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Blutstropfen

von

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Der Brief

Der Brief
 

Am nächsten Morgen weckte mich Schwester Hanna, sie hab mir einen Brief. Ich konnte ahnen, wer diesen geschrieben hatte. Besucher waren in der Klinik verboten, sie durften nur in den Ferien kommen. Ich rieb mir erst mal den Schlaf aus den Augen, dann stellte ich mich ins Badezimmer und putze mir die Zähne. Während ich mein Spiegelbild anglotzte, erklärte mir Hanna die allgemeinen Regeln. Allerdings störte es mich nicht, erst als sie das Wörtchen Schule erwähnte. Meine Augenbrauen wirbelten, vor Genervtheit. Dann spuckte ich den Schaum aus, spülte meinen Mund mit Wasser aus und knallte mir literweise Wasser ins Gesicht.

“Soweit alles klar Youni?“, wollte sie freundlicherweise wissen. Als würde sie sich angeblich für mich interessieren, lächerlich.

“Klaro. Könnten Sie mich jetzt bitte alleine lassen oder wollen Sie mir beim anziehen helfen? So labil bin ich bei weiten noch nicht, aber vielen Dank für ihr Mitgefühl.“, grummelt ich und kämmte mir die Haare. Ihre Augen blitzen vor Falschheit und Intrigen. Sie kehrte zurück zu meinem Bett und machte es zu Recht.

“Wenn du Hunger haben solltest, du weißt ja wo die Mensa zu finden ist. Achja und heute hast du deine erste Therapiestunde, vergess es bitte nicht.“, entgegnete sie mir stets höflich und neutral. Dann verließ sie mein steriles Zimmer. Grunzend wie ein Schwein zog ich mich um und trampelte ich in die Mensa. Dort angekommen holte mir mein Frühstück und setzte mich an einem Tisch. Es ist lange her, dass ich in einem fremden Bett geschlafen hatte. Dabei zwang ich mir das Müsli runter, gleichzeitig laß ich den Brief meiner Eltern.
 

“Liebes Fräulein!

Du fragst dich sicher, warum wir dir einen Brief schreiben.

Aber du weißt sicherlich, dass wir dich nicht besuchen dürfen.

Wir hoffe das du einen angenehmen ersten Tag, in der Klinik

hattest. Denn wir wünsche uns sehr, dass du bald wieder nach

Hause kommen kannst. Dein Vater, dein Bruder und auch ich,

deine Mutter. Wir wussten uns nicht mehr zu helfen, du bist uns

immer mehr entfremdet. Dabei wollten wir unsere kleine Prinzessin

zurück. Wir sind fest davon überzeugt, dass wir diese Krise

gemeinsam meistern werden. In den Ferien werden wir dich

aufjedenfall besuchen und solange Blätter und Stifte existieren.

So oft werden wir dir auch schreiben und dir zeigen, dass du nicht

alleine bist.
 

P.S Wir lieben dich sehr und wir schicken dir viele Küsschen. Auf dass du bald wieder gesund wirst, deine Familie.“
 

Murmelnd schlürfte ich die Milch, aus der Schüssel. Wie konnten sie so einen theatralischen Müll schreiben? Ich vermisse sie nicht, niemals. Aber denn noch hätten sie mich fragen können, ob ich mich bereit erklären würde, in die Klinik zu ziehen. Dabei bin ich alles andere als krank, ich bin nur ein wenig verwirrt. Mehr nicht! Was mich allerdings mehr aufregte, ist dieses widerliche Müsli. Wollen die mich tatsächlich quälen? Wissen die nicht, dass Jugendliche nur gezuckerte Nahrungsmittel zu sich nehmen. Besonders Mädchen brauchen Schokolade, in ihre Müsli oder einfach normale Cornflakes. Dann legte ich den Brief zurück, in den Umschlag und schaute mich um. Da erblickte ich Hana an der Eingangstür, irgendwie geht mir die Frau auf die Nerven. Ich stand auf, räumte mein Tablett und folgte ihr schweigsam.
 

Sie begleitete mich in einem Büro, dort setzten wir uns auf die dunkel braunen Holzstühle

und warteten was passiert.

“Hab ich Therapiestunde, Schwester Hanna?“, fragte ich sie

und fummelte dabei an meinen Fingern rum. Schwester Hanna nickte.

Dann ging die Tür vor uns auf, ein Mann Mitte dreißig setzte sich in den großen schwarzen Ledersessel. Der Mann zieht eine silberne schmale Brille auf, schlägt meine Akte auf und nuschelt vor sich hin. Dann schaute er mich an.

“Hallo, ich bin Dr. Wildfrid. Ich werde mich in den nächsten Wochen um

dich kümmern. Ich hoffe wir beide werden zu Recht kommen und uns verstehen.

Ich habe deine Akte gelesen und auch mit deinen Eltern gesprochen. Wie geht es dir und hast du dich gut einleben können?“, fragte Dr. Wildfrid und ich merkte, wie er versuchte mich zu verstehen.

“Ich habe nicht vor mit Ihnen über meine Probleme zu sprechen!“, teilte ich ihm unsanft

mit.

“Hör mal Youni. Ich kann verstehen wieso du so reagierst und ich kann auch

verstehen, wieso du das machst. Ich möchte dir helfen, das du dich selbst verstehst und

einen Weg findest, dir keine Schmerzen zuzufügen.“, erzählte er in einer ruhigen Stimme, die mich gleichzeitig aggressiv machte. Ich schüttelte den Kopf und merkte, wie mir das Müsli meine Kehle zu schnürte.

“Was wissen Sie schon. Sie waren nicht dabei als ich geboren wurde, sie waren auch nicht dabei als man mich hier brachte und wissen Sie noch was? Sie kennen mich überhaupt nicht, also sparen Sie sich solche Psychotexte.“, foppte ich Dr. Wildfrid an.

Er nahm seine Brille von der Nase, rieb sich am Kinn.

“Du bist ein sehr schwieriges Mädchen.“, während ich mit den Schultern zuckte.

Wenn er glaubt, ich wäre schnell zu knacken, dann hatte er sich getäuscht. Er ist ein

fremder Mensch, ich erzähle ihm doch nicht alles, was mich bedrückt. Außerdem geht’s

mir gut. Sehr gut sogar!

“Youni jetzt reiß dich mal zusammen.“, sagte Schwester Hanna. Ich blickte sie schief

von der Seite an. Hat diese eingebildete Gans, meinen schönen Namen in den Mund genommen und um mich auf meine guten Manieren hinzuweisen? Pahh!

Ich stand auf, öffnete die Tür und ging aus dem Büro.

“Youni. Warte mal“, rief mir Hanna hinterher. Dann rannte ich in den Garten. Als ich dort

ankam, setzte ich mich auf die Bank, wo ich Nathalie kennen lernte.

“Hey, na was ist los mit dir?“.

“Ach du bist es. Welch ein Zufall dich hier wieder zu treffen, Nathalie.“, seufzte ich mürrisch. Sie zuckte mit den Schultern und setzte sich auf die Wiese.

“Ich hatte meine erste Therapiestunde, es war grauenvoll.“ Sie grinste und fummelte an ihren Schuhen. Auch an diesem warmen Sommertag, trug sie ein Kleid.

“Was grinst du so dämlich?“, wollte ich wissen. War es möglich, dass sie mich nicht ernst nahm?! Entweder war sie eine Dauergrinserin oder sie hatte irgendwelche Drogen eingeworfen. Obwohl,.. eigentlich unwahrscheinlich.

“Meine erste Therapiestunde war auch grauenvoll, allerdings nahm ich es mit Würde. Psychologen sind auch nur Menschen, mittlerweile akzeptiere ich sie. Du musst lernen, dich hier zu Recht zu finden. Glaub mir, dann wirst du dich hier wohl fühlen.“, erklärte sie mir grinsend.

“Ich hasse Psychologen, schnall das doch!“.

“Schlechte Laune? Aber ich kann dich verstehen.“, nickte sie mir verständnisvoll zu. Wütend, fast bissig wie ein Hund knurrte ich sie an.

“Niemand versteht mir und du schon gar nicht!“, fauchte ich sie an. Nathalie grinste erneut, stand auf und ging den Weg entlang. Dann blieb sie stehen und drehte sich um.

“Komm mit, ich zeig dir was. Aber es muss unser kleines Geheimnis bleiben.“ Irritiert schaute ich ihr nach, neugierig folgte ich ihr trotzdem. Wir gingen den Weg entlang, vorbei an dem kleinen Teich. Dann kamen wir an einem Hügel an, der mit lauter Blumen beschmückt war. Überwältigt vernahm ich den frischen Duft, der Gänseblümchen. Nathalie griff meine Hand und zog mich auf den Hügel, die Sonne brannte auf der Haut. Schaupfend erklimptn wir den Mount Everest und als ich dort in die Ferne blickte. Blieb mein Herz stehen und ich drohte zu verrecken. Ein brauner Zaun kreiste die Goppel ab und dann hörte ich sie whieren.

“Du meine Güte, ist das traumhaft.“, kam es über mich.

“Es freut mich, dass ich dich auf andere Gedanken bringen konnte.“, lächelte sie.

Also kletterte ich den Hügel runter, leider verlor ich halt und rollte den Rest bis zum Weidezaun runter. Ich stand auf und wischte mir den Schmutz von meiner Kleidung ab, dann lehnte ich mich an dem Zaun und musste schnell feststellen, dass er mit Strom geladen war. Ich schrie vor Schreck auf. Die Pferde zuckten zusammen und fingen das galoppieren an. Damals als ich 10 Jahre alt war, fuhr ich mit Katja an die Ostsee. Sie war die damalige feste Freundin, von meinem Bruder. Dort haben wir auf einem Reiterhof, reiten gelernt und ich konnte viele Erfahrungen sammeln. Ich verbrachte die Wochen, mit fremden Mädels auf einem Zimmer. Wir verstanden uns nicht, sie unterstellten mir sogar, dass ich klauen würde. Hinterher bekam ich riesigen ärger. Denn noch gab es ein Mädchen, auf unserem Zimmer. Das mich schnell ins Herz geschlossen hatte und die Ferien wurden interessanter. Ich hatte ein Pflegepferd, ihr Name war Mona. Ein norwegisches Pony, traumhaft schön. Wenn ich die Möglichkeiten gehabt hätte, dann hätte ich meine Eltern um einen Gefallen gebeten. Aber damals musste ich realistisch denken, ein Pony passte nun mal nicht ins Haus. Es war eine schwierige Zeit, aber die Erfahrungen brauchte ich für meine Entwicklung.
 

Pferde wirkten wie eine Beruhigungstablette. Einem schwarzen Hengst, widmete ich meine volle Aufmerksam. Er schien es zu bemerken, dass ich ihn beobachtete. Er sprang über die Weise, als besäße er Flügel. Die übrigen Pferde ließen sich nicht von ihm beeindrucken. Seine schwarze Mähne wehte im Wind, seine weiße Blässe auf der Stirn ließ ihn verschüchternd wirken. Dann blieb er plötzlich stehen, schnaufend gallopierte er auf mich zu. Ich streckte meine Hand aus, er blieb sofort stehen und schnupperte vorsichtig. Aber als er die Ohren anlegte, zog ich meine Hand zurück und ließ ihn Macho spielen. Ich bückte mich und riss ein Grasbüschel ab und reichte es ihm entgegen. Interessiert knabberte an dem frischen Gras.

“Wie gefällt dir die Clique?“, sprach Nathalie. Ich drehte mich um und setzte mich zu ihr ins Gras.

“Ich wollte mich bei dir bedanken, dass du mir deine Freunde vorgestellt hast. Haron ist sehr nett.“, lächelte ich sie an.

“Haron? Gefällt er dir? Ähm i – ich m-meine ist wer dir symphatisch?“, stotterte sie leicht.

“Ja er ist cool.“, sagte ich.

“Ich war mit ihm zusammen gewesen, vor einigen Monaten.“, entgegnete sie. Ich staunte nicht schlecht, bei der Nachricht.

“Er war dein fester Freund? Wieso, was ist passiert?“, wollte ich wissen.

“Wir haben nicht zusammen gepasst. Leider bin ich durch diese Beziehung rückfällig geworden, mit meiner Essstörung. Ich habe die Trennung nicht überwunden und seit drei Jahren, bin ich in der Klinik.“, erzählte Nathalie und man konnte die Sehnsucht in ihrer Stimme förmlich hören.

“Das tut mir furchtbar leid. Ich hoffe du findest irgendwann jemanden, der dich auf ewig liebt.“, versuchte ich ihr Mut zu machen.

“Wird schon! Aber er ist ein guter Freund und wir sind froh, ein neues Gesicht in unserer Bande zu haben.“, grinste sie.

“Du hast Recht. Ich fange an, mich langsam wohl zu fühlen. Aber wenn ich an den Brief denke, den ich heute Morgen bekommen habe. Vergeht mir jede Lust zu leben, verrückt oder?“.

“Sie haben dir geschrieben? Du kannst dich glücklich schätzen, ich habe seid Jahren keinen Brief von meiner Familie bekommen. Youni, lerne endlich die Dinge zu schätzen. Weißt du ich beneide dich, ich wäre die glücklichste. Wenn meine Familie sich für mich interessieren würde.“, sprach sie und wirkte niedergeschlagen. Am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen und gedrückt. Ihr gegrinse war zu jeder Tageszeit nervig, aber das ist mir tausend Mal lieber. Als sie deprimiert zu sehen. Aber sie hatte Recht, ich sollte lernen meine Familie zu schätzen. Der Brief war ein Zeichen, um mir zu zeigen dass ich die Kraft habe zu Leben. Danke.
 

fortsetzung folgt..



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2007-12-15T10:16:21+00:00 15.12.2007 11:16
Dieses Kapital hast du wirklich gut verfasst.

Du hast die Übergänge zu den einzelnen Schauplätzen wieder super hinbekommen und damit auch die Spannung weiter erhöht. Super finde ich auch das hier wieder viele Personen drin vorkamen und das man ein wenig mehr über Younis Familie und ihr erfahren hat.

Auch die Emotionen von Youni kommen sehr gut rüber, beispielsweise sieht sie langsam ein was ihr wiederfahren ist.

Leider muss ich meinen Vorgänger zustimmen, dass das Kapital leider einige Rechtschreib- und Zeitfehler aufweist, was den Lesefluß ein bisschen behindert, aber keineswegs so sehr störend ist, das der Inhalt komplett in den Hintergrund gerückt wird.

Du hast dir wirklich wieder große Mühe gegeben und ich hoffe du setzt dein "Meisterwerk" weiter fort. Von mir bekommste eine 1+ mit * xD
Von:  Thuja
2007-12-15T08:49:22+00:00 15.12.2007 09:49
das Ende fand ich rührend. Vor allen das "Danke" hat mich echt bewegt.

Aber auch der Brief war emotinal sehr mitreißend. Ich fand ihn sehr schön.

Insgesamt war es mal wieder ein tolles Kapitel. Man fiebert total mit der Hauptperson mit.

und ich kann auch ihren hass auf Psychologen verstehen. Und um ehrlich zu sein (ohne sie schlecht machen zu wollen, das darf ich nämlich nicht, weil mein Bruder Psychologie studiert, selber aber nie Psychologe werden will^^) bringen die auch nicht wirklich viel. Hab schon von einigen gehört, die Therapien abgebrochen haben, weil es einfach zu sinnlos war.
Anderseits hoffe ich, dass das es bei ihr nicht der Fall ist und das dieser Typ ihr helfen kann. Schließlich hängt das auch ein wenig von ihr ab. Wär traurig, vor allen auch für ihre Familie, wenn sie ewig dort fest sitzt oder sich gar mal schlimmeres antut.

Ich verstehe ihre Begeisterung für Pferde. ich glaub die hätten auf mich den selben Einfluss. Vielleicht darf sie ja sogar mal dort reiten.

"die mich tatsächlich quälen? Wissen die nicht, dass Jugendliche nur gezuckerte Nahrungsmittel zu sich nehmen. Besonders Mädchen brauchen Schokolade, in ihre Müsli oder einfach normale Cornflakes" lol. Kann ich nachvollziehen. Aber wo das Mädel recht hat, hat sie recht

ansonsten nochmal den Hinweis, dass du das Kapitel vllt. überliest, weil doch sehr viele Rechschreib- und Zeitenfehler drin sind.
Was deinem Ausdruck allerdings in keinster Weise schmählert. Er gefällt mir nach wie vor sehr gut.

GLG blackheart


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