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Die Magie der Musik 2

Die Fürsorge eines Bruders
von

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Kapitel 19
 

Lächelnd saugte sich Daniel an Serdalls Hals fest und hinterließ kurze Zeit später einen beachtlichen Knutschfleck, bevor er seine Lippen ein Stück weiter oben ansetzte und die ganze Prozedur wiederholte. Er wollte gerade noch einen Liebesbiss etwas weiter unten in Angriff nehmen, als Kimba und Mücke von draußen aus dem Garten hereinkamen und sich erwartungsvoll neben sie setzten.
 

„Hat sie heute noch keiner gefüttert?“, fragte Daniel resigniert aufseufzend.
 

„Doch. Und ihr Trockenfutter steht in der Küche. Anscheinend sind sie auch sehr liebebedürftig“, erklärte Serdall amüsiert und rieb sich leicht über den Hals, wo Daniel eben noch seine Lippen gehabt hatte. Es kribbelte leicht, doch das verging im nächsten Moment. Er streckte die Hand aus, um Mücke über die Schnauze zu streichen. Taki war gerade wieder bei einem seiner Freunde und Serdall hoffte, dass er zum Abendessen pünktlich zurück war.
 

„Na dann“, meinte Daniel und widmete sich wieder Serdall. „Ich bin dafür, dass sie sich mit sich selbst beschäftigen können. Wo möchtest du den nächsten Knutschfleck hinhaben? Noch hast du freier Auswahl.“ Keck grinste er Serdall an und sah ihm schalkhaft in die Augen.
 

„Du bist einfach nur frech wie immer“, murrte Serdall. Plötzlich schob Serdall Daniels Oberkörper rückwärtig zurück und hob seinen Pullover bis zu dessen Brust an. Grinsend versenkt Serdall sein Gesicht dort und begann an der Haut über dem Brustbein, am Übergang zu Daniels Bauch zu saugen, während Daniel sich an seinen Schultern festhalten musste. Zufrieden ließ Serdall dann von Daniel ab und besah sich sein Werk, ehe er sich mit Daniel wieder zurücklehnte und ihn verschmitzt ansah. „Da möchte ich ihn auch haben“, erklärte er leise und küsste Daniel dann wieder. Daniel lachte in den Kuss und löste sich schon nach kurzer Zeit. So übermütig gefiel Serdall ihm mit am besten. Er legte seine Arme auf Serdalls Schultern ab und sah ihn mit schief gelegtem Kopf an.
 

„Gut, wenn der Herr sich dann mal bitte freimachen würde.“
 

Grinsend raffte Serdall seinen dunklen Pullover und zog ihn weit nach oben, wobei er sich weiter zurück lehnte, damit Daniel sich nicht zu sehr verrenken musste. Serdall sah dabei zu, wie Daniel seine Lippen am selben Punkt ansetzte und strich ihm zärtlich durch die nachtschwarzen Haare. Er zitterte leicht, als Daniel seine Finger nicht still hielt und über die eine empfindliche Stelle an den Rippen wandern ließ. Keuchend zuckte Serdall leicht. Ein Räuspern ließ ihn jedoch spielfilmhaft mit dem Kopf zur Tür rucken und die Augen weiten. Amüsiert blickend stand Fei im Türrahmen, mit seinem Laptop unter dem Arm. Er ging auf sie zu und setzte sich auf das andere Sofa gegenüber. Schlagartig wurde Serdall wieder rot und versuchte Daniel von seinem Oberkörper zu lösen.
 

Doch Daniel dachte gar nicht daran, einfach mittendrin aufzuhören. In aller Ruhe, zumindest mit soviel Ruhe, wie man haben konnte, wenn der Freund sich unbehaglich unter einem wand und an den Haaren versuchte nach oben zu zerren, beendete Daniel seine Arbeit und hinterließ einen weiteren dunklen Knutschfleck auf Serdalls Haut. Erst anschließend löste er sich und zog Serdalls Pullover wieder nach unten, bevor er sich aufsetzte und unbeteiligt durch die Gegend sah, so als sei überhaupt nicht passiert. Fei lachte plötzlich leise.
 

„Wirklich, es ist amüsant zu sehen, dass dich Daniel so aus der Fassung bringen kann. Nicht, dass ich nicht wüsste, wie dein Temperament ist“, entgegnete Fei mit tiefer, akzentuierter Stimme, „doch in dieser Richtung ist es mir doch lieber.“

Das war wahr. Fei sah Serdall lieber mit Daniel zusammen, als so unglücklich wie zuvor. Auch wenn das hieß, dass Serdall nun mal mit einem Mann zusammen war, würde Fei es nicht mehr verurteilen. Es war zwar eine Umstellung für ihn, aber anstatt Serdall zu irgendetwas zu zwingen, wollte er ihn jetzt nur noch unterstützen.
 

Serdall ließ beschämt den Kopf an Daniels Halsbeuge fallen. Das war ihm wirklich einfach nur peinlich, vor allem deswegen, weil ihn allein diese paar wenigen Berührungen schon leicht erregt hatten und Daniel, der kleine Schleicher, tat so, als wäre nichts geschehen. Allerdings nur für den Moment. Als Serdall nicht damit rechnete, schubste Daniel ihn zur Seite und pinnte ihn mit den Händen an den Schultern auf dem Sofa fest. Er grinste Fei kurz an und lehnte sich dann näher an Serdalls Gesicht.
 

„Nun, da dein Bruder nichts dagegen zu haben scheint, könnten wir auch ganz einfach da weitermachen, wo wir aufgehört haben.“ Neckisch fuhr er mit der Zunge die Konturen von Serdalls Lippen nach. Augenrollend drückte Serdall Daniel an den Schultern zurück in die Senkrechte.
 

„Das heißt aber nicht, dass du deine Manieren vergisst“, zischte Serdall leise und stand dann auf, um sich vor Daniel in Sicherheit zu bringen. Scheinbar stand Daniel darauf, Fei eine Show zu bieten, was aber nicht in Serdalls Interesse lag. Definitiv nicht. „Fei“, wandte sich Serdall an ihn und verzog das Gesicht, als sein Bruder plötzlich feist zu grinsen begann. „Gibt es irgendetwas Bestimmtes oder wolltest du einfach nur ins Wohnzimmer?“
 

„Eigentlich wollte ich dich darum bitten, mir etwas vorzuspielen. Aber wenn du beschäftigt bist, akzeptiere ich das auch“, erwiderte Fei und sah seinem Bruder immer noch süffisant ins Gesicht.
 

„Nein“, murmelte Serdall und sah kurz zu Daniel, der ihn schmollend ansah. „Wir sind gerade fertig geworden“, murmelte er und begab sich zu dem Regal, auf dem seine Geige ruhte, um sie heraus zu holen und an die Schulter zu setzen.
 

„Ach so“, erwiderte Daniel und starrte bezeichnend in Serdalls Schritt, wo allerdings alles wieder zu normaler Größe zurückgekehrt zu sein schien. „Spielverderber“, murrte er noch und lehnte sich dann mit geschlossenen Augen zurück, um den sanften Geigenklängen zu lauschen.
 

Serdall ließ die heutigen Erlebnisse in dieses Lied einfließen. All die Gefühle, die Angst, den Schmerz, die Hoffnungslosigkeit und den Schock. Mit geschlossenen Augen wiegte er sich im Takt und genoss, wie die Klänge seinen Körper zum Vibrieren brachten. Fei beobachtete Serdall, auch als sich dessen Lider halb öffneten und die blaugrünen Augen verklärt zu Daniel sahen. In diesem Moment bemerkte er die feurige Leidenschaft, die Serdall mit seiner Geige zum Erklingen brachte. Erstaunt sah der Oyabun zu Daniel, der gelassen und genießend auf dem Sofa saß und den Tönen lauschte. Fei stockte leicht. Diese Melodie war viel intensiver als all die anderen, die er bisher von seinem Bruder gehört hatte.
 

„Yoshiko hatte recht“, flüsterte er zu sich selbst. Serdall war bei Daniel sehr wohl gut aufgehoben und es beeinträchtigte nicht im Mindesten die Qualität seines Talents. Eher im Gegenteil. Fei schluckte hart. Auch wenn er diese Liebe kaum nachvollziehen konnte und diese Art der Beziehung im schlechten Licht stand… Fei beschloss sie lieber vollkommen zu unterstützen. Das war er ihnen schuldig. Serdall war glücklich mit Daniel und so sollte es auch bleiben.
 

Das Lied endete mit einem Decrescendo und Serdall legte seine Geige tranceartig zurück, ehe er wieder zu Daniel ging und seinen Kopf mit geschlossenen Augen an ihn lehnte. Daniel schlang die Arme um ihn und gähnte leise. Es war seltsam, wie müde er in den letzten Tagen war. Dabei zeigte die Uhr gerade mal auf kurz vor sieben. Er stützte den Kopf auf Serdalls Schulter auf und erinnerte sich an eine Aufgabe, die an diesem Tag noch anstand und die er bislang vollkommen verdrängt hatte.
 

„Serdall?“, flüsterte er leise und zögernd, für Fei unhörbar. „Kommst du mit mir in einer guten Stunde mit zu Kai meine Sachen abholen?“
 

Serdall versteifte sich augenblicklich und hob den Kopf. Während Fei begann auf seinem Laptop irgendetwas zu tippen, sah Serdall wütend zu Daniel.
 

„Was ist denn noch bei ihm, was du unbedingt brauchst?“, zischte er leise. Er hatte genug von diesem Kai. Alles was er noch mit ihm zu tun haben würde, war mit ihm abzurechnen.
 

Seufzend sah Daniel Serdall an. Er konnte verstehen, dass sein Freund kein gesteigertes Interesse daran hatte, mit Kai zusammenzutreffen. Immerhin war der für die ganze Misere vorhin verantwortlich, da er ihm das Kokain zugesteckt hatte. Allein wollte Daniel allerdings auch nicht gehen und Serdall wäre es wohl auch nicht recht.
 

„Mein Handy liegt noch dort“, erklärte Daniel. „Außerdem mein Portemonnaie mit meinen ganzen Papieren und einige wichtige Bücher. Eben alles, was ich nicht mitnehmen konnte, als Kikuchi mich bewusstlos aus der Wohnung geschleppt hat.“
 

„Ich werde dein Zeug holen gehen. Du wartest im Auto“, bestimmte Serdall und wandte sein Gesicht von Daniel ab. Ohne Daniel würde er Kai in Ruhe sagen, was Sache war und das nicht zu knapp. Wütend ballte Serdall die Hände. Es war Kais Schuld, dass Daniel sich verletzt hatte und beinahe schlimmeres passiert wäre.
 

„Ich weiß nicht, ob das die beste Lösung ist“, meinte Daniel mit einem unguten Gefühl im Bauch. So wie Serdall gerade wieder drauf war würde er Kai, wenn er die Gelegenheit dazu hatte, mindestens so zurichten wie Fei und Kikuchi. Gut, Kai hatte einen derben Fehler gemacht, indem er Daniel die Drogen in die Tasche geschmuggelt hatte, aber hatte Daniel nicht einen ebenso großen Fehler gemacht, indem er die ersten Drogen angenommen und mit Kai geschlafen hatte? Kai war ein netter Typ, der aus Verzweiflung dumm gehandelt hatte, aber es wäre nicht gerecht, wenn er dafür extrem bestraft werden würde.
 

„Bestimmt nicht die beste Lösung, aber der effektivste und sicherste Weg“, murrte Serdall leise und sah nur kurz zu Fei, der plötzlich misstrauisch zu ihnen sah. „Wann willst du wieder abreisen, Fei?“, tat Serdall das Thema mit Kai ab und wandte sich nun seinem Bruder zu.
 

„Am Montag“, erwiderte der Oyabun. „Langsam wird es wirklich Zeit, dass ich wieder nach Japan zurückgehe. In Kyoto ist die Hölle los. Leute aus Osaka mischen sich in unseren Bezirk ein.“ Serdall nickte. Diese Machtkämpfe waren normal bei der Yakuza und gerade wenn der Oyabun auswärts war, schienen die anderen ihre Chance zu sehen. Daniel gab sich allerdings nicht mit diesem raschen Themenwechsel zufrieden. Ernst sah er Serdall an.
 

„Du gehst dort rein, holst meine Sachen und verlässt die Wohnung wieder“, meinte er nachdrücklich. „Du lässt Kai in Ruhe, zumindest körperlich. Verbal kannst du ihm von mir aus an den Kopf schmeißen, was du willst.“
 

Serdall schnaubte verächtlich.
 

„Ich hole deine Sachen ja“, erwiderte er nur, stand dann auf und verließ wütend den Raum. Sich bewusst, dass Daniel ihm folgen würde, drehte er sich im Flur um und sah seinem Freund ins Gesicht. „Aber nenn mir einen einzigen Grund, der es rechtfertigen würde, dass ich ihm nicht sämtliche Knochen breche.“
 

„Weil er es nicht verdient hat“, erwiderte Daniel nachdrücklich. „Gut, er hat vorhin scheiße gebaut. Allerdings habe ich mich die ganze letzte Woche über noch schlechter verhalten, mehr als nur einmal einen Fehler gemacht und mir hast du nicht ein Haar gekrümmt. Warum also ihm? Weil er mir ‚wehgetan’ hat? Ich habe mir selbst geschadet und ihn dafür ausgenutzt. Ich will nicht, dass du ihn zusammenschlägst. Versprich mir das.“
 

„Dich liebe ich“, zischte Serdall wütend und sah Daniel aggressiv in die Augen. „Aber er hat nichts Anderes verdient, das versichere ich dir. Du kannst deine Gutmütigkeit für jemand anderes aufsparen, aber nicht für diesen Mistkerl.“ Serdall verstand Daniel nicht. Besonders in dem Punkt nicht, dass er Kai in Schutz nahm.
 

„Was hast du vor?“, fragte Daniel und in seiner Stimme schwang etwas Angst mit. Serdalls Antwort zu Folge würde es gleich bei Kai böse werden. Sehr böse. Und ehrlich gesagt wollte Daniel nicht dabei zusehen, wie Serdall Kai in irgendeiner Weise schadete. Er konnte ihm die Meinung sagen, aber alles Weitere fand Daniel einfach nur brutal und unangebracht.
 

„Das fällt mir ein, wenn ich ihn sehe“, knurrte Serdall. Er wusste noch nicht genau, was er tun würde, wenn er Kai sah, aber es würde hoffentlich sehr schmerzvoll für den Dealer sein. Er nahm Daniel bei der rechten Hand und zog ihn mit sich nach oben. Bis sie zu diesem Kai fuhren, könnten sie auch noch ein wenig Zeit miteinander verbringen. Unbehaglich folgte Daniel ihm nach oben. Er wusste, dass Serdall gerade ziemlich taub war für alles, was er sagen würde. Seufzend resignierte Daniel deswegen. Ihm würde hoffentlich etwas einfallen, wenn sie vor Kais Wohnung standen.
 

Dustin rief gut zehn Minuten später zum Essen. Schweigend saß Daniel neben Serdall am Tisch und löffelte seine Erbsensuppe. Die gedrückte Stimmung schien sich auch auf die Anderen auszuwirken und Dustin sah sie fragend an. Es musste von außen schon seltsam aussehen, dieses andauernde hoch und runter.
 

Nach dem Essen ging Serdall ohne Daniel, der in der Küche beim Abräumen half, ungesehen in sein Zimmer. Er holte seine Waffe aus dem Nachtschrank und steckte sie sich am Rücken in den Hosenbund, worüber er den Pullover zog. Daniel wartete im Flur auf ihn und sah ihn fragend an. Doch Serdall antwortete nicht, sondern zog wortlos seinen langen, schwarzen Wintermantel an und schlüpfte in seine Schuhe. Nicht auf Daniel wartend ging er zum Wagen und blieb kurz an der frischen Luft stehen, um einen klaren Kopf zu bekommen.
 

Schnell stieg Daniel in seinen zweiten Schuh, schnappte sich seine Jacke und eilte Serdall hinterher. Er wollte auf keinen Fall, dass sein Freund allein zu Kai fuhr. Was immer er auch vorhatte, Daniel konnte sagen, dass es ihm nicht passen würde. Hoffentlich konnte er schlichtend einschreiten und dafür sorgen, dass alles glimpflich ausging. Seufzend stieg er zusammen mit Serdall ins Auto und führte sie zu Kais Wohnung. Dort angekommen parkte Serdall an der Straße und stieg aus. Daniel löste ebenfalls seinen Gurt, doch er bekam die Tür nicht auf. Serdall hatte die Zentralverriegelung per Fernbedienung betätigt und von innen gab es keine Möglichkeit, den Wagen ohne Schlüssel zu öffnen. Diese Sondereigenschaft hatte er extra einbauen lassen, falls es wichtig gewesen wäre Taki oder eben jetzt Daniel im Auto zu halten, wenn etwas geschehen sollte.
 

Serdall sah in Daniels geschocktes Gesicht, ehe er sich umwandte und bei Kai Hahn klingelte. Sein Glück war es, dass Kai gleich den Summer drückte, um ihn herein zu lassen. Anscheinend rechnete er fest mit Daniel. Serdalls Blick wurde emotionslos und kalt, als ein Windzug seinen Mantel schwer aufblähte, ehe er die Tür aufdrückte und in den noch dunklen Flur hinein schritt. Die Tür zu Kais Wohnung war angelehnt. Wie vertrauensselig, dachte sich Serdall gehässig, als er die Tür leicht mit dem Fuß aufstieß. Er registrierte nichts von dem Mobiliar, noch irgendetwas anderes. Seine blaugrünen Augen fixierten sich einzig und allein auf den blonden Mann, der geschockt zu ihm sah.
 

„Was wollen Sie?“, fragte Kai ihn und Serdall betrat die Wohnung, schlug hinter sich die Tür zu.
 

„Ich bin hier, um Daniels Sachen abzuholen“, entgegnete Serdall ihm mit leiser, bedrohlicher Stimme.
 

„Jetzt verstehe ich“, zischte Kai plötzlich. „Sie sind sein Freund, nicht? Serdall.“
 

Kalt begann Serdall zu lächeln.
 

„Gut erkannt. Und jetzt geben Sie mir seine Sachen.“
 

Kai fluchte leise und ging in das Schlafzimmer, aus dem er einen Beutel holte und ihn mit ausgestrecktem Arm Serdall gab.
 

„Ich habe ihm noch eine neue Ration mit reingelegt. Sagen Sie ihm das bitte“, meinte Kai lapidar und sah dem Schwarzhaarigen höhnisch entgegen. „Er hält es sonst nur so schlecht mit Ihnen aus, zumindest meinte er das zu mir, als ich mit ihm geschlafen habe.“
 

Ein diabolisches Lächeln breitete sich plötzlich in Serdalls Gesicht aus.
 

„Wie überaus freundlich von Ihnen.“ Serdall legte den Kopf leicht schief. „Gibt es noch etwas, was ich ihm ausrichten sollte?“
 

Kai zog verwirrt die Augenbrauchen zusammen. Er hatte erwartet, dass dieser Mann ihn irgendwie schlagen würde. Dann hätte er Daniel wenigstens einen Grund geben können, warum er sich von ihm trennen müsste.
 

„Ja“, fauchte Kai verzweifelt. „Er kann jederzeit zu mir zurückkommen.“
 

Serdall begann zu lachen.
 

„Danke, aber ich werde dafür sorgen, dass du ihn nie wieder siehst.“ In einer ruhigen Bewegung griff Serdall unter seinem Mantel zu seinem Rücken und zog die Waffe hervor. „Eigentlich müsste ich dir eine Hand abtrennen, dafür dass du Daniel Drogen gegeben hast. Aber Daniel hat mich gebeten dich nicht anzufassen.“ Dabei richtete Serdall den Lauf der Pistole auf Kais geschocktes Gesicht.
 

„Das können Sie nicht tun! Ich verklage sie!“, rief Kai aufgebracht.
 

„Sei froh, dass ich der Polizei nicht per Anruf einen heißen Tipp gebe“, erwiderte Serdall kalt und sah dem Blonden berechnend in die Augen. Er sah es in Kais Gesicht, dass er wusste, was das für Konsequenzen beinhaltete. Eine mehrjährige Haftstrafe war das Mindeste für seinen Fall. Gerade als Kai sich erneut aufregen wollte, zielte Serdall auf dessen Oberschenkel und drückte ab. „Nur eine kleine Warnung“, sagte er, als Kai schreiend zu Boden ging. Die Hände drückte der Medizinstudent reflexartig auf den Durchschuss. Schmerzenstränen begannen über Kais Wangen zu laufen und Serdall ging auf ihn zu. „Ich rate dir von Daniel und den Drogen die Finger zu lassen. Beim nächsten Mal ziele ich auf deinen Kopf.“
 

Kai nickte keuchend. Zufrieden wandte sich Serdall ab. Mehr hatte er hier nicht mehr zu tun und er fühlte sich eindeutig besser. Serdall steckte die Waffe wieder zurück an ihren ursprünglichen Ort, ehe er die Wohnung verließ und zurück zu Daniel ging.
 

Mit angstvoll geweiteten Augen sah Daniel ihm entgegen. Es hatte zu lang gedauert. Jedenfalls länger als man normalerweise bis in die dritte Etage und wieder hinunter benötigen würde. Verzweifelt hatte er versucht, sich aus dem Auto zu befreien, doch zu seinem Leidwesen konnte man es wohl nur mit der Fernbedienung öffnen und das Fenster einzuschlagen war wohl auch utopisch. Womit denn? Außerdem zweifelte Daniel nicht daran, dass die Fenster von Serdalls Wagen nicht gesichert waren.
 

Kurz bevor Serdall ihn erreicht hatte klickte es und die Türen öffneten sich. Sofort sprang Daniel hinaus und starrte Serdall geschockt an. Dessen Gesicht war mit einem zufriedenen Ausdruck geprägt. Entsetzt schüttelte Daniel den Kopf.
 

„Was hast du gemacht?“, fragte er leicht panisch.
 

„Setz dich in den Wagen. Ich hab nur deine Sachen geholt“, erklärte Serdall ruhig und ging auf Daniel zu. „Komm, ich möchte jetzt wieder Heim fahren und diese Episode endlich abschließen.“
 

Skeptisch sah Daniel ihn an. Dafür, dass er nur seine Sachen geholt hatte, war Serdall zu ruhig. Viel zu ruhig. Daniel ging an ihm vorbei. Er wollte nur kurz nach dem Rechten sehen, nachsehen, ob Serdall tatsächlich die Wahrheit sagte. Serdall packte ihn am Arm und hielt ihn zurück. Daniel wollte jetzt doch nicht wirklich nach diesem Mann sehen?
 

„Du sollst einsteigen“, wies Serdall ihn kalt an.
 

„Nein“, erwiderte Daniel nachdrücklich. „Was auch immer du da oben gemacht hast, du hast nicht nur meine Sachen geholt. Dafür warst du viel zu lange weg. Du kannst mir entweder sagen, was du noch getan hast oder ich sehe es mir mit eigenen Augen an.“ Hart riss Daniel sich aus Serdalls Griff los und sah ihn auffordernd an.
 

„Daniel“, meinte Serdall leise. „Wenn du jetzt nicht mit mir kommst, fahre ich ohne dich.“ Als Daniel zögerte, schüttelte Serdall den Kopf, schmiss ihm den Beutel mit seinen Sachen vor die Füße und ging um seinen Wagen herum. „Anscheinend ist er dir wichtiger“, zischte Serdall und setzte sich in seinen Wagen.
 

„Er ist mir nicht wichtiger und das solltest du inzwischen wissen“, keifte Daniel zurück. „Allerdings finde ich es schon krass, wenn du ihm den Arm gebrochen, ihn zusammengeschlagen oder sonst was hast. Das finde ich einfach nicht angemessen und überhaupt ist Selbstjustiz scheiße. Ich will wenigstens mal nachsehen gehen, wie es Kai geht, auch wenn ich nichts mehr mit ihm zu tun habe. Wenn du ihm wirklich was getan hast, bin ich nämlich sehr wohl mit in die Angelegenheit verwickelt.“
 

„Ich sage es zum letzten mal“, rief Serdall Daniel durch die offene Beifahrertür zu. „Steigst du jetzt nicht ein erschieß ich ihn wirklich“, zischte Serdall wütend. Er verstand es nicht. Langsam wünschte er sich wirklich, dass er Daniel einfach daheim gelassen hätte. Sie stritten sich schon wieder nur wegen diesem Kai, nur weil Daniel anscheinend wirklich Gefühle für ihn entwickelt hatte… Kopfschüttelnd startete Serdall den Motor.
 

Daniel fühlte sich, als hätte ihm jemand einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf gekippt.
 

„Wie, du erschießt ihn wirklich?“, fragte er leise, eine Hand an seiner noch immer offenen Tür. „Hast du ihn angeschossen?“ Ungläubig schüttelte Daniel den Kopf. Selbst Serdall würde nicht so emotional überreagieren, oder? Allerdings sah man allein an dem geplanten Selbstmordversuch und an vielen anderen Situationen zuvor, dass er sehr wohl dazu in der Lage war. „Serdall, du kannst nicht von mir verlangen, dass ich jetzt in das Auto steige. Wie soll ich es mit meinem Gewissen ausmachen, wenn Kai dort oben verletzt in der Wohnung liegt und ich zurück nach Hause fahre?“
 

Serdall antwortet nicht. Stattdessen legte er den Gang ein. Wenn Daniel nicht einstieg hieß das, dass sein Freund Kai ihm gegenüber vorzog, egal wie sehr Daniel seine Liebe beteuerte. Jetzt war die letzte Chance, die Daniel bekommen würde. Stieg er jetzt nicht ein, würde Serdall ohne ihn fahren und es wäre aus zwischen ihnen. Serdall war es gleich. Kais Worte waberten durch seinem Kopf, die er eigentlich nur als Provokation gesehen hatte, jedoch jetzt schienen sie nicht wirklich abwegig.
 

Daniel sah sehnsüchtig in Richtung des Hauses. Er konnte jetzt nicht einfach so fahren. Wenn Kai tatsächlich verletzt war, vielleicht sogar schwer verletzt, dann brauchte er seine Hilfe. Andererseits schien es Serdall wirklich ernst zu sein, dass er nicht zu Kai ging, sondern mit zurück fuhr. Daniels Hand zitterte leicht. Was sollte er tun? Er wollte hier nicht weg, aber genauso wenig wollte er Serdall wieder enttäuschen. Schweren Herzens wandte Daniel den Blick von der Fassade ab und setzte sich ins Auto. Das schlechte Gewissen schien ihn schier zu zerfressen.
 

„Das verzeihe ich dir so schnell nicht“, teilte er Serdall emotionslos mit und schnallte sich an. „Wenn du Kai tatsächlich in irgendeiner Art und Weise verletzt hast, ruf zumindest den Krankenwagen.“
 

Wortlos fuhr Serdall erst einmal an, als Daniel die Tür geschlossen hatte. Als er sich im Abendverkehr eingefädelt hatte, griff er nach seinem Handy und rief den Notruf an.
 

„Guten Tag. Jemand bräuchte einen Krankenwagen.“ Die Frau fragte ihn nach Namen und Adresse des Verletzten. „Er wurde in den Oberschenkel geschossen“, erläuterte Serdall, als er gefragt wurde, was passiert war. Er hörte Daniels entsetztes Zischen, ließ sich aber davon nicht irritieren, bis er auflegte. Serdall war nur unendlich froh, dass Daniel ihn über diesen Kai gewählt hatte… Es war wirklich für ihn der eindeutige Beweis, dass Daniel ihn in keinster Weise mehr hintergehen würde.
 

Daniel sagte nichts weiter zu dem Thema. Eisig schwieg er und stieg wortlos aus dem Wagen, als sie auf dem Hof hielten. Es zu vermuten war eine Sache, es wirklich zu wissen eine andere. Er konnte einfach nicht glauben, dass Serdall Kai tatsächlich derart verletzt hatte. Egal, was er auch getan hatte, wie konnte man kaltblütig einen Menschen anschießen? Wortlos schloss Daniel die Haustür auf und ging in die Küche. Er machte sich einen schnellen Kakao zur Beruhigung doch auch das half nicht wirklich.
 

Serdall verstand, dass Daniel wütend war und er würde es auch akzeptieren, nur schmerzte es ihn schon, dass sein Freund scheinbar nicht mehr mit ihm reden wollte. Seufzend entledigte sich Serdall seines Mantels und ging nach oben, um seine Waffe zurück an den angestammten Platz zu legen. Sie in das Buch legend verstaute er sie wieder in der Schublade. Für ihn war seine Tat gerechtfertigt und das würde er Daniel noch beweisen. Serdall ging wieder hinunter und zu Daniel, der mit blassem Gesicht an der Theke saß.
 

„Ich würde dich bitten, das Kokain, das dir Kai wieder einmal fürsorglich in den Beutel gelegt hat, zu entsorgen“, sagte er zu Daniel, als er sich ein Glas Wasser holte.
 

Kommentarlos kam Daniels Serdalls Bitte nach. Er wusste, dass es kindisch war ihn mit Schweigen zu bestrafen, aber wenn Serdall es dadurch auch nur ein wenig begriff, dass er in Daniels Augen echt Scheiße gebaut hatte, wäre es ihm das wert. Er wühlte kurz in seinen Sachen, die in dem Beutel lagen und fand tatsächlich eine kleine Tüte mit Kokain, das bestimmt für ein paar Bahnen reichen würde. Ohne Reue kippte Daniel es genauso wie Serdall das letzte Mal in den Ausguss und spülte mit viel Wasser nach.
 

Leidlich verzog Serdall den Mund. Wenn Daniel dies wirklich durchziehen wollte, sollte es ihm recht sein. Irgendwann würde er sich auch wieder einkriegen. Kopfschüttelnd ging Serdall aus dem Raum und nach oben, nachdem er das Wasser getrunken hatte. Kurz steckte er den Kopf in Takis Zimmer, doch er schloss die Tür leise wieder, als sein Sohn schon schlief. Sich fahrig durch die Haare streichend, beschloss Serdall zu duschen und sich danach, nur in Shorts bekleidet, ins Bett zu legen und zu lesen. Wenn Daniel nicht reden wollte, würde Serdall ihn nicht zwingen.
 

Daniel hatte sich währenddessen in sein eigenes Zimmer zurückgezogen. Er würde in der Angelegenheit nicht den ersten Schritt machen. Er hatte Serdall gesagt, was er von seiner Aktion hielt und solange der seinen Fehler nicht eingestand, würde Daniel ihm geflissentlich die kalte Schulter zeigen. Zwar war er selbst mit diesem Zustand auch nicht glücklich, aber er würde nicht einfach so akzeptieren, dass Serdall meinte Selbstjustiz zu üben und Kai ins Bein schießen zu müssen. Ein Schlag in den Magen, gut, damit wäre Daniel noch klargekommen, aber das war für seinen Geschmack um ein Vielfaches zu krass. Seufzend zog er die Decke höher. Vorhin war es teilweise so schön gewesen, wenn man mal seine aufgeschnittenen Pulsadern beiseite ließ. Daniel lachte ironisch auf. Okay, alles in allem betrachtet war der Tag ziemlich beschissen gelaufen. Er schloss die Augen und versuchte einschlafen.
 

Serdall legte das Buch beiseite, als er nach der dritten Seite schon nicht mehr wusste, was er gelesen hatte. Er hatte gehört, wie Daniel in sein Zimmer gegangen war. Serdall konnte darüber nur unwillig den Kopf schütteln. Dieses Verhalten war wirklich in seinen Augen nicht angebracht. Kai hätte schlimmeres verdient, als nur diesen einen Schuss. Serdall hätte ihm besser das ganze Leben zerstören sollen. Schließlich hätte er es bei ihm fast geschafft. Das war unverzeihlich. Hellwach lehnte sich Serdall zurück in sein Kissen und starrte die Decke an. Es gefiel ihm nicht, dass Daniel jetzt so war. Er hatte gewusst, dass es Daniel ans Herz gehen würde, aber er war dennoch glücklich, dass Daniel zu ihm in den Wagen gestiegen ist, anstatt zu Kai zu gehen. Brummend legte sich Serdall auf die Seite und knipste das Licht aus. Er würde morgen mit Daniel reden, vielleicht würde er sich dann beruhigt haben.
 


 

Ziemlich unausgeschlafen saß Daniel am nächsten Morgen in der Küche. Es war noch ziemlich früh, aber er hatte es einfach nicht länger im Bett ausgehalten. Bei dem Gedanken an die schlechte Stimmung zwischen ihm und Serdall hatte er einfach keine Ruhe finden können. Er würde mit ihm reden müssen, ansonsten war es fast unmöglich, dass in nächster Zeit auch nur die kleinste Form von Entspannung eintreten würde. Seufzend stützte er sein Kinn auf seiner Hand auf und starrte die Küchentür feindselig an, die sich genau in dem Augenblick öffnete und Dustin offenbarte.
 

„Was für ein lang vermisster Anblick“, lachte Dustin gut gelaunt und stellte die Kaffeemaschine an. „Na, gut geschlafen?“ Dustin runzelte ein wenig die Stirn bei Daniels leidlichem Blick und setzte sich neben ihn.
 

„Nicht wirklich“, gestand Daniel und gähnte wie zur Bestätigung. Mit leicht geschlossenen Augen sah er zu Dustin. „Serdall meinte gestern Rache an Kai üben zu müssen oder so und hat ihm erst mal einen schönen Schuss ins Bein versetzt.“
 

Hustend setzte sich Dustin gerade hin, da er sich bis eben so schön in den Stuhl gelümmelt hatte.
 

„Das ist nicht dein Ernst?“, fragte er perplex und sah Daniel geschockt an. Doch als Daniel ihm freudlos ins Gesicht sah, musste Dustin schlucken. „Oha“, meinte er einfach nur und war etwas sprachlos.
 

„Ja“, erwiderte Daniel seufzend und rührte gedankenverloren in seinem Kakao herum. „Allein das fand ich eigentlich schon schlimm genug. Ich hasse diese Art an Serdall, dieses Yakuzagehabe, diese Selbstjustiz, diese Skrupellosigkeit. Aber fast schrecklicher fand ich die Tatsache, dass ich noch nicht mal hochgehen durfte um nachzusehen, ob es Kai gut geht oder er elendig in seiner Wohnung verblutet.“ Daniel schnaubte bei der Erinnerung. Dustin konnte nur den Kopf schütteln.
 

„Das ist echt heftig“, deklarierte er und stand auf, um sich einen Kaffee zu holen, der mittlerweile durchgezogen war. „Und jetzt?“, fragte er ziemlich hilflos. „Hast du dich mit ihm gestritten oder ihm wenigstens die Meinung gesagt?“
 

„Wenn wir wenigstens richtig gestritten hätten“, meinte Daniel etwas ratlos. „Ehrlich gesagt haben wir uns angeschwiegen. Und richtig die Meinung gesagt habe ich ihm wohl auch nicht. Zumindest nicht so wirklich. Ein wenig direkt vor Kais Wohnung, aber alles weiß er wohl auch nicht.“ Daniel ließ frustriert den Kopf auf den Tisch sinken. „Man, kann es zwischen uns bitte mal wieder einfach normal sein?“
 

„Was glaubst du?“, fragte Dustin ernst. „Du bist mit Serdall zusammen. Da wird es sicherlich nie wirklich normal sein. Und irgendwie kann ich ihn auch verstehen, auf seine seltsame, verkorkste Weise. Ich mein, er hat dir das mit Kai verziehen, aber diesem Kai eben nicht. Und du weißt wie extrem er manchmal sein kann.“ Dustin setzte sich wieder neben Daniel und nippte an seinem heißen Kaffee. „Du kannst auch Schluss machen, wenn es dir nicht gefällt, dass er es so handhabt. Ich versteh nämlich immer noch nicht wirklich, warum er es dir verziehen hat…“
 

Daniel biss sich schmerzhaft auf die Unterlippe. Er hatte gedacht, dass zwischen ihm und Dustin wieder alles in Ordnung war, doch scheinbar hatte er sich da geirrt. Und irgendwie tat es weh, dass Dustin noch dachte, Daniel hätte Serdall vielleicht gar nicht verdient. Schweigend trank Daniel einen Schluck aus seiner Tasse. Dustin hatte wohl nicht nur in dem Punkt bedingt recht, sondern auch darin, dass diese Handlungsweise, die Serdall gestern gezeigt hatte, für seinen, wie Dustin es so schön formuliert hatte, verkorksten Charakter relativ normal war. Nur irgendwie wollte Daniel das nicht akzeptieren.
 

„Daniel“, sagte Dustin plötzlich und legte eine Hand auf seine Schulter. „Du liebst Serdall, oder? Und er dich. Wie es scheint auch so sehr, dass er es einfach übergeht, dass du mit diesem Kai gevögelt hast, was eigentlich sehr untypisch für ihn ist. Ich möchte nicht sagen, dass ich nicht froh bin, dass ihr wieder zusammen seid, aber es ist mir wirklich ein Rätsel, gerade weil ich Serdall, den ich jetzt nun schon jahrelang kenne, der schon wegen dem Kuss zwischen uns so ausgeflippt ist, jetzt eben nicht mehr erkenne. Aber ich glaube, er hat es dir verziehen, weil er einfach in Kai den Schuldigen gesehen hat.“
 

„Und wenn ich ihm erkläre, dass er nicht Schuld ist?“, fragte Daniel leise. „Wenn ich gewusst hätte, dass er tatsächlich in Kai den Schuldigen sieht, hätte ich es vielleicht schon vorher machen müssen. Ich meine, ich habe die Drogen angenommen und ich habe Kai später danach gefragt. Von mir ist hauptsächlich die Initiative für den Sex ausgegangen. Gut, Kai hat mir das Ecstasy das erste Mal angeboten und mir auch die weiteren Drogen beschafft, außerdem ist er auf mein Werben eingegangen, wobei er zu dem Zeitpunkt dachte, dass ich wieder solo wäre, aber die Hauptschuld liegt doch bei mir.“
 

Dustin zuckte mit den Schultern.
 

„Al sieht das wohl ganz anders. Und ich glaub auch, dass es besser wäre, wenn du mit ihm darüber reden würdest und nicht mit mir. Ich steck nun mal nicht in seinem Kopf, aber ich glaube, die ganze Zeit, die er für dich gekämpft hat und dann stellt sich einfach nur raus, dass dieser Kai mit dir rummacht… Ich denke schon, das ihn das schwer in Wut versetzt hat.“
 

„Mag sein“, seufzte Daniel resigniert. „Das ist ja auch verständlich. Trotzdem finde ich es einfach zu krass, wenn er die brutale Seite in sich zum Vorschein kommen lässt. Ich kenne ihn als lieben, sanften Menschen und werde dann mit so was konfrontiert. Das ist einfach unbegreiflich für mich. Ich weiß, dass der Yakuza in ihm steckt, aber trotzdem muss ich es doch nicht gutheißen, dass er ihn auch in der Öffentlichkeit zeigt, oder?“ Fragend sah er Dustin an.
 

„Nein“, meinte Dustin ehrlich. „Es ist wirklich nicht der richtige Weg, dass er Kai angeschossen hat. Aber Serdall wird das nicht einsehen, das möchte ich dir damit bloß sagen. Und rückgängig machen kann man es auch nicht. Rede mit ihm Dan, sonst sitzen wir hier noch bis morgen und du und Serdall werdet euch immer noch nicht ausgesprochen haben.“
 

„Er wird jetzt ohnehin noch schlafen. Außerdem will ich, dass er es einsieht. Es wäre für mich unerträglich, wenn er das nächste Mal, wenn ihn eine Person so extrem ankotzt, wieder mit der Knarre auf sie losgeht. Kai wird ihn nicht verpfeifen, da das Risiko selbst aufzufliegen für ihn viel zu groß wäre. Aber was, wenn es als nächstes jemand ist, der nichts auf dem Kerbholz hat und der Serdall anzeigt? Ich will ihn nicht durch Gitterstäbe sehen müssen.“ Daniel wusste, dass er übertrieb und den Teufel an die Wand malte, aber so konnte er noch in anderer Art und Weise ausdrücken, dass ihm Serdalls in der Hinsicht so impulsive Art alles andere als gefiel. Dustin rollte mit den Augen.
 

„Wir beide kennen Serdall und er wird es von selbst nie einsehen. Wenn du darauf wartest, dann kannst du es gleich vergessen. Das müsste dir eigentlich klar sein.“ Er trank seinen Kaffee aus und stellte die Tasse etwas zu laut auf den Tisch. „Außerdem ist Serdall der Bruder eines Yakuzabosses. Was glaubst du, wie lange er dann im Gefängnis bleiben würde? Falls es überhaupt zu einer Anzeige kommt und Serdall überhaupt noch einmal so austickt.“
 

„Du hast ja recht. Es ist nur so, dass mich der Besuch bei Kai gestern extrem mitgenommen hat. Ich kann es eben einfach nicht mit meinen Idealen und Vorstellungen vereinbaren, dass jemand zu einem anderen Menschen hingeht und ihm ins Bein schießt, weil er wütend auf ihn ist. Ich sollte wirklich mit Serdall reden. Das hatte ich ohnehin vor, aber jetzt ist es mir noch klarer geworden.“
 

„Ja, aber lass uns erst mal frühstücken. Dann kannst du ihm gestärkt gegenübertreten“, meinte Dustin daraufhin. Schnell war der Tisch für sie gedeckt und sie aßen wie in alten Tagen in morgendlicher Stunde. Dustins Laune stieg, wobei Daniels zu sinken schien. Nach einem halben Brötchen ließ Daniel sein Messer sinken. In seinem Bauch kribbelte es unangenehm. Wahrscheinlich die Aufregung vor dem bevorstehenden Gespräch.
 

„Ich gehe lieber gleich, sonst schrecke ich doch noch zurück“, meinte er seufzend und stand auf. „Du räumst ab? Dann decke ich heute den Mittagstisch.“ Dustin winkte ihm lässig und bestätigend zu und Daniel machte sich auf den Weg nach oben.
 

Ende Kapitel 19



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2007-12-08T21:46:58+00:00 08.12.2007 22:46
Ich kann auch nur beipflichten.
Was würde Kai machen als Arzt? Bestimmt nebenbei Drogen an seine Patienten verkaufen.Schreckliche Vorstellung.
Er hat die Strafe verdient von Serdall, auch wenn sei etwas untertrieben war.
Er müsste noch Verbal fertig gemacht werden nicht nur körperlich.
Daniel hat einfach ein zu gutes Gemüt.
Was hat den Kai ihm angetan?
Ihn zu den den Drogen geführt und für Nachschub gesorgt, ihn auch verführt.
danach will er die Beziehung von Daniel und Serdall zerstören NUR weil sein SPatzenhirn glaubt er liebt Daniel.


Von:  kuestenfee1
2007-12-08T15:07:37+00:00 08.12.2007 16:07
Ich kann mich Jemma nur anschliessen.
Einen Arzt der Drogen vertickt, hat es nicht zu geben. (Ich weiss, die Realität sieht anders aus.)
Ich hoffe nur, dass Kai sich jetzt wirklich von Daniel fern hällt.
Und dass Daniel und Serdall sich zu beider Zufriedenheit aussprechen.

lg kuestenfee
Von:  Allmacht
2007-12-08T13:50:39+00:00 08.12.2007 14:50
Ehrlich gesagt finde ich, dass Kai das verdient hat.
Aber Serdall sollte ihm wirklich noch die Polizei auf den Hals hetzen.
Was soll den aus Kai für ein Arzt werden.


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