bis uns die Übergabe des Pokals an wer-weiß-wen endlich rettet...“

Selbst Easy, die sorglose Frontfrau, die seit immerhin rund vier Jahren begeisterte Fußballanhängerin war, fühlte sich so langsam genervt. „Also, bei aller Liebe zum Fußball... Das muss doch nun echt nicht mehr sein!“, moserte sie, während Jack bei irgendeiner Verbrauchersendung innehielt, die gerade die günstigsten Fahnenhersteller für die heimische Wohnzimmerbeflaggung empfahlen.

„ARGH!“ Easy raufte sich die Haare, während Jack seufzend den Fernseher ausstellte.

Aber was sollte man sonst an einem verregneten Sonntagnachmittag machen, wenn nicht Fernsehen?

Selbst Chris ging das WM-Fieber auf den Keks, denn mittlerweile bekam er seine geliebte Gitarrenpolitur nur noch in schwarz-rot-goldenen Boxen. Und auch Kiwi war in Protest verfallen und attackierte den Fernseher beinahe immer, wenn dort das Wort WM fiel. Gut, ausgenommen sie schlief gerade, was zum Glück die meiste Zeit des Tages über der Fall war, sodass der Fernseher bisher um Kratzer herumgekommen war.

„Okay, es reicht! Die verdammte WM hat doch noch nicht einmal angefangen! Es wird Zeit für Widerstand!“ Easy sprang auf. „Leute, was sind wir?“

„Hä?“ Chris und Jack stießen das Wort synchron aus und blickten die Sängerin verwirrt an.

„Na, Sorglospunks sind wir!“ Easy schüttelte den Kopf. „Und was können wir am besten?“

„Rumhängen?“

„In Schwierigkeiten geraten?“

„Aus Schwierigkeiten entkommen?“

„Komische Dinge erleben?“

„Desaster verursachen?“

„Schokolade essen?“

„Kaffee trinken?“

„...“

Drei Sorglospunks stürmten in die Küche und deckten sich dort mit Kaffee und Schokolade ein, um dann befriedigt ins Wohnzimmer zurückzukehren.

„Also, was können wir am besten?“, wiederholte Easy ungeduldig, als die Band wieder auf dem Sofa hockte. Chris und Jack zuckten ratlos die Schultern. Die Dinge, in denen sie am besten waren, hatten sie schließlich schon aufgelistet.

„Einen Hit schreiben!“ Easy grinste breit. „Und genau das werden wir jetzt tun. Abranka, hast du deine Blitze bereit?“

Aber klar hatte ich. Ich war ja schließlich eine Muse.

Und damit legte die Band los.
 

Wir befinden uns im Sommer 2006 in Deutschland. Das gesamte Land steckte im WM-Fieber. Das ganze Land? Ja. Denn selbst die kleine von drei unbeugsamen Sorglospunks und einem Bandmaskottchen bevölkerte WG leistete keinen erbitterten Widerstand mehr.

„Ja, ja, ja, ja!“ Easy hopste jubelnd durch das Wohnzimmer. Deutschland war Dritter geworden! Und das bei einer WM, wo das niemand von dem Team erwartet hatte. Das war doch großartig! Absolut intergalaktischfantastischgigantesk!

Chris und Jack jubelten nicht weniger mit. Die Fußballlethargie war verschwunden. Sogar Kiwi hatte sich zu einem schwarz-rot-goldenen Look an ihrer Schwanzspitze überreden lassen.

Selbst ich muss gestehen, dass ich meine Wolke mit einem süßen kleinen Deutschlandfähnchen geschmückt hatte...

„Du...“, meinte Chris in dem Moment. „Ich glaube, wir sollten diesen einen Song ganz tief vergraben und verstecken. Ich meine... Jetzt will den doch eh keiner mehr hören. Und vergraulen wollen wir die Leute doch eh nicht...“

„Mhm, da könntest du Recht haben.“ Jack nickte. „Easy, vernichte den Text!“

Mit vorgeschobener Unterlippe blickte Easy auf den Songtext. Schade eigentlich... Sie mochte das Lied. Und es war garantiert ein Hit, nur leider sicher nicht in der breiten Masse... Leider...
 

Und jetzt? Jetzt befinden wir uns im Januar 2008.

Easy hopste mit dem Text wedelnd vor mir herum.

„Du, meinst du, ich kann ihn wenigstens ein einziges Mal spielen? Hört ja keiner...“

Ich musste lachen. „Klar, warum nicht? Das große WM-Fieber ist vorbei und wir müssen keine Angst mehr haben, wegen Majestätsbeleidigung oder so etwas gelyncht zu werden.“

„Supi!“ Easy lachte begeistert und holte ihre Gitarre. Dann spielte sie den ersten Akkord und sang ganz leise, wie als wenn sie etwas Verbotenes tun würde.

„Oh nein, wir woll’n dich nicht, WM!

Geh doch zu Hause!

Geh doch zu Hause!

Und nerv nen ander’n!

Nur mich nicht! Nur mich nicht!
 

Bist einfach hergekommen

Ungebeten, ungewollt

Hereingestolpert

Chaos ziehste nach dir

Nur ne doofe Auslosung

Hat dich uns beschert
 

Oh nein, wir woll’n dich nicht, WM!

Geh doch zu Hause!

Geh doch zu Hause!

Und nerv nen ander’n!

Nur mich nicht! Nur mich nicht!
 

Stadiontest

Neubau überall

Polizei trainiert den Ernstfall

Und die Nationalmannschaft versagt

Chaos pur

Nur du bist schuld!
 

Oh nein, wir woll’n dich nicht, WM!

Geh doch zu Hause!

Geh doch zu Hause!

Und nerv nen ander’n!

Nur mich nicht! Nur mich nicht!
 

Wahnsinn greift um sich

Zieht alle in den Bann

Nur mich nicht! Nur mich nicht!

Ich will nicht mehr!

Ich will dich nicht!

Geh doch zu Hause!
 

Oh nein, wir woll’n dich nicht, WM!

Geh doch zu Hause!

Geh doch zu Hause!

Und nerv nen ander’n!

Nur mich nicht! Nur mich nicht!
 

Und der Bundestag debattiert

Die BILD-Zeitung resigniert

Panik überall

Versagensangst beim Fußballfan

Die Welt zu Gast bei Freunden

- und kann bald wieder gehn!
 

Oh nein, wir woll’n dich nicht, WM!

Geh doch zu Hause!

Geh doch zu Hause!

Und nerv nen ander’n!

Nur mich nicht! Nur mich nicht!“
 

„Easy! Was spielst du denn da?“ Chris und Jack schauten ins Wohnzimmer rein. Sie waren gerade von einer Auffrischung des Kaffee-Schokoladenvorrats der WG zurückgekommen. Und an so etwas Schnödes wie Katzenfutter, Brot und Butter hatten sie auch gedacht. „Ist das ein neuer Song?“

„Nö.“ Easy lächelte verlegen. „Nur ein alter...“

„Ach, schade. Wir könnten mal wieder einen neuen Hit gebrauchen...“ Damit zogen die beiden die Tür wieder zu und verschwanden der Küche.

Easy zwinkerte mir verschwörerisch zu. Es musste ja niemand erfahren, dass es diesen Song noch gab...



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