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A Link to the Link

The Legend of Zelda
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Seid gegrüßt meine lieben, treuen Leser ♥

Long time, no see! Wer dachte ich hätte diese Story aufgegeben irrt! xD
Das letzte Jahr war ziemlich turbulent, vieles hat sich bei mir verändert und lange Zeit musste ich von vielen Dingen Abstand nehmen, die mir eigentlich immer wichtig waren.

Aber jetzt hat sich alles wieder ziemlich geklärt. Diese Geschichte, an der mein Herzblut hängt, lasse ich trotz allem nicht hängen, auch wenn es mal wieder etwas länger dauern sollte :'D

Aus diesem Grund sage ich nochmals Danke an Euch, die ihr so geduldig wartet und auch nach so langer Zeit immer noch Begeisterung für die Geschichte aufbringt ♥

Alles Liebe!
Eure  Akimon Komplett anzeigen

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Ruf des Schicksals

Nun stand er wieder hier, hier in dieser friedlichen Stille, auf dem mit bunten Blumen und hellen Gras bewachsenen Waldboden. Sonnenstrahlen bahnten sich durch die Äste, Vögel zwitscherten, Insekten summten und ein sanfter Wind tanzte durch die zerrüttete Halle.

Hier schien die Zeit still zu stehen, obwohl die Ruinen ringsherum diesen Gedanken Lügen straften. Einst – in einer fernen Zeit – mochte sich der Bau prachtvoll, einer heiligen Ruhestätte würdig, erhoben haben.

Selbst der zarte Friede hier vermochte seinen Drang nicht besänftigen zu können. Es war mehr als das: Kein Wunsch, keine Sehnsucht, eher ein Streben danach, sich abermals die Klinge anzueignen, die er gerade als Zeichen des Friedens erst vor wenigen Wochen schlafengelegt hatte.

Geträumte Erinnerungen durchzuckten sein Gedächtnis: Finstere Schatten, die ihn hier – in dem heiligen Hort, dem Tempel der Zeit - umkreisten. Mit seinem Ordoner-Schwert schlug er vergeblich. Die Zeit raste, raste zurück.

Das Gemäuer um ihn herum setzte sich selbst wie von Geisterhand zusammen. Lichter am Master-Schwert im Zeitfels vor ihm und am Tor hinter ihm, hüllten ihn in gleißende Helle. Weit entfernte, undeutliche Klänge schlichen an seine Ohren, flüsterten ihm verheißungsvoll zu.

Danach erwachte er stets schweißgebadet und mit dem pochenden Verlangen in der Brust, zu jenem Ort seiner Prophezeiung zurückzukehren. Sein Traum war eindeutig: Ein neuer Schatten sank über das Land, seine Heldenpflicht und damit auch das Master-Schwert riefen ihn zu sich, um abermals mit der geheiligten Klinge in den Kampf zu ziehen.

Langsam trat er vor, erblickte das Schwert, blieb einen Schritt davor stehen. Zuerst mit der linken, dann mit der rechten Hand fasste er entschlossen um den Griff.

Kraft durchströmte ihn, wie eine vertraute Seele, ein treuer Gefährte. Der Geist des Schwerts ließ ihn wissen, dass er das Richtige tat.

Link nickte.

„So sei es.“, sprach er und zog es heraus.

Zurück in die Zukunft

Schneeweiß war der Platz an dem sie sich befanden. In einer Zwischendimension der Zeit.

An diesem nichtssagenden Ort, kniete der junge Mann entschlossen vor seiner Prinzessin nieder. Er hielt den linken Arm an seine Brust und sprach: „Ich bin der Held der Zeit. Egal wann, egal wo...Im Namen Hyrules und Prinzessin Zeldas werde ich kämpfen.“

Danach verneigte er sich demütig.

Die Augen der jungen Frau glänzten, als sie die Okarina nahm. Traurig schaute sie auf denjenigen herab, der sie aus diesem Alptraum rettete. Er war es gewesen, welcher den dunklen Schattenfürst Ganondorf in einem schreckensvollen Kampf bezwang. Sein Schloss wie ihn selbst, zu Fall gebracht hatte.

„Link, ich werde niemals vergessen, was du für uns getan hast. Ich danke dir von ganzem Herzen.“

Zelda nahm die Okarina und fing langsam an auf ihr zu spielen. Der junge Krieger schloss die Augen, als er die sanften Klänge vernahm.

Er spürte die Traurigkeit die in ihm aufstieg. Er wollte doch bei ihr bleiben. Warum nur, musste er wieder in den Körper des kleinen Jungen zurück, der damals das Kokiri Dorf verließ, um Hyrule zu retten. Langsam öffnete er seine Augen. Um ihn herum war alles strahlend weiß. Er schwebte dem Zeitstrudel entgegen. Unter ihm die Prinzessin, die gefühlvoll auf dem Instrument spielte.

Obwohl sich der Held im grünen Gewand sträubte, akzeptierte er ihre Entscheidung.

Der weiße Zeitstrudel über ihm kam immer näher, doch plötzlich wandelte er sich. Die Wogen des stürmenden Windes wurden dunkel. Kleine, schwarze Quadrate durchflossen den mattgelben Strudel.

Der Anblick war furchterregend. Link starrte fassungslos nach oben, während er dem schwarzen Loch immer näher kam. Nach einigen schreckensvollen Sekunden, merkte der junge Mann, dass die Prinzessin anscheinend nichts gemerkt hatte, denn noch immer hallten die zarten Klänge der Okarina an sein Ohr.

„Prinzessin Zelda! Ihr müsst aufhören! Hier stimmt etwas nicht!!“

Doch die Angesprochene reagierte nicht. Vielleicht lag es daran, dass sie selbst so in ihrem Spiel vertieft war oder daran, dass die Schatten den Körper des Helden schon fast gänzlich umhüllt hatten, weswegen seine Stimme nur dumpf nach außen drang.

Panik erfasste ihn. Seine Stimme erreichte sie nicht! Was sollte er nur tun? Er konnte nicht glauben, dass das so richtig war.

Bevor der Held der Zeit gänzlich von dem Schattenstrudel eingesogen wurde, ließ er einen letzten, verzweifelten Hilfeschrei nach seiner Prinzessin verlauten. Danach wurde ihm schwarz vor Augen. Er spürte wie das Schattenzeitportal ihn in eine andere Dimension beförderte.

„Was...was wird nun aus mir?...Zelda...“

Das waren die letzten Worte, die Link murmelnd kurz vor der Bewusstlosigkeit noch hervorbrachte.
 

Gras..feuchtes Gras...

Der vertraute Geruch stieg ihm in die Nase wobei sein restlicher Körper sich unheimlich kraftlos anfühlte. Er lag wie tot, seiner Nase nach zu urteilen, auf feuchtem Gras. Sein Kopf war schwer. Voll von chaotischen Gedanken die wirr in seinem vernebelten Bewusstsein herumdümpelten.

Langsam klinkte sich sein Sinn für Gespür wieder einigermaßen ein. Was aus einigen Grashalmen, die ihn im Gesicht kitzelten resultierte. Nun fühlte er auch helle Strahlen des Lichts, die seinen starren Körper leicht erwärmten.

Obwohl die Erschöpfung verhinderte, dass Link die Augen öffnete, blendete die Sonne ihn ein wenig, weshalb er sie leicht zusammenkniff.

Ein sanfter Wind umspielte seine Kleidung, seine Haare, sein Gesicht. Langsam klarten sich seine Gedanken auf. Der junge Mann erinnerte sich. An die Schlacht gegen Ganon, an Zelda, die Okarina und den Zeitstrudel, der sich unerklärlicherweise gewandelt hatte.

Diese Bilder durchzuckten wie Blitze sein Gehirn. Die Erinnerung ließ ihn immer mehr aus seiner Ohnmacht auftauchen. Vorsichtig öffnete er seine Augen einen Spalt breit. Die aufgehende Sonne blendete ihn, sodass er nichts erkennen konnte. Stöhnend versuchte er sich aufzurichten. Seine Knie waren immer noch zittrig, doch sie hielten seinem Körpergewicht stand. Um wieder richtig wach zu werden, schüttelte Link seinen Kopf.

Nun versuchte er es wieder. Inzwischen müssten sich doch seine Pupillen langsam an die Helligkeit gewöhnt haben, dachte er sich.

Nach einigem Blinzeln, erkannte der Held die grüne Wiese, auf der er wohl die ganze Zeit gelegen hatte. Langsam erhob er sich und schaute sich um. Er war auf einer großen, weiten Ebene gelandet. Der junge Mann blickte sich verwundert um.

~Wo...wo bin ich hier...?~

Doch weiter kam er nicht, denn kurz darauf wurde dem blonden Krieger schon wieder schwindelig. Er fasste sich mit einer Hand an den Kopf, während er wankend einige Schritte nach hinten ging.

~Oh nein....ich glaub ich hab’s ein bisschen übertrieben. Ich hätte noch etwas liegen bleiben sollen.~

Dem jungen Mann fiel es schwer gerade stehen zu bleiben. Immer wieder musste er sich mit seinen Füßen abfangen, wenn er drohte nach hinten zu fallen. Endlich als Link dachte, er hätte endgültig sein Gleichgewicht gefunden, stolperte er rückwärts über einen Stein.

~Och neee....~

Der Schwertkämpfer rechnete mit einem harten Aufprall, doch der blieb überraschend aus. Stattdessen fiel er wie in Zeitlupe immer weiter. Als der Held sich schon wegen der neuen ausbleibenden Schmerzen wunderte, erblickte er eine Kante zu seinen Füßen.

~Was....was ist das denn....?~

Ein kurzer, prüfender Blick nach links und nach rechts verriet dem Fallenden, dass unter ihm wohl eine tiefe Schlucht sein musste und er natürlich gerade über den Rand dieses Abgrunds gestolpert war.

Diese Information ließ seinen Körper erneut in einen Schockzustand eintreten. Wo fiel er denn jetzt schon wieder hin?!

Reflexartig streckte er den linken Arm aus, um nach der Kante zu greifen. Was er natürlich nicht mehr konnte, da er schon zu weit von ihr entfernt war.

Der junge Held hatte schon fast mit seinem Leben abgeschlossen, als urplötzlich wie aus dem Nichts jemand seine ausgestreckte Hand fasste. Ein fester Griff umband sein Handgelenk und hielt ihn fest. Vollkommen überrascht sah Link auf, in das Gesicht seines Retters.

Was er dort sah, ließ in ihm eine erneute Welle des Schocks und der Verwirrung über sein Bewusstsein hinweg spülen. Das war zuviel für ihn, sodass sich seine Gedanken erneut ausschalteten. Seine Hand, die zuvor noch hilfesuchend den rettenden Arm umklammert hatte, ließ vor lauter Erschöpfung los.

Dann fiel er.....fiel tief.....tief......in die schwarze Dunkelheit seines Unterbewusstseins.....
 

Endlich herrschte in Hyrule, sowie in der Schattenwelt Ruhe und Frieden. Die Gedanken des jungen Helden hingen seiner ehemaligen Kampfgefährtin Midna nach. Er war ganz schön überrascht gewesen, als sie sich als Königin der Schattenwelt preisgab. Doch Link hatte so etwas schon geahnt. Genauso, wie das mit dem Schattenspiegel. Jetzt gab es keinerlei Verbindung mehr zwischen der lichten Welt und der Schattenwelt.

Diese Tatsache stimmte den blonden Schwertkämpfer etwas melancholisch.

Nachdenklich ritt er weiter über den kurzen Gebirgspass oberhalb der nördlichen Hylia Steppe, die noch im Dunkel der Dämmerung lag.

Ein seltsames, schattiges Licht, ließ den Krieger auf seinem Pferd aufschauen. Auf der südlichen Steppe war eine Art Strudel aufgetaucht, der dort einige Sekunden lang wütete, bevor er genauso plötzlich verschwand, wie er aufgetaucht war.

Der Reiter hatte das alles aus ziemlich weiter Entfernung mitangesehen. Als es vorbei war, hielt er einige Sekunden lang inne. Es war ihm irgendwie bekannt vorgekommen, aber....

~....nein, das kann nicht sein...~

Doch dann entschloss er sich nachzuschauen. Er gab seinem Pferd die Sporen und sprach: „Los Epona! Das sehen wir uns mal genauer an!“

Das Tier wieherte und preschte los.

Es dauerte noch knapp zwei Stunden, bis der junge Mann die große Ebene von Eldin erreichte, wo dieser Strudel aufgetaucht war. Als er ankam, ging gerade die Sonne in seinem Rücken auf.

Link sah noch genau, wo dieser Strudel aufgetaucht war, denn an dieser Stelle kringelten sich ein paar vereinzelte Wolken.

Mit den warmen Strahlen im Nacken gallopierte Epona mit ihm über die große Steppe immer weiter auf diesen Ort zu.

Schneller als gedacht, kam besagter Platz in Sichtweite. Er war ganz am Rand, nahe der tiefen Schlucht, die sich dahinter durch die Erde riss.

Plötzlich blinzelte Link. Er hatte etwas dort gesehen. Oder besser gesagt jemanden. Dort stand ein Hylianer, der aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen immer weiter rückwärts auf die Klippe zuschritt. Anscheinend wusste dieser nichts von dem breiten, tiefen Abgrund, der sich dort durch die Erde zog.

Der blonde Reiter ahnte nichts Gutes. Es schien, als ob derjenige nicht ganz bei sich war.

Sofort gab er seinem Pferd die Sporen, damit er schneller an der Klippe war, um denjenigen davon abzuhalten, weiter zu gehen.

Die böse Vorahnung des jungen Heldes bewahrheitete sich, denn der junge Hylianer, soweit Link ihn erkennen konnte, tappte immer weiter gleichgewichtslos nach hinten. Auf einmal stutzte der blonde Schwertkämpfer auf dem Pferd. Der wankende Typ trug so ähnliche Kleidung wie er.

~....wer ist das nur?~

Doch Link hatte keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen. Er war nicht mehr weit entfernt, denn Epona gallopierte so schnell sie nur konnte. Dann, ohne jegliche Vorwarnung, stolperte der Fremde über einen Stein nach hinten über den Rand der Klippe.

Adrenalin schoss durch den Körper des Kriegers.

Jetzt oder nie!

Er riss die Zügel herum, sprang waghalsig vom Rücken seines Pferdes, sprintete noch einige Meter zur Klippe, bis er die ausgestreckte Hand sah, die hilfesuchend nach Halt suchte. Ohne irgendeinen Gedanken in seinem Kopf, ergriff er sie instinktiv, während er sich selbst abstützen musste, um dem ziehenden Gewicht an seinem Arm standhalten zu können.

Er sah in das Gesicht des Fremden. Fast hätte er vor Schreck dessen Handgelenk losgelassen, denn er schaute in das Gesicht seines Zwillingsbruders, wenn man das so sagen konnte.

Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen und beide blickten sich nur fassungslos an. Dann verdrehte sein Ebenbild die Augen. Seine Lieder klappten zu und er wurde ohnmächtig.

Das war ein unvorstellbarer Nachteil, denn nun musste Link, der sich inzwischen wieder einigermaßen gefangen hatte, den schlaffen Körper des anderen ganz alleine hochziehen.

Mit beiden Händen nun, packte er den kraftlosen Arm des leblosen Körpers unter ihm und zog so fest er konnte. Seltsamerweise ging das noch ziemlich gut, denn der junge Mann war nicht so schwer, wie er dachte. Schnell kam sein Kragen in Reichweite, sodass der blonde Held ihn an der Kleidung griff und ganz hochziehen konnte.

Er legte sein ohnmächtiges Ebenbild auf die Wiese. Keuchend setzte er sich daneben und betrachtete ihn skeptisch.

Was war das nur für einer? Jemand der genauso aussah wie er? Dazu kam noch, dass er fast die gleiche Kleidung, das Hylia Schild und sogar das Master Schwert bei sich trug. Wobei die Tunika sich schon etwas von der seinen unterschied.

Nicht zu vergessen, dass das Gesicht des Fremden seinem frappierend ähnelte. Als Link ihn so betrachtete, fiel ihm auf, dass die grüne Tracht an einigen Stellen zerrissen oder schmutzig war. Die Fetzen verdeckten teilweise leichte, offene Wunden.

Er muss wohl einen harten Kampf ausgetragen haben. Deswegen war er wahrscheinlich auch gerade nicht ganz bei Bewusstsein. Am Besten nehme ich ihn mit nach Ordon. Bei mir kann er sich erst einmal auskurieren.

Der junge Mann stand auf, wischte sich über die Stirn und schaute sich nach seinem Pferd um. Das Tier war noch einige Meter weiter gelaufen, bevor es merkte, dass ihr Herr sich schon längst vom Acker gemacht hatte. Nun schritt sie langsam auf ihn zu. Link schenkte ihr ein freundliches Lächeln und streichelte sie liebevoll.

„Entschuldige Epona, dass ich einfach abgesprungen bin, aber sonst hätte ich den anderen nicht mehr retten können.“

Schnaubend rieb sie ihren Kopf an seinem Oberkörper. Ihr Reiter kraulte sie kurz hinter den Ohren, bevor er sich wieder dem bewusstlosen Fremden auf dem Boden zuwand. Er kniete sich vor ihn hin, packte ihn an der Hüfte und nahm ihn schließlich kurzweilig auf den Arm. Er setzte ihn auf Epona, bevor er sich selbst wieder in den Sattel schwang. Den anderen hatte er vor sich gesetzt, damit er ihn gut festhalten konnte.

„So Epona, dann machen wir uns auf in die Heimat.“, sprach Link mit ruhiger Stimme. Als ob das Tier ihn verstanden hätte, wieherte es als Antwort und trabte los.

Mit der aufgehenden Sonne als Begleiter ritten sie gemächlich durch die Weiten der Hylia Ebene.

Das doppelte Linkchen

Sie passierten das noch schlafende Kakariko und durchquerten die kleinere, darauffolgende Ebene zügig. Ohne weitere Zwischenfälle kamen sie zu den Bäumen von Phirone. Nicht nur die kleinen Dörfer schliefen noch, sondern auch die Wälder, sodass Link besonnen auf dem Weg nach Hause ritt.

Als er endlich sein kleines, bescheidenes Haus auf dem Felsen erblickte, fühlte er sich mit einem Mal wieder heimisch. Der idyllische Anblick zauberte ein Lächeln auf das Gesicht des jungen Hylianers.

Langsam stieg er hinab, wobei er den Fremden auf seinem Rücken schulterte. Vorsichtig kletterte er die Leiter hinauf, öffnete die Tür und betrat die gemütliche Hütte.

Er war froh, endlich da zu sein, da sein ohnmächtiges Ebenbild teilweise auf dem Weg hierher wegen der Schmerzen zusammengezuckt war.

Langsam stieg er zwei Leitern hoch, bis er zu seinem blattförmigen Fenster unter dem Dach kam. Dort legte er den Kleineren auf sein Bett. Dann nahm er dessen Schwert und Schild und stellte es neben die seinen.

Seufzend setzte er sich auf den Bettrand. Sein Blick wanderte unwillkürlich zu dem ohnmächtigen Hylianer. Nun hatte Link Gelegenheit sich ihn genauer anzusehen.

Sein grünes Heldengewand war zweifelsfrei das Gleiche, wie er selbst es trug. Außer ein paar kleinen, aber bedeutsamen Unterschieden. Das fehlende Kettenhemd beispielsweise, fiel dem Ordoner sofort auf. Aber das Hylia Schild, sowie das Master Schwert waren ein- und dasselbe.

Was den blonden Schwertkämpfer aber am meisten verwunderte, war die Tatsache, dass sie sich vom Gesicht her so ähnelten. Es war schon fast gruselig, dass er jemanden getroffen hatte, der sein Zwillingsbruder hätte sein können.

Noch verwirrter wie vorher, stand der junge Kämpfer auf und zog sich die Mütze vom Kopf. Danach legte er auch das grüne Gewand, sowie das Kettenhemd ab, welches er darunter trug und hing alles über einen Holzstock an der Wand.

Nachdenklich schaute er den Bewusstlosen an.

~Vielleicht sollte ich seine Wunden verarzten, bevor sie sich noch entzünden.~

Langsam ging er auf ihn zu. Vorsichtig und bedächtig begann er ihm ebenfalls die Kleider auszuziehen, bis er mit nacktem Oberkörper vor ihm lag. Als er ihm die Mütze abgenommen hatte, bemerkte Link, dass die blonden Haare seines Ebenbildes länger waren als sie aussahen, weshalb er sie sich mit einem Band zu einem kleinen Pferdeschwanz zusammengebunden hatte.

~Na ja....so ähnlich sind wir uns dann wohl doch nicht....~

Nach dieser kleinen Auffälligkeit, widmete er sich seinen Wunden. Zum Glück konnte er auf dem durchtrainierten Koerper keine schlimmen Verletzungen finden, sondern nur leichte Schürfwunden.

Der junge Krieger atmete erleichtert aus und kniete sich vor das Bett. Er hob das Laken hoch, damit er darunter nach seinem Arzneikasten schauen konnte. Er nahm ihn, stellte ihn auf die Bettkante, öffnete ihn und nahm nacheinander verschiedene Dinge heraus. Er tränkte das weiße Tuch in eine säubernde Tinktur. Danach machte er sich daran, die verletzten Stellen sanft abzutupfen. Beim ersten Mal zuckte der Fremde noch zusammen, doch nachher ging es. Link arbeitete sich vor, bis zur letzten Verletzung. Danach nahm er eine kleine Holzdose, in der eine Heilsalbe für leichte Wunden war. Mit gleicher Behutsamkeit rieb er den Bewusstlosen damit ein.

Währenddessen versuchte er das Alter des Fremden zu schätzen. Nach seinem Gesicht und Körperbau zu urteilen konnte er nicht älter als er selbst sein. Wahrscheinlich sogar noch etwas jünger. So ein oder zwei Jahre vielleicht.

Als der blonde Held fertig war, verstaute er seinen Kasten wieder unter dem Bett und zog dem anderen sein weißes Hemd wieder an. Sein Körper durfte nicht weiter abkühlen. Er war schon ziemlich kalt. Wahrscheinlich hatte er schon einige Stunden in dem feuchten, klammen Gras gelegen. Die warme Sonne schien jetzt zwar durch das Fenster hinein, aber er deckte den Verletzten vorsichtshalber doch lieber zu.

Link wollte nicht, dass sich der Fremde genauso erschreckte wie er und als Folge davon womöglich noch aus dem Bett fiel. Deshalb schnappte er sich ein Messer, sowie einen Holzstock, setzte sich neben das Bett auf einen kleinen Hocker und fing an einen Köder für seine Angel zu schnitzen.
 

Schon wieder fühlte sich sein Kopf an, als würde er fast platzen. Langsam hatte der Held der Zeit von der Dunkelheit, die ihn die ganze Zeit umgab genug. Außerdem hatte er Schmerzen. Die Verletzungen, die er sich im Kampf gegen Ganondorf zugezogen hatte, waren anscheinend doch schlimmer gewesen als gedacht.

Diese Schwere, welche seinen gesamten Körper erfüllte, verhinderte sein Erwachen. Er hielt seine Augen weiterhin geschlossen, um seine erschöpften Glieder Kraft tanken zu lassen. Währenddessen versuchte er seine Erinnerungen zusammen zu puzzeln.

Er hatte Ganondorf in seiner letzten Form als Schwein besiegt. Daraufhin schickte ihn Zelda in seine Zeit zurück, was aber seiner Meinung nach nicht so funktionierte, wie es sollte. Der Zeitstrudel verdunkelte sich und Link war plötzlich irgendwo ganz anders. Zu allem Überfluss war ihm diese Ebene völlig fremd und zu guter Letzt war er in eine Schlucht gestürzt, wobei er von seinem Doppelgänger gerettet wurde.

~Mensch, beim heiligen Triforce was für ein Quatsch! Den letzten Teil hab ich bestimmt nur geträumt! Ja genau, das mit dem Doppelgänger war nur ein blöder Traum. War bestimmt nur ein Alptraum wegen meinem Schattenebenbild, gegen das ich mal kämpfen musste...aber jetzt ist alles wieder so wie es war. Wenn ich jetzt meine Augen öffne, bin ich wieder ein kleiner Junge, zurück in meiner Zeit.~

Fest davon überzeugt hob er seine Lider. Er lag auf der Seite und deswegen war das erste Bild, welches in seinem Gehirn landete, unglücklicherweise das von seinem Retter. Das erschütterte ihn in seiner Überzeugung so sehr, dass er sich abrupt kerzengerade im Bett aufsetzte. Fassungslos starrte er den schnitzenden Fremden an, der auch inne hielt und ihn fragend anschaute.

Diese Situation hielt einen Moment an, dann schüttelte der Link im Bett seinen Kopf, haute sich leicht mit beiden Händen auf die Wangen und murmelte zu sich selbst:

„Wach auf, wach auf! Das ist nur ein Traum! Du bist zurück in deiner Zeit. Also wach endlich auf!“

Hoffnungsvoll öffnete er die Augen, die natürlich sofort wieder seinen Doppelgänger im Blick hatten.

„Waaahh!!! Du bist ja immer noch da!“

Link auf dem Holzschemel blickte ihn verdutzt an.

„Natürlich. Ich wohne hier.“

„Du wohnst hier? Ja aber....wo....wo bin ich denn dann?“, fragte Link auf dem Bett vollkommen verwirrt.

Sein Ebenbild antwortete mit ruhiger Stimme: „Du bist hier in meinem Heimatdorf Ordon. Im Land Hyrule.“

„Ich bin in Hyrule?!?!!“, platzte es aus dem Jüngeren heraus.

„Ja, du bist doch Hylianer, wenn mich nicht alles täuscht.“

„Ja aber....“

Der junge Krieger auf dem Bett verstummte. Der blonde Schwertkämpfer auf dem Schemel, schien zu wissen was ihn bedrückte.

„Ich kann dich verstehen. Diese Situation muss unheimlich verwirrend für dich sein. Für mich ist sie es auch, deswegen erzähl mal, was du als Letztes gemacht hast. Vielleicht finden wir da die Lösung.“

„Ja....aber, wie heißt du eigentlich?“, fragte der Held der Zeit.

Sein Gegenüber überlegte kurz, bevor er antwortete.

„Mein Name ist Link.“

„WAS?!!!?!!“, platzte es erneut aus dem jungen Mann im Bett heraus.

Verdutzt blickte der Schnitzende ihn an.

„Warum überrascht dich das? Wie lautet denn dein Name?“

Der andere antwortete etwas verdrießlich: „Na ja, ich heiße auch Link.“

Als Folge davon, erntete er nur einen verwunderten Gesichtsausdruck seines Gegenübers, der sich dann jedoch einen Moment später in einen Nachdenklichen verwandelte.

„Ich verstehe nicht, was das zu bedeuten hat.“

Dieser Satz führte dem fremden Hylianer im Bett wieder ihre Unwissenheit vor Augen, sodass er enttäuscht wieder etwas in sich zusammensackte.

„Ich weiß es auch nicht......was soll das hier alles nur?“

Der Krieger auf dem Holzschemel blieb stumm. Er wusste ja selbst nicht, was hier eigentlich lief. Was das alles zu bedeuten hatte. In diesem Augenblick wünschte er sich Midna her, denn sie wusste so gut wie über alle Vorgänge in Hyrule Bescheid. Sie hätte bestimmt eine Antwort auf seine Fragen gehabt.

Doch dann erinnerte sich Link an etwas das vor dem Auftauchen des anderen geschehen war. Vielleicht hatte ja dieser seltsame Strudel etwas mit ihm zu tun.

„Ich weiß nicht ob dir das weiterhilft, aber ich habe einen großen, schwarzen Strudel gesehen, der in der westlichen Hylia Steppe aufgetaucht war. Deswegen habe ich dich auch da aufgegabelt, weil du direkt unter dieser Stelle warst.“

Nach diesen Worten fiel es dem Kämpfer auf dem Bett wieder siedend heiß ein. Ja, er wurde in einen schwarzen Zeitstrudel gesogen. Er wusste doch, dass etwas schief gelaufen war.

Plötzlich setzte sich der Held der Zeit wieder kerzengerade hin.

~Aber das hieße ja.....dass ich in einer anderen Zeit gelandet bin!!! Das hier ist ja immer noch Hyrule und er ist dann wohl.....~

Verwirrt starrte er sein Ebenbild an, der ihn fragend, wie ein bisschen erwartungsvoll ansah.

Link auf dem Bett kippte den Kopf etwas zur Seite.

~Ja, wer ist er bloß?~

„Hast du dich an etwas erinnert?“, fragte sein Gegenüber.

Verdutzt kratzte sich der Gefragte im Bett am Kopf, bevor er antwortete: „Also....ich glaube ich weiß in etwa was hier passiert ist, aber ich kann mir einfach deine Erscheinung nicht so wirklich erklären.“

Es trat Stille ein. Keiner der Beiden sagte irgendetwas. Was sollten sie auch noch sagen?

Link widmete sich nachdenklich wieder seinem fast fertigen Angelköder. Dabei kam ihm eine schon längst vergessene Erinnerung wieder hoch.

~Vielleicht hat er etwas mit der Vision zu tun, die mir Ranelle damals zeigte.~

Zu dieser Zeit hatte er den letzten Teil von Hyrule vom Zwielicht befreit. Daraufhin ließ der Lichtgeist eine Warnung verlauten, die sich im Kopf des Helden selbst abspielte. Der Ordoner erinnerte sich an diese Wesen, welche seine Gestalt annahmen, die die Macht der Schattenkristalle missbrauchten.

~Könnte es sein...dass er etwas mit ihnen zu tun hat?~

Diese Theorie war zwar gewagt, aber nicht ausgeschlossen. Wobei der Ältere sein Ebenbild nicht als eine Bedrohung oder gar als böse war nahm.

~Ich glaube, wir sollten zum Hylia See gehen. Ranelle kann uns bestimmt Klarheit verschaffen.~

Währenddessen schaute sich der fremde Hylianer neugierig um. Dieses Haus in dem er sich befand, war noch ziemlich groß. Nicht zu vergleichen mit seiner kleinen Hütte in Kokiri. Sie waren beide auf einer Plattform weiter oben direkt unter der Schräge des Daches. Am Bettende erblickte Link drei Holzstöcke, die aus der Wand ragten. An ihnen hing die grüne Tunika, sowie das Kettenhemd seines Ebenbilds. Über ihm schlossen sich dicke Baumwurzeln zu einem undurchlässigen Dach zusammen. Nur ein kleines Quadrat war frei, dass ein wenig Licht in das Haus hinein ließ.

Doch nach kurzer Zeit wurde er auf das Geräusch des schnitzenden Holzes aufmerksam. Einige Sekunden lang schaute er dem Größeren dabei zu. Dann fiel ihm ein, was diese Schnitzerei sein könnte und eine leichte Euphorie ergriff ihn.

Langsam stand er auf und schritt auf sein Ebenbild zu.

„Sag mal, ist das etwa ein Angelköder?“, fragte er interessiert.

Verdutzt schaute sein Gegenüber auf.

„Äh...ja.“

„Du schnitzt sie dir selbst?“

„Ja.“

„Fängst du damit überhaupt richtige Fische?“

„Ja.“

„Du angelst also auch?!!!“

„Ja.“

„Wow das ist ja toll! Kannst du mir zeigen, wie man so einen schnitzt?“

Der junge Mann auf dem Schemel lächelte verschmitzt und nickte.

„Na klar. Das ist nicht so schwer.“

Sein Gegenüber war vollends begeistert.

„Vielen Dank! Ich mach das nämlich unheimlich gern, aber ich bin einfach ein grottenschlechter Angler.“

Irgendwie fand der Ordoner sein jüngeres Pendant sympathisch, denn er hatte bisher noch niemanden getroffen, der genauso gerne angelte wie er. Doch nun wollte er die Aufmerksamkeit des anderen wieder auf ihr gemeinsames Problem lenken und dessen mögliche Lösung, die ihm schon im Kopf herumschwirrte.

„Um noch mal auf unser Problem zurückzukommen, ich kenne jemanden der uns vielleicht helfen kann dieses Geheimnis zu lüften. Warum du hier gelandet bist.“

Sein Doppelgänger auf dem Bett starrte ihn mit überraschtem Blick an.

„Wirklich?! Du weißt jemanden, der uns weiterhelfen kann?! Können wir zu ihm gehen?!?!!“

„Ja, das hatte ich vor.“

Voller Motivation schnappte sich Link sein grünes Gewand, das noch auf dem Bett lag, sowie seine Mütze und die braunen Handschuhe. Während er sich anzog, fragte der Ordoner leicht verwirrt: „Wie? Jetzt sofort?“

„Na klar!! Schnell, schnell!!“

Damit schnallte sich der Jüngere sein Schwert mit dem Schild auf den Rücken. Bevor er jedoch die Leiter runterkletterte, schaute er sich nochmals neugierig im Haus um, da er nun den unteren Teil erkennen konnte. Die Plattform mit dem Bett stand ganz schön weit oben. Direkt unter dem Dach wenn man das so sagen konnte.

Dem Held der Zeit gefiel es hier und vergnügt kletterte er die beiden Holzleitern bis zum Boden hinab. Das Erdgeschoss war ganz normal eingerichtet, mit einer kleinen Küche und einer Feuerstelle umgeben von einer Steinmauer zum Kochen. Auch ein Bücherregal stand neben der Tür. Etwas weiter hinten, war eine Wäscheleine mit einigen Kleidungsstücken aufgespannt.

Anscheinend wohnte sein älteres Pendant hier ganz eigenständig, was den Helden der Zeit schon ein wenig beeindruckte.

Sein Ebenbild oben war von der Schnelligkeit des anderen überrascht.

„Moment, ich bin sofort da!“, rief er hinunter.

„Na klar! Ich warte vor dem Haus auf dich!“, erwiderte der Kleinere fröhlich.

Voller Erwartungsfreude trat er vor die Tür. Die Vormittagssonne strahlte wärmend auf ihn herab. Er streckte sich einmal, bevor er die Leiter hinab stieg.

Interessiert schaute er sich um. Das Haus lag anscheinend vom richtigen Dorf etwas abgeschnitten.

~Mitten im Wald, sozusagen.~

Dem jungen Mann gefiel es hier aber sehr gut. Es war schön idyllisch und die Vögel zwitscherten wild durcheinander. Hier war es ruhig. Nicht so laut wie in der Stadt Hyrule. Das mochte er an diesem Ort.

Vollkommen in Gedanken versunken, merkte er nicht einmal, wie der andere neben ihm auftauchte. Erst als die Klänge seiner Flöte nach seinem Pferd riefen, ließen ihn wieder erwachen.

~Diese Melodie kenne ich doch!~

Verwundert drehte er sich zu dem anderen Schwertkämpfer um. Dieser hatte die Augen geschlossen, während er gefühlvoll das klare Pfeifen ertönen ließ.

Als er fertig war, konnte Link seine Frage nicht mehr zurückhalten.

„Woher kennst du diese Melodie?“

Der blonde Reiter sah ihn an und antwortete: „Ich rufe damit immer mein Pferd, aber wieso willst du das wissen?“

„Ach weißt du....“, sprach der Held der Zeit murmelnd, „.....sie hört sich so an, wie die Melodie, die ich immer gespielt habe, um Epona zu rufen.“

Sein Ebenbild stutzte. Schon wieder diese gruseligen Ähnlichkeiten.

~Sein Pferd heißt also auch Epona....!~

„Was ist los?“, fragte der andere Krieger, als er sich kurz darauf selbst die Antwort gab. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung und er zeigte ungläubig mit dem Finger auf ihn.

„Sag bloß nicht, dein Pferd heißt auch Epona!!!“

Bevor der Held etwas darauf erwidern konnte, hörte er ein freudiges Wiehern, was ihn in Richtung des Dorfes schauen ließ. Einen Moment später, sahen beide wie das Tier angelaufen kam, doch es war nicht alleine. Ihm folgte ein anderes Reittier, welches fast genauso aussah. Nur mit dem Unterschied, dass es ein wenig kleiner war.

Vollkommen überrascht schauten die beiden Kämpfer die Pferde an, doch es dauerte keine Sekunde, bis der Held der Zeit freudig lächelte und zu dem anderen lief. Link freute sich wie das Pferd, welches sein Herrchen sofort erkannte, sodass sie sich erst einmal verschmust aneinander schmiegten.

Sanft streichelte er seinen treuen Begleiter.

„Ist das schön dich zu sehen Epona! Ich dachte schon ich wäre hier in dieser Zeit ganz alleine!“

Verdutzt tätschelte das Ebenbild neben ihm sein Reittier, während er den anderen beiden zuschaute.

~Das..ist ganz schön verrückt....~

Vergnügt knuffte der Jüngere der Beiden sein Pferd noch mal, bevor er sich seinem Gefährten zuwandte.

„Sollen wir aufbrechen?“

Dieser sah zu ihm herüber und nickte.

Das war sozusagen sein Startzeichen, denn schon setzte sich der andere blonde Reiter schwungvoll in den Sattel. Sein Doppelgänger tat es ihm gleich. Zielstrebig führte er sein Pferd in den Wald von Phirone, während ihm der andere brav folgte.

Als sie eine Zeit lang nebenher auf dem Waldweg geritten waren, fragte Link, nachdem er sich aufmerksam umgeschaut hatte, leicht verdattert nach: „Sag mal, wie heißt dieser Wald eigentlich?“

Ohne den Kopf zu bewegen antwortete der Gefragte mit ruhiger, schon fast selbstverständlicher Stimme: „Das ist der Wald von Phirone.“

Nachdem er gesprochen hatte, merkte er sofort wie der andere Schwertkämpfer etwas enttäuscht den Kopf hängen ließ. Unwillkürlich drehte der Ordoner den Kopf, damit seine Augen ihn besorgt beobachten konnten.

„Kennst du ihn nicht?“, hakte er deshalb fragend nach.

Sein Gegenüber schüttelte nur verneinend den Kopf.

Der heimische Krieger richtete seine Augen wieder auf den Weg vor sich. Es musste ganz schön hart sein, durch ein fremdes Land zu reiten, ohne überhaupt zu wissen, wie man dort eigentlich gelandet war.

Im selben Augenblick noch stutzte er. Sein Kopf rief die Erinnerungen an die seltsame Reaktion des anderen hervor, als dieser noch im Bett lag.

~Moment, hatte er nicht....?!~

Verwundert wandte er sein Gesicht wieder dem jungen Hylianer neben sich zu. Dieser ließ weiterhin betrübt, traurig den Kopf hängen. In welcher Zeitebene war er gelandet? Was war mit seinem Hyrule passiert?

Gab es überhaupt einen Weg zurück?

~Zelda......~

Die Hoffnung schwand in ihm. Stattdessen erfasste ihn eine tiefe, endlose Traurigkeit.

„Hey....“, versuchte der ältere Reiter die Aufmerksamkeit des Helden der Zeit zu erhaschen, „...hattest du dich nicht an etwas erinnert? Als wir noch im Haus waren, meine ich.“

Die Stimme seines Ebenbilds zog ihn sanft aus seinem Loch der Verzweiflung heraus. Verwirrt schaute er in die aquamarinblauen, bestimmenden Augen, die ihn seltsamerweise etwas beruhigten. Link atmete einmal tief ein, bevor er von seiner Heimat erzählte, die dieser so ähnelte.

„Also, ich habe nur eine Vermutung. Ich weiß nicht, ob es wirklich so ist. Ich habe in meiner Zeit zuletzt, gegen das manifestierte Böse gekämpft. Es war jemand, der sich das goldene Land untertan machen wollte. Er schaffte es auch, doch ich konnte ihn mit der Hilfe der Prinzessin besiegen.“

Während der Held der Zeit eine kurze Pause einlegte, um seine Erinnerungen nochmals revue passieren zu lassen, nutzte Link die Gelegenheit einige fragliche Dinge zu klären.

„Du hast mithilfe Prinzessin Zeldas Ganondorf getötet?“

Der heimische Reiter hegte zwar diese Vermutung, jedoch hatte er diese Aussage vollkommen planlos in den Raum geworfen, um anhand der Reaktion die darauf folgte, seine Schlüssigkeit zu erkennen. Anscheinend hatte er damit voll ins Schwarze getroffen, denn sein Ebenbild schaute ihn mit einem entsetzten Blick an.

„Wo-wo-woher......“, stammelte er verdattert.

Der Ordoner merkte, wie sehr er ihn mit dieser Aussage verwirrt hatte und noch im selben Moment tat es ihm leid. Beschwichtigend hob er die Hand und redete beruhigend auf ihn ein.

„Nein, nein, ist schon gut! Entschuldige, wenn ich dich verunsichert habe. Es war einfach nur nahe liegend, verstehst du? Ich habe nämlich vor zwei Monaten fast genau denselben Kampf bestritten.“

Der jüngere Kämpfer starrte ihn fassungslos mit offenem Mund an. Nach wenigen Sekunden jedoch, fing er an sinnloses Zeug zu brabbeln, bevor er einen vernünftigen Satz bilden konnte.

„A-also....du, bist ja ganz schön schlau....“

Erst einen Augenblick später erkannte der Held der Zeit die Sinnlosigkeit seines Satzes, weshalb er seufzend das Gesicht verzog.

Verlegen kratzte er sich mit der rechten Hand am Hinterkopf.

„Äh...entschuldige, manchmal rede ich einfach nur dummes Zeug vor mich hin, ohne darüber nachzudenken.“

Der Ruhige neben ihm lächelte verschmitzt.

„Das ist doch positiv, wenn man sich nicht endlose Gedanken darüber macht, was man sagt. Ich denke immer erst darüber nach, was ich sage.“

„Echt?!“

Der heimische Krieger nickte zustimmend. Somit überließ er dem fremden Hylianer stumm das Wort.

„Äh...also, ja du hast Recht. Jedenfalls musste ich nach dem Kampf, wieder zurück in meine Zeit.“

„Entschuldige, aber was meinst du mit ‚deiner Zeit’?“, unterbrach ihn der andere vorsichtig.

Dem Helden der Zeit wurde erst just in diesem Moment bewusst, dass sein Doppelgänger ja gar keine Ahnung von seinen Zeitsprüngen hatte. Wie denn auch?

„Also ich erkläre dir das jetzt mal.....“

Damit fing Link an zu erzählen, wie er als kleiner Junge die Prinzessin getroffen hatte, wie er kurz darauf in den siebenjährigen Schlaf versetzt wurde, wie er später mithilfe der Weisen zu Ganondorf gelangte, diesen versiegelte und schließlich, wie er wieder von Prinzessin Zelda mithilfe der Okarina in seine Zeit als Neunjähriger zurückgebracht werden sollte.

„Aber dann ist irgendetwas schief gelaufen, denn plötzlich wandelte sich der Zeitstrudel und als ich wieder zur Besinnung kam, war ich hier.“

Der Ordoner schwieg einige Minuten lang. Er musste diese Informationen erst einmal in eine Reihe bekommen, doch etwas kam ihn sofort wieder in den Sinn, sodass er verdutzt nachfragte: „Heißt das, dass du eigentlich erst neun Jahre alt bist?“

„Ähh.....ja...kann man so sagen.“

Die Augen des heimischen Kriegers verengten sich skeptisch. Auf einmal fühlte sich Link von seinem Blick durchbohrt, wie von einem Tier.

„Jedenfalls kommst du mir nicht so vor, als wärst du erst neun. Ich denke mal, du bist an den ganzen Kämpfen die du erlebt hast gewachsen. Wie alt bist du denn in deinem jetzigen Körper?“

„16 und wie alt bist du?“, fragte der Held der Zeit forsch nach.

Sein Doppelgänger erwiderte ohne eine Miene zu verziehen ganz sachlich: „Ich bin 18.“

„Schon!?!!“, platzte es aus dem jüngeren heraus. Nachdem sein Ebenbild bestätigend nickte, verzog er verdrießlich das Gesicht. „Das ist gemein. Warum bist du älter als ich, wenn wir uns sonst so ähnlich sind?“

Der andere Reiter zuckte unwissend mit den Schultern.

„Tut mir leid, das kann ich dir nicht sagen.“

Link stieß einen lauten Seufzer aus.

„Ach was, das ist jetzt auch egal.“

Um etwas Positives an der Sache zu sehen, erwiderte der heimische Kämpfer: „Das ist der Beweis, dass wir uns doch nicht so ähnlich sind wie gedacht.“

„Ja da hast du Recht. Jedenfalls denke ich, dass ich deswegen in einer anderen Zeitebene gelandet bin. Nicht in meiner eigenen sondern noch weiter in der Vergangenheit oder vielleicht sogar in der Zukunft?“

Der Held der Zeit verzog verzweifelt das Gesicht, während er sich mit der Hand nervös durch seine blonden Haare fuhr.

„Ich hab einfach keine Ahnung wo ich bin und ich weiß auch nicht, was du zu bedeuten hast.“

Link konnte gut nachvollziehen, wie sich der fremde Hylianer fühlen musste. Für ihn war das ja schon alles ziemlich verworren, jedoch wollte er den anderen nun davon abhalten, sich noch mehr Gedanken darüber zu machen.

~Das bringt jetzt sowieso nichts.~

„Sei ganz beruhigt. Hier kann dir nichts passieren und ich verspreche dir, dass ich dir helfen werde einen Weg zurück in deine Zeit zu finden. Wir gehen jetzt sofort zu meinem Bekannten. Er weiß über die Vorgänge in dieser Welt gut Bescheid. Deshalb mach dir jetzt keinen Kopf, es wird sich alles wieder zum Guten wenden, vertrau mir.“

Der Jüngere schaute in die entschlossenen Augen seines Ebenbildes und sie ließen Frieden in ihn einkehren. Beruhigt lächelte der junge Held etwas verlegen und folgte demjenigen, der ihn den Weg in dieser fremden Welt wies.

Rivalen der Rennbahn

Es dauerte nicht mehr lange, da verließen sie den Wald von Phirone und betraten die südliche Hylia Steppe.

Sie erstreckte sich als weite, leicht hügelige Wiesenfläche direkt vor ihnen. Da es noch Morgen war, stand die Sonne noch nicht sehr hoch, weshalb sie ihre Strahlen seitlich auf die grüne Ebene warf. Der Weg auf dem sie geritten waren, ging weiter geradeaus Richtung Hyrule-Stadt. Link konnte noch ein paar vereinzelte Bäume erkennen, die den Weg säumten.

Sie befanden sich noch sozusagen am Eingang zur Steppe. Dort blieben sie kurz stehen, sodass der ortskundige Kämpfer, dem anderen die Landschaft erklärte.

„Das hier ist der südlichste Teil der Hylia Ebene. Wenn wir weiter geradeaus reiten, kommen wir zur Hyrule-Stadt mit dem Palast.“

Der junge Mann stockte. Das große, königliche Gebäude stand ja gar nicht mehr.

„Was ist?“, fragte sein Ebenbild.

Daraufhin schüttelte der Ältere nur sachte den Kopf.

„Nein, es ist nichts. Ich habe nur vergessen, dass der Palast gar nicht mehr steht. Er ist explodiert, als ich gegen Ganondorf gekämpft habe.“

Der Gesichtsausdruck des Jüngeren war sichtlich entsetzt. Neugierig folgte er dem Blick des Anderen.

„Das war das Schloss von Prinzessin Zelda?“, fragte der Held der Zeit, während er sich eine Hand über die Augen halten musste, damit er wegen dem hellen Sonnenlicht etwas erkennen konnte.

Sein Weggefährte nickte nur.

„Man sieht wirklich nicht mehr viel.“

Nach einer kurzen Überlegung seitens des heimischen Kämpfers, machte er dem anderen einen Vorschlag: „Der Hylia-See liegt von uns aus gesehen nordwestlich. Die Strecke ist schön zu reiten. Wenn du möchtest kannst du mir mal zeigen wie schnell dein Pferd ist. Ich reite besser vor, da ich den Weg genau kenne.“

Dieser Idee war Link nicht ganz abgeneigt. Diese Steppe lud ihn ja schon förmlich ein im vollen Galopp darüber zu preschen. Genauso wie die in seinem Hyrule.

Der Held der Zeit lächelte freudig.

Wie lange war es her, seit er mit Epona wie der Blitz über die Hylia-Ebene gedonnert war? Ihm kam es so vor wie eine halbe Ewigkeit.

Selbstsicher grinsend wandte er sich an sein Ebenbild neben ihm, der ihn noch immer fragend anschaute.

Keck strich er sich mit dem Daumen über die Nase und antwortete: „Na klar, warum nicht? Aber ich warne dich schon mal vor, mein Pferd ist schneller als es aussieht. Auch wenn es ein bisschen kleiner ist, als deins.“

Sein Doppelgänger lächelte wohlwollend.

„Daran hege ich keinerlei Zweifel.“

Seine Hand wanderte zu dem Hals seines Reittiers, um es sanft zu tätscheln.

„Wir zeigen ihm auch was in uns steckt, nicht Epona?“

Danach nickten sich die beiden noch einmal zu und sogleich gab der Ältere seinem Pferd die Sporen. Nach einem lauten Wiehern schoss das Tier wie von der Tarantel gestochen los. Der Weg den Link einschlug, ging schräg nach links. Als er ungefähr ein Drittel des Weges über die Steppe zurückgelegt hatte, machte sich auch der Held der Zeit daran, ihm zu folgen.

Mit einem lauten „Auf geht’s, Epona!!“, preschten sie den anderen beiden hinterher.

Die Luft fegte über den Körper des jungen Hylianers hinweg. Er genoss das Gefühl der Geschwindigkeit, welches mit seinem Gefühl der Freiheit im Einklang stand. Sein Herz schlug schneller, wobei sein Blut vor Aufregung wallte.

Die Augen des Jüngeren fixierten seinen Doppelgänger vor ihm, der langsam aber sicher immer näher kam. Fast hatte dieser schon den Weg über die Ebene ganz zurückgelegt und steuerte auf einen Pfad zu, der seinen Anfang bei einem Durchgang in dem mauerförmigen Gestein fand.

Einen Augenblick später, war er auch schon in dem Weg verschwunden.

Das spornte den Reiter hinter ihm noch mehr an Gas zu geben. Nochmals gab er seinem Reittier die Sporen.

„Schneller Epona!! Wir müssen sie einholen!!!“

Das Pferd schnaubte zur Bestätigung und legte tatsächlich noch einen Zahn zu, sodass es keine fünf Sekunden mehr dauerte, bis sie ebenfalls in den Weg einbogen.

Link konnte noch einen Moment lang einen Blick auf sein Ebenbild erhaschen, bevor dieser schon um die nächste Biegung verschwunden war. Doch sie waren schon wesentlich näher dran, als vorhin.

Epona gönnte sich selbst keine Pause, denn sie rannte ohne zu zögern weiter, geführt von ihrem Herrn, der konzentriert die Zügel in der Hand hielt.

Er kannte die Beschaffenheit dieses Weges nicht, deswegen musste er besonders achtsam sein, damit er sein Pferd nicht aus Versehen in ein Schlagloch oder ähnliches laufen ließ.

Schneller als gedacht eilte das Tier um die Ecke, wobei sein Besitzer aufpassen musste, dass er nicht aus dem Sattel geschleudert wurde.

Die breite Straße die sich vor ihm erstreckte war weitestgehend gerade, sodass er gute Chancen hatte, seinen neuen Weggefährten einzuholen.

Link trieb sein Pferd noch ein klein wenig mehr an, um wirklich alles aus Epona rauszukriegen.

Das Donnern der Hufe hallte an den steinigen Wänden wider und allmählich vermischte es sich mit dem Getrappel des Reittieres vor ihm. Der Abstand verringerte sich immer mehr, sodass der Held der Zeit sich ein siegessicheres Grinsen nicht verkneifen konnte.

Er war schon fast mit seinem Ebenbild gleich auf, als die Straße plötzlich endete. Der Ältere bog scharf um die Kante nach links, da weiter vorne schon die Klippe war. Der fremde Krieger war im ersten Augenblick total überrascht über diese Wendung, doch er tat es dem anderen gleich. Somit brachten beide ihre Pferde ziemlich abrupt zum Stehen, da sie sonst bei der hohen Geschwindigkeit höchstwahrscheinlich mitsamt Reittier aus der Kurve geflogen wären.

Der vorausgerittene Schwertkämpfer schaute mit einem zufriedenen Lächeln zu seinem Doppelgänger.

„Du hast mich wirklich fast ganz eingeholt. Herzlichen Glückwunsch!“

Der Jüngere war noch etwas perplex wegen dem plötzlichen Ende, doch er grinste selbstbewusst und erwiderte: „Natürlich! Epona und ich sind ein eingespieltes Team, nicht wahr?“

Den letzten Teil des Satzes widmete er seinem Pferd und gönnte ihm eine ordentliche Streicheleinheit.

„Du wirst dich vielleicht wundern, warum ich hier so plötzlich gestoppt habe. Wir sind nämlich schon da.“

Mit diesen Worten wendete der einheimische Hylianer sein Pferd zur rechten Seite, damit es langsamen Schrittes an die abgezäunte Klippe ging.

„Das ist der Hylia-See.“

Sein Doppelgänger folgte ihm neugierig, bis sein Reittier stoppte und er offenen Mundes auf das herabstarrte, was vor ihm lag.

Die Klippe ging einige hundert Meter in die Tiefe, bevor sich ein gigantischer See vor ihnen erstreckte. Das hohe Gestein säumte das Gewässer, sodass der Held der Zeit im ersten Moment keine Möglichkeit sah, unversehrt nach unten zu gelangen.

Die Hälfte des Sees lag noch im Schatten der aufgehenden Sonne, doch das restliche Wasser funkelte durch die hellen Strahlen kristallklar. Link konnte am Rand ein paar Landstriche entdecken, die ungefähr auf gleicher Höhe wie der Wasserspiegel lagen. Etwas weiter oben als sie selbst bestaunte der fremde Hylianer die große Brücke, welche direkt gegenüber von ihnen quer über die große Schlucht des Hylia-Sees führte.

Die Augen des Jüngeren weiteten sich vor Erstaunen und trotz seines offenen Mundes, brachte er kein Wort heraus.

In der Zwischenzeit war sein älteres Ebenbild schon vom Pferd gestiegen. Epona genoss noch einmal kurz Streicheln, bevor ihr Herr anfing am Zaun an der Klippe entlangzugehen, bis er schließlich rechts an der Steinwand Halt machte. Der grüngekleidete Krieger beugte sich leicht über die Absperrung, um einen kleinen, versteckten Pfad, der unmittelbar an der hohen Wand von der Kraft der Zeit in das Gestein geschlagen war, ausfindig zu machen.

Link schmunzelte zufrieden, als er den schmalen Rand gefunden hatte.

„Hey, kommst du? Ich habe den Weg nach unten gefunden.“

Es dauerte einen Moment, bis der Kämpfer auf dem Pferd die Worte seines Ebenbildes realisierte.

„Äh.....ja, ich bin sofort da!“

Mit einem Satz sprang der Held der Zeit auf den Boden und einen Augenblick später war er schon bei seinem Pendant. Dort angekommen hielt der Jüngere kurz inne, da sein Magen furchtbar knurrte.

~Stimmt ja, ich hab bestimmt schon seit einer Ewigkeit nichts mehr gegessen.....~

Er seufzte und als ob der Ordoner Gedanken lesen könnte, fragte er direkt: „Hast du etwa Hunger?“

Verwundert schaute der fremde Hylianer ihn an. Wie hatte er das so schnell rausbekommen?

Verlegen kratzte er sich mit dem Finger an der Wange.

„Na ja, wenn ich ehrlich sein soll.....“

„Wir können ruhig noch etwas essen, bevor wir weitergehen. Wir sind ja schon am See und meine Angel hab ich sowieso immer dabei.“

„Ja, ehrlich?!“, fragte sein Gegenüber überrascht, „Zeigst du sie mir?!“

„Kann ich machen, aber besser erst wenn wir unten angekommen sind.“

Mit schnellen Schritten ging der einheimische Kämpfer zu seinem Pferd und schnallte eine der Taschen ab, die er sich kurz darauf selbst an seinem Gürtel befestigte.

Danach kletterte er abermals über den Zaun und der Kleinere erkannte den kargen Pfad. Besorgnis machte sich in ihm breit, sodass er schwer schlucken musste.

„Bist du sicher, dass wir auch heil unten ankommen?“, fragte er zweifelnd.

Sein Gegenüber kletterte ohne aufzuschauen weiter.

„Warum nicht? Ich habe diesen Weg schon oft genommen. Außerdem ist das nicht so schlimm, wenn man runter ins Wasser fällt.“

Doch nach diesem Satz tat sich dem Ordoner eine Vermutung auf, weshalb er sein Ebenbild fixierte.

Schon zum zweiten Mal, fühlte sich Link von seinem Blick durchbohrt. Seine Augen waren manchmal so unglaublich stechend und ausdrucksstark. Irgendwie flammte in ihnen teilweise ein hellblaues, animalisches Feuer auf, was dem Jüngeren in diesen Momenten dann immer einen kleinen Schauer über den Rücken jagte.

~.....wie ein Tier....,~ dachte er sich.

„Oder hast du Angst?“

Nicht eine Spur von Spott lag in seiner Stimme, sondern nur ernsthafte Bedenken.

Trotz alledem fühlte sich der Held der Zeit in seiner Ehre verletzt, weshalb er aufgebracht erwiderte: „Angst?! Ich hab doch keine Angst! Ich fürchte mich vor gar nichts!“

Sein Doppelgänger, der zwischenzeitlich schon auf der anderen Seite des Zauns war, schmunzelte leicht.

„Na dann, folge mir.“

Mit einem kleinen Sprung landete der Größere auf dem Felsenrand. Der andere ließ sich nicht lumpen und folgte ihm todesmutig.

Um vom Thema abzulenken, griff er einen Teil des Wortlautes auf, der ihn stutzig gemacht hatte.

„Wie meinst du das eigentlich mit ‚es ist nicht so schlimm, wenn man ins Wasser fällt’?“

Auch er machte einen kleinen Satz auf den Vorsprung. Doch wie schon einige Male davor, kam der andere nicht dazu zu antworten, weil der Held der Zeit sich die Antwort einen Augenblick später selbst gab.

„Heißt das, du bist hier schon mal runtergefallen?!“

Da der andere eigentlich auf seinen vorherigen Satz antworten wollte, hielt er für einige Sekunden die Luft an, bevor er auf die neue Frage antwortete.

„Nicht hier. Ich war in der Vergangenheit einmal gezwungen von der Brücke zu springen, weil ich flüchten musste.“

„Von der Brücke!?!!!“, platzte es aus dem anderen heraus, wobei er ziemlich ins Schwanken geriet. Nur für den Bruchteil einer Sekunde später, war der einheimische Kämpfer vor Ort. Seine Hand schnellte an die Brust des Jüngeren und drückte ihn gegen die Felswand.

„Pass auf, sonst erlebst du es gleich selbst.“, sprach er mit eindringlicher, ruhiger Stimme.

Nach einem deutlichen Nicken seines neuen Gefährten, nahm er seine Hand wieder zurück. Sogleich drehte er sich wieder um und ging weiter.

„Ja. Ich war von Feuer eingekesselt. Was anderes blieb mir nicht übrig.“

Er erinnerte sich an die ausweglose Situation damals. Auch daran, dass er in Wolfsgestalt unterwegs war.

~Na, das kann ich ihm wohl kaum erzählen...~

Nachdem der Jüngere den Schreck überwunden hatte, folgte er ihm bedächtig.

„Achso...“

Danach herrschte konzentrierte Stille.

Der schmale Pfad an der steilen Felswand mündete schon nach einigen Metern in einer kleinen Höhle. Der gewundene Gang führte steil hinab.

Ohne zu zögern ging der Größere voran. Seine Schritte waren sicher, wie gewohnt. Der Held der Zeit achtete darauf, genau auf die Stellen zu treten, die schon sein Vorgänger benutzt hatte, denn sie garantierten ihm, dass er nicht auf die Nase fiel.

So kletterten sie ungefähr eine viertel Stunde lang immer weiter nach unten, bis sie endlich einen der kleinen Landstreifen direkt am Wasser erreicht hatten.

Das blaue, kristallklare Nass nahm ein bisschen Wiese, welche unter dem Wasserspiegel lag, in Beschlag, sodass dieser ruhige Ort etwas von einem kleinen Privatstrand hatte.

Der Jüngere war begeistert. Dieser Platz gefiel ihm so richtig gut. Hier wollte er bleiben. Mit ein paar schnellen Schritten hatte er den Wasserrand erreicht und blickte sich neugierig um.

Währenddessen setzte sich der Ordoner ganz gemütlich ungefähr einen Meter hinter den anderen auf den Boden und begann die Angel auszupacken. Er wühlte kurz in der Tasche herum und packte kurze Holzstangen aus, die er mit geschickten Händen fix zu einer Angel zusammenbaute.

Dabei grübelte er über die Erzählungen des Helden der Zeit. Auch er hatte sich Ganondorf gestellt. Auch er besaß das Master Schwert, sowie die gleiche Rüstung wie die des legendären Helden. Nicht zu vergessen ihre äußerliche Ähnlichkeit, die er sich genauso wenig erklären konnte. Vor allen Dingen, wenn er aus einer anderen Zeit stammte, war diese Zeit dann die Zukunft oder die Vergangenheit?

„Das ist deine Angel?“

Die sanfte Stimme des Jüngeren riss ihn aus seinem Gedankensumpf heraus und etwas verwundert schaute er auf, in die unschuldigen, reinen, saphirblauen Augen des fremden Hylianers.

Dieser verzog fragend das Gesicht.

„Alles in Ordnung?“

Ein paar Momente herrschte zwischen ihnen eine erwartungsvolle Stille, bis sich ein liebevolles Lächeln auf das Gesicht des älteren Kämpfers schlich und er bestätigend nickte.

„Bei mir ist alles klar.“

Diese Geste zauberte auch auf das Gesicht des Helden der Zeit ein leicht verlegenes Grinsen.

„Aber sag mal,“ , fing der heimische Krieger an, „gab es in deiner Zeit auch eine Legende wonach der legendäre Held schon einmal die Welt gerettet haben soll?“

Seufzend setzte sich Link auf seine vier Buchstaben dem anderen direkt gegenüber und verzog nachdenklich das Gesicht.

„Na ja, eine Legende würde ich das nicht nennen. Eher eine Art Offenbarung oder Prophezeiung, die erklärte, wie man den Helden der Zeit rufen kann.“

Nach dem Satz stutzte er kurz, lächelte verlegen und meinte: „Also, mich eigentlich. Aber, das es schon mal Einen gab der Hyrule gerettet haben soll, davon hat mir Rauru nichts erzählt.“

Die gedanklichen Puzzleteile des älteren Kämpfers setzten sich allmählich zusammen und er begann langsam zu verstehen.

„Wieso willst du das wissen?“, fragte der fremde Hylianer.

Sein Gegenüber schüttelte daraufhin nur wohlwollend den Kopf.

„Ist schon gut. War nicht so wichtig. Hier hast du die Angel. Ich nehme an, dass du dir selbst einen Fisch fangen willst, oder?“

Das Ablenkungsmanöver hatte gut funktioniert, denn der junge Mann vor ihm wurde wieder von seiner Euphorie ergriffen, sodass er sich hochmotiviert die Angel schnappte, sich an den Wiesenrand setzte, ausholte und sie auch sogleich ins Wasser warf.

Sein Ebenbild setzte sich neben ihn und während sie entspannt auf dem Boden lagen, tauschten sie untereinander ihre allergeheimsten Fischfangtricks aus.

König der Fischer

„Wichtig ist, dass du dem Fisch genug Schnur lässt. Du musst ihn müde werden lassen.“

Der Jüngere erwiderte grinsend: „Ja! Und dann schnapp ich ihn mir mit einem Ruck!!“

Nun hatten die beiden Helden schon seit knapp drei Stunden über nichts anderes wie angeln geredet. Welche verschiedenen Fischarten es gibt, mit welchem Köder man welchen Fisch fangen kann, welche Fische nur zu bestimmten Jahreszeiten auftauchen, wie man ihn am leichtesten rauszieht und letztendlich wie er gekocht am Besten schmeckt. Da waren sie sich schnell einig, dass es nichts Leckereres als gebratenen Fisch gab.

Doch dann wurden sie von der ruckelnden Angel des Helden der Zeit unterbrochen, die bis dato noch friedlich im Boden gesteckt hatte. Etwas zog fest an ihr und der junge Mann schnappte sie sich sofort, während er erwartungsvoll „Ich hab einen!“ rief.

Nun war auch die Aufmerksamkeit des anderen vollkommen auf die zuckelnde Angel gelenkt. Der einheimische Hylianer stand auf.

Link zog an der Rute so fest er konnte, doch anscheinend hatte sich ein richtig Großer festgebissen.

„Lass ihn ein wenig umherschwimmen, damit ihn seine Kräfte verlassen.“, versuchte der Ältere ihm zu helfen.

Daraufhin versuchte der Andere seine Aufregung etwas zu bändigen und nicht so sehr zu ziehen. Doch der Fisch machte dieses Spielchen nicht mit. Er zog mit aller Kraft in die entgegengesetzte Richtung, in der Hoffnung, dem Angler die Rute zu entreißen, damit er frei war.

Der Held der Zeit hatte so langsam seine Probleme. Seine Hände wurden schwitzig, weswegen die Rute sich langsam immer weiter seinem festen Griff entwand.

„Es geht nicht! Er zieht nur kontinuierlich in eine Richtung! Wenn das so weiter geht, reißt die Schnur!!“

Er packte den biegsamen Holzstab fester. Er würde diesen dicken Fisch jetzt nicht mehr von der Leine lassen! Aber wenn das so weiter ginge, würde entweder zuerst die Schnur reißen oder die Rute würde ihm entgleiten. Die Gedanken des jungen Helden rasten. Er sah nur die Möglichkeit, ihn mit einem Ruck herauszuziehen, aber wie sollte das gehen?

~Wenn ich das mache, könnte mir gleichzeitig die Angel aus der Hand flutschen. So ein Mist!~

Nun, urplötzlich wie unvorhergesehen, stellte sich der etwas Größere hinter ihn, griff um ihn herum und packte ebenfalls die Angelrute. Um das Holz fassen zu können, hatte er sich ganz an den Jüngeren geschmiegt. Sein konzentriertes Gesicht tauchte direkt neben dem seinen auf.

„Wir müssen ihn mit einem Schlag rausziehen. Ich zähle bis drei okay?“

„Ja!“, erwiderte sein Ebenbild zustimmend.

„Eins, zwei, drei!!!“

Beide zogen so fest sie nur konnten. Der Fisch im Wasser musste aufgeben. Er wurde von der Wucht in die Luft geschleudert und landete zappelnd auf der Wiese, bis er dort seinen letzten Atemzug tat.

Da das andere Ende mit einem Mal aufgehört hatte zu ziehen, landeten die Helden unsanft auf dem Gras. Wobei sich der der Zeit sofort von dem anderen runterrollte, ihn besorgt ansah und stammelnd fragte: „Oh, das-das tut mir leid! Hast du dir wehgetan?“

Sein Doppelgänger setzte sich seufzend auf und rieb sich den Hinterkopf. Doch dann erwiderte er mit einem sanften Lächeln: „Nein, alles klar bei mir. So leicht bin ich nicht verwundbar.“

In dem Gesicht seines Gegenübers machte sich Erleichterung breit, welche jedoch sofort der Neugierde wich, da er den Fisch sah, der einige Meter von ihnen entfernt auf dem Boden lag.

„Sieh mal! Dahinten ist er!“, rief der Jüngere euphorisch.

Mit drei großen Sätzen war er bei dem Wassertier angelangt. Er zappelte nicht mehr, da er schon sein Leben ausgehaucht hatte.

Nun erkannte Link was das eigentlich für ein riesiges Ding war. Etwas mehr als einen Meter lang. Die gelb-orangenen Schuppen schimmerten matt im Sonnenlicht.

Voller Stolz nahm er das Tier auf den Arm, drehte sich um und grinste den anderen überglücklich an.

„Schau dir mal diesen riesigen Fisch an! Kein Wunder, dass der ganz schön gezogen hatte!“

Der Ordoner stellte sich aufrecht hin, um den Fang zu begutachten. Nach einigen wenigen Sekunden machte sich Überraschung in seinem Gesicht breit.

„Wow, du hast tatsächlich einen Hyliahecht gefangen! Und gleich so einen Großen!“

Link schaute auf in das breit grinsende, stolze Gesicht seines Gegenübers und lächelte ebenfalls begeistert.

„Herzlichen Glückwunsch! Ich hab noch nicht mal so einen gefangen.“

„Weißt du was? Der ist sogar so groß, dass wir beide davon satt werden!“

Der Einheimische nickte bestätigend.

„Wenn du möchtest mache ich uns direkt ein Feuer.“

„Ja das wäre toll, weil ich nämlich schon ziemlichen Hunger hab.“, erwiderte sein Ebenbild verlegen.

„Keine Sorge, das geht schnell. Gib mir eine viertel Stunde.“

Mit diesen Worten drehte sich der Größere um und lief zu ein paar vereinzelten Bäumen, die etwas weiter hinten auf dem Landstrich standen. Als er angekommen war kletterte er ohne zu zögern auf einen von ihnen. Dann begann er einige Äste abzubrechen und sie auf den Boden zu werfen.

Als er damit fertig war, landete er mit einem Sprung wieder auf der Wiese. Er sammelte das Gehölz ein, doch bevor er sich wieder auf den Weg zu dem anderen machte, griff er hinter den Stamm. Dort hatte er sich immer zwei Feuersteine vom Todesberg bereit gelegt.

Als er wieder zurück war, machte er sich daran die Äste kennerisch zu stapeln. Schließlich zündete er das trockene Laub mit den Steinen an. Kurz darauf prasselte ein lebhaftes Feuer.

Zwischenzeitlich hatte der Held der Zeit den Hecht schon bratfertig gemacht. Er steckte zwei Holzstöcke, mit je einer Portion Fisch daran für jeden, in den grünen Wiesenboden.

Zufrieden setzte sich der etwas Kleinere im Schneidersitz auf den Boden.

„Mensch, so einen riesigen Fisch habe ich wirklich noch nie gefangen! Vielen Dank, ich glaube alleine hätte ich ihn nicht herausziehen können.“

Wohlwollend lächelte der andere ihn an.

„Ach was. Ich hab gemerkt, dass du die Angel nicht mehr richtig im Griff hattest. Ich hab dir nur ein bisschen ziehen geholfen, mehr nicht.“

Link sah sein Ebenbild skeptisch an.

„Du bist ganz schön bescheiden.“

„Findest du?“

„Ja.“

Ein nachdenkliches Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Älteren während er in die tanzenden Flammen schaute.

„Eigentlich, möchte ich nur helfen, so gut ich kann.“

Er schwieg ein paar Sekunden, bevor er weiterredete.

„Ich habe auf meiner Reise durch Hyrule so viele Freunde gefunden, deswegen....wollte ich diese, unsere Welt, von Ganondorf befreien. Damit wir alle wieder in Frieden leben können.“

Es folgte eine erneute kurze Stille, bis der Erzählende leicht den Kopf schüttelte.

„Tut mir leid. Ich glaube ich schweife ab. “

„Nein, das ist schon in Ordnung. Ich finde es toll, dass du dich so sehr für andere einsetzt. Bei mir ist das genauso, deswegen kann ich dich gut verstehen.“

Der Held der Zeit schenkte dem anderen ein unschuldiges, gutherziges Lächeln, bevor er noch hinzufügte: „Außerdem höre ich dir sehr gerne zu.“

Diese Worte lösten in Link eine große, innere Zufriedenheit aus. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, jemand ging wirklich auf ihn ein und verstand ihn.

„Danke.“, antwortete er leise.

Es folgte eine angenehme Stille, in der sich die beiden Helden nur verständnisvoll anschauten. Bis der Jüngere neugierig fragte: „Du hast gesagt, du kennst jemanden, der viel über die Vorgänge dieser Welt Bescheid weiß. An wen hast du da gedacht?“

Der andere beantwortete ohne ein Zögern seine Frage.

„Hyrule ist bei uns in drei Gebiete unterteilt. Phirone, Eldin und Ranelle. Jedes Gebiet wird von einem Lichtgeist beschützt, der in einer Quelle wohnt. Ich dachte, dass wir zu einem von ihnen gehen, da sie mir auch viel über meine Bestimmung erzählt haben. Ranelle ist gleich dort hinten. Wir müssten nur mit dem Kanu rüberfahren.“

Dabei zeigte er mit dem Finger auf eine steinerne Plattform die direkt gegenüber von ihnen an der Felswand war. Ein großes Loch zierte den Eingang zu einer Höhle.

Der Held der Zeit schaute sich interessiert um.

„Achso ist das. Also, von diesen Lichtgeistern habe ich noch nie etwas gehört.“

Ein Hauch von Melancholie huschte über sein Gesicht.

„Hoffentlich kann er mir weiterhelfen.“

Link bemerkte die anfliegende Traurigkeit seines Gefährten, weswegen er ihm mit ruhiger Stimme aufmunternd zuredete: „Mach dir keine Sorgen. Die Lichtgeister sind sehr weise. Sie können uns bestimmt einen Rat geben.“

Danach fiel seine Aufmerksamkeit auf den Fisch, der schon sehr gut aussah.

„Lass uns jetzt erst einmal essen. Danach gehen wir sofort zu Ranelle, okay?“

Sein Ebenbild wandte sich wieder dem Feuer zu und erwiderte: „Ja. So machen wir’s.“

Mit diesen Worten nahm er sich seinen fertigen Fisch, pustete ein wenig und biss hinein.

Als er den ersten Happen runtergeschluckt hatte, sprach er entzückt: „Mann, ist der lecker!“

Danach haute er richtig rein. Der Ordoner tat es ihm gleich, da auch bei ihm das Hungergefühl schon ziemlich bohrte. Sie aßen stumm und spuckten nur abwechselnd die Gräten ins Wasser. Als sie fertig waren, legten sie sich gesättigt auf den Rücken.

„Puh! Das hat richtig gut getan!“, sprach der Jüngere zufrieden.

„Ja, da hast du Recht.“, stimmte ihm der andere zu.

Sie blieben beide noch einige Minuten lang liegen und sahen den Wolken zu, wie sie langsam über den Himmel zogen.

Der einheimische Krieger war der Erste, der wieder aufstand.

„Machst du bitte das Feuer aus? Dann hol ich schon mal das Kanu.“

„Klar, mach ich!“

Während Link die restliche Glut mit Erde überhäufte, ging sein Doppelgänger an den Rand zum Wasser. Dort nahm er seine Flöte, holte tief Luft und blies einmal kräftig hinein, sodass nur ein lauter Pfiff zu hören war. Danach wanderten seine Augen zu dem kleinen Wasserfall der in den Hylia-See mündete. Es dauerte ein paar Minuten, bis er dort ein Zoramädchen mit dem Holzkanu erblickte.

Nachdem sie das Boot abgeliefert hatte, sagte sie hastig: „Hallo Link! Hier hast du das Boot. Sorry, aber ich habe keine Zeit! Wir haben oben so viel Betrieb, da bin ich die ganze Zeit beschäftigt. Vielleicht sehen wir uns bald!“

„Natürlich. Vielen Dank!“, antwortete der Held und das junge Fischmädchen machte sich eilig wieder auf den Weg nach oben.

Einen Augenblick später tauchte schon der Jüngere neben ihm auf. Seine Augen begutachteten neugierig das hölzerne Wassergefährt.

„Damit überqueren wir den See?“

Sein Ebenbild nickte, was den Helden der Zeit dazu veranlasste, sich sogleich vorsichtig hinein zu setzen. Nachdem auch der Ordoner Platz genommen hatte ruderten sie, nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten, doch noch relativ souverän über das Gewässer.

Drüben an der Steinplattform angekommen, war der Ältere der Erste, der sie betrat. Da ihm der andere manchmal ein bisschen unbeholfen erschien, bot er seine Hand als Hilfe an. Link ergriff sie dankend, hätte sie aber nicht zwingend gebraucht. Trotz der starken Schwankungen hielt er seine Körperspannung. Mit einem Satz landete er neben seinem Angelfreund.

Nun standen sie beide direkt vor dem Eingang zur heiligen Quelle. Der Held der Zeit schaute staunend auf. Vor dem Eingang standen baumhohe Schlangensäulen. Vier der Steinreptilien tauchten sogar aus dem Fels direkt über ihnen auf. Dazu waren noch altertümliche Verzierungen in den Rand eingeschlagen.

Ohne ein Wort zu verlieren betrat der einheimische Kämpfer die dunkle Höhle. Sein Doppelgänger stolperte ihm hastig hinterher.

Gespannt darauf was ihn wohl erwartete, blieb er seinem Wegweiser dicht auf den Fersen. Nach einigen Minuten kamen die beiden jungen Männer an.

Dem fremden Hylianer klappte die Kinnlade herunter, als er sich umsah. Die Höhle war riesig und dazu noch ziemlich hoch. Obwohl kein Licht von außen hineinfiel, war sie hell erleuchtet. Das Wasser unter ihnen strahlte so hinauf.

Dort wo sie standen führte ein kleiner Vorsprung ein paar Schritte in den runden Raum hinein. Die stille Quelle lag ungefähr zwei bis drei Meter unter ihnen. Außerdem schwebten kleine, weiße Feen stetig um sie herum.

Der Held der Zeit spürte, wie die heilsame Kraft, die von ihnen ausging, durch ihn strömte. Sanft lächelnd schaute er ihnen hinterher, denn zum ersten Mal hatte er etwas gefunden, was ihm vertraut war.

Der Ältere trat währenddessen ganz nach vorne, bis an die Schwelle des Vorsprungs. Langsam schloss er die Augen, konzentrierte sich auf die heilige Energie die hier wohnte. Dann spürte er sie, die weißen Streifen des Lichts, die den gesamten Raum erfüllten.

„Ehrenwerter Ranelle,“, sprach er mit lauter, ruhiger Stimme, „erscheint vor uns. Wir brauchen eure Hilfe.“

Link senkte daraufhin den Kopf, öffnete die Augen und sah auf das leuchtende Wasser hinab. Auch sein jüngeres Ebenbild stellte sich nun neugierig hinter ihn und schaute ebenfalls runter.

Langsam, aber sicher fingen die Wogen an zu wirbeln. Es wurde immer stärker, bis der hell strahlende Körper der riesigen Wasserschlange daraus emporstieg. Sie drehte sich einmal ganz in der Höhle, bis der Kopf mit der heiligen Lichtkugel im Maul direkt vor den beiden Helden stehen blieb.

Dabei muss er wohl so furchteinflößend gewesen sein, dass der Held der Zeit sich vor Schreck fluchtartig hinter dem Anderen versteckte. Vorsichtig schob er den Kopf über die Schulter seines Pendants, um sich den Lichtgeist genauer anzusehen.

„Du hast nach mir gerufen, ehrenwerter Held?“

Die tiefe, göttliche Stimme hallte an den steinigen Wänden wider. Der Angesprochene nickte.

„Es ist etwas passiert, was ich mir überhaupt nicht erklären kann, nämlich...“

Doch der ältere Krieger stockte und schaute zur Seite, in das Gesicht seines Doppelgängers. Dieser war noch immer so von dem Lichtgeist gefesselt, dass er die gesprochenen Worte gar nicht wahrgenommen hatte. Erst als der Andere ihn etwas nach vorne zog, um ihn in das Blickfeld Ranelles zu setzen, realisierte der fremde Hylianer, dass er ja eigentlich der Hauptgrund ist, warum sie hier waren.

Die Schlange selbst war von dessen Erscheinung überrascht.

Doch bevor irgendjemand etwas sagen konnte, ergriff der einheimische Kämpfer mit ernstem Gesichtsausdruck das Wort. Man hätte meinen können, er hätte sich seine gesprochenen Sätze im Kopf schon genau zurechtgelegt.

„Ehrenwerter Ranelle, dieser junge Mann, ist mein komplettes Ebenbild. Ich habe ihn heute Morgen nach dem Auftauchen eines dunklen Strudels bewusstlos gefunden. Er besitzt das legendäre Master Schwert, er trägt die gleiche Rüstung wie ich und auch er hat Ganondorf in seiner Zeit besiegt.“

Link atmete noch einmal tief ein bevor er fortfuhr.

„Worauf ich hinaus will, ist-“

Doch er wurde von dem Lichtgeist unterbrochen.

„Ich weiß, junger Held. Ich kann die Geschehnisse aus deinen Augen lesen. Außerdem spüre ich, dass er aus einer anderen Zeitebene als dieser entstammt.“

„Ja, das glaube ich auch, aber ich.....ich habe noch eine ganz spezielle Vermutung....“

Der Kämpfer senkte seinen Blick etwas. Er spürte, wie der andere ihn nun fragend ansah, doch er wollte ihm nicht in die Augen schauen.

„Ehrenwerter Ranelle,“, setzte er an, „ich glaube, er ist der legendäre Held der unsere Welt damals vor dem Untergang bewahrt hat.“

Dabei hob er wieder das Gesicht und schaute den Lichtgeist erwartungsvoll an.

Der Jüngere folgte verklärt seinem Blick. Irgendwie stand er momentan auf dem Schlauch. Legendärer Held? Er?! Ja, er war der Held der Zeit, aber er bezweifelte, dass irgendjemand außer den Weisen vielleicht, von seinem Kampf etwas wusste.

~Moment....die Weisen....?!~

Hätte es sein können, dass Ruto, Naboru, Darunia, Salia oder Impa etwas ihren Völkern weitergetragen hatten? Und was war eigentlich mit Zelda?

Seine Gedanken wirbelten wirr in seinem Kopf herum. Alles war so durcheinander, so unwirklich. Er verstand das alles einfach nicht.

Ranelle schwieg im ersten Augenblick, doch dann erhob er wieder seine Stimme: „Ja, du sprichst wahre Worte. Er ist derjenige, der ungefähr vor siebenhundert Jahren unsere Welt rettete.“

„Vor siebenhundert Jahren?!“

Der fremde Hylianer verstand gar nichts mehr.

„Heißt das, dass ich in die Zukunft gereist bin? Und vor allen Dingen, warum ist Ganondorf dann wieder auferstanden?“

Der Lichtgeist erwiderte beruhigend: „Ich verstehe eure Verwirrung ehrenwerter Held der Zeit, doch lasst mich erklären. Ihr wart der Erste, der den dunklen König der Diebe zu besiegen vermochte. Doch der Schattenfürst kehrte wider. Die Nachfahren der sieben Weisen konnten ihn in die Schattenwelt verbannen, aber er befreite sich von diesem Fluch. Nur eine Reinkarnation des legendären Helden sowie der weisen Prinzessin, mag den dunklen König erneut fesseln, sodass er auf ewig gefangen bleibt.“

Nun wandte Ranelle seinen Kopf in Richtung des älteren Kämpfers, der schon von selbst verstand.

„Diese Reinkarnation.....das bin ich....nicht wahr?“

Die große Schlange nickte. Der Held der Zeit jedoch, war noch nicht zufrieden, weshalb er nachhakte: „Also existiere ich in dieser Welt als Legende, da ich sie angeblich vor hunderten von Jahren vor dem Bösen gerettet habe?“

Der Herrscher des Wassers nickte kaum merklich mit dem Kopf.

„So ist es.“

„Aha...was ich aber noch nicht verstehe ist, warum ich in dieser Zeitebene gelandet bin?“

„Das kann ich euch leider nicht beantworten, ehrenwerter Held, doch es steht fest, das ihr so schnell wie möglich wieder in eure Zeit zurück müsst, da ein Ungleichgewicht der Kräfte entstanden ist. In dieser Welt existieren nun zwei Triforce-Fragmente des Mutes, während in der anderen Zeitepoche keines vorhanden ist.“

Die Schlange leuchtete hell auf und das Wasser begann erneut zu wirbeln. Allem Anschein nach, waren für ihn alle Fragen geklärt.

„Ihr müsst Königin Zelda aufsuchen. Sie ist in der Lage die dunklen Mächte aufzuspüren. Außerdem kann nur sie einen Weg finden, den Helden der Zeit wieder zurückzuschicken.“

Ranelle drehte sich, wobei sein Körper immer greller strahlte. Hohe Wellen schlugen kunstvoll um sich.

Die beiden jungen Kämpfer mussten sich die Hand vor Augen halten.

Eine letzte Warnung hallte von den Wänden wider, als der Lichtgeist endgültig verschwand: „Achtet auf euch, denn ich spüre, wie eine neue, dunkle Bedrohung diese Welt erneut mit Schatten überziehen will. Ich sehe, wie auch du Held unserer Zeit, die schwarzen Flammen bemerkst. Bedenkt, vielleicht ist auch das der Grund für das Erscheinen des legendären Helden. Nur die vereinigten Fragmente des Mutes, vermögen eine Kraft freizusetzen, die das Böse weichen lassen!“

Mit einem lauten Wasserknall verschwand Ranelle. Nur die leicht aufgewühlten Wogen verrieten sein Verschwinden.

Der einheimische Krieger senkte etwas den Kopf. Der Wassergeist hatte gemerkt, dass er sein Master-Schwert wieder bei sich trug.

~Also war meine Vision doch kein Hirngespinst.~

Außerdem standen bei ihm noch einige Fragen offen.

Wie lautete ihr Auftrag? Was hat es mit diesem seltsamen Zeitstrudel auf sich, aus dem sein Doppelgänger kam, der ihn unweigerlich etwas an die Schattenwelt erinnerte? Welche neue böse Macht bedrohte erneut sein Land?

Fragen über Fragen und Link wusste einfach keine Antwort. Wie sah sein weiterer Weg aus, den er sonst immer klar vor Augen hatte?

Er stieß einen kaum hörbaren Seufzer aus.

~Anscheinend kann uns wirklich nur Königin Zelda helfen. Vielleicht bringt sie etwas Licht ins Dunkel.~

Damit drehte sich der Ordoner um und ging schnurstracks an seinem Ebenbild vorbei, der noch immer offenen Mundes nach unten auf das leuchtende Wasser starrte.

Er hatte ja wirklich schon viel erlebt, aber diese Lichtgeister waren trotzdem ein Phänomen für ihn.

Einige Sekunden nachdem der Ältere an ihm vorbeiging, erwachte er aus seiner Starre. Leicht perplex drehte er sich um. Folgte seinem Kampfgefährten nach draußen.

Auf dem kurzen Weg dorthin schmunzelte er etwas. Der Grund dafür, waren wohl seine phantasievollen Vorstellungen. Mit einem naiv-kindlichen Gesichtsausdruck fragte er sich in Gedanken:

~Ob sie von mir wohl auch eine Statue im Schloss haben? Immerhin bin ich hier ja der legendäre Held!~

Bevor sich der Grüngekleidete jedoch genau ausmalen konnte, wie er wohl als Verewigung in Steinform aussehen würde, trat er hinaus aus dem Höhleneingang. Die Sonnenstrahlen, welche seinen Körper erfassten, schienen wärmend auf ihn herab.

In der Zwischenzeit stach bei dem Anderen eine seiner hundert Fragen sehr hervor, während er nachdenklich draußen neben seinem ’Urahn’ stand, wenn man ihn so bezeichnen konnte.

Interessiert schaute er den Jüngeren ins Gesicht und fragte: „Wie hast du eigentlich dein Master-Schwert bekommen?“

Sein Ebenbild blickte ihm in die Augen, bevor er anfing zu erklären.

„Ich habe es in der Zitadelle der Zeit aus einem Stein gezogen. Es war der Auslöser, der mich in den siebenjährigen Schlaf versetzte.“

Der Ältere horchte auf.

~Eine Zitadelle?~

Sofort fing sein Gehirn an Vergleiche zu ziehen. Auch er zog sein Schwert aus einem Stein, doch war der Platz dieses Steins in den verlorenen Wäldern des heiligen Hains.

~Die Ruinen…~

Die Erkenntnis traf den Ordoner wie ein Blitz. Es war derselbe Stein, nur die Zitadelle hatte die siebenhundert Jahre wohl nicht überstanden.

~Wie würde er das wohl aufnehmen? An diesem Ort stehen nur noch unkenntliche Ruinen, die nur vermuten lassen, was dort vielleicht einmal war.~

Die Augen des einheimischen Kriegers schauten sein Ebenbild besorgt an. Er war sich uneins darüber, ob er ihm davon erzählen sollte.

~…..aber, er hat ein Recht darauf es zu erfahren….~

Der Held der Zeit sah seinen Doppelgänger nur verwundert an.

„Was hast du?“, fragte er.

Der Blick seines Weggefährten war ernst. Nach einigen Sekunden der Stille jedoch beschloss er, dem fremden Hylianer von dem Tempel zu erzählen.

„Es ist nichts, nur....in dieser Zeitepoche könnte es etwas Vergleichbares geben, wie die Zitadelle die du kennst. Vielleicht ist es ja die Gleiche.“

Sein Gegenüber starrte ihn verblüfft an. Hatte sich das alte Gebäude, welches doch schon zu seinem Kampf gegen Ganondorf leicht verwittert war, so lange gehalten?

Urplötzlich wurde dem Jüngeren etwas klar.

Wenn es die Zitadelle noch gibt, dann würde die Möglichkeit bestehen, dass er wieder zurück in seine Zeit könnte.

~Wenn ich mein Master-Schwert in den Stein stecke, vielleicht funktioniert dann der Zeitsprung!~

Mit einem Mal war der Jüngere total nervös, sowie keimte unerwartete Freude in ihm auf. Es bestand die Chance seiner Rückkehr! Zurück in sein Hyrule, zurück zu seinen Freunden......zurück zu Zelda.

Der Gedanke an die junge Prinzessin zauberte dem Helden der Zeit ein liebevolles Lächeln auf sein Gesicht.

Nichts desto trotz musste er jetzt erst einmal in diesen Zeitschrein, von dem der Andere geredet hatte.

In der Zwischenzeit beobachtete der einheimische Krieger sein Ebenbild nur prüfend. Diese wechselhaften Emotionen von Nachdenklichkeit, Nervosität und Freude verwirrten den Älteren etwas. Aber es schien ihm etwas zu sagen, denn kurze Zeit später wurde er von seinem aufgewühlten Freund gefragt: „Kannst du mir diesen Tempel zeigen? Jetzt?“

Damit hatte der Ordoner schon irgendwie gerechnet. Trotzdem wollte er seinem Ebenbild den Zustand in dem sich das Gebäude befand, vorenthalten. Innerlich hoffte er darauf, dass der Jüngere schon damit rechnete, da immerhin über siebenhundert Jahre vergangen waren.

„Ja, das kann ich machen.“

Die Augen des Kleineren weiteten sich vor Freude.

„Das ist toll!! Vielen Dank!! Dann können wir uns ja auf den Weg machen!“

Voller Zuversicht setzte sich der fremde Kämpfer vergnügt in das Kanu. Link folgte ihm nachdenklich. Langsam spürte er berechtigte Zweifel, ob sein Ebenbild die Sache nicht etwas zu blauäugig sah.

~Vielleicht irre ich mich auch. Ich kenne ihn immerhin noch nicht lange genug um zu wissen, wie er wohl reagieren wird.~

Behutsam setzte sich nun auch der Ältere in das Boot und mit der Mittagssonne im Nacken, paddelten sie über den wunderschönen, glitzernden Hylia-See.

Shining

So wurde der Held der Zeit von seinem älteren Kampfgefährten wieder nach oben zu den Pferden, über die Hylia-Steppe zurück in den Wald von Phirone geführt. Sie kämpften sich durch dichtes Gras, giftige Gase und liefen auf verwundenen Pfaden durch den verwunschenen Wald, bis sich die Bäume langsam lichteten. Eine große, breite, runde Lichtung kam zum Vorschein. Da die beiden Kämpfer oben auf einem Felsvorsprung standen, kletterten sie sachte hinunter.

Der Ordoner erinnerte sich noch an die Zeiten zurück, wo Midna ihn ganz einfach teleportieren konnte. Es war eine praktische Sache gewesen, aber Link machte es nichts aus ohne ihre Hilfe Hyrule zu durchstreifen.

Unten angekommen sah sich der jüngere Krieger staunend um. Überall an diesem hell erleuchteten Platz, standen alte, verwitterte Steinsäulen und –mauern.

Schon zu Anfang hatte er sich gefragt, warum in aller Göttinnen Namen der Tempel mitten im Wald stand. Es hatte sich wirklich sehr viel verändert, was den fremden Hylianer überraschte. Doch im Nachhinein dachte er sich, war es ja kein Wunder. Immerhin war fast ein ganzes Jahrtausend vergangen.

Was habe ich denn erwartet.....?

Während seine Augen noch nachdenklich über die zerstörten Gemäuer streiften, beobachtete sein einheimischer Kampfgefährte ihn besorgt. Es widerstrebte ihm ein wenig seinem neuen Freund diesen Anblick zu bieten. Er mochte es einfach nicht, schlechte Nachrichten zu überbringen.

„Komm. Hier geht es weiter.“, sprach er mit ruhiger, fester Stimme.

Sein Ebenbild ließ von den unkenntlichen Steinen ab und schaute dem Anderen in die Augen. Der Jüngere hatte irgendwie ein flaues Gefühl im Magen.

Nach einem kurzen Nicken seinerseits folgte er angespannt dem etwas größeren Kämpfer einen schmalen, kurzen Pfad hinauf.

Link wusste nicht was ihn erwartete. Umso entsetzter war er, als er einen noch größeren, rechteckigen Platz betrat, der von ein paar stehenden, zerschlissenen Mauern umsäumt war. Auf dem Steinboden in der Mitte, erkannte man das heilige Triforce-Symbol. Der Rest war von wildem Gras überwuchert. Rechts von ihnen, dort wo einmal der Eingang war, stand nur eine etwas höhere Steinterasse. Links von ihnen bewachten zwei Wächterstatuen den Durchgang zu einem weiteren Raum. Die Sonne ließ diesen alten, verlassenen Ort friedlich erstrahlen.

Allem Anschein nach, war dies wirklich einmal seine alte Zitadelle gewesen, die der Held der Zeit so oft aufgesucht hatte. Sein Körper unterlag einer Starre. Geschockt blickte er sich um, sah sich den Teil der Kirche an, in dem er als kleiner Junge die drei Amulette platzierte.

Das flaue Gefühl seines Magens bestätigte sich mit einem Mal. Außerdem stieg in dem Jüngeren eine leichte Traurigkeit auf, denn dieser Ort kam ihm schon etwas vertraut vor. Er hatte zwar mit einem solchen Zustand des Schreins gerechnet, doch der Anblick der Ruinen traf ihn mehr als er dachte.

Der einheimische Krieger erkannte den Schmerz, der sich in den Augen seines Ebenbildes widerspiegelte und es tat ihm Leid. Er wollte auch nichts sagen, denn was könnte der Ordoner in solch einer Situation schon Aufmunterndes von sich geben?

Doch auch wenn er nichts sagte, spürte der Held der Zeit seine stille Anteilnahme und irgendwie beruhigte ihn die Anwesenheit des Anderen etwas. Er wollte nicht allein sein, wenn er auf der Suche nach der Vergangenheit war.

Die Augen des fremden Hylianers blieben an dem Durchgang zwischen den Wächterstatuen hängen. Langsamem Schrittes wanderte er zwischen den bewegungslosen Beschützern hindurch. Sein Doppelgänger folgte ihm einige Meter weiter hinten.

Das Herz des jüngeren Kämpfers klopfte schnell. Seine Hände waren schwitzig und zitterten leicht, als er eine kurze, steinerne Treppe hinauf ging. Theoretisch müsste jetzt die Halle mit dem Zeitfels kommen, in dem das Master-Schwert gesteckt hatte. Doch wenn der erste Teil der Zitadelle schon so zerstört war, wollte Link eigentlich gar nicht wissen, was mit dem Raum war, wo er seine Bestimmung gefunden hatte.

Als er ihn betrat, sah, was dort war, wurde der Schmerz in ihm schlagartig größer. Ein verletzter Gesichtsausdruck war noch zu sehen, bevor der Held der Zeit die Augen schloss und den Kopf nach unten wandte.

Er wollte nicht die kaputten Mauern sehen, die erneut diesen großen Raum säumten, welche noch zerstörter waren als die vorherigen. Hier war absolut nichts, nur die Plattform mit dem Stein für das Master-Schwert darauf, hob sich etwas von dem restlichen verwachsenen Boden ab. Sonst war alles leer.

Genauso fühlte sich auch der Held der Zeit. Leer und verlassen. Doch ein kleiner Funke Hoffnung glimmte in ihm auf, sodass er mit ernstem Blick den Stein vor sich fixierte.

Wenn er sein Master-Schwert dort hinein stach, würde er vielleicht wieder in seiner Zeit landen. Denn auch wenn über siebenhundert Jahre vergangen waren, war es doch immer noch seine Zitadelle der Zeit, nicht war?

Ich muss es zumindest versuchen....!

Entschlossen schritt er nach vorne. Zog sein Schwert aus der Scheide und betrat die weiße Plattform. Vor dem rechteckigen Zeitfels blieb er stehen.

Der einheimische Krieger schaute ihm nur verdutzt dabei zu. Was hatte der andere bloß vor? Etwas neugierig machte er selbst unbewusst ein paar Schritte nach vorne.

Nach wenigen erwartungsvollen Sekunden umfasste der Jüngere sein Schwert mit beiden Händen, sodass die Spitze nach unten zeigte. Dann steckte er es hinein in die Fassung.

Außer einem kurzen Sturzleuchten der Klinge passierte nichts.

Danach drehte der Ältere seinen Kopf instinktiv nach hinten. Doch außer einem kleinen, flackernden Schatten, dem er auch weiter keine Bedeutung beimaß, passierte nichts.

Die Traurigkeit, welche sich zuerst in Hoffnung verwandelt hatte, wurde nun zu Enttäuschung aus der langsam der Ärger keimte. Der Held der Zeit kam sich irgendwie veralbert vor, sodass er ein wenig sauer das Schwert wieder herauszog.

„So ein Mist...“, nuschelte er.

Da der Ordoner leider immer noch nicht aufgeklärt war, fragte er nun verdutzt: „Was hast du denn versucht? Vielleicht kann ich dir helfen.“

Sein Ebenbild auf der Plattform hob schlagartig den Kopf, als er die ruhige Stimme des Anderen vernahm. Er war so in seiner eigenen Gedankenwelt versunken gewesen, dass er ihn nicht mehr wahrgenommen hatte.

Er...war die ganze Zeit hier, bei mir geblieben....?

Diese Erkenntnis überraschte den Jüngeren im ersten Moment etwas, doch dann erinnerte er sich an die Situation davor, als er den Raum betreten hatte. Sein größerer Doppelgänger war keine Sekunde lang von seiner Seite gewichen. Er hatte es gespürt, nur seine Depression war in jenem Moment wohl stärker gewesen.

Er ist richtig....fürsorglich....

Langsam drehte sich der fremde Hylianer um, schaute in die besorgten, doch auch interessierten, hellblauen Augen seines Gegenübers.

„Na ja,“, versuchte der jüngere Kämpfer zu erklären, „in meinem Hyrule konnte ich durch die Zeit reisen, aber das weißt du ja schon. Dafür musste ich nur mein Master-Schwert in diesen Stein stecken oder herausziehen, je nachdem, ob ich in die Zukunft oder Vergangenheit wollte. Deshalb habe ich es hier versucht, da das ja eigentlich derselbe Zeitfels ist, aber es hat nicht funktioniert.“

Link versuchte die gesprochenen Worte seines Ebenbildes nachzuvollziehen, was ihm auch ziemlich gut gelang, da er schon grob die Geschichte seines neuen Kampfgefährten kannte.

„Das ärgert mich irgendwie....“, fügte der Held der Zeit noch seufzend hinzu, „.....na ja, ein Versuch war es wert.“

Der einheimische Kämpfer schaute nachdenklich auf die Fassung. Er dachte nach, doch es fiel ihm einfach nichts Vernünftiges ein was sie noch ausprobieren könnten.

„Es tut mir leid, aber ich bin auch vollkommen ratlos.“, sprach er.

Sein Ebenbild stutzte verwundert und erwiderte: „Warum entschuldigst du dich denn? Du kannst doch nichts dafür. Ich muss dir eher danken, dass du mir die Ruinen gezeigt hast, denn jetzt kann ich diese Möglichkeit schon mal ausschließen.“

Nach diesem Satz senkte der Ältere betroffen den Kopf.

„Es tut mir leid, dass ich dir nichts über den Zustand der Zitadelle verraten habe. Ich wollte deine Hoffnungen nicht zerstören.“

Sein jüngerer Doppelgänger war von dieser Reaktion sichtlich überrascht. Dieser junge Mann der da vor ihm stand und ihm so ähnelte, war so herzensgut. Andauernd machte er sich Gedanken über ihre Situation und dachte dabei kaum an sich. Link hatte selten jemanden getroffen, der sich so um das Wohl anderer sorgte. Dabei kannte er ihn gerade mal einen halben Tag lang.

Langsam fing in dem Jüngeren an, ein acht- und liebevolles Gefühl zu keimen. Er mochte sein älteres Ebenbild einfach.

Entschieden schüttelte er den Kopf und sprach grinsend: „Das ist doch egal. Ich hätte es doch früher oder später sowieso erfahren. Ich muss dir danken, dass du mich hierhin begleitet hast.“

Der Held der Zeit machte eine kurze Pause bevor er seinen Wortlaut zu Ende brachte.

„Ich glaube, ohne dich wäre ich hier ganz schön aufgeschmissen gewesen.“

Diese Worte erleichterten den Ordoner irgendwie. Er war froh das zu hören.

Plötzlich durchflackerte ein Geistesblitz seine Erinnerungen, über den er selbst überrascht war. Wie konnte er dieses wichtige Detail so einfach vergessen haben? Es gab einen Weg zurück, jedenfalls glaubte er das.

Ja...so könnte es sein!

„Mir ist gerade etwas eingefallen, was uns weiterhelfen könnte.“, sprach er hastig.

Verdutzt über diese plötzliche Wendung, fragte der Held der Zeit aufgeregt: „Wirklich? Was denn?!“

Ohne zu Zögern fing sein Gegenüber an zu reden: „Ich habe auch einmal mein Master-Schwert wieder in den Zeitfels gesteckt, um genau wie du in eine andere Zeit zu reisen. Nämlich in die Vergangenheit.“

„Was?!!?!“, platzte der Jüngere verdutzt heraus, „Und wie hast du das gemacht?“

„Indem ich mein Schwert hineinsteckte, hatte sich hinten auf der Steinterrasse eine Tür in die Vergangenheit geöffnet. Als ich durch sie geschritten war, bin ich in der Vergangenheit gelandet, aber ich kann dir nicht sagen, um wie viele Jahre. Auf jeden Fall steht die Zitadelle dort noch.“

„Echt?!! Das ist toll!! Das muss meine Zeit sein!!! Auf dieser Steinterrasse sagst du?!“

Der kleinere Kämpfer war sichtlich begeistert. Es gab doch noch eine Chance! Und sie war zum Greifen nahe!!

Mit einem Handwink drehte sich der einheimische Hylianer um und sagte lächelnd: „Ja genau, komm mit! Ich zeige sie dir!“

Mit diesen Worten lief er zurück zur Treppe, die sie zu diesem Raum hinaufgestiegen waren. Ungeahntes Glück durchflutete den Körper des fremden Kriegers, als er von dem Podest sprang und ihm folgte.

Endlich kann ich wieder zurück!!

Doch er hatte sich leider zu früh gefreut, denn plötzlich blieb sein Ebenbild abrupt stehen, sodass der Held der Zeit beinahe in ihn reingelaufen wäre.

„Was ist los? Warum bleibst du stehen?“, fragte er verwirrt.

Statt einer Antwort wich der Ältere weiter zurück und hielt seinen Arm schützend vor ihn.

„Geh zurück!“, rief er laut. Daraufhin zückte er schnell sein Schwert und Link sah nur noch wie er damit eine monsterähnliche Gestalt zu Boden schlug. Nun erkannte er auch, was los war. Vor dem Durchgang standen eine Hand voll solcher Monster. Sie waren etwas größer als sie selbst. Ihre raue Haut war dunkelviolett und in ihren Klauen hielten sie einfache Holzkeulen. Mit ihren schiefen Fratzen starrten sie die beiden Helden verhöhnend an.

Soeben hatte der Ordoner einen von ihnen der es besonders eilig hatte, niedergestreckt. Nun nahm er das Schild in die rechte Hand und beobachtete den restlichen Haufen mit stechenden Augen.

Sein Ebenbild hinter ihm, wurde langsam wieder wütend. Jetzt gab es endlich wieder einen Funken Hoffnung und ausgerechnet dann mussten sich so dämliche Monster ihnen in den Weg stellen. Doch sie sollten erst einmal versuchen ihn aufzuhalten.

Entschlossen zog nun auch der Jüngere sein Schwert und Schild und stellte sich neben seinen Kampfgefährten. Dieser schaute ihn leicht verwundert aus den Augenwinkeln an, lächelte aber einen Moment später.

„Die haben sich einen schlechten Zeitpunkt ausgedacht, was?“, sprach der einheimische Kämpfer.

„Das kannst du laut sagen!“, antwortete sein Ebenbild selbstbewusst, „Ich werde mich von niemandem aufhalten lassen!!!“

„Keine Sorge, das hatte ich auch nicht vor.“

Die beiden Krieger schauten sich an. Ihre Augen sprachen die gleiche Sprache. Keiner Spur von Angst war in ihnen zu lesen, nur die innere Stärke der beiden Helden strahlte aus den blau-leuchtenden Kristallen. Nach einem beidseitigen, selbstsicheren Lächeln, stürzten sie sich auf die Gegnerschar.

Es blitzten Klingen, es krachten Schwerter, es fielen Monster zu Boden. Die jungen Männer in der grünen Tracht bewegten sich um einiges schneller, als ihre trägen Gegenspieler, weswegen der Jüngere schon nach kurzer Zeit als Erster durch den Gang stürmen konnte. Sein Doppelgänger folgte ihm einige Sekunden später.

Sie türmten durch den Gang zurück in die zerstörte Halle davor. Was sie dort sahen, ließ sie erneut innehalten. Auf der Steinterrasse vor ihnen beobachteten sie, wie sich schwarze Schatten um den Torbogen rankten und in immer kürzer werdenden Zeitabständen erschienen Monster. Sie belagerten den Vorsprung, kletterten über die Mauern oder preschten aus den beiden seitlichen, dunklen Höhlengängen heraus, sodass sich schon bald eine ganze Schar vor den Helden zusammenraufte.

Während der jüngere Krieger seine Gegner vor sich entschlossen anfunkelte, bemerkte sein Ebenbild, wie sich hinter ihnen die Zurückgebliebenen ebenfalls wie eine undurchdringliche Mauer aufbauten. Um ihre Deckung nicht zu vernachlässigen, stellte er sich ihnen offensiv mit gezücktem Schwert entgegen, während der Held der Zeit sich unbewusst wie ein Spiegelbild ebenfalls so verhielt. Da die Monster sie langsam weiter einkreisten, wichen auch die beiden jungen Männer mit kleinen Schritten immer mehr zurück, bis sie schließlich Rücken an Rücken auf der Plattform mit dem Triforce-Symbol stehen blieben.

Der etwas kleinere Kämpfer sah das als ein gutes Omen an und sprach mit ironischer Stimme: „Wird langsam eng, was?“

„Da gebe ich dir Recht.“, erwiderte der Ordoner ungerührt ruhig.

„Dann wird es Zeit, dass wir uns wieder etwas Platz verschaffen oder was denkst du?“

„Du nimmst mir die Worte aus dem Mund.“

Nach diesem Satz druckste der Jüngere selbstsicher und fügte noch hinzu:

„Die Frage ob du’s alleine schaffst verkneif ich mir.“

„Ich ebenfalls.“

Als ob dieser Satz der Startschuss gewesen wäre, stürzten sich die hässlichen Fratzen, die zwischenzeitlich immer näher gekommen waren, auf die zwei jungen Männer im grünen Heldengewand.

In diesem Augenblick als sie angestürmt kamen, schien die Zeit für einen Moment lang still zu stehen. Der fremde Hylianer spürte eine wärmende Kraft die seinen Körper durchströmte. Sein entschlossener Wille war nur darauf bestrebt diese lästigen Feinde zu besiegen, um endlich wieder in sein geliebtes Hyrule zurückzukehren.

Mit einem lauten Kampfesschrei schwang er sein Schwert, sodass er gleich zwei seiner Gegner mit einem Seitenhieb zu Boden schlug. Doch die anderen ließen nicht lange auf sich warten. Mit prüfenden Augen erhaschte sich Link immer wieder aufs Neue einen Überblick über die Angreiferschar. Mit schnellen Schritten und flinken Manövern gelang es ihm leicht, den trägen Hieben der Monster auszuweichen, nur damit er sie danach mit einem gezielten Schwerthieb töten konnte.

Als sich ihm erneut eine Truppe nähern wollte, tauchte der Held der Zeit galant unter den Keulen seiner vordersten Gegnerreihe hindurch, um einen von den hinteren mit dem Schild zu rammen, sodass dieser mit seinen Kumpanen hinter ihm, wie Domino Steine nacheinander umfielen.

Danach drehte sich Link schwungvoll, um den Angriff der beiden anderen die er kurz zuvor stehen gelassen hatte, zu kontern. Noch bevor eine der Holzkeulen seinen Körper erwischte, sackten seine Angreifer vor Schmerz krümmend zu Boden.

Damit hatte sich der Held der Zeit ein wenig Luft verschafft, sodass seine Augen das Schlachtfeld nach seinem Kampfgefährten absuchten. Sie erfassten den einheimischen Krieger auch relativ schnell, sodass der Jüngere staunend beobachten konnte, wie sein Ebenbild eine geschickte Seitwärtsrolle ausführte und gleich sieben seiner Feinde auf einmal von unten herauf wie ein Tornardo erwischte.

Link war über die präzisen Schwerttechniken des Anderen sehr beeindruckt. Außerdem hatte der etwas Größere tatsächlich dafür gesorgt, dass ihn niemand von hinten attackierte. Man konnte sich im Gefecht ganz einfach auf ihn verlassen.

Wie er sein Schwert führt! Ich glaube ihm auf’s Wort wenn er sagt er hat Ganondorf getötet.

Nun blieb auch dem Ordoner ein kurzer Moment, um in das Gesicht seines Doppelgängers zu schauen. Als sich ihre Blicke trafen, lächelte der etwas kleinere Kämpfer zufrieden. Er spürte, dass sich irgendwie ein Gefühl der Verbundenheit in seinem Herzen aufbaute. Sonst war er immer auf sich allein gestellt, aber nun war die Situation eine gänzlich andere. Jemand kämpfte so wie er, an seiner Seite als Streitgefährte.

Die Erkenntnis darüber, ließ das lodernde Gefühl stärker werden.

Ich....kämpfe nicht mehr allein...

Sein Mitstreiter erwiderte sein Lächeln, doch sie hatten nicht viel Zeit. Schon standen die hässlichen Fratzen wieder, die der fremde Hylianer zuvor umgestoßen hatte. Rasend vor Wut, stürmten sie auf ihn zu. Der Ältere, welcher noch einige Meter entfernt stand, sprintete nun zu seinem neuen Freund, um ihm zu helfen. Der kam zwar gut alleine klar, doch was seinen beobachteten Augen entging, war ein gerissener Feind, der sich hinter seinen Kumpanen versteckt hielt, um aus dem Hinterhalt heraus anzugreifen. So plötzlich, dass der Jüngere keine Chance zum Ausweichen oder Blocken blieb.

Link sah das bereits voraus, weshalb er schon sofort das Schwert stichbereit hochhielt. Sein tierisch-scharfer Blick erfasste die hinterhältige Fratze und mit einer unglaublichen Geschwindigkeit, sowie Treffsicherheit rammte er sein Master Schwert direkt vor dem Gesicht seines Pendants in die Kehle des Monsters.

Doch überrascht war der Held der Zeit offenbar nicht, denn nachdem seine Klinge noch zwei von ihnen niedergestreckt hatte, zog er den etwas Größeren an sich.

„Was-“, fragte sein Ebenbild perplex, denn damit gaben sie den Angreifern die Möglichkeit sie erneut einzukreisen, was sie auch prompt taten. Nur diesmal hatten sie noch weniger Platz zum Ausweichen. Schon wollte der einheimische Krieger wieder versuchen den Kreis zu durchbrechen, doch sein Kampfgefährte hielt ihn bestimmend zurück.

„Vertrau mir!“, sprach er eindringlich.

Etwas lag in seiner Stimme, was den Ordoner wirklich ruhig werden ließ. Ein zustimmendes Nicken seinerseits, veranlasste den fremden Hylianer für einen konzentrierten Moment die Augen zu schließen. Dabei nahm er einen diamantenen Stein in dessen Kern eine kleine Flamme loderte in die Hand.

Kurz bevor die hölzernen Schlagwaffen auf die beiden Helden niedersausten, schlug der jüngere Kämpfer mit der Faust in der er den Feuerdiamanten hielt, auf den Boden. Sofort baute sich eine riesige Wand aus Flammen um sie herum auf.

Der einheimische Krieger erschrak sich im ersten Moment. Nur eine Sekunde zuvor noch, hatte er die Keulen auf sie zufliegen gesehen und jetzt waren sie mit einem Mal komplett geschützt. Doch damit nicht genug, der feurige Wall breitete sich weiter aus. Somit erwischten sie den gesamten Gegnerkreis, der um die Beiden herumstand.

Link war von dieser magischen Attacke sehr beeindruckt. Er hätte nicht gedacht, dass sie eine solche Durchschlagskraft besitzt. Vor allen Dingen, dass sein Ebenbild dieses hohe Niveau der Magie beherrschte.

Er ist ziemlich stark.

Nachdem die roten Flammen wieder verschwunden waren, verlor der Kleinere keine Zeit. Da nun der Weg frei war, wollte er selbst auf die Terrasse klettern, um endlich die Tür zur Vergangenheit zu öffnen.

Voller Vorfreude lief er blindlings auf den Steinvorsprung zu. Sein Mitstreiter hinter ihm, sah ihm nur nachdenklich hinterher, bis sich wieder einige der hässlichen Feinde zusammengerauft hatten und ihn erneut angriffen.

Doch urplötzlich schnellten schwarze, seilähnliche Schatten von vorne auf den Jüngeren zu, die ihn auch sofort an der Hüfte und den Armen fesselte.

„Was-was ist das?!?!!“, rief er sichtlich geschockt.

Der ältere Kämpfer hinter ihm zuckte erschrocken zusammen, fing sich jedoch im selben Moment wieder. Nachdem er ein paar Fratzen mit seinem Schwert getötet hatte, glitt sein kontrollierender Blick über diese seltsamen Schatten die ihren Ursprung in dem Zeitportal fanden, welches selbst gänzlich von Schattenflammen umhüllt war. Sogar auf den Bäumen und den restlichen Ruinen um sie herum lag diese dunkle Bosheit. Sie schimmerten matt im Dämmerlicht, welches von der Tür ausging. Der Anblick war furchterregend.

Nun fingen die schwarzen Seile an, den fremden Hylianer in ihre Richtung zu ziehen. Link hielt mit aller Kraft dagegen und doch rutschte er auf dem staubigen Boden Stück für Stück auf diese schwarze Bedrohung zu.

Adrenalin schoss unaufhörlich durch seine Adern, da seine krampfhaften Versuche stehen zu bleiben fehlschlugen.

Ich darf nicht aufgeben......!

Langsam überkam den Kleineren eine gewisse Panik, die sich noch verstärkte, als sich noch mehr dieser Fesseln seine Fußgelenke schnappten. Dabei ging ihm sein Gleichgewicht verloren, sodass er nach hinten auf den Boden stürzte. Hastig drehte er sich auf den Bauch und krallte sich mit den Händen im Erdboden fest.

Was sollte er nur tun? Diese Dinger ließen einfach nicht locker.

Verzweiflung erfüllte ihn.

Warum? Warum nur in diesem Augenblick? Er stand so nahe vor der Tür zu seiner Vergangenheit und doch schien sich alles gegen ihn zu verschwören. Die Situation war aussichtslos.

Eine Hand griff nach der seinen.

Der Jüngere schaute überrascht auf in die aquamarinblauen, durchdringenden Augen seines Retters, die ihn entschlossen ansahen.

„Halt dich gut an mir fest!“, rief er.

Doch bevor der Andere die Gelegenheit dazu bekam, leuchteten auf ihren Händen, die sich fest umklammert hielten, die Triforce-Fragmente in goldenem Licht auf. Sie strahlten so hell, dass sich die schwarzen Schattenfesseln auflösten. Auch ihre Angreifer um sie herum wurden von der heiligen Macht geblendet, weshalb sie Hals über Kopf die Flucht ergriffen.

Gebannt von dem was da passierte, richteten sich die beiden Helden langsam auf. Ihre Handflächen zogen sich an wie Magneten, weshalb sie in dieser Position verharrten. Ihre Körper wurden erfüllt von der unglaublichen Kraft, die von ihrer strahlenden Mitte ausging. Die goldene Bande des Lichtes ließ in beiden Kriegern ein inniges Gefühl der Verbundenheit entstehen. Plötzlich war nichts Fremdes mehr zwischen ihnen.

Und doch schaute der Ältere verwundert in die Augen seines Ebenbildes.

„Was....was geschieht hier?“, lautete seine Frage.

„Anscheinend haben sich unsere Fragmente des Triforce aktiviert.“, antwortete der Kleinere wie von selbst, „Sie haben die heilige Macht, die in uns wohnt freigesetzt.“

Seine Stimme war ruhig, monoton, während seine Augen die ganze Zeit über nur ihre beiden Hände fixierte.

Diese Kraft war völlig neu für den Ordoner, doch gleichzeitig auch so seltsam vertraut. Er hatte sie schon immer in sich getragen, aber es nie wirklich erkannt. Und nun herrschte vollkommenes Vertrauen zu ihr. Mit einem Mal schalteten sich alle Gedankengänge bei dem Älteren aus, sodass auch er komplett ruhig wurde und dieser Macht den Platz ihrer Entfaltung gab.

So verharrten die beiden grüngewandeten Helden in ihrer Position. Nicht merkend, wie sich die schwarzen Schatten erneut auf sie stürzten. Weit kamen sie nicht, denn das goldene Licht umgab die Träger wie einen schützenden, heiligen Wind.

Chancenlos prallte die Dunkelheit daran ab und nur einen Moment später, erstrahlten die Fragmente auf ihren Händen greller als zuvor, sodass auch die beiden jungen Männer davon geblendet wurden. Aber sie hielten sich weiter krampfhaft fest, denn keiner wollte den anderen jetzt gehen lassen.

Die freigesetzte Kraft war so stark, dass die schwarze Boshaftigkeit endgültig weichen musste. Die dunklen Schattenflammen umwirbelten nochmals die Tür, bevor sie gänzlich vom Licht vernichtet wurden.

So plötzlich wie die Triforce-Fragmente anfingen zu leuchten, so plötzlich hörten sie auch wieder damit auf. Alles was blieb, waren zwei blonde Hylianer. Der Rhythmus ihres Atems war, aufgrund der Anstrengung, sehr unregelmäßig. Trotzdem war es ihnen gelungen ihre Handflächen zusammen zu lassen, doch der Jüngere war der Erste, der erschöpft losließ und sich auf den Boden setzte.

So etwas hatte er noch nie erlebt. Die göttliche Macht hatte ihn ziemlich viel Kraft gekostet, aber soweit der Held der Zeit sich zurückerinnern konnte, war dies zuvor noch nie der Fall gewesen. Genauso wenig konnte er sich entsinnen, sein Fragment des Mutes so offensiv im Kampf eingesetzt zu haben, auch wenn das mehr oder weniger Zufall war.

....nein....das war kein Zufall....

Sie hatte sich aktiviert, weil zwei Triforce-Fragmente aufeinander getroffen waren, was sich hinsichtlich seiner Erlebnisse aus der Vergangenheit auch bestätigte. Diese göttliche Kraft jedoch bewusst zu nutzen, wie es Prinzessin Zelda oder Ganondorf getan hatten, das war dem etwas Kleineren völlig fremd.

In der Zwischenzeit war der Ordoner mit seinen ganz eigenen Gedanken beschäftigt. Neugierig starrte er auf seinen linken Handrücken, dort wo sein Mal aufleuchtete. Im ersten Moment war sein Kopf wie leer gefegt, aber es dauerte nicht lange, bis sich dieser wieder mit verworrenen Theorien füllte.

Diese Kraft...

Er hatte sie schon einmal gespürt und nach längerer Überlegung, konnte sich Link auch an die Situation erinnern.

...als ich das erste Mal in der Schattenwelt war, da hat sie mich vor den schwarzen Kreaturen gerettet....

Aber diese Gefühle unterschieden sich total voneinander. Das, was der einheimische Kämpfer gerade erlebt hatte war einfach unglaublich gewesen. Solch eine tiefe, innige Verbundenheit, das Verschmelzen zweier Pole, sowie die Einigkeit ihrer gemeinsamen Stärke hatte er noch niemals gefühlt.

Aufgewühlt legte er die linke Hand auf seine Brust, um irgendwie seinen rasenden Herzschlag zu beruhigen. Er atmete einmal tief ein und versuchte seine Fassung gänzlich wieder zu erlangen.

Als der Held der Zeit mit seinen Schlussfolgerungen am Ende war, fiel ihm wieder eine spezielle Sache siedend heiß ein.

Die Tür!

Die hatte er bei der ganzen Aufregung total vergessen, sodass er sich aufrichtete und schnellen Schrittes vor die Steinterrasse lief. Der Jüngere kletterte die eingestürzte Steintreppe hinauf. Schneller als der Ordoner sein Handeln realisierte und ihm folgen konnte, stand sein Ebenbild schon vor dem Türbogen. Mit pochendem Herzen schluckte der fremde Hylianer einmal, bevor er seine Finger in die beiden Einkerbungen steckte.

Zwischenzeitlich war sein älteres Pendant neben ihm erschienen, dessen Blick nun neugierig gebannt auf ihm lag.

Link zog einmal so fest er konnte, aber die steinernen Flügel bewegten sich keinen Zentimeter.

Vielleicht drücken?

Seinen Gedanken folgend versuchte der etwas Kleinere auch dies. Leider ergebnislos.

Wieder überkam ihn die leise Verzweiflung. Nervös begann er, immer mehr an der Tür zu rütteln, doch sie blieb standhaft. Als der Held der Zeit auch das einsehen musste, sackte er auf die Knie.

„Nein....“

Das konnte nicht wahr sein, das durfte nicht wahr sein! Die Chance auf seine Rückkehr schien ihm wie Sand durch die Finger zu rinnen. Ihm kam es so vor, als ob eine höhere Macht seine Heimatreise verhindern wollte, obwohl er bis jetzt ja nur bei der ersten Möglichkeit gescheitert war. Nichts desto trotz fiel Link auch nach langer, reiflicher Überlegung nichts ein, was er noch versuchen könnte.

Was soll ich nur tun?

Kraft seiner verzweifelten Gefühle kam er zu dem Schluss, dass es absolut nichts gab, was er noch machen könnte. Nichts was ihm auch noch im Entferntesten einfiel.

Die Verzweiflung stieg immer weiter in ihm an und ertränkte den jüngeren Krieger fast.

Irgendwie fühlte er sich verloren. Verloren in seiner eigenen, fremden Welt.

Währenddessen verharrte der Ordoner stumm in seiner Position schräg hinter seinem Ebenbild. Er konnte die Hilflosigkeit des Anderen deutlich spüren, aber was sollte er tun?

Es tat dem älteren Kämpfer leid und unbewusst schlich sich ein kleines Schuldgefühl in seine Seele. Er war es immerhin gewesen, der dem Anderen diese hoffnungsvolle Möglichkeit vor Augen gehalten hatte, die er nun im Endeffekt vor der Nase weggeschnappt bekam.

Ich wollte ihm......doch nur helfen....

Langsam erwachte in Link das Bedürfnis, seinem jüngeren Pendant sein aufrichtiges Mitgefühl zu zeigen. Außerdem erinnerte er sich wieder an die Worte des Lichtgeistes Ranelle, der ihnen geraten hatte, Königin Zelda aufzusuchen.

Seine Hand hob sich und steuerte sachte auf die Schulter des Verzweifelten zu, doch bevor sie sich aufmunternd auf sie legen konnte, stockte der Ordoner.

Sollte er das wirklich tun? Er kannte ihn doch eigentlich überhaupt nicht. Genauso wenig konnte er sich ein Bild seiner Gegenreaktion machen. Deshalb ließ er von dem leichten Körperkontakt ab und kniete sich stattdessen neben ihn. Der einheimische Hylianer versuchte in das Gesicht seines Doppelgängers zu schauen und sprach dabei mit aufmunternder Stimme: „Hey, das hat zwar nicht funktioniert, aber es gibt immer noch Hoffnung. Wir sollten nun Königin Zelda aufsuchen, so wie es Ranelle uns empfohlen hat. Sie kann dich bestimmt wieder zurück in deine Zeit schicken.“

Der Angesprochene blickte etwas verdutzt auf, in die hellblauen, strahlenden Augen seines Gegenübers, der ihm ein kleines, sanftes Lächeln schenkte.

Diese aquamarinblauen Edelsteine schafften es tatsächlich die innerliche Stimmung des Anderen etwas zu heben und seine Situation nicht mehr ganz so aussichtslos wirken zu lassen. Sie verschafften ihm ein wenig Klarheit, da Link nun langsam spürte, dass er nicht mit seinem Problem allein war.

„Ich schlage dir vor, dass wir jetzt erst einmal zu mir nach Hause reiten und schlafen gehen. Es ist nämlich schon ziemlich spät und ich glaube, wir beide könnten ein wenig Schlaf gut gebrauchen. Ich verspreche dir, dass wir morgen früh direkt nach Hyrule Stadt reiten. Was sagst du dazu?“

Diese hilfsbereiten, liebevollen Worte ließen auch über das Gesicht des Helden der Zeit ein kurzes Lächeln huschen, bevor er zustimmend nickte und sich erhob.

„Machen wir es so.“

Danach kletterten die beiden grüngewandteten Helden wieder die Steintreppe hinunter und durchquerten stumm die große, breite Lichtung, die sie wieder auf den Waldpfad führte.

So verließen sie diesen ereignisträchtigen Ort wieder, sodass sich der friedvolle Schleier der Zeit erneut über die alte Zitadelle legen konnte und sie schlafen ließ.

Rush Hour

Link stand fassungslos vor dem riesigen Tor südlich der Stadt Hyrule. Der große Aufstieg mit den kunstvoll gestalteten, steinernen Treppen, seitlich die kleinen Gartenanlagen mit dem wunderschönen Brunnen in der Mitte der ersten Ebene. Dann noch eine Treppe höher die breiten Steinsäulen, welche sich links und rechts erhoben, sowie die rot-goldenen Banner, die an der Schlossmauer zu beiden Seiten den Eingang zierten.

Der Held der Zeit war überwältigt von dieser Größe und Schönheit. Zwar war die Stadt in seiner Vergangenheit auch sehr groß keine Frage, aber das hier stand in keinem Verhältnis dazu. Jedenfalls was das Aussehen anbelangte.

Darüber hinaus war er doch ganz froh gewesen erst am heutigen Morgen die Stadt aufzusuchen, da ihn der Kampf im heiligen Hain schon ziemlich geschlaucht hatte. Es war noch nicht einmal der Kampf an sich der so anstrengend gewesen war, sondern eher die Sache als sich ihre Triforce-Fragmente aktivierten.

Der jüngere Hylianer erinnerte sich an den gestrigen Abend zurück.

Nachdem sie in Ordon angekommen waren, hatten sie erst einmal gut gegessen. Link war noch immer etwas peinlich berührt wenn er daran dachte, da er sich wegen seines großen Hungergefühls einfach nicht mehr beherrschen konnte und ziemlich zugeschlagen hatte.

Seine Augen huschten verlegen über das Profil seines Kampfgefährten, der neben ihm stand.

Dabei war er doch erst gestern Abend etwas zu Essen besorgen gegangen und wegen mir ist die Vorratskammer schon wieder fast leer.....

So wie es aussah dauerte es nicht lang, bis der Ältere wieder für Nachschub sorgen musste.

Dazu kam noch, dass der einheimische Kämpfer ihm ganz selbstverständlich sein eigenes Bett zum Schlafen anbot. Er selbst bediente sich einer einfachen Hängematte.

Obwohl Link deutlich gesagt hatte, dass er nicht zwingend in dem Bett schlafen müsste, konnte er sein älteres Ebenbild nicht umstimmen.

„Du bist mein Gast, also ist das doch ganz natürlich oder?“

Diese fürsorgliche Gastfreundschaft des Anderen hatte den Held der Zeit schon etwas überrascht.

Er ist wirklich ein sehr anständiger Hylianer.....

Solche Gedanken begleiteten ihn, als er wenig später in dem weichen Bett einschlief.

„Kommst du mit?“

Die Stimme des Ordoner riss den jüngeren Krieger aus seinen Gedankengängen heraus. Dieser stand vor einem Flügel des großen Stadttors, welches bereits offen war.

Der etwas Kleinere nickte leicht verdattert und folgte seinem Pendant durch den Torbogen.

Es tummelten sich überall Menschen in den belebten Straßen der Stadt. Sie liefen gestresst durch die Gassen, unterhielten sich mit den Ladenverkäufern, wobei einige vollkommen ruhig an den Ständen vorbei bummelten. Die Besitzer der Verkaufsstände riefen laut über die Köpfe der Menge hinweg und gestikulierten wild mit den Armen, um potenzielle Käufer anzulocken. Teilweise fauchten sich diese auch gegenseitig an, um die Gunst der Kunden allein für sich zu beanspruchen.

Bei diesem Tumult der hier herrschte fiel auch niemandem auf, dass die beiden Zwillinge durch die Straßen marschierten.

Der Held der Zeit sah sich interessiert um, blieb hier und dort manchmal hängen und schaute sich die angebotenen Gegenstände genau an.

Dabei musste er darauf achten, sein älteres Pendant nicht aus den Augen zu verlieren, denn dieser schritt zügig, wie zielstrebig durch die Menschenmassen hindurch. Als er wieder ganz dicht hinter ihm war, schlug der größere von Beiden einen unerwarteten Haken nach links in eine Seitengasse hinein in der kaum einer war. Diese Kehrtwende kam so überraschend, dass der jüngere Hylianer aufpassen musste den anderen nicht zu verlieren. Die Augen beharrlich auf das Schild des Voranschreitenden geheftet, schritten sie weiter, bis sie beide von einer lauten Stimme unwillkürlich gestoppt wurden.

„Hey, ihr Helden da vorne!“

Wie zwei völlig identische Spiegelbilder blieben die beiden jungen Männer gleichzeitig stehen und drehten verdutzt den Kopf nach links in Richtung des Rufes. Dort erblickten sie ein junges Mädchen, welches sie hinter einem Obststand heraus vorwitzig lächelnd anschaute. Sie besaß eine ziemlich kleine Statur, wobei ihre langen, braunen Haare zu einem Zopf zusammengebunden ihr den Rücken hinunter fielen.

Ohne es zu bemerken, waren die Hylianer anscheinend an genau zwei Ständen zu ihrer Linken vorbeigelaufen, die ihren Platz seltsamerweise im Eingang dieser unbelebten Seitengasse hatten. Die junge Frau, welche ungefähr in ihrem Alter sein musste, unterhielt den zweiten der Verkaufsstände.

Der Held der Zeit musterte sie perplex, bevor er mit fragender Stimme erwiderte: „Meinst du uns?“

Die Brünette konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen und antwortete: „Natürlich meine ich euch zwei! Kommt näher, ich habe hier wunderbares, frisches Obst zum Schnäppchenpreis, nur für euch!“

Die beiden grüngewandeten Helden starrten das Mädchen mit verdutzten Augen an. Keiner von den beiden Kriegern wusste auf die Schnelle eine Antwort, die sie aus dieser Situation rausmanövrieren konnte und bevor sie sich auch nur den kleinsten Gedanken machen konnten, hörten sie hinter sich ein lautes, eindringliches Räuspern, was sie dazu veranlagte ihre Köpfe nun zur anderen Straßenseite zu drehen. Dort erblickten sie ebenfalls zwei Verkaufsstände, die parallel zu denen auf der anderen Seite lagen. Ein anderes junges Mädchen von relativ großer Statur und mit kurzen schwarzen Haaren im vorderen Verkaufsstand, wandte sich nun ihnen zu. Ein freundliches Lächeln huschte über ihr Gesicht, bevor sie anfing zu sprechen: „Nun, da ja überall im Land bekannt ist, dass Gemüse wesentlich gesünder ist als Obst, würde ich euch beiden vorschlagen, doch lieber hier bei mir im Gemüsestand einzukaufen. Außerdem lasse ich gerne mit mir über den Preis reden.“

Die brünette, junge Frau gegenüber verzog herausfordernd das Gesicht.

„Wo hast du das denn gehört? Es ist ja wohl klar, dass Obst viel gesünder ist als Gemüse! Außerdem schmeckt es viel besser! Probiert es ruhig!“

Die Obstverkäuferin ließ es sich nicht nehmen, packte einen Apfel und warf ihn dem jüngeren Hylianer zu, der ihn noch rechtzeitig auffing.

Ihre Gemüsekonkurrentin versuchte derweil die beiden Helden verbal zu überzeugen, wobei ein großer Seufzer sie verstummen ließ, der direkt von der jungen Frau im Stand neben ihr kam. Sie trug eine Brille und die schwarzen, langen Haare hingen ihr geflochten über die Schulter.

„Jetzt geht das schon wieder los.“

Nun meldete sich auch noch eine vierte junge Frau mit kurzen, hellbraunen Haaren und ebenfalls mit Brille neben der brünetten Obstverkäuferin zu Wort.

„Ja genau! Könnt ihr endlich mal aufhören zu streiten? Das ist immer das Gleiche mit euch!“

Während eine große Diskussionsrunde unter den vier Freundinnen losbrach, packte der Ordoner seinen Kampfgefährten rasch bei der Hand und zog ihn weg, da dieser das Geschehen aufmerksam, interessiert verfolgte. Keines der Mädchen bemerkte dies.

Link schritt zügig nun neben dem Größeren her, doch die unbekannten Häuser trieben ihn immer wieder dazu, sich aufmerksam umzuschauen.

Sie waren kaum ein paar Meter gegangen, da blieb der Blick des Jüngeren an einem Schild haften auf dem es hieß: Magicana – Haus der Wahrsagerei

Nun blieb der Held der Zeit ganz stehen, denn plötzlich verspürte er eine kribbelnde Neugierde in seiner Magengegend.

„Da möchte ich rein.“, äußerte er völlig unbefangen seinen Wunsch.

Der einheimische Hylianer war an seiner Seite aufgetaucht. In seinem Gesicht lag eine Spur von Zweifel.

„Sollten wir nicht lieber.....“

Doch er konnte seinen Satz nicht mehr zu Ende führen, denn schon hatte der Andere die Tür geöffnet um das Haus zu betreten. Der Ältere folgte ihm zügig, nicht wissend was er davon halten sollte.

Sie betraten einen kleinen, muffigen Raum, in dem das Licht nur gedämpft an die mit Teppichen verhangenden Wände strahlte. Gegenüber der Tür standen kleine Holzregale mit verschiedenen, bunten Gefäßen darauf.

In ihrer Mitte saß die vermeintliche Wahrsagerin. Die ältere Hylianerin war von breiterer Statur und saß hinter einem kleinen, kreisrunden Tisch auf dem eine große Kristallkugel Platz gefunden hatte. Eine violette, klobige Kette zierte ihren breiten Hals und ihre langen, spitzen Ohren waren übersät von silbernen Ohrringen. Sie schaute die beiden jungen Helden mit einem verschleierten Blick an und verbarg recht gut, die Überraschung sowie das wachsende Interesse an der Ähnlichkeit der beiden jungen Männer.

„Willkommen bei Magicana...wem von euch beiden, kann ich die Tür zu seiner wahren Bestimmung öffnen?“

Ihre matte, aufdringliche Stimme durchflog den Raum. Der Held der Zeit näherte sich ihr nun langsam und schaute die Frau erwartungsvoll an.

„Willst du etwas über dein Schicksal erfahren? Dann bist du hier genau richtig. Für nur zehn Rubine öffnet sich die Tür zu deiner eigenen Zukunft. Willst du sie durchschreiten?“

Der jüngere Hylianer schluckte noch einmal bevor er mit aufgeregter Stimme „Ja...“ sagte. Sofort begann er auch schon in seiner kleinen Tasche nach Geld zu suchen, dass er auch noch gerade so zusammengekratzt bekam. Schweigend übergab er sie der Wahrsagerin, die stumm nickte. Der Ordoner stand teilnahmslos neben seinem Ebenbild. Er hatte noch einige Zweifel, was diese Aktion anging, jedoch konnte er nicht bestreiten, dass auch er in der Vergangenheit die ältere, weise Dame aufgesucht hatte. Sie konnte ihm damals helfen, aber....

....wird es auch hier bei ihm funktionieren?

„So sei es....nun, welche Tür soll ich für dich öffnen? Die der Arbeit oder die der Liebe?“

Damit löste sie in dem Helden der Zeit einen kleinen Kampf aus.

Vielleicht kann sie mir eine Möglichkeit zeigen....

Doch er glaubte nicht einmal an seinen eigenen Gedanken. Da war die Wahrscheinlichkeit, dass ihm Zelda mehr erzählen konnte viel höher.

Für einen Moment schweifte der etwas kleinere Kämpfer ab. Er dachte an die blonde, hübsche Prinzessin aus seiner Zeit.

Zelda.....

Er vermisste sie und musste sich eingestehen, dass sie ihm wichtiger war als er angenommen hatte.

Somit war die Entscheidung klar. Er entschied sich für die

„Liebe.“

Es war ihm etwas peinlich das zu sagen, denn schon bildete sich auf seinen Wangen ein leichter Rotschimmer.

Diese Entscheidung überraschte seinen Kampfgefährten neben ihm, weshalb er ihn nun verwundert ansah. War da etwa ein Mädchen, für das der Jüngere liebevolle Gefühle hegte? Bei dieser Vorstellung und der Tatsache, dass sein Pendant gerade rot geworden war, musste der Ordoner lächeln.

Das ist irgendwie.....niedlich....

Magicana schaute ihm in die saphirblauen Augen und erwiderte mit rauchiger Stimme: „Ich habe es vernommen....So werde ich dir die Gestalt der Liebe zeigen, die du selbst noch nicht erkannt hast......Gut, es sei!“

Damit schloss sie die Augen, glitt mit den Händen über die weiße Kristallkugel und murmelte unverständliche Worte.

Der Held der Zeit starrte nun gebannt auf das trübe Matt der Kugel, genauso wie sein älteres Ebenbild neben ihm. Er hatte sich eigentlich nicht einmischen wollen, immerhin war das ja Privat, aber nun war er selbst von der Wahrsagerin gefesselt.

Der Kleinere von den beiden, war so fasziniert davon, dass er unwillkürlich mit seinem Gesicht immer näher an das Glas kam.

Der Kämpfer neben ihm dachte noch daran ihn zu warnen, nicht zu dicht an die Wahrsagerin zu kommen, doch schon öffnete die ältere Frau die Augen und blickte suchend in die dichten Nebel. Nur zwei Sekunden verstrichen, bis sie sich urplötzlich mit einem lauten Schrei aufrichtete.

Der legendäre Held zuckte erschrocken zurück und sah sie mit großen Augen an.

„Nun,“, begann sie, „ich sehe hier eine außerordentlich große, ungewöhnliche Liebe, die dich reich beschenken wird. Sie wird dich stützen, was auch immer du durchmachen mögest, jedoch bedenke, nur du selbst kannst ihr ganzes Ausmaß erkennen und sie zulassen.“

Diese Antwort war dem jüngeren Hylianer bereits genug. Sie ließen in dem Schwertkämpfer ein warmes, wallendes Gefühl in ihm aufsteigen, sodass er unwillkürlich grinsen musste. Zelda war also diese große Liebe von der sie sprach. Ja, es konnte nur so sein!

Sie wird mich stützen....

Auch das ergab für ihn einen Sinn, denn es war ja hauptsächlich der Gedanke an seine noch zarte Liebe, die er für sie empfand, die ihn so schnell wie möglich wieder in seine Welt trieb.

Während der Held der Zeit noch so seinen eigenen Gedanken nachhing, trafen sich die Blicke seines Ebenbildes mit dem der Wahrsagerin. Sie fixierte ihn regelrecht, sodass der einheimische Kämpfer das Gefühl hatte, sie würde ihm direkt in die Seele schauen.

„Ich spüre, dass sich auch dir bald eine neue Tür der Lebendigkeit öffnen wird. Eine, die du bisher noch nicht einmal wahrgenommen hast!“

Link nahm diese Worte nachdenklich auf, nickte ihr nochmals zu und machte sich auf den Weg nach draußen. Sein Mitstreiter folgte ihm mit federnden Schritten, aber bevor sie ganz aus der geöffneten Tür hinausgetreten waren, richtete Magicana noch einen letzten Satz an sie: „Geht dorthin, wohin euer Blick euch führt.“

Nun standen sie wieder in der ruhigen Seitengasse, die sie jetzt etwas bedächtiger nebeneinander entlang gingen. Nach wenigen Metern knuffte der Ordoner nun mit dem Ellenbogen seinen Kampfgefährten, der noch verträumt an seine Prinzessin dachte, leicht am Arm. Dies lies den Helden der Zeit wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehren. Fragend schaute er seinem älteren Mitstreiter ins Gesicht, der nun grinsend eine Augenbraue hochzog und mit verheißungsvoller Stimme „Aha!“ sagte.

„Was?“, lautete die Gegenfrage des Kleineren.

„Ach nichts!“, spielte der Einheimische seine vorige Geste herunter.

Der Angesprochene verzog verdrießlich das Gesicht.

Die Reaktion seines jüngeren Ebenbildes, ließ den Größeren schmunzeln, doch er beschloss es dabei zu belassen.

Der legendäre Held tapste noch wenig eingeschnappt ein bisschen weiter, bevor er der Frage, die sich im nun aufdrängte, nachgab.

„Sag mal, warum sind wir eigentlich in diese Seitengasse hineingegangen?“

Dabei fiel ihm auf, dass er ja noch den Apfel von der brünetten Obstverkäuferin in der Hand hielt. Ohne darüber nachzudenken, biss er herzhaft hinein.

Sein Mitstreiter dachte kurz nach, bevor er antwortete: „Na ja, die Straße war so voll und ich hatte Bedenken, dass wir uns in dem Getümmel vielleicht verlieren.“

Diese Erklärung war für den Held der Zeit absolut plausibel, weswegen er auch nicht mehr nachfragte. Schweigend bogen sie um eine Häuserecke und liefen gemütlich den Weg weiter, bis sie piepsende Mädchenstimmen inne halten ließen.

„Mädels!!! Da ist er!!!!“

Verschreckt drehte sich der Ordoner ruckartig um, wo hingegen sein jüngeres Pendant ganz ruhig, neugierig kauend den Kopf wandte. Er sah drei jüngere Mädchen die kreischend auf sie zustürmten. Unwillkürlich blickte er fragend in das entsetzt verzogene Gesicht des einheimischen Kriegers, der nur ein Wort für den anderen parat hatte: „Lauf!“

Damit hatte der Kleinere nicht gerechnet und verschluckte sich fast, als er dem anderen hinterher hastete, der schon die Straße entlang hechtete. Den Göttinnen sei Dank waren die beiden männlichen Hylianer viel schneller als die drei des weiblichen Geschlechts. Sie sprinteten an einem Zelt vorbei und schlugen, wieder auf der Hauptstraße angelangt, einen scharfen Haken nach rechts. Sie liefen weiter, bis sie kurz vor dem Marktplatz langsamer wurden. Der Größere schaute sich nochmals aufmerksam um, doch sie hatten die Mädchen anscheinend erfolgreich abhängen können. Vollkommen aus der Puste stützte er sich mit der Hand an der Wand ab, wobei der Held der Zeit sich ganz mit dem Rücken gegen sie lehnte und nach Luft schnappte.

„Aha! Was war denn das?!“

Die Worte des legendären Helden klangen nicht nach einer Frage, sondern eher nach einer Feststellung.

„Ich möchte – nicht - darüber reden.“, keuchte der Andere abgehakte Worte als Antwort.

Ein erschöpftes Seufzen glitt dem jüngeren Kämpfer über die Lippen. Nachdem sich ihre rasenden Herzschläge wieder einigermaßen beruhigt hatten, gingen sie weiter und betraten den riesigen, kreisrunden Marktplatz. Staunend blickte sich der jüngere Hylianer um. Was er als erstes erfasste, war der große Steinbrunnen mit dem heiligen Triforce Symbol auf einem Steinpodest mitten im Herzen der Stadt. Sein Blick glitt weiter über die vielen Menschen, weiter über die Wände mit den Steinsäulen. In regelmäßigen Abständen hingen rote Fahnen mit dem Königssymbol an dem Gestein. Link sah mehrere Läden, bis er schließlich rechts von sich ein kleines Cafe entdeckte.

Die Sonne schien herrlich über den Platz und ließ ihn in einem ganz eigenen Glanz erstrahlen.

Der Ordoner ging weiter links an dem Brunnen vorbei. Sein Ebenbild folgte ihm, blieb aber vor dem Aufstieg zum Schloss nochmals vor Erstaunen stehen.

Ein großes, steinernes Tor, von zwei Soldaten bewacht, erhob sich vor ihm. Aber bevor er sich es genauer ansehen konnte, wurde seine Aufmerksamkeit zum dritten Mal von einer lauten Stimme umgelenkt. Nämlich auf fünf Musikanten, die rechts von ihnen hinter den Säulen standen. Vier von ihnen spielten auf ihren Instrumenten, während der Fünfte mit seiner Stimme dazu sang.

„Wer sind die?“, fragte der Held der Zeit unwillkürlich, bevor ihn sein älteres Pendant weiter nach oben zog.

„Die Spielleute?“, antwortete er, „Die sind immer hier auf dem Marktplatz und machen Musik. Ich glaube sie nennen sich ‚Auf’s Maul’, oder so ähnlich.“

„Aha....“

„Kommst du?“

„...ja, klar!“

Nach diesem kurzen Dialog schritten sie weiter zum Schloss hinauf, durch die Wachen hindurch. Sie beäugten die beiden jungen Männer zwar skeptisch, taten jedoch nichts, worüber sich der Jüngere etwas wunderte. Doch er beschloss einfach nur an seinem Doppelgänger vor ihm dran zu bleiben. Er würde ihn schon zu Zelda führen.

Sie stiegen weiter hoch. An beiden Seiten säumten dicke Steinsäulen den Weg hinauf, bis zur Stadtmauer. Das hölzerne Tor stand offen und unbewacht.

Zielstrebig ging der Ordoner hindurch. Der Held der Zeit folgte ihm zögernd, da er seine Augen beim besten Willen nicht auf den Weg vor sich richten konnte, sondern alles erfassen wollte, was um ihn herum war. Sie überquerten die dahinterliegende Brücke, durchschritten diesmal ein eisernes Tor, welches nun in der Schlossmauer eingelassen war und standen nun endlich im Garten des größten Gebäudes Hyrules.

Die Augen des kleineren Kriegers weiteten sich überwältigt, als er an dem Hauptsitz der Königsfamilie hoch schaute. Ohne es zu bemerken trat er ein paar Schritte weiter nach vorne, sodass er gar nicht mitbekam, wie einige Wachen auf sein Ebenbild zustürmten und ihm eindringliche Fragen stellten.

Das Schloss Hyrules war in jedem Maße pompös. Der untere Teil des Schlosses war trapezförmig. Der Eingang nahm fast die ganze vordere Seite ein, in dem die eiserne Flügeltür mittig platziert war. Genauso breit war der kurze Treppenabsatz, der dort hinführte. Das Dach wurde von vier baumhohen, quadratischen Steinsäulen gehalten. Zwei kleine Fackeln, zierten den Eingang.

Dann wanderte sein Blick weiter nach oben. Der Held der Zeit hatte es schon vorher gesehen. Der obere Teil war vollkommen zerstört. Genauso wie die Verbindungsgänge zu den außenstehenden Wachtürmen, die fast alle ganz abgebrochen waren. Aber er konnte auch einige Gerüste mit Handwerkern und vereinzelten Holzaufbauten erkennen.

Direkt vor ihm konnte Link am Boden ein Steingebilde erkennen, dass einer Seerose glich. Mitten in dieser Seerose, ragten drei schmale Stangen aus Stein nicht mal mehr einen Meter empor. Er vermutete, dass sie wohl bei der Explosion, von der sein älteres Pendant gesprochen hatte, zerstört wurden.

Gerade als der einheimische Hylianer durch seine Gedanken gehuscht war, tauchte er auch nur zwei Sekunden später neben ihm auf.

Sogleich richtete der legendäre Held eine Frage an ihn.

„Dort hast du gegen Ganondorf gekämpft?!“

Dabei zeigte er mit dem Finger nach oben. Sein größeres Pendant war etwas verwundert, nickte aber direkt als Bestätigung. Achtungsvoll wandte sich der Kleinere wieder ganz dem kaputten Turm zu. Dabei erinnerte er sich unwillkürlich an seine Schlacht, bei der gleich das ganze Schloss zusammengestürzt war.

Er hat bestimmt auch einen harten Kampf ausgetragen, wenn dabei das halbe Gebäude zerstört wurde.

„Jedenfalls habe ich gerade mit den Wachen geredet. Wir werden sofort zur Königin durchgelassen.“

Diese Tatsache überraschte den kleineren Kämpfer ein wenig. Er erinnerte sich lebhaft daran, wie er sich als kleiner Junge förmlich wie ein Dieb in das Schloss rein schleichen musste.

„Sie lassen uns so einfach passieren? Dann musst du dich aber sehr gut mit Zelda verstehen.“

Während sich die beiden jungen Männer in Richtung Eingangstor in Bewegung setzten, winkte der Ordoner ab.

„Nein, nein, so ist es nicht. Ich bin hier eher ein privilegierter Gast und das auch nur auf Geheiß der Königin.“

Doch der Held der Zeit ließ nicht locker.

„Aber du hast doch mit ihr gekämpft, oder? Magst du sie denn nicht?“

Dieses Gespräch wurde immer seltsamer für den Größeren.

„Ich symphatisiere und rede gerne mit ihr. Warum fragst du eigentlich solche Dinge?“

Diese Gegenfrage ließ den jüngeren kurz stocken. Mit einem leicht verlegenen Gesichtsausdruck verschränkte er seine Arme hinter dem Kopf.

„Na ja ich frage, weil ich nämlich mit meiner Zelda eine gute Freundschaft pflege. Ich dachte, bei dir wäre es ähnlich.“

Sie waren nun an dem bewachten Eingangstor angelangt. Eine der postierten Wachen fragte: „Nennt mir euren Namen, sowie euer Begehr.“

Der ältere Kämpfer trat vor und antwortete: „Ich bin Link, aus dem Dorfe Ordon. Ich habe ein dringendes Anliegen, welches ich Königin Zelda selbst vortragen möchte. Deswegen erbitte ich eine persönliche Audienz mit ihr.“

Die Männer in der Rüstung wechselten einen verstohlenen Blick miteinander, doch nur einen Moment später nickte einer von ihnen.

„In Ordnung. Ihr dürft eintreten.“

Nach diesen Worten öffnete er eine kleinere Tür, welche in dem großen Torbogen eingelassen war und schritt hindurch. Die beiden Helden folgten ihm und sie gingen nur wenige Schritte, bis sie eine rechteckige Halle betraten. Sie war so riesig, dass problemlos zwei Häuser nebeneinander und drei Stück übereinander hätten stehen können. Der Boden bestand aus edlem Marmor mit kariertem Muster. Rechts von ihnen führte eine Treppe ein Stockwerk hinauf über drei kleine Balkone und ging auf der linken Seite wieder herunter. Direkt neben ihnen fassten jeweils zwei Steinsäulen ebenfalls je einen Balkon, der jedoch höher lag als die anderen. Von der Decke hingen riesige, schwere, goldene Kronleuchter mit Kerzen, die den Raum erhellten.

Die Kinnlade des Helden der Zeit klappte erneut herunter, wobei seine geweiteten Augen sich abermals versuchten in diesem großen, unbekannten Raum zurechtzufinden.

Deshalb erschrak er auch, als die Wache drei Mal mit der Lanze auf den Boden schlug. Diese lauten Klänge hallten durch die Luft. Es vergingen nur einige Sekunden, bis sich eine der oberen Türen öffnete und eine Zofe heraustrat.

Sofort erhob die Wache ihre laute Stimme: „Hört her! Der ehrenhafte Held Link ist mit einem Mitstreiter hier erschienen. Er erbat Audienz bei der edlen Königin Zelda. Ich ersuche euch, sie zu ihr zu führen.“

Mit diesen Worten drehte sich die Wache schnurstracks wieder um und ging mit starrer Haltung hinaus vor das Tor.

Der jüngere Hylianer sah ihr verdutzt hinterher, während der Ordoner den Mann gar nicht mehr beachtete, sondern nur erwartungsvoll die Zofe auf dem oberen Balkon anschaute. Diese war über den unerwarteten hohen Besuch anscheinend mehr als überrascht, denn sofort tippelte sie mit nervösen Schritten die Treppe hinunter, bis sie vor den beiden jungen Männern stehen blieb. Sie hob leicht ihr dunkelbraunes Kleid an und verbeugte sich vor ihnen.

„Ehrenwerter Held, ich darf euch in Schloss Hyrule willkommen heißen. Die Königin befindet sich gerade in ihren Arbeitsgemächern. Wenn ihr mir bitte folgen würdet.“

Ihre schüchterne, unsichere Stimme klang sehr leise. Verlegen wie sie momentan war, traute sie sich kaum in das Gesicht des einheimischen Hylianers zu schauen.

Diese ganze Szenerie war für den kleineren Kämpfer mehr als seltsam. Die Art wie sein Ebenbild von den Schlossbewohnern behandelt wurde, wies auf eine berühmte, starke Persönlichkeit hin, die ihn hier durch diese fremde Welt führte.

Seine neugierigen Augen ruhten auf der Zofe, die sich nun wieder gänzlich aufrichtete und den Helden der Zeit direkt ansah.

Man konnte ganz deutlich die überraschte Verwirrung in ihrem Gesicht erkennen. Verdutzt huschten ihre Augen zwischen den Helden hin und her, bis sie sich schließlich umdrehte und mit hastigen Schritten vorausging.

„Folgt mir.“

Gesagt getan. Die jungen Krieger stiegen hinter dem jungen Mädchen die Treppe hinauf. Die Zofe geleitete sie durch Gänge und Tore, bis sie schließlich vor einer normalen, hölzernen Tür stehen blieben.

Die junge Frau klopfte, öffnete sie und verneigte sich sofort.

„Ehrenwerte Königin, Link der edle Held ist mit einem Mitstreiter gekommen um euch aufzusuchen.“

„Lasst sie eintreten.“, erwiderte Zelda mit ruhiger, freundlicher Stimme.

Unterwürfig verließ die Zofe rückwärts den Raum, um die beiden jungen Männer durchzulassen. Danach schloss sie hinter ihnen die Tür.

Das Zimmer war nicht sonderlich groß, aber es stand ziemlich voll mit Bücherregalen, die bis zur Decke ragten. Direkt gegenüber von ihnen war ein Fenster in der Wand eingelassen und davor stand ein Schreibtisch an dem die junge Königin selbst saß.

Dieser Anblick bannte den Helden der Zeit. Seine Augen fixierten neugierig die dunkelblonde Adelige, die nun mit dem Rücken zu ihnen aufstand. Jetzt erst bemerkte Link, dass sein älteres Ebenbild schon demütig auf dem Boden kniete. Der rechte Arm ruhte auf seinem Knie, während die Faust des Linken auf dem Steinboden verweilte. Sein Gesicht neigte er zu Boden.

Hastig tat der Jüngere es dem Anderen gleich, noch bevor Zelda ihnen gegenüber stand. Er hätte sich zwar lieber das ältere Pendant seiner Freundin angeschaut, aber so ein bisschen Steinboden war ja auch ganz nett.

„Sei mir gegrüßt, edler Link. Bitte erhebt euch.“

Der Ordoner tat was man ihm sagte, wobei sein kleineres Ebenbild es ihm unsicher nachmachte.

Nun bekam der Held der Zeit endlich die Gelegenheit der Königin Hyrules wahrhaftig ins Angesicht zu schauen. Das was er erblickte ließ ihn staunen, denn das Gesicht der jungen Frau sah um einiges reifer und erwachsener aus, wie er es sonst kannte. Sie trug ein goldenes Diadem, geschmückt mit einem blauen Diamanten in der Mitte. Der untere Rand ihres langen, weißen Kleides war verziert mit eingestickten Verschnörkelungen. Um ihren Oberkörper lag ein seperates, hellviolettes Oberteil. Passend zum Kleid trug sie armlange, weiße Handschuhe. Ihre Schultern wurden geschützt durch goldene, reich verzierte Rüstungsteile. Die langen, dunkelblonden Haare hingen ihr den Rücken hinunter, wobei der untere Teil kunstvoll geflochten war. Zwei Strähnen, die mit weißen Bändern umbunden waren, fielen ihr über die Schulter. Ihr Aussehen und ihr Auftreten kamen in jedem Fall einer Königin gleich.

Link konnte seine Augen nicht von ihr lassen. Sie war so anders, wie die Zelda die er kannte.

„Ich habe dich bereits erwartet.“, sprach die junge Frau an den älteren Kämpfer gewandt.

Der war über diese Aussage verwundert, da er dachte das er derjenige wäre, der mit den überraschenden Neuigkeiten kommt.

Der Blick der Königin ruhte nun auf dem Helden der Zeit. Ein Hauch von Skepsis wanderte über ihr Gesicht. Gerade als der einheimische Hylianer Luft holen wollte, erhob sie langsam die Hand in seine Richtung.

Link deutete es als ein Gebot ruhig zu bleiben, weshalb er keinen einzigen Ton von sich gab.

Zelda blickte nun auf ihren gehobenen Handrücken. Als sie sah, wie ihr Triforce Fragment aufleuchtete, ließ sie ihre Hand zu dem Jüngeren schweifen.

Das Leuchten brach nicht ab.

Sie bemerkte dieses eindeutige Zeichen, was sie innerlich sehr verwunderte, es aber nach außen hin nicht zeigte. Ihr klarer Blick galt noch immer dem Helden der Zeit.

Der fühlte sich mit einem Mal von ihrem Blick wie festgenagelt. In seinen Augen machte sich Verwirrung gemischt mit ein wenig Erschrockenheit breit.

Was...

Schließlich schaute die Königin auf ihre Hand und ließ sie wieder sinken.

Nachdenklich wandte sie sich dem Ordoner zu, der nun nickend das Wort ergriff: „Hoheit, ich oder besser gesagt wir, wollten euch um Rat fragen.“

Damit erzählte Link seiner Majestät alles, was sie bis jetzt wussten. Teilweise sah man ihrem Gesichtsausdruck die Überraschung an, doch sie hörte ihrem ehemaligen Kampfgefährten aufmerksam zu bis dieser geendet hatte.

Eine kurze Stille kehrte ein. Die Adelige selbst war es, die sie durchbrach.

„Du hast schon bemerkenswert viel in Erfahrung bringen können. Ich war mir zwar sicher, dass etwas in nächster Zeit geschehen wird, aber mit dem Auftauchen des legendären Helden hätte selbst ich nicht gerechnet.“

Nachdenklich verzog sie das Gesicht.

„Jedoch fällt mir im Augenblick nichts außer dem heiligen Hain ein, wie wir euch wieder zurückschicken können.“

Enttäuschung machte sich wieder in dem Helden der Zeit breit. Er hatte sich so viel von Zelda erhofft. Das sie eine Möglichkeit kannte, ihn in seine Heimat zu bringen.

„Theoretisch ist es möglich ein Zeitportal zu öffnen, jedoch weiß ich nicht wie. Dabei ist es ungeheuer wichtig, dass der legendäre Held wieder zurückkehrt, da ein Ungleichgewicht der Kräfte entstanden ist.“

Der jüngste Hylianer stutzte.

„Ungleichgewicht der Kräfte?“, fragte er nach.

Die junge Frau wandte sich ihm zu, als sie antwortete: „Das heißt, dass diese Welt einer Überladung standhält. Hier existieren nun zwei Triforce-Fragmente des Mutes, während in eurer Zeit keines existiert. Somit ist diese Zeitebene geschwächt, da ein heiliger Schutz fehlt.“

Link schluckte schwer als er das hörte, doch der Ordoner ergriff nun für ihn das Wort.

„Hoheit, ich muss euch gestehen, dass ich ein ungutes Gefühl habe. Ich glaube......“

Doch der einheimische Held brach ab. Sollte er in Gegenwart seines Ebenbildes Zelda von seinen dunklen Vorahnungen erzählen? Würde ihn das nicht noch mehr deprimieren?

Die Königin durchschaute offenbar den Zwiespalt in dem ihr ehemaliger Kampfgefährte steckte. Mit aufmunternder Stimme sprach sie: „Halte dich nicht zurück. Du vergisst, dass er der legendäre Held ist. Setze mehr Vertrauen in ihn.“

Der kleinere Kämpfer schaute verwundert in das Gesicht seines Ebenbildes, das sich immer noch uneins war. Hielt er sich etwa zurück? Warum fuhr er nicht fort? War es wegen ihm?

Nein....das glaube ich nicht.

Obwohl, wenn er Zeldas Worten Glauben schenken durfte, war es anscheinend so.

Aber warum?

Zwischenzeitlich betrachtete der einheimische Hylianer nachdenklich den Boden. Er spürte den Blick seines Pendants neben ihm, aber aufschauen wollte er nicht.

Soll ich es tun?

Die Königin hatte Recht und doch war dem Ordoner unwohl dabei. Schließlich überwand er sich, sah auf in das Gesicht seiner Majestät und erzählte weiter: „Also, ich habe eine ungute Vorahnung. In den letzten Nächten suchten mich schreckliche Alpträume heim, die wahrscheinlich eine Warnung sein sollten. Ich spüre seit den Geschehnissen im heiligen Hain, deutlicher als je zuvor eine neue Bedrohung.“

Er hielt kurz inne, bevor er noch hinzufügte: „Deshalb habe ich zur Sicherheit das Master Schwert wieder aus den verlorenen Wäldern in meinen Gewahrsam genommen.“

Zelda nickte ihm zu und erwiderte: „Auch ich spüre wie sich eine dunkle Macht erhebt. Mir erging es genauso, was die Alpträume anbelangt. Es war vollkommen richtig, sich vorsorglich zu wappnen. Das Auftauchen des legendären Helden ist höchstwahrscheinlich ein Zeichen. Nur vermag ich es nicht richtig deuten zu können.“

Eine stille Pause trat ein.

Der jüngste Krieger war vollkommen durcheinander. Warum dachten die beiden, er hätte etwas mit der neuen Bedrohung zu tun, die sie spürten? Hatte er nicht erst das Böse besiegt und den Frieden wieder nach Hyrule gebracht? Warum wurde er in eine Sache hineingezogen die ihn, seiner Meinung nach, nichts anging?

Sein älterer Doppelgänger behielt Recht. Diese Informationen hoben seine Hoffnungen nicht gerade.

Als er ansetzen wollte, um eine Frage zu stellen, wurde der Held der Zeit von einem energischen Klopfen an der Tür unterbrochen.

Zelda blickte überrascht auf, rief jedoch sogleich: „Tretet ein.“

Die Tür wurde wuchtig aufgestoßen und ein gutgekleideter, älterer Mann stürmte hinein. Die beiden Links beachtete er nicht, sondern kniete sich ohne Umschweife vor der Königin auf den Boden.

„Entschuldigt die Störung eure Hoheit, aber es gibt einige Probleme an der Baustelle des Thronsaals. Ich bitte euch mit Verlaub, dass ihr sie aufsuchen möget.“

„Sofort Gaston. Ich werde euch in wenigen Minuten folgen.“

Dieser Satz war eindeutig, sodass sich der Mann namens Gaston, wieder aus dem Zimmer entfernte.

„Entschuldigt diesen stürmischen Auftritt meines Ingenieurs. Die Aufbauarbeiten sind gerade in vollem Gange. Wie dem auch sei,“ ,fing sie an, bis sie sich dem kleineren Kämpfer zuwandte, „für euch muss es sehr verwirrend sein und es tut mir leid. Natürlich werde ich versuchen eine Möglichkeit zu finden, euch wieder zurück in eure Zeit zu schicken. Mir steht eine große Bibliothek zur Verfügung mit dem Wissen jahrhunderter alter Völker. Ich tue alles was in meiner Macht steht, um euch eine Hilfe zu sein ehrenwerter, legendärer Held der Zeiten.“

Link war von diesen Worten, die an ihn gerichtet waren, sehr beeindruckt. All seine vorherigen Zweifel waren beiseite gekehrt, weswegen er nun sprachlos dastand.

„Es wird einige Zeit dauern, bis ich etwas in Erfahrung gebracht habe. Natürlich könnt ihr in der Zwischenzeit hier im Schloss wohnen. Wir haben genug Platz. Das gilt auch für dich.“

Der letzte Satz sprach sie dem Ordoner zu. Doch der schüttelte lächelnd den Kopf: „Das ist ein äußerst nettes Angebot, aber leider muss ich verneinen. Ich ziehe das kleine, abgeschiedene Haus meiner Heimat vor.“

Zelda nickte verständnisvoll.

„Das ist nur natürlich.“

Danach wendete sie sich wieder dem jüngeren Kämpfer zu.

„Wie steht es mit euch? Wie gedenkt ihr euch zu entscheiden?“

Der Held der Zeit war etwas überrumpelt, weswegen er im ersten Augenblick nicht wirklich wusste was er sagen sollte.

„Ähm...na ja, also....ich....ich würde gerne....ich würde gerne wieder mit dir mitkommen.“, nuschelte er verlegen seinem älteren Pendant zu.

Diese Entscheidung überraschte den Größeren etwas, aber er war auch insgeheim froh darüber. Lächelnd schaute er dem Anderen in die Augen und erwiderte mit freundlicher Stimme: „Das ist kein Problem. Ich würde mich wirklich freuen.“

Die Augen des jüngsten Hylianers weiteten sich vor Freude und ein zufriedenes Grinsen bestimmte sein Gesicht.

Sogar Zelda lächelte ein wenig, bevor sie wieder das Wort ergriff: „Nun ich sehe, ihr seid euch einig. So möchte ich euch trotzdem etwas Proviant mitgeben, denn ich kann nicht sagen, wie lange ich brauchen werde.“

Der Ordoner wendete doch nun ein: „Ihr müsst uns nichts mitgeben. Ich habe noch genug daheim.“

Aber die Königin ließ sich nicht beirren.

„Ich bestehe darauf, ehrenwerter Held. Sieh es als kleine, unbedeutende Dankesgeste an, für das was du für unser Land getan hast.“

Der ältere Krieger sah ein, dass es keinen Sinn machte seiner Hoheit zu widersprechen.

„Habt meinen größten Dank, Majestät.“

Nach diesem Satz verneigte sich Link etwas.

„Ich begleite euch hinaus, edle Helden.“, sprach die Adelige und ging voraus durch die Tür. Die jungen Männer folgten ihr, bis hinaus vor das riesige Eisentor. Zwischenzeitlich hatte Zelda eine ihrer Zofen gerufen und sie damit beauftragt, ein Pferd mit reichlich Proviant vor den südlichen Eingang der Hyrule Stadt zu postieren. Es würde dort abgeholt werden.

„Das Pferd ist gleichzeitig ein Geschenk an euer Dorf. Behaltet es ruhig, das ist mein Wille.“

Mit diesen Worten hatte sie den älteren Hylianer mundtot gemacht, der schon wieder etwas sagen wollte.

Draußen im Garten war es so ruhig und sonnig wie zuvor.

Nachdem die Königin diesen wunderschönen Anblick ein paar Sekunden genossen hatte, wandte sie sich ein letztes Mal den beiden grüngekleideten Männern zu.

„Passt gut auf euch auf, denn ich befürchte diese dunkle Bedrohung ist näher als gedacht. Meidet auf jeden Fall den heiligen Hain. Setzt keinen Fuß hinein. Er ist nicht mehr sicher. Sobald ich neue Informationen bezüglich der Zeitreise in Erfahrung bringen konnte, lasse ich es euch umgehend wissen.“

Mit diesen Worten nickte sie ihren Gegenübern höflich zu, die sich auch kurz verneigten und die Treppen hinab stiegen.

Aber die Adelige war noch nicht ganz fertig.

„Ach ja, was ich dir noch sagen wollte,“ , sprach sie an den Ordoner gewandt, der sich nun zu ihr umdrehte, „nenn mich bitte Zelda, in Ordnung?“

Darüber war der Angesprochene in keinster Weise überrascht, denn das hatte die Königin ihm schon oft angeboten. Aber diesmal sah er es ein.

„In Ordnung.“, stimmte er zu.

„Eine gute Heimreise wünsche ich.“

Nun war es der jüngste Hylianer, der zu ihr sprach „Vielen Dank! Bis bald!“, während er die Hand zum Abschied hob.

So überquerten sie die Gartenfläche, wobei Zelda ihnen noch nachdenklich hinterher schaute. Es war schon seltsam, obwohl sie sich äußerlich so ähnelten, schienen sie doch jeweils ganz eigene Charaktereigenschaften zu besitzen. Allem Anschein nach verstanden sie sich auch nach dieser kurzen Zeit schon sehr gut und kamen besser mit ihrer wirklich sehr ungewöhnlichen Situation zurecht als man vielleicht gedacht hätte.

Die Adelige erinnerte sich an den freundlichen Dialog von eben, als der Ältere ohne Umschweife zugestimmt hatte, den legendären Helden bei sich wohnen zu lassen.

Irgendwie habe ich ein gutes Gefühl bei den beiden. Oder was würdest du sagen, Midna?

Nichts als die Wahrheit

Die beiden jungen Hylianer schritten über die Verbindungsbrücke, durch die beiden Tore bis sie erneut auf dem geschäftstreibenden Markplatz standen. Bis dato hatte keiner von beiden etwas gesagt, da jeder von ihnen so seinen eigenen Gedanken nachhing.

Der etwas Kleinere von ihnen zog andauernd Vergleiche zwischen den beiden Zeldas, kam aber auf keinen grünen Zweig was irgendeine Gemeinsamkeit hinsichtlich ihres Charakters anbelangte, während sein älteres Pendant noch immer stark über eine Lösung seines Proviantproblems nachdachte.

Nun standen sie vor dem hübschen Brunnen der die Stadtmitte kennzeichnete, was sie aus ihrer wirbelnden Gedankenwelt auftauchen ließ. Der Held der Zeit schaute dem anderen ins Gesicht.

„Wo müssen wir jetzt hin?“

Sein Gegenüber erwiderte seinen Blick, als er antwortete.

„Folge mir einfach.“

Damit umrundeten sie den Brunnen und gingen schnurstracks weiter geradeaus auf das südliche Haupttor zu. Doch diesmal waren sie nicht in Eile, weswegen sie trotz der vielen Leute gemächlich nebeneinander her schritten.

„Worüber hast du gerade nachgedacht?“

Die Frage des jüngeren Mannes der die Arme hinter dem Kopf verschränkte, überraschte den Ordoner etwas, aber er beantwortete sie.

„Ich versuche immer noch eine Lösung zu finden, wegen dem Pferd mit dem Proviant.“

„Darüber hast du nachgedacht?!“, platzte es aus dem anderen heraus.

Verwundert blickte ihn der einheimische Krieger an.

„Worüber hast du dir denn Gedanken gemacht?“, stellte er eine Gegenfrage.

Vollkommen davon überzeugt, dass er selbst etwas Sinnvolleres gemacht hatte, erwiderte der legendäre Held: „Ich wollte herausfinden, ob sich die Zelda aus meiner Zeit und diese hier irgendwie ähneln, aber ich muss gestehen, dass mir bis jetzt noch nichts aufgefallen ist.“

Eine Spur von Verständnislosigkeit schlich sich in den Gesichtsausdruck des Ordoners. Er versuchte es zwar, aber so wirklich nachvollziehen konnte er nicht, warum die Tätigkeit seines jüngeren Pendants konstruktiver gewesen sein soll als seine eigene.

Genau in diesem Moment sah sich Königin Zelda von ihrem Schreibtisch aus den blauen Himmel an. Ihr Blick war sehr nachdenklich.

Ob sie sich über die große Bedrohung durch das Ungleichgewicht der Kräfte Gedanken machen?

Still widmte sie sich wieder ihrer Schreibtischarbeit

Bestimmt.

Der einheimische Hylianer beschloss derweil klugerweise nicht weiter darauf einzugehen und fuhr stattdessen unbeirrt fort.

„Jedenfalls kann ich ihr Geschenk nicht so einfach annehmen. Ich meine, das Königin Zelda-“

„Du sollst sie duzen, schon vergessen?“, fiel ihm der Held der Zeit erneut ins Wort.

Sein größeres Ebenbild verstummte. Es kostete ihn einiges an Überwindung, das sah man ihm an, doch er setzte an seinem vorherigen Wortlaut an, als wäre er nicht unterbrochen worden.

„....ich meine, das...Zelda....uns ein wenig Essen mitgegeben hat finde ich in Ordnung. Ich kann es auch annehmen, aber gleich noch ein Pferd dabei? Mir ist einfach nicht wohl bei der Sache, verstehst du?“

Der kleinere Kämpfer verstand. Er schwieg zunächst einige Sekunden, bis ihm die simple Antwort kurz darauf über die Lippen glitt.

„Dann lass das Pferd doch einfach stehen.“

Ungläubig starrte der Ordoner ihn an.

„Was...?“

„Wir verlagern einfach den Proviant auf unsere Pferde und hauen ab, ehe uns das Tier jemand aufdrücken kann. Ist doch ganz einfach.“

Dem anderen fehlten glatt die Worte, doch als er darüber nachdachte, wurde es ihm auch klarer.

Ist doch ganz einfach.....

Dieser Satz hallte noch in seinem Inneren, als ihm die spontane Logik des legendären Helden bewusst wurde. Gleichzeitig drängte sich ihm noch ein berechtigter Zweifel auf.

„Beleidigen wir denn nicht Köni-....ich meine, Zelda damit?“

Verdutzt über diese Frage wandte Link den Kopf seinem älteren Doppelgänger zu.

„So ein Blödsinn. Sie würde es ohne einen negativen Gedanken einfach akzeptieren. Glaubst du nicht auch?“

Inzwischen waren sie schon bei dem südlichen Ausgangstor der Stadt angelangt. Dort blieben sie kurz stehen.

Ja es stimmte. Link wusste wie ehrenvoll die Königin war. Die Vorstellung, dass sie ihm das verübeln würde, war einfach zu abwegig.

„Okay...“

Der Held der Zeit konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken. Voller Tatendrang packte er sein älteres Pendant am Arm. Bevor er mit ihm im Schlepptau jedoch über die Verbindungsbrücke lief, rief er übermütig: „Na dann komm! Auf geht’s!“

Diese plötzliche, schnelle Reaktion überraschte den Ordoner nicht gerade wenig.

„Hast-hast du überhaupt einen Plan?“, fragte er zweifelnd.

„Nein, warum denn? Wir improvisieren einfach!“

Improvisieren?!

Der einheimische Hylianer konnte sich gar keine Gedanken mehr darüber machen, denn schon waren sie bei ihren Pferden angelangt. Tatsächlich stand dort noch eins voll beladen. Ein kleiner Junge, offenbar ein Stallknappe des königlichen Hofes, hielt es an den Zügeln fest und schaute die beiden Helden ehrfürchtig an. Als er wieder ein wenig Fassung erhielt, fiel er sofort auf die Knie. Das Gesicht schon fast an den Boden gedrückt, sprach er vor Aufregung zitternder Stimme: „Ihr-ihr müsst die beiden legendären Helden sein. Ich wurde beauftragt hier auf euer Erscheinen zu warten. Ich bringe euch-“

„Schon gut wir wissen Bescheid. Du brauchst uns das nicht noch mal alles zu erzählen.“, beendete der kleinere Krieger den Satz des Burschen. Der war nun so eingeschüchtert, dass er sich nicht einmal mehr traute aufzuschauen. Der Held der Zeit nutzte die Gunst der Stunde und fing an dem fremden Pferd die Last vom Rücken zu holen, die er dann Epona anband.

Der Ordoner war zwar noch immer etwas perplex, aber er half dem anderen rasch. Der junge Knappe auf dem Boden wagte einen kurzen Blick, auf die Tätigkeit der Älteren. Er schaute ihnen einige Minuten lang zu, bis er verwirrt sprach: „D-darf ich fragen, was ihr tut?“

„Wir improvisieren!“, antwortete der Held der Zeit ganz selbstverständlich.

Als sie alles aufgeladen hatten, stieg der Ältere bereits auf sein Pferd, als sein Doppelgänger noch zu dem kleinen Stallburschen ging. Er tätschelte ihm auf die Schulter und sagte: „Du kannst jetzt ruhig aufstehen. Wir sind fertig.“

Danach setzte auch der legendäre Held auf. Der Junge hatte unsicher den Worten Folge geleistet und erblickte nun das leere Pferd. Verwundert starrte er nun auf die der beiden jungen Männer. Es dauerte nicht lange, da verstand der Knappe was sie vorhatten.

Doch schon winkte der kleinere Krieger grinsend zum Abschied.

„Tschüss! Noch einen schönen Tag!“

„Wartet! Ihr könnt doch nicht-!“

Der kleine Junge konnte seinen Satz nicht zu Ende führen, denn ohne auf ihn zu achten, gab der legendäre Held seinem Reittier die Sporen.

„Und ab die Post!“

Damit preschte er die Treppen hinunter. Sein Kampfgefährte folgte ihm hastig und so ließen sie den verwirrten Stallknappen zurück.

Währenddessen durchflutete den Helden der Zeit ungeahnte Freude, als sie wieder auf die hylianische Steppe ritten. Auch sein größerer Doppelgänger konnte nicht leugnen, einen gewissen aufregenden Spaß gehabt zu haben.

Als sie den südlichsten Teil der Ebene erreicht hatten, verlangsamten sie wieder ihre Pferde. Grinsend schauten sie sich an und als der jüngere Kämpfer daraufhin anfing zu lachen, steckte er den anderen wenigstens ein bisschen an.

Nachdem sie sich wieder beruhigt hatten, sprach der Ordoner ganz verwundert über sich selbst: „So etwas, habe ich noch nie gemacht.“

„Nicht?“, fragte sein kleineres Ebenbild überrascht.

Sein Gegenüber schüttelte den Kopf.

„Nein....“

Wieder merkte der ältere Hylianer seine Nachdenklichkeit. Sie drohte ihm, das freudige Gefühl in seinem Herzen zu dämpfen. Das wollte Link nicht, weswegen er sich rasch abzulenken versuchte, indem er dem Anderen eine Frage stellte.

„Was denkst du von Zelda? War sie deiner Prinzessin ähnlich?“

„Kein Stück.“

Die Antwort kam mal wieder schnell und vor allen Dingen unüberlegt, was der Held der Zeit aber erst ein paar Sekunden zu spät merkte. Noch bevor er die Gelegenheit bekam ein verdrießliches Gesicht zu ziehen, ging sein größeres Pendant auf seine Aussage ein.

„Was meinst du damit? Was ist anders?“

„Na ja....“, begann der Jüngere, „erstens ist die Zelda aus meiner Zeit genauso alt wie ich. Vom Aussehen her, sehen sie sich schon erschreckend ähnlich.“

„So wie bei uns?“, stellte der Ordoner eine kleine Zwischenfrage.

„Ja genau! Sie sehen sich zwar unglaublich ähnlich, sind aber nicht genau identisch. Und was den Charakter angeht....“

Hier stockte Link. Er wusste nicht so recht wie er es ausdrücken sollte. Die Zelda die er kannte, war eigentlich ein kleiner Wildfang. Nach den sieben Jahren, war sie zwar ziemlich erwachsen geworden, aber der kleinere Hylianer glaubte, dass die junge Prinzessin so erwachsen sein musste, um die Bedrohung abzuwenden. Bei ihm war es ja nichts anderes gewesen. Sie konnte sich wie eine Adelige verhalten, aber Link glaubte, dass sie sich im Grunde nicht verändert hatte. Das sie immer noch ein wenig frech, beziehungsweise vorlaut war, was durchaus zu ihrem lebendigem Charakter passte.

So wollte der Held der Zeit sie auch in Erinnerung behalten.

„Sie ist…ganz anders wie deine Zelda. Sie kann zwar auch dieses höfische Verhalten an den Tag legen, aber eigentlich ist sie ziemlich frech und wild.“

Diese Tatsachen überraschten den Ordoner schon etwas. Vielleicht auch nur, weil er es von seiner Königin nicht gewohnt war. Wobei er sich dieses Verhalten an ihr beim besten Willen nicht vorstellen konnte.

„Was denkst du wie lange sie brauchen wird?“

Es dauerte fünf Sekunden lang, bis der einheimische Hylianer seinem kleineren Ebenbild gedanklich gefolgt war. Bis zu dem Zeitpunkt als er Luft holte, schauten sie sich gegenseitig in die Augen.

„Da will ich mich nicht so genau festlegen.....Zelda ist zweifellos sehr intelligent, aber die Aufgabe ist schwierig. Ich denke schon, dass sie eine Lösung finden wird, nur wird das wahrscheinlich eine gewisse Zeit beanspruchen.“

Der Held der Zeit konnte seine anfliegende Enttäuschung leider nicht sehr gut verbergen. Natürlich bemerkte der Ordoner das. Es war nur eine Frage der Zeit bis er etwas Aufmunterndes darauf erwiderte.

"Hey, jetzt lass den Kopf nicht hängen." ,begann er, wobei er den anderen liebevoll anlächelte, "Ich verspreche dir, egal wie lange es dauern wird du kannst bei mir bleiben. Wir werden schon gemeinsam eine Lösung finden, da bin ich mir sicher."

Sein Doppelgänger schaute ihn unsicher an.

"Danke, aber ich will dir keine Umstände machen, wirklich nicht."

Als sein älteres Pendant diese Worte hörte, schüttelte er wohlwollend den Kopf.

"Das ist doch selbstverständlich."

Danach schenkte er dem Jüngeren noch einen freundlichen Blick, bevor sie sich wieder auf den Weg vor sich konzentrierten.

Der Held der Zeit dachte derweil über seine Situation nach. Der Andere war zu ihm so nett und fürsorglich.

Er ist einfach nur.....toll!!

Link wusste auch, dass er ihm vertrauen konnte. Die Gründe dafür nennen konnte er nicht. Er fühlte es einfach. Er spürte die Verlässlichkeit und Ehrlichkeit die sein Charakter in sich trug.

Unwillkürlich drehte der kleinere Hylianer den Kopf zur Seite, um den einheimischen Krieger anzuschauen. Der merkte nicht, dass er von dem anderen beobachtet wurde, da er einen Meter weiter voraus ritt.

Der Held der Zeit war froh, in so guten Händen gelandet zu sein.

Leicht stieß er Epona in die Seite, damit er mit seinem Ebenbild gleich auf war.

"Erzähl mir was von diesem Hyrule. Ich möchte wissen wie viel sich verändert hat."

Ein bisschen verwundert schaute ihm der Ordoner in die Augen, doch sogleich begann er ohne Umschweife zu erzählen.

"Okay, ich habe dir ja schon erklärt, dass dieses Hyrule in drei Gebiete unterteilt ist."

Nach einer kurzen Überlegung antwortete der jüngere Kämpfer: "Ja, ich glaube das waren Ranelle, Keledin und Paroone."

Auf dem Gesicht seines Gegenübers huschte ein Grinsen, bevor er den Helden der Zeit aufklärte.

"Nicht ganz. Ranelle stimmt, aber die anderen beiden Gebiete heißen Eldin und Phirone.“

„Aha! Ich wusste doch das es irgendwie so war.“

„Jedenfalls gibt es aber noch ein Gebiet das von einem Lichtgeist bewacht wird, nämlich Latoan. Es ist ein Grenzgebiet, aber offiziell gehört es nicht mehr zum eigentlichen Land Hyrule. In dieser kleinen Provinz liegt Ordon, mein Heimatdorf."

Der legendäre Held hörte aufmerksam zu, doch so langsam erschütterten ihn die Gegensätzlichkeiten nicht mehr. Es war immerhin mehr als ein halbes Jahrtausend vergangen. Da war es nur natürlich, dass sich die Umwelt veränderte.

"Du hast also schon immer dort gewohnt?"

Der einheimische Hylianer nickte.

Dadurch drängte sich dem jüngeren Krieger eine Frage auf, aber er beschloss sie nicht zu stellen da er damit, seiner Meinung nach, zu persönlich werden würde. Stattdessen stellte er eine andere Frage: "Wie bist du dann nach Hyrule gekommen?"

"Na ja, ich sollte im Schloss ein Geschenk unseres Dorfes abgeben. Um genau zu sein war es ein Schwert, welches wir für Zelda angefertigt hatten. Leider kam es wegen einer Verkettung von unglücklichen Zufällen nie dazu, dass ich es abgeben konnte. Schneller als ich schauen konnte, trug ich diese grüne Kleidung von der man mir sagte, der legendäre Held habe sie einst getragen.“

Link blickte zur Seite und schaute sein kleineres Pendant mit dem Anflug eines Lächelns an.

„Also eigentlich du.“

„Ja...“

Eine kleine Pause entstand zwischen den Beiden, während sie sich ansahen.

Der ältere Kämpfer war es, der sie durchbrach und fort fuhr.

„Dann habe ich mich auch schon auf die Reise gemacht."

Der Held der Zeit schmunzelte nun. Er konnte, wie schon einige Male zuvor, gewisse Parallelen über ihre Anfänge ziehen.

"Ist schon komisch, bei mir war es ziemlich ähnlich. Bei mir haben sich die Ereignisse auch überschlagen."

Eine kurze Stille trat ein. Der Ordoner bohrte aber auch aus Höflichkeit nicht weiter nach.

Wenn er es erzählen will, dann wird er das auch tun.

Der Held der Zeit schaute sich zwischenzeitlich um. Langsam verließen sie die Steppe, denn ihre Pferde standen kurz vor dem Durchgang zu dem Wald von Phirone.

Er drehte den Kopf ganz nach links und blieb an einem Punkt hängen. Unwillkürlich stoppte er Epona.

"Ist das der Todesberg?", fragte er frei aus dem Bauch heraus und deutete dabei mit dem Finger auf einen Berg auf dessen Spitze eine offene, runde Kuppel trohnte, aus der man die glühende Lava betrachten konnte.

Der einheimische Kämpfer war über den Scharfsinn des anderen überrascht, bestätigte jedoch dessen Vermutung.

"Ja du hast Recht. Das ist er."

"Können wir dahin reiten?"

Die Stimme des Jüngeren klang sehr aufgeregt und dem einheimischen Krieger fiel es schwer ihm abzusagen.

"Heute geht das leider nicht mehr. Wir brauchen mindestens zwei Stunden bis wir dort sind. Dafür ist es schon zu spät. Auch wegen dem Proviant."

Gerade als sich schon wieder Enttäuschung auf dem Gesicht des Kleineren breit machen wollte, fügte der Ordoner noch hinzu: "Aber morgen früh können wir direkt hinreiten, das ist kein Problem."

"Ehrlich?! Das ist toll! Darauf freue ich mich schon!"

Mit diesen Worten gab der Held der Zeit seiner Epona vergnügt die Sporen und im leichten Trab ritten sie durch den Wald bis zu Links Haus. Dort angekommen fingen sie sofort an die Pferde abzuladen und den Proviant ins Haus zu schaffen. Gerade als sie die letzte Ladung von dem Rücken der Tiere nahmen, wollte der Ordoner sein jüngeres Pendant doch noch etwas fragen.

"Sag mal," ,setzte er an, stockte aber direkt.

Sie sahen sich nicht an, da es in dieser Situation zu umständlich gewesen wäre. Doch der legendäre Held gab einen fragenden Laut von sich, als sie die Leiter hochstiegen, als Zeichen dafür, dass er zuhörte.

"...warum wolltest du eigentlich bei mir bleiben?"

Mit zügigen Schritten betraten sie das Haus.

Ohne großartig darüber nachzudenken, sprach der kleinere Kämpfer das aus, was gerade in seinem Kopf herumschwirrte.

"Ich hab dich halt sehr gern."

Der ältere Krieger starrte ihn entgeistert an. Er hätte ja jetzt mit allem gerechnet, nur nicht damit.

Bei dem Helden der Zeit dauerte es mal wieder ein paar Momente, bis er realisierte, was er da nun schon wieder von sich gegeben hatte. Die Erkenntnis schlug ihm den Boden unter den Füssen weg, sodass er direkt versuchte von den eben gesagten Worten abzulenken.

"Ähm...na ja...was ich damit sagen will...also, das höfische Leben liegt mir halt nicht so. Diese ganzen höflichen Nicks und Knicks und dieses hochgestochene Gerede ist einfach nicht meine Welt. Ich pass da nicht so wirklich rein."

Je mehr sich der Kleinere versuchte herauszureden, umso mehr musste sein älteres Pendant lächeln. Diesmal hatte er ihn durchschaut und wenn er ehrlich war, fand er diese Antwort seitens des legendären Helden einfach nur

...niedlich.

Als dieser bemerkte, dass seine ganze Herausrederei nichts brachte und zum krönenden Abschluss noch sein Gegenüber ihn breit angrinste, fühlte er sich ertappt. Nun stieg ihm endgültig die Röte ins Gesicht. Verlegen wandte er die Augen ab. Nervös tappte er hinaus zur Tür und nuschelte im Gehen noch: "Ich geh mal nach den Pferden schauen...."

Er sprang von dem kleinen Vorsprung hinunter und ging im Eilschritt zu den beiden Tieren. Währenddessen dachte er über seine mehr als peinliche Vorstellung nach und haute sich mit der flachen Hand drei Mal gegen die Stirn.

Mist! Bin ich denn komplett bescheuert? Wie komm ich nur dazu ihm so etwas zu sagen? Hab ich denn den totalen Schuss?!

Endlich bei den Pferden angelangt, ging er zu dem Seinen und kraulte es hinter den Ohren.

"Epona, ich bin ein totaler Vollidiot."

Als ob das Tier ihn verstanden hätte, drückte es liebevoll seinen Kopf gegen den Oberkörper von Link. Dieser stieß nur noch ein lautes Seufzen aus, bevor er nachdenklich in den blauen Himmel schaute.

Unterwegs nach Death Mountain

Schmunzelnd packte der Ordoner den Proviant aus und stellte die Sachen in die richtigen Regale. Irgendwie konnte er sich dieses Grinsen nicht verkneifen, was der Held der Zeit mit seiner so beiläufigen Bemerkung hervorgerufen hatte. Als dieser dann auch noch rot wie eine Tomate vollkommen überhastet aus dem Haus getürmt war, bestätigte das nur die Gedanken des älteren Hylianers.

Irgendwie....steckt er voller Überraschungen.

In diesen zwei Tagen hatte er so viele Seiten an seinem neuen Freund kennen gelernt. Sein Charakter war für sich einzigartig. Nie hatte er jemanden getroffen, der so beschwingt durchs Leben ging und gleichzeitig ein überragender Kämpfer und Held war. Diese Kombination schon allein war für Link faszinierend.

Was ihn aber am Meisten verwunderte, war diese offene, ehrliche und lebenslustige Art, mit der er den Ordoner selbst schon teilweise etwas überrumpelte. Der einheimische Krieger war dieses Verhalten einfach nicht gewohnt und doch konnte er nichts Negatives daran finden. Im Gegenteil, die vermeintliche Flucht aus der Stadt hatte ihm sehr viel Spaß gemacht.

Dabei musste er an die vorherige Aktion seines Ebenbildes denken. Sofort schlich sich wieder ein liebevolles Lächeln auf sein Gesicht.

Ich mag ihn auch.

Mit dieser Erkenntnis nahm sich der Ordoner vor, nicht mehr auf die Sache einzugehen, da sie dem legendären Helden wohl mehr als peinlich gewesen war. Seine Reaktion war zwar schon niedlich gewesen, aber der Größere von ihnen wollte ihn nicht noch einmal damit konfrontieren.

Just in diesem Moment bemerkte er, wie sich ein Schatten auf dem Boden zeigte. Link schaute auf in die saphirblauen Augen seines Pendants, der bei dem Blickkontakt zufällig zu seiner Rechten den Schreibtisch entdeckte und diesen ungewöhnlich interessiert betrachtete.

Um von der Situation abzulenken, fragte der ältere Hylianer: „Haben wir alles?“

Es dauerte einen Moment bis sein Doppelgänger antwortete: „Ja, unten ist nichts mehr. Ich habe die Pferde abgesattelt. Wir brauchen sie ja sowieso erst morgen wieder.“

Die Stimme des Helden der Zeit klang ganz normal. Die winzige Unsicherheit zeigte sich nur durch die ständige Vermeidung, den Blickkontakt mit seinem etwas größeren Pendant aufzunehmen.

Dieser merkte das auch, weswegen er nun ganz von den Geschehnissen ablenken wollte. Er nahm es ihm keinesfalls übel, auch wenn der jüngere Kämpfer das vielleicht dachte. Er würde ihn vom Gegenteil überzeugen.

„Was möchtest du heute Abend essen?“

Überrumpelt von dieser unerwarteten Frage, sah der Held der Zeit verwundert auf. Die aquamarinblauen Augen seines Gegenübers schauten ihn fragend, wie etwas erwartungsvoll an. Nun fing Link an ernsthaft zu überlegen.

„Na ja, ich hab schon lang keine Eier mehr gegessen...“, stellte er murmelnd fest.

Die Mundwinkel des Ordoners verzogen sich zu einem kleinen Grinsen.

„Was hältst du von gebratenem Rührei mit Schinken und gekochten Kartoffeln?“

Bei dieser Vorstellung konnte Link seinen knurrenden Magen einfach nicht mehr überhören. Ohne es zu wollen lief ihm schon das Wasser im Mund zusammen.

„Ja, das wäre ganz toll.“, sprach der etwas kleinere Kämpfer träumerisch.

Das Grinsen des einheimischen Hylianers wurde noch breiter, als er sich der Küche zuwandte.

„Kein Problem. Das mache ich doch gerne.“
 

Es war ein sehr windiger, jedoch sonniger Tag, als sie gemütlich mit den Pferden über die kleine Brücke von Eldin auf dem Weg zum Todesberg ritten.

Gerade stellten sie eine weitere Ähnlichkeit fest.

„Kakariko sagst du?!“

Der ältere Kämpfer stockte kurz, bevor er eine Gegenfrage stellte.

„Gab es dieses Dorf etwa schon in deiner Zeit?“

Nachdenklich wandte der Held der Zeit seinen Blick nach vorne.

„Ja, allerdings. Damals entstand es erst.“

Nach einer kurzen Überlegung fügte Link noch drucksend hinzu: „Ich kenne sogar die Gründerin.“

Nun war es der Ordoner, welcher einen überraschten Blick zu seinem Kampfgefährten warf.

„Gründerin?“, hakte er interessiert nach.

Der legendäre Held sah sein etwas größeres Ebenbild leicht verwundert an, fing aber ohne Umschweife an zu erzählen.

„Na ja, sie war sozusagen Zeldas Kindermädchen. Eine ziemliche raue Frau. Sie war sehr stark und wurde zu einer der Weisen bestimmt. Sie hatte mit mir den Schwertkampf trainiert. Außerdem stammte sie von dem Volk der Shiekah ab, aber die kennst du bestimmt nicht, oder?“

Der einheimische Hylianer schüttelte verneinend den Kopf.

„Nein leider nicht, aber erzähl mir mehr von diesem Volk.“

Der Jüngere war von dem wachsenden Interesse seines Gegenübers zwar überrascht, doch er wollte ihm die Informationen nicht vorenthalten.

„Viel weiß ich auch nicht über sie, da sie schon in meiner Zeit fast gänzlich verschwunden sind. Jedenfalls haben sie der Königsfamilie treu gedient und waren ein sehr geheimnisvolles Volk mit eigener Magie.“

Nachdenklich schaute der Held der Zeit in den Himmel, in der Hoffnung er könnte ihm noch etwas erzählen. Doch ihm fiel nichts mehr ein.

Moment…!

Dem etwas kleineren Krieger fiel die Geschichte ein, die Shiek ihm einst erzählte. Davon, wie die adeligen Führer selbst, ihre treuen Diener verraten hatten. Aber Link wusste nicht, ob sie wirklich auf wahren Tatsachen beruhte.

Aufgrund dessen, schüttelte er den Kopf.

„Tut mir leid, mehr weiß ich auch nicht.“

Der Ordoner nickte. Damit wandte auch er sein Gesicht wieder nach vorne.

„Das ist alles sehr interessant. Es gibt viele Legenden hier in Hyrule, die ich noch ergründen will.“

Der legendäre Held wandte leicht verwundert den Kopf zur Seite. Die Augen seines älteren Pendants schauten nachdenklich in die Ferne. Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor er sich wieder nach vorne drehte.

Schweigend passierten sie im Schritt das Tor nach Kakariko.

„Wir sind jetzt fast da. Ich bin gespannt was du zu dem Dorf sagst. Bei uns ist es eigentlich nur für seine Qualitätsbomben und den heißen Quellen berühmt.“

„Hast du heiße Quellen gesagt?“, hakte der Held der Zeit fragend nach.

Verdutzt schaute sein etwas größerer Doppelgänger zu ihm herüber.

Zwischenzeitlich hatten sie schon den Eingang des Dorfes passiert. Sie standen nun mit ihren Pferden direkt neben dem Haus des Priesters Leonard.

„Ja, im oberen Teil des Dorfes ist eine.“

„Was ist das denn?“

Diese scheinbar simple Frage, überrollte den Ordoner im ersten Moment wie einen Goronen. Mit einem perplexen Gesichtsausdruck blickte er den anderen an, bis er nach einigen Sekunden auf dessen Frage antwortete.

„Na ja, eine heiße Quelle ist eigentlich nur ein warmes Bad im Freien. Das aufgewärmte Wasser fließt unter der Erde und sprudelt an bestimmten Stellen an die Oberfläche. Das Wasser hat dann eine so hohe Temperatur, dass man darin baden gehen kann.“

Nun geschah eine komplett umgekehrte Situation. Der legendäre Held starrte sein Ebenbild nun an. Doch seine Augen waren nachdenklich geworden, als ob sie die eben genannten Erklärungen in eine sinnvolle Reihe bringen wollten.

„Können wir da auch mal irgendwann hin?“

Der Ordoner lächelte verdattert, stimmte dem jedoch zu: „Klar, das können wir irgendwann mal machen.“

Nun drehte der etwas kleinere Kämpfer seinen Kopf in Richtung des Dorfes. Mit überraschtem, hellwachem Blick glitten seine saphirblauen Augen über die Häuser.

Das Dorf lag in einer staubigen, steinernen Schlucht am Fuße des Todesberges. Es erstreckten sich nur wenige Häuser am Rand, doch die meisten waren sehr hoch an der Steinwand entlang hinauf gebaut. Viele von ihnen waren ziemlich schäbig und teilweise zerstört.

„Das ist Kakariko?“, fragte der legendäre Held ungläubig.

Langsam setzten sich ihre Pferde wieder in Bewegung, sodass sie langsam durch das menschenleere Dorf ritten.

„Ja. Ist deines denn so anders?“

„Es ist ganz anders. Dort herrscht viel mehr Leben. Außerdem ist es größer.“

Der etwas kleinere Hylianer war etwas geschockt von dem Zustand in dem das Dorf sich befand. Das hätte er nicht erwartet.

„Ich muss dazu sagen, dass es noch nicht sehr lange her ist, als es von den Schattenwesen angegriffen wurde. Viele Leute sind von ihnen getötet worden, deshalb ist es auch so leer. Dir kommt das Dorf vielleicht etwas heruntergekommen vor, aber hier herrscht durchaus sehr viel Leben. Im Moment zwar nicht, da die meisten in der Stadt helfen das Schloss wieder aufzubauen, aber für gewöhnlich sind hier ziemlich viele Leute.“

„Achso.“

Während sich der Held der Zeit noch ein wenig umschaute, erzählte ihm der Ordoner noch ein paar Dinge.

„Hier gibt es auch einen Friedhof. Dahinter liegt ein kleiner, versteckter See. Dort befindet sich das Grabmal des letzten Zorakönigs.“

„Tatsächlich? Aber die Zoras gibt es noch, oder?“

Sein Gegenüber nickte.

„Ja, sie leben ganz im nördlichsten Teil Hyrules in einer großen Höhle direkt neben den Schneebergen. Wenn du magst können wir dort auch hingehen. Ich wollte sowieso mal nach dem Prinzen schauen.“

Die ganzen Informationen, die der jüngere Kämpfer aus diesem Wortlaut herausfiltern konnte, musste er erst einmal bewusst verarbeiten.

„Schneeberge?“, wiederholte er den Teil, der ihm am unverständlichsten war, „Was meinst du damit?“

„Na ja, es ist ein Land nur aus Schnee und Eis. Dort existiert eigentlich kein Leben, nur zwei Schneemenschen leben dort in einer abgeschiedenen Bergruine.“

Vollkommen perplex starrte der Held der Zeit sein Gegenüber an, als wäre ihm ihre äußerliche Ähnlichkeit erst jetzt aufgefallen.

„Das ist wirklich ganz schön seltsam. Aber in diese Schneeberge gehen wir doch auch noch oder? Ich möchte alles sehen!“

Nun sprach aus dem legendären Helden eindeutig der Abenteurer. Schon als er das erste Mal als Kind die große, weite hylianische Steppe betreten hatte, war in ihm eine ungezügelte Entdeckerlust entflammt. Und jetzt, da ihm sein etwas größeres Ebenbild soviel von seinem Hyrule erzählte, wollte er diese neue, fremde Welt mit eigenen Augen sehen.

„Keine Sorge, da gehen wir noch hin. Ich zeige dir alles.“

Die Mundwinkel des etwas kleineren Kämpfers verzogen sich zu einem breiten Grinsen.

„Ja, darauf freue ich mich schon!“

Ihre Pferde waren bereits wie von selbst in den engen Aufstieg eingebogen, der sie auf den Weg zum Todesberg führte. Vor der hohen Felswand blieben sie schließlich stehen.

Neugierig glitten die saphirblauen Edelsteine des Helden der Zeit über die rauen Felswände. Sie ragten hoch um die jungen Männer hinauf.

Der Ordoner stieg bereits von seinem Pferd ab, als er sagte: „Ab hier geht es zu Fuß weiter. Wir müssen jetzt ziemlich viel klettern.“

Schon griff er mit der Hand in das Gitter, welches an dem hochragenden Felsen angebracht war um hinauf zu gelangen, während sein jüngeres Pendant nun mit einem Satz regelrecht von seinem Reittier sprang.

„Der Weg ist etwas gefährlich, deswegen bleib besser in meiner Nähe.“

„Na klar. Kein Problem.“

Nach diesen Worten hatte der etwas kleinere Hylianer schon bereits einige Meter auf der Leiter zurückgelegt, ehe sein Kampfgefährte verdutzt dem übereilten Handeln folgte.

Sie stiegen ziemlich lange hinauf, doch auf dem Weg bis zur eigentlichen Wohngegend der Goronen begegneten sie keinem von ihnen. Der einheimische Kämpfer erklärte es sich so, dass die meisten wohl in Schloss Hyrule halfen.

Während sie weiter die Gitter an den Felswänden hinaufkletterten und den heißen Gasen aus dem Boden auswichen, erzählte der Ordoner seinem neuen Freund wie er damals zu den Goronen gestoßen war. Davon, dass er jeden einzelnen niederringen musste, um überhaupt zu deren Oberhaupt zu gelangen. Auch wie er ihr Heiligtum durchforstete und den Häuptling rettete.

Der Jüngere hörte die ganze Zeit gebannt zu. Er war von diesen ganzen mutigen Heldentaten seines Gefährten sehr beeindruckt. Das er in jüngster Vergangenheit selbst genauso große Taten vollbracht hatte, war Link in diesem Moment nicht richtig bewusst.

Als sie schließlich vor der eigentlichen Wohngegend, mitten im Herzen des Berges, des stolzen Volkes standen, bemerkte der Held der Zeit drucksend: „Na ja, du hast die Goronen mit bloßen Händen besiegt. Ich hab dafür immerhin noch Bomben gebraucht.“

Verwundert mit einem Hauch von Entsetzen starrte der einheimische Hylianer ihn an.

„Ist das nicht ein bisschen gefährlich?“

Doch der Angesprochene tat diesen Satz mit einer beiläufigen Handbewegung ab.

„Ach was! Die haben doch eine dicke Hornhaut. Außerdem hätten die mich sonst platt gemacht. Im wahrsten Sinne des Wortes.“

„Ja, das kann ich sehr gut nachvollziehen.“, erwiderte der Ordoner leicht verdrießlich. Er erinnerte sich an seine erste ‚freundliche’ Begegnung mit dem stolzen Kriegervolk, bei der er nicht ohne blaue Flecken davon gekommen war.

Dabei beließen sie es und kletterten weiter die Felswände hinauf. Bis sie es ohne fremde Hilfe nicht mehr alleine schafften, war schon ein Gorone zur Stelle. Verwundert starrte der legendäre Held den braunen Riesen an. Er war fast doppelt so groß wie er selbst, was er von seinen Goronen eigentlich nicht gewohnt war. Link fiel auf, dass sich ihr sonst so friedvolles Aussehen mehr in ein Kriegerisches verwandelt hatte.

„Hallo Link!“, rief er mit tiefer, dunkler Stimme.

„Hallo! Kannst du uns bitte nach oben schleudern?“

„Schleudern?!“

„Klar!“

Diesen Wortlaut hatte der Held der Zeit nicht richtig verstanden, was seinem Ebenbild natürlich auch nicht verborgen blieb. Doch Zeit für eine Erklärung blieb nicht, denn schon rollte sich der riesenhafte Krieger zusammen.

„Schnell!“

Der Ordoner griff flink nach der Hand seines verwirrten Pendants und sprang auf den gekrümmten Rücken, ehe sich der Gorone wuchtig wieder aufrichtete. Die beiden Helden wurden dadurch eine Etage nach oben geworfen.

Da sich ihre Hände noch immer umklammert hielten, landeten sie auch nebeneinander mit beiden Füßen auf dem Boden.

Sogleich ließ der etwas größere Kämpfer die Hand seines Ebenbildes wieder los, damit dieser sich leichter aufrichten konnte.

Als der Held der Zeit erneut gerade stand, schaute er mit überraschter Miene einfach nur geradeaus, bis ein breites Grinsen auf sein Gesicht wanderte.

„Wow, das war cool! Machen wir das noch mal?“, fragte er direkt.

Der einheimische Hylianer nickte.

„Ja, wir müssen noch zwei Stockwerke höher.“

Einen kleinen Freudenschrei konnte sich Link noch verkneifen, aber die innere Aufregung ließ nicht locker, bis er den kleinen Pfad hinauflief, welcher sich auf der Außenseite des Berges herumzog.

„Hey nicht so hastig!“, rief ihm noch sein neuer Freund hinterher, doch das hielt den jüngeren Krieger nicht ab.

Schon war er bei dem nächsten Goronen angelangt, der ihn verdutzt ansah.

„Hallo! Kannst du mich bitte ein Stockwerk höher schleudern?“

„K-klar...“, war dessen verdutzte Reaktion, auf die durchaus nette Frage des breit grinsenden, jungen Mannes vor ihm.

Der Ordoner war auch inzwischen bei den beiden angelangt und sprang direkt auf den schon eingerollten Goronen.

Erneut wurden sie in die Luft geschossen. Diesmal sogar so hoch, dass sie die nächste Etage übersprangen und sofort auf der höchsten Plattform landeten.

„Das macht solchen Spaß!“, rief der Held der Zeit lachend.

Danach wandte sich der etwas größere Krieger nun seinem Gefährten zu.

„Wir sind jetzt angekommen. Dort drinnen ist der Sitz des Häuptlings.“

Dabei wandte er seinen Kopf nach links von ihnen einem Gang zu, welcher in das Berginnere führte. Neugierig blickte der Held der Zeit in diesen runden Tunnel, konnte aber wegen der vorherrschenden Dunkelheit nichts erkennen.

„Ich gehe vor.“, sprach der einheimische Hylianer bestimmt. Er wollte sein jugendliches Pendant damit in seiner Vorschnelle ein wenig bremsen. Er wusste ohnehin nicht wie das stolze Kriegervolk wohl auf sie beide reagieren würde, weswegen er es auch nicht herausfordern wollte, indem sie wie zwei kleine Jungs ihren Hauptsitz stürmten. Doch die Befürchtung des Ordoners war scheinbar unbegründet, denn sein neuer Freund nickte zustimmend und folgte ihm bedächtig, als sie in das Innere des Berges gingen.

Der Gang war kürzer als erwartet, denn nach noch nicht einmal einer Minute betraten die beiden jungen Männer einen großen, runden Raum.

Neugierig wanderten die saphirblauen Augen des legendären Helden durch jede Ecke des Zimmers.

Er war gänzlich aus dem Stein geschlagen, was man an den rauen, braunen Wänden und Böden klar erkennen konnte. Zwei Fackeln zierten den Eingang des Quartiers. In der Mitte konnte Link einen etwas gehobenen Kreis am Boden erkennen, wusste jedoch nichts damit anzufangen. Als er an die Decke sah, schaute er geradewegs in den klaren, hellblauen Himmel, denn nach oben hin war der Raum fast komplett offen.

Gerade mal fünf Goronen waren hier. Zwei standen am Rand der Höhle, während sich die anderen drei direkt gegenüber von ihnen am Ende befanden.

Der Ordoner schritt langsam weiter hinein. Sein etwas kleineres Pendant folgte ihm mit leicht offenem Mund, während seine Augen noch weiter alles abtasteten.

Sie umgingen den Kreis zur Hälfte und hielten weiter geradeaus auf einen älteren Goronen zu, der neben seinen jungen Artgenossen etwas klein wirkte. Jedoch war er immer noch größer als die Helden selbst.

„Sei gegrüßt Link! Dich habe ich hier ja schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Durchstreifst du noch immer das Land?“

Der ältere Hylianer lächelte freundlich, wobei er erwiderte: „Ich begrüße dich auch Don Corone. Ja, ich bin immer noch auf Reisen. Du weißt wie groß Hyrule ist.“

„Natürlich. Als junger Mann muss man sich auch die große, weite Welt ansehen. Jedoch freue ich mich immer wieder über deinen Besuch. Hättest du nicht Lust auf einen kleinen Ringkampf?“

Der Ordoner hatte es gewusst. Wenn er schon den Goronen einen Besuch abstattete, würde er um ein kleines Kräftemessen nicht herumkommen. Eigentlich hätte er dem auch liebend gerne zugestimmt, doch leider hatte er im Moment ein kleines Handicap.

Ich muss das nächste Mal an die Eisenstiefel denken....

Denn ohne dieses Item gegen einen übergroßen Goronen zu gewinnen, war schlichtweg unmöglich. Dies war auch der Grund, weshalb er dankend abwinkte.

„Ich muss leider verneinen. Aber ich verspreche dir beim nächsten Mal gebe ich dir eine Gelegenheit mich zu schlagen.“

Der Älteste verzog den Mund zu einem selbstsicheren Grinsen.

„Du hast mich tatsächlich durchschaut, aber nun gut, diesmal lasse ich dich noch gehen. Es wird sich bald wieder eine Möglichkeit bieten, davon bin ich überzeugt.“

„Natürlich. Auf diesen Moment freue ich mich jetzt schon.“

Der Jüngere hatte dem Gespräch sehr interessiert gelauscht und war von der Information die er aus den Wortlauten herausfiltern konnte, etwas überrascht.

Er hat gegen ihn gekämpft? Und anscheinend sogar gewonnen...

Nun fiel dem Goronen erst der Held der Zeit auf, der ein wenig versteckt hinter seinem größeren Doppelgänger stand.

„Wen hast…du denn da mitgebracht?“

Mitten im Satz stockte Don Corone als er den jüngeren Krieger erblickte, da er genauso wie alle anderen über dessen wahnsinnige Ähnlichkeit verblüfft war.

„Ach das ist nur ein guter Freund von mir. Ich habe ihn in Hyrule Stadt kennen gelernt.“

Ein junger Gorone neben dem Ältesten ergriff nun vorschnell das Wort.

„Er trägt fast die gleiche Kleidung wie du. Ist das der momentane Trend? Laufen die alle so in der Stadt rum?“

Während der Jüngere nur unsicher lachte, erwiderte sein älteres Pendant vollkommen ernst: „Nein natürlich nicht. Er ist ein Krieger so wie ich.“

„Ein Krieger? So sieht er ja nun nicht aus.“

„Was?!“

Der legendäre Held konnte einen empörten Unterton in seiner Stimme leider nicht verbergen. Das merkte natürlich auch der jugendliche Gorone, weshalb er ein wenig hochmütig entgegnete: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass so ein schmächtiger Bursche wie du einen Feind niederstrecken kann.“

Im ersten Moment fehlten dem Jüngeren schlichtweg die Worte. Ihm war so, als ob er mit dem Gesicht voran gegen eine Glasscheibe gelaufen wäre.

Doch es dauerte nicht lange bis er unwillkürlich seine Schultern anhob und tief Luft nahm, um somit seine Brust ein wenig aufzuplustern, damit er nicht mehr ganz so klein wirkte.

Wenn der wüsste....

Niemand hatte ihn jemals so auf sein Äußeres diskriminiert. Er musste seine Ehre wiederherstellen!

„Ich habe schon scheinbar unbezwingbare Monster geschlagen! Mehr als du wahrscheinlich von dir behaupten kannst.“

Er wollte seine Stimme normal klingen lassen, doch es ließ sich nicht vermeiden, dass sie von leicht überheblichen Gefühlen durchwachsen war.

Da der Gorone vor ihm genauso leicht reizbar und übermütig war wie der Held der Zeit selbst, entgegnete er mit donnernder Stimme: „Dann beweise es mir in einem Ringkampf! Zeige mir, wie viel Mut du tatsächlich besitzt.“

„Mut?! Mut ist mein zweiter Vorname!“

„So sei es. Dann folge mir in den Ring.“

„Liebend gerne!“

Breitbeinig und mit geballten Fäusten stampfte Link seinem Herausforderer hinterher, der plump auf den gehobenen Kreis zuschritt. Zuvor jedoch, legte er noch rasch Schwert und Schild sachte auf dem Boden ab.

Don Corone und der Ordoner folgten dieser ganzen Auseinandersetzung ziemlich unterschiedlich. Der Älteste war gespannt auf die Stärke des Neulings, weshalb er auch nicht eingriff. Der einheimische Hylianer jedoch starrte ungläubig seinem neuen Freund hinterher.

Der glaubt doch nicht im Ernst, dass er gewinnen kann?

Aber als sein Kampfgefährte weiter auf den Ring zuschritt, bestätigte er damit, dass er es durchaus ernst meinte.

Das kann doch nicht wahr sein…!

Gerade wollte der etwas größere Krieger ihn noch aufhalten und streckte den Arm nach ihm aus, doch da hob sein jüngeres Pendant ohne aufzuschauen nur gebietend die Hand. Niemand konnte ihn jetzt noch umstimmen, weshalb er mit dieser Geste seinen Gefährten einhalten ließ.

Der ältere Krieger hielt inne, konnte sich jedoch das Desaster was er jetzt kommen sah sehr gut vorstellen.

Bei diesem stolzen, übermütigen Verhalten fasste sich der einheimische Hylianer an den Kopf, damit er anstatt des Kampfplatzes seine innere Handfläche betrachten konnte.

Bei den Göttinnen Hyrules, bitte lasst ihn nochmal glimpflich davon kommen.

Sein legendärer Kampfgefährte hatte zwar null Ahnung, wie das mit dem Ringen eigentlich ablief, aber viel falsch machen konnte man da ja seiner Meinung nach nicht.

Ich muss ihn einfach nur umhauen!

Als sie sich gegenüber standen, grinste der Gorone den Hylianer selbstsicher an.

„Bist du bereit, Waschschlappen?“

Link ließ es sich nicht nehmen zu kontern.

„Aber natürlich du eingebildeter Möchtegern-Stein.“

Es dauerte nur zwei Sekunden, bis der einheimische Kämpfer einen lauten Schrei hörte der den darauffolgenden, dumpfen Aufprall musikalisch untermalte. Nun linste er mit einem Auge durch seine Finger um das ganze Ausmaß der Niederlage zu erkennen. Doch alles was er im Moment sah, war eine dicke Staubwolke aus der ein grünlicher Schimmer heraus schien. Nach einem lauten Husten, kam schließlich der Jüngere zum Vorschein. Er hatte sich aufgesetzt und wedelte nun heftig mit der Hand vor seinem Gesicht herum, um die Staubwolke zu vertreiben. Mit der Anderen hielt er sich die schmerzende, linke Wange. Mit einer verdrießlichen Miene rieb er sie, wobei man gelegentlich ein „Autsch“ oder „Mist....“ vernehmen konnte.

Schließlich schaffte es der Ordoner seine Hand ganz von seinem Gesicht zu nehmen. Besorgt ruhten seine aquamarinblauen Augen auf der Gestalt am Boden, doch schon nach wenigen Momenten entfuhr ihm ein leiser, erleichterter Seufzer.

Ihm ist anscheinend nichts Schlimmes passiert.

Gedankenverloren schaute der ältere Kämpfer sein Pendant noch weiter an, während dieser weiter seine schon gerötete Wange hielt.

Er wusste nicht warum oder weshalb, aber unwillkürlich musste der einheimische Hylianer über diese ganze Aktion und deren Ausgang schmunzeln. Nach einem kleinen Drucksen ging er schließlich auf seinen Doppelgänger am Boden zu und kniete sich vor ihn hin.

„Alles in Ordnung?“, fragte er noch immer leicht grinsend. Dabei hielt er dem Helden der Zeit seine helfende Hand hin.

Alles was er bekam war ein verdrießlicher Blick und ein mürrisches: „Ja, alles klar...“. Doch aufstehen, wollte der legendäre Held alleine, was er auch prompt tat.

Nachdem sie sich beide wieder aufgerichtet hatten, vernahmen sie die abfällige Stimme des Goronen.

„Ich dachte du hättest Kraft!“

Sofort wandte sich der jüngere Krieger dem Goronen zu, der in stolzer Haltung noch im Ring stand und hielt ihm eine Faust entgegen.

„Die hab ich auch! Warts nur ab!“

Doch noch bevor der kleinere Kämpfer wieder in den Ring steigen konnte oder der Ordoner ihn anschließend aufgehalten hätte, hörte man nun die laute Stimme von Don Corone, der nun zu ihnen trat.

„Es ist genug! Reize ihn nicht weiter. Pure Muskelkraft zollt nicht von wahrer Stärke und Größe. Der Mut sich dem zu stellen, der einem überlegen ist, zeichnet einen wahren Krieger aus. Nun gehe und suche dir jemand anderes, den du mit deiner Kraft imponieren kannst.“

Getroffen über die Worte seines Ältesten zog sich der Gorone betrübt, stumm zurück. Auch der Held der Zeit war nun mehr oder weniger gestoppt worden, worüber der einheimische Hylianer mehr als erleichtert war. Er hätte nicht gedacht, dass sein jüngeres Pendant so aufbrausend, wie übermütig sein konnte. Diese blauäugige Überzeugung, die nicht einen Zweifel beinhaltete, einen viel stärkeren Gegner ohne weiteres besiegen zu können, ließ den Älteren erneut etwas lächeln. Er konnte einfach nicht anders.

Er ist so....unberechenbar.

„Ich lobe mir deinen Mut, junger Mann, aber du musst wissen, es gibt nur sehr wenige, die jemals in ihrem Leben einen Goronen bezwungen haben.“

Don Corone klopfte dem legendären Helden aufmunternd auf die Schulter.

„Ich weiß...“, antwortete der Kleinere. Dabei linste er verstohlen zu seinem Ebenbild herüber. Dieser erwiderte einen Augenblick später seinen Blick.

„Hast du schlimme Schmerzen?“

„Mir geht’s blendend!“

Der Älteste ergriff nun das Wort und wollte sich dem Jüngsten zuwenden, doch ein unmissverständlicher Blick seitens des Größeren ließ ihn einhalten. Es war im Moment keine gute Idee, den Fremden mit Fragen zu durchlöchern. Stattdessen sagte er: „Kommt setzen wir uns, dann kannst du mir noch etwas mehr von deinen Reisen erzählen, Link.“

Der letzte Teil des Satzes sprach Don Corone an den Ordoner gewandt.

Nach einem kurzen Nicken setzten sich die drei kurzerhand auf den Boden und fingen an über verschiedene Themen zu reden. Der kleinere Hylianer sagte kaum ein Wort, sondern lauschte nur interessiert den Worten seines Kampfgefährten. Nur bei kurzen Zwischenfragen seitens des Goronen, redete er überhaupt etwas.

Bei dieser Gelegenheit erfuhr der ältere Krieger auch, wohin der Häuptling verschwunden war.

„Er hilft bei den Aufbauarbeiten an Schloss Hyrule. Sehr viele unserer Leute sind ihm gefolgt. Dadurch ist es ziemlich ruhig auf unserem Berg geworden.“

Sie unterhielten sich fast drei Stunden lang, bis der Älteste der Goronen ihnen das Ende des Gesprächs ankündigte.

„Ich bin wirklich untröstlich, aber ich habe noch einiges zu tun. Es war mal wieder sehr unterhaltsam von deinen Abenteuergeschichten zu hören! Ich hoffe dein nächster Besuch lässt nicht lange auf sich warten!“

„Bestimmt nicht.“, erwiderte Link mit einem kleinen Lächeln.

Don Corone grinste ebenfalls, als er sprach: „Dann wünsche ich euch eine gute Heimreise und auf ein baldiges Wiedersehen, mein Freund.“

Der Ordoner und der Älteste reichten sich kurz die Hände. Danach gab er auch dem legendären Krieger seine Hand.

„Natürlich freue ich mich auch jederzeit über deinen Besuch, mutiger Kämpfer.“

Das munterte Link tatsächlich etwas auf.

Nach einem beidseitigen Nicken drehten sich die jungen Helden um und verließen mit ruhigen Schritten den Raum.

Don Corone schaute ihnen nachdenklich hinterher, bis sich ein Grinsen auf seinem Gesicht breit machte.

Die beiden stellen wirklich eine interessante Konstellation dar. Ich bin gespannt, wann ich sie wieder begrüßen darf.

Stumm kletterten die Helden den Berg wieder hinunter. Die ganze Zeit über vernahm man von dem jüngeren Hylianer kein einziges Wort des Schmerzes. Auch als sie später wieder nach Ordon ritten, vermied er es sein größeres Ebenbild anzuschauen. Er war bei den Goronen anscheinend ein gern gesehener Gast. Er hatte sogar ihren größten Respekt.

Und ich hab verloren….

Ein Seufzen entglitt dem etwas kleinerem Kämpfer.

Sein einheimischer Gefährte spürte die Niedergeschlagenheit seines Pendants und doch konnte er sie in keiner Weise teilen, denn er musste sein ständiges Schmunzeln unterdrücken. Er wollte ja nicht, dass der andere dachte er lache ihn aus.

Währenddessen versuchte der legendäre Held herauszufinden, wie es sein älteres Pendant schaffen konnte, eine ganze Horde von Goronen zu besiegen. Er konnte nichts gegen die Kraft seines Gegners ausrichten. Sie hatte ihn regelrecht von den Füßen gefegt.

Ich bin einfach zu leicht.

Aber sein Ebenbild konnte doch nicht um so viel schwerer sein als er. Was war bloß sein Geheimnis? Gab es überhaupt eins oder musste der Held der Zeit einsehen, dass er einfach so gut war?

„Wie hast du das nur geschafft?“

Die etwas verwirrte, verständnislose Stimme, ließ den etwas größeren Kämpfer in Richtung seines Ebenbildes schauen. Er wusste, dass diese Frage früher oder später kommen würde.

„Wie konntest du nur so viele von denen besiegen?“

Dem Ordoner wurde ein wenig unwohl, doch er beschloss ehrlich zu seinem neuen Freund zu sein.

„Na ja, also....es ist eigentlich unmöglich als normaler Mensch gegen einen Goronen anzukommen. Aufgrund ihrer Größe und Kraft sind sie uns Hylianern einfach überlegen. Das hast du ja selbst gemerkt. Sie hauen uns einfach von den Füßen. Deshalb musste ich mich schwerer machen, indem ich meine Eisenstiefel bei jedem Kampf angezogen habe.“

„Du hast beschissen?!“, rief der Held der Zeit entsetzt. Doch sogleich hielt sein älteres Ebenbild dagegen.

„Nein, ich hab nicht unfair gekämpft. Ich-“

„Er hat beschissen....“

„Ich habe den Kampf nur mit gerechten Voraussetzungen angetreten!“

„Er hat beschissen....“

Es war umsonst. Der etwas kleinere Kämpfer wurde von der Tatsache, dass sein erhabenes, ehrliches, überaus korrektes Ebenbild mit solch einem Trick gegen die Goronen gewonnen hatte so überfahren, dass er abwesend nach vorne starrte.

Der Ordoner verzog etwas verdrießlich das Gesicht. Er wollte dem Anderen einfach nur klar machen, weshalb er so gekämpft hatte. Er passte sich nur seinen Gegnern an. Auch wenn das vielleicht nicht ganz fair war, hatte er die Goronen doch letztendlich mit seinem Können als Ringer besiegt und nicht weil er so schwer war.

Das macht jetzt auch keinen Unterschied mehr.

Damit ließ der einheimische Krieger die Sache auf sich beruhen.

Es war später Nachmittag, als die jungen Männer wieder in Ordon ankamen. Als sie im Haus ihre Rüstung ablegten, fragte der Held der Zeit immer noch ziemlich abwesend: „Hast du etwas zum Kühlen?“

Sein Ebenbild sah ihn etwas fragend an, erwiderte jedoch: „Natürlich habe ich was für dich. Warte einen Moment.“

Mit diesen Worten schnappte er sich ein weißes Tuch, sowie eine kleine Holzschale und verließ das Haus durch die Hintertür, welche in Richtung Wald führte. Nachdenklich schaute der legendäre Held seinem älteren Doppelgänger nach.

Er hat beschissen....

Trotz dieser Tatsache war sein Stolz immer noch leicht angekratzt, weshalb seine verdrießliche Laune weiter anhielt.

Schon nach wenigen Minuten kehrte der Ordoner zurück und stellte die Holzschale mit dem Tuch, welches im kühlen Wasser schwamm, behutsam auf den Tisch.

„Dankeschön…“

„Gern geschehen.“

Einen Augenblick lang sah der etwas kleinere Hylianer auf, in die warmherzigen Augen seines Gegenübers.

Sofort danach nahm er sich das Tuch, wrang es aus, kippte den Kopf nach links auf die Schulter und legte es auf seine dicke Backe. Somit blieb ihm der Blick in die Küche verborgen, da seine Augen nur geradeaus schauen konnten.

Während sein Kampfgefährte anfing zu kochen, konnte er sich dieses Grinsen einfach nicht verkneifen. Was war das bloß? Es verwirrte ihn, dass er über die Aktion des kleineren Kriegers so belustigt war. Dieses unüberlegte Handeln, sowie der mehr als offensichtliche Ausgang des Kampfes und der Hang dem zu trotzen. Vielleicht waren es diese einzigartigen Charakterzüge, welche er so gar nicht kannte, die ihn über den anderen schmunzeln ließ. Dabei war es keinesfalls eine verhöhnende Emotion. Er fühlte durchaus mit seinem jüngeren Pendant, doch seine Art wie er die Sachen anpackte, war teilweise einfach nur komisch.

Nur um die Reaktion seines Ebenbildes zu erleben, stellte der Ordoner ihm eine Frage.

„Hast du dir denn nicht denken können, dass du gegen einen Goronen keine Chance hast?“

Link hob das Tuch an, drehte sein Gesicht und schaute den Fragenden mit einem ernsten Blick an.

„Man weiß es nie, bevor man es nicht versucht hat. Außerdem hat er mich herausgefordert!“

Damit drehte er seinen Kopf in dessen ursprüngliche Position zurück, stützte sich mit der Hand an der anderen Wange ab und legte das Tuch erneut auf die Schmerzende.

Diese Antwort stimmte den einheimischen Kämpfer nachdenklich.

Man weiß es nie, bevor man es nicht versucht hat.

Dieser Satz hallte in seinen Gedanken wider. Ja, da hatte sein jüngeres Pendant Recht. Selbst wenn eine Situation offensichtlich oder aussichtslos erscheint.

Er ist richtig hartnäckig...

Damit befasste sich der Ordoner wieder mit dem Kochen.

Es verstrichen einige Minuten, bis er beschäftigt sagte: „Wenn du möchtest, können wir morgen in die Schneeberge reisen. Wir haben heute noch genug Zeit zur Vorbereitung, denn sie sind trotz ihrer Schönheit auch sehr gefährlich.“

Regungslos lauschte der Held der Zeit den Worten seines Ebenbildes.

„Außerdem brauchen wir sehr lange, bis wir einmal da sind. Deswegen schlage ich vor, dass wir eine Nacht in der Bergruine verbringen. Ich kenne die Schneemenschen dort ziemlich gut, sie werden uns einen Unterschlupf nicht verwehren. Was hältst du davon?“

Nun setzte sich der legendäre Held richtig auf, damit er den anderen anschauen konnte. Zwischenzeitlich tränkte er das Tuch von neuem. Seine Entdeckerlust flammte wieder in ihm auf, sodass sich seine Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln verzogen.

„Das wäre richtig toll!“

Mit einem liebevollen Blick erwiderte der Ordoner sein Lächeln.

„Gut, dann ist es beschlossene Sache. Morgen reisen wir in die Schneeberge.“

The fast and the fearless

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Hallo meine liebe Leserschaft! ^.^-

Erst einmal bedanke ich mich sehr für euer aufgebrachtes Verständnis und eure Geduld. Ich möchte mich an dieser Stelle für eure motivierenden Kommentare und Gespräche bedanken. Ich finde es einfach nur ehrenswert wie sehr manche von euch sich in die Story reindenken und mitfühlen. Das festigt meine Entschlossenheit nur noch mehr, mich zu verbessern und die Fan Fiction in jedem Fall zu Ende zu bringen. ^-^

Eure Freude an der Story und euer Lob ehren mich zutiefst, sodass ich mehr als stolz darauf bin, einen so tollen Leser- und Fankreis zu haben! =^_^=

*verneig*

Ich bin dankbar für jede Kritik und freue mich schon jetzt neue Anregungen umzusetzen.

Ich wünsche euch in jedem Fall viel Spaß, mit dem bis hierhin längsten Kapitel!
 

Eure Akimon

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Ein kühler Morgen brach über das kleine Dorf Ordon herein. Die Dämmerung setzte an und verscheuchte die wenigen Nebelschwaden, die sich wie weiße Schleier um die Häuser zogen. Wenn Link eine Uhr bei sich zu Hause gehabt hätte, würde sie jetzt halb sieben anzeigen. Doch da dieser Luxus nur den Bewohnern von Hyrule Stadt in Form einer Kirchturmuhr vorbehalten war, zog es der einheimische Hylianer lieber vor nach dem Stand der Sonne zu leben. Aus diesem Grund wachte er auch pünktlich mit ihrem Erscheinen am Horizont auf.

Unter normalen Umständen hätte er noch eine Stunde länger geschlafen, aber heute mussten sie schon früher aufbrechen. Aus diesem Grund setzte er sich auf, streckte sich kurz, schnappte sich eine Holzschüssel und ging hinter das Haus. Dort führte eine kleine Treppe aus Holz hinunter auf eine winzige, idyllische Wiese durch die ein kleiner Bach floss. Es war nur ein schmales Fleckchen, denn dahinter begann direkt der Wald. In der rechten, hinteren Ecke hatte ein kleines Toilettenhäuschen seinen Platz gefunden. Ein Stückchen weiter links – also eher in der Mitte des länglichen Wiesenfleckchens - hatte Link auch seine größere Holzwanne stehen, die er in den heißen Sommernächten gerne als Abkühlung benutzte, um besser schlafen zu können. Teilweise hatte er das Wasser so umgeleitet, dass er sogar richtig duschen konnte. Eine große Schieferplatte am Boden zwischen Wanne und Toilette war das Einzige, was diesen Ort kennzeichnete. Eine Abdeckung brauchte der einheimische Hylianer nicht. Er war ja kein Mädchen.

Hier war er wenigstens ungestört. Denn auch wenn die Dorfbewohner ihn mehr oder weniger in Ruhe ließen, gab es doch einige die ziemlich aufdringlich waren. Dabei durchflogen Bilder von den Kindern und Illya seine Gedanken.

Der Ordoner kniete sich an das Wasser, tauchte die Hände hinein und wusch sich erst einmal das Gesicht. Mit dem Unterarm rieb er sich die Augen trocken und schaute in den dämmrigen Himmel. Sie hatten heute viel vor.

Wir haben gutes Wetter. Dann kommen wir schnell voran.

Nun tauchte Link das hölzerne Gefäß in das Wasser. Danach stieg er die Treppen hinauf. Im Haus angelangt, schloss er leise die Tür und stellte die Schüssel auf den Tisch. Danach ging er zu seiner vorläufigen Schlafstelle, der Hängematte, und zog sich noch um, bevor er die Leitern zu seinem Pendant hochkletterte, der immer noch selig wie ein Engel schlief. Davon abgesehen, dass er mit ausgestreckten Gliedern und offenem Mund falsch herum im Bett lag.

Behutsam setzte sich Link auf die Bettkante. Als er dieses urkomische Antlitz seines Ebenbildes erblickte, kam er nicht umhin, belustigt zu lächeln.

Nach einigen Minuten gab sich der Ordoner einen Ruck und versuchte den Helden der Zeit zu wecken, was sich jedoch schwieriger gestaltete als gedacht. Dann fiel ihm ein, was er ihm am gestrigen Morgen erzählte.

„Es gibt eine todsichere Methode mit der ich immer aufwache. Du musst einfach nur sagen, dass es Frühstück gibt. Dann bin ich sofort da!“

Der einheimische Hylianer hatte das zwar mehr für einen Witz gehalten, doch angesichts der jetzigen Situation erschien es ihm als eine plausible Möglichkeit.

Er näherte sich mit seinem Kopf dem Schlafenden etwas.

„Das Frühstück ist fertig.“, wisperte er und beobachtete seinen Doppelgänger genau.

Tatsächlich verzog dieser nun das Gesicht, öffnete die Augen einen Spalt breit und murmelte verschlafen: „Frühstück?“

Vollkommen überrascht zog der Ordoner seinen Kopf zurück.

Es hat wirklich funktioniert...

Nun setzte sich der Jüngere auf, rieb sich verschlafen die Augen. Dann gähnte er einmal und fragte erneut nach: „Das Frühstück ist fertig?“

Es dauerte ein paar Momente bis sein Gegenüber verdutzt antwortete.

„Äh...nein, noch nicht ganz. Aber ich beeil mich.“

Mit diesen Worten stand er auf und machte sich wieder auf den Weg nach unten.

„Ich hab dir Wasser zum Waschen unten hingestellt.“

„Danke...“

Ein erneutes Gähnen wanderte durch das Haus, bevor der legendäre Held sich ebenfalls umzog.

Der Ordoner schritt eilig auf die Küche zu, als er unten angekommen war. Mit flinken Handgriffen stellte er ein kleines morgendliches Mahl bestehend aus Brot, Butter und Käse zusammen. Sie hatten sich am Vorabend schon Proviant eingepackt, denn die Reise in die Schneeberge könnte gut den halben Tag dauern. Zudem wollten sie ja nicht hetzen.

Die Gegenstände geschickt auf dem Arm verteilt ging der ältere Hylianer auf den Tisch zu und stellte alles nacheinander darauf.

Nun war auch der Held der Zeit endlich unten angelangt. Mit schlurfenden Schritten tappte er noch etwas verschlafen auf den Tisch zu. Gemächlich ließ er sich auf die Bank fallen und begutachtete mit müden Augen das Essen vor sich.

Zwischenzeitlich war der Ordoner noch zwei Gläser Milch holen gegangen, die er nun direkt vor das Gesicht des Morgenmuffels abstellte, um so sanft auf sich aufmerksam zu machen. Es klappte, denn dieser schaute etwas verwundert auf und bekam sogleich ein freundliches Lächeln seitens des einheimischen Kämpfers geschenkt.

„Lass es dir schmecken. Wir haben heute eine lange Reise vor uns.“

Die Gesichtszüge des Helden der Zeit wachten langsam auf. Nach einem kurzen Nicken nahm er sich die Holzschüssel mit dem kalten Wasser und wusch sich das Gesicht. Danach schüttelte er heftig den Kopf

–einem Hund dabei nicht unähnlich -, um die restliche Nässe wegzuschleudern.

Der Ordoner setzte sich derweil gemütlich auf die Bank und begann mit dem Frühstück. Doch noch bevor er auch nur einen Bissen tätigen konnte, richtete der legendäre Held eine Frage an ihn: „Wie sieht unsere Reise heute denn genau aus?“

Ohne zu zögern fing der ältere Krieger an, seine wohlüberlegte, vorgeplante Route genauestens zu erklären.

„Also, wir reiten erst einmal durch den Wald von Phirone bis wir die hylianische Steppe südlich von Schloss Hyrule erreichen. Dann- “

Link erzählte in aller Ausführlichkeit, wie sie den Hylia-See überqueren, den langen Anstieg hoch zur nördlichen Ebene der Stadt reiten und schließlich den kurzen Gebirgspass aufsteigen mussten.

„Dort ist eine versteckte Höhle, die ich vor einiger Zeit aufgesprengt habe. Eine gute Abkürzung, denn sonst hätten wir einen riesigen Umweg über die Zora Höhle machen müssen. So haben wir schon den hälftigen Aufstieg geschafft, wenn wir dort ankommen.“

Damit endeten die ausschweifenden Erklärungen des etwas größeren Kämpfers.

Wenn der Jüngere ehrlich war, hätte er nicht mit solch einem sachlichen Redeschwall gerechnet. Diese vielen Informationen auf einmal am frühen Morgen. Das war einfach ein bisschen zu viel des Guten gewesen. Abgesehen davon, dass Link sein älteres Ebenbild eher als einen ziemlich ruhigen Charakter empfand. Neben ihm kam er sich selbst wie eine richtige Quasselstrippe vor.

„Was ist los?“

Die Stimme des Ordoners führte den etwas kleineren Kämpfer aus seiner vorübergehenden Starre aufgrund von Datenverarbeitung, heraus.

„Nichts! Es ist alles klar.“

Damit wendete er sich dem Frühstück zu. Der Ältere schaute ihn noch kurz etwas verwundert an, widmete sich jedoch auch sogleich wieder seinem Brot.

So aßen die beiden jungen Männer in aller Gemütsruhe fertig. Danach schnappten sie sich ihre fertig gepackten Sachen und ritten mit ihren Pferden los. Der etwas Größere von Beiden führte sie über jenen Weg, den er so ausschweifend erklärt hatte.

Der Held der Zeit bestaunte während des gesamten Ritts die Schönheit Hyrules. Das sanfte Glitzern des Hylia-Sees oder die weiten Steppen, welche im Licht der Morgensonne erstrahlten. Die hohen Steinwände schienen in einem leuchtenden Gelb, als sie durch das Gebirge hoch zur nördlichen Steppe ritten. Nach einer Weile ging der Weg wieder bergab und sie betraten die hylianische Steppe oberhalb des Schlosses.

Während die Pferde im leichten Trab weiterliefen, schaute sich der legendäre Kämpfer seine Umgebung mit geweiteten Augen an. Solange, bis sie erneut in einen Gebirgspass einbogen, bei dem ihm der Blick durch die hohen Felsen kurzzeitig verwehrt blieb. Doch es dauerte nicht lange, da blieb der etwas kleinere Hylianer unwillkürlich mit seinem Pferd vor einem Zaun stehen. Der Weg war von der eigentlichen Steppe einige Meter angehoben, weshalb man wunderbar den Fluss mit der Brücke und das Schloss im Schatten der Sonne betrachten konnte.

Der jüngere Kämpfer stand vollkommen in dem Bann dieser wunderschönen Landschaft. Wie auch schon am Hylia-See, glitzerte der Fluss so stark, als würden auf seinen Wogen kleine Perlen tanzen. Die Kronen der vereinzelten Bäume schwankten im Takt des Windes und direkt gegenüber von ihnen, erhob sich majestätisch das Schloss der Königin. Auch wenn es noch teilweise zerstört war, stand es dort verwurzelt unter der Sonne, wie einst der riesige Deku-Baum.

Der Ordoner bemerkte das überraschte Stocken des Anderen. Ein Blick in sein Gesicht verriet ihm alles. Ein kleines, verständnisvolles Lächeln huschte über das Gesicht des älteren Kriegers, während er ebenfalls stehen blieb und geduldig wartete.

Nachdem auch sein Blick kurz über die Steppe geschweift war, blieben die aquamarinblauen Augen in dem Gesicht des Helden der Zeit hängen. Ohne einen Gedanken zu fassen, blieb der sanfte Blick des einheimischen Hylianers dort liegen.

So verweilten sie einige Minuten, bis sich der etwas Größere von ihnen aufrappelte und Epona wieder in die richtige Richtung lenkte.

„Kommst du?“

Die Stimme des Ordoners wehte sachte zu dem legendären Helden, der sich nun von diesem wunderschönen Anblick trennen musste.

„Ich bin schon da.“

Sie ritten nur noch wenige Meter weiter, bis der Ältere anhielt und vom Pferd stieg.

„Wir sind angekommen.“

Der etwas kleinere Hylianer schaute hoch zu seiner Linken. Dort erblickte er ein riesiges Felsmassiv, welches sich mehrere hundert Meter in die Höhe erstreckte. Als sein Blick wieder nach unten wanderte, entdeckte er auf Augenhöhe eine freigesprengte Höhle.

„Ist das die Abkürzung?“

„Ja, das ist sie. Die Pferde müssen wir hier zurücklassen. Aber ich denke sie finden allein den Weg nach Hause, nicht Epona?“

Er tätschelte sein Tier liebevoll und begann das Gepäck abzubinden. Sein Ebenbild tat es ihm gleich und nach einigen Minuten standen Rucksäcke und Taschen auf dem Boden. Dabei war es nicht viel. Jeder hatte einen Rucksack für sich dabei und ein bis zwei kleinere Taschen.

„Am besten ziehen wir uns jetzt schon unsere warme Kleidung an. Der Wechsel ist nämlich ziemlich abrupt.“

Nach einem kurzen Nicken des jüngeren Kämpfers zogen sie sich die warmen Felljacken an.

„Ich hoffe dir passt sie.“, sprach der Ordoner hoffend.

„Ach bestimmt!“, erwiderte sein etwas kleineres Pendant fröhlich. Da er selbst ja gar keine Sachen von sich dabei hatte, außer ein paar nützlichen Gegenständen vielleicht, musste der Held der Zeit notgedrungen die Kleidung seines älteren Kampfgefährten tragen.

Er hat mir fast seinen halben Kleiderschrank geschenkt…

Etwas peinlich berührt darüber, dass er nun die Winterkleidung, den Schlafanzug und sogar ein bisschen Unterwäsche geliehen bekommen hatte, schlich sich ein kleiner Rotschimmer auf seine Wangen.

Für den einheimischen Hylianer war daran natürlich rein gar nichts peinlich, sondern allerhöchste Selbstverständlichkeit. Sein Kampfgefährte konnte ja schlecht nackt durch die Gegend laufen.

Der Held der Zeit nickte und so betraten sie die Höhle.

Der Jüngere hatte das Gefühl, als würde er durch eine Wand trockener Kälte laufen. Ein eisiger Schleier legte sich auf sein Gesicht. Augenblicklich verwandelte sich sein Atem in weiße Schwaden, die schon nach wenigen Sekunden in der arktischen Atmosphäre verschwanden. Kalte Luft schnürte ihm im ersten Augenblick die Lungen zu, doch schon beim nächsten Zug hatten sie sich an die vorherrschende Temperatur gewöhnt.

Mit verwunderten Blicken schaute sich der legendäre Krieger in dem unterirdischen Tunnel um. Er glich mehr einem alten Gewölbe. Es war etwas seltsam, denn die Wände bestanden aus gebauten Steinmauern, die bis zu zwei Metern an dem natürlichen Felsen empor ragten. An Ihnen waren teilweise Fackeln angebracht die feurig loderten.

Langsam setzten sich die jungen Männer in Bewegung. Mit jedem Schritt den sie weiter gingen, betraten sie die nächsten beiden Räume. Sie waren mehr oder weniger aneinandergereiht, sodass sie, aus der Vogelperspektive aus betrachtet, einen länglichen Durchgang bildeten. Zudem ähnelten sie sich sehr. Überall am Rand standen alte Holzkisten, welche genauso vereist waren, wie die verzierten Mauern an den Seiten. Der Held der Zeit erkannte große Messer, Kurzschwerter und Säbel die an der Wand hingen. Dabei sah alles sehr verlassen aus. Verwundert neigte er den Kopf zur Seite.

Was genau ist das hier?

Es war natürlich sonnenklar, dass er seiner Neugierde Ausdruck verleihen musste.

„Sag mal, kannst du mir erklären was das hier ist?“

Sein älteres Pendant hatte schon mit solch einer Frage gerechnet.

„Ich weiß es auch nicht genau. Ich vermute mal, dass es eine alte, versteckte Waffenkammer der hylianischen Armee war.“

„Warum ausgerechnet die hylianische Armee?“

Etwas überrascht über diese Gegenfrage zog der einheimische Krieger die Augenbrauen hoch, doch ohne Umschweife zeigte er auf ein Banner, welches an der Wand hing. Es zeigte das heilige Triforce Symbol der Königsfamilie.

„Deswegen.“

„Achso, jetzt verstehe ich.“

Nun waren sie schließlich am Ende der Höhle angekommen. Dieser letzte Raum war viel kleiner, als die vorherigen. Zudem standen hier mehr Fackeln, sodass er heller erleuchtet war. Mitten drin stand eine große, offene Holztruhe.

Der Ordoner ging zielstrebig auf die hintere Wand zu und begann sie abzutasten. Der Truhe würdigte er keines Blickes. Der legendäre Krieger jedoch, blieb verwundert vor ihr stehen. Etwas perplex starrte er mit halb geöffnetem Mund auf den Kasten vor sich herab. Erst als sein neuer Freund ihn herbeirief, ließ er von dieser seltsamen Begebenheit ab und folgte seinem Ebenbild, der schon mit einer Fackel in der Hand durch die nun geöffnete Tür geschritten war. Direkt dahinter befand sich eine steinerne Treppe, die steil nach oben führte. Nachdem die beiden jungen Männer sie erklommen hatten, betraten sie einen kleinen Tunnel, der vollkommen aus Eis bestand. Die Höhe dieses Tunnels betrug gerade mal zwei Meter. Der einheimische Hylianer ging mit der Fackel voran. Sein Pendant folgte ihm, wobei er darauf achten musste nicht auf dem glatten Boden auszurutschen.

Von hier an liefen sie ziemlich lange. Der ältere Kämpfer konzentrierte sich stets auf den Weg vor sich. Er musste ihn prüfen, damit er seinen etwas kleineren Doppelgänger sicher bis ans Ziel führen konnte. Das war auch der Grund, weshalb er kontinuierlich schwieg. Der Jüngere bemerkte die starke Konzentration seines neuen Kampfgefährten ebenfalls. Um ihn nicht zu stören, war er darauf bedacht keinen einzigen Ton von sich zu geben. Obwohl ihm schon einige Fragen durch den Kopf schwirrten, schluckte er sie hinunter. Stattdessen dachte er unwillkürlich über seinen Gefährten vor sich nach.

Er ist immer so ernst.

Dies war einer seiner herausstechendsten Charakterzüge überhaupt. Das war dem Held der Zeit schon öfter aufgefallen. Diese erwachsene, korrekte, höfliche Art, die der Ordoner stets an den Tag legte, hatte Link noch nicht erlebt. Ihm fiel niemand ein, der seinem neuen Freund auch nur in entferntester Weise ähnlich war, außer Impa vielleicht. Und doch verstand dieser ernste Mensch ihn so gut, wie sonst kaum jemand. Das war wohl der Grund, warum er sein etwas größeres Ebenbild schon von Anfang an so mochte.

Ein leicht melancholischer Gesichtsausdruck schlich sich auf das Gesicht des Jüngeren. Gerade hatte er wieder an seine Freunde denken müssen. Link vermisste sie.

Wie es ihnen wohl geht?

Zwischenzeitlich kletterten die jungen Männer einige Leitern und kleinere Felsmassive hoch, welche immer steiler nach oben führten.

So verbrachte der legendäre Krieger fast eine ganze Stunde mit der Grübelei, bis sein größeres Pendant unerwartet sagte: „Jetzt sind wir da.“

Damit zog er sein kleineres Ebenbild sachte aus seinem Teich der Gedanken heraus. Tatsächlich, da war ein Licht am Ende des Tunnels. Als sie nach draußen traten, mussten sich ihre Augen erst wieder an das grelle Sonnenlicht gewöhnen.

Nach wenigen Augenblicken öffnete der Held der Zeit seine saphirblauen Edelsteine. Alles was er sah, war reiner, weißer Schnee. Sie standen auf einem kleinen, gehobenen Plateau. Unter ihnen erstreckte sich meilenweite Tiefe, von einer Decke aus glitzerndem Weiß verweht. Der Himmel war klar und die Sonne schien sanft auf sie herab. Ihre hellen Strahlen ließen die eisigen Kristalle wie ein ganzes Sternenmeer funkeln. Dieser wunderschöne Anblick bannte den legendären Helden auf der Stelle. Mit geweiteten Augen sah er sich sprachlos um. Die unendliche Weite der Berge, ließ ein starkes Freiheitsgefühl in dem legendären Helden wallen. Eine Schönheit, die sich kaum in Worte fassen ließ, weshalb Link auch nichts hervorbrachte.

„Gefallen sie dir?“

Die warme Stimme des Ordoners berührte sachte die vor Erstaunen erstarrten Gedanken seines Kampfgefährten. Verwundert schaute er in das liebevolle Gesicht welches ein kleines Lächeln aufgesetzt hatte.

Auch die Mundwinkel des Gefragten verzogen sich etwas, als er mit begeisterter Stimme antwortete.

„Sie sind wunderschön. Ein so großes Gebirge nur aus Schnee und Eis habe ich noch nie gesehen.“

Diese Antwort gefiel dem einheimischen Krieger mehr als genug.

„Nun, wir sind aber noch nicht ganz auf dem Gipfel angekommen. Es sind noch ungefähr hundert Meter, bis wir die höchste Stelle erreicht haben.“

Ab jetzt wandelte sich die Stimme des älteren Hylianers. Mit einem Mal wurde er wieder ganz ernst. Das bemerkte der Held der Zeit natürlich sofort. Die weichen, himmelblauen Augen, hatten wieder ihren konzentrierten, starren Ausdruck bekommen.

„Es wird nun ziemlich gefährlich. Am Besten bleibst du dicht hinter mir, ich kenne den Weg genau.“

Sein Gegenüber nickte brav mit dem Kopf und sogleich stapften die beiden jungen Männer los.

Da war es wieder. Diese ernste, strenge Art, die der legendäre Held irgendwie so gar nicht mochte. Immer wenn er dachte, der Andere hätte sie für einen Moment abgelegt, ergriff diese Eigenschaft schneller von ihm Besitz, als der jüngere Kämpfer ‘Deku-Baum‘ sagen konnte.

Er kann doch nicht ständig so sein…

Link konnte nicht glauben, dass sein neuer Freund immer so ernst war. War er denn in keiner Sekunde mal locker oder entspannt?

Der Held der Zeit verzog das Gesicht.

Anscheinend nicht…

Wenn er darüber nachdachte, wollte sein Pendant wohl so sein. Aber der Kleinere war sich sicher, dass auch sein neuer Freund ganz ausgelassen sein konnte, wenn er nur wollte. Die Flucht aus Hyrule Stadt war ja der beste Beweis dafür gewesen. Irgendwie musste es doch zu schaffen sein, den Ordoner mal aus der Reserve zu locken.

Ein schelmisches Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des jungen Hylianers aus.

Ich hab auch schon eine Idee. Das wird ihn bestimmt umhauen!

Es war wie ein kleines Katz und Maus Spiel, denn Link war unheimlich neugierig darauf, die Reaktionen des größeren Kämpfers auszutesten, wenn man das so sagen konnte. Er wollte ihn unbedingt besser kennen lernen.

Der Einheimische schritt währenddessen weiter konzentriert wie ahnungslos den Pfad hinauf.

Nur noch ein paar Meter.

Nach wenigen Minuten schließlich, waren sie auf dem höchsten Plateau, dem Gipfel des Berges, angelangt. Erleichtert darüber, dass nichts passiert war, stieß der Ordoner langsam die Luft aus.

„Folge mir, es ist nicht mehr weit.“

Mit diesen Worten schritt der ältere Hylianer zügig durch den weißen Schnee in Richtung eines kleinen Hügels mit einem Eisbaum darauf.

Plötzlich, ohne jegliche Vorwarnung, erwischte ihn ein kleiner Schneeball von hinten am Kopf. Vollkommen perplex hielt er augenblicklich inne. Der etwas größere Kämpfer brauchte einige Sekunden um zu realisieren, was da gerade passiert war.

Ein Angriff? Nein, das war zu unwahrscheinlich, aber das konnte doch nicht sein Ebenbild hinter ihm gewesen sein. Als ob ihm jemand überraschend einen Eimer Wasser über den Kopf geschüttet hätte, drehte er sich langsam um. Als die Augen des Helden der Zeit den total verdutzten Gesichtsausdruck seines Kampfgefährten erblickten, musste er sich im ersten Moment ein Lachen verkneifen. Doch lange konnte er sich nicht zurückhalten, weshalb es nur wenige Sekunden dauerte, bis sich das leise Drucksen in ein lautes Lachen verwandelte.

Der einheimische Krieger verstand immer noch nichts. Er konnte nicht glauben, was sein Doppelgänger da tat. Damit hatte er ihn vollkommen überrumpelt.

„Was…?“

Der legendäre Held bemerkte die Verwirrung seitens seines Kampfgefährten, was ihn nur noch mehr amüsierte. Einen weiteren Schneeball, schon fast provozierend in der anderen Hand jonglierend, sprach er mit einem neckischen Grinsen: „Bereit für eine kleine Herausforderung?“

Mit geweiteten Augen starrte ihn der Ordoner an. Sein hellblondes Pendant war es tatsächlich gewesen. Sie waren doch gerade unter allerhöchster Konzentration einen gefährlichen Weg hinauf gestiegen. Wie konnte da sein Ebenbild ein so kindlich, verspieltes Verhalten an den Tag legen?

Der einheimische Hylianer brauchte ein paar Momente bis er realisierte, was der Andere wollte. Sein Verstand reagierte typisch darauf. Kinderkram. Erst mal sicher in der Bergruine ankommen.

Sein Bauch, sowie sein Herz, konnten aber nicht verneinen. Eine Herausforderung, die Spaß versprach. Sich ohne Grenzen austoben können. Seinen Gefühlen freien Lauf lassen.

Etwas, was dem älteren Krieger ziemlich fremd war. Er war zwar nicht unglücklich mit seinem Leben, aber so verrückte Dinge hatte er noch nie gemacht. Doch jetzt auf einmal reizte es ihn ungemein.

Einmal kann es ja nicht schaden.

Seine vernünftige Stimme in die Abstellkammer geworfen, grinste er selbstsicher und erwiderte: „Na gut. Mal sehen wer von uns beiden schneller ist!“

Damit ließ er seine Taschen und den Rucksack fallen, griff blitzschnell mit der Hand in den Schnee und wich direkt darauf schon dem Ball des Helden der Zeit souverän aus. Nach einem kurzen Sprint schlug die Reinkarnation zurück. Nun wurde auch der legendäre Held voll im Gesicht erwischt.

„Na warte, das kriegst du zurück!“

Es entbrannte ein regelrechter Kampf zwischen den beiden jungen Männern. Man hätte wirklich meinen können, dass sich dort auf dem Schneeplateau zwei kleine Jungs eine harte Schneeballschlacht lieferten. Ihre Waffen waren nur der pudrige Zucker unter ihnen. Sie jagten sich gegenseitig, wichen den Geschossen aus, suchten Schutz hinter größeren Schneeverwehungen und seiften sich gegenseitig ordentlich ein.

So viel Spaß hatte der Ordoner in seinem ganzen Leben noch nicht gehabt. Er ließ sich einfach fallen. Er ließ dem kleinen Kind, welches tief in ihm geschlummert hatte, freien Lauf. Alles war verflogen. Die Konzentration, die Achtsamkeit, alle Sorgen. In diesen beiden Stunden fühlte sich der einheimische Hylianer wie befreit. Niemals zuvor hatte er sich so gehen lassen können. Niemals dachte er, es wäre so einfach.

Er erkannte, dass er in der Gegenwart seines Pendants so sein durfte. Hier musste er nicht immer so erwachsen sein, was er schon in frühester Kindheit war. Der hellblonde Hylianer ließ die Last der Verantwortung auf dem Rücken seiner Reinkarnation einfach verschwinden, sodass er leichtfüßig durch das Leben tanzen konnte. Irgendwie schaffte es der Held der Zeit, diese durchaus gut versteckte, verspielte Seite an dem etwas größeren Kämpfer hervorzulocken. Etwas, was sonst noch nie irgendjemand bei ihm geschafft hatte.

Diese Seite von sich kannte selbst der Ältere noch nicht. Vielleicht war es die pure Neugierde sie zu entdecken, die ihn zu diesen verrückten Taten trieb.

Die ganze Zeit über lag ein glückliches Lachen auf dem Gesicht des Ordoners. Auch sein Ebenbild hatte seinen Spaß bei der Schneeballschlacht. Einerseits freute er sich über die Aktivität als solche, andererseits freute er sich über die Ausgelassenheit seiner Reinkarnation.

Nach ungefähr zwei Stunden, ließen sich die beiden Krieger erschöpft nebeneinander rückwärts in den Schnee fallen. Einige Minuten lang war nur ihr leises Keuchen zu hören, bis sie sich zufrieden anschauten und gleich wieder loslachten. Nachdem sie sich etwas beruhigt hatten, vernahm der legendäre Held ein erleichtertes Seufzen von seinem Doppelgänger neben ihm. Nachdenklich schaute dieser in den klaren Himmel.

„So viel Spaß hatte ich selten.“

Langsam drehte er den Kopf zur Seite, um dem Anderen ins Gesicht schauen zu können.

„Noch nie konnte ich bei jemandem so ausgelassen sein.“

Sie verharrten einige Momente. Eine Harmonie entstand zwischen ihnen. Dieses zarte, keimende Gefühl wehte lautlos um ihre Herzen. Es kamen Augenblicke der Stille auf.

Doch schon bald huschte über das Gesicht des Jüngeren ein breites Grinsen.

„Na dann wird es Zeit! Solange man die Gelegenheit hat noch Kind sein zu dürfen, sollte man das auch nutzen. In deinem Fall erst Recht!“

Verwundert zog der Ordoner die Augenbrauen hoch. War er denn so leicht zu analysieren? So leicht zu durchschauen?

Doch noch bevor er sich weitere Gedanken darüber machen konnte, setzte sich der etwas kleinere Hylianer auf und sah an sich herab.

„Jetzt sind wir aber wirklich klatschnass.“

Verwundert setzte sich nun auch sein einheimischer Kampfgefährte auf.

„Du hast Recht.“, murmelte er.

Sofort wurde sein Gesicht wieder ernst.

„Dann müssen wir uns beeilen. Sonst fangen wir uns noch eine schlimme Erkältung ein und bis zur Bergruine ist es noch ein gutes Stück.“

Damit stand er auf und fing an die Taschen einzusammeln, die sie vorhin so unachtsam hatten fallen lassen.

Sein neuer Freund, welcher noch auf dem Boden saß, schaute ihm nachdenklich hinterher.

So schnell kann man sich auch nicht ändern.

Seufzend erhob sich der jüngere Kämpfer. Da konnte man wohl nichts machen.

Nachdem sein Ebenbild ihm seine Sachen gereicht hatte, setzten sich die beiden jungen Helden auch schon in Bewegung und schritten den kleinen Hügel mit dem Eisbaum hinauf.

Nun waren sie endgültig am höchsten Punkt der Schneeberge angelangt. Die Aussicht von dort, war schlichtweg

„Boah…unglaublich!“

Die Hand über der Stirn haltend schaute sich der legendäre Krieger staunend um. Von hier konnte man schon fast auf die anderen Bergspitzen spucken, so hoch waren sie. In den Tälern schwebten teilweise noch feine Nebelschlangen, die den warmen Strahlen der Sonne entfliehen konnten.

„Mir gefällt dieser Ort immer mehr.“

Nun wandte der Held der Zeit seine Augen dem Weg zu, der vor ihnen lag. Er stutzte etwas, denn ab jetzt ging es mehr oder weniger steil bergab. Der Jüngere schätzte mal, dass der Schnee metertief war, weshalb ein Vorrankommen zu Fuß schlichtweg unmöglich war.

„Sag mal, wie geht’s denn jetzt weiter?“, fragte Link an den einheimischen Hylianer gewandt. Dieser stand nun direkt vor dem Stamm des Baumes.

„Wie du dir denken kannst, kommen wir ab hier zu Fuß nicht mehr weiter. Es ist nur noch ein relativ kurzes Stück bis wir da sind. Jetzt brauchen wir das hier.“

Der Ordoner rammte den Stamm kurz und heftig mit der Schulter, sodass drei gefrorene Blätter hinab fielen. Jedes war ungefähr drei Ellen lang und eine Elle breit.

Der etwas kleinere Kämpfer starrte verwundert auf sie herab.

„Wir rutschen auf den Dingern den Berg runter?“

„Ja.“

„Toll!“

Schneller als der einheimische Hylianer gucken konnte, schnappte sich sein neuer Freund begeistert eines der riesigen Blätter und probierte es natürlich direkt aus. Es dauerte nicht mal zwei Minuten, da landete er schon mit dem Hintern im Schnee.

„Autsch! Na warte…“

Der Ältere wusste nicht wieso, aber plötzlich musste er schmunzeln. Er konnte dieses kleine Grinsen, welches sich auf seine Lippen schlich, einfach nicht zurückhalten. Einerseits.

Andererseits stiegen seine Sorgen noch mal etwas an, was wieder der Verdienst seines gesunden Menschenverstandes war. Er stellte sich neben seinen Gefährten und versuchte ihm ein paar Tipps zu geben.

„Wenn du drauf stehst, musst du in jedem Fall die Körperspannung halten. Dann fällst du nicht so leicht runter. Außerdem geht’s besser, wenn du leicht in die Knie gehst.“

Sein Gegenüber auf dem Boden nickte.

„Sollen wir vorher noch ein wenig üben?“, fragte der Ordoner.

„Nein ist nicht nötig. Fahr du einfach vor, ich komme schon nach, keine Sorge.“

Dem etwas größeren Krieger blieben zwar einige Zweifel, doch er stimmte zu. Mit einem unguten Gefühl im Magen setzte er an.

„Du meldest dich, falls etwas ist, ok?“

Der legendäre Held nickte brav.

„Ja klar, mach ich.“

Nach diesem Satz schluckte der Ältere zwar noch, aber er fuhr los. Er machte absichtlich etwas langsamer, damit sein Pendant ihn nicht aus den Augen verlor. Konzentriert auf den Weg vor sich, bemerkte der einheimische Hylianer gar nicht, wie sein Ebenbild langsam aber sicher, statt hinter ihm, plötzlich neben ihm her schlitterte. Zuerst sah er ihn nur aus den Augenwinkeln. Bis er aber schlagartig den Kopf zur Seite drehte, vergingen ein paar Sekunden, bis sein Gehirn diese abstruse Tatsache realisierte.

„Was machst du da?“, rief der Ordoner leicht verzweifelt.

Sein Kampfgefährte jedoch sah ihn an und grinste breit.

„Das macht Spaß!!“

Danach wandte der Held der Zeit das Gesicht wieder nach vorne. Irgendwie wurde er auch immer schneller, sodass sie schon bald in einer umgekehrten Position waren.

Der etwas größere Kämpfer starrte ihm mit offenem Mund ungläubig hinterher. Solange bis sein Kampfgefährte schon einige Meter weiter war. Dann erst dachte er daran, auch mal aufs Gas zu drücken.

„Mach nicht so schnell!“, rief er seinem Ebenbild zu. Dieser drehte den Kopf nach hinten, grinste immer noch breit und erwiderte: „Ich weiß nicht wo die Bremse ist! Ich will es auch gar nicht wissen!“

Mit diesen Worten zischte der Held der Zeit lachend dem Anderen davon. Seine Reinkarnation starrte ihm nur noch entsetzter hinterher. Wie konnte er nur so leichtsinnig sein? Er kannte dieses Gebirge doch gar nicht. Den Helden der Zeit in allen Ehren, aber der einheimische Hylianer war sich sicher, dass sein Kampfgefährte zum ersten Mal auf so einem‚ Gefährt einen Schneeberg runterrutschte. Der Weg war zwar klar erkennbar, aber das garantierte doch nicht seine sichere Ankunft.

So ein Verrückter!

Damit raste der Ordoner seinem Pendant hinterher. Da er schon ziemlich geübt mit dem Blatt war, holte er den anderen auch schnell ein. Er wollte noch versuchen seinen kleineren Doppelgänger umzustimmen, doch Link musste einsehen, dass er sich das sparen konnte. Erstens hätte er damit höchstwahrscheinlich nur seine Konzentration gestört, zweitens hörte der legendäre Krieger ihm sowieso nicht zu und drittens fuhr der Jüngere für seine anfänglichen Fehlversuche seltsamerweise gar nicht mal so schlecht.

Er wird irgendwie…immer besser…

Der einheimische Hylianer wunderte sich nur noch. Soviel er im Moment konnte, denn trotz alledem musste er sich auch auf den Weg konzentrieren.

So rasten die jungen Männer die langen Abhänge hinunter, sprangen teilweise über tiefe Abgründe und mussten zwischendurch noch irgendwelchen Hindernissen, in Form von vereisten Steinfelsen, souverän ausweichen. Das klappte alles ohne einen Zwischenfall ziemlich gut. Der Ordoner bangte zwar um ihrer beider Leben, doch im Gegensatz dazu hatte der Held der Zeit umso mehr Spaß.

Sie schlitterten ungefähr zwanzig Minuten den Hang hinunter, bis sie schließlich an der Bergruine angekommen waren. Der Größere von ihnen sprang gekonnt von seinem Blatt herunter, was sein neuer Freund natürlich auch versuchte, dabei aber kläglich scheiterte. Da er, aufgrund fehlenden Wissens, zu schnell war, rollte er einige Meter über den Boden, bis er endlich auf seinem Hinterteil zum Stillstand kam.

Nach dieser Aktion konnte der einheimische Hylianer nicht sauer sein. Er war einfach viel zu erleichtert darüber, dass alles gut gegangen war. Bevor es ihm in den Sinn kam, seinem Kampfgefährten eine ordentliche Standpauke zu halten, klebten dessen saphirblauen Augen schon an dem, was vor ihnen lag.

Nur ein breiterer Weg verband den Felsen, auf dem das Haus thronte, mit dem restlichen Gebirge. Sonst führten ringsherum nur steile Abhänge in die Tiefe. Der eisige Wind pfiff um das Gebäude herum, sodass es dem legendären Krieger etwas fröstelte. Das uralte Anwesen erhob sich vor ihnen. Die grauen, verwitterten Mauern waren teilweise etwas zerstört. Einige kleine Türme ragten dem Himmel empor. Der Name Ruine, wurde diesem großen Haus in jedem Fall gerecht.

„Das ist es?“, fragte der etwas kleinere Kämpfer erstaunt.

Link nahm tief Luft, um sich innerlich noch von der Schreckensfahrt ins Tal zu erholen. Doch schon nach wenigen Sekunden antwortete er mit ruhiger Stimme: „Ja, das ist sie.“

Mit bedächtigen Schritten ging der Ordoner nun die breite Treppe hinauf. Diesmal folgte ihm sein etwas kleineres Pendant ganz still. Diese Tatsache wunderte den Älteren zwar etwas, aber er dachte auch nicht weiter darüber nach. Oben an der riesigen Holztür angekommen, klopfte der etwas größere Kämpfer zuerst, bevor er sie aufstemmte. Er war sich zwar sicher, dass die Schneemenschen ihn sowieso nicht hörten, aber er tat es als ein Gebot der Höflichkeit.

Als sie das Innere des Gebäudes betraten, war es immer noch so kalt wie draußen. Mit der Ausnahme, dass es windstill war. Der erste Raum glich mehr einer Empfangshalle. Dicke Säulen und alte Ritterrüstungen an den Wänden machten den Helden ihre Aufwartung. Als sie weiter nach vorne gingen, führten zwei große Treppen, eine an jeder Seite, in das erste Obergeschoss. Riesige Kronleuchter hingen an den Decken und große Banner zierten das kahle Gestein.

Der Held der Zeit warf interessierte Blicke in den Raum, während er seinem Ebenbild vor sich stetig folgte. Dieser schaute sich auch etwas verwundert um. Als er das letzte Mal hier war, sah es noch nicht so aus. Bei seinem letzten Besuch war die Ruine wesentlich zerstörter. Ganz abgesehen von den Temperaturen, die genauso niedrig wie außerhalb der Bergruine waren.

Sie gingen geradeaus, durch eine weitere Tür. Nun betraten sie einen ganz gegensätzlichen Raum, wie die Empfangshalle zuvor. Dieser war auch ziemlich groß, jedoch herrschte hier eine wohlige Wärme. Die Decke war niedriger und der Boden mit roten Fliesen ausgelegt. Direkt ihnen gegenüber brannte in einem Kamin ein loderndes Feuer. Davor saßen zwei große, weiße Gestalten. Das Schneemenschenpärchen, welches hier lebte, war in dickem Fell eingepackt. Obwohl die Frau eigentlich wie ein ovaler Wattebausch aussah, hatte sie doch etwas Zierliches an sich. Zudem hatte sie noch menschenähnliche Gesichtszüge, was man von ihrem Mann nicht behaupten konnte. Sein Gesicht war eher von plumper Natur mit großen Unterkieferzähnen, die sehr hervorstanden. Zudem war der Yeti doppelt so groß wie seine Frau.

Alles in allem hatten die Schneemenschen wenig Ähnlichkeit mit Hylianern.

Als sie die beiden Krieger entdeckten trampelte der männliche Schneemensch hocherfreut auf sie zu, während seine Frau langsam hinterher wankte.

„WAS FÜR EINE FREUDE DICH HIER ZU SEHEN, ALTER FREUND!“

Die laute Stimme des Wilden hallte durch den gesamten Raum. Ja sie war so laut, dass man meinen könnte, er würde schon fast schreien.

Der Ordoner lächelte freundlich, als er erwiderte: „Ich freue mich auch, nach langer Zeit wieder hier zu sein.“

Nun erschien die Schneefrau neben ihrem Gatten und sprach mit leiser Stimme: „Schön das du uns endlich einmal besuchen kommst.“

„Ja es ist schon ein bisschen her, das stimmt. Deswegen wollten wir auch noch bis morgen bleiben. Hättet ihr vielleicht eine Schlafmöglichkeit für uns?“

„Uns?“

Jetzt erst fielen die schwarzen, warmen Augen der Schneefrau auf den Helden der Zeit. Etwas verwundert lächelte sie ihn an.

„Du hast sogar noch jemanden mitgebracht. Das freut mich.“

Nun erfasste ihr Mann auch auf den jüngeren Hylianer.

„NOCH EINEN VON DEINER SORTE! DAS IST JA TOLL!!“

Vielleicht hätte der einheimische Krieger sein Pendant vorwarnen sollen, aber es war in jedem Fall zu spät. Der Schneemensch holte mit seiner Pranke aus und klopfte dem legendären Kämpfer so fest auf die Schulter, dass dieser auf die Knie fiel.

Man vernahm nur noch einen kurzen Schrei und ein darauffolgendes „Autsch!“.

„OH! ENTSCHULDIGUNG.“

Daraufhin packte der Schneemensch den Kleinsten von allen hinten an seinem Rucksack und stellte ihn problemlos wieder auf die Füße.

Der Blick des Ordoners folgte stets dem Gesicht seines Ebenbildes und er kam nicht um ein kleines Grinsen herum.

Wieder auf seine Frage zurückkommend, antwortete die Schneefrau:„Aber natürlich haben wir noch etwas frei. Ihr seid bestimmt erschöpft von der langen Reise. Ich zeige euch direkt euer Zimmer.“

Nach diesen Worten drehte sich die Schneefrau um und wankte im gleichmäßigen Takt auf die Tür ganz links zu.

„Kannst du unseren Gästen eine warme Suppe kochen, Liebling?“

„ABER NATÜRLICH!!!“

Nach dem lauten Getrappel und einer zuschlagenden Tür, war der Schneemensch in der Tür rechts verschwunden.

„Folgt mir bitte.“, sprach seine Frau freundlich zu den Helden gewandt.

Während sie die beiden Hylianer im Schneckentempo durch verwinkelte Gänge und Treppen hoch in einen Turm geleitete, richtete der einheimische Krieger eine Frage an sie.

„Sagt mal, habt ihr euer Haus etwas renoviert? Es sieht nicht mehr so zerstört aus, wie letztes Mal.“

„Ja. Mein Mann wollte nach und nach wieder alle Räume aufbauen und uns so ein noch schöneres Heim bereiten. Er hat diesen Entschluss gefasst, nachdem unser Schlafzimmer so verwüstet wurde.“

Der Ordoner erinnerte sich lebhaft an diesen Tag. Als die Spiegelscherbe des Schattenspiegels von ihr Besitz ergriff und sie plötzlich als wilde Schneefurie auf ihn losging. Den Göttinnen sei Dank konnte Link sie damals von ihrem Bann lösen.

Der Held der Zeit bekam die ganze lange Zeit über kein Wort heraus. Irgendwie überwog im Moment seine Schüchternheit, welche aller Wahrscheinlichkeit nach durch den peinlichen Schulterklopfer ausgelöst worden war.

Nach scheinbar endlos langen Minuten und Treppenstufen erreichten die Drei endlich das Zimmer. Es war kreisrund, aber etwas kleiner. Der Boden war ebenfalls mit dem roten, weichen Teppich ausgelegt. Die beiden Betten standen direkt gegenüber längst nebeneinander an der Wand. Rechts von ihnen war ein Kamin in dem Mauerwerk eingelassen. Daneben lagen ungefähr zwei Meter Feuerholz gestapelt. Zwei Fenster waren jeweils auf jeder Seite neben dem Kamin angebracht. Auch wenn es hier noch ziemlich kühl war, verströmte das Zimmer eine gemütliche Atmosphäre.

„Hier ist es. Ich hoffe es gefällt euch.“

Die jungen Männer traten ein und schauten sich um.

„Es ist toll.“

Die ersten Worte die die Schneefrau von dem legendären Helden vernahm. Lächelnd erwiderte sie: „Das freut mich. Legt jetzt in Ruhe eure nassen Sachen ab. Danach könnt ihr wieder runter kommen. Mein Mann kocht noch eine leckere Luxussuppe für euch.“

„Vielen Dank für das schöne Quartier. Wir kommen auch gleich nach.“, sprach der Ordoner an die Schneefrau gewandt.

„Ach was, wir freuen uns doch immer über deinen Besuch.“

Mit diesen Worten drehte sie um und verließ das Zimmer. Zwischenzeitlich hatte es sich der Held der Zeit schon auf einem der Betten bequem gemacht. Sein Kampfgefährte entledigte sich nun seiner Felljacke und hing sie über eine Stange am Kamin. Kurz zuvor jedoch entzündete er rasch das Feuer.

„Gibst du mir deine auch? Dann hänge ich sie dran.“

„Klar.“

Nachdem der Jüngere seine geliehene Jacke überreichte, merkte er erst wieder, wie durchweicht er eigentlich war.

„Das gibt’s gar nicht. Ich bin überall total nass. Na ja, fast überall.“

Sein älteres Pendant brauchte aufgrund seiner korrekten Art ein paar Sekunden, um diese Anspielung zu verstehen. Mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen schritt er zu seinem Schlafquartier.

„Mir geht es genauso. Du hast mich ja auch ziemlich durch den Schnee gejagt.“

„Das Gleiche könnte ich von dir behaupten.“, erwiderte der etwas kleinere Hylianer grinsend.

„Ich würde sagen, wir ziehen uns direkt ganz um, damit die Sachen bis morgen getrocknet sind.“, schlug der einheimische Krieger vor. Sein Ebenbild nickte zustimmend.

Nach dieser kleinen Geste, drehte sich der Ordoner demonstrativ mit dem Rücken seinem Ebenbild zu. Für ihn war es selbstverständlich und total normal sich vor dem gleichen Geschlecht umzuziehen, doch seine angeborene Höflichkeit gebot ihm, dem Anderen wenigstens noch ein bisschen Privatsphäre zu lassen.

Sein jüngerer Kampfgefährte war zwar im ersten Moment etwas perplex, tat es aber dem anderen gleich. Für ihn war das ja noch weniger ein Problem, da er noch etwas kindlichere Ansichten vertrat. Früher war er auch immer mit den anderen Kokiris baden gegangen. Doch Link wusste, dass das bei Erwachsenen nicht mehr so einfach war.

Stück für Stück legte er zuerst seine Tunika ab, dann sein weißes Stoffhemd, welches er darunter trug. Er stand mit freiem Oberkörper vor seinem Rucksack, als er nach seinen trockenen Sachen wühlte. Doch da kam ihm eine Idee, als sein Blick erneut auf seine Tunika fiel. Vorsichtig linste er zu dem anderen hinüber, der gerade dabei war ebenfalls sein weißes Hemd auszuziehen. Ein schelmisches Grinsen machte sich auf dem Gesicht des legendären Helden breit. Gerade fiel ihm neuer Schabernack ein.

Er schnappte sich seine Tunika und schlich langsam auf das Bettende seines Pendants zu, der so bedacht darauf war, nicht zur Seite zu schauen, dass er ihn auch nicht sah.

Mal sehen, ob er es merkt.

Als der etwas kleinere Kämpfer sein Ebenbild fixierte, der sich gerade seines Hemds entledigte, hielt er plötzlich mitten in der Bewegung inne. Er sah etwas, was ihn leicht erschütterte. Ohne auf die mögliche Reaktion seines Doppelgängers zu achten, ließ er seine Tunika fallen und ging schnellen Schrittes auf ihn zu. Der Ordoner stand immer noch kontinuierlich mit dem Rücken zu ihm gewandt, bis sein Kampfgefährte mit ernster Stimme fragte: „Was hast du denn da gemacht?“

Dabei berührte er mit der Hand kurz die rechte Schulter seines etwas größeren Pendants, der sich nun verwirrt umdrehte.

„Bleib so stehen.“, sprach der Held der Zeit eindringlich.

Er begutachtete die Schulter seines neuen Freundes genau. Sie zierten blau-violette Farben im großflächigen Raum. Er hatte sich eine schlimme Prellung zugezogen und hatte nichts gesagt.

„Wo hast du das denn her?“, fragte der kleinere Hylianer mit leicht eindringlicher Stimme.

Seine Reinarnation suchte im ersten Moment nach den richtigen Worten. Eigentlich wollte er das seinem Kampfgefährten nicht sagen, weshalb er nun auch versuchte davon abzulenken.

„Ach, das ist nichts Schlimmes. Noch zwei Tage, dann ist das schon wieder verheilt.“

Doch sein Ebenbild ließ nicht locker.

„Das kann aber noch nicht so lange her sein. Hast du dir das etwa beim Kampf im heiligen Hain zugezogen?“

Nun drehte sich der Ordoner langsam um, wobei er sachte die Hand seines Pendants von seiner Schulter nahm.

„Ich habe einen Moment lang nicht aufgepasst. Da hat mich einer von denen mit der Keule an der Schulter erwischt.“

Ungläubig blickten die saphirblauen Edelsteine in die himmelblauen Augen des einheimischen Kriegers.

„Wie, du hast nicht aufgepasst? Du bist doch kein Anfänger. Was war es wirklich?“

Dass sein Ebenbild jetzt so weiterbohrte, hätte Link nicht gedacht. Er konnte ihn ja auch schlecht anlügen. Es fiel ihm zwar schwer, aber der etwas größere Kämpfer beschloss seinem neuen Freund die Wahrheit bezüglich seiner Verletzung zu erzählen.

„Um ehrlich zu sein…Es ist passiert, als ich dir helfen wollte. Du weißt doch diese schwarzen Schattenseile hatten dich zu Boden geworfen. Da wollte ich schnell kommen, aber einer der Gegner hat mich dann an der Schulter erwischt. Deswegen habe ich auch etwas gebraucht, bis ich bei dir war. Ich musste sie erst noch alle erledigen, bevor ich dir zur Hilfe eilen konnte.“

Eine bedrückende Stille trat ein. Der Held der Zeit war sprachlos. Da hatte er einen Gefährten im Kampf gefunden und schon beim ersten Mal verletzte er sich. Wegen ihm.

Ich habe es nicht gemerkt…

Das war es eigentlich was Link am meisten schockierte. Sein Ebenbild hatte sich überhaupt nichts anmerken lassen. Nur um ihm zu helfen, hatte er sich diese Verletzung zugezogen. Das war ihm noch nie passiert.

Der legendäre Held wusste im gegenwärtigen Augenblick gar nicht so recht, mit dieser Situation umzugehen.

„Warum hast du mir denn nichts gesagt?“

Die Stimme des Jüngeren klang etwas aufgewühlt, was auch dem Ordoner nicht verborgen blieb. Verständnisvoll suchte der etwas größere Hylianer den Blickkontakt, welcher ihm auch gewährt wurde. Mit einem aufmunterndem Lächeln sagte er: „Ich empfand es nicht als wichtig. Im Grunde war es nur meine eigene Dummheit gewesen. Ich wollte nicht, dass du denkst, du hättest daran Schuld. Das hast du nämlich nicht. Außerdem ist es schon fast wieder weg. Ich hab eine tolle Medizin die ziemlich gut hilft.“

Für einen Augenblick lang schauten sich die beiden jungen Männer nur still an.

„Es ist wirklich wieder alles in Ordnung. Du musst dir keine Gedanken mehr darüber machen.“

Diese Worte munterten den Helden der Zeit auf. Mit einem ansatzweisen Lächeln auf dem Gesicht drehte er sich um, hob seine Tunika vom Boden auf und ging wieder zu seinem Bett.

Um den legendären Helden abzulenken, stellte der Ordoner ihm eine Frage, welche ihn schon seit einigen Minuten beschäftigte.

„Sag mal, warum bist du eigentlich auf einmal so gut den Berg runtergefahren? Du hast mich ja fast abgehängt.“

Etwas verwundert über den plötzlichen Themenwechsel drehte sich der legendäre Held um. Nachdem sie sich kurz angeschaut hatten, antwortete der kleinere Kämpfer schließlich: „Na ja, ich bin zwar nicht perfekt, aber ich lerne ziemlich schnell.“

In dem letzten Teil des Satzes schwang ein kleiner Hauch von Stolz mit.

Während sie sich weiter umzogen, dachte der einheimische Krieger über diesen Satz nach, der ihn doch schon etwas verwunderte, aber im Nachhinein vollkommen plausibel war. Egal wie kindlich oder verrückt der Charakter seines jüngeren Pendants war. Es änderte nichts an der Tatsache, dass er ganz allein Ganondorf bekämpft hatte. Dass er der Held in der Legende war. Wie widersprüchlich das auch sein mochte, es war Tatsache. Auch wenn der Ordoner noch nicht viel von dem großen Helden in ihm gesehen hatte, wusste er, dass es ihn durchaus gab. Diese Aussage war schon so etwas wie ein kleiner Hinweis auf seine wahren Fähigkeiten.

„Bist du fertig?“

Diese Frage seitens des Helden der Zeit ließ sein Ebenbild nicken. Somit machten sie sich auf den Weg nach unten. In dem Wohnzimmer angekommen, erblickten sie vor dem Kamin plötzlich einen Tisch mit zwei Stühlen, der auch schon für die beiden gedeckt war. Daneben stand ein großer, leerer Blechtopf mit einem ebenso großen Löffel drin.

Nur einige Augenblicke später betraten auch schon die Schneemenschen mit einem riesigen Bottich den Raum. Ein leckerer Duft flutete ihn, sodass der legendäre Held neugierig die Nase in die Luft streckte.

„Setzt euch meine Lieben!“, trällerte die Schneefrau, wobei sie sich neben dem großen Blechtopf auf den Boden fallen ließ.

„DIE SUPPE IST FERTIG! ICH HOFFE SIE SCHMECKT EUCH!!“

„Bestimmt!“

Der Jüngere saß schon grinsend mit dem Löffel in der Hand gespannt an seinem Platz. Mit einem lauten Krachen ließ der Wilde den Kochtopf neben den Tisch fallen. Danach schenkte er den beiden Hylianern ein. Schließlich hob er den Bottich nochmals an, um die Hälfte davon in den Blechtopf für sich und seine Frau zu schütten. Nun gesellte er sich ebenfalls neben sie.

„Guten Appetit!“, wünschte die Schneefrau.

„Danke.“, erwiderten die jungen Helden im Chor.

Nach diesem Satz langten die Männer ordentlich zu. Die einzige, welche amüsiert lächelte und sich manchmal ein Schlückchen Suppe genehmigte, war die Schneefrau.

So aßen sie sich alle satt. Nachdem die jungen Kämpfer fertig waren, verabschiedeten sie sich.

„Es war ein langer und harter Tag. Ich glaube wir sind froh, wenn wir jetzt ins Bett kommen.“, sprach der Ordoner lächelnd.

So machten sich die Hylianer gemütlichen Schrittes auf den Weg in den Turm. Als sie ihr Zimmer betraten seufzte der etwas kleinere Krieger zufrieden.

„Die Suppe war echt lecker. Ich hätte ja nicht gedacht, dass der Schneemensch so gut kochen kann.“

„Na ja, das Rezept war eigentlich mehr oder weniger Zufall.“, erwiderte der einheimische Krieger schmunzelnd.

„Wieso das?“, fragte sein Kampfgefährte verwundert nach.

Der Gefragte nahm einmal tief Luft und fing an von seinem Abenteuer hier in der Bergruine zu erzählen. Dass er ständig in die falschen Räume geschickt wurde und diverse Vorräte gefunden hatte, die der Schneemensch dann für seine Suppe benutzte. Auch wie er zum Schluss gegen die Schneefrau kämpfen musste.

Der Held der Zeit hörte ihm gebannt zu. Er mochte es, wenn sein neuer Freund ihm von seinen Abenteuern erzählte. Als er geendet hatte, ging der Ordoner zum Fenster, um seinem Kampfgefährten das besagte Schlafzimmer zu zeigen.

„Schade, von hier aus sieht man es leider nicht.“

Als der legendäre Held durch das Fenster schaute, überraschte es ihn, wie schnell die Nacht hereingebrochen war.

„Es ist ja schon dunkel.“

„Ja, hier in den Schneebergen geht die Sonne ziemlich früh unter. Ich schätze mal, dass es zwischen acht oder neun Uhr ist.“

„Was?! Die Zeit ging aber schnell rum.“

„Kein Wunder oder?“, erwiderte sein Pendant, „Wir waren den ganzen Tag unterwegs und der Weg bis hierhin ist schon sehr lang. Dazu kommt noch die Schneeballschlacht. Bei solchen Sachen, vergeht die Zeit wie im Flug.“

Nach diesem Satz grinste ihn der etwas kleinere Kämpfer neckisch an.

„Morgen bist du wieder dran! Heute ging es ja unentschieden aus.“

Mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen blickte der Ordoner hinaus in die Dunkelheit.

„Mal schauen.“

Nach diesen Worten verzog sein neuer Freund ein wenig das Gesicht, bevor er zu seinem Bett ging. Der Ältere blieb noch am Fenster stehen. Dann nach einigen Minuten kam ihm eine Idee und er fasste einen Entschluss. Mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht schnappte er sich eine Decke und fragte an sein Ebenbild gewandt: „Kommst du mit mir? Ich will dir was zeigen.“

Etwas überrascht von dieser plötzlichen Wendung schaute der Jüngere ihn mit geweiteten Augen an.

„Ähm, na klar.“

Nach diesen Worten schritt der Größere zügig auf die Tür zu.

„Dann folge mir.“

Link hastete seinem Ebenbild hinterher, der schon weiter die Treppe hochlief. Es dauerte nicht lange, da waren sie ganz oben angelangt. Der legendäre Held schaute sich um. Anscheinend waren sie nun ganz oben im Turm. Doch hier war es genauso kalt wie draußen, was wohl daher rührte, dass das komplette Dach, sowie die Hälfte der Mauer fehlten.

„Schau.“, sagte der Ordoner zu ihm und zeigte dabei mit dem Finger in den Himmel.

Dieser war sternenklar. Keine einzige Wolke versperrte die Sicht auf die hunderttausend Lichter, die dort am Firmament funkelten. Sie ließen die Himmelsdecke in einem seidenen Dunkelblau schimmern. Die Nacht hatte ihr ganzes Aufgebot an Sternen freigelassen. Sie saßen alle dicht beieinander und strahlten um die Wette. Noch nie hatte der legendäre Held ein schöneres Meer aus Sternen gesehen.

Die Augen nur gebannt nach oben gerichtet, schritt er unwillkürlich weiter in den Raum hinein an seinem Doppelgänger vorbei. Er konnte nur noch staunen. Ohne eine Regung blieb er einen Meter vor dem Abgrund stehen und verharrte.

Unwillkürlich wurde er etwas melancholisch. Nun war er schon vier Tage in diesem fremden Hyrule.

Ob sie sich Sorgen machen?

Link dachte dabei an seine Freunde. Suchten sie ihn schon verzweifelt? Dabei glaubte er das kaum, denn niemand hätte etwas von dieser Zeitverschiebung mitbekommen können. Außer Zelda vielleicht, aber auch sie hörte ihn nicht, als er nach ihr gerufen hatte. Außerdem wusste er noch immer keinen Weg zurück. Auch wenn schon die Königin dieses Landes daran arbeitete, blieb ihm doch nichts weiter übrig als abzuwarten und zu hoffen. Diese Ungewissheit plagte den Helden der Zeit am Meisten. Wie lange musste er noch warten? Welche dunkle Macht war eigentlich für diese ganze Misere verantwortlich? Wie kam er wieder zurück? Gab es überhaupt einen Weg zurück?

Mit einem Mal fühlte sich der etwas kleinere Hylianer ganz alleine. Diese wunderschöne Welt war ihm so fremd. Hier war er nichts weiter als eine Legende.

Link merkte in seinem Gedankenfluss nicht einmal, wie es ihn langsam anfing zu frösteln. Das nahm er nur am Rande seines Bewusstseins wahr. Er war nur noch mit dem beschäftigt was in ihm war. Dabei schaute er stetig nach oben in den schweigsamen Sternenhimmel, der auch keine Antwort auf seine Fragen wusste.

Dies war auch der Grund, warum er sein älteres Pendant hinter sich nicht bemerkte. Als er sah, wie sein etwas kleinerer Kampfgefährte anfing zu zittern, warf er sich die Decke über. Mit langsamen Schritten ging er von hinten auf ihn zu. Als er ganz nahe an seinem Rücken stand, bedeckte er dessen Schultern mit dem warmen Stoff. Verwundert, wie etwas fragend schaute der Jüngere nach hinten. Als Antwort bekam er ein liebevolles Lächeln von seiner Reinkarnation mit den Worten geschenkt: „Damit du nicht frierst.“

Die Mundwinkel des Anderen verzogen sich auch zu einem Lächeln, als er sich dankend vorne ganz mit der Decke zuzog. Dabei spürte er die Körperwärme seines Pendants im Rücken. Wieder nach oben zu den Sternen schauend, wurde ihm bewusst, dass er nicht allein war. Er hatte momentan eigentlich so viel Spaß, wie schon lange nicht mehr. Dabei hatte Link das Gefühl, als ob er gerade mitten in einem neuen Abenteuer stecken würde.

Egal was die Zukunft für ihn bereithielt, er spürte, dass er einen aufrichtigen Freund an seiner Seite gefunden hatte, der ihn nicht im Stich lassen würde. Er fühlte sich wohl bei ihm und er wusste, dass der Ordoner ein ehrlicher, achtungsvoller Hylianer war. Er spürte die gute Seele an seiner Seite und das beruhigte ihn. Mit dem Anflug eines Lächelns auf den Lippen wusste Link, dass er gelassen nach vorne schauen konnte.

Frei wie die Vögel

Ein wunderschöner, klarer Morgen brach über das Land Hyrule herein. Die schwachen Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die morgendlichen Nebelfelder, welche noch in den Schneebergen hausten. Doch es dauerte nicht lange, da erreichten sie ihr Ziel, indem sie sanft durch die beiden Fenster der jungen Hylianer fielen.

Da der Ordoner einen leichten Schlaf hatte und sowieso jeden Tag mit der Sonne aufstand, war es auch nicht weiter verwunderlich, dass er kurz darauf die Augen leicht zusammenkniff, nur um sie einen Augenblick später zu öffnen. Etwas verschlafen rieb er sie sich. Danach setzte sich der junge Mann auf und sah zum Fenster hinüber. Als er das schwache Leuchten der Morgensonne erblickte, wurde der Held schlagartig wacher. Gemütlich stand der einheimische Krieger auf, streckte sich kurz und schritt mit einem kleinen Gähnen auf das Fenster zu.

Seinen Kampfgefährten im anderen Bett störte das wenig. Er schlief in seinem Deckenkokon selig weiter, wie ein Engel.

Der Ältere warf ihm noch einen kurzen Blick zu, bevor er leise das Fenster öffnete. In einem tiefen Atemzug sog er die frische Bergluft ein, die seine müden Geister weckten. Von hier aus hatte man eine wunderbare Aussicht auf einen Teil des Gebäudes, aber vor allen Dingen auf die Täler drum herum.

Gemächlich stützte sich Link mit den Unterarmen auf der Fensterbank ab und genoss diesen wunderschönen Anblick. Dabei dachte er an den gestrigen Tag. Es war wirklich viel passiert. So viele neue Eindrücke, welche er selbst von sich noch nicht kannte. Diese neuen Seiten, musste der etwas größere Kämpfer erst einmal in seinem Kopf ordnen. Seit er sein jüngeres Pendant getroffen hatte, fiel es ihm immer schwerer die Dinge so kontrolliert anzupacken, wie er es sonst tat. Dabei erlebte Link so Vieles, was er aufgrund seines erwachsenen Charakters einfach noch nie gemacht hatte. Schon als Kind wollte er immer so wie die Erwachsenen sein, da es in seinem Alter sonst keine Kinder gab. Außer Ilya vielleicht. Aber mit ihr konnte der junge Mann nie so spielen, wie er es gerne wollte. Vielleicht lag es daran, dass sie ein Mädchen war. Vielleicht aber auch daran, dass sie charakterlich einfach nicht auf einer Wellenlänge lagen. Er mochte sie schon. Sie war ihm eine gute Freundin geworden, das stand außer Frage, aber sie verstand ihn einfach nicht so gut wie andere.

Ein kleiner Seitenblick des Ordoners huschte hinüber zu seinem Ebenbild im Bett.

Jedenfalls wollte Link schon immer so früh wie möglich erwachsen sein, damit er mit den anderen Erwachsenen im Dorf mithalten konnte. Außerdem wollte er ihnen nie zur Last fallen, weshalb er immer schön brav mithalf und das tat, was man ihm sagte. Da er keine Eltern mehr hatte die für ihn sorgen konnten, musste er das selbst tun, so gut es ging. Es war jedenfalls das, was sein Kopf ihm damals sagte. Natürlich wurde er von den Dorfbewohnern, insbesondere von Moe und seiner Frau, liebevoll umsorgt und aufgezogen. Solange, bis er sich selbst ein Haus bauen konnte. Der einheimische Krieger erinnerte sich noch genau an diese Zeit. Die Dorfbewohner hatten ihm dabei geholfen wo sie nur konnten. Das war auch einer der tieferen Gründe, weshalb sie ihm so am Herzen lagen.

Während der größere Kämpfer noch weiter seinen Gedanken nachhing, schaute er dabei beständig aus dem Fenster hinaus in die Ferne. Deshalb bemerkte er auch nicht, dass sein Ebenbild aufgrund seiner kalten Nase langsam erwachte.

Verschlafen rieb er sich die Augen und wollte sich eigentlich wieder umdrehen, doch er bemerkte die stark abgesunkene Temperatur im Raum. Um dem auf den Grund zu gehen, setzte er sich auf. Als er in Richtung des Fensters blickte, musste er einige Male wegen des hellen Sonnenlichts blinzeln. Doch als sich seine Augen daran gewöhnt hatten, erblickten die saphirblauen Edelsteine die Gestalt seines Kampfgefährten. Die weiße Kleidung seiner Reinkarnation, wurde von den Sonnenstrahlen angeschienen, sodass sie richtig leuchteten. Dazu kam noch, dass der Ordoner nachdenklich nach draußen schaute, sodass Link ihn nur im Profil sah. Seine Haare wehten leicht im Wind und das Licht ließ seine himmelblauen Augen sanft glitzern.

Dieser ganze Anblick glich mehr einem Traum und der Held der Zeit konnte nach einigen Minuten gar nicht mehr so genau sagen, ob er jetzt wirklich träumte oder ob es die Realität war. Er konnte seinen gebannten Blick nicht mehr von seinem Kampfgefährten lösen. Irgendwie strahlte er etwas Unnahbares aus, sowie eine tiefe Nachdenklichkeit.

Natürlich kannte der legendäre Held diese Seite an ihm, da sie charakteristisch für den einheimischen Hylianer war. Aber mit einem Mal machte ihn diese Einsamkeit, welche der Ältere ausstrahlte, selbst irgendwie ein wenig melancholisch.

Ohne, das der hellblonde Kämpfer es richtig mitbekam, sah der etwas Größere aus den Augenwinkeln, dass sein Pendant schon wach war. Verwundert richtete er sich ganz auf.

„Guten Morgen.“

Sein etwas kleineres Ebenbild erwachte ruckartig aus seinem Traum, in dem er immer noch zu sein dachte.

„Gu-Guten Morgen!“

„Wie lange bist du schon auf?“, fragte der Ordoner, „Normalerweise bist du doch nicht so früh wach, oder?“

Während er die Antwort seines neuen Freundes abwartete, machte er das Fenster zu und schritt hinüber zu seinem Bett.

Etwas peinlich berührt, kratzte sich der Gefragte mit einem Finger an der Wange, als er antwortete: „Na ja, meine Nase war auf einmal so kalt. Deswegen bin ich wohl aufgewacht.“

„Oh, das tut mir leid. Ich habe gar nicht bemerkt, wie schnell die Temperatur abgekühlt ist.“

„Das macht nichts. Ich bin ein hitziger Typ, deswegen friere ich auch nicht so schnell.“, antwortete der legendäre Held grinsend.

Ebenfalls lächelnd erwiderte seine Reinkarnation: „Dann bin ich ja beruhigt.“

„Was machen wir heute? Hast du schon was geplant?“, fragte Link neugierig.

Sein älterer Kampfgefährte überlegte kurz, bevor er darauf erwiderte:

„Also ich dachte mir, dass wir heute Morgen gut frühstücken und danach noch in der Zora Höhle vorbeischauen.“

„Zora Höhle? Das wäre echt klasse!“, platzte es aus dem legendären Helden heraus. Die Heimat des Wasservolkes in seinem Hyrule hatte er schon immer gerne besucht. Da war er natürlich mehr als gespannt, wie ihre Heimat wohl in diesem Land aussah.

Nach einem kurzen Lächeln auf den Lippen fuhr der Ordoner fort.

„Ich wollte dort den Prinzen besuchen, wenn wir schon mal in der Gegend sind.“

„Hast du ihm auch schon mal geholfen?“

„Ja.“

Der Held der Zeit witterte eine neue Chance mehr über seine Reinkarnation zu erfahren, weshalb er nachhakte: „Erzählst du mir mehr davon?“

Mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht antwortete der einheimische Krieger: „Gerne.“

So verbrachten die beiden jungen Männer ihren Morgen damit, sich gegenseitig auszutauschen was die Zoras anbelangte, ausgewogen zu frühstücken und sich schließlich durch die Schneemassen bis zur Höhle des Wasservolkes zu kämpfen.

Dort angekommen zogen sich die Helden erst einmal ihre warmen Jacken aus, denn in der Höhle der Zoras herrschten Sommertemperaturen. Danach standen sie unten an dem großen See. Man musste nicht erwähnen, dass dem jüngeren Krieger erneut die Kinnlade herunterklappte.

Vor ihm erstreckte sich ein weites, tiefes Becken gefüllt mit Wasser, eingeschlossen von hohen Felsmassiven. Fische von roter Farbe schwammen darin umher. Größere Fossile und blau-grüne Schimmer zierten die gewaltigen Felswände. Von allen Seiten flossen kleinere Ströme aus den Wänden, hinein in das weiherähnliche Gewässer. Links konnte der legendäre Held einen riesigen Wasserfall erkennen, welcher ebenfalls in dem großen Becken vor ihnen mündete. Dessen riesiges, flüssiges Gefälle lag ungefähr 50 bis 70 Meter in der Höhe. Die jungen Männer standen ganz unten auf einem der Wege, welche jeweils in verschiedenen Höhen in den Steinmassiven eingeschlagen waren. Sie bildeten einen Pfad, der bis ganz nach oben führte.

Dabei herrschte in dem Wasser geschäftiges Treiben, denn einige Zoras glitten elegant durch das flüssige Nass. Auch neben ihnen, in einigen Metern Entfernung, hielten vereinzelte Krieger Wache. Link erkannte sie an dem breiten Kopfschutz in Form eines riesigen Fischmauls und deren Speeren.

Er war von dem Wasservolk sehr überrascht. Die amphibienartigen Wesen hatten ihre eher weißliche Farbe eingebüßt und waren stattdessen mehr blau. Wobei ihre glatte Fischhaut genauso grünlich schimmerte wie die Felsen um sie herum. Ihren ganzen Körper zierten Flossen und Kiemen, jedoch waren sie kaum größer wie die Hylianer selbst.

„Das ist die Zora-Höhle?!“

Der Ältere nickte.

„Ja. Um zum Prinzen zu gelangen, müssen wir ganz nach oben klettern. Der Thronsaal befindet sich an der Quelle des Wasserfalls.“

Dabei zeigte der Ordoner mit dem Finger in besagte Richtung. Die Augen des hellblonden Kriegers folgten der unsichtbaren Linie, welche ihr Ende in luftiger Höhe fand. Dabei erfassten die saphirblauen Edelsteine die etwas versteckten Wege an den Wänden schon fast akribisch genau. Ein selbstsicheres Lächeln verriet, dass der legendäre Held schon einen ungefähren Plan hatte, wie er dort hinauf gelangte.

„Na dann los!“

Ohne den geringsten Zweifel gegen sein Vorhaben zu hegen, ging der Jüngere hochmotiviert auf den mit Pflanzen bewachsenen, kleinen Vorsprung links neben ihnen zu.

„He-Hey warte!“, rief seine Reinkarnation verwirrt.

Nachdem der etwas kleinere Kämpfer bereits beide Hände und einen Fuß startbereit in dem Gewächs verankerte, drehte er fragend sein Gesicht nach hinten.

„Auf was denn?“

Plötzlich hielt der einheimische Hylianer inne. Diese Frage sowie die verdutzt dreinschauenden Saphire seines Ebenbildes stoppten ihn in seinem Handeln und in seinem Denken. Musste er denn nicht vorgehen? Ihm den Weg weisen, ihn führen und absichern? Link kam zu einem Entschluss.

Nein, das muss ich nicht.

Mit einem tiefen Luftzug atmete er all seine Befürchtungen aus, ehe sie sich in seinem Kopf festhalten konnten. Dem dunkelblonden Krieger wurde etwas leichter ums Herz. Mit einem ansatzweisen Lächeln auf den Lippen, schüttelte er sachte den Kopf.

„Auf gar nichts. Los gehen wir.“

Der Ordoner ließ sich ganz von seinem Ebenbild führen. Anfangs konnte er eine Hand voll besorgter Gefühle nicht unterdrücken. Doch je höher sie stiegen, desto mehr wuchs der Glaube in die Fähigkeiten seines jüngeren Pendants. In den letzten zwanzig Minuten war es dem einheimischen Hylianer vergönnt, sich vollends in sein Vertrauen fallen zu lassen. Er ließ sich von seinem neuen Freund führen, ohne einmal den Mund aufzumachen. Natürlich kannte Link den Weg, da er ihn schon dutzende Male hinaufgeklettert war, aber er wollte seinem hellblonden Ebenbild nicht den Spaß verderben, den er ohne Zweifel bei dieser waghalsigen Aktion hatte.

Sie endeten zwar manchmal in einer Sackgasse, doch nur wenige Minuten später fand der Held der Zeit bereits einen neuen Pfad, den sie beschreiten konnten.

So erreichten sie nach einer guten Stunde den höchsten Punkt der Zora Höhle. Dort wo der Wasserfall rauschend in die Tiefe stürzte. Von hier aus konnte man auf Augenhöhe durch die Felsen schauen, welche die Sicht auf den dahinterliegenden Himmel freigaben. Die Zoras unten am Wasserbecken wirkten aus dieser Höhe so klein wie Spielfiguren.

Seufzend fuhr sich der legendäre Held mit dem Arm über die Stirn. Er hatte sich bei der ganzen Kletterei ganz schön konzentrieren müssen.

„Das war noch ein anstrengender Weg, aber jetzt haben wir es endlich geschafft.“

Der Blick seiner Reinkarnation schweifte verwundert über das Tal.

„Ja, wir sind tatsächlich heil hier oben angekommen.“, murmelte er abwesend.

„Hast du was gesagt?“

Ruckartig schaute der einheimische Krieger auf in die unschuldig, fragenden Augen seines Doppelgängers.

„Nein, es ist nichts. Komm, wir müssen hier entlang.“

Damit ging er geradewegs an dem Helden der Zeit vorbei. Dieser schaute ihm leicht verwirrt hinterher, folgte dem Einheimischen jedoch nach einem kurzen Schulterzucken.

Sie schritten der Strömung entgegen. Nur ungefähr dreißig Meter weiter, floss das Wasser aus einer dunklen Höhle heraus. Zu beiden Seiten konnte man sie betreten, ohne sich die Füße nass machen zu müssen. Doch als sie schließlich durch die kurze Dunkelheit wanderten, bemerkte der legendäre Krieger ein eisernes Gitter, wenige Zentimeter unter der Wasseroberfläche. Dabei war es in keinem Falle gewöhnlich, sondern glänzte durch kunstvolle Verschnörkelungen durch das flüssige Nass hindurch. Link konnte seine verblüfften Augen erst wieder davon lösen, als sie mitten im Thronsaal standen. Dieser besaß eine kreisrunde Form, genauso wie die tiefe Quelle, der Ursprung des Wasserfalls. Kleine Treppen umkreisten dieses Gewässer, wobei an ihren Rücken meterhohe Torbögen in den Fels geschlagen waren. Sie verbanden sich gänzlich mit einer Wand aus Verzierungen, welche in allen erdenklichen Blautönen schimmerten. Es schien, als ob dort kleine, feine Wasserströme entlang flossen. Sie war absolut identisch mit der Zierde, wie der jüngere Schwertkämpfer sie schon zuvor im Wasser gesehen hatte. Ein prunkvolles Strahlen, verschlug dem hellblonden Hylianer glatt die Sprache. Fassungslos starrte er umher.

Weiter geradeaus in einer großen Nische, nahm ein hoher Thron den gesamten Platz ein. Auf ihm saß ein kleiner Zora-Junge, bewacht von zwei Kriegern. Auch hier herrschte wenig Leben, denn außer ihnen standen nur noch zwei der Fischmenschen im Raum.

Zügig durchschritt ihn der Ordoner und schleifte dabei sein staunendes Ebenbild mental mit. Der etwas Kleinere von ihnen konnte sich nur schwer von dem glanzvollen, blauen Schimmern der Wände lösen, doch er schaffte es, indem er seinem Kampfgefährten langsam hinterher stolperte.

Als sie schließlich unmittelbar vor dem Königssohn selbst standen, fiel der Blick des Helden der Zeit endlich wieder auf Jemanden, der auf seiner Augenhöhe lag oder auch etwas tiefer. Erst nachdem er es seinem älteren Pendant gleich tat und sich verneigte, konnte man von gleicher Höhe sprechen.

„Ich begrüße euch, eure Hoheit. Entschuldigt mein unangemeldetes Auftauchen, doch es war mir ein tiefes Bedürfnis euch aufzusuchen, um mich nach eurem Wohlbefinden zu erkundigen.“

Mit diesen Worten erntete er einen äußerst verdutzten Seitenblick seines Ebenbildes. Er wusste ja schon seit ihrem Besuch im Königsschloss von Hyrule, dass sich der einheimische Krieger gewählt ausdrücken konnte, aber das hier übertraf ihn damals bei Zelda noch bei Weitem.

Der Prinz des Wasservolkes jedoch lächelte und war augenscheinlich sehr glücklich über den unerwarteten Besuch seines Helfers aus jüngster Vergangenheit.

„Ehrenwerter Link, ich bin sehr froh über deinen Besuch! Aber bitte richte dich doch auf. Du als mein Retter brauchst dich nicht vor mir zu verneigen.“

Nach diesen Worten handelte der Ordoner wie ihm geheißen. Sein jüngeres Pendant imitierte ihn hastig.

Nachdem die tiefgrünen Augen das Gesicht des größeren Kriegers trafen, lächelte dieser freundlich.

„Wie läuft euer Regiment, werter Prinz?“

Der kleine Zora Junge strahlte den älteren Hylianer freudig an, bevor er antwortete.

„Alles fließt in geregelten Bahnen, auch wenn ich sagen muss, dass es schwer ist. Vieles ist mir einfach noch unbekannt und manchmal finde ich keine Antwort auf die vielen Fragen, die sich mir als Herrscher stellen. Aber ich möchte in die Fußstapfen meiner Eltern treten, damit sie stolz auf ihren Sohn sein können. Außerdem unterstützt mich mein Volk wo es nur kann und das lässt mich in meiner Stärke wachsen.“

Noch bevor der einheimische Schwertkämpfer etwas darauf erwidern konnte, unterbrach ihn ein heranstürmender Hofdiener: „Ehrenwerter König Ralis! Ich habe gute Neuigkeiten. Unser jahrhunderter alter, wertvoller Schatz konnte erfolgreich restauriert werden!“

Es dauerte ein wenig, bis der Königssohn dem gedanklich gefolgt war. Als er den Kern der Aussage erfasste, nickte er und erwiderte: „Gute Arbeit. Bringt die ‚Krone von Ruto‘ bitte wieder in die Kammer.“

Als der Name des Schatzes fiel, war es so, als ob sich der große Schmied der Goronen mit seinem monströsen Hinterteil auf den Helden der Zeit niedergelassen hatte. Das konnte doch unmöglich sein!

„Entschuldigt bitte,“, begann der hellblonde Schwertkämpfer zaghaft, „aber erwähntet ihr gerade den Namen Ruto?“

Vollkommen überrascht darüber, dass der jüngere Hylianer überhaupt etwas sagte, starrten ihn der Ordoner sowie der Prinz gleichermaßen an. Der Zora Junge hatte ihn auch erst in diesem Augenblick richtig wahr genommen. Genauso wie die wahnsinnige Ähnlichkeit der beiden Helden.

„Nun,“, antwortete der junge Fischmensch, „Ruto war eine große Zora–Königin. Sie lebte vor ungefähr 700 Jahren und brachte unserem Volk Ehre gegenüber der königlichen Familie von Hyrule. Mit ihrem ruhigen, weisen Gemüt war sie eine der größten Königinnen, welche jemals unser Volk geführt hat. Sie schreckte nicht vor der damals drohenden Gefahr zurück, sondern stellte sich mit ihrem unerschütterlichen Mut dem Herren der Diebe, Ganondorf entgegen. Ihr einziges Erbe, welches sie hinterließ, war ihre Krone, die zu unserem Schutz von Generation zu Generation weitergetragen wird. Wir verehren sie, als eine der großartigsten Herrscherinnen in der Geschichte der Zoras.“

Erneut wurde der legendäre Held sprachlos vor Verblüffung. Nachdem sich die Überraschung in ihm wieder etwas legte, musste er aufpassen, dass er bei diesem ausführlichen Vortrag nicht anfing zu lachen. Er belustigte sich nicht über die heilige Tradition der Zoras, so war es nicht. Tatsache aber war, das er eben jene Ruto kannte und das nur zu gut. Er war es schließlich damals gewesen, welcher sie aus dem Bauch ihres heiligen Schutzgottes Lord Jabu Jabu retten musste und in Folge dessen ihr angetrauter Ehegatte werden sollte. Bei dieser Vorstellung lief es dem hellblonden Hylianer immer noch kalt den Rücken runter. Es stimmte schon, dass sie später die Weise des Wassers wurde, doch Ruto als weise, geschweige denn als ruhig zu interpretieren, widersprach einfach zu sehr ihren eigentlichen Charakterzügen.

Den Zoras in dieser Zeit wollte er diesen Glauben aber nicht nehmen. Vielleicht war es auch besser so, wenn sie nicht ihre wahre Art kannten.

Dabei schwebte dem kleineren Kämpfer ein Bild von Ruto durch seinen Kopf, wie sie ihn gerade zusammenpfiff. Und das nur, weil er natürlicherweise mehr als entsetzt über die Tatsache war, ihr königliches Gesäß auf seinem Rücken umher zu schleppen.

Ein kleines Schmunzeln konnte sich Link nicht verkneifen, doch schon direkt darauf erwiderte er: „Danke für die ausführliche Auskunft. Das war wirklich sehr aufschlussreich.“

Der Königssohn war zwar noch immer etwas verwundert über diese seltsame Reaktion, doch nun überwog bei ihm die Neugier: „Link, willst du mir nicht deinen neuen Mitstreiter vorstellen? Wie kommt es, dass er dir so unglaublich ähnlich sieht?“

Der Ordoner wandte erst seinen verdutzten Blick von seinem Ebenbild ab, als er antwortete: „Wir haben uns in Hyrule Stadt kennen gelernt. Wir sind beide Schwertkämpfer und reisen im Moment viel umher.“

Doch der Zora-Junge ließ nicht locker: „Aber was ist mit dieser Ähnlichkeit?“

„Nichts weiter als ein Zufall, lieber Ralis. Glaubt mir, wir beide waren auch mehr als überrascht, als wir uns das erste Mal trafen.“

Der Held der Zeit erinnerte sich noch zu gut an diesen Augenblick. Er wurde von dieser Tatsache so überrumpelt, dass er gleich ohnmächtig wurde.

Dem neuen König des Wasservolkes genügte das, auch wenn er seine offensichtliche Enttäuschung, dass nicht mehr dahinter steckte, in seinem Gesicht nicht verbergen konnte. Nachdem er mit dem einheimischen Hylianer noch ein bisschen plauderte, machten sich die jungen Helden schon bald wieder auf den Weg. Sie verabschiedeten sich von Ralis und traten hinaus aus dem Thronsaal.

Draußen angelangt schaute der einheimische Hylianer sein Pendant fragend an.

„Warum hast du nachgehakt? Kennst du diese Zora-Königin etwa?“

Ein belustigter Seufzer entglitt dem Helden der Zeit, bevor er antwortete: „Kennen? Ich weiß nur zu gut wer sie ist. Aber glaub mir, so wie sie hier von ihrem Volk verehrt wird, war sie garantiert nicht.“

Wie eine Efeu-Ranke kletterte sachte die Neugierde wieder im Innern des Ordoners empor.

„Erzählst du mir mehr davon? Wie war sie denn wirklich?“

Nachdem ihm sein jüngeres Ebenbild einen verwunderten Blick zuwarf, antwortete er: „Na klar.“

Während der eher einseitigen Erzählungen seitens des legendären Helden, schritten die jungen Männer weiter auf den Abgrund, dem Wassergefälle zu. Auf einer der hervorstehenden Klippen angelangt, verweilten sie, bis die Ausführungen des etwas kleineren Kriegers endeten. Inhalt des Gesprächs, war seine erste Begegnung mit Ruto bis hin zu ihrer Erscheinung als Weise des Wassers.

In der Stimme des jüngeren Schwertkämpfers wehte dabei ein fröhlicher Ton mit. Wie die stimmungsvollen, untermalenden Klänge einer Tröte, begleiteten sie die gesprochenen Worte. Link erinnerte sich einfach gerne an diese Zeit zurück, da er die Begegnungen mit Ruto mit positiven Gefühlen verband. Auch wenn sie es liebte ihn aufzuziehen, herumzukommandieren oder einfach über seinen Kopf hinweg irgendwelche Entscheidungen zu treffen, wie beispielsweise diese Heiratssache, hatte der hellblonde Hylianer sie sehr zu schätzen gelernt. Nichts desto trotz war sie in diesen sieben Jahren auch erwachsener und reifer geworden. Doch ihre freche Art ließ sich die Zora-Prinzessin wohl niemals nehmen.

„Na ja, schließlich gab sie sich als eine der sieben Weisen zu erkennen. Das war auch eines der letzen Male, wo ich sie noch gesehen habe.“

Seine Reinkarnation stand verblüfft vor ihm. Die ganze Zeit über hatte er seinem Ebenbild interessiert gelauscht. Nun konnte er die Reaktion seines jüngeren Pendants nachvollziehen. Gleichzeitig jedoch war er mehr als überrascht darüber, dass sie eine direkte Verbindung zu seiner Vergangenheit gefunden hatten. Der einheimische Schwertkämpfer dachte eigentlich, dass, aufgrund der langen Zeitspanne, ein Wiedererkennungswert in der Geschichte oder in Personen fast völlig ausgeschlossen wäre. Es war mehr als positiv endlich eine konkrete Verbindung zwischen ihren Zeiten herstellen zu können. Auch wenn diese über die Zora-Königin Ruto lief.

Dem Ordoner war jedoch noch etwas anderes aufgefallen.

Aus den Erzählungen seines Gegenübers konnte Link auch eine starke, jedoch rein platonische Sympathie für die Fischfrau entdecken.

Bei dem was sie zusammen erlebt haben, ist das auch kein Wunder. Es ist schön, dass er so tolle Freunde an seiner Seite hatte.

„Was ist los?“

Verwundert drehte der ältere Krieger den Kopf zu seinem Ebenbild. Er war wohl unwillkürlich mit seinem Blick abgeschweift und auf dem kleinen See unter ihnen hängen geblieben.

Das war dem Helden der Zeit nicht entgangen. Genauso wenig wie diese Nachdenklichkeit, welche in diesem Augenblick vollkommen das Gesicht des Älteren beherrschte.

Nach einem kurzen Moment der Stille antwortete dieser schließlich.

„Ich habe nur daran gedacht, dass Ruto wohl eine gute Freundin von dir war.“

Mit einem leichten Seufzen in der Stimme, erwiderte der legendäre Held: „Ja das stimmt. Sie ist, wie alle Weisen, eine meiner besten Freunde.“

Der einheimische Hylianer konnte einen Hauch von Melancholie aus der Stimme seines Pendants herausfiltern, weshalb er beschloss, von diesem erinnerungsträchtigen Thema abzulenken. Mit raschen Schritten zog er an ihm vorbei in Richtung einer Höhle, welche an der Seite in das Gestein geschlagen war.

„Kommst du mit? Hier geht es wieder runter.“

Etwas überrumpelt über diese plötzliche Aktion, machte der Held der Zeit einige Sätze im Laufschritt, hielt jedoch schon nach wenigen Metern inne. Dabei wanderte sein Blick über den reißenden Strom hinweg zu den Klippen, an denen die saphirblauen Augen schließlich hängen blieben.

Bis sein einheimischer Freund jedoch seinen Stillstand bemerkte, war er schon bereits am Eingang der Höhle angelangt.

„Was ist los?“, rief er fragend seinem Ebenbild zu.

Der Angesprochene reagierte erst einige Augenblicke später darauf mit einer Antwort.

„Du musst nicht auf mich warten. Wir treffen uns einfach unten an dem kleinen See, okay?“

Bevor der legendäre Held jedoch eine Aktion starten konnte, wurde er von seinem Ebenbild abgehalten, der nun auf ihn zugelaufen kam. Mit verwirrter Mine fragte er: „Warum sollen wir uns unten treffen?“

Doch schon im nächsten Moment schnellte die Antwort auf die Frage selber in seinen Kopf. Auch wenn sie dem einheimischen Schwertkämpfer eher abwegig erschien.

„Ich würde viel lieber von einer der Klippen runter in das Becken springen.“

Die Überraschung bemächtigte sich den Gesichtszügen des Ordoners. Seine Augen weiteten sich verwundert und sein Mund öffnete sich einen Spalt breit.

…meine Eingebung war also doch korrekt…?

Richtig glauben, konnte der dunkelblonde Krieger seinem Pendant aber nicht. Denn das wäre noch eine Gemeinsamkeit mehr, welche sie verbinden würde. So langsam müsste doch mal Schluss sein, dachte sich sein Kopf eigenständig. Außerdem konnte er doch nicht bei so einer Aktion einfach mitmachen. Musste er nicht als Vorbild für den Jüngeren dienen?

Natürlich war das vollkommen irrsinnig. Auch wenn die Helden zwei Jahre trennten, war es doch nun wirklich nicht nötig auf ihn aufzupassen oder gar zu erziehen. Auch wenn er ihre Beziehung zueinander als sehr brüderlich empfand, sich in die Rolle des großen Bruders zu zwängen war nicht nur unnötig sondern auch falsch. Vor allen Dingen wenn der vermeintliche kleine Bruder der Held alter Legenden war. Das kam mittlerweile schon bei dem Ordoner an. Aber wie das immer so war, hielt sich dieses alte Muster noch hartnäckig in seinem Kopf.

Dabei flitzten die Gedanken seines Verstandes in ihm umher. Sie führten sich, wie so oft, als Herrscher auf. Als vereinigten sie sich zu einem stolzen Löwen, der neben sich nichts anderes zuließ.

Da keimte aber noch eine zweite Meinung, hinsichtlich ihrer gemeinsamen Verbundenheit in dem Bauch des größeren Hylianers auf. Zwar noch ganz klein, aber Link war gewillt sich dem Gefühl in seiner Magengegend anzuschließen. Dieses teilte ihm nämlich eine unbehelligte Freude mit. Sein neuer Freund übte sich in genauso waghalsigen Dingen wie er. Vielleicht war das der Grund, warum er langsam anfing, seine versteckten Empfindungen vor seinem Ebenbild zu offenbaren.

Die folgenden Worte, verließen mit einem Mal ganz leicht seinen Mund.

„Wenn du möchtest, können wir auch zusammen springen.“

Einige Momente musste er dem verblüfften Blick des legendären Helden standhalten, doch schließlich breitete sich ein fröhliches Grinsen auf dessen Gesicht aus.

„Na klar! Das ist doch noch besser!“

Mit diesen Worten fing der Held der Zeit an sich zu dehnen. Seine Reinkarnation ihm gegenüber tat es ihm gleich, denn nichts desto trotz war so ein Klippensprung sehr gefährlich. Da bedurfte es selbst bei den jungen Männern einer kurzen Vorbereitung.

„Machst du das öfters?“, lautete die Frage seitens des hellblonden Kämpfers.

„Ja. Eigentlich immer, wenn ich hier bin.“

„Hätte ich jetzt gar nicht von dir geglaubt. Ich dachte, nur ich mache so verrücktes Zeug.“

Der dunkelblonde Schwertkämpfer sah sein Gegenüber einige Sekunden an, bevor er darauf etwas erwiderte.

„Wenn ich ehrlich bin, konnte ich das von dir auch nicht glauben. Hast du in deinem Hyrule auch eine Stelle, von der du immer springst?“

Der Held der Zeit nickte.

„Dieser Platz befindet sich in dem Grenzgebiet der hylianischen Steppe zur Gerudo Festung. Eine tiefe Schlucht trennt diese Orte in dem der Zorafluss strömt. Dieser mündet wiederrum im Hylia See. Da springe ich immer zu gerne runter.“

Mit diesen Worten richtete sich der legendäre Krieger auf. Als er nach wenigen Sekunden bemerkte, dass sein Ebenbild noch dran war, sprach er mit leicht ungeduldiger Stimme: „Komm schon, das reicht allemal.“

„Ich bin ja gleich fertig.“, erwiderte der Ordoner beschwichtigend. Alsdann stand auch er auf, zur Freude seines jüngeren Kampfgefährten. Der Held der Zeit ergriff nun voller Tatendrang die Hand seiner Reinkarnation und lief mit ihm zum Rande des Abgrunds. Voller Vorfreude blickte der hellblonde Hylianer hinunter in den See. Dabei vergaß er vollkommen die Hand seines etwas größeren Gefährten loszulassen, sodass sie einige Minuten wie ein Pärchen auf der Klippe standen. Da der einheimische Krieger seine Hand auch nicht einfach herausreißen wollte, verharrte er in dieser Position, bis seinem legendären Freund diese Tatsache von selbst wieder einfiel.

Scheinbar dauerte das wohl noch ein Weilchen, weshalb der dunkelblonde Kämpfer nun etwas sagte, um den Goronen ins Rollen zu bringen.

„Ich springe von der anderen Seite des Wasserfalls runter. Dann kommen wir uns in der Luft auch nicht in die Quere.“

Nun schaute sein Pendant endlich auf. Nach kurzer Überlegung stimmte er seiner Reinkarnation zu: „Du hast Recht. Da ist das Verletzungsrisiko wesentlich geringer.“

Damit ließ der Held der Zeit auch locker, sodass sein Ebenbild auf die andere Seite des Flusses eilen konnte. Mit ein paar Metern Abstand zur Klippe standen sie gleichauf.

Mit einem freudigen Grinsen auf dem Gesicht sagte der Jüngere zu seinem Kampfgefährten: „Bei drei nehmen wir zusammen Anlauf und springen, okay?“

Ein Nicken bestätigte den Plan des Helden der Zeit.

„Geht klar.“

Der etwas kleinere Schwertkämpfer zählte langsam an.

„Eins…Zwei…“

In diesen wenigen Augenblicken brachte die Konzentration der jungen Männer die Luft zum vibrieren.

„Drei!

Als der Klang der letzten Zahl verhallte, starteten sie vollkommen synchron den kurzen Sprint zur Klippe, bis zum Rande des Abgrunds. Ein rascher Seitenblick. Ein kleines, selbstsicheres Lächeln. Mit angespannten Muskeln, sprangen sie kopfüber in die Tiefe.

Wie zwei Vögel segelten die Hylianer dem Gewässer entgegen. Der Held der Zeit streckte seine Arme wie ein Adler von sich weg. Einen Freudenschrei konnte er sich in diesem Augenblick nicht weiter verkneifen. Der Ordoner hingegen hielt seine Arme nahe an seinem Körper und stürzte wie ein Bussard auf die Wasseroberfläche zu. Auch seinen Mund umspielte ein freudiges Lachen, während seine Augen furchtlos das Sonnenglitzern unter ihm fixierten. Adrenalin fegte sie ein Sturm durch ihr Blut.

Die beiden großen Helden, welcher jeder von ihnen seine eigene Zeit und damit seine Heimat Hyrule vor dem dunklen Herrscher Ganondorf errettete, sind an ihr Schicksal gebunden. Wie ein verwurzelter Baum in einem Sturm, trotzen sie jeder Gefahr und beschützen die Menschen, die Natur, ihre persönlichen, bedeutungsvollen Dinge, vor allem, was sie zu zerstören droht. Und doch sind sie frei wie die Vögel am Himmel. Ungebunden von dieser Welt und stets auf der Reise, sich selbst zu verwirklichen.

Am wilden Fluss

Kühles Nass durchdrang die Kleidung der Schwertkämpfer, sodass die grüne Tracht sich sofort wie ein Schwamm vollsog. Mit einem lauten Prusten schlug der Kopf des legendären Helden durch die Wasseroberfläche. Während sein Pendant zwei Meter neben ihm wesentlich ruhiger auftauchte, schnappte der jüngere Hylianer nach Luft. Als er sich das Wasser aus den Augen gerieben hatte sowie die klatschnassen Strähnen aus dem Gesicht wischte, hielt er sogleich Ausschau nach seinem Ebenbild. Dieser tat es seinem neuen Freund gleich. Ihre Blicke trafen sich, was auf ihren Gesichtern beiderseits ein breites Grinsen hervorrief.

„Wow! Das war absolut genial!“, fing der legendäre Held direkt an, „Das müssen wir irgendwann unbedingt nochmal machen!“

Der Ordoner lächelte sanftmütig, bevor er erwiderte: „Natürlich. Da spricht nichts gegen.“

Nach einem lauten Jubelschrei seitens des etwas kleineren Kriegers, schwammen sie in Richtung Ufer.

Nachdem jeder von ihnen einmal seine Mütze kräftig ausgewrungen hatte und bei dieser Gelegenheit gleich den Kopf einmal kräftig schüttelte, machten sie sich auf in Richtung Ausgang.

Die Wachen des Wasservolkes sahen ihnen nur kurz hinterher. Solche waghalsigen Sprungaktionen waren sie schon von dem einheimischen Krieger gewohnt.

Während die Kämpfer dem Lauf des Zoraflusses folgten, schwärmten sie sich gegenseitig nochmals von dem Klippensprung vor. Bis zu dem Punkt, als die saphirblauen Augen des jüngeren Hylianers über ein Holzschild glitten und augenblicklich daran hängen blieben.

„Eine spannende Fahrt auf dem Fluss der Zoras bis zum Hylia-See. Kanuverleih, Leihgebühr: 20 Rubine. Das ist doch-“

„Ja.“

Das verschlug dem hellblonden Kämpfer im ersten Moment glatt die Sprache. So verblieb dem Älteren die Chance, das Wort zu ergreifen.

„Wir müssen sowieso damit den Fluss hinunterfahren. Das ist die schnellste und einfachste Möglichkeit wieder an den Hylia-See zu gelangen.“

Höchsterfreut, jedoch auch etwas verdutzt darüber, dass der größere Krieger anscheinend schon die Gedanken seines kleineren Pendants lesen konnte, antwortete er: „Dann kann ich mir das Fragen ja sparen. Auf geht’s!“

Mit diesen Worten eilte der hellblonde Hylianer bereits weiter auf eine kleine, nach oben gewundene Brücke hinauf. Am höchsten Punkt blieb er stehen, damit er sich nun seine fremde Umgebung anschauen konnte, in der er nun gelandet war.

Nachdem sie den kleinen Tunnel durchquert hatten, durch den der Fluss seinen Weg bahnte, standen die Helden nun wieder unter freiem Himmel. Nur die einkreisenden Felsenmassen um sie herum, fingen sie ein.

Hier teilte sich der Flussverlauf in drei verschiedene Richtungen auf. Rechts von Link schnellten die Wassermassen in jeweils einen Tunnel hinein, wobei er sich sicher war, dass der erste von Menschenhand erbaut worden war. Den Eingang des Tunnels, zierten zwei Fackeln. Das Innere war sauber mit großen quadratischen Steinblöcken ausgebaut.

Außerdem kommt das von der Strömung gar nicht hin. Das Wasser hätte sich an dieser Stelle niemals durch das Gestein schlagen können.

Der zweite Tunnel, welcher nun folgte, sah da schon viel natürlicher aus. Hier konnte man klar den Meißel der Zeit an dem Gestein erkennen. Über seinem Eingang hingen einige Baumwurzeln herab, wobei das Felsmassiv unförmig den Strom umschloss.

Der dritte Durchfluss lag direkt vor dem etwas kleineren Hylianer. Man musste schon genau hinschauen, denn ein Haus war direkt vor dem Tunnel gebaut. Das Wasser fand seinen Weg unter der hölzernen Hütte hindurch. An dessen Wänden hingen Paddel und rote Spannlaken. Über der Tür baumelten zwei gelbe Laternen.

Zur linken Seite des Helden der Zeit erstreckte sich noch ein kleiner grüner Landstrich, mit einer ebenso kleinen Klippe.

Während sich sein jüngerer Gefährte abenteuerlustig die Umgebung anschaute, war der Ordoner bereits hinter ihm vorbeigelaufen und hielt nun ruhigen Ganges auf das Holzhäuschen zu. Als er damit unwillkürlich in dem Sichtfeld des legendären Helden landete, erwachte dieser aus seiner aufgeregten Umgebungsinspektion und lief nun seinem größeren Ebenbild hinterher.

„Ist das dieser Kanuverleih?“, fragte er an den einheimischen Krieger gewandt und zeigte dabei mit dem Finger auf die schwimmende Hütte.

„Ja das ist es. Hast du sowas denn schon mal gemacht?“

Ohne richtig zuzuhören lief der legendäre Held bereits den Steg hinauf und antwortete nur schnell: „Na klar! Sowas mach ich doch andauernd!“

Aus diesem Wortlaut schlussfolgernd, dass sein etwas kleinerer Doppelgänger schon mal allein Kanu gefahren war, stieg der Ordoner nun auch auf die Brücke. Ohne über seine Annahme bezüglich der Bootskenntnisse seines Ebenbildes weiter nachzudenken, folgte der ältere Krieger seinem Pendant hinein in das Häuschen. Dort verbarg sich weitaus weniger, als man vielleicht von außen erwartet hätte. Der Wassertunnel fing direkt an, weshalb sich hier auch ein kleiner Holzsteg mit einem Zaun befand. Der Raum wurde von Fackeln erleuchtet, da der Steg schon in den Klippentunnel hineinreichte.

Eine junge Frau mit einer Afrofrisur die weiter vorne stand, unterhielt sich mit ihrer Angestellten, dem Zora Mädchen.

Nachdem der Held der Zeit eingetreten war schauten sie interessiert auf. Die Besitzerin des Kanuverleihs merkte auf diese Entfernung keinen größeren Unterschied, weswegen sie grinste und zur Begrüßung die Hand hob.

„Hallo Link! Dich habe ich ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Ist ja schön, dass es dich mal wieder hierhin verschlägt.“

Nachdem sie endete, trat just in diesem Moment der einheimische Kämpfer ein. Als die Frauen schließlich bemerkten, dass da plötzlich ihr alter Freund in doppelter Version vor ihnen stand, klappten den Beiden absolut gleichzeitig entsetzt die Kinnladen herunter. So als ob ihnen geradewegs eine Laterne auf den Kopf gefallen wäre.

Der Ordoner jedoch trat unbeirrt weiter auf die Besitzerin zu und sprach dabei in einem ganz beiläufigen Ton zu ihr: „Hallo Teena. Schön dich mal wieder zu sehen. Sag, könntest du uns ein Kanu geben? Die Ballons kannst du ruhig abhängen, wir wollen nur zum Hylia-See kommen. Natürlich bezahle ich dir trotzdem den vollen Preis.“

Die Angesprochene starrte den jungen Mann vor ihr ungläubig an wie ein Fisch. Der einheimische Schwertkämpfer packte schon sein kleines Rubinsäckchen aus, da fing Teena vollkommen verwirrt an zu stottern: „Wa-wa-was ist das?!“

Ihr ausgestreckter Finger zeigte dabei auf den Helden der Zeit, welcher noch hinten an der Tür stand. Dieser zeigte nun fragend mit seinem eigenen Zeigefinger auf sich.

„Wer ich?“

„Es spricht!“, quiekte sie ganz aufgeregt, „Sag mal Link, willst du mich veralbern?“

„Ganz und gar nicht.“, erwiderte der Ordoner mit ernster, sachlicher Stimme, „Das ist nur ein Kampfgefährte von mir, den ich in Hyrule Stadt kennen gelernt habe. Den Grund warum wir uns so unglaublich ähnlich sehen, kann ich dir selbst nicht erklären.“

Link wollte sich nicht mit langen Erzählungen aufhalten. Außerdem war er sich sicher, dass Teena die Letzte wäre, die die Hintergrundgeschichte verstehen würde.

„Bekommen wir jetzt ein Kanu?“, fragte der einheimische Kämpfer vorsichtig.

Es dauerte noch ein paar Minuten bis die junge Frau auf die Frage reagierte, aber der Kettenhemdträger war ja ein geduldiger Mensch.

„Ähm….ja, hier steht schon eins bereit.“

„Danke.“

Der Ältere drehte sich zu seinem Pendant um.

„Kommst du? Wir nehmen zusammen ein Boot, das ist einfacher.“

Das ließ sich der Held der Zeit nicht zweimal sagen. Mit ein paar Sätzen tauchte er neben dem Ordoner auf. Dieser überreichte nach diesen Worten Teena eine Hand voll grüner Rubine.

„Hier, ich hoffe das reicht.“

Nachdem die Besitzerin des Kanuverleihs mit verdutzter Miene ihr Entgelt entgegen nahm und es schließlich gezählt hatte, wollten die beiden männlichen Hylianer schon einsteigen. Doch bevor sie sich setzen konnten, platzte aus Teena noch eine durchaus verständliche Frage heraus.

„Sagt mal, seid ihr miteinander verwandt?“

Wie im Chor antworteten die Angesprochenen gleichzeitig.

„Nein.“

„Ja!“

Diese so unterschiedlichen Antworten stifteten nicht nur bei der Besitzerin des Kanuverleihs Verwirrung, sondern auch bei den Helden, die sich daraufhin vollkommen verdutzt ansahen. Aber bevor jemand von ihnen das Wort ergreifen konnte, kam ihnen die junge Frau schon zuvor.

„Was denn jetzt?“

„Ja.“

„Nein!“

Erneut starrten sich die männlichen Hylianer verwundert an. Diesmal antwortete jedoch der Ordoner direkt an Teena gewandt, um weitere Missverständnisse zu vermeiden, indem er zu seiner ursprünglichen Meinung zurückkehrte.

„Nein, wir sind nicht miteinander verwandt.“

Mit diesen Worten ließen sie Teena mit ihren wirren Gedanken stehen und machten, dass sie ins Boot kamen.

Der etwas größere Krieger saß hinten, wobei sein Ebenbild im vorderen Teil des Kanus Platz genommen hatte.

„Dann mal los.“

Wie auf Kommando legte das Boot gemächlich ab.

Der legendäre Held konnte seine Vorfreude nicht länger unterdrücken.

„Ich bin schon gespannt wie das Kanufahren so ist. Wird ja nicht so schwer sein.“

Nach dieser Aussage fror der freundliche Gesichtsausdruck des Ordoners augenblicklich ein.

„Wieso? Sagtest du nicht, dass du schon mal Kanu gefahren bist?“

Verwundert drehte sich der kleinere Krieger um.

„Habe ich das gesagt? Da habe ich mich wohl versprochen. Außer als wir vor ein paar Tagen am Hylia-See waren, habe ich so ein Ding noch nie gesehen, bin geschweige denn damit gefahren. Das letzte Mal hast du ja ganz alleine gesteuert. Deshalb bin ich ja so aufgeregt!“

Danach drehte sich der etwas Kindlichere von ihnen wieder nach vorne und fing an vergnügt zu summen. Sein Hintermann musste erst einmal diese Informationen verdauen. Leicht verdrießlich verzog er das Gesicht und fuhr sich mit der Hand über die Stirn.

…wenn das mal gut geht…

Der ältere Hylianer konnte es nicht verhindern, dass dieser zweifelnde Satz durch seine Gedanken schlich. Er stellte gerade die Richtigkeit seiner Entscheidung mit dem Kanu zum Hylia See zu fahren in Frage. Wenn sein jüngeres Pendant noch nie in solch einem Gefährt gesessen hatte, dürfte sich die Abfahrt wohl mehr zu einem Spießrutenlauf entwickeln, anstatt einer gemütlichen Spazierfahrt. Dazu kam noch, dass der Weg nicht ganz ungefährlich war, wie der Ordoner aus eigener Erfahrung wusste. Noch bevor sich Link einen Notfallplan zurechtlegen konnte, stellte sich etwas plötzlich seinen organisatorischen Überlegungen in den Weg. Mit leichter Verwunderung erfasste der Ältere diese Erinnerung, die sich als Lösung für all seine Skepsis herausstellen würde.

“Ich bin zwar nicht perfekt, aber ich lerne ziemlich schnell.“

Warum gerade diese Aussage in dem Gedächtnis des Kettenhemdträges verankert war, konnte er selbst nicht sagen. Doch es fing an, einige gedankliche Strukturen in seinem Kopf neu zu ordnen. Irgendwie schöpfte er aus diesem Satz unwillkürlich neues Vertrauen. Das war auch schließlich der Grund, weshalb die zweifelnden, rasenden Gedanken endlich vollkommen zum Stillstand kamen.

„Was muss ich jetzt machen?“

Die Stimme des legendären Helden klang keineswegs unsicher. Ein eher ruhiger, wie ernster Ton schwang in ihr mit.

Das überraschte den Größeren etwas, sodass er aufschaute in das Gesicht seines Gefährten. Dort entdeckte er keineswegs die verspielte Unvorsichtigkeit, welche durchaus in dem Helden der Zeit schlummerte. Die blauen Saphire spiegelten in diesem Moment Verantwortungsbewusstsein und eine gewisse Portion Ernsthaftigkeit wider. Etwas, was der Ordoner bis dato gar nicht von ihm kannte.

Immer noch leicht perplex ging Link nun auf die Frage seines kleineren Kampfgefährten ein.

„In einem Kanu mit zwei Personen werden Antrieb und Lenkung aufgeteilt. Derjenige der hinten sitzt, ist für die Lenkung zuständig. Die Person vorne für den Antrieb.“

„Also sorge ich für das Vorankommen und du lenkst.“, stellte der legendäre Held fest.

Sein Gegenüber nickte.

„Das ist die Verteilung der Hauptaufgaben. Natürlich muss auch der Vordermann ein bisschen mithelfen, um das Kanu wendig zu halten.“

„Okay, verstanden!“

Damit drehte sich der Held der Zeit um und hielt das Ruder startbereit in der Hand.

Mit einer nachdenklichen Miene haftete der Blick des Kettenhemdträgers an dem durchgestreckten Rücken seines neuen Freundes. Er spürte, wie sich der Glaube in das Können des Anderen immer weiter festigte. Sie können ein Team sein, das wusste der einheimische Krieger. Aber er wusste auch, dass es eines vertrauten Zusammenspiels bedurfte und das war etwas, was sie noch trainieren mussten. Link war sich sicher, dass es, aufgrund ihrer verschiedenen Charaktereigenschaften, schwer sein würde, synchrone, aufeinander aufbauende Teammanöver auszuführen.

Da müssen wir uns einfach noch besser aufeinander abstimmen.

Nach diesem Gedanken kam die überraschende Abfahrt, die dem Ordoner nur allzu vertraut war. Der legendäre Held jedoch schwankte zwischen ungezügelter Freude und einer Spur Entsetzen. Seine gemischten Gefühle fuhren gerade Achterbahn, genauso wie er selbst in diesem Moment. Die Aufregung ließ seine Finger etwas zittern, doch er zwang sich trotz allem konzentriert zu bleiben, um das Kanu in der richtigen Ausrichtung zu halten. Durch die Stromschnellen schossen die jungen Hylianer wie ein Pfeil durch die Klippen. Diese waren teilweise ziemlich schmal und ragten steil an den Seiten hinauf. Die scharfen Kanten verschwammen wegen der Geschwindigkeit vor ihren Augen. Während der Fahrtwind sie mit einem lauten Pfeifen umfegte, mussten sie mit ganzem Körpereinsatz das Kanu steuern.

Der ältere Hintermann tat sein Bestes um nicht gegen die Felswände zu steuern, was sich schwieriger gestaltete als gedacht. Er mochte zwar schon öfter mit dem Kanu gefahren sein, doch zu zweit war das nochmal eine ganz andere Sache.

Doch plötzlich wurde das Boot von einem kleinen Strudel erfasst. Die Strömung war so stark , dass selbst der größere Kämpfer nicht genug dagegen halten konnte. Innerhalb eines kurzen Augenblicks, drehte sich das Kanu einmal im Halbkreis. Als der legendäre Held die Augen wieder geöffnet hatte, blickte er geradewegs die Höhle hinauf, welche sie gerade hinuntergefahren waren.

„Link!“, schrie seine Reinkarnation schlagartig von hinten, „Schnell du musst versuchen mit aller Kraft nach rechts zu rudern. Wir müssen uns unbedingt wieder umdrehen!“

Jetzt erst wurde dem Held der Zeit bewusst, dass sie geradewegs rückwärts den mit gefährlichen Felsen gepflasterten Fluss hinunterfuhren. Doch bevor er das tat was man ihm sagte, schoss ihm schon selbst schlagartig ein Geistesblitz in den Kopf.

Das ist viel einfacher!

Link hob seine Beine an und drehte sich mit Schwung auf der Stelle um genau 180 Grad, sodass er seinem Ebenbild nun ins Gesicht schaute.

„Was machst du da?“, fragte dieser eine Spur verzweifelt.

„Das Kanu zu wenden ist viel zu gefährlich.“, rief der Jüngere, „Dreh dich einfach auf der Stelle, dann fahren wir wieder richtig rum!“

Normalerweise hätte der Ordoner diese Idee mehr als befürwortet, doch angesichts der Tatsache, dass dann sein jugendliches Pendant das schwierige Amt des Steuermannes übernehmen sollte, war ihm einfach nicht ganz geheuer.

Der einheimische Krieger wusste nicht, ob ihm seine Zweifel ins Gesicht geschrieben standen, denn sein neuer Freund wurde auf einmal ganz ernst.

„Ich schaffe das schon! Vertrau mir!“

Die saphirblauen Kristalle blickten entschlossen, wie eindringlich in die unschlüssige Miene des Kettenhemdträgers. Diese Situation kam ihm irgendwie vertraut vor.

…der heilige Hain!

Ja, damals forderte ihn der hellblonde Hylianer ebenfalls auf, ihm zu vertrauen. Das Ende vom Lied war, dass der Held der Zeit sie schlussendlich aus diesem gefährlichen Gegnerkreis mittels seiner Feuermagie rettete.

Es dauerte einen Moment, da überzeugten die kobaltblauen Saphire die azurblauen Edelsteine und mit einem kurzen Nicken, drehte sich der etwas größere Schwertkämpfer auch auf der Stelle nach hinten. Nun war ihm jegliche Kontrolle genommen. Er verlor ein Stück weit seine Übersicht über die Situation, da er seinen neuen Freund nicht mehr im Blickfeld hatte. Nun war der einheimische Hylianer ganz auf die Anweisungen seines Doppelgängers angewiesen, doch war er keineswegs unsicher. Er wusste nicht wieso, aber irgendwie hatte ihm der ausdrucksstarke Satz seines kleineren Pendants, jegliche Zweifel genommen. Sie waren ein Team. Das hatten sie schon im heiligen Hain bewiesen und wenn sie zusammenarbeiteten, dann würden sie auch diese Herausforderung bestehen.

„Da du jetzt hinter mir bist, musst du mich navigieren. Du musst die Führung übernehmen!“

Die laute Stimme des Ordoners kämpfte gegen das Getöse der Wassermassen an und erreichte schließlich die Ohren des jetzigen Hintermannes.

„Verstanden!“

Diese Worte seiner Reinkarnation zeigten den festen Glauben, den der einheimische Krieger nun in ihn setzte. Das ermutigte den Helden der Zeit ungemein.

Keine Sorge, ich werde dich nicht enttäuschen!

Höchste Konzentration, gemischt mit einer Spur Waghalsigkeit und Abenteuerlust pulsierte in den Adern des legendären Schwertkämpfers.

„Weiter nach rechts, sonst kommen wir nicht an der Klippe vorbei! Und jetzt schnell nach links! Halte das Ruder gegen die Strömung, dann schaffen wir’s!“

So hallte die laute, befehlende Stimme des jüngeren Hylianers durch die Schlucht. Obwohl ihm der Weg vollkommen unbekannt war, führte der kleinere Kämpfer das Kanu halbwegs sicher durch die Strömungen. Nach einigen Manövern hatten die jungen Männer auch den Dreh raus. Bald waren viele Anweisungen einfach überflüssig geworden, sodass sie in dem guten Zusammenspiel immer sicherer wurden. Jede neue, unbekannte Situation trieb die Helden immer wieder das Adrenalin ins Blut und jedes Mal, wenn sie die Gefährlichkeit meisterten, erfüllte sie stolze Freude und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit.

So bahnten sie sich schließlich ihren Weg durch die tückischen Stromschnellen, den versteckten Klippen, sowie den hinterhältigen Strudeln, bis sie schließlich den Wasserfall zum Hylia See erreichten. Mit einem lauten Freudenschrei rasten sie das Gefälle hinab.

Das ruhige Gewässer hieß die Helden herzlich Willkommen, sodass sich der Ordoner lachend umdrehte.

„Du bist ja wirklich ein richtiges Naturtalent!“

Der Held der Zeit erwiderte mit einem selbstsicheren Grinsen: „Ich weiß!“

Daraufhin fingen die Beiden erneut an zu lachen und schlugen mit der Hand ein.

Jetzt hatte der ältere Hylianer die Gewissheit. Sie waren zusammen ein unschlagbares Team. Das hatte schon der Kampf im heiligen Hain gezeigt. Auch wenn sie sich in vielerlei Hinsicht sehr unterschieden, konnten sie sich in gefährlichen Situationen stets wie richtige Kameraden aufeinander verlassen. Diese Art des Vertrauens war zwar vollkommen neu für den einheimischen Einzelgänger, doch nun wollte er es keinesfalls missen. Es war ein gutes Gefühl mit einem vertrauensvollen, ebenbürtigen Gefährten jede Gefahr zu meistern. Nun stand es fest: Link würde nie mehr an den Fähigkeiten seines jüngeren Pendants zweifeln.
 

„Das war echt unglaublich!“

„Kann man wohl sagen.“

Es war bereits Abend. Die jungen Männer saßen, inzwischen vollends gesättigt, locker plaudernd am Esstisch im Hause des Ordoners. Sie hatten den Tag nochmals revue passieren lassen und waren schließlich an der aufregenden Kanufahrt hängen geblieben.

„Wir haben uns gut geschlagen, meinst du nicht?“

Der einheimische Hylianer nickte bestätigend.

„Ich muss gestehen, dass mir anfangs nicht ganz wohl bei der Sache war, aber du bist wirklich gut.“

Der legendäre Held erwiderte diesen Wortlaut seines Freundes mit einem frechen Grinsen.

„Hab ich dir doch gesagt. Trotzdem war die Abfahrt ganz schön schwierig, aber es hat tierischen Spaß gemacht! Wie wir durch die engen Felswände gezischt sind. Wir waren schneller als jedes Pferd!“

„Die Strömungen dort sind die schnellsten und gefährlichsten im ganzen Land. Nur abenteuerlustige Verrückte trauen sich den Spaß überhaupt mitzumachen.“

Der hellblonde Kämpfer grinste breit.

„Also nur Leute wie wir.“

Nach einem kurzen, leicht verwunderten Blick, schlich sich auf die Lippen des Ordoners ebenfalls ein Schmunzeln.

„Ja, genau.“

Nach einem drucksenden Lachen der jungen Helden, fiel dem Älteren wieder etwas ein, was er sein Pendant unbedingt fragen wollte.

„Sag mal,“, setzte er ernsthaft an, „warum hast du eigentlich ja gesagt, als uns Teena fragte, ob wir miteinander verwandt sind?“

Schlagartig hörte sein Gegenüber auf zu lachen. Ernsthaft verzog er das Gesicht und hielt sich nachdenklich das Kinn, wobei seine tiefblauen Augen überlegend auf den Tisch schauten. Als er sich nach einigen Sekunden schließlich an besagte Situation erinnerte, fragte er ganz sachlich: „Sind wir das denn nicht?“

Dafür erntete er nur einen verdutzten Blick seines Ebenbildes vor ihm.

„Wie kommst du darauf?“

Nun nahm der hellblonde Krieger tief Luft und begann zu erklären.

„Na, diese große Schlange Sanella-“

„Ranelle.“

„Wie auch immer! Jedenfalls sagte dieser Lichtgeist, dass du eine Reinkarnation von mir bist. Also musst du doch mein Ur-, ur-, ur-, ur-, urenkel sein oder nicht?“

Vollkommen verwundert über dieses Denken zog der Ordoner die Augenbrauen zusammen. Nach einem stillen Moment, atmete er tief ein und erklärte seinem Doppelgänger die richtige Bedeutung von Reinkarnation.

„Das muss es nicht unbedingt heißen. Eine Reinkarnation ist eigentlich nur jemand, der bestimmte Kräfte oder gar einen Seelenanteil übertragen bekommen hat. Zwei Menschen, die dasselbe Schicksal teilen. Eine Wiedergeburt also. Die beiden Personen müssen daher nicht zwingend miteinander verwandt sein. Wenn sie miteinander verwandt wären, würde es ja Nachfahre heißen.“

Nun fiel bei dem legendären Helden endlich der Rubin.

„Also sind wir gar nicht miteinander verwandt?“

„Ich glaube es ehrlich gesagt nicht.“

Ein leises Murmeln entglitt dem kleineren Krieger, bevor er etwas erwiderte.

„Du hast bestimmt Recht. Na ja, wer will auch schon älter als sein Ur-, ur-, ur-, ur-, urgroßvater sein.“

Dem einheimischen Kämpfer entglitt ein drucksendes Lachen, bevor er nochmals verdutzt nachfragte.

„Warum hast du eigentlich den Namen von Ranelle wieder vergessen? Du wusstest ihn letztens doch auch.“

Nach diesen Worten schlich sich ein verlegener Rotschimmer auf die Wangen des legendären Hylianers. Mit kleinlauter Stimme antwortete er: „Na ja, solche Sachen vergesse ich halt leicht. Das war schon immer so…“

Bevor sein Gegenüber noch etwas darüber verlieren konnte, lenkte der Jüngere mit einem weiteren Satz ab.

„Wir waren aber wirklich ein tolles Team! Genauso wie vor vier Tagen in der alten Zitadelle.“

„Ja…“

In den nachfolgenden Augenblicken herrschte kurze Stille, da die beiden jungen Männer jeder für sich die Erinnerung an den Kampf wachrief. Der hellblonde Schwertkämpfer war der Erste der wieder das Wort ergriff.

„Nun ist es schon über eine halbe Woche her und wir wissen immer noch nicht was das eigentlich für ein Schatten an der Tür war.“

Diese Worte stimmten den Ordoner nachdenklich. Er musste erneut an seinen Traum denken. Dabei fiel ihm ein, dass genau eine Woche seitdem vergangen ist.

Währenddessen redete sein etwas kindlicherer Kampfgefährte weiter.

„Ich habe das schon ganz verdrängt, obwohl ich es immer noch nicht verstehe. Hast du eine Ahnung was das gewesen sein könnte?“

Der letzte Satz galt seinem gegenübersitzenden Ebenbild, womit der Held der Zeit seine Reinkarnation nun eine Spur erwartungsvoll ansah.

Link musste ihn leider enttäuschen. Bedächtig schüttelte er den Kopf.

„Tut mir leid, ich weiß auch nichts über diesen Schatten. Da ist nur etwas was mich stutzig macht.“

„Was denn?“

Langsam schaute der dunkelblonde Krieger auf in die meeresblauen, vorwitzigen Saphire seines Ebenbildes. Prüfend blickte er in das neugierige Gesicht seines jüngeren Gefährten. Er war sich unschlüssig darüber, ob er dem legendären Helden die ganze Geschichte des Schattenvolkes erzählen sollte, mit der seine Vermutung eng verknüpft war. Nachdem schließlich einige Sekunden verstrichen waren, entschied sich der Ordoner dafür.

„Es ist so…“

Damit begannen die ausschweifenden Erklärungen des etwas größeren Kämpfers. Er erzählte seinem Gefährten alles über die Vergangenheit der zwielichtigen Parallelwelt. Dass Hyrules Schwerverbrecher, auch Ganondorf, dorthin verbannt wurden. So entstand dieses Volk auf der anderen Seite des Seins. Wie sich schließlich böse Kräfte die Königskronen in beiden Welten sicherte und die lichte Welt ins Zwielicht getaucht wurde.

Während der Kettenhemdträger weiterredete, huschten entsetzte, wütende und fragende Mienen im fliegenden Wechsel über das Gesicht des Helden der Zeit. Er hatte nichts von dieser Schattenwelt gewusst. Ihm war nur das Goldene Land bekannt. Nichts desto trotz war er über die Tatsache, dass das hylianische Königshaus solch grausame Strafen wie die Verbannung in das Schattenreich praktizierte, mehr als geschockt.

„Damals gab es jemanden, der von Ganondorf benutzt wurde, um das Licht unserer Welt zu verbannen. Du musst wissen, das normale Volk von Hyrule merkte das überhaupt nicht. Sie lebten in Angst vor den Schattenkreaturen, nicht wissend, dass sie selbst nur noch als Geister existieren.“

„Und du hast dieses Zwielicht wieder vertrieben?“

Der Ordoner nickte.

Nun kippte der hellblonde Kämpfer seinen Kopf fragend zu Seite und blickte sein Gegenüber skeptisch an.

„Aber du hast doch gesagt, dass die Menschen gar nicht gemerkt haben, dass sie in der Schattenwelt sind und nur als Geister weitergelebt haben. Du müsstest doch dann auch zu einem Geist geworden sein, oder?“

Überrascht verzog der Kettenhemdträger sein Gesicht. Er war erstaunt über diese schnelle Auffassungsgabe. Doch damit hatte der legendäre Held ihn ein wenig an die Wand gedrängt. Sollte er ihm von seiner zweiten Gestalt als Wolf erzählen?

…warum nicht?

Immerhin kannten sie sich jetzt schon ziemlich gut und einen Grund warum er diese Sache vor seinem Gefährten verheimlichen sollte, fand er nicht. Zwar wollten die Dorfbewohner ihn in dieser Gestalt aus dem Dorf jagen, aber auch nur weil sie es nicht besser wussten. Außerdem wurden die Kinder seinerzeit von den Schattenwesen entführt, weshalb diese Reaktion für Link nur allzu verständlich war. Er machte den Ordonern deswegen auch keine Vorwürfe, denn er kannte den Grund für dieses Verhalten.

Doch bei seinem hellblonden Kamerad war das schon etwas anderes.

„Nein, ich habe mich in einen Wolf verwandelt.“

Entgeistert starrte der Jüngere in das Gesicht seiner Reinkarnation.

„Okay, mit dieser Antwort hätte ich jetzt nicht gerechnet.“

„Es ist auch etwas verwirrend,“, stimmte ihm der dunkelblonde Krieger zu, „aber lass mich erklären…“

Damit begann wieder ein langer Redefluss des Ordoners. Er sprach davon, wie er das erste Mal in die Schattenwelt gezogen wurde, später schließlich Latoan vom Zwielicht befreite und ihm der Lichtgeist eröffnete, dass seine Wolfsgestalt ein Beweis seines Heldendaseins wäre.

Sein Ebenbild war mehr als begeistert von dem zweiten Ich seines neuen Freundes. Er stellte es sich richtig spannend vor, als Tier durch die Gegend zu streifen, wobei er sich in Gedanken fragte, ob er sich wohl auch verwandelt hätte.

Ich wäre bestimmt etwas total cooles geworden!

Erst als der ältere Hylianer nicht umhin kam, auch von Midna zu erzählen, lenkte er unwillkürlich die Aufmerksamkeit des Kleineren wieder auf sich.

„Sie hat mich damals auf meinen Reisen begleitet. Sie war eine gute Kampfgefährtin und Freundin für mich geworden. Wie sich später herausstellte, ist sie die Königin des Schattenvolkes.“

Der legendäre Krieger war davon ganz angetan, denn diese Midna erinnerte ihn irgendwie an Navi.

„Jedenfalls,“, der Ordoner atmete tief ein, „vermute ich, dass diese Bedrohung etwas mit der Schattenwelt zu tun hat. Dieser zwielichtige Schein ist unverkennbar. Außerdem meine ich diese Aura auch in diesem Strudel aus dem du gefallen bist, bemerkt zu haben.“

Mit diesen Worten blickten die azurblauen Augen ernst, wie ein bisschen erwartungsvoll in das Gesicht seines Gegenübers. Der Jüngere konnte in ihnen die Bitte lesen, nochmals genau darüber nachzudenken. Er versuchte daraufhin nochmals genau die Erinnerung an seine unfreiwillige Zeitreise wachzurufen.

„Es stimmt,“, murmelte er schließlich, „dieser Schatten sah so ähnlich aus, wie der welcher den Zeitstrudel manipulierte und mich schließlich hierhin brachte.“

Der Kettenhemdträger senkte den Kopf. Mit ernstem, nachdenklichem Blick wandte er das Gesicht zur Seite und fixierte somit automatisch die Küche.

Was war das bloß für eine neue Bedrohung? Was hatte es damit nur auf sich? Was hatte das Schattenvolk damit zu tun? Der einheimische Hylianer wusste es nicht. Die Fragen häuften sich und er konnte nichts tun, um sie zu beantworten. Hierfür musste man einfach abwarten.

Der ältere Kämpfer stieß einen kaum hörbaren Seufzer aus.

Midna wüsste bestimmt was zu tun wäre.

Der Ordoner bemerkte gar nicht, wie sehr er wieder in seinen Gedanken versunken war.

Seinem Ebenbild blieb das nicht verborgen. Der Kleinere dachte zwar selbst fieberhaft nach, doch er verlief sich nicht in seinen endlosen Überlegungen, wie sein einheimischer Kamerad. Dass das nichts brachte, wussten sie beide. Trotz allem konnte der Kettenhemdträger in dieser Hinsicht nicht aus seiner Haut raus.

Deshalb beschloss der Held der Zeit, seine Reinkarnation aus diesem Sumpf seiner Gedanken wieder herauszuziehen. Um ihn nicht zu erschrecken, stand er auf und setzte sich direkt in dessen Blickfeld neben ihn auf die Holzbank. Der legendäre Held wollte einfach die Präsenz des Anderen spüren. Sein Bauchgefühl lenkte seine Bewegungen wie von selbst. Die körperliche Nähe tat ihm gut und Link war sich sicher, dass es seinem älteren Pendant auch so ging.

Leicht überrascht schaute der dunkelblonde Hylianer auf, bis er merkte, wie abwesend er im vorherigen Moment noch gewesen war.

„Tut mir leid, ich war wohl etwas abgelenkt.“

Der kleinere Kämpfer sah sein Pendant erst einige Augenblicke lang an, bevor er etwas erwiderte.

„Mach dir nicht so viele Gedanken. Das bringt jetzt sowieso nichts. Das hast du doch noch vor einigen Tagen zu mir gesagt, oder?“

Nach diesem Satz blickten die azurblauen Edelsteine vollkommen verwundert in das Gesicht seines Gegenübers.

„Wir wissen einfach im Moment nicht mehr und müssen abwarten. Es bringt nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.“

Der Kettenhemdträger war über diese erwachsenen Worte sehr erstaunt. Er dachte eigentlich, dass es gerade seinem jüngeren Pendant schwer fallen würde, da er in dieser Geschichte immerhin der Leidtragende war.

„Ich bewundere dich. Dir macht das gar nichts aus, obwohl du von deiner Heimat getrennt bist.“

Nach einem kurzen Lachen, erwiderte der Held der Zeit: „Glaub das nicht! Ich vermisse meine Heimat schon und mich fuchst dieses Nichtstun auch, aber…“

Mit einem glücklichen Lächeln schaute er in die himmelblauen Augen seines Gegenübers.

„…wenn ich mit dir zusammen bin, kommt mir die Zeit wie nichts vor.“

Nach diesem Satz blieb das Herz des heimischen Schwertkämpfers für einen Augenblick stehen, nur damit es danach umso schneller schlug.

„Wir haben soviel Spaß zu zweit. Als ich hier ankam hätte ich niemals gedacht, dass mein Aufenthalt hier so toll werden würde. Es ist fast so wie Urlaub!“

Diese Worte zauberten dem einheimischen Hylianer ein sanftes Lächeln auf das Gesicht.

„Das freut mich. Mir machen die Ausflüge auch sehr viel Spaß.“

Plötzlich klappte die frohe Miene des legendären Helden etwas in sich zusammen.

„Morgen können wir ja gar nicht weg, weil Epona diese leichte Verletzung hat.“

Der Ordoner überlegte kurz, ehe er antwortete.

„Dann müssen wir wohl oder übel hier bleiben. Wir können dein Pferd hier ja auch nicht ganz allein lassen.“

Schlagartig schoss dem legendären Helden eine Idee in den Kopf.

„Weiß du was? Wenn wir hierbleiben, kannst du mir doch mal deine Schwerttechniken zeigen, die du im heiligen Hain angewendet hast! Was waren das eigentlich für welche?“

„Sie nennen sich die okkulten Künste.“, antwortete sein Gegenüber ohne Umschweife, „Es gibt insgesamt sieben Stück von ihnen.“

„Und du beherrschst sie alle?“

Der dunkelblonde Krieger konnte die Begeisterung in der Stimme seines Freundes nicht überhören. Es war ihm schon fast etwas unangenehm diese Tatsache zu bejahen. Dafür war Link einfach viel zu bescheiden. Da er jedoch noch weniger lügen konnte, nickte er schließlich mit dem Kopf.

Es war abzusehen, dass die Bewunderung des kleineren Kämpfers in diesem Moment nur noch weiter anstieg.

„Wow das ist ja genial! Die musst du mir morgen unbedingt zeigen.“

Ehe seine Reinkarnation darauf antwortete, schoss dem Ordoner selbst eine Frage bezüglich der Techniken seines Pendants durch den Kopf.

„Ja, das mach ich. Was mich jetzt aber interessiert ist, welche Arten von Magie du in unserem Kampf angewandt hast. Diese Feuerwand war ziemlich beeindruckend.“

Die Mundwinkel des hellblonden Kriegers verzogen sich zu einem breiten Grinsen.

„Klar, das zeig ich dir morgen. Ist doch kein Thema. Darauf freue ich mich schon riesig. Ich denke ja mal, dass es Epona auch bald wieder besser geht.“

„Das kann nicht länger wie zwei Tage dauern. Sie hat sich nur eine leichte Verstauchung zugezogen. Wir haben sie heute ja schon in die heilige Quelle geführt. Dein Pferd braucht jetzt einfach nur ein bisschen Ruhe. Übermorgen ist sie wieder fit.“

Ein dankbares Lächeln glitt dem legendären Helden über die Lippen. Im nächsten Augenblick jedoch schon verzog er das Gesicht, gähnte einmal tief und rieb sich daraufhin die Augen.

„Oh mann, ich bin ganz schön müde. Der Tag war anstrengender als ich dachte.“

Mit einem vergnügten Lächeln stand seine Reinkarnation auf, räumte am Tisch zusammen und legte kurzzeitig im Vorbeigehen die Hand auf die Schulter seines jüngeren Pendants.

„Dann geh jetzt schlafen. Wie es aussieht haben wir morgen wieder einen anstrengenden Tag vor uns.“

Nach einem weiteren Gähnen antwortete Link: „Ich glaube du hast Recht.“

Nachdem die jungen Helden aufgeräumt und gespült hatten, lagen sie schneller im Bett als einer von ihnen „Epona“ sagen konnte. Nach einem beidseitigen „Gute Nacht!“ ließen sich die blonden Hylianer schließlich willig ins Reich der Träume entführen.

Der mit dem Feuer tanzt

Der nächste Tag begann so friedlich, wie der Vorherige aufhörte. Dieses Mal konnte der legendäre Held sogar richtig ausschlafen, da auf dem heutigen Tagesplan nur Training stand. Ganz im Gegensatz zu seinem älteren Ebenbild, welcher, wie immer, schon mit dem Vogelzwitschern aufstand um seine frühmorgendlichen Arbeiten zu erledigen. Solange, bis der Jüngere endlich am späten Vormittag erwachte.

Verschlafen trottete der hellblonde Hylianer durch das Haus, die Treppe hinunter zu dem kleinen Bach. Nachdem er sich dort den Schlaf aus dem Gesicht gewaschen und sich ordentlich gestreckt hatte, ging er wieder hoch. Im Haus angekommen bemerkte er, dass sein Kamerad gar nicht da war.

Wahrscheinlich ist er im Dorf etwas erledigen.

Da fiel dem Helden der Zeit ein großer Holzbottich ins Auge. Neugierig näherte er sich diesem und schaute hinein. Die darin enthaltene weiße Flüssigkeit, ließ den kleineren Kämpfer sofort auf Milch schließen. Begierig leckte sich Link die Lippen und sah sich direkt nach einem Becher um, den er auch nach kurzer Suche fand.

Da er jeden Morgen sein Glas Milch brauchte, wie andere Leute ihre Tasse Tee, füllte er ohne groß darüber nachzudenken seinen Becher. Mit einem zufriedenen Grinsen nahm der Hylianer den ersten Schluck. Doch als seine Geschmacksnerven den ersten Impuls ins Gehirn geschickt hatten, stockte er. Augenblicklich riss der junge Mann die Augen auf, verzog das Gesicht und prustete alles wieder raus.

„Was machst du da?“

Der Kettenhemdträger stand mit einem Korb in der Tür und blickte sein Pendant fragend an. Der Jüngere fühlte sich unter dessen Blick so ziemlich ertappt. Aus diesem Grund verließen die ersten Worte nur nuschelnd seinen Mund, bevor sie im letzten Satzteil wieder normale Lautstärke annahmen.

„Na ja, ich wollte eigentlich nur mein Glas Milch trinken und da hier der ganze Bottich gestanden hat, dachte ich mir, dass ich etwas davon nehmen kann…aber das Zeug schmeckt ja total scheußlich! Das kann doch nie im Leben Milch sein!“

Nachdem der Held der Zeit geendet hatte, musste sich der dunkelblonde Hylianer zurückhalten, damit er nicht lauthals anfing zu lachen. Er versuchte zwar eine normale Antwort zu geben, aber ein leichtes Drucksen in seiner Stimme konnte der Ordoner nicht verhindern.

„Kein Wunder, dass es dir nicht schmeckt. Das ist nämlich Buttermilch.“

Danach konnte sich der einheimische Kämpfer nicht mehr halten. Er hielt sich die Hand vor den Mund und drehte sich amüsiert zur Seite. Sein jüngeres Ebenbild verzog nur verdrießlich das Gesicht und wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab.

„Haben wir denn auch richtige Milch?“, fragte er schließlich mit verdrossener Stimme.

„Setz dich einfach an den Tisch, ich bring dir gleich alles.“, antwortete seine Reinkarnation lachend.

Nach dem kleinen Frühstück zogen sie sich schon die Heldenkluft an, schnappten sich Schwert und Schild und machten sich auf den Weg.

„Kommst du?“, fragte der Ordoner, als er an der Hintertür seines Hauses stand.

„Ja!“, antwortete sein Ebenbild vorfreudig. Damit liefen sie die Treppe hinunter. Nachdem sie über den kleinen Bach gesprungen waren, blieb der etwas größere Kämpfer abrupt stehen. Sein Doppelgänger hinter ihm musste scharf bremsen, um nicht in ihn hineinzulaufen.

„Was ist los?“, lautete dessen Frage.

„Wir sind da.“

„Wir sind da?“

Der einheimische Hylianer hörte an der verwirrten Stimmlage seines Freundes heraus, dass dieser wohl nicht damit gerechnet hatte, direkt hinter dem Haus zu trainieren. Die Bestätigung dafür war die verdutzte Miene, welche der Größere erblickte, als er sich umdrehte.

„Also ich meine, hier wärme ich mich immer auf. Der eigentliche Trainingsplatz ist tiefer im Wald.“

„Achso, okay!“

Während die jungen Männer jeder für sich seine Dehnübungen startete, konnte der Held der Zeit eine seiner vielen Fragen nicht länger zurückhalten.

„Sag mal, wie war diese Midna eigentlich so? Wie hast du sie kennen gelernt?“

Nachdem eine leichte Verwunderung über das Gesicht des größeren Kämpfers gehuscht war, fing er an zu überlegen. Midnas Charakter war nicht so einfach zu beschreiben, genauso wenig wie ihr erstes Zusammentreffen.

„Nun ja, sie hat mir damals geholfen, als mich die Schattenwesen verschleppt hatten. Seitdem war sie meine Weggefährtin. Midna ist eigentlich immer sehr bestimmt und ein wenig frech. Dazu kommt noch ihre rebellische Ader und sie sagt immer offen ihre Meinung, auch wenn das in der Vergangenheit vielleicht nicht immer sehr klug war.“

Der Ordoner erinnerte sich dabei noch zu gut an die Situation, als Zanto sie beide in der Quelle von Ranelle überfallen hatte.

„Aber sie besitzt auch eine sehr große Stärke und hat mir im Kampf gegen Ganondorf mit ihrer alten Magie beigestanden, aber nun ist sie wieder in der Schattenwelt.“

Der hellblonde Hylianer war ganz erstaunt und zog wieder einen weiteren Vergleich. Diese Midna war total anders, als sein quirliger, leuchtender Wattebausch.

„Irgendwie erinnert sie mich an die Weggefährtin die mir stets zur Seite gestanden hat. Sie war eine kleine Fee und eigentlich ziemlich frech und nervig, aber ich hab sie trotzdem sehr gemocht. Als mich Zelda wieder zurück in meine Zeit schicken wollte, war sie auch da, aber Navi wurde anscheinend nicht eingesogen.“

Nach einer kurzen Pause fügte der legendäre Held noch hinzu: „Ist vielleicht auch besser so.“

„Vermisst du sie?“

Diese unerwartete Frage seitens seiner Reinkarnation, ließ Link überrascht aufschauen. Die azurblauen Augen seines Gegenübers sahen ihn mit einer tiefen Ruhe an. Der Kleinere von ihnen war im ersten Moment sprachlos. Er musste erst in seine Gefühlswelt hineinhorchen. Als sich schließlich nach einigen stillen Sekunden ein leichter, trauriger Schleier über seine ozeanblauen Augen legte, wandte sein Ebenbild den Blick ab.

„Die Frage war überflüssig. Tut mir leid.“

Nachdem der Held der Zeit die Worte seines Doppelgängers realisierte, schüttelte er sachte den Kopf.

„Nein ist schon in Ordnung. Ich wundere mich nur, da sie eigentlich ganz in meiner Nähe war. Vielleicht hat diese dunkle Macht sie einfach nur fortgestoßen. Wahrscheinlich war es so.“

Der Ordoner nickte einmal kurz, bevor er einige Momente später fragte: „Bist du fertig?“

Daraufhin stellte sich sein Pendant kerzengerade hin. Mit einem fröhlichen Grinsen auf den Lippen rief er: „Ja! Wir können loslegen.“

Nach diesen Sätzen ging der dunkelblonde Hylianer an den Rand des Waldes. Nachdem er kurz über seine folgenden Worte nachdachte, drehte er schlussendlich den Kopf etwas nach hinten.

„Also ich trainiere immer auf einer großen Lichtung. Der Weg dorthin ist von hier aus nicht weit. Als Aufwärmübung renne ich immer durch das Unterholz so schnell ich kann. Ein guter Nebeneffekt dabei ist, dass man den Ästen ausweichen muss. Da der Wald ziemlich dicht ist, funktioniert das auch ziemlich gut. Wenn du magst-“

„Ja da mach ich mit!“

Damit hatte sich der größere Krieger seinen restlichen Atem erspart. Nach einem kurzen Nicken, erwiderte er: „Okay.“

Direkt schnellte er auch schon in die Tiefen des dunklen Waldes hinein. Noch etwas überrascht folgte der Held der Zeit dem Anderen rasch.

Der Ordoner behielt Recht. Die Äste hingen wirklich ziemlich tief, weshalb ein schnelles Vorankommen fast unmöglich war. Auf dem erdigen, weichen Boden lag überall Gehölz, Büsche und Steine, die den Weg versperrten. Nur mit gezielten Sprüngen konnte sich der hellblonden Kämpfer über diese Hindernisse hinweghelfen. Dabei musste er tierisch darauf achten, dass er im Eifer des Gefechts nicht gegen einen Ast lief.

Normalerweise war Link ein sehr guter, wendiger Läufer, doch hier musste er alle Register ziehen.

Während sein Pendant neben ihm stets konzentriert nach vorne schaute und die Geschwindigkeit kontinuierlich hielt, durfte der legendäre Held natürlich nicht hinterherhinken.

Nachdem sie auch schon einige Minuten gelaufen waren, hatte sich der kleinere Kämpfer an diese Aufgabe gewöhnt, sodass es ihm immer mehr Spaß machte. Er konnte inzwischen genauso gut mithalten wie seine Reinkarnation. Die entgegenfliegenden Äste, die versteckten Steine, die dicken Baumstämme sowie der unübersichtliche Waldboden stellten für den Jüngeren bald schon keine Herausforderung mehr dar.

Nach gut zehn Minuten waren die blonden Männer schließlich an besagtem Trainingsplatz angekommen. Der Held der Zeit war mehr als überrascht. Der dunkle Wald lichtete sich hier, sodass die helle Sonne auf einen großen Wiesenplatz strahlte. Dieser war vollkommen leer, außer ein paar großen Steinen die am Rand standen.

Überwältigt von dieser sanften Schönheit lief der kindlichere Hylianer in die Mitte, streckte lachend die Arme aus und ließ sich von der Morgensonne bescheinen.

„Hier ist es richtig schön.“, sprach er nach einem zufriedenen Seufzer.

Nachdenklich schaute der Ordoner seinem Ebenbild nach. Noch nie hatte, außer er selbst, jemand diese Lichtung betreten. Es war irgendwie seltsam mit einer weiteren Person hier zu sein, da Link diesen Platz nur als Ort der Einsamkeit und Abgeschiedenheit kannte.

Nichts desto trotz war die Anwesenheit seines Doppelgängers sehr angenehm. Die Präsenz des Anderen ließ ihn, aus unerfindlichen Gründen, ruhig und vorfreudig zugleich werden. Der einheimische Krieger freute sich richtig, mit seinem neuen Freund die Trainingseinheit zu beginnen.

Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen, ging er auf seinen Kampfgefährten zu.

„Willst du jetzt die okkulten Künste sehen?“

Breit grinsend drehte sich der Held der Zeit um.

„Na klar!“

Damit ließ sich der Kettenhemdträger sachte auf sein Hinterteil fallen, sehr zur Verwunderung seines Gegenübers.

„Setz dich.“, lautete die Antwort auf den verdutzten Gesichtsausdruck des legendären Hylianers. Wortlos ließ auch er sich im Schneidersitz nieder, wie seine Reinkarnation.

„Ich habe dir ja schon erklärt, dass es insgesamt sieben okkulte Künste gibt. Vielleicht kennst du ja schon einige. Als erstes kommt der Fangstoß.“

„Den kenn ich!“, platzte es schon aus dem Jüngeren heraus.

„Das dachte ich mir. Die zweite okkulte Kunst ist auf jeden Fall die Schildattacke. Danach kommt der Rundumhieb, der Helmspalter, das Blankziehen, die Riesensprungattacke und schließlich als finaler, stärkster Angriff, die Wirbelattacke.“

„Die Wirbelattacke?!“, fragte der Held der Zeit ungläubig, „Du beherrschst die Wirbelattacke?“

„Ja.“

Mit einem verdrießlichen Blick wandte der kleinere Hylianer den Kopf zur Seite.

„Das gibt’s doch nicht…“

Der dunkelblonde Krieger konnte seinem Pendant nicht ganz folgen.

„Warum?“

Nach einem kleinen Seufzen antwortete sein Kampfgefährte schließlich: „Na ja, ich dachte eigentlich die Wirbelattacke wäre meine eigene Erfindung. Wie auch immer, also das Blankziehen und die Schildattacke kenne ich auch. Was mir jetzt gar nicht geläufig ist, sind dieser Rundumhieb und der Helmspalter. Hört sich aber ziemlich interessant an.“

Der Ordoner hatte schon mit den weitreichenden Kenntnissen seines Ebenbildes bezüglich des Schwertkampfes gerechnet. Noch bevor Link etwas sagen konnte, redete der legendäre Hylianer weiter.

„Im heiligen Hain hast du eine Attacke angewandt, wo du dich durch die Gegnerreihen gerollt hast und von unten wie ein Wirbelwind nach oben gesprungen bist! Die war sehr beeindruckend.“

„Das war der Rundumhieb. Soll ich dir den als Erstes zeigen?“

„Oh ja! Das hat richtig cool ausgesehen.“

Mit einem Nicken erhob sich der Kettenhemdträger. Sein Doppelgänger tat es ihm gleich und klopfte sich das Hinterteil ab. Sein Gegenüber wartete geduldig ab, ehe er anfing zu erklären.

„Generell gilt es bei dem Rundumhieb, dass du dich mit einer Seitwärtsrolle rasch hinter den Gegner beförderst und von unten zuschlägst. Ein schneller Feind kann sich vielleicht noch umdrehen, aber die Attacke von unten zu blocken ist ziemlich unmöglich. Um das zu erreichen, musst du deswegen fest vom Boden abspringen.“

Der kleinere Kämpfer lauschte konzentriert. Seine Vorstellungskraft spielte indes schon die Ausführung des Angriffs in seinem Kopf durch.

„Ich zeige es dir. Greif mich einfach ganz normal von vorne an.“

Mit einem Nicken zog der Held der Zeit Schwert und Schild. Sein Gegenüber tat es ihm gleich. Nachdem sie sich in Stellung gebracht hatten, griff der hellblonde Hylianer frontal an. Genauso wie auch schon im heiligen Hain, wich der Ordoner geschickt mit einer Seitwärtsrolle aus und brachte sich so hinter dem Jüngeren in Position. Dieser versuchte zwischenzeitlich natürlich mitzuhalten und drehte sich flink um. Doch noch bevor er seinen Körper gänzlich drehen konnte, spürte er schon die flache Kante des Schwertes seiner Reinkarnation an seinem Bauch.

Wie zur Salzsäule erstarrt hielt er inne. Die Schnelligkeit und Zielsicherheit des einheimischen Hylianers beeindruckte Link. Diese Technik war mehr als effektiv. Bei richtiger Ausführung, war sie tödlich.

Langsam drehte sich der etwas kleinere Kämpfer vollends zu seinem Kampfgefährten um, der noch immer in der Hocke verweilte und mit seinem Schwert den Sprung antäuschte.

„Du bist ziemlich schnell.“

Der etwas Größere von Beiden stellte sich nach diesen Worten aufrecht hin.

„Ich muss dir mein Lob aussprechen. Du konntest mir ohne weiteres folgen und hättest dich fast ganz umgedreht. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der eine vergleichsweise gute Reaktion hat.“

Über diese Sätze wurde der jüngere Hylianer etwas verlegen.

„Na ja, schließlich bin ich der Held der Zeit!“

Seiner Reinkarnation schlich sich ein kleines Grinsen auf das Gesicht. Obwohl sie gerade erst mit dem Training begonnen hatten, spürte er schon jetzt die versteckten Fähigkeiten, welche in seinem Ebenbild schlummerten. Er war neugierig, gespannt, was sein jüngerer Kampfgefährte noch alles für ihn bereit hielt. Mit einer winzigen, kampfeslustigen Vorfreude erwiderte er: „Ja, du hast Recht.“

„Sag mal,“, fing der Jüngere an, um von dieser für ihn leicht peinlichen Situation abzulenken, „von wem hast du das eigentlich alles gelernt? Das hast du dir ja wohl kaum selbst beigebracht.“

Der Ordoner hob etwas die Augenbrauen an, doch noch im selben Augenblick dachte er über die passenden Worte nach. Einige Momente später nahm er Luft und fing an von seinem knochigen Mentor zu erzählen.

„Na ja, ich hatte einen eher ungewöhnlichen Lehrer. Wenn er mich eine der okkulten Künste gelehrt hat, zog er mich immer in eine Art Zwischendimension. Ich vermute mal, weil er nur dort existieren konnte.“

Auf das Gesicht des legendären Hylianers malte sich ein großes Fragezeichen. Es war so unverkennbar, dass es keinerlei Worte bedurfte, die Unverständlichkeit seiner Reinkarnation klar zu machen. Der Einheimische musste auch nur einen kurzen Blick auf ihn werfen, um nur wieder von neuem Luft zu holen.

„Also derjenige, der mich diese Techniken gelehrt hat war, glaube ich zumindest, schon tot. Ein Geist oder so.“

Nach dieser Aussage verzog sein jüngeres Pendant nur noch mehr das Gesicht.

„Was war das für einer?“

„Er war ein Skelett.“

„Was?!“

„Ja.“

Fassungslos starrte der hellblonde Schwertkämpfer sein Ebenbild an.

„Du hast mit einem Skelett trainiert?“

„Ich sagte doch schon, dass er mich bei unseren Treffen immer in eine Zwischendimension gezogen hat. Meiner Meinung nach ist er schon tot und lebt nur als Geist in dieser Zwischendimension weiter. Sein letztes Erbe waren die okkulten Künste, die er dem auserwählten Helden lehren wollte.“

Nach diesen Worten schaute der Ordoner seinem Ebenbild ins Gesicht. Dieser sah ihn ebenfalls nachdenklich an. In seinem Kopf mussten sich erst einige Bauklötzchen formatieren, damit sie ein einigermaßen klares Bild ergaben.

„Ist alles etwas verwirrend, aber ich glaube ich habe es schon ein bisschen verstanden.“

„Das kann ich gut nachvollziehen. Es ist auch schwer zu erklären. Jedenfalls war er ein begnadeter Schwertkämpfer. Von ihm habe ich ziemlich viel gelernt.“

Nach einem kurzen Nicken seitens des legendären Helden erwiderte dieser. „Er muss ja wirklich gut gewesen sein, wenn selbst du sowas sagst.“

Dieser Satz ließ den dunkelblonden Hylianer nur einen verwunderten Blick auf sein Ebenbild werfen.

„Was meinst du damit?“

„Na das du schon sehr stark bist und mir keiner einfällt der dir das Wasser reichen kann.“

„Außer du.“

Schlagartig hob der jüngere Kämpfer den Kopf. Die ozeanblauen Saphire starrten entgeistert in das warme lächelnde Gesicht seines Gegenübers.

„Nun schau doch nicht so überrascht. Ich bin mir sicher, dass du mich in einem Zweikampf schlagen könntest.“

Link war vollkommen vor den Kopf gestoßen. Sein älterer, weitaus erwachsenerer Kampfgefährte hielt ihn für seiner ebenbürtig. Eigentlich war der etwas kleinere Hylianer davon ausgegangen, dass sein Mitstreiter ihn eher etwas schwächer einschätzte.

Schüchtern blickte der legendäre Held zur Seite.

Dass seine Reinkarnation ihn als einen gleichrangingen Rivalen ansah, machte Link ziemlich verlegen.

„Von wem hast du eigentlich deine Schwertkünste gelernt?“

Diese Frage riss den Helden der Zeit aus seinen Gedanken. Es dauerte einige Sekunden, bis er die Frage realisierte und eine Antwort darauf formulieren konnte.

„Also, das meiste habe ich mir eigentlich selbst beigebracht. Ich habe schon als kleines Kind mit dem Schwert gekämpft. Richtig damit umzugehen, hat mir eine sehr gute Freundin gezeigt. Weißt du, sie war Zeldas Kindermädchen und Beschützerin.“

Irgendwie kamen dem Ordoner diese Informationen mehr als bekannt vor.

„War das diejenige, welche damals Kakariko gegründet hat? Du hast mir schon mal von ihr erzählt, glaube ich.“

Nachdenklich hielt sich der Jüngere für einen Moment das Kinn, bis sich sein Gesicht erhellte.

„Stimmt! Ja, Impa war eine unbarmherzige Lehrerin.“

„So heißt sie also. Ist sie nicht auch eine der Weisen?“

Mit einem verdrießlichen Gesicht, schaute der hellblonde Hylianer in das Gesicht seiner Reinkarnation.

„Du hast ein genauso gutes Gedächtnis wie eine kleine Zora-Prinzessin.“

Verdutzt erwiderte der einheimische Krieger den Blick.

„Wie meinst du das denn?“

Der legendäre Held schüttelte den Kopf.

„Musst du nicht verstehen. Zeig mir lieber noch mal diese okkulte Kunst. Die möchte ich unbedingt lernen.“

Nicht weiter auf dieses suspekte Thema eingehend, lehrte der Kettenhemdträger seinem Pendant akribisch genau den Rundumhieb. Nach einigen Versuchen schließlich, gelang es dem Helden der Zeit die Technik immer mehr zu meistern.

Doch damit hatte Link nicht genug. Nun wollte er natürlich auch noch diesen Helmspalter unbedingt sehen. Nachdem er lange genug an seinem Kampfgefährten herumgequengelt hatte, ließ sich der Ordoner breitschlagen.

„Bei dem Helmspalter ist es wichtig, dass du zuerst die Schildattacke anwendest. Wenn dein Gegner damit seine Deckung vernachlässigt, musst du schnell über ihn springen. Das grenzt zwar schon fast an Akrobatik, aber es ist generell möglich. Es kommt nur darauf an, wie du springst. Denk nur immer daran, zuerst die Schildattacke zu machen, denn in der Luft bist du ohne Deckung.“

Nachdem der Jüngere eingehend belehrt wurde, durfte er es selbst versuchen. Natürlich fiel er bei seinen ersten Versuchen mehr als einmal auf die Nase, was Link jedoch nicht davon abhielt weiterzumachen. Genauso hielt es den Kettenhemdträger nicht davon ab, sich ein belustigtes Lachen nach dem anderen zu verkneifen.

Wie schaffte es sein legendärer Kamerad bloß, ein derart witziges Verhalten an den Tag zu legen?

Der versuchte es natürlich weiter und mit der effektiven Hilfestellung des Ordoners, dauerte es nicht lange, da machte sich der legendäre Held auch diese Technik zu eigen.

„Du beherrschst jetzt zwar diese beiden okkulten Künste, aber um sie zu perfektionieren, musst du noch ein wenig üben.“

Mit einem hochzufriedenen Grinsen auf den Lippen erwiderte der hellblonde Kämpfer: „Klar, weiß ich doch!“

Der erwachsenere Held war sich zwar sicher, dass sein Pendant die Sache wieder etwas zu locker nahm, doch diese Meinung behielt er lieber für sich.

„Jetzt kann ich dir meine Magie zeigen. Das ist nur gerecht, weil wir uns nun lange genug mit deinen Techniken beschäftigt haben.“

Der einheimische Krieger hatte diese Tatsache schon wieder ganz verdrängt. Mit der Information kehrte auch seine Neugier wieder.

„Ja, die möchte ich gerne sehen.“

Dieses starke Interesse, welches unweigerlich in der Stimme des Älteren mitschwang, ließ seinen Doppelgänger etwas schmunzeln. Manchmal legte der Größere von ihnen diese für ihn so untypische Neugierde an den Tag. Sie führte den Ordoner immer unweigerlich von seinem erwachsenen, ruhigen Verhalten weg. Das kam zwar nicht oft vor, doch wenn wieder solch eine Situation eintrat, machte das den legendären Helden irgendwie glücklich. Er fühlte sich in diesen Momenten immer sehr stark mit seinem Mitstreiter verbunden, denn im Grunde teilten sie dieses ungezügelte, kindliche Interesse an allen neuen Dingen, die es zu entdecken oder zu lernen galt.

Der Held der Zeit begann seine Lehrstunde genauso, wie sein Ebenbild.

„Setzen wir uns erstmal. Dann erkläre ich dir die Einzelheiten.“

Es dauerte keine zwei Sekunden, da saß schon der einheimische Krieger brav auf dem Boden und sah sein Pendant erwartungsvoll an.

„Also,“, der kleinere Hylianer nahm tief Luft, „das mit der Magie ist nicht so einfach. Hier kommt es vor allen Dingen auf deine innere Stärke, also die Stärke deines Geistes an. Du musst-“

Link kam ins Stocken. Er wusste nicht so genau, wie er das erklären sollte.

„Na ja, du kannst dich sozusagen nicht dazu zwingen. Es muss einfach…“

Der Kettenhemdträger sah sein Pendant unverändert erwartungsvoll an, während dieser händeringend nach Worten suchte.

„Also du weißt ja, dass jeder auch eine innere Kraft hat. Und diese Kraft ist schwieriger zu kontrollieren, wie zum Beispiel deinen Körper. Je stärker dein Geist ist, umso stärker kannst du die Magie nutzen. Es ist aber wichtig, dass du eine gute Verbindung zu deiner inneren Kraft hast.“

Aufmerksam lauschte der Ordoner den Worten seines Kampfgefährten und er verstand sogar, worauf dieser hinauswollte. Gespannt hing er förmlich an dessen Lippen, um nicht ein Wort zu verpassen. Sein Kopf verarbeitete schon indes rasch die ganzen Informationen, um eine schnelle Umsetzung zu ermöglichen.

„Natürlich ist es auch wichtig, dass du die Energiezufuhr regelst. Du darfst nie die Kontrolle über die Magie verlieren, die du gerade benutzt.“

Der einheimische Hylianer nickte zustimmend.

„Ich zeige dir das am Besten einfach mal.“

Damit nahm der Held der Zeit den Kristall mit der leuchtend roten Flamme in seine Hände. Während der Feuerdiamant in der Handkule des hellblonden Kriegers eingebettet war, konzentrierte dieser sich kurz. Schon nach wenigen Momenten flimmerte die Luft und es erschienen kleine Feuerstreifen, welche unruhig vor dem jüngeren Kämpfer tanzten. Schließlich formierten sie sich zu einer Kugel nicht größer wie eine Walnuss.

„Siehst du?“

Der Ältere sah nur zu gut. Vollkommen gebannt von dem magischen Schauspiel vor sich, konnte er seinen entgeisterten Blick nicht mehr abwenden. Eine zarte Wärme legte sich auf sein Gesicht, während die azurblauen Augen das leuchtende Glühen einfingen.

Langsam ließ der Kleinere von ihnen den Flammenball stetig wachsen. Die dunkelblauen Saphire fixierten diesen konzentriert. Als das magische Feuer schließlich die Größe einer Melone erreichte, splitterte es sich schlagartig auf und schoss in die vier Himmelsrichtungen davon.

Fassungslos blickte der dunkelblonde Schwertkämpfer den kleinen Kometen nach. Er war zutiefst beeindruckt. Diese Kunst der Magie war sehr schwer zu entfalten, geschweige denn sie so gut zu kontrollieren. Das war jedenfalls das, was er gelesen hatte.

Mit erstaunten Augen schaute der Kettenhemdträger in das grinsende Gesicht seines Gegenübers.

„Jetzt bist du dran.“

Mit diesen Worten drückte er seiner Reinkarnation den Feuerdiamanten in die Hand.

Etwas unbeholfen blickte der einheimische Hylianer auf dieses kleine Ding hinab.

„So, ich erkläre dir jetzt was du machen musst.“, fing der Held der Zeit an, „Zu allererst, musst du dich vollkommen entspannen. Deine innere Energie kannst du nicht allein mit bloßer Willenskraft mobilisieren und schon gar nicht mit physischer Anstrengung. Sei ganz locker, sodass die geistige Stärke einfach nur aus dir herausfließen kann. Wenn sie deinen ganzen Körper erfüllt, kannst du dich auf die Magiequelle in deiner Hand konzentrieren.“

Der Ordoner nickte und schloss daraufhin die Augen. Er versuchte das umzusetzen, was sein Ebenbild ihm erklärte, jedoch erwies sich das schwieriger als gedacht. Der Kopf des einheimischen Kriegers war einfach noch zu aktiv. Aufgrund dessen verzog er angestrengt das Gesicht.

Der Held der Zeit spürte, dass sich sein Gegenüber damit schwer tat. Nach einigen Minuten hatte er auch den Grund herausgefunden.

„Denk nicht zu viel nach. Du musst nur hinfühlen. Der Rest kommt von allein.“

Die warme, ruhige Stimme des Jüngeren ließ tatsächlich ein wenig Stille in dessen Reinkarnation einkehren. Langsam gelang es Link, die nervigen, unruhigen Stimmen in ihm verstummen zu lassen. Er besann sich gänzlich auf seinen Körper. Seine Sinne schärften sich und er spürte all seine Glieder mit jeder einzelner Faser. Dann endlich, fühlte der Kettenhemdträger einen kribbelnden Strom der sich durch ihn zog. Das vorerst noch kleine Rinnsal, wurde von Minute zu Minute stärker.

Sein Gegenüber merkte das natürlich und grinste vorfreudig. Die folgenden Worte sprach er nun leise, ja schon fast flüsternd, denn er wollte seine Reinkarnation nicht aus der Ruhe bringen.

„So ist es gut. Jetzt achte auf die Magiequelle in deiner Hand. Spüre in ihre Macht hinein und lass sie mit deinem Geist eins werden. Konzentriere ihre Energie.“

Geführt von der Stimme des Helden der Zeit ließ der Ordoner nur noch geschehen. Alles passierte wie von selbst und erst als der einheimische Hylianer erneut eine leichte Wärme auf seinem Gesicht verspürte, öffnete er die Augen.

Tatsächlich, da schwebte ein erbsengroßes Glutkügelchen direkt vor ihm. Über seine eigene Fähigkeit erstaunt, blinzelte er das Feuerchen an.

„Wow, du hast es geschafft. Herzlichen Glückwunsch!“

Verwundert schaute der Ältere auf in das fröhlich grinsende Gesicht seines Pendants. Der Größere konnte es noch gar nicht richtig fassen. Doch je länger er in den flackernden Schein schaute, umso mehr freute er sich.

„Jetzt versuch einfach mal das Feuer wachsen zu lassen oder aufzusplittern. Das hängt jetzt von deiner Vorstellungskraft und Phantasie ab. Du musst dir einfach die Positionen und die Bewegungen schon vorher in deinem Kopf präsent halten, dann kann sich dein Geist, der nun mit der Magie verbunden ist, ganz leicht darauf einstellen. Aber denk daran, du kannst nichts erzwingen.“

„Okay.“

Der Rest war nicht so schwer, wie Link sich das vorgestellt hatte. Man musste nur darauf achten, nicht die Kontrolle zu verlieren und darin war der Ordoner ja Hyrules Spitzenreiter.

So spielte der Kettenhemdträger etwas mit der Flamme rum. Ließ sie wachsen, sich aufteilen und um die jungen Männer herumwirbeln. Mit der Zeit wurde er immer sicherer darin.

Doch irgendwie fühlte der dunkelblonde Hylianer stets einen winzigen Widerstand. Es schien so, als ob diese Magie ihren eigenen Willen hätte und sich nur gezwungenermaßen seinem Geist beugte. Dieses aufrührerische Verhalten, machte die Reinkarnation etwas stutzig.

„So, nun lass die Flamme einfach wieder langsam verschwinden. Lass die Magie einfach los, damit das Feuer sich verlaufen kann.“

Nach einem kurzen Nicken machte sich der einheimische Kämpfer daran. Seltsamerweise war das schwerer als gedacht, denn dieses Feuer in dem durchsichtigen Kristall hatte irgendwie seinen eigenen Kopf. Es ging dann soweit, dass die vier flackernden Feuerbälle mit einem Mal urplötzlich unkontrolliert auseinander stoben.

Bei dieser Aktion hatte sich der Ältere von den beiden Hylianern etwas erschreckt. Damit hatte er nicht gerechnet.

„Entschuldige, ich-“

„Das war nicht deine Schuld.“

Verwundert blickte Link in das Gesicht seines kleineren Gegenübers. Auf diesem konnte er seltsamerweise ein breites Schmunzeln beobachten.

„Warum?“, lautete die verdutzte Frage des Ordoners.

„Nun ja, es wundert mich nicht, dass sich das Feuer am Schluss deiner Kontrolle entzogen hat. Immerhin ist das Dins Feuerinferno und die ist immer etwas eigenwillig.“

„Dins Feuerinferno? Du meinst doch nicht etwa-“

Mit einem Nicken bestätigte der legendäre Held die Vermutung seiner Reinkarnation.

„Ja. In diesem Kristall ist ein winziger Teil der Kraft der Göttin Din gespeichert. Ich habe auch die Zauber der anderen Göttinnen. Nayrus Umarmung und Farores Donnersturm.“

Fassungslos starrte der größere Hylianer seinen Mitstreiter an. Er konnte gar nicht glauben, was er da hörte. Nach einigen Augenblicken hatte er sich schließlich wieder etwas gefangen, sodass er die Frage aussprach, die ihm am meisten auf der Zunge brannte.

„Welche Art von Zauber sind die anderen beiden?“

„Nayrus Umarmung ist ein defensiver Zauber. Damit kann man einen Schutzwall errichten, der dich auch vor den stärksten Attacken schützt. Farores Donnersturm hingegen ist ein Teleporter. Du kannst an einer bestimmten Stelle einen Warppunkt errichten. Auch wenn du meilenweit weg bist, kannst du dich dann immer wieder zu dieser Stelle teleportieren. Je nach Entfernung ist das aber schon sehr schwierig. Dafür braucht es schon eine große geistige Stärke und viel Übung.“

Gefesselt von den Worten seines Kampfgefährten, blieb dem einheimischen Krieger nichts anderes übrig, als bloß gebannt zuzuhören. Es stimmte also, was er hinsichtlich dieses Feuerkristalls gespürt hatte. Da war noch ein anderer Geist gewesen. Ein Bruchteil also der wahrhaftigen Seele der Göttin der Kraft selbst.

„Wie sind denn die anderen beiden? Sind Nayru und Farore auch so ungestüm?“

Nachdem der legendäre Held kurz aufgelacht hatte, erwiderte er: „Nein, die sind etwas umgänglicher. Nayru gibt gar keine Widerworte. Mit ihr habe ich überhaupt keine Probleme und Farore…“

Link hielt kurz inne, denn im ersten Augenblick wusste er nicht so recht, wie er die Beziehung mit der Göttin des Mutes beschreiben sollte. Nach einem fragenden Blick seitens der Reinkarnation antwortete der hellblonde Hylianer schließlich: „Tja, mit Farore funktioniert es einfach am Besten. Mit ihr ist man einfach ein eingespieltes Team. Liegt wahrscheinlich daran, dass wir ja auch ihr Triforce-Fragment besitzen. Deshalb sind wir ja sozusagen ihre Schützlinge.

Ein Lächeln umspielte die Mundwinkel des Ordoners als er antwortete.

„Du hast bestimmt Recht.“

Schlagartig schoss dem einheimischen Kämpfer eine plötzliche Erinnerung durch den Kopf. Diese Sache hatte er schon vollkommen verdrängt, obwohl sie noch nicht geklärt war. Mit einem ernsten Blick schaute Link in die saphirblauen Augen seines Doppelgängers.

„Mir ist gerade wieder etwas eingefallen. Was war das eigentlich genau im heiligen Hain? Als unsere Hände angefangen haben zu leuchten, weißt du noch?“

Der Held der Zeit musste gar nicht lange überlegen, denn diese Situation war ihm noch sehr präsent.

„Na klar weiß ich das noch.“

„Was ist dort eigentlich genau geschehen? Einige Dinge sind mir einfach noch unverständlich.“

Über die Antwort dieser Frage musste der legendäre Held erst selbst genau nachdenken. Obwohl er die Lösung mehr oder weniger schon wusste, war es für ihn schwierig, das in Worte zu fassen.

„Nun ja, also du weißt ja, dass drei Triforce-Fragmente existieren. Weisheit, Kraft und Mut, also Nayru, Din und Farore. Wir beide besitzen das Fragment des Mutes. Ich denke mal, sie haben im heiligen Hain aufeinander reagiert. Dadurch haben wir diese große Macht freisetzen können. Obwohl ich das gar nicht so kenne. Ich habe eigentlich nie die Kraft des Fragments aktiv in einem Kampf eingesetzt.“

Der Blick des Ordoners schweifte erneut nachdenklich ab. Er hatte die heilige Kraft in sich auch noch nie benutzt. Er wusste gar nicht wie das ging.

Eine kurze Pause trat ein, in der der ältere Hylianer über diese Kraft nachdachte. Sie war so geheimnisvoll, dass sie sich vollkommen seinem Wissen entzog. Link kannte lediglich ihren Ursprung. Er wusste die göttliche Kraft weder einzusetzen noch in irgendeiner Weise mit ihr in Verbindung zu treten.

Vielleicht weiß Zelda mehr darüber.

Im Nachhinein ärgerte sich der Kettenhemdträger. Er hatte einfach vergessen die Königin zu fragen, als sie in Hyrule Stadt waren. Aber vielleicht bestand noch eine andere Möglichkeit dieser geheimnisvollen Kraft auf die Schliche zu kommen.

Sollen wir es einfach versuchen?

Währenddessen kreisten die Gedanken des hellblonden Kriegers um ganz andere Dinge. Wie schon einige Male zuvor, hatte ihn dieses Kompliment seiner Reinkarnation nicht mehr losgelassen. Ständig schwebte ihm das Bild seines lächelndes Ebenbildes vor seinem geistigen Auge, wie er sagte: „Nun schau doch nicht so überrascht. Ich bin mir sicher, dass du mich in einem Zweikampf schlagen könntest.“

Ein Zweikampf…

Eigentlich eine interessante Idee. Als Training sozusagen. Doch Link wusste nicht, ob er wirklich eine Chance gegen sein Pendant hätte. Er war noch ein wenig im Zweifel darüber.

Soll ich ihn wirklich fragen…?

Andererseits, warum stellte er sich so an? Er war auch ein Held und somit ein guter Schwertkämpfer. Für ihn bestand die Möglichkeit des Sieges.

Ich erfahre es nie, wenn ich es nicht versuche.

Das war dem Helden der Zeit nun klar. Er würde im Kampf alles geben. Und selbst wenn er unterlag, er würde ja nur gegen seinen neuen Freund verlieren.

Damit wandte sich der Jüngere wieder seinem Ebenbild zu.

„Link?“

Der Ordoner erwachte aus seinen Gedankengängen und schaute in das Gesicht seines Gegenübers. Dabei vergaß er, dass er selbst gerade seinen Vorschlag unterbreiten wollte.

„Ja?“

Wie schon so oft, wurde der Kleinere von Ihnen unter dem Blick seiner Reinkarnation etwas schüchtern. Ein bisschen verließ ihn wieder der Mut, seine Frage kund zu tun, doch der Held der Zeit riss sich innerlich zusammen. Immer noch etwas unentschlossen, sah er schließlich dem Anderen in die Augen und nahm Luft.

„Also, ich wollte dich fragen ob du…na ja, was hältst du von einem Trainingskampf?“

Der Dunkelblonde verzog überrascht das Gesicht, was wiederrum sein Ebenbild peinlich berührte. Das mochte Link überhaupt nicht, wenn er nicht wusste, was sein Gegenüber nun gerade dachte.

„Das ist eine fabelhafte Idee!“

Nun war es der legendäre Held, der verwundert aufschaute. Das Gesicht des älteren Hylianers lächelte ihn freudig an.

„Wir haben morgen sowieso noch nichts vor. Ich bin sicher, dass es ein toller Kampf wird.“

„Bestimmt!“

Nachdem das geklärt war, beschlossen die jungen Männer wieder zurück zum Haus zu gehen. Auf dem Heimweg spukten dem Jüngeren noch einige Gedanken durch den Kopf. Seine Reinkarnation freute sich anscheinend schon richtig auf die morgige Auseinandersetzung. Wenn Link ehrlich zu sich war, dann teilte er diese Freude. Der hellblonde Kämpfer war schon auf die Techniken seines Pendants gespannt. Es würde sehr anstrengend werden, dass wusste er, aber genau das machte den Reiz aus. Er war immer gezwungen gewesen zu kämpfen. Der legendäre Held wusste keine Situation in der es nicht so war.

Deshalb war er umso glücklicher, dass er am morgigen Tag den Ernst mal beiseite lassen und einfach nur des Spaßes halber mit jemandem kämpfen konnte.

Freundschaftlich knuffte er sein Ebenbild am Arm. Dieser wandte den Kopf zur Seite und nach einem beidseitigen Lächeln, stiegen sie die Treppen hoch ins Haus.

Braveheart

Der schlafende Wald von Phirone erwachte langsam mit den einhergehenden Sonnenstrahlen, die langsam über die Berge ringsherum wanderten. Die Nebelfelder lichteten sich.

So enthüllten sie die Gestalten zweier legendärer Krieger, die sich vollkommen ruhig wie reglos gegenüberstanden, inmitten der freien Lichtung, welche sich tief im Herzen des Waldes verbarg.

Wie ein wartendes Publikum raschelte das Geäst gespannt und verborgene Blicke beobachtenden die jungen Helden. In heroischer Haltung sowie mit Schwert und Schild in der Hand, glichen sie altertümlichen Statuen längst vergessener Legenden. Die Augen zur innerlichen Konzentration und Sammlung geschlossen.

Das sonnige Leuchten ließ die wiesengrüne Heldenkluft erstrahlen. Schwarze Schatten zuckten über die scheinbar schlafenden Gesichter.

Ein letztes Tuscheln ging durch das Laub, ehe auch der Wind für eine Sekunde inne hielt. Eine tiefe Stille legte sich über das Geschehen. Die Ruhe vor dem Sturm.

Schließlich öffneten die Helden langsam die vor Selbstsicherheit beherrschten Augen und läuteten somit das bevorstehende Gefecht ein. Die Mundwinkel zu einem kampfeslustigen Grinsen verzogen, stürmten die Krieger aufeinander zu. Weiße Sonnenblitze warfen sich in die Schatten der Bäume, als die Klingen der Schwerter wie ein Donnergrollen aufeinander prallten.

Die Show begann.

Doch wie zu erwarten war, starteten die jungen Helden noch nicht ganz durch. Schließlich musste man erst einmal die Kraft des anderen austesten.

Der Ordoner ging strategisch vor. Er schwang sein Schwert nicht so oft und unkontrolliert, wie es der legendäre Krieger tat. Vielmehr wartete er auf den richtigen Moment, um dann gezielt zuzuschlagen. Mit einem scharfen Blick registrierte sein Kopf jede der schnellen Bewegungen. Sein Pendant war sehr fix, ohne Frage und der einheimische Kämpfer war sich nach kurzer Zeit bereits einer Sache sicher.

Es wird schwer, mit seiner Schnelligkeit mitzuhalten. Dabei stehen wir gerade mal am Anfang des Kampfes.

Der jüngere Hylianer versuchte derweil die starke Abwehr seines Ebenbildes zu durchbrechen. Dies gestaltete sich als nicht ganz einfach. Link traf den Älteren zwar, aber der verstand es die Angriffe fast mühelos zu parieren. Außerdem schlug er immer dann zu, wenn der Kleinere es am wenigsten erwartete. Er konnte zwar bisher diesen gut versteckten Attacken perfekt ausweichen, aber leider musste sich der Held der Zeit klar machen, dass das gerade mal die Aufwärmübung seines Kampfgefährten war.

Ich muss verdammt aufpassen. Wenn er erst mal richtig loslegt, wird es für mich schwierig werden, seine Angriffe vorherzusehen.

Schließlich legte der legendäre Kämpfer einen Zahn zu. Es musste ihm gelingen, irgendeine Schwäche in der Defensive seines Rivalen zu entdecken.

So drosch der hellblonde Hylianer immer schneller auf den Anderen ein. Dabei versuchte es Link aus allen Richtungen. Nach einem Seitenhieb von rechts, schwang er das Master-Schwert direkt schwungvoll zurück und hieb im Anschluss von unten herauf in der Hoffnung, die Waffe seinem größeren Pendant wenigstens etwas aus der Hand zu schlagen. Doch der Ordoner hatte damit schon gerechnet. Während er den ersten Schlag mit dem Schwert und den darauffolgenden mit seinem Schild parierte, öffnete er seine Abwehrhaltung von vorne bei dem Hieb von unten vollends. Das war zwar gewagt, da die Klingenspitze des legendären Helden ein paar seiner dunkelblonden Haarsträhnen streifte, doch der Schlag ging ins Leere. Jetzt bot sich endlich die Gelegenheit eines Konters.

Mit geschmeidigen Bewegungen ging der Kettenhemdträger in die Hocke, hielt das Schwert stichbereit in die Höhe und jagte nur einen Augenblick später an dem Schild des anderen vorbei. Der hellblonde Hylianer hatte schon selbst seine fehlende Deckung bemerkt und doch konnte er der gefährlichen Stichattacke des anderen entgehen, indem er einen Schritt zur Seite trat, sodann seinen gesamten Körper mit dem Schild gegen den anderen lehnte und ihn somit schwungvoll von sich wegdrückte.

Nachdem jeder der Kämpfer eine kleine Drehung hingelegt hatte, standen sie sich erneut gegenüber. Zwischen ihnen nur einige Meter des grünen Waldbodens.

Der Einheimische war von dem Ausweichmanöver seines Pendants sehr überrascht gewesen. Er hätte nicht mit solch einer ausgefeilten Wendigkeit gerechnet. Er würde sehr an Geschwindigkeit zulegen müssen, wenn er seinen Kameraden in die Enge treiben wollte.

Ich muss eine Gelegenheit seiner Unachtsamkeit abwarten. Dann habe ich die Möglichkeit ihn zurückzudrängen.

Der Held der Zeit visierte sein größeres Ebenbild kritisch an. Dessen verborgenen, unerwarteten Angriffe waren mehr als gefährlich sowie kaum vorhersehbar. Diese Tatsache machte den Jüngeren leicht nervös.

Ich muss ganz cool bleiben. Ich bin schnell genug um seinen Schwerthieben auszuweichen.

Der Ältere nahm sich keine Zeit und stürmte gleich wieder auf den anderen zu. Er attackierte seinen jüngeren Kampfgefährten wieder gezielt und wehrte anscheinend mühelos dessen gegnerische Angriffe ab.

So ein Mist! Irgendwie muss ich seine Deckung schwächen.

Das war dem legendären Helden klar, weshalb er noch weiter an Geschwindigkeit zulegte. Seine Klinge blitzte so schnell durch die Luft, dass es dem Ordoner schon fast gar nicht mehr möglich war das Schwert klar zu sehen. Ein verschwommenes Leuchten, war das Einzige, was den gefährlichen Stahl seines Rivalen noch verriet.

Der hellblonde Kämpfer schlug in immer kürzeren Zeitabständen variierend aus allen verschiedenen Richtungen. Mal schoss das Schwert von oben herab wie ein Blitz, mal startete es seitlich von unten wie ein Pfeil und ein Andermal schnitt es auf Augenhöhe nur wenige Zentimeter an dem Kettenhemdträger vorbei.

Es wurde für den dunkelblonden Krieger immer schwieriger den wendigen Körper seines Kampfgegners gänzlich zu fixieren. Er wechselte mit einer erstaunlichen Wendigkeit die Seiten. Die Beinarbeit und der Körpereinsatz des Jüngeren waren herausragend. Sie drängten den Einheimischen immer weiter nach hinten.

Es muss doch eine Möglichkeit geben, seine Angriffsfolge zu unterbinden.

Dieser Gedanke flitzte durch das Gehirn des Älteren, doch schon im nächsten Moment fragte er sich, wie er das denn anstellen sollte. Bei der Schnelligkeit, welche sein Pendant an den Tag legte, ließ er dem Ordoner fast gar keine Möglichkeit zum kontern.

Der Held der Zeit schaffte es, seinen Kampfgefährten immer weiter zurückzudrängen. Mit jedem Schritt, den der Dunkelblonde nach hinten wich, suchte er fieberhaft nach einer Schwachstelle. Irgendeinen ungedeckten Punkt.

Sein Schild!

Der tierisch-scharfe Blick erfasste das Metall, kunstvoll verziert mit dem Symbol der hylianischen Königsfamilie.

Doch nicht für lange, denn schon sauste erneut die gefährliche Klinge seines Pendants an seinem Kopf vorbei. Link merkte, wenn er sich nicht vollständig auf die Bewegungen seines Gegenübers fixierte, hatte dieser eine größere Chance die Abwehr des einheimischen Kämpfers zu durchbrechen. Es war ein Risiko, aber Link musste es eingehen, um die Angriffsfolge des Jüngeren zu unterbinden.

Der Fuß des Größeren stieß sachte gegen eine Baumwurzel, als er weiter zurückweichen wollte. Nun gab es kein Entkommen.

Ich habe nur noch eine Chance.

Entweder ging der Kettenhemdträger das Risiko ein und startete einen Gegenangriff oder er würde weiter abwarten und womöglich verlieren.

Link fiel die Entscheidung nicht schwer.

Währenddessen ließ der Jüngere in keinster Weise nach. Kontinuierlich attackierte er und es schien, als hätte er sein Ebenbild in die Ecke gedrängt.

Gleich habe ich ihn!

Das dachte zumindest der legendäre Held, doch nur einen Atemzug später drehte sich die ganze Szenerie.

Der Krieger der Zeiten hieb mit dem Schwert schwungvoll in waagerechter Linie auf Augenhöhe an seinem Gegenüber vorbei, aber bevor er sein Schild zur Defensive vor seinen ungeschützten Körper halten konnte, machte der Ordoner einen Satz nach vorne. Bei nur noch wenigen Zentimetern Abstand nutzte er die Gelegenheit, stieß flink mit dem Schwertgriff gegen das Schild seines Pendants und hieb es ihm sodann gänzlich aus der Hand.

Der kleinere Hylianer musste hilflos dabei zusehen, wie seine Abwehr scheppernd im Gebüsch verschwand. Da er sein Schwert mit solcher Kraft geschwungen hatte, konnte er es nicht schnell genug stoppen, um sein Ebenbild daran zu hindern, seinen ungedeckten Punkt auszunutzen. Was sein Schild anbelangte, so musste Link einsehen, dass er dies selbst zu verantworten hatte. Er war nur noch so auf das Zurückdrängen seines Rivalen fixiert gewesen, das er seine Defensive mit der Zeit vollkommen außer Acht gelassen hatte.

Doch jetzt musste er sich erst einmal aus dieser mehr als gefährlichen Situation retten. Sein älterer Gegenspieler stand direkt vor ihm, warf seinem hellblonden Rivalen einen scharfen Blick zu, während dieser selbst ohne jegliche Deckung war sowie sein Schwert außer Reichweite.

Ich habe nur eine Möglichkeit!

Da Link das Schild aus der Hand geschlagen und das Schwert noch von dem Hieb seitwärts in der Luft schwebte, nutzte der Held der Zeit diesen Schwung aus. Die Beine schon leicht gebeugt, sprang der kleinere Hylianer rückwärts nach hinten, stützte sich mit beiden Händen ab und landete in einigen Metern sicheren Abstandes wieder auf den Füßen. Mit einem grimmigen Blick verzog er leicht verdrießlich das Gesicht. Das konnte ja mal wieder nur ihm passieren!

Am liebsten hätte sich Link wieder drei Mal mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen, doch die Situation ließ das nicht zu.

Mit seinen tiefblauen Saphiren kritisch sein Gegenüber fixierend, fasste der legendäre Held nun auch mit der rechten Hand an den Griff seines Schwertes und hielt es kampfbereit in die Höhe.

Das war auch durchaus angebracht, denn nach einem schweren Schlucken des Jüngeren preschte der Ordoner schon wieder auf ihn zu.

Nun waren die Kräfte genau entgegengesetzt verteilt, nicht wie es noch vor einigen Sekunden der Fall war. Der einheimische Krieger drängte mit gezielten Hieben sein kleineres Pendant immer weiter nach hinten. Diesem blieb nichts anderes übrig, als mit seinem Schwert zu blocken oder, wie in den meisten Fällen, einfach nur auszuweichen. Er hatte gar keine Zeit mehr, sich über seinen Fehler Gedanken zu machen, denn sein Ebenbild hielt ihn mehr als nur in Schach. Doch das würde sich der legendäre Held nicht länger gefallen lassen. Auch wenn er zunehmend in arge Bedrängnis geriet, würde er nicht so einfach aufgeben.

Was er kann, kann ich auch!

Die blitzende Klinge des Älteren flackerte in den saphirblauen Augen auf, als diese knapp zwei Zentimeter von ihm aus gesehen links an seinem Gesicht vorbeirauschte. Der Ordoner hatte zu einer Stichattacke angesetzt, doch der Jüngere war dieser noch entkommen. Auch wenn ihm diese Aktion ein wenig den Schreck in die Knochen getrieben hatte, witterte er nun seine Chance.

Der Einheimische hielt inne und sein Schwert folgte dem Kleineren entgegen dem Uhrzeigersinn, doch der war vorbereitet. Wie ein Maulwurf tauchte er ab, sodass die Klinge über seinen Kopf hinwegfegte. Dann schnellte er mit einem Satz auf den Kettenhemdträger zu, der dessen flüssige Bewegungen fassungslos mitverfolgte. Schon wieder war es dem legendären Helden gelungen, mit seiner unvorstellbaren Schnelligkeit und Wendigkeit aufzutrumpfen. Aber dieser war ja noch nicht fertig. Da er nun unmittelbar vor sein Ebenbild gehuscht war, nutzte er den Schwung seines Sprunges aus. Link verlagerte sein gesamtes Körpergewicht auf sein linkes Bein, während er mit dem Rechten ausholte. Dem Ordoner gelang es nur mit seinem Oberkörper noch wenige Zentimeter zurückweichen, sodass er sein Schild nicht mehr nachziehen konnte. Derweil erreichte das Bein seines Kameraden schon Bauchhöhe.

Der Jüngere grinste schelmisch, als er schon fast mit einer kindlichen Freude dem Anderen das Schild aus der Hand trat.

Dieses flog genauso wirbelnd wie sein Vorgänger, in einem hohen Bogen durch die Luft und landete geräuschvoll im Gebüsch.

Mit einer eleganten Drehung stellte sich der etwas kleinere Hylianer aufrecht dem Anderen gegenüber. Der Einheimische starrte sein Pendant fassungslos an. Link hätte ja mit allem gerechnet, aber diese Aktion kam für ihn total unerwartet. Er dachte eigentlich, seinen Rivalen vor sich gut einschätzen zu können, doch der Kettenhemdträger merkte, dass sein jüngerer Kampfgefährte unberechenbar war. Er kämpfte mit allem, was er einsetzen konnte und wenn es die Füße waren.

Der Ordoner stellte sich seitlich zu seinem Gegenüber hin. Zwar noch immer vollkommen perplex über diesen Kampfstil, begann der Ältere sein Pendant wieder scharf zu fixieren.

Dieser jedoch hatte all seine Ernsthaftigkeit verloren. Mit einem siegessicheren Lächeln hob er die Hand und forderte seinen Gefährten zum Gefecht auf.

„Kommst du oder hast du schon die Nase voll?“

Ein frecher Unterton schwang in der Stimme des Helden der Zeit mit. Nachdem das Gesicht des Älteren sich für einen Moment vor Überraschung geweitet hatte, schlich sich nun auch auf seine Lippen ein unscheinbares, kampfeslustiges Grinsen.

„Noch lange nicht!“

Diese Worte gaben den Ring für einen harten, aber fairen Kampf frei, ausschließlich basierend auf den Künsten des Schwertes. Die Herzen der Krieger waren entbunden von jeglichem Zwang, sodass sie alles um sich herum vergaßen. Alles was nun zählte war ihr gemeinsamer Kampf. Und der Spaß daran.

Die Hylianer stürzten vollkommen synchron aufeinander zu. Ohne noch irgendeine Taktik zu verfolgen oder gar einen Gedanken zu fassen, fochten sie rein intuitiv, mit Leib und Seele.

Der legendäre Held startete direkt mit seiner schnellsten Attacke die er zu bieten hatte. Er ging etwas in die Knie, um den Angriff vorzubereiten und wich dabei gleichzeitig noch dem Hieb seines älteren Pendants aus. Sofort nutzte der Jüngere die Gelegenheit und startete seine Stichattacke. Wie der Name es schon verriet, stach er nur mit der Schwertspitze sowie mit einer schon fast übermenschlichen Geschwindigkeit wiederholt auf sein Ebenbild ein. Diesem blieb nichts anderes übrig, als vorerst diesen Angriffen nur auszuweichen. Dabei nahm der Ordoner den fliegenden linken Arm seines Gegenübers nur noch verschwommen wahr. Einzig die gefährliche Klingenspitze blitzte verräterisch auf. Deren Fixieren verlangte die uneingeschränkte Konzentration des Kettenhemdträgers. Er ließ sich von diesem Angriff etwas zurückdrängen, doch schon wenige Momente später antwortete der größere Hylianer mit einem gekonterten Rundumhieb. Er machte einen Satz nach rechts und rollte fix hinter seinen Kampfgefährten, um ihn sodann von hinten zu erwischen. Doch da der Held der Zeit diese Attacke schon kannte, war er in der Lage diese okkulte Kunst vorherzusehen und abzuwehren.

Rasch griff er mit der rechten Hand in den Kragen seiner grünen Tunika. Seine Finger fühlten kühlen Stein, als sich die Augen des hellblonden Kriegers für einen Moment der Konzentration schlossen. Nur einen Lufthauch später umschloss ihn blaues, schimmerndes Licht wie eine Mauer.

Sein einheimischer Kampfgefährte hieb das Schwert mit ganzer Kraft dagegen, aber es war vergebens. Der göttliche Schutzschild war selbst für ihn zu stark.

Nachdem der Angriff von Link fehlschlug, wich er einige Schritte nach hinten. Dabei steckte er sein Schwert wieder zurück. Auf die Geschwindigkeit seines Rivalen musste er mit seiner schnellsten Attacke erwidern. Denn wie vorhergesehen wirbelte der legendäre Held herum, zog die Hand aus seinem Kragen und umfasste stattdessen zusätzlich den Griff seines Schwertes. Er setzte zur Sprungattacke an, sodass er sich nur eine Sekunde später bereits in luftiger Höhe befand. Mit einem Kampfesschrei stürzte dessen Klinge auf den Ordoner herab, aber der war vorbereitet. Ein kleiner Schritt nach links war der Anfang einer kompletten Drehung, mit der dem Älteren ein haarscharfes Ausweichmanöver gelang. Währenddessen zog er sein Schwert immer weiter heraus, bis er es schließlich mit voller Wucht auf sein Ebenbild herabdonnern ließ. Doch er schlug ins Leere. Durchschnitt lediglich noch einen zurückgelassenen, grünlichen Schimmer der Person, die nur einen Augenblick zuvor noch dort gestanden hatte.

Das muss…Farores Donnersturm sein!

Schon reflexartig steckte der dunkelblonde Kämpfer sein Schwert wieder zurück in die Scheide, um auf den nächsten Angriff seines Pendants schnell genug antworten zu können. Trotz allem hatten die himmelblauen, scharfen Augen den Helden der Zeit noch nicht ausmachen können.

„Hier bin ich!“

Dieser laute Ruf, ließ den Kettenhemdträger nur kurz hinter sich schauen. Dort erkannte er gerade noch im rechten Moment, seinen hellblonden Kampfrivalen, der von oben wie ein Blitz auf ihn hinabstürzte.

„Jetzt hab ich dich!“

Damit hatte der Held der Zeit nicht ganz unrecht, aber der Ordoner konnte noch gerade so mit ihm mithalten. Mit einem klaren, entschlossenen Blick drehte er sich und vollführte erneut die okkulte Kunst des Blankziehens.

Die Master-Schwerter verschiedener Zeitebenen prallten mit einem lauten Gewitterschlag aufeinander und kleine Funken verdeutlichten den starken, unbeugsamen Willen der hinter jeder Klinge steckte.

Der einheimische Krieger bündelte seine ganze Energie und mit einem lauten Schrei stieß er den Anderen mit all seiner Kraft zurück.

Die Wucht war so stark, dass der kleinere Kämpfer einige Meter durch die Luft wirbelte. Doch nun zeigte sich wieder das akrobatische Können des Jüngeren, denn noch mitten im Flug fing er sich wieder, vollführte eine halbe Drehung und landete schließlich wieder mit beiden Füßen auf dem Boden.

In der Hocke verweilte Link vorerst, doch sofort schaute er wieder auf. Sein Atem ging schon etwas schneller und sein Körper war angespannt, was aber nicht hieß, dass er schon am Ende war.

Noch lange nicht…

Immerhin ging es seinem Ebenbild genauso, denn der legendäre Schwertkämpfer konnte die Auf- und Abbewegung seiner Brust beobachten. Die beiden Hylianer hielten weiter inne, um sich noch einen Augenblick länger von der harten Attacke vorhin fangen zu können. Ihre Blicke kreuzten sich erneut. Während sich der meeresblaue Saphir und der himmelblaue Lapis Lazuli schon vorher ein weiteres Gefecht lieferten, sammelten sich die Helden etwas.

Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, als der kleinere Kämpfer ein neckisches Grinsen auflegte und sich langsam erhob.

„Glaubst du, du kannst mich fangen?“

Noch bevor der Ordoner die Gelegenheit hatte, einen verdutzten Gesichtsausdruck aufzulegen, wirbelte sein Pendant bereits herum und rief im Lauf „Versuchs doch mal!“, bevor er mit einem Satz im Gebüsch verschwand.

Der Kettenhemdträger hatte keine Zeit, um sich über diese unvorhergesehene Aktion seines Ebenbildes Gedanken zu machen, denn sonst würde ihm dieser tatsächlich davon laufen.

Nach einem „Hey, warte!“, stürzte sich der dunkelblonde Hylianer ebenfalls ins Dickicht.

Damit rief der Held der Zeit die Trainingsübung des vorherigen Tages wieder hervor. Wie zwei Füchse schnellten die Krieger durch das Unterholz, wichen Ästen sowie umherliegenden Baumstämmen aus, hüpften von einem Stein zum Nächsten.

Dem Einheimischen gelang es schon nach kurzer Zeit, sein Ebenbild einzuholen. Das Schwert angriffsbereit in der linken Hand sprang er seinem Rivalen in die Luftlinie. Der Ordoner holte aus und startete einen vertikalen Schlag von rechts. Aber Link hatte diese Attacke schon realisiert und blockte den Hieb mit seiner Klinge ab. Danach stoben sie sofort wieder auseinander und setzten den Spießrutenlauf durch das Geäst fort. Immer wieder attackierten sie sich in der Luft. Mit jedem Mal härter und gezielter.

Bis der Held der Zeit in einem Moment seine Chance witterte. Nachdem erneut ein Zweikampf der Lüfte unentschieden geendet hatte, landete der Kettenhemdträger einige Meter vor dem legendären Krieger auf einem Baumstumpf. Sofort setzte Link nach und sprang hinüber zu seiner Reinkarnation in der Annahme, dieser würde ebenfalls direkt den Ort wechseln.

Wenn ich dann auf seinem vorherigen Platz lande, kann ich ihn direkt verfolgen und von hinten erwischen. Er hat keine Chance mehr mir auszuweichen!

Der Plan des hellblonden Schwertkämpfers wäre aufgegangen, hätte sein älterer Kamerad da mitgespielt. Doch dieser drehte sich schlagartig um und fixierte den Körper seines jüngeren Kampfgefährten.

Damit hatte Link nicht gerechnet und war aufgrund dessen natürlich unvorbereitet. Er versuchte noch den Konter seines heranstürmenden Gegenspielers zu blocken, doch das half nicht mehr viel. Mit einem heftigen Seitenhieb schlug der Ordoner seinem Rivalen das Schwert aus der Hand.

Dem Helden der Zeit gelang noch gerade ein Ausweichmanöver, als er mit einem lauten Krachen ins Unterholz fiel.

Nachdem der einheimische Kämpfer sicher gelandet war, setzte er sofort nach. Er sprang zu der Stelle wo sein Pendant hinuntergestürzt war, doch nur noch ein paar abgebrochene Äste kennzeichneten diesen Ort. Verwundert suchten die himmelblauen Augen den Boden ab. Es dauerte nur einige Augenblicke, da fand der Ältere einen selbstfreigelegten, kleinen Pfad durch das Dickicht.

Ohne auch nur eine weitere Sekunde zu verschwenden folgte Link dem Weg.

Er muss noch ganz in der Nähe sein.

Nach nur einigen Metern endete der Pfad aus abgebrochenen Ästen im Gebüsch.

Dort muss er sein!

Der größere Hylianer sprang mit einem Satz zu den grünen Pflanzen hin und schlug sie mit der Hand zur Seite. Doch da war niemand.

Daraufhin schloss der Kettenhemdträger reflexartig für einige Sekunden konzentriert die Augen und horchte ganz genau in den Wald hinein, um vielleicht irgendein verräterisches Geräusch auszumachen. Aber außer leisem Vogelgezwitscher konnte Link nichts feststellen.

Als der Ordoner diesen Umstand realisierte, stellte er sich aufrecht hin und stieß einen kleinen Seufzer aus.

Dann werde ich ihn wohl oder übel suchen müssen.

Nach diesem Gedanken sprang er wieder auf einen Stein und verschwand im Unterholz.

Nun war es der Held der Zeit, der einen kleinen Seufzer ausstieß. Vorsichtig lugte er hinter einem Baum hervor, hinter dem er sich versteckt hatte. Doch als er die Gestalt seiner Reinkarnation nirgends ausmachen konnte, löste er sich langsam von dem Stamm.

Das wäre beinahe schief gegangen. Auch egal, erst muss ich mein Schwert wiederfinden, sonst habe ich gegen ihn keine Chance.

Damit machte der jüngere Hylianer einen leisen Satz vorwärts, denn nun durfte er kein Geräusch von sich geben. Vorsichtig ging Link weiter in die entgegengesetzte Richtung, weg von seinem Kampfgefährten.

Aber aufgeben werde ich noch lange nicht!

Dabei verzog der legendäre Held verdrießlich das Gesicht. Das war ihm noch nie passiert, dass ihm einfach jemand das Schwert aus der Hand geschlagen hatte. Außer im Kampf gegen den Großmeister des Bösen, Ganondorf. Doch das bewies nur die große Kraft seines Pendants.

Die Mundwinkel des kleineren Hylianers verzogen sich zu einem Grinsen.

Es ist sehr anstrengend, aber es macht auch genauso viel Spaß!

Stetig und leise wie eine Maus hüpfte der Held der Zeit von Stein zu Stein und huschte wie ein Wiesel durch das Gebüsch, immer noch auf der Suche nach seinem Schwert.

Hier muss es doch irgendwo sein.

Der Jüngere war nun an der verhängnisvollen Stelle angelangt, bei der seine Waffe im hohen Bogen durch die Luft gesegelt war. Aufmerksam schaute er sich um. Weit konnte es nicht sein.

Mit einem kleinen Hüpfer sprang er auf den Boden. Mit einem suchenden Blick tastete sich Link raschelnd durch die tiefliegenden Äste. Das Unterholz knackte leise bei jedem seiner Schritte. Vorsichtig schob der jüngere Schwertkämpfer hohe Farne beiseite, doch die heilige Klinge erspähte er immer noch nicht.

Wo ist es nur?

Langsam wurde der Hylianer ungeduldig. Mit raschen Schritten ging er durch das hüfthohe Grün geradewegs in ein weiteres Gebüsch hinein. Mit Händen und Füßen kämpfte er sich durch das netzartige Dickicht, bis er schließlich ein verräterisches Blitzen am dunklen Waldboden entdeckte.

Da ist es!

Mit einem Satz stürzte der kleinere Kämpfer aus dem dichten Blätterwerk hinaus und griff glücklich nach seiner Waffe. Erleichtert nahm er sie in die Hände.

„Hab ich dich endlich gefunden.“

Die ruhige Stimme des Ordoners jagte seinem Pendant im ersten Moment einen kalten Schauer über den Rücken. Fix drehte er sich um und antwortete nur sachlich: „Ich mein Schwert auch!“

Obwohl es den Kettenhemdträger ein wenig ärgerte, dass er seinen jüngeren Rivalen nicht früher gefunden hatte, verzog er daraufhin keine Miene, sondern erwiderte nur: „Gut, dann kann es ja weitergehen!“

„Liebend gerne!“

Mit dem Anflug eines Grinsens stürmte der legendäre Held sogleich auf sein Ebenbild zu. Das Schwert mit beiden Händen fest umklammert, setzte der Kleinere erneut zu einer Stichattacke an.

Doch der einheimische Krieger rührte sich nicht vom Fleck. Stattdessen stellte er einen Fuß versetzt nach hinten, winkelte die Beine an und hielt seine Waffe - die Spitze geradewegs in den Himmel gerichtet - dicht neben seinen Oberkörper. In dieser Stellung verharrte er, bis der Held der Zeit nahe genug an ihm dran war. Dieser wollte gerade wieder mit seiner überirdischen Geschwindigkeit zustoßen, da schlug der Ordoner mit voller Wucht das Schwert seines Gegenübers zur Seite. Sogleich hieb der Kettenhemdträger mit seiner Waffe nach links und setzte schließlich zum Sprung an.

„Jetzt kommt die 5. okkulte Kunst, die Riesensprungattacke!“

Nach diesen Worten jagte der ältere Hylianer in die Luft und schlug wie ein ganzes Gewitter von oben mit dem Schwert nach unten.

Nachdem der hellblonde Krieger seine Waffe nach dem wuchtigen Hieb seines Kontrahenten noch flink zurückziehen konnte, starrte er nun fassungslos auf dessen Gestalt über ihm hinauf. Stechend, bedrohlich und mit der Spur animalischer Wildheit erwiderten die azurblauen Augen den Blickkontakt. Irgendwie hatte Link im Gefühl, dass er diesen kraftvollen Angriff nicht so ohne weiteres blocken konnte. Wieder einmal verließ sich der Held der Zeit auf seine Geschwindigkeit. Er ging leicht in die Knie, verlagerte sein Gewicht nach links und tauchte sodann schwungvoll zur Seite weg. Seine Reinkarnation verfehlte ihn um Haaresbreite und selbst das bekam der kleinere Kämpfer zu spüren. Die Wucht der Attacke war so groß, dass die daraus resultierende Druckwelle kreisförmig durch die Luft fegte. Aus diesem Grund verlor der hellblonde Schwertkämpfer beim Abrollen die Kontrolle und wurde noch einige Meter weitergeschleudert. Link krallte sich mit den Händen im weichen Waldboden fest, sodass er schließlich kniend zum Stillstand kam.

Keuchend stand er auf und starrte fassungslos auf sein Ebenbild, der noch in seiner Endposition auf dem Boden verharrte. Als sich der Staub etwas gelegt hatte, gab er die Sicht auf das Ausmaß der vernichtenden Kraft frei, die der Riesensprungattacke innewohnte. Ein mondförmiger Krater zierte nun den Boden. Es sah so aus, als hätte an dieser Stelle eine Bombe eingeschlagen.

Entsetzt fixierten die dunkelblauen Augen des Helden der Zeit das unschöne Loch.

Okay, alles klar. Ich weiß Bescheid…

Nun erhob sich der Ordoner langsam, wandte sich seinem Ebenbild zu und bezog erneut Kampfstellung. Doch die okkulte Kunst hatte ihm viel abverlangt. Sein Atem ging schwer und seine Kraft ließ allmählich nach.

Der legendäre Held war von dem Angriff zwar beeindruckt gewesen, aber noch lange nicht eingeschüchtert. Er konnte sein Pendant vielleicht nicht in der Disziplin der Stärke schlagen, doch was Agilität anging war er ihm überlegen. Also besaß er noch eine reelle Chance auf den Sieg.

„Deine Riesensprungattacke war wirklich imposant, das muss ich zugeben,“, gab der hellblonde Krieger zu, „aber trotzdem habe ich eine Möglichkeit dich zu schlagen.“

Nach diesem Satz lächelte der Kettenhemdträger verschmitzt.

„Ich habe nie behauptet, dass du mich nicht schlagen kannst. Aber trotzdem werde ich es dir nicht leicht machen.“

„Das will ich auch hoffen!“

Damit lief der legendäre Held furchtlos seiner Reinkarnation entgegen. Wie ein Spiegelbild tat er es seinem jüngeren Rivalen gleich. Die heiligen Klingen kreuzten sich unter einem Donnergrollen erneut und jeder der beiden Kämpfer hielt so fest dagegen, wie es ihm möglich war. Unerschütterlich blickten sie sich an. Keiner war bereit klein beizugeben. Der Held der Zeit setzte ein freches Grinsen auf.

„Du bist wirklich sehr stark, wie ich es erwartet hatte.“

Daraufhin erwiderte der Ordoner, ebenfalls mit einem selbstsicheren Lächeln: „Danke, das Kompliment kann ich nur zurückgeben. Dein Titel als legendärer Held ist durchaus gerechtfertigt.“

Die saphirblauen Augen blitzten selbstsicher auf.

„Vielen Dank. Aber es wird Zeit, dass ich es dir gleich tue. Deshalb offenbare ich dir auch noch ein paar von meinen Techniken.“

Ein scharfer Blick fixierte nun wieder das Gesicht des hellblonden Hylianers.

„Halt dich nicht zurück.“

Als Antwort darauf, grinste der Jüngere noch eine Ecke frecher. Dann kippte er das Schwert schlagartig zur Seite. Somit glitt die Klinge des Kettenhemdträgers weiter nach unten, bis sie schließlich von der Parierstange des Anderen automatisch gestoppt wurde. So verhinderte der Held der Zeit, dass ihm die Waffe seines Rivalen gefährlich werden konnte. Nun schlug er den heiligen Stahl des älteren Kämpfers nach oben weg und griff sofort mit den Händen nach dem Griff seines Gegenübers. Link umpackte die Hände seiner Reinkarnation, schenkte ihm noch ein überlegenes Grinsen und tauchte sodann - mit den Füßen zuerst - zwischen den Beinen des dunkelblonden Kriegers hindurch.

Der Ordoner war mehr als überrascht von dieser Aktion. Das hatte ihn so überrumpelt, dass er unfähig war, etwas dagegen zu unternehmen. Erst als sein jüngeres Pendant unter ihm durchgerutscht war, konnte er seine Hände aus dessen festem Griff befreien. Mit einem Ruck schlug der Kettenhemdträger nach hinten. Er hatte nicht viel Zeit zum reagieren. Ein rascher Seitenblick verriet ihm, aus welcher Richtung sein Ebenbild zuschlagen würde.

Rechts!

Der größere Hylianer lenkte den Schwung seiner Waffe in besagte Richtung, sodass die Klinge mit der Spitze nach unten, senkrecht über seine Schulter hinweg, stand.

Der Held der Zeit hatte sich zwischenzeitlich wieder mit seinen Füßen auf den Boden gestellt. Aus der Hocke heraus, vollführte der hellblonde Kämpfer eine Drehung und schwang sein Schwert einmal im Kreis gegen den Uhrzeigersinn.

Die legendären Waffen prallten funkensprühend aufeinander. Wieder entbrannte unter dem meeresblauen Saphir sowie dem himmelblauen Lapis Lazuli ein willensstarker, unerbittlicher Zweikampf.

„Ich muss zugeben, du hättest mich fast gehabt, aber jetzt werden wir den Kampf zum Ende führen.“

Nachdem sein kleineres Pendant dem Ordoner noch einen leicht perplexen Blick zuwarf, mobilisierte der größere Kämpfer ein letztes Mal seine ganzen Kraftreserven. Unter einem lauten Kampfesschrei schlug der Kettenhemdträger das Schwert seines Rivalen hinter ihm, zur rechten Seite weg. Sein Verdrängungsschlag ging direkt in eine flüssige Bewegung über. Der Ältere nutzte den Schwung und drehte sich einmal gegen den Uhrzeigersinn.

Doch auch sein kleineres Ebenbild nutzte die Bewegung aus, indem er sich ebenfalls einmal im Uhrzeigersinn drehte und schließlich, den Schwertgriff mit beiden Händen fest umklammert, auf der anderen Seite nochmals zuschlug. Aber hinter dem Schlag seiner Reinkarnation steckte soviel Kraft, dass nach dem Aufprall nur einen Atemzug später, erneut die Klinge des legendären Helden durch die Luft flog.

Nein, das kann nicht wahr sein!

Vollkommen schutzlos wollte der Held der Zeit seiner Waffe hinterher, doch der Ordoner ließ ihm keine Gelegenheit dazu. Der hellblonde Kämpfer wich ständig den unermüdlichen Angriffen seines Gegenübers aus, der ihn ohne Pause zurückdrängte. Es dauerte nicht lange, da prallte der legendäre Held mit dem Rücken gegen einen Baum. Einen Herzschlag später schon sah er die blitzende Klinge seines Rivalen im Augenwinkel, die nun ruhig in einem sicheren Abstand neben seinem Hals verharrte.

Nachdem der Jüngere aufschaute, blickten sich die Krieger die nächsten Sekunden nur keuchend an. Bis schließlich der einheimische Hylianer vollkommen ruhig das Wort erhob.

„Gib auf. Ich habe dich in die Ecke gedrängt. Ohne Schwert hast du keine Chance mehr.“

Diese Worte prallten im Kopf des Helden der Zeit nur auf Widerstand. Obwohl sein Ebenbild Recht hatte, kam in Link ein kindlicher Trotz auf. Er wusste zwar im Moment noch nicht wie, aber er würde nicht aufgeben!

„Mir stehen noch alle Möglichkeiten offen!“, erwiderte er laut.

Na ja, fast alle…

Sein Gegenüber verzog keine Miene, sondern sah ihm unentwegt weiter in die saphirblauen, entschlossenen Augen. Er hatte keine Chance mehr. Egal was der Kettenhemdträger in seinem Kopf durchspielte, es würde einfach nichts bringen.

Gerade als der Ältere Luft holen wollte, um etwas zu sagen, schlug sein kleineres Pendant mit der Faust gegen die flache Kante seines Schwertes. Die Klinge flog nach oben und der Ordoner verlor ein Stück weit die Kontrolle über seine Waffe. Dann sprang der Held der Zeit wild entschlossen auf seine Reinkarnation zu, umgriff mit beiden Armen dessen Oberkörper und rollte schließlich mit ihm einige Meter nach hinten. Bei dieser Purzelbaumaktion verlor auch der einheimische Krieger sein Schwert, sodass erneut Gleichstand herrschte. Als sie wieder zum Stillstand kamen, hatte der hellblonde Hylianer sein Ebenbild festgenagelt. Mit Armen und Beinen drückte er Gleiches bei seinem Rivalen unter ihm auf den Boden, sodass dieser fast bewegungsunfähig war.

Nun breitete sich ein freches, selbstbewusstes Grinsen auf dem Gesicht des legendären Kriegers aus. Der Kettenhemdträger war noch - im wahrsten Sinne des Wortes - vollkommen überrumpelt. Entgeistert schaute er zu seinem jüngeren Pendant hoch, unfähig überhaupt etwas zu denken. Diese fassungslose Miene seiner Reinkarnation belustigte den jüngeren Hylianer natürlich nur noch mehr.

„Na? Wer ist jetzt der Sieger?“

Diese selbstgefällige Frage brachte den Ordoner wieder zurück auf den Boden der Realität. Nach einigen Sekunden verwandelte sich sein Gesichtsausdruck. Die Züge des Kettenhemdträgers wurden gelassen und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem selbstsicheren Lächeln.

Noch bevor sich der Kämpfer über ihm darüber wundern konnte, packte der Ältere blitzschnell mit den Händen an die Oberarme seines kleineren Ebenbildes. Gleichzeitig entwischte sein rechtes Bein und trat das Knie seines Gegenübers weg, sodass der Jüngere einknickte. So gelang es Link mit seinem Pendant noch einige Meter zur Seite zu rollen. Bis der einheimische Krieger schließlich vollkommen die Oberhand gewann und seinen legendären Rivalen unter seinem Körper an den Boden drückte. Aufgrund einer ringähnlichen Technik hatte der dunkelblonde Hylianer sein Ebenbild so fest im Zwangsgriff, dass ihm überhaupt keine Möglichkeit einer Bewegung mehr blieb.

Nun war es der Held der Zeit, der vollkommen perplex nach oben starrte. Der Ordoner schaute ihn zufrieden lächelnd an und antwortete: „Ich.“

Es dauerte ein paar Momente, bis der hellblonde Kämpfer seine Niederlage realisierte. Schließlich verzog er mit einem enttäuschten Seufzer das Gesicht.

„Ja, du hast gewonnen.“, gab er verdrießlich zu.

Der Kettenhemdträger lächelte ihn liebevoll an, bevor er ihn losließ und sich erhob. Nachdem er sich ein wenig Walderde von der Tunika geklopft hatte, streckte er seinem inzwischen sitzenden Doppelgänger kameradschaftlich die Hand hin.

Verwundert sowie mit einem Hauch von Skepsis schaute der Held der Zeit auf. Mit einem freundlichen Blick erwiderte der einheimische Kämpfer: „Du bist wirklich außerordentlich stark und du verdienst meinen Respekt. Ich danke dir. Das war wirklich ein toller Kampf.“

Diese warmen Worte erfüllten den legendären Held und ließen die stechenden Gefühle des Versagens in ihm verschwinden. Mit einem kleinen, dankbaren Lächeln auf den Lippen, griff er nach der Hand seines Kampfgefährten.
 

„Mensch, du bist echt ganz schön stark.“

Die Stimme des hellblonden Hylianers war von Ehrfurcht erfüllt, als sie auf dem Weg zurück an dem kleinen Krater vorbeikamen.

Der Ordoner erwiderte nur mit einem verlegenen Grinsen: „Na ja, auf Stärke allein kommt es aber nicht an. Das hat man ja deutlich bei uns gemerkt.“

Die beiden Helden machten sich nach Ende des Kampfes auf den Rückweg. Doch da sie nach und nach ihre ganzen Kampfutensilien verloren hatten, durchstreiften sie noch gemütlich den Wald, um die verlorengegangenen Schwerter und Schilder wieder aufzulesen. Da natürlich alle beide von der Anstrengung nass geschwitzt waren, zogen sie sich oben herum ganz aus und trugen nun ihre Kleidung auf den Schultern mit sich herum.

Während sie auf dem Weg nach Hause waren, unterhielten sie sich über den vorangegangenen Kampf.

„Ich muss dir wirklich meine Bewunderung aussprechen. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so flink und wendig ist wie du. Ich konnte manchmal gar nicht mit deiner Schnelligkeit mithalten.“

„Dafür schlägst du immer dann zu, wenn man es am wenigsten erwartet. Es ist ganz schön schwer deine Bewegungen vorauszusehen.“

„Das musst du gerade sagen…“

Verwundert sah der legendäre Held zur seinem einheimischen Kameraden.

„Du hast die ganze Zeit irgendwelche Sachen gemacht, die ich überhaupt nicht erwartet hätte. Zum Beispiel als du zwischen meinen Beinen durchgerutscht bist oder mich am Schluss einfach überrollt hast. Ich muss schon sagen, das ist ein ungewöhnlicher Kampfstil.“

Verlegen schaute der hellblonde Krieger zur Seite und kratzte sich dabei mit dem Finger an der Wange.

„Ach na ja, man muss halt seine Chancen nutzen wenn man sie bekommt, oder?“

Nun war es der Ordoner, der verwundert nach rechts zu seinem Pendant schaute. Nachdem auch diese Worte in seinem Herzen angelangt waren, lächelte er sanft.

„Ja, du hast Recht.“

Die Sonne stand bereits im Zenit als die jungen Helden wieder am Haus ankamen. Nachdem sie ihre verschwitzte Kleidung in eine hölzerne Wäschewanne geworfen hatten, gingen sich die Hylianer nacheinander waschen.

Der einheimische Krieger fing nach seinem Waschgang schon an zu kochen, als sein Ebenbild noch ziemlich lange unter der Dusche stand. Etwa eine viertel Stunde später, ließ er sich in frischen, sauberen Klamotten erleichtert seufzend am Tisch nieder.

„Mensch ich hab jetzt richtig Kohldampf. Ich hoffe du hast noch genug zum Essen da.“

Mit einem Grinsen wandte sich seine Reinkarnation um.

„Keine Sorge, ich habe extra eine doppelte Portion gekocht. Um ehrlich zu sein, hängt mir der Magen nämlich auch schon in den Kniekehlen.“

Damit wandte sich der dunkelblonde Kämpfer wieder der Küche zu. Es herrschte einige Minuten lang Stille, sodass der Held der Zeit seinen eigenen Gedanken nachhängen konnte. Er dachte daran, wie gut es ihm hier doch ging. Sein Ebenbild kümmerte sich und war nett zu ihm. Obwohl er ihm eigentlich nichts als Arbeit einbrachte. Link war ein wenig im Zweifel darüber, ob es seinem älteren Gefährten wirklich nichts ausmachte, dass er ihm die ganze Zeit so auf der Tasche lag.

Als ob der Ordoner seine Gedanken gelesen hätte, sagte er plötzlich ganz unvermittelt: „Weißt du was? Ich koche wirklich total gerne für dich. Es macht mir einfach Spaß für dich mitzukochen, anstatt immer nur für mich alleine.“

Mit einem liebevollen Lächeln drehte der Kettenhemdträger den Kopf zur Seite.

„Ich genieße deine Gesellschaft wirklich sehr.“

Im ersten Moment war sein jüngeres Ebenbild sprachlos. Er war über diesen offenen Ausspruch seines Kameraden sehr überrascht und gleichzeitig total erleichtert. Nachdem Link seufzend aufgeatmet hatte, antwortete er: „Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich unglaublich froh darüber. Ich hatte schon befürchtet, dass ich dir auf die Nerven gehe, da ich dich ja jetzt schon fast eine Woche jeden Tag beanspruche. Ähm, es tut mir auch leid, dass ich Zeldas Angebot einfach ausgeschlagen habe, ohne das vorher mit dir abgesprochen zu haben. Ich habe mich dir dadurch aufgedrängt…und weil ich inzwischen weiß, dass du zu höflich bist um Nein zu sagen, möchte ich mich bei dir entschuldigen.“

Erwartungsvoll wie mit einer Spur von Unsicherheit blickte der Held der Zeit zu seinem Pendant herüber. Doch der winkte nach diesem Satz nur ab.

„Ach was, mach dir nicht zu viele Gedanken darüber. Wie gesagt, ich habe mich sehr darüber gefreut, weil ich mit dir so viel Spaß habe wie schon lange nicht mehr. Ich finde es schön, dass wir in vielen Dingen auf der gleichen Wellenlänge sind. Du bist mir in diesen paar Tagen schon sehr ans Herz gewachsen. Deshalb macht es mir auch Spaß für dich zu kochen oder dir was von meiner Kleidung zu leihen.“

Der legendäre Held war fassungslos. Er merkte gar nicht, wie sich über die Worte seines Ebenbildes seine Wangen aufheizten. Link konnte im ersten Moment einfach nichts darauf erwidern, bis er nach einigen Minuten den ersten Satz sagte, der ihm in den Sinn kam.

„Du bist wirklich der höflichste Mensch den ich kenne.“

Der Ordoner blickte etwas verwundert über seine Schulter nach hinten, doch dann sprach er lächelnd: „Bei dir fällt es mir nicht schwer höflich zu sein.“

Damit wandte sich der einheimische Hylianer wieder seinem Kochtopf zu. Bis er das Essen auf den Tisch gestellt hatte, war sein Kampfgefährte auf der Bank mucksmäuschenstill geblieben. Erst als der hellblonde Kämpfer seinen gefüllten Teller vor sich stehen sah, murmelte er ein leises: „Danke.“

Etwas verdutzt beobachtete der Ältere seinen Gegenüber, der irgendwie ganz rot im Gesicht war und mit seinem schüchternen Blick am Holztisch klebte. Das war wohl ein Kompliment zu viel gewesen. Dabei musste der dunkelblonde Kämpfer wieder unwillkürlich über dieses Verhalten schmunzeln. Normalerweise war sein Pendant doch so forsch und vorwitzig, aber manchmal, in gewissen Situationen, wieder total schüchtern.

Um das Mundwerk seines Kameraden etwas zu lockern, sagte Link ganz unvermittelt: „Was hältst du davon, wenn ich dir morgen die Gerudowüste zeige?“
 

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Etwas zur Entstehung:

Ich hatte schon immer einen Kampf zwischen den beiden vor Augen. Wobei ich anfangs nicht wusste, wie ich den in die Story einbauen sollte. Es gibt ein Kampflied von Final Fantasy, bei dem sich mir der Kampf zwischen den Beiden direkt in meiner Phantasie abgespielt hat. Wie ein richtig guter Anime. ^.^-

Es war eine große Herausforderung für mich, da es gerademal die zweite Kampfszene ist, die ich in meinem Leben beschrieben hatte. Erstaunlicherweise ging das mir gut von der Hand und nach drei arbeitsintensiven Tagen stand das Kapitel schon! Außerdem war es eines von jenen, die ich tagelang im Kopf durchspielte und mir verschiedene Techniken ausdachte bzw. den Verlauf plante. Teilweise habe ich in meinem Zimmer irgendwelche Verrenkungen gemacht, als ich die Bewegungen der Links selbst nachgeahmt habe, um herauszufinden, wie ich das am besten beschreiben kann. Genauso habe ich fleißig die okkulten Künste des TP sowie die Techniken des OoT aus Soul Calibour und dem Spiel studiert. Ich wollte diese Auseinandersetzung so authentisch wie möglich gestalten und meinen Lesern auch den Gedanken entlocken „Cool, das kenn ich!“

Auch werdet ihr gemerkt haben, dass ich die Kampfstile der beiden Links ihrem jeweiligen Charakter angepasst habe. Ich hoffe, dass mir das gut gelungen ist.

In jedem Fall hoffe ich, dass ihr beim Lesen genauso viel Spaß hattet, wie ich beim Schreiben dieses Kapitels! ^__________^=

Legenden der Leidenschaft

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Mut zur Wahrheit

„Link du musst uns helfen! Die Ziegen sind ausgebrochen!!"

Diese Information kam im ersten Moment gar nicht bei dem Ordoner an, der wie zur Salzsäule erstarrt aus dem Fenster nach unten schaute. Obwohl ihm dieser Satz nur allzu vertraut war, kam er ihm in diesem Augenblick wie eine unwirkliche Realität vor. Als hätte Phrad ihm damit ein Steinchen an die Stirn geworfen und der einheimische Krieger wäre zu perplex darüber gewesen, dem auszuweichen.

„Link, hast du verstanden? Du musst dich beeilen, sie verwüsten das ganze Dorf!“

Jetzt erst realisierte der einheimische Hylianer diesen Umstand und reagierte entsprechend.

„Ja, ich komme sofort!“

Damit zog er den Kopf wieder zurück und wurde sich über seine eben getätigte Zusage bewusst. Ihm blieb jetzt nichts anderes übrig, als sich um die Ziegen zu kümmern. Der Ältere verzog das Gesicht, verzweifelt der Situation. Wie kam er dazu, einfach so zuzusagen? Er konnte doch jetzt nicht einfach abhauen und sein Ebenbild hier alleine lassen.

Sogleich wanderten die Augen des Kettenhemdträgers zu seinem Kameraden. Der Jüngere blickte ihn nur verdutzt und eine Spur fragend an.

So ein verdammter Mist!

Der dunkelblonde Kämpfer konnte einfach nicht glauben, in so eine missliche Lage geraten zu sein. Doch es half nichts, alles was er tun konnte war sich zu beeilen.

Aufgrund dessen ließ er sich neben sein kleineres Ebenbild nieder und sagte mit ernster, aber auch mit der Spur eines Flehens in der Stimme: „Ich bin sofort wieder da. Bitte warte hier auf mich.“

Damit stand der Ältere auf, flitzte die Leitern hinunter, griff hektisch nach dem Zaumzeug und versuchte in seine Schuhe zu schlüpfen, was ihm aber bei seiner ganzen inneren Aufregung wie Nervosität überhaupt nicht gelingen wollte. Nachdem Link ein paar Sekunden – die ihm wie endlose Stunden vorgekommen waren – mit seinen bockigen Schuhen kämpfte, siedete seine Geduld schneller als ihm lieb war. Schließlich ließ er resigniert die Stiefel stehen und lief stürmisch aus der Tür. Mit einem übermütigen Satz sprang er den kleinen Vorsprung vor seinem Haus herunter. Direkt fing er an sein Pferd erneut zu zäumen, wobei er auf das Satteln verzichtete. Das würde ihn nur zu viel Zeit kosten.

Nach nur wenigen Minuten schwang sich der Ordoner mit einem Satz auf den Rücken von Epona. Direkt gab er ihr die Sporen und galoppierte schon fast den Weg hinunter zum Dorf.

Warum? Warum ausgerechnet jetzt?!

Wie zur Antwort erblickten Ross und Reiter hinter der Biegung das erste mit blauem Fell überwachsene Gesicht der Ziege, welche dahinter lauerte. Doch diese ergriff sofort aufgeschreckt die Flucht, als sie die furchteinflößende Gestalt des riesigen Tieres mit dem lauten Hufgetrappel bemerkte.

Der dunkelblonde Hylianer blickte sich mit einem Anflug von Entsetzen um. So hatte er das Dorf noch nie gesehen. Kurz gesagt, es war das reinste Chaos.

Die sonst so friedlichen Häuser lagen nun wie zerrupftes Federvieh im Dunkel der Dämmerung. Das kleine, beschauliche Tal, durch dessen Herzstück ein größerer Bach friedlich hindurchzufließen pflegte, versank im Durcheinander. Aufgeschreckte, vor Verwirrung beherrschte Mienen, welche sich auf den Gesichtern der Dorfbewohner widerspiegelte, die sich mit Stöcken und Ackerwerkzeug zu wehren versuchten. Leider mehr als vergebens. Die Ziegen rannten aufgebracht um sie herum, jagten durch das Dorf und beobachteten nervös wie wachsam ihre Umgebung. Sie zertrampelten die Felder, wühlten mit ihren Nasen in der Erde nach Kohl, Möhren oder Kürbissen, während die meisten der kleinen Zicklein verängstigt hinter ihren Müttern Schutz suchten. Ein paar vorwitzige von ihnen jedoch, tanzten wortwörtlich aus der Reihe, indem sie es ihren Eltern gleichtaten und sich aufgedreht durch die weiche Erde wühlten. So manch übermütiges Jungtier wusste nicht wohin mit der überschüssigen Energie, sodass sie wild und frech mit den Ordonern hier und da scharmützelten.

Link brauchte nicht lange, um sich einen gewissen Überblick zu verschaffen. Er bemerkte, dass die meisten Dorfbewohner sich in ihren Häusern verbarrikadiert hatten. Nur wenn die Ziegen an ihr Hab und Gut wollten, trauten sie sich hinaus. Ist vielleicht auch besser so., dachte sich der Hylianer. Das würde ihm die Arbeit erleichtern. Außerdem könnte so ganz leicht vermieden werden, dass die Tiere und die Dorfbewohner sich gegenseitig verrückt machten.

Nachdem seine himmelblauen Augen – derweilen von höchster Konzentration beseelt – über das Chaos schweiften, legte sich derzeit in seinem Kopf ganz von selbst ein Plan zurecht. Aus den Augenwinkeln erfasste er Phrad, der gerade aus der Haustür trat, mit einer Mistgabel in der Hand.

Gut, dann werde ich ihn mal gleich zur Verantwortung rufen.

Der wollte sich schon genauso unkontrolliert in das Getümmel stürzen, da zuckte er nach einem lauten Pfiff seitens des dunkelblonden Kämpfers zusammen. Verdutzt drehte er den Kopf, da winkte ihn der Hylianer her und zeigte mit dem Finger auf eine Stelle neben sich. Verwundert über diese Geste kam der Junggeselle Ordons angerannt.

„Was ist los?“, fragte Phrad ungeduldig, „Wir haben keine Zeit! Wir müssen-“

„Ich weiß.“, schnitt ihm Link das Wort ab, „Ich habe mir schon einen Überblick verschafft. Du musst hier stehen bleiben und den Ortsausgang bewachen. Es darf keine Ziege hier vorbeikommen, klar?“

Der herrische wie bestimmende Ton den Link anschlug, verfehlte seine Wirkung nicht. Da Phrad das eigentlich überhaupt nicht von seinem Kameraden gewöhnt war, schüchterte es ihn mehr ein als Link vielleicht beabsichtigte.

Aus diesem Grund kuschte der Ziegenherr unter der Anweisung seines Hirten rasch, platzierte sich mit zitternden Fingern vor dem Ausgang und betete, dass ihn seine Tiere nicht zertrampeln mögen, denn irgendwie kam er sich wie eine Zielscheibe vor.

Link derweil scheuchte schon die beiden Ziegen, welche sich hinter dem Laden versteckten, hervor und trieb sie mit Eponas warnendem Hufgetrampel in Richtung der kleinen Brücke. Phrad machte mit einem erschrickten Schrei einen Satz nach hinten, als die Tiere an ihm vorbeiliefen.

Die Augenbrauen leicht zweifelnd hochgezogen blickte der Hylianer zu seinem Kollegen hinunter.

„Keine kommt hier durch, klar?“

Als ob sein Freund gerade das Todesurteil über ihn gesprochen hätte, schluckte Phrad schwer, nickte aber. Währenddessen wartete Link die Antwort seines Kollegen nicht ab, sondern trabte direkt mit Epona weiter.

Nach und nach scheuchte der Held – von seinem eingesessenem Treiberruf unterstützt – die herumlungernden Ziegen vor dem Haus ihres eigentlichen Herrn sowie Jene schon fast tollwütige, die auf der anderen Seite den Acker umwühlten, weiter in Richtung der Weide. Denn wären sie erst einmal dort, wäre der Rest ein Kinderspiel.

Als ob dies das Stichwort gewesen wäre, empfing Link plötzlich lautes Geplärre, welches seinen Ursprung von dem hohen Felsvorsprung zu haben schien.

„Los Link zeig es ihnen!“

„Ja! Lass dir nicht auf der Nase rumtanzen!“

„Du schaffst es!“

Der Hylianer beachtete die Kinder im ersten Moment nicht, doch bevor er den Ziegen nachsetzte - welche nun in die gewünschte Richtung liefen – versetzte er ihnen noch einen scharfen Seitenblick.

Das müsste genügen., dachte sich der Held in dem Augenblick danach und erschrak nun doch ein wenig selbst über diese Gereiztheit, die er an den Tag legte. Um dem jungen Mann nochmal den Grund vor Augen aufzuführen, rief irgendetwas in ihm das Bild des Jüngeren ins Gedächtnis. Das besserte seine Laune keineswegs. Nur das Link entschlossen schnaubte, ehe er Epona nochmals die Sporen gab.

Bevor der dunkelblonde Ordoner über die Brücke trabte, sah er eine kleine Gruppe der ausgebrochenen Tiere die aus der Richtung von Moes Haus auf ihn zukamen. Aufgrund dessen machte sich der Hylianer mit Epona breit. Um die Ziegen über die Brücke auf den Weg zur Weide zu führen und damit sie nicht einfach an ihm vorbeiliefen, vollführte er mit der Hilfe seines Pferdes ein warnendes Manöver. Dieses bestand aus einem kleinen Satz, den Epona reflexartig nach vorne machte, um die schreckhaften Ziegen in die richtige Richtung zu leiten, was auch wunderbar funktionierte.

Als sie passiert waren, erblickte der Held seinen ehemaligen Mentor – der augenscheinlich der Grund für die entgegenkommenden Ziegen war – dankend an.

Moe grinste und rief ihm zu: „Hier hinten ist alles sauber von den Viechern!“

Der Hylianer wollte schon ein „Danke!“ zurückrufen, da vernahm er von der anderen Seite des Baches noch eine weitere Stimme.

„Hey Link! Hier ist auch alles okay! Jetzt musst du nur noch auf die Weide!“

Der Angesprochene wandte sich leicht überrascht um. Es war der Bürgermeister, welcher schon die Äcker von Gront und Bakka, den Mühlleuten im Dorf, von den Tieren befreit hatte. Das vorgenannte Ehepaar stand nur keuchend wie verschwitzt, abgestützt auf Umgrabschaufeln hinter Boro, der zwar genauso fertig, aber auch zufrieden grinsend neben der Brücke stand.

„Alles klar!“, erwiderte der Hylianer dankend. Als er aber nun über die Brücke im Herzen Ordons ritt, war er gedanklich mit einem Schlag ganz woanders. Vielleicht, weil der Rest ja – wie gesagt – ein Kinderspiel werden würde, bei dem er seiner Gewohnheit die Zügel überlassen konnte. Als ob sich seine Gedanken jetzt lieber mit einem anderen, speziellen Thema befassen wollten.

Auf dem Pfad, welcher von hohen Felskanten eingeschlossen war, hoch zur Weide kam ihm ein übermütiges Trio der ungestümen Tiere wieder entgegen. Sie rissen den Kettenhemdträger wieder in die Realität und Link reagierte entsprechend darauf. Er zog die Zügel an. Gleichzeitig verstärkte er auf beiden Seiten den Druck seiner Waden. Epona gehorchte diesem stummen Befehl sofort, indem sie mit den Hinterbeinen abbremste und bedrohlich vorne in die Höhe ging. Als sie schließlich donnernd mit ihren Hufen aufschlug, bekamen es die Ziegen mit der Angst zu tun. Nur wenige Meter vor dem eingespielten Duo bremsten sie ab, um wieder kehrt Marsch auf die Weide zu laufen. Der größere Hylianer verschwendete keine Zeit und setzte ihnen nach.

Der Weg führte geradewegs auf eine große Wiese. Die natürliche Umzäunung lag in den hohen Bergen um sie herum. Auf der rechten Seite fand der Holzstall seinen Platz, bei dem die Tür etwas aus den Angeln hing. Nachdem Pferd und Reiter das lädierte Tor zur Weide passierten, hörte Link nur noch wie es scheppernd an den Pfosten mit dem Schloss schlug.

Verwundert wandte sich der Hylianer um und erblickte Moe, der ihm augenscheinlich gefolgt war.

„Ich pass auf, dass keine mehr hinunter ins Dorf läuft!“, rief dieser hinter dem Gatter seinem Schwertkollegen zu. Link nickte knapp und beschäftigte sich wieder damit, sich einen Überblick zu verschaffen. Manche der Tiere hatten sich schon etwas beruhigt, weshalb sie nur langsam über das Gras trotteten. Nur vereinzelt junge Ziegen trollten noch übermütig herum, als ob sie zu wenig Auslauf bekommen hätten.

„Los Epona,“, sprach der einheimische Krieger sachlich, „beeilen wir uns. Dein Herrchen hat noch was zu erledigen.“

Nach einem wilden Schnauben seitens des Pferdes gingen die Beiden schon fast routinemäßig an die Sache ran. Während Link zuerst die Ziegen am Rande der Weide weiter in die Mitte trieb, schweiften seine Gedanken vollständig ab.

Er erinnerte sich nochmal an die Sache, die kurz zuvor in seinem Haus passiert war. Er hatte zwar noch nie mit einem Mädchen geschlafen, aber trotzdem – und das wurde dem Ordoner erst in diesem Moment richtig bewusst – musste es sowas Ähnliches gewesen sein.

Der dunkelblonde Hylianer biss sich auf die Unterlippe. Wie konnte er nur so weit gehen? War das wirklich alles dieses Gefühl in ihm schuld?

Als ob ihm sein Bauch eine Antwort darauf geben wollte, zuckten Bilder ihres zärtlichen Kusses in der Gerudowüste vor sein inneres Auge. Sogleich folgte erneut diese wohlige Wärme, welche sein Herz umschloss. Diese Emotion war so schön und gleichzeitig so aufregend, dass es selbst dem Älteren nicht gelungen war sie im Zaum zu halten. Sie hatte ihn soweit getrieben, bis er schließlich…

Die Augen des Kettenhemdträgers weiteten sich plötzlich und er erstarrte innerlich, als ihm eine Tatsache klar wurde.

Ich…ich habe ihn…ich habe ihn vergewaltigt!

Die tierischen Laute der Ziege, die just in diesem Moment dem Eintreibmanöver des Größeren entgangen war, klangen wie ein belustigtes Lachen, als sie an Epona vorbeilief. Das Pferd wollte schon hinterher, doch es schien als wäre ihr Herrchen nicht ganz bei der Sache, denn der blickte vollkommen entsetzt nach vorne.

Was hatte er da nur seinem Ebenbild angetan? Sein jüngeres Pendant war doch gerade mal 16 Jahre alt.

Nein eigentlich … ist er erst 9.

Immerhin hatte der legendäre Held einen siebenjährigen Schlaf hinter sich, in der er seine ganze Pubertät verpasst hatte. Wann hätte er das denn nachholen sollen, wenn er ständig hinter Ganondorf her war? Wahrscheinlich wusste er noch nicht einmal richtig, was sie eigentlich gemacht haben.

Dem Ordoner wurde schlecht, als ihm klar wurde, dass er die Unschuld seines Gefährten schändlich missbraucht hatte. Er war nur seinen Trieben gefolgt, ohne überhaupt darüber nachzudenken, wie sich sein Ebenbild dabei fühlte.

Er ist doch noch fast ein Kind…

Doch Link zwang sich erst mal zur Ruhe. Es brachte jetzt überhaupt nichts, wenn er sich weiter von diesen konfusen Gedanken beherrschen ließ. Der junge Mann atmete einmal tief ein.

Tatsache war, dass sein kleineres Ebenbild den Kuss erwiderte und auch keinen einzigen Ton des Nichtwollens verlauten ließ. Ganz im Gegenteil. Das erregende Keuchen hörte der einheimische Kämpfer auch jetzt noch.

Bei dem Gedanken daran schlich sich ein sanftes Glühen auf die Wangen des Kettenhemdträgers. Und es wurde ihm einmal mehr bewusst, dass er wirklich was von seinem Pendant wollte. Etwas, dass weit über Brüderlichkeit oder Freundschaft hinausging. Jedoch zweifelte Link stark daran, dass es dem Jüngeren auch so ging. Schließlich hatte er ihn mehr oder weniger überfallen.

Der Ordoner atmete entschlossen aus. Er musste diese Sache bereinigen. Er musste endlich seinem Kameraden offenbaren, was er fühlte. Auch wenn er vielleicht im Begriff war, alles zu verlieren. Das war er ihm schuldig.

Erneut flitzte eine Ziege wegen eines verpatzten Manövers des größeren Hylianers an den Beiden vorbei. Verdrießlich schaute der junge Mann dem Tier hinterher, bis er schließlich sein Pferd herumlenkte und mit lauter Stimme sprach: „Jetzt reicht es. Los Epona, wir lassen uns doch nicht auf der Nase rumtanzen. Ich hab immerhin noch was zu erledigen!“

Voller Tatendrang jagte Link den aufgebrachten Ziegen hinterher.
 

Währenddessen saß der Jüngere nach dem Verschwinden seiner Reinkarnation einige Minuten stumm auf dem Bett und guckte vollkommen gedankenlos Löcher in die Luft. Dann erst realisierte der hellblonde Kämpfer die Abwesenheit seines Gefährten.

Langsam fing er an, über das was alles in dieser kurzen Zeit passiert war, nachzudenken. Als Erstes schossen ihm natürlich Bilder ihres intimen Abenteuers in den Kopf. Wie er sich in den Schultern seines Ebenbildes festgekrallt, seine brennenden Lenden gegen die des Älteren gedrückt und mehr als laut gestöhnt hatte.

Dabei stieg Link die Röte ins Gesicht und verlegen fixierte er den Boden.

Er wusste zwar nicht genau, was sie da eigentlich zusammen erlebt hatten, aber der legendäre Held zog für sich einen Schluss.

Es war zwar peinlich … aber auch schön.

Diese innige Nähe zu seiner Reinkarnation, dieser zärtliche Kuss und diese aufregenden Gefühle in ihm. Das alles war dem Helden der Zeit fremd, aber er konnte nichts Schlechtes daran finden. Es war ihm auch zu keinem Zeitpunkt unangenehm gewesen.

Der hellblonde Krieger gestand es sich ein.

Das…das würde ich eigentlich gerne nochmal machen…

Irgendwie hatte der Jüngere in keiner Sekunde daran gezweifelt oder gar Angst, dass der Ordoner etwas tat, was er nicht wollte. Der Held der Zeit fühlte – wie schon einige Male zuvor – fast endloses Vertrauen und Verbundenheit zu seinem Kampfgefährten..

Nun kam ihm wieder das Bild seiner Reinkarnation in den Sinn. Dabei dachte er daran, was er ihm zuletzt sagte.

„Ich bin sofort wieder da. Bitte warte hier auf mich.“

Gerade eben konnte der legendäre Held zum ersten Mal einen Hauch von Verzweiflung in der Stimme seines Pendants heraushören, was sich auch in dessen himmelblauen Augen wiederspiegelte. Er wusste gar nicht den Grund dafür. Genauso wie sein Verhalten davor. Der Jüngere erinnerte sich an das unsichere Stammeln seines Kameraden. Es war das erste Mal, dass Link ihn nicht selbstbewusst hatte reden hören. Wie zu dem Zeitpunkt, als der Ordoner die Leitern hochgestiegen war. Dem hellblonden Hylianer wurde jetzt erst richtig klar, dass sein Kampfgefährte ihn zeitweise noch nicht einmal richtig anschauen konnte.

Das verwirrte ihn, denn eigentlich kannte er das nur von sich selbst.

Was war das nur, dass den Älteren vor ihm so aus der Fassung brachte? Das selbst er nicht wusste sich auszudrücken?

Der hellblonde Kämpfer erinnerte sich zurück und bemerkte, dass das Verhalten seines Kameraden erst nach dem Kuss umgeschlagen hatte – den er sich ja auch ebenso wenig erklären konnte.

Es muss etwas sehr Wichtiges sein.

Aber was hatte der einheimische Krieger ihm schon Wichtiges zu sagen? Link kam auf keinen grünen Zweig. Er rief sich nochmals genau die Worte seiner Reinkarnation in Erinnerung.

„Ich habe dich wirklich in diesen Tagen sehr mögen gelernt. Wir haben schon viel zusammen erlebt und sind gute Freunde geworden. Aber heute Abend habe ich gemerkt, dass ich für dich mehr empfinde als nur Freundschaft.“

Der Held der Zeit stutzte kurz. Was meinte der Einheimische damit? Waren sie denn nicht sehr gute Freunde?

Nein, es muss etwas anderes sein…

Link dachte weiter nach.

„In mir ist so eine starke Wärme, wie ich es noch nie für jemanden gefühlt habe. Ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll.“

Der legendäre Kämpfer verzog angestrengt das Gesicht. Worauf wollte seine Reinkarnation nur hinaus?

„…es ist einfach so, dass ich…ich…“

Die Gedanken des legendären Helden kreisten einige Sekunden um diesen Satz. Worin bestand dessen Sinn? Um besser auf des Rätsels Lösung zu kommen, schloss Link die Augen und versetzte sich just nochmal zurück in jene besagte Situation. Da hatte sein Ebenbild neben ihm gesessen, vollkommen von der Rolle, nervös und unsicher. Mehr als untypisch für den Ordoner. Teilweise wandte er den Blick ab, rang nach Worten, stammelte sogar etwas. Dann schaute er ihn an, mit einem Blick, so aufgewühlt, verletzlich und voller Gefühl, wie er den Jüngeren noch nie angesehen hatte.

„…es ist einfach so, dass ich…ich…“

Plötzlich wurde es dem hellblonden Hylianer klar. Wie ein grüner Rubin, der in seinem Innern klirrend auf den Boden fiel. Seine saphirblauen Augen weiteten sich mit einer Mischung vor Entsetzen und Erstaunen.

Er…er liebt mich…?!

Ohne Vorwarnung ging die Tür unten im Haus knarzend auf und jemand trat ein.
 

Keuchend stand der Ordoner vor seiner Haustür und stützte sich mit einer Hand ab. Jetzt war er endlich wieder da wo er hingehörte.

Ich muss mich erst mal beruhigen…

Das war auch durchaus angebracht, da ihn diesmal die Ziegen fast in den Wahnsinn getrieben hatten. Aber es war auch seine eigene Schuld. Immer war er von seinen Gedanken abgelenkt, sodass ihm mehrmals die Tiere entwischten. Dieser Umstand fiel natürlich auch Moe auf, der sich am Ende – ohne ein Wort darüber zu verlieren – für seine Hilfe bedankte.

Doch der einheimische Hylianer war in diesem Fall nur kommentarlos vorbeigeritten. Lediglich ein knappes Nicken hatte er noch zustande gebracht. Genauso wie an den anderen Dorfbewohnern und vor allen Dingen an Ilya, die ihn beglückwünschte. Diese Dinge waren im Augenblick einfach zweitrangig.

Inzwischen hatte sich der schnelle Atem des Kettenhemdträgers wieder normalisiert. Gefasst legte er die Hand an den Knauf, machte die Tür auf und trat ein. Vorsichtig lugte er hinauf, um zu prüfen, ob der Andere ihn bereits erwartete.

Doch erst als Link das Zaumzeug wieder an seinen Platz hing, sah er aus den Augenwinkeln, wie sein Kamerad von oben herunterschaute. Der Ordoner erwiderte den Blick und meinte vollkommen banal: „Also, die Ziegen sind jetzt wieder im Stall.“

Es dauerte einen Augenblick bis der legendäre Held darauf antwortete: „Ah, gut.“

Nur eine Sekunde später zog er auch schon den Kopf wieder zurück.

Daraufhin wandte der größere Hylianer das Gesicht verzweifelt wieder nach unten.

Oh je…was soll das nur werden…?

Link rechnete mit dem Schlimmsten, sodass ihn wieder sein ganzer Mut verließ. Aus diesem Grund ging er zur Küche, nahm sich einen Becher, schüttete sich Wasser ein und kippte die Flüssigkeit in einem Rutsch komplett runter.

Der Kettenhemdträger erhoffte sich dadurch wieder etwas mehr Mut, was sogar tatsächlich ansatzweise funktionierte. Nach einem kurzen Räuspern, drehte er sich entschlossen um und kletterte die Leitern ein zweites Mal an diesem Abend hinauf. Oben angelangt fand er sein Ebenbild auf der Bettkante sitzend vor. Langsam ließ er sich neben ihn nieder, drehte sich zu seinem kleineren Kameraden hin und sah ihn an. Der Held der Zeit schaffte es – und nach seiner Schlussfolgerung erst Recht - nicht, seine Reinkarnation direkt anzuschauen. Seine Schüchternheit ließ lediglich ein verlegenes Blinzeln zu.

„Link,“, begann der Ordoner sein Geständnis von Neuem, „was ich dir gerade eben versucht habe zu erklären. Es ist so, du bist mir in den letzten Tagen sehr wichtig geworden. Wichtiger als irgendjemand zuvor. Wir hatten so viel Spaß zusammen und zum ersten Mal habe ich mich von jemandem verstanden gefühlt. Es ist nicht gelogen, wenn ich sage, dass dies die schönste Zeit meines Lebens war, aber…“

Der Held der Zeit blickte unwillkürlich ganz auf. Er hielt dem festen Blick seiner Reinkarnation stand, als dieser nach einer kurzen Atempause weitersprach.

„Aber meine Gefühle haben sich verändert. Ohne es selbst mitzubekommen, bist du für mich auf eine ganz andere Art und Weise wichtig geworden. Um dir die Wahrheit zu sagen, ich…“

Der Ältere stockte nochmals kurz und sammelte all seinen Mut.

„Ich liebe dich.“

Nach diesem Ausspruch wurde es ganz still. Die jungen Männer sahen sich weiterhin an, während sich die saphirblauen Augen des legendären Helden vor Erstaunen weiteten. Er hatte das zwar schon geahnt, doch die Überraschung stand ihm trotz allem ins Gesicht geschrieben.

Dem konnte nun der Kettenhemdträger nicht länger stand halten, sodass er sich wieder gerade hinsetzte und den Blick nach vorne richtete. Noch etwas stammelnd fügte er hinzu: „Ich…ich wollte nur das du das weißt. Damit möchte ich dich aber keinesfalls unter Druck setzen oder so. Es bedeutet nicht, dass sich für dich etwas an unserer Freundschaft ändert. Wenn du willst bleibt alles beim Alten, auch wenn sich meine Gefühle geändert haben.“

Nach diesen Worten verfiel der Ordoner in totales Schweigen. Er hatte alles gesagt, was es zu sagen galt. Jetzt konnte er nur abwarten und hoffen.

Der hellblonde Hylianer musste das erst einmal in sich sacken lassen. Danach dachte er über ihre Beziehung zueinander nach. Nie hatte er jemanden getroffen, mit dem er so viele schöne Abenteuer erlebte. Dem kleineren Hylianer wurde klar, dass sein älteres Ebenbild sich ständig fürsorglich verhielt. Es war selbstverständlich gewesen ihn aufzunehmen, ihn zu unterhalten, ihn in seinem eigenen Bett schlafen zu lassen, ohne dafür auch nur die geringste Gegenleistung zu verlangen. Obwohl sie einander eigentlich völlig fremd waren, hatte er ihm von Anfang an geholfen, ihm sogar das Leben gerettet. Auch jetzt in dieser Situation war seine Reinkarnation bereit, seine Gefühle nur für ihn zurückzuhalten.

Der Held der Zeit ließ die vergangene Woche vor seinem geistigen Auge nochmals revue passieren und dabei wurde es ihm immer klarer. Die ganze Zeit über hatte er sich von dem Anderen verstanden und geborgen gefühlt. Mit der Zeit hatte sich ein Gefühl der Verbundenheit in dem Jüngeren entwickelt, welches immer stärker geworden war. Der Kuss an dem heutigen Abend, war der Auslöser für seine liebevollen Gefühle seinem Ebenbild gegenüber gewesen, die in ihm geschlummert hatten. In ihm wurden Empfindungen hervorgerufen, von denen der legendäre Held niemals gedacht hätte, so etwas überhaupt in sich zu haben.

Ich glaube…ich…

Der Andere war für ihn etwas Besonderes geworden, das wusste er nun. Link spürte, dass er dem Ordoner uneingeschränktes Vertrauen schenken konnte. Genauso wurde ihm klar, dass seine Reinkarnation alles für ihn tun würde. Wenn er es so wollte, sogar seine Gefühle unterdrücken.

Link fasste einen Entschluss.

Sein Ebenbild war ihm mit aufrichtiger Ehrlichkeit begegnet und das wollte er auch tun.

Sachte hob der hellblonde Kämpfer die Hand und legte sie vorsichtig auf die des Kettenhemdträgers. Als dieser die zärtliche Berührung wahrnahm, sah er seinen Kameraden verwundert an.

Im ersten Moment schaute der kleinere Hylianer wieder verlegen zur Seite, doch dann hob er den Kopf erneut, sah seine Reinkarnation fest an und nahm Luft.

„Ich…ich habe noch nicht so viel Ahnung von diesen Sachen. Ich weiß auch nicht genau, was da heute Abend passiert ist, aber…“

Link stockte für einen Augenblick, der dem erwartungsvoll, gespannten, dunkelblonden Hylianer endlos vorkam, doch dann erhob sich seine Stimme erneut, wenn auch nur zu einem Flüstern.

„Ich fühle genauso wie du.“

Stille legte sich über das Geschehen. Der Ältere konnte kaum glauben, was er da hörte. Seine Überraschung musste ihm wohl ins Gesicht geschrieben stehen, denn der Held der Zeit wandte den Blick verlegen nach unten.

Erst nach einigen Augenblicken verstand der Ordoner, was ihm sein kleineres Pendant damit sagen wollte und es rührte ihn zutiefst. Auch als er das schüchterne Verhalten seines Ebenbildes wahrnahm, spürte er diese große Welle der Wärme in ihm, welche nur noch stärker geworden war. Link fühlte sich intensiver wie nie zuvor zu dem Anderen hingezogen. Mit einem ansatzweisen Lächeln umfasste er die Hand seines Freundes und drückte sie. Vorsichtig näherte er sich seinem Freund, hielt nur einen Luftzug vor seinem Gesicht inne. Den sanften Atem auf den Wangen spürend, blickte der legendäre Held rasch auf. Zuerst verwundert, doch dann erfüllt von tiefem Vertrauen, öffnete der Jüngere unbewusst die Tore seiner Seele.

Nachdem der himmelblaue Lapis Lazuli dem meeresblauen Saphir daraufhin einen warmherzigen Blick schenkte, küsste der Größere von ihnen sein Ebenbild ein letztes Mal an diesem Abend, erfüllt von einer unendlichen Zärtlichkeit.

Ghostbusters

Schwer wie ein Stein lag der Ordoner im Bett. Die lähmende Schwärze der Müdigkeit sackte langsam aus seinem Kopf. Die Augen weiterhin geschlossen, tauchte Link langsam aus dem See seiner Traumwelt auf in die strahlende Realität.

Die Sinne des einheimischen Hylianers schärften sich zunehmend, als sich die Dunkelheit vor seinen Augen verzog.

Die Sonne geht auf…

Eigentlich war das das Zeichen, woraufhin der Kettenhemdträger Morgen für Morgen seinen Tag begann. Doch diesmal konnte dieser natürliche Wecker den Helden nicht aus dem Bett ziehen. Er öffnete noch nicht einmal die Augen, als er mit einem ansatzweisen Lächeln für sich beschloss, noch etwas liegen zu bleiben. Es gab zwar keinen besonderen Grund dafür und der dunkelblonde Kämpfer wusste auch nicht wieso, aber ihm war danach einfach noch ein wenig länger in den weichen Federn seines Bettes zu versinken.

hmmm…moment mal…in meinem Bett? Wieso liege ich in meinem Bett?!

Plötzlich war Link hellwach. Schlagartig öffnete der Hylianer die Augen. Er blickte geradewegs an den Deckenbalken über sich durch den sanften Sonnenstrahl hindurch, der seinen Einlass durch das blattförmige Fenster fand. Dadurch bemerkte der ältere Krieger erst, dass er auf dem Rücken lag. Anhand seiner Sichtweise war es nun glasklar, dass er sich wirklich in seinem Bett befand.

Aber warum?

Denn in der ganzen vergangenen Woche hatte er doch seine Nächte immer in der Hängematte verbracht. Der Ziegentreiber wusste auch ganz genau weshalb. Wo sollte sein jüngeres Ebenbild schlafen, wenn er sein Bett benutzte?

Genau, Link schläft immer in meinem Bett., dachte der einheimische Hylianer sachlich.

Doch die alles entscheidende Frage stellte sich dem dunkelblonden Kämpfer erst nach einigen Sekunden, bis sein Kopf die Widersprüche realisierte. Die himmelblauen Augen des Älteren weiteten sich vor Entsetzen und sein Magen wurde schwer wie Blei.

Was habe ich dann hier zu suchen?, fragte er sich - bemühend um Selbstkontrolle - gedanklich selbst.

Erst einen Moment später fühlte er eine zärtliche Wärme an seiner Seite. Überrascht drehte Link den Kopf nach rechts und schaute geradewegs in das friedlich schlafende Gesicht seines Gefährten. Der hellblonde Kämpfer lag auf der Seite, ganz nah an dem Anderen und umklammerte mit einer seiner Hände den Ärmel seines Pendants. Dabei wärmte sein Lufthauch bei jedem Ausatmen die Schulter seiner Reinkarnation auf.

In dieser Zeitsekunde, die kaum länger als ein Herzschlag dauerte, zauberte die unschuldige Friedlichkeit des legendären Helden ein sanftes Lächeln auf das Gesicht des Ordoners.

Doch während der hellblaue Lapis Lazuli noch auf der ruhigen Miene verweilte, durchzuckten seine Gedanken Erinnerungsblitze des gestrigen Abends.

Den Anfang bildete ihr Kuss in der Gerudowüste. Einen Pulsschlag später schon stand der einheimische Hylianer mit dem kleineren Kämpfer vor dem Bett. Im nächsten Moment hörte er erneut dessen ungebremstes Keuchen in seinem Ohr.

Schlagartig setzte sich Link auf. Mit absolut senkrechtem Rückgrat starrte er mit geweiteten Augen wie zur Salzsäule verhärtet an die gegenüberliegende Wand. Er war noch zu sehr von sich selbst erschrocken. Niemals hätte der Ordoner es für möglich gehalten, dass er in eine Situation kommen würde, die ihm jegliche Selbstkontrolle stahl und ihm im Endeffekt sehr peinlich wäre.

Doch irgendwie kamen dem dunkelblonden Krieger diese Gedankengänge bekannt vor. Einen Moment später wusste er auch warum. So ähnlich waren sie ihm schon am Vorabend durch den Kopf gegeistert.

Schließlich vollendeten sich die Erinnerungen des Älteren zu einem Ganzen.

Er hörte sich selbst noch unruhig stammeln, sah die überraschten, saphirblauen Augen und spürte ganz genau die Nervosität, die seinen Puls gestern zum Rasen brachte.

Und dann fühlte er die warmen, liebevollen Worte die sein Herz umschlossen.

...ich fühle genauso wie du.

Erst in diesem Augenblick wurde dem einheimischen Kämpfer die Bedeutung dieser Worte vollends bewusst. Gleichzeitig rieselte die Starre seines Körpers wie Salz an ihm herab. Langsam drehte er seine Brust zur Seite und blickte zu dem schlafenden, legendären Helden in seinem Bett hinab. Immer noch friedlich atmend, der Mund leicht geöffnet und der Gesichtsausdruck von kindlicher Unschuld beseelt.

Dieser Anblick zog den Ordoner unwillkürlich wieder in seinen Bann. Währenddessen purzelten noch ein paar Erinnerungen in seinen Kopf. Sie erzählten ihm nochmal, was nach ihrem gegenseitigen Geständnis passiert war.

Wir hatten noch gar nichts gegessen…

Damit fing es an…
 

Der Magen des Helden der Zeit knurrte und schüttelte somit die jungen Männer aus ihrem liebevollen Blickkontakt heraus.

Als Link merkte, dass dieses laute, ziehende Geräusch von seinem Körper verursacht wurde, stieg ihm direkt wieder die Schamesröte ins Gesicht. Verlegen wie wortlos schaute er nach unten und legte automatisch die Hand auf seinen Bauch.

Nach der ersten Sekunde der Verwunderung, formten die Mundwinkel des Ordoners wie von selbst ein verständnisvolles Lächeln.

„Entschuldige, ich mach uns schnell noch was.“

Ohne dass der legendäre Kämpfer etwas darauf erwidern konnte, stand seine Reinkarnation auf und kletterte die Leitern hinunter.

Erst als der strohblonde Hylianer schon unten am Tisch saß und leicht verlegen den ersten Bissen tätigte, murmelte er ein leises „Danke.“

Nachdem sich die Augen des größeren Kriegers vorsichtig seinem Freund zuwandten, lächelte er schwach. Der restliche Gang des Abendmahls verlief sehr ruhig. Keiner von beiden fühlte sich mutig genug das Wort zu ergreifen und über ganz alltägliche Dinge zu plaudern. So, als ob nichts geschehen wäre. Vereinzelt wurde vorsichtig ein Blick erhoben, der aber sofort wieder abdriftete, wenn ihm zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Vollkommen unspektakulär sowie noch ungewöhnlich zügig ging diese Prozedur vorüber.

Link schien es, als ob sein dunkelblondes Ebenbild schon wenige Minuten nach Beginn wieder den Tisch abräumte. Genauso unwirklich kam ihm der darauffolgende, abendliche Waschgang vor dem Schlafengehen vor. Irgendwie war alles so anders wie bisher. Erst als der Held der Zeit an der Leiter stand, im Inbegriff diese gerade hinaufzusteigen, und das freundliche „Gute Nacht.“ seines Pendants hörte, erwachte er aus seiner Trance. Seine Reinkarnation machte sich auf den Weg zur Hängematte. Überrascht drehte sich der Jüngere um, erhaschte noch gerade den liebevollen Blick der himmlischen Augen, bevor sie sich abwandten.

Wie aus Reflex griff der legendäre Kämpfer nach der anderen Hand, die nur einen halben Meter von ihm entfernt war. Verwundert drehte sich der hellblaue Lapis Lazuli wieder zu ihm um. Fragend wie erwartungsvoll schaute der Ältere seinen Kameraden an.

„Was ist los?“

Dem Anderen wurde erst wieder nach einigen Momenten seine Handlung bewusst. Automatisch glitten die saphirblauen Augen nach unten, wobei der Kontakt ihrer Hände nicht abbrach. Währenddessen pochte sein Herz nervös und die Worte seines Bauchgefühls blieben ihm im Hals stecken. Nach einigen Augenblicken jedoch, gelang es Link eine drucksende Antwort von sich zu geben.

„…I-im Bett ist doch bestimmt auch Platz für zwei…oder?“
 

Der einheimische Kämpfer wusste noch, wie sehr ihn diese Frage überrascht, zugleich aber auch glücklich gemacht hatte.

Ich glaube, so schnell wie an diesem Abend bin ich noch nie eingeschlafen…

Es war zwar für den goldblonden Helden eine gänzlich unbekannte Situation gewesen, aber er bereute es in keinster Weise. Im Gegenteil, Link beschloss, ab jetzt immer bei seinem Gefährten im Bett zu schlafen.

Vollkommen regungslos ruhten die himmelblauen Augen weiter auf der Gestalt unter ihm. Langsam hob er seine Hand ein wenig an, führte sie sachte zum Gesicht des hellblonden Kriegers und strich ganz vorsichtig mit der Außenkante seiner Finger an dessen Wange entlang.

Der Held der Zeit nahm das nur am Rande wahr, murmelte lediglich ein leises Seufzen. Es zauberte ein glückliches Lächeln auf das Gesicht des Ordoners. Er genoss diesen Augenblick noch einen Moment länger, ehe er sich vorsichtig aus dem Bett manövrierte und schließlich schleichend die Leiter hinunterging.

Unten angekommen fixierten seine Augen die Küche. Ein vergnügtes Grinsen umspielte dessen Mundwinkel, als er sich voller Tatendrang die Hände rieb.

Jetzt mache ich erst mal Frühstück.
 

Eine zarte Berührung an seiner Wange, nicht mehr als ein sanfter Lufthauch. Link war im ersten Moment seiner erwachenden Wahrnehmung der Meinung gewesen, er hätte sich das nur eingebildet. Allem Anschein nach wurde er auch bestätigt, als er verschlafen die Augen öffnete und niemanden um sich herum erblickte.

Leise seufzend rollte sein Kopf wieder zur Seite. Gerade wollte er sich erneut in das Reich seines Unterbewusstseins führen lassen, als ihn eine grelle Erinnerung vor seinem inneren Auge mit einem Paukenschlag erwachen ließ.

Ähnlich wie sein einheimischer Kamerad schreckte der legendäre Held auf. Er starrte ungläubig die Wand an. Als ihm schließlich der gesamte Abend wieder in den Sinn purzelte, lief sein Gesicht glühend rot an.

Doch seltsamerweise war etwas anders.

Link schaute sich im Bett um.

Er…er liegt gar nicht mehr bei mir…

Verwundert sowie mit dem Hauch eines leichten Zweifels lag der Blick des legendären Helden auf dem weißen Laken neben sich. Seine Erinnerung trog ihn nicht, er war sich über die gestrigen Ereignisse sicher und doch waren sie zu unwirklich, um sie zu glauben.

War das alles … etwa nur ein Traum?

Just in diesem Augenblick vernahm der strohblonde Krieger leise Geräusche, die vereinzelt von unten zu ihm hinaufflogen. Verdutzt lehnte er sich über den Rand des Bettes hinaus, um in die Küche schauen zu können. Dort sah er den Ordoner, der – größtenteils mit dem Rücken zu ihm gewandt - mit geschickten wie gewohnten Handgriffen rumhantierte.

Allem Anschein nach bereitete er das Frühstück vor.

…so wie immer…

Nachdenklich ruhten die blauen Saphire weiter auf der Gestalt des älteren Helden in der Küche. Währenddessen überlegte er, was wirklich vergangene Nacht geschehen war. Dass sein Blut ihm dabei wieder zu Kopfe stieg, hielt Link nicht davon ab weiter darüber zu grübeln. Ihm war das alles schon sehr realistisch vorgekommen, aber so wie er sich kannte musste das nichts heißen. Sein Gedächtnis konnte ihm genauso gut einen Streich spielen.

Direkt nach diesem Gedankengang rauschte ein starkes, warmes Gefühl in den Magen des Helden der Zeit.

Überrascht von dieser plötzlichen Emotion legte der strohblonde Kämpfer unwillkürlich die Hand auf sein pochendes Herz.

Nein…

Das konnte kein Traum gewesen sein. Die Reaktion seines Körpers war einfach zu stark, als das es nicht die Wirklichkeit hätte sein können.

Als ob Link eine Bestätigung für seine Annahme suchte, schaute er erneut über das Geländer hinunter zu seinem Pendant. Dessen Tätigkeiten hatten sich in den wenigen Minuten nicht viel verändert, weshalb in den Blick des legendären Helden schon wieder leichte Zweifel traten. Er war sich unsicher. Waren all diese wundervollen Dinge in der gestrigen Nacht wirklich passiert? Bildete sich Link nur etwas ein? Wie fühlte sich wohl jetzt der Ordoner? So wie er?

Fragen über Fragen.

Der hellblonde Krieger wusste keine Antwort darauf. Doch eines war ihm klar. Er konnte es nur herausfinden, wenn er sich der Situation stellte.

Der Jüngere sammelte seinen Mut, schwang die Beine über die Bettkante, klatschte sich drei Mal mit den Handflächen auf die Wangen und stand schließlich auf. Obwohl er entschlossen war, kletterte er ganz vorsichtig die Leitern hinunter. Er musste ja keinen unnötigen Lärm machen. Doch der ältere Hylianer war so in seinem Tun vertieft, dass er vorerst sein Ebenbild gar nicht bemerkte. Erst als er ein schüchternes „Guten Morgen.“ aus Richtung der Leitern vernahm, drehte sich der Kettenhemdträger verwundert um.

Nachdem sich die himmelblauen Augen auf ihn hefteten fiel es dem kleineren Kämpfer schwer diesen standzuhalten. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem schwachen Lächeln.

Aber nur einen Atemzug später wich die Überraschung aus dem Gesicht des gegenwärtigen Helden der augenblicklichen Freude, die in ihm aufstieg.

„Guten Morgen. Setz dich doch schon hin, ich bin gleich fertig.“, sprach er gut gelaunt.

Der Held vergangener Zeiten war im ersten Moment wie vor den Kopf gestoßen. Sein verwirrter Blick lag noch ein wenig länger auf dem Rücken seines Pendants, der sich nach seinem Satz schon wieder fröhlich summend seiner Arbeit widmete.

Schließlich setzten sich die Füße des Jüngeren sachte in Bewegung, wobei seine dunkelblauen Augen immer noch – vollkommen entgeistert über dessen Verhalten – an der Hinterseite seiner Reinkarnation klebten. Link ließ sich auf den Stuhl plumpsen, legte den Arm auf den Tisch und stützte seinen Kopf mit der Hand ab.

„Du bist aber gut drauf…“, stellte er murmelnd fest.

Der Ordoner drehte sich daraufhin abermals verwundert um, erwiderte für einige Momente den verdutzten Blick, ehe er mit einem vorsichtigen Lächeln erwiderte: „Ich habe sehr gut geschlafen neben dir.“

Der Magen des legendären Helden machte einen Hüpfer. Als ob sich ihm ein Stempel auf die Stirn gepresst hätte, war es jetzt sozusagen amtlich. Die ganzen Erinnerungen der letzten Nacht waren also wirklich keine Hirngespinste seiner Phantasie.

Der strohblonde Hylianer fing sich noch gerade, als sein Ebenbild mit den Frühstücksvorbereitungen fertig wurde und mit vollen Händen zum Tisch kam. Schweigend, doch mit einem ansatzweisen Lächeln auf den Lippen stellte der Kettenhemdträger alles an seinen Platz. Erst nachdem das Morgenmahl seinen gewohnten Gang nahm, unterbrach der einheimische Kämpfer die Stille.

„Link, ich muss mit dir den weiteren Verlauf besprechen.“, sagte der dunkelblonde Krieger mit ernster Stimme. Seinem Gefährten stockte just in diesem Moment der Atem. Was kam denn jetzt?!

„Ich muss heute den ganzen Tag ins Dorf. Die Ziegen haben letzte Nacht ziemliches Chaos angerichtet und ich muss helfen, wieder klar Schiff zu machen. Deshalb bist du die ganze Zeit allein hier.“

Der Ältere hob daraufhin gespannt wie ein wenig schuldbewusst den Blick, die Reaktion seines Kameraden abwartend. Dieser erstarrte in seiner Bewegung und sah sein Ebenbild nur vollkommen erstaunt an. Es war nicht das, womit der er gerechnet hätte. Andererseits, mit was hätte Link denn gerechnet?

„Ist das okay für dich?“, fragte seine Reinkarnation vorsichtig.

Schnell schluckte der legendäre Held, um seinem Pendant zu antworten: „J-ja klar, das ist überhaupt kein Thema. Ich…ich kümmere mich um den Haushalt!“

Ungläubig wie überrascht fixierten die himmelblauen Augen das Gesicht seines Gegenübers. Dem Jüngeren wurde klar, dass er mal wieder vorschnell etwas an seinen ursprünglichen Wortlaut drangehangen hatte.

„Der Haushalt?“, fragte der Ordoner perplex.

Sein Kampfgefährte lächelte unsicher, erwiderte aber in vollem Ernst: „N-natürlich! Ich will hier nicht auf freie Kost leben.“

„Du musst aber nicht unbedingt putzen. Wenn du möchtest kannst du auch ausreiten oder so.“

Der Klang in der Stimme des einheimischen Kämpfers verriet seinem Ebenbild ein weiteres Mal, dass er ihn ungerne mit Hausarbeit beschäftigen würde. Eine seiner weiteren Höflichkeitsmacken, wie Link empfand.

„Keine Sorge, du kümmerst dich um das Vermächtnis der Ziegen und ich erledige alles was hier so anfällt. Ich könnte natürlich auch mitkommen und helfen, wenn du magst.“

Diese Möglichkeit hatte der Kettenhemdträger noch überhaupt nicht in Betracht gezogen, doch es bedurfte keiner langen Überlegungen um zu wissen, dass das wohl nicht in Frage kam.

Offenbar standen dem Älteren seine Zweifel ins Gesicht geschrieben, denn sein jüngerer Kamerad fragte vorsichtig: „Besser nicht?“

Daraufhin lächelte der Ordoner sein Gegenüber sanft an.

„Das hat nichts mit dir zu tun. Ich kenne meine Leute ziemlich gut und ich kann dir sagen, sie sind unglaublich neugierig. Sie sind nicht so bewandert über das Land und deren Magie. Nur wenige wissen, dass ich gegen Ganondorf gekämpft habe. Deswegen glaube ich nicht, dass sie die Geschichte verstehen würden. Vielleicht ist es besser wenn du noch eine Weile hierbleibst.“

Der Held der Zeit verstand das.

„Ja, okay. Aber ich werde mich trotzdem um den Haushalt kümmern! Daran kommst du nicht vorbei.“

Ein resigniertes Seufzen verbunden mit einem liebevollen Lächeln umspielte die Mundwinkel des dunkelblonden Hylianers.

„Okay ich gebe mich geschlagen.“

Danach hüllte sich die Stimmung in angenehmes Schweigen, bis die beiden jungen Männer fertig waren. Als der einheimische Kämpfer schon aus Gewohnheit die Teller anfing zu stapeln, warf ihm sein Pendant einen scharfen Blick zu. Der Kettenhemdträger musste nicht lange überlegen, um zu wissen warum.

„Ja schon gut, ich lasse alles stehen.“

„Das würde ich dir auch raten.“, erwiderte der strohblonde Hylianer neckisch.

„Ich geh mich dann mal umziehen.“

Der Ordoner tat wie gesagt und nachdem sein Ebenbild vollständig den Tisch abgeräumt hatte, erschien er wieder vor ihm in voller Dorftracht, einen Korb gefüllt mit Werkzeug in der Hand.

„Wie siehst du denn aus?!“

Verwundert drehte der Angesprochene den Kopf.

„Wieso? Das ist unsere normale Kleidung hier.“

Vollkommen verdattert schaute der legendäre Held sprachlos an der Gestalt seiner Reinkarnation mehrmals herab.

„Sehe ich so anders aus?“

Dieser Satz riss Link aus seinem stummen Starren heraus. Etwas peinlich berührt schaute er in die himmelblauen Augen, ehe er verlegen nuschelte: „Na ja, so habe ich dich halt noch nie gesehen.“

„Vielleicht hätte ich dich vorwarnen sollen, na ja ich muss jetzt los.“

Damit drehte sich der Einheimische um und ging zur Tür.

„Bis später! Viel Spaß beim Aufräumen.“

Der dunkelblonde Hylianer legte eine Hand an die Klinke, ehe er sich grinsend nach hinten drehte.

„Den werde ich bestimmt haben, bis später.“

Link machte die Tür auf. Noch bevor er auch nur einen Schritt nach draußen machte, hielt er inne. Plötzlich war ihm etwas in den Sinn gekommen.

Bevor sich der Jüngere über das Stocken seines Gefährten wundern konnte, machte dieser auf dem Absatz kehrt und ging mit gesenkter Miene wieder zu seinem Ebenbild zurück. Doch vor diesem angekommen, verkrümelte sich gerade die vorherige Entschlossenheit des Älteren. Übrig blieb nur ein winziger Rest. Unschlüssig schaute der Ordoner einige Augenblicke lang in die dunkelblauen Augen seines Gegenübers.

Der wunderte sich nun doch langsam über dieses seltsame Verhalten. Da der legendäre Held aus dem Gesichtsausdruck seiner Reinkarnation nicht schlau wurde, setzte er einen fragenden Blick auf.

Es dauerte kaum länger als einen Herzschlag, da fasste der Ältere vorsichtig an den Oberarm seines Gegenübers, drückte seine Lippen für einen Atemzug an die Wange seines Freundes. Als er den Kopf wieder zurückzog schauten sich die jungen Männer für einen kurzen Augenblick an, ehe der größere Hylianer ein „Bis später.“ murmelte, auf dem Absatz kehrt machte und regelrecht aus der Haustür stürmte.

Zurück ließ er sein mehr als perplexes hellblondes Pendant, der bei dieser Aktion wie zur Salzsäule erstarrt war. Sprachlos sah er seiner Reinkarnation hinterher, selbst als dieser schon aus der Tür verschwunden war. Erst einige Sekunden später schlich sich eine leichte Röte auf seine Wangen und er spürte wie sein Magen Purzelbäume schlug. Mit einem verlegenen jedoch auch zufriedenen Grinsen krempelte sich Link die Ärmel hoch.

„Dann mal an die Arbeit!“
 

Den Blick verlegen auf den Boden geheftet sowie mit leicht geröteten Wangen ging der Ordoner zügig den Weg hinunter ins Dorf. Irgendwie war ihm diese Aktion seinerseits schon etwas peinlich. Auf der anderen Seite hatte er es gern getan. Die Mundwinkel des einheimischen Hylianers verzogen sich eine Spur nach oben, als sein Herz beim Gedanken daran einen kleinen Hüpfer vollführte.

Guter Dinge schlenderte der ältere Kämpfer durch die wenigen Häuser hindurch. Währenddessen begegnete ihm der ein oder andere Dorfkollege, die ihm stets ein herzliches „Guten Morgen!“ zuriefen. Der junge Held grüßte genauso zurück, bis er bei dem Haus des Bürgermeisters von eben diesem aufgehalten wurde.

„Aha! Sieht man dich auch mal wieder hier?“

Verwundert blickte Link zur Seite und sah auf den Treppen ihr stattliches Dorfoberhaupt stehen. Nachdem auch ein freundliches „Hallo Boro.“ aus dem Mund des dunkelblonden Kriegers gestolpert war, ging der Bürgermeister grinsend die Stufen herab.

„Du hast mich gestern mit deinem Erscheinen wirklich überrascht. Ich wusste gar nicht, dass du wieder hier bist. Die letzten Wochen warst du doch ununterbrochen auf Reisen oder nicht?“

„Ja,“, gab der Ziegenhirte zu, „in letzter Zeit hat es mich einfach über die Lande gezogen.“

Boro ließ ein schallendes Lachen ertönen, ehe er dem Kleineren von ihnen beiden verständnisvoll auf die Schulter klopfte.

„So ist das ja auch richtig! Die jungen Burschen müssen die Welt erkunden und sich in ihrer großen Weite austoben. Du hast bestimmt viele interessante Leute kennen gelernt.“

Der gegenwärtige Held konnte daraufhin nur ein verlegenes „Ja … könnte man so sagen.“ erwidern.

„Hallo Link!“, vernahm der Angesprochene eine tiefe Stimme hinter sich, „Schön dich mal wieder zu sehen!“

Zeitgleich spürte der Hylianer eine kräftige Hand, welche ihm freundschaftlich auf den Rücken klopfte. Als er den Kopf zur Seite wandte, erblickten die hellblauen Augen die Gestalt von Moe.

Er war ein Mann mittleren Alters, mit kurzen ebenso blonden Haaren und mit einem freundlichen Gesicht. Auch er trug seine übliche Ordoner-Kluft.

Erfreut darüber seinen ehemaligen Mentor nach so langer Zeit wiederzutreffen, zogen sich die Augenbrauen des einheimischen Kriegers unwillkürlich nach oben und lächelnd antwortete er: „Hallo Moe! Hilfst du uns etwa heute beim Zaun reparieren?“

„Na klar! Phrad meinte wir sollten schon mal vorgehen, er würde gleich nachkommen.“

Nun klinkte sich Boro wieder mit in das Gespräch ein.

„Ja kümmert ihr euch um den Zaun, das hat oberste Priorität. Mit dem restlichen Chaos im Dorf werden wir schon fertig.“

„Okay dann bis später.“, verabschiedete sich Moe und ging mit Link im Schlepptau den Weg hinauf zur Weide. Es dauerte nicht lange, da erkundigte sich der Hylianer nach den anderen.

„Wie geht es dir und Ulina? War irgendwas los in den letzten Wochen? Ist mit dem Baby alles in Ordnung?“

Den ältesten Schwertkämpfer des Dorfes überraschte diese Neugier.

„Das sind viele Fragen auf einmal, aber du warst ja auch schon lange nicht mehr hier.“

Unwillkürlich zwickte den jüngeren Ordoner in diesem Moment das schlechte Gewissen. Es stimmte, er hatte sich wirklich schon seit knapp drei Monaten nicht mehr richtig im Ort blicken lassen und damit auch seine Pflichten vernachlässigt, denen er hier ja immer noch nachging.

„Es tut mir leid. Ich muss zugeben, dass ich andere Sachen im Kopf hatte.“

Vor allen Dingen in der letzten Woche. fügte Link noch gedanklich hinzu.

Moe entging natürlich nicht der bedrückte Unterton in der Stimme seines Kameraden, der durch dessen gesenkten Blick nur noch verstärkt wurde.

„Hey, jetzt guck doch nicht so. Es ist vollkommen in Ordnung wenn du mal für eine längere Zeit nicht da bist. Das Dorf kommt auch ohne dich gut zurecht.“

Überrascht schaute der Hylianer auf in das grinsende Gesicht seines ehemaligen Mentors.

„Ulina und dem Kind geht’s prima. Es ist sehr anstrengend, aber wir sind alle vier sehr glücklich. Im Dorf gibt es sonst nichts Neues. Du weißt ja, hier ändert sich so schnell nichts.“

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen erwiderte der junge Mann zustimmend: „Ja das ist wahr. Ich freue mich für euch, dass es euch gut geht. Wie sieht es bei Colin aus? Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen.“

„Colin hat jetzt einen großen Traum seit dem Vorfall damals in Kakariko.“

„Wirklich? Was denn?“

Moe warf seinem Dorfkollegen noch einen vielsagenden Blick zu, ehe er antwortete.

„Na kannst du dir das nicht denken? Er möchte jetzt ein genauso großer Schwertkämpfer und Krieger werden wie du.“

Link war darüber ganz verblüfft. Das hätte er dem kleinen zierlichen Jungen gar nicht zugetraut.

„Das kann ich gar nicht glauben. Früher mochte er das Kämpfen doch gar nicht.“

„Da hast du Recht, aber seine Meinung hat sich geändert. Seitdem du ihm damals das Leben gerettet hast, bewundert er dich noch mehr als je zuvor. Er möchte genauso stark und mutig werden, damit er das Dorf beschützen kann.“

Nun waren die beiden Ordoner beim großen Gatter zur Weide angelangt, doch der Jüngere von ihnen hielt nachdenklich inne.

„Das ist schön zu hören. Es scheint, als hätte er etwas mehr Selbstvertrauen erhalten.“

„Er kommt vielleicht später auch noch vorbei, dann kannst du dir selbst ein Bild von ihm machen.“

Nach diesen Worten ließ der ältere Schwertkämpfer seinen Blick prüfend über das Tor zur Weide streifen. Das Holz war an manchen Stellen an- oder teilweise ganz durchgebrochen.

„Da haben die Ziegen aber ganz schön gewütet, was? Warum sind die Viecher nur so ausgeflippt?“

Link seufzte.

„Das wüsste ich selbst gerne.“

„Hey!“

Verwundert drehten sich die blonden Männer um und erblickten Phrad, der gerade mit ein paar Holzleisten den Weg hochhechtete.

Phrad war neben Link der einzige Junggeselle im Dorf. Er war etwas älter als der Hylianer. Die braunen Haare kurz rasiert, eine eckige, markante Kopfkontur, das plumpe Gesicht sowie seine unendliche Liebe zu den Ziegen waren seine Markenzeichen. Er war von großer Statur und seine Arme waren im Verhältnis zu seiner Körpergröße genauso lang wie bei einem Affen.

Vollkommen außer Atem vor den anderen beiden angekommen japste er: „Hie-hier bin ich. Wir können anfangen.“

„Jetzt nimm erst mal Luft!“, scherzte Moe, „Keine Sorge, der Schaden am Gatter ist zwar ziemlich schlimm, aber das wird nicht den ganzen Tag dauern.“

„Es ist ja nicht nur das Tor.“

Verwundert schauten die beiden blonden Männer zu Phrad, der sich inzwischen wieder einigermaßen gefangen hatte.

„Den Stall haben sie auch komplett auseinander genommen.“

„Auch das noch…“, seufzte Moe.

Link hätte am liebsten mitgeseufzt. Eigentlich machte ihm viel Arbeit überhaupt nichts aus, aber jetzt wünschte er sich seine Zeit anders einsetzen zu können, denn immerhin war jemand daheim der auf ihn wartete.

„Was solls, machen wir uns an die Arbeit.“, sprach er bemühend um Motivation, „Je eher wir anfangen, desto eher sind wir fertig.“

„Das ist ein wahres Wort, also fangen wir mit dem Gatter an oder Phrad?“

Der Angesprochene nickte und damit begann ein arbeitswütiger Morgen.

Die drei Ordoner nahmen das große Weidentor fast ganz auseinander. Tauschten die beschädigten Holzbretter gegen neue aus, schraubten, hämmerten und quatschten dabei natürlich fast die ganze Zeit.

„Ich habe die unversehrten Bretter nochmal verstärkt. Die müssten jetzt unzerstörbar sein, für Ziegen zumindest.“

„Das war eine gute Idee Link und nochmal danke für gestern Abend. Ich wäre nicht mit allen fertig geworden. Vor dir und Epona haben sie im Zweifel als einziges Respekt.“

Der Hylianer winkte verständnisvoll lächelnd ab.

„Ist doch kein Problem. Ich war sowieso noch wach.“

Link wollte nicht auf seinen Dorfkollegen sauer sein, denn er konnte ja nichts dafür, dass die Ziegen gerade zum ungünstigsten Zeitpunkt seines Lebens ausgebrochen waren.

Moe fuhr sich gerade mit dem Handrücken über die Stirn, als er zufrieden mitteilte: „Ich bin jetzt auch hiermit fertig.“

Damit schwang er sachte das Gatter zu, welches leicht ratternd ins Schloss fiel.

„Das ging ja schneller als erwartet. Dann treibe ich jetzt mal die Ziegen aus dem Stall, damit wir uns um den kümmern können.“, sagte Phrad, machte das Tor auf und ging hindurch. Die blonden Ordoner folgten ihm, wobei Moe darauf achtete, dass nun auch das Gatter richtig zu war.

Nachdem das Stalltor offen stand stürmten die Tiere auch schon vorfreudig nach draußen, fingen an friedlich zu grasen, als ob die Schandtaten letzte Nacht nur ein Märchen gewesen waren.

Als sie den Stall gänzlich geräumt hatten, blieb den beiden Schwertkämpfern fast der Mund offen stehen. Der große Heuspender an der gegenüberliegenden Seite hing gänzlich aus den Angeln, der Zaun um den Vorrat sowie den Gebrauchsgegenständen war an zwei Stellen einfach niedergedrückt worden und das Tor zu einem abgetrennten Bereich des Stalls, der für frischgebackene Ziegenmütter gedacht war, lag in kleinen Bruchstücken verteilt auf dem Boden.

„Sag mal Phrad, bist du dir sicher, dass du den Viechern keine Aufputschmittel gegeben hast?“, fragte Moe ungläubig.

„Natürlich nicht!“, brummelte dieser aufgebracht, „Ich weiß selbst nicht was die gebissen hat.“

Link seufzte.

„Wie auch immer, am Besten fangen wir mit dem Zaun an, sonst musst du morgen wieder neues Heu hochschaffen.“

Damit machten sich die Männer erneut ans Werk. Nachdem der Abtrennungszaun wiederhergestellt worden war, kümmerten sie sich um den großen Heuspender. Während Moe und Link wieder hämmerten, mistete Phrad zwischenzeitlich den Stall aus.

Die Sonne stand bereits im Zenit, als jemand dem schweißtreibenden Werkeln ein Ende setzte.

„Hallo Jungs!“, trällerte eine zuckersüße Stimme durch den Raum. Die Ordoner blickten verwundert auf und erblickten Ilya, die breit lächelnd mit einem Korb voller Essen im Arm in der Stalltür stand.

Das einzige junge Mädchen im Dorf war von zierlicher Statur, hatte kurze, weiche, blonde Haare, eine Stupsnase sowie ein freundliches Gesicht.

„Ich habe hier eure Brotzeit! Ihr müsst doch bestimmt ganz schön Hunger haben oder?“

Erst in diesem Moment hörte Link das ungeduldige Rumoren seines Magens. Während der ganzen Schufterei ist ihm das gar nicht aufgefallen.

Es dauerte nicht lange, da saßen sie schon zu viert auf der Wiese, wobei die Männer ordentlich zulangten.

„Da kamst du zur rechten Zeit Ilya. Hat dich Boro geschickt oder wolltest du mal selbst nach dem Rechten sehen?“, fragte Moe.

„Na ja ich dachte, dass ihr was zu Essen vertragen könntet. Wie ich von Papa gehört habe seid ihr schon seit heute Morgen am arbeiten.“

„Ich bin auch schon total fertig.“, beklagte sich Phrad.

„Ach komm, wir haben nur noch das kleine Tor im Stall vor uns, dann sind wir schon fertig.“, versuchte Link seinen Freund zu beschwichtigen.

Ilya staunte nicht schlecht.

„So weit seid ihr schon? Papa hat mir erzählt, dass es doch so viel war, was die Ziegen hier oben kaputt gemacht hätten.“

„Ich weiß, für mich ging das auch alles schneller als gedacht.“, erklärte Link, „Wie sieht es denn im Dorf aus? Ist dort auch soweit wieder alles in Ordnung?“

Das Mädchen nickte und lächelte den Hylianer strahlend an, als sie anfing zu erzählen.

„Ja unten ist alles klar. Gront und Bakka haben ihre Felder wieder gerichtet, Zeira und Coro haben den Laden repariert und ich habe zusammen mit Papa ein bisschen aufgeräumt.“

„Ihr seid also schon mit allem fertig?“, fragte Moe.

„Ja so ziemlich. Die Ziegen konnten nicht so viel anrichten, weil Link ja so schnell zur Stelle war.“

Nach diesen Worten schenkte sie dem dunkelblonden Schwertkämpfer ein süßes Zuckerlächeln und strahlte ihn gleichzeitig mit ihren grünen Augen an.

„Na ja,“, Link blieb derweil lieber bei der Wahrheit, „hätte Phrad mir nicht Bescheid gesagt, hätte ich das wahrscheinlich gar nicht mitbekommen.“

Doch Ilya ließ die Bescheidenheit seitens des Hylianers gar nicht zu.

„Es hat aber nicht lange gedauert, bis du sie wieder auf die Weide getrieben hattest.“

„Eigentlich warst du ja ziemlich unkonzentriert oder?“, warf Phrad überraschenderweise ein.

Jeder drehte verwundert sein Gesicht zu ihm um, ehe das Mädchen abermals Partei ergriff.

„Sag sowas nicht! Link hat sich sehr viel Mühe gegeben und er hat das Ziegenproblem ja auch wieder ganz alleine in den Griff bekommen. Ohne ihn hättest du das nicht geschafft.“

Phrad war anzusehen, dass ihn der letzte Satz sichtlich kränkte.

Er presste seine Lippen zu einem schmollenden Bogen zusammen und schaute brummelnd zur Seite.

„Er hat aber Recht.“

Ilya schaute entgeistert zurück zu dem Hylianer.

„Ich war gestern wirklich etwas abgelenkt.“

„Was war denn mit dir los?“

Link wollte diese Frage eigentlich vermeiden und hätte sich in Gedanken ohrfeigen können, dass er das Thema hat aufkommen lassen. Der Schwertkämpfer schwieg einige Momente. Dabei starrte er auf das Wiesenfleckchen unter sich und suchte vergeblich nach einer Ausrede, obwohl er das hasste. Er wollte keinen seiner Dorfleute anlügen.

Am Besten sage ich es so, wie es ist.

„Eigentlich möchte ich nicht darüber reden.“

„Warum das denn?“

Es war abzusehen, dass Ilya diese Aussage aufregte und schon im nächsten Moment wünschte sich Link, ihr doch irgendeine Lüge aufgetischt zu haben. Der Held warf einen kurzen Blick in ihr Gesicht, hielt ihren jadegrünen Augen aber nicht lange stand. Was sollte er denn in aller Göttinnen Namen erzählen?

„Lass ihn doch Ilya.“, fuhr nun Moe ruhig aber entschieden dazwischen, „Wenn er es nicht erzählen möchte, musst du das respektieren. Manche Dinge möchtest du doch auch lieber für dich behalten oder?“

Der blonde Ordoner schaute sie mit einem tiefen, durchdringenden Blick an, den das Mädchen auch zum Schweigen brachte.

Während sie mürrisch auf den Boden starrte, warf Link dem älteren Kämpfer einen dankbaren Blick zu. Dieser lächelte ihm aufmunternd zu, ehe er einen Moment später an seinem jüngeren Schwertkampfkollegen vorbeischaute und sich seine Miene erhellte.

„Hallo Colin!“

Vollkommen überrascht drehte Link sich um. Tatsächlich, dort stand nur einen Meter hinter ihm der blonde, schüchterne Sohn von Moe.

„Ähm, hallo.“

„Colin!“, fing der Held ganz begeistert an, „Schön dich zu sehen, setz dich doch.“

Nach diesen Worten bot der Hylianer dem Jungen mit einem warmen Lächeln einen Platz zwischen sich und Ilya an, deren Miene sich dabei noch eine Spur verfinsterte.

„D-danke.“, stammelte Colin – offenbar ganz verwundert über diese herzliche Begrüßung seines Vorbildes – und setzte sich rasch hin.

„Wie geht es dir?“, legte der dunkelblonde Krieger gleich los.

„N-na ja, alles okay soweit. Ich lerne jetzt mit Mama jeden Tag lesen, schreiben und rechnen. Sie meint, dass das für meine Zukunft wichtig ist und sonst, na ja…wie läuft es denn bei dir?“

„Blendend!“

„Oh, das ist schön.“

Als Link weitersprach, beschloss er den etwas enttäuschten Unterton in Colins Stimme zu überhören. Anscheinend hatte er ihn wirklich ziemlich vermisst. Stattdessen lenkte er ihn ab.

„Ich habe gerade von deinem Vater erfahren, dass du auch ein Schwertkämpfer werden willst.“

Nun leuchteten die blauen Augen des Jungen auf.

„Ja das stimmt!“, antwortete er voller Stolz, „Ich übe mit Papa sogar jetzt jeden Tag mit dem Schwert. Es ist zwar ziemlich anstrengend, aber ich will nicht aufhören.“

Der Hylianer lächelte den Jungen aufmunternd wie anerkennend an.

„Das ist ja großartig Colin! Wenn ich ehrlich bin, hätte ich dir das gar nicht zugetraut. Wenn du groß genug bist, hole ich dich mal irgendwann mit nach Hyrule.“

Der blonde Junge schaute verlegen zur Seite. Die Tatsache, dass er irgendwann mit seinem Vorbild auf Reisen ging, ehrte ihn doch sehr. Währenddessen lachte Moe schallend auf.

„Da müssen aber noch ein paar Jahre ins Land ziehen, bis du soweit bist Sohnemann. Aber wenn du Link an deiner Seite hast, mache ich mir da keine Gedanken.“

„Musst du ja auch nicht Papa.“, antwortete der Jüngste verdrießlich.

„Link!“

Verwundert blickte die Truppe auf in Richtung des Weidentores. Da kamen doch tatsächlich die restlichen Kinder bestehend aus Taro, Maro und Betty ganz aufgeregt zu ihnen gelaufen. Vollkommen außer Atem blieb die Rasselbande vor der Runde stehen.

„Link – wir müssen – dir unbedingt – was erzählen!“, japste Taro ganz aufgeregt.

„Jetzt nimm erst mal Luft und beruhige dich.“, sagte der Hylianer beschwichtigend, doch das blieb von Taro anscheinend ungehört, denn er setzte schon wieder an.

„Link, in deinem Haus spukt es!“
 

Der Held der Zeit hatte nicht direkt mit Spülen angefangen. Stattdessen ließ er die Teller ordentlich gestapelt auf der Spüle stehen und schnappte sich zuallererst einen Eimer plus Putzlappen. Obwohl Link wirklich fast gar nicht wusste, wie das mit dem Putzen so richtig ging – denn in seiner Heimat in Kokiri hatte er nur ab und an mal den Boden seines winzigen Häuschens kehren müssen -, war er fest davon überzeugt, dass das ja so schwer nicht sein konnte.

Als er schließlich startbereit mit dem Lappen in der Hand im Raum stand, atmete der legendäre Held nochmals tief durch und begann voller Tatendrang sowie mit einem fröhlichen Grinsen auf den Lippen seine Knochenarbeit. Nachdem er die anfänglichen Tücken, die das Boden putzen so mit sich brachte, kennen gelernt hatte, besserte sich Link. Gleichzeitig entwickelte er seine ganz eigene Technik, die seiner Meinung nach die leichteste Methode war. Also stützte er sich mit dem Lappen unter den Händen auf dem Boden ab und gab mit seinen Beinen Gas. Dabei rutschte er mehrere Male durch das ganze Haus, bis er sich das erste Mal den Kopf am Tisch schlug. Da merkte der junge Mann, dass er doch lieber gehobenen Hauptes über die Holzlatten flitzen oder er einfach alle potenziellen Gefahrgegenstände aus dem Weg räumen sollte. Link entschied sich für die zweite Variante. Nachdem also der Tisch zur Seite gerückt und die Teppiche hinter dem Haus über der hölzernen Wäschestange hingen, legte der hellblonde Krieger erst richtig los.

Als der Boden nach einiger Zeit wieder glänzte und die Dinge wieder ihren gewohnten Platz einnahmen, machte sich der Hylianer zuerst am Tisch, später an den beiden oberen Plattformen zu schaffen. Dabei war er so gründlich, dass es schon seine Zeit brauchte, bis er jedes Staubkorn mit seinem Lappen gefangen genommen hatte. Als er diesen schließlich nach draußen über die Wäschestange hing, stand die Sonne schon senkrecht am Himmel.

Der Held seufzte, betrachtete aber zufrieden sein Werk. Jetzt fehlte nur noch das dreckige Geschirr.

Wenn Link ehrlich war, hatte er sich davor einfach nur gedrückt. Beim Putzen war die Gefahr wesentlich geringer etwas kaputt zu machen, als beim Spülen von Porzellan. Der junge Mann stellte sich vor das Becken. Er schaute die harmlosen Teller an, als wären sie seine Feinde. Schnaubend wie hochkonzentriert kippte der Hylianer Wasser in das Becken, ließ dabei jedoch in keiner Sekunde den Spülhaufen aus den Augen. Schließlich fing er mit dieser gefährlichen Arbeit an.

Anfangs konzentrierte er sich noch auf jedes einzelne Geschirrstück, doch auch das arbeitete sich langsam in seinen Routineplan ein. So geschah es, dass der legendäre Held nach einiger Zeit unwillkürlich mit seinen Gedanken abdriftete.

Er erinnerte sich an den flüchtigen, aber liebevollen Hauch eines Kusses am Morgen. Seine Reinkarnation war dabei nicht so selbstsicher wie sonst gewesen, soviel konnte Link zwischenzeitlich aus der Miene seines Ebenbildes herauslesen. Aber im Vergleich zu ihm selbst, war der Ordoner noch souverän. Den Beweis dafür lieferte die Erinnerung an das heutige Frühstück sowie der darauffolgende Abschied.

Der Schwertkämpfer schüttelte kurz verlegen den Kopf.

Er hätte sich sowas nicht getraut, soviel stand fest. Doch gleichzeitig keimte in dem Hylianer der Wille auf es auch zu tun. Immerhin wollte er seinem Pendant genauso zeigen, dass er ihn sehr gern hatte.

Das nächste Mal, mache ich auch was…

Immerhin war diese Zärtlichkeit am Morgen zu schön gewesen und Link musste sich eingestehen, dass er sowas gerne öfter haben wollte.

Ein kleiner Seufzer entfuhr ihm über die Lippen.

Zeitgleich stellte er abwesend einen weiteren Teller auf die Ablage. Dieser dachte jedoch nicht daran auf seinem Platz liegen zu bleiben, sondern sich fröhlich über die Kante in den Tod zu stürzen. Ein lautes Krachen ließ den jungen Mann aufschrecken. Verdutzt schaute er neben sich auf den Boden, betrachtete einige Momente lang regungslos die Trümmer.

„Ich habs gewusst.“, knirschte der hellblonde Krieger daraufhin mit zusammengebissenen Zähnen. Sofort kniete er sich hin und sammelte die Bruchstücke mit den Fingern auf. Die größeren Scherben waren kein Problem, doch als Link auch die kleinen Splitter aufheben wollte, unterschätzte er dessen Schneidekraft.

Der Kämpfer merkte im ersten Moment gar nicht, dass er sich am Finger verletzt hatte, erst als er voller Entgeisterung seine blutverschmierte Hand erblickte sah er den Schnitt. Seine Lippen pressten sich aufeinander und bildeten einen verdrießlichen Strich, als er das zerbrochene Porzellan auf den Tisch legte. Genervt steckte er sich die verletzte Kuppe in den Mund. Dabei ging er durch das Haus, um nach einem Handfeger Ausschau zu halten. Link fand nach kurzer Suche auch einen. Schließlich flutschte sein Finger wieder aus dem Mund und er machte sich erneut an die Arbeit die restlichen, gefährlichen Splitter aufzufegen. Nachdem der Kämpfer die Schippe auf dem Tisch abstellte, ging er wieder zur Spüle, nahm den Lappen und ließ seine gesunde Hand im Wasser versinken. Doch die Suche nach dem restlichen Besteck endete schmerzhaft, denn Link hatte gerade nach etwas gegriffen, als ihn schon ein leichtes Stechen in die Hand fuhr. Reflexartig hob er sie hoch, da erblickte er schon die nächste Blutbahn, die sich sein Handgelenk hinunter wand. Augenscheinlich muss dies das Werk des scharfen Käsemessers gewesen sein.

„So ein Mist.“, fluchte der Hylianer vor sich hin.

Link ärgerte sich über seine eigene Ungeschicktheit. Er konnte gegen Horden von Monster kämpfen ohne sich den geringsten Kratzer zu holen, aber bei einem Mal spülen verletzte er sich mehr, als in einem Kampf auf Leben und Tod.

Verdrießlich fuhr der Held der Zeit fort. Erst als er das Wasser draußen auskippte, verband er sich notdürftig seine Hände, die vom Putzen auch schon total verkratzt waren. Beim Abtrocknen ließ noch ein Teller sein Leben, ehe der Krieger mit allem fertig war.

Da Link sehr darauf bedacht war, in der Sympathie-Leiste seines Freundes nicht zu sinken – nicht zuletzt, weil es ihm auch ziemlich peinlich war – räumte er die ganzen Scherben auf einen Haufen, ging hinter das Haus, grub ein kleines Loch in die weiche Erde und ließ alles darin verschwinden.

Nachdem er seine Schande fein säuberlich wieder zugeschaufelt hatte, klopfte sich der hellblonde Hylianer die Hände und ging die Treppe hinauf ins Haus.

Auf das es ewig mein Geheimnis bleiben wird.

Dabei verriet ihm der Sonnenstand, dass es schon später war. Etwas nachdenklich hefteten sich seine Augen an den blauen Himmel.

Hoffentlich kommt Link bald zurück.
 

Der Ordoner befand sich derweil auf dem Heimweg. Er dachte über das nach, was die Kinder ihm erzählt hatten.

„Link, in deinem Haus spukt es!“

Der dunkelblonde Hylianer konnte gar nicht glauben was er da hörte, genauso wenig wie seine restlichen Dorfkollegen.

„Wie meinst du das Taro?“

„Na wir haben vorhin bei deinem Haus mit dem Schwert gespielt,“, erklärte Taro ungeduldig, „da haben wir gehört, wie was auf den Boden gefallen ist! Es hat ganz laut gescheppert! Zuerst dachten wir, es war nur Einbildung, aber kurze Zeit später hat es nochmal geknallt und jemand hat geflucht!“

Im ersten Augenblick erstarrten alle zur Salzsäule, doch das Gehirn des Schwertkämpfers brauchte nicht lange, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Dann musste er es tunlichst vermeiden seine innerliche Belustigung kund zu tun, weshalb er krampfhaft seine Lippen zusammenpresste, damit ihnen ja kein Laut entfuhr.

„Was für ein Blödsinn,“, erwiderte Ilya in der Zwischenzeit, „ihr habt eure eigenen Schwerthiebe gehört sonst nichts. Wer soll denn schon in Links Haus sein?“

Es vergingen nur zwei Sekunden, da wurde dem Mädchen erst ihr eigener Satz bewusst und sofort zog auch ihr Kopf stumm seine eigenen Schlüsse.

Natürlich ließen die Kinder das nicht auf sich sitzen.

„Wir haben aber jemanden gehört! Das war ganz bestimmt ein Geist. Deshalb sind wir auch direkt hierhin gekommen, um es dir zu sagen!“

Der Held landete wieder in der Gegenwart und fixierte nachdenklich den Weg vor sich. Für ihn war die Sache eigentlich eindeutig. Seinem jüngeren Kameraden musste wohl was zu Bruch gegangen sein und dem Lärm nach zu urteilen war es sicherlich etwas von dem Porzellan gewesen. Der Ordoner lachte drucksend in sich hinein bei der Vorstellung, wie sein Gefährte fluchend die Scherben auflas.

Der dunkelblonde Hylianer erblickte schon sein Haus und war nur noch wenige Meter von der Leiter entfernt, da hielt ihn erneut eine Stimme zurück.

„Link, warte bitte!“

Abermals drehte sich der Krieger verwundert um und sah, wie Colin zu ihm hinsprintete, doch war er nicht so außer Atem, wie seine anderen Freunde vorher.

„Was ist Colin?“

Der Junge schwieg im ersten Augenblick, doch dann sammelte er seinen Mut.

„Link, ich wollte dich fragen, ob du nicht die nächsten Tage ein wenig Zeit hast, mit mir zu trainieren.“

Verblüfft lagen die himmelblauen Augen auf dem bittenden Gesicht des blonden Jungen. Eigentlich musste sich der Ältere nicht wundern, mit solch einer Frage hätte er rechnen müssen. Direkt überlegte der einheimische Kämpfer, wann er noch ein bisschen Zeit für Colin einplanen konnte, denn für die nächsten Tage hatte ihn Phrad schon wieder ziemlich für die Ziegen eingespannt.

Link verdrehte bei dem Gedanken an Phrad die Augen.

Diesem Tollpatsch war es doch tatsächlich gerade eben noch gelungen – mit ein paar Holzlatten beladen – auf dem Weg zum Dorf über einen Stein zu stolpern und in voller Länge zu stürzen. Das ihm dabei das Glück nicht hold war – ebenso wenig wie Link – bestätigte sich nur einen Augenblick später, als er schreiend verkündete, er habe sich den Fuß gebrochen.

Ein Seufzer glitt über die Lippen des jungen Mannes.

Dies bedeutete für ihn natürlich doppelt so viel Arbeit, denn wer sollte sich sonst um die Ziegen kümmern wenn nicht er?

Da Colin sein Vorbild immer noch geduldig wie erwartungsvoll anschaute, beschloss Link ihm die Antwort nicht länger schuldig zu bleiben.

„Hmm, also ich habe leider nicht so viel Zeit, aber…wie wäre es mit Morgen? Ginge es da bei dir?“

Ganz überrascht von einer so schnellen Zusage nickte der Dorfjunge strahlend.

„Ja, das wäre total klasse!“

Mit einem sanften Lächeln erwiderte Link: „Okay, dann ist es abgemacht. Morgen komme ich vorbei.“

„Alles klar!“

Ein lautes Scheppern ließ die beiden Dorfbewohner zusammenzucken. Allem Anschein nach kam dies aus dem Haus des Helden.

„Die anderen hatten Recht.“, bemerkte Colin, „In deinem Haus spukt es wirklich!“

Dem Hylianer schlich sich unwillkürlich ein breites Grinsen auf das Gesicht, ehe er antwortete: „Na ja, dann gehe ich jetzt mal den bösen Geist vertreiben.“

„Warte ich komme mit!“, sprach Colin entschieden, „Vielleicht ist jemand bei dir eingebrochen!“

Der Jüngling erstarrte, winkte aber augenblicklich ab.

„Ach was, das sind nur…die Eichhörnchen.“

Damit erntete der dunkelblonde Kämpfer nur einen verdutzten Blick.

„Eichhörnchen?“, fragte Colin perplex.

„Ja Eichhörnchen…“, stammelte Link, „Du weißt ja mein Dachfenster ist immer auf. Da verirrt sich manchmal ein Tier in mein Haus und stößt irgendwas um. Kein Grund zur Beunruhigung.“

Offenbar schien Colin diese Ausrede glaubwürdig genug.

„Wenn du meinst…dann bis morgen und pass auf dich auf!“

Link winkte lächelnd ab.

„Ach was mir passiert schon nichts. Bis morgen!“

Als sein neuer Schüler schließlich hinter der Biegung zum Dorf verschwunden war, schaute der gegenwärtige Held noch einmal hinauf, ehe er die Leitern hochkletterte. Ohne nochmals vor der Tür inne zu halten legte der Ordoner die Hand auf den Griff und trat in sein Haus ein. Das Erste was ihm ins Auge fiel war der bereits gedeckte Tisch, während von seinem Pendant noch jede Spur fehlte.

Sachte ließ er die Tür ins Schloss fallen und sah sich aufmerksam um. Der dunkelblonde Hylianer trat ein paar Schritte in den Raum hinein.

„Link?“

„Hier bin ich!“, rief der legendäre Held atemlos und erschien in der offenen Hintertür, „Tut mir leid, aber ich wusste nicht genau wann du kommst, deshalb habe ich auch noch nicht mit dem Kochen angefangen.“

Während der einheimische Kämpfer sein Werkzeug verstaute, schlug er in seiner Antwort einen ernsten Ton an.

„Davon war ja auch nie die Rede. Ich möchte dich nicht zu irgendwelchen Haushaltsarbeiten verdonnern. Du sollst dich hier wohlfühlen, das ist für mich das Wichtigste.“

Dabei legten sich die himmelblauen Edelsteine sanft, jedoch bestimmend auf das Gesicht seines jüngeren Kameraden. Aber Link ließ sich dadurch anscheinend wenig beeindrucken, denn schon schlich sich wieder ein Grinsen auf dessen Lippen, als er antwortete.

„Na und? Verhindern kannst du es sowieso nicht. Das ist das Mindeste was ich für dich tun kann.“

„Du musst nichts für mich tun.“

„Ich will aber.“

Der letzte Satz des legendären Helden purzelte unkontrolliert wie lauter als geplant aus seinem Mund, weshalb er im nächsten Augenblick schon stockte. Erst als sich in seine meeresblauen Edelsteine ein entschlossener Ausdruck breit machte sprach er mit ruhiger, besänftigender Stimme weiter.

„Du tust so viel für mich, also möchte ich dir auch irgendwie zur Hand gehen. Das wäre nur fair, findest du nicht auch?“

Der Kämpfer schenkte seiner Reinkarnation daraufhin ein liebevolles Lächeln, ehe er fortfuhr.

„Außerdem fühle ich mich hier pudelwohl, egal was ich tue.“

Der Ältere gab sich langsam geschlagen, sodass sich seine Mundwinkel auch etwas nach oben verzogen. Nach einem kurzen Nicken sowie einem weiteren liebevollen Blick ließ sich der Ordoner schließlich seufzend auf einen Stuhl am Tisch fallen.

„Wie war eigentlich dein Tag?“, fragte der Held der Zeit nun neugierig und setzte sich seinem Pendant gegenüber, wobei er es jedoch tunlichst vermied seine notdürftig verbundenen Hände auf den Tisch zu legen.

„Anstrengend.“, begann der dunkelblonde Hylianer, „Die Ziegen haben ganze Arbeit geleistet. Der Stall war vollkommen hinüber und das Tor zur Weide auch.“

Link erzählte seinem hellblonden Gefährten alles über seine heutigen Erlebnisse, während dieser gespannt lauschte. Es war für die beiden Helden eine vollkommen neue Situation, doch wie schon in der Woche zuvor redeten und lachten sie gemeinsam über die verschiedenen Ereignisse im Dorfe Ordon, als hätte sich nichts geändert. Der Größere von ihnen empfand dabei eine gleichzeitige Erleichterung und Freude darüber, sich jemandem über seine alltäglichen Dinge mitteilen zu können. Dazu kam noch, dass sein Ebenbild großes Interesse wie Verständnis für seine Situationen aufbrachte, welches Link einfach noch nicht so gewohnt war. Rundherum war der einheimische Kämpfer einfach nur glücklich, wenn sich nicht auch ein paar wenige Zweifel in ihm auftaten.

„Langweile ich dich nicht mit meinen unspektakulären Dorf-Erzählungen?“

Doch die Sorge war vollkommen unbegründet, denn kurz darauf schüttelte der Held vergangener Zeiten heftig den Kopf.

„Überhaupt nicht! Ich finde alles interessant was du mir erzählst.“

Nur das freudige Grinsen des Jüngeren überzeugte den einheimischen Hylianer, der beruhigt lächelnd erwiderte: „Na gut, wenn es für dich okay ist … aber erzähl doch mal, wie war denn dein Tag?“

Der legendäre Held versuchte sich die Verlegenheit über seine Putzpannen nicht anmerken zu lassen, weshalb er unsicher lächelnd mit seiner Geschichte des Tages anfing.

„Na ja, ich habe erst mal ordentlich überall den Boden geschrubbt. Sogar oben auf den beiden Plattformen. Dabei hab ich noch überall gewischt, jetzt ist wieder alles blitzblank!“

Der anfliegende Stolz auf sich selbst war in der Stimme des jüngeren Kämpfers kaum zu überhören. Dem Ordoner war diese ganze Putzaktion zwar noch etwas unangenehm, aber er beschloss die Sache auf sich beruhen zu lassen. Eine Diskussion darüber zu führen wäre in jeder Hinsicht überflüssig. Stattdessen zogen sich seine Mundwinkel zu einem Grinsen leicht nach oben.

„Dann habe ich die Küche sauber gemacht und gespült.“

Seltsamerweise verwandelte sich der stolze Ton nun in Unsicherheit, doch Link traute sich noch nicht die Sache mit dem Porzellan zu beichten.

„Hast du dabei irgendetwas fallen lassen?“

Dieser Satz seitens des einheimischen Hylianers klang nicht nach einer Frage, sondern eher nach einer Feststellung. Das entging natürlich auch nicht dem legendären Helden, welcher im ersten Moment total davon überfahren wurde. Jedoch wich nur wenige Sekunden später die Überraschung der aufkeimenden Panik. Wie in aller Göttinnen Namen konnte er das nur wissen?!

Der Moment der Panik hielt nicht lange an, denn schon schoss Link die Röte ins Gesicht. Verlegen wandte er ertappt die saphirblauen Augen nach unten auf den Tisch.

„Ähm … ja … ein paar Teller …“

Eine erdrückende Stille kehrte ein, bei der der hellblonde Kämpfer nicht wagte aufzuschauen. Innerlich bereitete er sich schon auf eine Standpauke seines Ebenbildes vor.

„Tut mir leid …“, wandte er noch rasch hinzu, was jedoch nichts an der Schweigsamkeit seiner Reinkarnation änderte. Da das für den Helden der Zeit nach wenigen Augenblicken unerträglich wurde, fragte er leise mit beschämter Stimme: „Bist du jetzt sauer auf mich?“

Dabei riskierte er einen zaghaften Blick von unten herauf in das Gesicht des Ordoners. Zu seiner Überraschung hielt sich seine Reinkarnation eine Faust vor den Mund, doch als sich ihre blauen Edelsteine begegneten konnte sich der dunkelblonde Hylianer nicht mehr halten. Ein seltenes, lautes Lachen ertönte, während sich der Dorfbewohner den Bauch hielt.

Der Held der Zeit starrte seinen amüsierten Gegenüber nur ungläubig an. Hatte er irgendetwas verpasst?

Es dauerte noch ein paar Sekunden, ehe sich der Ältere wieder einigermaßen gefangen hatte. Natürlich fiel ihm auch direkt dieser verständnislose Gesichtsausdruck seines Kameraden auf.

„Natürlich bin ich nicht sauer auf dich, wie könnte ich denn?“

Doch wirklich überzeugen konnte er damit den hellblonden Kämpfer kaum. Skeptisch wurde er weiter von den dunkelblauen Augen fixiert.

„Wirklich nicht?“

Der einheimische Krieger schüttelte den Kopf.

„Wirklich nicht. Die haben mir sowieso nicht gefallen.“

„Dann bin ich ja beruhigt.“, seufzte Link erleichtert und stützte unwillkürlich den Kopf mit seinen Händen ab.

Natürlich sprangen dem Ordoner die Bandagen sofort ins Auge.

„Was hast du denn da gemacht?“, fragte er direkt und griff vorsichtig an eine Hand.

„Ach das …“, murmelte der legendäre Held verlegen, „das ist nicht weiter schlimm. Ich hab mich nur ein wenig an den Scherben geschnitten.“

Ohne überhaupt auf die Antwort seines Ebenbildes zu achten, entfernte der ältere Hylianer die letzten weißen Fetzen. Behutsam drehte er die Handfläche mit seinen Fingern, begutachtete stumm mit gesenktem Blick die Schrammen.

Nach einigen Augenblicken nahm sich der dunkelblonde Krieger die zweite Hand seines Kameraden vor und führte auch hier eine genaue Untersuchung durch.

Die Wangen des Helden der Zeit glühten weiter vor sich hin, während die saphirblauen Augen abwechselnd von der ruhigen, jedoch unergründlichen Miene seines Gegenübers zu dem sanften Händespiel auf dem Tisch huschten. Brav hielt er still, als die vorsichtigen Finger seiner Reinkarnation über seine Haut strichen. Dabei fing seine Haut von der Wärme an leicht zu kitzeln. Dennoch wartete der legendäre Held gespannt wie unruhig das Resultat seines Gefährten ab.

Der Ordoner schloss die Augen, atmete tief durch und öffnete sie wieder seufzend.

„Du bist ein richtiger kleiner Tollpatsch.“

Bevor der kleinere Hylianer empört erwidern konnte, wurde er von den himmlischen Edelsteinen gebannt, welche ihn liebevoll ansahen. Mit einem verständnisvollen Lächeln erhob sich der dunkelblonde Kämpfer.

„Warte einen Moment, ich hole den Medizinkasten.“

Mit diesen Worten flitzte Link die Leitern hinauf, griff unter das Bett und saß im Nu wieder unten am Tisch.

Die dunkelblauen Saphire des hellblonden Kämpfers hefteten sich schon die ganze Zeit über verdrießlich auf einen unsichtbaren Punkt unter sich. Er konnte gar nichts dagegen sagen, denn sein Ebenbild hatte ja Recht.

Wieder nahm sich der Einheimische eine der Hände seines Kameraden und fing an diese zärtlich zu verarzten. Während er die verletzte Haut vorsichtig mit einer Heilsalbe einrieb, sprach der junge Dorfbewohner im ruhigen Ton weiter: „Du musst besser auf dich aufpassen, sonst mache ich mir Sorgen.“

Dabei schenkte der Größere von beiden seinem Freund ein warmes Lächeln. Nachdem dieser wieder verlegen den Blick abwandte, erwiderte der Held vergangener Zeiten murmelnd: „Das musst du nicht. Ich passe schon auf mich auf, aber … trotzdem danke.“

„Das ist doch kein Problem.“, antwortete sein Pendant sanft, „Ich tue das gerne für dich.“

Die ganze Prozedur dauerte nur noch ein paar Minuten, bis sich der legendäre Held seine verbundenen Finger vor Augen hielt.

„Na toll, jetzt sehe ich aus wie eine halbe Mumie.“

Die Reinkarnation lachte kurz auf, während er das Verbandszeug wieder einpackte.

„Dafür fehlt dir aber noch ein bisschen. Bis alles wieder ordentlich verheilt ist, erteile ich dir hiermit Putz- und Spülverbot, aber du hast bestimmt sowieso vorerst genug davon oder?“

Murrend blickte der Angesprochene in eine andere Richtung.

„Vielleicht.“

Mit einem vergnügten Lächeln wandte sich der Ordoner nun der Küche zu.

„Okay, dann fang ich jetzt mal an zu kochen.“

Das Abendessen verlief lange nicht so ruhig wie am gestrigen Tag. Wie schon in der Zeit zuvor hatten die beiden Hylianer die anfängliche Verlegenheit über die vorangegangenen Ereignisse überwunden und plauderten wieder ganz normal über alle möglichen Dinge. Die heitere Stimmung hielt auch im weiteren Verlauf des Abends an. Erst als die jungen Männer erneut auf dem Rücken nebeneinander im Bett lagen, verstummten sie. Die anscheinend verflogene Schüchternheit kehrte mit einem Mal zurück.

Keiner von beiden wusste etwas zu sagen, obwohl in beiden der Wunsch nach körperlicher Nähe keimte. Beide Hylianer überlegten fieberhaft wie sie noch ein Gespräch anfangen konnten, denn so wollten sie den Abend nicht enden lassen.

Es war schließlich der Held der Zeit, der den nötigen Schneid aufbrachte.

„Wann kommst du morgen?“

Ohne den Anderen dabei anzusehen antwortete der einheimische Hylianer sachlich: „Morgen Früh muss ich die Ziegen auf eine andere Wiese treiben, also bin ich relativ schnell wieder hier. Ich muss sie dann nur abends nochmal in den Stall bringen. Das dürfte aber auch nicht allzu lange dauern.“

„Aha.“

Erneut herrschte gebanntes Schweigen, bis dem Älteren eine Tatsache siedend heiß einfiel.

„Oh, mir ist gerade eingefallen, dass ich für morgen Vormittag Colin eine Trainingsstunde versprochen habe.“

Verwundert blickte der hellblonde Kämpfer zur Seite.

„Wer ist Colin?“

Auch der Ordoner wandte sich ihm nun zu.

„Colin ist der älteste Junge im Dorf. Er möchte unbedingt den Schwertkampf lernen und hat mich aus diesem Grund nach ein paar Trainingsstunden gefragt. Ich mag ihn wirklich sehr, deshalb wollte ich morgen direkt nach den Ziegen mit ihm ein bisschen üben.“

Auf einmal bekam der dunkelblonde Krieger ein schlechtes Gewissen gegenüber seinem Freund, als er ihm weiter in die dunkelblauen Augen sah. Er wollte nicht, dass sich dieser vernachlässigt vorkam. Natürlich war es momentan Links größtes Bedürfnis seine Zeit mit dem legendären Helden zu verbringen, aber er wollte auch Colin nicht enttäuschen, der ihn doch so verehrte.

„Ist das in Ordnung für dich?“

Der Jüngere war im ersten Moment etwas verwundert, doch schon nach dem nächsten Herzschlag verzogen sich seine Mundwinkel zu einem verständnisvollen Lächeln.

„Natürlich ist das in Ordnung, da musst du mich doch nicht fragen.“

Damit verstummte Link für den Augenblick. Gleichzeitig fiel dem einheimischen Hylianer ein Stein vom Herzen, doch er merkte, dass sein Ebenbild noch nicht fertig war, weshalb er ihm weiterhin in die meeresblauen Edelsteine schaute.

Der Held vergangener Zeiten war wirklich noch nicht fertig, wobei er sich schon fast für das schämte was er jetzt sagen wollte. Damit würde er unwillentlich sein Pendant aller Wahrscheinlichkeit nach manipulieren und das wollte Link nicht. Deshalb überlegte er noch einige Sekunden und drehte sich dabei auf die Seite, ehe er schließlich weitersprach.

„Ich habe dich ziemlich vermisst, aber…“, der kleinere Schwertkämpfer stockte kurz, „… ich möchte dir damit kein schlechtes Gewissen einreden oder so. Ich finde es gut, dass du dich um deine Freunde kümmerst. Das ist richtig so…trotzdem bin ich jetzt froh, dass du bei mir bist.“

Der letzte Satz verließ nur noch flüsternd den Mund des hellblonden Hylianers, wobei seine Wangen wieder anfingen zu glühen, doch er brach den Blickkontakt nicht ab.

Der Ordoner war überrascht wie gleichermaßen erleichtert. Sein Pendant war – trotz seiner kindlichen, verspielten Seite – so erwachsen, dass sich in dem blauen Himmel ein vollkommen liebender wie dankbarer Ausdruck spiegelte.

Auch der Einheimische drehte sich auf die Seite, als er mit sanfter Stimme antwortete: „Ich habe dich auch vermisst. Die ganze Zeit dachte ich daran, wann wir wohl fertig sein würden.“

Nach diesen Worten hob der Ältere langsam seine Hand, strich sanft mit den Fingern über die Schulter seines Gefährten. Dieser schloss bei der zärtlichen Berührung kurz die Augen, öffnete sie jedoch schon wenige Atemzüge später wieder mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen.

Die jungen Hylianer versanken in den unendlichen, blauen Weiten ihres Gegenübers. Es herrschte für einige Minuten eine angenehme, warme Stille, bis der einheimische Kämpfer noch etwas gestand.

„Weißt du, ich bin noch nie so schnell eingeschlafen wie letzte Nacht. Ich glaube so gut geschlafen habe ich noch nie.“

Der Ordoner legte nun seine ganze Handfläche auf die Schulter seines Kameraden. Dabei schenkte er ihm einen innigen, zärtlichen Blick.

„Ich will nichts mehr, als mit dir zusammen zu sein.“

Sofort rauschte ein warmes, tanzendes Gefühl in die Magengegend des Helden der Zeit, welches sein Herz höher schlagen ließ. Zufrieden lächelnd suchten die Finger des Jüngeren die freie Hand seiner Reinkarnation. Nachdem sie sich gefunden hatten, umgriff Link sie und drückte die Hand seines älteren Kameraden an sein Herz.

„Ich auch.“, flüsterte er unter einem schüchternen Blick.

Dem einheimischen Krieger wallte das Blut durch die Adern, während es ihm so vorkam, als würden tausend Schmetterlinge in seinem Bauch herumfliegen. Schließlich rückte er noch ein wenig näher an den Körper des Anderen, ließ seine Hand weiter nach hinten wandern und drückte seinen Mund sanft wie vorsichtig kurzzeitig an den des legendären Helden.

Während sich ihre Lippen berührten, erfüllten flammende Wellen die Herzen der jungen Helden. Ein sanftes Prickeln zog sich über deren Haut, ließ ihren Atem für eine Sekunde still stehen.

Dann zog der Ordoner seinen Kopf wieder etwas zurück und erneut verfielen die Hylianer in eine traute Zweisamkeit.

„Gute Nacht.“, hauchte der einheimische Hylianer liebevoll. Sein Pendant nickte und flüsterte ebenfalls ein „Gute Nacht.“, ehe er die Augen schloss und mit seinem Kopf näher an seine Reinkarnation rutschte. Dieser verhüllte nach einigen Momenten ebenfalls mit einem Lächeln seine himmelblauen Edelsteine.

Nach wenigen Augenblicken hörte man von den jungen Männern nur noch den ruhigen, regelmäßigen Atem.

Irrungen Wirrungen

Hallo liebe Leser! ^.^-
 

uffz, endlich habe ich es geschafft und alle, wirklich alle Prüfungen hinter mir! @__@
 

In jedem Fall nochmal vielen vielen lieben Dank für eure tatkräftige Unterstützung, die megalangen Kommentare und das Autor - Leser quatschen danach! Es macht mir unheimlich viel Spaß mit euch zu plaudern und bin euch auch sehr dankbar für die Offenheit und die Leidenschaft, die ihr selbst bei dieser Story an den Tag legt!

Fühlt euch alle ganz fest geknufft!! ^_______________^=
 

Eure Akimon
 

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Erneut fixierten die hellblauen Edelsteine das hölzerne Schwert, welches – untermalt von einem vagen Kampfesruf – auf ihn zustürzen wollte. Ein kleiner Schritt nach links, darauf folgend ein leichter Schlag mit dem Ellenbogen und Colin fiel in voller Länge hin.

Der Junge seufzte schwer. Er hatte es heute noch kein einziges Mal geschafft sein Vorbild auch nur zu streifen. Link war ihm jedes Mal mit einer Leichtigkeit ausgewichen, dass sich der Jüngere fragte, ob sein hartes Training der letzten Monate überhaupt etwas brachte.

Aber bevor der angehende Schwertkämpfer weiter darüber grübeln konnte, erblickte er schon die Stiefel des Hylianers und sah auf. Dieser streckte ihm mit einem freundlichen Lächeln die Hand entgegen.

„Ist alles in Ordnung?“

„Ja…“, murmelte Colin, während er nach der angebotenen Hilfe griff. Mit einem Satz stand der Junge auch schon wieder und während er sich noch sein Trainingshemd abklopfte, schlug Link eine Pause vor.

„Ich bin einfach zu schlecht.“

Der Jüngere blickte enttäuscht in das Wasser der heiligen Quelle an die sich die beiden gesetzt hatten. Hier trainierten sie schon den gesamten Vormittag auf Wunsch des Jüngeren hin. Er wollte nicht unbedingt, dass ihm die anderen Kinder dabei zusahen.

Während der Held seine Füße ins kühle Nass steckte, versuchte er mit verständnisvoller Stimme diese Flausen aus dem Kopf seines Schülers zu vertreiben.

„Das stimmt doch überhaupt nicht Colin.“

„Doch!“, entgegnete dieser aufgebracht, „Es muss bestimmt für dich total langweilig sein überhaupt deine Zeit mit mir zu verschwenden.“

„Glaubst du das wirklich?“, fragte der Ältere sachlich.

Es blieb einige Minuten still, ehe der blonde Junge nuschelnd „Nein, eigentlich nicht…“ gestand.

Über diese Worte musste der Hylianer lächeln.

„Das Wichtigste für einen Kämpfer ist Vertrauen in die eigene Stärke. Du darfst dich nicht verunsichern lassen.“

Colin sah auf direkt in das ermutigende, himmelblaue Augenpaar seines Vorbildes.

„Du hast selbst begriffen, dass Mut das Wichtigste ist. Damit ist auch der Mut gemeint, seine eigenen Schwächen zu akzeptieren und sie zu überwinden.“

Die Augen seines Schülers weiteten sich hoffnungsvoll, als ihm die Bedeutung dieser Worte klar wurde.

„Ja, du hast Recht.“

Link schenkte ihm noch ein vergnügtes Lächeln, ehe er eine Frage kundtat.

„Wie geht es eigentlich deiner kleinen Schwester?“

Schlagartig verzog Colins Miene zu einer verdrießliche Grimasse.

„Marin geht es besser als irgendjemandem sonst im Dorf.“

Es bedurfte keiner großen Kunst, um den eifersüchtigen Unterton in der Stimme des Jungen zu vernehmen.

„Warum glaubst du das?“, fragte Link ganz einfach nach, obwohl er sich die Antwort schon denken konnte.

„Na ja…“, murmelte Colin anfangs, bis sich nach einer kurzen Pause seine Stimme festigte.

„Mama und Papa kümmern sich nur noch um sie. Wenn Marin schreit ist sofort jemand da und das nervt mich. Dann bleibt die ganze Hausarbeit an mir hängen. Ich bewundere dich. Du bist vollkommen unabhängig und musst auf niemanden hören.“

Es kehrte Stille ein, als der Held über diese Tatsache grübelte.

„Es ist doch schön eine Familie zu haben.“, setzte er schließlich an, „Ich hatte nie die Möglichkeit meine Eltern kennen zu lernen.“

Erschrocken schaute Colin auf. Er hegte nicht die Absicht sein Vorbild in irgendeiner Weise verletzen zu wollen.

„T-tut mir Leid.“, stammelte der Junge, „Ich wollte dich nicht daran erinnern.“

Überrascht schaute Link zu seinem neuen Schüler hinunter, winkte aber im nächsten Moment schon ab, als er die Betroffenheit in Colins Gesicht entdeckte.

„Ach was, das ist überhaupt kein Thema mehr für mich. Ich war nie allein, weil alle Dorfbewohner wie eine Familie für mich waren und es auch immer noch sind.“

Der Junge nickte zustimmend, wandte sich wieder dem Gewässer zu und erhaschte einen kurzen Seitenblick auf sein Holzschwert.

„Wollen wir weitermachen?“, fragte der Hylianer wie ein Gedankenleser.

Colin sah entschlossen auf und nickte.

„Ja, ich werde meine Schwächen überwinden!“

Der Schwertkämpfer lachte.

„Das wollte ich hören.“
 

Die hylianische Steppe sah im zarten Morgenschein ganz anders aus, als im strahlenden Sonnenzenit des Mittags. Es schien als ob die Gräser und Bäume, die Wege und der Fluss noch selbst nicht ganz erwacht waren.

Schlendernd ritt der Held der Zeit mit seinem Pferd durch das taufrische Grün. Es war abzusehen gewesen, dass der junge Mann nicht die ganze Zeit im Haus bleiben konnte, wobei der Vorschlag einen Ausritt zu machen seinen Ursprung bei dem einheimischen Kämpfer fand.

Link hob eine Augenbraue an.

Es war ihm natürlich sonnenklar gewesen, dass der Ältere ihn mit dieser Idee aus dem Haus locken wollte, damit er nicht hinter dessen Rücken doch im Haushalt arbeitete. Es war gerissen, aber auch auf eine Art liebenswert. Der Ordoner machte sich tatsächlich mehr Sorgen um ihn, wenn er allein im Haus war, als wenn er alleine ausritt.

Er hat durchaus Recht…hier auf der Steppe bin ich wahrscheinlich wirklich sicherer.

Ein leichtes Schmunzeln trat auf das Gesicht des Herrn der Zeit, als die Erscheinung des Anderen in seine Gedanken trat. Gleichzeitig erinnerte sich Link an den gestrigen Abend zurück. Es hatte sich eigentlich nicht viel verändert zwischen Ihnen und doch war alles anders. Sie konnten sich immer noch wahnsinnig gut unterhalten, lagen weiterhin auf einer Wellenlänge. Nur etwas hatte sich entwickelt, was dieses Zusammensein einzigartig machte. Sanfte Achtsamkeit und liebevolle Zärtlichkeit zog sich durch alle Handlungen des Älteren hindurch.

Bilder, wie sich der einheimische Kämpfer behutsam um seine verletzten Hände kümmerte und er ihm vorsichtig abends im Bett an die Schulter fasste erschienen wie ein Film in dem Blondschopf. Link spürte eine vertraute, weiche Wärme bei diesen Berührungen. Es war wie ein inniger Luftstrom, welcher ihn nach einiger Zeit durch und durch erfüllte.

Ein glückliches Lächeln zog die Mundwinkel des jungen Hiylianers nach oben.

Obwohl er seine Reinkarnation – wie die Beziehung zu ihm - immer noch mit den gleichen Augen sah wie vor ihrem Geständnis, hatten sich seine Gefühle deutlich verändert. Das wurde Link immer klarer. In ihm stieg ein Ballon auf, wenn der Ältere ihn anlächelte, er fühlte den feinen Windhauch in seinem Körper, wenn er ihn berührte und ihm stockte der Atem, wenn er seine Lippen spürte.

Das selige Grinsen auf dem Gesicht des Helden wurde immer breiter, als er sich an ihre letzen wachen Minuten im Bett zurückerinnerte. Dann schwenkten seine Gedanken auf den heutigen Morgen. Während sich eine verlegene Röte sich den Wangen von Link bemächtigten, spielte sich eine prägende Szene wieder vor seinen Augen ab.
 

Der Ordoner huschte gerade die Leitern hinunter als der hellblonde Kämpfer ihn sah. Er hatte sich für das Training mit Colin ein Hemd mit kurzen Ärmeln aus altem Leinen angezogen. Seine Handgelenke umfassten je ein Lederband, genauso wie sich olivfarbener Stoff um dessen Hüfte wickelte. Dazu trug er eine dunkelbraune, enganliegende Hose aus festem Stoff und zog sich gerade noch die dazu passenden Stiefel an.

Nachdem sich der Jüngere schnell nur mit seiner grasgrünen Tunika ohne das Leinenhemd darunter bekleidete, eilte er zu seinem Ebenbild an die Tür, da dieser schon kurz davor stand das Haus zu verlassen.

„Wir sehen uns dann heute Mittag.“, sprach der Ältere nun an den Helden der Zeit gewandt, „Heute bin ich ja nicht den ganzen Tag beschäftigt.“

Der Ordoner lächelte sein Pendant liebevoll an, der ihm die ganze Zeit über mit seinen Augen folgte.

„Bis später.“, sprach er zufrieden, drehte sich um und ging den ersten Schritt aus dem Türrahmen hinaus.

Aber genauso wie am vorigen Tag kam der Ältere nicht weit. Ein aufgeregtes „W-warte!“ sowie eine vertraute Hand an seinem Arm ließen ihn innehalten und zurückblicken. Ein fragender Ausdruck traf auf das jungendliche Gesicht, welches sein Freund im ersten Moment kurz abwandte, ehe er nur einen Herzschlag später wieder Mut fasste.

„H-hast du nicht etwas…vergessen?“, stolperte es leise aus dem Mund des hellblonden Kämpfers.

Die Miene des Einheimischen zeigte noch immer relative Ausdruckslosigkeit, als er in seinen Gedanken mögliche Dinge durchging, die er eventuell noch brauchen würde.

Erst als sich ein minimales, verlegenes Lächeln um die Mundwinkel seines Abbildes ankündigte, begann er die Sprache seines Gesichtes zu deuten. Die blauen Saphire spiegelten Unsicherheit wider, dass konnte Link ganz deutlich aus ihnen herauslesen. Trotzdem überlegte er einige Sekunden, bevor er eine schlüssige Verbindung zwischen den Worten und den Gefühle seines Freundes schließen konnte.

Der Einheimische drehte sich ganz um, ging noch einen Schritt auf den Anderen zu, griff nach dessen Händen. Für einen kurzen Moment kreuzten sich ihre Blicke, ehe der dunkelblonde Hylianer sein Gesicht vorsichtig dem seines Gegenstücks näherte.

Der Held der Zeit war glücklich darüber, dass sein Freund ihn verstand. Vorfreudig wie nervös zugleich schloss er bedächtig seine Augen. Ein Meer an Gefühlen breitete sich in seinem Körper aus, bereit jeden Moment von den himmlischen Winden herumgewirbelt zu werden.

Dann endlich drückte der Ältere vorsichtig seinen Mund auf den seines Freundes. Sofort fegte ein Luftstoß durch die See der Emotionen des jungenhafteren Kämpfers. Unwillkürlich neigte er seinen Oberkörper weiter nach vorn und schmiegte seine Lippen noch inniger an die seines Freundes. Während sie sich an der zarten Haut fühlten, drückte der Ordoner die Hände seines Gefährten etwas fester. Diese öffneten sich daraufhin wie von selbst und begannen sich vorsichtig gegenseitig zu streicheln.

Schließlich kostete der dunkelblonde Hylianer ein abschließendes Mal von dem weichen Mund seines Ebenbildes, ehe er seinen Kopf etwas zurückzog und das glühende Gesicht ihm gegenüber anschaute. Er wusste, dass er selbst nicht viel besser aussehen würde. Als er endlich in die aufgewühlten Gezeiten blickte erlaubte er sich noch ein wenig darin zu versinken, genauso wie es der legendäre Held nur allzu gern tat. In den himmlischen Edelsteinen fächelten sanfte Wogen wie im Tanz umeinander herum. Ein zufriedenes Lächeln umspielte die Mundwinkel des Jüngeren. Dieses spiegelte sich nun auch auf dem Gesicht des Einheimischen, bevor er ein „Bis später.“ flüsterte.
 

Dem hellblonden Hylianer pulsierte bei dieser Vorstellung das Blut in den Adern und gleichzeitig fing sein Herz wieder einen Schlagmarathon an. Immerhin war er mutig genug gewesen sein Ebenbild auf diesen Umstand hinzuweisen. Dennoch gestand sich Link ein, dass er ansonsten wohl noch mehr Selbstsicherheit in dieser Hinsicht gewinnen müsste. Aber das war nebensächlich. Er vertraute seiner Reinkarnation und der Rest würde sich finden.

…und der Rest würde sich finden.

Wenn sich das auch so einfach auf seine anderen Probleme übertragen würde, wäre Link schon viel leichter ums Herz. Stattdessen hatten sie schon seit über einer Woche nichts mehr von Zelda gehört. Der Ordoner meinte zwar, dass es schon seine Zeit dauern würde, aber langsam machte sich der Held der Zeit Sorgen. Vielleicht brauchte die Königin so lange, gerade weil sie verzweifelt nach einer Möglichkeit suchte das Zeitportal erneut zu öffnen. Welch Ironie das doch war. Da nannte man ihn schon den Herrn der Zeiten und dennoch konnte Link überhaupt nichts mehr ohne die Okarina ausrichten. Wie leicht es doch gewesen war, zwischen den Zeitebenen zu wechseln, aber selbst das Master-Schwert erfüllte diese Aufgabe nicht mehr.

Als Ausgleich schien sich aber in dieser hilflosen Situation die Macht ihrer Fragmente zu aktivieren. Link erinnerte sich zurück an diese seltsame Begebenheit. Was könnte das schon wieder bedeuten? Vielleicht war es ihnen ja möglich zu erlernen, diese Kraft bewusst einzusetzen. Denn immerhin hatte das goldene Licht sie damals vor dem Bösen gerettet. Die Vorstellung, dass so eine starke Macht in ihnen ungenutzt verweilen sollte, widerstrebte dem Hylianer. Bei der nächsten Gelegenheit würde er sein Ebenbild darauf ansprechen. Irgendwie musste diese Kraft doch freizusetzen sein. Es würde ihnen bestimmt einen großen Vorteil gegenüber dieser Bedrohung verschaffen.

Grimmig dachte er an diese schwarze Aura im heiligen Hain. War das die neue Gefahr von der Zelda sprach? Doch was tat diese dunkle Macht? Es schien noch alles friedlich um den Königshof in Hyrule Stadt. In jedem anderen Fall hätte Zelda sie sofort benachrichtigt, davon ging Link zweifelsfrei aus. Aber wie sollten sie vorgehen? Sie kannten ihren Feind kaum, wussten geschweige denn wo er sich aufhielt oder was er überhaupt war.

Das Gesicht von Link verfinsterte sich zunehmend, als er daran dachte, dass sein Hyrule ungeschützt dastand. Natürlich war sein Land alles andere als hilflos, bedachte man die großen Kräfte der Weisen. Es änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass Link im Falle eines Angriffs in erster Linie nichts tun konnte, um zu helfen. Obwohl der junge Mann davon ausging, dass in seiner Welt alles in Ordnung sein müsste. Er hatte schließlich Ganondorf besiegt und den Frieden wieder nach Hyrule gebracht.

Denen geht es bestimmt gut., dachte sich der Hylianer optimistisch.

Die wahre Bedrohung liegt in dieser Welt. Außerdem gibt es ja auch keinerlei Verbindung zwischen diesen Zeitebenen. Zelda und die anderen sind in Sicherheit.

Nach diesem Gedanken schlich sich eine ungute Vorahnung in seinen Kopf. Was wäre, wenn diese schwarze Aura um die Versuche, eine Verbindung zwischen den Epochen aufzubauen, Bescheid wusste? Diese Tatsache hatten sie bisher vollkommen außer Acht gelassen. Plötzlich wurde Link klar, wie schnell die Macht der Zeit missbraucht werden könnte.

Es wäre besser, wenn wir es geheim halten.

Link seufzte schwer und fuhr sich genervt durch die Haare.

Ist das alles kompliziert…

Selbst wenn dieses Böse von der Zeitverbindung erfahren würde, welchen Nutzen würde es daraus ziehen? Der hellblonde Hylianer kam zu einem Entschluss.

Bevor Zelda nicht einen Weg findet einen Durchgang zwischen den beiden Welten herzustellen, muss ich auch noch nicht die Pferde scheu machen. Wahrscheinlich ist das sowieso eine einzige Spinnerei von mir.

Es blieb also nichts weiter zu tun als abzuwarten. Auch wenn das dem Herrn der Zeiten nicht sonderlich gefiel, musste er sich damit abfinden.

Vielleicht…ist es gar nicht so schlecht…so kann ich noch mehr Zeit mit Link verbringen…

Natürlich vermisste der legendäre Kämpfer seine Freunde wie sein eigenes Hyrule. Wie gerne würde er nochmal durch den Kokiriwald streifen, den Deku-Baum besuchen, mit Epona über seine geliebte Steppe traben, möglicherweise sogar in der Lon Lon Farm vorbeischauen oder im Hylia-See schwimmen gehen? Ihm fielen noch tausend andere Dinge ein, die Link zu tun misste.

Dem ungeachtet war er nun auch an dieses Hyrule durch einen Menschen gebunden, der ihm fast genauso viel bedeutete wie seine ganzen anderen Freunde. Für den er jetzt wahrscheinlich tiefere Gefühle hegte, als für Zelda.

Den jungen Mann verblüffte diese Erkenntnis. Er schloss die Augen, horchte in sich hinein, ob dort noch etwas war, das auf seine Verliebtheit in Bezug auf die Prinzessin hindeutete. Er stellte sie sich vor, dachte an die Situationen, in denen er sie beschützte oder daran, wie er sich von ihr verabschiedet hatte. Letzteres trieb ihm einen Hauch von Bedauern ins Herz. Sie war ihm immer eine treue Freundin und Mitstreiterin gegen das Böse gewesen, auch in ihrer Gestalt als Shiek. Sie hatte ihm den Weg seiner Bestimmung gezeigt. Nichts desto trotz brachten diese Erinnerungen seltsamerweise nicht den leisesten Herzschmerz hervor. Nein, das Liebesfeuer für Zelda war offenbar vollends verloschen.

Link überraschte diese Tatsache sehr, musste sich im gleichen Zeitpunkt jedoch eingestehen, dass er schon seit sie in Hyrule Stadt waren, nicht mehr an die junge Frau dachte.

Es war verblüffend zu erkennen, wie erfolgreich sein älterer Gefährte es schaffte ihn umzukrempeln.

Plötzlich drang ein scharfes Sausen an das spitze Ohr des Helden, unterbrach somit seinen Gedankenfluss. Ihm gelang nur noch ein kurzer Seitenblick, bevor er ruckartig den Kopf nach hinten zog. Lediglich ein verschwommener Fleck flog mit rasender Geschwindigkeit an ihm vorbei und blieb im Boden ein paar Meter weiter neben ihm stecken.

Ein Pfeil…?

Sofort drehte sich Link um, erblickte einen kleinen Haufen der hässlichen Fratzen, so welche die sie schon im heiligen Hain bekämpft hatten.

„Ihr wollt euch also prügeln was?“, fragte der Krieger mit einem selbstsicheren Lächeln, „Na von mir aus!“
 

Der ältere Hylianer starrte sein Gegenstück ausdruckslos an.

„Das hat richtig Spaß gemacht die alle zu vermöbeln!“, erzählte der legendäre Held grinsend.

Die Miene des Ordoners blieb unverändert. Sein Ebenbild verzog nun fragend das Gesicht.

„Was ist?“

Sein heimisches Abbild zog die Augenbrauen nach oben.

„Wer hätte gedacht, dass du so eine Gewaltbereitschaft an den Tag legst.“, antwortete er mit gespielt ernster Stimme.

„Die haben mich zuerst angegriffen.“, wies Link sein dunkelblondes Pendant hin.

Ein schiefes Lächeln zog sich über das Antlitz des Anderen, bevor er neckend erwiderte: „Wenigstens bist du besser davongekommen, als wenn du wieder geputzt hättest.“

„Na vielen Dank auch.“, entgegnete Link mürrisch und zog dabei seine Augenbrauen zusammen.

Die beiden jungen Männer waren schon in ihre Schlafkleidung geschlüpft – welche jeweils aus einem schlichten, kurzärmeligen Hemd und einer Hose bestand - und saßen schon auf dem Bett im Schneidersitz gegenüber.

Als der Ordoner in das griesgrämige Gesicht seines Gegenübers schaute, kam er nicht umhin belustigt zu kichern. Dabei zog er ein Bein hoch und legte seinen rechten Arm darauf. Diese Reaktion ließ den hellblonden Kämpfer nur noch verdrießlicher schauen.

„Warum lachst du?“

Ein breites Schmunzeln verzog die Mundwinkel seiner Reinkarnation, als er wahrheitsgetreu antwortete: „Ich mag es deine Emotionen aus deinen Gesichtszügen herauszulesen.“

Entgeisterung beherrschte nun schlagartig die Miene des Jüngeren.

„Es ist unheimlich spannend, wie sich deine Gefühle widerspiegeln. Deshalb schaue ich dich gerne an.“

Diese unerwartete Aussage hauchte Link einen Rotschimmer auf die Wangen.

…war das jetzt ein Kompliment?

„Es ist ja schön, wenn ich dich so zum Lachen bringen kann.“, murmelte er.

„Ist dir noch nicht aufgefallen, dass du mich ständig zum Lachen bringst?“, fragte der Ordoner liebevoll.

Sein Gegenstück überlegte kurz, blickte dann von unten auf und erwiderte lächelnd: „Na ja wenn das so ist, nehme ich das mal als Kompliment an.“

„Das kannst du auch.“, flüsterte der einheimische Kämpfer und griff nach der Hand seines Pendants. Während ihre Finger vorsichtig miteinander liebelten, versanken sie wieder in den blauen Edelsteinen.

Eine Weile später umfasste der Ältere die Hand seines Freundes ganz, lehnte sich nach hinten und zog ihn sanft zu sich.

„Möchtest du dich zu mir legen?“

Was für eine Frage…, dachte sich der Jüngere verständnisvoll. Seine Reinkarnation formulierte seine Wünsche absichtlich immer als Fragen, damit er sich nicht bedrängt fühlte. Soviel hatte Link schon herausgefunden.

Als Antwort schenkte er seinem dunkelblonden Gegenstück ein zufriedenes Lächeln. Sachte ließ er sich von dem Ordoner heranziehen, ließ sich schließlich neben dessen Körper nieder und rückte noch näher an ihn heran. Zwischen ihnen war nur noch Platz für ihre Hände, welche sich nun ineinander verschlossen. Diesmal war es der Held der Zeit, der den Rücken seiner Reinkarnation mit dem verbleibenden rechten Arm umfasste. Wie ein Spiegelbild tat es ihm der ältere Hylianer gleich. Sie schauten sich an.

So nahe waren sich die jungen Männer seit ihrem ersten Erlebnis miteinander nicht mehr gewesen. Es tat gut die Wärme des anderen Körpers zu spüren, sich in den vertrauten Armen geborgen zu fühlen. All das verband sie miteinander. Die Anziehung wie das Verlangen. Ihre Empfindungen füreinander.

Der Jüngere lächelte schon fast, als er erwartungsvoll sein tiefes Meer verbarg und den Kopf etwas nach oben schob.

Das Herz seines Abbildes schlug daraufhin noch schneller, als es dies ohnehin schon tat. Link drückte seinen jugendlicheren Freund noch enger an sich, näherte sich ihm, bis er schließlich dessen warmen Atem auf dem Gesicht spürte und legte die Lippen erneut vorsichtig auf den Mund seines Gegenstücks.

Abermals wehte ein Luftstoß durch die Gefühle des legendären Helden, wirbelten sie unaufhörlich in seinem Inneren umher. Unwillkürlich drückte sich Link seinem Gefährten weiter entgegen.

Der Ältere hielt sanft dagegen. Seine Lippen streichelten sich über die des Anderen, liebkosten und umfingen sie ganz. Von Zeit zu Zeit löste sich der Ordoner kurz, nur um die zärtlichen Streicheleinheiten von Neuem zu beginnen. Dabei wählte er jede Aktion mit Bedacht, da er noch nicht wagte seine Zunge mitspielen zu lassen. Niemals wieder wollte er seinen Freund so überrumpeln wie in jener Nacht. Zudem reichte das Lippenspiel vollkommen, damit sich in ihm eine wahre Flut von Gefühlen ergoss. Sie erfüllten ihn, ließen sein Herz vor Glück anschwellen. Ihre Finger umklammerten sich noch etwas fester, als sie sich voneinander lösten, gleichzeitig ihre Augen öffneten. Eine Woge des Glücks erfasste sie beide, als sie sich in den liebenden Weiten des Anderen verloren.

„Du bist ganz rot im Gesicht.“, bemerkte der Jüngere glucksend.

„Du auch.“, wisperte sein Ebenbild lächelnd.

„Schlaf gut.“

„Ab jetzt immer.“

Nach diesen Worten seiner Reinkarnation lehnte Link seinen Kopf an dessen Brust, lauschte noch dem schnellen Rhythmus seines Herzens, ehe dessen Schlagen ihn ins Reich der Träume führte.
 

Link kam es so vor, als hätte er erst vor einigen Minuten noch das Gefühl seines flatternden Hemdes, angehaucht von dem warmen Atem seines jüngeren Gefährten, an seiner Brust genossen. Doch anscheinend lag die Nacht schon hinter ihnen, da nun die Sonne wieder die Herrschaft über das Land erhaschte.

Dank seiner inneren Uhr schlug der Ordoner direkt die Augen auf. Aus reiner Gewohnheit wollte er sich schon strecken, da fiel ihm ein, dass er ja den heutigen Tag frei hatte.

Ein leises, erleichtertes Seufzen glitt über seine Lippen. Stattdessen wanderte sein Blick zu seinem Abbild hinunter. Sie ruhten fast so wie am Vorabend. Ihre Position hatte sich kaum verändert, sodass man fast zu der Annahme gelangen könnte, dass sie von zwei inneren Magneten angezogen würden. Das war kaum zu glauben, bedachte man den unruhigen Schlaf des legendären Helden. Jetzt lag er einfach nur ruhig atmend neben ihm. Obwohl es Link widerstrebte ihren innigen Körperkontakt zu lösen, befreite er seinen Freund aus seiner Umarmung und rückte ein Stück weiter zurück, ohne dabei ihren Händegriff zu lockern.

Nun verweilte der junge Mann endlich mit seinem noch schlafenden Kameraden auf einer Höhe. Die einfallenden Sonnenstrahlen erhellten sein Gesicht, sodass der Einheimische einen perfekten Blick gewährt bekam. Link studierte jeden der feinen Züge im Antlitz seines Freundes. Von der hohen Stirn über die entspannten Linien seiner Augenbrauen bis hin zur geschwungenen, spitzen Nase.

Der Ordoner kicherte leise.

Es war amüsant zu entdecken, dass gerade seine Nase ihm ein älteres Aussehen verlieh und somit allen anderen kindlichen Merkmalen entgegensteuerte. Die himmlischen Augen glitten weiter über die schmalen Wangenknochen bis zu den ansehnlichen Lippen. Sie waren noch nicht so schmal wie bei den meisten Männern, was Link aber noch auf das junge Alter seines Kameraden abschob. Gleichzeitig fragte er sich wie sein Pendant wohl in drei Jahren aussehen würde, wenn er erstmal ganz ausgewachsen war. Ob er seine kindlichen Züge wie die hohe Stirn oder die großen Augen verlieren würde? Der ältere Hylianer glaubte nicht daran. Wenn der Andere seine verspielte Natur beibehalten würde - wovon Link zweifellos ausging – würde sich diese Charaktereigenschaft immer in seinem unschuldigen Gesicht widerspiegeln.

Ein glückliches Lächeln zog sich um die Mundwinkel des heimischen, jungen Mannes. Er beobachtete weiter wie die blonden, weichen Strähnen der Haare in sein Angesicht fielen. Die Haare des Jüngeren waren im Gegensatz zu seinen eigenen vollkommen glatt und doch beherrschten sie ihren ganz eigenen Schwung.

Link verweilte noch länger im reinen Antlitz des Anderen. Er wusste nicht wie viel Zeit verstrich, bis der legendäre Held murmelnd die Augen zusammenkniff, daraufhin gähnte und diese sodann aufschlug. Das verschlafene Dunkelblau erblickte sofort das vertraute Angesicht des Ordoners woraufhin sich die Mundwinkel des jungenhafteren Hylianers zu einem kleinen Lächeln verzogen.

„Das ist ein schöner Traum.“, seufzte er leise.

Der Ältere zog eine Augenbraue nach oben, wobei sich ein belustigtes Grinsen auf seine Miene schlich, als er sanft entgegnete: „Du träumst doch gar nicht.“

Sofort legte sich ein fragender Ausdruck in das Gesicht des legendären Helden. Mit der rechten Hand rieb er sich nun den restlichen Schlaf aus den Augen und fixierte danach verwundert seinen Gegenüber.

„Aber warum bist du noch hier? Musst du dich nicht wieder um die Ziegen kümmern?“

Verblüffung bemächtigte sich nun den Zügen des Einheimischen.

„Ich bin für heute freigestellt. Habe ich dir das nicht erzählt?“

Sein Abbild zuckte mit den Schultern.

„Nein, aber es ist trotzdem eine schöne Überraschung.“

Der Jüngere strahlte bis über beide Ohren.

„Dann haben wir den ganzen Tag für uns.“

„Ja.“, flüsterte seine Reinkarnation lächelnd. Dabei drückte er die Hand seines Freundes ein wenig fester.

Ohne Vorwarnung durchdrang ein lautes, knurrendes Geräusch die traute Stille. Nur einen Moment später lief der legendäre Held schon rot an.

Der Ordoner konnte sich eines belustigten Kichern nicht erwehren, weshalb er sich direkt danach entschuldigend aufrichtete.

„Ich mache uns sofort Frühstück.“

„Okay.“, murmelte sein Pendant peinlich berührt, ehe er sein puterrotes Gesicht im Kissen vergrub.

Seine Reinkarnation erlaubte sich noch ein vergnügtes Glucksen, bevor er vorsichtig über sein Gegenstück hinwegstieg, die Leitern hinunterkletterte und ihr allmorgendliches Mahl vorbereitete. Es dauerte nicht lange, da folgte ihm sein Freund.

Während sie am Tisch saßen erzählte der Held der Zeit noch von seinen Überlegungen bezüglich ihrer Triforce-Fragmente.

„Wir könnten versuchen diese Kraft irgendwie wieder hervorzurufen. Auch wenn ich noch keine Ahnung hab wie wir das anstellen sollen.“

Der Ordoner nickte.

„Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Es wäre sicherlich vorteilhafter das Fragment aktiv im Kampf nutzen zu können. Wir sollten das direkt nach dem Frühstück ausprobieren.“

Gesagt getan. Eine ganze Weile später huschten die Hylianer auch schon wieder in ihrer Heldentracht durch das dichte Geäst des Waldes hinüber zu ihrem geheimen Trainingsplatz.

Dort angekommen vollführte der legendäre Held – wie auch schon bei den vorherigen Malen – seinen Willkommensgruß, indem er direkt in die Mitte der Lichtung lief, die Arme ausbreitete und sich für einige Minuten von der Sonne beschienen ließ.

Der Ältere verfolgte dieses Ritual erneut mit einem sanften Lächeln. Er wurde nicht müde sein Gegenstück in seinem jungenhaften Verhalten zu studieren. Link hatte sogar das Gefühl, dass diese jugendliche Freiheit auf ihn abfärbte. Oder erweckte der Andere bloß wieder das innere Kind des Ordoners zum Leben?

„Sollen wir anfangen?“

Die Frage seines Kampfgefährten rüttelte den einheimischen Hylianer wach und beendete somit automatisch seine Gedankenrede. Nach einem kurzen Blinzeln seitens des Älteren antwortete dieser: „Na klar, ich bin bereit.“

Während der Herr über die Zeit nun erneut das Geschehen im heiligen Hain laut durchdachte, brauchte der Andere noch einige Momente bis sich seine Gedanken gesammelt hatten, um sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren.

„Also wir haben vor knapp zwei Wochen gegen mehrere Gegner im heiligen Hain gekämpft. Dabei hat irgendetwas Schwarzes mich gepackt, dann hast du nach meiner Hand gegriffen und auf einmal haben sich unsere Triforce-Fragmente aktiviert, richtig?“

„Richtig.“, bestätigte sein älterer Kampfgefährte.

Seufzend ließ sich daraufhin sein Ebenbild im Schneidersitz auf den Wiesenboden fallen, verschränkte mit aufrechtem Rückgrat die Arme und schaute nachdenklich in den Himmel.

„Haben wir uns davor schon mal irgendwann die Hand gegeben?“

Es dauerte einen Augenblick, ehe seine Reinkarnation darauf antwortete. Er atmete tief ein und ließ sich seinem Kameraden gegenüber auf das Gras nieder.

„Ich glaube nicht. Soweit ich mich erinnere habe ich dich nur anfangs berührt, als du bewusstlos warst.“

Ein nachdenkliches „Hmm…“ verließ den Mund des Herrn der Zeit, während er weiterüberlegte. Einige Sekunden verstrichen, dann fiel dem Ordoner noch etwas ein.

„Warte, als wir zusammen am Hylia-See waren habe ich dir geholfen den Fisch rauszuziehen. Dabei hatte ich auch nach deinen Händen gegriffen.“

Das Gesicht des legendären Helden erhellte sich.

„Genau! Du hast Recht. Gab es sonst noch eine vergleichbare Situation?“

Der Einheimische zögerte kurz, bevor er ein „Ja.“ murmelte.

Erstaunt wanderten die dunklen Augen von Link zum Angesicht seines dunkelblonden Abbildes.

„Wirklich? Wann denn?“

Der ältere Hylianer stockte. Diese Situation war ihm zum damaligen Zeitpunkt überhaupt nicht peinlich gewesen, doch wenn er im Nachhinein daran zurückdachte brachte es ihn dennoch ein wenig in Verlegenheit. Natürlich versuchte er sich das nicht anmerken zu lassen und antwortete daher vollkommen sachlich: „Als wir uns …ähm … an diesem Abend vor ein paar Tagen. Nachdem die Ziegen ausgebrochen waren und ich wieder bei dir am Bett war, erinnerst du dich?“

Die Situation war seinem Abbild nach wenigen Augenblicken des Nachdenkens präsent. Der Ordoner konnte ganz genau beobachten in welchem Moment es seinem Ebenbild wieder einfiel, denn dieser war nicht so geschickt darin seine Emotionen zu verbergen, sodass sich ein vorsichtiger Rotton über Nase und Wangen zog.

„Stimmt…“, murmelte er leise.

„Ansonsten fällt mir aber keine Situation mehr ein.“, sprach der dunkelblonde Kämpfer hastig, um seinen Kameraden abzulenken.

„Ähm…mir auch nicht.“

Bevor eine peinliche Stille entstehen konnte, redete der Ältere einfach weiter: „Nun das heißt ja dann, dass es sich nur in bestimmten Situationen aktiviert; zum Beispiel in Gefährlichen?“

Sein Gefährte nickte.

„Das würde Sinn ergeben.“, sprach der Held der Zeit. Dann jedoch zog er seine Augenbrauen zusammen und seufzte schwer.

„Das ist mir zu viel Denkerei. Wir versuchen es einfach, dann sind wir schlauer.“

Nach diesen Worten rückte er näher an seine Reinkarnation und hielt ihm schon die linke Hand hin. Der war von dem schnellen Beschluss zwar noch etwas überfahren, aber nach nur wenigen Momenten murmelte er ein stockendes „Okay.“ und legte ebenfalls seine linke Hand in die seines Freundes.

„Und jetzt?“, fragte der Ordoner vorsichtig.

Sein Vorgänger weitete ein wenig überrascht die Augen, bevor er anfing zu erklären: „Nun ja versuch dich einfach auf diese Kraft des Fragments zu konzentrieren, um sie hervorbringen zu können. Ich denke mal, das ist das Einzige was wir tun können.“

Der legendäre Held überlegte kurz.

„So ähnlich, wie wir das bei der Magie gemacht haben würde ich sagen.“

Der Ältere atmete tief ein, versuchte dabei seine Unsicherheit einzudämmen.

„Okay.“

Der Jüngere nickte und schloss daraufhin die Augen. Er wollte schon gerade in sein inneres Reich hinabsinken, da vernahm er nochmal die zaghafte Stimme seines Freundes.

„Link?“

Dieser öffnete als Antwort sein Augenpaar, blickte verwundert in das Antlitz seines Kameraden, meinte sogar einen Hauch von Verlegenheit darin lesen zu können.

„Gib mir bitte ein bisschen Zeit, ja?“

Die Züge des legendären Helden weiteten sich noch eine Spur überraschter, bevor sich ein verständnisvolles Lächeln um seine Mundwinkel legte. Er sah mit einem aufmunternden Strahlen in die Augen seines Gegenübers und antwortete sanft: „Aber klar.“

Danach übergab sich Link der Dunkelheit und seine Reinkarnation tat es ihm – innerlich schon wesentlich entspannter – gleich.

Der Jüngere ließ sich fallen, besann sich nur noch auf sein inneres Gefühl. Gleichzeitig löste er alle angespannten Muskeln und begann gleichmäßig zu atmen. Seine restlichen Sinne schärften sich und stumpften doch ab, da der hellblonde Hylianer ihnen keinerlei Beachtung schenkte. Lediglich seine inneren Energien wurden ihm stetig präsenter. Sie traten klar und deutlich in sein Bewusstsein. Es waren mehrere Kräfte, die sich in ihm vereinigten. Um die Macht seines Fragments zu erkennen, erinnerte sich Link an diesen überwältigenden, goldenen Schein zurück. Er brauchte nicht lange, bis er die Richtige unter ihnen herausfand.

Gerade als er sie sich näher ansehen wollte, wurde seine Wahrnehmung gestört. Ein Impuls der Außenwelt erreichte den hellblonden Kämpfer. Es war die Hand seines Freundes, welche – unbeabsichtigt wie der Herr der Zeit vermutete – fester um die seine griff. Eine Welle der Unruhe schwappte an den äußeren Rand seiner Geisteswelt. Ohne darüber nachzudenken wusste Link sofort was los war.

„Bleib ganz ruhig.“, flüsterte er einfühlsam, „Was hier zählt ist nur die Intuition.“

Wie auf Befehl entkrampfte sich die Hand des Anderen langsam, verweilte wieder vollkommen entspannt auf der des Helden der Zeit. Ein Anflug von Erleichterung berührte nur einen Herzschlag lang sein Bewusstsein, ehe Link sich wieder seiner inneren Kraft widmete. Er brauchte einige Augenblicke, um wieder in seine frühere Position zu tauchen. Als er wieder bei sich angekommen war, fühlte der Jüngere erneut die Macht seines Fragments. Nun ging er langsam auf sie zu, streckte den Arm aus, versuchte sie zu erreichen. Mit jedem Schritt, den er auf dieses goldene Licht zuging, verlangsamte sich sein Gang, sein Geist. Sie strahlte zu sehr. Zu feinfühlig, um sie erhaschen zu können. Link versuchte es noch einige Male, ehe er innehielt, damit sie nur auf ihn wirken konnte. Da ihm somit die Hände gebunden waren und er natürlich nichts erzwingen wollte, streckte der hellblonde Hylianer seine Sinne aus, ertastete die Wärme seines Ebenbildes, konzentrierte sich auf dessen Aura. Es war nicht sonderlich schwierig die inneren Reibungen des Ordoners wahrzunehmen. Er tat sich immer noch schwer damit.

Aber der legendäre Held hielt sein Versprechen. Ohne zu sehr auf ihn einwirken zu wollen, versuchte Link seiner Reinkarnation ein wenig Gelassenheit zu vermitteln, ohne dafür mit ihm sprechen zu müssen. Er wünschte seinem Gefährten alle Feinfühligkeit, damit er genauso in sich versinken konnte, genauso im Einklang mit seinen Empfindungen stehen konnte wie er selbst.

Der jungenhafte Kämpfer gab seinem Freund alle Zeit der Welt, wobei Link im Endeffekt überhaupt nicht sagen konnte, wie viel Zeit wirklich verstrichen war. Dann jedoch sog sein Kamerad schlagartig die Luft ein, spannte die Muskeln an und seufzte. Daraufhin öffnete der hellblonde Kämpfer seine Augen und schaute in das enttäuscht wirkende Antlitz seines Gegenstücks. Wie zur Bestätigung zog dieser auch seine Hand zurück, mied den besorgten Blick und heftete stattdessen sein Augenpaar auf den grünen Wiesenboden.

„Was ist los?“, fragte der Jüngere vorsichtig.

Die betretenen Augen seines Pendants huschten nur für einen Moment in die Höhe, ehe sie wieder nach unten sanken.

„Es tut mir leid.“, murmelte der Ordoner schließlich, „Ich kann sie nicht finden, bekomme sie nicht zu fassen.“

Einige Sekunden der Stille herrschten vor.

„So werden wir es nie schaffen diese Kraft nochmals hervorzurufen.“, stellte der Ältere mutlos fest.

Sein jungenhaftes Ebenbild wurde mit jedem Satz – ja sogar mit jedem Wort - zunehmend ärgerlicher. Zum Ende hin bildeten seine Gesichtszüge nur einen verständnislosen Ausdruck.

„Du bist manchmal ein richtiger Idiot.“, platzte es aus ihm heraus. Wieder ein unüberlegter Satz, doch Link war sich sicher, selbst wenn er darüber nachgedacht hätte wäre er nicht sonderlich anders ausgefallen. Naturgemäß schaute seine Reinkarnation schlagartig irritiert auf, blickte in das dunkelblaue Augenpaar, welches eine Spur von Trotz widerspiegelte.

„Du kannst doch nicht von dir verlangen, dass es beim ersten Mal reibungslos funktioniert. Selbst ich konnte die Macht des Fragments nicht ergreifen.“

Seine Reinkarnation lauschte zwar den Worten, senkte trotzdem erneut den Blick. Aber bevor er widersprechen konnte, versuchte sein jugendlicher Gefährte es nochmal.

„Überleg doch mal, jetzt haben wir etwas an dem wir gemeinsam arbeiten müssen. Außerdem hast du sie doch schon gespürt oder?“

Der Ordoner nickte leicht.

„Ja, gespürt habe ich sie…“

„Na also! Nichts was zum verzweifeln wäre.“

Der einheimische Hylianer stieß resignierend die Luft aus und zog sachte einen Mundwinkel nach oben.

„Du hast mich mal wieder überzeugt.“

„Hast du etwa daran gezweifelt?“, erwiderte sein Vorgänger neckisch grinsend.

Dem Anderen entfuhr ein kurzes Lachen, ehe er ein „Nicht wirklich.“ seufzte. Danach fing er den festen, aber gefühlvollen Blick seines Freundes auf, verweilte einige Momente in dem sanften Meeresblau.

„Danke.“

Als Antwort darauf wurde das glückliche Lächeln seines Begleiters nur noch liebenswürdiger.

„Nun was können wir als Ergebnis aus dieser ganzen Sache ziehen?“, lenkte der Held vergangener Zeiten wieder ein. Sein Gegenstück musste nicht lange überlegen, um ihre Resultate zusammenzufassen.

„Unsere Fragmente aktivieren sich also scheinbar nur in Gefahrensituationen. Diese Kraft selbst zu nutzen ist schwierig, aber nicht unmöglich. Also müssen wir einfach dran bleiben.“

„Genau! Ich denke mit ein bisschen Übung und Geduld wird das schon zu schaffen sein.“, erwiderte der hellblonde Hylianer zuversichtlich, „Komm wir versuchen uns jetzt an den Kampfmanövern von denen du mir heute Morgen erzählt hast, nachdem wir über die Sache mit den Fragmenten gesprochen hatten.“

Entschlossen stand Link auf und streckte sich, als sein Kamerad verwundert nachfragte: „Sollten wir nicht nochmal versuchen, an die Kraft unserer Fragmente zu gelangen?“

Den legendären Helden überraschte diese Frage nicht. Mit bestimmter Miene wandte er sich seinem Kameraden zu und sogleich purzelte ein unbedachter Satz aus seinem Mund.

„Eigentlich finde ich, dass du eine mentale Pause machen solltest.“

Diese Aussage traf den Ordoner unwillkürlich etwas, weshalb sich seine Gesichtszüge im ersten Augenblick überrascht weiteten.

Erst die Reaktion seines Kameraden machte dem legendären Helden wieder die Wirkung seiner übereilten Wortwahl klar. Link konnte nicht glauben wie unsensibel er war. Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, so verärgert über sich selbst, dass er sich am liebsten wieder mit der Hand drei Mal gegen die Stirn geschlagen hätte. Dann ging er eilig vor dem dunkelblonden Hylianer in die Hocke, fasste mit beiden Händen an dessen Schultern und sah ihn entschuldigend, mit dem Hauch eines Flehens in den dunkelblauen Augen an.

„Tut mir leid, so habe ich das nicht gemeint. Ähm…du bist im Moment viel zu konzentriert, was die Sache nur unnötig erschweren würde. Wenn du dich erstmal ordentlich ausgetobt hast geht es bestimmt leichter.“

Dann verstummte Link kurz, ehe er noch kleinlaut etwas hinzufügte.

„Deshalb habe ich das gesagt…“

Das Staunen stand dem einheimischen Kämpfer noch einige Atemzüge lang im Gesicht geschrieben. Nicht nur die Entschuldigung seines Kameraden, sondern auch seine eigene innere Verwandlung versetzte ihn in diesen Zustand. Das ankriechende, nagende Gefühl der Unfähigkeit in ihm veränderte sich, wurde zu einer aufsteigenden, erwärmten Woge. Während sich sein Herz davon beschwingen ließ, erreichte die Welle endlich die Mundwinkel, zog sie liebevoll nach oben, ließ die himmlischen Augen strahlen.

Dann richtete er sich auf, griff nach den Händen seines Abbildes und nahm ihnen mit einem Ruck die Stütze seiner Schultern. Mit einem überraschten Laut fiel der jüngere Hylianer in die Arme seines Freundes, der ihn sanft auffing. So verweilten sie einen Augenblick, die der Körper des hellblonden Kämpfers dazu nutzte, um stetig Blut in dessen Kopf zu pumpen.

„Was-“

„Du hast Recht. Danke.“

Mit diesen Worten drückte der Ordoner seinen Gefährten fester an sich, ohne seine beständige Behutsamkeit zu verlieren. Sie umhüllte, erfüllte den Jüngeren, ließ sein Herz schneller schlagen und getrieben von diesen schönen Gefühlen schmiegte er sich an den anderen Oberkörper, umschlang ihn, versank darin. Link inhalierte, ja berauschte sich schon fast an dem Duft seiner Reinkarnation. Fast wäre es ihm entgangen dem Anderen zu antworten.

„Ist doch selbstverständlich.“, murmelte er träumerisch in die tannenfarbene Tunika.

Ein Schmunzeln huschte über die Lippen des Einheimischen. Sein Pendant fühlte sich anscheinend sehr wohl in seiner Umarmung, aber Link konnte es ihm keinesfalls verübeln. Er genoss es ebenso.

Sie verharrten unendliche Momente lang, lauschten gegenseitig den zufriedenen Atemzügen, nahmen die prickelnde Wärme auf, die der andere Körper verströmte.

Schließlich seufzte der dunkelblonde Kämpfer auf.

„Wollten wir nicht noch die Kampfmanöver üben?“

Als Antwort ließ sein Vorgänger bloß ein verstimmtes Murren ertönen.

„Nur noch ein bisschen…“, murmelte er wieder in den dunkelgrünen Stoff hinein.

„Okay.“, flüsterte der Ältere lächelnd.

Die nächste Weile zog sich noch länger als die erste, bis sich der Ordoner überwand und schließlich sein Ebenbild weckte, der schon in den wiegenden Armen einzuschlafen drohte. Nach einiger Zeit hatten die jungen Männer aber ihre Gedanken wieder gleichermaßen gesammelt und fingen mit der Erprobung ihrer gemeinsamen Kampfstrategien an.

Die Schatten der Bäume wanderten fast einen Halbkreis, als die wackeren Helden dieses auszehrende Krafttraining beendeten. Nachdem sie sich vollkommen verausgabt nebeneinander fallen ließen, erfrischte sich jeder mit einer Flasche Wasser. Sie diskutierten noch über einige Strategien, ehe der Ältere die Sprache wieder auf ihre Fragmente richtete. Erneut versuchten sie es wie einige Stunden zuvor, leider mit demselben Ergebnis.

„Es hat keinen Zweck.“, seufzte der legendäre Held und ließ sich nach hinten auf den Rücken fallen, „Wir müssen es irgendwie anders versuchen.“

Eine nachdenkliche Stille entstand, in der jeder selbst nach einer Möglichkeit forschte, ihre innere Kraft zu erwecken. Es war absehbar, dass der Herr der Zeit nicht die dafür erforderliche Geduld aufbrachte.

„Ach ich habe keine Lust mehr so viel nachzudenken.“

Die Gesichtszüge des Älteren nahmen erneut einen leicht betroffenen Ausdruck an.

„Es tut mir leid. Wenn ich wenigstens die Kraft in mir finden würde, dann hätten wir bestimmt keine Probleme damit.“

Schlagartig setzte sich der hellblonde Hylianer wieder auf. Da war es schon wieder. Diesmal jedoch konnte Link darüber nicht wütend werden. Stattdessen versuchte er es auf eine andere Weise.

„Sag mal, gibt es hier in der Nähe eigentlich einen kleinen Waldsee? Ich dachte ich hätte so etwas gesehen, als wir vorhin durch das Dickicht gerannt sind. Eine Abkühlung würde mir jetzt richtig gut tun.“

Der Ordoner sah im ersten Moment verwundert auf, ging aber auf sein Ebenbild ein indem er nach kurzer Überlegung antwortete: „Ja sowas gibt’s hier in der Nähe. An einer Stelle ist der Rand sogar mehrere Meter hoch, sodass man richtig runterspringen kann. So ähnlich wie in der Zora-Höhle, nur nicht ganz so hoch.“

Der Jüngere sprang bereits voller Tatendrang auf.

„Echt? Das ist ja total klasse! Dann müssen wir da unbedingt hin. Immerhin war der Klippensprung bei den Zoras auch richtig genial gewesen.“, frohlockte der legendäre Held und fühlte sogar ansatzweise in seiner Erinnerung den dabei erlebten Rausch. Als er seinem Freund die linke Hand anbot, war er gedanklich schon wieder mitten im Sprung.

Seinem Gegenstück auf dem Wiesenboden erging es ähnlich.

„Wer hätte gedacht, dass ich mal jemanden finden würde der genauso lebensmüde ist wie ich. Dieser Sprung war wirklich einmalig.“

Auch er erinnerte sich in diesem Augenblick an die sprudelnde Aufregung des kurzen Fluges zurück und griff in diesem Moment ebenfalls mit der linken Hand nach der des Anderen.

Ein unscheinbares, goldenes Flackern erglühte auf den Rücken ihrer Hände, nicht länger als einen Herzschlag, dann erstarb es urplötzlich wieder.

Die Helden reagierten absolut identisch. Inne haltend, mit geweiteten Augen vollkommen perplex auf dieses kurzlebige Phänomen starrend. Es war der legendäre Held, welcher das Spiegelverhalten unterbrach, indem er sich verblüfft auf den Hintern fallen ließ. Dann schauten sich die jungen Männer für einige Sekunden überrascht an, ehe der hellblonde Kämpfer fragte: „Was war das?“

Der Ältere überlegte noch, stellte erst nach einer Weile eine Vermutung auf.

„Das, wonach wir die ganze Zeit gesucht haben?“

„Aber“, setzte der Held der Zeit an, „warum hat es sich ausgerechnet jetzt aktiviert?“

Der Ordoner griff sich mit der Hand ans Kinn, stützte mit der Anderen seinen Arm und starrte nachdenklich auf den Boden. Es dauerte jedoch nur wenige Momente, bis beide Helden den gleichen Einfall hatten. Gleichzeitig blickten sie auf und sich gegenseitig in die Augen.

„Weil wir uns gerade über den Klippensprung unterhalten haben? Wäre das eine gefährliche Situation?“

„Ja, das ist es bestimmt!“

Der Jüngere war jetzt ganz Feuer und Flamme für diese Idee.

„Jetzt müssten wir nur noch herausfinden, wie wir diesen Fall mit der Situation im heiligen Hain vergleichen können.“

Jetzt verstummten wieder beide und es war diesmal der Held der gegenwärtigen Zeit, dessen Miene sich erhellte.

„Vielleicht … wenn wir Mut beweisen? Das wäre logisch, da wir auch die Fragmente des Mutes in uns tragen.“

Sein Vorgänger nickte kurz, schlug nun seinerseits eine praktische Lösung vor.

„Das muss es sein! Wir können es sogar nochmal versuchen, jetzt gleich!“

Ein wissendes Lächeln schlich sich um die Mundwinkel des einheimischen Hylianers.

„Du meinst den Waldsee nicht wahr?“

„Genau! Wenn wir uns die Hände halten und dort hinunterspringen, müssten die Fragmente anfangen zu leuchten. Das wäre dann der sichere Beweis dafür. Los wir machen uns direkt auf.“

Gesagt, getan. Die jungen Helden brauchten nicht lange, um besagten Waldsee zu finden. Geschwind eilten sie die Erhebung hinauf. Dort angekommen konnte es der hellblonde Kämpfer nicht lassen und warf einen raschen Blick nach unten.

„Das ist richtig gut. Hier funktioniert es bestimmt.“

„Du bist ja richtig nervös.“, bemerkte der Ordoner grinsend.

„Du etwa nicht? Wenn wir wirklich Recht haben, dann haben wir einen Weg gefunden die Kraft der Göttin zu benutzen. Damit wären wir so gut wie unbesiegbar!“

„Okay, finden wir es heraus.“

Damit streckte der Einheimische seine linke Hand aus, die auch sogleich von derselben seines Vorgängers erfasst wurde. Da nun ein normales Vorwärtsspringen nicht möglich war, stellten sie sich um einen Ausfallschritt seitlich zur Klippe.

„Gut, bei drei springen wir.“

Der Held der Zeit schluckte nervös und vorfreudig zugleich.

„Eins, zwei, drei!“

Beide stoßen sich kräftig mit den Füßen vom Boden ab, den Blick stetig auf die Wasseroberfläche gerichtet, schwebten sie zunächst noch, ehe sie die Schwerkraft an den Füßen packte. Dann stürzten sie dem klaren Nass entgegen. Immer schneller, immer berauschter von dem pfeifenden Wind, der ihnen um die Ohren wehte. Erneut sprudelte die Aufregung in ihnen, schoss durch deren Adern und brachte ihr Herz zum Rasen. Schließlich zeigte es sich wieder. Ein schwaches, goldenes Leuchten auf ihren Händen formte das Triforce-Symbol nach. Jeder von ihnen konnte noch einen flüchtigen Blick darauf erhaschen, bevor der See sie verschlang.
 

Kaltes Wasser bahnte sich seinen Weg über die nackte, verschwitzte Haut, erfrischte nochmals die verausgabten Muskeln. Link war froh endlich unter seiner wohlverdienten Dusche zu stehen. Er schloss die Augen und seufzte erleichtert auf.

Nun hatten sie es doch tatsächlich geschafft bis in den frühen Nachmittag zu trainieren. Sie überlegten Kampftaktiken, übten diverse Manöver und perfektionierten sie unablässig. Als ob das noch nicht gereicht hätte, spekulierten und testeten die Kämpfer noch ihre Vermutungen bezüglich ihrer Fragmente aus. Die Zeit verflog und nachdem sie sich laut jubelnd über den Erfolg wieder aus dem Waldsee gefischt hatten entschlossen die jungen Hylianer – ungeachtet des laut rebellierenden Magens des legendären Helden – es für heute gut sein zu lassen.

Eben dieser Herr über die Zeit dachte während der belebenden Erfrischung über ihr Training nach. Ausgenommen der Tatsache, dass sie gut aufeinander abgestimmte Taktiken entwickelten, hatte es ihm unheimlich viel Spaß gemacht.

Link schmunzelte zufrieden.

Wer hätte gedacht, dass wir mit gemeinsamen Angriffen so viel stärker sein können?

Die Helden waren seit jeher Einzelkämpfer gewesen. Im Gefecht mussten sie immer nur stets aufs sich selbst und natürlich auch auf den Gegner achten. Nun trat noch eine dritte Person hinzu, ein Verbündeter. Diese Situation war eine vollkommen andere, ungewohnt neu.

Es war kein Problem mit einem Gefährten zusammen zu kämpfen, nur würde dies laut seiner Reinkarnation – und da musste Link seinem Kameraden zustimmen - für spätere Kämpfe nicht ausreichend sein.

„Wir wissen nicht was da auf uns zukommen wird und aus diesem Grund müssen wir auf alles vorbereitet sein. Hoffen wir nur, dass wir die Kampfmanöver nicht brauchen werden.“

So lauteten die Worte des Ordoners, ehe er sich als Erster hinter das Haus auf die Waschplatte begab.

Was in jedem Fall noch erfolgreicher verlaufen war, die nochmalige Übung nach ihrem kräftezehrenden Training. Eigentlich geschah es genauso wie das erste Mal und dann doch vollkommen anders. Obwohl schon alles vergeblich schien, hatte sich den Helden doch noch ein Weg offenbart, der – wie sie schon bald feststellten – von Erfolg gekrönt war.

„Sieg auf der ganzen Linie.“, sprach Link zufrieden zu sich selbst, trat aus dem Wasserstrahl hinaus und griff nach dem Tuch zum Abtrocknen. Danach flitzte er geschwind den kleinen Hügel hinauf, der die Grenze des dahinterliegenden Waldes darstellte, und leitete das Wasser um, damit es wieder seine gewohnte Bahn fließen konnte.

In nur wenigen Sekunden schlüpfte Link in seine Schnürunterhose, denn nur an diese hatte er gedacht. Dabei wandte er verlegen den Blick nach unten. Seit sie diese Beziehung begonnen hatten war der Jüngere nicht mehr so unbefangen gewesen wie sonst. Sein Ebenbild hingegen hatte auch immer irgendetwas zu tun, sodass er ganz fix hinter ihm die Leitern hochhuschen und seine Schlafkleidung anziehen konnte. Vielleicht richtete seine Reinkarnation seine Aufmerksamkeit auch immer absichtlich auf irgendeine banale Sache, wenn er ihn kommen hörte.

Wie es auch war, Link dankte ihm dafür.

Aus diesem Grund schlenderte der legendäre Held schon fast die Treppenstufen hinauf, öffnete dennoch vorsichtig die Tür und blinzelte hinein. Der einheimische Hylianer stand an der Küche und würfelte mit dem großen Küchenmesser irgendein Gemüse. Die Luft war also rein.

Nicht gerade schleichend wie ein Dieb, aber schon nicht allzu auffällig betrat der jüngere Kämpfer das Haus. Zügig schritt er wortlos auf die Leiter zu und griff nach einer Sprosse. Bevor es seine Füße den Händen gleichtun konnten hielt er inne, als sein Abbild in der Küche ohne aufzublicken zu ihm sprach.

„Lass dir ruhig noch etwas Zeit. Mit dem Essen brauche ich noch ein bisschen.“

Link murmelte lediglich ein „Okay.“, ehe er die Leitern hinaufstieg.

Als er den Blick wieder von dem Anderen abwand, konnte es sich der Ordoner – wie so oft – nicht verkneifen, die Augen kurz zur Seite schweifen zu lassen. Diesmal erregten die langen Haare seine Aufmerksamkeit, welche sich in offenem wie nassen Zustand gerade so mit den Spitzen auf die athletischen Schultern legten.

Die Mundwinkel des dunkelblonden Kämpfers verzogen sich zu einem ansatzweisen, schwärmenden Lächeln, als er sich wieder seinem Schnittlauch zuwandte. Gleichzeitig fragte sich Link, wann er wohl das erste Mal - offiziell sozusagen - die langen, sonnengelben Strähnen in Freiheit erleben durfte.

Plötzlich klopfte es leise, aber bestimmend an der Tür. Sofort schreckte der einheimische Kämpfer aus seinen Gedanken hoch und starrte verwundert an den Ursprungsort des Geräusches. Als er sich nach einigen Augenblicken immer noch nicht rührte, klopfte es erneut, diesmal ungeduldiger.

„Link, bist du da?“

Sofort griff eine Hand des Entsetzens nach dem Inneren des Ordoners, die aber in weniger als einer Sekunde wieder unter seiner Kontrolle stand. Er atmete einmal tief ein, legte das Messer ab und schaute hinauf zu seinem Kameraden der neugierig wie fragend über das Geländer in seine Augen schaute. Dabei rahmten die blonden Zotteln immer noch gelöst das Antlitz des legendären Helden ein.

Wieder brauchte der Ältere einen kleinen Moment, um sich nach diesem Anblick wieder zu sammeln. Danach schüttelte er sachte den Kopf und bedeutete seinem Ebenbild mit dem Finger, den er an die Lippen legte, still zu bleiben. Ein knappes Nicken war alles, dann verschwand die Gestalt seines Vorgängers wieder.

Der dunkelblonde Kämpfer nahm tief Luft, streckte einmal die Schultern durch, ging zur Tür und öffnete sie schlussendlich. Mit einem freundlichen Lächeln hieß er seinen Besucher, mehr oder weniger, willkommen.

„Hallo Ilya.“

Das Mädchen blühte förmlich auf, als sie das Antlitz des Hylianers erblickte.

„Hallo Link!“, erwiderte sie entzückt, „Ich dachte mir ich komme dich mal besuchen. Es ist ja schon ziemlich lange her, dass wir uns richtig gesehen haben. Ich darf ja, oder?“

Damit schlüpfte sie durch den schmalen Spalt an dem Helden vorbei und stürmte direkt ins Hausinnere. Da der junge Mann damit nicht rechnete, hielt er seine Freundin aus Kindertagen auch zunächst nicht auf. Erst als sie aus seinem Blickfeld verschwand drehte er sich reflexartig um. Link bannte seinen ersten Schrecken von dieser aufdringlichen Aktion, rang seine innerliche Nervosität nieder und setzte stattdessen ein versucht nettes Lächeln auf.

Ich darf mir nichts anmerken lassen. Vielleicht geht sie gleich wieder von selbst.

Aber der Jüngling vertraute nicht mal seinem eigenen Gedanken. Zwanghaft hielt er seine Augen auf Ilya gerichtet, wagte keinen raschen Blick nach oben. Sie verweilte nunmehr in der Mitte des Raumes und hielt Link eine Holzplatte entgegen, auf der etwas mit einem Tuch abgedeckt worden war.

„Ich habe dir sogar etwas mitgebracht.“, trällerte sie, „Heute Morgen habe ich extra für dich noch einen Kürbiskuchen gebacken! Ich hoffe er schmeckt dir.“

Freudestrahlend sah sie ihren Freund aus Kindertagen an, der im ersten Moment nach den richtigen Worten suchte, gedanklich dabei immer noch bei seinem Abbild oben am Bett. Aus diesem Grund dauerte es einige Sekunden, ehe der Schwertkämpfer schließlich – um einen erfreuten Ton bemühend – antwortete: „Ach, das ist ja wirklich nett von dir…“

Kurz vor Ende des Satzes erregte etwas anderes die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Dorfmädchens. Ein Wassertropfen fiel von oben auf das Tuch, hinterließ einen dunklen, nassen Fleck. Verwundert schaute sie geradewegs nach oben in ein neugieriges, von hellblonden Haaren eingerahmtes Gesicht. Der Älteste stand unter Schock, war unfähig etwas zu tun und beobachtete die wachsende Bestürzung. Die beiden sahen sich für endlos wirkende Sekunden an, ehe der vor Schreck fallengelassene Kuchen die Stille durchbrach. Entsetzt hob sie die Hand, zeigte mit ihrem zitternden Finger nach oben und sagte mit erschütterter Stimme an den dunkelblonden Kämpfer gewandt: „Was-was ist das denn für ein Mädchen?!“

Link starrte seine Freundin verwirrt an. Ohne diesmal überhaupt nachzudenken setzte er spontan zu einer Erwiderung an. Schließlich galt es, ein Missverständnis aus dem Weg zu räumen.

„Nein, das ist doch ein-“

Doch der Kämpfer kam nicht weit, da wurde ihm hysterisch das Wort abgeschnitten.

„Ist das also der Grund weshalb du dich nur noch wegen der Arbeit im Dorf blicken lässt, ja?“

Ilyas Gesicht verzog sich zu einer wütenden Maske und ihre tobende, schrille Stimme erklang nach dieser minimalen Pause sofort wieder.

„Das waren also diese ominösen Geräusche, die die Kinder vor einigen Tagen hier gehört haben. Und das machst du also auf deinen Reisen nach Hyrule-Stadt! Von wegen Erfahrungen sammeln!! Du hast eine Frau hier versteckt! Ich habe sie gesehen oben bei deinem Bett!!“

Das letzte Wort spie sie förmlich aus wie ein Schimpfwort.

„Und sie ist …“

Ihre schlimmste Befürchtung wagte Ilya nicht auszusprechen. Hatte ihr geliebter, anständiger Link tatsächlich eine nackte, blonde Frau in seinem Bett? Danach verzog sich ihre zornige Miene und mit einem verletzten Schluchzen stürzte sie an ihrer Jugendliebe vorbei aus dem Haus.

In der ersten Minute herrschte absolute Stille, während die hellblauen, geweiteten Augen weiter an der Hintertür Richtung Wald hingen. Seine Überraschung über Ilyas Ausbruch hatte ihn zur Salzsäule erstarren lassen, sodass Link ihr noch nicht einmal nachgesehen, geschweige denn versucht hatte sie aufzuhalten. Der Hylianer stieß einen Seufzer aus, ließ dabei gleichzeitig die Schultern resigniert hängen. Einen Moment später legte er seine rechte Hand stützend an die Hüfte während die Linke aufstieg, um sich die pochenden Schläfen zu massieren.

Nachdem sich seine Arme von ihrer Starre erholten, fingen auch seine Gedanken wieder an zu rasen. Schon jetzt gingen sie alle möglichen Zukunftsvarianten durch und versuchten für jede eine Lösung zu finden.

Ich werde es ihnen wohl oder übel sagen müssen, so wie es jetzt aussieht.

Sein hellblondes Ebenbild war zwischenzeitlich die Leitern hinuntergestiegen. Endlich hatte er sich etwas angezogen – was da aus einem kurzärmeligen Hemd sowie einer ebenso kurzen Hose bestand – und die Haare wieder zusammengebunden.

Mit leisen Schritten tapste er auf seine Reinkarnation zu und linste über dessen Schulter neugierig in sein Gesicht. Seine Geste war nach wie vor unverändert. Danach ging er vorsichtig um ihn herum, warf noch einen raschen Blick zur offenstehenden Tür, ehe er testweise etwas sagte.

„…die ist ganz schön abgedampft was?“

Der Angesprochene atmete tief ein, ließ dabei die Hand sinken und fixierte die auf dem Boden verstreuten Gebäckbrocken.

„So ist sie halt.“, antwortete der dunkelblonde Kämpfer und machte sich ans Werk den Boden von dem kaputten Backwerk zu säubern. Sein Kamerad konnte indes keine Spur einer Wertung in dessen Stimme wiederfinden, der Satz glich lediglich einer Feststellung.

„Das Problem ist nur, dass es nicht lange dauern wird, bis das ganze Dorf Bescheid weiß.“

Der Jüngere folgte ihm zum Kuchen, ging ebenfalls in die Hocke und starrte das zerstörte Machwerk für einige Momente an, dann wurde die Miene des Hellblonden wieder fragend.

„Wäre es denn wirklich so schlimm, wenn deine Leute von mir wüssten?“

Der Ordoner schaute seinen Kameraden nachdenklich an. Schließlich schloss er für einen Augenblick die Augen, öffnete sie wieder und sah seinen Vorgänger hoffnungslos an.

„Sie werden es einfach nicht verstehen. Du weißt doch, dass sie nichts von meinem Heldendasein wissen. Ich habe einfach keine Ahnung, wie ich es ihnen verständlich erklären kann. Wenn wir uns nicht so ähnlich sehen würden, hätte ich das schon längst in Betracht gezogen.“

Der Held der Zeit stieß ein nachdenkliches „Hmm…“ aus, blickte kurz nach unten und nach wenigen Sekunden grinste er belustigt über seinen plötzlichen Einfall.

„Na ja, sie werden dir allerhöchstens unterstellen, dass ich dein lang verschollener Zwillingsbruder wäre.“

Link konnte sich einen scherzhaften Unterton nicht verkneifen. Sein Gefährte allerdings reagierte darauf vollkommen anders, wie der hellblonde Hylianer es vielleicht erwartet hätte. Schlagartig drehte sich dieser zu ihm um, starrte ihn entgeistert für einige Augenblicke an.

„Das ist es!“, stieß er plötzlich hervor, was bei seinem Vorgänger erneut einen verwirrten Gesichtsausdruck hervorrief.

„Wir sagen einfach, dass du ein Verwandter von mir bist und wir uns zufällig in Hyrule-Stadt getroffen hätten. Das müsste als Erklärung eigentlich ausreichend sein.“

Der legendäre Held blinzelte verwirrt.

„Du bist wirklich genial.“, sagte der Ordoner lächelnd an seinen Kameraden gewandt. Dieses Kompliment gepaart mit dem fröhlichen Gesichtsausdruck jagte Link wieder eine vorsichtige Verlegenheit über die Wangen.

„Tja wer hätte gedacht, dass mir auch mal was Schlaues einfallen würde.“

„Aber natürlich.“, lachte der einheimische Hylianer zufrieden.

Nach diesem Satz erhob sich der legendäre Held wieder, schaute erneut zur Tür und verschränkte dabei die Arme hinter dem Kopf. Erst wirkte er nachdenklich, doch dann nahmen seine Gesichtszüge einen neckischen Ausdruck an.

„Die scheint ja richtig an dir zu kleben.“

Der einheimische Kämpfer erhob sich schlagartig – die Holzplatte mit dem zertrümmerten Kuchen in der Hand - und sah den Anderen daraufhin nur ausdruckslos an.

„Und dich hat sie für ein Mädchen gehalten.“, erwiderte er sachlich. Ein verdrießlicher Ausdruck bemächtigte sich den Gesichtszügen des Jüngeren, was seiner Reinkarnation nur ein belustigtes Lächeln entlockte.

Daraufhin drehte sich der legendäre Held zur Seite und nuschelte mürrisch: „Ich weiß schon warum ich die Haare immer zusammen hab.“

Der Ältere seufzte.

Mist…jetzt werde ich wohl noch länger warten dürfen.

Direkt nach seinem Satz stieg dem hellblonden Hylianer ein Geruch in die Nase, der ihn aufsehen ließ. Fragend zog er die Augenbrauen hoch, während er diesen versuchte zuzuordnen.

„Seltsam,“, setzte Link schließlich an, „hier riecht es irgendwie verbrannt.“

Es waren die Aussage und der Geruch gleichermaßen, welche dem Ordoner in diesem Moment bewusst wurden. Entsetzt riss er die Augen auf, schaute seitlich zur Küche und hastete im nächsten Moment schon zum Ofen – wobei die Holzplatte mit dem Kuchen einen erneuten Freiflug umsonst kassierte - um eilig den Topf herauszunehmen.

Währenddessen warf der Held der Zeit dem vollends zerstörten Gebäck noch einen raschen, wehleidigen Blick zu.

Jetzt will ich dich auch nicht mehr essen.

Nachdem der Einheimische den Topf in das Spülbecken stellte, schnellte seine rechte Hand zu dem bereitstehenden Becher Wasser und kippte dessen gesamten Inhalt auf die schon schwarz angekokelten Zwiebeln. Eine große Dampfwolke schoss ihm entgegen und als sie sich verflüchtigte, betrachtete Link die kläglichen, schwarzen Überreste. Seufzend stellte er den Becher wieder ab.

„Und ich war der festen Überzeugung diese Kochpannen seit etlichen Jahren hinter mir gelassen zu haben.“

Zwischenzeitlich war sein Vorgänger neben ihn getreten und begutachtete ebenfalls die dunklen Überreste im Topf.

Und euch ess ich auch nicht mehr.

„Heute ist definitiv nicht mein Tag.“, stellte der dunkelblonde Kämpfer seufzend fest.

„Ach!“, erwiderte sein Kamerad überschwänglich, „Das bildest du dir nur ein.“

Auf das aufmunternde Grinsen seines Vorgängers antwortete Link mit einem erheiterten Lächeln.

„Tja, jetzt muss ich wieder von vorne anfangen. Also muss dein Magen leider noch ein wenig Geduld haben.“

„Keine Sorge, ich räume mal den Kuchenunfall weg und helf dir danach beim Kochen. Ein Messer dürfte einem Schwert ja gar nicht so unähnlich sein oder?“

„Pass aber trotzdem auf. Sonst werde ich dir nochmal einen Verband verpassen müssen.“, erinnerte der Ältere.

„Na ja…solange du es machst.“, lächelte sein Vorgänger verlegen.

„Dafür musst du dich noch nicht einmal verletzen.“, neckte Link seinen Kameraden freundschaftlich.

Damit fing sich der Ordoner wieder einen verdrießlichen Blick ein, schmunzelte jedoch nur darüber. Danach setzte sich der legendäre Held mit dem Kuchen auseinander, bis er später brav den Kochanweisungen seines Pendants folgte und das Essen schon nach kurzer Zeit fertig auf dem gedeckten Tisch Platz fand. Die jungen Männer aßen, unterhielten sich noch ein wenig über den Ausraster Ilyas, bis sie schließlich abräumten und der einheimische Kämpfer seinem Kameraden ein „Ich schau noch nach den Pferden. Bin gleich wieder da.“ mitteilte, ehe er zur Tür hinaus verschwand. Gemütlich kletterte er die Leiter hinunter und erblickte schon gleich die beiden Stuten, die brav nebeneinander in der Ausbuchtung links dem Haus standen. Sein eigenes Tier ging direkt vertrauensselig auf ihn zu und ließ sich liebevoll streicheln.

Seltsam,dachte sich Link, den Pferden fällt es überhaupt nicht schwer, uns auseinanderzuhalten.

„Link?“

Ein drittes Mal an diesem Tag versteinerte sich der Körper des Hylianers im ersten Augenblick, ehe er sich überrascht umdrehte und in das Gesicht ihres Bürgermeisters blickte.

„Hallo Boro.“

Die Gedanken des Kämpfers rasten erneut. Was wollte ihr Oberhaupt noch so spät am Abend hier?

Es kann nur wegen Ilya sein…

Wie zur Bestätigung seines Gedanken erhob Boro die Stimme.

„Ich wollte mit dir reden. Ich habe da was von Ilya erfahren…“

Link atmete tief durch und machte sich auf alles gefasst. Das Mädchen hatte sich wahrscheinlich bei ihrem Vater ausgeweint und dabei wahrscheinlich noch maßlos übertrieben. Dabei konnte der junge Mann ganz genau im Gesicht ihres Bürgermeisters ablesen, dass er nur auf Geheiß seiner Tochter gekommen ist. Es war offensichtlich, wie unangenehm ihm diese ganze Sache eigentlich war – da er sich ja eigentlich ziemlich dreist in das Privatleben ihres Ziegenhirten einmischte - und trotzdem las der Held in dem Gesicht auch gleichzeitig unverhohlene Neugier.

„Also…“, setzte das Oberhaupt an, suchte noch eine Weile nach den richtigen Wörtern, „Ilya hat erzählt, dass du Besuch hättest. Hast du ein Mädchen kennengelernt?“

„Einen Jungen.“, erwiderte der Hylianer sachlich, „Genauer gesagt einen Kampfgefährten aus Hyrule-Stadt.“

Boro starrte den jungen Mann entgeistert an.

„Oh…davon hat sie nichts erzählt.“, murmelte er.

„Sie war zu schnell weg, als dass ich ihr hätte etwas erklären können.“

Der Bürgermeister verstand auf Anhieb.

„Achso ja…aber warum hast du ihn nicht vorgestellt?“

Nun war es Link der ins Stocken geriet. Er überlegte noch kurz, ehe er vorsichtig ansetzte.

„Na ja, er ist ziemlich schüchtern und ich glaube … also wir glauben, dass wir irgendwie miteinander verwandt sind.“

Das Oberhaupt des Dorfes weitete überrascht die Augen.

„Woher wisst ihr das?“

Link seufzte innerlich. Er mochte es eigentlich gar nicht um den heißen Brei herumzureden und doch tat er es gerade. Er nahm nochmals tief Luft, bevor er es einfach sagte.

„Wir sehen uns sehr ähnlich.“

Das genügte beileibe nicht, weshalb der Hylianer noch konkret hinzufügte: „Fast wie Zwillinge.“

Das endlose Erstaunen im Gesicht des Bürgermeisters, trieb dem Kämpfer die Scham über dieses Lügengerüst ins Gesicht. Jedoch nur so minimal, dass Boro im Licht der Dämmerung dies niemals bemerkt hätte.

„Das freut mich ja richtig für dich!“, sprach das Oberhaupt des Dorfes mit einem Mal enthusiastisch, „Das muss gefeiert werden! Du weißt ja, in einigen Tagen ist Sommerfest und da böte sich auch eine gute Gelegenheit.“

Link gelang noch gerade so ein verzweifelter Blick. Er wollte er nicht glauben was der andere Ordoner damit vorschlagen wollte.

„Dein Verwandter ist hiermit herzlich eingeladen!“

Eine Frage des Gefühls

Hallo meine lieben Leser! ^^-
 

Hier bin ich wieder mit einem neuen Kapitel! Es hat länger gedauert, wegen Umzug, neuer Schule etc.....Von daher möchte ich mich noch bei euch, meine lieben, treuen Leser, entschuldigen u_u und herzlich bedanken zugleich! Ihr seid mir eine große Motivationsstütze! Danke! =//D
 

Trotz allem bin ich glücklich, endlich wieder was Neues hochzuladen und ich hoffe ihr freut euch ebenso wie ich! ^_____^=
 

Ich bin schon wahnsinnig auf eure Reaktionen gespannt! Jetzt aber erstmal viel Spaß! =D
 

*allroundknuffz*
 

Eure Akimon
 

P.S. Es ist äußerst ärgerlich, dass Animexx keine Formatierung für "zentrieren" hat.....~___~

Aus diesem Grund kommt dieses Etwas vielleicht etwas schäbig vor in dem Kapitel, deshalb schon mal Entschuldigung im Voraus...
 

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„Du bist eingeladen worden.“

„Was?!“

Der Ältere seufzte resigniert.

„Jetzt darf ich dich zu unserem Sommerfest mitbringen und offiziell vorstellen.“

Ein kurzes Schweigen breitete sich im Raum aus.

Der Jüngling Ordons war gerade erst vor wenigen Minuten nach den Pferden schauen gegangen. So vollkommen normal und nichtsahnend, wie der legendäre Held das schmutzige Geschirr stapelte. Jetzt kam er zurück mit solch einer Nachricht in der Tasche. Wie noch einige Minuten zuvor, saßen nun die Hylianer erneut am Tisch. Link starrte seine Reinkarnation überrascht an. Fragend zog er eine Augenbraue in die Höhe, als seine unwissende Stimme erklang: „Und was heißt das jetzt genau für uns?“

Wieder ein Seufzen seitens des Einheimischen.

„Das wird nichts Großes, soviel kann ich dir versprechen. Wir werden dahin gehen, dich vorstellen und etwas essen. Danach kämpfe ich noch ein paar Runden und dann können wir wieder heimgehen.“

Der ohnehin schon verwunderte Blick des Herrn über die Zeit bohrte sich noch verwirrter in das Angesicht seines Gegenübers.

„Sagtest du Kämpfe?“

Der dunkelblonde Held sah auf. Für einige Momente schwieg er, die verdutzten Gesichtszüge des Anderen dabei betrachtend. Schließlich sog er die Luft ein und antwortete sachlich: „Kennst du Ringen?“

Nun überlegte sein Kamerad für wenige Augenblicke.

„Hab ich schon mal gehört.“

Ohne eine weitere Reaktion abzuwarten, startete der Ältere mit seiner Erklärung. Dieser Aufschluss dauerte eine kleine Weile, denn Link berichtete darüber genauso umfassend, wie bei allen anderen Dingen. Dieses Mal lauschte sein hellblondes Pendant jedoch unentwegt interessiert.

„Muss ich da eigentlich auch mitkämpfen?“, fragte der Jüngere, nachdem sein Ebenbild endete.

„Nein keine Sorge. Es verlangt nur die langjährige Tradition des Dorfes und wie bei allen Traditionen kann man nicht so einfach damit brechen. Aber es wird nicht zu viel Zeit beanspruchen, dass kann ich dir versprechen.“

Daraufhin stützte Link seinen Kopf mit der Hand ab und schenkte seinem Vorgänger ein entschuldigendes Lächeln.

„Tut mir leid, dass ich dich in meine verzwickte Beziehung mit den Dorfbewohnern hineinziehe.“

Erstaunt weiteten sich die Gesichtszüge des Helden der Zeit, bevor die neugierige Vorfreude sie überrannte.

„Ach was! Ich freue mich eigentlich schon richtig deine Leute kennen zu lernen. Irgendwie war ich die letzte Zeit so abgeschottet. Außerdem will ich mir die Miene deiner Verehrerin nicht entgehen lassen, wenn sie mich sieht.“

Ein freches Grinsen zeigte sich um seine Mundwinkel. Sein Abbild hingegen mimte daraufhin wieder einen nichtssagenden Ausdruck.

„Sie ist nicht meine Verehrerin. Wir sind nur gute Freunde.“

Doch selbst der Ordoner glaubte seinen eigenen Worten nicht wirklich. Man würde abwarten müssen, ob sich seine Vorahnung bezüglich Ilya bewahrheiten würde.

„Na ja,“, murmelte der Jüngere verhalten, „solange du ihr nicht den Hof machst.“

Der dunkelblonde Hylianer fing den abwartenden sowie etwas neckischen Blick auf. Ungläubig erwiderte er ihn, ehe er aufstand. Seine Augen lagen bestimmt auf dem Antlitz seines Gegenstücks und sachte schlich sich der Anflug eines Lächelns um seine Mundwinkel, als er antwortete: „Bis jetzt habe ich nur einer Person den Hof gemacht und ich habe nicht vor, das zu ändern.“
 

Link schlug die Augen auf. Noch kein Sonnenstrahl bahnte sich durch das Fenster über ihm, nur das schummrige Licht der Dämmerung verriet den angebrochenen Aufgang der Sonne. Der Jüngling seufzte schwer und legte seinen Arm auf die Stirn.

Heute galt es noch früher aufzustehen wie sonst, da die Ziegen auf eine andere Weide getrieben werden mussten und am Abend natürlich wieder zurück. Am gestrigen Tagesende hatte der junge Mann seinem Vorgänger auch davon berichtet. Nun konnte er nur darauf hoffen nicht allzu spät nach Hause zu kommen.

Link setzte sich auf, wobei seine Augen unweigerlich nach unten zum ruhigen Körper seines Abbilds wanderten. Dieser schlief auf der Seite, das Gesicht zum Ordoner gewandt. Dieser Anblick gestaltete das Aufstehen nicht gerade leichter, doch nachdem sein Blick für einige Momente verweilte, drückte der Hylianer seinem Freund noch einen sanften Kuss auf die Wange. Danach huschte er gelenk aus dem Bett, so als ob er nie darin gelegen hätte.

So kam es in jedem Fall dem Anderen vor, als wenig später seine Hand wünschend über das Laken glitt und sich – nach erfolgloser Suche – wieder enttäuscht zurückzog.
 

Dort lag er, dort auf dem Tisch. Link wusste das, da er ihn schon seit geraumer Zeit aus sicherer Entfernung anstarrte. Er selbst saß mit verschränkten Armen auf einem Stuhl, ein wenig vom Tisch weggerückt. Nervös trommelte sein Zeigefinger auf dem Oberarm herum, während seine Augen kritisch auf diesem Etwas verweilten.

Soll ich oder soll ich nicht…?

Der Held der Zeit legte den Kopf etwas schief, stieß dann jedoch einen genervten Seufzer aus. Wie hatte er sich eigentlich in diese Zwickmühle hineinmanövriert?

Der Tag war bisher ganz normal verlaufen. Ein ausgiebiges Training am Vormittag, die wohlverdiente Dusche danach und ein kurzer Trip über die Ebenen mit seinem Pferd. Währenddessen verzog sich der warme Schein der Sonne immer weiter in Richtung des Waldes hinter dem Haus, da der Nachmittag jetzt schon längst angebrochen war. Link wartete mit aller Vorfreude auf sein Ebenbild, als da auch schon jemand an die Tür klopfte. Ohne überhaupt darüber nachzudenken, dass dies vielleicht ein neugieriger Dorfbewohner, wenn nicht sogar Ilya selbst, sein konnte, öffnete der Hyalianer in aller Hast die Tür.

Ein wohlgekleideter Mann seines Volkes stand vor ihm. Trotz des einfachen Schnitts seiner Kleidung – denn diese bestand nicht mehr als aus einer Hose sowie einer Tunika - wiesen die blauen und weißen Stoffe einen hohen Wert auf. An den Ärmeln prangte das königliche Triforce-Symbol. Dies blieb dem Schwertkämpfer nicht verborgen und so schärften sich augenblicklich all seine Sinne. Sein aufmerksamer Blick glitt nun in das Gesicht. Ein Mann – locker zehn Jahre älter als er selbst – mit kurzen, schwarzen Haaren sah wachsam in die Augen seines Gegenübers.

Nach einer kurzen Weile des forschenden Schauens vermochte der Gesandte die Gestalt des Helden, anhand Zeldas grober Personenbeschreibung, zu erkennen, erhob sodann die Stimme.

„Seid ihr Link, der Erretter Hyrules?“

Im ersten Moment verwundert, dann aber selbstverständlich wie bestimmt tat der blonde Hylianer seine Antwort kund.

„Ja, das bin ich.“

Ohne zu zögern zog der schwarzhaarige Mann vor ihm etwas aus dem Gürtel und hielt es Link hin.

„Ich bin der persönliche Kurier der Königin. Hiermit überbringe ich euch eine direkte Nachricht ihrer Majestät.“

Es dauerte eine Weile, bis diese Realität im Kopf des legendären Helden Platz fand. Nur langsam hob er schließlich die Hand, griff nach der Rolle Pergament und murmelte ein leises „Danke…“. Ein kurzes Nicken des Boten verriet dessen Aufbruch und schon ward er mit einem Satz den Vorsprung hinunter gehüpft. Das laute Wiehern eines Pferdes sowie das darauffolgende Hufgetrampel bildeten den Abschied.

Den ungläubigen Blick auf den königlichen Brief geheftet, machte auch schließlich der junge Mann kehrt Marsch zurück ins Haus.

Ist das vielleicht…

Sofort durchzuckte ungeduldige Neugierde die aufgeregten Finger und der Hylianer war gerade dabei das Siegel zu lösen, als er plötzlich innehielt.

Eigentlich…ist das ja ein Brief für Link…

Dies war der Auslöser für die Situation, in der er sich jetzt befand. Denn nachdem dem Kämpfer dies eingefallen war, hatte er den Brief auf den Tisch gepfeffert und sich demonstrativ auf einen Stuhl gesetzt. Nun begutachtete er nachdenklich das kostbare Papier.

Es musste einfach Neuigkeiten über seine mögliche Rückkehr sowie die Ergebnisse der jungen Königin enthalten, etwas anderes war einfach undenkbar. Trotz dieser Vermutung wagte es der legendäre Held zunächst nicht den Brief weiter zu öffnen. Immerhin war dieser wohl eher an seine Reinkarnation adressiert gewesen und nicht an ihn.

Aber was sollte Zelda sonst an ihn schreiben wollen? Sie hat bestimmt eine Möglichkeit gefunden und will uns jetzt ins Schloss beordern.

Über diese Gedanken wühlte die Neugierde immer stärker in seinem Inneren. Diese Spannung wurde fast unerträglich und doch wollte der Hylianer lieber auf seinen Freund warten. Aus diesem Grund verharrten seine Augen weiterhin auf diesem unscheinbaren Stück Pergament.

Hmm…und wenn Link jetzt noch länger braucht? Er wird bestimmt nichts dagegen haben, wenn ich den Brief schon mal lese. Er betrifft mich ja wahrscheinlich sowieso.

Während der Jüngling innerlich weiterhin stark abwog, war es der ungeduldige Wissensdrang, welcher ihn schlussendlich in eine Abzweigung des Weges schubste.

Es wird schon okay sein…

Dies lief darauf hinaus, dass Link schließlich aufstand, nach dem Pergament griff und das Siegel vollends aufbrach.

Dann wollen wir mal sehen.
 

Es war zum Mäuse melken. Erst büchsten ihm zwei Jungtiere aus, dann fanden sie den Rückweg durch das Gebirge von Geröll verschüttet vor und zu guter Letzt verletzte sich noch eine Ziege am Hufgelenk, sodass der Umweg nach Hause noch mehr Zeit beanspruchte.

Die Sonne stand schon tief über dem Horizont, als Link endlich – von seiner Arbeit befreit – mit Epona auf dem Weg durch das Dorf hetzte. An seinem Haus angekommen sprang er vom Pferd, eilte die Leiter hinauf und stürmte zur Tür hinein.

„Tut mir leid, dass ich so spät komme. Ich-“

Abrupt brach er ab, als seine Augen die regungslose Gestalt sowie einen vollkommen fremdartigen, abwesenden Blick des Anderen auffingen, welcher nur starr auf den Boden zielte.

Der Atem jagte noch ein wenig aufgeregt durch die Lungen des Ordoners, doch er schenkte ihm keinerlei Beachtung, schluckte lediglich kurz, um seine innerliche Unruhe einzudämmen. Dann ging er langsamen Schrittes auf seinen Kameraden zu, der sich weiterhin nicht rührte. Als er endlich vor ihm stand, bemerkte der Ältere den melancholischen Ausdruck der meeresblauen Augen und glaubte selbst der Grund für diese angeschlagene Laune seines Freundes zu sein. Sein Blick verharrte noch immer auf dem nachdenklichen, mit einem Hauch von Trauer belegten Gesicht – welches sich seit seiner Ankunft nicht einmal zu ihm gedreht hatte , als Link tief Luft nahm und mit vorsichtiger Stimme anfing sich zu entschuldigen.

„Du bist bestimmt sauer, weil ich so spät komme.“

Eine kurze, kaum merkbare Stille setzte ein, ehe der Dunkelblonde weitersprach.

„Es tut mir leid.“

Es dauerte ein paar Momente, bevor der legendäre Held verstand, worum es seiner Reinkarnation ging. Die Starre entwich seiner Miene und verwundert schaute er auf. Nach einem kurzen Kopfschütteln antwortete er mit leiser und etwas beschämt klingender Stimme: „Nein, mir tut es leid.“

Dabei huschten seine Augen für einen Augenblick auf den Tisch und verrieten damit unwillkürlich den wahren Ursprung seines deprimierten Gemüts. Sein älterer Freund folgte diesem Wegweiser, als er überrascht einen offenen Brief mit dem königlichen Siegel Zeldas erfasste.

„Ich war zu neugierig. Es ist nichts Schlimmes, aber am Besten liest du selbst.“

Nach diesen Worten griff der Jüngling Ordons sachte nach dem Pergament, setzte sich neben seinen Gefährten auf die Bank, erblickte eine fein säuberlich, geschwungene Schrift und las.
 

An dich Link sowie an euch legendärer Herr über die Zeit,
 

nunmehr verbringe ich schon fast seit neun Tagen meine Zeit mit den alten Schriften unserer königlichen Bibliothek. Ich forschte in den alten Legenden und verging in mündlich überlieferten Sagen. Ich versuchte mit meinen beiden engsten Vertrauten Hinweise zu finden, welche auf eine mögliche Reise durch die Zeit hindeuten.
 

Leider bislang ohne ein handfestes Ergebnis.
 

Aus diesem Grund begehre ich noch weiter um eure Geduld, da ich meine Recherchen fortsetzen werde. Es wird noch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, doch ich ersuche euch trotz allem noch zu warten, ehrenwerte Helden. Ich werde einen Weg finden, bitte vertraut mir.
 

Ich benachrichtige euch sofort, wenn sich Indizien zeigen oder sogar eine Möglichkeit bietet.
 

Mit den besten Grüßen
 

Zelda
 

Nachdem Link den Brief zu Ende las, murmelte er unwillkürlich eine Feststellung: „Die Königin hat also noch nichts in Erfahrung bringen können.“

Eine betretene Stille herrschte im Raum. Erst jetzt konnte der Einheimische die Gefühle seines Kameraden richtig verstehen. Er spürte schon fast, wie sehr diese aussichtslose Situation an dessen Hoffnung nagte. Sein besorgter Blick glitt über die mutlos herabhängenden Schultern sowie über die distanzierte, leicht verschlossene Haltung des gesamten Oberkörpers.

Durch diese Dinge angestachelt rasten die Gedanken durch seinen Kopf, verzweifelt auf der Suche nach Worten der Aufmunterung, bis sie jäh von der sich erhebenden Stimme des Anderen unterbrochen wurden.

„Ob es für mich überhaupt einen Weg gibt nach Hause zurückzukehren?“

Es war so seltsam. Die sonst stets lebendige, aufgeweckte Stimme klang nun hohl und abwesend. Eine der vielen facettenreichen Seiten des großen Helden, welche er gerade im Begriff war kennen zu lernen. Link aber war sich sicher, dass er das überhaupt nicht wollte. Im gleichen Moment, in dem ihm diese Tatsache bewusst wurde, fällte der Hylianer eine Entscheidung. Er rutschte näher an seinen Gefährten, beugte sich ein wenig vor und sah ihm entschlossen ins Gesicht.

„Link.“

Die feste Stimme des Ordoners ließ den Anderen aufschauen. Gleichzeitig griff der Dunkelblonde nach den Händen seines Abbilds.

„Egal was kommen mag ich werde alles daran setzen, wirklich alles, um eine Möglichkeit der Rückreise für dich zu finden. Ich bringe dich zurück in deine Welt, zurück zu deinen Freunden. Das verspreche ich dir.“

Stark wie ein Fels in der Brandung unterstrichen von dem Blick der himmelblauen Augen, dem verstärkten Griff der Hände, der Standhaftigkeit des gesprochenen Wortes.

Sein Vorgänger starrte unentwegt überrascht, einige Herzschläge später auch gerührt in die überzeugte Miene seines Gegenübers. Ein schwaches Lächeln zeichnete sich um die Mundwinkel des Jüngeren, doch das genügte seiner Reinkarnation. Er antwortete mit demselbigen ermunternden, ehe er frohen Mutes „Und jetzt koche ich uns was Feines.“ von sich gab, aufstand und zur gegenüberliegenden Küche ging. Während sich Link den Ärmel hochkrempelte, fasste sich sein Freund wieder. Sein überfahrendes Gemüt hielt zunächst keinerlei Worte parat. Nun jedoch purzelte dem hellblonden Hylianer ein voreiliges, jedoch ehrliches „Ähm…danke…“ heraus.

Der Ordoner drehte nur kurz verwundert den Kopf nach hinten und antwortete relativ sachlich, doch mit einem zarten Lächeln auf den Lippen: „Das ist doch selbstverständlich, weil ich dich ja liebe.“

Damit ging er weiter auf die Küche zu.

Mit geweiteten Augen, starrte der Held der Zeit ihm hinterher. Ihm war so, als hätte seine Reinkarnation nicht bloß geantwortet, sondern ihn vollkommen überraschend mit einem Pfeil abgeschossen. Dann sank der Blick seiner Augen verwirrt auf den Boden. Zerstreutes Zeug ohne jeglichen Zusammenhang purzelte unbeholfen im Zimmer seiner Gedanken umher, ohne Sinn und Verstand, bevor sein Kopf ihm mitteilte, dass von seiner Seite noch eine Antwort offen stand. Zu diesem Zeitpunkt handelte der Held wieder, ehe er darüber nachdachte, was er eigentlich tat. Noch bevor der Andere die Küchenzeile erreichte, schaute er also schlagartig nach oben, sprang auf und erwiderte hastig: „I-ich dich auch.“

Mitten im Gang gefroren die Schritte des Helden der gegenwärtigen Zeit. Einen Atemzug lang geschah nichts. Dann drehte sich Link starr wie eine Statue langsam um und schaute verblüfft in das Gesicht des Jüngeren.

Dieser wiederum schaffte es nicht diesem überraschten Blick lange standzuhalten, weshalb sein hochroter Kopf sich erneut dem Holzboden zuwandte.

Inzwischen gelang es dem dunkelblonden Hylianer relativ schnell und klar in den Verhaltensweisen seines Gefährten zu lesen, wie in einem halboffenen Buch. Diese verlegenen Reaktionen zeigten nur die große Unsicherheit, welche noch im Inneren des legendären Helden vorherrschte. Er wusste schlichtweg nicht wirklich, wie er sich in dieser zwischenmenschlichen Beziehung richtig verhalten sollte, ließ einfach nur unbedachte, intuitive Taten sprechen. Und genau das machte Link glücklich.

Ihm war egal wie unerfahren sich sein Ebenbild zeigte. Indem er einfach seinem Herzen folgte, war er ehrlich und der Einheimische würde seinem Freund zeigen, dass dies genau der richtige Weg war.

Der Ältere senkte das Gesicht, bewegte sich dabei langsam auf die Gestalt des Anderen zu. Während er diese Schritte tat, hob er wieder sachte den Blick, gepaart mit einem liebevollen Lächeln. Es zog die meeresblauen Augen nach oben und bannte sie. Nur wenige Zentimeter blieb Link vor seinem Abbild stehen, griff nach dessen Händen, näherte sich vorsichtig den verlegenen Zügen und hauchte ein leises „Danke.“, ehe er vorsichtig seine Lippen auf die ihm gegenüberliegenden legte.

Eine kurze, sanfte Berührung – nicht länger als einige Atemzüge lang – dann löste der Dunkelblonde ihre Zusammenkunft wieder und öffnete lächelnd die Augen. Sein Vorgänger tat es – zu seiner Überraschung – gleich, nur zeigte er sich noch eine Spur zurückhaltend.

„Das war schön.“, flüsterte der Ordoner.

„Ja.“, erwiderte der Hellblonde ehrlich.

Seine Reinkarnation lachte kurz auf.

„Nicht das,“, murmelte er heiter, „sondern das du es auch gesagt hast.“

Im ersten Moment zeigte die Miene des Jüngeren Verwunderung, doch schon bald bemächtige sich ihrer wieder die altbekannte Verlegenheit.

„Achso…“, war das Einzige, was seinen Mund verließ. Angespornt, diese Schüchternheit seines Kameraden zu überwinden, traute sich der Einheimische noch eine Frage zu stellen. Diese war ihm selbst schon ein wenig peinlich, weshalb Link einige Momente brauchte, bis er Mut gefasst und die richtigen Worte fand. Trotz allem klang sein Anfang noch recht drucksend, als er anfing zu sprechen.

„Wenn du möchtest und es dir nichts ausmacht…würdest du es nochmal sagen…für mich?“

Sein Gegenüber weitete die Augen, fing sich aber schnell. Es war wohl weniger die Bitte an sich, sondern eher der Anflug von Unsicherheit im Gesicht seiner Reinkarnation, welcher ihn fast augenblicklich entspannt lächeln ließ. Es tat irgendwie gut zu wissen, dass selbst sein erfahrener Gefährte solche Momente des angespannten Abwartens durchlebte.

Mit pochendem Herzen drückte er die Hände seines Freundes fester und erhob schließlich die Stimme.

„Ich liebe dich.“

Ein überwältigendes Gefühl – getragen von diesen Worten – berührte die Seele des Älteren und durchströmte sein Inneres. Eine Glückswoge nach der anderen jagte über seine Haut und ein breites zufriedenes Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, als Ausdruck tiefster Zuneigung.

Er reagierte darauf, indem er über die Unterarme seines Kameraden strich und die Hände an dessen Ellenbogen legte. Noch ein winziger Schritt und ihre Oberkörper berührten sich vorsichtig, bevor sie sich ein weiteres Mal küssten.

Unentwegt sanft, diesmal jedoch bestimmter, verführten sich ihre Lippen, schenkten sich gegenseitige Streicheleinheiten. Keiner wollte von dem Anderen ablassen und doch löste sich der Ältere nach endlosen Momenten wieder. Sachte öffnete er die Augen, schenkte seinem Freund noch ein warmherziges Lächeln.

„Ich fange jetzt mal an zu kochen. Du bist bestimmt schon ganz hungrig.“

Dabei wollte der einheimische Hylianer es belassen, da er sich vorgenommen hatte sein Pendant nie wieder mit irgendwelchen unkontrollierten Aktionen seinerseits zu überfahren. Es fiel ihm zwar unendlich schwer, aber er würde auf sein Ebenbild warten, so lange wie nötig war.

Link war schon im Inbegriff sich umzudrehen, nachdem er seine Arme zuvor wieder gesenkt hatte, damit er erneut auf die Küche zusteuern konnte. Doch eine Hand an seiner Eigenen wollte ihn nicht gehen lassen. Verwundert über diesen überraschenden Halt blickte der Dunkelblonde zurück in das Gesicht des Anderen.

„Was…?“

„Ich liebe dich.“

Immer noch fest die Stimme, doch nun versehen mit einem kindlichen Klang, untermalt vom neckischen Strahlen der Mundwinkel, schaute der Jüngere ein wenig erwartungsvoll in das Gesicht seiner Reinkarnation.

Dieser musste sich erst nach seinem erneuten Aufschwung der Gefühle wieder fangen, weshalb sein Kopf einen Augenblick brauchte, um zu schalten.

Zuerst verstand er diese vorwitzige Reaktion nicht, bis in ihm der Rubin fiel. Jedes Mal hatte er seinen Gefährten geküsst, nachdem die drei Worte gefallen waren und dieser machte einfach ein Spiel daraus.

Im Gleichklang zu den Gedanken sendeten seine Augen stetig den Gesichtsausdruck seines Vorgängers in seinen Kopf, nur damit er endlich verstand. Und trotz aller Verblüffung zog Link ein innerer Magnet wieder hin zu seinem Freund. Ein Anflug von Sehnsucht gepaart mit unzähligen Emotionen befehligte den Körper des Älteren und willig unterwarf sich sein Kopf. Lächelnd bewegte er sich sachte wieder auf sein jüngeres Ebenbild zu, versank in den meeresblauen Augen und legte seinen Mund ein drittes Mal auf die erwartungsvollen Lippen.

Sofort drückten sich die Anderen herzlich entgegen. Nun zeigte sich auch der Hellblonde etwas aktiver, denn die Bewegungen seines Mundes streichelten im Einklang zu seinem Begleiter, sodass sich ihre Lippen in vollkommener Harmonie einander anpassten.

Am Rande seines Bewusstseins bemerkte der Einheimische den anderen Oberkörper, welcher sich genüsslich an den seinen lehnte sowie die flinken Hände, die sich ihren Weg unter seinen Armen hindurch bahnten, um auf den Schulterblättern zu verweilen. Direkt schlang auch er reflexartig seine eigenen um die Schulterpartie seines Freundes und schalt sich gleichsam in Gedanken. Er durfte nicht so stürmisch sein, vor allen Dingen nicht fordernd wirken.

Link konnte kaum glauben, dass es ihm schon so viel Selbstbeherrschung abverlangte sein Pendant nicht noch fester an sich zu drücken, ihn noch intensiver zu küssen. Doch nun schien es, als ob dieser schon viel bereiter war, als er angenommen hatte.

Aus diesem Grund – und weil er sich selbst nicht mehr zügeln konnte – öffnete Link seinen Mund noch ein wenig und stupste zögerlich mit der Zungenspitze an die weichen Lippen seines Vorgängers, dann wartete er ab. Doch es dauerte kaum einen Herzschlag lang, da tastete sich die Zunge seines Freundes vorwitzig, aber auch ein wenig schüchtern heran. Sofort empfing sie der Ordoner vorsichtig streichelnd, lud seinen Liebsten dazu ein noch ein wenig näher zu kommen. Entdeckungsfreudiger als der Einheimische annahm, drückte sich der Jüngere ihm entgegen, erforschte neugierig dessen Zunge und ließ sich selbst liebend gerne betasten.

Ihre Körper umgarnten und hielten sich gegenseitig genauso zärtlich wie sie. Der hellblonde Hylianer wanderte mit den Händen den Rücken hinauf und griff schließlich nach den festen Schultern. Gleichzeitig verschränkte seine Reinkarnation die Arme hinter ihm.

Eine innige Umarmung ihrer Körper und Seelen, wie Bäume die ineinander verwachsen waren. Wildes Herzklopfen, kurze Atemzüge und intensivierte Berührungen der Zungen; für einen endlos wirkenden Moment wurden die jungen Hylianer in einen Rausch der neu aufkeimenden und doch schon ungestümen Gefühle füreinander gezogen.

Es war das erste Mal seit ihrer gemeinsamen Nacht, in der sie diesen Austausch lebten, in absolute Zuneigung für den jeweils Anderen verfielen. Vorsichtig und Schritt für Schritt erforschten sie jede Stelle und jeden Winkel des neuen Fremdkörpers. Bestrebt nach neuen Erkenntnissen über den eigenen Freund sowie eben diesem Menschen so nah wie möglich zu sein, ließen sie sich einander in die Arme fallen, küssten in hingebungsvoller Klarheit und wollten kein Ende sehen.

Doch mit der Zeit wurden sie langsamer, klangen ihre Bewegungen ab, bis ein letztes Mal sich ihre Lippen berührten und ihre Augen öffneten. Der Ältere musste ein wenig auf die Offenbarung der Gezeiten warten, da sein Ebenbild sich damit unwillkürlich Zeit ließ. Dessen Kopf senkte sich etwas, als er schließlich die Lider aufschlug. Direkt danach hob sich sein Blick, suchte nach den himmlischen Weiten, welche ihn schon erwartungsvoll beobachteten. Ein schlichtes Lächeln spiegelte die Freude wider, die sich in den hellblauen Augen fand. Auch um die Mundwinkel des Hellblonden fand sich eines von kindlichen Glücks wider, wobei sich in dem tiefen Meeresblau ein Hauch von Verlegenheit abzeichnete.

Nicht lange hielt ihr Blickkontakt stand, da vergrub der Jüngere ohne ein weiteres Wort sein Gesicht in den Schultern seines Freundes und drückte sich fester an ihn. Link tat es seinem Vorgänger gleich, ließ seinen Kopf auf dem Anderen verweilen und schmiegte sich noch inniger an seinen Begleiter.

Dort standen sie, fest verwurzelt, gegenseitig umschlungen wie anmutiger Efeu in dem Bedürfnis, sich nie wieder gehen zu lassen.
 

Das erste Mal seit seiner Ankunft in dieser Zeit wurde der Himmel von seichten, fleckigen Wolken bedeckt.

Link seufzte enttäuscht.

Es war bereits spät am Abend. Alles um den legendären Helden war bereits in finsteres, dunkles Blau getaucht, durchzogen von einigen schwarzen Nachtstreifen. Selbst das Innere des Hauses wurde nur noch von einer kleinen Flamme in einer Lampe erhellt, welche sein Begleiter noch unten auf dem Tisch stehen hatte. Er selbst bereitete noch ein paar Dinge für den kommenden Morgen vor.

So kniete der hellblonde Hylianer allein mit sich und dem verhangenen Himmel auf dem Bett. Neugierig steckte er den Kopf hinaus und wollte eigentlich ein wenig in dem klaren Sternenhimmel versinken, sich von der kühlen Abendluft umwehen oder von dem schwachen Waldgeruch berieseln lassen. Leider wurde ihm durch das umschlagene Wetter ein deutlicher Strich durch die Rechnung gemacht.

Damit fixierten seine Gedanken zwangsläufig ein anderes Thema in seinem Kopf.

Zeldas Brief…

Nun war schon so viel Zeit vergangen und die Königin vermochte immer noch nicht einmal den Ansatz einer Möglichkeit zu finden. Aber Link wollte selbst in Gedanken nicht vorwurfsvoll klingen, er selbst hätte niemals die Geduld sich durch hunderte von Büchern und alten Schriften zu quälen. Außerdem war er Zelda immer noch sehr dankbar für ihre Hilfe. Ansonsten wüsste er überhaupt keinen Weg in seine Zeit zurückzukehren.

Ich werde wohl Zeldas Bitte folgen müssen und einfach abwarten…

Es versetzte dem Helden der Zeit einen Stich. Schon wieder tatenlos rumsitzen gehörte überhaupt nicht zu seinen Eigenschaften und doch musste sich Link eingestehen, dass er momentan gute Ablenkung fand.

Sofort und als ob es auf der Lauer gelegen hätte, sprang ihm die Erinnerung ihres intensiven Kusses ins Gedächtnis. Danach folgten auf dem Fuße alle körperlichen Empfindungen wie ein schnellerer Herzschlag, angenehmes Prickeln unter der Haut oder einfach nur ein innerer Tumult.

Der junge Mann hob die linke Hand, um seinen Kopf darauf abzustützen. Danach entfuhr ihm ein tiefer, zufriedener Seufzer. Es war so schön gewesen, unendlich aufregend, spannend und liebevoll zugleich. Zuvor wusste Link so ungefähr wie das beim Küssen so ablief, aber das man einem wahren Rausch verfallen konnte, das hätte der Jüngling nicht für möglich gehalten. Eigentlich war es auch völliger Blödsinn, immerhin hatten sie sich schon einmal so geküsst.

Aber nicht genauso…

Ein gedanklicher Widerspruch, da dieses Mal ganz anders gewesen war. Er entschied sich mit seinem eigenen Willen bewusst dafür. Er war es nämlich gewesen, der nicht genug bekommen konnte.

Beschämende Röte wanderte erneut auf seine Wangen, als ihm daraufhin wieder eine peinliche Sache einfiel. Link senkte den Blick, schaute verlegen zur Seite und gestand sich eine Wahrheit ein.

Irgendwie habe ich immer noch nicht genug…

Schon die ganze Zeit nach dem Kuss, beim Kochen, Essen und Abräumen, wurde sein Verstand von dem Verlangen überlagert, sodass es für Link äußerst mühselig wurde, sich davon zu befreien. Es gelang ihm schlichtweg nicht. Erst zum Schluss schaffte es der königliche Brief – wenn auch nur für wenige Augenblicke – die Gedanken einem anderen Thema zu widmen. Wenngleich diese Kusssache in einem Moment der Unaufmerksamkeit zurückschnellte, wie die Bänder einer langgezogenen Schleuder.

Es beherrschte sein ganzes Denken, ließ seinen Bauch vor Freude kribbeln – als ob er darin einen ganzen Schwarm Feen beherbergen würde – und steigerte sein Verlangen noch mehr. Immer wieder spielten sich Berührungen, Umarmungen in seiner Erinnerung täuschend echt ab und Link fragte sich so langsam, ob das überhaupt noch normal war. So liebend gerne wie er an den Lippen seiner Reinkarnation hing – es war sinnlos das zu bestreiten – könnte man meinen, er hätte ein neues Hobby für sich entdeckt.

Der Jüngling blickte geschlagen in die dunklen Wolken. Es war wohl in jeder Hinsicht hoffnungslos. Er würde sich nur darauf konzentrieren müssen, seinem Begleiter nicht mit irgendwelchen unüberlegten Aktionen auf die Füße zu treten. Er würde weiter brav seinem Tempo folgen, da sein älterer Kampfgefährte – davon ging Link felsenfest aus – weit mehr Erfahrung in diesem Beziehungskram in sich trug als er. Trotz allem festigte sich in ihm der Entschluss, an diesem Abend nicht einfach so ohne weiteres schlafen zu gehen.

„Dann bekäme ich heute Nacht sowieso keine Ruhe…“

„Warum solltest du heute Nacht keine Ruhe finden?“, fragte eine Stimme ruhig und sanft. Trotzdem wirbelte Link erschrocken um, als er seinen Mitstreiter am Klangbild erkannte. Er stand mit der Lampe in der Hand vor dem Bett, wartete immer noch leicht verwundert sowie geduldig auf die Antwort. Der Jüngere hätte sich – wie so oft – liebend gerne wieder mit der flachen Hand drei Mal gegen die Stirn geschlagen.

Warum muss ich auch immer laut denken?!

Leider fiel ihm trotz aller Schelte keine vernünftige Ausrede ein. Er trat ohnehin schon oft genug von einem Fettnäpfchen ins Nächste.

Nicht auch noch freiwillig.

Da der Blick des Helden der Zeit nichtssagend zur Seite glitt, nahm der Ordoner an, dass nur ein Thema seinen Vorgänger nicht schlafen lassen könnte.

„Du machst dir Sorgen, weil die Königin noch nichts herausgefunden hat, nicht wahr?“

Dass ihm sein hellblonder Begleiter nun einen überraschten Blick zuwarf, fasste der Einheimische als Bestätigung auf.

„Grübele nicht so viel darüber, wir werden einen Weg finden. Das habe ich dir versprochen und das halte ich auch.“

Ein kleines, aufmunterndes Lächeln legte sich um die Mundwinkel des Älteren.

„Wir müssen sowieso abwarten, bis die Königin zu einem Ergebnis kommt. Mir gefällt das zwar auch nicht, aber wir müssen ihrer Bitte einfach folgen. Zerbrich dir deshalb nicht den Kopf.“

Da der hellblonde Hylianer tatsächlich vorher noch über eben diese Sache nachgedacht hatte, fühlte er sich durch die Worte des Anderen in seiner Entscheidung bestärkt.

„Ja ich weiß.“, erwiderte er leise, „Danke.“

„Ist doch klar.“

Die Augen des legendären Helden hafteten weiterhin an den zuversichtlichen Zügen seiner Reinkarnation. Diesmal langsam schleichend bemächtigte sich seiner erneut das Verlangen und veränderte unwillentlich den Blickwinkel seiner Augen. Der Dunkelblonde stellte die Lampe auf dem Hocker ab, wobei Link feststellte, dass sein Ebenbild - genauso wie er - schon die Schlafkleidung trug. Selbst diese, die da nur aus einem kurzärmeligen Leinenhemd und –hose bestand, sah an dem Ordoner gut aus.

Der Jüngere schalt sich erneut. An was dachte er da schon wieder?

Unterbrochen wurde sein Denken durch ein lautes Seufzen und anschließendes aufs-Bett-fallen seines heimischen Begleiters.

„Das war heute echt ein anstrengender Tag.“

„Bist du deshalb auch erst so spät heimgekommen?“, fragte sein Gefährte unvermittelt nach.

„Ja…es war das reinste Chaos.“

Damit zog der Ältere die Beine nach, sodass sich die jungen Männer nun im Schneidersitz gegenüber saßen.

„Was ist denn genau passiert?“

Der Ordoner nahm tief Luft, um sich all sein erlittenes Pech von der Seele zu reden.

„Weißt du ich wollte eigentlich wieder zeitig zurück sein, aber dann auf dem Rückweg…“

So sprach Link. Erzählte von den ausgebüchsten Jungtieren, den von Geröll verschütteten Weg und die Verletzung einer alten Ziegen am Huf.

Der Jüngere hing seinem Ebenbild von Anfang an wortwörtlich an den Lippen. Das Verlangen übertünchte alle gesprochenen Worte, sodass es dem legendären Helden äußerst schwer fiel aufmerksam zuzuhören. Manchmal schnappte er „…ungestümen, jungen Böcke rennen solange, bis…“ oder „…habe Phard gesagt, dass der Weg nicht sicher ist…“ auf, aber jedes Mal wenn er versuchte seinem Gegenüber richtig zuzuhören, driftete er immer wieder ab. Alles womit sich seine Gedanken beschäftigen wollten, war einfach nur küssen.

Das Heben und Neigen ihrer verstärkten den inneren Drang so sehr, dass es Link bald unmöglich war sich mit dem Thema seines Kameraden zu beschäftigen. Aus diesem Grund blieb er stumm, nickte ab und zu mal, damit seine Unaufmerksamkeit nicht aufflog. Ständig wanderte sein Blick von den Augen des Anderen hinunter zum Mund. Link beobachtete wie in Trance dessen Bewegungen, spürte ihn schon fast wieder auf seinem eigenen…

„Oder was würdest du dazu sagen?“

Auch das überhörte der Jüngere. Verwundert sah der dunkelblonde Hylianer in die Augen seines Gegenübers.

„Link?“

Erst sein eigener Name ließ den legendären Helden aus seinem Traum erwachen und dies schlagartig. Sein Kopf fuhr in die Höhe, die Augen von denen seiner Reinkarnation verdutzt festgehalten. Dann fing sein Gehirn an zu rattern.

Was wollte der Andere von ihm? Er hatte nach seiner Meinung gefragt. Aber wie konnte er wissen was sein Ebenbild meinte, wenn er nicht zuhörte? Und er hatte nicht zugehört.

Verdammt! Ich bin so ein Idiot!

Wie konnte es geschehen, dass sein Verlangen sich unkontrollierbar seines Geistes bemächtigte, ihm ständig von dem Kuss und dessen wundervollen Nebenwirkungen vorschwärmte, sodass er sich noch nicht einmal in der Lage befand seinem Freund ein guter Zuhörer zu sein?

Glühende Schamesröte stieg ihm ins Gesicht. Was sollte er jetzt sagen? Sollte er seine Unaufmerksamkeit zugeben? Oder einfach eine Ausrede erfinden?

Link konnte beides nicht, weshalb er beschämt das Gesicht nach unten zu seinen Händen wandte. Seine Reinkarnation hatte bestimmt sein auffälliges Benehmen bemerkt. Es muss schrecklich ausgesehen haben, wie er ihm die ganze Zeit so unverfroren auf den Mund gestarrt hatte. Nun fühlte sich Link auch noch ertappt, weshalb sein Kopf nun einen dunklen Purpurton annahm. Innerlich stellte sich der Jüngere schon auf jegliche Art der Bestrafung ein. Doch was tatsächlich folgte, damit hätte er nie gerechnet.

„Also insgesamt war es schon sehr anstrengend und unglaublich nervraubend gewesen…“

Er überging es einfach.

Ohne ein Wort darüber zu verlieren, redete er einfach weiter.

Wenn der legendäre Held ehrlich war, erleichterte es ihn. Gleichzeitig spitzte er nun aufmerksam die Ohren, da sich nun der Ausdruck der Gesichtszüge seines Begleiters wandelten. Auf einmal war er hellwach.

„…aber egal wie schlimm der Tag auch war, alles rückt in den Hintergrund wenn ich bei dir bin und ich bin einfach nur froh.“

Plötzlich formte sich der Mund des Ordoners zu einem sanften, dankbaren Lächeln. Ein zartes Leuchten in den himmlischen Augen zog die Meeresblauen nach oben und in ihren Bann. Link bemerkte gar nicht, wie die Hand des Einheimischen auf die Seine zusteuerte und sich vorsichtig auf sie legte. Nur ein flüchtiger Blick nach unten, dann erneut im Bann stehend reagierte der Jüngere nun ebenso lächelnd auf das Kompliment des Anderen.

„Ich…ich freue mich auch jedes Mal wenn du kommst.“, gestand der hellblonde Hylianer stockend, „Meistens kann ich es gar nicht abwarten und schaue bei jedem kleinen Geräusch aus dem Fenster…albern was?“

„Überhaupt nicht.“, erwiderte der Dunkelblonde bestimmt, „Mir ergeht es da nicht anders. Außerdem…um nochmal auf die Sache vor dem Kochen zu kommen…“

Der Ältere nahm tief Luft, während seinem Abbild der Atem stockte.

„…na ja du kannst dir gar nicht vorstellen wie glücklich ich bin, wenn du es sagst.“

Sie sahen einander an, einen unendlichen Augenblick lang, absolute Stille im ganzen Raum. Der Jüngere vergaß sogar gänzlich zu atmen. Dann, ganz sachte, hob der Ordoner die linke Hand. Näherte sich dem Gesicht seines Gegenübers, streifte mit den Fingern vorsichtig durch die blonden Haare und legte schließlich die Innenfläche auf die Wange seines Freundes.

„Siehst du?“, durchbrach der Einheimische die Stille, „Das ist albern. Es sind nur drei Worte und trotzdem mache ich so einen Wind darum.“

Seine Fingerkuppen glitten ein letztes Mal über die weiche Haut, ehe sie sich zurückzogen.

Nun erwachte der legendäre Held wieder zum Leben. Jedes Wort seiner Reinkarnation ging durch seinen Bauch, wurde nicht nur gehört, sondern auch gefühlt und durch die Berührung an seinem Gesicht erlebt. Gleich der Sanftheit einer Feder stieg die Zuneigung in ihm empor und sein Herz schlug in dieser Woge noch schneller. Es lebte, lebte dieses Gefühl und prägte es ein. Vollkommen erfüllt und davon geführt verzogen sich die Mundwinkel des Jüngeren zu einem liebevollen Lächeln, bevor er leise sagte: „Das finde ich gar nicht. Ich sage sie eigentlich sehr gerne.“

Damit trafen sich erneut ihre Blicke, doch waren es diesmal die Augen des Älteren, welche von dem Meeresblau gegenüber eingefangen wurden.

„Ich liebe dich.“, flüsterte der Hellblonde keck, aber nicht minder voller Gefühl.

Zuerst beobachtete er nur Verblüffung in den Augen seines Kameraden, danach jedoch war es so, als ob sie seine eigene Zuneigung widerspiegeln würden. Wie unwillentlich erhofft näherte sich der Andere ihm nun, flüsterte nur kurz „Ich liebe dich auch.“, bevor er den Mund auf den seinen drückte.

Zärtlich berührten sich ihre Lippen von Neuem, stupsten und streichelten sich liebevoll. Der Einheimische wollte es eigentlich – aus Rücksicht – wieder etwas schlichter gestalten, seinen Gegenüber nicht unnötig überfordern.

Der Jüngere indes war überglücklich endlich sein Verlangen stillen zu können. Spielerisch drückte er sich seinem Abbild entgegen, dann zauderte er wieder, ehe er sich erneut einfangen ließ. Doch nach einigen Spielereien zog sich seine Reinkarnation sachte zurück. Er glitt immer weiter mit dem Kopf nach hinten, doch der hellblonde Jüngling wollte es damit nicht enden lassen. Er nahm die Verfolgung auf, beugte sich nach vorne und stieß schließlich wieder auf den anderen Mund. Erst dann öffnete Link schlagartig die Augen und gefror in der Bewegung. Langsam wanderte sein Blick nach oben, bis er den verblüfften Ausdruck in den Hellblauen las.

Wie auf Kommando stieg ihm das Blut in den Kopf. Was tat er da eigentlich? Er stillte weiter sein Verlangen, obschon ihr Kuss beendet war.

Verlegen wie beschämt wollte sich Link gerade lösen, da hielt sein Begleiter dagegen, drückte ihn sachte und mit steigender Intensität wieder zurück. Automatisch fielen die Lider des Jüngeren zu, genauso erhoben sich dessen Hände, die sich auf die breiten Schultern seines Freundes legten. Die des Älteren wanderten an den Rücken, verweilten dort, während seine Zunge sehnsuchtsvoll über die Lippen seines Freundes streifte. Willig öffnete Link seinen Mund, glitt ein Stück weit heraus und ließ sich danach leidenschaftlich umarmen. Als ob es der erste Kuss seit einer halben Ewigkeit wäre, rankten sich ihre Zungen verlangend umeinander, streiften sich innig und drückten sich liebevoll aneinander. Der lang ersehnte Rausch fiel über sie herein, wie die Nacht über den Tag. Er tränkte ihre Gedanken, wirbelte Gefühle und Berührungen auf, entwickelte sie zu stürmischen Winden.

Dieses Feuer der ersten gemeinsamen Nacht schien wieder entfacht. Die Flamme noch klein, so brannte sie jedoch mit lebendiger Stärke in dem festen Glauben weiter zu wachsen, um irgendwann noch einmal auszubrechen.

Sie konnten nicht ahnen wie sehr diese neue Ebene der Zärtlichkeit, auf der sie nun gemeinsam wandelten, die Ereignisse ihrer nächsten Tage bestimmen würde.

Entdecken, ergründen, lieben

Da war sie schon wieder. Kaum verschwand sie hinter dem Horizont, da kündigte sie schon den nächsten Morgen an. Seufzend kniff der Ordoner die Augen zusammen.

Wo blieb nur die Zeit? Link konnte sich nicht daran erinnern, dass sie zuvor auch schon so schnell entschwand. Trotz allem blieb ihm nichts anderes übrig als aufzustehen.

Geschlagen öffnete er die Augen und setzte sich gähnend auf. Nachdem er sich den Schlaf aus den Augen rieb, blinzelte er hinunter zu seinem Ebenbild. Der lag vollkommen eingewickelt, einem Kokon dabei nicht unähnlich, auf der Seite ihm zugewandt.

Dieser Anblick entlockte dem Hylianer ein kleines Lächeln, gleichzeitig jedoch wurde ihm ein wenig schwermütig ums Herz. Für einen kurzen Augenblick ließ er sich hinreißen seinem Freund einen hauchzarten Kuss auf die Wange zu geben. Danach kletterte er schon mit einem inzwischen alltäglichen Bedacht aus dem Bett. Gerade wollte er sich aufrichten, da zog etwas an seinem Hemd. Überrascht wandte er sich um und sah noch, wie sein Gefährte sich aufzuraffen versuchte. Bevor er ihn jedoch dazu beschwichtigen konnte weiterzuschlafen, fragte der mit schlaftrunkener Stimme: „Kommst du heute…wieder später?“

Im ersten Moment konnte der Gefragte gar nicht antworten. Seine Augen beobachteten verblüfft die chaotischen, sonnengelben Haare, die in jede erdenkliche Himmelsrichtung abzustehen schienen. Sie hoben den schläfrigen Ausdruck der jungenhaften Gesichtszüge hervor, unterstrichen den liebenswürdigen Charakter.

Sie veranlassten die Mundwinkel des Älteren dazu, sich entschuldigend zu heben. Er griff nach der Hand an seinem Hemd und legte gleichzeitig seine Rechte an die Wange seines Freundes. Er beugte sich etwas hinab, um besser in das ermattete Dunkelblau schauen zu können.

„Ich kann es dir leider nicht genau sagen.“, antwortete der Einheimische leise, „Aber ich beeile mich, damit ich schnell wieder bei dir bin…und dann koche ich dir was Feines, ja?“

Ein zufriedenes Grinsen zog sich über das Gesicht des Jüngeren.

„Au ja…darauf freue ich mich schon…“

Belustigt formte sich der Mund des Anderen zu einem richtigen Lächeln.

„Wusste ich doch…“, hauchte er, bevor er seinen Freund küsste.

Danach seufzte der hellblonde Hylianer genügsam.

„Bis heute Abend.“, flüsterte seine Reinkarnation.

Als Erwiderung bekam er nur ein murmelndes „Mh-hmm…“, ehe sein Pendant wieder in die verlockenden Federn fiel. Sein Gefährte schenkte ihm noch ein ungesehenes Lächeln, ehe er sich aufmachte. Geschwind kletterte Link die Leitern hinunter. Während er sich flüchtig wusch und in seine Ordon-Tracht schlüpfte, dachte er nach.

Er kümmerte sich nun seit einigen Tagen fast pausenlos um die Ziegen. Aufgrund Phards Verletzung übernahm er noch zusätzlich dessen Arbeiten ganz selbstverständlich. Dieses Verhaltensmuster zog sich nun schon durch sein gesamtes Leben. Er war immer zufrieden damit gewesen, weil Link wusste, dass seine Arbeit einen bedeutenden Teil des Dorflebens gestaltete. Er betrachtete dies stets als natürliche Verpflichtung seiner Heimat gegenüber, doch die Dinge änderten sich in jüngster Vergangenheit. Mit seinem Aufbruch als Held zur Errettung Hyrules, hatte sich er unwissentlich und doch stetig entwurzelt. Seine Heimat war nun nicht mehr Ordon allein, sondern galt vielmehr Hyrule ebenfalls als sein Zuhause.

Dies war der Grund, weshalb der Jüngling nicht länger die Angelegenheiten des Dorfes selbstredend schultern konnte und es – nach kurzer Überlegung – auch nicht wollte. Die Dorfbewohner mussten genauso zurechtkommen, wenn er auf Reisen ging. Er würde sich nicht länger vollkommen allein um die Ziegen kümmern.

Außerdem habe ich jetzt offiziell Besuch.

Der Schwertkämpfer vertraute felsenfest auf Ilyas loses Mundwerk, welches schnell wie der Wind die Neuigkeit von Haus zu Haus trug.

Innerlich seufzend über diese Tatsache schloss er behutsam die Tür hinter sich. Auf dem kleinen Vorsprung verweilte Link einen Augenblick, streckte erneut die trägen Glieder und füllte die Lungen mit taufrischer Morgenluft. Wie eine Welle kühlen Wassers flutete der Atem seinen Körper, ließ den restlichen Schlaf aus ihm weichen.

Nachdenklich lag sein Blick auf dem Dorf.

Ich werde die Angelegenheit mit Boro besprechen. Er wird es bestimmt verstehen.

Trotz wachsender Zuversicht, dass Boro seiner Bitte nachgab, fühlte sich der Ziegenhirte nicht ganz wohl bei der Sache. In seinen Augen war das schon ziemlich egoistisch, doch sein Verstand bekräftigte ihm sein gutes Recht darauf. Wenn Link ehrlich war, würde wohl niemand der Dorfbewohner dagegen wettern, dass der tüchtige, junge Mann, Retter und Beschützer des Dorfes, um Befreiung der örtlichen Pflichten bat, um seinem Abenteuerdrang genüge zu tun, wie es in diesem Alter nur seiner Natur entsprach.

Schon wesentlich entschlossener stieg der Hylianer die Leiter hinunter, sattelte sein Pferd und trabte gemütlich den Weg ins Dorf hinunter.

Ordon lag noch schläfrig da, eingebettet im flachen Tal der Berge und zugedeckt vom Dämmern des Himmels. Nur wenige tummelten sich schon hinter den Fensterläden im seichten Licht vereinzelter Kerzen.

Link stellte fest, dass er heute relativ früh dran war.

Umso besser. Dann kann ich nach getaner Arbeit Boro noch vor dem Mittag einen Besuch abstatten.

Mit anhaltend, mulmigen Gefühl im Bauch vor dieser Konversation trieb er sein Pferd den Weg hinauf zur Weide.
 

Stocksteif setzte sich der Jüngling Ordons in Begleitung seiner zutraulichen Stute langsam in Bewegung. Gerade erst war er im Haus des Bürgermeisters gewesen. Ihr Gespräch nahm eine ungewöhnliche Wendung an.

Link erinnerte sich an den groben Wortlaut Boros zurück, nachdem er ihm sachlich, wenn auch ein wenig zurückhaltend sein Problem erklärt hatte.

„Ja, ich dachte schon, dass du aus diesem Grund zu mir kommst. Ich wollte schon längst etwas organisieren. Es tut mir Leid Link, aber natürlich bekommst du frei. Ich werde den Anderen sagen, dass sie dich vorher fragen wenn einer Hilfe braucht. Du hast schon so viel für das Dorf getan. Es tut mir leid, dass wir so wenig Rücksicht genommen haben, auch jetzt, da du Besuch hast.“

Dem Hylianer fiel vor Überraschung nichts ein, was er noch darauf hätte erwidern können. Nach einem stummen Nicken hatte der Bürgermeister väterlich den Arm um seine Schultern gelegt und betonte zum Abschluss feierlich: „Du bist doch unser aller lieber Schützling Link. Mach das was du für richtig hältst. Wir kommen damit zurecht.“

Ein weiteres stummes Nicken seinerseits, dann verabschiedete sich Boro von ihm.

Seitdem bummelte er abwesend mit Epona den Weg entlang und blickte unverändert nach vorne. Wie er sich vorher schon dachte zeigte Boro Verständnis für seine Situation; sogar so großzügig, dass er ihn regelrecht von allerlei Dorfpflichten befreite.

Und jeder würde es wissen…

Der Jüngling zeigte sich peinlich berührt, wenn er sich Boro vorstellte, wie er bei der nächsten Dorfversammlung dies öffentlich bekannt gab.

Wenigstens habe ich diesmal für mich eingestanden…

Diese Tatsache vermittelte ihm augenblicklich ein gutes Gefühl. Ein vorfreudiges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, wenn er daran dachte schon jetzt nach Hause zu seinem Kameraden gehen zu dürfen.

Dann gibt es heute seit Langem mal wieder ein ordentliches Mittagessen.

Sein Gang beschleunigte sich und gerade als er den Weg hinauf Richtung Wald im Laufschritt erobern wollte, hielt ihn die liebliche Stimme Zeiras der Ladenverkäuferin auf.

„Link! Guter Junge hast du einen Moment Zeit?“

Ohne dessen Antwort abzuwarten watschelte die beleibte Frau zügig auf ihn zu. Höchst gelassen sah der Held ihr entgegen. Nun war ihm genug Zeit gegeben, die er nach Belieben einsetzen konnte. Da hatte er auch noch ein paar Minuten für die freundliche Zeira über.

„Hallo! Was gibt’s denn?“

Die Verkäuferin blieb vor ihm stehen, blickte einmal verstohlen zur Seite und beugte sich dem Hylianer entgegen.

“Sag Link,“, murmelte sie geheimnistuerisch, „stimmt es, dass du eine Geliebte bei dir beherbergst?“

Dem Ziegeneintreiber klappte vor Überraschung der Mund auf. Verdattert starrte er die Frau an.

Was in aller Göttinnen Namen kursiert hier im Dorf?!

„Ilya erwähnte sowas vor zwei Tagen, aber Boro meinte nur, dass es ein Verwandter von dir wäre. Stimmt das?“

Unverhohlene Neugierde sprang regelrecht aus ihrem Gesicht. Link seufzte innerlich bloß erleichtert auf.

Typisch Zeira, dachte er, die meint immer noch irgendeinen Braten zu riechen.

Seine Miene fasste sich. Freundlich lächelnd erwiderte er: „Nein es stimmt schon so wie Boro es sagte. Es ist wirklich nur ein Verwandter und keine Geliebte oder sowas.“

Zeira ließ ein erstauntes „Ah…“ verlauten, ehe sich leise Enttäuschung auf ihr Gesicht schlich.

„Na dann…“

Mit diesen Worten drehte sie sich um und schlurfte zurück zum Laden.

Link musste sich ein Lachen verkneifen.

Sie ist immer so unglaublich neugierig.

Danach stellten sich seine Gedanken auf seine Ankunft ein. Sogleich schritt er wesentlich zügiger den Weg hinauf. Die Mundwinkel zogen sich vorfreudig nach oben, als er endlich sein aufragendes Zuhause erblickte. Geschwind sattelte er sein Pferd ab und legte diesen mitsamt dem Zaumzeug auf einen querliegenden Holzpfahl, den er für die trockenen Sommertage eigens neben das Haus gebaut hatte.

„So Epona, Feierabend für heute.“

Der Hylianer tätschelte liebevoll den starken Hals der Stute, die daraufhin etwas den Kopf zur Seite neigte. Nach einem abschließenden Kraulen der Nüstern kletterte er die Leiter hinauf und trat durch die Tür. Behutsam ließ er sie ins Schloss fallen, fand sein Haus jedoch verlassen vor. Von Wolken geschwächter Sonnenschein bahnte sich seinen Weg durch das Dachfenster und endete in eckiger Form auf dem Tischende. Untermalt von friedlicher Stille schwebte feiner Staub durch die Luft. Verwundert sah sich der Ziegenhirte um. Sein Ebenbild war nirgendwo zu sehen, auch die höher gelegenen Holzplattformen verhielten sich ruhig. Einen Moment verharrten seine Augen nachdenklich auf der Obersten, bis er den Kopf schüttelte.

Nein, schlafen wird er wohl nicht mehr.

Dann aber immer noch verdutzt über die Abwesenheit des Anderen, schritt Link auf die Hintertür zu. Erst jetzt fiel ihm auf, dass diese offen stand. Kaum trat er in den Rahmen bot sich ihm ein überraschendes Schauspiel auf der Wiese.

Begleitet von einem schwachen Seifenduft erfassten seine Augen die Gestalt des Jüngeren. Er saß mit dem Rücken zu ihm gewandt und angewinkelten Beinen vor einer flachen Holzwanne. Die Ärmel einer ausgeliehenen Leinentunika hochgekrempelt mengte er frohgesinnt in dem schäumenden Wasser herum.

…wäscht er etwa…die Wäsche?

Ungläubig beobachtete der Ordoner wie der Blondschopf die nassen Kleidungsstücke kontinuierlich am Waschbrett scheuerte, sie hin und wieder stramm gegen das Licht hielt, um auch den kleinsten Schmutzflecken keine Chance zu lassen. Ein ausgelassenes Pfeifen begleitete seine Tätigkeit.

Dieses Schauspiel sprach einen friedvollen Bann über den Älteren aus, bemächtige sich seiner Bewegungen und ließ ihn einfach nur still stehen, ihn beobachten, das liebenswürdige, herzliche Wesen des großen Helden verstehen.

Solange bis ihn eine plötzliche Idee zu neuen Taten drängte. Ein sanftes Gefühl im Herzen steuerte den Körper leise die Treppenstufen hinunter. Erleichtert darüber, dass sein Begleiter in seine Arbeit wohl zu vertieft und ihn so nicht zu bemerken schien, schlich der Ordoner mit langsamen, vorsichtigen Schritten hinter ihn. Einen Augenblick noch verweilte er, bevor Link seinem starken inneren Gefühl folgte. Sachte ließ er sich auf die Knie fallen und schloss glücklich die Arme um den Oberkörper des Anderen.

Der hellblonde Hylianer erschrak nicht, wandte lediglich den Kopf verdutzt zur Seite.

„Du bist schon da?“, fragte er perplex, „Schon so früh?“

Ein Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Einheimischen.

„Das habe ich gut gemacht, nicht?“

„Ja, aber wie-“

Ein überraschter Ausruf des Jungenhaften unterbrach dessen eigenen Satz, als er von seinem Freund vorsichtig nach hinten gezogen wurde. Sein gesamter Oberkörper lehnte nun an dem seines Gefährten, der seine Arme noch fester um ihn schloss und das Kinn auf die Schulter seines Vordermanns legte.

„Ich war bei unserem Bürgermeister.“, erzählte Link sachlich, „Ich habe gefragt, ob ich nicht von der Arbeit befreit werden könnte. Einerseits weil ich schon so viel für das Dorf getan habe, andererseits wegen meines Besuches.“

Der Dunkelblonde nahm kurz Luft, bevor er leise weitersprach.

„Ich möchte nämlich den ganzen Tag bei dir bleiben.“

Schüchtern wandte der legendäre Held den Blick zur Erde, während sein Blut seine Wangen rot färbte, angetrieben von dem nervösen Herzschlag in seiner Brust. Die königsblauen Augen wanderten zu den Armen, welche ihn umschlangen, und sachte strich er mit den eigenen Händen über die warme Haut, bis er entschloss sie dort verweilen zu lassen.

Bevor er noch die Gelegenheit bekam etwas zu antworten, stellte ihm seine Reinkarnation eine Frage, welche ihn augenscheinlich sehr belustigte.

„Wie kommst du dazu die Wäsche zu waschen? War dir langweilig?“

Peinlich berührt verzog der Angesprochene das Gesicht.

„Ich hab dir ja gesagt, dass ich nicht auf freie Kost leben will. Die Küche hast du mir zwar verboten, aber nicht das hier.“

Stolz beugte sich der Jüngere vor, griff in das Schaumwasser und hielt das herausgezogene Hemd gespannt gegen die Sonne.

„Und ich muss sagen, dass ich darin richtig gut bin!“

Der Ordoner lachte kurz auf, ehe er vergnügt hinzufügte: „Dann hast du deine Bestimmung ja doch noch gefunden, neben dem Heldendasien versteht sich.“

Diese Neckerei fasste der hellblonde Hylianer nicht als solche auf, sondern antwortete unbeirrt zufrieden: „Ja, ich denke auch.“

Stolz betrachtete er dabei seine Leistung, während der sanfte Blick der himmelblauen Augen auf diesem Gesicht ruhte. Unbemerkt versank der Ältere für einige Momente in den kindlich, erfreuten Zügen, beobachtete die sich darin spiegelnde selige Unschuld.

Solange bis sein jungenhaftes Abbild fragte, ob er jetzt schon für die Mittagszeit kochen würde. Die Versunkenheit des Einheimischen blieb dabei unbemerkt, da Link nach schmutzigen Kleidungsstücken fischte.

Einige Sekunden verstrichen, bevor der heimische Kämpfer auf die Frage reagierte.

„…ja wäre kein Problem. Es sei denn du willst heute Abend essen.“

Wie auf Kommando vernahm er ein lautes Magenknurren. Verlegen wandte der Hungrige den Kopf nach hinten.

„Ähm, würde es dir denn was ausmachen jetzt schon anzufangen?“

Erneut gab der Bauch seinen ganz eigenen Kommentar dazu ab. Der Ältere lachte bloß amüsiert.

„Ich glaube wenn ich es nicht tue startet hier gleich eine Rebellion.“

Damit streckte er müßig die Glieder und stellte sich mit einem Satz auf die Füße, verweilte aber noch in der Hocke.

„Dann werde ich mal deinem Befehl Folge leisten.“

Mit einem schiefen Lächeln schaute Link in das gerötete Gesicht und glaubte selbst eine lichte Wärme auf seinen Wangen zu spüren.

Aus dem Gefühl heraus hob er die linke Hand, platzierte sie vorsichtig an der Wange seines Freundes, der sich daraufhin unwillentlich noch mehr umdrehte. Sie harrten einiger Augenblicke, bis der Ordoner schließlich seinen Mund zärtlich auf den gegenüberliegenden drückte. Nur ein sanfter, flüchtiger Austausch ihrer Lippen, dann lösten sie sich wieder voneinander.

„Ich liebe dich…“, flüsterte der Held der Zeit schnell und öffnete abwartend die Augen.

Seine Reinkarnation lachte verhalten, als er das Spielchen augenblicklich durchschaute. Dann ging er wieder auf die Knie und erwiderte mit lieblicher Stimme: „Ich liebe dich auch, du kleiner Schlingel.“

Dem Angesprochenen wurde die Zeit geraubt etwas darauf zu erwidern, denn schon fühlte er die warmen Lippen auf den Seinen, welche ihn leidenschaftlich zu verwöhnen ersuchten.
 

Der Abend war angenehm kühl. Raschelnd wiegte der Wind mit dem Blätterinstrument der Bäume die Kinder des Waldes zur Ruhe.

Link saß auf der Treppe hinter dem Haus und lauschte der Melodie der Natur. Sein Kamerad erledigte noch einige häusliche Angelegenheiten, doch diese leisen, geschäftig klingenden Geräusche verblassten im Hintergrund.

Der kräftige Geruch von Kiefernnadeln stieg dem legendären Helden in die Nase und wohltuend füllte er seine Lungen mit dieser pflanzenträchtigen Luft. Vollkommen versunken ließ er sich von den kaum spürbaren Naturgeistern beschnuppern.

Das melodische Spiel des Waldes beruhigte seinen Geist und ließ verschollene Erinnerungen in ihm hochsteigen.

So harmonisch…fast so, wie damals in Kokiri…

Lieb und altgewohnt erklang eine leise Melodie in seinem Inneren. Die Gedanken an die Heimat seiner Kindheit offenbarten Töne der Freundschaft in ihm.

Mit einem Mal wünschte sich Link seine Okarina wieder zurück. Aus diesem Grund summte er die Klänge des Waldes nach und schwelgte in Erinnerungen.

Ein minimales Beben der Holzstufen unterbrach seine musikalische Beschäftigung und fragend blickte Link nach hinten.

„Oh…tut mir leid, wenn ich dich gestört habe.“, sprach der Ordoner behutsam und setzte sich neben seinen Gefährten. Sie waren nur noch leicht bekleidet mit einem kurzärmeligen Leinenhemd und luftigen Hosen.

„Nein hast du nicht.“, erwiderte der Angesprochene hastig, „Ich habe nur an etwas gedacht…“

Nachdenklich wandte der hellblonde Hylianer den Kopf nach vorne. Seine Reinkarnation beobachtete ihn dabei und nach einer kurzen Weile des Schweigens fragte er: „Möchtest du mir erzählen worüber du nachgedacht hast?“

Verwundert hob der Jüngere den Kopf. Ein zurückhaltender Blick huschte zu den interessierten Zügen seines Begleiters.

„Nun ja…es war eigentlich nichts Besonderes…wäre bestimmt nur langweilig, wenn ich es erzählen würde.“

Ausgelöst von diesen Worten breitete sich ein liebevolles Lächeln auf dem Gesicht seiner Reinkarnation aus, dennoch drückte er seine nächsten Worte vorsichtig aus: „Aber…bisher hast du mich noch nie gelangweilt…und ich bin neugierig, worüber du nachdenkst.“

Ein leichter Schimmer zu Kopf steigenden Blutes gepaart mit einem verlegenen Blick beherrschte das Antlitz des Jüngeren.

„Also…ich habe mich nur gerade an den Wald erinnert in dem ich aufgewachsen bin…wenn der Wind durch die Bäume wehte, raschelte es genauso wie hier…es klingt so vertraut…“

Einen Augenblick lang driftete der legendäre Held ab. Der Blick des Anderen lag ruhend auf ihm, bis Link erwachte und unsicher zur Seite blickte.

„Ähm…und ich habe an meine Freunde aus Kokiri gedacht.“

„An Salia?“, fragte der Ordoner direkt, aber sanft.

Überrascht sah sein Begleiter auf, doch schon bald erweichten seine Gesichtszüge wieder und stimmten sich grüblerisch.

„Ja…“, sagte er schließlich, „Sie ist schon immer meine beste Freundin gewesen. Sie war die Einzige, die immer zu mir gehalten hat, wenn ich wieder geärgert wurde. Sie hat mir auch ein Lied auf der Okarina beigebracht. Es ist so fröhlich…ich würde es gern spielen.“

Ein Moment des Schweigens herrschte zwischen ihnen. Der einheimische Hylianer nutzte ihn, um die Gefühle seines Freundes zu verstehen. Die hellblauen Augen betrachteten die Emotionen, die seinem Gegenüber ins Gesicht geschrieben standen. Dieser leichte Anflug von Melancholie berührte ihn. Sie regte den Wunsch in ihm, noch mehr für den Anderen da zu sein.

Aus diesem Grund rutschte Link unwillkürlich noch ein Stückchen näher, bevor er nachfragte: „War es die Melodie, die du eben gesummt hast?“

„Ja das war Salias Lied.“

„Es hat sich sehr schön angehört.“

Ein leises, wehleidiges Seufzen glitt dem Hellblonden über die Lippen.

„Es ist eigentlich noch gar nicht so lange her, als ich das letzte Mal auf der Okarina gespielt habe…trotzdem vermisse ich es.“

„Hast du sie nicht mehr?“

„Nein…“, murmelte Link leise, „…die Okarina der Zeit musste ich Zelda zurückgeben. Als sie mich in die Vergangenheit schicken wollte, landete ich doch stattdessen hier. Deshalb habe ich keine mehr…“

Ein kaum hörbares „Hmm…“ entwich dem Älteren, ehe er seine Aufmerksamkeit erneut auf seinen Nebenmann richtete.

Vorsichtig glitt er mit der linken Hand unter dem Arm seines Freundes hindurch und legte sie auf die Andere, welche noch auf dem Oberschenkel ruhte. Für einen kurzen Moment wanderte der Blick des Jüngeren nach unten. Dann jedoch folgte ein Lächeln, damit einhergehend drehte er seine Hand um und griff zu.

Nach dem ersten Augenblick der Verwunderung schmiegten sich ihre Finger ineinander. Ein beidseitiger, liebevoller Austausch ihrer Augen läutete zusammen mit dem Sonnenuntergang den Abend ein.
 

Rings um ihn herum standen Leute, die den Helden der Zeit neugierig begutachteten. Dieser kam sich in diesem Moment wie der geheimnisvolle Hauptgang vor, von dessen Tablett man gerade den silbernen Deckel abgenommen hatte.

„Der sieht dir aber ziemlich ähnlich.“

Der hellblonde Hylianer konnte diesen Satz gar nicht der Person zuordnen, da er immer noch so unangenehm von den Meisten angestarrt wurde. Er vernahm ein unsicheres Lachen von seinem Pendant neben sich.

„Na ja wir sind ja auch Brüder, nicht wahr?“

Dabei wandte ihm der Einheimische das Gesicht zu und Link nickte einfach nur.

Zwei kräftig gebaute Frauen standen mit ihren eher schmächtigen Ehegatten genau vor dem jüngeren Kämpfer. Während die Männer ihn misstrauisch inspizierten, breitete sich auf den Gesichtern der Frauen schon langsam ein entzücktes Grinsen aus. Hinter ihnen standen die anderen Dorfbewohner. Einige etwas abseits, wie beispielsweise Moe und seine Frau oder Ilya.

„Ist ja ein ganz hübscher Bursche!“, lachte Zeira, „Willst du uns nicht seinen Namen verraten?“

Den letzten Satz sprach sie an den Jüngling ihres Dorfes gewandt. Dieser starrte sie nur vollkommen verdattert an.

„Ähm was?“

„Wie er heißt! Komm schon Link, du wirst uns doch wohl seinen Namen verraten oder?“

Damit hatte ihn die Ladenbesitzerin eiskalt erwischt. Der dunkelblonde Hylianer vermochte es nicht zu glauben. Wie konnten sie nur so dumm sein und das Wichtigste bei dem heute Morgen geführten Vorbereitungsgespräch vergessen? Sein Begleiter konnte ja schlecht genau denselben Namen tragen wie er.

Doch für weitere Überlegungen und innerliche Selbstbeschimpfungen fehlte ihnen die Zeit. Ein Name musste her und das so schnell wie möglich. Leider trat diese Situation so unvorhergesehen ein, dass es ihm demonstrativ nicht gelingen wollte etwas Anständiges zu finden.

„Shiek.“, brach es dumpf aus dem legendären Helden heraus.

Verdutzt und verblüfft zugleich starrte seine Reinkarnation ihn an.

„Shiek?!“, wiederholten die Dorfweiber trällernd, „Was für ein außergewöhnlicher Name für einen außergewöhnlichen jungen Mann, nicht wahr?“

Die beiden Frauen kicherten, bis sie ihre Entführungsaktion zu starten versuchten, indem sie den Jüngeren zu beiden Seiten flankierten und bestimmend ihre Hände auf dessen Schultern legten.

„Ähm was-“

„Sei nicht so schüchtern mein Junge! Wir wollen noch mehr über dich erfahren!“

Sie wollten ihn schon gerade nach vorne drängen, als ihr Ziegenhirte entschieden eingriff. Er befreite sein Pendant von ihren Griffen, schob diesen nach vorne und meinte: „Ich werde ihm erst einmal das Dorf zeigen, aber ihr dürft ihn doch nicht so überfallen. Er ist neu und muss sich erst einmal an alles gewöhnen. Ihr habt später immer noch Zeit.“

Enttäuscht gingen die Frauen an ihnen vorbei.

„Na gut na gut! Aber nachher kommen wir vorbei!“

Sie grinsten vorfreudig, ehe sie sich umdrehten. Noch immer mit skeptischem Blick, wandten sich die Ehemänner ebenfalls ab und liefen ihren Gemahlinnen hinterher. Auch die restlichen Leute verstreuten sich langsam und beschäftigten sich wieder mit den Essensvorbereitungen. Die Männer setzten sich schwatzend auf die Bänke, während die Kinder noch aufgedreht fangen spielten.

Derweil ruhten die hellblauen Augen nun wieder auf dem Gesicht des Anderen. Dieser stand dort wie zur Salzsäule erstarrt. Der kleine Schrecken über die vermeintliche Entführung der Dorfweiber hatte er schon überwunden. Jetzt befasste er sich wieder mit seinem unvorhergesehen Namenseinfall, der ihn mehr als überraschte.

Warum denn ausgerechnet Shiek?!

Eine Frage, die sich der Herr über die Zeit zu Recht stellte. Warum nur kam ihm gerade dieser männliche Name als Erstes in den Sinn? Warum der Name von Zeldas anderem Ich? Warum der männliche Name von der Frau, für die er in der Vergangenheit mehr als nur geschwärmt hatte?

Das…kann ja wohl nicht wahr sein!

Link ärgerte sich selbst über seine bescheuerte Idee. Jetzt würde ihn alle Welt nur noch Shiek nennen. An für sich nichts Schlimmes, denn er mochte Shiek, aber dass er sich jetzt sozusagen den Namen seines Ex-Schwarms angeeignet hatte, wollte der Hylianer nicht wahrhaben. Fahrig raufte er sich mit einer Hand die Haare und blickte dabei verdrießlich nach unten.

Mensch, sowas Blödes…

„Alles in Ordnung?“, drang die fragende, sanfte Stimme seines Freundes an sein Ohr. Sofort drehte er sich um und versuchte mit einem Grinsen sein vorheriges Verhalten zu überspielen. Bemüht seiner Stimme einen überzeugenden Klang zu verleihen erwiderte er: „Ja, alles klar.“

Das überzeugte den Anderen keineswegs, weswegen er nachhakte: „Ist es wegen dem Namen? Warum hast du dich eigentlich so genannt?“

Nach dieser Frage seufzte der Jüngere bloß.

„Frag besser nicht nach…“

Damit war das Gespräch augenblicklich beendet. So empfand es der ältere Schwertkämpfer, weshalb er es auch dabei beließ. Stattdessen fing er an seinem Freund die Namen der Dorfbewohner näher zu bringen.

„Also die beiden Frauen von eben waren Bakka und Zeira. Zeira besitzt das einzige Warengeschäft hier im Dorf. Ihr Mann steht dort drüben.“

Dabei zeigte Link mit dem Finger auf die jeweiligen Personen, während sein Ebenbild ihm genau folgte.

„Sein Name lautet Ganjor. Ihre Tochter heißt Betty. Sie ist dort bei den anderen Kindern. Bakka und ihr Mann Gront unterhalten die meisten Felder hier im Dorf. Sie haben einen Sohn Taro und eine Tochter Maro.“

Neugierig glitten die dunkelblauen Augen über die Festlichkeit. Momentan standen sie noch auf dem Weg in der Nähe des Eingangs. Alle Häuser waren mit Blumenketten geschmückt. Am Rand des Weges begegneten ihm in ordentlichen Abständen gehälftete, hohle Kürbisse, die einige Meter weiter den Platz mit den Bänken und Tischen einkreisten. Ein großes Lagerfeuer fand direkt am Ufer des Baches seinen Platz und wurde ebenfalls von Sitzbänken eingerahmt. Zwischen diesen massiven Holzmöbeln ragten große, schmale Fackeln aus dem Boden empor, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht brannten. Die Sonne würde wohl erst in einigen Stunden der Dämmerung Platz machen.

Langsam setzten sich die Jünglinge in Bewegung. Während sie gemächlich zu den aufgestellten Tischen wanderten teilte der einheimische Krieger seinem Abbild jeden Namen und das zugehörige Gesicht mit.

Natürlich konnte sich der hellblonde Hylianer bei Weitem nicht alle Namen merken, doch die Gesichter prägten sich schnell in sein Gedächtnis ein.

Schließlich waren sie nun an einem der Tische angelangt. Dieser stand noch ganz leer, weshalb sie sich gemütlich daran setzten.

„Gleich gibt es Essen. Die Frauen hier mögen zwar ihre vorlauten Angewohnheiten haben, aber sie können sehr gut kochen.“, sprach der Dunkelblonde mit einem zaghaften Lächeln, „Eigentlich sind sie alle sehr nett.“

Dabei versuchte er das nicht ganz so positive Verhalten seiner Leute von vorhin irgendwie zu erklären. Das merkte auch sein bis dato schweigsamer Freund, der nun abwinkte: „Ich weiß das doch. Darüber musst du dir keine Gedanken machen, ich freunde mich schnell mit Fremden an. Das müsstest du doch am Besten wissen.“

Dabei sah ihn der hellblonde Kämpfer grinsend an. Das Herz des Ordoners wurde leichter und vollführte einen erfreuten Hüpfer. Als Dank und als ein kleiner Ausdruck seiner Gefühle lächelte er ihn liebevoll an.

„Ja, du hast Recht.“, antwortete er.

Nach diesen Worten wanderte ein selbstsicherer, zufriedener Ausdruck auf das Gesicht seines Gegenübers.

„Lass mir nur ein wenig Zeit, dann werde ich mich schneller mit deinen Leuten angefreundet haben als dir lieb ist!“

Ein ansatzweises, freches Grinsen huschte über die Lippen des Älteren.

„Wenn es soweit ist, kannst du mir dann ja auch beim Ziegen eintreiben helfen.“

„Was?!“

„Hey Link!“, plärrte es direkt neben ihnen herauf.

Der Angesprochene kannte die Stimme und deren Tonfall nur allzu gut.

„Ja Taro?“

Damit tat es der Ordoner seinem Abbild gleich und wandte fragend den Kopf zur Seite. Dort stand des Dorfes Trio Infernale, bestehend aus Taro, seiner kleinen Schwester Maro und Betty.

„Kannst du uns noch ein paar Schwerttricks zeigen Link?“, kam es fragend aus dem Munde des ältesten, weiblichen Mitglieds der Bande.

Der Gefragte lächelte besänftigend und erwiderte: „Jetzt ist doch das Fest. Ich kann sie euch doch Morgen zeigen.“

Taro und seine Freundin Betty verzogen mürrisch das Gesicht.

„Du warst aber die letzten Wochen überhaupt nicht mehr im Dorf. Das ist schon so lange her, deshalb sollst du sie uns jetzt zeigen!“

Ein fordernder, trotziger Unterton lag in der Stimme des ältesten Jungen.

Die Kinder konnten mehr als dickköpfig sein, dass wusste der einheimische Hylianer nur zu gut. Außerdem stichelte ihn sein schlechtes Gewissen. Taro hatte ja Recht. Die gesamten letzten zwei Wochen hatte er seine ganze Aufmerksamkeit seinem Ebenbild gewidmet. Nur wenn die Arbeit rief hatte er sich überhaupt mal im Dorf blicken lassen.

„Das würde ich ja gerne machen, aber-“

„Na los, geh doch.“

Verwundert wie fragend drehte der Ältere den Kopf. Sein Begleiter neben ihm schaute ihn verständnisvoll an.

„Mach ihnen doch die Freude. Ich komm schon klar, keine Sorge.“

Mit einem aufmunternden Grinsen auf den Lippen wollte der Jüngere ihm klarmachen, dass es vollkommen in Ordnung war, wenn er sich heute nur um seine Leute aus dem Dorf kümmerte.

Der Ordoner sah sein Gegenüber überrascht an. Dieses Verständnis, das er für seine Situation aufbrachte, berührte ihn sehr. Mit einem dankbaren Blick stand er auf. Bevor er jedoch mit den Kindern ging, legte er eine Hand auf die Schulter des Anderen und sprach: „Ich bin gleich wieder da.“

Trotz dieser netten Worte seitens des legendären Helden, ließ er eben diesen nur ungern alleine.

„Los kommt Kinder. Es gibt gleich Essen. Wir müssen uns beeilen, sonst verpassen wir das noch.“, sagte Link bestimmt. Damit ging er zielstrebig los, während ihm die Bälger jubelnd folgten.

Sein Gefährte sah ihm nachdenklich hinterher. Dieses Dorf konnte er wirklich sein Zuhause nennen. Hier hatte er seinen festen Platz und wurde von jedem der hier wohnte respektiert.

Das ist wirklich schön für ihn…

Link konnte nicht verhindern, dass ihm erneut – so wie am Abend zuvor - alte Erinnerungen von seiner Kindheit im Kokiri-Wald vor dem inneren Auge aufstiegen. Er wurde überhaupt nicht von den Anderen als Kokiri akzeptiert, weil er keine Fee besaß. Er war der Außenseiter gewesen, den niemand leiden konnte. Wahrscheinlich auch nur, weil sich keiner gegen ihren Anführer Mido auflehnen wollte. Nur Salia hielt stets zu ihm. Sie war seine einzige Freundin damals gewesen.

Das ist schon zu lange her, um sich noch darüber Gedanken zu machen.

Ein lautes Seufzen entglitt ihm.

„Was ist los? Ein junger Mann wie du hat doch keinen Grund so nachdenklich zu sein.“

Vollkommen überrascht setzte sich Link kerzengerade hin, während sich ein Mann mittleren Alters mit kurzen, blonden Haaren sich gegenüber von ihm hinsetzte.

„Es freut mich dich kennen zu lernen Shiek. Mein Name ist Moe und das ist meine Frau Ulina. Der Kleine neben dir ist mein Sohn Colin.“

Eine zierliche Frau mit ihrem kleinen Baby, das friedlich in einem Weidenkorb schlief, ließ sich neben den Mann nieder und lächelte den Neuen schüchtern an. Genauso vorsichtig setzte sich ein Junge mit kurzen, glatten und ebenso blonden Haaren neben Link. Er war jetzt mehr oder weniger eingekreist, da er ganz am Rande der Bank saß. Bevor er sich jedoch Gedanken darüber machen konnte, wo sich denn jetzt sein Freund hinsetzen sollte, antwortete er erst einmal auf die nette Begrüßung des Dorfbewohners.

„I-ich freue mich auch.“

Die Worte stolperten geradezu aus seinem Mund. Das bemerkte natürlich auch der Mann vor ihm, weshalb er freundlich lachend erwiderte: „Du hast keinen Grund nervös zu sein. Die Leute hier sind alle sehr zahm. Das einzig Wilde in diesem Dorf sind die Kinder und die Ziegen!“

Moe lachte schallend auf, wobei Link auch etwas belustigt grinste. Er war in diesen Augenblicken noch sehr unsicher, doch langsam taute der Held der Zeit auf.

„Erzähl doch mal Shiek, wie hast du denn unseren Junggesellen kennengelernt?“

Der Schwertkämpfer musste kurz überlegen bevor er antwortete, denn er hatte alles vorher genau mit seinem Ebenbild abgesprochen.

„Wir haben uns in Hyrule Stadt das erste Mal getroffen und es war mehr oder weniger Zufall, dass wir herausfanden, dass wir Brüder sind.“

„Es freut mich für unseren Link, dass er einen Kameraden seines Alters gefunden hat und dann noch jemanden aus seiner Familie. Hier im Dorf hatte er ja keinen männlichen Freund, deshalb ist es gut, dass er unter seinesgleichen kommt. Die jungen Männer von heute müssen die Welt entdecken! Ich habe gehört ihr wart zuletzt in der Gerudowüste. Das war bestimmt sehr aufregend oder?“

Link erinnerte sich nur zu gut an diesen turbulenten Tag. Zuerst hatten sie sich dort geküsst und wenige Stunden später sind sie im Haus noch intimer geworden. Damals hätte er die Folgen ihres Besuches in der Wüste nicht einmal im Traum erahnen können.

Das konnte er natürlich unmöglich erzählen, weshalb der Hylianer gerade das sagte, was in seinem Kopf umhergeisterte.

„Das war unglaublich…“

„Da gebe ich dir Recht! Diese Wüste ist wirklich ein sehr schöner Ort, wenn nicht zugleich auch sehr gefährlich. Ein guter Freund namens Raffler zeigte sie mir einmal, als ich noch in der Untergrundorganisation tätig war.“

Damit erntete Moe nur einen verdutzten Blick.

„Untergrundorganisation?! Was meinst du damit?“

Bevor sich der Mann ihm gegenüber äußern konnte, stellten die beiden kräftigen Frauen von vorhin jedem der Leute einen Teller mit einem Glas Met vor die Nase. Darauf befand sich gebratenes Fleisch mit Kartoffeln und gekochten Kürbisstückchen.

„Guten Appetit!“, trällerten die Frauen guter Laune. Nach diesen Worten fing die Familie um ihn herum schon an zu essen, weshalb sich Link nicht weiter zurückhielt.

Während dem Mahl bemerkte der Ordoner die eben erwachte Neugierde seines Gegenübers. Auch seine Frau sah ihn nun verwundert, fragend an. Eigentlich wollte er es nicht erzählen. Außer Ulina, seinem Sohn Colin und dem einheimischen Schwertkämpfer wusste keiner seiner Dorfkollegen von der Sache. Doch der Neuling kam ihm vertrauenswürdig vor, nicht zuletzt da er mit Link verwandt war, weshalb Moe entschloss ihm alles darüber zu erzählen.

„Na gut, du musst mir allerdings versprechen darüber absolutes Stillschweigen zu bewahren.“

Moe sah ihn fest an und nach einigen stillen Momenten nahm er Luft.

„Du erinnerst dich bestimmt noch an das Unheil, das unser Land vor einiger Zeit heimsuchte. Einige Leute aus ganz Hyrule taten sich zusammen, um dieses Unheil zu bekämpfen. Link war auch mit von der Partie. Er kämpfte sich ganz allein durch die verschiedenen Gebiete. Er streckte ganz alleine den großen Feind Ganondorf nieder. Jedenfalls war er auch ein unersetzliches Mitglied unserer Truppe.“

Moe erzählte ihm, wie sie ihren Helden unterstützten wo sie nur konnten. Auch davon wie sie zusammengearbeitet hatten, um das Königshaus zu befreien. Link hörte dem Ordoner gebannt zu. Für ihn war es unglaublich interessant mehr über seinen Gefährten zu erfahren, da dieser die Geschichten aus reiner Bescheidenheit einfach nicht so ausführlich erzählte. Er war mehr als verblüfft über die Taten seiner Reinkarnation, auch wenn er schon über diese ganzen Dinge Bescheid wusste wuchs seine Bewunderung immer weiter.

„Dabei hatte er mir nicht alles erzählt. Jedenfalls ist das meine Vermutung. Manche Geschichten können nicht ganz richtig sein, aber dann hat er wohl seine Geheimnisse. Das respektiere ich auch, denn er hat sich immerhin ganz allein gegen unsere Feinde geschlagen und sie besiegt.“

Geheimnisse…

Der Hylianer hob erstaunt schauspielernd eine Augenbraue. Auch das war ein Thema des heutigen Morgen gewesen. Link erinnerte sich zurück an das, was der Andere zu ihm gesagt hatte.

„Du weißt ja ich habe ihnen nicht alles erzählt. Nur Moe weiß darüber Bescheid, was ich für Hyrule getan habe, ausgenommen die Einzelheiten mit der Schattenwelt. In der Hinsicht musst du aufpassen was du sagst, du bist nämlich eine der wenigen Personen die über alles im Bilde ist.“

Nach diesen Worten hatte der Jüngere genauso geschmunzelt wie er es jetzt tat. Er war stolz darauf das gesamte Vertrauen seines Freundes zu genießen. Aus diesem Grund war er gründlich darauf erpicht seine Rolle so perfekt wie möglich zu spielen.

„Das ist alles was ich dir von unserem Link erzählen kann. Vielleicht öffnet er sich dir ja ein bisschen mehr. Jedenfalls bin ich froh, dass er jemanden aus seiner Familie wiedergefunden hat. Da du in seinem Alter bist, kann er sich mit dir ja ordentlich austoben.“

Unsicher lachend erwiderte Link: „Ja da hatten wir wohl richtiges Glück.“

„Das ist wohl wahr, aber erzähl doch mal ein bisschen von dir. Was hast du so getrieben, bevor du unseren Junggesellen kennengelernt hast?“

Unwillentlich begegnete der Held ihm mit einem perplexen Blick.

„Ähm…also…“, murmelte er, verzweifelt auf der Suche nach einer passenden Geschichte. Die Tatsache, dass ihn nunmehr die ganze Familie gespannt ansah, besserte seinen Ideenreichtum nicht gerade.

„Also eigentlich war ich…ähm…also ich-“

„Shiek ist auch als Waisenkind in einem Dorf aufgewachsen und als er alt genug war hat es ihn, genauso wie mich, in die weite Welt hinausgezogen. Nicht wahr?“

Verblüfft über die warme Hand auf seiner Schulter und des plötzlichen Auftauchens seines Gefährten hinter sich, der ihm – zum Glück – das Wort abgeschnitten hatte, wandte Link sein erstauntes Gesicht ihm zu. Der Einheimische sah ihn lächelnd und doch bestimmt an. Es dauerte noch eine Weile, ehe der Jüngere schließlich hastig zustimmte.

„Aha! Also auch so ein Abenteurer! Dann hast du doch bestimmt ein paar interessante Geschichten auf Lager oder?“

„Moe,“, sprach der dunkelblonde Hylianer bestimmt, „Shiek ist noch sehr schüchtern. Du darfst ihn nicht so löchern.“

„Hmm…so kommt er mir gar nicht vor.“

Der Ältere bedachte seinen Mentor daraufhin mit einem ernsten und zugleich flehenden Blick. Dieser konnte ganz genau das Bitten in den Augen seines ehemaligen Schülers lesen. Für einige Momente sahen sie sich nur stillschweigend an. Genauso wie bei Ulina und Colin lag die Aufmerksamkeit des jungenhaften Helden auf dem Gesicht seines Kameraden.

„Ja du hast wohl Recht.“, lenkte der Dorfbewohner schließlich ein, „Wir sollten ihm lieber unser Leben hier näherbringen, was meint ihr?“

Erleichtert und dankbar zogen sich die Mundwinkel des Einheimischen nach oben.

„Ich will eigentlich noch mehr über ihn erfahren.“, hakte nun der hellblonde Hylianer ein und deutete mit dem Daumen auf seinen Hintermann.

Während Moe schallend auflachte, starrte ihn seine Reinkarnation verdutzt an.

„Was…?“

„Dein Bruder ist wirklich ein ganz vorwitziger Bursche, aber das gefällt mir!“

„Ich denke“, begann hellblonde Kämpfer, „es ist einfach so, dass Link mir viele Sachen verschweigt und zwar nur weil er zu bescheiden ist. Liege ich da richtig?“

Selbst Colin und seine Mutter mussten nach dieser Bemerkung des Neuen grinsen. Die Miene des Ziegenhirten indes nahm einen leicht verdrießlichen Ausdruck an.

„Ich habe immer alle wichtigen Einzelheiten erzählt.“

Doch niemand ging auf seine Meinung ein, sodass er bei diesem Gespräch vollkommen außer Acht gelassen wurde.

„Du kennst ihn schon ziemlich gut.“, stellte Moe immer noch lachend fest.

„Wir sind ja auch schon viel herumgekommen nicht wahr?“

Diesmal wandte sich der Jüngere seinem Freund zu und zwinkerte ihm liebevoll zu. Es besänftigte den einheimischen Hylianer ein wenig.

Er hat wohl ziemlich viel Spaß mit den Anderen. Das freut mich.

Nun ließen sich selbst die unwirschen Mundwinkel sachte begradigen. Geschlagen entglitt seinen Lippen ein leiser Seufzer, bevor er antwortete: „Ja und ich glaube Shiek kennt mich schon ein bisschen zu gut.“

Die Augen seines Vorgängers weiteten sich überrascht und Link warf ihm noch einen weichen Blick zu, ehe er erneut ansetzte: „Jedenfalls-“

„Liebe Mitbürger darf ich um eure Aufmerksamkeit bitten?“

Sofort verstummte jedes ausladende Gespräch, als die laute Stimme des Bürgermeisters ertönte. Interessiert suchten die dunkelblauen Augen den Quell der Stimme und erspähten schon bald die große, massige Gestalt eines älteren Dorfbewohners. Allem Anschein nach wohl Boro das Oberhaupt.

„Bald ist es wieder soweit, denn auch dieses Jahr wird wieder ein Ringwettkampf stattfinden, der den Stärksten unter uns auserwählen soll. Ich hoffe, dass jeder Mann hier genug Mut aufbringt sich mit seinen Kollegen zu messen. Stärkt euch noch, denn gleich beginnt das Turnier!“

Klatschend und jubelnd wurde Boro nach seiner Ansprache verabschiedet.

„Da hat man kaum was im Bauch, dann muss man schon wieder ran.“, beklagte sich Moe.

Sein ehemaliger Schüler lächelte verständnisvoll.

„Ach das dauert doch jetzt sowieso noch. Die Anderen müssen sich erst mal noch ein bisschen Bier und Met einverleiben, ehe sie sich in den Ring trauen.“

„Da wirst du Recht haben. Wer stellt sich dir oder Boro auch schon freiwillig und nüchtern in den Weg?“

Moe grinste den Dunkelblonden wissend an, wobei ihm dieser als Antwort nur einen reservierten Blick zuwarf. Der Held der Zeit wechselte ständig mit fragender Miene zwischen den Beiden hin und her.

„Wie auch immer, ich sollte Shiek mal unserem Bürgermeister vorstellen. Er hat ihn noch gar nicht richtig zu Gesicht bekommen.“

Mit diesen Worten schlug der Ordoner seinem Begleiter sanft auf die Schulter. Dieser richtete sich rasch auf, warf noch einen kurzen, freundlichen Blick zurück und ließ sich bereitwillig entführen. Moe hob die Hand zum Gruß. Die Familie sah den Jünglingen für einige Augenblicke hinterher, bevor Colin sich an seinen Vater wandte.

„Dieser Shiek ist wirklich sehr nett.“

Murmelnd stimmte er seinem Sohn zu ohne den Blick abzuwenden.

Und sehr geheimnisvoll…

„Sei nicht so scheu Colin, er unterhält sich bestimmt gerne mit dir und ich bin mir sicher, dass er einige interessante Geschichten auf Lager hat.“

„Ja…“, antwortete der Junge leise, jedoch nicht minder neugierig.

Erneut verloren sich die Augen von Moe in Richtung der Hylianer.

Und wieder gibst du mir ein neues Mysterium, das es zu ergründen lohnt. Ich werde meinen Spaß haben.

Seufzend lehnte sich der Ältere gegen ein Holzgestell am Rande des tieferen Gewässers. Sein Ebenbild tat es ihm gleich, während er ihn fragend anschaute.

„Wollten wir nicht zu Boro?“

Überrascht drehte der Andere den Kopf zu ihm.

„Der ist gerade beschäftigt.“, murmelte Link perplex und zeigte mit dem Finger schräg nach links. Der Jüngere folgte der unsichtbaren Linie und erkannte schließlich den Bürgermeister, wie er sich gerade im Gespräch mit Phard auf der Brücke befand. Neben ihnen tummelten sich bereits einige Bewohner, die wohl irgendetwas aufzubauen schienen.

Der dunkelblonde Hylianer hingegen wandte seinen Blick nicht ab.

„Außerdem war das nur eine Ausrede.“

Dies lenkte die Aufmerksamkeit des Helden wieder zurück.

„Warum?“, fragte er ahnungslos nach.

Bevor Link antwortete, sah er sich kurz wachsam um.

„Moe ist ziemlich clever. Er hat schon gemerkt, dass bei dir mehr dahintersteckt, als es den Anschein hat.“

Sein Vorgänger zog nur versiert die Augenbrauen nach oben.

„Du willst nur nicht, dass er mir peinliche Dinge von dir erzählt.“

„So ein Unsinn.“, erwiderte sein Freund befangen, „Es gibt nichts, was ich dir nicht erzählen würde.“

„Ach wirklich?“, bohrte Link forsch nach.

„Ich wollte dir nur sagen, dass-“

„Nun meine lieben Freunde ist es soweit! Der Ring steht und lädt zum Turnier! Ich bitte nun alle kampftauglichen und kampfmutigen Männer sich vorzubereiten, während die Paare ausgelost werden. Danach fangen wir an. Lassen wir also die Spiele beginnen!“

Fight Club

Hallo liebe Leser! =]
 

Wie ich mir selbst vorgenommen hab, lade ich die Kapitel jetzt im Monatstakt hoch. Ich denke ich kann das gut beibehalten, obwohl es im nächsten Kapitel endlich mal wieder ein „pikantes“ Intermezzo geben wird =3

Wird ja auch langsam Zeit Mensch…
 

LBM!

Also ich werde mit meiner Wenigkeit am Samstag als TP-Link im Ordon-Dress vertreten sein und ein kleines Treffen ala „Leser meets Autor“ (oder umgekehrt xD) veranstalten. Das wäre der 20.03. so gegen 13:00 bzw. 14:00 Uhr. Den Treffpunkt muss ich noch gucken, denn ich bin da das erste Mal ^^““

Wer also einen guten Treffpunkt weiß, der kann ihn ja gerne vorschlagen. =) Ich bin froh darüber! xD

Okay also jeder ist herzlich eingeladen. Es gibt exklusiv Con-Hon Einträge von Tani (xD), ihr bekommt einige Skizzen zu sehen und natürlich Hintergrundinfos direkt von den Autoren =]
 

Also wen das interessiert oder gern dabei sein möchte, der kann sich ja einfach bei mir melden. Ich habe auch einen extra Thread dazu im Zirkel aufgemacht.
 

Ich freue mich natürlich über jeden, der kommen kann =D
 

Nun aber viel Spaß beim Lesen! =]
 

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Nachdem Boro verstummte, wandte sich der Einheimische seufzend seinem Abbild zu.

„Ich muss jetzt gehen. Entschuldige.“

„Ach was.“, lächelte der Jüngere aufmunternd, „Du machst sie alle fertig!“

„Wahrscheinlich schon.“, stimmte sein Gefährte mit einem schwachen Grinsen zu, „Danke für dein Verständnis. Dafür bin ich wirklich sehr dankbar.“

Erneut wandte er sich prüfend nach vorn, doch alle Anderen waren schon zu aufgeschreckt durch Boros Einladung, als dass ihnen jemand Beachtung schenkte. Der Ältere näherte sich seinem Freund und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich liebe dich…bis später.“

Link warf noch einen kurzen Blick in die dunkelblauen Augen, ehe er sein erhitztes, verlegenes Gesicht abwandte und schnurstracks in Richtung des Rings türmte.

Sein Kamerad sah ihm zunächst überrascht mit einer ebensolchen Röte hinterher, lächelte dann aber glücklich.

Die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen. Ein warmer, orangefarbener Schein legte sich über Wiesen, Dächer und Geschehen.

Der Tag kündigte seinen Rücktritt an, was jedoch der geschäftigen Festlichkeit keinen Abbruch tat.

Noch immer lehnte Link an dem hölzernen Zaun am Rande des Flussufers hinter einem kleinen Kürbisacker. Um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, hob er sich geschickt auf den obersten Balken. Von dort schweiften seine Augen beobachtend über das Geschehen.

Vor einer kleinen Brücke stand der Ring. Es war ein angehobener, weißer Kreis, ähnlich dem, den die Goronen in ihrem Berg ihr Eigen nannten.

Link erinnerte sich an seine schmähliche Niederlage zurück und auch daran, dass sein Mitstreiter die Goronen zu besiegen vermochte. Zwar mit nicht ganz lauteren Mitteln, aber er hatte es geschafft.

Ich kann es gar nicht abwarten ihn kämpfen zu sehen. Er ist bestimmt der Beste!

Begeisterung kurbelte sich in seinem Inneren an. Suchend glitt sein Blick über die verteilten Dorfbewohner, die plaudernd hier und da standen. Weiter abseits befand sich ein ausgewählter Männerkreis. Das mussten die Ringkämpfer sein. Sie standen mit bereits nacktem Oberkörper beisammen. Link fragte sich in Gedanken, ob sein Freund wohl auch so kämpfen würde, doch bevor er seine Vermutung bestätigen konnte wurde er abgelenkt.

„H-hallo Shiek.“

Zurückhaltend stellte sich ein blonder Junge neben ihn. Überrascht blickte Link hinunter und sofort ratterten die Zahnräder in seinem Gehirn. Genau der Sohn von Moe dem sein Abbild öfter mal Unterricht im Umgang mit dem Schwert erteilte.

Er stand unsicher, den einen Fuß hinter den Anderen gestellt, und mit nervös verschränkten Fingern vor ihm. Selbst der Hylianer erkannte die deutlichen Anzeichen der Hemmung und das machte den Jungen unweigerlich sehr sympathisch.

„Hallo Colin.“, sprach er freundlich, „Na? Genießt du das Fest?“

Durch die herzliche Begrüßung des Fremden ermutigt antwortete der Kleine: „Ja es ist ganz schön, aber halt so wie jedes Jahr.“

Der junge Mann druckste ein wenig, doch nach einigen stillen Momenten musste er seinem Wissensdurst schließlich Ausdruck verleihen.

„Sag mal, du kennst doch Link schon ziemlich lange oder?“

Ganz unbedarft und anscheinend froh über dieses Thema, erwiderte der Gefragte eifrig: „Ja, eigentlich kenne ich ihn schon seit ich ganz klein war. Er war für mich immer wie ein großer Bruder und er hat auch viel mit mir gespielt.“

„Er lehrt dich auch den Schwertkampf oder?“

Colin nickte.

„Ja. Obwohl ich eigentlich nie mit einem Schwert kämpfen wollte. Ich fand das blöd, weil Taro immer damit angegeben hat. Aber seitdem Link mich damals gerettet hat, wollte ich auch so stark und mutig sein.“

Der Junge wurde rot.

„Weißt du er ist mein großes Vorbild und ich möchte so werden wie er, wenn ich groß bin.“

Für den ersten Moment weiteten sich die dunkelblauen Augen, doch dann schlich sich ein verständnisvolles Lächeln um die Mundwinkel des Hylianers. Er konnte den Kleinen sehr gut verstehen. Wer würde als Junge in seinem Alter nicht diesen erfahrenen, intelligenten Kämpfer bewundern? Er selbst verfiel ständig in dieses Muster.

Für einen kurzen Augenblick abgedriftet, so fing sich Link wieder und eine andere Sache, die Colin vorhin fallen ließ, erweckte seine Neugierde.

„Er hat dich gerettet? Ist denn damals etwas Schlimmes passiert?“

Die Verlegenheit des Jungen verschwand auf einen Schlag. Stattdessen nahm sein rundes Gesicht einen ernsteren Ausdruck an. Er lehnte sich mit dem Rücken an den Zaun auf dem der Held saß und schaute für kurze Zeit auf den Boden. Link wollte fast nochmal nachfragen, da erhob der Kleine schließlich die Stimme.

„Weißt du, unser Dorf ist vor einigen Monaten angegriffen worden. Dabei wurden wir entführt und nach Kakariko gebracht.“

Dem Schwertkämpfer flog eine urplötzliche Erinnerung ins Gedächtnis. Diese Geschichte hatte er schon einmal von seinem Ebenbild gehört. Doch Link blieb ruhig, wartete ab, was Colin zu erzählen hatte.

„Bald aber wurde Kakariko von seltsamen schwarzen Wesen angegriffen.“

Der Junge stockte.

„Sie waren grausam. Sie töteten sogar einige der Dorfbewohner. Wir haben uns im Haus von Leonard versteckt. Er ist dort der Priester. Er hat uns beschützt und wir haben immer darauf gewartet, dass irgendjemand kommt und uns hilft.“

Die nachfolgenden Sätze sprach er mit Nachdruck aus.

„Ich habe zu jeder Zeit fest daran geglaubt, dass Link uns rettet. Das hat er immer getan und ich wusste, dass er kommen würde.“

Der Held fixierte Colins Gesicht absolut gespannt. Alles um ihn herum verschwamm, wurde unwichtig. Er war so vertieft in diese Geschichte, wäre am Liebsten selbst in die Erinnerungen hineingetaucht und hätte alles aus dessen Perspektive miterlebt. Es fesselte ihn und gleichzeitig befand er sich auf der Spur nach bisher unentdeckten Bruchstücken. Bestandteile zur immer tieferen Ergründung seines Schicksalszwillings, die er nach und nach in das Mosaik vor seinem geistigen Auge hineinsetzen konnte.

„Niemand sonst glaubte daran, dass Link kommen würde, aber er hat uns gerettet! Das wusste ich von Anfang an.“

Unvorhergesehene Stille herrschte zwischen ihnen. Während Colin seinen Gedanken nachhing, nahm der Hylianer zwischenzeitlich Luft, lächelte mild und setzte seine Erforschung fort.

„Wie war es, als du ihn dann endlich wiedergesehen hast?“

Der Junge schaute nur kurz auf, blickte dann aber wieder nach vorne. Er brauchte einen Moment, doch dann flüsterte er bewegt: „Es war…es war einfach so toll. Er sah ganz anders aus. Viel erwachsener und wie ein richtiger Kämpfer für das Gute. Seit damals habe ich ihn noch so viel mehr bewundert, als ich es schon vorher tat.“

Link hörte die große Ehrfurcht und den Respekt aus der leisen Stimme ganz deutlich heraus. Zeitgleich spürte er dieselben Gefühle in sich aufsteigen. Die Pinsel seiner Phantasie malten die Situation so detailliert in seinen Kopf, dass der Held glaubte selbst dabei gewesen zu sein.

„Er war immer nett und lieb zu uns. Ich habe Link noch nie wirklich mit uns schimpfen gehört. Aber…“

Der Hylianer horchte auf.

„Was aber?“, fragte er schließlich nach.

Colin sah ihn für einen Moment zögernd an, doch schnell fasste er neuen Mut.

„Na ja, Link kann auch sehr wütend werden. Später, nachdem diese schwarzen Monster besiegt waren, wurde ich nochmal verschleppt. Link kam sofort angeritten und verfolgte meine Entführer. Ich habe es nur von Betty erzählt bekommen, aber sie hat gesagt, dass sie richtige Angst vor Link gehabt hätte. So wütend und rasend habe sie ihn noch nie erlebt.“

Colin hielt erneut inne und mit ihm auch sein Zuhörer.

Wütend? Rasend?

Er schüttelte kaum merklich den Kopf.

Das konnte Link sich gar nicht vorstellen. Noch nie hatte er seinen Mitstreiter in solch einer Situation erlebt und irgendwie wollten diese Worte auch nicht so recht zu dem liebenswürdigen, freundlichen Wesen des Ordoners passen. Doch bevor sich die Verwirrung ausbreiten konnte, fuhr Colin fort.

„Na ja, ich fand es trotzdem irgendwie toll, dass er so um mich gekämpft hat. Später als ich aufgewacht bin, hat er mich gehalten und war wieder so lieb wie immer.“

Die Mundwinkel des Hylianers hoben sich.

„Er hat dich bestimmt sehr sehr gerne.“

Aufgeregt und errötend schaute Colin auf.

„J-ja…“, sagte er schließlich, „Ich mag Link auch sehr gerne.“

Danach sprang der Held der Zeit auf die Füße, streckte sich seufzend und wandte sich dem Jungen zu.

„Danke Colin. Es hat mir wirklich Spaß gemacht mich mit dir zu unterhalten.“

Die sonst so blassen Wangen wurden noch eine Spur dunkler, doch er lächelte zurückhaltend.

„Ja mir auch.“

„Oh da ist ja unser Neuling! Willkommen im Dorf Ordon!“

Diese Stimme konnte nur einem gehören und Link behielt mit seiner ersten Eingebung Recht. Boro war an sie herangetreten und schlug ihm kräftig auf die Schulter.

„H-hallo.“, erwiderte er vor Überraschung erstarrt. Der Bürgermeister war bereits kampfbereit, was bedeutete, dass seine Beine und sein Oberkörper vollkommen nackt waren.

„Jetzt habt ihr Beide schon die Auslosung verpasst. Das Turnier beginnt gleich. Dann können wir dir eine unserer ältesten Traditionen näherbringen Shiek.“

Sie setzten sich in Bewegung. Der Hylianer befand sich natürlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des Dorfältesten, weshalb Colin nur zurückhaltend hinterher tapste.

Während sie in Richtung des Ringes schritten erspähte Link an Boro vorbei seinen Gefährten. Überrascht blieb sein Blick an ihm kleben, da er ein wenig abseits mit Ilya zusammenstand und mit ihr redete. Seine Miene war sachlich, doch er gestikulierte nervös mit der Hand.

Der Jüngling wandte verdutzt den Blick ab und wurde direkt wieder von dem Bürgermeister eingefangen, der ihm nun die 500-jährige, traditionelle Entstehungsgeschichte des Ringkampfes näherbrachte. Eine ganze Lawine an Wörtern erfasste ihn und Link fiel es schwer, sich nicht von ihr überrollen zu lassen. Doch die Ungeduld der Dorfbewohner bescherte dem ein rasches Ende, denn nun sollten endlich die Kämpfe beginnen.

Die Gemeinschaft stand um den Kreis versammelt, die Ringer bildeten erneut einen gesonderten Part und befanden sich direkt gegenüber des legendären Helden auf der anderen Seite des kreisrunden Platzes.

„Hallo Shiek.“, kam es leise von der Seite. Verwundert wandte er den Blick und sah Moes Frau neben sich stehen.

…hmmm…ich glaube sie hieß Ulina…

„Zuerst kämpfen Boro und Ganjor.“, fuhr sie fort, „Es ist immer sehr unterhaltsam. Ich hoffe es gefällt dir.“

Die Frau mit dem Baby im Arm sprach zwar sehr verhalten, trotzdem klang ihre Stimme fest, was den Hylianer überraschte. Sie lächelte ihn lieb an und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Ring. Der junge Mann tat es ihr gleich.

Die ersten Augenblicke zogen sich in die Länge, da noch einige Dinge zu klären waren. Link schweifte mit seinem Blick ab und schnappte die himmelblauen Augen direkt gegenüber auf. Sie lagen wohl schon eine ganze Weile auf ihm und als er ihnen begegnete, lächelte dessen Besitzer liebevoll.

Plötzlich durchwog ihn ein Gefühl von Sicherheit. In diesem ganzen Haufen fremder Menschen gab es immer noch einen, der ihm vertraut und nahe war.

Das Lächeln spiegelte sich auf seinem Gesicht wider und für eine Weile verharrten sie in ihrer stummen Verbindung.

Solange, bis endlich unter lautem Jubel das erste Ringerpaar den Kreis betrat.

Eine große, stämmige Frau – ihr Name war dem Jüngeren entfallen – mimte den Ansager.

Es ist aber nicht die mit dem Krämerladen…

„Im ersten Kampf stehen sich Ganjor der Händler und Boro unser Bürgermeister gegenüber! Wer zwei von drei Runden gewinnt, ist der Sieger.“

Die Ringer bezogen Stellung, indem sie, sich zugewandt, ungefähr einen Meter voneinander entfernt in die Hocke gingen. Breitbeinig stampfte jeder einmal protzend mit dem Fuß auf, ehe sich beide mit einer Faust grimmig auf dem Boden abstützten.

Der Hylianer bemerkte, dass es bei dem Oberhaupt ordentlich krachte. Dagegen wirkte das Treten von Ganjor geradezu jämmerlich. Er sah mit seinem Los auch nicht besonders glücklich aus.

„Drei! Zwei! Eins! Ring frei!“

Ohne eine Sekunde des Zögerns griff Boro an. Ein paar sichere Griffe, einige verzweifelte Verteidigungsversuche seines Gegners und schon flog Ganjor aus dem Ring.

Überrascht lag der Blick des Jüngeren auf dem Besiegten und wanderte dann zum Bürgermeister, der sich die Hände rieb.

„Boro ist in unserem Dorf ein legendärer Ringer, der auch in Hyrule sehr bekannt ist. Er hat mich die Grundlagen und einige Techniken gelehrt, von daher ist es ziemlich offensichtlich wer als Gewinner aus diesem Turnier hervorgehen wird.“

Daraufhin hatte sein Abbild etwas geschmunzelt.

„Wie jedes Jahr eben.“

Als ihm die Erinnerung an ihr morgiges Gespräch ins Gedächtnis hüpfte, verschwand die Überraschung schnell. Auch der zweite Kampf war kaum nennenswert. Link verblüffte es jedoch ein wenig, wie rasch der Bürgermeister angriff. Natürlich keine Geschwindigkeit, die sich mit der seinen messen konnte, doch der Held rechnete eigentlich mit einer gewissen Schwerfälligkeit. Aus der Sichtweise eines Kriegers verfolgten seine Augen die Bewegungen, doch viel zu sehen gab es nicht.

Boro kam natürlich eine Runde weiter.

Als nächstes traten Gront und Moe gegeneinander an. Moe würde ihn wahrscheinlich nicht enttäuschen, denn er lehrte seiner Reinkarnation in dessen Jugend den Umgang mit dem Schwert. Außerdem war er ein Mitglied der hylianischen Untergrundorganisation. Link hoffte, dass dieser Gront wenigstens etwas draufhatte und tatsächlich schlug er sich besser als Ganjor. Aber auch diese Auseinandersetzung ging schneller dem Ende zu, als sie begann.

Moes Bewegungen zeigten sich zwar grob, doch sie besaßen Treffsicherheit und Stärke. Der Hylianer erkannte in ihrer Manier den Schwertkämpfer.

„Damit ist die erste Runde des Turniers entschieden! Die Gewinner sind Boro und Moe!“

Um Link herum jubelten die Ordoner, doch er weitete verwundert die Augen. Er wandte sich Ulina zu und fragte: „Warum hat Link denn in der ersten Runde nicht gekämpft?“

Sie sah ihn an, während sie freundlich erklärte: „Der Grund liegt darin, dass es nur fünf Teilnehmer gibt. Als die Pärchen ausgelost wurden blieb Link übrig. Er durfte also die erste Runde überspringen und kämpft jetzt ab der zweiten Runde mit.“

„Ach so ist das.“

„Im nächsten Kampf wird er gegen meinen Mann antreten.“, fügte sie noch lächelnd hinzu, „Das wird sehr spannend.“

Auch der Jüngling grinste begeistert.

„Ich freu mich drauf!“

Danach schaute er wieder über den Ring auf die andere Seite. Er sah wie sein Kamerad gerade in den Kreis stieg, als die hellblauen Augen für einen Moment auf ihm lagen. Der Einheimische schenkte ihm ein warmes Lächeln, richtete dann den Blick nach vorne auf seinen Gegner.

Link stutzte.

Denn von da an wirkte er wie ausgewechselt. Seine Gesichtszüge verhärteten sich, der Ausdruck ernst und die Augen wachsam.

„Im nächsten Kampf stehen sich Moe und Link gegenüber!“

Die Ringer vollführten das Ritual und belauerten sich kritisch.

„Es geht los! Drei! Zwei! Eins! Ring frei!“

Der Hylianer beobachtete, wie sich in Sekundenschnelle die Muskeln seines Gefährten anspannten. Dann wehrte er auch schon den Angriff Moes ab und konterte mit einem Gegenschlag. Um den Kreis herum fingen die Dorfbewohner an zu johlen. Kein Wunder, dieser Kampf spielte in einer ganz anderen Liga wie die vorherigen.

Das königsblaue Augenpaar verfolgte die Bewegungen. Es schien ausgeglichen, doch dann startete der dunkelblonde Held einen unvorhergesehenen Vorstoß und warf Moe aus dem Ring.

Link verharrte noch eine Weile in seiner Haltung, ehe er tief durch die Nase einatmete und sich aufrichtete. Auch sein Gegner ließ sich nicht lange bitten und als sie sich erneut im Ring gegenüberstanden, grinste der Mentor.

„Da warst du ja wirklich flink. Ich habe dich ganz schön unterschätzt, aber das passiert mir kein zweites Mal.“

Ein selbstsicheres Lächeln huschte über das Gesicht des Helden, als auch er Stellung bezog, doch dann zeigte sich sein Antlitz genauso konzentriert wie zuvor.

„Drei! Zwei! Eins! Ring frei!“

Aufgeregt etwas von diesem ebenbürtigen Kampf nicht mitzukriegen, verfolgten die dunkelblauen Augen prüfend die Handlungen der Ringer. Sein Pendant bewegte sich schneller als Moe, griff nicht oft an, wenn dann aber gezielt und kritisch.

Sein Gegner verhielt sich in seiner Gangart eher hölzern. Der Dorfbewohner punktete mit Voraussicht, mit der er einige Male seinen ehemaligen Schüler aus dem Konzept brachte.

Ein heftiger Schlagabtausch entbrannte und Link wurde zurückgedrängt. Bangend feuerte der Jüngere sein Ebenbild in Gedanken an. Moe setzte zum finalen Schlag an, doch der Hylianer wich gewagt aus und versetzte ihm einen Hieb in den Rücken. Der ältere Ordoner fiel aus dem Ring und nach einigen Momenten tauten erstmals die erstarrten Gesichtszüge des Helden auf.

Unter dem begeisterten Beifall der Dorfbewohner hüpfte Link elegant hinunter und hielt seinem Mentor freundlich die Hand hin. Moe ergriff sie, richtete sich auf. Stolz lag der Blick auf seinem Zögling, dann lächelte er und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.

Der Herr der Zeit glaubte zwischen dem Jubel herauszuhören, wie sich Moe wegen des guten Kampfes bedankte und noch hinzufügte, wie sehr sich sein Gefährte doch entwickelt habe.

Erleichtert stieß der hellblonde Hylianer die Luft aus. Erst jetzt fiel ihm auf, wie angespannt er während der Kämpfe war. Es wirkte auf ihn überraschend mitreißend.

„Zum Schluss stehen sich somit Boro und Link gegenüber!“

Das nächste Kräftemessen folgte auf dem Fuße und hier polterten die Ordoner am Lautesten. Immerhin standen sich in dem finalen Gefecht ihr Oberhaupt und nationaler Ringmeister Boro und ihr tapferer Retter in der Not Link gegenüber.

Die Luft war zum Zerreißen gespannt, als sie sich gegenübertraten. Nach dem Ritual kehrte eine unnatürliche Stille ein, in derer sich die Kontrahenten prüfend anvisierten.

Die beleibte Frau – deren Name Link immer noch nicht eingefallen war – traute sich kaum den Kampf einzuläuten, doch schließlich hob sie nervös den Arm.

„Der Endkampf beginnt. Drei! Zwei! Eins! Ring frei!“

Nicht einmal eine halbe Sekunde später wurde Boro schon zurückgestoßen. Seine schwerfälligen Bewegungen konnten dem Hylianer kaum etwas anhaben, doch es gestaltete sich als schwierig, diesen massigen Körper zu Fall zu bringen.

Boro ist schwerer als Link, deswegen muss er wahrscheinlich auch viel Kraft aufwenden, um ihn überhaupt von der Stelle zu bewegen. Andererseits kämpft er viel schneller und geschickter. Und außerdem…

Der Jüngere erinnerte sich an ihren Kampf vor einigen Tagen zurück.

…steckt hinter seinen Schlägen auch ordentlich Kraft. Boro dürfte kaum eine Chance haben.

Es kam, wie der Held der Zeit es voraussagte. Einige flinke Hiebe und der Bürgermeister stolperte über die Linie.

Aber er trägt doch den Titel des besten Ringkämpfers in ganz Hyrule., rief er sich ins Gedächtnis,Er hat bestimmt noch nicht alles gezeigt.

Wie auf Kommando richtete sich der ältere Mann wieder auf. Während er sich das Kinn rieb, trat er in den Ring.

„Du bist seit dem letzten Mal noch sehr viel besser geworden. Das habe ich nicht erwartet.“

Dann ging er in die Hocke und stampfte bedrohlich mit seinem Fuß auf.

„Aber ich werde mich nicht mehr zurückhalten Link. Jetzt lasse ich dich meine gesamte Stärke spüren.“

Der Dunkelblonde atmete einmal tief ein und vollführte ebenfalls das Ritual.

Der legendäre Held schluckte, während seine Augen gespannt zwischen den Ringern hin und her huschten. Schließlich verblieben sie auf der Gestalt seines Ebenbildes.

Du schaffst das Link, ich glaube an dich!

„Runde Zwei beginnt. Drei! Zwei! Eins! Ring frei!“

Boro startete gleich mit einem Offensivschlag. Elegant wich der Hylianer zur Seite aus und konterte. Doch der Ringmeister machte seine Drohung wahr. Indem er die Reaktion seines Gegners vorausahnte, hob er die andere Hand bereits in Verteidigungsstellung. Er hielt die Faust des Dunkelblonden fest, zog ihn zu sich heran und schlug ihm hart ins Gesicht.

Ein überraschter Aufruf ging durch die Menge und der Jüngere hielt erschrocken die Luft an.

Link taumelte einige Schritte zurück, doch sofort fixierten die hellblauen, stechenden Augen ihren Rivalen erneut. Boro wollte den Schwindel des Ziegeneintreibers ausnutzen, um ihn zurückzudrängen, aber der Jüngling war schneller. Diesmal tauchte er seitlich unter den Armen des Angreifers hindurch und versetzte ihm einen rigorosen Schlag in den Rücken. Auch darauf war der Ringmeister vorbereitet. Er stützte sich mit einem vorgesetzten Fuß ab, um sein Gleichgewicht zu halten. Ohne auf den Schmerz im Kreuz zu achten, schwang er mit seinen massigen Armen zur Seite, doch der Held war auf der Hut. Rasch duckte er sich und schnellte mit geballter Faust wieder nach oben, die treffsicher gegen Boros Gesicht prallte. Verstärkt durch seinen eigenen Schwung stolperte er zurück. Als er gerade Fuß fasste, sah er schon den nächsten Angriff ihres Ziegeneintreibers kommen und versuchte einen unvorhergesehenen Gegenschlag. Link blieb das nicht verborgen. Er fasste die Pranke und packte Boros Gesicht. Dann zog er seitlich an dem Arm, brachte somit den Gegner aus dem Gleichgewicht, drückte zeitgleich den Kopf zu Boden.

Es donnerte, als das Dorfoberhaupt auf dem Boden aufschlug. Im Gegensatz dazu stand Link noch immer sicher mit beiden Füßen im Ring.

Eine Weile herrschte ehrfürchtige Stille. Vorsichtig löste der Hylianer seine Hand und erhob sich unter dem darauffolgenden lauten Gejubel der Ordoner. Er atmete tief durch und damit fiel die Konzentration von ihm ab. Stattdessen lächelte er nun, als er seinem Kontrahenten die Hand anbot. Nachdem Boro wieder stand, hob er den Arm des Jünglings in die Höhe.

„Unser diesjähriger Gewinner ist Link!“

Mit lautem Gebrüll rühmten die Dorfbewohner ihren Sieger feierlich. Link hingegen lächelte bescheiden und kämpfte gegen seine innerliche Verlegenheit an.

Auch der legendäre Held hatte sich dem wilden Klatschen angeschlossen. Er war so begeistert und beeindruckt von diesem Kampf. Mit Erstaunen erkannte er die roten Wangen seines Gefährten, musste im nächsten Augenblick jedoch darüber schmunzeln.

Die Ordoner ehrten ihren Ziegeneintreiber direkt im Anschluss und überreichten ihm seinen hart verdienten Preis. Es war ein breiter Gürtel aus edlem Leder. Vorne prangten goldene, hylianische Schriftzeichen, die vom „Stärksten des Dorfes“ sprachen.

Der dunkelblonde Kämpfer nahm ihn freundlich lächelnd entgegen, aber inzwischen durchschaute der Jüngere ihn besser und grinste.

Diese ganze Prozedur war seinem Kameraden doch ziemlich peinlich. Der nervöse Blick verriet ihn.

Jeder stürmte auf den Gewinner zu, um ihn entweder zu beglückwünschen oder kräftig auf die Schulter zu klopfen. Ungeduldig wartete der Held der Zeit ab, bis er seine Vorfreude nicht länger zügeln konnte und es ihm schließlich gelang sich zu seinem Pendant durchzuschlängeln.

„Du warst so toll! Herzlichen Glückwunsch!“

Ohne darüber nachzudenken fiel ihm der Jüngere um den Hals. Der Einheimische erstarrte verwundert und sah sich leicht erschrocken um. Doch bevor es irgendjemandem seltsam erscheinen konnte, löste sich der Hellblonde von ihm und strahlte ihn an.

„Ich wusste ja, dass du stark bist, aber heute hast du mich echt beeindruckt.“

Überrascht lagen die hellblauen Augen auf dem Gesicht seines Gegenübers.

„Ich habe dich beeindruckt?“, wiederholte er überrascht, „Wirklich?“

„Ja wirklich!“

Link nickte bestätigend.

„Dein Bruder hat Recht. Ich bin auch sehr beeindruckt, wie schnell du dich verbessert hast.“

Boro war an sie herangetreten. Die restlichen Dorfbewohner hatten sich in kleinen Grüppchen versammelt, um die Kämpfe noch detailliert auszudiskutieren.

„Aber immerhin bist du ein herausragender Schwertkämpfer geworden und das hilft dir natürlich auch beim Ringen. Nun bist du der Beste unter uns.“

Der Dunkelblonde winkte erneut verlegen ab.

„Ach was. Ich hatte auch Glück. Immerhin musste ich an der ersten Runde nicht teilnehmen.“

Der legendäre Held druckste belustigt.

Als ob das etwas geändert hätte.

„Aber Shiek, ich frage mich warum du nicht teilgenommen hast? Link erzählte doch, dass auch du den Umgang mit dem Schwert pflegst.“

Verdutzt sah der jungenhafte Hylianer auf. Zunächst, weil er sich über den Namen Shiek wunderte bis ihm einfiel, dass er sich in jüngster Vergangenheit ja selbst so benannt hatte. Dann aber, weil er ihn auf seine Nichtteilnahme ansprach, worauf er auch keine wirkliche Antwort wusste.

Bevor seine Reinkarnation ihn jedoch daraus retten konnte, stolperten erneut seine Gedanken aus dem Mund.

„Ich kann das eigentlich nicht so gut. Es stimmt schon, dass ich mit dem Schwert kämpfe, aber ich habe mal gegen einen Goronen im Ringen verloren.“

„Gegen einen Goronen?“, erwiderte der Bürgermeister verblüfft, dann lachte er, „Na gegen solche kann man als normaler Mensch auch nur verlieren. Wie wärs? Willst du dein Glück nicht mal bei mir versuchen?“

Vollkommen verdattert weiteten sich die dunkelblauen Augen, genauso wie ihre hellblauen Artgenossen. Der Ältere fing sich schneller wieder aus dieser Überraschung und erwiderte lächelnd, aber auch fragend: „Meinst du das ist eine gute Idee? Er ist immerhin ein Anfänger und du ein Meister im Ringen. Wäre das nicht ein bisschen unfair?“

Daraufhin fiel der Blick des legendären Helden auf sein Ebenbild. Dessen Augenbrauen zogen sich in die Höhe, während sich die Lider des dunkelblauen Paars pikiert verengten. Erschrocken darüber starrte sein Gefährte ihn an. Dann aber wandte sich der Hellblonde dem Bürgermeister zu, lächelte freundlich und erwiderte eifrig: „Liebend gerne nehme ich deine Herausforderung an! Vielleicht schneide ich hier ja ein bisschen besser ab.“

Boro grinste.

„Du bist wirklich sehr mutig, das muss man dir lassen.“

Selbstsicher stemmte der Held der Zeit eine Hand in die Hüfte und tippte mit dem Daumen gegen seine Brust.

Ich drücke mich vor keiner Herausforderung.“

„Dann wollen wir mal sehen, welche Fähigkeiten bei dir zum Vorschein kommen.“

Der Mann wandte sich ihrem verdatterten Ziegeneintreiber zu.

„Link! Bereite du ihn vor. In der Zwischenzeit werde ich den Anderen verkünden, dass noch ein Freundschaftskampf ansteht.“

Ungläubig starrte der Angesprochene dem Oberhaupt hinterher, bis ihn schließlich sein Begleiter wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte.

„Also Link! Dann klär mich mal auf, damit ich auch eine reelle Chance habe.“

Ein überzeugtes Grinsen schwang ihm entgegen, als sich der Einheimische seinem Kameraden zuwandte. Er sah ihn eine Weile an, schüttelte seufzend den Kopf.

„Du bist mir einer. Was machst du nur für Sachen?“

„Warum?“, fragte sein Gegenüber erstaunt.

Der Ältere konnte nicht anders, als bei diesem ahnungslosen Gesichtsausdruck zu schmunzeln. Es war so herrlich niedlich, aber Link musste sich auf wichtigere Dinge konzentrieren.

„Ist nicht so wichtig.“, tat er lächelnd ab, „Ich erkläre dir jetzt ein paar Dinge, auf die du achten solltest. Die Regeln des Ringkampfes kennst du oder?“

Sein Ebenbild nickte.

„Gut. Du hast das Aufstampfen mitbekommen oder? Das musst du vor jedem Kampf machen, um deinem Gegner Respekt zu zollen und um selber Eindruck zu schinden.“

„Nun ja, Boro wird wohl fester aufstampfen als ich.“, stellte der legendäre Held humorvoll fest.

Einen Moment lang sah ihn der Ältere zweifelnd an.

„Dann weißt du ja wenigstens auf was du dich da eingelassen hast.“

„Keine Sorge.“, beruhigte ihn der Andere, „Ich habe beobachtet wie er sich bewegt. Er ahnt die Dinge zwar sehr gut voraus, aber er hat eine große Schwäche.“

Der Einheimische seufzte.

„So wie ich es von dir erwartet habe, aber unterschätze ihn nicht hörst du? Seine Schläge können ganz schön schmerzen.“

„Apropos Schläge,“, erinnerte sich der Hellblonde zurück, „ist bei dir alles in Ordnung? Am Anfang hast du ziemlich was abbekommen.“

Seine Reinkarnation schüttelte besänftigend den Kopf.

„Keine Sorge. Das hat vielleicht schlimm ausgesehen, war es aber nicht.“

Da fiel ihm noch eine Sache ein.

„Ach ja. Am Besten ziehst du deine Tunika aus. Beim Ringen ist die Kleidung ein großer Nachteil, weil dein Gegner dich dann viel besser packen kann.“

„Ach so ist das? Na das haben wir gleich.“

Mit geübten Handgriffen löste er den Gürtel und zog sich die grasgrüne Tunika über den Kopf. Da noch sommerliche Temperaturen vorherrschten hatte er auf das weiße Hemd darunter verzichtet. Und der Anblick versetzte dem Ordoner einen unvorhergesehenen Schlag. Regungslos harrte sein Blick stumm auf dem freien Oberkörper.

„Hier. Kannst du auf die aufpassen?“, fragte sein Vorgänger arglos. Ohne die hellblauen Augen abzuwenden griff Link nach der Tunika, leider jedoch ein großes Stück weit daneben.

„Was hast du?“

Erst jetzt riss er sein Gesicht nach oben. Sein Pendant legte den Kopf schief und sah ihn verwundert an. Schnell fasste er sich.

„Ah, es ist nichts. Natürlich, ich pass darauf auf.“

Damit nahm er die Tunika und die Verwirrung des Jüngeren verflog, als Boro nach ihm rief.

„Bist du fertig Shiek? Dann komm in den Ring!“

„Bin schon da!“, antwortete er und hüpfte leichtfüßig die kleine Erhöhung hinauf. Seine Reinkarnation starrte ihm noch immer leicht aufgewühlt hinterher. Eine der Frauen rief etwas, dann ein Stampfen und Link wurde schlagartig etwas bewusst.

Ich habe ihn noch gar nicht über die Griff- und Schlagtechniken aufgeklärt.

Ein Schrei mit einem darauffolgenden Poltern weckte den Dunkelblonden endgültig aus seiner Trance.

Da lag sein Kamerad schon zu seinen Füßen und rieb sich die Wange. Für einen kurzen Augenblick durchlebte der Ältere ein Déjà-vu, bevor er registrierte, dass sein Ebenbild gerade wieder verloren hatte. Kein Jubeln ertönte, nur mitleidiges Gemurmel wanderte durch die Reihen.

Link sah auf.

Da standen alle Ordoner um den Ring versammelt und Boro in der Mitte. Plötzlich versperrte ihm ein sonnengelber Schopf die Sicht. Bevor sich dieser Schopf jedoch erneut auf in Richtung des Kampfplatzes begeben konnte, hielt der Einheimische ihn an der Schulter fest und drehte ihn um.

„Ich habe ihm doch noch gar nicht die verschiedenen Angriffs- und Verteidigungstechniken erklärt!“, verkündete er vorwurfsvoll und ein erstauntes „Ah!“ hallte von den Rängen, ehe er weitersprach, „Wartet einen Moment bis ich ihn auch ordentlich vorbereitet habe.“

Er bedeutete dem legendären Helden mit einem Blick ihm zu folgen und marschierte ein Stück weit von der gespannten Menge weg.

Moe verfolgte sie mit den Augen.

„Hey Boro, das war aber auch nicht ganz fair Shiek gegenüber. Lass ihm doch ein bisschen Eingewöhnungszeit.“

Der Bürgermeister kratzte sich peinlich berührt am Kopf.

„Du hast wohl Recht, da war ich etwas voreilig.“

„Ist er doch selbst Schuld…“, brummte Ilya dazwischen, „Link wird ihm ja wohl kaum verheimlicht haben, dass Papa ein Meister auf dem Gebiet ist. Wenn er es also unbedingt herausfordern will…“

„Aber Ilya sei doch nicht so unfreundlich.“, tadelte ihr Vater sie, „Außerdem sieht er sehr viel stärker aus, als ich es ihm am Anfang zugetraut hätte.“

Die Dorfbewohner erteilten ihm ein zustimmendes Murmeln.

„Ja eigentlich wirkte er ein bisschen schlaksig, aber dass er doch so gut gebaut ist…“, kicherte Zeira hinter vorgehaltener Hand, während ihr Mann sie entsetzt anstarrte.

„Es wird in jedem Fall spannend. Du solltest ihn nicht unterschätzen Boro, immerhin versteht er sein Schwert zu führen.“, fügte Moe hinzu, ohne seinen Blick von den Beiden abzuwenden. Der Ziegeneintreiber redete stumm auf den Anderen ein, vollführte manchmal eine dazugehörige Geste.

„Tss…“

Ilya verschränkte die Arme und schaute aus den Augenwinkeln eingeschnappt in die Richtung der Hylianer.

„Dieser Shiek wird noch sehen was er davon hat sich mit Papa anzulegen.“

Neues Stimmengewirr erklang, als die Dorfbewohner anfingen Wetten über die etwaigen Sieger abzuschließen.

Moe nahm grinsend die Gereiztheit Ilyas zur Kenntnis.

Wahrscheinlich hat sie sogar allen Grund eifersüchtig zu sein.

Als ob eine höhere Macht seine Vermutung bestätigen wollte, hielt sein Zögling plötzlich inne. Dann legte er seinem Gegenüber eine Hand auf die Schulter und lächelte ihn gefühlvoll an. Der legendäre Held erwiderte es, griff nach der Hand und drückte sie. Noch einmal bewegten sich kurz ihre Münder, ehe sie sich schließlich in seine Richtung aufmachten.

Moe drehte sich um und schaute nach vorn.

„Ich glaube sie sind so weit Boro.“, verkündete er grinsend.

Das allgemeine Geflüster erstarb, als der Hellblonde zielstrebig und ungewöhnlich selbstbewusst erneut den Kampfplatz betrat.

Währenddessen blieb der Ältere neben seinem ehemaligen Mentor stehen.

„Na? Hat er jetzt eine Chance?“, fragte Moe an ihn gewandt. Link zuckte lächelnd mit den Schultern.

„Eigentlich wohl kaum, denn immerhin ist das sein erster richtiger Kampf und er hat vorher noch nie geübt. Aber so wie ich ihn einschätze, ja.“

Der Anflug eines ahnenden Schmunzelns bahnte sich über die Lippen des Dunkelblonden, dann richtete er seine Aufmerksamkeit geradeaus auf das Kampfgeschehen.

Zwischendurch vollführten die Kontrahenten ihr Ritual und der Held der Zeit fixierte entschlossen die massige Gestalt vor sich. Obwohl sein Herz noch von den vorherigen aufmunternden Worten seiner Reinkarnation nervös pochte, war sein Kopf so klar wie das Wasser des Hylia-Sees. Geist und Körper verfielen in die Präzision und Konzentration des Kampfes.

Er wusste nun, was er zu tun hatte.

„Der Kampf zwischen Shiek und Boro beginnt! Drei! Zwei! Eins! Ring frei!“

Link startete sofort den Angriff. Von unten herauf schlug er geschwind dem vollkommen überraschten Boro ins Gesicht, nutzte den restlichen Schwung für eine Drehung und stieß hart mit dem rechten Unterarm gegen die Brust. Der Bürgermeister geriet ins Stolpern, fing sich jedoch rechtzeitig, um einen erneuten Hieb mit der Hand abzuwehren, doch sein Gegner war schneller.

Der legendäre Held ballte die Rechte zur Faust und trieb sie rigoros gegen den Oberkörper. Wohl für jeden vollkommen unerwartet stürzte das Oberhaupt aus dem Ring.

Absolut alle Dorfbewohner starrten entgeistert auf die am Boden liegende Gestalt. Selbst Ilya konnte nicht glauben, dass ihr Vater von einem Neuling besiegt worden war. Allzu verblüfft, allzu ehrfürchtig wanderten ihre Augen zum Herrn über die Zeit.

Ihr Vater entwickelte eine Begeisterung für das Talent des Neuen. Schnell wieder auf den Beinen trat er an den Ring heran.

„Das war wirklich sehr gut, da muss ich dich loben Shiek!“

Es herrschte immer noch allgemeines Stillschweigen, nur Moe und der Ältere grinsten amüsiert.

„Und du kämpfst wirklich zum ersten Mal auf diese Art?“, fragte der Bürgermeister, während er die Bühne des Geschehens erneut betrat.

„Ja, das schon. Ich wusste nur nicht genau welche Regeln für den Angriff und die Verteidigung gelten, aber Link hat mir jetzt alles erklärt.“

Das Gesicht Boros weitete sich überrascht, während sein Blick auf dem starken Fremden ruhte.

Dieser Shiek ist erstaunlich. Er hat sich die Essenz des Ringkampfes durch bloßes Zuhören angeeignet. Schon die erste Anwendung hat gereicht, um mich zu überrumpeln und zu besiegen.

Ein ansatzweises Grinsen huschte über die Mundwinkel des Dorfältesten, während er Haltung annahm. Sein Gegner auf der anderen Seite tat es ihm gleich.

Ich freue mich schon auf diesen ebenbürtigen Kampf!

Nach dem Aufstampfen erwachten die restlichen Bewohner aus ihrer Verwunderung und Bakka erhob abermals die Stimme.

„Äh…also…der dritte Kampf beginnt. Drei! Zwei! Eins! Ring frei!“

Diesmal war es der Bürgermeister, der den ersten Streich ausführte. Ohne weit auszuholen zielte seine Rechte auf den Oberkörper des Hylianers. Wie erwartet wich Link aus, ließ aber von einem Gegenangriff ab. Stattdessen beobachtete er genau die Bewegungen seines Widersachers. Wie er den Arm zurückzog oder auf seine Kampfweise reagierte. Er achtete auf Beinarbeit, Gleichgewicht und vor allen Dingen Schnelligkeit.

Innerhalb weniger Momente erfassten die dunkelblauen Augen all diese Informationen, sein Gehirn hingegen verweigerte den Dienst. Stattdessen zog sich einer seiner Mundwinkel ansatzweise in die Höhe, als er dem Bürgermeister wieder Angesicht zu Angesicht gegenüberstand.

Der Held duckte sich zum Angriff und überließ sich und seine Fähigkeiten der Intuition.

Geschwind versetzte er seinem massigen Gegner einige Schläge, aber der zeigte sich unbeeindruckt. Boro war nicht schnell genug, um alle Angriffe des Hylianers abzuwehren, doch einige Male gelang ihm ein Gegenstoß. Es entbrannte ein schneller Schlagabtausch bei dem Link kaum einen Treffer einsteckte, seinen Gegner regelrecht umtanzte und mit Leichtigkeit den groben Fäusten auswich. So wie es ihm möglich war konterte er, tatsächlich wartete der Held auf den rechten Zeitpunkt. Er wusste zwar nicht genau worauf, dennoch bot sich ihm plötzlich die Gelegenheit, die es galt am Schopfe zu packen.

Boros Bewegungen erlahmten allmählich und als er die Faust nach einem verpatzten Angriff zurückzog, preschte Link durch seine Verteidigungslinie. Schwungvoll schlug er mit der Linken gegen den zurückgelehnten Oberkörper. Bevor sein Gegner entgegenhielt, hieb er mit der Kante seiner rechten Hand in die Kniekehlen des Bürgermeisters. Automatisch knickten die Beine unter dem tragenden Gewicht hinweg und der Ordoner fiel hinten über. Geschickt wie haarscharf entwich Link der nach seinem Arm greifenden Hand. Polternd kam das Oberhaupt zum Liegen.

Nachdem der Hylianer einmal tief durchatmete richtete er sich zufrieden auf. Es dauerte noch einige Momente, bis das Dorfvölkchen um ihn herum seinen Sieg realisierte. Schließlich erhoben sie laut jubelnd die Hände und riefen ihm begeistert Komplimente zu.

„Shiek das war genial!“

„Ich hab doch gewusst, dass er in Wirklichkeit viel stärker ist!“

„Der Bursche ist unglaublich.“

Links Verlegenheit konnte nicht sein selbstzufriedenes Grinsen vom Gesicht wischen. Als sein Blick durch die Menge streifte fing der stolze Ausdruck der hellblauen Augen seine Aufmerksamkeit ein. Wenn ihn schon nicht das Entzücken der Dorfbewohner peinlich berührte, so vermochte es sein Partner immer noch mit Leichtigkeit. Mit einem Finger kratzte sich der legendäre Held einen Moment lang die roten Wangen, ehe er die Hand bescheiden hinter dem Kopf versteckte.

Dann spürte er einen leichten Druck auf der Schulter und schaute verwundert zum Dorfoberhaupt hinauf.

„Shiek, ich muss zugeben, ich bin begeistert. Du bist ein richtiges Naturtalent.“

Boro hielt ihm die Hand hin.

„Vielen Dank für diesen spannenden Kampf.“

Fröhlich lächelnd ergriff der Hylianer sie.

„Ich bedanke mich auch! Das hat wirklich sehr viel Spaß gemacht.“

Danach verließen sie den Schauplatz. Nachdem Link leichtfüßig hinuntergesprungen war, wurde er auch schon von den neugierigen Dörflern umringt.

Der Dunkelblonde ließ seinen Kameraden sich einige Momente lang von der mitgerissenen Menge beglückwünschen, bevor er selbst den Weg antrat.

Es erleichterte ihn, dass sein Ebenbild die Kämpfe unbeschadet überstanden hatte. Link war sich nicht sicher gewesen, inwieweit sein Vorgänger sich diesen Regeln anpassen und sie meistern würde.

Ich muss zugeben, dass ich ihn unterschätzt habe. Er lernt so unglaublich schnell, dass es schon fast unheimlich ist.

Endlich trat der Ältere lächelnd vor seinen Gefährten; drückte seine Hand und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter.

„Das hast du wirklich gut gemacht. Jetzt hast du mich genauso beeindruckt.“

Der legendäre Held grinste, während sich Moe zu ihnen gesellte.

„Wie Boro schon sagte, du bist ein wahres Naturtalent.“

„Na wenn er so ein Naturtalent ist, dann muss er auch gegen Link antreten.“

Dieser Satz ließ jedes aufgeregte Gespräch verstummen. Alle wandten sich gleichzeitig dem jungen Mädchen zu, jenes diesen Vorschlag ausgesprochen hatte.

Ilya stand ein wenig abseits von der tummelnden Menge; mit verschränkten Armen sah sie unverwandt in das Gesicht des Fremden, der kurz zuvor ihren Vater niedergestreckt hatte.

„Dann sehen wir ja, was wirklich in ihm steckt.“

Die Hylianer sahen sich mit hochgezogenen Augenbrauen an und einen weiteren Augenblick herrschte Stille um sie herum.

„Ja warum eigentlich nicht?“, sprach Boro an die Beiden gewandt, „Dein Bruder ist unser stärkster Mann im Dorf, er wäre dir sicher ein ebenbürtiger Gegner.“

Während der Angesprochene noch vollkommen überrascht dreinschaute, fand sein Kamerad schnell seine Bibliothek mit Wörtern wieder.

„Ähm denkst du das wäre eine gute Idee?“

Doch keiner schenkte ihm Gehör. Plötzlich schnatterten alle wild durcheinander. Jeder war hochbegeistert von der Idee das Naturtalent gegen den Meister antreten zu lassen.

Der legendäre Held hingegen hatte ihn verstanden und drehte seinem Abbild langsam das Gesicht zu. Obwohl er leicht seine Unterlippe vorschob, zeigte sich seine Miene ausdruckslos.

Boro war der Einzige, der auf die Frage des Jünglings antwortete: „Warum bist du dagegen? Shiek ist nicht zu unterschätzen. Das wird bestimmt ein spannender Kampf!“

„Nein.“

Als der dunkelblonde Hylianer erneut widersprach zog er damit die allgemeine Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf sich. Die Meisten schauten verwundert, nur Ilya verzog missbilligend die Mundwinkel, wobei sein Pendant abwartend eine Augenbraue nach oben schob.

„Er ist doch noch ein Anfänger.“, versuchte Link zu erklären. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken vor den Augen des Dorfvölkchens gegen seinen Freund anzutreten.

„Er kämpft heute zum ersten Mal. Außerdem-“

„Denkst du ich hätte keine Chance gegen dich?“, fiel ihm sein jüngerer Gefährte dreist ins Wort, während er ihm einen herausfordernden Blick zuwarf.

Vollkommen sprachlos darüber starrte der Einheimische ihn an.

Die Ordoner hingegen bejubelten die Courage des Fremden, nur ihr Ziegeneintreiber konnte diese Provokation ihm gegenüber nicht glauben.

„Dein Bruder zeigt Mut Link! Du willst dich doch nicht seiner Herausforderung verwehren oder?“, mischte sich nun Moe ein.

Verwirrt wanderten die hellblauen Augen zu dem älteren Schwertkämpfer neben sich, dann wieder zur Gestalt seines Kameraden, der ihn selbstsicher angrinste.

„Na komm schon! Du willst doch nicht kneifen oder?“

Der Dunkelblonde schluckte kurz, ehe er schließlich verdattert zustimmte.

„Aber…Na gut, wenn du es so willst.“

„Klar!“

Immer noch überfahren von dem plötzlich aufgeflammten Ehrgeiz seines Begleiters nickte Link und begab sich abermals an diesem Abend unter dem Jubel der Dörfler in den Ring. Er überlegte kurz, doch schnell wurde ihm klar, dass sich sein Ebenbild wohl in seiner Ehre gekränkt fühlte und er ihn deshalb so angriffslustig behelligte.

Er hat seine Niederlage bei unserem Kampf vor einigen Tagen bestimmt noch nicht vergessen und will sich jetzt in einer Revanche unter Beweis stellen.

Einerseits konnte Link nicht glauben, dass sein Partner aus so einfachem Holz geschnitzt war, andererseits belehrte ihn dessen herausforderndes Grinsen eines Besseren.

Mit einem geschlagenen, kaum hörbaren Seufzer stellte er sich seinem Kontrahenten gegenüber und damit verbannten die Bilder seiner Augen jegliche Gedankengänge. Unwillkürlich waren sie erneut am bloßen Oberkörper des Herrn über die Zeit kleben geblieben. Sie wanderten über die glatte Brust, den Bauch hinunter zu…

„Hey Link.“

Schlagartig, jedoch gefasst huschte das Augenpaar hinauf zu dem Dunkelblauen.

„Halte dich bloß nicht zurück, versprich mir das!“

Dem legendären Helden war es durchaus ernst und so willigte Link mit einem Nicken ein.

„Okay, wenn du darauf bestehst.“

Mit diesen Worten ging der Ordoner in die Knie. Kurz erfreute er sich noch an dem zufriedenen Lächeln des Anderen, bevor er seine Konzentration sammelte. Sein Begleiter tat es ihm gleich und der Hylianer konnte wilde Entschlossenheit in den Gesichtszügen lesen.

Dann schloss er einen Atemzug lang die Augen und sein gesamter Geist stellte sich auf den Kampf ein.

Dem Hellblonden erging es ähnlich. Sein Herz pochte aufgeregt, da sich ihm nun doch noch die Gelegenheit bot, gegen sein Abbild anzutreten. Dessen Blick hatte wieder diesen ernsten Ausdruck angenommen, aber Link ließ sich davon nicht beirren. Er kannte dessen Kampfweise, immerhin hatte er ihn bei den vorherigen Auseinandersetzungen genau beobachtet.

Ich kann es schaffen.

„In diesem spannenden Kampf stehen sich nun Link und sein Bruder Shiek gegenüber.“, Boro übernahm das Amt des Sprechers, „Es gelten die gleichen Regeln; Wer zwei von drei Kämpfen gewinnt geht als Sieger hervor. Seid ihr bereit?“

Ein kurzes, zustimmendes Nicken.

„Nun denn, der Kampf beginnt. Drei! Zwei! Eins! Ring frei!“

Beide fackelten nicht lange rum, vor allem nicht der Jüngere. In Sekundenschnelle machte er einen großen Ausfallschritt nach rechts, wehrte gleichzeitig eine Faust seines Rivalen ab und drehte sich zum Gegenschlag um.

Dann wusste der legendäre Held nicht mehr wie ihm geschah. Unwillentlich stoppte er seinen Angriff, da die dunkelblauen Augen nun peinlich überrascht vom Hals abwärts hängen blieben.

Natürlich nutzte der Einheimische diesen Moment der Unachtsamkeit aus, sodass sein Vorgänger erst durch den Schlag ins Gesicht geweckt wurde, der ihn ins Aus beförderte.

Die Dorfbewohner schreckten überrascht auf und auch der Blick des Dunkelblonden lag verwundert auf der Gestalt am Boden.

Dabei schien der Besiegte genauso irritiert wie alle anderen. Er rieb sich nicht einmal die Wange, als er sich aufsetzte. Perplex band sich sein Blick an seinem Kameraden über sich fest.

Ich…ich war abgelenkt…, gestand sich Link in Gedanken ein, Ich war abgelenkt wegen…

Klirrend fiel der Rubin auf den Boden seiner Erkenntnis. Unwillkürlich stieg ihm sofort das Blut in den Kopf, gleichzeitig verzog er mürrisch das Gesicht.

Sowas Blödes, ich kann mich doch nicht einfach so davon ablenken lassen!

Link schloss kurz die Augen und presste die Lippen zu einer verdrießlichen Linie zusammen.

Ohne ein Wort zu sagen stand er auf, betrat erneut unter überraschten Blicken den Kampfplatz.

So mein Lieber. Jetzt kriegst du mich nicht mehr so leicht.

Sein Gefährte hingegen wusste mit dem vorwurfsvollen Ausdruck in den dunkelblauen Augen nichts anzufangen, doch schnell wurde dieser überlagert von dem jäh aufflammenden Kampfgeist.

Automatisch bezog er Stellung und begegnete dem ehrgeizigen Blick nicht minder entschlossen.

Boro schien nach dieser ganzen Szenerie seine Sprache wiedergefunden zu haben.

„Also…der erste Sieg geht an Link und…der zweite Kampf beginnt. Drei! Zwei! Eins! Ring frei!“

Sofort hob der Ältere die Hand um die angreifende Faust wegzuschlagen, doch sein Pendant ließ nicht locker. Ähnlich wie bei ihrem Trainingskampf versuchte der legendäre Held durch die enorme Geschwindigkeit seiner Hiebe zu punkten.

Doch seine Reinkarnation verhielt sich alles Andere als träge. Geschickt, mit den kleinsten Bewegungen, entging sein Kopf den Angriffen. Im harmonischen Zusammenspiel dazu wehrten seine Hände die Attacken auf Brusthöhe ab: So tanzten sie eine Weile umeinander herum, während das Dorfvolk entgeistert versuchte ihren Bewegungen zu folgen.

Dann wagte der Hellblonde einen weiteren Ausfallschritt nach rechts an seinem Widersacher vorbei und versetzte ihm einen Schlag in die Seite. Doch diesen winzigen Moment nutzte der Ältere aus. Bevor sein Ebenbild fortfahren konnte packte er mit der Linken dessen Hand. Kurz prallte die Entschlossenheit in ihren Augen aufeinander, dann drückte der Ordoner seinen Rivalen nach hinten und versuchte gleichzeitig die Füße des legendären Helden mit seinem rechten Bein wegzuschlagen. Aber sein Pendant reagierte bekanntlich unvorhergesehen schnell. Mithilfe eines kleinen Hüpfers entging er federleicht dem Tritt. Indem er den Schwung nutzte vollführte Link eine seitliche Drehung in der Luft, entzog sich so ruckartig dem Griff und setzte mit der rechten Faust zum Konter an.

Inzwischen kannte der Dunkelblonde seinen Mitstreiter gut genug, um die extravaganten Kampfhandlungen vorauszuahnen. Geschickt duckte er sich hinweg, drehte sich um und bezog erneut Haltung. In einem Augenblick des Sammelns fing sich auch sein Begleiter wieder. Ihre Blicke kreuzten sich und gleichzeitig gingen sie aufeinander los. Wie Spiegelbilder griffen sie nach der gegnerischen Faust, die sich zum Angriff erhoben hatte und ihre Hände verkeilten sich ineinander.

Während sie sich anfunkelten – der Eine zähneknirschend, der Andere mit zusammengepressten Lippen - brachten die Helden ihre ganze Kraft auf. Jeder Muskel, jede Faser ihres Körpers spannte sich.

Die Welt um sie herum schränkte sich ein, umfasste nur noch den Ring. Alles andere darüberhinaus war zur Nebensache geworden. Es zählte nur noch der Kampf; und der Spaß daran.

Die königsblauen Augen vor ihm sprühten über vor wildem Kampfgeist und trotz der angestrengten Konzentration zog der Ordoner einen Mundwinkel nach oben.

„Du willst unbedingt gewinnen was?“, zwang der Ältere hervor.

„Natürlich!“, entgegnete sein Gefährte stoßweise, „Nochmal verliere ich nicht gegen dich.“

Angestachelt durch seine eigenen Worte drückte der legendäre Held fester, doch auch sein Ebenbild besaß noch einige Kraftreserven und hielt rigoros dagegen.

„Du bist vielleicht schneller…“, erwiderte der Einheimische selbstbewusst, „Aber ich bin stärker!“

Link ließ seinen Worten Taten folgen. Er verlangte seinem Körper alle schlummernden Gewalten ab und langsam gelang es ihm seinen Vorgänger Stück für Stück an die Grenze des Platzes zu drängen. Aber der gab trotz der misslichen Lage noch lange nicht auf.

Anstatt weiter dagegen zu halten, riss er blitzschnell seine linke Hand nach hinten, während er das kurzzeitige Ungleichgewicht des Anderen ausnutzte, um ihn mit der Kraft seiner Rechten zur Seite zu drehen. Geschwind huschte Link an ihm vorbei in die sichere Mitte.

Die Hylianer harrten einiger weniger Augenblicke, doch als sie ihren unregelmäßigen Atem wieder kontrollierten, stoben sie erneut aufeinander zu.

Angriffsbereit und mit aller Energie die er noch zu bieten hatte hob der Jüngere die Faust. Mit seinen nächsten Attacken würde er dieses Duell für sich entscheiden. Wie seine Reinkarnation vorher schon richtig festgestellte, war er immer noch schneller und Link war überzeugt, dass der Andere bei seinen folgenden Bewegungen nicht mithalten konnte.

Selbstsicher schlug er mit seiner Schwerthand nach vorne, doch wie in Zeitlupe schien ihm sein Gegenspieler auszuweichen.

Plötzlich spürte der Hellblonde einen festen Griff um sein Handgelenk, dann drehte ihm der Ältere den Rücken zu und hob ihn mühelos in einer fließenden Bewegung hoch.

Jetzt hast du keine Chance mehr., dachte der Ältere, ehe er seinen Rivalen, begleitet von einem lauten Kampfesschrei, über seine Schulter auf den Rücken warf.

Es donnerte laut auf, doch nicht so, wie es der Einheimische erwartet hätte. Er hielt das Gelenk sowie den Oberarm des Anderen noch fest umklammert. Als jedoch ein erstauntes Raunen durch die Menge um ihn herum ging schaute Link auf. Seine Augen weiteten sich überrascht, als er sah, wie sein Kamerad die Beine angewinkelt hatte, somit mit beiden Füßen fest auf dem Boden stand und seinen Oberkörper bis nur wenige Zentimeter über dem endgültigen Aus hielt.

Verblüfft über diese ungewöhnliche Rettung glitten die hellblauen Augen nach unten und blieben in dem angestrengten Antlitz unter sich hängen. Erst in diesem Moment verstand der Dunkelblonde, dass er die Stütze war, die sein Pendant vor der Niederlage bewahrte.

Link konnte nicht anders, als nach dieser Erkenntnis zufrieden zu grinsen. Vorsichtig ließ er seinen Partner aufliegen und besiegelte damit seinen Triumpf.

Nachdem der Held der Zeit den Boden im Rücken spürte, verschloss er den Blick, zog die Augenbrauen zusammen und atmete enttäuscht aus.

„Das ist doch nicht fair…“, murmelte er vor sich hin.

Ein Schatten legte sich auf sein Gesicht und zeitgleich brach ein Tumult um ihn herum aus.

Verwundert schaute der Jüngere auf. Über ihm schwebte immer noch das lächelnde Gesicht seines Freundes, diesmal nur richtig herum.

„Na komm schon hoch. Die Anderen wollen dich feiern!“

Verdattert ließ sich Link von ihm hochziehen und bevor sich der Hylianer orientieren konnte wurde er schon von einigen Dorfbewohnern hochgehoben.

„H-hey was soll das denn?!“

Moe lieferte dem Naturtalent die Antwort.

„Ihr habt dem Dorf gerade den wohl spektakulärsten Kampf seit Jahrzehnten geliefert. Reicht dir das als Begründung?“

Der Schwertkämpfer grinste. Hilfesuchend drehte sich der legendäre Held um, doch sein Kamerad zuckte lediglich lachend mit den Schultern.
 

Zur gleichen Zeit beim Einsetzen der Dämmerung wanderte der angespannte Blick der Königin über alte, hylianische Schriftzeichen. Plötzlich hielt sie inne und las die Seite erneut. Konzentriert starrte sie auf die verblasste Tinte, während ihre Gedanken hastig Schubladen des Wissens und der Erinnerung aufrissen, durchwühlten.

Diese Legende kam ihr bekannt vor und doch war sie ihr auf unerklärliche Weise fremd. Hatte sie etwas zu verbergen? Steckte in ihr möglicherweise eine Lösung für das Problem? Wieso kam ihr diese Geschichte bekannt vor und wo hatte sie schon einmal davon gehört?

Nach einer Weile des stillen, fieberhaften Suchens seufzte Zelda auf und lehnte sich an die Rückseite ihres Stuhls. Die hohen, verstaubten Regale hinter ihr lagen bereits im Dunkel und erst jetzt bemerkte sie, dass durch das Fenster direkt vor ihr nicht mehr genügend Licht einfiel.

Ihr Nacken schmerzte von den täglichen Strapazen der letzten beiden Wochen. Nie musste ihr Kopf – jedenfalls erinnerte sich die Königin an keine Situation zurück – so viele Schriftzeichen, Wörter, Erzählungen, Legenden und Geschichten in so kurzer Zeit auf einmal verarbeiten. Selbst der strenge Unterricht in ihrer Kindheit erreichte nicht den Grad dieser mühsamen Recherche. Bei der ganzen Arbeit ließen die Ergebnisse leider zu wünschen übrig. Zelda fand zwar eine Spur, doch sie war sich nicht einmal sicher, ob die sie überhaupt auf den richtigen Weg führte.

Für den Moment verharrte sie und starrte in den Himmel.

Ein Vorbote der Nacht zog bereits seinen dunkelblauen Mantel von links nach rechts über das Firmament hinauf. Doch dann bemerkte Zelda erst die Wolken, die von ihr weg gen Süden zogen. Sie verstärkten die aufkeimenden Schatten der Dämmerung.

„Nun ja.“, sprach sie gedankenlos vor sich hin, „Jetzt sind die schönen Tage wohl vorbei.“

Hautnah

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

On the way to a fight

Hallöchen! =)
 

Hier noch ein kurzes Grußwort zu Anfang!
 

Bald gibts auch ein Hörbuch zu diesem Kapitel jedenfalls! xD

Wenn ihr mögt, dann verlink ichs hier ins Kapitel rein und ihr könnts euch dann nach Lust und Laune anhören. Wer mich mal hören will, der kann reinklicken! xD
 

Viel Spaß beim Lesen! =3
 

Eure Akimon
 

_____________________________________________________
 

Nur wenige Zentimeter von der staubigen, dunklen Holzleiste entfernt stand der Kämpfer so gerade, wie ein in den Himmel ragender Speer, die Hände zu bebenden Fäusten geballt zu beiden Seiten in die Tiefe gestreckt. Seine Augen schauten unbewegt und es schien, als ob sie mit aller Gewalt versuchten ein Loch in den Buchrücken von "Hylianische Küche leicht gemacht" zu bohren. Der junge Held bemerkte ein verkrampftes Ziehen in seinem Kiefer, doch ungeachtet dessen presste er die Zähne auch weiterhin aufeinander.

Seine Reinkarnation stand einige Schritte entfernt von ihm. Anscheinend vollkommen ungerührt, aber Link war sich gewiss, dass - ebenso wie bei ihm - in seinem Pendant die Neugierde und die Erwartung brodelte, wie die Lava bei einer schlechten Laune des Todesberges.

Seine verkrampften Gesichtslinien lockerten sich unvermittelt.

...vielleicht doch nicht ganz so stark...

Als er seine versteifte Haltung aufgab, befiel ihn jene Unruhe, die der Hylianer so sehr versucht hatte zu unterdrücken. Seine Beine liefen selbstständig los, mit zu viel Kraft trampelten seine breiten Stiefel auf dem dünnen Teppich herum. Abrupt blieb er vor dem Schreibtisch stehen, verschränkte energisch die Arme und riss den Kopf in die Höhe. Ein unangenehmes Rumoren in seinem Bauch krönte diese Szenerie. Der Hausherr protestierte lautstark gegen das fehlende Mittagessen. Der Jüngere verzog gequält das Gesicht.

Als der Brief der Königin sie erreichte, hatten die Beiden keine Zeit verloren. Gedankenlos kleideten sie sich an, sattelten die Pferde und ritten los. Erst auf der Steppe fiel dem Hellblonden sein Ungemach auf. Ein wildwachsender Apfelbaum konnte vorerst seinen gierigen Magen besänftigen, doch die Reiter wussten, dass das Obst nicht lange halten würde.

Der Held der Zeit spürte den betretenen Blick seines Kameraden im Nacken. Der Einheimische ärgerte sich über seine mangelnde Planung und darüber, dass ihm diese so simple Sache schlichtweg entgangen war. Er selbst habe schon früh Morgens gefrühstückt, erzählte er während des Ritts kleinlaut.

Link atmete hastig ein, stemmte die Hände in die Hüfte und verlagerte das Gewicht.

Der Hylianer wusste - und er war sicher der Andere genauso gut -, dass sein Partner in seiner Selbstrüge übertrieb. Eine Eigenart, die er ihm kaum ernsthaft übel nehmen konnte.

Nachsichtig hoben sich seine Mundwinkel ansatzweise in die Höhe, dann wurde die Tür geöffnet und seine Majestät betrat den Raum.
 

"Meine Königin; die jungen Helden sind eingetroffen. Sie erwarten Euch im Bibliothekszimmer."

Ohne einen Blick auf ihren langjährigen, königlichen Postillon zu werfen, erwiderte sie gewohnt ruhig: "Ich danke dir Elias. Ich bin gleich soweit."

Der Schönling nickte ergeben, erhob sich und verließ den Raum so unscheinbar leise, wie eine kühle Brise.

Zelda beendete den Satz auf dem Pergament, ehe sie die goldene Schreibfeder mit einem Tuch abwischte und sie ordentlich neben das Schriftstück niederlegte. Stets in ihren Bewegungen absolut gefasst erhob sie sich, griff nach einer Rolle Pergament in einem Regal, warf sich einen luftigen Mantel über das Herrscherkleid und verließ geruhsam das Schlafgemach.

Während sie die steinerne Wendeltreppe herabstieg, umkreisten ihre Gedanken die beiden Kämpfer. Ihr besonderes Augenmerk lag dabei auf dem Helden der Zeit.

Es ward kaum zu glauben, dass die lebendig gewordene Legende von so frischer Jugend war. Sogar noch jünger, als der Retter ihres eigenen Königreiches.

Sie durchquerte einen dunklen Außenkorridor. Der Himmel sank schwer von Wolken verhangen immer weiter gen Erde hinab. Ein kühler Lufthauch fuhr über ihre schmalen Schultern und sie zog den Mantel fester. Die Luft war stickig und roch nach dem frischen Regen kurz zuvor. Nach langer Zeit der Trockenheit tränkte endlich das lang ersehnte Himmelswasser wieder die hylianischen Ebenen.

Zelda erinnerte sich an ihr erstes Treffen mit der Legende. Alles was ihr Kampfveteran über die Geschehnisse erzählte klang überzeugend - nicht zuletzt die Reaktion des Lichtgeistes Ranelle -, doch einen gewissen Zweifel an der Echtheit des Zeitenhelden selbst konnte sie nicht verhehlen. Er hätte auch ein Betrüger, Hochstapler sein können, denn wie stichhaltig war die Geschichte?

Aus diesem Grund auch ihre Einladung er könne im Schloss wohnen, solange sie forsche. Dass die jungen Männer jedoch noch länger zusammenbleiben wollten passte gut, denn einen Scharlatan hätte auch Link mit Leichtigkeit enttarnt.

Aller Vorsicht zum Trotz blieb ihre Sorge unbegründet und wenn Zelda ehrlich war, hatte sie zu keiner Zeit die Identität der Legende ernsthaft angezweifelt. Er vermittelte unwillentlich sein eigenes ungetrübtes Wesen so stark, dass kein niederträchtiger Hintergedanke dort unbemerkt verweilen konnte.

Die Herrscherin bog um eine Ecke, durchschritt die ihr offengehaltene Tür und betrat weichen Teppich. Ihre zügigen Schritte hallten nicht länger von den Steinwänden wieder, wurden vielmehr vom dicken, weinroten Gewebe verschluckt.

Gleichzeitig beruhigten sich ihre Gedanken und fuhren fort. Vor dem inneren Auge formte sich die Erinnerung an die Gestalt der Legende. Als erstes kam ihr sein Gesicht in den Sinn. Man konnte darin lesen, wie in einem offenen Buch. Egal welche Seite man aufschlug, die Botschaft war stets deutlich zu verstehen. Diese liebenswürdige Art von Offenheit und direkter Ehrlichkeit enthüllte den dahinterstehenden Charakter. Er besaß die einzigartige Fähigkeit Menschen auf seine unbedarfte, einfache Art für sich einzunehmen.

Sein jungenhaftes Äußeres ließ nicht zwangsläufig auf einen heldenhaften Erretter schließen, doch bei genauerer Betrachtung erkannte man an ihm die Details der Lebenserfahrung und Ritterlichkeit. Er versprühte nicht diese äußerliche, typisch rohe Art von Heldentum, sondern beeindruckte vielmehr mit innerer Erhabenheit und Herzlichkeit. Diese Kraft schien viel elementarer als jeder Ruhm und viel natürlicher, als grobe Selbstbehauptung.

Die Gesichtszüge der Adeligen erweichten für einen Augenblick.

Wirklich in keinerlei Hinsicht gewöhnlich...

Einen Wimpernschlag später jedoch wieder vollends gefasst nickte sie einem Diener zu. Er öffnete die Tür und Zelda betrat den Raum.

Der Anblick, der sich ihr bot überraschte sie keinesfalls.

Das nervöse Vibrieren, das von der Legende ausging, war fast greifbar. Abrupt wirbelte er zu ihr herum, fixierte sie rastlos und wissensdurstig. Sein Spiegelbild, ihr Getreuer, hingegen verströmte kontrollierte Gelassenheit. Auch er drehte den Kopf und sah sie an, doch längst nicht so fiebrig.

Die Königin erkannte die entschwindenden Spuren des vorigen Regens auf Schultern und Mützen. Das Feuer im Kamin tat sein Übriges die nassen Flecken aufzulösen.

Leise fiel die Tür hinter ihr ins Schloss und sie nahm Luft.

"Ich habe eine Möglichkeit für eine Zeitreise gefunden. Hört zu ..."
 


 

"Die Welt in den Händen" ~ "Die Chronik von Lynnas Reisen"
 


 

Dort saß ich in meinem Schaukelstuhl. Das Huhn, die Gans, das Schwein als meine Altersgenossen neben mir. Ihr langes Leben verblühte nun genauso wie das meine. Der Himmel so blau und hell, wie das seichte Wasser an der Küste Tolunrungas.

Da ersah ich meinen Enkel. Die Augen funkelnd vor Aufregung lief er zu mir. Aufgewühlt erzählte er von der Harfe der Zeit, benutzt von dem Orakel der Zeit, eine menschliche Manifestierung unserer hochwohlgeborenen Göttin der Weisheit Nayru selbst.

Labrynna, so hieß das Land. Dort soll das Orakel gelebt haben. Von finstren Mächten missbraucht. Gerettet von einem jungen Helden. So wurde die Harfe der Zeit in die Obhut des auserwählten Trägers überreicht, der hylianischen Kronprinzessin. Sie versiegelte das Artefakt mit der Macht über die Zeit. Hoch oben in den Splitterbergen. So fernab aller Menschen, dass niemand den Schlaf der Harfe stören konnte. Weder das Gute, noch das Böse.

Wäre die Kraft in meinen Beinen nach diesem langen Leben nicht schon längst ertaubt, erblindet und verstummt, so würde ich mich abermals auf die Suche begeben.
 


 

Der Einheimische erinnerte sich an die Geschichte zurück, die Zelda ihnen vorgelesen hatte. Er kannte weder das Buch, noch den Namen der Abenteurerin, die ihre Reisen niedergeschrieben hatte.

Er atmete tief ein.

Das mussten sie also suchen und finden; die Harfe der Zeit. Sie verfügte über ähnliche Kräfte, wie die Okarina seines Gefährten und wurde in einem Schrein in den Tiefen des nordöstlichen Gebirges versiegelt.

Nach wie vor zeigte sich der Ordoner von ihrem Staatsoberhaupt beeindruckt. Das Buch war schon über 200 Jahre alt und trotzdem gelang es ihr zu entschlüsseln, welches Gebirge darin gemeint war.

"Der Begriff 'Splitterberge' galt damals als gebräuchliches Wort unter Reisenden und Wanderern. In den Erkundungstagebüchern von großen Entdeckern und Naturwissenschaftlern erklärten sie, dass tief im Gebirge jenes schier unüberwindbare Gestein wie Glassplitter in den Himmel ragte. Da dieses Gebiet als Todeszone galt, wurde es als sicher genug empfunden die Harfe dort zu verbergen. Keiner, der sich je dorthin wagte kehrte zurück ...

Heute ist dieses Felsmassiv in Vergessenheit geraten. Zwar ist es auf allen hylianischen Karten eingezeichnet, doch existieren dazu nur sehr wenige Informationen. Ich fürchte ihr müsst euch selbst vor Ort einen Überblick verschaffen."

Gerade verklang Zeldas Stimme in seinen Gedanken, da sprach der Jüngere den Haken an der Sache aus.

"Hmm…unsere nächste Reise wird ganz schön gefährlich.“

Seine eigene Antwort darauf beanspruchte unwillkürlich etwas Zeit. Er beobachtete, wie der Kopf seines Pferdes im Takt der Schritte auf- und abwippte. Schließlich hob er den Blick.

"Du hast Recht. Wenn es stimmt, was Zelda über diese Splitterberge sagte, dann müssen wir uns bestens vorbereiten. Wir sollten morgen in der Früh losreiten.“

Sein Vorgänger befand sich in einer schwindelerregenden Hochstimmung. Nach so langer Zeit des Wartens eröffnete sich eine Möglichkeit. Vielleicht ließ seine Heimkehr doch nicht so lange auf sich warten wie gedacht.

"Endlich haben wir einen Hinweis und können handeln!"

Während er den Kopf herumdrehte, sprach er weiter: "Vielleicht können wir uns schon heute Abend auf den Weg machen!"

Bevor der Dunkelblonde etwas erwiderte, bemerkte sein Ebenbild die Befangenheit in seinem Gesicht.

"Hast du immer noch dieses ungute Gefühl?"

Verwundert erwiderte der Angesprochene den Blick, doch gleich darauf sank er wieder hinab. Er wünschte diese Frage verneinen zu können, aber das belegte, ungute Gefühl in seinem Bauch verzog sich nicht.

"Ja…", antwortete er deshalb, "Aber was soll schon in Ordon geschehen? Das ist sicher nur ein Hirngespinst."

Link schenkte seinen eigenen Worten keinen Glauben und er war sich sicher, sein Gefährte ebenfalls nicht. Dem Grunde nach kehrten sie nur deswegen zurück.

Der Einheimische atmete aus und schaute zu den dunklen Wolken hinauf, die sie auf dem Hinritt schon mit einem Regenguss überrascht hatten. Doch jetzt schien das Wetter zu halten. Wenigstens solange, bis sie zu Hause ankamen. Unerwartet versperrte ihm das Geäst der Bäume die Sicht, als sie die Steppe verließen und den Waldpfad betraten.

Der Zerstreuung zum Trotz kreisten seine Gedanken abermals um die Dorfbewohner und er erinnerte sich an ihren Aufbruch am heutigen Mittag zurück.
 

"Ich reite schon mal vor ja?", äußerte der hellblonde Hylianer nervös, "Ich warte bei der Quelle im Wald."

Damit saß er auf und nachdem der Ordoner noch "Alles klar. Ich komme gleich nach." murmelte, gab er seiner Stute schon die Sporen und verschwand hinter der Biegung.

Hastig prüfte er noch Riemen und Schnallen, hob Lederklappen an, zog ein letztes Mal am Sattelgurt und sicherte den Verschluss.

Fertig.

"Link!"

Verwundert hielt der Schwertträger inne und drehte sich zur Seite. Ilya lief unter den fleckigen Wolkenschatten auf ihn zu. Dicht vor ihm blieb sie schnell atmend stehen, schaute ihn an und fragte in einem aufgeschreckten Ton: "Wohin gehst du?"

Der junge Mann mochte ihr nicht die volle Wahrheit verraten und erwiderte daher lediglich: "Wir reiten nach Hyrule-Stadt. Wir müssen noch etwas Wichtiges erledigen."

Danach wandte er sich ab, griff nach Zügel und Sattel, stellte den linken Fuß in den Steigbügel und zog sich schwungvoll hinauf. Dann sah er, dass Ilya Eponas Halfter festhielt und ihn besorgt anschaute. Leise, dennoch fest und eindringlich sprach sie ihre Abschiedsworte.

"Bitte sei achtsam."

Erneut entglitt dem Hylianer ein leicht überraschter Blick, antwortete daraufhin jedoch mit ruhiger Stimme: "Das bin ich immer, zu jeder Zeit."

Für einen kurzen Moment verharrten sie.

"Machs gut Ilya."

Automatisch ließ sie das Pferd los, trat zur Seite und schaute ihrem geliebten Freund aus Kindertagen hinterher, wie er mit seiner Stute davonpreschte.

In ihrem Inneren spürte sie, dass die letzten Momente, den Empfindungen ihres Herzens Ausdruck zu verleihen, langsam verstrichen.
 

"Link?"

Die Stimme des Hellblonden erweckte ihn aus seiner Erinnerung. Der Ordoner blinzelte einige Male, ehe er sich seinem Pendant zuwandte.

"Ja?"

"Ähm wegen der Reise…", murmelte sein Kamerad verhalten. Ihm war es unangenehm den Anderen beim Nachdenken gestört zu haben.

"Also ich dachte wir sollten in jedem Fall genug Bomben mitnehmen. Die werden wir sicher brauchen."

Sofort war der Ältere voll auf das Gespräch konzentriert.

Gerade trabten sie an der Feenquelle von Phirone vorbei. Ein leises Plätschern mischte sich unter die Hufgeräusche, als der Regen auf das Blätterdach des Waldes traf. Immer lauter wurde das Tropfen, immer dunkler der Himmel.

Vor der langen Hängebrücke angelangt zerriss eine angstvolle Stimme die stickige Luft.

"Link!! LINK!!!"

Von der Wucht des Echos erschlagen stockten die Hylianer. Phard kam auf sie zugestolpert. Auf Haut und Kleidung zeichneten sich Flecken von Dreck und Schweiß ab. Der Schrecken beherrschte sein Gesicht und quoll aus seinen Augen hervor.

"Das Dorf!", schrie er wie von Sinnen, "Das Dorf wird angegriffen! Monster wie damals sind hier! Es sind so viele, wir können sie nicht aufhalten!"

Vor den Reitern fiel er zitternd auf die Knie.

"Diesmal werden wir alle sterben.", wimmerte er.

Der dunkelblonde Kämpfer erstarrte wie zu einem Fossil, schaute bloß mit aufgerissenen Augen nach vorn. Gleich dem Wasser einer undichten Urne sickerte die Realität langsam in sein Bewusstsein, vermischte sich mit unglückseligen Erinnerungen. Sein Atem stand still und der Herzschlag verlangsamte sich. Jedes einzelne Pochen drückte stärker und stärker gegen seinen Brustkorb.

Das dumpfe Gefühl verschwand. Stattdessen kroch eine unbändige Hitze seinen Rücken hinauf, schnürte die Brust zu und stieg in den Kopf.

"Link!"

Die Stimme seines Gefährten erreichte ihn nicht mehr, als er mit zusammengebissenen Zähnen über die Holzleisten jagte.

Urplötzlich verschluckte ein tiefes, schwarzes Loch all seine Innereien. Ihm war, als ob die Welt um ihn herum vor ihm zurückweichen würde. Nur der Weg nach vorn, festgehalten von seinen wilden Augen, erschien klar.

In diesem Augenblick füllte sich die Leere in seinem Bauch mit tausenden Hornissennestern, deren Bewohner scheuchend in seine Glieder flogen. Jähzorn gepaart mit nackter Furcht erzitterte ihn und griff eisern um seine Lunge. Hastig und grob trat der Epona in die Seite. Selbst seinen eigenen stoßweisen Atem vernahm der Krieger nicht mehr; zu stark rauschte das Blut in seinen Ohren. Obwohl sein Pferd schon gefährlich schnell über die Hängebrücke galoppierte, war es jedoch nicht schnell genug. Panikvolle Hilferufe in seinem Kopf trieben ihn weiter in die Heimat.
 

"Link!"

Obwohl des Jüngeren Stimme unüberhörbar über die Schlucht hallte, schien sie an seinem ungestümen Mitstreiter abzuprallen, der danach schon hinter der nächsten Biegung verschwand.

Ohne länger auf Phard zu achten, setzte der Hylianer hinterher.

Die entrückten Emotionen, die sich im letzten Augenblick auf dem Gesicht des Einheimischen wiedergespiegelt hatten, schlugen um sich. Doch der Held ließ nicht zu, dass sie sich seines Geistes bemächtigten. Stattdessen saß der Schreck über seines Freundes Antlitz noch zu tief in seinen Knochen. So, hatte er ihn noch nie erlebt.

Da kam schon das Haus seiner Reinkarnation in Sichtweite und der junge Mann bog scharf um die Ecke ab hinunter zum Dorf.

Gedanklich zu fest auf seinen Kameraden fixiert, bemerkte Link die Vorzeichen des Schreckens nicht, die ihn an der Schwelle der Ortschaft abrupt erstarren ließen.

Unerwartet züngelte das brennende Kakariko vor seinen Augen auf und eine altbekannte Panik schoss in ihm empor. Diese unwirkliche Wahrheit lähmte und betäubte ihn wie damals. Plötzlich stand er wieder auf dem einsamen Dorfpfad. Genauso hilflos, genauso erstarrt, ehe sich der Platz des Geschehens verwandelte.

Das einst so wundervolle, idyllische Bild am Abend des Festes, wurde von der nun vorherrschenden grässlichen Realität durchbohrt.

Der Weg war nicht mehr kunstvoll geschmückt, sondern von Furchen und frischen Löchern vernarbt; die Häuser wärmten nicht mehr mit den bunten Farben der Blumentracht, sondern harrten geschunden und zerkratzt ihrem Schicksal; die Flammen tanzten nicht länger unschuldig umher, sondern rissen und fraßen wie Ungeheuer alles was sie erfassten auf.

Es schien, als sei über das von den Göttinnen verlassene Dorf ein Fluch hereingebrochen, wie man ihn nur aus alten Geschichten kannte.

Die Bewohner rannten, schrien in heller Panik, versuchten mit dem Mut der Verzweiflung zu retten, was noch zu retten war. Bewaffnet mit Mistgabeln, Äxten, Messern, Stöcken und Ästen setzten sie sich zur Wehr. An ihren Häusern leckten mannshohe Feuerzungen empor, sodass selbst der immer stärker werdende Regen sie nicht retten wollte.

Link stieg der Geruch von Rauch, Schweiß und feuchter, zugleich verbrannter Erde in die Nase. Fassungslos verzog er das Gesicht, als er den Gestank von Gewalt und Verwüstung erkannte.

Zwischen den vertrauten Gefilden pirschten schwarze Wesen um die Leute herum. Nur der matte, wirbelnde Schein der tannenfarbenen Tunika vermochte Hand in Hand mit dem blanken Stahl ihnen entgegenzusetzen. Plötzlich spürte der Zeitenheld das entsetzliche Grauen in seinen Lungen. Diese Kälte presste den Atem aus ihm heraus und er schnappte hastig nach Luft.

Erst ein angstvoller, schriller Ruf erinnerte ihn an das was er war und der damit verbundenen Berufung.

"Schnell Epona!"

Entschlossen gab er seiner Stute die Sporen und setzte auf den Pfad zu Moes Haus zu.

Diese unkenntlichen Schattenwesen humpelten wie beinkranke Menschen auf sie zu, krochen sogar manchmal auf allen Vieren heran. Sie hätten längst zuschlagen können, aber Ilya wehrte sich nach Leibeskräften, die jedoch ihr Leben nicht zu schützen vermochten. Ein Stein am Rande des Weges ließ sie straucheln und zu Boden fallen. Ihre Waffe, das kleine Holzbeil, mit dem ihr Vater Tag für Tag Holz für den Ofen schlug, verharrte längst unnütz auf dem Grund des Dorfbaches.

Das Heldenherz raste, als der legendäre Kämpfer mit Epona das Dreiergespann zerstampfte, ehe ihre stumpfen Eisenklingen auf Ilya niedersausen konnten. Gekonnt sprang er zu Boden, rollte sich ab. Das Schwert bereits im Anschlag trat er in ein paar schnellen Schritten vor das Mädchen und versetzte nacheinander den Wesen den Gnadenstoß. Rasch und leicht stach er in Brust, Rücken und Kopf, ehe sie zu schwarzen Partikeln zerbarsten und in alle Himmelsrichtungen davonstoben.

Irritiert folgte sein Blick den winzigen Punkten, die wie aufgepeitschter Sand erschienen, ehe seine Augen prüfend über das Dorf schweiften. Der Herr über die Zeit konnte keinen Feind mehr erspähen, was überraschend war, jedoch keinesfalls verwunderlich. Bestand die Möglichkeit, dass sein Gefährte das Dorf so rasch befreien konnte?

Eine kurze Erinnerung ließ ihm die Antwort nur allzu deutlich werden.

Dann drehte er sich leichtfüßig um und kniete vor Ilya nieder.

"Bist du verletzt?"

Das Mädchen starrte ihn nur überrascht an, wobei die Todesangst in ihren grünen Augen nicht gewichen war.

Link griff ungeduldig an ihre Schulter und hakte nochmals eindringlich nach: "Ilya jetzt sag schon! Bist du verletzt?!"

Sie zuckte zusammen, fasste sich jedoch endlich und antwortete leise: "Nein ... mir geht es gut."

Das Gesicht des Hylianers entspannte sich ein wenig.

"Den Göttinnen gebührt Dank. So wie es aussieht sind die Monster verjagt ... vorerst ..."

Epona war zwischenzeitlich zu ihrem Herrn zurückgekehrt. Der Held stand auf und wollte sie schon den Weg zurückschicken, als sein Blick auf den Bogen fiel, der zusammen mit dem Köcher an einer Sattelschlaufe hing. Ohne lange zu überlegen löste er routiniert den Knoten und schnallte sich die Waffe auf den Rücken.

Kurz ließ er sich dazu hinreißen durch die weiße, vertraute Mähne zu streicheln. Dann aber gab er ihr einen Klaps auf den Hintern und wiehernd verschwand die Stute den Weg hinauf zum Wald.

"Shiek?"

Als er Ilyas zaghafte Stimme vernahm, drehte er sich überrascht um und schaute zu ihr hinab. Sie stand inzwischen schon wieder, trotzdem ging sie ihm gerade mal bis zur Nase.

"Geht es Link gut?", fragte sie plötzlich aufgeregt, "Ist er auch da?"

Der junge Mann atmete einmal tief durch, bevor er versuchte ruhig zu antworten: "Ja er ist auch hier und es geht ihm gut. Mach dir keine Sorgen, wir erledigen das."

Obwohl dem Kämpfer bei der Erwähnung seines Partners ein ungutes Gefühl in den Bauch rauschte, wollte er sich nicht lange aufhalten lassen und wandte sich zum Gehen.

"Shiek! Bitte ...! ... bitte achte gut auf ihn."

Der flehende Klang in der Stimme des Mädchens berührte den Helden. Er wandte den Kopf zur Seite, sah sie aus dem Augenwinkel an und nickte.

Eine mögliche Erwiderung Ilyas wartete er nicht ab, sondern verschaffte sich zunächst einen groben, raschen Überblick. Die schwarzen Kreaturen schienen endgültig vertrieben. Die Bewohner versuchten nun in diesem zerstörerischen Gewirr ihre Häuser zu löschen oder Verletzte zu versorgen. Der Himmel leuchtete der schweren Wolken wegen rot auf, spiegelte die Verheerung unten auf der Erde wieder. Das leichte Nieseln der Dämmerung hatte sich nun in einen regelrechten Schauer der Nacht verwandelt. Schwere Tropfen prasselten wie tausend Nadelstiche auf die Erde. Obwohl das Wasser half die Feuer zu löschen, erweckte es nicht ein Gefühl von Beistand.

Damals hatte es auch geregnet...

Der blonde Schopf schüttelte sich, um den anschleichenden Gedanken loszuwerden.

Zunehmend nervös tasteten die dunkelblauen Augen jeden Winkel des Dorfes ab und erkannten jeden Bewohner wieder, nur einer von ihnen fehlte.

Hastig lief er auf Moe zu, der ganz in seiner Nähe bei der Brücke vor Boros Haus stand. Er starrte den Weg zur Weide hinauf, wollte sich dann umdrehen und wäre beinahe in den Hylianer hinein gelaufen.

"Moe! Weißt du wo Link ist? Gerade war er noch bei mir, aber dann ist er-"

Genauso wie der Held mit der Tür ins Haus fiel, schnitt ihm Moe mit seiner Erwiderung das Wort ab.

"Er ist hoch zur Weide gelaufen."

Erst jetzt bemerkte der Hellblonde, wie gezeichnet und verausgabt der ältere Dorfbewohner plötzlich wirkte. Die kurzen, blonden Haare klebten durchnässt am Kopf und stellten kein Hindernis für das Wasser dar, als es über sein Gesicht lief. Der Grauen des unvermittelten Angriffs war auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen.

Dann zeigte er mit dem Finger den Pfad hinauf: "Die Monster kamen von dort."

Er atmete einige Male rasch durch, ehe er noch hinzufügte: "Ich hätte es Link besser nicht erzählt. Als er es hörte, sah ich in seinem Gesicht blanken Zorn auflodern, der seinen Geist vernebelte."

Er verstummte, fügte noch bedauernd hinzu: "Ich konnte ihn nicht aufhalten."

Einen Moment hielt der Held der Zeit fassungslos inne. Er konnte diesen Worten fast keinen Glauben schenken, doch als der vorige Gesichtsausdruck seines Ebenbildes erneut in seinen Kopf sprang, in dem sich ein Hauch von wutentbrannter Furcht wiedergespiegelt hatte, wusste Link plötzlich, dass Moe die Wahrheit sprach.

Einhergehend damit wurde ihm eine Sache ausdrücklich bewusst; sein Partner brauchte seelische Unterstützung. Wie ein gebrandmarktes Tier befiel ihn die Angst vor seiner eigenen Schwäche.

Der Jüngere durchschaute diese Emotion. Sie verstörte die Sinne und machte den Geist blind. Aus diesem Grund durfte er nicht zulassen, dass sein geliebter Mitstreiter vollends diesem wahnsinnigen Zorn verfiel.

"Oh nein! Seht doch nur! So seht doch nur!"

Der hysterische Ruf von Zeira der Ladenbesitzerin riss ihn aus seinem augenblicklichen Entschluss. Sie stand auf der Brücke, sah über die beiden Schwertträger hinweg und zeigte mit ausgestrecktem Arm in Richtung der Weide.

Ihre Augen waren geweitet vor Entsetzen. Der Regen hatte den Dreck an ihr in Bewegung versetzt, sodass dunkle, braune Bahnen über Haut und Kleidung flossen. An Armen und Gesicht zeigten sich glänzende, rote Schlieren. Der Überfall zeichnete das freundliche, runde Gesicht verängstigt und alt.

"Dort oben! Wie vorhin! Sie kommen wieder!!"

Der Hylianer folgte der gewiesenen Richtung und sah, was die Dörfler nun erneut in Angst und Schrecken versetzte.

Am Himmel, nahe über der Weide, klaffte ein riesiges, tiefschwarzes Portal. Es sah so aus, als hätten sich unendlich viele rechteckige, kleine Platten zu einem großen Ganzen geformt. Dünne, leuchtend violette Linien pulsierten gefährlich auf ihnen wie eine Warnung.

"Es beginnt wieder...", murmelte Moe resigniert, "Wir sind nicht mehr in der Lage sie aufzuhalten."

Bevor Link energisch nachfragen konnte, sah er es selbst. Aus diesem Loch im Himmel fielen plötzlich ebenso schwarze, unförmige Wesen, als ob man einen Eimer Erbsen ausschütten würde. Immer mehr und immer schneller, sodass er unfähig war sie zu zählen. Nur das schwache, unheilvolle Beben ließ erahnen, welch tötende Masse sich dort zusammenrottete. Genauso erfroren wie die Ordoner, verfolgte der Zeitenheld das Geschehen. Einzig Zeira brach zwischendurch schluchzend vor Entsetzen zusammen.

Als die letzte Schattengestalt gefallen war, verstummte die Welt für einen Augenblick. Dann zeriss ein schrilles Kreischen diese unnatürliche Stille und fuhr wie eine Säge durch die menschlichen Körper. Die Erde erschütterte abermals, als die Meute, begleitet von den stetigen Trommelschlägen des Regens, auf das Dorf zuhetzte.

Ab diesem Moment beschleunigte jemand das Rad der Zeit, sodass Link nur noch rein instinktiv handelte. Während er sich umdrehte, schrie er bereits mit durchdringender, befehlsstarker Stimme: "Lauft! Lauft so schnell ihr könnt und versteckt euch!"

Danach drehte er sich dem Weg zu und schaute hinauf. Dort erspähte er bereits die dämonische Rotte, die unheimlich schnell und dicht gedrängt wie eine Horde Goronen den engen Pfad hinunterpolterte.

Der Held der Zeit atmete tief ein, zückte Schwert und Schild. Er wog das Gewicht seines Lebens in den Händen, ehe seine Finger die Waffen konzentriert umgriffen.

"Shiek...?!"

Er nahm Moe nur noch am Rande wahr und fühlte sich diesmal nicht angesprochen. Stattdessen besann er sich auf seine innere Stärke, atmete tief durch, richtete dann entschlossen und klar den Blick auf die Gegnerschar.

Er ging zunächst. Begleitet von dem aufbrausenden Wolkenbruch, erwachte mit jedem Schritt sein Kampfgeist Stück für Stück. Mut pulsierte in die Muskeln seiner Arme und Beine, bevor er schlussendlich den Weg hinaufrannte. Wilde Intuition erfüllte ihn und entlud sich in einem markerschütternden Kriegerschrei - einem Donnergrollen gleich -, als Link auf die Meute traf.

Mit der Klingenspitze voran durchstach er den ersten Schattenkörper, spürte gleichzeitig nur nebenher, wie sich stumpfes Metall auf seinen Schild warf. Ohne das geringste Zögern zog er das Schwert hinaus und streckte in einem schwungvollen, halben Rundumschlag nach links seine Widersacher zu Boden. Weitere Beile und Hände schlugen und griffen nach ihm. Die Horde umzingelte den Kämpfenden und doch konnten sie ihn nicht erhaschen.

Link nahm nur noch eine verschwommene, dichte Finsternis wahr, so rasant erstach, enthauptete oder schlug er sie nieder. Sein Instinkt handelte immer schneller und der Körper folgte. Immer wieder arbeitete er sich kreisförmig vor, entwischte durch gewagte Hechtsprünge oder ausgefallene Abrollvarianten. Wie die begabten Turnkünstler einer Gruppe von Wanderspielleuten huschte er galant durch die Massen, trat bei den meisten anfliegenden Waffen lediglich einen knappen Schritt zur Seite, um dann tödlich zu kontern. Die Schattenkörper fühlten sich unter dem Metall seltsam leicht an. Es war nicht wie sonst, dass Knochen splitterten oder Fleisch zerriss. Eher schien es Link, als würde er durch einen zusammengepressten Sandklumpen schneiden. Man musste zwar fest dahinterhalten, aber nichts im Inneren der Schattenwesen - ganz im Gegensatz zu einem menschlichen Körper - hielt seiner Klinge stand.

Einen kurzen Augenblick lang hatte er die vorderen Reihen so rasch erschlagen, dass die hinteren erst nachrücken mussten. Der dadurch entstandene Platz verschaffte dem Helden die Möglichkeit eine der okkulten Künste auszuführen. Als bereits die nächste Traube der obskuren Gestalten auf ihn zuhielt, rollte er geschickt seitwärts inmitten ihrer Kerns, um daraufhin gleich einer riesigen, scharfkantigen Schraube drehend empor zu jagen. Der kleine Zirkel um ihn herum zerplatzte zu tausenden schwarzen Rechtecken, sodass Link sich zunächst in der Luft nicht orientieren konnte. Dennoch fühlte er instinktiv eine hinterhältige Präsenz in seinem Rücken. Gerade als seine Füße den Boden berührten wirbelte er herum, konnte sich der Attacke jedoch nicht mehr vollständig erwehren. Ein rigoroser Schlag wetzte über den blanken Stahl seiner Waffe, ehe er ihn in die linke Seite traf. Nachdem die Wucht des Hiebs ihn fortschleuderte, fing er sich gekonnt ab, wurde jedoch sofort erneut von Feinden umringt. Der Hylianer schnappte nach Luft, kontrollierte jedoch sofort wieder das Gefecht. Mit schon erhobenen Waffen setzten sie auf ihn zu. Aber der legendäre Kämpfer ließ sich weder einschüchtern noch bezwingen. Sein lodernder Kampfgeist weckte alle Sinne und Fähigkeiten, die in ihm ausharrten, jedoch niemals schliefen.

Den Schwertgriff fest umklammert, entlud sich seine geballte Kraft - erneut begleitet von dem Schrei eines Donnerschlags - in einer Wirbelattacke. Der scharfkantige Stahl fraß sich durch so viele Schattenleiber auf einmal, wie eine Sense in einem satten Kornfeld. Die Wucht seiner Drehung mähte die Wesen erbarmungslos nieder. Die Welt um ihn herum verwandelte sich endgültig zu einer finsteren Unmenge, die rücksichtslos niedergestreckt werden musste.

Während er sich Platz verschaffte, erhaschte Link einen flüchtigen Überblick seiner Position. Nur den Weg hinauf tummelten sich noch die letzten Feinde. Hinter ihm - also zum Dorf hinunter - erspähte er sie nicht, nur flüchtig einige Dorfbewohner, die hinter der Brücke ausharrten. Sie befanden sich in Sicherheit, weshalb Link keinen zweiten Gedanken an sie verlor.

Die Idee für seinen finalen Angriff erschloss sich ihm, als er während der Drehung den kühlen Kristall spürte, der sich an seine Brust drückte. Schlagartig stoppte er den Wirbel, sprang mit einem agilen Satz zurück und griff in seine Tunika.

Die ersten Flammen verhüllten ihn beim Herausnehmen bereits. Der Krieger spürte die Hitze auf seiner Haut kaum. Der sanfte Energiestrom in seinem Körper bewegte sich, floss aus seinen Händen hinaus. Er konzentrierte sich und bündelte die Kraft Dins. Die Luft um ihn herum dehnte sich vor Wärme aus, fing an zu flimmern, ehe sie sich von selbst entzündete. Riesige Feuerschlangen bauten sich um ihn herum auf. Sie wanden sich einen Moment lang an seiner Seite, blickten ebenso unheilverkündend wie ihr Meister den Weg hinauf, bevor er sie in die restliche Meute hineinjagte.

Die Monster vergingen brüllend in den Flammen, als Link zum finalen Schlag seine Kräfte sammelte und in einem riesigen Querschnitt durch die Verbliebenen fegte. Er kam hinter ihnen in Kampfhaltung zum Stehen. Mit angewinkelten Beinen, den Schwertarm nach vorne weggestreckt, verharrte er einen kurzen Moment, ehe er zusah, wie sich Flammen und Schattengestalten gleichermaßen in schwarzen Dunst auflösten.

Er stellte sich aufrecht hin, als ein betäubender Schmerz durch seine Hüfte zuckte. Der Hylianer keuchte auf und hielt sich reflexartig die linke Seite. Automatisch tastete er seinen Körper auf Verletzungen ab. Bluten tat er nicht, nur hatte ihm dieser hinterhältige Bastard die halbe Hüfte geprellt und nebenher noch ein paar Rippen angeknackst. Ansonsten erkannte er nur einige kleine, unbedeutende Kratzer. Den Helden überraschte es selbst, so glimpflich davongekommen zu sein.

Es dauerte keinen raschen Atemzug länger, da blitzte der Gedanke an seinen Freund in seinem Kopf auf und eine Sorgenwelle umspülte sein Herz. Sofort wirbelte er herum und lief den Pfad hinauf zur Weide. Er musste sich noch immer dort befinden, eine andere Möglichkeit gab es nicht. Innbrünstig schickte er ein Stoßgebet zu den Göttinnen, dass er nicht zu spät kommen möge.

Kurz schaute er über die Schulter, als ihn abermals unvorbereitet die Erinnerung an das brennende Kakariko in seinem eigenen Hyrule traf. Flüchtig brannte der damalige Schmerz in seinem Gesicht, ehe er sich kopfschüttelnd abwandte und entschlossen weiterrannte.

Heute gab es abermals einen wichtigen Gefährten, dem es zu helfen galt und diesmal würde er nicht versagen.

Warte auf mich Link! Gleich bin ich bei dir!

Wie ein Pfeil schoss er den Weg hinauf, lief durch das aufgebrochene Tor. Nachdem seine aufgerissenen Augen entsetzt das Geschehen in sekundenschnelle erfassten, stoppte er abrupt.

Ein gutes Stück weiter vor ihm verharrte sein Mitstreiter gebeugt auf allen Vieren, während sich weiter dahinter eine kolossale, monströse und ebenso düstere Gestalt erhob, von dem tobenden Unwetter nebelhaft verzerrt. Durch den Regenschleier leuchteten pulsierende, violette Linien, gelb schimmernde Zähne und ein blutrotes Auge hervor. Schlagartig umfing den legendären Helden eine dumpfe Totenstille. Dann ein zischendes Sausen, als hinter der Kreatur ein breiter, gezackter Tentakel in die Höhe schnellte und schwungvoll auf den einheimischen Krieger niederschmetterte.

In der Falle...

Der Abend war feucht und kalt. Von schwarzen Wolken verhangen senkte sich der Himmel gen Erde und ließ das ganze aufgestaute Wasser niederfallen. An einer Stelle jedoch tief in den Bergwäldern im südlichsten Zipfel Hyrules leuchtete er feuerrot, sodass die Regentropfen dort wie glühende Späne zu Boden jagten.

Luft rasselte seine Atemwege entlang, stürzte abgehackt durch den geöffneten Mund raus und wieder hinein. Dieses Geräusch widersetzte sich der Stetigkeit des Regens wie ein Stein, der die Strömung eines Flusses brach. Seine Armmuskeln spannten verkrampft und starr; die Finger griffen zu fest um Schwert und Schild. Die ungeschützten Oberflächen der tannenfarbenen Tunika klebten vom Regen durchnässt an den Kettengliedern. Ein glimmender Schmerz zog sich als waagerechte Linie über den Oberarm.

Der tierisch wilde zugleich scharfe Blick des Kriegers durchstach den dunklen Regenvorhang und fixierte ungerührt die monströse Gestalt vor sich.

Schemenhaft zeichneten sich die tiefschwarzen Umrisse vor dem dunklen Wiesen- und Gebirgshintergrund ab. Link stellte fest, dass es in etwa die Größe von Boros Haus hatte. Mit angewinkelten Beinen hockte die Kreatur in gebückter Haltung, stützte sich mit langen, schwarzen Armen auf dem Boden ab und vergrub vier sensenartige Krallen im Erdenreich. Mysteriöse Verschnörkelungen zierten jene Schattenhaut, deren Struktur Link jedoch nicht weiter erkundete. Ein kurzer Hals endete in der Unterseite eines gigantischen, vorstehenden Kiefers. Lange, spitze Zähne zierten die kreisförmige Mundhöhle und rahmten ein rotes, aufgerissenes Auge in ihrem Inneren ein. Eine dunkle, zähe Masse troff durch die gelblich scheinenden Zwischenräume.

Eine rechteckige Platte deckelte den restlichen Teil des Kopfes, auf der allerhand Symbole, wie unbekannte Schriftzeichen schwach jedoch unheilvoll leuchteten. Gleich dicken Tauen wuchsen an der Rückseite schwarze, lange Tentakel aus dem Hinterkopf heraus und endeten in sichelförmigen Klingen.

Ein Gestank von faulendem Fleisch drang dem dunkelblonden Krieger in die Nase, doch er schenkte dem keinerlei Beachtung. Vielmehr beschäftigte ihn das seltsame Verhalten des Wesens. Es attackierte ihn kaum, wich sondern aus, taxierte und beobachtete. Manchmal wagte es gezielte Angriffe, die jedoch nicht beabsichtigen konnten ihn zu töten. Wollte es gar nicht sein Leben, sondern vielleicht etwas vollkommen anderes?

Link drehte den Schwertgriff in der Hand.

„Held der Zeit ...“, grollte es unheilverkündend. Dumpf wanderte die tiefe, menschenfremde Stimme ungeachtet des Regenprasselns durch die Luft. Die spitzen Ohren schärften sich.

„Held der Zeit ... übergib mit dein Schwert, dann gewähre ich dir und all den anderen Lichtwesen einen raschen Tod.“

„Verdammt sollst du sein Schattenbestie!“, schrie er, „Ich lasse es nicht zu, dass du ihnen etwas antust!“

Die Kreatur lachte höhnisch.

„Konntest du es denn bisher verhindern?“

Bei jedem einzelnen Wort brannte der Zorn stärker in seinem Inneren. Er fraß sich durch seine Glieder, schürte auch den letzten Funken Kraft und riss sie mit. Der Körper des Helden erbebte als ihm klar wurde, dass die monströse Kreatur ihn mit ihrem Geschwätz nur festhielt, während die Dorfbewohner ein weiteres Mal hilflos von der Monsterschar heimgesucht wurden.

Er presste den Kiefer zusammen, als eine ungestüme Gefühlswelle abermals seinen Hals hinauf in den Kopf stieg. Seine Sinne vernebelten, zuckendes Rot verzerrte seine Sicht.

„Ich schicke dich in die Untiefe der Hölle zurück aus der du gekrochen bist!!“

Von lodernder Wut begleitet jagte er der Wurzel des Übels entgegen. Ein von Hass erfüllter Schrei kündigte einen frontalen, ungedeckten Angriff an. Blind vor Emotionen hackte er wahllos auf das dunkle Wesen sein. Link spürte, wie sich all seine tief vergrabene Angst, Verzweiflung und Rage mit jedem Hieb entlud, stärker, schneller. Dieses Muster hielt ihn gefangen, sodass er nicht fähig war aus dem Gefängnis auszubrechen. Es verdammte ihn so lange dazu auf den Todfeind einzuschlagen, bis er nicht mehr war.

Plötzlich brachte ihn simpler, körperlicher Schmerz wieder in die Gegenwart zurück. Zuerst ein stechendes Ziehen oberhalb der Stirn, dann ein dumpfer Schlag in den Magen, ehe er zurückgeschleudert wurde. Reflexartig fing sich der Hylianer in der Luft, landete auf den Füßen und rutschte einige Meter rückwärts.

Als er sich erhob drehte sich die Welt kopfüber und plötzlich stand er mit den Stiefeln im dunklen Himmel. Während er keuchend auf die Knie fiel, fasste er mit der Schildhand an seinen Kopf. Die Nässe fühlte sich warm unter seinen Fingern an, doch dies war nicht der Grund, weshalb Link erschrocken die Augen aufriss. Ein scharfes, tödliches Peitschen drang an seine Ohren und noch ehe er Zeit hatte aufzuschauen, warf sein panischer Instinkt ihn zur Seite.

Im selben Moment schnitt ein klares Sausen durch die Luft, dicht gefolgt von dem schmerzhaften Gebrüll des Monsters. Die schwere Schattenklinge schlug einige Meter entfernt von ihm ein und ließ die Erde erzittern.

Der anfängliche Schwindel war der Überraschung gewichen, als der Einheimische aufsah und sich hochraffte. Gerade erkannte er verwundert den Pfeil in der Brust des taumelnden Monsters, als auch schon ein zweiter an ihm vorbeisirrte und sich unmittelbar neben seinen Genossen hineinbohrte.

„Link!“

Der Ruf dieser Stimme – seinen Namen tragend – löste sein herrschendes Muster schlagartig auf. Jene Gefühle, die Luft ab- und die Brust zuschnürten, lockerten sich und verblassten angesichts des Menschen, der sich in diesem Moment an seine Seite stellte.

„Link...“

Der Held der Zeit versuchte seine Stimme ruhig zu halten, konnte jedoch nicht die große Erleichterung zurückhalten, die in ihr mitschwang. In den entgeisterten Gesichtsausdruck des Ordoners mischte sich dieselbe Gelöstheit, als der Jüngere seine Hand auf dessen Schulter legte. Er spürte den unkontrollierten Zorn in seiner Reinkarnation verebben, der jedoch einen matten Geist zurückließ.

Rasch suchten die dunkelblauen Augen den Körper seines Pendants nach Verletzungen ab, blieben auch kurz an der blutenden Kopfwunde hängen, ehe sie wieder zum Angesicht glitten.

„Wie geht es dir?“

Sein Gegenüber atmete tief durch, sah ihn an und antwortete schon wesentlich gefasster: „Mir geht es gut...“

Der Jüngere nahm dies stumm zur Kenntnis.

„Die Dorfbewohner sind in Sicherheit.“, erwiderte er rasch, „Niemand ist ernsthaft verletzt, deshalb mach dir keine Sorgen.“

Der legendäre Held beobachtete, wie ein wenig die Anspannung aus den gezeichneten Gesichtszügen wich und trat noch einen kleinen Schritt näher.

Ein kurzer Blick zur Seite verriet ihm, dass sie nicht mehr viel Zeit hatten. Dennoch klang seine Stimme eindringlich, ruhig, wenn auch besorgt, als er fragte: „Kannst du kämpfen?“

Das königsblaue Augenpaar fesselte noch immer seinen Blick. Sie vermittelten nur eine allzu deutliche Botschaft, denn der Ältere las ganz klar die Sorge aus der Miene seines Ebenbildes heraus. Doch genauso stark erkannte er den entschlossenen Willen zu kämpfen.

Diese Klarheit und vertraute Nähe löste seinen Zorn endgültig auf. Da war jemand, ein Gefährte, ein Mitstreiter, der ihm auch jetzt die Treue hielt und auf den er sich schlichtweg verlassen konnte. Diese Feststellung weckte zunächst ein Gefühl von Erleichterung und Verbundenheit, dann machten sie seinem intuitiven Kampfgeist Platz.

Link nickte entschlossen.

Bevor noch irgendetwas gesagt werden konnte, schlug das Schattenmonster mit den Tentakeln nach ihnen. Anscheinend hatte es mit einer Unaufmerksamkeit der Helden gerechnet, doch deren geschärftes Gespür warnte sie rechtzeitig, sodass sie gekonnt auswichen, sofort jedoch wieder nebeneinander Stellung bezogen.

Der Jüngere legte Köcher und Bogen ab, zog stattdessen Schwert und Schild.

“Ganz gleich wie viele ihr seid, unwürdiges Ungeziefer kann unserem großen Plan nicht das Geringste anhaben!“

Die Kreatur duckte sich tiefer, das Auge visierte die Helden an, bereit zum Angriff.

Der Jüngere setzte sich zuerst in Bewegung und ging langsamen Schrittes nach vorne. Ohne den Blick von ihrem Feind zu lassen, murmelte er ruhig seinem Gefährten zu: „Ich fang an.“

Der Glaube in seinen Kameraden war unerschüttert und Link wusste instinktiv, dass er ihm gleich auf dem Fuße ins Gefecht folgen würde.

Der Held der Zeit ging von seinen Worten nahtlos zu schnellen Schritten über, bis er schließlich mit erhobenen Waffen frontal auf das Schattenwesen zujagte. Der Regen stach ihm unbarmherzig aufs Gesicht, doch die königsblauen Augen fixierten den Feind ungerührt.

Die Kreatur nahm die unausgesprochene Herausforderung an, stieß sich schreiend mit den Füßen ab und stürmte unerwartet schnell auf den Hylianer zu.

Der erste Schreck verflog so rasch, wie er gekommen war. Fließend glitt der Träger der wiesengrünen Tunika in einer drehenden Bewegung an dem langen Arm vorbei der nach ihm griff. Am Rande bemerkte er noch, wie der Ältere lautlos an ihm vorbeihuschte.

Dann blitzte aus der Deckung unterhalb der Kreatur plötzlich das Schwert des Dunkelblonden auf. Es schlug in gefährlicher Nähe nach oben, streifte jedoch nur den Schattenkörper, der sich übermenschlich schnell zur Seite wand und mit den ausgestreckten Krallen nach ihm schlug. Der Ordoner riss den Schild auf Brusthöhe, wurde jedoch unerwartet halbherzig zu Boden geschleudert. Noch während er sich abrollte wurde ihm bewusst, dass er dies wohl nur der Ablenkung durch seinen Mitstreiter zu verdanken hatte.

Von frischem Mut gepackt wich er bei seinem neuen Ansturm den wild um sich schlagenden Strängen geschickt aus. Die wachen, hellblauen Augen verfolgten den schnellen Schattenkörper, der sich abrupt von Punkt zu Punkt bewegte, erkannten den Jüngeren, der ebenso entschlossen wie konzentriert agil den Tentakelklingen auswich und Gelegenheiten abwartete sie abzuhacken. Flink und gelenk wie ein junges Wiesel wich sein Vorgänger den undurchschaubaren Bewegungsabläufen aus und vollführte mit ihm in einer raschen, intuitiven Abwechslung Angriffe, die jedoch ins Leere verliefen oder vehement pariert wurden.

Der Kampf glich einem Todestanz. Trotz der Größe, der langen Glieder und den Widersachern zwei an der Zahl, gelang es der Schattenkreatur in einem rasanten Wechselspiel von Angriff und Verteidigung den gefährlich aufleuchtenden Klingen zu entkommen. Der Regen trommelte immer noch unbarmherzig auf das Geschehen ein, bereitete den Wiesenboden zu einer tückischen, rutschigen Fläche auf und versuchte – allerdings erfolglos – die Kämpfenden niederzuringen.

Die Kreatur knurrte verächtlich auf.

Ihr lästigen Maden! Ihr könnt ein Wesen wie mich nicht zu Fall bringen! Auf euch wartet nur der Tod!“

Gerade wollte der Jüngere in einem günstigen Augenblick frontal von unten herauf angreifen, als er plötzlich eine Pranke auf sich hernieder schwingen sah. Um den riesigen Krallen auszuweichen, suchte er die Flucht nach vorn. Zu spät bemerkte er, wie die Luft über ihm dichter wurde. Reflexartig richtete er den Körper auf und stach mit der Klinge empor, konnte jedoch dem monströsen Kiefer nicht mehr entgehen. Plötzlich hing sein Schwertarm fest und Link beobachtete mit stummem Entsetzen, wie sich die Zähne vor seinen Augen senkten und sich genüsslich in seinen Oberarm bohrten.

Dem legendären Helden entfuhr ein erstickter Schrei. Nicht vor Schmerz, sondern vor Wut. Sein Körper reagierte in Panik darauf, doch der Hylianer erkannte sofort – ungeachtet seines tobenden Selbsterhaltungstriebes -, dass sein Schwert genauso tief irgendwo in dem Wesen stecken musste.

Noch bevor er sich freikämpfen konnte, dröhnte aus dem Maul ein zerreißender, schriller Schrei und öffnete sich leicht. Link nutzte die Gunst des Augenblicks, ballte die rechte Hand zur Faust und trieb sie hitzköpfig – ungeachtet des Schildes – gegen die scharfkantigen Zähne, die unter der rigorosen Gewalt zerbrachen und seinen Arm freigaben.

Der hellblonde Kämpfer wand sich heraus und hastete einige große Schritte zurück. Er beobachtete, wie das Monster gellend den Kopf schwang und erkannte auch warum. Die ganzen hinteren Tentakel waren sauber abgetrennt worden, die zurückgebliebenen Stummel zuckten wehrlos. Nun verblieben nur noch fünf, vier links, eins rechts.

Wie zur Antwort tauchte eine Sekunde später der Ordoner neben ihm auf. Angespannt dennoch gefasst eilte sein Blick kurz über den Schwertarm seines Mitstreiters, hob sich jedoch rasch wieder.

Der Jüngere musste gar nicht hinschauen. Er spürte das starke Brennen und gleichzeitig, wie sich das warme Blut durch sein nasses Hemd seinen Arm hinunterwand. Prüfend drückte er einmal kurz und fest den Schwertgriff, spürte jedoch keine nennenswerte Veränderung.

„Es sieht schlimmer aus, als es tatsächlich ist.“, murmelte er ohne ihren Feind aus den Augen zu lassen.

Der Ältere glaubte ihm das für den Augenblick. Sorge würde nur ihren Geist trüben. Einmal mehr wurde ihm bewusst, wie wichtig ihr gegenseitiges Vertrauen war, auch in dieser Hinsicht.

„Irgendwelche Schwachstellen?“, fragte der Einheimische kurz angebunden.

„Noch nicht...“

Erneut kreischte die Kreatur gellend auf, dass es den Helden das Blut in den Adern gefror. Die Verschnörkelungen leuchteten auf, die der Ältere zuvor bemerkt hatte, zeigten sich nun als violette, pulsierende Wirbel.

Das Ungetüm baute sich auf, breitete die Arme aus, brüllte bestialisch. Eine Druckwelle dunkler Macht prallte ungesehen gegen die jungen Männer, der sie jedoch nach einem anfänglichen Taumel ohne weiteres standhielten.

Doch damit nicht genug. Es schien, als ob sie einen schlafenden Teufel geweckt hätten.

“Ich schwöre euch, dies war euer letzter Triumph! Ich töte und zerfetze ausnahmslos jeden von euch!“

Die klirrend hellen Laute kreischten in den empfindlichen, hylianischen Ohren. Es fiel ihnen schwer nichts von ihrer Konzentration einzubüßen, denn sofort polterte ihr Gegner wie ein wahnsinniger Affe auf sie zu. Die Arme schlugen rasend nach den gründgewandeten Helden, die noch leichtfüßig auswichen.

Eine der Pranken preschte von rechts an den Ordoner heran. Sein glasklarer Instinkt reagierte sofort. Innerhalb nur eines winzigen Augenblicks spannten sich die Muskeln seiner Beine an, stießen sich kraftvoll vom Boden ab. In einem haarscharf berechneten Überschlag nach hinten, entkam er galant den scharfen Krallen, die gefährlich an ihm vorbeifegten. Noch inmitten der Drehung erspähten die hellblauen Augen den verbliebenen Tentakel auf seiner Seite. Gerade berührten seine Füße die feuchte Erde, als die schwarze Sichel auf ihn zuraste mit seinem Bauch als Ziel. Geistesgegenwärtig erspähte er noch seinen Gefährten auf der anderen Seite des Monsters. Die dunkelblauen Augen sprachen unmissverständlich und der Hylianer verstand sofort.

Er trat nur einen minimalen Schritt zur Seite, als die Sichel gegen seine Seite schlug und an den Kettengliedern vorbeischrammte.

Link keuchte erstickt, als ein rasanter, dumpfer Schmerz den Atem aus seinen Lungen trieb. Doch ungeachtet dessen packte er mit der rechten Hand den schlangenähnlichen Schattenkörper, klemmte ihn zwischen Hüfte und Unterarm. Er verankerte seine Stiefel im Boden, hielt dabei den Tentakel fest im Griff, sodass die Kreatur in ihrer Bewegung gestört wurde.

Die Sichel zappelte unruhig hinter ihm, konnte sich jedoch nicht so weit krümmen, um ihn zu erreichen. Zornig brüllend wandte sich die Kreatur dem tannengrün gewandeten Helden zu, der krampfhaft und verbissen stur den Tentakel festhielt. Der Schattenkörper fühlte sich seltsam glatt an, während Link am Rande seiner Konzentration ein dunkles Pulsieren darin wahrnahm.

Doch das Wesen überlegte nicht lange. Der junge Mann beobachtete, wie es die Arme in die Höhe riss, wohl mit der Absicht ihn zu zerquetschen. Als sie ihren höchsten Punkt erreichten, sah Link seine Chance und auch gleichzeitig die seines Mitstreiters. Er hob die Klinge bis zum Anschlag über die Schultern hinter den Rücken. Da es nicht sein Schwert war, welches im Begehr des Feindes stand, spannte Link den Arm an und warf es kraftvoll in Richtung des Monsterkopfes.

So schnell wie der drehende Schleifstein einer Schmiede wirbelte das Master-Schwert um seine eigene Achse. Das Monster zeigte sich zu perplex, um schnell genug zu reagieren, sodass die heilige Klinge sich in dessen Kehle verkeilte.

Begleitet von einem ohrenzerreißenden Schrei leuchtete der Stahl auf, konnte nicht von dem dunklen Wesen berührt werden. Das Licht strahlte hell in der Finsternis, ließ die schrillen Laute verstummen und den Körper zuckend innehalten.

Nur wenige Augenblicke danach donnerte ein anderer, wilder Kampfesruf durch den Regen.

Der Dunkelbonde erkannte seinen Kameraden, der blitzschnell die Bestie als Trittleiter benutzt hatte, um von oben auf ihren Gegner niederzujagen. Sein Vorgänger hielt mit der linken Hand das Schwert neben seinem Gesicht im Anschlag und als die symbolverzierte, violett leuchtende Kopfplatte der Schattenkreatur in seine Reichweite kam, setzte der legendäre Held zur Stichattacke an. Die Klingenspitze bohrte sich durch den Kopf, tiefer und tiefer, bis es über die Hälfte versenkt war. Kleine Sprünge zogen sich zackig über die zornig leuchtenden Symbole, zerfurchten die verschlungenen Linien, brachen sie auf, bis die Kopfplatte schlussendlich zerbarst.

Der junge Herr über die Zeit befreite in Windeseile seine Waffe. Dann trat er mit den Füßen auf die schwarzen Schultern, sprang in einer fließenden, drehenden Bewegung erneut in die Lüfte und landete geschickt neben dem Ordoner, der sich zwischenzeitlich sein Schwert wiederbeschafft hatte.

Ihre Blicke kreuzten sich, verharrten kurz aufeinander. Innerhalb weniger rascher Atemzüge hatten sie sich gegenseitig von ihrem akzeptablen Gesundheitszustand überzeugt und fixierten das tobende Monster. Es schleuderte Flüche in die Luft, kreischte schrill und riss den mächtigen Kiefer auf. Jenes Auge rollte zornig in seiner Höhle herum. Winzige, schwarze Linien fraßen sich durch das blutige Rot bis zur Pupille hindurch.

Das Loch im Hals des Monsters erkannten die Hylianer kaum, doch unter der zerbrochenen Kopfplatte zeigten sich wulstartige Knoten, die schwach im Grau einer Dämmerung leuchteten. Das Schattenwesen bäumte sich auf, streckte die langen Arme empor, ehe die Pranken laut donnernd auf den Boden aufschlugen und es in kriechender Haltung liegen blieb. Die schwarze, dickliche Masse troff weiter aus dem Maul heraus, landete platschend auf dem zerfurchten Wiesenboden.

Die blauen Augenpaare fixierten abschätzend das finstere Wesen, während ihre Körper in angespannter Kampfhaltung warteten. Rasch wechselten sie einen Blick der bestätigte, dass sie beide dem Frieden nicht trauten.

Bis auf die Knochen durchnässt pirschten sie sich langsam heran, machten einen vorsichtigen Schritt in dem aufgeweichten Schlamm nach dem anderen, währenddessen sich der Regen noch immer unbarmherzig auf sie niederwarf.

Eine ungewöhnliche Stille hüllte das Geschehen ein. Die Luft verdichtete sich und hing schwer über dem Boden. Plötzlich verschluckte die Atmosphäre um sie herum jedes Geräusch, als ob die Hylianer mit einem Schlag taub geworden wären.

Umso grässlicher ertönte dann der helle Schrei in ihren Ohren, höher und betäubender als zuvor. Gleichzeitig erfasste sie eine Druckwelle und schmetterte sie schlagartig zurück. Trotz des lähmenden, hohen Tons – der allmählich abflaute und die Geräusche der Umgebung wieder zuließ – fingen sich die Helden in der Luft und rutschten auf den Füßen einige Meter zurück.

Alarmiert und verbissen fixierten sie die Schattenkreatur, die aufrecht auf sie zuschritt. Insgesamt fünf der eigenartigen Wirbel leuchten bedrohlich vor der schwarzen Masse auf. Vier fanden parallel zueinander ihren Platz auf Schultern und Armbeugen, während der fünfte mittig auf der unteren Hälfte des Bauches prangte.

Kein schriller Ton zerriss die Luft, vielmehr brachte sie die tiefe, seelenlose Stimme bedrohlich zum vibrieren: “Ihr dummen Narren! Glaubtet ihr wirklich, dass ein Wesen der alten Magie nur mit einfacher Schwertkunst zu übertölpeln wäre?“

Das Monster machte einen Schritt nach vorn und im Einklang damit wurden die Helden ein weiteres Mal von einer noch stärkeren Druckwelle zurückgeschleudert. Ihre gespreizten Finger gruben sich in den schlammigen Dreck, als sie sich erneut abfingen und taumelnd zum Stehen kamen.

„Verdammt! Wir müssen ausweichen oder irgendwie versuchen uns zu verteidigen!“

„Wir versuchen es mit einem Sprung nach oben!“, erwiderte der Jüngere durch das laute Regentrommeln.

“Erlaubt euch nicht mich zu ignorieren!“, schrie die dunkle Stimme und schoss abermals eine schwarze Druckwelle gegen die Hylianer.

Den Vorschlag des legendären Helden ausprobierend versuchten sie ein Ausweichmanöver in der Luft, wurden jedoch inmitten des Sprungs erfasst, sodass sie hart auf dem Rücken aufschlugen und über den Boden rollten. Keuchend erhoben sie sich auf alle Viere. Die Gesichter starrten schlammverschmiert entsetzt auf die Kreatur die stetig näher kam. Eine waagerechte, schwarze Sichel bildete sich vor ihr, die im nächsten Augenblick auf sie zurauschte. Unfähig der unbekannten Magie zu entrinnen, schleuderte sie die menschlichen Körper ein weiteres Mal zurück. Trotz des Abwehrversuches mit dem Schild, wirkte der Angriff stärker als zuvor.

Dem Ordoner war, als ob ihn eine riesige Faust in den Magen getroffen hätte. Seine Innereien wanden sich schmerzvoll, als er versuchte sich aufzurichten. Der Schock dieser Attacken steckte noch in seinen Gliedern, lähmte und betäubte sie. Er hustete und eine Welle metallischen Geschmacks rollte über seine Zunge hinweg. Vor seinen Augen flackerten schwarze Punkte, als er sich auf die Knie raffte. Mit dem Handrücken wischte er das Blut aus den Mundwinkeln, sammelte seine Sinne, wagte einen kurzen Blick auf den Kämpfer an seiner Seite, bevor die hellblauen, hochkonzentrierten Augen erneut den Feind fixierten.

„Ich glaube es war keine gute Idee den Kopf zu zertrümmern...“, murmelte sein Vorgänger bitter und schluckte. Das Wesen hingegen lachte finster auf.

“Ich zerfetze eure Leiber...“

Ohne auf die Worte des Feindes zu achten, führte der Einheimische seine ganz eigenen Gedankengänge.

„Wenn wir Mut beweisen...“, murmelte er.

“...mit meiner Magie und...“

Die dunkelblauen Augen weiteten sich: „Ja! Das ist es!

“...bringe das Schwert des Zeitenhelden dar...“

Der Ältere drehte sich ihm zu und Link erkannte verwundert einen Hauch des Zweifels in dem Blick.

“Unser Gebieter wird mich mitnehmen...“

Doch dann verstand der Held der Zeit sofort; Die Erinnerungen an ihre misslichen Anfangsversuche standen seinem Abbild im Weg.

“Die neue Welt ist nicht mehr fern...“

Entschlossenheit, die jeglichen Zweifel verbannte, bemächtigte sich seines Geistes.

„Link.“, sprach der legendäre Held fest, legte das Schwert nieder und streckte seinem Gefährten die Hand hin, „Lass uns gemeinsam Mut beweisen.“

“… und wir werden die wahren Herrscher über die Welten sein....“

Nach dem Hauch eines Zögerns überzeugte der Ausdruck des Jüngeren und seine Reinkarnation griff ebenfalls mit der Schwerthand nach der seinen. Sie verharrten in einem gegenseitigen Blick, standen auf und ein angenehmes Prickeln zog sich über seine Haut. Der Ältere glaubte fast den Herzschlag seines Gefährten zu hören, der im vollkommenen Einklang zu dem seinen pochte.

“Ihr könnt uns nicht aufhalten!“

Der Ordoner spürte eine erneute Angriffsvorbereitung der unbekannten Magie, doch er konnte den Blick nicht von seinem Partner abwenden, der sich wie sein getreues Spiegelbild verhielt. Das scharfe Rauschen der schwarzen Sichel drang nur entfernt an seine Ohren, als es auf sie zuraste und einige Meter von ihnen entfernt an irgendetwas abprallte.

Ohne es selbst bemerkt zu haben waren ihre Energien miteinander verschmolzen, bildeten nun um sie herum eine kugelförmige Einheit, die sie vor jedem Schaden bewahrte.

Die Attacke blieb von dem dunkelblonden Helden keinesfalls unbemerkt, doch hatte er das Gefühl sie würde an ihrem vereinten Bewusstsein zerschellen, wie eine Welle an einer Felswand.

Ungeachtet des tobenden Kreischens der Monstrosität sahen sich die Hylianer weiterhin in die blauen Augen, wanderten einmal kurz über ihre goldene Aura. Der Herr über die Zeit grinste zufrieden.

„Jetzt sind wir am Zug. Schlagen wir mit der heiligen Macht zurück!“

Die Zuversicht, die in seiner Stimme mitschwang, ergriff auch von seiner Reinkarnation Besitz. Intuitiv wusste er was zu tun war und lächelte als Bestätigung entschlossen.

Urplötzlich bebte die Erde unter ihren Füßen. Die Helden schauten auf und sahen sich nur wenige Schritte entfernt der Schattenkreatur gegenüber, jene Pranken zum Angriff erhoben und das blutige Auge wahnsinnig zitternd.

Der minimale Augenblick, in dem die Helden hätten ausweichen können, verstrich ungenutzt. Die scharfen Krallen schnellten auf sie zu, doch davon vollkommen ungerührt traten die Hylianer einen gemeinsamen, furchtlosen Schritt nach vorne; Jeder mit einem Blick der ihre innere Kraft wiederspiegelte.

Im vollkommenen Einklang zueinander festigten sie die goldene Aura um sich herum und nachdem das finstre Wesen an ihrem Lichtkreis abprallte, jagten ihm die jungen Kämpfer eine Welle des hellen, grüngoldenen Leuchtens hinterher.

Die göttliche Kraft überwältigte die Kreatur, streckte sie mühelos nieder.

Die Hylianer atmeten kurz auf, aber nun entfesselte sich die Triforce-Magie in ihnen vollends. Die heiligen Dreieckssymbole strahlten auf ihren Handrücken auf, erweckten Quellen wahrer Macht in den irdischen Körpern. Der Jüngere spürte sie durch seine Adern pulsieren. Er hatte das Gefühl mit nur einem kollektiven Gedanken die Kreatur zu Staub zerfallen lassen zu können.

Sich fortwährend an den Händen haltend gingen sie in dem Bewusstsein von Unverwundbarkeit langsam Schritt für Schritt nach vorne, während der grüngoldene Lichtkreis um sie herum zu explodieren schien. Die feinen Lichtstreifen verstärkten und verdichteten sich gleichermaßen, die Luft flimmerte und die göttliche Energie wurde fast greifbar. Der goldene Schein legte sich über ihre Körper, ließ ihre Herzen im Takt zu ihrer Schutzpatronin vibrieren.

Der Feind rappelte sich auf und bündelte seinerseits die schwarze Magie.

“Gegen die uralte Macht unseres Volkes ist selbst eure Lichtsubstanz hilflos!“

Das Wesen entfesselte die finstren Schatten und unzählige Sichelklingen flogen schwallartig auf sie zu. Die Luft war erfüllt von scharfen Rauschgeräuschen, doch die Krieger fürchteten nicht die schwarzen Todessensen, welche den Raum um sie herum einnahmen.

Die blau leuchtenden Augenpaare durchstachen die Finsternis, ließen sich nicht beirren, sondern hielten die Kreatur genau im Visier und als ob die pulsierende Göttlichkeit in ihren Körpern nur darauf gewartet hätte, entlud sie sich mit einem plötzlichen, gewaltigen Schlag. Ihre Aura dehnte sich kreisförmig aus, löschte restlos alle Schattenklingen aus, die einfach von der göttlichen Macht verschluckt wurden, wie Ameisen von einer Flutwelle.

Das Monstrum hielt der grüngoldenen Kraft stand, doch jeder Funke der Schattenmagie wurde restlos aus ihm herausgepresst und vernichtet.

Der Einheimische starrte das Schattenwesen an, welches sich in ihrer Gewalt befand. Es schrie bestialisch, zornentbrannt, versuchte vergebens seine Macht zu halten und sich zu befreien, dabei ließ die Kraft der Fragmente nicht mehr als ein Zucken zu.

Der Held der Zeit fühlte inzwischen, wie sich die Gotteskraft zwischen ihnen aufbäumte und unaufhaltsam stark aus ihnen hinausströmte. Ihre Hände waren wie aneinandergekettet, ihre Fragmente leuchteten und verlangten Link alle Selbstkontrolle ab. Die heilige Magie wollte aus diesen irdischen Gefängnissen ausbrechen, doch der Jüngere versuchte krampfhaft sie aufzuhalten. Er wusste; je stärker sich die Kraft ihrer Fragmente entlud, desto mehr würde es ihre Körper belasten, die für eine solche Konzentration göttlicher Energie schlichtweg nicht geschaffen waren.

Sein Ebenbild wandte sich ihm zu, erkannte sein Vorhaben und auch wenn der legendäre Held nicht wusste ob sein Kamerad verstand, versuchten sie beide loszulassen.

Die Luft um sie herum verdichtete sich, bis sie schlussendlich die Kontrolle über das grüngoldene Licht verloren. Urplötzlich barst die Aura, fegte in alle Himmelsrichtungen hinfort und nahm alles mit, was sie erhaschte. Kreisförmig riss sie die dunkle Wolkendecke auf und starke, herrische Winde jagten sie innerhalb weniger Augenblicke fort, offenbarten einen sternenklaren Nachthimmel.

Die Auserwählten lösten sich ruckartig voneinander, sanken keuchend auf die Knie, während die geschundene Schattenkreatur – von der heiligen Macht losgelassen – auf dem Boden aufschlug und zuckend liegen blieb.

Der hellblonde Kämpfer stützte sich mit den Fäusten auf der durchtränkten Wiese ab. Er rang nach Luft, als ob er hundert Meilen durch die Gespensterwüste gerannt wäre. Die Kraft wich aus seinen Gliedern und auf einmal fühlte sich Link ausgezehrt.

Alles um ihn herum verharrte ruhig, selbst der unerbittliche Regen war vertrieben worden. Um innerliche Fassung bemühend stand er auf, als ihn helfende Hände an Brust und Arm stützten. Verwundert schaute er auf in die vertrauten Gesichtszüge seines Pendants. Die hellblauen Augen huschten kurz prüfend über ihn, ehe sie seinen Blick hielten.

„Wie geht es dir?“

Der Jüngere hörte aus der festen Stimme den Ansatz von Besorgnis heraus, als er genau die Frage hörte, die er vorhin selbst gestellt hatte. Er richtete sich auf und lächelte: „Mach dir keine Gedanken, mir geht es gut. Bin nur ein wenig fertig ... und du?“

Die Augenbrauen des Einheimischen hoben sich erleichtert, dann schüttelte er kurz den Kopf.

„Mir fehlt nichts. Trotzdem hat der Angriff seinen Tribut gefordert...“

Dann sah er zur Seite.

„...aber vielleicht waren wir erfolgreich.“

Der legendäre Held folgte dem Blick seines Partners nach vorne. Der finstere Körper lag zappelnd am anderen Ende der Weide. Die dunkelblauen Augen verengten sich skeptisch, bevor er nachhakte: „Du klingst nicht sehr überzeugt...“

„Das bin ich auch nicht...“, murmelte seine Reinkarnation.

In diesem Augenblick erhob sich die Kreatur langsam und stöhnend. Die fünf Wirbel, verteilt an Bauch, Schultern und Armbeugen, leuchteten ungebrochen auf. Der jungenhafte Kämpfer fixierte sie erneut fragend. Sein Gefährte hingegen sammelte ihre Waffen zusammen, hielt seinem Abbild Schwert und Schild entgegen, wobei er selbst schon wieder vollständig ausgerüstet war.

Natürlich entging ihm der starre, kritische Blick seines Vorgängers nicht. Er folgte ihm und bemerkte ebenfalls die violett leuchtenden, kreisförmigen Spiralen. Sie sahen aus wie ein Muster, auch wenn der Ordoner kein konkretes erkennen konnte.

Plötzlich schaute sich sein Mitstreiter hektisch um, suchte mit den Augen den matschigen Boden um sie herum ab.

„Was-?“

„Weißt du wo mein Bogen ist? Ich muss etwas ausprobieren!“

Die Stimme seines Vorgängers klang plötzlich nervös, aufgeregt. Er selbst hatte die Fernkampfwaffe schon vorhin erspäht.

„Der Bogen und der Pfeilköcher liegen dort drüben.“, erklärte Link und zeigte mit dem Finger nach links in Richtung des Weidentors. Einige Meter davor lagen sie unberührt im Gras.

Der Jüngere wollte gerade losstürmen, da wurde er von einer Hand an seinem Arm aufgehalten. Als er sich verwundert umdrehte, ließ seine Reinkarnation ihn bereits wieder los und sah ihn fragend an: „Was hast du vor? Wo willst du hin ohne Schwert und Schild? Das ist viel zu-“

Doch weiter kam der Einheimische nicht mehr, da fiel ihm sein Vorgänger entschieden ins Wort.

„Ich habe vielleicht seine Schwachstelle entdeckt! Mir passiert schon nichts, bleib du hier und lenk es ab. Du wirst es verstehen.“

Er schaute entschlossen, trotzdem auch flehend in das verwirrte, himmelblaue Augenpaar und griff fest mit der Hand nach dem Arm seines Partners.

„Ich gebe dir Rückendeckung und bin sofort wieder bei dir, wenn was schief läuft. Vertrau mir!“

Damit riss er sich endgültig los und rannte so schnell es die schlammige Wiese erlaubte auf seinen Bogen zu. Einige Schritte davor hörte er bereits das Kampfgebrüll der Kreatur und einmal mehr wurde ihm unerträglich schuldig bewusst, dass er von der Seite seines Gefährten gewichen war.

Fluchend über die wenigen ihm verbliebenden Momente erreichte er endlich seine Waffen. Er packte den Bogen, zog geschwind einen Pfeil aus dem Köcher und setzte an. Die Sehne war nass und drohte seinen Fingern zu entgleiten, doch Link musste sich gedulden. Es gab nur einen winzigen Augenblick der einen sicheren Treffer garantierte. Das Monster harrte noch am anderen Ende der Weide – für den Plan des Bogenschützen zu weit entfernt -, doch nach dem nächsten Atemzug hielt es auf seinen Mitstreiter zu, der ungerührt in Kampfstellung wartete.

Gut Link! So wird es klappen!

Durch die abrupt raschen Bewegungen gestaltete es sich für den legendären Helden schwierig, das Ziel im Auge zu behalten. Die Spitze seines Pfeils folgte ruhig der Kreatur, bis sie nur noch einen Laufschritt von seinem Abbild entfernt war.

Link öffnete sein zweites Auge, korrigierte innerhalb eines Lidschlags und ließ die Sehne los, die bis zum Anschlag gezogen war. Durch die Spannung schnellte sie scharf wie eine Peitsche zurück, streifte dabei die Wange ihres Herrn, schickte jedoch zuverlässig den gefiederten Pfeil auf die Reise. Gerade wie eine gespannte Schnur schoss er in Windeseile durch die Luft und versenkte sich im Ziel.

Der Ältere hatte das Sausen des Pfeils bereits vernommen, wich aus diesem Grund ein Stück weit zurück und beobachtete, wie sich der Schaft in die mittlere Spirale auf dem Bauch des Wesens bohrte. Obwohl gerade mal die Spitze in dem finstren Körper verschwand, kreischte die getroffene Gestalt wie von Sinnen auf. Schäumend vor Wut und Schmerz schlug es mit Armen und Tentakeln um sich. Der Einheimische hatte vorausschauend bereits den nötigen Sicherheitsabstand gewahrt, der ihm einen kurzen Blick auf die violette Spirale gewährte. Sein Kamerad hatte voll ins Schwarze getroffen – womit sich seine Vermutung bezüglich der Schwachstellen bestätigte –, doch der Wirbel leuchtete immer noch.

Eine finstre Pranke schlug von oben auf ihn herab, doch der Hylianer wich behände mit einem Sprung nach hinten aus. Die zweite schlug dicht neben ihm auf und Link nutzte seine Chance. Leichtfüßig sprang er über die langen Krallen hinweg, hielt sich mit dem Schwert die Tentakelklingen vom Hals. Er ließ den stählernen Griff seines Schildes los und sprang – als der Weg frei war – zwischen den langen, eingeknickten Beinen hinauf zum schwarzen, flachen Bauch. Mit der rechten Hand stieß er den Pfeil ruckartig in den Körper hinein.

Link wusste, dass dieses Vorhaben nicht mehr tollkühn, sondern im höchsten Maße waghalsig war. Er hatte die Linien des Feindes ohne kämpferische Taktik durchbrochen und wurde jetzt der Folgen gewahr.

Das Monster schrie abermals so durchdringend schrill auf, dass die Konzentration des Hylianers kurz aussetzte und er sich nicht den nötigen Überblick verschaffen konnte.

Das Wesen baute sich zu voller Größe auf, schwang beide Arme in die Höhe und ließ sie auf den Einheimischen niederschmettern. Link gelang es nicht rechtzeitig aus der Reichweite der Kreatur zu entkommen, riss den Schild mit beiden Händen hoch, verbarrikadierte sich darunter so gut es ging. Gleich darauf erzitterte der Stahl und die Wucht warf ihn zu Boden. Der Hylia-Schild presste schlagartig seine Arme schmerzhaft gegen seine Brust, quetschte seine Knochen ein und drückte ihm den Atem aus den Lungen. Link versuchte den Pranken entgegenzuwirken, als der Druck plötzlich nachgab und der Schlammboden um ihn herum von feurigem Licht erhellt wurde.

Ohne zu zögern rollte der Kämpfer geschickt rückwärts auf die Füße, verschaffte sich den nötigen Abstand und schaute auf. Der gesamte Schädel mitsamt dem Augenmaul war von Feuer umschlossen, sodass das Wesen taumelte und den Kopf wie von Sinnen durch die Luft warf.

Sofort tauchte neben ihm sein Vorgänger in voller Montur auf.

„Entschuldige,“, murmelte er schuldbewusst, „mein Plan war doch nicht ganz so gut durchdacht.“

Der Ältere sah ihn aus den Augenwinkeln an und hob ansatzweise einen Mundwinkel in die Höhe.

„Dein Plan war genial.“

Der hellblonde Kämpfer drehte überrascht den Kopf.

„Was? Wieso?!“

Seine Reinkarnation zeigte auf den aufgespießten Wirbel am Bauch des Monsters.

„Siehst du? Die Spirale leuchtet nicht mehr. Das sind die Schwachstellen nach denen wir die ganze Zeit gesucht haben. Wenn wir sie alle angreifen und zum Verblassen bringen...“

„...können wir es besiegen.“, beendete der Jüngere den Satz erstaunt.

Der Ordoner nickte voll grimmiger Zuversicht.

„So ist es.“

Sein Mitstreiter atmete tief ein. Dann stellte er den rechten Fuß gleichsam mit der Schildhand nach vorne und winkelte den linken Arm an, sodass die Schwertspitze schräg in den Himmel ragte. Sein Partner verhielt sich wie ein Spiegelbild und nahm genau dieselbe Kampfstellung ein. Der Jüngere bemerkte es.

„Wenn es so gut klappt wie beim letzten Mal, denke ich können wir es in einem Zug besiegen.“, erklärte der jungenhafte Hylianer. Er hatte sich automatisch in eine Position gestellt, die einen gemeinsamen Angriff einläutete. Dabei war er gar nicht sicher, ob sein Pendant seine Meinung teilte. Doch dessen Antwort widerlegte rasch alle Zweifel.

„Du hast dich so entschieden, wie auch ich mich entschieden habe.“

Der Einheimische drehte kaum merklich den Kopf und sah dem Anderen fest in die Augen.

„Wir sind ein Team und ich vertraue dir mein Leben an.“

Unerschrockenheit trat in den königsblauen Blick.

„Und ich vertraue dir meines an.“

Nachdem die Stimmen verklungen waren, richteten die Helden den Blick nach vorne. Die Schattengestalt kämpfte noch immer mit den restlichen Flammen, zerstob sie jedoch endgültig und heftete das irre, blutrote Auge auf die Widersacher vor sich.

“Ihr seid nur kleine unwürdige Insekten im Vergleich zu unserer alten, machtvollen Abstammung! Ich zerreiße und zerquetsche euch wie Maden, sodass absolut nichts mehr von euch zurückbleibt!“

Die violetten Spiralen leuchteten auf, als die Bestie auf die grüngewandeten Krieger zuschnellte. Mit einem gleichzeitigen „Jetzt!“ läuteten die jungen Helden ihr gemeinsames Manöver ein. Im selben Moment drückten sie sich mit dem rechten Fuß ab, hielten perfekt aufeinander abgestimmt auf das Wesen zu. Jeder Schritt trat absolut synchron auf dem Boden auf. Es war, als ob jeder von ihnen neben einem Spiegel laufen würde, denn Haltung, Schrittgröße und Geschwindigkeit waren perfekt einander angepasst. Die vermeintlichen Spiegelbilder entlarvten sich nur durch Äußerlichkeiten, wie Körpergröße, Tunika oder Haarfarbe.

Als sie in die Reichweite der Kreatur eindrangen, schnellten die Pranken nach vorne, um jeweils einen der Schwertkämpfer zu erhaschen. Galant wichen die Hylianer mit einer Drehung nach innen aus, sodass sie sich nun Seite an Seite zwischen den schwarzen, langen Armen befanden.

Die Synchronität der jungen Helden verwirrte die Schattengestalt und sie nutzten ihre Chance.

Im gleichen Augenblick öffneten die Hylianer ihre Haltung, durchstachen gezielt den jeweiligen Wirbel in den Armbeugen der Kreatur, ehe sie ohne zu zögern weitereilten.

In einem gleichzeitigen Sprung zerrissen die heiligen Klingen die violetten Spiralen an den Schultern. Das Duo landete hinter der Kreatur mit nach vorne gestreckten Schwertarmen. Mit einer Drehung wirbelten die Krieger herum. Ihr Feind tat es ihnen gleich und setzte bereits zum Angriff an. Doch ungeachtet dessen brachen die Helden in ihrer einzigen fließenden Bewegung nicht ab. Sie stoppten mit dem linken Fuß, der sich nun zurückstellte, zogen die Schwerter stichbereit zurück. Dann stießen sie noch in diesem Moment mit den Klingen zu, tauchten unter den langen Armen hindurch und versenkten den heiligen Stahl auf absolut gleicher Höhe nebeneinander in der Brust des Monsters.

Die Kreatur erstarrte inmitten der Attacke und die Hylianer harrten der nächsten Sekunden. Die durchbohrten, violetten Spiralen begehrten ein letztes Mal schwach auf, erloschen jedoch schlussendlich. Die langen Arme fielen schlaff zu Boden und der Körper kippte vorne über. Schnell zogen die jungen Männer die Schwerter aus dem Leib und wichen zurück. Das Ungetüm schlug vor ihnen auf, wie eine eingetretene Tür. Schlamm spritzte zu allen Seiten und es blieb zuckend liegen.

Der Atem der Hylianer rannte schnell durch ihre Lungen. Misstrauisch beäugten die blauen Zwillingsaugen die sich krümmende Kreatur. Manchmal vernahmen sie noch ein Ächzen und Stöhnen, bevor es stetig ruhiger wurde.

Der Ältere konnte kaum den Blick von dem Monstrum lassen. Er musste sichergehen, dass keine Gefahr mehr bestand. Der legendäre Held bemerkte den Blick. Aus diesem Grund stellte er sich neben sein Abbild und fasste mit der rechten Hand an den Schwertarm.

„Link...“

Es war, als ob der Angesprochene aus einem Traum erwachte. Er zuckte kaum merklich zusammen und schaute bei der vertrauten Berührung seinem Partner in die Augen.

„Wir haben es besiegt Link.“, sprach sein Vorgänger beruhigend, „Die Dorfbewohner sind in Sicherheit. Wir haben nichts mehr zu befürchten.“

Ein schrilles Lachen ertönte und überrascht schauten die Helden auf. Die Kreatur wälzte sich herum, sodass das blutrote Auge sie aus der offenen Maulhöhle anstarrte. Unwillkürlich trat der dunkelblonde Kämpfer einen Schritt vor, schützend vor sein Abbild. Da erhob die Gestalt auch schon hell kichernd die Stimme.

„Ihr seid törichte Narren! Glaubt ihr wirklich ihr wäret in Sicherheit? Ihr könnt nicht das Geringste gegen den Meister ausrichten. Was glaubt ihr denn, warum wir uns die Mühe gemacht haben dieses unbedeutende Dorf anzugreifen?“

Der Ordoner biss die Zähne fest zusammen, behielt diesmal jedoch souverän seine Selbstkontrolle. Er würde sich nicht von einem sterbenden Feind provozieren lassen. Der legendäre Held hingegen lauschte angespannt.

„Wir haben euch in die Falle gelockt und ihr wart dumm genug in sie hineinzutappen! Diese kümmerlichen Menschen dienten nur als Mittel zum Zweck, damit ihr kommt und wir euch des Schlüssels berauben konnten!“

„Welcher Schlüssel?!“, entfuhr es dem Einheimischen aufgebracht, näherte sich dem Wesen noch wenige Schritte. Dieses lachte abermals schallend auf.

„Ihr seid so unwissend, dabei glaubt ihr mit allen Geheimnissen der Schatten vertraut zu sein. Aber davon erzähle ich euch im Jenseits!“

Ohne Vorwarnung schnellte das mit spitzen Zähnen gespickte Maul nach vorne. Der Ältere war zu nah, riss den Schild reflexartig schützend vor den Körper, ehe der Kiefer zuschnappte. Wie auch schon sein Mitstreiter vorher hing der Schildarm im Maul des Monsters fest. Doch gerade der Schild hielt den Kiefer soweit offen, dass die Zähne seinen Arm zwar einklemmten, aber nicht verletzten. Krampfhaft hielt Link den hylianischen Stahlschutz aufrecht.

„Versuch es nicht einmal!“

Die Stimme kreischte auf und plötzlich harrten die sensenartigen Krallen neben ihm auf der rechten Seite in Kampfstellung, nur um ihn bestmöglich aufspießen zu können. Sein Abbild musste wohl einen Angriff beabsichtigt haben, wurde jedoch dadurch ausgebremst. Ein wütendes Knurren hinter ihm bestätigte diese Vermutung.

„Lass ihn gehen oder ich stech dir das Auge aus!“

Die Stimme des legendären Helden bebte nicht nur des Zornes wegen, nein, eine sachliche Gewissheit schwang in ihr mit, die keine leeren Drohungen versprach.

Der Einheimische fühlte sich in seinem Vertrauen zu seinem Partner bestärkt, behielt einen klaren Kopf und drückte den Schwertgriff in der Linken fester. Die Kreatur hingegen ließ sich von den Worten des Zeitenhelden ablenken. Sie kicherte höhnisch auf.

„Vorher wirst du den durchbohrten Leib deines Freundes von meinen Krallen wetzen müssen! Doch glaube nicht, dass mein Tod eure Sicherheit gewährt…“, spöttelte es verächtlich, „ ... mein Meister wird euch jagen und finden, genauso wie er dieses tief in den Wäldern versteckte Dorf gefunden hat. Hält er erst den Schlüssel in Händen wird er das Portal öffnen und-“

Die nächsten Worte nahm die Kreatur mit ins Grab, denn urplötzlich rauschte ein schattiger Blitz innerhalb eines winzigen Augenblicks aus dem Himmel auf die Gestalt herab. Gewaltsam befreite der Jüngere den Arm seines Kameraden, indem er ihn geistesgegenwärtig von dem elektrisierten Körper zurückzog. Das Ungetüm schrie gellend auf, bevor es explosionsartig in tausende Partikel zerbarst. Der Schild des Ordoners – den er zuvor losgelassen hatte – wirbelte durch die Luft, landete wuchtig und dumpf klappernd auf dem durchweichten Boden. Die dunklen Pünktchen verharrten bis dahin in der Luft, ehe sie sich stumm auflösten.

Still und wortlos wie Statuen starrten die Helden entgeistert auf die Stelle, wo der Einheimische nur eine Sekunde zuvor noch festgehalten wurde. Es verstrichen einige Augenblicke, bis sie sich von dem abrupten, rätselhaften Ende Ihres Widersachers erholten.

„Was…was ist passiert?“, hauchte der legendäre Held perplex.

„Ich weiß es nicht…“, murmelte seine Reinkarnation und schaute verdattert in den Himmel, konnte jedoch keine verräterischen Spuren entdecken.

Dann stach er das Schwert in den Boden und sackte auf die Knie. Der Ordoner konnte noch nicht so recht glauben, dass der Kampf nun ausgestanden war. Langsam sickerten die Worte des Wesens in sein Bewusstsein. Wenn sie tatsächlich zutrafen – und viele Dinge sprachen dafür -, dann war er es selbst gewesen, der die Dorfbewohner in diesen schrecklichen Kampf verwickelt hatte.

Link atmete schuldbewusst ein und fasste sich mit der Hand ans Gesicht.

Der legendäre Held musste ebenfalls erst realisieren, dass das Gefecht vorüber war. Seine stetig vorherrschende innere Wachsamkeit und Anspannung löste sich auf und ließ ein Gefühl von Erschöpfung zurück.

Automatisch steckte er das Schwert wieder in die Scheide und warf sich den Schild auf den Rücken, klopfte und rieb den Dreck von seinen Sachen ab so gut es ging. Erst dann glitten seine dunkelblauen Augen zur Seite. Sein Abbild war kniend zu Boden gesunken und bedeckte seine obere Gesichtshälfte mit der linken Hand. Sein Schwert wartete wie ein stummer Gefährte neben ihm.

Der jungenhafte Hylianer ging auf seinen Partner zu und legte die Hand auf seine Schulter. Er konnte sich vorstellen, welcher Konflikt in seinem Inneren tobte. Es mussten die Worte des Schattenmonsters gewesen sein, die ihm keine Ruhe ließen.

„Link...“

„Wie konnte ich nur so dumm sein?!“

Die aufgebrachte Stimme des Älteren schnitt ihm das Wort ab und ließ ihn innehalten.

„Ich habe sie alle in Gefahr gebracht! Ich hätte doch wissen müssen, dass wir von dem dunklen Schatten verfolgt werden. Ich war viel zu leichtsinnig!“

Der Einheimische schluchzte wütend auf und schlug mit den Fäusten auf den Boden.

„Blindlings bin ich losgelaufen ohne einmal nachzudenken und habe dadurch genau den Plan meines Gegners erfüllt.“

Seine Reinkarnation verstummte, den Blick reumütig zu Boden gerichtet. Der Körper erzitterte unter des Jüngeren Hand und er vernahm seinen stockenden, aufgewühlten Atem nur allzu deutlich. Zunächst wusste er nichts zu sagen, verharrte bloß. Doch schließlich beruhigte er sich innerlich und richtete den Blick auf die Tatsachen. Er beugte sich zu seinem Freund hinab und redete beruhigend auf ihn ein.

„Jetzt erst einmal vorneweg: Wir waren beide leichtsinnig und keiner konnte damit rechnen, dass dieser schwarze Schatten aus dem heiligen Hain hinter uns her war.“

Langsam richtete sich das hellblaue Augenpaar auf und kreuzte seinen Blick. Der legendäre Held sprach jedoch unbeirrt weiter.

„Außerdem ist es vollkommen egal, was dieses Vieh redet. Wir haben es besiegt. Das Dorf ist gerettet und keiner deiner Leute ist ernsthaft verletzt. Selbst wenn wir blindlings in ihre Falle getappt sind, es hat überhaupt nichts gebracht, weil wir uns freigekämpft haben.“

Der Jüngere legte den Arm um den Hals und seine Mundwinkel hoben sich zu dem Ansatz eines warmen Lächelns.

„Komm, gehen wir nach den Anderen schauen. Sie haben sich große Sorgen um dich gemacht und warten sicher schon ungeduldig.“

Die Worte seines Gefährten brachten Link wieder auf den Boden der Realität zurück.

Ein weiteres Mal...

Obschon er sich zu keinem Lächeln durchringen konnte, entspannte er sich ein wenig. Einen langen Augenblick schaute er in das tiefe, beruhigende Königsblau und nickte schließlich seinem Vorgänger zu. Der Ordoner stemmte sich auf die Füße, steckte das Schwert weg und sah seinem Kameraden nach, der gerade Köcher, Bogen und seinen Schild auflas.

Schon zu diesem Zeitpunkt spürte der Ältere ein noch schwaches Gefühl in sich aufkeimen. Bevor er es jedoch richtig erkennen konnte, lenkte der Held der Zeit seine Aufmerksamkeit ab. Jeder wieder mit den eigenen Waffen auf dem Rücken gingen sie gemeinsam zum Weidentor, als sich der Dunkelblonde nochmals umdrehte und den Blick schweifen ließ.

Der hier stattgefundene Kampf war nicht zu übersehen. Lange, tiefe Furchen zogen sich durch das feuchte Gras. An manchen Stellen war von dem Grün gar nichts mehr übriggeblieben oder dunkle Löcher sprenkelten den unebenen Wiesenteppich. Kurz huschten die hellblauen Augen zum Himmel empor. Einige dichte Wolken zogen über den dunklen Mantel, besetzt mit einigen, wenigen Sternen am Horizont, dahin. Verwundert überlegte er, wann es zu regnen aufgehört hatte.

„Worüber denkst du nach?“

Als der Einheimische die sanfte Stimme seines Kameraden vernahm, senkte er den Blick, sah ihn an, schüttelte aber nur den Kopf.

„Über nichts Wichtiges.“

Der Jüngere indes verharrte ungerührt und schaute ihn an. Link bemerkte wie die dunkelblauen Augen kaum merklich höher glitten. Da kam sein Vorgänger auch schon auf ihn zu, hob die Hand, legte sie auf seine linke Stirnhälfte und begann vorsichtig die mit Regenwasser vermischten Blutschlieren dort abzureiben.

„Wenn Ilya dich so sieht fällt sie noch in Ohnmacht. Ich habe ihr versprochen dich unversehrt zurückzubringen.“

Während sich um die Mundwinkel des legendären Helden ein belustigtes Lächeln schlich, keimte erneut dieses unergründete Gefühl in dem Einheimischen auf. Zu spät realisierte er sein dringendes Bedürfnis seinen Freund in die Arme schließen zu wollen, denn da war er schon fertig und ließ von ihm ab.

„So sieht’s schon nicht mehr so schlimm aus. Jetzt kann ich dich ohne Bedenken deinen Leuten zeigen.“

Mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen drehte er sich um und ging den Weg hinunter. Link musste das Bedürfnis zwanghaft niederringen, dann folgte er ihm. Eng, Seite an Seite wanderten sie ins Dorf und verließen das Schlachtfeld.
 

_____________________________________________________________________
 

Nachwort
 

Liebe Leser,
 

erst einmal vielen Dank für Eure Geduld, ich hoffe Euch hat das Lesen des Kapitels sehr viel Spaß gemacht! =] Das war eine ganz schöne Herausforderung, dass könnt Ihr mir glauben! xD Deswegen und aufgrund familiärer Umstände hat dieses Kapitel länger gedauert, dennoch dürft Ihr Euch immer darauf verlassen, dass ich die Story weiterschreibe, egal was kommt! =3
 

Wer Lust und Zeit hat, der erwischt mich dieses Jahr auf diversen Cons, unter anderem AnimagiC, Connichi bzw. Animuc. Ich würde mich freuen! =3
 

Ganz liebe Grüße an Euch!! ^^-
 

Eure Akimon

Under Grey Skies

Halli Hallo! =)
 

Ja mich gibts auch noch! xD

Ich könnt jetzt viel verzählen, warum das Kap so lange gebraucht hat, aber das lass ich lieber ^^"""
 

An dieser Stelle möcht ich mich aber ganz herzlich bei meinen überaus treuen Fans bedanken! ♥

Vielen Dank für Eure Motivation, für Eure Begeisterung und Eure Geduld! =3
 

Ich liebe Euch! ./////.
 

Viel Spaß beim Lesen! =>
 

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Kraftlos stiefelten die jungen Helden den schlammigen, zertrampelten Pfad zum Dorf hinab. Gerade hatten sie die leichte Kurve hinter sich gebracht und schauten nun auf die Häuser hinab. Von einigen stiegen vereinzelt dünne Rauchfahnen auf, doch sonst erhellten nur brennende Fackeln das Geschehen. Alle anderen Feuer waren verloschen.

Die Wege lagen aufgewühlt da, hier und dort trollte noch ein Eisenknüppel herum. Verbrannte Flecken zierten nicht nur den Erdenboden, sondern auch Hauswände und Zäune. Türen und Fenster waren eingeschlagen und die kleinen Äcker bis zur Unkenntlichkeit verwüstet.

Manche der Bewohner wuselten noch herum, einige saßen stumm auf der Mauer, während andere sich um die Verletzten kümmerten.

Niemand bemerkte sie unmittelbar. Erst als die Hylianer Boros Haus erreichten, hörten sie ihren Namen durch die Luft schallen.

„Link! Link!“

Ilya rannte über die Brücke auf sie zu, blieb kurz vor dem Älteren stehen, umarmte ihn jedoch im nächsten Augenblick schon ungestüm.

„Link!“, schluchzte sie, drückte den Tränen nahe den Kopf an seine Brust, „Oh bei den Göttinnen! Du bist wieder hier! Ich bin so froh, dass es dir gut geht!“

Der Held im tannengrünen Gewand verharrte noch reglos, überrascht der Situation. Obwohl sein Gefährte noch kurz zuvor von Ilya sprach, hatte er nicht so bald mit ihr gerechnet oder besser gesagt nicht weiter über sie nachgedacht.

Er atmete aus und war ehrlich über ihre Unversehrtheit erleichtert. Er senkte den Blick, hob die Hände und griff sachte an ihre Oberarme.

„Ilya, es geht mir gut, bitte mach dir keine Sorgen.“

Der legendäre Held beobachtete das Ganze verständnisvoll lächelnd.

Nachdem sein Partner kurz mit ihr sprach, löste sich das Mädchen von ihm und wischte sich mit dem Handrücken über die feuchten Augen.

Danach sah sie den jüngeren Kämpfer an und einen Augenblick später verzog sie das Gesicht erneut. Link wollte gerade fragen was los sei, da schlang sie die Arme auch um ihn.

„Oh Shiek! Du hast ihn zurückgebracht! Du hast dein Versprechen gehalten! Ich bin dir so dankbar!“

Vollkommen perplex von solcher Ergriffenheit sah der Held der Zeit nur erstaunt zu ihr hinab. Es war das erste Mal, dass ihn ein Mädchen so innig umarmte. Deshalb wusste er nicht so recht, wie er reagieren sollte.

Unsicher hob er eine Hand und tätschelte ihre Schulter.

„Hey das war doch klar…“

Mit den nachfolgenden Worten erstarkte seine Stimme und er grinste: „Ich halte meine Versprechen immer.“

Ilya sah verwundert des munteren Klangs wegen auf und ließ sich von dem jungenhaften, heiteren Grinsen anstecken.

Als sie ihn schließlich losließ, waren sie auch schon von neugierigen Dorfbewohnern umringt, um ihnen Löcher in den Bauch zu fragen. Doch diesmal war es Ilya, die das vorlaute Volk zurechtwies. Stattdessen sollten die Dörfler heißes Wasser, Verbände und Essen organisieren.

Der Ältere wunderte sich kaum, wie gut Ilya für ihr zartes Alter die Bewohner im Griff hatte, als sie ihr zur Mauer am Wegesrand, direkt vor dem großen Baum, folgten. Er ließ sich nieder, schaute seine Freundin aus Kindheitstagen im nächsten Moment jedoch beschwichtigend an.

„Uns geht es gut Ilya, wir sind nicht ernsthaft verletzt. Wir verarzten uns bei mir daheim.“

Das Mädchen schürzte missbilligend die Lippen.

„Dann esst wenigstens noch etwas, sonst schafft ihr es nicht einmal mehr die Leiter hoch.“

Der Jüngere grinste und nahm auch schon einige tiefe Schlucke Apfelmost, als er ihm angeboten wurde.

„Also, wie schaut’s aus?“, fragte Moe an die Hylianer gewandt, „Ihr habt es besiegt nicht wahr?“

Abermals vereinnahmten die Helden ungewollt die gesamte Aufmerksamkeit des Dorfes. Während sein Kamerad gerade Brot und Käse hinunterschlang – er hatte ja den ganzen Tag außer ein paar Äpfeln noch nichts gegessen -, fing der Ältere nach einer kurzen Pause an zu erzählen: „Ja, wir haben es besiegt. Vorerst ist das Dorf sicher.“

Er trank seinen Becher Apfelmost in einem Zug leer, während die Bewohner in Jubel ausbrachen.

„Du sagtest vorerst?“, hakte Moe nach.

Schlagartig war es still.

„Nun ja…“, begann Link vorsichtig, „…um die Wahrheit zu sagen: Das Monster war hinter uns her. Deshalb hat es das Dorf angegriffen.“

Wie erwartet riefen einige verdutzt aus, andere konnten es nicht glauben. Link schaute keinen von ihnen an, hing lediglich am Boden seiner Tasse fest. Auch wenn er noch keine Anschuldigung vernommen hatte, hing sie doch fast greifbar in der Luft.

„Es tut mir leid…“, durchbrach der Einheimische die unerträgliche Stille danach, „Wir wussten nicht, dass so etwas geschehen würde. Wir brechen noch heute Nacht auf. Sind wir erstmal weg, ist auch das Dorf in Sicherheit.“

Aufgeregtes Gemurmel erklang.

„Link…“, nun war es Boro der vorgetreten war, „In was seid ihr da hineingeraten?“

Der Angesprochene spürte den fragenden Seitenblick seines Pendants. Er begegnete ihm kurz, ehe er erwiderte: „Wir dürfen darüber nicht sprechen. Es ist für eure eigene Sicherheit.“

Mit diesen Worten erhob sich der Dunkelblonde.

„Habt keine Angst. Ich werde dafür sorgen, dass ihr sicher seid, auch wenn ich nicht persönlich hier bin.“

„Aber Link!“, nun mischte sich Ilya ein, „Können wir euch denn nicht helfen? Können wir nicht irgendetwas tun?“

Der Hylianer sah zunächst sie an, dann schweifte sein Blick zu dem Rest der um sie stand. Er konnte in keinem Gesicht auch nur den Hauch eines Vorwurfs ausmachen, stattdessen spalteten sich die Gemüter auf. Entweder in Furcht oder Entschiedenheit.

„Nein.“, antwortete er schließlich mit einem resignierten Lächeln, „Ihr könnt uns nicht helfen. Das regeln wir alleine.“
 

Der Blick des Älteren war zu Boden gerichtet, als er mit seinem Gefährten den aufgeweichten Weg hinauf zu seinem Haus erklomm. Dazu begleitete ihn schon seit einigen Minuten ein pochender Kopfschmerz, der sich hinter seiner Stirn wie zersplittertes Glas in sein Gehirn bohrte.

Doch dessen ungeachtet versank der Ordoner in stille Nachdenklichkeit. Eine Sache ließ ihn nicht los, geisterte vehement durch seinen Kopf. Seine eigene und die Stimme von Moe hallten von einer frischen Erinnerung wieder:

„Es gab einen zweiten Angriff auf das Dorf, nicht wahr?“

„Ja. Sie kamen nachdem du den Weg zur Weide hinaufgestürmt warst.“

„…wie habt ihr die Monster alle aufhalten können?“

„Was?! Hast dus nicht gehört?“

„Nein…warum?“

„Das war Shiek! Er hat uns alle gerettet!“

Warum hatte er überhaupt gefragt? Eigentlich wusste er es doch. Wer außer ihm selbst war imstande, es mit dieser Anzahl von Gegnern gleichzeitig aufzunehmen?

Dennoch erklangen die Worte seines Mentors abermals so ehrfürchtig in ihm, als ob er neben ihm stünde.

„Es war aussichtslos…wir standen nur da, gefangen in dem Schrecken und der Gewissheit, dass es für uns kein Entkommen gibt…

Shiek zögerte keinen Augenblick. Er stellte sich dieser Horde ganz alleine. Solchen Mut und solche Unerschrockenheit habe ich bisher nur an sehr wenigen Menschen beobachtet. Obwohl ich vorher Zweifel hatte…in diesem Moment wurde mir klar, dass wir nichts fürchten müssen.“

Doch der Hylianer musste nicht den Worten Moes lauschen um zu wissen, welche Fähigkeiten in dem Helden der Zeit schlummerten, auch wenn man ihm das nicht unbedingt ansah.

„Puh! Endlich wieder zu Hause.“, rief der Jüngere erleichtert aus. Sie waren gerade bei der Leiter angelangt, als er sich streckte und das Gesicht ihm zudrehte.

„Wird Zeit, dass wir ins Bett kommen was?“

Der Ordoner hob den Blick und sah direkt in das dunkle Augenpaar gegenüber. Er schaute seinen Partner einige Momente wortlos an, bis erneut dieses eindringliche Gefühl von vorhin sein Herz fester pochen ließ. Das Bedürfnis seinen Freund in einer Umarmung festzuhalten, zerwühlte sein Inneres ein weiteres Mal.

Link wusste nicht, was sein Gesicht wohl widergespiegelt haben mochte, doch bevor er sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, wandte der Jüngere sich ihm ganz zu, ließ dabei die Arme sinken.

„Mach dir keine Sorgen.“, sprach er unter einem mitfühlenden Blick, „Moe sagte doch, dass er mit Boro den Rest der Nacht Wache hält. Wenn wirklich etwas passiert, bekommen wir das mit.“

Sein Vorgänger lächelte aufmunternd.

„Und jetzt komm, ich muss dich verarzten.“

Der legendäre Held klopfte ihm auf die Schulter, kletterte danach schon die Leiter hinauf.

Noch über seine eigene Unschlüssigkeit verwirrt, folgte der Einheimische ihm rasch, abermals damit beschäftigt seinen dringenden Wunsch vorerst zurückzustellen.
 

Ilya stand oben an die Hauswand ihres Ziegenhirten gelehnt und schaute in den Himmel. Plötzlich hatte ein stürmischer Wind alle Regenwolken vertrieben und das dunkle Firmament offenbart. Jetzt verwehrten aber schon wieder einige Wolken die ungehinderte Sicht auf die Sterne.

Aus dem Inneren des Hauses vernahm sie leise Stimmen, doch sie redeten nicht viel. Ilya wollte ihnen auch gar nicht lauschen. So etwas war unanständig.

Stattdessen kreisten ihre Gedanken um den morgigen Abschied.

„Bei Sonnenaufgang brechen wir auf. Je eher wir losziehen, desto besser.“

Die Entschiedenheit in den Worten ihres Freundes aus Kindheitstagen schmerzte sie ein wenig.

„Wann wirst du wiederkommen?“

Daraufhin hatte er sie mit undurchsichtiger Miene angeschaut.

„Ich weiß es nicht.“

Ilya schloss die Augen, atmete tief ein, um sich von trauriger Schwermut zu befreien.

Er kommt wieder…, sagte sie sich, …Das hat er immer getan.

Das Scharren der sich öffnenden Tür riss sie aus ihren Gedanken. Shiek trat heraus, die Arme beladen mit weiß-grüner Wäsche.

„Hey Ilya, packst du das?“

Sie verdrehte die Augen und nahm dem jungen Mann einzeln die Kleider ab, hing sie sich nacheinander über den linken Arm.

„Natürlich schaffe ich das.“

Sie schaute den Bruder ihres Freundes an. Dass er nur noch seine Schnürunterhose trug, brachte sie weit weniger in Verlegenheit als sie dachte. So leicht bekleidete Männer sah sie einfach zu häufig. Außerdem zogen eher seine Wunden ihre gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Ilya wunderte sich insgeheim, dass der Hylianer bei den ganzen Blessuren so fidel vor ihr stand.

„Du siehst auch ganz schön lädiert aus.“

Auf ihre Worte hin musste er lachen, hielt sich im nächsten Augenblick jedoch schon schmerzhaft die Seite. Das Mädchen erkannte unter seiner Hand einen breiten Bluterguss, eingerahmt von blauer und grüner Haut.

„Danke für das Kompliment.“, antwortete er schmunzelnd, „Wenn sich das erstmal gelb verfärbt, sieht’s bestimmt noch hübscher aus.“

Die heitere, humorvolle Art des jungen Mannes war ansteckend, sodass Ilya sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte.

„Ich hoffe ihr habt genug Verbände. Sagt Bescheid, wenn ihr noch etwas braucht.“

„Machen wir.“

„Und das hier…“, sie deutete mit dem Kopf auf die zerschlissenen Tuniken, „…bringe ich euch direkt morgen Früh. Geflickt und sauber, aber vielleicht noch nicht ganz trocken.“

„Vielen Dank Ilya, dass ihr das macht.“, sprach der Hylianer lächelnd.

„Kein Problem. Wir können euch ja nicht so lumpig rumlaufen lassen.“

Ilya erwiderte das Lächeln und wandte sich zum Gehen.

„Bis morgen.“
 

Der einheimische Hylianer saß auf der Bank am Tisch, beobachtete wie sein Pendant im Schein zweier Kerzen umsichtig seinen Oberarm verband. Er saß ihm direkt gegenüber, ein Bein hochgezogen und quer auf der Bank ruhend. Die Hände des Jüngeren arbeiteten langsam und konzentriert. Die Bisswunde des Monsters an seinem eigenen Oberarm hatte er provisorisch mit einem Tuch verbunden, dessen Zipfel unter dem schlichten, kurzärmeligen Hemd herausragten. Seit er angefangen hatte seine Wunden zu versorgen, war eine beruhigende, sanfte Stille zwischen ihnen eingekehrt. Sie glättete die aufgewühlten Wogen im Innern des Ordoners, erwärmte ihm das Herz.

Das unerbittliche Stechen hinter seiner linken Stirnhälfte stumpfte ab zu einem gleichmäßigen Rauschen, das Link gut ignorieren konnte. Die rechte Seite seines Bauches bis hinauf zu den ersten Rippen fühlte sich so an, als ob ihn dort sein eigener Morgenstern erwischt hätte. Ungeachtet durch den Schutz des Kettenhemdes, hatte die Sichel des Monsters ganze Arbeit geleistet. Der Held war sich sicher, dass mindestens die drei untersten Rippen angebrochen waren oder im besten Falle nur geprellt. Der waagerechte, saubere Schnitt kurz über seinem Ellenbogen hingegen war nur ein unbedeutender Kratzer, wie sie überall an ihm zu finden waren.

Trotzdem konnte er geradezu hören, wie sein Körper unter den Verletzungen und der Erschöpfung bei jeder Bewegung ächzte. Obwohl sich das alles noch in gemäßigten Grenzen hielt, sehnte er sich schlichtweg nur nach seinem Bett. Doch selbst dieses einfache Bedürfnis wurde von dem hartnäckigen Trieb überlagert, so schnell wie möglich aus dem Dorf zu verschwinden. Am Besten jetzt gleich.

Link hob leicht den Blick, schaute in das konzentrierte Gesicht seines Pendants ihm gegenüber.

Der legendäre Held ließ das nicht zu, das hatte er schon im Vorfeld herausgefunden. Der Ordoner hörte noch ganz genau, wie sein Gefährte wohlwollend, aber entschieden auf ihn einredete, ihm dieses Vorhaben aus dem Kopf schlug.

Seltsamerweise hatte er sich in dieser Situation und bei der Erinnerung daran nicht angespannt oder gar unwohl gefühlt. Nein, dieses tiefe Gefühl, unzertrennlich verbunden mit dem durchdringenden Wunsch seinen Partner in die Arme schließen zu wollen, bemächtigte sich seiner abermals. Aufgrund der vorangegangenen Ereignisse, war das wohl ein denkbar unpassender Zeitpunkt. Und wieder bemühte er sich um Fassung.

Link ließ den Blick sinken, starrte den Saum des Leinenhemdes an, der sich locker über die sehnigen Schlüsselbeinknochen des Jüngeren legte. Um jedoch ohne Ablenkung seinen Gedanken nachhängen zu können, schaute er zur Seite an ihm vorbei ins Leere. Obwohl er sich äußerlich nichts anmerken ließ, rang der dunkelblonde Hylianer innerlich schwer mit dieser präsenten Sehnsucht.

Was ist nur los mit mir?

Dem Einheimischen kam es so vor, als ob diese Emotion ihn mit der Nase voran direkt vor die Lösung des Rätsels stellen würde, er aber den Wald vor lauter Bäumen nicht sah.

Während er krampfhaft versuchte der Antwort auf die Schliche zu kommen, bemerkte er zunächst nicht die Bilder seiner Erinnerungen an den Kampf, die unscheinbar in seinem Kopf herumspazierten. Erst nach einer Weile sah er sich selbst: Allein und wutverzerrt vor dem Monster stehend, dann wie sein Kampfgefährte neben ihm auftauchte, wie sie Hand in Hand die Macht ihrer Fragmente entfesselten, wie sie getreu eines Spiegelbilds ihren finalen Angriff ausführten, wie sein Freund ihm mit einem liebenswürdigen Lächeln das Gesicht abwischte.

Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag, der das Brett vor seinem Kopf schlagartig in tausend Splitter zerschmetterte und er die wahre Bedeutung seines Gefühls erkannte.

Die hellblauen Augen weiteten sich, glitten innerhalb eines Atemzugs wieder hoch und blickten erstaunt in das gegenüberliegende Gesicht.

Der Jüngere hatte in seiner Konzentration halb die Zunge über seine Oberlippe geschoben, während er gerade versuchte die winzigen Zipfel des Verbandes zu einem Knoten zu binden. Deshalb entging ihm auch der plötzliche Wandel im Gesicht seines Ebenbilds. Erst als er schließlich zufrieden den minimalen Knoten festzurrte bemerkte er, wie sein Gegenüber ihn anstarrte. Verwundert ließ er die Arme sinken, versuchte die Gedanken hinter dem aufgewühlten, zugleich überraschten Antlitz zu entschlüsseln, blieb jedoch erfolglos. Ein Ausdruck innigster Zuneigung spiegelte sich in den hellen Augen wieder, der Link unweigerlich verlegen machte.

„Was hast du?“, fragte er mit leiser Stimme und auch ein wenig nervös.

Als ob sein Partner aus einem Traum erwachen würde, blinzelte er, schüttelte leicht den Kopf, ließ den Blick fallen. Es sah so aus, als würde sich vor seinen Augen eine Erinnerung abspielen.

„Weißt du…ich habe es schon auf der Wiese gespürt…“, murmelte er, „…nachdem der Kampf vorbei war.“

Seine Reinkarnation hob den Kopf, sah ihn vollkommen klar an. Sein Herz machte einen Satz in seiner Brust. Dass er nicht wusste, wovon sein Abbild sprach, machte ihn zappelig, doch das fragende „Was denn?“ blieb ihm im Hals stecken.

„Auch später im Dorf war es da und auch jetzt spüre ich es…Ich wusste die ganze Zeit nicht, was es bedeutete…bis vorhin…“

Plötzlich war der Blick seines älteren Gefährten so direkt, so bewegt, dass er ihn an Ort und Stelle bannte.

„…ich bin dir dankbar, Link…Ich kann dir kaum sagen, wie sehr…“

Der hellblonde Hylianer hatte nur einen kurzen Augenblick der Stille um zu realisieren, wie ihn diese Aussage überraschte. Dann sprach sein Ebenbild weiter.

„Du hast etwas, das mir wichtig ist beschützt, als ich es nicht konnte…du hast mir da geholfen, wo ich versagt habe…“

Der Einheimische unterbrach sich kurz, ehe er fortfuhr.

„So etwas habe ich noch nie erfahren…Ich habe immer gedacht, dass ich der Einzige bin, der das Dorf beschützen muss, weil sonst keiner stark genug ist sich dem Feind entgegenzustellen, aber jetzt…bist du an meiner Seite. Ich weiß, dass ich mir deines Vertrauens…deiner Treue sicher sein kann…dass ich mich auf dich verlassen kann, egal was mit mir ist oder was auch kommen mag…“

Der Ältere atmete tief durch und obwohl sein Vorgänger so viele Emotionen aussprechen wollte, verharrte er still, nahm nur am Rande wahr, wie sein Partner sich ihm näherte.

„Ich war blind und gefangen in meiner Wut. Ich konnte nicht anders und ich hätte es selbst nicht geglaubt, dass ich so sein kann…Es war so stark, dass ich mich selbst nicht mehr fassen konnte, aber als du kamst…als du kamst, war ich sofort ruhig. Du hast das alles einfach verschwinden lassen und mich wieder zurückgebracht…“

Erstaunt blickte der Jüngere in das gefühlvolle Himmelblau gegenüber, bevor es sich rechts an seinem Hals vergrub, starke Arme an seiner Hüfte vorbeiglitten und seinen Körper umschlangen. Sein Freund drückte ihn so fest an sich, dass er seinen aufgewühlten Herzschlag an seiner Brust spüren konnte, der Atem gleich einem warmen Hauch seinen Hals hinabwehte.

„Danke…danke für alles Link…“

Schlichtweg von den Worten und seinen eigenen Gefühlen überwältigt, verharrte der Jüngere reglos. Es war, als ob er die Emotionen seines Partners spüren konnte. Sein bebendes Herz, die inbrünstige Dankbarkeit und auch Zuneigung, die sich warm, empfindsam in seiner Brust ausbreitete.

Es vergingen lange, stille Momente, ehe er endlich selbst die Hände hob und sie um die Schultern seines Abbilds legte.

„Ich würde alles für dich tun…“, purzelte es unbedacht aus ihm heraus, „Weißt du, was dir wichtig ist, ist auch mir wichtig und dein Feind ist auch mein Feind und na ja…“

Seine Wangen glühten ein wenig, als er den Kopf zurückzog, um seinem Gefährten verlegen in die Augen zu schauen. Es war ihm zwar noch ein bisschen peinlich, seine Gefühle so zu offenbaren, aber trotzdem stand er zu ihnen.

„…Du bist mir wichtig und…ich liebe dich.“

Der Ordoner konnte kaum begreifen, was alles in ihm so tief rührte. Nichts davon vermochte er in Worte kleiden zu können, weil sie diesen Emotionen nicht auch nur ansatzweise gerecht werden konnten. Hilflos wie er sich fühlte drückte er stattdessen seinen Mund auf die Lippen seines Partners in der Hoffnung, so ausdrücken zu können, was in ihm vorging. Voll warmherziger Hingabe schmiegte er sich an seinen Geliebten und ergab sich bedingungslos, als er von seiner Zunge liebevoll umarmt wurde. Dieses Mal spielten sie weder Fangen noch Verstecken, sondern schwelgten in gegenseitiger Wärme und Berührung. Manchmal streichelten oder stupsten sie einander, bevor sich jeder sachte in die eigenen Gefilde zurückzog. Ihre Lippen begrüßten sich noch ein paar Mal gegenseitig, bevor auch sie sich nur einen Atemzug entfernt voneinander trennten.

Der Ältere lehnte seine Stirn an die seines Gegenübers, hob langsam die Lider und schaute in das halboffene Meeresblau.

Eine Weile blieb es still zwischen ihnen. Dann hoben sich die Mundwinkel seines Vorgängers zu einem leichten Grinsen.

„Jetzt musst du mich verarzten!“
 

Der Schlaf des legendären Helden war kurz bemessen, als ihn der zu viel getrunkene Apfelmost wieder aus dem Bett trieb. Der Himmel draußen leuchtete gerade hell genug, dass er die vagen Umrisse der Möbel erspähte, die sich aus der Dunkelheit herausschälten, während er verschlafen zur Hintertür tapste.

Es war eine ungewöhnlich schwarze Nacht und Link erkannte auf dem Rückweg über die Wiese zum Haus auch warum. Undeutlich sah er die kreisrunde Kontur des Neumonds am Himmel. Er rieb sich die Augen und schaute abermals hinauf. Eine Weile verlor er sich in dem Firmament, wo die Sterne dicht an dicht als kleine Punkte durch die Wolkenrisse funkelten, wie tausende Glühwürmchen auf engstem Raum in der Nacht.

Der Jüngere genoss diesen Augenblick des Friedens, denn er würde wahrscheinlich so schnell nicht wiederkommen. Er dachte an die schönen Erinnerungen, die er mit diesem Haus, diesem Ort verband, bevor sie ihn erst einmal für längere Zeit verlassen würden.

Nur kurz begrüßte ihn ein Hauch von Wehmut, ehe er im nächsten Augenblick schon wieder verschwand. Er rief sich die Gestalt seines Partners ins Gedächtnis und lächelte. Er war jemand, der sich sein Nest auf den Wellen baute und mit seinem Freund als Weggefährten, würde er jedem noch so tobenden Sturm trotzen.

Zufrieden seufzend streckte der Hylianer seine Glieder und ging bedacht leise wieder die Treppe hinauf. Er konnte von Glück reden, dass sein Ebenbild nicht wach wurde, als er aufstand. Sie wussten beide nur zu gut um den leichten Schlaf des Ordoners, weshalb er sich insgeheim wunderte.

Doch diese Gedanken wurden schnell verdrängt, als ihn die Müdigkeit wieder ins Bett treiben wollte. Er schloss die Tür, war schon auf halbem Wege zur Leiter, als ihn eine murmelnde, aufgewühlte Stimme innehalten ließ.

„Nein…! Ich…ich muss gehen…ich muss ihm helfen…!“

Erschrocken als er seinen Kameraden erkannte, schaute der hellblonde Hylianer hinauf zur oberen Plattform, verschwendete aber keine Zeit. Leichtfüßig eilte er die Leitern hoch und fand den Einheimischen schweißüberströmt und wild um sich schlagend vor.

Träumt er?, fragte sich der Jüngere in Gedanken, ehe er feststellte, dass sein Abbild tatsächlich die Augen geschlossen hatte. Im nächsten Moment aber kniete er sich aufs Bett und packte die Schultern des Anderen fest, was sich angesichts dessen Unruhe nicht einfach gestaltete.

„Link! Link wach auf!“

„…Lass mich…! Er…er ist…da drin…!“

Der legendäre Held erschrak ein wenig ob des wimmernden Flehens, das in den Worten mitschwang. Seine Stimme klang plötzlich so jung, viel jünger, als sie es jetzt war.

„Ich muss…! Lass mich gehen!“

Verblüfft darüber, welche Kräfte sein Pendant während eines Traumes entwickelte, versuchte er die schweißnassen, kämpfenden Handgelenke mit den Ellenbogen runterzudrücken. In seinem Gesicht spiegelte sich ein Ausdruck tiefster Verzweiflung und Kummer wieder, genauso fremd für den Jüngeren, wie der machtlose Klang seiner Stimme.

„Ich…ich muss…ihm helfen…!“

Jetzt war es genug.

„Link! Wach endlich auf! Du träumst nur!“, rief der Held der Zeit und schüttelte seinen Partner kräftig an den Schultern.

Schlagartig riss der Einheimische die Augen auf, starrte ihn mit einer Mischung von Fassungslosigkeit und Entsetzen an. Der Jüngere erwiderte den erschütterten Blick, den er ebenfalls noch nie an seinem Freund beobachtet hatte. Die hellblauen Augen starrten ihn fast schon bestürzt an, so als hätten sie jemand anderes erwartet, so als wäre er irgendein Fremder.

Doch der Held der Zeit ließ sich von diesem Ausdruck nicht beirren, hielt weiterhin dem Blick stand. Er merkte, wie seine Hände noch immer die Schultern gepackt hielten, ließ sie automatisch los. Unschlüssig verharrten seine Augen auf dem Älteren, ehe er sich von diesem seltsamen Blick losriss und die Kerze neben dem Bett entzündete. Danach setzte er sich neben ihn.

Der Ordoner blinzelte verwirrt, setzte sich auf, zog die Beine an und legte die Arme auf die Knie. Sein Atem stolperte gehetzt durch seine Lungen, das Leinenhemd klebte schweißnass an seinem Rücken und seiner Brust. Link erkannte sogar einige Tropfen, die sich am Rande seines Gesichts den Hals hinabbahnten.

Seine Reinkarnation starrte auf das Laken zu seinen Füßen. Der Jüngere konnte sich vorstellen, welches Chaos in seinem Kopf herrschen musste. Er kannte die Verwirrung, die ein Alptraum nach sich zog nur allzu gut. Vorsichtig wischte er mit der Hand den Schweiß von seiner Stirn hinab bis zum Hals.

„Du hast geträumt.“, stellte er leise fest.

Daraufhin drehte der Ältere ihm langsam das Gesicht zu. In dem kurzen Moment, als sie sich anschauten, las der legendäre Held in dem hellblauen Blick so etwas wie Erleichterung gepaart mit Erschöpfung.

Der Ordoner schloss die Augen. Bevor er sich jedoch abwenden konnte, hielt ihn sein Gegenüber mit seiner Hand an Ort und Stelle.

„Geht es wieder…?“

Der Einheimische öffnete seine Augen halb und obwohl er seinem Blick auswich nickte er.

„Willst du davon erzählen?“, fragte der Jüngere behutsam, strich mit den Fingern sanft einige wirre, dunkelblonde Strähnen aus dem Gesicht seines Freundes.

Zuerst blieb es still zwischen ihnen, dann erhob sein Ebenbild leise die Stimme.

„Ich weiß nicht…der Traum verschwimmt, wenn ich versuche mich zu erinnern…ich…bin mir so hilflos vorgekommen…ich wollte etwas tun, aber ich konnte nicht…“

Seine Erzählung klang so abwesend wie er sich fühlte. Noch immer glaubte Link in dem Schrecken und der Ausweglosigkeit des Traumes festzuhängen.

„Es kommt mir so bekannt vor…“, murmelte er weiter, „…aber ich weiß nicht warum…“

Plötzlich griff in sein Inneres erneut die Verzweiflung, der er während des Traumes ausgeliefert war, wollte sich seines Geistes bemächtigen.

Doch bevor irgendetwas geschah, fühlte er auf einmal eine warme Hand auf seinem Unterarm. Mit einem neuen Gefühl der Sicherheit glitt der legendäre Held weiter hinab, umschloss seine Hand, entführte sie schließlich in seinen Schoß.

Die hellen Augen folgten ihnen, wanderten einen Moment später hoch und schauten in das tiefe, beruhigende Königsblau.

Der Jüngere begegnete dem Blick ungebrochen, bis sein Ebenbild seinen Atem wiederfand.

„Ich…ich hatte Angst…Angst davor nicht stark genug…hilflos zu sein. Angst davor, nicht das beschützen zu können, was mir wichtig ist…“

Er verstummte und lange war es still, während der Jüngere den Blick nach unten gerichtet hielt. Er dachte nach, fuhr dabei mit dem Daumen über den Rücken der Hand, die in seinem Schoß ruhte.

„Weißt du…“, setzte er schließlich an und schaute auf, „Wir können nicht verhindern, dass irgendwelche Monster oder bösen Mächte es auf uns absehen…“

Er schluckte kurz, brach in seinem Blick jedoch nicht ab.

„Auch auf die Menschen, die uns wichtig sind… Darum geht es doch, oder?“

Ein bestätigender Ausdruck von Eigensinn gemischt mit Beharrlichkeit trat in die Gesichtszüge seines älteren Pendants.

„Link…“

Der Held der Zeit suchte einen Moment nach den richtigen Worten, sah kurz nach unten, dann wieder in das düstere Antlitz gegenüber.

„Dieser Angriff heute Abend…er hätte auch geschehen können, wenn wir meilenweit entfernt gewesen wären.“

Er nahm Luft und fuhr etwas weicher fort: „Ich glaube es wird immer jemanden geben, der den Frieden stören und der uns dabei töten will, selbst wenn es nicht Ganondorf ist.“

Der Jüngere schmunzelte ansatzweise.

„So ist das wohl, wenn man ein Held ist…“

Nach einigen stillen Momenten war es nun sein Partner, der die Stimme erhob.

„Deshalb müssen wir uns alleine durchschlagen und hoffen, dass die Dorfbewohner dadurch aus der Schusslinie geraten.“, stellte er abwesend fest. Dann schüttelte er kurz den Kopf und fixierte ihn.

„Ich muss also auf Zelda vertrauen und ihr den Schutz überlassen, während wir nach der Harfe der Zeit suchen.“

Der legendäre Held war erleichtert über diese Worte und fügte noch mit dem Anflug seines gewohnt jungenhaften Lächelns hinzu: „Ja genau! Und vergiss nicht, wir sind zu zweit. Gemeinsam sind wir unschlagbar!“

Endlich fiel die Maske der Härte von dem Ordoner ab. Er seufzte, schloss kurz die Augen, wanderte danach mit dem Blick nach unten auf ihre verschlungenen Hände. Er betrachtete sie eine Weile, lächelte ansatzweise. Dann hauchte er seinem Vorgänger wieder die Röte ins Gesicht, indem er seine linke Hand hob und sie küsste.

Abermals vollkommen gebannt von seinen aufsteigenden Gefühlen, beobachtete der Jüngere, wie sich sein Gefährte erhob und sich vor ihn hinkniete. Selbst in dem faden Schein der Kerze erkannte Link in dem gegenüberliegenden Augenpaar die rührenden Emotionen. Vorsichtig fassten starke Hände an seinen Hinterkopf und im nächsten Atemzug legten sich zärtliche Lippen auf seinen Mund.

Noch leicht überrascht schloss er die Augen, erwiderte die gefühlvolle Liebkosung. Nach einigen Herzschlägen jedoch drückte er sich vorwitzig empor und fing ein unbedarftes Zungenspiel an. Ihm gelang es nur zwei Mal über die Lippen zu huschen, da erwischte ihn sein Partner und trieb ihn spielerisch zurück. Doch es dauerte nicht lange, bis er seine Gunst wiedergewann und sie sich bedächtig, innig streichelten.

Daneben fuhren die Hände seine Schulterblätter hinab und er legte den Kopf noch ein wenig mehr in den Nacken, als er sich seinem Freund entgegenlehnte, nun selbst mit den Händen über den noch feuchten Stoff am Rücken wandernd.

Der Ordoner saß halb auf seinem Schoß, als dieser schlussendlich die Arme um Hals und Schultern legte, ihn so an sich drückte und das Gesicht in seinen sonnenfarbenen Haaren vergrub.

Link nahm den kaum spürbaren Atem wahr, der über seinen Kopf strich. Er klammerte sich selbst fester um den Körper seines Partners, ließ sich gleichzeitig in seine Umarmung fallen.

„Danke…“

Die Stimme des Ordoners war zwar kaum mehr als ein Flüstern, dennoch schärfte sich die Aufmerksamkeit des Helden augenblicklich.

„Ich…kann dir gar nicht sagen…wie froh ich bin, dich an meiner Seite zu wissen.“

Der Jüngere wusste im ersten Moment keine Antwort darauf, doch da fuhr sein Freund schon fort: „Ich hätte…es nie für möglich gehalten, dass es so schön sein kann, jemanden zu haben, der immer bei einem ist.“

Wieder wurde es still, bis der Held der Zeit schließlich eine ergriffene Antwort murmelte, die direkt seinem Herzen entsprang: „Ich bleibe für immer bei dir…davon kann mich nichts abhalten…“

Die Arme um seine Schultern drückten fester, dann spürte er einen hauchzarten Kuss an seinem Ohr.

„Ich auch Link…Ich liebe dich…“

„Ich liebe dich auch.“, erwiderte der Jüngere mit glücklicher Stimme.

Dann ganz schnell drückten sich abermals die Lippen seines Gefährten gegen seinen Mund, bewegten sich gefühlvoll und intensiv. Link wollte auch seinen Worten auf diese Weise Nachdruck verleihen, erhob sich noch ein wenig, um sich so vollumfänglich wie möglich an den anderen Körper schmiegen zu können.

Ihr Austausch währte nur wenige, innige Augenblicke, ehe der Ordoner ihren Kuss beendete und seine Umarmung lockerte. Der Held der Zeit hörte einen tiefen Atemzug, öffnete seine Augen einen Spalt breit und sah in das Gesicht über sich. Sein Freund hielt seinen Blick mit einem liebevollen Lächeln fest, strich mit der Hand über seine rechte Gesichtshälfte. Jungenhaft grinsend drehte er den Kopf in Richtung der Finger und sein älteres Ebenbild verstand sofort. Sanft strich er mit dem Zeigefinger über seine Stirn, die Schläfen hinab zur Wange und verharrte schließlich an seinem Kinn. Er brauchte es gar nicht anzuheben, da ergriff der legendäre Held schon selbst die Initiative und gab ihm einen verspielten Kuss. Seine Reinkarnation sah ihn daraufhin mit einem Blick von liebevoller Resignation an und ließ sich langsam zurückfallen.

„Wir sollten wohl besser schlafen, was?“, stellte der Jüngere fest. Sein Gegenüber seufzte.

„Du sagst es, aber vorher muss ich mich waschen.“

Er erhob sich, klaubte einige Sachen zusammen, küsste seinen Freund kurz auf die Wange.

„Dauert auch nicht lange.“, sprach er lächelnd und verschwand die Leiter hinunter.

Es dauerte wirklich nicht lange. Link hatte gerade mal genug Zeit das Laken zu wechseln. Die Decke hingegen hatte es irgendwie auf den Boden geschafft. Er löschte das Licht und auch nur wenige Momente später krabbelte der Ältere unter die Decke und umarmte ihn. Er roch nach Seife und frischer Kleidung. Genüsslich erwiderte Link die Umarmung, fragte nach einer kurzen Weile:

„Wir bleiben für immer zusammen nicht?“

„Ja das bleiben wir…für immer…“, hörte er sein Pendant noch flüstern, ehe ihn auch schon der Schlaf übermannte.

Dem Einheimischen gelang das leider nicht so rasch.

Eine ganze Weile konnte er den wirren Vorstellungen in seinem Inneren nicht entfliehen, obwohl er das nur zu gerne getan hätte. Sein Körper fühlte sich kraftlos, sein Kopf schwer an. Trotzdem rannten einige Gedanken im Dauersprint hinter seiner Stirn um die Wette. Im Gegensatz dazu fühlte sich der Körper in seinen Armen, das Gesicht an seinem Hals beruhigend an. Er würde am liebsten jeden Abend so einschlafen, es niemals missen wollen. Sie hatten es sich vor einigen Stunden so leichtfertig versprochen, als dem Ordoner erst dann in diesem Moment bewusst wurde, dass ihr Ende in Wahrheit schon auf einem anderen Blatt geschrieben stand.

Doch diese Gedanken schob er von sich, weigerte sich ihren tieferen Sinn zu verstehen und sperrte sie in eine ungesehene, dunkle Ecke seines Bewusstseins.

Unwillkürlich drückte er seinen Gefährten fester an sich, lauschte seinem regelmäßigen Atem, dem leisen Japsen zwischendurch. Es beruhigte ihn ein wenig, dennoch fiel es dem Hylianer schwer seine Gedanken im Zaum zu halten und der ersehnte Schlaf wollte ihn nicht ereilen.

Stattdessen hing er den mysteriösen Worten des Monsters nach, versuchte sie zu entschlüsseln, mit den Geschehnissen zu kombinieren. Er grübelte eine lange Weile über diese Dinge, bis er in einer Sackgasse landete. Danach widmete er sich unweigerlich wieder ihrem Versprechen, bei dem Link nicht sicher war, ob sie es halten konnten.

Langsam, vorsichtig löste er sich schließlich nach endlosen Momenten von seinem Freund, glitt sachte aus dem Bett, der Blick eine Weile auf dem schlafenden Antlitz ruhend. Danach deckte er ihn zu, verschwand die Leitern hinunter. Unten mitten im Zimmer blieb er stehen, fragte sich, ob er davonlief. Er sah hoch zum Dachfenster und erkannte überrascht den Anbruch der Morgendämmerung.

Um nicht länger den aufdringlichen Befürchtungen nachzuhängen, beschloss er stattdessen zu packen. Er überlegte, was sie alles für eine längere Reise benötigen würden, schnappte sich einige Satteltaschen von der Wand und fand in dieser Beschäftigung die willkommene Ablenkung.

Es dauerte nicht lange, bis die Sonne aufging und kurze Zeit später der legendäre Held die Leitern hinunter stieg. Link war etwas überrascht darüber: Bisher hatte er ihn immer wecken müssen.

„Guten Morgen. War ich zu laut?“, fragte er nach. Ihm fiel auf, dass sein jüngeres Abbild ungewöhnlich wach wirkte, als er ihn ansah.

„Guten Morgen.“, erwiderte er mit kratziger Stimme, „Nein, ich bin von selbst aufgewacht. Aber warum bist du schon auf?“

Dann glitten die dunkelblauen Augen zur Seite und bemerkten die gepackten Taschen. Auch der Ordoner wandte den Blick ab.

„Ich…konnte nicht schlafen…da dachte ich, ich packe schon mal einiges zusammen.“

Danach spürte er, wie sein Kamerad ihn mit einem festen Blick fixierte. Ein wenig befangen erwiderte er ihn.

„So siehst du auch aus.“, stellte sein Vorgänger seufzend fest, „War es wegen dem Alptraum?“

„Ja…“, gab Link zu, „…und noch ein paar andere Sachen, aber die sind nicht so wichtig.“

Es wurde still und der einheimische Hylianer spürte, wie die Neugier seinem Pendant auf der Zunge brannte, doch da klopfte es plötzlich leise an der Tür.

„Link? Shiek? Seid ihr schon wach?“

Es war Ilya.

Der Ältere ging zur Tür und öffnete sie. Seine Freundin trug ihre Heldengewänder über dem rechten Arm. Sie sah auch so aus, als ob sie nicht genug Schlaf bekommen hätte.

„Guten Morgen Ilya. Du bist schon sehr früh an.“

Sie lächelte schwach.

„Ich wollte euch nicht verpassen.“

„Vielen Dank noch mal. Sag das bitte auch Bakka und Ulina.“

„Uhm…ich habe auch noch Essen von Zeira mitgebracht.“

Sie zeigte mit dem Finger an die Seite.

„Es steht hier.“

„Danke Ilya, wir können es gebrauchen.“

Er sah sie wieder an, merkte an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie noch nicht fertig war.

Sie druckste ein wenig, bevor sie mit der Sprache rausrückte.

„Link…uhm…hast du noch Zeit für einen kleinen Spaziergang? Ich wollte noch mit dir…sprechen.“

Seltsamerweise war er keineswegs überrascht.

„Na klar.“

Er legte die Sachen auf das Regal an der Seite und suchte rasch den Blick seines Abbildes.

„Ich bin gleich wieder da.“, sagte er und fühlte sich unbewusst schuldig.

Doch sein Gefährte lächelte verstehend und nickte.

„Lass dir Zeit.“

Link nickte dankbar und verschwand zur Tür hinaus.

Sie kletterten die Leiter runter, bogen nach rechts in den Wald ab und schlenderten bedächtig auf dem Weg zur Dorfquelle.

Zunächst sprachen sie kein Wort miteinander. Er wusste nicht so recht, wie den Anfang zu wagen, doch seiner Freundin ging es da wohl nicht anders.

Ihm fiel auf, dass sie niedergeschlagen wirkte, verschränkte die Hände vor dem Bauch so krampfhaft, dass sie zitterten. Es war nicht schwer die Anspannung aus ihrer Körperhaltung zu lesen und der Hylianer konnte sich auch denken warum.

Er wandte den Blick nach vorne. Ohne sie anzusehen fragte er: „Du machst dir Sorgen, nicht wahr?“

Genauso wie er drehte auch sie nicht den Kopf, als sie leise antwortete.

„Ja…ich mache mir Sorgen. Um dich, aber auch um deinen Bruder.“

Sie machte eine kurze Pause.

„Musst du denn wirklich schon wieder gehen?“

Wieder wurde es still. Die Antwort des Helden fiel entschieden aus.

„Wir haben eine neue Mission und je eher wir aufbrechen, desto sicherer ist es für das Dorf.“

Sie erreichten die Quelle und blieben am Rande des Ufers stehen. Sie lag dort friedlich im Schatten der Bäume, einzig das Plätschern des Wassers tanzte durch die Luft. Sanfte Wellen rollten über die Oberfläche, verliefen sich bis zum Ufer.

Seine Augen wanderten ihren gewohnten Weg ab, fixierten dann wieder Ilya, die auf das Wasser starrte.

„Es ist schade weißt du?“, murmelte sie leise, ohne den Blick abzuwenden, „ Ich habe das Gefühl, dass du dich verändert hast…dass du dich immer weiter von mir entfernst…“

Nun vernahm Link die Melancholie, die in ihrer Stimme mitschwang. Sie trauerte den alten Zeiten hinterher, doch ihm wurde augenblicklich bewusst, dass er dieses Gefühl nicht mit ihr teilte.

Sein Blick wanderte nach vorn, bevor er antwortete.

„Ja es stimmt. Ich habe mich verändert.“, stellte er fest, „Durch die vielen Reisen und die ganzen Geschehnisse bin ich ein ganz anderer Mensch geworden.“

Indem der Hylianer diese nicht vorher zurechtgedachten Dinge laut aussprach, wurden sie ihm auch erst in diesem Moment bewusst.

„Ich…habe jetzt andere, wichtigere Verpflichtungen. Das weißt du doch.“

Link verstummte und fragte sich innerlich, wie viel er ihr überhaupt erzählen durfte.

„Ist Shiek deswegen ein besserer Freund als ich?“, fragte sie unvermittelt.

Erstaunt sah er sie an, erwiderte nach einem kurzen Augenblick: „Das hat nichts damit zu tun. Er…“

Link brach ab, wandte den Blick erneut nach vorne, ehe er fortfuhr.

„Er ist genau wie ich und…außerdem ist er mein Bruder.“

Der Held hielt kurz inne, fügte dann noch hinzu:

„Deshalb verstehen wir uns so gut.“

Wieder wurde es ruhig. Link vermied es Ilya anzuschauen. Es wäre ihr sicher auch lieber so. Sie rang innerlich um Fassung, das konnte er spüren. Sie bewegte sich nicht, kein Laut entkam ihrem Mund.

Der Hylianer wusste ganz genau, was er jetzt eigentlich tun musste. Er hätte diesen ungeklärten, festgefahrenen Zustand schon längst aufklären müssen. Er wollte ehrlich zu seiner Freundin sein und nahm tief Luft.

„Vielleicht solltest du…dir jemand anderes suchen, der mehr Zeit für dich hat.“

„Du bist ein Idiot!“, schluchzte sie aufgebracht, „Das hättest du mir auch früher sagen können, wenn das für dich so klar ist!“

Seltsamerweise wurde dem Helden nach dieser Erwiderung leichter. Das war die Ilya, die er kannte: Standhaft und aufbrausend.

Sein rechter Mundwinkel zog sich ansatzweise in die Höhe, als er sie ansah. Trotz ihrer Tränen, wirkte ihr Gesichtsausdruck stur, aber keinesfalls schwach.

„Ich war mir nicht so sicher bei dir…“, setzte Link an, „Ehrlich gesagt…bin ich glücklich so wie es ist.“

Ilya erwiderte seinen Blick nicht, reagierte nicht auf seine Worte, sondern starrte dickköpfig geradeaus. Obwohl sie versuchte stark zu sein, kannte er sie doch zu gut, um ihren Schmerz nicht wahrzunehmen.

„Tut mir leid.“, gestand er aufrichtig, wobei eine Entschuldigung wahrscheinlich das Letzte war, was sie hören wollte.

Seine Vermutung sollte sich bestätigen.

„Das sollte es auch.“, entgegnete das Mädchen bissig und funkelte ihn aus den Augenwinkeln an.

Link konnte nicht anders, als daraufhin zu lächeln. Es war jener Blick, mit dem sie ihn und Boro damals bei Eponas Verletzung strafend angeschaut hatte.

„Weißt du, das mag ich an dir. Du lässt dich nicht beirren oder unterkriegen. Noch nie, soweit ich zurückdenken kann.“

Obwohl ihre Augen ihn immer noch grantig fixierten, schlich sich nun auch um ihre Mundwinkel ein Lächeln. Dann wischte sie die Tränen aus ihrem Gesicht und räusperte sich. Sie atmete einige Male tief durch, dann sahen sie beide auf das seichte Quellwasser.

„Was ist eigentlich diese Mission? Hat sie etwas mit deinem Bruder zu tun?“, fragte seine Freundin unvermittelt.

Im ersten Augenblick war Link etwas verwundert, erwiderte aber dann im nächsten: „Ja hat es…Er hat einen schweren Weg vor sich, aber…“

Plötzlich schweiften seine Gedanken ab, sodass der Held den Rest des Satzes nur noch dahermurmelte.

„…ich werde ihn bis zum Ende begleiten…denn sein Weg ist auch mein Weg.“

„Du bist ein ganz schöner Herumtreiber geworden.“, stellte Ilya mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme fest. Er musste über ihre Worte schmunzeln.

„Das ist wahr und wird auch erst einmal so bleiben.“

Er spürte Ilyas Blick auf sich ruhen, wandte sich ihr zu. Sie sahen sich eine Weile an, bis sie seufzend sagte: „Hoffentlich geschieht euch beiden nichts.“

„Mach dir keine Gedanken darüber.“, antwortete der Hylianer, „Zusammen sind Shiek und ich sehr stark.“

Das Mädchen nickte daraufhin, drehte sich um und ging den Weg zurück. Link folgte ihr. Er merkte, dass er sich jetzt wesentlich besser fühlte. Jetzt hatte er diesen heiklen Part endlich hinter sich.

Bevor Ilya zum Dorf abbog, wandte sie sich ihm jedoch noch ein letztes Mal zu.

„Es gibt etwas, dass ich dich noch fragen möchte Link.“

Ihre Stimme klang ernst, genauso sah sie ihn auch an.

„Gibt es jemand anderes?“

Obwohl diese Frage völlig aus dem Zusammenhang gerissen schien, wusste der Hylianer sofort, was sie meinte. Er hatte schon damit gerechnet. Er nahm Luft, sah ihr direkt in die Augen.

„Ja…“, antwortete er leise, aber entschieden.

Er spürte, dass dies ein weiterer Schlag in den Magen war, doch sie behielt souverän ihre Fassung. Sie nickte nur, rief ihm noch ein „Bis bald.“ zu und lief schon fast fluchtartig den Pfad hinunter zum Dorf.

Link machte sich gerade auf den Weg zur Leiter, da schwang die Haustür auf und sein Pendant trat in seiner Heldenkluft, die Arme voller Satteltaschen, hinaus vor die Leiter. Kurz sah er sich um.

„Ist Ilya schon weg?“, fragte er verwundert.

„Ja.“, antwortete der Einheimische und schaute hinauf, „Es ist besser so, glaub mir.“

„Aha.“

„Gibst du mir die Sachen?“, sprach Link und streckte die Arme seinem jüngeren Abbild entgegen. Der jedoch sprang hinunter und landete sicher neben ihm.

„Schon in Ordnung. Ich mach das.“, meinte er grinsend und wandte sich um zu den Pferden am Wegesrand, „Deine Tunika liegt übrigens auf der Bank. Die Anderen haben sie wirklich gut ausgebessert.“

Er zwinkerte ihm zu, ging dann zu den Stuten, um die restlichen Taschen zu verstauen.

Die hellblauen Augen folgten ihm einen Moment. Unweigerlich musste er an Ilyas letzte Frage denken und seine Antwort darauf. Unwillkürlich machte ihn das ein klein wenig stolz.

Ja…es gibt jemanden in meinem Leben.
 

Die ganze Zeit über bis zu ihrem Aufbruch fragte sein jüngeres Pendant kein einziges Mal, worüber er und Ilya gesprochen hatten. Sie bestiegen gerade die Pferde und trabten zügig los. Sie passierten die Ordon-Quelle, erreichten die große Holzbrücke. Der Jüngere ritt rechts von ihm auf gleicher Höhe.

„Willst du nicht wissen, was Ilya von mir wollte?“

Ein wenig überrascht, aber auch leicht verlegen sah sein Kamerad ihn aus den Augenwinkeln an.

„Doch schon…“, gestand er, „Aber ich-“

Schlagartig hielt er inne, drehte das überraschte Gesicht weiter nach links und starrte über den Kopf des Einheimischen hinweg in den Himmel.

„Was ist das denn?!“

Verwundert folgte der Ordoner dem Blick und erkannte in der Ferne einen schwarzen Klumpen mit einem flachen Sockel am Himmel. Es sah sehr vertraut aus.

„Das ist ein Schattenportal!“, stellte er verblüfft fest, „Es sieht genauso aus wie vor zwei Wochen, als du aufgetaucht bist.“

Link realisierte erst einen Moment später, dass sein Ebenbild Epona bereits die Sporen gab und davonjagte.

„Hey warte!“, rief er aus und setzte hinterher. Im vollen Galopp schlitterten sie um die engen Kurven des Waldpfades, bis der legendäre Held abrupt vor dem Höhleneingang, der zum Waldschrein und auch zum heiligen Hain führte, stehen blieb. Link drosselte sein Pferd und stoppte. Aus dem Höhleneingang quoll schwarzer Nebel.

Abermals hielt sich der jüngere Hylianer nicht lange auf, sprang aus dem Sattel und wollte gerade in dem dunklen Dunst verschwinden, als seine Reinkarnation ihn aufhielt.

„Jetzt warte bitte!“, sagte er, glitt ebenfalls aus dem Sattel und trat geschwind neben ihn, „Wir können nicht einfach ohne zu überlegen da reinspazieren. Das ist sicher eine neue Falle.“

„Aber wir können es doch auch nicht ignorieren!“, erwiderte der Held der Zeit hitzköpfig, „Es ist das gleiche Portal wie damals und es ist in der Nähe des heiligen Hains oder nicht?“

„Ja schon, aber-“

„Vielleicht hat sich das Zeitportal zu meiner Welt ja doch geöffnet! Wir müssen herausfinden, ob es wirklich so ist, Falle hin oder her.“

Sie starrten sich einige geschlagene Sekunden an, bis der Ältere resigniert nickte.

„Du hast Recht, wir können nichts unversucht lassen. Gehen wir.“
 

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Ein kurzes Nachwort zum Schluss:
 

Ich bin dieses Jahr auch wieder auf der Connichi, genauer gesagt Freitags beim Zeldatreffen um 17:00 Uhr als Naboru dabei. Wer mag, kann mich ja anlabern x3

Vorboten...

Liebe Leser,
 

es ist in aller Munde und jeder Zelda-Fan verzehrt sich wahrscheinlich danach (ich ja auch xD): Ich rede vom Hyrule Historia Artbook.

Einhergehend damit gibts jetzt auch eine offizielle Timeline, was natürlich erstmal eine super Nachricht ist, die mich aber eventuell ein wenig in die Bredouille bringt x,D Von daher nehmts mir bitte nicht krumm, wenn ich später eventuell einige Tatsachen anders darstelle ^^""
 

So viel dazu und nachdem mir auch endlich ein Kapiteltitel eingefallen ist (ich vergess das IMMER und erst wenn ichs hochladen will, denk ich mir: "Verdammt! Wieder nicht drüber nachgedacht!"), wünsch ich euch viel Spaß beim Lesen! =D
 

Ganz liebe Grüße!

Eure Akimon
 

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Die Helden rannten durch den Wald, so schnell es ihnen möglich war. Obwohl der Tag bereits anbrach, blieb es zwischen den Bäumen düster. Schwere Wolken zogen vor das Himmelszelt, versprachen mit ihrer grauen Masse ein baldiges Unwetter.

Konzentriert und zügig hüpften sie über Stock und Stein, liefen die verlaubten Pfade entlang, kletterten und flogen auf Bäumen über giftige Dämpfe und tiefe Schluchten hinweg. Der schattige Nebel wand sich einer Schlange gleich vor ihnen den Weg entlang, zog sich jedoch immer sofort zurück, wenn die Hylianer zu nahe traten.

Während ihrer stummen Verfolgung wurde der Ordoner nicht das ungute Gefühl los, dass sie abermals einen schweren Fehler begingen. Dennoch behielt, bei aller Sorge und Vorsicht, sein Pendant Recht. Es verblieben ihnen keine anderen Möglichkeiten, außer sofort auf eigene Faust nachzuforschen.

Obwohl ihn seit einigen Momenten ein stechender Kopfschmerz begleitete, schossen ihm auch gleich wieder die Worte des Schattenwesens in den Sinn. Bei all den Ereignissen und der Eile haben sie noch nicht darüber gesprochen. Link musste sich eingestehen, dass er diese Angelegenheit wohl absichtlich gemieden hatte. Er wollte nicht darüber nachdenken, welche Motive hinter dem Angriff lauerten, die Folgen daraus und die dadurch resultierende Gefahr, die Hyrule unmittelbar bevorstand.

Dennoch erkannte der Ältere schon vorhin, was sich aller Wahrscheinlichkeit nach hinter dem ‚großen Plan‘ verbarg, von dem der Angreifer letzte Nacht sprach. Sie wollten Hyrule abermals überrennen, die lichte Welt ins Dunkel zerren, die Zügel aus der Hand des Königshauses reißen.

Vielleicht einige letzte Anhänger Zantos.

Denn das Monster letzte Nacht war ohne Zweifel ein Schattenwesen, mit solch immenser Magie innewohnend, die Link als äußerst beunruhigend empfand. Er wusste, dass diese Magie der Schatten nur einige wenige auserwählte Bewohner der Parallelwelt beherrschten. Auch Midna gehörte zu ihnen.

Als er an sie dachte, zog im gleichen Moment eine unsichtbare Schnur seine Brust zusammen. Wenn er richtig vermutete, war ihre Welt genauso bedroht, wie die seine. Vielleicht war sie sogar schon in der Gewalt des Feindes? Hier im lichten Hyrule würden sie es erst erfahren, wenn es bereits zu spät war. Auf einmal überrollte Link eine ganze Welle von düsteren Theorien, sodass er am liebsten auf der Stelle zur Wüstenburg geeilt wäre, auch wenn ihm das nicht viel gebracht hätte.

Doch der Hylianer atmete tief ein, beruhigte sich. Midna war durchaus wehrhaft. Auch Zanto hätte ihr nichts anhaben können, hätte Ganondorf im Hintergrund nicht die Fäden gezogen. Jetzt war es wichtiger hinter die Fassade ihrer Feinde zu blicken, um ihre nächsten Schritte vorausahnen zu können.

Sie versuchten wohl mithilfe des ‚Schlüssels‘ ein noch größeres Portal als in Ordon zu erschaffen. Link graute es bei der Vorstellung, welche Invasion wohl dann unweigerlich über sie hereinbrechen würde. Obwohl er nicht verstand, wie diese Schattenweltler eine Verbindung zu ihrer lichten Welt herstellen konnten. War dies etwa auf das Ungleichgewicht der heiligen Triforce-Kräfte zurückzuführen, von dem Zelda sprach?

Unwillkürlich zuckten die Erinnerungen seines stetig wiederkehrenden Alptraums durch sein Gedächtnis. Wie eine bösartige Kraft in den heiligen Hallen wütete. Doch seitdem er damals das Master-Schwert wieder an sich genommen hatte, war der Traum nicht wiedergekehrt und nur wenige Tage später war er auf den großen Helden ihrer alten Legenden gestoßen. Link musste sich unwillkürlich fragen, ob das alles nicht von den Händen des Schicksals geleitet worden war. Viel mehr, als zunächst vermutet.

Dann kehrten seine Gedanken zur vergangenen Nacht zurück.

Während des Kampfes stellte sich zudem heraus, dass das Schwert seines Gefährten der Schlüssel war. Er schaute auf, fixierte den Griff des Master-Schwerts auf dem Rücken des Herrn über die Zeit, der vor ihm herlief.

„Link, warte einen Augenblick.“

Sie hatten gerade den Bach im Inneren des Hains passiert, als der Angesprochene stehenblieb und sich unruhig umdrehte, dabei leicht bei dem Schmerz in seiner linken Bauchhälfte zusammenzuckte.

„Was ist? Wir müssen uns beeilen.“

Der Ältere trat vor ihn, hob dabei besänftigend die Hände.

„Hör mir bitte kurz zu, ja? Ich glaube ich weiß jetzt, welchen Plan dieses Monster und sein Meister verfolgen.“

Das dunkelblaue Augenpaar weitete sich verwundert.

„Aber woher? Hast du etwa hören können, was das Vieh gestern gesagt hat?“

Nun war es der Ordoner, der fragend eine Augenbraue in die Höhe zog.

„Wovon sprichst du?“

„Erinnerst du dich etwa nicht mehr?“, hakte der legendäre Held aufgeregt nach, „Kurz bevor wir unsere Fragmente vereint hatten, hat das Vieh doch noch irgendetwas gesagt, aber ich habe es nicht richtig verstanden.“

Jetzt wo sein Gefährte davon sprach erinnerte sich auch der Einheimische daran zurück, doch leider mit dem gleichen Ergebnis.

„Ich auch nicht.“, gestand er nachdenklich, „…aber vielleicht ist das auch gar nicht mehr wichtig. Pass auf…“

In nur wenigen Atemzügen schilderte Link seine Theorie. Manchmal flackerten dabei vor seinen Augen schwarze Punkte auf und seine Logik fühlte sich träge an, dennoch erzählte er unbeirrt weiter, die Folgen seiner Kopfverletzung zu ignorieren versuchend.

„Du glaubst also, dass irgendwelche Anhänger von Zanto nochmal diese Welt angreifen wollen?“, fasste der Jüngere zusammen. Danach verschränkte er die Arme und schaute nachdenklich zur Seite.

„Aber warum brauchen sie dann mein Schwert als Schlüssel? Das ergibt doch keinen Sinn!“

Dieser Fakt nahm dem Ordoner augenblicklich den Wind aus den Segeln. Im nächsten Moment jedoch zog er angestrengt die Augenbrauen zusammen, dachte fieberhaft nach, soweit es ihm möglich war. Es war, als ob seine Gedanken blind durch die verwinkelten Gänge seines Kopfes strauchelten, manchmal – bei etwas Glück – über die eine oder andere Idee stolperten.

„Vielleicht…“, setzte er an, „…hat das Monster uns verwechselt und es wollte eigentlich mein Schwert…Aber andererseits kann ich mit dem Master-Schwert kein Portal zur Schattenwelt öffnen…“

Sein Abbild stieß einen ungeduldigen Seufzer aus.

„Das ist mir alles zu verworren! Ich gehe jetzt weiter und wenn uns wieder eins von den Viechern über den Weg läuft, prügle ich schon die Wahrheit aus ihm raus!“

Nach diesen Worten drehte sich das ungehaltene Gesicht seines Vorgängers wieder nach vorne und folgte im Laufschritt dem Weg tiefer in den Wald hinein. Der Ordoner setzte ihm ein wenig überrascht nach, meinte noch in einer ruhigen Tonlage: „Uns bleibt wohl nichts anderes übrig. Aber ab hier müssen wir vorsichtig sein, es ist nicht mehr weit.“

„Ja in Ordnung..“, antwortete der Jüngere ernst. Ein wenig verwundert blieben die hellblauen Augen an der Gestalt des Zeitenhelden hängen. Obwohl er vorhin noch aufbrausend reagierte, war er in diesem Augenblick schon wieder voll bei der Sache. Er mochte zwar manchmal unüberlegt handeln, doch der Schärfe seiner Aufmerksamkeit tat dies keinen Abbruch.

Polternde Kopfschmerzen setzten seinen Beobachtungen ein jähes Ende und Link musste sich krampfhaft auf den Weg konzentrieren, damit er nicht ins Stolpern geriet.

Der Held der Zeit bekam davon nichts mit, zu sehr fixierte er den Pfad vor sich. Die tiefe Wunde in seinem linken Oberarm pochte zwar gefährlich vor Anspannung, doch solange sie nicht blutete scherte Link sich nicht arg darum. Alles was er wollte war Antworten auf die Fragen zu bekommen, die ihn schon so langte plagten. Würde er seine Freunde jemals wiedersehen? Gab es einen Weg zurück in seine Welt? Und wenn ja, welchen?

Der schwarze Nebel vor ihnen wich immer weiter zurück, je näher sie an ihn herantraten. Link wunderte sich darüber. War die Lichtmagie der Fragmente in ihnen so stark, dass sie damit die Schatten zwangsläufig vertrieben? Manchmal blitzte auch das Schattenportal vor dem grauen Wolkenhimmel zwischen den Baumwipfeln hervor. Ein ungutes Gefühl im Bauch verriet ihm, dass sein Kamerad bezüglich der Falle vermutlich Recht behalten würde. Doch rasch schüttelte er den Gedanken ab. Egal was sie auch erwartete, sie waren auf alles gefasst.

Noch wenige Schritte und der legendäre Held stand am Rande des Vorsprungs, der sie die Überreste der Ruinen überblicken ließ. Doch die Ruhestätte des heiligen Schwertes war bereits ebenfalls von dem schwarzen Dunst befallen. Er legte sich über jedweden natürlichen Schein – ob es nun die matten Grautöne der alten Mauern oder das Grün der Wiesen war -, verschluckte ihn regelrecht. Der Anblick bestürzte den Jüngeren ein wenig. Es war nicht lange her, da strahlte dieser Ort die vertraute Altehrwürdigkeit und Heiligkeit aus, die er auch von der Zitadelle in seiner Welt kannte.

Hier konzentrierte sich die bösartige Aura, brandete wie eine Meereswelle gegen seinen Körper. Er schaute zurück, wechselte einen kurzen Blick mit seinem Gefährten, bevor er sich vorsichtig nach unten fallen ließ. Noch in der Hocke prüfte er aufmerksam seine Umgebung, spürte wie seine Reinkarnation unscheinbar neben ihm landete.

Langsam richtete er sich auf. Obwohl sein Herz hektisch gegen seine Brust hämmerte – den Körper darauf vorbereitend sich abrupt seiner Haut erwehren zu müssen -, fühlte sich der Held der Zeit absolut gefasst.

Sie waren auf der erhöhten Steinterrasse im hinteren Teil der Zitadelle angekommen. Direkt vor dem Hylianer stand die steinerne Tür, deren Flügel er schon vor gut zwei Wochen zu öffnen versucht hatte. Aus einer plötzlichen Eingebung heraus trat er langsam auf das verschlossene Steinportal zu. Mit allen anderen Sinnen behielt er seine Umgebung im Blick, horchte nach verdächtigen Geräuschen. Dann versuchte er abermals das Tor zu öffnen - mit welchem Ergebnis auch immer -, griff mit den Händen in die Vertiefungen und drückte.

Doch es war vergebens. Auch diesmal rührten sich die Pforten kein Stück weit. Ein wenig enttäuscht atmete er aus, sah zu seinem Abbild rechts neben sich und schüttelte den Kopf.

Dann plötzlich streifte ein eiskalter Hauch über sein Gesicht. Alarmiert wirbelte er herum, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches erspähen.

„…Oohhh…oh ihr…Helden…“

Eine Stimme gleich der eines Kindes, schwach und wimmernd, drang an seine Ohren. Überrascht sah er seinen Kameraden an, der mit einem Blick seine unausgesprochene Frage bejahte. Er hörte sie auch.

„…ihr Helden…ihr…ihr müsst uns helfen…“

Misstrauisch schauten sie sich um.

„Wer bist du?“, fragte der Ältere laut, während Link darauf achtete, was er spürte.

„…ich…ich bin der Geist des Waldes…ich wurde von einer dunklen Macht gefangen…bitte befreit diesen Ort…befreit ihn von dem Nebel des Grauens…“

Die Helden sahen sich an. Nach einer kurzen Stille flüsterte der Ordoner kaum hörbar: „Ich glaube ich kenne diesen Geist. Als ich diesen Ort zum ersten Mal betrat, da hat er mich geprüft.“

Doch bevor er eingehender erzählen konnte, wimmerte die schwache Stimme erneut auf.

„…diese Macht…sie kam aus den Schatten und will diesen heiligen Ort entweihen…ihr müsst sie aufhalten…!“

Nun war es der Jüngere der aufgeregt erwiderte.

„Ja lieber Geist, keine Sorge. Wir werden die Zitadelle davon befreien!“

„…oh legendärer Herr über die Zeit…dann platziere deine heilige Klinge in dem Zeitfels, auf dass das Licht des Master-Schwerts alle bösartige Energie vertreiben möge!“

„Ja!“

Link sah seine Reinkarnation an. Der einheimische Kämpfer wirkte für einen winzigen Augenblick zweifelnd, doch dann zogen sich seine Augenbrauen entschlossen zusammen und er nickte.

Durch den stummen Zuspruch seines Mitstreiters bekräftigt eilten sie schließlich wachsam hinab, liefen über den grasbewachsenen einstigen Hallenboden zwischen den eisernen Wächtern hindurch zum Korridor, der sie zum Zeitfels führte. Auch hier verpestete der schwarze Dunst die Luft, hing wie ein schwerer, stinkender Geruch im Raum. Obwohl diese boshafte Aura hier allgegenwärtig war, konnten die wahren Drahtzieher im Moment nicht anwesend sein. Sie hätten mit einem sofortigen Angriff die Befreiung zu verhindern gewusst. Auch das Schattenportal über ihnen am Himmel verhielt sich ruhig.

Der jüngere Hylianer schritt aufmerksam beobachtend in die Mitte der riesigen, nunmehr von der Natur verwilderten Kammer. Sein Pendant folgte ihm auf Schritt und Tritt, was sich unwillentlich beruhigend anfühlte. Er rechnete jeden Augenblick mit einem unerwarteten Angriff, dass jene Wesen von ihrer Anwesenheit hier in einem ihrer Stützpunkte erfuhren. Doch laut des Geistes konnte er alle Schatten mit einem Schlag vertreiben.

Link verlor keine Zeit, schritt zielstrebig auf die Plattform und auf den Zeitfels zu. Sein Partner blieb am Rande stehen, eine Hand am Schwertgriff, beobachtete die Umgebung mit scharfen, hellen Augen. Bei diesem Anblick fühlte sich der Jüngere gleich viel sicherer, zog nun sein eigenes Schwert hervor. Als das Gewicht der Klinge schwer in seiner Hand wog, überkam ihn ein Augenblick des Zögerns. Unschlüssig starrte er auf den Zeitfels. Dann atmete er tief ein, schüttelte dieses seltsame Gefühl ab und trat näher. Leicht nervös, aber trotzdem entschieden umschloss er mit beiden Händen den Griff des Master-Schwerts, ließ die Schwertspitze nach unten wandern und drückte sie in die Fassung.

Für eine stumme Sekunde schien die Zeit stillzustehen, bis urplötzlich eine unsichtbare Kraft gegen seine Brust schlug, ihn wuchtig zurückschleuderte.

Link wusste nicht wie ihm geschah. Der Wind rauschte ihm um die Ohren und er fing sich erst ab, als er auf dem Boden aufschlug. Reflexartig sah er auf, konnte gerade noch beobachten, wie sein Gefährte von einem blitzschnellen Schatten angegriffen wurde. Ein metallenes Klirren und ein sausendes Geräusch, dann ein durchdringender Schmerzensschrei.

Alles innerhalb eines rasenden Herzschlags geschehen, zu schnell für eine Reaktion. Der Held der Zeit sah das Master-Schwert seines Kameraden, wie es im hohen Bogen tiefer in den Wald flog, im nächsten Augenblick, wie der Ordoner ins umliegende Gebüsch geschleudert wurde.

„Link!“

Geschwind raffte er sich auf, griff gerade nach seinem Schild, da spürte er einen Luftzug gefährlich nahe an der linken Seite seines Halses.

Nur sein Instinkt rettete ihn vor dem sicheren Tod. Er drehte sich nach links, schlug mit dem Schild nach dem unscheinbaren Schatten und rollte sich in einer fließenden Bewegung ab. Sofort wieder auf den Beinen wirbelte Link herum, hielt nach einem Angreifer Ausschau, entdeckte zu seiner Verwunderung jedoch niemanden.

Er atmete schnell, als er sich unstet umsah.

Seltsam…ich war mir sicher da war was…

Doch er hielt sich nicht lange auf, wollte gerade zu seinem Mitstreiter eilen, da erbebte urplötzlich die Erde, als ob sie unterginge und in der Mitte der Halle kroch eine tiefschwarze, riesige Gestalt aus dem Boden.

Die dunkelblauen Augen weiteten sich, so als wäre er in einem Alptraum gelandet. Kleine Quadrate fielen schnurgerade vom Himmel, nährten die dunkle Masse, die sich langsam formte und der Nebel verdichtete sich. Zuerst wand sich ein schmaler, schuppiger Kopf heraus, abermals gedeckelt von einer rechteckigen Platte, auf der violette Symbole prangten. Spitze Zacken verliefen über einen schmalen, kurzen Hals, weiter den Rücken hinab. Zwei Hinterläufe bogen sich aus dem länglichen Körper heraus, genauso wie zwei Vorderbeine. Mannsgroße Schuppen zeichneten sich auf der Schwärze ab, ledrige Flügel erhoben sich wie angreifende Schlangen. Zähne und Klauen blitzten scharf, als das drachenähnliche Schattenwesen einen abartigen, grollenden Schrei ausstieß, der dem legendären Helden das Blut in den Adern gefror.

Wütend biss er die Zähne zusammen, als er dieses Gefühl wiedererkannte.

„Nicht schon wieder! Verdammt!“

Gar nicht weit entfernt lag der Einheimische im Dickicht, wälzte sich zitternd auf den Bauch.

Ein Schlag wie von einer Peitsche versengte seinen Rücken. Mit bebenden Armen raffte er sich auf die Knie, stützte sich ab. Seine hellen Augen weiteten sich, starrten zur Erde, als sich ein wildes Flimmern in sie einnistete.

Link keuchte ob des Odems, der sein Blut in Brand steckte. Krämpfe durchstießen seinen Körper wie heiße Speere, ließen ihn zusammenzucken und winden. Grollend versuchte er gegen den Prozess anzukämpfen. Der Held biss die Zähne zusammen, vergrub die Finger im weichen Waldboden, doch seinem blutigen Fegefeuer vermochte er nicht mehr zu entrinnen.

Er brüllte seinen schmerzerfüllten Zorn hinaus, ehe sein Körper zerbarst und ihn erstickende Schwärze einhüllte.

Der Held der Zeit in der zerstörten Halle hingegen schüttelte seinen ersten Schreck sofort wieder ab. Rasch wirbelte er herum, wollte sein Schwert zurückholen, da stoppte er abrupt.

Eine dunkelviolette Blase hatte sich um den Zeitfels aufgebaut. Schwarze Linien pulsierten auf ihr, formten irgendein Symbol. Doch bevor Link einen zweiten Blick riskieren konnte, legte sich ein riesiger Schatten auf ihn. Er konnte aus den Augenwinkeln noch die Pranke des Drachens erspähen, bevor er sich zur Seite warf. Das Ungetüm prallte stattdessen gegen die Blase, schrie bestialisch auf und taumelte zurück.

„Eine Barriere…“, murmelte Link zunächst verwundert, dann verfinsterte sich sein Gesicht und er rannte abermals los. Diesmal um nach seinem Kampfgefährten in den Büschen zu schauen. Es war kein gutes Zeichen, dass er noch nicht von selbst zurückgekehrt war. Doch da versperrte ihm der gigantische Schwanz des Monstrums den Weg.

Link stoppte ruckartig, setzte stattdessen zu einem Tauchmanöver unter den Drachen hindurch an, als dieser frontal angriff. Er bezog hinter der Kreatur Stellung, überlegte fieberhaft, welche Angriffsmöglichkeiten ihm blieben. Kurz erinnerte er sich an seinen Kampf gegen Ganon zurück. Da war er in einer ähnlichen Situation gefangen gewesen.

Doch der Schattendrache gönnte ihm keine Pause. Bevor der Hylianer irgendeinen Entschluss fällen konnte, wich er wieder den Pranken mit einem geschickten Rückwärtssalto aus. Hektisch blickte er sich um, doch der Platz war begrenzt, zu sehr füllte dieses baumhohe Wesen die Zitadelle aus.

Und abermals attackierte es ohne zu zögern. Der legendäre Held wich zur Seite aus, setzte danach zu einem waghalsigen Sprint um den Drachen herum an. Während er sich nach ihm umdrehte, packte Link in eine Tasche unter der Tunika, zog den rot leuchtenden Kristall hervor, blieb schlagartig stehen. Es bedurfte nur wenige Augenblicke seiner Konzentration, um seine innere Kraft in den Stein fließen zu lassen. Ehe ihn der riesige, sabbernde Rachen mit den langen Reißzähnen zerfleischte, loderte wie aus dem Nichts eine kugelförmige Feuereinheit um den Helden auf. Das Monster schrak kurz zurück und Link witterte seine Chance. Er bündelte seine Kraft, wollte die Flammen gerade Gestalt annehmen lassen, da erspähte er aus dem Augenwinkel eine Pranke des Drachens, die seitlich auf ihn zuraste. Ein Ausfallschritt zurück gelang Link bei diesem unerwarteten Angriff nicht mehr ganz, sodass er abermals einige Meter über den Wiesenboden stürzte. Er kniete sich sofort auf, zuckte wegen der alten Wunden zusammen. Noch eine vermeintliche Nässe am Oberarm spürend blickte er auf, erkannte direkt über sich – nicht mal mehr fünf Ellen entfernt – das Maul der Bestie.

Augenblicklich war ihm bewusst, dass es zum Ausweichen zu spät war. Als letzte Verzweiflungstat riss er den Schild herum – eine wendige Gestalt preschte aus dem Gebüsch -, stinkender Atem hüllte ihn ein – Pfoten, die in Windeseile rannten -, Link erwartete schon die Schmerzen in seinem Körper – Reißzähne verbissen sich in schuppigem Fleisch.

Plötzlich kreischte das Ungetüm auf, schleuderte den Kopf nach oben. Der Hylianer stolperte einige Schritte zurück und starrte hoch. Ruckartig stieß er die Luft aus seinen Lungen, verblüfft darüber, der gefährlichen Situation unbeschadet entkommen zu sein. Sein Blick hing starr an der Kehle des Monsters über sich und erspähte ein weiteres Untier.

E-ein Wolf?!

Der plötzlichen Attacke wegen trampelte das Ungeheuer ziellos umher. Den zornigen, doch unkoordinierten Pranken wich Link leichtfüßig aus. Er huschte zwischen dem massigen Körper hindurch, während er die Kraft von Dins Feuerinferno erneut bündelte. Er linste aus den Augenwinkeln nach oben, aber der Wolf hielt sich stur im Hals verbissen. Der Held wusste noch nicht so recht, was er davon halten sollte, dennoch, die Gelegenheit nutzte er aus.

Einen günstigen Moment später setzte er mit einigen abgehackten Manövern nach vorne an den Krallen vorbei. Er positionierte sich genau unter dem Bauch des Monsters, erhaschte noch einen kurzen verwunderten Blick auf ein eckiges, dunkelviolett leuchtendes Symbol, ehe er seinen eigenen Drachen von der Leine ließ. Wie ein Zyklon wirbelten die Flammen um den Helden der Zeit, brüllten auf und fraßen sich empor in die dunkle Masse hinein.

Link sah nur noch das Symbol über sich, fühlte die Hitze des Feuers und hielt unerschütterlich die Brunst aufrecht. Seine ausgestreckten Arme schmerzten, sein linker dabei besonders. Schweiß rann ihm über das Gesicht und seine Knie sackten ein, als das Ungetüm drohte auf ihn zu fallen.

Doch bevor es soweit kam unterbrach der Hylianer abrupt den Energiefluss, türmte durch das Feuer hinaus außer Reichweite. Der Drache sackte brüllend zusammen, die dadurch druckartig wehende Luft ließ ihn straucheln und er landete auf allen Vieren. Sein Atem rannte wie ein gehetztes Tier durch seine Lungen. Rasch stand Link auf, drehte sich um. Das Monster kauerte kreischend auf dem Boden, schlug krampfhaft mit dem Schwanz, rührte sich aber vorerst nicht vom Fleck. Dafür tauchte an seiner Seite nun eine andere Gestalt wie aus dem Nichts auf. Der Wolf stoppte seitlich von ihm, sah zu ihm hinauf.

Der Held wusste nicht genau, was er von dem wilden Tier halten sollte, doch aus irgendeinem unerklärlichen Grund vertraute er dem neuen, wenn auch unerwarteten Verbündeten. Fürchten tat er sich ohnehin nicht. Fragend legte er den Kopf schief, als er sein Master-Schwert weiter hinter dem Wolf erblickte.

„Die Barriere…“, murmelte er nur noch verwundert, sprintete jedoch im nächsten Augenblick schon zum Zeitfels. Die dunkelviolette Blase war überraschenderweise verschwunden. Nur kurz prüfte er aus dem Augenwinkel den Zustand des Drachens. Im Laufschritt sprang er über den weißen, stufenartigen Rand, packte mit der Linken den Griff und zog es schwungvoll heraus.

Am liebsten wäre er sofort ins Dickicht gestürzt, denn die Sorge um seinen Gefährten bohrte sich immer tiefer in sein Gewissen. Warum nur bekam er kein Lebenszeichen von ihm? War er etwa so schwer verletzt? Doch würde er seinem Feind nun den Rücken kehren – sich eine winzige Unaufmerksamkeit erlauben – könnte das nicht nur unangenehm, sondern auch tödlich enden. In diesem Moment wurde er auch des pochenden Stechens gewahr, verbunden mit der warmen Nässe, die den weißen Stoff seines linken Oberarms tränkte. So als ob dies seinen Gedanken Eindringlichkeit verlieh.

Nervös packten seine bebenden Hände fester um die Griffe von Schwert und Schild. Mit zusammengepressten Lippen und scharfen Augen bezog er Stellung, als sich der Drache schon wieder aufbäumte. Dabei erhaschte er abermals einen kurzen Blick auf die leuchtende Zeichnung auf seinem Bauch.

„Seine Schwachstelle…“, murmelte er unbewusst. Aus diesem Grund war wohl auch sein vorheriger Magieangriff effektiver als gedacht.

Nach dieser Schlussfolgerung stand es fest. Wenn er mit seinem Schwert nochmals eine direkte Attacke auf den Bauch landen könnte, würde das der Bestie wohl den Rest geben. Rasch prüften die dunkelblauen Augen die Umgebung, seine Intuition einen groben Plan entwerfend.

Erst jetzt fiel ihm der Wolf auf, der neben ihm verharrte, mit wachen Augen die Bewegungen des Drachens verfolgte. Auf einmal blickte das Tier zu ihm auf, sah ihn durchdringend an.

„Was-?“

Ein Erdbeben unterbrach den Hylianer. Das Monster hatte sie entdeckt und stürzte bereits brüllend auf sie zu. Instinktiv rollte Link zur Seite, beobachtete aus den Augenwinkeln jedoch mit Schrecken, dass der Wolf zähnefletschend auf der Stelle verharrte. Er kauerte sich zusammen, sprang dem Ungetüm ins Gesicht.

Doch jetzt bot sich die Gelegenheit. Vollkommen mit dem Wolf beschäftigt, dessen Reißzähne sich im Hinterkopf verkeilten, entgingen dem Schattendrachen die Handlungen des Hylianers völlig. Der legendäre Held wich flink den wild herumtrampelnden Pranken aus, bis sich rasch ein günstiger Moment offenbarte.

Zwischen den schuppigen Beinen öffnete sich ein ungehinderter Zugang zu dem pulsierenden Symbol. Sofort sprintete der Hylianer auf den Bauch zu. Kraftvoll sprang er in die Höhe, stach schwungvoll mit dem Schwert zielgenau in den Körper. Die Klinge grub sich tief in die Bestie hinein, das Symbol pochte zornig auf, seine Bewegungen erlahmten. Auf einmal hörte sich das Kreischen schwach an.

Link überließ das Schwert seinem Schicksal, rannte zwischen den torkelnden Gliedern hindurch. Wie auf Kommando bäumte sich die Bestie auf, schlug rasend doch unkontrolliert um sich, ehe es donnernd zur Seite fiel und in tausende, schwarze Partikel zerbarst. Genauso schlagartig verschwand auch der Nebel.

Ungläubig beobachtete Link, wie sich die schwarzen Sandkörner auflösten.

„D-das ging aber schnell…“, murmelte er atemlos. Bei ihrem gestrigen Gefecht hatte es an einiger Kampfkraft mehr gebraucht, um die Schattenkreatur niederzustrecken.

Nachdem sich der Jüngere jedoch von dem überraschenden Ende gefangen hatte, schwirrte schlagartig die Erinnerung an seinen verletzten Partner wieder durch den Kopf.

Leicht panisch sah er sich um, warf nebenbei den Schild auf seinen Rücken, entdeckte aber schnell die Stelle im Gebüsch, wo sein Mitstreiter hineingeschleudert wurde. Sofort rannte er los. Nach wenigen Schritten jedoch stellte sich ihm unerwartet der Wolf in den Weg. Verwundert blieb der Hylianer stehen, beäugte das Tier kritisch. Er wusste auch jetzt nicht, was er von ihm halten sollte. Im Kampf hatte er ihm geholfen, ja Link hatte ihm sogar vertraut. Jetzt versperrte er ihm unverfroren den Weg.

Sie standen beide abwartend, still für einige gedehnte Momente da. Der Held schaute das wilde Tier genau an. Es sah für einen Wolf recht ungewöhnlich aus, von der Statur her viel zu groß. Weiße Muster verzierten das schwarze Fell, formten sich auf der Stirn zu einem Symbol. Eine dicke Kette klapperte um die linke Pfote, so als sei er vor kurzem noch gefangen gewesen. Link konnte es sich nicht so recht erklären, doch auf einmal fielen ihm gewisse Parallelen zu den Schattenmonstern auf.

Argwöhnisch trat er einen minimalen Schritt zurück, den Blick auf die Kreatur geheftet.

Und wenn das jetzt wieder eine Falle ist?

Vorsichtig wollte er sein Schwert erspähen, da setzte sich die Gestalt unerwartet auf die Hinterläufe, senkte das Haupt und sah ihn von unten herauf an.

Verwundert über dieses zahme Verhalten ließ er von seinem Vorhaben ab, blickte dem Tier in die hellen Augen. Sie waren von einem strahlenden, vertrauten Himmelblau.

Aus weiter Ferne nahm er einen sanften Wind wahr, der die Blätter umspielte, die Baumkronen schaukelte. Trotz des vorangegangenen Gefechts, mutete der Wald auf einmal wieder so mystisch wie eh und je an. Der natürliche, friedliche Schein der Umgebung leuchtete zart auf, ließ die Ereignisse unwirklich erscheinen.

Obwohl Link den Wolf ansah, hatte er das Gefühl seine Sicht würde an einer äußeren Hülle abprallen, könnte nicht weiter blicken, egal wie sehr er es auch versuchte. Nur das helle Blau schien eine Verbindung zu der Seele zu sein, die sich in dieser Kreatur verbarg.

Ein Gefühl von Verbundenheit wallte unerwartet in seiner Brust auf und auf einmal blickte sein Herz tiefer. Es erkannte diese vertraute Empfindung von Zuneigung, die verwandte Kraft, die stark mit der seinen verflochten war. Sie ging von der Gestalt vor ihm aus, spülte wie eine unscheinbare Welle an den Strand seiner Seele.

Link schloss kurz ungläubig die Augen, als er die Wahrheit erkannte, öffnete sie wieder und diesmal sah er klar.

Er ging einen Schritt nach vorne, hob langsam die Hand, doch das Raubtier rührte sich nicht. Er machte noch einen Schritt und noch einen, bis sie nur noch einer trennte. Die hellen Augen fixierten ihn genauso, wie er sie. Der junge Mann ging in die Hocke, streckte die Hand aus und wollte ihn vorsichtig berühren.

„Link…?“

Doch der Wolf kam ihm zuvor. Er schob den Kopf nach vorn, stupste schüchtern mit der feuchten Nase gegen seine Finger.

Ein vergnügtes Drucksen entfuhr dem Helden und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem erstaunten Lächeln, als sich sein Gefühl zu bestätigen schien.

Wieder sah der Wolf ihn eine lange Weile an. Dann stand er auf, leckte mit seiner rauen Zunge über die Finger. Der Held zuckte lachend zusammen.

„Hör auf, das kitzelt!“

Vollkommen verblüfft und auch gleichzeitig begeistert fasste er mit den Händen zu beiden Seiten des Kopfes.

„Du bist es wirklich!“, rief er aus, „Dann geht es dir gut?“

Das ansatzweise Neigen der Schnauze fasste er als Bestätigung auf.

„Den Göttinnen sei gedankt! Ich habe gesehen, wie du ins Dickicht geschleudert wurdest und hab mir ziemliche Sorgen gemacht, als du nicht wiederkamst.“

Als Antwort stieß die feuchte Nase liebevoll gegen seine Wange und der Hylianer lächelte.

„Ich bin auch gut davongekommen, aber mein Arm beschwert sich.“, erwiderte er und drehte den Oberarm nach vorne. Blut hatte ihn bis zum Ellenbogen hinab rot gefärbt, doch er winkte seufzend ab.

„Es sieht schlimmer aus, als es ist. Aber warum wurdest du verwandelt? Ich habe nur noch einen Schatten gesehen…“

Nachdenklich sah er ihn an, doch auch sein wölfisches Pendant schien im Augenblick keine Antwort darauf zu wissen.

„Hmm, aber was machen wir jetzt? Diese Gestalt ist glaube ich nicht so praktisch. Irgendwie müssen wir dich zurückverwandeln.“

Sein Gefährte schien ihn vollkommen zu verstehen, denn er hechelte als Antwort leise. Dann huschte er an ihm vorbei, rannte in die Mitte der ehemaligen Halle. Fragend schaute der Held der Zeit ihm nach.

„Wo willst du hin?“

Doch er kehrte schon wieder zurück und legte ihm – zu seiner Überraschung – sein Master-Schwert vor die Füße. Er schaute zu ihm hoch, tippte dann mit der Schnauze gegen die Klinge.

Der Hylianer griff nach dem Schwert, sah es zunächst an, bis sein Blick zu dem hellblauen Augenpaar wanderte.

„Das Schwert? Brauchst du vielleicht…dein eigenes?“

Er schien mit seiner Spekulation ins Schwarze getroffen zu haben, denn der Wolf wedelte mit dem Schwanz und neigte wieder den Kopf.

„Gut.“

Der junge Mann erhob sich, steckte sein Schwert weg, sah sich kurz um und zeigte in Richtung des Zeitfelsens.

„Ich habe gesehen, wie es dorthin geschleudert wurde. Es ist ganz schön weit geflogen."

Sofort lief sein Pendant an ihm auf vier Pfoten vorbei und der Jüngere folgte ihm hastig. Der Wolf streifte mühelos durchs Dickicht, wobei sein menschliches Ebenbild sich vergleichsweise schwerer tat. Nach einigen Schritten jedoch trafen sie unvermittelt auf einen kleinen Waldsee. Überrascht trat er aus dem Gebüsch und ließ den Blick schweifen. Das Gewässer war nicht sonderlich groß, vielleicht so wie der Angelteich in seiner Zeit. Der See war von einem grasbewachsenen Ufer gesäumt, von dem der Wald einige Ellen Abstand hielt.

Sein Kamerad lief unruhig am Rand hin und her, schnaufte laut.

„Hast du es gefunden?“, fragte Link, trat an ihn heran und vermutete um die Ungeduld des Anderen richtig. Aus den dunklen Tiefen des Sees schimmerte die Klinge des Master-Schwerts empor.

„Ah! Da ist es ja!“

Sein Blick glitt zu dem Tier neben sich, das ihn eine Spur hilflos ansah und er verstand sofort.

„Als Wolf kannst du es schlecht erreichen, das stimmt. Aber ich bin ja noch da.“, sprach er grinsend und klopfte ihm brüderlich auf die pelzige Schulter, legte danach nur rasch Schwertgurt, Mütze und Handschuhe ab.

„Ich bin gleich wieder zurück.“

Schwungvoll sprang er kopfüber in den See. Das Wasser war kalt, sodass ihm für einen Moment die Muskeln erstarrten, aber der Hylianer gewöhnte sich schnell daran. Er tauchte tiefer, erreichte nach einigen kräftigen Schwimmzügen schon den Grund. Trotz des klaren Wassers war es hier unten dunkel.

Doch der Held hielt sich nicht lange auf. Er schnappte sich das Schwert und stieß sich kraftvoll von dem schlammigen Boden ab. Schnell durchbrach er die Oberfläche, atmete frische Luft ein und wischte sich die blonden Strähnen aus dem Gesicht. Mit der Waffe in der Hand paddelte er ans Ufer, wo sein Gefährte schon ungeduldig wartete. Mit der Klinge voran hob er das Schwert aus dem Wasser, zog sich danach selbst geschwind aus dem kalten Nass.

Sein Kamerad war ein wenig zurückgewichen, sah ihn abwartend an. Link hob das Schwert, legte es quer vor sich auf den Boden, ging dann einige Schritte zurück. Er vermochte sich nicht so recht vorzustellen, wie sein Partner sich nun verwandeln würde. Plötzlich fragte er sich, ob es schmerzhaft war.

Gespannt beobachtete er, wie der Wolf näher trat. Er sah ihm noch einmal kurz in die Augen, in denen der Hylianer einen stummen Dank zu lesen meinte.

Er überwand die letzten trennenden Schritte zum Schwert, da leuchtete die Klinge schlagartig auf. Plötzlich wurde das Tier pechschwarz, verformte sich so schnell, dass Link dem kaum folgen konnte. Die gleichen Partikel wie bei den Schattenmonstern stoben vom Körper fort, verschwanden, offenbarten seine Reinkarnation, der keuchend, den Kopf gesenkt, auf allen Vieren vor ihm kauerte.

Dem legendären Helden klappte der Mund vor Verblüffung auf und er starrte mit großen Augen auf sein Abbild, während er langsam vor ihm auf die Knie sank.

Der Ordoner hob nun auch den Kopf, sah ihn an. Er wirkte erschöpft, gleichzeitig aber auch erleichtert.

Link jedoch konnte nicht anders. Er hob die Hand, legte sie auf das Gesicht seines Gegenübers, tastete es erstaunt ab.

„Wahnsinn…“, murmelte er fasziniert, „…du bist es wirklich.“

Der Held musste gestehen, dass er wohl bis zuletzt nicht so recht an die Verwandlung geglaubt hatte. Perplex sah er seinem Freund in die Augen, dessen Miene auf einmal irgendwie gerührt aussah.

Unvermittelt kam er ihm näher und verwundert spürte Link seine Lippen, die sich intensiv gegen seine drückten. Ein wenig überrumpelt hielt der Jüngere dagegen, jedoch währte der Kuss nicht lange. Er öffnete mit warmen Wangen die Augen, als sich sein Abbild von ihm trennte, sah ihn sprachlos an. Auch der Einheimische war ein wenig rot im Gesicht. Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem bewegten Lächeln, bevor er ein leises „Danke…“ flüsterte.
 

Die Abendsonne ward längstens verschluckt von den finsteren Weiten des Himmels, dunkelblaue Schatten bedeckten das Land, der Vollmond blühte auf.

Ein einsamer Wind streifte friedlich durch die hohen Gräser der hylianischen Steppe, im Dorf Kakariko verloschen die Lichter hinter den Fensterläden, das Reich legte sich schlafen.

So auch im Haus, in dem die letzte verbliebene Thronerbin nächtigte.

„Ich wünsche euch eine erholsame Nacht Prinzessin.“

„Ich dir auch.“

Die Schattenkämpferin wollte gerade die Tür schließen.

„Und Impa…? …Danke…“

Die Kammerzofe neigte den Kopf und hob eine Hand ans Herz.

„Für euch jederzeit Prinzessin.“

Sie schloss leise die Tür, verharrte einen Augenblick auf dem Griff, bevor sie sich abwandte und aus dem Schatten ihres Hauses hervortrat.

Der Mond schien so hell am Himmel, dass sie nur vereinzelte Sterne daneben erkannte. Dafür war Kakariko so stark von dem blassen Schein erleuchtet, als ob es Tag wäre. Keine der Fackeln brannte in dieser Nacht, die beiden am Eingangstor ausgenommen. Impa hatte zusätzliche Wachen aufstellen lassen, um die Prinzessin vor gewissenlosen Thronräubern zu schützen.

Lautlos schritt sie zwischen den Häusern hindurch, sprang so schnell wie ein fliegender Schatten auf den breiten Vorsprung der Windmühle hinauf. Dort setzte sie sich an ihren üblichen Platz, von dem aus sie das Dorf gut im Auge behalten konnte, aber vor allen Dingen ihr eigenes Haus, das nunmehr die Residenz des letzten königlichen Familienmitglieds darstellte und es auch noch eine Weile bleiben würde.

Denn die Stadt lag immer noch größtenteils in Trümmern, ein Schloss gab es nicht mehr. Nur sehr langsam gewann das Volk die Kraft dazu, zu den alten Häusern zurückzukehren, um sie dem Erdboden gleichzumachen, vollkommen neu zu erbauen. Die grauenvolle Erinnerung an Ganondorfs dunkle Herrschaft saß noch zu tief in den Knochen. Auch wenn dessen Wahrzeichen der Turm des Bösen – in sich zusammengefallen war, in den Herzen der Menschen existierte er nach wie vor.

Sie alle wandten sich in ihrer Not an die Prinzessin, suchten Trost und Kraft, die sie ihnen allen auch bereitwillig gewährte. Täglich hielt sie Hof auf dem Dorfplatz, stärkte ihren Leuten den Rücken und verwaltete alle wirtschaftlichen, rechtlichen Belange, schulterte die Verantwortung fast wie eine richtige Königin.

Denn die Goronen und Zoras konnten sie nicht um Hilfe bitten. Ihre eigenen Probleme beschäftigten sie noch zu sehr. Darunia und Ruto hatten alle Hände voll zu tun, um ihre Völker wieder in eine glanzvolle Zeit zu führen, so wie es auch Prinzessin Zelda versuchte.

Als die Shiekah an die anderen Weisen dachte, spürte sie die Verbindung in ihrem Inneren, gefestigt durch die vergangenen Tage. Bevor sie alle als Weisen in der großen Schlacht gegen Ganondorf erwachten, kannten sie einander kaum oder gar nicht. Erst der Held der Zeit schmiedete ihren Bund und sie vereinten ihre Kräfte zum letzten, vernichtenden Schlag.

Das alles lag nun schon gut zwei Wochen zurück, doch ihr Bund blieb von Bestand, wandelte sich in ein freundschaftliches Miteinander. Obwohl sich das gesamte Reich noch von der Tyrannei des Gerudokönigs erholte, beschritten sie doch alle den Weg zum Wiederaufbau, wenn auch nur sehr zögerlich.

Alle boshaften Mächte sollten vertrieben, das Land wieder in Frieden geeint sein, trotzdem fühlte Impa in ihrem Herzen abermals etwas Dunkles. Sie konnte es nicht einschätzen und viel zu oft vergaß sie es im täglichen Eifer, wurde von allen anderen Sorgen überlagert.

Denn diese klare, ruhige Nacht war für die letzte Zeit nicht selbstverständlich, wo furchtbare Gewitterstürme das Land beutelten. Das Wasser der Flüsse und des Sees stiegen schlagartig an, Geröll und Geäst von Bäumen wie Büschen wirbelten über die Steppe, wie auf einem Schlachtfeld. Die Wege wurden schwer passierbar und alle Fortschritte in der Stadt zunichte gemacht. Das Volk murmelte hinter vorgehaltenen Händen schon von einem Fluch des Thronräubers und es gestaltete sich schwierig, diese Gerüchte zu zerstreuen.

Impa – und natürlich auch Zelda – spürte das Wanken der Welt, es mussten die letzten Nachbeben von Ganondorfs Herrschaft sein. Sie musste sich zunächst von den verbliebenen Spuren reinwaschen, ehe sie heilen konnte. Danach würde sich das Klima wieder beruhigen, jedenfalls

hofften sie das.

Die roten Augen der Shiekah wanderten zum runden Antlitz des Mondes und sie lauschte der nächtlichen Stille. Sie wusste nicht, wie lange sie so verharrte, ihren Erinnerungen nachhing. Einige schmale Wolken zogen nun über den Himmel, warfen manchmal schwarze Schatten. Ein schabendes, doch unscheinbares Geräusch schärfte schließlich augenblicklich ihre Sinne. Eine unnatürliche Stille kehrte ein. Sie wartete noch einen Moment ab, ehe sie sich lautlos erhob, als Willkommensgruß ihr Kurzschwert zückte.

„Na jetzt mach mal halblang!“

Diese Frauenstimme war Impa nur zu gut bekannt, deshalb verschwand die Waffe rasch wieder, als Naboru mit erhobenen Händen hinter einer Ecke der Windmühle hervortrat. Sie hatte einen langen dunklen Mantel umgeworfen, der ihre Gestalt verhüllte, nur die Kapuze war zurückgeschlagen. Der Stoff hob sich über ihren Schultern unnatürlich ab, Impa vermutete darunter die beiden Säbel.

„Warum gleich so angriffslustig?“, fragte die Gerudo neckend.

Ihre Kollegin sah sie daraufhin nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

„So stümperhaft wie du dich anschleichst, könnte man dich entweder für einen lebensmüden oder betrunkenen Attentäter halten.“

Naboru verdrehte die Augen.

„Ich bin keine Shiekah, sondern eine Gerudo. Wir schleichen uns nicht an unsere Gegner heran, wir prügeln sie einfach über den Haufen!“

Die Diebesprinzessin grinste frech, Impa indes nahm nur tief Luft.

„Warum bist du hier?“, fragte sie sachlich.

„Ja…kommen wir zum Geschäftlichen…“, lenkte sie ein, setzte sich schwungvoll auf einen niedrigen Stein.

„Ich wundere mich allerdings, dass du überhaupt fragst…Nun ja was soll‘s….“

Sie zuckte mit den Schultern, sah die Weise der Schatten fest an.

„Ich hatte eine Vision.“, berichtete sie nun in ernstem Tonfall, „Von unserem Kleinen. Und es war keine Gute.“

Die düsteren Worte der Gerudoanführerin beunruhigten Impa. Sie konnte an einer Hand abzählen, welche Dinge den Worten der Wüstenamazone eine solche Ernsthaftigkeit verlieh.

„Was ist mit Link? Die Prinzessin schickte ihn zurück in die Vergangenheit, das weißt du.“

„Ja, das sollte man annehmen...“, erwiderte sie seufzend, kratzte sich nebenher wie selbstverständlich ein wenig Sand unter den langen Fingernägeln weg. Dass Naboru sich so nebulös ausdrückte, behagte der Shiekah gar nicht. Sie musste dieselbe Dunkelheit spüren wie sie, davon ging Impa zweifelsfrei aus. Doch wusste sie mehr? Ein kurzer Augenblick der Stille verstrich, ehe sie sich lautlos ihr gegenüberstellte, die Arme verschränkt.

„Was hast du gesehen Naboru?“, fragte sie eindringlich.

Die gelben Augen der Diebin schauten auf, verharrten einen Moment.

„Ich habe nichts gesehen.“

Auf diese Antwort hin sackten Impas Schultern etwas ab und sie zog die Augenbrauen zusammen.

„Das ist nicht die rechte Zeit für Scherze.“, erwiderte sie im scharfen Tonfall.

„Aber Impa, genau das ist das Problem! Ich sehe ihn nicht mehr, weder hier noch in der Vergangenheit. Seine Aura ist wie vom Erdboden verschluckt!“, entgegnete die Diebin energisch, fasste sich aber augenblicklich wieder.

„Merkst du es denn nicht? Dieses…ich weiß nicht, wie ich es nennen soll…Ungleichgewicht?“

Natürlich wusste Impa wovon sie redete, doch vor diesem Hintergrund erhielt das Ganze eine vollkommen neue Bedeutung.

Ja, Naboru hatte Recht, Link war nicht nur aus dieser Zeit, sondern gänzlich aus diesem ihren Hyrule verschwunden. Erst jetzt fühlte sie diese Klarheit in ihrem Inneren. Die Folgen daraus machten sich bereits bemerkbar, ohne dass sie den wahren Grund dafür geahnt hätte.

Zunächst noch schwach, dann jedoch überdeutlich spürte sie das Zittern der dreifaltigen Weltensäulen, die Hyrule zusammenhielten. Das Land geriet langsam aus den Fugen, weil das Fragment des Mutes fehlte.

„Beunruhigend oder?“

Naboru weckte sie wieder aus ihren Gedanken.

Die Schattenkämpferin schüttelte kurz den Kopf und sah sie fassungslos an.

„Link ist tatsächlich nicht mehr in diesem Hyrule, deshalb sind die Kräfte der Göttinnen instabil.“

Die Shiekah schluckte, als ihr das wahre Ausmaß der Situation bewusst wurde.

„Wenn kein Gleichgewicht zwischen den Kräften der Göttinnen herrscht, könnten irgendwann die Naturgesetze aus den Fugen geraten…“

Naboru nickte bedächtig.

„Ja, so was in der Art könnte wohl geschehen.“

„Los komm, wir haben keine Zeit zu verlieren! Wir müssen sofort alle Weisen versammeln, damit wir die Kräfte vorerst wieder verankern können. Du holst Ruto und Salia, ich benachrichtige Darunia. Wenn wir jetzt nicht handeln, könnte das ganze Gefüge Hyrules kollabieren, wie auch immer das geschehen mag.“

Naboru hielt sich die Hand an die Stirn, wie bei einem Salut.

„Aye Sir!“

Impa überließ ihre Kameradin ihrem eigenen Weg, stürzte schon fast den Pfad zurück zu ihrem Haus.

Sie alle hatten diese Leere gespürt, nachdem die Prinzessin den Helden zurückschickte. Link befreite sie damals alle und er war es gewesen, der in einem furchtbaren Kampf Ganondorf niederstreckte. Er war ihnen Freund, Bruder, Gefährte und Retter, für Zelda jedoch noch so viel mehr gewesen. Jeder von ihnen betrauerte seinen Verlust, doch schnell lenkten andere Sorgen davon ab. Niemals hätte Impa vermutet, dass er nicht in seiner wahren Vergangenheit angekommen wäre.

Sie jagte lautlos die Treppe hinauf, blieb abrupt vor der Tür stehen, die langsam, knarrend aufschwang. Zelda trat gebückt heraus, das Gesicht verweint, eine Hand krampfhaft in ihr weißes Nachthemd auf Brusthöhe gekrallt. Sie sah ihre Zofe mit einer Verzweiflung, Angst in den Augen an, dass es ihr schier den Atem raubte. Zerbrechlich, kraftlos stützte sie sich am Türrahmen ab, flüsterte mit bebender, aufgewühlter Stimme.

„Impa…Link…er ist…Link ist etwas zugestoßen!“

Halbzeit

Ein Titel, passend zur Fußball-EM xD (auch wenn ich kein großer Fußballfan bin ^^°)
 

Wie auch immer:
 

Noch vom letzten Gefecht erschöpft erreichen die Helden endlich ihr ursprüngliches Ziel, nämlich Schloss Hyrule. Es gilt die vorgefallenen Geschehnisse mit der Königin zu besprechen, bis ein Konflikt zwischen den Helden auflodert...
 

~ ~ ~
 

Tadaa! Hier ist das neue Kapitel! Es ist diesmal noch einen Ticken länger geworden, was aber aufgrund der langen Wartezeit euch bestimmt ganz recht ist x,D
 

Ich bin dieses Jahr wieder auf der Animagic als Ordon-Link unterwegs =) Wer mich sieht, kann mich gerne anquatschen! :3 Ich freu mich immer! =D
 

Viel Spaß beim Lesen wünsche ich euch! =3
 

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Der Ordoner beobachtete angespannt, wie ein königlicher Hofmediziner mit zwei Gehilfen als Beobachter die klaffende Wunde am Oberarm seines Gefährten mit sicheren Stichen zusammennähte. Vorher war sie zwar mit einem starken Betäubungsmittel eingerieben worden, deren scharfer Geruch ihm immer noch in der Nase hing, trotzdem sah man dem Jüngeren an, dass er die Zähne zusammengebissen hielt. Danach musste er einen großen Becher des roten Elixiers trinken, laut des Hofmediziners eine von ihm entwickelte, verbesserte Rezeptur. Der Mann war mindestens doppelt so alt wie sie. Graue Schlieren zogen sich durch ansonsten nussbraunes Haar und einen kurz gestutzten Bart. Das von Strenge gezeichnete Gesicht beobachtete aufmerksam die anschließende Arbeit der deutlich jüngeren Schüler, manchmal murmelte er mit tiefer Stimme eine Anweisung. Er hatte ihn skeptisch mit seinen dunklen Augen angesehen, als Link entschieden darum bat, seinen Kameraden zuerst zu versorgen.

Als sie das Schloss erreichten und zu Zelda geleitet wurden, betrachtete sie die Hylianer auf dieselbe Weise. Bevor der Ältere Einspruch erheben konnte, ließ sie eine Handvoll Bediensteter rufen, erklärte den Helden unmissverständlich, sie würde zuerst ihre Wunden versorgen lassen. Sonst müsse sie befürchten, nach ihrer Besprechung keinen Arzt, sondern gleich einen Totengräber rufen zu lassen. Auf diese Bemerkung hin erzählte der Held der Zeit lachend von einem gewissen Boris, der sie bestimmt mit Freuden verbuddelt hätte.

Es stellte sich heraus, dass zur Versorgung auch ausgiebiges Waschen in den königlichen Badekammern, frische Kleidung aus edlem Leinen und schließlich die Behandlung durch den persönlichen Leibarzt der Königin selbst gehörte. Während dem Ordoner das zuvorkommende, freundliche Gehabe der Diener unangenehm war, war es für seinen Gefährten zwar auch ungewohnt, aber zumindest genoss er diesen Luxus ausgiebig.

Nun befanden sie sich in einem großen, rechteckigen Raum. Die gesamte linke Wand wurde von einem massiven, überfüllten Bücherregal eingenommen, direkt gegenüber befand sich ein kunstvoller Kamin aus rotem Marmor mit niedrigen, bequemen Sesseln und einer Liegestätte davor. Drei große Fenster luden reichlich Tageslicht ein, wurden von dichten, bordeauxfarbenen Samtvorhängen eingerahmt, die übrigen Wände zierten bestickte Wandbehänge in warmen Gold- und Rottönen, über dem Kamin thronte ein riesiges Landschaftsgemälde. Dicke Teppiche auf dem Boden verschluckten jedes Geräusch von Schritten, in dunklem Holz und stilvoll gestaltete kleine Schränke und Kommoden verteilten sich, besetzt mit diversen Kunstgegenständen, an den Wänden entlang. Auf dem niedrigen Tisch vor dem Kamin stand ein Krug, flankiert von zwei Weinkelchen und einer flachen Goldschale gefüllt mit getrockneten Feigen.

In der Mitte des Raums war eine behelfsmäßige Pritsche aufgestellt worden, auf der sein legendärer Vorgänger behandelt wurde. Er selbst saß etwas abseits auf einem Stuhl, in der Hand ebenfalls einen Becher des roten Elixiers, das er aber noch nicht angerührt hatte. Sein Kamerad hingegen trank stetig, während er sich neugierig in der Kammer umsah. Manchmal zuckte er, wenn die Mediziner die von dunkelblauen Blutergüssen verzierte linke Seite des Bauches mit stark riechenden Salben einrieben, doch dem neugierigen Schweifen seines Blicks tat dies keinen Abbruch. Unwillkürlich blieb er dabei bald an ihm hängen und Link beobachtete verwundert, wie sich die Augenbrauen über dem Königsblau kritisch zusammenzogen.

„Hast du überhaupt schon etwas von dem Elixier getrunken?“, fragte er ihn tadelnd. Überrascht hob der Einheimische den Kopf, setzte als Antwort jedoch sogleich schuldbewusst den Becher an die Lippen.

Es dauert nur wenige Momente, da klarte sein Kopf auf, die Schmerzen schwanden. Link war überrascht: Der herkömmliche Trank auf dem Markt wirkte in seinen Heilungseigenschaften wesentlich schwächer.

Und doch hätte er sich selbst ohrfeigen können, hatte er doch den kostbaren Feentau vergessen, den er daheim im Keller in einer einzigen Flasche aufbewahrte. Erst als sie vor den Toren von Hyrule-Stadt abstiegen, fiel es ihm ein. Hätten sie beide nur einen kleinen Schluck davon genommen, so wären ihre Verletzungen sicher noch um einiges schneller verheilt und sie könnten jetzt schon wieder unterwegs sein.

Doch es war wie es war. Zeit um zurückzureiten blieb ihnen nicht, gleichzeitig hätte ihre Anwesenheit abermals eine Gefahr für die Dorfbewohner dargestellt. Dennoch war Link nach dem Kampf unbemerkt zurückgeritten, um sich der Unversehrtheit des Dorfes zu vergewissern. Niemand sah ihn, als er erleichtert wieder von dannen zog.

Die Königin hatte auch schon auf seine Bitte hin eine Eskorte geschickt. Ordon war jetzt sicher, diese Sorge konnte er streichen.

Der einheimische Hylianer nahm einen ausgiebigen Schluck. Als er wieder aufsah stellte er fest, dass Zeldas Leibarzt Valerius mit verschränkten Armen vor ihm stand und ihn kritisch beäugte.

„Und was fehlt euch?“, fragte er mit strenger Stimme.

Etwas zögernd strich Link seine dunkelblonden Haare zurück und zeigte ihm die Wunde auf seinem Kopf.

„Ich bin nur hier etwas verletzt.“, erklärte er, versuchte dabei überzeugend zu klingen. Im nächsten Moment aber bemerkte er seinen Kameraden, der ihn ungläubig anstarrte. Valerius hingegen zog eine Augenbraue in die Höhe.

Bevor der Ordoner seine Aussage untermauern konnte, richtete sein Gefährte schon für ihn das Wort an den Heiler.

„Er ist weggeschleudert worden und sein Bauch ist mindestens genauso blau wie meiner.“

Ohne den bohrenden Blick von ihm abzuwenden antwortete der Mediziner: „Ich danke euch, aber es bedarf keines Hinweises, um die Symptome zu erkennen.“

Der Ton seiner Stimme wurde schärfer.

„Glaubt nicht junger Mann ihr könntet mich hinters Licht führen, das haben schon ausgefuchstere Bengel wie ihr versucht und sie alle scheiterten kläglich. Euer Gesicht ist weiß wie Milch und euer Blick wirkt entrückt, also liegt eine schwere Erschütterung des Kopfes vor und schlichte Übermüdung vermute ich. Und so verkrampft wie ihr euch auf dem Stuhl haltet nehme ich an, dass eure Rippen genauso geprellt oder gebrochen sind, wie die eures Kameraden.“

Als Valerius das sagte, richtete sich der Ältere sofort auf, unterdrückte mit aller Macht jegliches verräterische Zusammenzucken. Ein recht bescheidener Versuch den scharfsinnigen Heiler Lügen zu strafen. Ungeachtet dessen diagnostizierte er weiter, worin er wohl einen gewissen Gefallen fand.

„Zudem fallen Eure Schultern nach vorne, was auf eine Stauchung des Brustkorbs schließen lässt.“

Als Valerius ihm mit diesem Satz den Rest gab, klappten seine Schultern noch mehr zusammen und Link stieß geschlagen die Luft aus. Dabei sah er kurz an der weiß-grünen Robe des Mannes vorbei und bemerkte das selbstzufriedene Grinsen im Gesicht seines Pendants, der bei seinem Siegerschluck ebenfalls zusammenzuckte und sich verdrießlich die Seite hielt. Einen kleinen Moment lang war der Ordoner versucht zu denken, das geschehe ihm Recht.

„Habe ich was ausgelassen?“, fragte Valerius und zog die hellblauen Augen damit wieder auf sich.

„Ich denke nicht.“, erwiderte Link matt. Leugnen war jetzt wohl zwecklos.

„Na also.“, brummte der Leibarzt, dann drehte er sich zu seinen Schülern um, „Iya! Baldus! Entkleidet ihn, damit ich ihn untersuchen kann. Dann holst du Baldus heißes Wasser und frische Tücher. Iya, du bringst mir aus meinem Laborzimmer die Salbe aus Plantaga-Samen und die Kräuterextrakte Arnika, Zorawurzel und Lavendel.“

Danach ließ der Ordoner die akribische Behandlung über sich ergehen, musste ein heißes, abartiges Gebräu gegen die Erschütterung des Kopfes trinken und wurde abgetastet. Valerius war rigoros, als er gegen sein Brustbein und die rechten, unteren Rippen drückte. Link konnte das schmerzhafte Luftschnappen nicht zurückhalten, der Mediziner aber wirkte dabei sehr zufrieden. Erst jetzt sah der Held die Bahnen durch angestautes Blut verdunkelter Haut über die Mitte seiner Brust laufen. Ja, dort wurde er getroffen und ins Unterholz geschleudert. Die Blutergüsse an der rechten Seite unterhalb seiner Rippen schillerten in dunklen Rottönen. Sein Rücken war anscheinend auch von blauen Blessuren und stumpfen Kratzern übersät, denn seine Haut brannte beim Waschen an verschiedenen Stellen.

Nachdem er üppig eingesalbt wurde, wurde er genauso üppig verbunden, nur die Kopfverletzung ließ Valerius offen.

„Die Wunde ist nur oberflächlich, sie verheilt auch so. Allerdings kann es sein, dass euch ein Schwindel erfassen wird oder ihr Mühe habt, euch zu konzentrieren. Auch Kopfschmerzen sind wahrscheinlich.“, erklärte er, während er sich die Hände wusch, „Das sind die Folgen der Erschütterung, doch ihr hattet Glück, sie ist nicht besonders schwerwiegend. Eine ausgiebige Nachtruhe ist da die beste Medizin.“

Danach richtete er seinen Blick auf den legendären Helden.

„Ihr habt vermutlich viel Blut verloren, da die Wunde am Arm eine Arterie verletzt hat. Der Verband muss morgens wie abends erneuert werden und die Naht mit Moderpilztinktur eingerieben werden, damit kein Wundbrand entsteht. Es kann sein, dass euch in nächster Zeit noch bei großer Anstrengung der Atem ausgeht oder euch ebenfalls schwindelig wird, aber das wird sich schnell legen. Ansonsten empfehle ich eine ausgiebige Mahlzeit mit gutem Rindfleisch, den Rest regelt der Körper von selbst.“

Er warf mit barscher Stimme seinen packenden Schülern einige Anweisungen an den Kopf, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder den Hylianern widmete.

„Ich lasse euch später noch einen Trank für die inneren Verletzungen bringen. Und ihr…“, er wandte sich dem Ordoner zu, „bekommt zusätzlich noch einmal das Elixier für die Erschütterung.“

Link wollte bei der Aussicht auf das widerwärtige Gebräu das Gesicht verziehen, doch er beherrschte sich.

Die Gehilfen und Bediensteten hatten bereits alles weggeräumt, bevor der betagte Mann allerdings auch ging, drehte er sich noch mal zu den Kriegern um und sah vor allen Dingen den älteren von ihnen fest an.

„Also, eine ordentliche Mahlzeit und Bettruhe, länger kann ich euch ungestüme Jungspunde sowieso nicht vom Kämpfen abhalten.“

„Zu Befehl!“, erwiderte der legendäre Held mit gespieltem Ernst und salutierte auf seinem Sessel. Valerius schüttelte mit einem ansatzweisen Grinsen den Kopf und trat hinaus.

Der Jüngere lehnte sich seufzend zurück, streckte breitbeinig die Füße aus, während sein Kamerad sich zu ihm an den Kamin setzte.

„Das tat gut…“, säuselte er mit geschlossenen Augen, „Weißt du was? Dein Rücken sieht genauso aus wie meiner.“

Der Ordoner sagte nichts dazu, starrte nur hinaus in den windgepeitschten Regen. Es war gerade mal Mittag, aber der Himmel war so dunkel wie bei der Abenddämmerung. Man merkte, dass es Herbst wurde.

Die Tränke hatten zwar seine Kopfschmerzen gelindert, doch nun schlich sich Erschöpfung wie ein dicker, schwerer Dunst an. Link unterdrückte den Drang zu gähnen. Obwohl ihn die behagliche Wärme, die Weichheit des gepolsterten Sessels und die frische Kleidung einzulullen versuchten, war er innerlich immer noch aufgekratzt. Er musste seine Gedanken für das Gespräch mit der Königin sammeln, die hoffentlich bald kommen würde. Sie hatten schon zu viel Zeit verloren.

Erst nach einigen Augenblicken fiel ihm die Stille im Raum auf und er vermutete schon, dass sein Kamerad eingeschlafen war, doch ein Blick in seine Richtung belehrte ihn eines Besseren. Im Gegenteil, die dunkelblauen Augen ruhten wach – Link fragte sich, ob der Trank bei seinem Pendant nicht einschläfernd wirkte – und grübelnd auf ihm.

„Was ist?“

Der Jüngere schaute blinzelnd auf.

„Na ja, es ist irgendwie erstaunlich. Bis vor kurzem warst du noch ein Wolf, aber das sieht man dir gar nicht mehr an.“

„Darüber bin ich auch heilfroh…“, murmelte der Ordoner unüberlegt und bemerkte erst im nächsten Moment den verdutzten Blick seines Pendants.

„Warum denn das?“, hielt er schon dagegen, bevor Link sich erklären konnte, „Das ist doch unheimlich spannend, wenn du dich in ein Tier verwandeln kannst! Und dann auch noch in so etwas Starkes wie einen Wolf!“

Eine Begeisterung schwang in der Stimme seines Gefährten mit, die der Einheimische nicht so recht nachvollziehen konnte.

„Du findest das gut?“, fragte er aus diesem Grund zweifelnd nach.

„Na klar!“, erwiderte der legendäre Held aufgeregt, „Ich meine, du kannst zwar dein Schwert nicht benutzen, aber wie man gesehen hat, hast du es auch gar nicht gebraucht.“

Der ältere Hylianer sah ihn geschlagen an und hätte ihm gerne erklärt, dass er in Menschengestalt mit Schwert trotzdem stärker war, doch der faszinierte Gesichtsausdruck entwaffnete ihn.

Stattdessen musste er noch eine andere Frage loswerden.

„Wie hast du mich eigentlich erkannt? …hattest du am Anfang gar keine Bedenken, als ich aufgetaucht bin?“

Sein Gegenüber zuckte daraufhin nur mit den Achseln.

„Nein, eigentlich nicht.“, antwortete er ehrlich, „Du hast ja sogar das Vieh davon abgehalten mich zu fressen. Irgendwie…habe ich dir von Anfang an vertraut, auch wenn es mir schon seltsam vorkam.“

Der Ordoner starrte ihn an, verblüfft über die Einfachheit dieser Aussage.

„Und du hattest keine Angst?“, hakte er ungläubig nach. Sein Ebenbild aber verzog auf diesen Satz hin nur belustigt das Gesicht.

„Angst? Jetzt komm aber! Das ist ja genauso verrückt, als würde ich dich das fragen! Ich meine, in dem Moment wollte mich ein riesiges Schattenmonster als Vorspeise zum Hauptgang verschlingen und da fragst du mich allen Ernstes, ob ich Angst vor dir als Wolf hatte?“

Die ironische Stimmlage und der gespielt ernste und zugleich zweifelnde Blick des Helden der Zeit überraschten den Einheimischen im ersten Moment, doch dann überkam ihn ein Lachen und er befand seine Frage auf einmal genauso lächerlich. Doch sein Gefährte setzte noch einen drauf.

„Ich meine, es ist ja nicht so, dass wir beide schon gegen die abartigsten Kreaturen gekämpft haben.“

Und dann fing er an aufzuzählen.

„Riesenspinnen, Kampfechsen, Schleimviecher, Feuerdrachen…“

Der Jüngere nahm tief Luft, während es sein Pendant trotz Schmerzen in der Brust schüttelte.

„Ich meine, jetzt mal ganz ehrlich, daneben ist ein normaler Wolf ja richtig unspektakulär.“

Danach konnte er sein Lachen auch nicht länger zurückhalten, schon gar nicht, wenn er seinem Abbild zusah.

„Du hast ja Recht.“, stimmte ihm der Einheimische zu, nachdem sie sich wieder gefangen hatten.

„Aber später hast du gewusst, dass ich es bin.“, sprach er weiter, „Ich hätte mir eigentlich keine Sorgen machen brauchen, du hast dich wahrscheinlich daran erinnert, was ich dir letztens darüber erzählt habe oder?“

Der darauf folgende erstaunte Gesichtsausdruck und die geweiteten Augen des Anderen straften seiner Vermutung Lügen.

„Oder doch nicht?“

Der Blick des legendären Helden glitt nachdenklich seitlich nach oben, doch nur einen Moment später riss er seine Augen abermals auf und sah ihn verblüfft an.

„Stimmt! Du hast es mir vor einiger Zeit erzählt.“

Der Ältere erwiderte seinen Blick ungläubig.

„Aber…wie hast du mich dann erkannt?“, hakte er verwundert nach.

Sein Gefährte schaute ihn daraufhin mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck an, ehe er abwesend zur Seite glitt.

„Ich weiß auch nicht so genau.“, gestand er leise, „Irgendwie habe ich dich gespürt und obwohl du ein Wolf warst, konnte ich dich auf einmal sehen...“

Sein Vorgänger lächelte peinlich berührt.

„Ich weiß, das muss ziemlich albern klingen.“

„Nein, tut es nicht…“, entgegnete der Ältere direkt, woraufhin sein Gegenüber ihn verwundert ansah. Link verharrte lange in den königsblauen Augen. Er wollte glauben, dass sein Partner ihn aus dem Grund ihrer Verbindung zueinander erkannt hatte, dass ihre gegenseitigen Empfindungen so stark waren, dieses Hindernis überwunden zu haben.

Er wusste nicht was sein Gesicht von diesen Gedanken preisgegeben hatte, doch sein Freund lächelte auf einmal liebevoll. Obwohl er nichts sagte, wurde Link in diesem Moment klar, dass sein Gefühl stimmte und es bewegte ihn zutiefst.

Er atmete tief ein, um es einzudämmen, da beugte sich sein Freund vor und tippte mit dem Zeigefinger vorsichtig auf seinen Stirnansatz zwischen den Augen.

„Und daran auch.“, ergänzte er leise und zog die Hand wieder zurück, unterstrich seine Worte mit einem langen, intensiven Blick. Der Ordoner brauchte einen Moment, bis er verstand was der Andere meinte.

„An meinen Augen?“

Der Jüngere nickte abermals lächelnd als Antwort.

Ein kleiner Teil von Link konnte es nicht glauben, ein größerer wusste es bereits besser. Ein tiefes Gefühl von Zuneigung verknüpft mit Dankbarkeit stieg in ihm auf und er hätte es nur zu gerne zugelassen, ihm Ausdruck verliehen, doch sein Verstand kämpfte bitterlich dagegen an. Es gab so viele wichtigere Dinge, auf die sie sich konzentrieren mussten.

Er rang noch mit sich, als sein Freund seinen inneren Konflikt mit einer schlichten Frage beendete.

„Warum glaubst du eigentlich, ich könnte Angst vor dir als Wolf haben? So furchteinflößend bist du auch wieder nicht.“

Der Ordoner sah sein Ebenbild verdutzt an, bis er merkte, wie nah ihm diese Frage wirklich ging. Er war der bisher einzige Mensch, der seine tierische Gestalt nicht als furchteinflößend empfand. Link war es gewohnt, dass die Leute aufschrien, in Todesangst vor ihm flohen, wenn sie ihn erblickten. Entweder das oder sie griffen ihn an, wie seine eigenen Leute aus dem Dorf.

Der plötzlich betretene Ausdruck in den meeresblauen Augen teilte ihm mit, dass man ihm diese unschönen Erinnerungen wohl angesehen haben musste. Der Einheimische sammelte sich. Es fiel ihm nicht leicht darüber zu sprechen, dennoch setzte er an.

„Weißt du, das hat nichts mit dir zu tun. Es ist nur-“

Schlagartig wurde der Hylianer durch das Aufschwingen der Tür unterbrochen. Zelda betrat den Raum.

„Seid gegrüßt ehrenwerte Helden.“

Sie schritt auf die jungen Männer zu, hob jedoch beschwichtigend die Hand, als ihr ehemaliger Kampfgefährte aufstehen wollte, um sie angemessen zu begrüßen.

„Bitte, bleib sitzen. Hier können wir alle höfische Etikette ablegen.“

Während sich die Königin zu dem dritten Sessel am Kamin begab, schloss der dunkelblonde Kämpfer kurz die Augen, um seine Gedanken zu konzentrieren. Er hatte sich zu sehr von ihrem eigentlichen Beweggrund ablenken lassen. Dem besorgten Blick des Anderen begegnete er mit einem Kopfschütteln. Sie durften sich in solchen Situationen nicht von Gefühlen leiten lassen. Danach richtete er sein Augenmerk auf Zelda.

Dem einheimischen Hylianer fiel auf, dass sie nicht ihre gewohnte Amtsgarnitur trug, sondern nur ein weißes Kleid. Geschwungene, goldene Stickereien zierten die langen Ärmel, den unteren Saum und offenstehenden Kragen. Goldene, schmale Schnallen mit schneeweißen, polierten Steinen hielten einen hellviolettfarbenen Umhang aus Seide, der in großzügigen Falten bis zur Taille hinabfiel. Einzig ihre Stirnkrone erkannte Link wieder.

Mit gewohnt kontrollierten Schritten blieb sie vor der Sitzstätte stehen, zog mit beiden Händen ihr Kleid vor, ehe sie sich niederließ und den Blick hob.

„Ich hoffe es geht euch besser? Hat Valerius euch gut behandelt?“

„Ja, dein Leibarzt hat wirklich nichts übersehen.“, erwiderte der legendäre Held munter, „Im Vergleich dazu kommen mir unsere Versuche ziemlich stümperhaft vor.“

Mit einem besiegten Grinsen zuckte er mit den Schultern.

„Und sein Trank wirkt wirklich ausgezeichnet, ich fühle mich schon wieder richtig gut.“

Die Königin war froh über diese Nachrichten. Ein schlichtes, freundliches Lächeln verriet es.

„Er ist der Beste seines Fachs. Ich wusste, ihm würde nichts entgehen.“

Danach wandte sie sich dem dunkelblonden Hylianer zu. Er sah ungleich seines Gefährten vollkommen ausgelaugt aus. Ein blasses Gesicht, in dem beispielhaft die Sorge geschrieben stand, und die Augenbrauen ernst zusammengezogen. Der Zeitenheld zeigte sich zwar genauso käsig, was seiner Frohnatur allerdings keinen Abbruch tat. Alles verhielt sich so, wie Valerius es ihr kurz zuvor berichtete.

„Der aufgeweckte Jungspund erholt sich schnell, sowohl körperlich als auch geistig, was aber auf den Anderen nicht zutrifft. Die Last, die er mit sich herumträgt, schlägt sich nicht nur auf sein Gemüt, sondern auch auf seine körperliche Verfassung nieder. Er verhält sich sehr unvernünftig. Aber sieh selbst und rede mit ihm. Ich weiß, du kennst ihn gut.“

Zelda konnte diesen Worten fast keinen Glauben schenken. Noch nie hatte sie ihren Getreuen – die Logik in Person - unvernünftig erlebt. Gleichwohl sah sie ihm die Ungeduld an und beschloss nach dem Gespräch auf ihn einzuwirken.

Sie lehnte sich zurück, faltete die Hände auf dem Schoß und sah in das ernste, hellblaue Augenpaar.

„Bitte, erzählt mir was geschehen ist.“

Es schien so, als habe der Ordoner schon zu lange auf diesen Satz gewartet. Ohne zu zögern ergriff er das Wort, erzählte sachlich und detailliert den Kampf in Ordon und dem heiligen Hain. Sein Abbild ließ hier und da seine Erlebnisse mit einfließen und Zelda lauschte geduldig, ohne die Helden einmal zu unterbrechen. Nachdem sie schließlich geendet hatten, kehrte für einen gedehnten Moment Stille ein, in der sie die Geschehnisse auf sich wirken ließ.

„Nachdem ihr gestern also nach unserem Gespräch über die Harfe der Zeit von hier aus wieder zurückgeritten seid, wurde Ordon angegriffen. Ihr habt die Schattenkreatur besiegt und heute war abermals eine dunkle Macht am Werk, diesmal im heiligen Hain.“, fasste sie zusammen, „Sie sind hinter einem ‚Schlüssel’ her, der wohl das Master-Schwert von einem von euch darstellt, aber es ist unklar welches. Sie wollen damit wohl irgendein Portal öffnen, wobei wir hier auch nichts Genaueres wissen.“

Der Ordoner nickte bestätigend.

„So ist es. Der zweite Kampf im heiligen Hain macht das deutlich. Leider sind wir ja auch hier unserem Gegner blindlings in die Falle getreten. Die Barriere um Links Master-Schwert und auch dass ich verwandelt wurde machen das deutlich.“

„Genauso wie diese Stimme vom Geist des Waldes, die wir gehört haben.“, warf der Held der Zeit verdrießlich ein. Er war es gewesen, der den Worten dieser Stimme uneingeschränkten Glauben geschenkt hatte.

„Ja, wir sollten entwaffnet werden.“, fuhr sein älterer Kamerad fort, „Ich nehme an, dass sie sich eines der Schwerter aneignen wollten, sie aber aufgrund ihrer heiligen Macht nicht berühren konnten. Mein Schwert lag außer Reichweite und um das von Link haben sie dann eine Barriere errichtet.“

„Aber es war sonst niemand da außer euch und der Schattenkreatur, nicht wahr?“

Bei dieser Frage verstummten die jungen Männer kurz und wechselten einen nachdenklichen Blick.

„Also ich glaube schon, dass noch jemand dort war.“, sprach der Held der Zeit wieder an sie gewandt, „Als ich das Schwert im Zeitfels platzierte, hat mich etwas angegriffen und es war definitiv nicht dieses Vieh, das kam erst später. Erkannt habe ich aber niemanden, auch bei dem Angriff danach nicht.“

„Mir erging es ähnlich.“, ergänzte seine Reinkarnation, „Ich habe nur einen schwarzen Schatten gesehen, der unheimlich schnell war. Und nachdem die Kreatur auftauchte, erschien schon die Barriere, richtig?“

Er drehte das Gesicht fragend seinem Gefährten zu, der mit einem Nicken bestätigte. Zelda stütze die Ellbogen auf den Armlehnen auf, legte die Fingerspitzen aneinander und sah nachdenklich geradeaus.

„Es verwundert mich, dass euch dieser Schatten nicht weiter angriff. Es wäre die perfekte Gelegenheit gewesen.“

„Ja…“, stimmte der Einheimische zu, „Außerdem war die Bestie sehr viel schwächer, als die beim vorigen Angriff auf das Dorf.“

„Das stimmt. Dieses Vieh war keine Herausforderung, wenn wir natürlich normal bewaffnet gewesen wären.“, bestätigte der legendäre Held.

„Ihr Schwachpunkt ist nach wie vor die heilige Macht, die ja auch den Master-Schwertern innewohnt. Link brauchte nur einen Schlag, um das Monster zu töten.“

„Das schon, aber es hatte auch dieses Symbol am Bauch. Deshalb habe ich überhaupt dort angegriffen.“, erinnerte der Jüngere. Sein Ebenbild wie auch Zelda sahen ihn daraufhin fragend an.

„Was meinst du?“, hakte der Hylianer nach.

„Du hast es nicht gesehen?“

Diese überraschte Gegenfrage glich mehr einer Feststellung und Link fuhr auch direkt fort.

„Also es ist mir aufgefallen, als ich zunächst mit Dins Magie angegriffen habe. Es war nämlich dasselbe Symbol wie auf der Barriere und das Monster in Ordon hatte auch so eines, das ist mir eben erst klar geworden.“

Kurz wurde es still.

„Dann können wir sicher davon ausgehen, dass jedes Mal derselbe dahintersteckt.“, stellte Zelda fest.

„Aber warum zeigt er sich nicht? Nachdem was wir im heiligen Hain gesehen haben, muss dieser Jemand ziemlich stark sein. Wenn wir gegen ihn hätten kämpfen müssen, wäre es ganz schön heikel geworden.“, gab der Ordoner zu.

„Ich konnte ihm glaube ich nur knapp ausweichen. Ich habe plötzlich nur noch einen Luftzug am Hals gespürt.“

Der Held der Zeit atmete tief ein.

„Mein Instinkt hat mich gerettet, aber ich will nicht wissen, was hätte geschehen können, wenn ich zu langsam gewesen wäre.“

Sein Pendant teilte in Gedanken diese Meinung und war dankbar für die schnellen, hervorragenden Reflexe, mit denen sein Kamerad zweifellos gesegnet war.

„Was wir also wissen ist, dass es diesen ‚Meister’ gibt, von dem die Kreatur in Ordon sprach. Er muss ein Bewohner der Schattenwelt sein und er benötigt eines der Master-Schwerter, um noch größere Portale zu schaffen. Aus diesem Grund ist er hinter euch her.“, fasste Zelda zusammen. Dann richtete sie ihren Blick erneut auf den älteren Helden.

„Du vermutest einen Anhänger Zantos, der seinen Wahn fortführt und Rache an der Lichtwelt üben will.“

Der Angesprochene nickte.

„So ist es. Sie kannten meine Schwächen, was bedeutet, dass sie wissen müssen, dass ich Zanto besiegt habe.“

Seine Miene verfinsterte sich.

„Sie wollten mich mit dem Angriff auf das Dorf hervorlocken und von vorneherein ausschalten, damit ich ihre Pläne nicht durchkreuzen kann. Ich vermute auch eher, dass sie mein Schwert benötigen.“

„Aber…“, setzte sein jüngerer Gefährte an, „Warum hat diese Stimme dann gesagt, ich solle das Schwert in den Zeitfels stecken?“

„Du solltest einfach nur entwaffnet werden, mir fällt sonst kein anderer Grund ein. Dann wurde ich verwandelt, damit ich mein Schwert nicht mehr benutzen kann.“, erklärte Link, „Mit dem Zeitfels kann man meines Wissens auch kein Portal zur Schattenwelt öffnen, das diente nur zur Ablenkung. Dein Schwert übt ja keinerlei Auswirkungen auf das Portal in der Zitadelle aus. Erinnerst du dich noch an unseren allerersten Besuch an dem Tag, als du in diesem Hyrule auftauchtest? Die Tür blieb damals verschlossen, weil sie nirgendwo hinführte. Wie gesagt, wir sollten geschwächt und von der Bestie vernichtet werden. Dann hätten sie auch in Ruhe Gelegenheit gehabt, sich mein Schwert anzueignen.“

Die Königin folgte angespannt dem Wortwechsel zwischen den Helden. Einen Moment lang schloss sie die Augen. Was ihr Getreuer sagte, klang durchaus plausibel.

„Hm…“, der Jüngere verschränkte die Arme, sah zuerst nachdenklich nach oben, wandte sich dann seinem Abbild zu, „Aber im Endeffekt haben sie dein Schwert nicht angerührt oder?“

Der Hylianer atmete tief ein, versuchte seine Erschöpfung zu verbannen und seine Gedanken klar und geordnet zu halten. Es dauerte einen Moment, bevor er auf die Frage des Anderen einging. Zelda und der legendäre Held wechselten einen ungesehenen Blick.

„Sie wollten es wahrscheinlich, aber ich vermute, dass sie es aufgrund der heiligen Macht nicht an sich nehmen konnten.“

Er atmete nochmals tief ein und setzte sich gerade hin.

„Ich befürchte nur, dass die Schattenwelt und Midna in Gefahr sind. Es kann durchaus sein, dass sie sie vielleicht sogar schon überwältigt haben.“

„Das muss nicht unbedingt der Fall sein. Sie könnten auch verdeckt agieren. Du weißt, Midna ist sehr stark. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich ein zweites Mal so überraschen lässt.“, entgegnete die Königin.

„Ich hoffe es auch.“, stimmte Link zu, „Aber mit Sicherheit können wir es nicht ausschließen.“

Der Hylianer schluckte.

„Ich mache mir ehrlich gesagt große Sorgen um sie.“

„Verständlich.“, seufzte die junge Frau, während der Held der Zeit ihn mitfühlend ansah.

„Vielleicht…“, fing sie an, „Ich könnte versuchen mit ihr in Kontakt zu treten. Ich kenne das Wesen ihrer Aura, eventuell wäre es möglich sie so zu finden.“

Dennoch schüttelte sie den Kopf.

„Aber ich kann dir leider nichts versprechen.“

Trotzdem atmete der Einheimische zum ersten Mal erleichtert aus.

„Einen Versuch ist es wert, vielleicht gelingt es dir ja wirklich.“, meinte der Jüngere zuversichtlich.

„Es wäre in jedem Fall ein wertvoller Vorteil.“, der Ordoner blieb gewohnt sachlich, „Sie könnte unseren Gegner aufspüren, sollte er wirklich in der Schattenwelt sein.“

Zelda nickte und der legendäre Held erhob abermals die Stimme.

„Was ich jetzt nur noch nicht verstehe ist, warum die Barriere um mein Schwert irgendwann verschwunden ist.“

Automatisch glitt sein Blick zu seinem Nebenmann, der nach kurzer Überlegung aber den Kopf schüttelte.

„Vielleicht wurde einfach der Energiefluss gestört. Aber ich denke im Endeffekt nicht, dass das für uns von Bedeutung ist.“

„Hm…“

Nach dieser Erwiderung hing der Hylianer trotzdem noch ein wenig diesem Gedanken nach.

„Viel wichtiger ist eigentlich die Frage, wie unser Gegner es schafft eine Verbindung zwischen der Licht- und der Schattenwelt herzustellen.“, warf der dunkelblonde Held ein, „Der Schattenspiegel ist definitiv zerstört und eine andere Möglichkeit gibt es eigentlich nicht.“

Zelda ließ sich diesen Umstand durch den Kopf gehen, doch der einheimische Hylianer gab sich einige Momente später schon selbst die Antwort.

„Kann es sein, dass das etwas mit dem Ungleichgewicht zu tun hat?“

Er schaute sie direkt an und abermals fiel der jungen Frau der angestrengte Ausdruck in den hellblauen Augen auf. Auch seinem Ebenbild blieb das nicht verborgen und sie sah ihm an, dass er den Hylianer am liebsten in ein Bett gesteckt hätte.

Doch dann konzentrierte sie sich wieder auf die Frage und überdachte sie.

„Das kann ich nicht mit Gewissheit sagen. Ich denke, dass es sich eher nicht darauf auswirken dürfte, aber ich kann mit meiner Vermutung auch falsch liegen.“

„Womit wir wieder beim eigentlichen Grundproblem angekommen sind, nämlich warum ich überhaupt hier in dieser Zeit gelandet bin.“, seufzte Link geschlagen.

Sein einheimischer Partner schaute ihn daraufhin eine Weile nachdenklich an.

„Ich glaube es war Schicksal…“, murmelte er einige stumme Momente später.

Sein Vorgänger hob daraufhin verwundert den Blick und sah ihn an.

Zelda hingegen vermeinte zu erahnen, was er damit sagen wollte.

„Auch du wurdest von Alpträumen heimgesucht, nicht wahr Link?“

Der Ordoner blinzelte, drehte sich ihr zu. Er spürte weiter den verdutzten Blick seines Pendants auf sich ruhen, doch sein Kopf hielt still.

„Ja.“

Seine Antwort fiel zu karg aus, das wusste er selbst. Denn gerade als sein Gedächtnis die Erinnerungen auffrischte, verbanden sie sich bereits mit anderen Gegebenheiten, schlussfolgerten sich wie von selbst zu einer Prophezeiung.

Link schluckte seine neu gewonnenen Erkenntnisse erst einmal hinunter, erzählte stattdessen von dem immer wiederkehrenden Traum, der ihn vor einiger Zeit noch jede Nacht geplagt hatte.

„Das erste Mal habe ich davon geträumt ungefähr einen Monat nach unserem Kampf gegen Ganondorf. Danach immer häufiger, bis er jede Nacht kam und es war immer derselbe.“

Seine Stimme klang plötzlich aufgeregt, seine Augen fixierten gedankenverloren das Feuer im Kamin im Rücken der Königin.

„Jedes Mal stehe ich im alten Tempel im heiligen Hain. In der Halle des Master-Schwerts, genau in der Mitte. Dann tauchen schwarze Schatten auf und hüllen mich ein. Ich versuche gegen sie zu kämpfen, doch ich bin vollkommen machtlos. Dann merke ich, dass ich nur mein Ordoner-Schwert bei mir habe, das Master-Schwert steckt immer noch vorne im Zeitfels. Und dann auf einmal bebt die Erde, ein Sturm weht durch den Tempel und er baut sich von selbst wieder auf! Als würde jemand die Zeit zurückdrehen. Aber bevor er wieder ganz ist sehe ich ein grelles Licht, zuerst am Master-Schwert vor mir und dann hinter mir im Tor. Ich höre noch irgendeine weit entfernt klingende Musik, bis alles um mich herum weiß wird und ich aufwache.“

Der Einheimische hielt inne, sammelte seine Gedanken und schaute Zelda wieder direkt an.

„Mit diesem Traum habe ich auch angefangen zu spüren, dass das Master-Schwert mich wieder ruft. Je öfter ich träumte, umso stärker wurde diese Zugkraft in mir. Ich wusste, ich muss in den heiligen Hain zurückkehren und das Master-Schwert wieder an mich nehmen. Also ging ich auch und es fühlte sich richtig an. Danach habe ich nie wieder geträumt…und nur wenige Tage später habe ich Link auf der hylianischen Steppe östlich von Hyrule-Stadt getroffen.“

Er verstummte und zeitgleich sprang der Held der Zeit auf.

„Du hast gesehen, wie die Zeit zurückgedreht wurde? Und du hast Musik gehört? Was war das für eine Musik?“, löcherte er ihn aufgeregt, stützte sich mit der Hand auf seine Armlehne, jenes ungeduldige Gesicht nah an seinem.

Der Ältere sah ihm einen Atemzug lang in die tiefblauen Augen, ehe er antwortete: „Ja. Der Tempel hat sich wie von selbst wieder zusammengesetzt. Und die Musik…“

Jetzt musste Link überlegen.

„Es war eher eine Melodie…sie kam mir sogar bekannt vor.“

Er versuchte die Erinnerung abzurufen, doch die Reaktion seines Kameraden lenkte ihn ab. Dieser richtete sich langsam auf und starrte konzentriert nach vorne.

Der Ältere sprach die Vermutung aus, die im Kopf des Anderen spukte und die ihm selbst erst in diesem Moment vollends bewusst wurde.

„Ich habe von deiner Welt geträumt. Ansonsten ergibt es keinen Sinn, dass die Zeit in meinem Traum zurückgedreht wird.“

Der legendäre Held verharrte nach wie vor reglos. Die Blicke der anderen beiden waren abwartend auf ihn gerichtet. Es dauerte eine Zeit lang, bis er wieder die Stimme erhob, die zutiefst verwirrt und auch erschüttert klang.

„Ich verstehe das nicht, warum habe ich nichts geahnt?“

Keiner konnte ihm darauf eine Antwort geben, dennoch, sein Freund versuchte es.

„Vielleicht aus dem Grund, weil es nicht deine Zeit direkt betrifft. Wie gesagt…“

Der Held erhob sich langsam und sah seinem Gefährten fest in die Augen.

„Ich bin überzeugt davon, dass deine Reise in diese Welt vom Schicksal geleitet wurde, jetzt mehr denn je. Vielleicht brauchen wir dich einfach, um die Gefahr zu bannen. Denk nur an unsere Fragmente: Wenn wir sie vereinen, können wir Kräfte freisetzen, die einer allein zu beschwören niemals vermögen würde.“

Verwundert sah Link in das Antlitz seines Partners, der fest daran glaubte, jenes Schicksal habe sie zusammengeführt. Langsam erkannte er den aufgewühlten Ausdruck darin und in diesem Moment wusste er, worum es ihm wirklich ging. Link atmete ein, seine Züge entspannten sich und er lächelte sanft.

„Ja, vielleicht hast du Recht…“

„Ich bin ehrlich gesagt nicht davon überzeugt.“

Der Jüngere schrak unwillkürlich leicht zusammen. Er hatte Zelda vollkommen außer Acht gelassen und augenblicklich färbte sich sein Kopf rot. Hölzern schritt er zu seinem Sessel zurück, setzte sich wieder hin.

An seinem Freund, der sich auch wieder niederließ, ging das scheinbar spurlos vorbei, denn er hakte gleich nach, so als sei nichts gewesen.

„Warum nicht? Weil es deshalb zu dem Ungleichgewicht gekommen ist?“

„Genau aus diesem Grund.“

Sie sah dem Hylianer fest in die Augen, während der legendäre Held daneben versuchte wieder sachlich zu werden.

„Aber im Grunde können wir auch diese Frage zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten.“, stellte die Königin fest, „Nach allem, was wir nun mit Gewissheit sagen können, sind unsere einzigen Handlungsmöglichkeiten, dass ihr wie geplant euch auf die Suche nach der Harfe begebt. Neben der Öffnung eines möglichen Zeitportals könnte sie womöglich noch andere Kräfte beherbergen, die in einem späteren Kampf durchaus von Bedeutung sein könnten.“

„Was weißt du denn sonst noch über sie?“, hakte der Jüngere nach, „In der Geschichte hieß es ja, das Orakel der Zeit habe sie besessen und das war Nayru in Menschengestalt oder?“

„Ja das ist richtig.“, stimmte sie ihm zu, „Aber ich habe noch andere Aufzeichnungen gefunden, die wesentlich älter sind. Leider kann man nicht mehr alle Schriftzeichen entziffern und sie sind auch in der alten Sprache verfasst, die schwer zu lesen ist. Was die Harfe betrifft habe ich aber nicht viele neue Informationen herausfiltern können. Ursprünglich stammte sie wohl von der Insel im Himmel, genauso wie unser Volk. Damals trug sie noch den Namen 'Lyra der Göttin' und befand sich stets im Besitz der königlichen Familie.“

„Warte mal, die königliche Familie?“, unterbrach sie der jüngere Hylianer, der sich daraufhin mit der Hand gegen die Stirn schlug. Bevor Zelda jedoch verdutzt nachfragen konnte, erklärte er sich schon von selbst.

„Es kann sein, dass ich sie kenne! Shiek hatte immer eine Harfe bei sich...“

„Shiek?“, hakte nun der Ordoner vollkommen perplex nach, der diesen Namen nur hinsichtlich der zweiten Identität seines Gefährten kannte.

„Ja genau Shiek.“, erzählte Link unbeirrt, „Als ich mich auf der Reise im Kampf gegen Ganondorf befand, musste sich Zelda verstecken und hatte deshalb eine andere Identität angenommen und das war Shiek. In dieser Gestalt hat sie mir mit einer Harfe magische Lieder vorgespielt, die ich brauchte, um die Weisen zu befreien.“

Er zuckte mit den Schultern.

„Ich hab allerdings keine Ahnung, ob das die Harfe war, die wir suchen.“

Die Königin überdachte diese neuen Informationen kurz, bevor sie antwortete.

„Es ist jedenfalls sehr naheliegend, dass es sich dabei um die Harfe der Zeit oder auch Lyra der Göttin handelt. Es wäre ein Beweis für die Richtigkeit der Aufzeichnungen, denn wie du erzähltest, war sie ja auch magisch. In den alten Dokumenten sprach man ihr magische Kräfte zu, unter anderem die Fähigkeit gewisse Portale zu öffnen. Welche Portale das jedoch genau waren ist ungewiss. Ich habe einmal von sogenannten 'Prüfungen' gelesen, aber ich konnte nicht herausfinden, wobei es sich dabei handelt.“

„Ich denke wir wissen im Moment genug, das Wichtigste für uns jetzt ist sie zu finden.“, schloss der einheimische Hylianer. Zelda nickte.

„So ist es. Ich versuche in der Zwischenzeit einen Kontakt mit Midna zu herzustellen. Wenn wir mit ihr in Verbindung stehen, werden sich viele Dinge sicher aufklären lassen.“

Die Kämpfer nickten.

„Mehr können wir nicht tun oder?“, stellte der legendäre Held fest.

„Ich denke nicht.“, stimmte der Ordoner zu.

Die Königin atmete tief ein, bereitete sich gedanklich auf den wohl schwierigsten Teil dieser Besprechung vor.

Langsam erhob sie sich, sprach in einem bestimmten Tonfall an die Helden gewandt: „Ich habe euch bereits zwei Gemächer herrichten lassen. Ich schicke einen Pagen, der euch-“

„Danke Zelda, aber das ist nicht vonnöten. Wir sind versorgt und aufbruchsbereit.“

Sie hielt inne, richtete den Blick fest auf den Ordoner. Er erwiderte ihn und sie erkannte gleich, dass er nicht von seinem Standpunkt abrücken würde. Ihre Augen verengten sich leicht.

„Link,“, ihre Stimme klang eindringlich, „ihr seid verletzt und braucht dringend Bettruhe. Ihr habt innerhalb nur eines halben Tages zwei schwere Kämpfe bestritten.“

Ihre Worte erreichten ihn nicht, Zelda merkte es sofort am verhärteten Ausdruck seiner Augen. Sie prallten an ihm ab, wie an einer Wand.

Kurz glitt ihr Blick zu dem legendären Helden hinüber, der seinen Gefährten geistesabwesend fixierte, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn lenkte.

„Glaube nicht, nur weil du ein Held bist, seiest du unverwundbar. Tot kannst du das Reich nicht beschützen.“

Sie versuchte ihre kühlen Worte mit einem entsprechenden Blick zu unterstreichen, doch der Hylianer durchschaute sie.

Link erhob sich, sah sie eine Spur sanfter, aber immer noch entschieden an.

„Ich weiß deine Sorge wirklich zu schätzen, aber ich kann niemanden hier durch meine bloße Anwesenheit dieser Gefahr aussetzen.“

Er pausierte kurz.

„Vor allen Dingen nicht dich als Königin des Landes dem ich diene. Gerade weil ich der Held bin, ist es meine Aufgabe dich und jeden Bewohner Hyrules zu beschützen. Das tue ich, indem ich diesen Ort so schnell es geht wieder verlasse.“

Die junge Frau sah den Hylianer machtlos an, seine Worte hatten sie besiegt, sie wusste nichts mehr zu erwidern.

„Danke für alles Zelda, aber es ist beschlossene Sache, wir brechen sofort auf.“

Der Kämpfer wandte sich von ihr ab.

„Komm Link, wir packen zusammen.“

Er wollte gerade in Richtung Tür losgehen, als er schlagartig innehielt. Der legendäre Held hatte sich ihm in den Weg gestellt und sah ihn abwägend an.

„Weißt du, das Schloss ist gut gesichert.“, begann er und überfuhr damit den Einheimischen völlig. Er hatte von Zelda ja Einwände erwartet, aber nicht von seinem Kameraden.

„Einen Angriff hier zu wagen wäre viel zu riskant.“, fuhr der Jüngere ohne Umschweife fort, „Und wenn doch, dann sind wir auch noch da und ich bin mir sicher, dass Zelda einen Überfall vorher spüren würde, nicht wahr?“

Der Hylianer sah kurz an seiner Reinkarnation vorbei zur Königin, die entschlossen nickte.

„Natürlich würde ich so etwas vorher wahrnehmen.“

Die dunkelblauen Augen glitten zurück zu dem ungläubigen Gesichtsausdruck seines Pendants. Mit den verstreichenden Momenten wurden die Züge immer uneinsichtiger, doch als der Ältere das Wort erhob, klang seine Stimme ungewöhnlich ruhig, nichts desto trotz auch eindringlich.

„Link, wir können einen solchen Angriff wie auf Ordon kein zweites Mal riskieren. Wir müssen weiter und je eher wir die Harfe finden, desto besser.“

Der Held der Zeit verzog keine Miene. Er durchschaute seinen Gefährten, erkannte den wahren Grund für diese Sturheit. Trotzdem ließ er sich nicht beirren.

„Du weißt selbst gut genug, dass du momentan nicht in der Lage bist durch die Berge zu spazieren.“

Der Ordoner nahm tief Luft und Link merkte, dass ihm der Gegenwind seinerseits überhaupt nicht passte. Doch das war ihm zum ersten Mal seit er ihn kennen gelernt hatte gleich. Sollte er wütend auf ihn sein, er würde es nicht zulassen, dass er sein Leben leichtfertig aufs Spiel setzte.

„Mir geht es gut, wirklich. Wir können aufbrechen.“

Der legendäre Held zuckte nicht mit der Wimper.

„Nein. Wir bleiben hier und brechen morgen Früh auf.“

Der Jüngere war selbst über den endgültigen Klang in seiner Stimme überrascht, doch er ließ sich nichts anmerken. Er bedachte sein Abbild noch mit einem entschiedenen Blick, ehe er sich Zelda zuwandte. Sie nickte ihm erleichtert zu.

„Ich habe bereits zwei Gemächer vorbereiten lassen.“

„Wir brauchen nur eins.“, erwiderte der Hylianer unüberlegt.

Die Augen der Königin weiteten sich verwundert und sahen ihn einen langen Moment an. Der Held bemerkte die Bedeutung seiner Wortwahl auch erst nach einigen Sekunden.

„Ähm, also einer muss ja auf ihn aufpassen…“, fügte er noch hinzu, während ihm die Hitze ins Gesicht stieg.

Doch Zelda nickte nur.

„In Ordnung. Ich lasse gleich jemanden schicken.“

Danach schritt sie an ihnen vorbei und verließ den Raum. Link sah ihr nach, drehte sich wieder seinem Partner zu, als die Tür ins Schloss fiel.

Der Einheimische wandte das Gesicht strikt zur Seite und starrte zu Boden.

Bei diesem Anblick erweichte der Jüngere und schritt auf ihn zu. Seine Reinkarnation sah ihn nicht an, als er seinen Blick suchte.

„Es ist besser so Link. Wer weiß, wann wir wieder in den Kampf ziehen, dafür müssen wir ausgeruht sein.“

Nun hob sein Ebenbild den Kopf, aber der uneinsichtige Ausdruck war nicht gewichen. Der legendäre Held klopfte seinem Gegenüber daraufhin nur freundschaftlich auf die Schulter, lächelte ansatzweise.

„Du weißt, dass ich Recht habe.“

Nach diesem Satz atmete der Einheimische geschlagen ein, trotzdem drückten die hellblauen Augen weiterhin Unmut aus.

„Du willst nicht wieder die erdrückende Verantwortung im Falle eines Angriffs tragen müssen, so wie in Ordon. Du gibst dir immer noch selbst die Schuld dafür und aus diesem Grund willst du auch sofort aufbrechen, nicht wahr?“

Schlagartig weiteten sich die Gesichtszüge des Einheimischen und er starrte sein Gegenüber fassungslos an.

„Woher…?“

Der Jüngere schaute ihn an, zuckte mit den Schultern, während jenes jungenhafte Grinsen seine Mundwinkel in die Höhe zog.

„Ich hatte das einfach im Gefühl.“

Nach einer Weile fügte er noch hinzu: „Keine Sorge, wenn wir jetzt überfallen werden ist es meine Schuld. Also lass es gut sein.“

Plötzlich wusste der Ordoner nicht mehr wie ihm geschah, als sein Freund ihn verständnisvoll anlächelte. Er hatte ihm vorhin geradewegs ins Herz geschaut und erkannt, was ihn wirklich beschäftigte. Obwohl es Link selbst gar nicht so bewusst gewesen war.

All seiner Worte beraubt, schlichtweg von dem Mitgefühl seines Partners überwältigt, verharrte er nur. So lange, bis ein Page an der Tür klopfte und sie zu ihrem gemeinsamen Zimmer geleitete.

Während sie einige Korridore hinabliefen, hielt der Einheimische den Blick krampfhaft auf den Boden vor sich gerichtet, denn die Gemälde und Wandbehänge an den Seiten drohten zu verschwimmen. Das erste und einzige was in ihrem Zimmer in sein Blickfeld geriet, war das riesige Bett, welches sauber zurechtgemacht, mit großen Kissen ausgestattet inmitten des Raumes stand.

Der Page verabschiedete sich mit den Worten, dass er ihnen noch eine warme Mahlzeit bringen würde, danach waren sie allein. Link wusste, dass er direkt mit den Reisevorbereitungen beginnen sollte, trotzdem schritt er unwillkürlich auf diese einladend wirkende Schlafstätte zu. Er wunderte sich nicht einmal mehr darüber, dass Zelda ihnen ein Zimmer mit nur einem Bett zugewiesen hatte, anstatt einem mit zwei einzelnen.

Sein Partner sah sich in der Zwischenzeit staunend um, begutachtete die teure und zweifellos luxuriöse Einrichtung, ließ manchmal einen dazugehörigen Kommentar fallen. Doch all das spielte sich nur an den unscharfen Rändern seines Bewusstseins ab.

Er entschied sich, sich nur einmal kurz hinzusetzen, für einen Augenblick auszuruhen. Danach wäre er auch sicher konzentrierter bei der Sache als jetzt.

Der Ältere ließ sich nieder, lehnte sich langsam zurück, bis ihn die weichen Polster im Rücken stoppten. Er saß noch aufrecht, sodass er gleich wieder aufstehen konnte.

Nur ganz kurz…

Link bemerkte nicht einmal mehr, wie ihn eine unsichtbare Kraft binnen eines Lidschlags wegzog.

„Also in solch einem Zimmer war ich auch noch nie, schau dir nur mal die Teppiche an! Auf denen könnte man ja schon bequem schlafen!“

Der legendäre Held schritt staunend durch den Raum, den Blick ständig auf die zugehängten Wände gerichtet.

„Schau mal hier, das ist doch-“

Seine Worte brachen schlagartig ab, als er zu seinem Gefährten rübersah, der tief schlafend auf dem Bett zusammengesunken war. Langsam ging er zur anderen Seite, blieb an der Kante stehen und schaute seinen Freund einen langen Moment an. Zum ersten Mal heute wirkte sein Gesichtsausdruck entspannt. Der Hylianer lächelte.

Bevor er sich jedoch in die Reisevorbereitungen stürzen konnte, zog er seinem Pendant so vorsichtig wie möglich die schlichten Schuhe aus, die sie vorher nach ihrem Bad erhalten hatten, und legte seine Beine auf die Matratze. Dabei huschte sein nervöser Blick ständig zum Gesicht, doch er schlief unbekümmert weiter. Selbst als er die Decke unter seinem Körper hervorzog erwachte er nicht und das bei seinem sonst so leichten Schlaf. Link nahm diese Tatsache nachdenklich wahr, denn es bestätigte nur, wie zutiefst erschöpft sein Kamerad in Wirklichkeit sein musste. Wenn er ihm nicht so entschieden widersprochen hätte, säßen sie jetzt schon wieder in den Sätteln auf den Rücken ihrer Pferde. Der Hylianer mochte gar nicht daran denken und schüttelte den Kopf.

Danach fiel sein Blick wieder auf das ruhende Gesicht. Er sah sie, die leichten Furchen auf der Stirn, die blassen Wangen, die Schatten unter den Augen und den Schatten auf seinem Herzen.

Ein Gefühl von Sorge, wie er es zuvor noch nicht bei seinem Freund verspürt hatte, stieg in ihm auf. Seine Reinkarnation war immer stark für ihn gewesen, versprach ihm Treue und Zuversicht, sodass Link in Situationen der Hoffnungslosigkeit, jemals wieder in sein eigenes Land zurückzukehren, niemals den Glauben verlor. Er war wie ein großer Bruder, ein Kriegsgefährte, der ihn auf seinem Weg begleitete und nicht von seiner Seite wich.

Doch trotz alldem blieb auch er nur ein Mensch, ein Mensch mit Stärken und Schwächen. Wie konnte er glauben, sein Gefährte sei unverwundbar? Link schüttelte den Kopf über seine eigenen naiven Vorstellungen. Er war genauso verletzlich wie er, schleppte genauso Zweifel und Lasten mit sich herum. Es war seltsam, ungewohnt ihn so zu sehen und Link wusste, dass das nicht so bleiben konnte.

Aber diese Tatsache verschaffte ihm dieses ungekannte Gefühl von Sorge. Er konnte nicht einfach eine Wunde am Arm verbinden, die dann schon wieder heilen würde. Nein, das hier ging tiefer. Es ging darum ihm Hoffnung zu geben, ihm die Bürde aufzuteilen, ihn nach vorne auf das nächste Ziel schauen zu lassen. All das, was er schon so oft bei ihm gemacht hatte. Jetzt war es an der Zeit die richtigen Worte zu finden, sie gekonnt einzusetzen, ihm so den Weg zu erleichtern, aber genau das bereitete ihm solche Schwierigkeiten.

Der Hylianer presste verdrießlich die Lippen aufeinander und fuhr sich mit der Hand nervös durch die Haare.

Jetzt bot sich ihm die Gelegenheit auch endlich zurückgeben zu können, nach der langen Zeit des Nehmens, und dann wusste er nicht wie. Dabei spürte er ganz deutlich, wie sehr er sich um seinen Gefährten kümmern, ihm die Sorgen abnehmen wollte. Egal was es brauchte, ihm würde schon etwas einfallen, er musste nur lange genug überlegen.

Er nickte entschlossen, küsste den älteren Hylianer zart auf die Stirn, ehe er anfing die Reisevorbereitungen zu treffen.

All ihre Satteltaschen lagen ordentlich an die Wand gelehnt und Link fiel auf, dass sie nicht sonderlich viel Gepäck mit sich führten. Zu wenig für eine mehrtägige Wanderung durch die Berge. Er kniete sich nieder und fing an alles auszuräumen, um sich einen Überblick zu verschaffen. In Ordon hatte sein Partner nämlich ganz alleine gepackt.

Während er sich wie von selbst ihre Verpflegung ansah, sortierte und nebenbei gedanklich die Sachen festhielt, die sie noch brauchen würden, blieb er mit seinen Überlegungen an seinem Freund hängen.

Ihm war schon lange bewusst, dass der Ordoner meinte, immer alles alleine regeln, vorbereiten zu müssen. Die Dinge in die Hand zu nehmen, da er sie ihm schlichtweg nicht zutraute.

Link wusste das. Sein Freund tat das unbewusst, weil er ihn nicht für erwachsen hielt, was er ihm auch nicht verübeln konnte. Er fühlte sich ja wirklich oft noch wie ein übermütiger Junge und nicht wie ein ernster, verantwortungsvoller Erwachsener. Sein Pendant wurde dieser Beschreibung in jedem Fall eher gerecht, als er. Ihm fehlten diese sieben Jahre seiner Entwicklung, das konnte er nicht ändern.

Aus diesem Grund übernahm sein Kamerad die Rolle des Anführers mit allen Pflichten und leider auch aller Verantwortung. Bisher war es Link nicht wichtig gewesen, dass er ihn in dieser Hinsicht für nicht weitsichtig genug hielt, aber jetzt lud er sich zu viel auf. Er würde ihm klar machen müssen, dass er einige Aufgaben an ihn abgeben musste. Er konnte nicht alles alleine schultern.

Der Hylianer seufzte, verstaute die Gegenstände wieder in den Satteltaschen und zählte dabei gedanklich nochmal die Dinge auf, die sie brauchten.

Danach erhob er sich, schnappte sich einige Karten des Splittergebirges, die ihnen zuvor bereits von einem Bibliothekar im Auftrag von Zelda mit einigen anderen Dokumenten im Zimmer bereitgelegt wurden, und breitete sie auf dem Tisch aus. Er brütete gerade über verschiedene Routen, als es unscheinbar an der Tür klopfte und der Page von vorhin mit vier anderen Dienern leise das Zimmer betrat. Sie deckten das andere Tischende mit üppigen Speisen ein, während der Page zwei kleine Krüge etwas abseits auf eine niedrige Kommode stellte.

„Das ist eure Medizin von Lord Valerius, dem Heiler.“

„Danke.“, erwiderte der Hylianer leise, „Aber ich brauche noch einige Sachen für unsere Abreise morgen. Kannst du das für mich besorgen?“

Der Page stellte sich entschlossen vor ihn hin und flüsterte: „Natürlich Herr! Ich erledige alles, was ihr mir auftragt!“

Link grinste.

„Gut, also pass auf.“

Leise und sachte erklärte er dem Jungen – der nicht älter sein konnte als zehn Sommer -, was er alles für ihn auftreiben musste. Ob es nun Proviant, spezielle Kräuter oder Feuersteine waren, der Page lauschte aufmerksam.

„Wir brechen morgen in der Dämmerung auf. Sieh zu, dass bis dahin alles bei unseren Pferden bereitsteht. Schaffst du das?“

Der Junge nickte eifrig.

„Ja Herr! Überlasst das nur mir, ihr könnt auf mich zählen!“

Danach verschwand er genauso rasch und unscheinbar wie die anderen Bediensteten. Abermals warf Link einen Blick zu seinem Abbild rüber und überzeugte sich ein weiteres Mal davon, dass er noch immer schlief.

Danach fiel sein Blick auf die einladende Mahlzeit gegenüber von ihm und Link konnte sich nicht zurückhalten. Er griff über den Tisch hinweg nach einem Stück Käse. Genüsslich biss er ein großes Stück ab, kaute darauf herum und betrachtete nachdenklich die Karten. Mit seiner freien linken Hand griff er nach einem Stück Schreibkohle, drehte sie abwesend mit den Fingern. Es dauerte eine Weile, bis er einen ersten Ansatz gefunden hatte. Es war eines seiner ersten Male, dass er sowas alleine machte. Sonst war Navi immer schon vorausgeeilt und wies ihm oftmals den Weg, wenn auch nicht immer den richtigen.

Doch diesmal war er auf sich alleine gestellt und auch wenn diese Karten alles andere als leicht zu lesen waren, gab er nicht auf. Aber schnell erhellte sich seine Miene und er fing an zu zeichnen. So lange, bis er an eine knifflige Stelle geriet.

Link setzte sich gerade auf und betrachtete die bisherige Linie, die sich über die Karte schlängelte. Er war in einer Sackgasse gelandet, doch auch die vorherigen Abzweigungen brächten ihn nicht weiter. Nachdenklich verschränkte er die Arme, lief mit den Augen nochmal den ganzen gezeichneten Pfad ab, doch er hatte nichts übersehen.

Link überlegte eine kurze Weile, ehe er seufzend die Luft ausstieß. Für lange Denkaufgaben fehlte ihm schlichtweg die Geduld. Dennoch riss er sich am Riemen, fixierte abermals die Karte und dachte nach.

Was würde Navi jetzt sagen?

Sein Blick wanderte über die Sackgasse hinaus, weiter den gedanklichen Pfad entlang, verharrte kurz und starrte auf eine bestimmte Stelle.

Plötzlich weiteten sich seine Augen, glitten zurück und wieder vor, ehe ein triumphierendes Lächeln seine Mundwinkel in die Höhe zog.

„Na also...“, murmelte er zufrieden, während seine Hand weiterzeichnete und einige Anmerkungen schrieb.

Link arbeitete so bis in den frühen Abend hinein, bis er sich irgendwann zurückfallen ließ und sein fertiges Werk betrachtete. Danach rollte er die Karten zusammen, verstaute sie bei dem anderen Gepäck.

Wieder fiel sein Blick auf die Gestalt seines Partners, der noch immer ungerührt weiterschlief. Unwillkürlich ging er auf ihn zu, wollte sehen, ob noch alles in Ordnung war, was natürlich nicht viel Sinn machte. Was konnte schon beim seligen Schlafen passieren?

Der Hylianer blieb direkt vor ihm stehen. Der Ordoner hatte sich ein wenig zur Seite gedreht, sodass er die Kopfwunde sah, die sich hinter den dunkelblonden Haaren zu verstecken suchte.

Vorsichtig strich er mit der Hand durch die Strähnen weiter über den Hinterkopf. Sein Blick verharrte auf den entspannten Zügen, seine Ohren lauschten dem regelmäßigen Atem.

Schleichend überkam ihn das Bedürfnis, seinen Freund in die Arme schließen zu wollen, ihn einfach nur festzuhalten, versuchen ihm Geborgenheit zu geben. Link wusste nicht warum, doch ihm wurde bewusst, wie sehr er ihn beschützen wollte und wenn es nur vor sich selbst war.

Seine Hand glitt weiter gedankenverloren über die verwirrten Strähnen, bis der Held sich zu einem weiteren Kuss, diesmal auf die Wange, hinreißen ließ. Sein Pendant bewegte sich unter dieser sanften Berührung ein wenig, erwachte jedoch nicht. Immer noch erstaunt über so viel Glück lächelte Link jungenhaft, erhob sich wieder und drehte sich um. Seine Augen erfassten die gepackten Satteltaschen mit den verstauten Karten, bei deren Anblick er zufrieden die Hände in die Hüfte stemmte.
 

Der Ordoner atmete tief durch. Die dichte Watte, die sein Bewusstsein einhüllte wich stetig, sodass er nach einigen Momenten die Augen einen Spalt breit öffnete. Das Zimmer war noch dunkel. Link drehte leicht den Kopf nach rechts und schaute aus den beiden Fenstern hinaus. Ganz weit hinten am Horizont kündigten sich schon die ersten Zeichen der Morgendämmerung an.

Link drehte seufzend den Kopf zurück, schloss die Augen. Nach wenigen Momenten öffnete er sie wieder, sah nachdenklich an die Decke.

Morgendämmerung…?

Mit einem Mal war er hellwach, setzte sich schlagartig auf und wurde direkt von einem leichten Schwindel erfasst. Er stützte sich stöhnend mit der Hand ab und atmete tief durch.

Es war bereits Morgen, das hieß, dass er gestern nicht mehr aufgewacht war und dabei den restlichen Tag schlichtweg verschlafen hatte.

„Verdammt…“, murmelte er leise, während er versuchte klar im Kopf zu werden. Er nahm abermals tief Luft, öffnete die Augen. Diesmal drehte sich nichts. Er ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Er konnte es sich gestern wohl nicht mehr allzu genau angeschaut haben, denn es kam ihm völlig fremd vor. Sein Blick sank ab und Link gestand sich ein, doch erschöpfter gewesen zu sein, als er zugeben wollte.

Seine Augen glitten nach links, wo sein Ebenbild auf dem Bauch neben ihm lag, die Arme um das Kissen geschlungen, jenes ruhende Antlitz ihm zugewandt.

Ein wenig befangen schaute er ihn an, während sich seine Mundwinkel geschlagen nach unten verzogen. Gestern war er zu stur gewesen, doch jetzt erkannte er umso mehr, wie vorausschauend der Jüngere in seiner Entscheidung gehandelt hatte. Er und Zelda hatten von Anfang an Recht gehabt.

„Link…?“

Eine murmelnde Stimme ließ ihn aufschauen. Sein Partner richtete sich gähnend auf, rieb sich die Augen und streckte sich.

„Wie geht’s dir?“, fragte der jüngere Hylianer, dessen Stimme noch rau klang.

„Schon viel besser.“, gab er zu, „Der lange Schlaf hat wirklich geholfen.“

„Na siehst du.“, erwiderte der legendäre Held lächelnd, drückte kameradschaftlich die Faust vorsichtig gegen seine Wange. Link sah eine ganze Weile in die ozeanblauen Augen, wollte etwas sagen, doch es misslang ihm die richtigen Worte zu finden.

„Ich weiß,“, setzte sein Kamerad an, „du wolltest nur, dass niemand verletzt wird oder in Gefahr gerät. Denk nicht weiter darüber nach, das ist jetzt Schnee von gestern.“

Abermals streckte sich der legendäre Held gähnend.

„Wenn wir jetzt aufstehen, können wir schon bei Sonnenaufgang auf der hylianischen Steppe sein. Wir haben es doch eilig oder?“

Link zwinkerte seiner Reinkarnation verschmitzt zu.

„Ja, aber wir müssen vorher noch packen.“, erinnerte ihn der Ordoner, „Ich wollte es gestern eigentlich noch machen, aber…“

„Packen müssen wir nicht mehr.“, antwortete sein Pendant und zeigte mit dem Daumen hinter sich, „Das habe ich gestern schon alles erledigt. Außerdem habe ich diesem Pagen gesagt, welchen Proviant er für die Reise organisieren soll und dass wir heute früh aufbrechen. Es müsste also schon alles bei den Pferden sein. Ich hab hier nur noch die Satteltaschen.“

Der Ältere sah seinen Gefährten mit großen Augen an, ihm fehlten vor Überraschung glatt die Worte. Sein Gegenüber indes erhob sich schwungvoll und warf ihm ein aufforderndes Grinsen zu.

„Warum schaust du so verdutzt? Komm steh auf, wir müssen los!“

Wandlung

Geballte, dunkle Wolken zogen über den Himmel, ließen langsam schwere Regentropfen fallen, als sich die Helden, in rostbraune Mäntel gehüllt, in ihre Sättel schwangen und aufbrachen. Sie verließen die Stadt durch das Westtor, trabten weiter auf die nördlichste Ebene der hylianischen Steppe.

Vor ihnen erstreckte sich ungehindert der Morgenhimmel, der sachte von den sanften Sonnenstrahlen erobert wurde. Sie ließen die dichte, tiefhängende Wolkendecke über ihnen hell aufleuchten, fingen sich glänzend in den Tropfen, verwandelten sie in flüssige Feuerspäne, die so schwerelos wie Schnee vom Himmel zu fallen schienen.

Gebannt von diesem Anblick hob der Held der Zeit den Kopf, zog die Kapuze runter und reckte das Gesicht der Sonne entgegen. Der Regen benetzte leichtfüßig Stirn und Wangen, während die Morgensonne sie behutsam wärmte. Tiefe Gefühle von Frieden und Kraft stiegen in seinem Inneren auf, spülten für diesen Augenblick alle Sorgen fort, ließen ihn schlichtweg sein.

Epona trabte wie von selbst der Stute seines Gefährten nach, sodass Link seinen Blick erst abwandte, als sie in den westlichen Gebirgspass einbogen. Ihm fiel auf, dass sein Kamerad augenscheinlich keinerlei Notiz von diesem Naturschauspiel nahm.

Nach kurzer Zeit blieben sie stehen, schulterten die vollgepackten Taschen und schnallten sich die Sattelbeutel an die Gürtel. Dann kletterte der Jüngere mit der Karte in der Hand voraus, während ihm sein Kamerad still folgte.

Der erste Teil der Reise war leicht und doch würden sie dafür den ganzen Tag brauchen. Der Weg strikt nach Westen führte sie am Rande der Berge entlang, bevor sie schließlich die Baumgrenze erreichen würden. Der Wald erstreckte sich bis zum Fuße des Splittergebirges; weiter schafften sie es heute wohl nicht.

Seine Reinkarnation hinter ihm wirkte in sich gekehrt und Link spürte, dass er irgendetwas ausbrütete. Doch er ließ ihn, hing stattdessen eigenen Gedanken nach.

Es fühlte sich immer noch unwirklich an, wenn er an die Ereignisse der letzten Tage dachte. Der Kampf in Ordon, im heiligen Hain, allem voran das Dorffest, das ihm vorkam als sei es Jahre her, dabei waren es gerade mal zwei Tage...
 

„Na ihr beiden? Nach diesem spannenden Kampf habt ihr euch den Met jetzt redlich verdient!“

Die Helden saßen nebeneinander an einem der Tische, nachdem sie zuvor ausgiebig von den Dorfbewohnern gefeiert wurden. Nach all dem Lob, den Danksagungen und verzweifelten Erklärungen des Jüngeren, wo er denn dieses überragende Können erworben habe, gelang es ihnen schlussendlich den Großteil der Leute wieder ihren eigenen Diskussionen zu überlassen.

Jetzt hatte sich Moe zu ihnen gestellt, in der rechten Hand mehrere Stöcke umfasst, auf denen ein quadratischer Kasten saß. Verdutzt über diese seltsame Apparatschaft sah der Jüngere auf.

„Was ist das?“, fragte er zwischenrein, unterbrach dabei unwillkürlich das Gespräch zwischen Moe und seinem Gefährten.

„Ach das...“, erwiderte der Dorfbewohner, „Das ist ein alter Lichtbildapparat, den ich auf dem Fest ausprobieren wollte. Und wer würde sich besser dafür eigenen, als unsere beiden leidenschaftlichen Kämpfer?“

„Der Lichtbildapparat?“, fragte der ältere Hylianer verwundert.

„Ich dachte der wäre kaputt.“

„Das war er auch, aber ich habe ihn wieder tauglich gemacht. Und das Fest, dachte ich mir, wäre die passende Gelegenheit ihn auszuprobieren.“, erklärte Moe grinsend.

„Du hast vollkommen Recht!“, warf der Jüngere ein, packte seinen Gefährten stürmisch an der Hand und zog ihn ein paar Schritte weiter von den Bänken weg.

„Ich will unbedingt wissen, wie das nachher aussieht!“

Sein einheimischer Gefährte sah ihn verdutzt an.

„Gibt es so etwas bei euch noch nicht?“

Der Held der Zeit antwortete zwar, behielt dabei aber weiterhin Moe im Blick, wie er die Apparatur vor ihnen aufbaute.

„Na klar gibt es das bei uns, aber ich konnte es nie ausprobieren.“

Diese Aussage verwunderte den Ordoner ein wenig. Er konnte es nie ausprobieren?

Doch bevor er Gelegenheit hatte nachzufragen, gab Moe das Zeichen.

„So Jungs! Einmal lächeln bitte!“

Der Ältere wusste nicht wie ihm geschah, als sein Freund ungestüm den Arm um seinen Hals schlang, ihn nach unten zog und so grinsend mit dem Siegeszeichen vor der Lichtbildapparatur posierte.

Link hörte den Kasten zweimal klicken, erst danach richtete er sich wieder auf und realisierte, wie verdutzt er ausgesehen haben musste.

„Oh! Ich bin gespannt, ob es funktioniert hat!“

Der einheimische Held konnte eine leicht verdrießliche Miene nicht verhindern, als sein Ebenbild ihn nach seinem begeisterten Ausruf ansah.

„Was ist?“, fragte dieser verwundert, „Freust du dich etwa nicht?“

Der Ältere schluckte bei diesem unschuldigen Gesichtsausdruck seine Antwort runter, setzte ein Lächeln auf und meinte: „Doch natürlich!“
 

Als das Ereignis mit dem Lichtbild durch seine Gedanken schlich, hätte er normalerweise gelächelt, wenigstens ansatzweise. Aber seine Mundwinkel waren wie versteinert. Dabei war es eine schöne Erinnerung, der leider all die schlechten schon auf dem Fuße folgten. Link konnte kaum begreifen, wie sich etwas so schönes so schnell in etwas schlechtes verwandeln konnte.

Gerade noch feierten sie gemeinsam auf dem Dorffest, wärmten sich gegenseitig in der Nacht und im nächsten Moment schon sieht er die Feuer in den Häusern, die Verwüstung im Dorf und sich selbst, Seite an Seite mit dem legendären Helden ums blanke Überleben kämpfend.

Der Einheimische schaute vom Boden auf, heftete den Blick vor sich an die Rückseite seines Gefährten, dessen Gestalt gänzlich von Gepäck, Schild und Reiseumhang verdeckt wurde. Obwohl er selbst stark verletzt war, hatte der Jüngere bisher kein Wort darüber verloren. Link hatte heute Morgen einen Blick auf die Wunde am Oberarm werfen können, während der Verband gewechselt wurde und selbst er musste bei diesem Anblick schlucken. Das Glück des Helden der Zeit nahm schon irrwitzige Züge an, denn bei der Tiefe der Fleischwunde wäre eine Verletzung der Zentralmuskeln nicht unwahrscheinlich gewesen. Wäre das geschehen, hätte sein Partner im schlimmsten Falle für viele Monate kein Schwert schwingen können.

Der Ordoner schüttelte den Kopf ob solch düsterer Vorstellungen.

Fast schon von allein wanderten seine Gedanken zu dem vorigen Abend. Doch er dachte nicht über ihr Gespräch mit Zelda nach, darüber grübelte er schon die ganzen vergangenen Stunden. Nein, sein Fokus richtete sich auf ihn selbst, auf sein dickköpfiges, unvernünftiges Verhalten. Bei der Erinnerung daran zog sich sein Magen zu einem Knoten zusammen.

Es tat ihm so leid und eigentlich wartete die Entschuldigung schon längst überfällig darauf ausgesprochen zu werden, doch Link brachte sie nicht über die Lippen. Schweigend folgte er dem legendären Helden, der die ganze Zeit über mit der Karte in den Händen sicher den Weg vorgab. Obwohl er heute Morgen zu ihm sagte, er solle ihre Diskussion des gestrigen Abends vergessen, konnte er es nicht.

Denn erst jetzt im Nachhinein wurden dem Hylianer so viele Dinge bewusst, mit denen er seinem Ebenbild Unrecht getan hatte. Während ihrer ganzen Wanderung bis jetzt in die Mittagsstunden hinein, erkannte er immer wieder, wie falsch er mit diesem und jenen lag, ohne dass sein Vorfahre es je aussprach, ihm vorwarf und es auch jetzt nicht tat.

So dachte er gestern beispielsweise nicht einen Moment daran, dass auch sein Kamerad eine Nacht der Ruhe bräuchte. Dabei fand Link die Armwunde gravierender als seine Kopfverletzung. Was die Prellungen und blauen Flecken anging gaben sie sich beide nicht viel: Sie waren übersät davon.

Link heftete den Blick wieder auf den Boden vor sich. Der Pfad schlängelte sich schmal durch die Bäume und das Gestrüpp. Mehr als einmal verschwand er in einem Heer aus Farnen, das sie erst niedermähen mussten, um ihn wieder zu finden. Manchmal schreckten sie so einen Hasen oder ein Reh auf, das in dem dichten Grün nach Nahrung suchte.

Der Himmel blieb bedeckt, der Regen plätscherte auf die Blätter, tropfte weiter auf den Waldboden. Ihre Mäntel hielten die Nässe ab, wurden mit den verstreichenden Stunden dennoch zusehends schwerer. Zwischen des Geräuschs des Regens mischten sich manchmal die Gesänge von Vögeln: Das Klopfen eines Spechts, das Kreischen einer Elster, das Rufen eines Falken und manchmal hörte man sogar den Kuckuck.

Auch wenn das alles beruhigend klang, kündigten sich bei dem Einheimischen brummende, unterschwellige Kopfschmerzen an. Der lange Schlaf war zwar die dringend gebrauchte Medizin gewesen, doch auch Valerius sagte, er müsse sich nicht einbilden, dass die Verletzungen über Nacht verschwänden. Trotzdem grübelte der Ältere weiter vor sich hin, bis sie in den frühen Abendstunden die Baumgrenze erreichten.

„Hier bleiben wir bis morgen Früh. Im Gebirge können wir schlecht unser Lager aufschlagen und es wäre ohnehin zu gefährlich im Dunkeln weiterzuklettern.“

Der Ordoner erhob keinerlei Einwände, nickte nur abwesend. Er bemerkte auch den fragenden Blick des Jüngeren, doch der Knoten saß noch zu fest in seinem Magen. So elend hatte sich Link schon lange nicht mehr gefühlt.

In der Nähe des Waldrands ließen sie sich schließlich nieder. Das Waschen, Umziehen, Kochen und Essen wurde von demselben kargen Wortwechsel begleitet, wie zuvor auch. Der Jüngere hatte aus einigen Stöcken ein Gerüst nahe des Feuers gebaut und dort ihre Mäntel und Heldengewänder zum Trocknen aufgehangen, wobei er vorher lautstark seiner Erleichterung Ausdruck verlieh, endlich in trockene Kleidung schlüpfen zu können.

Link wusste, dass es ein Versuch war ihn aus der Reserve zu locken, trotzdem wollte ihm kein Wort über die Lippen kommen und nach einem kurzen Blick wandte er sich ab. Danach saßen sie nebeneinander am Feuer, so weit voneinander entfernt, dass eine dritte Person bequem Platz zwischen ihnen gefunden hätte. Der ältere Hylianer wusste, dass er sich distanziert verhielt, aber die Freundlichkeit seines Pendants war gerade das Letzte, was er zu verdienen glaubte.

Ihr ständiger Begleiter, der Nieselregen, hatte seit einigen Stunden aufgehört. Dort wo die Bäume dicht zusammenstanden hatte er nur leicht den Waldboden benetzen können, unter den fülligen Tannen jedoch war es trocken. Es war bereits dunkel, am Himmel erkannte man nur weit im Westen noch die letzten Zeichen der Dämmerung.

Der Ordoner saß regungslos da, das linke Knie angezogen, das rechte lag angewinkelt darunter, die Hände ruhten verschränkt auf seinem Schienbein. Noch immer beschäftigte ihn sein Unvermögen, auch nur einen seiner unzähligen Gedankengänge preiszugeben. Seine Augen stierten unentwegt ins Feuer. Er wagte kaum, seinem Freund ins Gesicht zu schauen.

„Worüber zerbrichst du dir den Kopf hm?“

Link zuckte unscheinbar zusammen, drehte sich seitwärts, wo ihn sein Freund mitfühlend anlächelte. Er war, von ihm unbemerkt, näher gerückt, sodass er ihn hätte mühelos berühren können, wenn er den Arm ausstreckte. Er saß im Schneidersitz, stützte mit der linken Hand sein Kinn ab und schaute von unten zu ihm hinauf.

Seine Frage war die sanfte Welle des Anstoßes. Der Ordoner blickte kurz nervös, unsicher nach vorne, dann wandte er sich wieder dem Anderen zu, als all die festgefahrenen Gedanken aus ihm herausbrachen.

„Es tut mir so leid, Link, ich …. ich bin so ein überheblicher Dummkopf! Ich...“

Er stockte, sein Blick sank, als ihn Hemmungen erfassten, seine eigenen Schwächen laut einzugestehen.

„Ich... ich habe dir so vieles nicht zugetraut...“, gestand er leise, „... ich dachte, ich müsste mich besser um alles kümmern.... ich habe... mich dir als überlegen empfunden und nicht als ebenbürtig...“

Als er diese Worte aussprach, spülte blanke Scham durch sein Inneres. Der Einheimische konnte nicht aufschauen, sein Gesicht brannte, aber seine Hände waren kalt.

Stille kehrte nach seiner Beichte ein, die sich für ihn ins Unerträgliche zog. Was würde sein Freund nun von ihm halten? Sicher fühlte er sich jetzt wütend und gekränkt. Das wäre verständlich, immerhin hatte er ihn für unreif gehalten und das ungerechtfertigt.

Er hörte wie sein Ebenbild einatmete, sich aufrichtete, interpretierte es als aufwallenden Zorn.

„Ich weiß Link.“

Schlagartig schaute der Ältere auf. Sein Pendant lehnte sich zurück, stützte sich mit beiden Händen hinten auf dem Boden ab. Die königsblauen Augen sahen ihn nur verständnisvoll an, während ein geschlagenes Lächeln seine Mundwinkel in die Höhe zog. Obwohl in dem warmen Gesichtsausdruck seines Gefährten nicht der Hauch eines Vorwurfs lag, brannten seine Wangen und seine Stirn wieder heiß. War es denn so offensichtlich gewesen?

Für einen Moment entfloh er diesem Mitgefühl, bis die Worte des Helden seine Aufmerksamkeit wieder auf ihn zog.

„Es ist schon in Ordnung, ich kann verstehen, dass du unbewusst die führende Rolle übernommen hast. Immerhin.... benehme ich mich ja auch nicht sehr erwachsen, das weiß ich...“

Der Jüngere seufzte leise, seine Schultern schoben sich nach vorne, sein Gesicht und sein Blick sanken gleichermaßen. Auf einmal wirkte er abermals wie der kleine Junge, der er ja in seinem Inneren immer noch ein Stück weit war.

„Weißt du, mir... fehlen diese sieben Jahre, die ich geschlafen habe.... und das merkt man, es ist meine Art...“

Unvermittelt richtete sich der Held der Zeit wieder auf, beugte sich vor und sah ihm ernsthaft in die Augen. Plötzlich war der kleine Junge wieder verschwunden.

„Aber das heißt nicht, dass du all die Verantwortung allein schultern musst Link. Wir sollten in Zukunft diese Dinge aufteilen, denn für einen allein ist es irgendwann zu viel. Und außerdem … würde es mich wirklich freuen, wenn ich dir etwas abnehmen kann.“

Der Ältere vermochte im ersten Moment gar nicht dem Sinn dieser Worte zu folgen, er hatte schlichtweg etwas vollkommen anderes erwartet.

Als er endlich begriff, was der Andere damit ausdrücken wollte, schwankte sein Herz zwischen Ergriffenheit und Gewissensbissen.

Es rührte ihn, wie sein Partner verstand, sich in ihn hineinversetzte, er die Lasten gerecht aufteilen wollte. All dies führte ihm schlagartig das wahre Format seines Gefährten vor Augen, die Tragweite seines Titels Held der Zeit.

Ja, er war der legendäre Herr über die Zeit aus ihren alten Geschichten, wie konnte er sich anmaßen es besser zu wissen? Schon bei dem Angriff auf Ordon hatte es sich gezeigt: War es nicht er selbst gewesen, der blindlings und ohne nachzudenken vorausgestürmt war?

Mit der Achtung wuchs auch sein Gefühl von Schuld.

Link bemerkte den abwartenden Blick des Jüngeren, der auf ihm ruhte. Er hob den Kopf und begegnete ihm. Hinter seiner Stirn war es plötzlich wie leergefegt, sodass ihm seine Gefühle auf der Zunge lagen.

„Du bist viel reifer und erwachsener als du denkst … und als ich.

Schon gestern Abend hast du es bewiesen … ich habe mich stur wie ein Kleinkind verhalten, ohne auch nur einen Moment darüber nachzudenken, dass du auch Erholung brauchtest. Obwohl du eigentlich derjenige bist, der so schnell wie möglich die Harfe finden will, hast du viel überlegter, vorausschauender gehandelt...“

Der ältere Hylianer atmete tief ein, schaute hinauf in den Himmel, wo die aufgerissene Wolkendecke die ersten Sterne preisgab.

„Ich... habe Angst...“, offenbarte er, „Es war nicht das erste Mal, dass sie angegriffen wurden und schon damals war ich nicht in der Lage es zu verhindern.“

Obwohl sein Gefährte es nicht konkret aussprach wusste Link, dass er über seine Leute aus dem Dorf redete. Auf einmal wirkte der in den Himmel gerichtete Blick so fern, als er sich erinnerte.

Gespannt rückte Link unwillkürlich näher an ihn heran, als der Ältere mit seltsam sachlicher Stimme weitersprach.

„Bei diesem ersten Angriff verwandelte ich mich auch das erste Mal in einen Wolf. Als ich von den Schattenkreaturen in die Welt des Dämmerlichts gezogen wurde, war es so, als sei ich in einem Alptraum gelandet.“

Link verstummte, sein Blick sank zu Boden.

„Und als Wesen der Schattenwelt erkannten mich natürlich auch meine eigenen Leute nicht. Sie jagten und trieben mich, sodass ich wie ein Dieb in der Finsternis herumschlich, um Schwert und Schild aus den Häusern zu stehlen.“

Der Jüngere war sich nicht sicher, was genau in den Worten seines Kameraden mitschwang: Verbitterung? Verzweiflung? Genauso wurde ihm unvermittelt klar, warum sein Pendant seine Wolfsform offenbar nicht mochte.

„Kurze Zeit später kehrte ich in das Dorf zurück, nachdem ich mich mühevoll durch den Schrein im Wald gekämpft hatte. Obwohl ich versuchte achtsam und überlegt vorzugehen, habe ich oft Fehler gemacht oder mich verirrt in diesem Labyrinth.“

Link beobachtete wie der Einheimische seine Mundwinkel gequält nach oben verzog, bevor er selbstironisch weitersprach: „Ich war anfangs alles andere als souverän. Ehrlich gesagt, ich war ganz schön am Ende, nachdem ich es endlich geschafft hatte, übersät mit Schrammen und blauen Flecken.“

Der legendäre Held lachte leise und grinste seinem Kameraden wissend zu.

„Ging mir nicht anders.“

Der Ordoner erwiderte sogar ansatzweise das Lächeln, doch dann wandte er abermals den Blick ab, der nun gegenüber an einem Baum verharrte.

„Ja, es war anstrengend und dann war da noch Midna, die mich ständig aufzog.“

Er seufzte leise.

„Schließlich kehrte ich danach kurz in das Dorf zurück. Alle waren froh darüber mich zu sehen, aber gleichzeitig waren sie auch enttäuscht.“

„Was?“, platzte es aus dem jüngeren Hylianer heraus, „Wieso?“

Sein Ebenbild schaute ihn unvermittelt an. Diesmal überwog in seinem Gesichtsausdruck die Verzweiflung.

„Ich war zurückgekehrt, aber ohne die Kinder.“

Sein Blick sank wieder.

„Sie blieben weiterhin verschwunden, von Monstern entführt. Und plötzlich legten alle ihre Hoffnungen in meine Hände. Sie glaubten ich alleine könnte sie finden und wohlbehalten zurückbringen.“

Der Dunkelblonde atmete tief durch.

„Diese Bürde lastete anfangs schwerer auf meinen Schultern, als die, Hyrule von den Schatten zu befreien. Weißt du es war keine Frage für mich loszuziehen, um Hyrule zu retten, denn als ich das Gewand zum ersten Mal trug spürte ich die Kraft, die es mir verlieh. Plötzlich wusste ich es war mein Schicksal und ich wollte es erfüllen. Aber den Erwartungen der Dorfbewohner gerecht zu werden, die mich als Waisenkind aufgenommen und sich all die Jahre liebevoll wie eine Familie um mich gekümmert haben, denen ich meine glückliche Kindheit verdanke ...“

Er brach ab und es wurde still zwischen ihnen.

„... deshalb machst du dir so viele Sorgen und willst alles allein regeln ...“

Seine Reinkarnation starrte zu Boden. Link merkte, dass er einen Augenblick brauchte um zu antworten.

„Ja... ich kann deshalb einfach an nichts anderes denken, es beschäftigt mich immer und immer wieder... Ich weiß wir haben über all das schon öfter gesprochen und du hast mir auch wirklich immer helfen können, aber es fällt mir unheimlich schwer all diese Gedanken abzuschütteln. Ich fühle mich für Ordon verantwortlich, weil ich der Einzige bin, der das Dorf wirklich beschützen kann … jedenfalls denke ich das, obwohl ich weiß, dass ich Zelda vertrauen kann …

Und zu allem Überfluss fühle ich mich so sehr in diesen Sorgen gefangen, dass ich mich dazu noch dir gegenüber unangemessen verhalte, was mich einfach nur wütend auf mich selbst macht...“

Mit jedem Wort verlor sich sein Nachfahre weiter in seinen Unzulänglichkeiten, seiner Selbstkritik. Der legendäre Held hörte und spürte es und verharrte still. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er mit Worten nichts erreichen konnte, ganz abgesehen davon, dass ihm auch nichts einfiel.

Doch dann folgte er wie so oft einer plötzlichen Eingebung, sprang unerwartet auf, streckte die Hand seinem Kameraden entgegen.

„Komm.“

Verwirrt sah der einheimische Hylianer auf.

„Was?“

„Komm mit, ich will dir was zeigen.“

Trotz der Aufforderung rührte sich sein Kamerad nicht.

„Aber...“

„Komm schon! Vertraust du mir jetzt oder nicht?“

Ungeduldig ob des Zögerns packte der Held der Zeit unverwandt nach der Hand seines Gefährten und zog ihn schwungvoll in die Höhe, zerrte ihn danach regelrecht hinter sich her, weg vom Feuer, tiefer in den dämmrigen Wald hinein.

„Wohin willst du?“, fragte seine Reinkarnation einige Momente später.

„Warts ab.“

Der Jüngere konnte selbst nicht so recht erklären, was er da eigentlich genau tat oder was er vorhatte. Er wusste nur mit selbstverständlicher Klarheit, dass er jetzt einfach auf seine Intuition vertrauen musste. Sie würde ihn schon leiten. Deshalb dachte er nicht weiter nach, sondern handelte.

Zwischen den Bäumen war es bereits finster, doch das hinderte ihn nicht. Er ging weiter, ließ sich von seinen Füßen dorthin tragen, wo es ihnen bestimmt sein sollte. Sein Kamerad erhob keinerlei Einwände, ließ sich schweigend von ihm weiter in den Wald entführen.

Der Jüngere stoppte abrupt, wartete einige Momente. Dann drehte er sich um und sah seinem Abbild in die Augen. Er konnte ihn nur schwer erkennen, spärlich fiel das Sternenlicht durch die Kronen der Tannen. Aber das war jetzt nicht wichtig.

„Was willst du hier Link?“

Der legendäre Held überhörte diese Frage, griff nach den Händen seines Freundes.

„Mach die Augen zu.“

Der Ältere sah ihn einen Moment schweigend an, tat dann aber wie ihm geheißen.

„... na gut.“

So verharrten sie, standen still, lauschten den Geräuschen ihrer Umwelt. Knackendes Geäst, Wind der durch die Farne strich, eine singende Nachtigall, das Röhren eines Hirsches in der Ferne.

Und doch, trotz all dieser Geräusche berührte sie eine Stille, eine wispernde Stille, als flüsterten die Geister der Natur um sie herum lautlos.

Den ehemaligen Kokiri beseelte eine Ruhe, eine stumme, freundliche Kraft, wie er sie auch immer in den Verlorenen Wäldern gespürt hatte. Das reine Wesen der Natur umfing sie.

Er hielt die Augen geschlossen, die Hände fest gedrückt, während er leise zu seinem älteren Ebenbild sprach.

„Spürst du es Link? Hörst du das Rauschen der Blätter, den Atem der Bäume und den Wind? Kannst du die Ruhe und Gelassenheit fühlen?“

Er verstummte kurz, wusste selbst nicht so genau um den Sinn seiner Worte. Er sprach einfach das aus, was ihm sein Herz enthüllte.

„Spürst du dich selbst? Deinen Körper, deine Gefühle, deinen Geist... das Vertrauen in dich?“

Abermals Stille.

„Kannst du loslassen? Die Kontrolle aufgeben, dich fallen lassen und einfach nur der Melodie des Waldes lauschen?“

Link spürte eine Vertrautheit in seinen eigenen Worten und auf einmal erinnerte er sich an diesen einen Baum in den Verlorenen Wäldern zurück, der ihn in schweren Zeiten tröstete, wieder und wieder.

Sein Gedanke brach unvermittelt ab, als sein Gefährte den letzten Schritt zwischen ihnen überwand, die Arme um ihn schloss und das Gesicht an seiner Schulter vergrub. Sein Atem ging schwer und er zitterte ein wenig. Link umarmte seinen Freund und legte eine Hand auf den dunkelblonden Schopf. Er wollte ihm die Geborgenheit, das Vertrauen geben, das er selbst immer von ihm erhielt.

Sie standen dort regungslos in der Dunkelheit, hielten einander und lauschten. Der Atem des Ordoners beruhigte sich, damit einhergehend hob er den Kopf, schmiegte seine Wange an diejenige seines Partners und verharrte wieder. Link merkte, dass der Ältere sich langsam entspannte und es war, als tauche er langsam wieder auf, so als sei er in sich selbst versunken gewesen. Seinem Gefährten erging es scheinbar ähnlich, denn er löste die Umarmung, schaute ihn an. Seine Augen hatten sich wohl ganz an die Dunkelheit gewöhnt, denn Link erkannte sogar den gelösten Ausdruck im Antlitz des Einheimischen.

Seltsam, auf einmal wurden ihm die ganzen Dinge bewusst, die er getan und gesagt hatte. Der jüngere Hylianer spürte abrupt die altbekannte Hitze auf seinen Wangen. Im Nachhinein kam ihm das alles irgendwie albern vor, obwohl es sich immer noch richtig anfühlte.

Als habe sein Gegenüber diese Gedanken gelesen, meinte er: „Bei dir weiß man wirklich nie was als nächstes kommt.“

Seine Stimme klang sanft und leise, dennoch verstärkten diese Worte die Verlegenheit in ihm.

Peinlich berührt kratzte er sich an der Wange, sah zur Seite und erwiderte: „Uhm... entschuldige, ich weiß, das war jetzt ein wenig seltsam... aber das habe ich früher öfters gemacht: Wenn ich von Mido und den Anderen wieder geärgert wurde, bin ich in den Wald gelaufen und wie von selbst immer zu dem gleichen Baum gelangt, der mir Trost gespendet hat … und irgendwie, habe ich mich dort geborgen gefühlt ...“

Er verstummte für einen Atemzug.

„... er hat mir Kraft gegeben, war für mich da, sodass ich mich danach wieder stark fühlte...“

Der Jüngere brach abermals ab. Er wusste nicht so recht, wie er es beschreiben sollte und augenblicklich wurde es ihm auch peinlich, diese Kindheiten laut ausgesprochen zu haben, waren sie doch eine wohlbehütete Erinnerung.

Eine Hand an seiner Wange die seinen Kopf drehte und ein inniger Kuss zerstreuten diese Gedanken. Ihre Lippen trennten sich nur einen Atemzug voneinander, als Link ein leises, aber bestimmtes „Danke.“ vernahm.

Im ersten Augenblick realisierte er es gar nicht.

„Hab... habe ich dir damit wirklich geholfen Link?“, fragte er nach.

Sein Partner lächelte als Antwort.

„Ja, das hast du.“

Abermals drückte sich sanft der Mund seines Freundes gegen seinen. Er küsste ihn so gefühlvoll und innig, dass es den legendären Helden verlegen überraschte. Doch schnell überwog die Freude, auch endlich seinem Ebenbild geholfen haben zu können, dass er verspielt entgegenhielt. Nach einer Weile löste sich sein älterer Gefährte von ihm, griff nach seinen Händen und meinte: „Du hast uns reingeführt und ich führ uns wieder raus, was sagst du?“

Link grinste und antwortete: „Also ich würde den Weg finden.“

Sein Abbild schmunzelte.

„Frech wie eh und je.“

Um dieser Aussage gerecht zu werden holte der Jüngere mit seinem freien Arm weit aus.

„Na dann, großer Held des Dämmerlichts! Diese Umgebung wird deinem Namen nur gerecht, dann bring uns mal zurück zum Feuer!“

„Nichts leichter als das!“, erwiderte der Ordoner lachend, zog seinen Partner an der Hand hinter sich her, während er sicheren, raschen Schrittes zwischen den Bäumen hindurchlief. Nach einer kurzen Weile erreichten sie wieder das Lager.

Sie sahen sich um, bemerkten das zu erlöschen drohende Feuer, den benutzten Kessel und die Schalen vom Abendessen und das noch ungerichtete Schlaflager.

„Arbeitsteilung sagtest du?“, fragte der Ältere, sah dabei seinen Vorgänger zögernd an. Der Angesprochene grinste und nickte zustimmend.

„So ist es! Übernimm du das Feuer und das Geschirr und ich richte unser Schlaflager her.“

„Abgemacht!“

Freundschaftlich schlugen sie ein, ehe sich jeder seiner Aufgabe widmete.

Der legendäre Held breitete die Wolldecken an einer geschützten Stelle auf dem weichen Waldboden aus. Die Nächte kühlten noch nicht so stark aus, sodass weiterführende Vorkehrungen zum Schutz gegen Kälte und Wetter noch nicht nötig waren. Lediglich am Kopfende häufte er die Erde an. Über die kratzenden Wolldecken breitete er ein weicheres, doppelt gefaltetes Tuch aus, entrollte danach die beiden Zudecken. Als Kissen genügten ein paar gefaltete Kleidungsstücke, die er über die gleichmäßigen Erdhaufen legte. Zum Schlafen trugen sie schlichte Tuniken und Hosen aus dick gewebten Stoffen, die man lediglich mit einigen Bändeln in der Mitte verschnüren musste.

Nachdem sein Werk vollendet war, ließ sich Link kurzerhand mit ausgebreiteten Gliedern auf der Schlafstätte nieder, schaute hinauf in den Himmel.

Das wieder aufflammende Feuer lenkte seine Aufmerksamkeit ab und sein Blick blieb an der Gestalt seines Kameraden hängen, der davor kniete. Mit einem kleinen Beil zerstieß er das Holz, schichtete es kegelförmig um die Flammen herum. Sein Gesichtsausdruck wirkte konzentriert, aber auch friedlich. Es schien, als habe er sich wirklich verändert.

Nach einer Weile ertappte Link sich dabei, wie seine Augen den sehnigen Hals, den Oberkörper, Arme und Hüfte abtasteten. Wie sich die Muskeln und Sehnen bei seiner Tätigkeit anspannten, sich im Schein der Flammen bewegten.

Irgendwie machte ihn das rastlos.

„Das reicht doch Link.“, meinte er aus diesem Grund unscheinbar.

Sein Gefährte sah kurz zu ihm rüber, widmete sich ohne ein Wort zu verlieren wieder seiner Arbeit und lächelte dabei. Es war ein wissendes Lächeln. Also hatte er ihn durchschaut.

Einen Holzscheit später schon legte der Ordoner das Beil beiseite, erhob sich und während er langsam auf ihn zuging, rieb er sich die Holzspäne von den Händen.

Der Jüngere beobachtete ihn, setzte sich auf und stützte sich mit den Händen ab. Sein Kamerad ging am Fußende in die Hocke, betrachtete das Lager und meinte lächelnd: „Anders hätte ich es auch nicht gemacht.“

Der legendäre Held antwortete darauf nicht, seine Ungeduld trieb ihn vielmehr zum handeln. Er beugte sich vor, streckte die Hand nach dem Anderen aus, packte ihn auch direkt am Kragen seiner Tunika und zog ihn an sich, um ihn in einen energischen Kuss zu verwickeln. Link merkte, dass er seinen Freund damit überrumpelte, doch er fing sich rasch. Dem Jüngeren wurde in diesem Augenblick bewusst, wie zurückhaltend sie aufgrund der ganzen Ereignisse in den letzten Tagen zueinander gewesen waren.

Jetzt überkam es ihn dafür schlagartig.

Kurz stupste seine Zungenspitze gegen die Unterlippe seines Freundes, als er im nächsten Atemzug schon die Gelegenheit bekam. Fast schon ungestüm drückte er sich an die feuchte Zunge seines Partners, der langsam aber sicher auf dieses kleine Kräftemessen einstieg.

Während Link den Kragen seiner Reinkarnation nicht locker ließ, fuhr er mit seiner freien Hand durch die dunkelblonden Haare, verharrte schlussendlich im Nacken. Sein Partner durfte ihm nicht entwischen.

Sein Herz schlug schneller, als er eine Hand an seiner Hüfte spürte, wie sie von dort zu seinem Rücken wanderte. Ohne zu unterbrechen zog Link ihn weiter mit sich zurück, bis er wieder auf dem Rücken lag. Diesmal wollte er die Führung nicht dem Ordoner überlassen. Er verwickelte ihn weiterhin in ein inniges Gefecht, versuchte darüber hinaus seine Sinne zu sammeln. Mit beiden Händen tastete er den schwebenden Oberkörper über sich ab, entfädelte die Knoten, bis er die warme Haut fühlte. Sanft strich er mit den ganzen Handflächen die angespannten Brustmuskeln hinauf und wieder hinab bis zum Bauch, massierte sich vorsichtig über die blau angelaufenen Prellungen, die sich über die maskulinen Unebenheiten spannten. Ein zwischenzeitliches Japsen verriet ihm die Wirkung seiner Berührung und er war erleichtert.

Beflügelt von seinem einstweiligen Triumph stoppte er diesmal nicht, als er den Hosenbund erreichte. Seine Hemmungen verflogen schlussendlich, stattdessen fühlte es sich nun aufregend, gleichzeitig auch vertraut an. Ihr Verhältnis zueinander, die Situation, sein Freund selbst, all das war vertraut und kein Zweifel fand dort Platz.

Link rutschte ein kleines Stück weiter runter. Er öffnete die Bänder an der Hose, dann schlüpften seine Finger langsam unter den Stoff, zogen ihn zwangsläufig mit, als er durch die dünne Unterwäsche spürte, wie sich die Gesäßmuskeln unter seinen Fingerkuppen anspannten.

Ein unterdrücktes Keuchen entfuhr seiner Reinkarnation, sodass er kurz den Kuss unterbrach. Link ließ ihm diese kurze Verschnaufpause, tastete sich stattdessen mit den Lippen über die Wangenknochen zum Hals hinab.

Das Tun seiner Hände brach nicht ab. Sie streiften den gleichen Weg über die harten Muskeln zurück, um die Hüfte herum, trafen sich vorne. Nun zögerten sie doch im ersten Moment, dennoch überlegte Link nicht lange, griff nach dem Bund der Unterwäsche und zog sie entschlossen runter. Es brauchte nicht viel, da umfassten seine Hände ihr eigentliches Ziel.

Der Seufzer seines Gefährten entfuhr ihm ungehemmt und Link ließ von ihm ab, sah ihn stattdessen an. Seine Gesichtszüge waren vom Verlangen gezeichnet, die Augen geschlossen, der Mund leicht geöffnet. Sein ganzer Körper wand sich in seiner Berührung, spielte ihm entweder entgegen oder versuchte sich davonzustehlen.

Dieser Anblick fesselte ihn. Er beobachtete genau, wie sich die Züge veränderten, wie sie noch versuchten zu kontrollieren, sich aber bald ganz ergaben.

Gleichzeitig faszinierte ihn das pulsierende, harte Gefühl in seinen Händen. Es war ganz anders, als er es sich vorgestellt hatte. Es dauerte auch nicht lange, da bewegte der Ältere seine Hüfte, drückte sich ihm entgegen. Link konnte nicht aufhören, beobachtete gebannt das Schauspiel in dem Antlitz über sich. Unwillkürlich wurden seine Handgriffe schneller, fester. Dann plötzlich keuchte sein Geliebter tief und laut, hielt einen Moment still, stützte dann den Kopf neben seinem ab, verharrte schnell atmend.

Etwas Feuchtes rann über seine Finger, doch das blieb von dem Jüngeren unbemerkt, noch immer ging sein Blick nach oben, wurde nun vom Himmel selbst festgehalten. Der Atem seines Gefährten blies gegen seinen Hals, klang schwer in seinen Ohren.

Er wollte die Hände heben, da fiel ihm wieder ein, dass er sie noch nicht wieder benutzen konnte. Schnell griff er nach irgendeinem Stoff den er neben sich ertastete, ließ ihn genauso achtlos wieder fallen, als seine Hände den noch schwebenden Oberkörper umgriffen und sanft dazu zwang, sich auf ihm niederzulassen. Er stockte kurz, als er ein bekanntes Gefühl zwischen seinen Beinen spürte und plötzlich war ihm heiß. Doch sein Partner lenkte ihn ab, als er den Kopf hob und ihn – zu seiner Verwunderung – erstaunt anschaute.

„Seit wann bist du so forsch geworden?“

Der Jüngere überlegte wirklich einen Moment, sein Blick schweifte kurz zur Seite, dann wieder zurück auf den fragenden Gesichtsausdruck über sich und ein leichtes, ansatzweises Lächeln zog seine Mundwinkel nach oben.

„Das war ich doch schon immer oder?“

Die Verwunderung verschwand nicht, dennoch zogen sich die Mundwinkel des Ordoners bei dieser Bemerkung leicht nach oben.

„Ich...“, setzte Link wieder an, „... habe mich einfach weiterentwickelt, denke ich... außerdem war es aufregend und interessant! Jetzt weiß ich, wie es sich anfühlt und ich weiß auch, wie du das Gesicht verziehst.“

Begeisterung, fast schon kindlich, schwang in der Stimme des Helden der Zeit mit, weil er etwas Neues gelernt hatte und beim ersten Versuch damit schon erfolgreich war. Verblüfft zog der Einheimische die Augenbrauen nach oben und nun war es sein Freund, der ihn fragend ansah.

„...das hast du mir nicht zugetraut oder?“

Auf diese Frage hin wurde das Lächeln des Älteren breiter.

„Ehrlich gesagt nein...“

Er lehnte die Stirn auf diejenige unter sich.

„Aber ich habe mich daran gewöhnt, dass du voller Überraschungen steckst.“

Der Jüngere grinste, bevor sein Partner seinen Mund vereinnahmte und ihn intensiv küsste. Gleichzeitig fühlte er eine Hand an seiner Seite, die bestimmend über den Stoff fuhr. Kurz lösten sie sich voneinander und die dunkelblauen Augen verharrten im Blick seines Gegenübers.

„... jetzt bin ich dran oder?“, fragte er, doch klang es in seinen Ohren eher nach einer Feststellung.

Sein älterer Gefährte sah ihn einen Moment nüchtern an, einen Lidschlag später hielt ihn sein Blick sinnlich fest und einer seiner Mundwinkel zog sich liebevoll in die Höhe. Als Antwort auf seine Frage bekam Link einen begehrlichen Kuss und er beschloss die Segel zu streichen.
 

Inzwischen war die Nacht schwarz und finster, die Stunde fortgeschritten, als die Hylianer beschlossen sich schlafen zu legen. Doch keiner von ihnen tat es, jedenfalls war sich der legendäre Held sicher, dass sein Kamerad genauso auf dem Rücken lag und in den Himmel starrte wie er.

Dicke Wolken zogen über ihnen hinweg, machten öfters Platz für das was noch weiter über ihnen lag. Ein schmaler Sichelmond zierte neben den unzähligen goldenen Punkten den zutiefst blauen Nachtmantel, strahlte nicht stark genug, um das Licht der Sterne zu überdecken. Als Link noch ein Kind war, auf der Reise durch Hyrule, hatte er einmal versucht sie zu zählen, war darüber aber eingeschlafen.

Auch sieben Jahre später lag er oft so da wie er es jetzt tat, suchte in dem Gestirn über sich nach Antworten, nach Stärke, nach Trost oder Vergessen.

Er zog die Decke hoch bis an sein Kinn und plötzlich fühlte er sich heimisch.

„Es ist seltsam, der Himmel hier sieht genauso aus wie der zu Hause.“

Er murmelte diese Feststellung gedankenlos vor sich hin, wusste nicht, welche Worte sein Mund noch formte.

„Es … macht wohl keinen Unterschied, selbst wenn Jahrhunderte das Land verändern, die Sterne bleiben immer dieselben...“

Am Rande nahm der Jüngere wahr, dass sein Gefährte den Kopf drehte und ihn ansah, doch sein Blick ging weiter unverwandt hinauf. Selbst das penetrante Zwicken des Verbands an seinem Oberarm verblasste bei dem Anblick.

„Vielleicht...ist es dann auch egal...in welcher Zeit die Menschen leben...“

Unvermittelt merkte er, wie der Ordoner seine Hand ergriff.

„Wie meinst du das?“

Link drehte verwundert den Kopf, schüttelte ihn leicht, als wolle er einen Gedanken abschütteln. Ein verlegenes Grinsen begleitete seine Antwort.

„Ich weiß gar nicht, keine Ahnung was ich da jetzt für wirres Zeug geredet habe.“

Er drehte sich seinem älteren Ebenbild zu, warf die Decke über sie und schlüpfte gleichzeitig unter die seine.

„Das Wichtigste ist, dass wir zusammen sind was?“

Er küsste ihn kurz auf die Stirn, legte sich dann nieder und einen Augenblick später merkte er, wie der Einheimische sanft sein Gesicht an seinen Oberkörper drückte.

„Das...denke ich auch....“, antwortete er gedämpft.



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Von:  ViGaMi
2015-09-20T21:05:06+00:00 20.09.2015 23:05
geht es mal weiter? *traurig* ich hoffe noch immer drauf...
Von:  ViGaMi
2014-11-19T07:30:55+00:00 19.11.2014 08:30
Oh :D sind das etwa erste verliebtheitsanzeichen bei OoT? :D
Antwort von:  ViGaMi
26.01.2015 21:51
ich müsste ma wieder weiterlesen, ich warte aber auch sehnlichst auf ein neues kapi... xD
Von:  ViGaMi
2014-11-18T18:58:07+00:00 18.11.2014 19:58
Jaja, der gute junge link, immer aufgedreht! Naja, schade das er bald etwas traurig wird... :/
Von:  ViGaMi
2014-11-18T18:16:44+00:00 18.11.2014 19:16
Achja, ab und zu kann man link ganz schön schnell ablenken xD
Von:  ViGaMi
2014-11-18T17:53:39+00:00 18.11.2014 18:53
So, in dem kapi wird das wichtigste geklärt. Was ich mich allerdings frage, währe: was, wenn TP nach oot gekommen währe( also TP in nen zeitstrudel in die zeit von OoT)
Von:  ViGaMi
2014-11-18T17:28:57+00:00 18.11.2014 18:28
Gott, jetzt lese ich die ff, welche mich dazu brachte, einen acc auf animexx zu machen, zum 2. mal durch xD diesmal mit kommis ;)
Ps: ausser, wenn ich gerade sehnsüchtig direkt zum nächsten kapi will, dann nicht ;)
Von:  ViGaMi
2014-11-03T15:24:10+00:00 03.11.2014 16:24
Ich habe eine bitte an die Leser dieser FF, kann mir biiitöööö jemand Kapitel 14 und 21 schicken? 😢 ich will wissen was passiert *heul* ich währe demjenigen sehr dankbar *hundeblick aufsetz*mwenn wer so lieb ist! dann währe das hier meine Adresse: viktormiric@hotmail.com danke im vorraus.

Antwort von:  ViGaMi
04.11.2014 21:19
Hat sich erledigt, danköö :)
Von:  ViGaMi
2014-11-02T16:43:53+00:00 02.11.2014 17:43
Ich mag die Story bis jetzt, aber ich sehe schon jetzt, dass ich nicht alle Teile lesen kann, wegen Altersbegrenzung. Kann mir wenn es geht jemand diese Teile per Email schicken? (Also Kapitel 14+21) dem währe ich sehr verbunden, danke. Meine Adresse ist: viktormiric@hotmail.com danke im vorraus, ich würde mich seeeehr freuen.
Von:  Naryu
2013-11-16T19:28:52+00:00 16.11.2013 20:28
So, jetzt habe ich es auch mal endlich geschafft das Kapitel zu lesen! xD
Aber es kommt mir gar nicht so vor, als ob das vorherige Kapitel schon ein Jahr zurück liegt.
Ach, wie schnell doch die Zeit vergeht.

Ich sag zuerst mal, was mir nicht gefallen hat: nichts.
Und jetzt was mir gefallen hat: der ganze Rest. XD

Alles wieder sehr schön beschrieben, besonders der Anfang mit dem Regen hat mir sehr gut gefallen. ^^
Ich hatte ja im letzten Kommentar geschrieben, dass OoT-Link präsenter wirkte. Das kommt hier nochmal deutlicher rüber, da man jetzt auch weiß, was denn das Problem war.
TP-Link macht sich viel zu viele Sorgen, aber so ist er nun mal. Und man kann es gut nachvollziehen. Du hast seinen Charakter gut herausgearbeitet, hier besonders bezogen auf seine Einstellung und Verantwortung gegenüber dem Dorf.

Die Stelle mit dem Foto fand ich ja sehr süß. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie OoT-Link vor der Kamera posiert. xD

Die Szene im Wald wenn die beiden der Natur lauschen, ist sehr stimmig. Die Umarmung war für mich diesmal der Höhepunkt. x3
Und dass OoT danach verlegen war, ist sehr knuffig.

Du hattest ja gemeint, dass das nächste Kapitel bald kommt.
Ich werde geduldig warten. :3
Von:  rutila-luu
2013-06-20T21:47:54+00:00 20.06.2013 23:47
Natüüürlich ist es jetzt doch wieder so spät geworden..>_> Aber was solls :P
Liebe Aki
ich bewundere dich zutiefst und bin so stolz auf dich, dass du diese FF so klasse durchziehst! =)))
Klar, dass es nach Jahren, die du uns nun Freude mit deiner FF bereitest, auch mal längere Pausen gibt ^^ Aber ich kann das nur zu gut verstehen. Bei mir hat sich auch einiges geändert, von dem Tag als ich ALttL angefangen habe zu lesen bis heute ^^
Vieles zum Guten aber leider habe ich durch mein Studium und alles Neue auch viel Zeit für Zelda und Co einbüßen müssen und ich bin nur noch sehr selten bei Mexx.:(
Umso schöner finde ich es, dass deine FF mich immer wieder zurückholt und auch wenn ich nicht mehr viel dazu komme, mich mit Zelda zu beschäftigen, geschweige denn nochmal TP oder OOT zu spielen (was ich so gerne noch mal machen will!!), gibt mir deine FF immer ein Stück von dem Gefühl, das ich hatte, als ich die Spiele gespielt habe X)
Das liegt sicherlich vor allem an deiner tollen Art, so originalgetreu die Landschaften zu beschreiben.Das mochte ich ja schon immer so gerne bei dir :) Und das ist dir wieder gut gelungen.

Oh und TPs Gefühlswelt kann ich nur zu gut nachvollziehen. Ich kenne das, wenn man meint, man hat jemandem Unrecht getan und konnte sich noch nicht direkt dafür entschuldigen und schleppt das schlechte Gewissen die ganze Zeit mit sich rum^^
Aber er wäre ja nicht TP wenn er die Fronten da nicht doch noch geklärt hätte ^^ Und der DIalog ist wirklich schön geworden. Aber besonders hat mir der Satz gefallen: "Mit der Achtung wuchs auch sein Gefühl von Schuld."
Die Szene im Wald war auch süß. Ich fand gut,dass OOT zwischendurch selbst überlegt, ob seine Worte ein bisschen komisch oder kitschig rüber kommen, er sich dann aber sicher ist,dass es von Herzen kommt und das Richtige zu sagen ist :)

Na jaaa und die entgültige mh ja Versöhnung (sie haben sich ja nicht wirklich gestritten) war auch klasse ;) In der Szene hatte ich auch einen Lieblingssatz, den ich auch kurz als persönliches Highlight zitieren muss : "Ihr Verhältnis zueinander, die Situation, sein Freund selbst, all das war vertraut und kein Zweifel fand dort Platz."
Total schöner Satz <3

Also Aki was soll ich sagen? Auch nach langer Zeit, scheinst du das Schreiben nicht verlernt zu haben :P ;) Ich freu mich schon aufs nächste Kapitel. Ist denn ein nächstes in naher Zukunft in Sicht oder ist das noch nicht abzusehen? :)
Liebste Grüße
luu



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