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Alte Liebe

Zehn Jahre sind vergangen seit Sanji und Zoro sich das letzte Mal gesehen haben.
von

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Erinnerungen

„Ich soll Dich nach Hause holen.“

Nach Hause. Zu Hause... wieder und wieder klangen Zoros Worte in Sanjis Ohren nach. Nach Hause. Wann war er das letzte mal irgendwo zu Hause gewesen? Sicher, auf dem Baratie hatte er inzwischen fast sein gesamtes Leben verbracht, was war also dieses unerwartete Ziehen in seiner Brustgegend?
 

Ungewollt kamen die Erinnerungen wieder, Bilder aus besseren Zeiten. Sein tränenreicher Abschied von Jeff, der Kampf gegen Arlong um Nami zu retten, damals, als er die anderen noch gar nicht kannte, als er einfach der unerklärlichen Anziehungskraft des Gummijungens und des breitesten Grinsens das er je gesehen hatte gefolgt war. Ja, da waren sie wieder, die Erinnerungen an die schöne Vivi, an Chopper, den tapferen kleinen Elch und Usopp, den nicht ganz so tapferen Scharfschützen, der trotzdem im entscheidenden Moment das Richtige tat. Er sah wieder, wie die drei, Chopper, Usopp und Luffy, lachend und balgend über die Going Merry turnten, von Nami beschimpft und von Robin mit einem gelassenen Lächeln bedacht.
 

Und er sah Zoro wieder. Zoro, der trainierte. Zoro, der schlief. Zoro, der kämpfte. Zoro, der trank und doch nie betrunken wurde. Zoro, der mürrisch war. Zoro, der lachte. Zoro, dessen Blick weich wurde, wenn sie alleine waren. Zoro, dessen rauhe Hände warm und sanft über seine Wange streichelten. Zoro, dessen freudige Erwartung in Windeseile von Ungläubigkeit und, dann, Schmerz ersetzt wurde. Niemals würde Sanji ihn vergessen, diesen Ausdruck in den schwarzen Augen, verletzt und betrogen und unglaublich enttäuscht.
 

Noch am gleichen Tag war er (geflohen) aufgebrochen. Schon in Water Seven hatte er Nachricht erhalten, daß Jeff sehr krank war, aber dann war die Geschichte mit Robin dazwischengekommen und schließlich hatte er zumindest seinen Geburtstag noch abwarten wollen. Nicht zum ersten Mal wünschte Sanji sich, er hätte es nicht getan. Vielleicht wäre alles besser geworden, wenn er nach Enies Lobby sofort aufgebrochen wäre, wenn dieser unglückselige Geburtstag nie stattgefunden hätte. Vielleicht hätte er dann rechtzeitig gemerkt, was ihm so erst durch die abrupte Trennung bewußt geworden war. Scheiße, er war so ein Idiot gewesen! Er hätte sofort losfahren, Jeffs letzte Tage mit ihm verbringen und dann das Baratie auflösen sollen. Dann hätte er zurückkehren können, Zoro seine Liebe gestehen und alles wäre gut gewesen. Hätte, wäre, Scheiße!
 

Nichts hatte er begriffen und so alles verspielt. Nami hatte ihn sogar noch beseite genommen und gewarnt, nicht mit Zoros Gefühlen zu spielen, aber dieses eine Mal hatte er nicht auf sie gehört. Scheiße, er hatte sogar noch gelacht! Und die letzten zehn Jahre damit verbracht, es zu bereuen!
 

Beschissen hatte er sich gefühlt und vor allem schuldig. Zu allem Überfluß war Jeff schon drei Tage tot, als er das Baratie schließlich erreicht hatte. An irgendeinem seltenen Virus war er gestorben und so war seine Seebestattung eine hastige Angelegenheit gewesen und schon längst vorbei als Sanji eintraf. Aus Furcht vor der Krankheit hatten alle seine Köche, bis auf den harten Kern und den Küchenjungen Koujin, der keine Verwandten mehr hatte, zu denen er hätte gehen können, das Restaurant schon vor Wochen verlassen.
 

Von seinem schlechten Gewissen fast erdrückt, hatte Sanji beschlossen, es wenigstens an Jeff wieder gutzumachen, indem er das Baratie wieder ans Laufen brachte. Er hatte sich in die Arbeit gestürzt wie ein Verrückter. Tagsüber hatte er gekocht und neue Rezepte entworfen und auf diese Weise langsam ein paar der alten Köche wieder zurückgewonnen, bis er schließlich einen so guten Ruf erlangt hatte, daß er sich vor Bewerbungen nicht mehr retten konnte. Abends hatte er über den Büchern gesessen, Lieferantenlisten kontrolliert, Preise verglichen und die Lohnbuchhaltung geführt. Er hatte Wetter- und Seekarten konsultiert, Routen berechnet und notwenige Reparaturen beauftragt oder dort, wo sie keiner der Gäste zu sehen bekam, selber durchgeführt. Nachts war er zu müde zum Nachdenken in sein Bett gefallen, nur um vier Stunden später wieder in der Küche zu stehen.
 

Aber soviel er sich auch tagsüber beschäftigte, sobald sein Kopf das Kissen berührte, waren sie da: Erinnerungen, Träume und die erdrückende Gewißheit, einen schwerwiegenden, unwiderruflichen Fehler begangen zu haben.

Mit jeder quälenden Nacht wurde seine Gemütslage schlechter, seine Launen unberechenbarer. Ihm war klar, daß er zu wenig aß und zuweilen ein regelrechter Terror sein konnte, aber er konnte nichts dagegen tun. Er wußte einfach nicht wohin mit den Gefühlen, die sich in ihm anstauten. Irgendwann wurde der Druck zu groß und entlud sich in einem Wutausbruch, der ihm für eine Weile Erleichterung verschaffte – bis die nächste Nacht neue Träume brachte.
 

Eines Abends, als er nach einem besonders heftigen Anfall, in dem er alle seine Köche vom Schiff geworfen hatte, den Kopf in beide Hände gestützt am Küchentisch saß, hatte Koujin - inzwischen erwachsen und zum sous chef befördert - sich ihm genähert und schüchtern über den Rücken gestreichelt. Sanjis ganzer Körper hatte sich versteift, während er versuchte dieses neue, alte, Gefühl zu begreifen. Der letzte, der ihn so angefaßt hatte, war Zoro gewesen... Mit einem Ruck und der festen Absicht, den rothaarigen Eindringling ins Jenseits zu befördern, drehte Sanji sich herum, nur um sich im nächsten Moment heftig schluchzend in Koujins Armen wiederzufinden. Als wäre ein Damm gebrochen, schossen all der aufgestaute Schmerz, seine Wut und seine Trauer aus ihm heraus. Er hatte keine Ahnung, wie lange er so da gesessen hatte, sich an den jungen Koch klammernd, der ihm unablässig über den Kopf und den Rücken streichelte und beruhigende Laute von sich gab. Ohne ein Wort zu verlieren war er schließlich aufgestanden, hatte Koujin bei der Hand gepackt und in sein Schlafzimmer geführt.

Es war die erste Nacht gewesen, in der er nicht träumte.
 

Danach war es etwas besser geworden. Seine Wutanfälle waren für eine Weile seltener und weniger heftig. Und jedesmal, wenn er doch wieder drohte zu explodieren, war Koujin da. Koujin, der nicht fragte, sondern einfach seine Nähe anbot und so wesentlich dazu beitrug, daß Sanji nicht den Verstand verlor.
 

Dafür war dieser ihm auch dankbar. Aber so sehr er den Jungen auch mochte, er konnte Sanji ebensowenig ein Zuhause bieten, wie das Schiff, auf dem er fast sein ganzes Leben verbracht hatte.
 

‚Nach Hause’, das bedeutete Luffy und Nami, Usopp, Chopper und Robin. Und Zoro.
 

So eine Scheiße! Wäre der beschissene Marimo nicht aufgetaucht, Sanji hätte sich bis an sein Lebensende einreden können, daß er auf’s Baratie gehörte, daß sein Leben so in Ordnung war. Aber Zoro hatte nicht nur alte Schuldgefühle ans Licht gebracht, sondern auch einen Funken in Sanjis Brust geweckt. Halb befürchtete er, daß es so etwas wie Hoffnung war.
 

Mit einem Seufzen wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem grünhaarigen Fremden zu, der ihn immer noch mit bewegungsloser Miene anstarrte. Die Zustimmung schon auf der Zunge, überlegte Sanji es sich schlagartig anders. Irgendetwas an Zoros beschissener Ausdruckslosigkeit fuchste ihn auf einmal gewaltig! Wieder regte sich etwas in ihm und mit einiger Überraschung stellte er fest, daß es nicht die neue Wut war, sondern das gute alte Gefühl der Rebellion! Pah! Seit wann ließ er sich denn von dem dämlichen Marimo etwas vorschreiben! Befreit erlaubte er dem Grinsen, das an seinen Mundwinkeln zog, sich über sein ganzes Gesicht auszubreiten. Schließlich sah er fest in die schwarzen Augen seines Gegenübers und erwiderte kurz:
 

„Nö.“
 

Dann lehnte er sich zurück in seinem Stuhl, verschränkte die Arme über der Brust und wartete auf das Gewitter, das nun folgen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Von:  Duchess
2008-05-14T01:23:31+00:00 14.05.2008 03:23
Hui na das nenn ich ja mal nen Clifhanger.
Ich bin echt gespannt auf Zoros Reaktion. Irgendwie kann ich mir an dieser Stelle so furchtbar viele Möglichkeiten vorstellen wies weitergehen könnte – es ist ja schließlich nicht gesagt, dass Zoro sich in all den Jahren nicht doch etwas verändert hat *argh* man ist das spannend ^__^
Auch mal wieder gut gelungen ist der Gedankeneinfluss aufs Geschehen.
Sanjis Wut kommt sehr gut rüber: Sein nervöses Fußtippen und das Verdrängen der Erkenntnis, dass inzwischen offenbar eine größere Diskrepanz zwischen der Stärke der beiden besteht, machen da sehr viel aus. Wobei letzteres doch eigentlich gar nicht so überraschend sein kann – ich meine selbst Sanji muss doch von selbst schlussfolgern können, dass er nach 10 Jahren ohne Kampf (Küchenjungen treten kann man ja schließlich nicht dazu zählen) nicht mehr ganz so in Form ist (hinzu kommt dann ja noch seine Unterernährung – oder sollte man es bereits als „Sucht“ bezeichnen?!)
und andererseits hat Zoro 10 Jahre mit täglichem Training hinter sich.
Sanji scheint wirklich all die Jahre nur in der Vergangenheit gelebt zu haben und hat sich damit auch noch abgefunden. Ich weiß nicht, ob ich ihn nun für armselig halten soll oder ob ich nun Mitleid mit ihm habe… irgendwie ja beides – mal überwiegt mehr das eine mal das andere…
Und die Sache mit Koujin ist auch ziemlich bitter. Ich meine, dass er so ne Art Notlösung für Sanji ist und sich ausnutzen lässt. Irgendwie ist mir der Kleine bereits ans Herz gewachsen. Ich hoffe ja, dass er im weiteren Verlauf der Story auch noch mitspielen wird.
Von: abgemeldet
2008-05-02T17:26:29+00:00 02.05.2008 19:26
Oha! Du hast keine ahnung wie oft ich vom PC aufgesprungen bin un dim Zimmer rumgelatscht bin um mich zu beruhigen! Das war so spannend!
Ich hoffe du machst schnell weiter!^^
Von:  Sue
2008-04-13T09:46:29+00:00 13.04.2008 11:46
Da bin ich mal gespannt wie der Marimo auf das Nö so reagiert.
Bitte schreib schnell weiter.
Von:  Blackdragonstar
2008-04-07T18:26:27+00:00 07.04.2008 20:26
Sanji... ist... doch... echt... ein... Trottel!!!
Aber tolles Kapi ^^
Von: abgemeldet
2008-04-06T14:46:00+00:00 06.04.2008 16:46
*lach* nö?
*kicher* na des ist ja mal ne antwort....
und sanji hat zoro verletzt....o.o......
oh neeiinn.....>.<
echt geniales kappi,schön mal was von dir zu hören^^
nu ja,schreibst du mir ne ENS,wenns weitergeht?
und beeeeiiilll diiiccchhhh mit dem nächsten kappi....ich liebe diese story nämlich....^^v
freu mich scho aufs nächste kappi
ciao,lg<3

Von:  Tunichgut
2008-04-06T12:09:52+00:00 06.04.2008 14:09
Lange nichts mehr von dir gehört ^^
Aber das neue Kapi ist guuuut!!!
Das Warten hat sich gelohnt ;)
*knuddel*
Von:  shibui
2008-04-05T08:27:39+00:00 05.04.2008 10:27
also, erstmal, das Kapitel war wirklich gelungen. hat mir richtig gut gefallen, daß wir jetzt ein bißchen mehr erfahren haben, obwohl du ja schon angedeutet hattest, daß Sanji Zoro ne Abfuhr oder ähnliches erteilt hat. der Knackpunkt ist aber, daß normalerweise solche Zusammenfassungen der Vergangenheit nicht allzu leicht zu schreiben sind, ohne das sie langweilig wirken. ich hab schon viele Autoren an genau diesem Problem scheitern sehen. ich halte dieses Kap deswegen schreibtechnisch für recht aufwendig. (auch wenn es dir vielleicht leicht gefallen ist). als Leser hing ich jedenfalls an jedem Wort und das spricht wirklich für deinen Stil.

inhaltlich: Sanji ist auch dann noch einfach nur süß, wenn er sich wie der letzte Depp benimmt. das Kap hat unheimlich neugierig gemacht, auf direkte Rückblenden, die vielleicht/hoffentlich kommen werden und einige angeutete Szenen aus der Vergangenheit nochmal vorführen.
das Ende hat mir auch super gefallen. Sanji wieder in alter Frische, bockig, wenn es um Zoro geht und ich hoffe, er verkalkuliert sich jetzt nicht und Zoro steht einfach auf und geht *lol*

Koujin war mir wieder super sympathisch, liegt vielleicht auch daran, daß er rote Haare hat. ich mag die Rothaarigen meist besonders gern *gg* ganz ehrlich, die Szene, wo er Sanji das erste Mal tröstet, hätte ich gern live gesehen, obwohl ich ja nicht glaub, daß du das nochmal in eine Rückblende packst. süß ist es aber trotzdem, wenn man es sich so vorstellt *schmelz*

so, bin jetzt gespannt auf Zoros Reaktion und ob wir demnächst auch mal seine Sicht kennenlernen^^
lg shibui^^
Von:  Sunny713
2008-04-04T17:46:25+00:00 04.04.2008 19:46
geht er wirklich nicht zurück?
armer sanji er tut mir irgendwie voll leid
seine ganzen gefühle und so hast du echt super beschrieben
da kann man richtig mitfühlen
freu mich schon drauf wenns weiter geht
Sunny-chan
Von:  Lalla
2008-04-04T14:15:17+00:00 04.04.2008 16:15
Hi!
Oh man, was für ein gemeines Ende! XD
Ich will wissen, wie Zorro reagiert!
Und ich mag endlich wissen was damals passiert ist, was an Sanjis Geburtstag war und überhaupt was sich da genau zugetragen hat..
Aber ich hoffe, dass Sanji recht bald zu seiner früheren Stärke zurück findet..so ein Sanji, der sehr, sehr viel schwächer ist als Zorro..ich weiß auch nicht, das ist eigenartig...eine merkwürdige Situation.
Danke fürs Bescheid sagen! Hab mich sehr gefreut^^
Genauso freue ich mich auf das nächste Kapitel!
Bin schon sehr gespannt wie Zorro reagiert, ob es ihm egal ist oder ob er austickt...oder ob er ihn einfach packt, über die Schultern wirft und ihn mitnimmt, weil Ruffy dies gesagt hat.
Und ich bin irgendwie gespannt warum genau Ruffy will, dass Sanji wieder kommt....muss doch einen ganz speziellen Grund haben, außer dass er ein guter Koch is xDD
Naja, ich lasse mich überraschen, bis zum nächsten Teil!
Hoffe, du sagst wieder Bescheid.
LG
Lalla
Von: abgemeldet
2008-04-04T08:42:33+00:00 04.04.2008 10:42
Du schreibst echt geil <3
Sanji wird in der Geschichte super da gestellt ^___^
Hart aber auch verletzlich, eine gefährliche mischung
Ich hab erst gedacht das er sich vollkommen verändert hat
aber als Sanji ganz cool "Nö" gesagt hat, dachte
ich das ist der Sanji wie wir ihn kennen ^____^

Und koujin den mag ich voll ...
weiß auch nicht warum aber der Junge ist mir sympatisch .. ^__~

GLG
Smarty


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