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OS sammlungen

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Alles fängt mit Fußball an

Alles fängt mit Fußball an
 

Während die Nationalhymne ertönte und die Fans vereinigt mit den Spielern mitsangen, bereitete sich bei den meisten ein warmes Glücks- aber auch Zugehörigkeitsgefühl aus. Nur ein kleiner Junge war die Ausnahme. Trotzig saß der kleine im gepolsterten Sessel, die Augen starr in den dämmernden Himmel gerichtet.

Die Nationalhymne rauschte eben so wie die der gegnerischen Mannschaft an ihm vorbei. In Gedanken war er ganz wo anders. Am liebsten wäre er einfach aufgestanden und gegangen, aber das ging ja nicht. Nicht etwa weil er dort gefangen gehalten wurde, nein, aber sein Daddy wäre sonst mit Sicherheit enttäuscht von ihm, schließlich war das ja ein wichtiges Spiel für ihn. Aber zugucken musste er ja nicht. Also träumte er lieber weiter.

Wie schön es dort oben sein musste. Unwillkürlich schlich sich ein kleines Lächeln auf das kleine, rundliche Gesicht.

Sein Sitznachbar, ein älterer Mann, bemerkte das Gesicht des kleinen Jungen, der entrückt in seine eigene Welt schaute.

Es kam ihn vor, als ob sie beiden, der Junge und er selbst, in einer schützenden Glocke saßen. Um sie herum tobte ein Orkan der Gefühle, des Aufbrausens, des Glücks und der Trauer.

Aber sie beide, sie waren gewissermaßen im Auge des Sturms, wo eine unheimliche Ruhe herrschte.

Lächeln beugte sich Ulf Meyer nach vorne, er hatte eine kleine Ahnung wovon der Junge träumte.

Vorsichtig tippte er den Jungen an und verkniff sich ein Lachen als der Junge erschrocken zusammen zuckte.

„Hallo ich…“, wollte der Blonde Mann beginnen, wurde jedoch fast Augenblicklich unterbrochen.

„Kann…könnte es sein…das du ähm Sie der sind für den ich sie halte?“

„Nun, dass kommt ganz drauf an, für wen du mich denn hältst. Und dich werde dir verraten wer ich bin, wenn du mir verrätst, wer du bist.“

„Thomas…aber du kannst mich Tommy nennen! So nenne mich nämlich alle meine Freunde!“ kam es sofort wie aus der Pistole geschossen.

„Na, Tommy, dann fühle ich mich geehrt, dass du mich zu deinen Freunden zählst“ entgegnete Ulf dem kleinen, ein Schmunzeln konnte er sich nicht mehr verkneifen.

„Uhm..könnte es denn evtl. sein dass du ähm ich meine natürlich Sie, ähm Ulf Meyer sind? Ich meine denjenigen, der als allererster Deutscher mit der NASA geflogen ist?“, stotterte Tommy der vor plötzlicher Nervosität anfing sich zu verhaspeln.

„Anscheinend weißt du ziemlich gut über den Weltraum bescheid, kleiner Mann.“ Sich im Geiste beglückwünschigend klopfte der ehemalige Astronaut dem Jungen auf die Schultern. Komm uns doch mal im DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) besuchen. Ab und zu gibt es dort Führungen- ich bin mir sicher, dort würdest du dich wohler fühlen als hier im Fußballstadium.“

„Auja! Mit Sicherheit komme ich! Das heißt, “er unterbrach sich kurz und schaute nach unten, wo die Männer verbissen um den Ball – und um den Titel kämpften, „Wenn Papa es erlaubt.“

Dann schwiegen die beiden, Tommy weil er so viele Fragen hatte, sich aber nicht traute sie zu stellen und Ulf, weil er alles gesagt hatte was er sagen wollte.
 

Lächelnd blickte viele Jahre später ein erwachsener Mann auf ein vergilbtes Foto und erinnerte sich an den Tag, wo er einen grundlegenden Baustein zu seiner späteren Karriere sozusagen in den Schoß gelegt bekommen hatte. Dann drehte er das Bild um und las sich nochmal durch was dort mit verblasster schwarzer Tinte und einer krakeligen Jungenhandschrift geschrieben worden war: 2008. Papas Gewinn der Europameisterschaft.
 

Immer noch wehmütig lächelnd verschwand das Papier wieder in einer Tasche, doch als der Blick des jungen Mannes zum Fenster huschte, erstrahlte das Lächeln wieder und die Augen fingen an zu leuchten- genau wie damals.

Leise zu sich selbst sagend meinte er: „Tja, jetzt hab ich mein Versprechen gehalten und alle bedenklichen Grenzen überwunden! Bis auf eine….“ Er verstummte leicht, drehte sich mit einem letzten Blick auf die winzige Erde um und schwebte, zu seinem Raumanzug. Vorsichtig und umständlich presste er sich in das unbequeme Ungetüm und begab sich dann zusammen mit einem seiner Kollegen in Richtung Luftschleuse.

Nur noch wenige Schritte und dann würde sich sein großer Traum erfüllen. Und er wäre einer der ersten, die wirklich alle Grenzen überschreiten.

„Sam? Meinst du, es wäre Okay für dich, wenn ich zuerst gehe?“, ertönte die blecherne Stimme von Tommy durch das Mikrofon und erreichte so Sam.

„Na geh schon Thomas…ehe ich‘s mir noch anders überlege und selber den Ruhm ernten will!“ antwortete eine gepresst klingende Stimme.

Dann öffnete sich mit einem Zischen die erste Schleuse und Thomas trat lächelnd und erwartungsvoll hinein und vergaß sogar nicht, dass verdunkelte Visier über den Helm zu klappen.

Hinter ihm schloss sich die Eisenluke und nachdem diese verriegelt worden war, öffnete sich vor ihm eine weitere Lucke.

Erwartungsvoll trat der jetzt 30-jährige hindurch und befand sich mitten im Weltall. Um ihn herum war nur schwärze, abgesehen von dem rötlichen Leuchten unter sich, wo sich der Mars befand und den Sternen, die er noch nie so hell leuchten gesehen hatte.

Dann benutze er seine Steuerdrüsen und machte sich auf den kurzen Weg zur Oberfläche des Mars um ihn endlich betreten zu können.

Als allererster. Und er würde allen zeigen, dass man alle bekannten Grenzen überschreiten konnte. Oder sie wenigstens berühren konnte.

Er lächelte. Selbst wenn er jetzt starb, er hatte sein Versprechen gehalten.

Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Thuja
2009-01-16T15:00:44+00:00 16.01.2009 16:00
das war schon wieder wesentlich cooler
so kurz und doch so tief
ein Traum, der so groß und unerfüllbar scheint, wird wahr
und am Anfang hätte man das irgendwie nicht gedacht
da sitzt dort ein kleines Kind, ein Niemand für die Welt beim Fußball. es interessiert sich nichtmal sonderlich für den Sport und genau neben ihn der Mann, der wahrscheinlich mit die Türen zu seiner Zukunft geöffnet hat
das nenn ich mal Schicksal
total genial
wenn das Leben nur immer so wäre
hah das wäre schön
aber das ist es ja leider nunmal nicht
aber wenigstens manchmal geschehen solche Wunder ja doch
nochmal ein Lob
da beginnt man glatt wieder an seine Träume zu glauben

hdl


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