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Die Magie der Musik 2

Die Fürsorge eines Bruders
von

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Kapitel 11
 

Fünf Minuten nach acht hielt Kai mit seiner schwarz-orangenen Ninja vor Daniels Wohnblock und hupte einmal laut. Er nahm für den Moment seinen Helm ab und wartete, dass Daniel herunterkam. Kai grinste Daniel vergnügt an und winkte ihm euphorisch zu. Sie sahen sich seit Dienstag immer wieder in der Mensa und Kai war froh, dass Daniel anscheinend ein wenig Ablenkung brauchte.
 

„Hey, Dan. Siehst ja scharf aus“, meinte Kai grinsend und musterte Daniel intensiv. Die schwarzen Haare waren nun auch endlich gegelt und Daniel hatte sich richtig enge Klamotten angezogen. „Ist das Zeug neu?“
 

„Nicht wirklich“, erwiderte Daniel kurz angebunden und nahm Kai den zweiten Helm ab. „Hab ich mir mal gekauft, als ich mit meiner Schwester das erste und letzte Mal in meinem Leben einkaufen war. Hing seitdem unbenutzt in meinem Schrank herum.“ Er schwang sich auf das Motorrad, schloss noch seinen Kinnriemen und hielt sich dann an Kai fest, zum Zeichen, dass er bereit war.
 

„Sieht aber scharf aus“, meinte Kai grinsend und fuhr erst einmal wieder zurück zu sich. Noch war es zu früh für die Disko und es war wohl nichts los um diese Zeit. Er zog Daniel mit sich nach oben und gab ihm sogleich ein Bier, nachdem sie es unbemerkt an Frau Papenstiel vorbei geschafft hatten. „Es reicht, wenn wir um zehn in die Disko fahren. So ist das noch zu früh“, erklärte Kai sich grinsend.
 

„Wenn du meinst.“ Schulterzuckend nahm Daniel den Alkohol entgegen und leerte seine Flasche Bier fast mit einem Zug. Hier bei Kai fühlte er sich gleich schon etwas besser, nicht mehr so eingeengt und bedrückt. Seine Gedanken fokussierten sich auf andere Themen und er konnte die Unangenehmen leichter in den Hintergrund drängen.
 

Verwirrt zog Kai eine Augenbraue nach oben. Daniel schien ziemlich schlecht drauf zu sein. Kai tat es mit einem Lächeln ab. Er würde seinen kleinen Freund schon wieder aufmuntern, denn nach der Nacht am Montag war Kai wirklich ziemlich interessiert an dem blauäugigen, jungen Mann. Hibbelig lief Kai vor Daniel auf und ab und drehte dann schon seine kleine Anlage auf.
 

„Zur Einstimmung“, meinte er zu Daniel mit einem Zwinkern, ehe er sich hinter den Schwarzhaarigen stellte und dessen Schultern zu massieren begann. „Du siehst ziemlich verkrampft und grantig aus, wenn du so komisch guckst“, erklärte er sich und knetete Daniels Schultern.
 

„Hm“, kam die tonlose Antwort, doch Daniel schloss seufzend die Augen. Er war verspannt, aber nicht unbedingt grantig, sondern eher betrübt, ausgelaugt und von einer gewissen Hoffnungslosigkeit erfüllt. Allerdings war Kai wirklich geschickt mit seinen Händen und Daniel fiel entspannt ein Stück in sich zusammen.
 

Kai genoss es, Daniel zu berühren. Mittlerweile bezweifelte er, dass Daniel wirklich einen Freund hatte. Immer, wenn Kai ihn anrief, war Daniel allein. Auch wenn der Bruder von Serdall da war, wie ihm das Daniel erklärt hatte, würde doch kein normaler Mann Daniel so lange hinhalten und allein lassen. Lächelnd ließ Kai seine Daumen über Daniels Nacken reiben, wobei der Schwarzhaarige seinen Kopf seufzend nach vorne fallen ließ.
 

„Sag mal, selbe Disko wie beim letzten Mal?“, fragte Kai ihn. Er glaubte, dass heute irgendeine Themenparty war. All inclusive? Er wusste es nicht wirklich.
 

„Von mir aus“, murmelte Daniel. „Mir ist alles recht und ich kenne mich in dem Sinne ohnehin nicht aus.“ Außerdem war es ihm ziemlich egal, wohin sie gingen, Hauptsache die spezifische Bar, Kneipe oder Disko hatte eine große Auswahl an Alkohol, womit er sich das Hirn wegsaufen konnte.
 

Kai lachte gut gelaunt und wackelte schon aufgeregt mit den Hüften. Er war ein absoluter Diskogänger und war froh in Daniel endlich eine Begleitung gefunden zu haben, die auch in der Woche keine Scheu davor hatte zu feiern.
 

„Wollen wir vorher noch etwas essen? Ich hab nämlich Bock so richtig Party zu machen. Morgen habe ich erst gegen Nachmittag mein Anatomieseminar“, erklärte er und lehnte seine Wange an Daniels.
 

„Party machen klingt gut. Essen… ja, warum nicht.“ Etwas widerwillig löste Daniel sich von Kais Händen und stand auf. „Was hast du dir denn vorgestellt? Hier essen und selbst kochen oder irgendwo hingehen? Oder wollen wir uns einfach nur Brote schmieren?“ Eigentlich war es Daniel selbst ziemlich egal, Hauptsache er kam so schnell wie möglich raus. Seine Gedanken wanderten schon wieder zu Serdall und dem Brief, doch er verdrängte sie schnellstmöglich recht erfolgreich.
 

„Wir essen hier schnell was. Ich habe noch ein paar Nudeln vom Mittag, die reichen für uns beide und du kannst dir noch ein paar Bier genehmigen. Ich glaube, die kannst du ganz gut gebrauchen“, meinte Kai mit einem Grinsen und holte sogleich noch eins für Daniel heraus. Er wollte nicht wissen, was mit Daniel war, er wollte nur, dass er wieder happy war. Schnell machte er das Essen warm und servierte es zehn Minuten später, wobei Daniel schon sein drittes Bier anfing.
 

„Danke.“ Daniel nahm sein Essen entgegen und sie machten es sich am Esstisch im Wohnzimmer bequem. Seufzend sah Daniel auf sein Bier. Er würde mindestens eine halbe Kiste trinken müssen, um einigermaßen gut abgefüllt zu sein und er hatte jetzt schon die Nase voll von dem Zeug. Wurde Zeit, dass sie in die Disko kamen.
 

Schnell wusch er nach dem Essen mit Kai das Geschirr ab und ging dann etwas ungeduldig im Flur auf und ab, bis Kai endlich damit fertig war, seine Schuhe und Jacke anzuziehen.
 

„Kommst du?“, murrte er, als Kai noch etwas in seiner Jackentasche zu suchen schien.
 

„Moment. Ich habe noch ein paar Kondome vergessen“, erwiderte Kai mit einem Grinsen und lief schnell in sein Schlafzimmer. Er steckte tatsächlich drei Kondome in sein Portemonnaie, ehe er eine kleine Kiste unter dem Bett hervorzog, wo er seinen Stoff versteckte, den er vertickte. So wie Daniel drauf war, würde der vielleicht auch was brauchen, wenn er weiter so mürrisch war. Doch das war nicht in erster Linie Kais Absicht. Er wollte heute Abend sein Budget ein bisschen auffrischen und ein paar Pillen an den Mann bringen. Schnell nahm er eines der abgezählten Päckchen. Zwanzig würde er heute schon loswerden. Rund zweihundertfünfzig Euro versprach das dann. Zufrieden lächelnd versteckte er sie in seiner Hosentasche und lief zurück zu Daniel, den er sogleich bei der Hand nahm. „Jetzt können wir, Danniboy.“
 

Daniel schnaubte.
 

„Ehrlich mal, ich verstehe nicht was so toll daran ist, jeden Tag einen anderen gesichtslosen Typen zu ficken“, ätzte er und ging die letzten Treppenstufen hinunter. „Ich meine, wo du deinen Schwanz reinsteckst scheint dir ja so ziemlich egal zu sein, also warum pickst du dir nicht einen Kerl raus und fängst mit ihm eine Affäre an? So kriegst du zumindest nicht ganz so schnell Aids oder so‘n Scheiß.“
 

Kai lachte amüsiert.
 

„Nicht jeder ist so verklemmt wie du. Ich vögele gern mit Typen, die ich nicht kenne. Das macht den Reiz der Sache aus und es macht mir Spaß“, meinte er grinsend und küsste Daniel plötzlich auf die Wange. „Mit dir würde ich auch gern mal Sex haben, aber leider bist du ja in festen Händen“, zog Kai ihn auf und kniff kurz in Daniels Hintern. „Also suche ich mir einen anderen Kerl, der gut aussieht und schön eng ist.“ Er lachte bei Daniels entsetztem Blick prustend los. So ein Gespräch hatte sein kleiner Freund wohl auch noch nie geführt.
 

„Ich habe so wie es momentan aussieht scheinbar keinen Freund mehr“, erwiderte Daniel nach einiger Zeit leise. Nachdenklich schwang er ein Bein über den Motorradsitz und sah Kai abwartend an. Er wollte endlich Party machen. Überrascht zog Kai eine Augenbraue nach oben. Er wollte gerade seinen Helm aufsetzen, doch hielt nun inne.
 

„Wenn du noch schön eng bist, können wir ins Geschäft kommen“, feixte Kai amüsiert, legte schnell seine Arme um Daniels Hals und platzierte einen Kuss auf Daniels Lippen. „Hey, ich mach nur Spaß“, meinte er bei Daniels geschocktem Blick und ließ wieder von ihm ab. Zwinkernd setzte er Daniel den Helm aus seinen Händen auf. „Komm, wir lassen es jetzt krachen.“ Kai setzte sich ebenfalls seinen Helm auf und platzierte sich vor Daniel auf seiner Maschine.
 

„Krachen lasse ich es auf deinen Schädel, wenn du deine Griffel nicht von mir lässt“, grummelte Daniel, schlang allerdings gleich darauf seine Arme um Kais Bauch, damit er nicht vom Motorrad rutschte, wenn er anfuhr. Ehrlich, es war ja schön und gut, dass Kai gerne anonymen und schnellen Sex hatte, Daniel kannte das von dem früheren Dustin, doch Feingefühl besaß der Kerl echt nicht.
 

„Na wir werden sehen“, flüsterte Kai zu sich selbst und grinste wieder, als er anfuhr. So wie Daniel gerade drauf war, war es wohl ein Leichtes, mit ihm ein bisschen Spaß zu haben.
 

Kai führte seine Maschine zur Disko. Ein großes Schild war auf dem Parkplatz angebracht. Wie gedacht war wirklich eine all inclusive Party und Kai befand für sich, dass es wohl kein Schlechtes war, dass Daniel so viel trinken konnte, wie er wollte. Er würde ihm sogar den Eintritt bezahlen, wenn Daniel das Geld dafür fehlte. Insgeheim fragte sich Kai zwar noch, warum Daniel so plötzlich Single war, aber er war im Trösten eine Niete und er hatte auch keine Lust, dass Daniel sich an seiner Schulter wegen irgendeinem Kerl ausheulte. Er hatte da ganz andere Vorstellungen, was er mit dem Schwarzhaarigen treiben könnte.
 

„All inclusive“, murmelte Daniel, als er von Kais Motorrad abstieg. „Nun, das klingt zumindest nicht schlecht. Ruf mir ein Taxi, wenn ich betrunken irgendwo in der Ecke rumliege. Du weißt ja, wo ich zurzeit wohne.“ Schon etwas besser gelaunt, dass endlich mal etwas nach Plan lief, stellte Daniel sich in die noch recht kurze Schlange am Eingang, bezahlte und gab an der Garderobe seine Jacke ab. Die dumpfen Bässe fuhren ihm schon hier durch den Körper und er hoffte, dass er am nächsten Morgen ab der richtigen Stelle einen schönen Blackout haben würde.
 

Kai sah Daniel kurz nach, wie er sich sofort an die Bar gesellte. Mit einem abschätzigen Blick musterte Kai seine Brieftasche. Er brauchte erst einmal Geld. Entschlossen kratzte er sich kurz am Kinn und verschwand zu den Herrentoiletten, auf denen schon ein reges Getümmel herrschte. Mit einem munteren Lächeln gesellte sich Kai zu ein paar Männern, die in einer Ecke diskutierten.
 

„Na Jungs, nen Kick gefällig?“, meinte er grinsend und hielt vier kleine bunte Pillen auf der flachen Hand in die Runde.
 

„Man, Kai, schock uns nicht immer so“, zischte einer der Typen und Kai grinste vergnügt.
 

„Ach kommt schon, ich mach euch nen Sonderpreis“, erwiderte der Blonde und war im nächsten Moment den Stoff los und hatte das Vierfache des Eintritts wieder drin. So gefiel ihm das. Das laufende Lied mitsingend ging Kai zurück zu Daniel, der schon wieder von irgendeinem Mann belagert wurde, und legte einen Arm um seinen Freund, ehe er ihm einen Kuss auf den Mund hauchte. Sofort verpisste sich der Typ, der Daniel anscheinend angebaggert hatte.
 

„Du musst mich nicht ansabbern, nur um so einen Typen loszuwerden“, zischte Daniel ihm zu. „Wenn der sich nicht verzogen hätte, dann hätte ich ihm eben meinen Drink ins Gesicht geschüttet, damit der endlich auch mal kapiert, dass ich mich nicht von jedem dahergelaufenen Kerl ficken lasse.“ Er trank die letzten Schlucke seiner Whiskey-Cola aus und bestellte sich gleich noch ein Mixgetränk. Momentan war er richtig angepisst. Lachend verdrehte Kai die Augen.
 

„Man, ein Küsschen. Ist fast so, als ob du einen Bussi von deiner Mom kriegen würdest“, feixte Kai amüsiert und pikste Daniel in die Seite. „Jetzt hab dich doch nicht zickig. Ich lass es auch sein, okay? Will dich ja nicht unnötig ärgern“, murrte Kai und strich kurz mit einer Hand über Daniels Oberarm. „Schließlich küsse ich dich nur, weil du mir ein Freund bist.“
 

„Oh ja, das kenne ich, das freundschaftliche Küssen. Küssen als Dankeschön, Sex zum Trost.“ Daniel dachte an Dustin. Unglaublich, dass er es tatsächlich schaffte, Ethan einhundert prozentig treu zu sein. Vom Casanova zum braven Freund. Serdall war auch mehr als erstaunt, seinen Schwager so zu sehen. Serdall…
 

Schmerzlich biss sich Daniel auf die Unterlippe und kippte sich sein Getränk in einem Zug hinunter. Der Barkeeper nahm das leere Glas auf und stellte ihm kommentarlos ein neues hin. Was Serdall wohl gerade machte? Ob er mit Fei über den Ort sprach, wo die Hochzeit stattfand? Oder ob er ihm Eigenschaften aufzählte, die seine zukünftige Frau haben sollte, damit Fei etwas Passendes für ihn raussuchen konnte?
 

Deprimiert und mit einem schmerzhaften Ziehen in der Magengegend trank Daniel einen weiteren großen Schluck. Er wollte nicht an Serdall denken. Es war vorbei. Auch wenn Serdall ihn noch liebte, gegen seinen Bruder kam keiner an. Wie auch? Er hatte Macht und Einfluss, schaffte es jemanden zur Strecke zu bringen, ohne dass irgendeine Behörde davon Wind bekam. Es war sinnlos, dagegen anzukämpfen. Zumindest kam es Daniel im Moment so vor.
 

Kai verzog genervt den Mund und nahm Daniel das Glas aus der Hand. Frusttrinken brachte es auch nicht. Dabei würde Daniels Stimmung auch nicht besser werden. Er packte Daniel bei der Hand und zog ihn mit sich zu den Toiletten. Trotz dessen Widerstand konnte er ihn in eine der Kabinen manövrieren und hinter sich abschließen.
 

„So, jetzt erklär mir, ob du entweder scheiße drauf sein oder mit mir Party machen willst. Heulen kannst du zu Hause und mich anblaffen übers Telefon, dann kann ich wenigstens auflegen. Deine Zickentour kannst du aber lassen“, murrte Kai und sah Daniel ernst an. „Schließlich habe ich dir im Grunde nichts getan.“
 

Einen Moment lang starrte Daniel Kai wütend an, dann sah er zur Seite und seufzte.
 

„Du hast ja recht. Ich bin eben scheiße drauf. Aber eigentlich bin ich hier, um eben nicht scheiße drauf zu sein. Und das versuche ich durch den Alkohol zu erreichen. Außerdem hoffe ich, dass ich ab dem ganzen Scheiß von heute Nachmittag einen schönen Filmriss habe.“
 

Kai grinste verschmitzt und strich Daniel zärtlich über die Wange.
 

„Durch Alkohol kriegst du das ganz sicher nicht hin. So wie du gerade drauf bist, wirst du dadurch nur aggressiver“, erklärte Kai und spielte mit Daniels Ohrläppchen. „Aber ich hätte was Anderes für dich, wenn du ganz lieb bitte sagst“, erklärte Kai und lehnte sich Daniel gegenüber an die Kabinenwand. Abwartend sah er Daniel an. Etwas skeptisch blickte der zurück.
 

„Wovon sprichst du?“, fragte Daniel vorsichtig. Kai kam ihm gerade etwas anders vor als normalerweise. Wobei… Er wollte den ganzen Mist mit Serdall wirklich zumindest für kurze Zeit vergessen und eigentlich hatte er keinen Bock darauf, dass es ihm morgen den ganzen Tag über total scheiße ging und er womöglich heute Abend schon irgendwo im Gebüsch lag und sich die Seele aus dem Leib kotzte. Also warum nicht? „Okay“, meinte Daniel zögernd. „Bitte?“
 

„Das reicht gerade mal, dass ich dir zeige worum es geht“, meinte Kai nachsichtig und holte ein kleines Tütchen heraus, aus dem er eine bunte Pille auf seine rechte Handfläche rollen ließ, ehe er es wieder wegsteckte. „Also? Was sagst du Daniel? Normalerweise kostet das dich was, aber ich geb sie dir für einen Zungenkuss“, erklärte Kai grinsend. „Und ich verspreche dir, damit fühlst du dich, als ob du schweben würdest.“
 

„Bist du irre?“, zischte Daniel geschockt. Er riss die Augen auf. Drogen? Kai vertickte Drogen? Deswegen die so teuer eingerichtete Wohnung? Verdiente man daran so gut? Aber das war im Moment eigentlich vollkommen egal. Er würde garantiert nicht… Doch warum eigentlich nicht? Von einer Pille wurde man nicht so schnell abhängig. Es war ja nicht so, als ob er sich Heroin spritzen würde oder so. Und wenn er wirklich vergessen könnte…
 

Aus einem Impuls heraus zog Daniel Kai hart am Shirt zu sich und verschloss dessen Mund mit seinem. Er ließ seine Zunge über Kais Lippen und anschließend in seinen Mund gleiten und fuhr tastend über die andere Zunge. Zufrieden erwiderte Kai den Kuss und ließ seine linke Hand über Daniels Hintern gleiten, wobei er ihn näher an sich heran drückte. Zwar hätte er gedacht, dass Daniel sich vielleicht eher über Konsequenzen erkundigen würde, aber anscheinend wollte er wohl wirklich einfach vergessen. Grinsend löste sich Kai von ihm.
 

„In Ordnung“, meinte er und leckte sich genüsslich über die eigenen Lippen, ehe er die Ecstasy-Pille zwischen Zeigefinger und Daumen in Daniels Mund schob. „Dauert nen Moment bis es anfängt“, erklärte Kai, während Daniel schluckte. Er zog eine Kaugummipackung aus seiner Gesäßtasche und reichte eins Daniel. „Und das bitte im Mund behalten, sonst zerbeißt du dir die ganzen Mundinnenwände.“
 

„Du scheinst dich ja gut auszukennen“, murmelte Daniel und sah Kai fragend an. „Und was passiert jetzt so? Ich meine, ich fühle mich gleich klasse, aber Nebenwirkungen hat das Zeug nicht, oder?“
 

Kai lachte auf, als Daniel plötzlich angewidert das Gesicht verzog.
 

„Ja, das ist ein ekliger Geschmack am Anfang“, meinte er grinsend. Gemeinsam traten sie wieder aus der Kabine und wurden von einigen Leuten wissend angegrinst. Daniel verzog das Gesicht. Die dachten garantiert, dass er es mit Kai dort drin getrieben hatte. So weit war es dann doch noch nicht mit ihm. „Den bitteren Geschmack spülen wir jetzt erst einmal weg. Dann feiern wir los“, erklärte Kai Daniel und ging mit ihm zur Bar und bestellte gleich etwas zu trinken. „Ich pass auf dich auf, also mach dir keine Sorgen“, erklärte Kai lächelnd und strich Daniel kurz über dem Oberarm, als er ein wenig unsicher dreinschaute.
 

Daniel setzte sich neben Kai auf einen Hocker an der Bar und ließ sich ein Bier bringen, um den ätzend bitteren Geschmack loszuwerden. Ehrlich, das Ding war schlimmer als irgendeine Schmerztablette. Etwas gelangweilt saß Daniel dort und sah zu, wie Kai mit ein paar Typen flirtete. Warum passierte denn nichts? Hatte Kai ihn verarscht und einfach nur irgendein Bonbon in den Mund geschoben, um einen Zungenkuss abzustauben? Oh, er würde ihn eigenhändig köpfen, wenn er es gewagt hatte…
 

Da spürte Daniel es. Die Bässe der Musik hämmerten nicht mehr störend und laut durch seinen Körper, sondern wurden irgendwie weicher. Daniel hatte keine Ahnung, wie er das Gefühl beschreiben sollte. Es war, als ob die Musik ein Teil von ihm wäre und ihn rufen würde. Plötzlich wurde Daniel verdammt hibbelig. Er hatte so große Lust zu tanzen wie noch nie in seinem Leben. Daniel warf dem Kerl neben Kai einen knappen Blick zu, dann zog er seinen Freund mit sich auf die Tanzfläche. Kai schien es nichts auszumachen, eher hatte er wohl darauf gewartet, denn er sah nicht im Mindesten überrascht aus.
 

„Das ist ein geiles Zeug“, rief Daniel ihm über die Musik hinweg zu und bewegte sich leidenschaftlich im Takt. Seine Gedanken waren weg. Die ganze depressive Stimmung dahin. „Und weißt du was?“, schrie er weiter. „Irgendwie habe ich gerade das Gefühl, als wenn ich in dich verknallt wäre. Krass.“ Er lachte befreit.
 

Kai grinste wissend und zog Daniel eng an sich. Kommentarlos küsste er ihn und schob seine Zunge in Daniels Mund. Freudig schlangen sich Daniels Arme um ihn und leidenschaftlich wurde der Kuss erwidert. Schließlich würde Kai sich nur mit einem Kuss abspeisen lassen und warum die Situation nicht ein wenig ausnutzen? Daniel gefiel es doch und so unbekümmert, wie er gerade tanzte, zog er mehr als nur einen sehnsüchtigen Blick auf seine schmalen Hüften. Eng tanzte Kai an Daniel und ließ seine Hände ungeniert über Daniels Körper gleiten, was jener nur mit einem süffisanten Grinsen abtat. Stattdessen ließ Daniel seine Hände einfach frech in Kais Gesäßtaschen gleiten und drängte sich noch ein wenig weiter an ihn.
 

Er spürte, dass er selbst ziemlich schwitzte, doch das war ihm im Moment egal. Die Leute hier waren alle gut drauf und keiner störte sich an ihm, also warum sollte er sich an sich selbst stören? Außerdem war es einfach krass, was er gerade fühlte. Kai vor ihm verursachte ihm extremes Bauchkribbeln, das Daniel sich gar nicht erklären konnte, aber einfach akzeptierte. Statt sich darüber unnötig Gedanken zu machen, küsste er ihn lieber noch einmal tief und löste sich dann kurz von ihm, um ungezwungener tanzen zu können.
 

Kai hielt ihn jedoch zurück, als er zu anderen Typen tanzte, die ihn schon mit offenen Armen erwarteten. Es wäre Daniel wohl nicht wirklich recht, wenn er in fremden Betten aufwachen würde. So versuchte Kai Daniel bei sich zu behalten, obwohl er immer wieder wie verrückt hin und her hopste, sich drehte und dabei schwitzte wie verrückt und riesige Pupillen hatte. Kai verzog den Mund. Er war froh, dass er die Drogen nur verkaufte und nicht abhängig davon war. So ab und anwarf er zwar auch eine Pille ein, aber da musste er sich echt einsam und allein für fühlen. Derzeit aber hatte er eigentlich nur seinen Spaß. Die Geschäfte liefen gut und Daniel würde er ein wenig helfen, seinen Ex-Freund zu vergessen.
 


 

Stunden später, als Daniel immer noch aufgekratzt auf der Tanzfläche herum hopste, hatte Kai auch seinen letzten Stoff für diesen Abend verkauft und zog Daniel mit sich zur Garderobe. Er wollte endlich nach Hause, vielleicht noch ein wenig mit Daniel kuscheln und dann einfach nur schlafen. Er war nur noch schrecklich müde. Er setzte Daniel seinen Helm auf, als der schon wieder aufgekratzt auf und ab sprang.
 

Lachend und Jubelschreie ausstoßen ließ Daniel sich von Kai herumfahren. Kichernd bemerkte er, dass das Motorrad etwas ins Schlingern kam, wenn er sich plötzlich stark auf eine Seite lehnte. Kai schrie ihm irgendwas von vorne zu, doch Daniel verstand ihn nicht wirklich. Er sprang sofort ab, als sie vor Kais Wohnung hielten und wartete ungeduldig, bis der sein Motorrad richtig hingestellt hatte, bevor er ihn an die Hand nahm und hinter sich die Treppe hochzog.
 

„Komm“, meinte er aufgekratzt. „Ich will jetzt noch irgendwas machen.“
 

Kai versuchte sein wummerndes Herz von der Höllenfahrt zu beruhigen, die er gerade durchlebt hatte. Er schwor sich selbst, Daniel nie wieder auf dem Bike mittzunehmen, wenn er auf einem Trip war. Das war lebensgefährlicher als ein Kilo Kokain. Ihm standen jetzt noch alle Haare zu Berge, als er die Szene noch einmal vor sich sah, wie er beinah in den Laternenmast gebrettert war. Sich schüttelnd ließ Kai sich von Daniel in seine Wohnung ziehen und wartete, was der Kleine denn ach so tolles machen wollte.
 

„Du könntest mir einen blasen, wenn du schon so aufgedreht bist“, zischte Kai, als Daniel immer noch ziemlich orientierungslos in der Wohnung umherlief, während sich Kai schon mit einem Bier auf sein Sofa gesetzt hatte. Daniel sah Kai mit schief gelegtem Kopf an.
 

„Nun, wenn du willst. Von mir aus blase ich dir einen, so als kleines Dankeschön für vorhin. Immerhin habe ich dir die geilste Erfahrung meines Lebens zu verdanken.“ Grinsend schlenderte er auf Kai zu und ließ sich vor ihm nieder. Überrascht zog Kai die Augenbrauen nach oben, als Daniel sich wirklich an dem Reißverschluss seiner Hose zu schaffen machte und sein Glied zutage förderte.
 

„Das ist ja mal Einfall“, meinte Kai grinsend und nippte weiter an seinem Bier, als Daniel begann seine Zunge über das noch schlaffe Glied gleiten zu lassen. Kai ließ seine Hand in Daniels Nacken gleiten, streichelte die warme Haut und trank seelenruhig weiter.
 

Von unten herauf blickte Daniel Kai an und lächelte leicht, bevor er seine Zunge kurz die Eichel umspielen ließ und das Glied dann ganz in den Mund nahm. Er wandte sein ganzes Wissen an, flatterte mit seiner Zunge den Schaft entlang, während er leicht saugte und mit der Hand die Hoden umfasste und leicht massierte. Daniel schloss die Augen halb und konzentrierte sich ganz auf sein Zun. Das kribbelnde Bauchgefühl, das er gerade bei Kai hatte, war einfach unglaublich.
 

Langsam erhärtete sich Kais Penis und jener ließ seinen Kopf genüsslich in den Nacken gleiten. Daniel war nicht schlecht, wenn man es mal so sagen durfte, doch es hatte schon einen schalen Beigeschmack, dass er es nur tat, weil er auf Ecstasy war. Kai war es egal. Die meisten seiner Bettbekanntschaften waren irgendwie drogensüchtig. Lächelnd genoss er Daniels Bemühungen. Sein Atem wurde nach und nach schneller und eine gewisse Lust breitete sich in ihm aus. Er keuchte leise, als er in Daniels Mund kam und trank dann wieder von seinem Bier. Das war wirklich eine willkommene Entlohnung für diesen Abend.
 

Daniel fuhr sich einmal mit dem Handrücken über den Mund und lehnte sich dann an die Couch. Langsam aber sicher kam er wieder runter von seinem Trip. Gerade war er noch recht euphorisch und abenteuerlustig gewesen, jetzt ließ das Alles zumindest etwas nach.
 

„Hast du heute noch irgendwas vor?“, fragte er Kai. Kai verpackte sich gerade wieder und leerte dann sein Bier. Er nahm Daniel bei der Hand und zog ihn zu sich hoch.
 

„Wir duschen jetzt noch und dann ab ins Bett. Ich bin todmüde und es ist eh gleich fünf Uhr“, erklärte er gähnend und führte Daniel mit sich ins Bad. Er scheute sich nicht davor, mit Daniel zusammen zu duschen und dann nackt mit ihm ins Schlafzimmer zu gehen. Kai küsste Daniel noch ein wenig, weil der Schwarzhaarige sich liebebedürftig an ihn schmiegte und seine Hände zärtlich über Kais Körper sandte. Ihn eng an sich ziehend gab Kai ihm die Nähe, die er jetzt wohl brauchte und küsste ihn, bis er zu müde war, um selbst überhaupt noch seine Zunge zu bewegen. Kai ließ seinen Kopf in Daniels Halsbeuge fallen und schlief augenblicklich ein, als er seine Lider geschlossen hatte.
 

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Stöhnend öffnete Daniel am nächsten Morgen die Augen. Jeder Knochen im Körper tat ihm weh, ihm war schwindlig und übel. Scheiße, hatte er gestern etwa doch zu viel Alkohol getrunken? Aber es hatte sich doch in Grenzen gehalten, zumindest war es nicht so viel, als dass es normal war, dass er sich jetzt wie durch den Fleischwolf gedreht fühlte.
 

Seine Gedanken glitten zum gestrigen Abend. Wie kam er nur darauf, sich von Kai Ecstasy geben zu lassen? Serdall würde ihn dafür killen. Serdall… Daniels Augen weiteten sich, als er an den Blowjob dachte, den er Kai gegeben hatte. Seltsamerweise konnte er sich an jedes noch so kleine Detail von gestern Nacht erinnern. Leider. Wie kam er dazu, sich Kai an den Hals zu werfen? Serdall war zwar momentan für ihn unerreichbar, aber wer wusste, wie lange es so bleiben würde? Vielleicht änderte es sich noch mal. Und selbst wenn nicht, wie kaltschnäuzig war er eigentlich, dass er gleich am selben Tag, an dem sein Freund sich von ihm getrennt hatte, mit einem Anderen rummachte?
 

„Was hab ich nur getan“, flüsterte er und vergrub seinen Kopf in den Kissen.
 

„Deinen Spaß gehabt“, murrte Kai ihn von der Seite an und zog die Decke über den blondierten Schopf, bei dem schon die braunen Haare im Ansatz vorblitzen. Ein lautes Gähnen drang von Kai, der nicht daran dachte aufzustehen. Schließlich hatte er erst gegen vier Uhr sein nächstes Seminar und er hatte kein gesteigertes Interesse, Daniels Schuldgefühle und dessen Geheule wegen der einen Pille von gestern zu hören.
 

„Sei du mal ruhig“, schnauzte Daniel und hielt sich gleich darauf den Kopf. „Scheiße ist mir schlecht“, wimmerte er. „Und ich kann mich heute garantiert keinen Zentimeter bewegen. Was war in dem Zeug drin, das du mir gegeben hast?“
 

„Das war Topqualität“, leierte Kai runter und gähnte wieder, „das beste Ecstasy was zur Zeit auf dem Markt ist“, meinte er weiter. „Und jetzt lass mich ausschlafen“, blaffte Kai Daniel an und zog die Decke noch höher. „Schließlich bist du Single und brauchst dir um nichts Gedanken zu machen“, setzte Kai eins drauf und gähnte wieder.
 

„Ich bin nicht Single“, zischte Daniel wütend. „Zumindest nicht wirklich. Ach, keine Ahnung. Und selbst wenn ist es extrem geschmacklos, gleich ein paar Stunden später jemandem einen zu blasen.“ Stöhnend drehte er sich auf die rechte Seite, sodass er Kai anfunkeln konnte. Leider befürchtete Daniel, dass er einen sehr kläglichen Eindruck machte. So einen Kater wie heute hatte er noch nie gehabt. Kai lachte nun leise.
 

„Du kannst es definieren wie du willst“, murrte er weiter. „Und ob es geschmacklos ist, liegt im Auge des Betrachters“, grinsend schnippte Kai gegen Daniels Nase. „Ich fand es vollkommen in Ordnung“, erklärte er grinsend.
 

„Klar, jemand, der wahllos irgendwelche Junkies auf dem Diskoklo fickt, hat bestimmt auch kein Problem damit selbst jemanden, der noch mitten in einer Beziehung steckt, flachzulegen“, ätzte Daniel. Er war wütend auf sich selbst und ließ diese Wut jetzt auch an Kai aus, weil er dachte, dass er seine Situation ausgenutzt hatte. Ob es stimmte oder nicht war für Daniel im Moment zweitrangig. Kai stützte nun etwas wacher seinen Kopf in die Hand und sah zu Daniel.
 

„Was willst du eigentlich von mir? Ich geb dir ne Pille, weil du so mies drauf bist und du hast den Trip deines Lebens, kannst wenigstens mal die Scheiße um dich rum vergessen und du machst mich an? Ey, es war deine Entscheidung, ob du das Zeug schluckst oder nicht. Und wenn du dich dran erinnerst, hast du mir dafür noch die Zunge in den Hals gesteckt. Meine Schuld ist dein Verhalten sicher nicht, denn alt genug, um zu wissen, was du tust, bist du. Und du hast mir gesagt, dass es mit Serdall quasi aus ist. Was glaubst du, was ich denke, wenn du mir das sagst, nachdem ich dir erzähle, was ich für Typen so flachlege?“
 

Daniel holte tief Luft um zu antworten, schwieg dann aber. Was sollte er auch sagen? Kai hatte leider recht. Er hatte die Pille freiwillig genommen, sogar in gewisser Hinsicht dafür bezahlt und er hatte Kai gesagt, dass er wohl wieder solo war. Wofür musste Kai also den Kopf hinhalten?
 

„Tut mir leid“, presste Daniel zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor und rutschte unbehaglich etwas auf dem Bett hin und her. „Scheiße“, murmelte er und warf einen Blick unter die Decke. Stimmte ja, sie waren nackt schlafen gegangen. Ziemlich fertig mit den Nerven legte Daniel sich das Kissen über den Kopf und versuchte, alles um sich herum einfach zu ignorieren.
 

Kai verdrehte die Augen. Da sah sein Kumpel das also doch endlich ein. Genervt schob Kai seine Beine aus dem Bett und stand auf. Er hätte sich seinen Morgen auch besser vorstellen können, als einen muffeligen Daniel neben sich liegen zu haben. Nackt wie er war ging Kai in die Küche und warf die Kaffeemaschine an, bevor er Wasser für Frühstückseier aufsetzte. Danach deckte er den Tisch. Daniel würde sicherlich auch bald aus dem Bett kriechen, denn Kai verwettete sein Motorrad, dass er durstig war wie ein Schiffbrüchiger, der auf einer einsamen Insel gestrandet und um den nur Salzwasser war. Tja, jeder Spaß hatte seinen Preis, das müsste Daniel doch schon vom Alkohol kennen.
 

Nach einiger Zeit streckte Daniel seine Nase tatsächlich zur Küche herein. Er setzte sich zu Kai an den Tisch und nahm das Glas Apfelsaft dankend entgegen, verschmähte aber jegliche Art von Nahrung. So wie er sich momentan fühlte würde ohnehin alles nur wieder ins Klo wandern.
 

„Sag, fühle ich mich so scheiße wegen des Alkohols oder wegen der Droge?“, fragte er Kai schwach. Der Blonde lächelte amüsiert.
 

„Wohl eher von beidem“, meinte er grinsend und biss von seinem Toast ab. „Sag mal“, fing Kai an, als er sein Frühstücksei köpfte. „Warum ist plötzlich Schluss zwischen dir und Serdall? Letztens noch treu wie Hund und jetzt ein Arschloch?“, fragte Kai verwirrt und sah offen zu Daniel.
 

„Er ist kein Arschloch“, brauste Daniel auf. Wie sollte er es Kai nur erklären, ohne zu viel zu sagen. „Nun, seine Familie ist noch sehr… nun ja… traditionell veranlagt. Sein Bruder, der gerade zu Besuch ist, droht Serdall damit mich abzumurksen, wenn er weiterhin diese perverse Beziehung mit mir führt und Serdall fügt sich ihm und wird demnächst heiraten.“ Zitternd biss sich Daniel auf die Unterlippe. Scheiße, warum fing er allein bei diesen emotionslos vorgetragenen Details an zu heulen?
 

„Aha“, meinte Kai etwas überfordert. Das war doch absolut krank. „Ich vermute, dass er vielleicht noch ne Frau vorher hatte? Und zig Bälger?“, gab er etwas dreist an und sah Daniel an. Was sollte er auch sonst dazu sagen? Das war absolut unrealistisch.
 

„Er war schon mal verheiratet, ja“, bestätigte Daniel etwas überrascht und wischte sich fahrig über die Augen. „Und er hat einen Sohn. Wie bist du darauf gekommen?“
 

„Weil das so typisch ist“, murrte Kai ziemlich genervt. „Diese ganzen Hetentypen testen es doch einfach nur mal aus, wie es so ist wie mit einem Mann, wenn sie die Frauen irgendwie über sind. Danach gehen sie wieder schön anständig zurück zu ihren Tanten und vögeln die. Serdall wird es wohl willkommen heißen, dass er ne gute Ausrede gefunden hat“, verkündete Kai und aß gemütlich weiter. „Mach dich doch nicht so fertig, wegen dem Kerl. Ich mein mal echt, du könntest Männer haben, die dir alles ermöglichen, die wirklich homosexuell sind und dazu stehen. Es kam mir sowieso schon seltsam vor, dass dein Freund nie mit dir ausgegangen ist. Sieh dich doch mal an. Du bist noch verdammt jung, da musst du dich doch nicht so einsperren lassen“, erklärte Kai Daniel.
 

„Serdall ist nicht so“, versuchte Daniel ihn zu verteidigen, doch es klang selbst in seinen Augen lahm. Irgendwie zweifelte er heute Morgen ohnehin alles an, was sich um ihn herum abspielte. Vielleicht hatte Kai recht? Serdall hatte sich mit ihm so gut wie nie in der Öffentlichkeit gezeigt, immer waren sie bei ihm zuhause gewesen. Vielleicht wollte Serdall einfach nicht mit ihm gesehen werden? Vielleicht hatten sie deswegen auch so oft Sex, selbst nach den eineinhalb Jahren, weil Serdall seine Lust einfach an ihm stillte, was er bei einer Frau so garantiert nicht machen konnte? „Das kann nicht sein“, sagte Daniel mehr zu sich selbst.
 

„Naja, ich vermute es ja nur“, warf Kai ein. „Aber es scheint doch ein bisschen Wahrheit drin zu stecken, nicht? Vielleicht siehst du das jetzt erst, nachdem du aus dem ganzen Alltag von deinem Freund raus bist.“ Kai fand Daniels Beziehung überhaupt seltsam. Die ganze Woche nur daheim hocken und sich von seinem Freund umsorgen lassen, wahrscheinlich noch auf dessen Sohn aufzupassen und immer schön klammheimlich sauberen Sex haben. „Kommt mir trotzdem nicht ganz normal vor“, murmelte Kai noch und pustete an seinem noch heißen Kaffee herum.
 

Trotz Kais Abschwächung seiner Worte machten sich immer mehr Zweifel in Daniel breit. Er hatte gar nicht gewusst, dass überhaupt etwas Derartiges irgendwo in seinem Kopf existiert hatte und jetzt nur darauf wartete, an die Oberfläche zu dringen. Wobei, es waren die alten Ängste vom Anfang ihrer Beziehung. Waren sie begründet?
 

„Ich geh duschen“, meinte Daniel und ging ins Bad. Er musste einen klaren Kopf bekommen. Das Gedankenchaos, das sich gerade in ihm breit machte, war einfach unerträglich.
 

Kai winkte ihm nur nach, weil er gerade wieder seinen Toast zwischen den Zähnen hatte. Es war schon krass, wie Daniel scheinbar jetzt einsah, was seine Beziehung mit Serdall wohl wirklich war. Liebe verblendete, das wusste Kai nur zu gut. Er hatte unzählige länger haltende Beziehungen gehabt, die schlussendlich in die Brüche gegangen waren. Damals hätte sich Kai jemanden gewünscht, der ihm gesagt hätte, dass die Beziehung nicht wirklich etwas bedeutet hatte, dass sein Typ ein Arschloch gewesen war. Tja, man konnte nicht alles haben.
 

Kai begann den Tisch abzuräumen als er fertig war und ging dann in sein Schlafzimmer zurück, um nach seinem Portemonnaie zu sehen. Schließlich wollte er nachschauen, wie hoch sich seine Ausbeute vom gestrigen Abend belief.
 

Ende Kapitel 11



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2007-11-30T15:56:36+00:00 30.11.2007 16:56
Ich mag Kai irgendwie nicht....woran leigt das?
Er vertiegt Drogen und gibt dann noch Daniel dieses Zeug?
Lässt sich von ihm einen blasen ohne schlechtes Gewissen und dann macht er Serdall noch schlecht????
Daran liegt das wohl.
Serdall ist ein richtig guter Kerl, zu gut für diese Welt und er bekommt das ganze Pech ab.
Hat er mal GLück , wie mit Daniel macht es ihm einer wieder kaputt!

Du schreibst echt klasse, ich hoffe es geht weiter udn möchte dich loben das du Vier kapi on gestellt hast.
Ich war richtig aus dem Häuschen als ich das entdeckt hab.^^
Von:  kuestenfee1
2007-11-30T09:09:23+00:00 30.11.2007 10:09
Super. Vier Kapitel auf einmal.

Yoshiko tut mir leid. da versucht sie Serdall und Daniel zu helfen und dann passiert so etwas. Wenigsten hatten die beiden einen schönen Abend. Auch wenn es warscheinlich (was ich nicht hoffe) ihr Letzter gewesen sein wird. Von Kai finde ich es niederträchtig Daniels momentane Situation so schamlos auszunutzen. In zum Drogenkonsum zu überreden.
Daniel selbs kann ich aber auch nicht verstehen. Ich finde, nichts kann so schlimm sein um sein Seelenheil mit Drogen zu bewahren.
Ich freue mich schon sehr auf die folgenden Kapitel. Und ich hoffe , dass Serdall und Daniel doch noch eine Möglichkeit finden werden, um für immer zusammen zu sein.
Die Beiden gehören einfach zusammen.

lg kuestenfee
Von: abgemeldet
2007-11-29T21:55:26+00:00 29.11.2007 22:55
Mannomann 4 kapitel auf einmal du verwöhnst uns ja richtig! Wie Teil 1 gefällt mir auch der 2. Teil sehr gut, freue mich schon wie es weitergeht!
Von:  Allmacht
2007-11-29T18:12:48+00:00 29.11.2007 19:12
Tja, hab doch richtig gelegen.
Daniel hat ordentlich Mist gebaut.
Ich hoffe allerdings, dass er nicht nochmal Drogen nimmt.
Dass mit Kai wird er allderings wegen einer ehrlichen Ader mal wieder Serdall beichten.
Das wird dann wohl erst recht Stunk geben.


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