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Die Magie der Musik 2

Die Fürsorge eines Bruders
von

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Kapitel 20
 

Daniel machte sich gar nicht die Mühe an die Schlafzimmertür zu klopfen, da er sich sicher war, dass Serdall noch schlief. Leise trat Daniel ein und setzte sich an den Bettrand. Leicht fuhr er seinem Freund durch die schwarzen Haare. Murrend öffnete Serdall ein Auge und sah zu Daniel, ehe er sich auf die Seite drehte, wobei er die Decke höher zog und mit beiden Händen umarmte.
 

„Morgen“, nuschelte er schlaftrunken. „Redest du wieder mit mir?“, fragte er heiser und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Daniel zuckte mit den Schultern und lächelte Serdall leicht an. So mit vom Schlaf noch kleinen Augen und total zerknittert sah er einfach nur süß aus und so, als könne er kein Wässerchen trüben.
 

„Nicht?“, fragte er gähnend, langte nach Daniels unverletzter Hand und nahm sie in seine. „Dann lass mich noch ein bisschen schlafen“, meinte er leise. „Von mir aus kannst du auch mit unter die Decke kommen.“
 

„Wie großzügig von dir“, erwiderte Daniel leicht ironisch, aber grinsend. „Allerdings bin ich schon etwas länger auf und mittlerweile ziemlich wach. Anstatt zu schlafen würde ich deswegen lieber ein wenig reden.“ Er wurde wieder ernster.
 

„Jetzt?“, brummte Serdall unwillig und schloss seine Augen. Er öffnete sie jedoch wieder, als er sich auf den Rücken drehte und versuchte wach zu werden. Auch wenn er müde war, war es wohl besser, wenn er mit Daniel redete. Er strich sich genervt die langen Strähnen aus der Stirn und sah in das Gesicht seines Freundes. „Du bist immer noch sauer“, stellte er fest.
 

„Nein“, erwiderte Daniel, überlegte es sich allerdings im nächsten Moment anders. „Ja“, gab er zu. „Und deswegen wollte ich mit dir reden. Aber ich schlage vor, du stehst erst einmal auf und gehst duschen oder so. Dann bist du wacher und aufnahmefähiger.“ Daniel sah Serdall mit schief gelegtem Kopf an. Er wollte wirklich reinen Tisch machen und ihm alles erzählen, was ihm auf dem Herzen lag. Und das wollte er nicht tun, wenn sein Freund gerade erst aufgewacht war und ihn noch mit vom Schlaf verklebten Augen anblickte.
 

Serdall verzog den Mund. Ihm gefiel es zwar nicht, dass Daniel ihn zu dieser frühen Stunde aus dem Bett jagte, aber er sah seinem Freund an, dass es ihm ernst war. Seufzend schob Serdall seine noch schön wärmende Decke von seinen Beinen und fröstelte leicht. Kurz strich er Daniel mit dem Handrücken über die Wange, ehe er ins Bad ging. Serdall hätte ihn lieber geküsst, aber Daniel wäre damit womöglich nicht einverstanden gewesen.
 

Sich im Bad Zeit lassend, versuchte Serdall sich auf ein einigermaßen, nicht so mürrisches Niveau zu bringen. Er wollte sich nicht wirklich mit Daniel streiten und es wäre unvorteilhaft, wenn er gänzlich abblockte. Dennoch war er nicht gerade in bester Stimmung, als er nackt zurück ins Schlafzimmer ging und sich nebenbei noch die Haare abtrocknete. Schnell zog er sich an und setzte sich dann neben Daniel.
 

„So“, meinte er leise und lehnte sich leicht zurück, wobei er sich mit den Händen abstützte.
 

„So“, wiederholte Daniel leise seufzend. Er wusste nicht wirklich, wie er anfangen sollte. Einfach seine Gefühle schildern? Oder die ganze Situation von gestern noch einmal von Grund auf aufarbeiten? Schlussendlich entschied er sich für die direkte Variante. Es brachte wohl nichts, lange um den heißen Brei herumzureden. „Nun, ich denke, dass es klar ist, dass mir die Situation gestern bei Kai nicht so recht gefallen hat. Es ist okay, wenn du wütend auf ihn bist. Das kann ich in gewisser Hinsicht auch nachvollziehen. Allerdings fand ich deine Handlung einfach um ein Vielfaches zu übertrieben. Ihm die Meinung sagen oder ihn schlagen wäre für mich zu verkraften gewesen, aber der Beinschuss war echt total unnötig.“
 

„Das meinst du“, erwiderte Serdall leicht bissig. „In meinen Augen war es genau das, was er verdient hatte.“ Er entsann sich dabei allein an Kais arrogante Haltung, die er ihm gegenüber gezeigt hatte. „Allein, dass er dir wieder Kokain zustecken wollte, reicht ja wohl schon. Glaubst du nicht, dass er dich einfach damit an sich binden wollte? Ehrlich, wenn ich ihn nicht angeschossen hätte, wäre er vielleicht noch viel weiter gegangen und hätte dich irgendwie von Dingen überzeugt, die du selbst nicht willst. Unser nächster Streit wäre das Ende, Daniel“, sagte er ernst und strich Daniel eine Strähne hinter das Ohr.
 

„Ja, vielleicht“, gab Daniel ihm Recht. „Trotzdem denke ich, dass auch ein Schlag in den Magen oder sowas gereicht hätte. Ich bin ohnehin etwas von ihm irritiert. Er ist eigentlich wirklich ein guter Kerl, aber ich glaube, dass die ganzen Niederlagen, die er in Beziehungen bislang eingesteckt hat, ihn etwas extrem reagieren lassen. Es war nicht richtig, das ist klar, doch würde es nicht reichen, sich von ihm fernzuhalten, zumindest bis er über mich hinweg ist? Ich könnte woanders essen und nicht in der Mensa, dann würde ich ihm nie wieder über den Weg laufen. Er weiß beispielsweise gar nicht, wo du wohnst.“
 

Daniel wusste, dass ihm bald die Argumente ausgingen und hoffte, dass Serdall sich bald davon überzeugen ließ, dass er zu krass gehandelt hatte. Denn wenn Daniel noch einmal mitbekommen würde, dass er so ausrastete, womöglich dann dieses Mal vor seinen Augen, wusste er nicht, was er machen würde. Wahrscheinlich würde er Serdall trotzdem die Aktion wieder durchgehen lassen, allein aus dem Grund, damit ihre Beziehung nicht zerbrach, aber gutheißen würde er es nie. Garantiert nicht.
 

„Nein“, erwiderte Serdall schlicht und mit kalter Stimme. „Es hätte nicht gereicht, wenn ich ihm nur einen Schlag verpasst hätte. Denn dann würde er mir gegenüber keine Angst verspüren und es einfach immer wieder bei dir versuchen.“ Serdall ließ sich vollends zurück auf das Bett gleiten und sah an die Decke. „Ich weiß, dass ich es in deinen Augen übertrieben habe, aber das ändert nichts daran, dass ich voll und ganz hinter dieser Handlung stehe. Wenn er dir nicht erneut das Kokain zugesteckt hätte, dann wäre er glimpflicher davongekommen.“
 

„Er hat es wohl als letzten Ausweg gesehen“, versuchte Daniel Kais Handlung zu erklären, doch er sah, dass Serdall sich in keinster Weise dafür interessierte, was Kai dachte und was nicht. Daniel seufzte. „Auf jeden Fall finde ich diese Art an dir schrecklich. Lassen wir Kai jetzt mal aus dem Spiel. Ich finde es einfach nur grausam, einen anderen Menschen wissentlich derart zu verletzten. Auch wenn du hinter dieser Aktion stehst, tue ich das absolut nicht. Dieses Yakuza Gehabe, diese Skrupellosigkeit, damit kann ich dich einfach nicht identifizieren. Das ist sonst überhaupt nicht deine Art und es erschreckt mich zu sehen, dass es auch diese Seite an dir gibt.“
 

Serdall zog eine Augenbraue nach oben. Er zog Daniel am Kragen zu sich auf das Bett zurück, sodass er endlich neben ihm lag. Ratlos sah er ihn in die himmelblauen Augen.
 

„Es gibt diese Seite nun mal. Ich bin der Sohn eines Yakuzas. Auch wenn ich kein Yakuza bin, habe ich es doch in mir. Und du wirst mir zustimmen müssen, dass die letzten Tage sehr extrem waren. Glaubst du ich würde es riskieren, dass ich dich noch einmal verliere und schlussendlich einfach nur an einen Drogendealer? Einem, der andere abhängig werden lässt, nur um sich sein Leben zu finanzieren?“ Serdall rückte näher an Daniel und legte seine Handfläche federleicht an seine Wange. „Du hast doch zu Anfang gewusst, auf was du dich einlässt“, sagte er leise. Schließlich war es nun mal so, dass Serdall sich nicht von heute auf morgen so entwickelt hatte.
 

„Schon“, erwiderte Daniel und sah leicht zur Seite. „Doch das muss noch lange nicht heißen, dass ich diese Seite an dir gutheiße, oder? Ich finde es einfach nur furchtbar, wenn du so bist, so um einhundertachtzig Grad anders, als ich dich kenne. Irgendwie macht mir das Angst und wenn ich mit deinem Opfer in Kontakt stand auch ein schlechtes Gewissen. Denn meiner Meinung nach hat es niemand verdient, blutend in seiner Wohnung zu liegen. Ja ich weiß, du denkst, dass Kai es verdient hat“, fuhr Daniel schnell fort, als Serdall einen Einwand einwerfen wollte. „Das habe ich zur Kenntnis genommen. Darüber möchte ich auch gar nicht mehr mit dir diskutieren. Ich hätte es einfach am liebsten, wenn du anerkennst, dass ich es begrüßen würde, wenn du in der Hinsicht nicht mehr so ausrastest und entsprechende Dinge irgendwie anders löst. Das wäre mein Wunsch.“
 

Ernst sah Daniel Serdall in die Augen. Es gab nur ja oder nein, mit dem Serdall antworten konnte. Sollte er ja sagen, wäre Daniel glücklich, war die Antwort nein, würde er das akzeptieren müssen, weil er wegen so was Serdall nicht verlieren wollte. Vor allem, da gar nicht feststand, ob er noch einmal so handeln würde und nochmals solch eine Situation eintreten würde.
 

„Daniel, es ist doch nur dieses eine Mal gewesen“, murrte Serdall leise. „Ich glaube kaum, dass du mich je wieder auf irgendeine Art und Weise betrügst. Zumindest hoffe ich das“, meinte er und lehnte seine Stirn an Daniels. „Ich werde sicherlich niemanden niederschießen, der mir einfach nur so nicht passt. Ich habe meine Gründe und Kai hat definitiv das Maß überschritten, mit seinen Taten und auch mit den Worten, die er mir entgegnet hat. Und du weißt, wie eifersüchtig ich bin“, flüsterte Serdall resignierend und schob ein Bein zwischen Daniels, als er seine Hand an seinen Hals führte und ihn dort sanft streichelte.
 

Daniel versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf Serdalls Finger und dessen Oberschenkel in seinem Schritt, doch es fiel im denkbar schwer. Noch dazu die recht beschwichtigenden Worte und er war fast vollständig überzeugt. Das war einfach nicht fair. Serdall wusste, welche Knöpfe er bei ihm drücken musste, um seinen Widerstand erlahmen zu lassen. Auch wenn er es scheinbar eher unbewusst und aus Reflex machte.
 

„Ist ja gut“, grummelte er leise. „Dann versprich mir eben jetzt einfach, dass du wirklich nicht wieder so reagierst, solange ich dich nicht mehr betrüge, denn das kommt einem Versprechen gleich, nie wieder jemanden anzuschießen.“
 

Serdall lächelte glücklich.
 

„In Ordnung“, flüsterte er und küsste sanft Daniels Lippen, um dieses Versprechen zu besiegeln. Solange Daniel ihm treu war, würde er keinen Grund haben überhaupt so zu reagieren. Für alles Andere gäbe es andere Mittel und Wege, auch wenn Daniel dies jetzt nicht zu berücksichtigen schien. „Also liegt alles in deiner Verantwortung“, hauchte Serdall leise und schob eine Hand auf Daniels Hüfte, um sie von dort aus an seinen Seiten entlang wandern und unter den Pulli schlüpfen ließ. Zärtlich fuhr er mit den Fingerspitzen die Rippenbögen nach, während er seine Zunge verspielt über Daniels Ohr gleiten ließ.
 

„Diese Verantwortung nehme ich auf mich“, meinte Daniel schon leicht heiser und schloss, Serdalls Berührungen genießend, die Augen. „Noch ein zusätzlicher Anreiz, dir treu zu bleiben. Auch wenn du eigentlich schon Anreiz genug bietest.“ Lächelnd schlang er die Arme um Serdall und küsste ihn zärtlich. Es war schon okay so. Mit dieser Lösung konnte er eigentlich ganz gut leben. Zumindest schien es ihm im Moment so, als würde Serdall seine zweite Seite nicht mehr zum Vorschein kommen lassen. Was wollte er mehr?
 

Innerlich war Serdall erleichtert. Es hatte ihn schon geschmerzt, dass Daniel seine Entscheidung so dermaßen verurteilt hatte. Gut, Daniel hing einfach zu sehr an seiner Moralvorstellung, die manchmal komplett von Serdalls abwich… Irgendwie kam er sich böse vor, wenn Daniel ihm gegenüber so reagierte und ihn einfach mit Nichtachtung strafte, aber er war im Grunde nun mal so, wenn ihm etwas im Weg stand.
 

Daniel federleichte Küsse auf das Gesicht hauchend schob sich Serdall langsam über ihn und ließ seine Hände zu seiner Hose gleiten. Mit einem Grinsen im Gesicht öffnete Serdall den Hosenknopf.
 

„Ich glaube wir sollten die Tür abschließen“, gab er plötzlich zu bedenken und seine Zunge glitt verführerisch über Daniels Lippen. „Oder spricht jetzt etwas dagegen, dass ich dich vernasche?“
 

Daniel lächelte schon leicht entrückt.
 

„Nein, ich glaube es spricht nichts dagegen. Meine Erlaubnis hast du zumindest. Aber wehe, du bewegst dich auch nur einen Zentimeter von mir weg. Lass die Tür so. Es wollte bislang noch keiner rein, wenn wir miteinander geschlafen haben und ich mag nicht so allein hier liegen. Lieber liege ich hier mit dir. Vorzugsweise nackt.“ Verschmitzt grinsend zog Daniel Serdall sein Shirt über den Kopf, verfuhr mit dem T-Shirt darunter genauso und öffnete auch gleich noch flink die Hose.
 

Unsicher biss sich Serdall auf die Unterlippe und warf kurz einen Blick auf die Tür hinter sich. Er hatte ein schlechtes Gefühl bei der Sache… Es gab für alles ein erstes Mal und warum sollte nicht doch jemand plötzlich etwas von ihnen wollen? Daniel fegte jedoch mit dem nächsten Kuss alle Bedenken aus seinem Kopf und Serdall begann wieder aktiv zu werden. Schnell waren sie nackt und Serdall schmiegte sich eng zwischen Daniels Beine.
 

„Himmel, wie konnte ich nur einen Tag ohne dich auskommen“, keuchte Serdall unterdrückt und rieb sein erigiertes Glied an Daniels, während er sich verzehrend über dessen Oberkörper küsste und leicht über die Brustwarzen leckte.
 

„Das frage ich mich auch immer wieder, wenn du nicht bei mir bist“, entgegnete Daniel. Sein Atem ging etwas schwerer als normalerweise und ein leichter Schweißfilm hatte sich schon auf seiner Brust gebildet. Er bewegte sich ebenfalls gegen Serdall und stöhnte unterdrückt. Mit einer schnellen Drehung hatten sie die Positionen getauscht und Daniel thronte nun grinsend auf Serdall. Langsam schob er sich ein Stück hinab, verteilte kleine Küsse auf der flachen Brust und fuhr mit der Zunge einige Rippen nach, bevor er den Kopf in Serdalls Schoß vergrub und dessen Glied bearbeitete.
 

Leise stöhnend presste sich Serdall eine Hand auf die Stirn und versuchte seiner Sinne Herr zu werden, die sich nach Daniels Berührungen sehnten, wie ein Hoffnungsloser nach dem errettenden Funken. Die geschickte Zunge brachte Serdall schier um den Verstand und sein ganzer Körper wollte mehr von diesen Empfindungen, viel stärker, viel heftiger. Fahrig griff er nach Daniels Haaren und zog ihn wieder zu sich nach oben, um ihn gierig zu küssen und seinen Hintern fest zu massieren. Er wollte ihn. Jetzt! Die Nacht ohne Daniel war einsam gewesen und er wollte nur noch seinen Liebsten spüren, sich versichern, dass Daniel ihn liebte.
 

„Dan, ein Kondom“, hauchte er keuchend in dessen Ohr. Sein ganzer Körper vibrierte vor unterdrückter Begierde und eigentlich wollte er dieses Bett nie wieder mit Daniel verlassen.
 

„Jaja“, erwiderte Daniel selbst ziemlich ungeduldig und kramte in der Nachtischschublade. Das Kondom zog er gleich über Serdalls steifen Penis und betrachtete anschließend das Gleitgel abwägend. Serdall hatte schon die Hand danach ausgestreckt, doch Daniel entzog ihm die Tube. „Nein“, meinte er entschlossen. Wenn er seinen Freund machen ließ, wären sie morgen noch nicht fertig. Schnell bereitete Daniel sich vor und lächelte Serdall dabei unentwegt zu. Schon nach kurzer Zeit ließ er Serdalls Glied in sich gleiten und stöhnte erleichtert auf. Nach der Nacht allein, gleich nachdem sie wieder zusammengekommen waren, hatte er diese Nähe unbedingt gebraucht.
 

„Daniel“, zischte Serdall entsetzt und griff nach dessen Becken, das sich schon vollständig auf ihm niedergelassen hatte. Ein heftiges Ziehen in seinem Bauch hatte diese Aktion begrüßt und Serdall leise keuchen lassen. Doch jetzt fand er, dass Daniel einfach zu schnell machte. „Nicht so hastig“, meinte er tadelnd und legte eine Hand an Daniels Wange. Er wollte nicht, dass sich sein Freund irgendwie wehtat, nur weil er wieder kopflos handelte. Serdall hatte das Gefühl auf Daniel aufpassen zu müssen, ganz besonders nach den Dingen, die geschehen waren und in denen Daniel einfach nur unüberlegt gewesen war.
 

Seufzend lächelte Serdall leicht und ließ seine Hand in Daniels Nacken gleiten. Das war typisch Daniel. Übermütig wie eh und je. Ihn zu sich ziehend, hielt Serdall ihn mit der anderen Hand ruhig, während er seine Zunge leicht über Daniels rote Lippen und spielerisch dazwischen gleiten ließ. Einen Moment erwiderte Daniel den Kuss und löste sich kurz darauf wieder, nur um kurz an Serdalls Unterlippe zu knabbern und dann wieder seine Lippen in Beschlag zu nehmen. Wie Serdall wollte hielt Daniel still, obwohl ihm nur das simple Fühlen des steifen Gliedes in sich nicht ausreichte. Aber er wusste, dass er mal wieder wirklich zu schnell machte und sein Wunsch sich ohnehin auf kurz oder lang erfüllen würde. Daniel ließ seine Hände sanft Serdalls Oberkörper entlang gleiten, die Seiten hinab und über das markante und wunderschöne Gesicht. Verliebt lächelte er und fuhr ein paar mal die Nase sowie die leicht geröteten Lippen entlang. Serdall musste auf Grund der weichen Finger, die ihm im Gesicht kitzelten, leise lachen.
 

„Du sagst ja gar nix mehr“, flüsterte er leise und strich durch Daniels Haare. „Du weißt nicht, wie schön es ist dich wieder so zu spüren, dich so zu sehen“, fuhr Serdall leise fort und seine Hände wanderten an Daniels Seiten hinab zu dessen Becken und strichen leicht über die Oberschenkel. Lächelnd sah Serdall in Daniels Gesicht, in dem die Ungeduld schon geschrieben stand. „Ich liebe es, wenn du so guckst“, hauchte Serdall leise und hob seinen Kopf leicht, um Daniels Lippen zu küssen. „So, als ob du mich gleich lynchen würdest, wenn ich nicht langsam zur Sache komme…“ Serdall lachte leise und ließ seinen Kopf zurück in die Kissen gleiten. Er war so glücklich im Moment. Es war ihm egal, dass er Dinge sagte, die er sonst nie so aussprechen würde, besonders wenn sie gerade Sex hatten. Doch es war ihm egal. Alles. Hauptsache Daniel liebte ihn.
 

„Jaaa, ich kann mir denken, dass du es genießt, mich so zu quälen“, meinte Daniel gedehnt, konnte sich jedoch ein Grinsen nicht verkneifen. „Allerdings habe ich auch so meine Mittel, dich um den Verstand zu bringen.“ Kaum gesagt zog Daniel seine Muskeln einige Male hart um Serdalls Glied zusammen und wartete auf eine Reaktion. Hart biss sich Serdall auf die Lippe, ehe er schelmisch lächelte. Wer hier wohl die bessere Beherrschung hatte? Sie würden es schon herausfinden. Er ließ seine Hände an Daniels Hüfte greifen und hielt seinen Freund so fest.
 

„Und ich liebe es, wenn du mit mir diesen Kleinkrieg ausfechten willst“, meinte er leise und stieß einmal langezogen in Daniel um sanft wieder herauszugleiten und dann in die Ausgangsposition zu verfallen. Daniel hatte sich auf die Lippe gebissen, um ein Stöhnen zu unterdrücken, allerdings verriet ihn der Schauer, der durch seinen Körper rann und ihn leicht zittern ließ. Serdall, dieser kleine intrigante Mistkerl, wusste leider genau, wie er ihn kriegen konnte. Zwar versuchte Daniel wie immer ihm standzuhalten, doch er wusste, dass er den Kampf eigentlich schon verloren hatte. Nichtsdestotrotz blieb er still auf Serdall in halb sitzender, halb liegender Position und blitzte ihn etwas gekränkt an.
 

„So schnell gebe ich heute nicht auf“, verkündete er entschlossen und reizte Serdalls Glied erneut, während seine Hände die empfindlichen unteren Rippenböden entlang glitten. Serdall stöhnte ungehemmt, aber dabei war sein Mund immer noch amüsiert verzogen.

„Na dann lassen wir das Spiel beginnen“, hauchte Serdall an Daniels Ohr und verbiss sich augenblicklich in die empfindliche Stelle darunter und saugte heftig daran, während er Daniel wieder einmal in voller Länge ausmaß und sogleich erneut inne hielt. Eine Hand löste sich von Daniels Hüfte und wanderte zwischen sie, um zaghaft mit einem Finger über Daniels Eichel zu reiben. Serdall rann ein heißer Schauer über die Haut, als ein kehliger Laut zwischen Daniels Lippen hervortrat. „Gibst du auf?“, fragte er verführerisch und leckte über seine Ohrmuschel.
 

„Nie…mals“, keuchte Daniel abgehackt, die Augen fast qualvoll geschlossen. Emotionen schossen durch seinen Körper, Erregung machte sich in stärkstem Maße in ihm breit und er konnte das starke Zittern seiner Hände nicht mehr unterdrücken, die jetzt von Serdalls Körper auf das Laken glitten und sich dort festkrallten. Er durfte Serdall nicht immer seinen Willen durchsetzen lassen, wollte auch mal das Ruder in der Hand haben, aber gerade… Scheiß drauf, er würde es Serdall das nächste Mal beweisen, dass er durchaus über eine starke Selbstbeherrschung verfügte. „Ist ja gut, du hast gewonnen“, verkündete er stöhnend, da Serdall einen weiteren Atem raubenden Stoß ausgeführt hatte. Vergnügt lachte Serdall und küsste sich so gut es ging über Daniels Schulter.
 

„Sieg“, hauchte er leise an Daniels Ohr und gab nun sein Becken frei, um mit den Händen Daniels Gesicht zu umrahmen. „Und du bist meine Trophäe“, wisperte er an den roten Lippen, ehe er Daniel forsch küsste, um endlich die gewünschte Hitze auch in sich zu entfachen, die er so zwanghaft beherrscht und unterdrückt hatte. Seine blaugrünen Augen hefteten sich geradezu auf Daniels Antlitz, trotz ihres innigen Kusses. Serdall begann die ersten, tiefen Stöße, sobald das Blut in seinen Ohren zu rauschen zu begann und seine Sinne nur noch von Daniel ausgefüllt waren. So hörte er auch nicht, wie es an der Tür deutlich klopfte, bis es schon zu spät war und sich ein überdeutliches Räuspern in seinem Gehörgang bemerkbar machte. Geschockt hielt er inne und sah an Daniel vorbei und… „FEI!“, kreischte er geradezu und schnappte sich eine Decke, um sie über Daniel zu werfen und so auch ihre Intimität zu verdecken.
 

Geschockt zuckte Daniel zusammen und verkrampfte sich, als er einen Blick über die Schulter warf und tatsächlich Serdalls Bruder im Türrahmen stehen sah. Serdall selbst stöhnte etwas schmerzvoll und Daniel versuchte sich wieder zu entspannen. Wie eingefroren saß er in Serdalls Schoß und starrte zur Tür, ehe er die Decke etwas fester um sich zog und seinen hochroten Kopf in Serdalls Halsbeuge vergrub. Es war eine Sache, wenn Fei sie dabei erwischte, wie Daniel Serdall befriedigte, aber alles in allem nicht sehr viel sah, eine andere war es, wenn sie beim Sex beobachtet wurden. Dustin war schlimm genug, aber der Typ war ohnehin sexbesessen, dem machte es nichts aus und war deswegen für sie beide nicht so schrecklich gewesen, aber Serdalls Bruder… Das war dann selbst Daniel zu viel.
 

„Serdall, ich habe geklopft, aber…“ Ein Grinsen schlich sich in Feis Züge, als Serdall ihm hochrot über Daniels entblößter Schulter entgegenblickte.
 

„Es ist gerade sehr unpassend“, fauchte der Violinist wütend und legte eine Hand auf Daniels Hinterkopf.
 

„Jetzt reiß dich zusammen, ich brauch nur kurz. Es geht um…“
 

„Hau ab!“, rief Serdall wütend, doch Fei dachte nicht daran und verschränkte die Arme.
 

„Jetzt sei nicht so kindisch. Ihr tut gerade so, als ob ich so etwas noch nie gesehen habe. Macht ruhig weiter, ich muss dir nur sagen… äh, Serdall?“
 

Knurrend schob sich der Schwarzhaarige plötzlich mit Daniel aus dem Bett. Serdall fasste Daniel bei den Oberschenkeln, während jener die Decke fest um sie hielt. Entschieden stand er mit Daniel auf seinen Hüften und knallrotem Gesicht auf. Seinem Bruder einen tötenden Blick zuwerfend, ging er festen Schrittes an ihm vorbei und zum Bad, wo er die Tür hinter sich zutrat und abschloss, nachdem er Daniel gegengelehnt hatte, ihn immer noch festhaltend, wobei Daniel die Arme um seinen Hals geschlungen hatte, um nicht herunter zu fallen.
 

„Scheiße“, zischte Serdall aggressiv. „Warum haben wir nur nicht abgeschlossen?“
 

„Weil ich nicht wollte und es für unnötig hielt“, erwiderte Daniel betrübt und starrte an die Wand. Irgendwie schien in letzter Zeit alles schief zu laufen. Erst ihre durch Fei herbeigeführte Trennung, sein Absturz bei Kai, die vielen Streitereien, als sie endlich wieder zusammen waren, seine Überreaktion und die aufgeschlitzten Pulsadern und jetzt wurden sie auch noch beim Sex gestört, weil er seine Finger nicht für zehn Sekunden von Serdall lassen konnte. „Bin ich nicht schwer?“, fragte Daniel leise, da er immer noch auf Serdalls Hüften saß. Die Decke hing nur noch an einem Zipfel zwischen ihnen.
 

„Ein wenig“, gab Serdall zu und sah Daniel wehmütig ins Gesicht. Er sah es Daniel an, dass er sich die Schuld hierfür gab und das wollte Serdall definitiv nicht. „Guck nicht so“, hauchte er gegen Daniels Lippen und küsste ihn kurz. „Der Weltuntergang ist es auch nicht mehr. Fei ist ein Arsch. Langsam glaub ich, dass er das absichtlich macht“, knurrte er leise und zupfte die Decke von ihnen, um sie mit einer kleinen Verrenkung und ohne Daniel fallen zu lassen auf die Fliesen zu drapieren, um dann seinen Freund darauf zu betten. Dabei glitt er keine Sekunde aus ihm. Er kniete zwischen Daniels Beine, die immer noch um seine Hüften geschlungen waren, ehe er wieder einen leichten Rhythmus aufnahm. „Gib dir nicht für alles die Schuld“, murrte Serdall leise, als Daniel immer noch ziemlich traurig dreinsah und anscheinend seine Stimmung nicht mehr aufkommen wollte. Serdall fragte sich langsam echt, was Fei so wichtig war, das er sie so stören musste.
 

„Ist gut“, murmelte Daniel. Seine Stimmung hellte sich allmählich wieder auf. Einerseits, weil Serdall ihm so gut zuredete, andererseits, weil sich erneut Erregung in ihm breit machte. Er schlang seine Beine um Serdall und webte seine Finger in die schwarzen Haare, bevor er Serdall in einen langsamen Kuss verwickelte. Den doch noch recht guten Ausgang ihres Liebesspieles genießend schloss er die Augen und kam den Stößen leicht entgegen. „Auf dem Badezimmerboden haben wir es auch noch nicht getan“, meinte er leise lachend.
 

„Nicht direkt“, zischte Serdall leise und konzentrierte sich darauf, Daniel wieder stöhnend unter sich liegen zu haben. Er würde Fei zumindest die Meinung sagen, das stand definitiv fest. Er hatte unter Garantie gehört wobei er sie stören würde und war trotzdem reingekommen. Keuchend öffnete Serdall die Augen und sah Daniel in das gerötete Gesicht mit den sanften und schönen Zügen, die er so sehr liebte. Nicht mehr an Fei denkend küsste Serdall Daniel innig. Sein Herz machte einen Hüpfer, schien für einen Moment zu stocken, als Daniel sich stöhnend von ihm löste und die Kehle dabei streckte, als er den Kopf in den Nacken legte. Heißkalte Schauder brannten sich durch Serdalls Körper. Er wurde einfach nur immer wieder schwach bei dieser Stimme. Sich eng an Daniel schmiegend, nutzte Serdall die Reibungsenergie zwischen ihren Körpern, um auch Daniels Glied vermehrt zu reizen, während er sich über den Kehlkopf seines Liebsten leckte und den salzigen Geschmack genoss.
 

Daniel ließ seinen Kopf so überstreckt im Nacken liegen und genoss Serdalls Liebkosungen, während er sich erregt auf die Unterlippe biss. Fahrig wanderten seine Hände über Serdalls leicht feuchten Rücken. Alle Gedanken an die Störung durch Fei waren wie weggeblasen und alles, was seine Sinne beherrschte, hatte mit Serdall zu tun. Seufzend drehte er seinen Kopf ein wenig, als die flinke Zunge, die eben noch an seinem Kehlkopf gewesen war, sich einen Weg zu seinem Ohr bahnte und somit erneute Schauer durch Daniels Körper jagte.
 

„Ich komme gleich“, raunte er heiser in Serdalls Ohr.
 

Erzitternd schloss Serdall die Augen. Himmel, er liebte diese Stimme einfach nur. Stöhnend ließ Serdall seinen Kopf in Daniels Halsbeuge fallen und versuchte seinen eigenen Höhepunkt lang genug zurück zu halten. Er war auch kurz davor sich einfach gehen zu lassen. Sich mit beiden Händen auf der Decke abstützend schlug er einen schnelleren Rhythmus an, bei dem das laute Klatschen von Haut auf Haut im Raum erscholl. Schweiß tropfte von seiner Stirn und vermischte sich mit Daniels auf dessen Brust. Serdall spürte, wie Daniels Körper sich konvulsivisch und pulsierend um ihn herum anspannte. Fingernägel gruben sich an den Schulterblättern in Serdalls Haut und auch er kam nur wenige Sekunden, nachdem Daniels Sperma sich heiß zwischen ihren Bäuchen entladen hatte.
 

„Ich liebe dich“, hauchte Serdall atemlos und wechselte unbewusst wieder ins Japanische, ehe er auf Daniel zusammensank und sich eng an ihn klammerte.
 

„Ich liebe dich auch“, erwiderte Daniel, denn die Bedeutung dieser Worte hatte er dann doch schon etwas länger erschlossen. Ermattet aber glücklich und befriedigt ließ er seine Arme locker auf Serdalls Rücken liegen und schloss seinem Orgasmus nachfühlend die Augen.
 

Etwas später stiegen sie unter die Dusche, bevor sie Hand in Hand zurück ins Schlafzimmer gingen. Fei war nicht mehr zu sehen, was Daniel innerlich aufatmen ließ. Wäre er noch hier gewesen, dann wäre Serdall hundertprozentig wirklich noch auf ihn losgegangen.
 

„Und jetzt?“, fragte Daniel mit leicht schief gelegtem Kopf. „Gehen wir gleich zu Fei oder warten wir, bis er wieder zu uns kommt?“
 

Sich erst einmal anziehend, überlegte Serdall etwas zu lange. Irgendwie war sein Hirn gerade in den Sparmodus gewechselt, nach dem intensivem Sex mit Daniel.
 

„Wir müssen sowieso runter gehen. Taki wird bestimmt auch schon wieder auf dich warten“, meinte er lächelnd und umarmte Daniel nochmal, als jener sich auch endlich komplett angezogen hatte. „Ich dreh Fei den Hals um, wenn es nicht wirklich wichtig ist“, murrte er leise und legte einen Arm um Daniel. Besorgt sah er kurz auf Daniels Handgelenk. Daniel hatte ihm versichert, dass alles okay war, aber Serdall war sich sicher, dass er Schmerzen hatte. Seufzend küsste er Daniels Schläfe. Sie beide waren echt nicht mehr zu retten. Daniel mit sich ziehend gingen sie nach unten. Im Türrahmen zum Wohnzimmer stockte er kurz. Fei und Taki waren anwesend und…
 

„Yoshiko? Was machst du denn hier?“, fragte Serdall auf Japanisch und machte große Augen. Er hätte nicht gedacht sie je wieder zu sehen. Daniel verlegte sich lieber aufs Handeln, statt stocksteif stehen zu bleiben und nur ungläubige Fragen zu stellen. Mit wenigen Schritten war er bei Yoshiko und umarmte sie.
 

„Hey“, grüßte er lächelnd. Er hatte nicht vergessen, was sie für ihn und Serdall getan und auch riskiert hatte. Scheinbar hatte Fei, nachdem er die Beziehung zwischen ihnen doch noch geduldet hatte, auch Yoshiko von ihrer Strafe befreit. Was auch immer sie in Japan jetzt tun musste. Aber bei ihrer Familie zu sitzen und auf den nächsten womöglich schrecklichen Ehemann zu warten, war auch schon schlimm genug.
 

„Wie kommt es, dass sie wieder hier ist“, wollte Daniel ebenfalls wissen, als er sich wieder von Yoshiko gelöst hatte, die doch etwas verdutzt drein sah und leicht gerötete Wangen hatte. Fei lachte amüsiert und Serdall schoss schlagartig das Blut ins Gesicht, als sein Bruder auf sie zukam.
 

„Ich wollte es euch schon vorhin erzählen, doch ihr wolltet mir ja nicht zuhören“, erklärte Fei zwinkernd, wobei Serdall plötzlich die Fäuste ballte. Daniels Hand, die sich auf seine verkrampfte legte, beruhigte ihn jedoch und Fei fuhr auch fort. „Sie ist die Haushälterin, die ich euch an die Seite stellen möchte, bevor ich wieder abreise.“ Serdalls Augen waren schmal. Fei schien wirklich alles wieder gutmachen zu wollen und auch Yoshiko gegenüber gerecht zu sein. So würde die junge Japanerin dem Zwang ihrer Familie entkommen können. Es würde ihr die Freiheit versprechen.
 

„Ich danke dir und ich bin sehr glücklich, dass sie es ist“, sagte er in seiner Muttersprache, damit Yoshiko nicht vollkommen außen vor blieb. „Schön, dass du hier bist“, meinte Serdall lächelnd und sah ihr offen ins Gesicht, ehe er wieder nach Daniels Hand griff, um sie mit seiner zu verschränken.
 

„Also ich finde es klasse, dass sie die angekündigte Haushälterin ist. Ehrlich gesagt war ich etwas skeptisch, was diesen Job angeht, weil wir eigentlich ja ganz gut zurecht kommen, aber bei dir mache ich eine Ausnahme“, meinte Daniel ebenfalls, da er kein Wort von dem verstand, was Serdall gesagt hatte. Als ihm einfiel, dass Yoshiko ihn wohl auch nicht verstanden hatte, wiederholte er sich noch einmal auf Englisch und erntete ein zurückhaltendes Lächeln. Von der zuletzt so impulsiven Yoshiko war nicht mehr wirklich viel zu sehen und Daniel legte etwas skeptisch den Kopf schief.
 

Yoshiko spielte währenddessen unbemerkt mit ihren Fingern. Sie war nervös, da sie keine Ahnung hatte, was sie von dieser Situation halten sollte. Plötzlich kamen alle so gut miteinander aus, sogar Serdall und der Oyabun, die so extrem zerstritten waren, als sie wieder zurück nach Japan geschickt wurde. Warum genau sie jetzt wieder hier war, war ihr auch ein Rätsel, allerdings wollte sie nicht durch eine unbedachte Aussage riskieren, wieder abreisen zu müssen. Nichts wäre schrecklicher, als wieder zurück zu ihrer Familie, vor allem ihrem Vater zu müssen, der ihr deutlich klar gemacht hatte, was er von ihrem aufsässigen Verhalten und der verpassten Chance, den Bruder des Oyabun zu heiraten, hielt. Der Beweis dafür lag gut unter ihrer Kleidung verborgen.
 

Auch Serdall sah Yoshiko nun an, dass sie anders wirkte. Sie hatte einen seltsamen Zug um die Augen herum, der sie unglücklich wirken ließ. Eine Augenbraue nach oben ziehend sah Serdall kurz zu Fei. Er sah es ihm an, dass er etwas ahnte und als Fei den Mund verzog und sich abwandte, wurde auch Serdall klar, was Yoshiko womöglich wiederfahren war. Den Blick abwendend strich Serdall sich einmal durch die Haare. Jeder hier hatte auf gewisse Weise sein Opfer gebracht, egal wie groß, wie klein…
 

„Daniel, ich muss kurz mit ihr allein reden“, meinte er leise zu seinem Freund und sah ihm ernst in die Augen. „Ist das in Ordnung? Wenigstens warum sie nun hier sein darf sollte sie wissen.“ Daniel musste nur kurz überlegen, dann nickte er knapp.
 

„Klar, lasst euch Zeit und sprecht euch in Ruhe aus. Ich bin in meinem Zimmer und arbeite den Stoff für die Uni ein wenig auf.“ Er gab Serdall noch einen kurzen Kuss und ging dann wie angekündigt nach oben. Serdall sah Daniel einen Moment nach ehe er Yoshiko bedeutete ihm zu folgen. Er hatte keine Lust in Feis Anwesenheit mit ihr zu reden. In der Küche holte sich Serdall ein Glas und setzte sich zu ihr an den Tisch. Er griff nach ihren Händen, die auf dem Tisch wieder nervös mit einander zu spielen angefangen hatten.
 

„Keine Sorge, Yoshiko. Es ist alles wieder in Ordnung und du bist hier ab jetzt in Sicherheit. Fei hegt keinerlei Groll mehr gegen mich und lässt mich mein Leben leben.“ Aufmunternd lächelte er sie an und strich mit dem Daumen über ihren Handrücken. „Dein Vater hat dich geschlagen, nicht?“, fragte Serdall gerade heraus und sah das leichte Zucken in ihrer Gestalt. Das war so üblich bei diesen traditionellen Familien in Japan, bei Ungehorsam solche Mittel anzuwenden, besonders in den Kreisen der Yakuza. Zumindest wusste Serdall nur so darum.
 

„Es ist nicht so, als hätte er das nicht schon öfter getan“, versuchte Yoshiko die Sache herunterzuspielen, doch sie konnte das leichte Zittern in ihrer Stimme nicht gänzlich vertreiben. Es stimmte, dass ihr Vater versucht hatte, sie auf diese Weise zu erziehen, doch dieses Mal war seine Wut fast grenzenlos gewesen.
 

„Weißt du“, fuhr sie schnell fort, um Serdall keine Möglichkeit auf einen Einwurf zu lassen, „eigentlich ist es mir fast egal, warum ich jetzt hier bin. Ich bin einfach froh, dass ich hier bin. Nächsten Freitag hätte ich heiraten sollen. Irgendeinen fremden Buchhalter mit Verbindungen zur Yakuza, den mein Vater nicht wirklich kennt, der aber Geld und Einfluss hat und mich davor bewahren sollte, noch einmal so eine Dummheit zu machen und…“ Sie stoppte, als Tränen sich den Weg über ihre Wange bahnten. Peinlich berührt entzog Yoshiko Serdall ihre Hände und wischte sie sich schnellstmöglich weg. „Entschuldige“, murmelte sie mit leicht wacklig. „Du hast bestimmt viel Schlimmere Sachen durchmachen müssen.“
 

Serdall stand auf und nahm sie in den Arm.
 

„Vielleicht“, murmelte er leise und strich ihr über die Wange, wobei er ihr in die braunen Augen sah. „Doch das ist alles vorbei. Du lebst ab jetzt bei uns und du wirst selbst über dich entscheiden. Daniel und ich freuen uns, dass du hier sein kannst und ich wette, du wirst eine nette Haushälterin. Natürlich bezahle ich dich dafür und du musst nur solange hier bleiben, wie es dir gefällt. Ich werde dir absolut freie Hand lassen. Nur bei Taki und Daniel solltest du Rücksicht nehmen. Ich sehe es nicht gern, wenn man meinen Liebsten in irgendeiner Art Ärger bereitet“, meinte er mit einem Zwinkern, ehe er sich ihr wieder gegenüber setzte.
 

Yoshiko zeigte ihr erstes ehrliches Lächeln, seit sie angekommen war. Eine Welle der Erleichterung durchflutete sie. Es wäre für sie schon genug gewesen, wenn sie hier in irgendeinem kleinen Zimmer untergekommen wäre, egal bei was für Leuten, Hauptsache sie war ein für alle Mal weg von ihrer Familie, auch wenn sie ihre Mutter wohl vermissen würde. Sie hatte ihr nie was getan, allerdings stillschweigend den Erziehungsmethoden ihres Vaters zugesehen. Aber was hätte sie auch tun sollen?
 

„Danke“, murmelte sie leise zu Serdall, „dass du mir diese Chance gibst.“
 

„Das Mindeste, was ich dir zurückgeben kann. Und Daniel liegt es scheinbar sehr am Herzen, dass du hier bist“, meinte er versonnen lächelnd und stützte seinen Kopf in eine Hand. „Leider kommst du erst einmal nur wieder in Daniels Zimmer unter, bis Fei weg ist. Dann kannst du das Zimmer in der ersten Etage ganz nach deinen Wünschen einrichten, in Ordnung?“
 

Serdalls Gedanken schweiften schon wieder ab, obwohl er Yoshiko ins Gesicht sah. Daniels Verletzung würde hoffentlich schnell heilen. Er hatte zwar nichts gesagt, aber Serdall hatte es ihm angesehen, dass es wehtat, wenn er seine Hand viel bewegte. Ob auch wirklich alles richtig verheilen würde? Für Serdall wäre eine Verletzung an der linken Hand in dem Ausmaß geradezu der Todesstoß für sein Geigenspiel. Ohne seine Linke konnte er die Saiten nicht greifen, die Essenz für sein Talent. Leise seufzend legte er den Kopf leicht schief und trank einen Schluck Wasser.
 

„Ich denke du wirst dich hier schnell eingewöhnen. Und ich werde dir Deutsch beibringen, damit du besser zurechtkommst, okay?“, führte nach einer kurzen Stille aus und sah Yoshiko wieder offen ins Gesicht.
 

„Das wäre wunderbar“, erwiderte Yoshiko glücklich und stand auf. „Möchtest du einen Tee? Wenn ich schon hier die neue Haushälterin bin, sollte ich mich auch so benehmen.“ Schelmisch zwinkerte sie Serdall zu und alles schien wieder so zu sein, wie vor ihrer kurzen Rückkehr nach Japan.
 


 

Daniel saß an seinem Schreibtisch über seine Bücher gebeugt und schrieb sich einige Sachen auf einen extra Zettel. Er konnte fast gar nicht glauben, wie sehr Fei seine Meinung geändert hatte und das alles dank einer einzigen, wenn auch ziemlich dramatischen Tat von Serdall. Alles, was schlecht gewesen war, war jetzt auf einmal in Ordnung und er akzeptierte alles. Nun, Daniel würde sich nicht beschweren. Seltsam war, dass Yoshiko sich auf einmal so zurückhaltend benahm. Lag es daran, dass Fei anwesend war? Immerhin hatte sie ihm in erster Linie die Hochzeitspläne und später ihr Rückflugticket nach Japan zu verdanken. Serdall sprach gerade mit ihr, er würde Daniel bestimmt nachher über alles in Kenntnis setzten. Es klopfte an der Tür.
 

„Ja?“, rief Daniel und setzte noch schnell einen Punkt an das Ende des Satzes, ehe er sich umdrehte.
 

„Na, du kleiner Pornostar“, grüßte Dustin ihn gut gelaunt und trat in das Zimmer ein. Grinsend ging er zu Daniels Bett und setzte sich darauf. „Ihr habt Fei ja ne ganz schöne Show geboten, was?“ Der Blonde sah belustigt dabei zu, wie Daniels Kopf eine wunderbare Rotfärbung annahm. Das hatte er auch schon ewig nicht mehr bei ihm gesehen, zumal Daniel eh kaum etwas peinlich war.
 

„Woher weißt du das denn jetzt schon wieder?“, fragte Daniel und legte den Kugelschreiber beiseite. Er bettete sein bandagiertes Handgelenk auf seinem Schoß, da es, seit er seine Bücher gewälzt hatte, ziemlich schmerzte. Er wunderte sich immer wieder, warum Dustin über jedes Missgeschick, das in diesem Haus passierte, informiert war. Gerade Feis Unterbrechung ihres Liebesspiels von vorhin hätte er liebend gern für sich behalten.
 

„Kikuchi ist eine alte Tratschtante“, meinte Dustin kichernd. „Fei war wohl ziemlich amüsiert oder so und hat es ihm erzählt. Tja und irgendwie scheint es echt was Besonderes zu sein, wenn Al Sex mit dir hat.“ Lachend wich er dem geworfenen Kugelschreiber aus und zog dann seine Bein zu einem Schneidersitz aufs Bett. Er hatte so das Gefühl, dass endlich fast alles beim Alten war, aber er und Daniel noch ein wenig reden mussten. Sein Blick fiel kurz auf den Verband an Daniels Linken, ehe er wieder unbekümmert in Daniels Gesicht blickte. „Welche Stellung war es denn? Und was hat Serdall gemacht, als er Fei gesehen hat? Echt, eure Gesichter waren bestimmt zum schießen.“
 

„Jaaa, das würdest du gern wissen, was?“, meinte Daniel gedehnt und betrachtete Dustin mit hochgezogener Augenbraue. „Aber mittlerweile solltest du gemerkt haben, dass meine Lippen in der Hinsicht versiegelt sind. Frag doch deinen scheinbar neu gewonnenen Freund. Vielleicht ist der ja auch über die Einzelheiten aufgeklärt.“ Daniel streckte Dustin kurz die Zunge raus, als der beleidigt die Arme verschränkte. „So wie ich dich kenne, hättest du Fei wohl noch eingeladen mitzumachen, anstatt ins Bad zu flüchten.“
 

„Ihr seid ins Bad geflüchtet?“ Dustin warf sich prustend zurück und gackerte mit Tränen in den Augen. Das hätte er zu gern gesehen, wie Serdall und Daniel nackt an Fei vorbeiliefen und dabei kochend rote Köpfe hatten. Plötzlich setzte sich Dustin wieder auf und verschränkte die Arme wieder trotzig, obwohl noch kleine Lachtränen in seinen Augenwinkeln waren. „Aber warum macht ihr immer sowas, wenn ich nicht da bin?“, murrte er genervt. „Und Fei erzählt leider auch keine Details, von daher stütz ich mich auf dich als eine verlässliche Quelle, der ab und zu etwas rausrutscht.“
 

„Ja, leider scheine ich meine Klappe nicht ganz halten zu können“, murmelte Daniel. „Und es ist schlimm genug, wenn irgendwer reinplatzt, wenn wir Sex haben. Von Fei hätte ich eigentlich erwartet, dass er stillschweigt, was er nicht getan hat, aber bei dir weiß ich, dass du uns noch wochenlang mit den Peinlichkeiten aufziehen würdest. Ab jetzt nur noch Sex hinter doppelt verschlossener Tür“, stellte Daniel klar.
 

„Och“, erwiderte Dustin grinsend, „so toll seid ihr dann doch nicht, dass ich bei euch spannen müsste. Ethan ist das absolut Schnuckeligste, was auf unserem Erdball wandert“, stellte er verliebt blickend klar und lachte im nächsten Moment schon wieder vergnügt. „Mensch, du weißt gar nicht wie froh ich bin, dass du wieder hier bist.“
 

„Ich wette du bist nur glücklich, dass du wieder einen mehr hast, der an eurer ganz zufälliger Weise offen gelassenen Zimmertür vorbeikommt und deine famosen Liebeskünste bestaunen kann“, scherzte Daniel. Dustin nickte bestätigend.
 

„Klar, nur deswegen.“ Im nächsten Moment schüttelte er den Kopf und ging ernst auf Daniel zu, um ihn fest zu umarmen. „Ich hab dich auch so vermisst“, meinte er ehrlich und strich Daniel leicht über den Rücken. „Und ich bin wirklich glücklich, dass Serdall mit dir zusammenbleibt und wieder glücklich ist. Ohne dich wäre nie alles die letzten Jahre so gut gegangen.“
 

Daniel erwiderte die Umarmung und stelle peinlich berührt fest, dass seine Augen feucht wurden. Nie hätte er während der Zeit bei Kai gedacht, dass alles so gut ausgehen würde. Dass jetzt wirklich alle für die Fortsetzung seiner Beziehung zu Serdall waren, bedeutete ihm wirklich viel. Er wusste nicht, was er sagen sollte und löste sich deswegen einfach nach einigen Augenblicken wieder von Dustin. Mitfühlend strich Dustin lächelnd mit dem Daumen unter Daniels Augen entlang und setzte sich dann vor ihn auf den Boden.
 

„Wie war das noch? Bis der Tod sie scheidet? Bei euch wird das wohl fast zutreffen, so liebeskrank allein du schon bist. Ich möchte gar nicht wissen, wie Serdall Fei überhaupt umstimmen konnte und bin auch froh, dass ihr es mir nicht wirklich sagt. Ich ahne es doch schon, wenn ich euch beiden Hornochsen ansehe“, murrte er leise und strich sich schwach durch die Haare. Er war froh, dass diese ganzen Horrorszenarien vorbei waren und sie hoffentlich zu ihrem beschaulich verrückten Leben zurückkehren konnten. Plötzlich straffte sich Dustins schlaffe Gestalt wieder und er schob die tristen Gedanken beiseite, als er Daniel wieder schelmisch angrinste.
 

„Sag mal“, fing er an und leckte sich leicht über die Unterlippe, „hast du nun endlich auch mal mit Al geschlafen?“, wollte er interessiert wissen. Gerade nach der Sache mit Kikuchi war Ethan darauf ziemlich scharf gewesen und sie hatten es ein paar Mal ausprobiert. Ethan fand es augenscheinlich zwar nicht schlecht, so als Abwechslung, bevorzugte aber doch den anderen Part. Dustin fragte sich echt, wie das mit ihren beiden Turteltäubchen war. So verklemmt wie Daniel gerade guckte, war das wohl noch nicht Thema gewesen. Innerlich seufzte Dustin abgrundtief. Echt verkorkst, dachte er sich schwer.
 

Zuerst dachte Daniel, dass Dustin ihn verschaukeln wollte, denn natürlich hatte er schon mit Serdall geschlafen, doch dann fiel ihm auf, wie genau Dustin seine Frage betont hatte. Er wollte wissen, ob er selbst schon einmal der aktive Part gewesen war. Geschockt starrte Daniel ihn an.
 

„Nein?“, fragte er eher, als dass er antwortete und schüttelte stark den Kopf. Dustin rollte mit den Augen.
 

„Warum überrascht mich das nur nicht?“, murmelte er zu sich selbst und lehnte sich leicht zurück, um Daniel entspannter entgegenzublicken. „Hast du denn nicht ein einziges Mal die Lust verspürt, Serdall auch so zu fühlen wie er dich? Ehrlich, ihr seid doch nun schon so lang zusammen, da dachte ich, dass ihr es wenigstens probieren würdet.“
 

„Ich weiß nicht“, meinte Daniel unsicher und legte den Kopf leicht schief. „Bislang war ich eigentlich sehr zufrieden. Es fühlt sich so herum einfach richtig an. Ich liebe es, wenn Serdall mich nimmt, diese doppelte Reizung ist einfach irre. Außerdem hätte ich keine Ahnung, was ich machen soll.“
 

„Das ist ‘nen Witz, oder?“, knurrte Dustin leise. „Du bist wohl der, der es wohl am besten weiß. Ich meine, man weiß doch worauf es ankommt, wenn man es selber schon getan hat. Da ist das echt nur eine Ausrede. Selbst Ethan war ganz wunderbar, als er mit mir geschlafen hat“, vertraute Dustin ihm an. „Auch wenn er seine Bedenken hatte, hat er es sich wenigstens getraut. Und du weißt wie schüchtern er gegenüber neuen Dingen ist.“ Die leichte Röte in Daniels Wangen ließ Dustin lachen. Da hatte wohl jemand wieder ein Kopfkino. „Wovor hast du denn Angst?“
 

Kurz schüttelte Daniel den Kopf, um die Bilder von Ethan, der sich mit langsamen Stößen in Dustin vergrub, zu vertreiben. Das wollte er echt nicht sehen. Er bewunderte Ethan heimlich für den enormen Wandel, den er durchgemacht hatte. Vom schüchternen Jungen zum extrovertierten Lover. Unglaublich. Seufzend sah Daniel schließlich zu Dustin.
 

„Ich weiß nicht, warum ich mich davor drücke, Serdall auch mal danach zu fragen“, erwiderte er kleinlaut. „Ich glaube ich habe einfach nur Schiss, dass ich ihm wehtue oder er es total schrecklich findet, weil er nun mal nicht gänzlich schwul ist.“ Resigniert zuckte Daniel mit den Schultern. Dustin biss sich leicht auf die Lippe. Klar, Serdall war in der Hinsicht ziemlich konservativ, aber schließlich war er mit einem Mann zusammen, da gehörte das nun auch mal dazu.
 

„Daniel, wo ist dein Selbstwertgefühl? Er liebt dich doch, sonst hätte er all den Mist nicht für dich durchgestanden und hätte eine dieser japanischen Schnepfen geheiratet. Ihr sollt es doch nur ausprobieren, damit auch Serdall weiß, was du eigentlich genau empfindest und du im Gegenzug, was er bei dir spürt. Ist das denn so schlimm? Und momentan sieht er mir schon so aus, als ob er sich für den Rest seines Lebens dir verschrieben hat“, murrte Dustin noch am Ende und stützte seinen Kopf in beide Hände. „Was soll denn schief gehen?“
 

„Das habe ich dir eben schon beschrieben“, erwiderte Daniel leicht gereizt. Das war einfach kein Thema, das er eigentlich diskutieren wollte. „Außerdem kann noch so vieles passieren. Ich meine, ich bin es gewohnt, mit Serdall zu schlafen, aber das erste Mal ist doch etwas Anderes. Wer weiß, ob ich ihn genug dehne, ob er sich überhaupt entspannen kann, ob es für ihn überhaupt schön ist. Mir gefällt es so, wie es ist, warum sollte ich es riskieren?“
 

„Himmel“, zischte Dustin leise, ließ sich zurückfallen und kam auf dem Teppich zum Liegen. „Liebst du Serdall oder nicht? Bisher ist der Sex höchstwahrscheinlich für Serdall nur wie mit einer Frau“, knurrte Dustin leise. „Ihr seid doch gleichgestellt, oder? Dann solltest du auch mit ihm schlafen und ich wette mit dir, mit den Sorgen, die du jetzt schon hast, wird es schon gutgehen.“ Er sah wieder zu Daniel. Ihm war bewusst, dass er mit seinen Äußerungen zu weit ging, dass er die Sache überspitzte, doch Daniels Einstellung war ja nicht wirklich hilfreich. „Du weißt doch wie schön es ist, wenn du ihn spüren kannst, wieso willst du so egoistisch sein und es ihm vorenthalten?“
 

Dustins Worte spukten in Daniels Kopf umher. Kai hatte auch gesagt, dass Serdall in ihm nur einen Frauenersatz sah. Daniel dachte selbst, dass Serdall sich in ihn als Person verliebt hatte und den Fakt, dass er ebenfalls männlich war, eben einfach hingenommen hatte. Wären sie nicht mehr zusammen, würde Serdall sich wohl wieder nach einer Frau umschauen, statt noch einmal was mit einem Mann anzufangen. Wenn er Daniel allerdings erlaubte, mit ihm zu schlafen, dann wären diese Zweifel, die Daniel hegte, wie weggewischt. Außerdem fragte er sich, ob er Serdall wirklich etwas vorenthielt. Er hatte nie den Anschein gemacht, als ob er ihre Rollen im Bett gerne auch mal tauschen wollte. Allerdings hatte Daniel auch nie etwas in der Richtung verlauten lassen, in Wahrheit aber schon mal darüber nachgedacht. Einfach aus dem Grund, weil er selbst noch nie die Erfahrung gemacht hatte, wie es war, in jemandem zu sein.
 

„Na?“, fragte Dustin ihn spitzbübisch lächelnd. „Klingt doch alles nicht so unlogisch, oder?“ Dustin erhob sich vom Boden und strich sich ein paar Knitterfalten aus der Hose. „Und stell dir mal deinen Schatz einfach nur stöhnend unter dir vor. Ungeduldig bettelnd, sich unter dir windend, weil du ihn mal in der Hand hast“, flüsterte Dustin an Daniels Ohr und kicherte dann vergnügt, als Daniel nach ihm schlug.
 

„Ehrlich, wenn du so was machst entwickle ich teilweise echt einen enormen Hass auf dich“, meinte Daniel düster, doch das Grinsen, das er nicht ganz unterdrücken konnte, strafte seine Worte lügen. Außerdem sah er dank seiner erneut knallroten Wangen, denn leider hatte sich dank Dustins Worten ein ziemlich eindeutiges Bild vor seinem inneren Auge manifestiert, nicht wirklich Furcht erregend aus.
 

„Ach komm, tief im Inneren bist du immer noch der versaute Daniel, den ich als Schüler vernascht habe. Ich weiß doch, was du toll findest“, erklärte Dustin stolz und ging sicherheitshalber ein wenig auf Distanz. Der Kleine schaute sich ab und zu viel zu viel von Serdall ab, da musste man unweigerlich aufpassen. Doch Daniel gab Dustin für diesen Kommentar keinen gespielten Schlag, sondern blieb ruhig auf seinem Stuhl sitzen.
 

„Du hast ja recht“, meinte er und ignorierte Dustins perplexen Gesichtsausdruck. Eigentlich war er tatsächlich ziemlich offen, was Neuerungen in seinem Sexualleben anbelangte, doch Serdall war da eher recht bodenständig. Überrascht zog Dustin eine Augenbraue nach oben.
 

„Also wirst du mit Serdall darüber reden?“ Obwohl Serdall plötzlich von unten zum Essen rief, wartete Dustin auf eine Antwort von Daniel. Das wäre mal ein Fortschritt. Denn was hätte Serdall verpasst, wenn er wirklich wieder geheiratet hätte? Dustin glaubte, dass es eine wichtige Erfahrung war für seinen Schwager und auch für Daniel war, die sie unbedingt machen mussten. Zumindest er und Ethan waren wirklich glücklich darüber, dass sie es getan hatten, das wollte er Serdall und Daniel auch gönnen. Und Daniel würde Serdall nicht vergewaltigen, so wie er sich das wohl schmerztechnisch ausmalte. Es tat weh, wenn man es noch nicht kannte, ja, aber Serdall würde das auch überleben und den anderen Teil genießen.
 

„Ja, ich rede mit ihm“, erwiderte Daniel nach kurzem Zögern. Eigentlich wollte er es echt mal ausprobieren. „Mal sehen, wann sich die passende Gelegenheit bietet.“
 

Dustin begann zufrieden zu grinsen. Er war ja mal gespannt, wie sich das entwickeln würde und auch Serdalls Reaktion würde er auch gern wissen, doch das würde Daniel ihm wohl kaum erzählen. Seufzend legte er einen Arm um Daniels Schultern und gemeinsam gingen sie zum Essen. So zahlreich wie im Moment waren sie wohl noch nie gewesen. Doch es wurde eine ganz nette Runde und bis zum Abend ein relativ entspannter Samstag, im Vergleich zur letzten Zeit.
 

Ende Kapitel 20



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-12-10T20:38:09+00:00 10.12.2007 21:38
Geiles kapi!^^
Richtig schön, ich bin mal gespannt was SErdall zu dem Vorschlag sagt.


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